Einführung in die Physik I Wärmelehre/Thermodynamik Wintersemester 2007 Vladimir Dyakonov #14 am 31.01.2007 Folien im PDF Format unter: http://www.physik.uni-wuerzburg.de/EP6/teaching.html Raum E143, Tel. 888-5875, eMail: [email protected] Antwort des Tages Man mischt 1 kg schmelzendes Eis und 1 kg siedendes Wasser: 1 kg H2O, T=100°C 1 kg Eis, T=0°C T=? T=10°C T=50°C T=75°C 1 Frage des Tages Man mischt 1 kg schmelzendes Eis und 1 kg siedendes Wasser: ∆λ=335 kJ/kg C (H2O)=4.18 kJ/kg K 1kg Eis + 1kg H20 ∆Q=m C ∆T Lösung: ∆Q (in 1kg Wasser @ ∆T=100°C) =418 kJ ∆Q (Rest nach dem Schmelzen)=418kJ - 335 kJ= 80 kJ ∆T=80kJ / (2kg x 4.18kJ/kg K)= 10°C 10.11 Wärmetransport T1 T2 Bringt man zwei Wärmebäder mit unterschiedlicher Temperatur in engen Kontakt, so stellt sich nach einer gewissen Zeit ein thermisches Gleichgewicht ein Das ursprünglich wärmere Reservoir wird kälter und das ursprünglich kältere wird wärmer Tm 2 10.11 Wärmetransport 10.11 Wärmetransport Konvektion Konvektion (von lat. convehere = mittragen, mitnehmen), auch Thermische Konvektion, ist der Transport von Stoffen oder physikalischen Eigenschaften durch die Bewegung von Teilchen. Ein Mechanismus zum Transport von thermischer Energie. Konvektion ist dadurch gekennzeichnet, dass die Wärmeübertragung durch den Transport von Teilchen, die ihre kinetische Energie mitführen, bewerkstelligt wird. 3 10.11 Wärmetransport Konvektion • Verbunden mit Materietransport • Ursache: Temperaturabhängigkeit der Dichte • In Festkörpern ohne Bedeutung Der Mechanismus: • Erwärmung von unten oder innen • Abkühlung von oben • Thermische Ausdehnung -> Auftrieb • Heißes Material steigt auf • kühlt an Oberfläche ab • sinkt als kaltes Material ab 10.11 Marangoni-Konvektion • Durch Verdunsten der Flüssigkeit auf der Oberfläche bildet sich ein Temperaturgradient aus, der eine Konvektion in der Flüssigkeitsschicht erzeugt. • An den Stellen, an denen die Flüssigkeit absteigt, sammelt sich das Pulver am Boden der Petrischale und erzeugt Strukturen. Alternativ: • Durch eine wellenförmige Störung bilden sich Wellentäler und Wellenberge aus. Da die Wellentäler näher an der Wärmequelle liegen, haben sie eine höhere Temperatur. Bei höherer Temperatur sinkt jedoch die Oberflächenspannung. • Der Unterschied der Oberflächenspannung zwischen den Bergen und Tälern ist die Kraft, die eine Konvektion zwischen diesen antreibt. 4 10.11 Rayleigh-Benard-Konvektion Bei der Wärmeausdehnung nimmt die Dichte von Gasen /Flüssigkeiten mit steigender Temperatur ab Kühlen Heizen Wärmere Bereiche steigen nach oben 10.11 Rayleigh-Benard-Konvektion 5 10.11 Wärmetransport Wärmestrom durch Konvektion: α A ∆T Wand: T = Wärmeübergangskoeffizient = Querschnittsfläche = Temperaturdifferenz ∆Q / ∆t = α A(T1 - T2 ) ∝ ∆T Fläche A • Insgesamt schwierig zu beschreiben durch die Beteiligung vieler Effekte: Auftrieb, Viskosität, Wärmeleitung, Oberflächenspannung • Konvektion kann z.B. durch poröse Materialien unterdrückt werden (poröse Dämpfstoffe) • Strömung transportiert die Wärme effektiver als die Wärmeleitung 10.11 Wärmetransport Konvektion „freie Konvektion“: Vorgang findet selbsttätig statt • „erzwungene Konvektion“: Wenn z.B. durch eine Umwälzpumpe die Bewegung von Materie erzwungen wird • Wärmemenge, die bei der Konvektion transportiert wird, entspricht dem Wärmeinhalt der transportierten Materie: z.B. Fernheizung Bei der Fernheizung wird 100 °C heißer Wasserdampf durch wärmeisolierte Rohre geschickt, kondensiert beim Endverbraucher und kühlt sich auf ca. 40 °C ab. Kondensationswärme: 540 cal/g Abkühlung: 60 cal/g 6 10.11 Wärmeleitung in Festkörpern • Kein Massentransport • Für den Transport der Wärme ist ein Temperaturgefälle notwendig • Wärmeleitung in festen Stoffen beruht auf Kopplung zwischen benachbarten Atomen, so dass Schwingungsenergie von einem Atom auf ein anderes übertragen werden kann • Bsp.: Heizplatte & Bratpfanne d.h. Wärme wird durch Materie, die selbst in Ruhe bleibt, fortgeleitet 10.11 Wärmeleitung in Festkörpern 7 10.11 Wärmeleitung in Festkörpern Wärmeleitung in Festkörpern: Stationärer Zustand Irreversibler Vorgang Wärmemenge ∆Q lauft in der Zeit ∆t vom wärmeren zum kälteren Bad (T1 > T2) P= dQ T −T = j ⋅ A = Aλ 1 2 dt L Wärmeleitungsgleichung Die Temperaturverteilung ist linear längs x T1 − T2 L dT j = −λ dx = − ∆T ∆x dQ/dt ist der Wärmestrom 10.11 Wärmeleitung in Festkörpern Allgemeine Form der Wärmeleitungsgleichung (stationärer Fall): r ⎛ dT dT dT ⎞ ⎟⎟ . j = −λ gradT = −λ ⎜⎜ , , ⎝ dx dy dz ⎠ Gleichung gilt nur für den stationären Fall, wenn also das TemperaturGefälle durch geeignete Maßnahmen ständig aufrechterhalten wird. d.h. in einem herausgegriffenen Volumenelement bleibt die Temperatur konstant: Es fließt genauso viel Wärme zu wie ab 8 10.11 Wärmeleitung in Festkörpern Temperaturverteilung im stationären Zustand: T(x) T ( x) = − dQ / dt x + T1 λA T1 x Temperaturverteilung im nicht-stationären Zustand: ∂T λ ∂ 2T =− ⋅ ∂t ρc ∂ 2 x 2 λ/ρc = Temperaturleitzahl 10.11 Wärmeleitung in Festkörpern Stoff Silber Wärmeleitfähigkeit in W / m ·K 420 Kupfer 390 Aluminium 230 Konstantan (40% Ni, 60% Cu) 22 Quarzglas 1,4 Wasser 0.54 (keine Konvektion) Polymere Luft ≈ 0.15 0.024 (keine Konvektion) 9 10.11 Wärmeleitung in Festkörpern Wärmeleitung in Festkörpern Isolatoren: • Wärmeleitung durch Phononen(gas) • Phononendichte ~ Temperatur • Phononen strömen aus Bereichen hoher Dichte → niedriger Dichte Metalle: • Wärmeleitung durch Leitungselektronen • Elektronen quasifrei zwischen den Metallatomen (Elektronengas). • hohe λ‘s in Metallen: zusätzlicher Beitrag der Leitungselektronen Hohe elektrische Leitfähigkeit σ sind mit hohen Werten für λ verknüpft: λ = const ⋅ T σ Empirisch: Wiedemann-Franzsches Gesetz, (gilt nicht bei tiefen Temperaturen) 10.11 Wärmeleitung in Festkörpern Zeitliche Entwicklung der Temperaturverteilung: Die Wärmestrom-Bilanz aus Zu-/Abfluß in einem Volumenelement ist: dV j x dy dz ⎛ ⎞ dj ⎜⎜ j x + x dx ⎟⎟ dy dz dx ⎝ ⎠ 1 dQ ⎞ ⎛ ⎜j= ⋅ ⎟ A dt ⎠ ⎝ Insgesamt ist pro Zeiteinheit die Wärmemenge dQ abgeflossen: 10 10.11 Wärmeleitung in Festkörpern d jy d jz ⎛ dj dQ = −⎜⎜ x + + dy dz dt ⎝ dx r ⎞ ⎟⎟ dx dy dz = − div j ⋅ dV . ⎠ Diese Wärmemenge erzeugt eine Temperaturerhöhung im Volumenelement. ρ: Dichte, m: Masse, C: Wärmekapazität c: spez. Wärmekap. dQ dT dT dT =C = dm c = ρ dV c . dt dt dt dt r dT 1 =− div j . ρc dt Die Temperaturerhöhung ist Mit: r j = −λ gradT und mit dT λ = div grad T dt ρc folgt: div grad T ≡ ∆ T , dT λ ⎛ d 2T d 2T d 2T ⎜ = + + dt ρ c ⎜⎝ dx 2 dy 2 dz 2 (∆: Laplace-Operator) ⎞ ⎟⎟ ⎠ folgt: λ T& = ∆T. ρc oder Differentialgleichung der Wärmeleitung 10.11 Wärmeleitung in Festkörpern Die Gesamtentropien ändert sich wie: d S = d S1 + d S 2 T1 T2 Die Änderung der Entropie S1 ist d S1 = dQ dT =C T T integrieren liefert: Tm 1 T ∆ S1 = C ∫ dT = C ln m T T1 T1 Tm ebenso: T ∆ S 2 = C ln m T2 Es folgt: ∆ S = ∆ S1 + ∆ S 2 = C ln Tm2 T1 ⋅ T2 11 10.11 Wärmeleitung in Festkörpern • Der Prozess des Temperaturausgleichs läuft von selbst ab. • Die Entropie verrät aber nicht wie schnell er abläuft. • Das Experiment zeigt: die Wärmemenge, die pro Zeit durch eine Fläche A fließt, ist proportional zur Temperaturänderung senkrecht zur Fläche. P= dQ dt P= Q t dQ dt wenn zeitlich konstant A r r P = ∫ j ⋅ dA r r P = j ⋅A grad T wenn räumlich konstant x 10.11 Wärmeleitung in Festkörpern dT λ = ∆T dt ρ c Achtung: Delta bedeutet hier den Laplaceoperator Die zweiten Ableitungen im Laplace-Operator glätten eine vorgegebene Temperaturverteilung aus: dT >0 dt d 2T >0 d x2 d 2T <0 d x2 d 2T <0 d x2 d 2T >0 d x2 d 2T >0 d x2 Das System konvergiert in Richtung thermodynamisches Gleichgewicht 12