Programmheft (PDF 1.4 MB)

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31. DEZ / 1. JAN 2016 / 17
Aufforderung zum Tanz
ALBERTINUM
PHIL 2016/17
PROGRAMM
Carl Maria von Weber (1786 –1826)
„Aufforderung zum Tanz“ op. 65
Bearbeitung für Orchester von Hector Berlioz
Hector Berlioz (1803 –1869)
aus: Symphonie fantastique op. 14
Un bal (Ein Ball): Allegro non troppo
Camille Saint-Saëns (1835 –1921)
Introduktion und Rondo capriccioso
für Violine und Orchester a-Moll op. 28
Béla Bartók (1881 –1945)
Tänze aus Siebenbürgen
Stabtanz. Allegro moderato – Rundtanz. Allegro – Stampftanz. Moderato – Kettentanz. Moderato –
Polka. Allegro – Schnelltanz I. Allegro/Schnelltanz II. Più allegro
Leonard Bernstein (1918 –1990)
Sinfonische Tänze
aus dem Musical „West Side Story“
PAUSE
1
3.FEB 2017 | FR 17.30 UHR S TA DT M U S E U M D R E S D E N | EINTRITT FREI
VORTRAGSREIHE ZUR GESCHICHTE DER PHILHARMONIE
VOM GEWERBEHAUS
ZUM KULTURPALAST
ORTE STÄDTISCHER
MUSIKKULTUR IN DRESDEN
Dr. Ralf Lunau im Gespräch
mit Prof. Dr. Dieter Härtwig
w w w. d r e s d n e r p h i l h a r m o n i e . d e
George Gershwin (1889 –1937)
Ouvertüre zum Musical „Girl Crazy”
Manuel de Falla (1876 –1946)
„Feuertanz“ aus dem Ballett „El Amor Brujo“
Pablo de Sarasate (1844 –1908)
„Zigeunerweisen” für Violine und Orchester op. 20
Moderato – Lento – Un poco più lento – Allegro molto vivace
Maurice Ravel (1875 –1937)
La Valse. Poème choréographique für Orchester
Allegro molto – Vivo – Allegro non troppo maestoso
Ariane Matiakh | Dirigentin
Tianwa Yang | Violine
Daniel Finkernagel | Moderation
Aufforderung zum Tanz
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ALLES TANZ?
WA L Z E R , F L A M E N C O, F E U E R R I T U A L U N D B R O A D WAY- S O U N D
Er sei „der Gesundheit schädlich und auch
der Sünden halber sehr gefährlich“ – so rügte
ein Wiener „höchstes Hofdeskribit“ im Jahre
1758 den Walzer, der sich damals gerade aus
verschiedenen Formen und lokalen Varianten
des Ländlers herauszubilden begann. Fast
dreißig Jahre später schien dieses Urteil bestätigt: 1796 klagte beispielsweise der Publizist
Johann Georg Jacobi über die Unsittlichkeit
des Walzers und sein unmäßiges Tempo, in
dessen Folge „insbesondere in großen Städten
kein Winter dahingeht ohne Beispiele von
Personen, welche diese Lustbarkeit entweder
plötzlich oder in kurzer Zeit wegrafft.“ Ganz
von der Hand zu weisen waren Bedenken gegenüber dem neuen Modetanz nicht: Berichte
aus jener Zeit sprechen oft von gefährlichen
Stürzen und anderen Unfällen, die sich im
Gedränge auf der Tanzfläche ereignen. Denn
auch in dieser Hinsicht hob sich die neue
Art des Tanzens vom bisher gültigen adelighöfisch geprägten Tanzverhalten und seinem
Bewegungskanon ab: zierlich-anmutiges
Schreiten und präzise Kontrolle des gesamten
Körpers wichen der selbstvergessenen Hingabe an die ständig wiederholte Drehbewegung,
ein engerer Körperkontakt trat an Stelle
schicklicher Distanz zwischen den Tanzpartnern, und die Tanzpaare agierten nicht mehr
als Teil einer umfassenden choreografische
Ordnung, sondern willkürlich, individuell,
ganz auf sich selbst bezogen und damit egalitär. So spiegelte der Walzer den gesellschaftlichen Wandel einer Zeit, in der die bisher
fest gefügten Standesregeln ihre Gültigkeit
verlieren würden.
Auf dem Wiener Kongress 1814/15 erlebte
der Walzer schließlich einen fast paradox
anmutenden Höhepunkt. „Der Kongress
tanzt viel, kommt aber nicht vorwärts“, klagte
damals ein Beobachter und bestätigte damit
die Anziehungskraft, die von dem neuen Tanz
ausging. Seine spätere Karriere als Standardtanz und wichtigster Begleiter von Festlichkeiten wie Jahreswechsel, Opernball oder
Hochzeit deutet sich hier wohl schon an.
AUFFORDERUNG ZUM TANZ
CARL MARIA VON WEBER
In seiner „Aufforderung zum Tanz“ op. 65
hat Carl Maria von Weber den Walzer-Trend
aufgegriffen. Als „Rondo brillant für das Pianoforte“ 1819 zum eigenen Gebrauch kom-
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poniert, zeugt das Werk von Webers legendärem Ruf als Pianist: virtuos, phantasievoll,
leidenschaftlich und mit rhapsodisch freiem
Gedankenfluss entwickelt sich eine musika-
31. DEZ 2016, Sa, 15.30 und 19.00 Uhr, 1. JAN 2017, So, 19.30 Uhr | Albertinum
lische „Handlung“, die bis heute in manchen
Notenausgaben mitgeteilt wird. Danach
beschreibt die langsame Einleitung die erste
Annäherung des Tänzers, die zunächst ausweichende Erwiderung der Dame, schließlich
ihr Eingehen auf seinen Wunsch, woraufhin
das Paar zusammentritt und den Beginn des
Tanzes erwartet. Die reprisenartigen Schlusstakte bedeuten Webers Kommentar zufolge
„Dank, Erwiderung, Zurücktreten“. Zwischen
diesen beiden Episoden entfaltet sich freier
und großartiger als in jeder Walzerkomposition vor Weber bezaubernde rhythmische
Eleganz in mitreißender, virtuoser Gestaltung.
Während Weber den Walzer poetisch verklärt
in seiner wohlanständig bürgerlichen Erscheinung verewigte, spielten für Hector Berlioz
und Maurice Ravel die explosive Dynamik
der Kreisbewegung und ihre rauschhafte,
ekstatische Wirkung eine Rolle.
GEFANGEN IM WALZERTAKT
H E C T O R B E R L I OZ : E I N B A L L
In Berlioz’ „Symphonie fantastique“ ist das
Auftauchen des Walzers biografisch motiviert.
Das Werk, mit dem der 27-jährige Komponist 1830 das Interesse und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu gewinnen hoffte,
spiegelt zugleich die bedrückende emotionale Befindlichkeit des künstlerisch (noch)
Erfolglosen und außerdem unglücklich
Verliebten. Mit „Szenen aus dem Leben eines
Künstlers“, der musikalischen Schilderung
seiner „infernalischen Leidenschaft“ für die
Schauspielerin Harriet Smithson, wollte er sie
sich von der Seele schreiben. Das Programm,
das der Komposition zugrunde liegt, sollte
auf Berlioz’ ausdrücklichen Wunsch am Tage
der Aufführung im Saal verteilt werden. Es
enthüllt seine exaltierte Vorstellung von der
ihm damals noch nicht persönlich bekannten
Angebeteten, die in Gestalt einer musikalischen idée fixe durch alle Phasen seiner
unerwiderten Liebe irrlichtert. Im zweiten
Satz, Un bal (Ein Ball, Allegro non troppo),
sieht er die Frau seiner Träume auf einem Ball
wieder, doch gefangen im Walzertakt nimmt
sie keine Notiz von ihm.
Die Wirkung der „Symphonie fantastique“
hat Berlioz’ Erwartungen in unterschiedlichem Maße erfüllt: sein Gefühlsleben
beruhigte sich ein wenig, der künstlerische
Erfolg stellte sich erst nach und nach ein, die
leibhaftige Harriet Smithson hörte das Werk
2 Jahre nach der Uraufführung, lernte ihn
kennen, und beide heirateten 1833.
Aufforderung zum Tanz
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APOTHEOSE DES WIENER WALZERS
MAURICE RAVEL: LA VALSE
Eine weniger persönliche, doch ebenfalls
konkrete Szenerie hatte Maurice Ravel vor
Augen, als er „La Valse – Poème choréographique pour orchestre“ komponierte; im Vorwort zur Partitur hat er sie selbst beschrieben:
„Herumwirbelnde Wolkenschwärme geben
an den lichten Stellen der Blick frei auf
walzertanzende Paare. Allmählich zerstreuen
sich die Wolken: Man erblickt bei A [beim
Beginn des Hauptthemas] einen riesigen, von
einer drehenden Menge bevölkerten Saal. Die
Szene erhellt sich zunehmend. Beim Fortissimo bei B erstrahlen die Kronenleuchter. Ein
kaiserlicher Hof um 1855.“
Den Plan, eine Hommage an Johann Strauss,
eine symphonische Dichtung zu Ehren
Wiens zu komponieren, hatte Ravel bereits
1906 gefasst. Vierzehn Jahre später, beauftragt
von Sergej Djaghilev, der Impressario der bal-
6
lets russes, verwirklichte er seine Idee, doch
unter neuem Vorzeichen: Mit der Apotheose
des Wiener Walzers verband sich nun die
Vorstellung eines phantastischen, unentrinnbaren und zerstörerischen Wirbels, dargestellt
durch eine Folge von Walzermelodien, die
sich in einem ununterbrochenen Crescendo
in manischer Drehbewegung zu Raserei und
Ekstase steigern, um schließlich zu zerfallen.
Verzerrte Rhythmen, dissonante Harmonien
– so endet Ravels bittersüße Huldigung an
den Wiener Walzer, dessen glanzvollste Zeit
mit der Wiener Monarchie endete und die
Kriegsjahre nur als ferner Abglanz überdauerte. Djaghilev dürfte die unterschwellige
Bedeutung, die sich in der Partitur von „La
Valse“ manifestiert, erkannt haben; er wies sie
als für eine tänzerische Umsetzung ungeeignet zurück.
31. DEZ 2016, Sa, 15.30 und 19.00 Uhr, 1. JAN 2017, So, 19.30 Uhr | Albertinum
EKSTATISCHE RHYTHMEN
BÉLA BARTÓK: TÄNZE AUS SIEBENBÜRGEN
1906 machte sich Béla Bartók gemeinsam
mit Zoltán Kodály auf den Weg, um authentische bäuerliche Musik zu sammeln und zu
erforschen. Ausgerüstet mit einem Phonographen durchwanderten beide das damalige
Königreich Ungarn und dokumentierten
durch Schall- und Notenaufzeichnungen die
seit Jahrhunderten mündlich überlieferten
Volkslieder und -Tänze zu dokumentieren.
Er sah in ihnen eine „künstlerische Offenbarung einer noch einheitlichen, aber schon im
Schwinden begriffenen sozialen Einrichtung“,
als musikalisches Modell des Lebendigen und
Ursprünglichen und schließlich als „musikalische Muttersprache“, die komplexen, zuweilen
ekstatischen Rhythmen der Tänze und die
improvisatorischen Variationstechniken regten
ihn zu mehreren eigenen Kompositionen an.
Auch in Siebenbürgen, das damals zu Ungarn
gehörte, sammelte Bartók Volksmelodien und
fasste sie in einer Anthologie zusammen, die
mehr als 1000 Melodien enthält: strophische
und nichtstrophische Lieder, Wiegenlieder,
Klatschlieder, Haarwaschlieder, Kummerlieder,
Tiersprüche, Nachahmungen von Naturlauten,
von Glocken Mühlen oder Fuhrwerksgerassel,
Brauchtumslieder für jede Gelegenheit. Nach
dem Vorbild der bäuerlichen Tanzfeste, bei
denen Tänze gewöhnlich zu Fünfer- oder Siebenerfolgen aufgereiht wurden, stellte Bartók
1915 sieben der in Siebenbürgen gesammelten
Weisen zu einer kleinen Klaviersuite zusammen, 1917 instrumentierte er sie für Kammerorchester, später folgten weitere Fassungen.
ABWEHR BÖSER GEISTER
M A N U E L D E FA L L A : F E U E R T A N Z
Manuel de Falla begann 1914 mit der Arbeit
an einem Stück für eine Tanzgruppe und 14
Musiker, das den Titel Ginatería (Zigeunermusik) tragen sollte. Sein Interesse galt dabei
dem Cante jondo, jenem uralten „tiefen“ Gesang, der eine Grundlage des Flamenco darstellt. Ein subtiler Rhythmus, Tonwiederholungen und intonierte Rede kennzeichnen ihn,
und die Verwendung von Mikrotönen und
reichen melodischen Verzierungen verweisen
auf den arabischen Einfluss dieser Musik.
Nach einer erfolglosen Aufführung von Ginatería in Madrid 1915 entschloss sich Falla zu
einer grundlegenden Umarbeitung. Er kürzte,
entfernte die gesprochenen, komponierte
stattdessen drei kurze Gesänge für Mezzosopran und brachte es unter dem neuen Titel El
amor brujo mit großem Erfolg auf die Bühne.
Aufforderung zum Tanz
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Schauplatz des Stückes ist das Milieu der
spanischen Gitanos in Andalusien, im Mittelpunkt stehen ihre Riten und ihre Musik. Eine
junge Frau, Candela, wird von dem eifersüchtigen Geist ihres einst untreuen, unterdessen
verstorbenen Geliebten heimgesucht. Immer
wenn sie mit ihrem neuen Freund Carmelo
zusammen ist, belästigt er sie. Das Ritual des
Feuertanzes – „Danza ritual del fuego“ –,
das traditionell zur Abwehr böser Geister
vollzogen wird, soll Candela und Carmelo von
ihrem Verfolger befreien.
FÜR SARASATE GESCHRIEBEN
C A M I L L E S A I N T- S A Ë N S : I N T R O D U C T I O N E T R O N D O C A P R I C C I O S O
„Introduction et Rondo capriccioso“ entstand
im Jahre 1863 als Teil des 1. Violinkonzerts
op. 20, das Camille Saint-Saëns 1859 für den
damals 15-jährigen spanischen Geigenvirtuosen Pablo de Sarasate komponierte.
Bei der Uraufführung des Violinkonzerts am
4. April 1867 mit Sarasate als Solisten unter
der Leitung des Komponisten begeisterte vor
allem der letzte Satz derart, dass sich SaintSaëns entschloss, ihn als eigenständiges Werk
herauszugeben. Als „Introduction et Rondo
capriccioso“ op. 28 hat Sarasate das Stück bis
zum Ende seiner Solistenkarriere im Repertoire gehabt, ihm folgten viele berühmte Geiger, und bis heute ist dieses Werk mit seiner
effektvollen Gegenüberstellung von sehnsuchtsvollem Ton in der Introduktion und
höchster, mit spanischem Kolorit gepaarter
Virtuosität im Rondo die wohl bekannteste
Solokomposition von Saint-Saëns geblieben.
CSÁRDÁS
PA B LO D E S A R A S A T E : Z I G E U N E R W E I S E N
Pablo de Sarasate aber hat seinem Ruhm als
einer der bedeutendsten Geiger seiner Zeit
– dem beispielsweise Édouard Lalo seine
„Symphonie espagnole“ und Max Bruch sein
2. Violinkonzert widmeten – noch den eines
phantasiebegabten Komponisten hinzugefügt.
Seine „Zigeunerweisen“ entstanden 1878 und
wurden im selben Jahr in Leipzig uraufgeführt. Das Werk beruht auf Themen der Roma
8
und greift im letzten Satz mit dem Csárdás
ein Thema auf, das Franz Liszt bereits 1847 in
seiner Ungarischen Rhapsodie Nr. 13 verwendet hatte.
Mit ihrer überbordenden Virtuosität und
technischen Finesse nehmen Sarasates „Zigeunerweisen“ seit ihrer Einspielung 1904 durch
Sarasate selbst einen festen Platz unter den
beliebtesten Stücken des Virtuosenrepertoires
31. DEZ 2016, Sa, 15.30 und 19.00 Uhr, 1. JAN 2017, So, 19.30 Uhr | Albertinum
ein. Darüber haben sie Den Titel und Teile
des Soundtracks zu Seijun Suzukis Film „Zigeunerweisen“ geliefert und in Edgar Meyers
mit Béla Fleck und Mike Marshall entstandenen Album „Uncommon Ritual“ auch jenseits
der Klassik-Szene reüssiert.
GIRL CRAZY
GEORGE GERSHWIN: OUVERTÜRE
Im Jazz ist die Musik zu George Gershwins
Musical „Girl Crazy” verwurzelt, dessen
Uraufführung am 14. Oktober 1930 im Alvin
Theatre, dem heutigen Neil Simon Theatre, in
New York stattfand.
Girl Crazy erzählt die Geschichte des New
Yorker Entertainers Danny Churchill, der
von seinem Vater auf eine Ranch nach
Arizona geschickt wird und dort Molly, der
Frau seiner Träume begegnet. Aus Sehnsucht
nach einem aufregenden, wahrhaft sündigen
leben verwandelt Danny die Ranch in einen
Nachtclub und Spielsalon, übersteht Intrigen,
Raubüberfälle und Verfolgungsjagden – und
findet nach allen Turbulenzen schließlich mit
Molly zusammen.
Die Inszenierung von „Girl Crazy“ machte
Ginger Rogers, die die Rolle der Molly Gray
spielte, und Ethel Merman zu Stars. Ginger
Rogers wurde in diesem Stück für Hollywood entdeckt, Ethel Merman debütierte am
Broadway. Im Orchester spielten die späteren
Jazzgrößen Benny Goodman, Glenn Miller,
Red Nichols, Jimmy Dorsey, Jack Teagarden
und Gene Krupa.
DIE BERÜHMTESTE
LIEBESGESCHICHTE DER WELT
LEONARD BERNSTEIN: SINFONISCHE TÄNZE
Leonard Bernsteins Musical „West Side Story“
erlebte seine Uraufführung am 19. August
1957 in Washington D. C.; die offizielle
Premiere lief erst am 26. September desselben
Jahres am Broadway. Der Choreograf Jerome
Robbins hatte Bernstein dazu angeregt, die
wohl berühmteste Liebesgeschichte der Welt
in einer speziellen amerikanischen Variante
auf die Bühne zu bringen, verhängnisvoll und
tödlich wie die von Romeo und Julia, aber vor
dem Hintergrund der zwischen rivalisierenden
Jugendbanden ausgetragenen Rassenkonflikte
zwischen Puerto-Ricanern und Amerikanern.
So wurde das Musical, das Jugendkriminalität
Aufforderung zum Tanz
9
und Rassenprobleme ungeschminkt auf die
Bühne bringt, zum bis dahin kühnste Werk
des amerikanischen Musiktheaters.
Noch 1957, im Jahr der triumphalen Uraufführung, beauftragte Bernstein seinen Freund
Sid Ramin, Musik aus der „West Side Story“
10
zu einer sinfonischen Suite zusammenzustellen, die fortan als eigenständiges, handlungsfreies Ballett aufgeführt werden sollte. Für die
Choreographie konnte er wiederum Robbins
gewinnen.
Die Kenntnis des literarischen Inhalts des
Musicals ist zum Verständnis des Ballettes
nicht erforderlich, das Tanzstück geht eigene
Wege und folgt auch nicht dem chronologischen Ablauf der szenischen Vorgabe. Die
Ausdruckskraft der spannungsgeladenen,
explosiven und kontrastreichen Musik aber ist
ihm geblieben, und mit ihr zogen die brodelnde Klangwelt New Yorks und das vielfältige
und konfliktreiche Leben auf seinen Straßen
Straße in den Konzertsaal ein.
31. DEZ 2016, Sa, 15.30 und 19.00 Uhr, 1. JAN 2017, So, 19.30 Uhr | Albertinum
Flämische Landschaften
von Bruegel bis Rubens
Eine Ausstellung der Gemäldegalerie Alte Meister
in der Kunsthalle im Lipsiusbau, Dresden
1. Oktober 2016 – 15. Januar 2017
www.skd.museum/paradies
Ariane Matiakh das Orchestre National de
Montpellier und das Orchestre du Capitole de
Toulouse im Rahmen der französischen TVSendung Prodiges.
In der Saison 2015/16 hatte sie Debüts u.a.
bei der Dresdner Philharmonie, den Wuppertaler Philharmonikern und dem Gävle
Symfoniorkester, kehrte zur Deutschen
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, zum
Aarhus Symfoniorkester und zum Aalborg
Symfoniorkester zurück, nahm mit dem
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin die beiden
ARIANE MATIAKH
Klavierkonzerte von Zara Levina auf
(Capriccio Label) und dirgierte an der Oper in
Seit ihrem gefeierten Einspringen für James
Göteborg Madama Butterfly, für das NiederConlon in Schostakowitschs „Leningrader“
ländische Nationalballett den Nussknacker
Sinfonie mit dem Orchestre National de
und beim Kurt Weill Fest in Dessau das
Montpellier 2006 hat sich Ariane Matiakh
Eröffnungskonzert.
international als vielseitige Dirigentin im
2016/17 wird Ariane Matiakh u.a. zum
Opern-, Ballett- und Konzertrepertoire etabliert. Die ehemalige Studentin von Prof. Leo- Aalborg Symfoniorkester zurückkehren, mit
dem Orchestre de Chambre de Paris in Notre
pold Hager wurde 2009 als Entdeckung der
Dame und der Pariser Philharmonie auftreten,
„Victoires de la musique“ nominiert und war
Die Zauberflöte an der Oper Nizza dirigiemehrere Spielzeiten erste Assistentin an der
ren und bei der Rheinischen Philharmonie
Oper in Montpellier. Mit einem Repertoire,
Koblenz und dem MDR Sinfonieorchester
das von Corelli und Bach bis Britten und
gastieren. Außerdem spielt sie Werke von
Lutosławski reicht, war sie Gastdirigentin in
Graz, Stockholm, Halle, beim Orchestre Phil- Clara Schumann mit der Staatskapelle Halle
und Ragna Schirmer und Werke von Harald
harmonique de Strasbourg, beim WDR Sinfonieorchester, dem Münchener Rundfunkor- Genzmer mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester, dem Stavanger Symfoniorkester, dem chester Berlin ein. Für das Label Capriccio
hat Ariane Matiakh mit der Deutschen
Aarhus Symfoniorkester, den Bochumer
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Werke
Symphonikern, dem Orchestre Philharmonique de Nice und dem Orchestre National de von Francis Poulenc und Jean Françaix (2014)
sowie Werke von Johanna Doderer (2015)
Lille. Ariane Matiakh arbeitete mit Solisten
aufgenommen. Im Januar 2014 wurde Ariane
wie Roberto Alagna, François Frédéric Guy,
Matiakh vom französischen KultusministeriNicholas Angelich, Anne Gastinel, Gautier
Capuçon, Kate Aldrich, Lawrence Power und um zum „Chevalier de l’Ordre des Arts et des
Lettres“ ernannt.
David Fray zusammen. Seit 2014 dirigiert
12
31. DEZ 2016, Sa, 15.30 und 19.00 Uhr, 1. JAN 2017, So, 19.30 Uhr | Albertinum
TIANWA YANG
Tianwa Yang erhielt im Alter von vier Jahren
ihren ersten Geigenunterricht und stellte in
ihrer frühen Kindheit als erste Preisträgerin
von sechs Wettbewerben ihr Talent unter
Beweis. Als Zehnjährige wurde sie ins Musikkonservatorium ihrer Heimatstadt Peking
aufgenommen. 2003 kam sie mit einem
Stipendium des Deutschen Akademischen
Austauschdienstes zum Kammermusikstudium nach Deutschland, wo sie nun auch lebt.
Seitdem debütierte sie bei international
renommierten Orchestern, darunter das Orchester der Bayerischen Staatsoper, das MDR
Sinfonieorchester Leipzig, das BBC Philharmonic Orchestra, das Orchestre National d’Île
de France, das Malmö Symphony Orchestra
und das St. Petersburg Symphony Orchestra.
In den USA spielte sie u.a. mit den Symphonieorchestern von Detroit und Seattle, in
Asien gastierte sie u.a. beim China Philharmonic, beim Malaysian Philharmonic und
beim Korean Broadcast Symphony Orchestra
sowie in Neuseeland beim New Zealand
Symphony Orchestra. Dabei arbeitete sie
mit bedeutenden Dirigenten wie Christoph
Eschenbach, Günther Herbig, Yoel Levi und
Vassily Sinaisky zusammen.
Darüber hinaus musizierte sie kürzlich
beim Lucerne Festival, bei den Festspielen
Mecklenburg-Vorpommern, dem Montpellier
Festival und dem Ravinia Festival in Chicago.
Beim Label NAXOS erschienen bereits meh-
rere preisgekrönte Aufnahmen mit Tianwa
Yang, darunter eine spektakuläre CD mit
den sechs Solosonaten von Eugène Ysaÿe,
die Gesamteinspielung der Violinwerke von
Pablo Sarasate („Diapason d’Or“) und eine
CD mit beiden Violinkonzerten Mendelssohn
Bartholdys („Choc de Classica“). Tianwa Yang
wurde 2014 mit einem ECHO Klassik als
„Nachwuchskünstlerin des Jahres“ sowie mit
dem Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. 2015 erhielt sie erneut
einen ECHO Klassik als „Instrumentalistin
des Jahres“.
Aufforderung zum Tanz
13
DANIEL FINKERNAGEL
Daniel Finkernagel gehört zu den vielseitigsten Impulsgebern der Klassik- und Kulturszene. Als Moderator, Kurator, Coach und
Regisseur bringt er Musik und Musiker zum
Sprechen. Der gebürtige Dortmunder und
Wahlkölner lebte sechs Jahre in Paris, studierte Musik und Musikwissenschaft, Tonsatz,
Literatur- und Kunstgeschichte. Nach dem
Aufbaustudiengang Kultur- und Medienmanagement an der Hochschule für Musik
Hanns Eisler in Berlin und einem Volontariat
beim Sender Freies Berlin arbeitet er seit
1995 als Moderator, Autor und Regisseur
für Radio, Fernsehen, Bühne und Internet.
Als Geschäftsführer der finkernagel&lück
medienproduktion ist Daniel Finkernagel Produzent und Regisseur zahlreicher Filme und
Konzertmitschnitte für Fernsehen und DVD.
Seit 2008 ist er Live-Regisseur bei der Digital
Concert Hall der Berliner Philharmoniker,
deren Musiker er als Mediencoach trainiert.
Berater und Format-Entwickler für Orchester,
Ensembles, Stiftungen und Festivals, Rhetorik – Dozent an Hochschulen in München,
14
Luzern und Detmold. Als Regisseur hat Daniel Finkernagel zuletzt die Dokumentation
„Leben mit Beethoven“ mit Sir Simon Rattle
und den Berliner Philharmonikern gedreht.
Zur Zeit laufen die Dreharbeiten für ein großes Portrait des amerikanischen Komponisten
John Adams.
Gemeinsam mit Peter Wesenauer hat Daniel
Finkernagel zahlreiche Erfolgsformate auf die
Bühne gebracht: „Shakespeare goes Varieté“
(Shakespeare Festival Neuss, Mai 2016),
„Mozart&Magie“ (WDR, September 2016),
„#scandal#sacre#strawinsky“ (Philharmonie
Luxembourg, Oktober 2016) Für das Reformationsjahr 2017 entsteht das Programm
„Thesen, Töne, Temperamente – Martin
Luther und die Musik“ (Premiere: Oktober
2017).
Als Moderator der Sendung „Mosaik“ ist
Daniel Finkernagel regelmäßig in WDR3
zu hören. Seit der Saison 2016/17 lädt er
regelmäßig mit dem WDR Sinfonieorchester
ins Café Funkhaus in Köln zum musikalischen
Talk „Klassik mit Kölsch“.
31. DEZ 2016, Sa, 15.30 und 19.00 Uhr, 1. JAN 2017, So, 19.30 Uhr | Albertinum
GROSSE KUNST BRAUCHT GUTE FREUNDE
WIR DANKEN DEN FÖRDERERN DER DRESDNER PHILHARMONIE
Heide Süß & Julia Distler
Die Dresdner Philharmonie
im heutigen Konzert
1. VIOLINEN
BRATSCHEN
Prof. Ralf-Carsten Brömsel KV
Matan Gilitchensky
Eva Dollfuß
Steffen Seifert KV
Ute Kelemen KV
Andreas Kuhlmann KV
Dalia Richter KV
Julia Suslov-Wegelin
Johannes Groth KV
Alexander Teichmann KM
Thomas Otto
Theresia Hänzsche
Johanna Buckardt
Joseph de Valle
Jan Paul Kussmaul
Heiko Mürbe KV
Tilman Baubkus
Irena Dietze
Harald Hufnagel
Eva Maria Knauer
Younho Hong**
VIOLONCELLI
Christin Uhlemann
Prof. Matthias Bräutigam KV
2. VIOLINEN
Rainer Promnitz KV
Eunjung Jang**
Victor Meister KV
Thomas Bäz KV
Michael Arlt*
Karl-Bernhard von Stumpff KV
Reinhard Lohmann KV
Daniel Thiele KV
Denise Nittel
Viola Marzin KV
Steffen Gaitzsch KV
Dr. phil. Matthias Bettin KV
Heiko Seifert KV
Andreas Hoene KV
Jörn Hettfleisch
Clemens Krieger KV
Luise Frappier**
KONTRABÄSSE
Prof. Benedikt Hübner KM
Norbert Schuster KV
Bringfried Seifert KV
Christiane Liskowsky KM
Donatus Bergemann KV
Lilly Koppatsch**
Rebecca Fröhlich**
Christoph Klein
16
Beate Müller KV
Matthias Bohrig KV
31. DEZ 2016, Sa, 15.30 und 19.00 Uhr, 1. JAN 2017, So, 19.30 Uhr | Albertinum
FLÖTEN
POSAUNEN
Mareike Thrun KV
Matthias Franz KM
Lea Villeneuve**
Peter Conrad KV
Götz Bammes KV
Dietmar Pester KV
OBOEN
TUBA
Christian Schmitt*
Teo Jin Hao**
Elisabeth Grümmer*
HARFE
Jens Prasse
Nora Koch KV
KLARINETTEN
Prof. Hans-Detlef Löchner KV Dittmar Trebeljahr KV Klaus Jopp KV
Aline Khouri*
PAU K E | S C H L A GW E R K
Stefan Kittlaus
Billy Schmidt**
Gido Maier KM
FAG OT T E
Matthias Dölling*
Alexej Bröse
Robert-Christian Schuster KV Conrad Süß*
Hanno Vehling*
Michael Lang KV Prof. Mario Hendel KV
KLAVIER | CELESTA
HÖRNER
Sonnhild Fiebach*
Michael Schneider KV SAXOPHON
Prof. Friedrich Kettschau
Johannes Max KV
Friedemann Seidlitz*
Dietrich Schlät KV TROMPETEN
Christian Höcherl KV
Björn Kadenbach
KM Kammermusiker · KV Kammervirtuos · * Gast
Johann Schuster**
Aufforderung zum Tanz
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Besondere
Hörempfehlungen von
FESTLICHES ADVENTSKONZERT
AUS DER DRESDNER FRAUENKIRCHE
Endlich gibt es das glanzvolle ZDF-Adventskonzert aus
der Dresdner Frauenkirche als CD und DVD bzw. Blu-ray.
Mit Star-Sopranistin Sonya Yoncheva, dem italienischen
Bassbariton Luca Pisaroni, der Staatskapelle Dresden
unter Donald Runnicles, dem Chor der Semperoper
und erstmals auch mit dem Dresdner Kreuzchor.
JONAS KAUFMANN
DOLCE VITA
Das neue Album mit den schönsten italienischen
Klassikern wie Volare, Torna a Surriento, Parlami
d’Amore Mariù, Core ‘ngrato, Passione, Caruso u.a.
Aufgenommen in Sizilien mit dem Orchestra
del Teatro Massimo Palermo.
JAN VOGLER
SCHUMANN
Schumann im Originalklang: auf dem ersten Album
des Dresdner Festspielorchesters unter Ivor Bolton
erklingen das Cellokonzert mit Jan Vogler sowie
die 2. Sinfonie in historischer Aufführungspraxis.
www.opus61-dresden.de
IMPRESSUM
Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass Bild- und
Tonaufnahmen jeglicher Art während des Konzertes
durch Besucher grundsätzlich untersagt sind.
DRESDNER PHILHARMONIE
Postfach 120 424
01005 Dresden
BESUCHERSERVICE
Telefon 0351 4 866 866
[email protected]
CHEFDIRIGENT: Michael Sanderling
EHRENDIRIGENT: Kurt Masur †
ERSTER GASTDIRIGENT: Bertrand de Billy
INTENDANTIN: Frauke Roth
TEXT: Johanna Andrea Wolter
Der Text ist ein Originalbeitrag für dieses Heft;
Abdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.
REDAKTION: Adelheid Schloemann
GRAFISCHE GESTALTUNG: büro quer
DRUCK: Elbtal Druck & Kartonagen GmbH
Preis: 2,50 €
BILDNACHWEIS
Wikimedia Commons: S. 6, 10
Marco Borggreve: S. 12
Friedrun Reinhold: S. 13
Christian Brand: S. 14
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