Zur Sensitivität und Spezifität verschiedener Untersuchungsmethoden (Stamp-Färbung, Antigen-ELISA, PCR und Zellkultur) zum Nachweis des Zoonosenerregers Coxiella burnetii Klaus Henning und Reinhard Sting Einleitung Der Erreger des Q-Fiebers, Coxiella burnetii, ist ein sehr kleines, gramnegatives, obligat intrazelluläres Bakterium. Der Erreger hat ein breites Wirtsspektrum, das vor allem Zecken, Vögel und Säuger umfasst. Seine Bedeutung hat Coxiella burnetii insbesondere als Aborterreger bei Wiederkäuern. Besonders reichlich ist der Erreger im Fruchtwasser, in den Nachgeburten und den Lochien enthalten. Die Übertragung erfolgt aerogen, kongenital oder oral. Ferner werden Coxiellen auch durch Zecken übertragen. Mehr als 60 Zeckenarten sind unter natürlichen und experimentellen Bedingungen für eine Infektion mit Coxiella burnetii empfänglich. In Deutschland spielt hierbei insbesondere die Schafzecke Dermacentor marginatus eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung des sogenannten Wildtierzyklus. Neben der kutanen Übertragung der Coxiellen durch den Saugakt kann der Erreger auch durch Inhalation erregerhaltigen Zeckenkotes übertragen werden. Des Weiteren ist bekannt, dass Coxiellen u.a. auch durch Zecken der Gattung Ixodes übertragen werden können. Welche epidemiologische Bedeutung diese Zecken im Rahmen des Infektionsgeschehen spielen, ist bisher aber ungeklärt. Auch der Mensch kann an Q-Fieber erkranken (Zoonose). Coxiella burnetii verursacht beim Menschen schwere grippeähnliche Erkrankungen, Pneumonien, Hepatitiden sowie Endocarditiden (atypische Pneumonie, Schlachthoffieber). Besonders gefährdet sind Personen, die beruflich Kontakt mit Tieren haben: Landwirte, Tierärzte, Schafhirten und –scherer sowie Schlachthofpersonal. Auch wurden mehrfach Erkrankungen entlang der Triebwege von Wanderschafen beobachtet. Die Erkrankung beginnt nach einer Inkubationszeit von 2 – 4 Wochen mit hohem, 9 – 14 Tage anhaltendem Fieber, Schüttelfrost, gefolgt von einer Erkrankung der Lungen, starken Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Die Aktualität von Q-Fieber-Infektionen wird durch eine Epidemie im Landkreis Soest, Nordrhein-Westfalen, deutlich, die Ende Mai/Anfang Juni 2003 aufgrund gehäuft aufgetretener Fälle atypischer Pneumonien gemeldet wurde. Hierbei wurden über 70 Menschen in die regionalen Krankenhäuser aufgenommen. Aufgrund der Anamnese ergab sich ein Zusammenhang der Erkrankungen mit dem Besuch eines Bauernmarktes in Bad Sassendorf bzw. sonstiger Kontakte zu Schafen, so dass als Verdachtsdiagnose Q-Fieber in Betracht gezogen wurde. Diese Verdachtsdiagnose wurde später durch labordiagnostische Untersuchungen bestätigt. Vergleich der diagnostischen Methoden Für den Erregernachweis werden verschiedene diagnostische Methoden angewendet. Hierzu gehören u. a. die Stamp-Färbung, der Antigen-ELISA, die PCR und sowie der Erregernachweis mittels Zellkultur. Wie die Erfahrung zeigt, werden, in Abhängigkeit von der jeweiligen Untersuchungsmethode, unterschiedliche Ergebnisse erzielt. Um eine Aussage zur Sensitivität und Spezifität der oben genannten Methoden treffen zu können, wurden 44 Nachgeburtsproben von verschiedenen Tierarten in Parallelansätzen vergleichend untersucht. Die Färbung von Ausstrichen nach Stamp erwies sich hierbei als eine verhältnismäßig unspezifische Untersuchungsmethode. Der Antigen-ELISA eignet sich aufgrund seiner hohen Sensitivität als Screening-Methode, wobei es allerdings offensichtlich Probleme mit der Spezifität gibt. Der Vergleich der Zellkulturergebnisse mit denen der PCR zeigten, dass der Nachweis von Coxiellen mittels Zellkultur zwar hoch spezifisch, aber wenig sensitiv ist. Insbesondere Proben vom Rind erwiesen sich als schwieriges Untersuchungsmaterial. Die Ursachen, warum aus Rinderproben nur selten Coxiellen angezüchtet werden konnten, sind unbekannt. Alle Zellkulturpositiven Proben wurden in dieser Untersuchung auch in der PCR als positiv erkannt. Darüber hinaus ergaben eine große Anzahl weiterer Proben Coxiellen-positive Ergebnisse. Damit dürfte die PCR wesentlich sensitiver sein als die Zellkultur. Zwischenzeitlich gab es aber auch (einige wenige) Zellkultur-positive Proben, die nicht mittels PCR als Coxiellen-positiv erkannt wurden. Gründe hierfür können sein, dass die bis dahin eingesetzte PCR nicht ausreichend sensitiv war. Auch können Inhibitoren im Probenmaterial Ursache hierfür sein. Daher sollte die PCR, wenn möglich, durch den Zellkulturversuch ergänzt werden.