Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information VWL für Juristen II. Mikroökonomische Konzepte Johannes Tischer Johannes Gutenberg Universität Mainz 28.4.2012 1 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Agenda 1 Grundbegriffe 2 Das allgemeine Gleichgewicht 3 Marktmacht Monopol Oligopol 4 Externalitäten 5 Öffentliche Güter 6 asymetrische Information Hidden Action: Moral Hazard Hidden Characteristics: Adverse Selektion 2 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Was ist Mikroökonomie? Mikroökonomie beschäftigt sich mit den Entscheidungen einzelner Wirtschaftssubjekte Wirtschaftssubjekte werden beschrieben durch ihre (rationalen) Präferenzen (z.B. Gewinnmaximierung) ihre Ressourcenbeschränkung (z.B. Produktionskosten) Das Handlungsumfeld wird beschrieben durch Anreizstrukturen (z.B. eine Nachfragekurve) vereinfachende Annahmen (z.B. Anzahl der Güter, der Konkurrenten) 3 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Generelle vs. Partialanalyse eine wichtige Annahme über das Umfeld besteht in der Vernetzung mit anderen Märkten Partialanalyse: Markt wird isoliert betrachtet generelle Analyse: Märkte beeinflussen sich gegenseitig Beispiel: Partial: Ein Haushalt entscheidet zwischen Arbeits- und Freizeit. Generell: Ein Haushalt entscheidet zwischen Arbeits- und Freizeit → dies beeinflusst das Arbeitsangebot → dies beeiflusst die Preise, die Firmen für Konsumgüter verlangen → was wiederum die Arbeitsentscheidung des Haushalts beeinflusst. Hier: Partialanalyse 4 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Spieltheorie I Analysemethode für Situationen mit strategischer Interaktion Zwei oder mehrere Individuen nehmen an einem Spiel (Interaktion) teil Es gibt etwas zu gewinnen und zu verlieren Jeder Teilnehmer hat verschiedene Strategien zur Auswahl Jeder Spieler versucht, seinen eigenen Nutzen zu maximieren =⇒ Zu welchen Ergebnissen führen solche Spiele? 5 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Spieltheorie II Das prominenteste Beispiel: Das Gefangenendilemma 6 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Spieltheorie III Wichtigstes Ergebnis: Nash-Gleichgewicht individuelle Nutzenmaximierung führt nicht immer zu allgemeiner Nutzenmaximierung Um den allgemeinen Nutzen zu maximieren, muss das Verhalten der Spieler geändert werden Lösungsansatz: Kooperation Absprachen und Verträge zwischen Spielteilnehmern wichtig: Institutionen, die Verträge durchsetzen 7 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Das allgemeine Gleichgewicht Ein Markt befindet sich im Gleichgewicht, wenn kein Teilnehmer einen Anreiz hat, sein Verhalten zu ändern Es wird eine bestimme Menge (Gleichgewichtsmenge) zu einem bestimmten Preis (Gleichgewichtspreis) gehandelt Der optimale und friktionslose Markt führt zum Wohlfahrtsmaximum keine Transaktionskosten keine Marktmacht (alle Anbieter sind Preisnehmer) kein unterschiedlicher Wissensstand von Käufer und Verkäufer keine unklaren Eigentumsverhältnisse Dies ist erstaunlich, da es das Resultat der individuellen Nutzenmaximierung aller Marktteilnehmer ist 8 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information unerwünschte Marktergebnisse Wann ist ein Marktergebnis nicht optimal, bzw. der Markt nicht effizient? Wenn das Marktergebnis die allgemeine Wohlfahrt nicht maximiert In diesen Fällen muss der Markt reguliert werden Im Folgenden: Wann führt die individuelle Nutzenmaximierung zu Abweichungen vom Wohlfahrtsmaximum? 9 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Monopol Oligopol Abweichungen von vollkommener Konkurrenz Eine Voraussetzung für Wohlfahrtsmaximierung ist vollkommene Konkurrenz Viele Unternehmen bieten ein identisches Gut vielen Nachfragern an Effekt: Kein Marktteilnehmer kann alleine den Preis verändern =⇒ Die Anbieter sind Preisnehmer (nehmen den Marktpreis als gegeben) Beispiel: Aktienmarkt, Milch, Weizen... 10 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Monopol Oligopol Ein Monopol Ein Unternehmen ist Alleinanbieter eines Gutes, das nicht austauschbar ist Ursachen: Alleineigentümer eines Produktionsfaktors =⇒ Besitz aller Ölquellen, Diamantminen... Patente =⇒ bei Pharmaunternehmen... Kostenvorteil eines Unternehmes gegenüber mehreren Unternehmen =⇒ Wasserwerke, Telekom... 11 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Monopol Oligopol Der Monopolist Der Monopolist hat keine Konkurrenz Er kann daher den Marktpreis des Gutes bestimmen (Er kann eine beliebige Preis- Mengenkombination wählen) Um seinen Gewinn zu maximieren wird der Monopolist einen höheren Preis setzen als bei vollkommener Konkurrenz Dadurch sinkt die nachgefragte Menge Dies ist solange profitabel, bis der geringere Absatz stärker ins Gewicht fällt als der gestiegene Preis Es entsteht ein neues Gleichgewicht 12 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Monopol Oligopol Das Monopolergebnis höherer Gleichgewichtspreis geringere Gleichgewichtsmenge (höherer Preis=geringere Nachfrage) Der Monopolist bekommt einen größeren Teil der allgemeinen Wohlfahrt Insgesamt entsteht ein Wohlfahrtsverlust, da Leute vom Kauf abgehalten werden! 13 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Monopol Oligopol Lösungen Steigerung des Wettbewerbs in Monopolmärkten Bildung von Monopolen verhindern (GWB) Verhaltensvorschriften für Monopolisten (Preisgrenzen, vorstellbar z.B. bei Strom und Wasser) Verstaatlichung privater Monopole 14 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Monopol Oligopol Ein Oligopol Wenige Unternehmen bieten ein identisches Gut an, zu dem es keine Subsitute gibt Mischung aus Monopol und vollkommener Konkurrenz: Konkurrierende Unternehmen Mit Einfluss auf den Preis (Marktgleichgewichtspreis und menge hängen von der Angebotsentscheidung aller Oligopolisten ab) Prägend für Oligopole: Zusammenarbeit oder Konkurrenz Zusammenarbeit: Bildung eines Kartells → Monopolstruktur =⇒ OPEC in den 70-80er Jahren, ...? Konkurrenz: Optimale Angebotsmenge gegeben der Menge der anderen Oligopolisten =⇒ Mobilfunkmarkt (T-Mobile, E-Plus, O2 , Vodafone), Energiemarkt (RWE, E.ON, Vattenfall, EnBW) 15 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Monopol Oligopol Der Oligopolist Der Oligopolist befindet sich in einer Situation strategischer Interaktion Seine optimale Angebotsmenge wird von der Angebotsmenge der Konkurrenten beeinflusst Dies kommt daher, dass eine Angebotsänderung eines Oligopolisten den Preis beeinflusst Jeder Oligopolist hat eine ”Reaktionsfunktion” auf die angebotenen Mengen der anderen Der Markt ist im Gleichgewicht, wenn sich die Reaktionen der Teilnehmer nicht mehr ändern 16 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Monopol Oligopol Das Oligopolergebnis I Die Strategiekombination (B,B) führt zum höchsten Gesamtgewinn (Kartellergebnis) Beide Firmen können ihren individuellen Gewinn durch wählen der Strategie A erhöhen (→ (A,B) oder (B,A)) 17 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Monopol Oligopol Das Oligopolergebnis II Dies führt zu Kombination (A,A), von der beide Firmen nicht unilateral abweichen wollen (A,A) ist ein Nash-Gleichgewicht dieses Spiels Gesamtgewinn des Monopols wird nicht optimiert Wohlfahrt wird nicht optimiert, da der Preis über dem Preis bei vollkommener Konkurrenz bleibt 18 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Monopol Oligopol Lösungen Verhindern von Kartellen (Kartellrecht) Stärkung des Wettbewerbs in Oligopolmärkten 19 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Externalitäten Eine Externalität ist eine Konsequenz aus der Produktion oder dem Konsum eines Gutes, die keinen Einfluss auf den Marktpreis hat positive Externalität: wünschenswertes Nebenprodukt =⇒ Neue Technologien durch Grundlagenforschung negative Externalität: nicht wünschenswertes Nebenprodukt =⇒ Umweltverschmutzung durch Auto- oder Fabrikabgase Da Externalitäten Marktpreise und -mengen nicht beeinflussen, kann die volkswirtschaftlich gewünschte Menge unteroder über der Gleichgewichtsmenge liegen 20 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Beispiele 1 negative Externalität: Umweltverschmutzung Der Benzinpreis setzt sich zusammen aus Kosten für Produktion, Lagerung, Lieferung etc. Er beinhaltet aber keine Kosten der Umweltverschmutzung Die volkswirtschaftlich gewünschte Menge liegt daher unter der tatsächlichen Gleichgewichtsmenge 2 positive Externalität: Technologiefortschritt Der persönliche Nutzen von Forschung setzt sich zusammen aus persönlichem Wissenszuwachs, einer Publikation etc. Er beinhaltet aber nicht den Wissenszuwachs von anderen Personen Die Menge an Forschung ist daher niedriger als volkswirtschaftlich gewünscht 21 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Lösungen: Private Lösungen I Gesellschaftliche/moralische Konventionen =⇒ Müll wird in den Mülleimer geworfen freiwillige Hilfsbereitschaft und Engagement =⇒ Tier-, Naturschutz, Sportvereine etc. private Verträge =⇒ Coase-Theorem: Private Akteure können das Externalitätenproblem untereinander lösen wenn 1 2 keine Transaktionskosten bestehen Eigentumsrechte gesichtert sind 22 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Lösungen: Private Lösungen II Beispiele zum Coase-Theorem: Ein Imker und ein Apfelbauer sind Nachbarn Die Bienen brauchen die Apfelbäume als Nektarlieferant, die Apfelbäume die Bienen zur Fortpflanzung Diese wechselseitigen Effekte werden nicht berücksichtigt =⇒ Es gibt zu wenige Bienen und Apfelbäume Möglicherweise ist der Nutzen aus einem höheren Bienenund Baumbestand für den Imker höher als der Wert der Apfelplantage für den Bauern Übernimmt der Imker die Apfelplantage, wird er die volkswirtschaftlich optimale höhere Menge produzieren Transaktionskosten könnten den höheren Nutzen der neuen Firma aufwiegen 23 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Lösungen: Private Lösungen III Beispiele zum Coase-Theorem: Ein Hundehalter und ein Hundehasser sind Nachbarn Das Bellen des Hundes stört den Hundehasser Eventuell ist der Nutzen von Ruhe für den Hundehasser höher ist als der Nutzen aus der Hundehaltung für den Hundehalter Der Hundehasser kann den Hundehalter für das Abgeben des Hundes bezahlen und beide sind bessergestellt Eine unklare Rechtsposition über das Recht auf Hundehaltung könnten die Einigung verhindern 24 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Lösungen: Staatliche Lösungen Regulierung: Staatliche Verbote/Pflichten =⇒ Giftige Stoffe dürfen nicht in Gewässern entsorgt werden Internalisierung externer Effekte 1 2 Steuern und Subventionen =⇒ Ökosteuer auf Sprit, staatliches Bildungssystem Markt für das Recht auf negative Externalitäten =⇒ Umweltzertifikate Prinzipiell effizienter: Internalisierung externer Effekte, da sie eine effiziente Allokation der Externalitäten zulässt 1 2 Firmen könnten die Steuerzahlung einer Reduktion der Produktion vorziehen Handel mit Umweltzertifikaten platziert das Recht auf Verschmutzung dort, wo es am profitabelsten ist 25 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Arten von Gütern Während der Markt für private Güter relativ gut funktioniert, entsteht bei öffentlichen Gütern und natürlichen Ressourcen ein Problem =⇒ Free Rider Problem: Wer bezahlt für Güter, wenn er sie auch umsonst haben kann? =⇒ Problem der Übernutzung: Warum soll ich Fisch übriglassen, wenn ich ihn für mich haben kann? 26 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Beispiel: Öffentliche Güter Ein Unternehmer möchte ein Feuerwerk veranstalten Als er versucht, dafür Eintritt zu verlangen, stellt er fest, dass kaum jemand bezahlen möchte Dennoch verfolgen viele Menschen das Feuerwerk ohne zu zahlen, da es auch außerhalb der aufgestellten Tribünen gut zu sehen ist Der Unternehmer gibt das Feuerwerken auf, da es nicht profitabel ist Die Bürger können keine Feuerwerke mehr beobachten Der volkswirtschaftliche Nutzen ist niedriger als mit Feuerwerken 27 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Beispiel: Gesellschaftliche Ressourcen In der Nordsee fischen viele Fischer nach Krabben Je mehr Krabben ein jeder fischt, desto höher ist sein Gewinn Jedoch besteht dadurch die Gefahr, dass die Krabben aussterben Einzeln hat kein Fischer den Anreiz, die Krabben zu retten Sterben die Krabben aus, sinkt die volkswirtschaftliche Wohlfahrt 28 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Lösungen Das Problem ist in beiden Fällen ein fehlendes und nicht durchsetzbares Eigentumsrecht Daher kann niemand von der Nutzung ausgeschlossen oder diese eingeschränkt werden =⇒ Nur der Staat kann das gewünschte Maß an Nutzung bereitstellen Öffentliche Güter anbieten und über Steuern finanzieren =⇒ z.B. Nationale Verteidigung Natürliche Ressourcen selber ausbeuten oder die Nutzung regulieren =⇒ Fischfangquoten Eigentumsrechte definieren und damit einen Markt schaffen =⇒ Umweltzertifikate (hier ist die gesunde Umwelt die Ressource) 29 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Hidden Action: Moral Hazard Hidden Characteristics: Adverse Selektion Asymetrische Information Implizite Annahme bisher: Alle Marktteilnehmer sind perfekt informiert. Beispiele: Firmen kennen die Nachfragekurve, ihre eigenen und die Kosten der anderen Firmen Individuen kennen ihre eigenen Nutzenkurven und die aller anderen Individuen Alle wissen, dass die anderen alles wissen Alle wissen, dass die anderen wissen, dass sie alles wissen etc. Nun wird diese Annahme aufgehoben =⇒ Was geschieht, wenn Individuen unterschiedliche Informationen besitzen? Im Folgenden werden einige typische Beispiele für diese Situation untersucht 30 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Hidden Action: Moral Hazard Hidden Characteristics: Adverse Selektion Was ist Moral Hazard Moral Hazard entsteht in ”Principal-Agent”-Situationen Principal: Geschäftsherr, Auftraggeber, Regulierer Agent: Ein vom Prinzipal Beauftragter, ein Angestellter oder Adressant von Regulierung Agent und Prinzipal stehen in einem Abhängigkeitsverhältnis (z.B. Agent arbeitet für Prinzipal) Der Prinzipal kann den Agenten nicht vollständig überwachen =⇒ asymetrische Information: Der Agent weiß mehr darüber, was er tut, als der Prinzipal Derr Agent hat den Anreiz, seine Pflichten nicht zu erfüllen, da der Prinzipal ihn nicht kontrollieren kann 31 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Hidden Action: Moral Hazard Hidden Characteristics: Adverse Selektion Was bewirkt Moral Hazard Der Agent ist zunächst besser gestellt, da er weniger Aufwand hat Der Prinzipal ist schlechter gestellt, da der Agent sich auf seine Kosten ausruht Das Ergebnis ändert sich, wenn der Prinzipal den Moral Hazard Anreiz im Voraus kennt: Er befürchtet ein ihm schadendes Verhalten des Agenten Daher wird er seine Leistungen an das schadende Verhalten anpassen Nun ist auch der Agent schlechter gestellt 32 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Hidden Action: Moral Hazard Hidden Characteristics: Adverse Selektion Beispiele für Moral Hazard I 1 Beschäftigungsverhältnisse Ein Arbeitgeber (Prinzipal) beschäftigt einen Angestellen (Agent) Der Arbeitgeber kann die Arbeit des Angestellten nicht vollständig überwachen Der Agent hat den Anreiz, weniger zu arbeiten, als er soll Der Arbeitgeber könnte den Lohn an die erwartete geringere Leistung anpassen 2 Auftragsverhältnisse Ein Grundherr (Prinzipal) beauftragt einen Bauunternehmer mit einem Hausbau Der Grundherr kann jedoch nicht sehen, welches Material verbaut wird Der Bauunternehmer hat daher den Anreiz, billige Materialien zu verwenden um seinen Gewinn zu steigern 33 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Hidden Action: Moral Hazard Hidden Characteristics: Adverse Selektion Beispiele für Moral Hazard II 3 Versicherungen Versicherte (Agenten) wissen, dass der Prinzipal (die Versicherung) Schäden bezahlt Anreiz, weniger Acht zu geben und das Entstehen von Schäden hinzunehmen Dies macht die Versicherung für alle teurer, da der Prinzipal dies mit einkalkuliert 4 Staatsgarantien Banken besitzen eine implizite Staatsgarantie (i.e. der Staat rettet sie im Notfall) Anreiz, mehr Risiko auf sich zu nehmen, da bei Misserfolg der Staat die Verluste trägt Dadurch wird das Bankensystem insgesamt anfälliger und risikoreicher 34 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Hidden Action: Moral Hazard Hidden Characteristics: Adverse Selektion Lösungen für Moral Hazard Bessere Überwachung =⇒ Kameras am Arbeitsplatz, mehr Rechte für die Bafin... Höhere Entlohnung =⇒ Arbeitnehmer hat im Entlassungsfall Gehaltseinbußen und daher weniger Anreiz zu vertragswidrigem Verhalten Verzögerte Entlohnung =⇒ Entlassene Arbeitnehmer bekommen kein Weihnachtsgeld und keine Lohnsteigerungen mit höherem Arbeitsalter 35 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Hidden Action: Moral Hazard Hidden Characteristics: Adverse Selektion Was ist Adverse Selektion Adverse Selektion tritt häufig in Käufer-Verkäufer Beziehungen auf Der Verkäufer ist über die Qualität des Gutes besser informiert als der Käufer Der Verkäufer hat den Anreiz, seinen Gewinn (Verkaufspreis - Anschaffungskosten) zu steigern Die Käufer laufen Gefahr, ein Gut minderer Qualität zu erwerben bzw. einen zu hohen Preis zu bezahlen Die Auslese verkaufter Güter ist daher aus Käufersicht negativ (→ Adverse Selektion) 36 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Hidden Action: Moral Hazard Hidden Characteristics: Adverse Selektion Was bewirkt Adverse Selektion Der Verkäufer ist zunächst besser gestellt, da er minderwertige Ware zu hohen Preisen verkaufen kann Der Käufer ist schlechter gestellt, da er zu viel für zu wenig bezahlt Wenn sich der Käufer dieser Gefahr jedoch bewusst ist, können zwei Fälle eintreten: Güter werden nur zu sehr niedrigen Preisen gehandelt, die das Risiko, eine schlechte Ware zu erhalten, berücksichtigen Der Markt wird zusammenbrechen, da Verkäufer auch für gute Ware zu wenig geboten bekommen Damit sind Verkäufer und Käufer schlechtergestellt 37 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Hidden Action: Moral Hazard Hidden Characteristics: Adverse Selektion Beispiele für Adverse Selektion I 1 Gebrauchtwaren Ist der Zustand der Ware nicht schnell ersichtlich (z.B. bei Autos), besitzt der Verkäufer mehr Informationen als der Käufer Der Verkäufer verlangt vielleicht einen zu hohen Preis für das gebrauchte Auto Aufgrund dieser Gefahr wird der Käufer weniger zahlen wollen Im schlimmsten Fall kommt kein Markt zustande und Gebrauchtwaren werden nicht mehr gehandelt 38 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Hidden Action: Moral Hazard Hidden Characteristics: Adverse Selektion Beispiele für Adverse Selektion II 2 Arbeitsmarkt Ein Arbeitgeber ist schlechter über die Leistungsfähigkeit seiner Angestellten informiert als diese selber Er kann daher nicht jedem Angestellten einen daran angepassten Lohn zahlen Möchte der Arbeitgeber z.B. die Löhne für alle kürzen, werden die Leistungsfähigen das Unternehmen verlassen Aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit werden sie schnell andere Jobs zu besserer Bezahlung finden Der Arbeitgeber bleibt auf den schlechten Arbeitern sitzen Daher kann es Sinn machen, Löhne über dem Marktgleichgewicht zu zahlen Dies kann jedoch zu Arbeitslosigkeit führen 39 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Hidden Action: Moral Hazard Hidden Characteristics: Adverse Selektion Beispiele für Adverse Selektion III 3 Versicherungen Nachfrager von z.B. Krankenversicherungen kennen ihren Gesundheitszustand besser als die Versicherungen Leute mit höheren (versteckten) gesundheitlichen Risiken sind eher geneigt, sich zu versichern Dementsprechend sind die Preise für Krankenversicherungen zu hoch Leute mit niedrigem Gesundheitsrisiko könnten geneigt sein, sich nicht zu versichern Die Versicherungen versichern dann nur Menschen mit schlechtem Gesundheitszustand Dies führt jedoch dazu, dass zu wenige Leute versichert sind 40 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Hidden Action: Moral Hazard Hidden Characteristics: Adverse Selektion Lösungen Staatlicher Markt für Krankenversicherungen und Krankenversicherungspflicht Signaling =⇒ informierte Parteien senden Signale aus, die glaubhaft Informationen preisgeben sollen, z.B. Masterabschluss als Zeichen für hohe Leistungsfähigkeit, Werbung als Zeichen hoher Produktqualität Screening =⇒ Uninformierte Parteien suchen aktiv nach mehr Informationen, z.B. Überprüfung eines Gebrauchtwagens durch einen Mechaniker, Angebot unterschiedlicher Versicherungspolicen (Versicherungsanwärter ordnen sich selbst einer Police zu und geben dadurch Information preis) 41 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Hidden Action: Moral Hazard Hidden Characteristics: Adverse Selektion Fragen zur heutigen Veranstaltung? 42 / 43 Grundbegriffe Das allgemeine Gleichgewicht Marktmacht Externalitäten Öffentliche Güter asymetrische Information Hidden Action: Moral Hazard Hidden Characteristics: Adverse Selektion Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit! 43 / 43