für Sie auf den Punkt gebracht Newsletter 6 • März 2007 Taxane

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Dr. Axel Widing
Gynäkologisch-Onkologische
Schwerpunktpraxis
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Aktuelles Wissen –
für Sie auf den Punkt gebracht
Newsletter 6 • März 2007
Taxane – ein neuer Standard
Geschichte der Taxane
In den 60-iger Jahren stieß man am amerikanischen Nationalen Krebsinstitut (NCI) auf die krebshemmende
Wirkung von Extrakten, die aus Pazifischen Eiben gewonnen wurden. 1969 wurde schließlich der Wirkstoff
der Eibenextrakte isoliert: Paclitaxel. 1983 wurde er erstmals einer klinischen Prüfung hinsichtlich seiner
Einsetzbarkeit in der Krebstherapie beim Menschen unterzogen. Im Dezember 1993 erfolgte die erste
Zulassung von Paclitaxel unter dem Handelsnamen Taxol® in Deutschland zur Therapie des Ovarialkarzinoms.
Auf der Suche nach weiteren Taxanen kristallisierte sich das erstmals 1985 aus Baccatin, das aus den Nadeln
der Europäischen Eibe gewonnen wird, synthetisierte Docetaxel heraus. Im Oktober 1995 erfolgte die erste
EU-weite Zulassung des Docetaxels unter dem Handelsnamen Taxotere® für die Therapie bei Brustkrebs.
Heute werden Paclitaxel (Taxol®) und Docetaxel (Taxotere®) zur Behandlung verschiedener Krebserkrankungen eingesetzt (Bronchial-CA (NSCLC), Prostata-CA etc.).
Wie wirken Taxane?
Taxane hemmen die Zellteilung und damit das Tumorwachstum, in dem sie den Abbau des Spindelapparates
hemmen und so diesen für seine essentielle Funktion in der Mitose unbrauchbar machen.
Wann werden Taxane in der gynäkologischen Onkologie eingesetzt?
Beim Ovarialkarzinom, der primären Peritonealkarzinose und dem serösen Corpuskarzinom stellt die
Kombination von Paclitaxel 175mg/qm mit Carboplatin AUC 5 (6 Zyklen alle 3 Wochen) nach wie vor die
Standarttherapie dar. Docetaxel ist hierfür nicht zugelassen.
Beim Mammakarzinom in der metastasierten Situation sind beide Substanzen in verschiedenen Kombinationen (z.B. auch mit Herceptin®) möglich, wobei Docetaxel überlegen zu sein scheint.
Nach einer überzeugenden Studienlage (GALBG 9344, NSABP-B28, BCIRG-001, PACS-01 u.a.m.) wurden
Taxane in den Leitlinien der AGO aber seit 2005 auch für die adjuvante Behandlung bei nodal positiven
Hochrisiko-Patientinnen empfohlen. Möglich ist die Sequenz von 4 Zyklen EC/AC gefolgt von 4 Zyklen
Taxol‚ oder Taxotere‚ ggf. in Kombination mit Herceptin‚ (sog. »Henderson-Schema«), 3 Zyklen FAC/FEC
gefolgt von 3 Zyklen Docetaxel mono oder 6 Zyklen Docetaxel mit Doxorubicin und Cyclophosphamid
(TAC-Schema).
Wie werden Taxane eingesetzt?
Paclitaxel wird als Infusion alle 3 Wochen über 3 Stunden als intravenöse Infusion verabreicht (meist 175
mg/qm). Es darf nur gefiltert und über PVC-freie Infusionsschläuche gegeben werden, weil das in Paclitaxel
enthaltene Lösungsmittel die Weichmacher aus dem Kunststoff herauslösen kann. Möglich ist auch eine
wöchentliche Gabe, besonders in palliativen Situationen und bei eingeschränkter Belastbarkeit (z.B.
80mg/qm).
Welche Nebenwirkungen können auftreten ?
Natürlich können eine Vielzahl von Nebenwirkungen auftreten, wie sie allgemein bei zytotoxischen Therapien
möglich sind (Übelkeit, Mukositis etc.). Es soll hier nur auf die Aspekte eingegangen werden, die für Taxane
typisch sind und die sie von anderen Zytostatika unterscheiden.
Allergische Reaktionen sind nicht selten (evtl. bis zum anaphylaktischen Schock). Besonders beim Paclitaxel
wird daher eine Prophylaxe mit Dexamethason, Cimetidin und Tavegil empfohlen. Beim halbsynthetischen
Docetaxel kommt dies seltener vor, aber auch hier ist eine Dexamethason-Prophylaxe obligat (wirkt
antiallergisch, antiemetisch und soll Ödeme verringern; CAVE: BZ-Schwankungen bei Diab. !)
Allgemeine körperliche Schwäche, besonders in der ersten Woche nach der Chemotherapie, findet man
häufig bei Taxantherapien, vor allem bei älteren Patientinnen.
Bei gestörter Leberfunktion müssen Taxane zurückhaltend eingesetzt und die Dosierung ggf. reduziert
werden.
Die hämatologischen Nebenwirkungen sind meist ausgeprägt, besonders beim Docetaxel. Bei Kombinationstherapien (z.B. TAC) sollte daher der prophylaktische Einsatz von G-CSF erwogen werden. Seltener
beobachtet man auch eine Thrombozytopenie.
Eine Herzschädigung (Kardiotoxizität) ist möglich (akut: Rhythmusstörungen, chronisch: Herzinsuffizienz),
besonders nach einer Vorbehandlung mit Anthrazyklinen. Vor und während einer Taxanbehandlung sind
echokardiographische Untersuchungen daher notwendig. Aber auch in der Nachsorge sollte dieser Aspekt
Beachtung finden, zumal bei zunehmendem Einsatz in der Adjuvanz.
Tipp: kardioprotektiv wirken Weißdorn (=Crataegus, div. Anbieter), Q 10 (div. Anbieter) und L-Carnitin
(L-Carn® Trinklösung).
Muskel- und Gelenkschmerzen, Ödeme. Diese können die vorübergehende Gabe von Diuretika notwendig
machen (z.B. Furosemid 30mg retard). Besonders bei Docetaxel kann es in seltenen Fällen auch zu
Pleuraergüssen kommen.
Im Unterschied zu Anthrazyklinen betrifft die Alopezie üblicherweise auch Wimpern und Augenbrauen
(reversibel).
Docetaxel kann dazu führen, dass sich die Haut schuppt und rötet. Die Nägel können abblassen oder sich
dunkel verfärben und gelegentlich auch ablösen (reversibel). Paclitaxel kann bei Z. n. Strahlentherapie
sonnenbrandähnliche Hautschäden hervorrufen (sog. Recall-Phänomen).
Kribbeln oder Taubheitsgefühle an Händen und Füßen, sog. Polyneuropathie. Das Bemerkenswerte an
dieser Nebenwirkung ist, das sie nicht selten Jahre persistieren kann, was für viele betroffene Frauen eine
erhebliche Beeinträchtigung darstellt. Dies sollte besonders bei vorbestehender Neuropathie beachtet
werden (z.B. bei Diabetes mellitus). Wir bieten unseren Patientinnen eine Prophylaxe an (Infusion mit
neuroprotektiven Vitalstoffen), die nach unserer Beobachtung das Polyneuropathierisiko deutlich vermindert.
Möglich ist ein Behandlungsversuch mit B-Vitaminen (z.B. Neuro-Lichtenstein oder B-Komplex forte Hevert)
und/oder Alpha-Liponsäure 600mg (div. Anbieter). Eine neue Studie konnte auch für 600mg Vitamin E
täglich eine prophylaktische Wirkung zeigen. Häufig wird aber auch eine Behandlung mit Antiepileptika
erforderlich sein (z.B. Gabapentin mit einschleichender Dosierung von 2x100mg beginnen und ggf. bis
zum Wirkungseintritt steigern).
Möglich sind auch Diarrhoe und verstärkter Tränenfluss (Hyperlakrimation). Tritt eine Obstipation auf, so
handelt es sich in aller Regel um eine Nebenwirkung der supportiv verabreichten Antiemetika (vor allem
5-HT3-Rezeptor-Antagonisten/Setrone).
Was kosten Taxane ?
Ein Zyklus Taxotere® (Docetaxel) 100mg/qm kostet für eine Patientin mit einer durchschnittlichen Körperoberfläche von 1,6 qm etwa 1.800 , hinzu kommen die Zubereitungskosten der Apotheke. Paclitaxel ist
etwas günstiger, da hier bereits Generika Präparate angeboten werden.
Die Erstellung und Gestaltung dieser Empfehlungen erfolgte unabhängig und ohne jegliche Unterstützung der Pharmaindustrie!
Der Versand dieses Newsletters erfolgte mit freundlicher Unterstützung der Fritz-Apotheke.
Docetaxel wird alle 3 Wochen über etwa 1 Stunde infundiert (mono 100mg/qm, in Komb. meist 75mg/qm).
Auch hier ist eine wöchentliche Gabe möglich (30-35mg/qm).
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