Universitätsklinikum Tübingen Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene Newsletter 2 / 2002 __________________________________________________________________________________ Q-Fieber in Baden-Württemberg Erreger Coxiella burnetii Gramnegative Stäbchenbakterien, vermehren sich nur intrazellulär. Coxiella burnetii bildet sporenähnliche Dauerformen, die mehrere Jahre infektiös bleiben können (Bioterrorismuspotential ähnlich groß wie bei Bacillus anthracis). Epidemiologie Coxiella burnetii ist hoch kontagiös: weniger als zehn Keime reichen aus, um einen Menschen zu infizieren! Symptomlos infizierte Rinder, Schafe oder Ziegen scheiden den Erreger in großer Zahl nach Aborten, aber auch im Kot, Urin und in der Milch aus. Der Mensch infiziert sich, indem er infektiöse Partikel einatmet. In der Anamnese von Patienten ist nicht immer Tierkontakt bekannt. Eine Coxiellen-Infektion kann ihren Ursprung auch aus z.B. Coxiellen-verseuchter Schafwolle nehmen. Vorkommen am UKT und im Großraum Tübingen Am UKT wurde seit März 2002 bei sechs Patienten eine Coxiella burnetii - Infektion diagnostiziert. Im Jahr 2001 wurden in BadenWürttemberg 92 Coxiellen-Infektionen gemeldet, davon 40 Fälle in Tübingen und Reutlingen. Häufungen gab es in den Jahren zuvor in Mössingen (Sommer 2001: 27 Fälle), in Hechingen (2000: 54 Fälle) und in Dettenhausen (Winter 1998/99: 10 Fälle). Sporadische Fälle werden immer wieder aus den Regionen Starzach, Hirrlingen und Bodelshausen gemeldet, dort sind oftmals Wanderschäfer mit ihren Herden unterwegs. Q-Fieber in Baden-Württemberg (2001) Landkreis Gemeldete Fälle Biberach 1 Böblingen 2 Esslingen 1 Freudenstadt 3 Göppingen 5 Heilbronn 3 Ludwigsburg 1 Ortenaukreis 13 Rems-Murr-Kreis Reutlingen Rhein-Neckar-Kreis Schwarzwald-Baar-Kreis Sigmaringen Tübingen Zollernalbkreis Freiburg i.Breisgau Stuttgart 1 13 1 1 1 27 15 2 1 Krankheitsbild Q-(query)-Fieber Nur zirka die Hälfte aller Coxiella burnetii – Infektionen verläuft klinisch apparent. Am häufigsten sind die Lungen befallen. Nach Generalisation der Infektion können alle Organe befallen werden (z.B. granulomatöse Hepatitis). Akutes Q-Fieber: zumeist Bild einer schweren fieberhaften „Grippe“ mit Kopfschmerzen, Myalgien, atypischer Pneumonie. Hepatitis, Osteomyelitis, neurologische Manifestationen sind ebenfalls typisch. Inkubationszeit: ca. drei Wochen, die Erkrankungsdauer beträgt ein bis zwei Wochen. Unter entsprechender Therapie ist die Prognose gut. Die Erkrankung hinterlässt langanhaltende Immunität. Chronisches QFieber: entwickelt sich bei ca. 5% der Infizierten. Endokarditis: selten, oft letal. Gesamtletalität von Q-Fieber: 2,4 %. Diagnostik Serologischer Nachweis von Coxiella -Antikörpern. Akute Infektion: IgM-Titer gegen Coxiella-LPS Klasse II. Chronische Infektion: hoher IgG-Titer gegen Coxiella-LPS Klasse I. Therapie Akutes Q-Fieber: Doxycyclin (2x tgl. 100 mg, über 14 Tage). Chronisches Q-Fieber: Doxycyclin plus Ciprofloxacin oder Rifampicin über Jahre. Gesetzliche Regelungen Coxiella-Infektionen sind meldepflichtig! Bei Abdeckern, Tierärzten o.ä. ist das Q-Fieber als Berufskrankheit anerkannt.