Programm - GAIA Festival

Werbung
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B e s t
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K a m m e r
m u s i k
f e s t i v a l
T h u n
Programm
2 3 . – 2 6 .
M a i
Herzlich
willkommen
zur fünften Ausgabe
von GAIA!
Mit grosser Freude und Genugtuung
kann ich das Festival im Jubiläumsjahr in die neue Verantwortung
übergeben. Ich bin überzeugt, dass
die Aufbauarbeit von Gwendolyn
und mir mit dem gleichen Elan und
der selben Begeisterung für dieses
einmalige Festival weitergelebt
wird. Mit Spannung erwarte ich die
ersten Klänge des Eröffnungskonzertes 2013.
Die Künstlerinnen und Künstler
gehören zu den besten weltweit,
die Stimmung unter ihnen ist einmalig, das Ambiente am Thunersee
ebenfalls. Am Kammermusikfestival GAIA wird Musik nicht nur
gespielt, sondern gelebt. Im Gegensatz zu anderen Festivals verweilen
die Musikerinnen und Musiker
zehn Tage lang im selben Hotel am
Thunersee. Sie essen zusammen,
diskutieren zusammen und machen
Musik zusammen. Das Resultat dieses intensiven Miteinanders macht
jedes einzelne Konzert zu einem
einmaligen Anlass.
Ich bin stolz, als neuer Präsident diesem Kammermusikfestival
vorzustehen und danke gleichzeitig unserem Ehrenpräsidenten
Christoph Ott für die tolle Arbeit,
die er in den letzten vier Jahren
geleistet hat. Ohne seinen unermüdlichen Einsatz wäre dieses
qualitativ hochstehende Kammermusikfestival nicht zu Stande
gekommen.
Ich wünsche Ihnen allen unvergessliche Momente am Kammermusikfestival GAIA 2013.
Unser kleines Jubiläum gibt uns Gelegenheit, all jenen
zu danken, die GAIA unterstützen, seitdem wir 2009
in die Schweiz kamen. Unser Festival besteht dank der
Grosszügigkeit und der Hingabe unzähliger Menschen –
es sind zu viele, um sie hier namentlich zu nennen. Dazu
gehört das Team, das Ihnen GAIA präsentiert, dazu gehören einige der spannendsten Musiker und Künstler, die
wir kennen, dazu gehören unsere Sponsoren und Mäzene, Mitwirkende und Fürsprecher, Familie und Freunde.
Wir haben in diesen fünf Jahren viel Lob und Ermunterung für unser Festival erfahren. Und es berührt
uns sehr, dass bestimmte Werke, die wir aufführten,
bei Ihnen auf besondere Resonanz gestossen sind.
Wie oft haben wir die Möglichkeit, Vergangenes im
Gegenwärtigen zu erleben? 2013 tun wir es, indem wir
Ihnen musikalische Höhepunkte aus früheren Festivals erneut präsentieren – Ihre persönlichen GAIAFavoriten. Diese sind im Programmheft markiert als
«Best of GAIA» , den Festivaltitel aufnehmend. Dass
wir diese Werke grösstenteils in einer anderen Besetzung spielen als beim ersten Mal, wird ihnen sicher
neue Facetten abgewinnen.
Fünf der Konzerte haben wir Mitgliedern des ehrenamtlichen Komitees gewidmet. Darüber hinaus ist
Ihnen, dem Publikum, das Late Night Concert zugeeignet – ein Format, das wir beim ersten GAIA Kammermusikfestival in Thun ins Leben gerufen haben und nun
zum feierlichen Anlass erneut präsentieren.
Es ist ein bedeutender Moment, wenn ein Festival
gelingt. Dies fünf Mal in Folge zu erreichen, ist nur
möglich dank fortdauernder Entdeckerfreude und der
Generosität aller, die uns fördern. Mit grosser Begeisterung laden wir Sie zu «The Best of GAIA» ein!
Christoph Ott
Matthias Aebischer
Gwendolyn Masin
Musik erleben am Thunersee.
GAIA is Love!
Inhalt
4 Zum Geleit
8 Konzerte
34
Portraits
54 Komponisten und Interpreten
seit der Gründung von GAIA 2006
56 Uraufführungen und
Schweizer Erstaufführungen
beim GAIA Kammermusikfestival Thun
58 Impressum
Zum Geleit
Wir feiern nun schon den fünften Geburtstag
von GAIA in Thun!
Die vergangenen Festivals sind so schnell
vorbeigezogen und wir alle wissen, wie viel
sie uns gegeben haben. Sie haben unsere
Herzen und Sinne mit Bildern und Gefühlen erfüllt, die nur entstehen können, wenn
Kammermusik in allerschönster Umgebung
aufgeführt wird.
Gwendolyn Masin zeigt uns jedes Jahr
wieder ihr Vermögen, handverlesen die besten Musiker einzuladen. Indem sie jeden der
Künstler persönlich kennt, kann sie deren
Talente zu einer erfolgreichen Mischung
verbinden. Die Programme sind unendlich
originell, fesselnd und farbig. Wir tauchten
ein in die einmaligen Live-Konzerte und öffentlichen Proben und hatten die Möglichkeit, diese in Aufnahmen und Filmen wieder
zu erleben, was dem Festival eine Art von
Allgegenwärtigkeit verleiht. Vielleicht ist es
deswegen so schwer zu glauben, dass GAIA
bereits ein Jubiläum feiert.
Der Erfolg von GAIA wird ermöglicht
durch zahllose Menschen, die das Festival
hervorbringen und unterstützen, ein greifbarer Beweis von GAIAs Ausstrahlung.
Ich weiss, Sie werden gemeinsam mit
mir GAIA zum fünften Geburtstag in Thun
alles Gute wünschen – und viele zukünftige
Geburtstage mehr.
Die besten Wünsche,
David Zinman
Chefdirigent des Tonhalle-Orchesters Zürich
und Schirmherr des GAIA Festivals
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K onzerte
K onzert
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Lipkind
Plays Schubert
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Violine
Artiom Shishkov
Violine und Viola
Anna Lipkind
Viola
Viacheslav Dinerchtein
Violoncello
Gavriel Lipkind
Dongkyun An
1
Donnerstag, 23. Mai, 19 Uhr
Kirche Hilterfingen
Franz Schubert (1798 – 1827)
Streichtrio in B-Dur D 471
Allegro
Ausführende:
Artiom Shishkov, Anna Lipkind,
Gavriel Lipkind
Franz Schubert (1798 – 1827)
Sonate «Arpeggione» a-Moll D 821
in einer Transkription für Solo-Cello und
Streichquartett
Allegro moderato
Adagio
Allegretto
Schweizer Erstaufführung
Ausführende:
Gavriel Lipkind (Solo-Cello),
Artiom Shishkov, Anna Lipkind,
Viacheslav Dinerchtein, Dongkyun An
Pause
Franz Schubert (1798 – 1827)
Streichquintett C-Dur D 956
(op. posth. 163)
Allegro ma non troppo
Adagio
Scherzo. Presto – Trio. Andante sostenuto
Allegretto
Ausführende:
Artiom Shishkov, Anna Lipkind,
Viacheslav Dinerchtein,
Gavriel Lipkind, Dongkyun An
8
9
K onzert
1
Angela Beuerle
Lipkind Plays Schubert
Heute ist es kaum vorstellbar, dass Schubert zu
seinen Lebzeiten als Komponist von Kammermusik so gut wie unbekannt war. Lieder und Klavierkompositionen, auch einige seiner Messen
und Bühnenwerke waren öffentlich zu hören;
über zwei Drittel seines Werkes, darunter die
Sinfonien und kammermusikalischen Kompositionen, schrieb Schubert jedoch buchstäblich
für die Schublade – oder bestenfalls für Amateuraufführungen im Freundeskreis. Obwohl
natürlich auch Schubert auf eine Verbreitung
seiner Werke hoffte – vor allen Dingen seine
Misserfolge als Opernkomponist haben ihn
schmerzlich getroffen – gehörte er nicht zu
den Komponisten, die ohne Weiteres vor ein
grösseres Publikum traten oder selbst mit Nachdruck für eine Verbreitung ihrer Werke sorgten.
Erst 1827, ein Jahr vor seinem Tod, konnte er
von Freunden zu seinem ersten und einzigen
öffentlichen Konzert überredet werden – das
ein grosser Erfolg wurde. «Ihm waren Falschheit
und Neid durchaus fremd», schreibt sein enger
Freund, der Dichter Johann Mayrhofer in seinen «Erinnerungen an F. Schubert», «in seinem
Wesen mischten sich Zartheit und Derbheit, Genussliebe mit Treuherzigkeit, Geselligkeit mit
Melancholie. Bescheiden, offen, kindlich, besass
er Gönner und Freunde, die seinen Schicksalen
und Produktionen herzlichen Anteil widmeten.» Vieles ist aus den Werken Franz Schuberts
herausgelesen – oder in sie hineingedichtet –
10 worden, gerade weil er uns seine unglaubliche
Musik hinterlassen hat, ohne sich als öffentliche
Person gezeigt zu haben. Sich seinem Komponieren über die Kammermusik zu nähern, dieser
Gattung der intimen Töne, deren Heraustreten
aus dem privaten Kreis während des 19. Jahrhunderts für das Konzertpublikum ein Glück, für
die Kammermusik selbst jedoch nicht essentiell
ist, gehört sicherlich zu den schönsten Formen
der Beschäftigung mit Schuberts Musik. Mit den
Musikern um den Ausnahme-Cellisten Gavriel
Lipkind hören Sie drei Werke, entstanden in
ganz unterschiedlichen Phasen von Schuberts
Komponieren, die ein Bild zeichnen von der
Entwicklung seines Schaffens, das den Bogen
spannt von der späten Klassik zur ganz eigenen,
Schubert’schen Romantik.
Nach Schuberts Tod wurden in einer seiner
Schubladen zwei Streichtrios in B-Dur, D 471
und D 581, gefunden, die aus den Jahren 1816
und 1817 stammten. Anders als das zweite Trio
ist das heute Abend zu hörende erste Trio D
471 Fragment geblieben. Nach einem AllegroSatz folgten nur noch 39 Takte eines Adagios,
das in den meisten Fällen nicht zur Aufführung
kommt. Damit gehört es zu den vielen unvollendeten Werken Schuberts – am bekanntesten
ist sicher seine 7. Sinfonie in h-Moll, die «Unvollendete». Warum er diese Werke nicht fertig
schrieb, muss Spekulation bleiben, vielleicht
war es tatsächlich ein Zeichen seiner erstaunlich schnellen und produktiven Arbeitsweise,
dass er Kompositionen, mit denen er nicht weiterkam, liegen liess und ein neues Werk begann.
Mit diesem seinem ersten Versuch in der klassischen Gattung des Streichtrios schliesst Schubert auch stilistisch an die Musik der Klassik
an, Mozart und Haydn werden als seine musikalischen Väter deutlich erkennbar. Und nach
dem viel zu schnellen Ende dieses wunderbar
leichten, anmutig perlenden Allegros wünscht
man sich, Schubert hätte ihm noch weitere Sätze folgen lassen.
1823 brachte der Wiener Geigenbauer Johann Georg Stauffer ein neues Instrument auf
den Markt: Eine Mischung aus Cello und Gitarre, gespielt wie ein Cello, jedoch mit Metallbünden und sechs Saiten in der Stimmung EA-d-g-h-e’, der sogenannte «Arpeggione». Dem
Instrument war kein grosser Erfolg beschieden
und es wäre wohl längst in vollständige Vergessenheit geraten, wenn nicht Schubert 1824 eine
Sonate für Klavier und eben diesen Arpeggione
geschrieben hätte, vermutlich für seinen Freund
Vincenz Schuster, der dieses Instrument spielte.
Bereits die 1871 veröffentlichte Erstausgabe der
Sonate enthielt jedoch eine Violoncello- und
Violin-Stimme als Ersatz. Und obwohl es heute
im Zuge der Originalklang-Bewegung vereinzelte Aufnahmen des Werkes mit Arpeggione gibt,
ist es doch meist in Bearbeitungen für andere
Instrumente, am häufigsten für Cello, zu hören.
Auch in diesem Konzert übernimmt das Cello
die Stimme des Arpeggione, während der Klavierpart durch ein Streichquartett wiedergegeben wird – eine seltene Fassung von Schuberts
berühmter Sonate a-Moll D 821, die erstmals in
der Schweiz zu hören ist.
Dass grosse Werke aus einer verzweifelten
Gemütslage des Künstlers geboren werden, gehört zu den festen Topoi einer in der Romantik
geprägten Kunstauffassung. Im Jahr 1824, als
Schubert die Sonate «Arpeggione» komponierte, notierte er: «Meine Erzeugnisse in der Musik sind durch den Verstand und durch meinen
Schmerz vorhanden; jene, welche der Schmerz
allein erzeugt hat, scheinen die Welt am meisten zu erfreuen.» Vier Jahre später, zwei Monate
vor Schuberts Tod, entstand das Streichquin-
tett C-Dur, ohne Zweifel eines der grössten,
beeindruckendsten Werke für Kammermusik,
die je geschrieben wurden. In seiner für diese
Gattung ungewöhnlichen Besetzung – üblich
war eine zweite Bratsche, nicht jedoch ein zweites Cello –, seiner Länge von gut 50 Minuten
und seiner ungemeinen Komplexität führte es
nicht nur die Kammermusik in neue Bereiche,
sondern überforderte offensichtlich auch die
Zeitgenossen. Der Leipziger Verleger Probst,
dem Schubert das Werk noch im Oktober 1828
anbot, war nicht daran interessiert, der Verleger Diabelli, der es aus Schuberts Nachlass
kaufte, legte es beiseite. Erst 1853 wurde es bei
dessen Nachfolger C. A. Spina gedruckt und
dann auch uraufgeführt. Zusammen mit den
letzten drei Streichquartetten, den letzten drei
Klaviersonaten, den beiden Klaviertrios, der 9.
Sinfonie und der «Winterreise» gehört es zu
Schuberts Spätwerk – wenngleich ein seltsamer
Begriff bei einem Komponisten, der bei seinem
Tod gerade einmal 31 Jahre alt war. Allerdings
zeigen alle diese Werke eine Radikalität, eine
Kompromisslosigkeit den kompositorischen
Konventionen gegenüber und machen deutlich, wie weit Schubert im Laufe seiner kurzen
Schaffenszeit, von seinen Anfängen als Schüler
der Klassik, gegangen ist. Ob Schubert, als er
das Streichquintett schrieb, ahnte, dass er nicht
mehr lange leben würde, wissen wir nicht. Auch
nicht, in welcher Gemütsverfassung er sich befand, als er daran arbeitete. Und man täte dem
Werk unrecht, würde man nicht hören, welche
Heiterkeit und Fröhlichkeit, welche burlesken,
tanzartigen Passagen, ja, was für ein beinahe
übermütiger «Wiener Schmäh» hier immer
wieder erklingt. Zugleich zeigt sich aber auch
in diesem Stück das Schubert so eigene Vermögen, in der strahlendsten Tonart – C-Dur – die
grösste Traurigkeit, die tiefste Verzweiflung
zum Sprechen zu bringen. Insgesamt scheint
er in dieses Streichquintett C-Dur alles hineingeschrieben zu haben, was ein Menschenleben
enthalten kann. Dass das Werk dann auf einem
unisono C in der Oktav endet – der kleinsten
und zugleich grössten Entfernung, in der Töne
zueinander stehen können – vermittelt den Eindruck, dass sich nun selbst mit Musik nichts
weiter mehr sagen lässt.
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K onzert
2
Unconventional
Marriages
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Flöte
Kaspar Zehnder
2
Stadtratssaal, Rathaus Thun
Max Reger (1873 – 1916)
Serenade op. 141a
Klarinette
Reto Bieri
Ausführende:
Kaspar Zehnder, Alexander Sitkovetsky, Yura Lee
Harfe
Jana Boušková
Klarinette, Violoncello
Violine
Alexander Sitkovetsky
Yura Lee
Freitag, 24. Mai, 18.30 Uhr
Flöte, Violine, Viola
Viola
Yura Lee
Ilya Hoffman
Violoncello
Alexander Chaushian
Aleksei Kiseliov
Guillaume Connesson (*1970)
Disco Toccata
Ausführende: Reto Bieri, Aleksei Kiseliov
Pause
Flöte, Klarinette, Harfe, Streichquartett
Gabriel Fauré (1845 – 1924)
«Pelléas und Mélisande»-Suite op. 80
Prélude (quasi allegro)
Fileuse (andantino quasi allegretto)
Sicilienne (allegro molto moderato)
Mort de Mélisande (molto adagio)
Bearbeitung: David Walter
Ausführende:
Kaspar Zehnder, Reto Bieri, Jana Boušková,
Alexander Sitkovetsky, Yura Lee, Ilya Hoffman,
Alexander Chaushian
Flöte, Viola, Harfe
Claude Debussy (1862 – 1918)
Sonate für Flöte, Viola und Harfe L 137
Pastorale. Lento, dolce rubato
Interlude: Tempo di Minuetto
Finale. Allegro moderato ma risoluto
Ausführende: Kaspar Zehnder, Ilya Hoffman, Jana Boušková
Flöte, Klarinette, Harfe, Streichquartett
Maurice Ravel (1875 – 1937)
Introduktion und Allegro
Ausführende:
Kaspar Zehnder, Reto Bieri, Jana Boušková, Yura Lee,
Alexander Sitkovetsky, Ilya Hoffman, Alexander Chaushian
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K onzert
2
Angela Beuerle
Unconventional Marriages
Wie kommt es, dass wir bestimmte Instrumentalformationen als «normal» ansehen, andere
hingegen als ungewöhnlich? Sicherlich sind
es Traditionen, Konventionen, Hörgewohnheiten, die unser Ohr in dieser Weise prägen. Vermutlich war es die Homogenität des
Streicherklangs, die an die gleichberechtigte
Mischung der Stimmen im menschlichen Chor
erinnert, die das Streichquartett spätestens seit
dem 18. Jahrhundert zu einer der favorisierten
Formationen der Kammermusik werden liess.
Ähnliches gilt mit anderem Grundton für das
klassische Bläserquintett. Oder aber das Klaviertrio, in dem das Klavier letztendlich den
Orchesterpart übernimmt, das Cello eine erweiterte Bassstimme hat, während die Geige
oder ein anderes Instrument gewissermassen
den kammermusikalisch eingebundenen Solopart vertritt. Andere Kombinationen gelten
als ungewöhnlich, was nicht heisst, dass es sie
nicht seit den frühesten Zeiten der Kammermusik schon gegeben hätte. Man schrieb für
die Instrumente, die vorhanden waren oder
wollte einem bestimmten Instrument besondere Möglichkeiten zur Präsentation geben. Seit
Ende des 18. Jahrhunderts, und ganz besonders
während des 19. Jahrhunderts, erweiterte sich
das instrumentale Spektrum der europäischen
Kunstmusik durch die technischen Neuerungen, die die Stimmungen stabiler – und damit
das Zusammenspiel einfacher – machten und
die besonders im Bereich der Blasinstrumente
ganz neue Klang- und Spielmöglichkeiten erschlossen. Galt es zunächst noch, auch diese Instrumente solistisch zu präsentieren und ihnen
einen selbstverständlichen Platz auf dem Konzertpodium zu geben, nutzen die Komponisten
ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert immer bewusster bislang ungewöhnliche Kombinationen
von Instrumenten, um auf diese Weise neue,
14 überraschende Klangwelten zu erschliessen.
Max Reger jedoch bezog sich mit seiner Serenade für Flöte, Violine und Viola auf die kammermusikalische Tradition der Klassik – und
suchte auf diese Weise einen neuen Ton in seinem Komponieren zu treffen. Bereits 1904 schuf
er die «Serenade» op. 77a, mit deren Besetzung er
an Beethovens «Serenade für Flöte, Violine und
Viola» D-Dur op. 25 anknüpfte. Er bezeichnete
sie als «etwas allerleichtestes, einfachstes u[nd]
sehr melodiöses», als «einfach und klar […] – à
la Mozart». 1915 entstand ein weiteres Werk in
dieser Besetzung, die heute erklingende Serenade op. 141a, eine, wie Reger schrieb, «absolut
klare einfache Musik». Indem sich Reger mit
dieser Komposition durch die Besetzung, die in
der Klassik so beliebten Gattung der Serenade
und die Leichtigkeit des Tons auf die Musik des
18. Jahrhunderts bezieht, diese aber keineswegs
nachahmt, sondern im harmonisch-melodischen Ausdruck ganz im Stil des ihm eigenen
Reger’schen Komponierens bleibt, erscheint das
Werk auch in diesem Sinne als eine unkonventionelle – und äusserst reizvolle – Ehe.
Schon der Titel – «Disco Toccata» – macht
deutlich, dass es sich bei dem 1994 entstandenen Werk des jungen französischen Komponisten Guillaume Connesson über die Besetzung
Klarinette und Cello hinaus um eine «unconventional marriage» handelt. Sogenannte Uund E-Musik in einem Werk? Für Connesson,
dessen Werke sich auch sonst auf die Kulturgeschichte der vergangenen 3000 Jahre beziehen,
Titel wie «Prélude et Funk», «Techno Parade»,
«Medea» oder «Laudate pueri» tragen oder
Texte von Emily Brontë, Victor Hugo oder Paul
Eluard vertonen, werden abendländische Musiktradition und moderne Unterhaltungsmusik gleichermassen zu Quellen künstlerischen
Ausdrucks. Das Verbindende zwischen DiscoTanzmusik und der Toccata – einer barocken
musikalischen Form, meist komponiert für
Tasteninstrumente, in der sich schnelle Läufe
mit vollen Akkorden abwechseln – ist der Gestus. In dem Werk Connessons, das übrigens
als Gelegenheitskomposition – «wir brauchten
noch etwas für Klarinette und Cello» – an einem
Vormittag entstand, findet diese unkonventionelle Mischung so zu einer Musik voller Vitalität und Lebensfreude, die an Disco und Toccata
erinnert, aber in sich etwas ganz eigenes ist.
Die drei folgenden Stücke, jeweils von französischen Komponisten, sind schon insofern
ungewöhnlich, als in ihnen das sonst sowohl
solistisch als auch kammermusikalisch selten
zu hörende Instrument Harfe eine wichtige
Rolle spielt. Faurés «Pelléas und MélisandeSuite», die hier in einer Bearbeitung David
Walters für Flöte, Klarinette, Harfe und Streichquartett erklingt, erschien 1909 in ihrer endgültigen, viersätzigen Form. Sie geht auf Maurice
Maeterlincks 1893 uraufgeführtes symbolistisches Drama «Pelléas et Mélisande» zurück,
das Debussy zu einer Oper, Schönberg zu einer
Sinfonischen Dichtung und Sibelius zu einer
Orchestersuite inspiriert hat. Fauré erhielt 1898
den Auftrag, für die englische Erstaufführung
des Dramas eine Schauspielmusik zu schreiben.
Diese sehr erfolgreich aufgenommene Komposition bearbeitete er weiter zu einer Orchestersuite, die in ihrem Bezug auf die Geschichte
der tödlich endenden Liebe zwischen dem
Prinzen Pelléas zu seiner Schwägerin, der mysteriösen Mélisande, als Programmmusik gelten
kann. Der tieftraurige letzte Satz, «La Mort de
Méli­sande» wurde auch bei Faurés Beerdigung
gespielt.
«Seid ihr nicht imstande, Akkorde zu hören,
ohne nach ihrem Pass und ihren besonderen
Kennzeichen zu fragen? Woher kommen sie?
Wohin gehen sie? Muss man das unbedingt
wissen?», fragte Debussy bereits, als er noch
Schüler auf dem Konservatorium war und
zeichnete damit einen wesentlichen Zug seiner Musik vor. Seine Sonate für Flöte, Viola und
Harfe entstand erst viele Jahre später, 1915. Die
Offenheit und Ambiguität der Klänge trägt auch
diese Komposition in sich: eine Ambivalenz, die
sich auf die in dem Stück vermittelte Stimmung
überträgt. Man wisse nicht, so Debussy selbst,
ob das Werk «uns zu Lachen oder Tränen bewegen soll. Vielleicht beides?» Nach einem sehr
frei und elegisch begonnenen ersten Satz ist der
zweite Satz im Tempo di minuetto fliessenderen
Charakters und erinnert an einen Tanz in freier
Form. Mit grosser Energie beginnt schliesslich
der dritte Satz mit seinen arabeskenhaften, sich
ineinanderverschlingenden Instrumentalfiguren. Lässt der erste Satz die Charakterisierung
Debussys als musikalischen Impressionisten
verständlich werden, ist beim letzten Satz nachzuvollziehen, warum Debussy jeden, der eine
solche Musik «impressionistisch» nannte, als
«Schwachkopf» bezeichnete.
1904 gab die Firma Pleyel Debussy den Auftrag für eine Komposition, die die von Pleyel
neu entwickelte chromatische Pedal-Harfe präsentieren sollte. Die «Danse sacrée und danse
profane» für Harfe und Streichorchester entstanden. Wohl als Reaktion darauf erhielt Maurice Ravel 1905 den Auftrag der Firma Érard, ein
Werk für die von Érard patentierte und verkaufte Doppelpedalharfe zu schreiben. Der Auftrag
kam, als Ravel sich gerade auf eine Schiffsreise
auf dem Rhein vorbereitete, zu der er von einem
reichen Zeitungsverleger eingeladen war. Dazu
wollte er sowohl pünktlich als auch elegant
gekleidet erscheinen. So wurden es «acht Tage
härtester Arbeit und drei durchwachte Nächte», in denen Ravel «zwischen Kofferpacken
und Anproben beim Schneider» in grösster Eile
komponierte. Schlussendlich liess er das Manuskript in dem Modegeschäft liegen und auch das
Schiff fuhr ohne ihn ab. Doch das Geschäft hob
das Manuskript auf und Ravel konnte noch später an Bord gehen. Und wir können heute Abend
seine «Introduktion und Allegro» hören, kein
Solokonzert für die Harfe, sondern ein Werk,
das die Möglichkeiten dieses Instrumentes aufs
Beste im Zusammenspiel mit Flöte, Klarinette
und einem Streichquartett zeigt. Ravel evoziert
darin, vielleicht zum letzten Mal, die «Vision
einer sanften und arkadischen Tagwelt», bevor er auf seiner Fahrt über den Rhein seine
Faszination für die «glühenden Kathedralen»
der Industriewelt entdecken sollte.
15
K onzert
3
Late Night Concert
The Madness
of May
Yu ro d ny
Z u
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3
u n s e r e s
P u b l i k u m s
Violine
Adrian Hart
Cora Venus Lunny Viola
Cora Venus Lunny
Violoncello
Ivana Grahovac
Saxofon
Nick Roth
Posaune
Colm O’Hara
Freitag, 24. Mai, 22 Uhr
Rittersaal, Schloss Thun
Gitarre
Alex Roth
An Stelle eines festen Programms:
Lassen Sie sich
überraschen
von einem Abend
mit Weltmusik,
Folk und Klassik!
Kontrabass
David Redmond
Schlagzeug
Philip MacMullan
Elektronik
Adrian Hart
Keine Pause
Apéro Riche vor dem Konzert
Apéro nach dem Konzert
Featuring Special Guests
Violine
Gwendolyn Masin
Cimbalom
Miklós Lukács
Gesang
Olesya Zdorovetska
16
17
K onzert
3
Jürgen Hartmann
Was findest Du, Gwendolyn, als Gast einer
Gruppe wie Yurodny besonders faszinierend?
Ein Interview
mit Gwendolyn Masin (GM), Gründerin von GAIA,
und Nick Roth (NR), Gründer von Yurodny.
GM: Ich bin in Irland aufgewachsen und
erlebte dort, dass die klassische Musik für die
Bevölkerung nicht sehr präsent war. Stattdessen hat Irland eine reiche Geschichte an eigener, traditioneller Musik. So ist z.B. der Vater
von Cora einer der bekanntesten Folk-Spieler
in Irland. Meine Eltern waren als Solisten und
Lehrer klassischer Musik tätig. Damit waren sie
am Anfang unseres Lebens in Dublin recht exotische Figuren.
NR: Aber ganz tolle Menschen!
Gwendolyn, welche Verbindungen gibt es zu
Yurodny?
GM: Als ich drei Jahre lang das Carrick Festival in Irland leitete, suchte ich nach irischen
Ensembles, die Musik unserer Zeit spielen.
Yurodny hatte seine Anfänge in 2007 gehabt,
und ich wurde aufmerksam auf sie. Da fiel mir
auf, dass David, der Bassist von Yurodny, sogar
ein Schulkamerad von mir war. Er ist inzwischen
zum besten Jazzbassisten Irlands gekürt worden.
Und Cora, die klassische Geigerin, war als Kind
Schülerin meiner Mutter. Es gibt also immer
Verbindungen! 2009 lud ich dann Yurodny nach
Carrick ein, und im selben Jahr begann ich auch
selbst, mit ihnen zu spielen, wann immer dazu
Gelegenheit und Zeit ist.
18
Nick, wie würdest Du Yurodny und die Musik,
die Ihr macht, beschreiben?
NR: Im weitesten Sinne spielen wir zeitgenössische Interpretationen von traditioneller
Musik. Manchmal dehnen wir das aber aus und
spielen zeitgenössische Werke von Komponisten
aus anderen Ländern, z.B. Japan.
GM: (lacht) Ja, das sind sie. Irland ist ein Land,
in dem es erst in den letzten ungefähr zwanzig
Jahren größere ausländische Communities gibt.
Dadurch war lange Zeit in Irland die traditionelle Musik viel besser erhalten als andere Genres.
Und als ich zum ersten Mal Yurodny hörte, war
ich völlig verblüfft, nicht nur von der Idee dieser Gruppe und ihrer Musik, sondern von dem
allerhöchsten Niveau, auf dem sie diese Musik
macht. Und von dem Spass, den sie beim Spielen
haben! Es ist fantastisch, mit ihnen zu spielen.
Und was bedeutet eigentlich «Yurodny»?
NR: Das ist eine interessante Geschichte. In
russischer Schreibweise, Yurodivy, entdeckte ich
den Begriff zum ersten Mal in den von Solomon
Volkov aufgezeichneten angeblichen Erinnerungen Schostakowitschs. Ein «Yurodny» ist in der
osteuropäischen Tradition eigentlich der Dorfnarr und gleichzeitig ein Heiliger – jemand, der
verrückt ist und deshalb ungestraft die unangenehmen Wahrheiten aussprechen kann. Solche
Figuren wurden gefürchtet, gehasst, aber auch
beschützt. So etwas gab es auch noch im 20. Jahrhundert. Stalin liess solche Menschen hinrichten. Sie waren aber auch Geschichtenerzähler,
sie spielten und sangen.
GM: Einer meiner Vorfahren aus Ungarn
lebte am Hof von Kaiser Joseph II. als Hofnarr,
er hiess Zaphir. Das ist sechs Generationen her
– und dass sich so eine weitere Verbindung von
mir zu Yurodny ergibt, würde auch zur Theorie
der «Six Degrees of Separation» passen.
Welche Rolle spielt die Improvisation
bei Yurodny?
NR: Eine ganz zentrale, grundlegende! Die
Improvisation ist oft verkannt worden als Gegensatz zur geschriebenen Musik, aber in früheren
Jahrhunderten waren die grossen Musiker immer
auch Improvisationskünstler, und die Komponisten haben ihre Musik auch so komponiert, dass
Improvisation möglich war. Das ist erst durch
den Virtuosenkult des 19. Jahrhunderts in den
Hintergrund getreten. Erst spät im 20. Jahrhundert setzte man dann wieder auf Improvisation.
Sie ist eine Möglichkeit, wirklich miteinander
Musik zu machen, aufeinander zu reagieren, auf
das Publikum, auf den Ort.
GM: Für mich ist es jedes Mal eine Herausforderung, wegen meiner Ausbildung im Bereich
der klassischen Musik, wo so vieles in den Noten
vorgegeben ist, aber es ist auch befreiend, improvisieren zu können.
Wie kommt es eigentlich, dass gerade die
irische traditionelle Musik für viele Menschen
auch weit ausserhalb von Irland so faszinierend ist?
NR: Wenn man den Wurzeln der irischen
Musik folgt, gelangt man in viele andere Länder,
bis nach Russland beispielsweise oder Nordafrika. Ich denke, die irische Musik hat viele Elemente aufgenommen und deswegen wirkt sie,
obwohl sie eigenständig ist, auf viele Menschen
überall in der Welt gerade so weit vertraut, dass
sie heimatlich und fremd zugleich ist. Und auch
wenn «River Dance» natürlich eine kommerzielle
Angelegenheit ist, fusst sie doch auf dem Folk
und hat dessen Ruhm in alle Welt noch weiter
verbreitet. In China, wo 17 verschiedene Gruppen
von «River Dance» jeden Tag irgendwo eine Aufführung machen, weiss man manchmal nicht,
was «Irland» bedeutet, aber «River Dance» ist
dort bekannt.
Zum Schluss: Was bedeutet die Schweiz für
Euch?
NR: Ich liebe alles an der Schweiz! Immer
wenn ich dort bin, habe ich eine wunderbare
Zeit! Die Menschen, die Landschaft – es ist jedes Mal eine überwältigende Erfahrung. In Thun
waren wir noch nicht, ich freue mich sehr darauf.
GM: Ich liebe die Schweiz, weil ich dort
nicht ständig gefragt werde, woher ich eigentlich komme. Das kann nämlich ermüdend sein
… In der Schweiz ist diese Multikulturalität etwas
Selbstverständliches, man pflegt mehrere Sprachen, hat viele kulturelle Einflüsse, andererseits
werden Erbe und Traditionen aufrecht erhalten.
Manchmal fährt man nur zwanzig Kilometer
zwischen einem Gebiet und dem nächsten und
fühlt sich wie in einem anderen Teil der Welt.
Und für jemanden wie mich, der eigentlich von
überall her kommt, ist das sehr wertvoll. Ich fühle mich sehr willkommen, man hat mir so viel
ermöglicht. Ich glaube, dass gerade deswegen
Yurodny hier so gut ankommt, bei Youtube kann
man sehen, wie sie in Bern spielten im Sommer
2012, auf der Strasse, und die Menschen haben
ausgelassen getanzt.
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The Lakeside Sessions
Six Degrees of
Separation
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P i e r r e
F a r i n e
Samstag, 25. Mai, 19 Uhr
Schloss Oberhofen
Violine:
Anna Lipkind
Artiom Shishkov
Alexander Sitkovetsky
Viola:
Viacheslav Dinerchtein
Ilya Hoffman
Yura Lee
Violoncello:
Dongkyun An
Alexander Chaushian
Aleksei Kiseliov
Gavriel Lipkind
Johannes Brahms (1833 – 1897)
Streichsextett Nr. 1 B-Dur op. 18
Allegro ma non troppo
Andante ma moderato
Scherzo. Allegro molto – Trio. Animato
Rondo. Poco Allegretto e grazioso
Ausführende:
Alexander Sitkovetsky, Artiom Shishkov,
Yura Lee, Viacheslav Dinerchtein,
Alexander Chaushian, Dongkyun An
Pause
Richard Strauss (1864 – 1949)
Streichsextett aus «Capriccio»
Andante con moto
Ausführende:
Anna Lipkind, Artiom Shishkov,
Ilya Hoffman, Viacheslav Dinerchtein,
Aleksei Kiseliov, Alexander Chaushian
Arnold Schönberg (1874 – 1951)
Verklärte Nacht op. 4
für 2 Violinen, 2 Violen und 2 Violoncelli
(Fassung für Streichsextett)
Sehr langsam
Breiter
Schwer betont
Sehr breit und langsam
Sehr ruhig
Ausführende:
Artiom Shishkov, Anna Lipkind,
Yura Lee, Viacheslav Dinerchtein,
Gavriel Lipkind, Aleksei Kiseliov
20
21
K onzert
4
Jürgen Hartmann
Six Degrees of Separation
ode r Da s K lei n e-We l t- P hä no me n
1929 veröffentlichte der ungarische Autor
Frigyes Karinthy (1887-1938) seine Erzählung
«Láncszemek» (Kettenglieder) und stellte darin die Behauptung auf, dass jeder Mensch
mit jedem anderen über nur fünf «Zwischenglieder» persönlich bekannt sei. Das setzte
enorme Phantasien in Bewegung und wird
unter dem Begriff «Kleine-Welt-Phänomen»
oder «Six Degrees of Separation» auch heute
noch diskutiert. Ob es wohl immer zutrifft?
Ob Sie, liebe Leserin, lieber Leser, auf diese
Weise beispielsweise mit den Präsidenten von
Irland (Michael D. Higgins) oder Ungarn (János
Áder) «verknüpft» sind? Es macht Spass, dies
einmal durchzuspielen. In der Welt der Musik,
die eine kleine Welt ist, besteht an derart engen
Verknüpfungen kein Zweifel. Die Lebenszeiten von Brahms, Schönberg und Strauss weisen
eine Schnittmenge von immerhin 23 Jahren auf
– sie hätten, wenn überhaupt, sicher nur ein
einziges weiteres Kettenglied gebraucht. Und
die dichteste Verknüpfung der «Six Degrees»
verbirgt sich ohnehin in ihrem jeweiligen Œuvre: das Sextett.
Johannes Brahms komponierte sinfonische Kammermusik und kammermusikalische
Sinfonien – und vielleicht tat er sich gerade
deshalb mit Streichquartett und Sinfonie so
schwer. Beide Gattungen eroberte er sich erst
22 als Vierzigjähriger, das war 1873. Interessanter-
weise jedoch hatte Brahms mehr als ein Jahrzehnt zuvor ein grosses Stück Kammermusik
geschrieben, das der Gattung Streichquartett
ausweicht, indem es sie zum Sextett erweitert.
Zur gleichen Zeit unternahm der Komponist
mit der Serenade op. 16 einen (wenig erfolgreichen) Vorstoss zur Sinfonie. Dass Brahms’
erstes Streichsextett auch eine Orchesterstudie
ist, hört man dem Werk in fast jedem Takt an.
Und es ist darüber hinaus eine musikhistorische Studie, indem es Elemente des Barock
ebenso verarbeitet wie klassische und romantische Stilmerkmale. In seinem Respekt vor den
Formen Streichquartett und Sinfonie «erfand»
Johannes Brahms die Gattung des Sextetts
beinahe neu – für die Formation mit je zwei
Violinen, Bratschen und Violoncelli hatten
zuvor nur wenige Komponisten geschrieben.
Zu einem Standard der Kammermusik wurde
das Streichsextett auch nach Brahms nicht. Es
blieb Arnold Schönberg vorbehalten, jenem
Brahms, den er zur Überraschung Vieler 1947
in einem Essay als «Fortschrittlichen» rühmen
sollte, zwei Jahre nach dessen Tod auch musikalisch zu huldigen – mit dem Streichsextett
«Verklärte Nacht» von 1899, das dieses Konzert
abschliesst.
Ein Meister von sinfonischer Dichtung und
Oper, schrieb Richard Strauss nur am Anfang
und im hohen Alter kleiner formatierte Werke.
Allerdings versteckte Strauss ein Streichsextett in seiner letzten Oper, dem 1942 uraufgeführten «Capriccio». Er schrieb hier nicht
Musik über Musik, sondern Musik «in» Musik,
denn das Sextett steht einerseits an Stelle der
Opernouvertüre, ist aber auch Teil der Handlung, denn es wird auf der Bühne im nicht
sichtbaren Nebenraum musiziert: Bühnen-,
Haus- und Kammermusik zugleich. Der intime,
melancholische Streichersatz ist ein Gruss an
alte Zeiten, denn in «Capriccio» geht es um die
Entstehung einer Oper, ins Gewand des heiteren 18. Jahrhunderts verkleidet – ein eigentümlich deplatziertes Werk mitten im zweiten
Weltkrieg. Allen Künsten sei «nur eine Heimat eigen», singt die Gräfin dort, «unser nach
Schönheit dürstendes Herz». Eine Pointe bietet
dann aber doch der Opernschluss – Strauss’
letzte komponierte Worte für die Bühne lauten so banal wie nur möglich: «Das Souper ist
serviert».
Arnold Schönbergs «Verklärte Nacht» von
1899 ist ein Schlüsselwerk für jene Zeit. Hier
glüht gleichsam vor, was einige Jahre später
ausbrechen sollte – der Bruch mit der musikalischen Tradition, die sich in diesem Streich­
sextett scheinbar üppig entfaltet. Kaum je hatte
sich Kammermusik so extrem verdichtet, hatte
ein Komponist die musikalischen Mittel in diesem Genre so expressiv eingesetzt. Das Werk,
das sich in seiner Gliederung an dem gleichnamigen Gedicht Richard Dehmels orientiert,
stiess bei den Zeitgenossen auf Unverständnis
– ganz wie die Musik Mahlers und Bruckners.
Für Schönberg hatte «Verklärte Nacht» noch
grosse Bedeutung, als er sich längst auf anderen Wegen befand: Er bearbeitete das Werk 1917
und nochmals 1943 für Streichorchester. Die
Brüche, mit denen dieser Komponist die Musik des 20. Jahrhunderts entscheidend prägte,
spiegeln sich nicht zuletzt in seiner Kammermusik – «Verklärte Nacht» ist Abgesang auf die
alte Zeit und Vorahnung der neuen zugleich.
Verklärte Nacht
Zwei Menschen gehn durch kahlen, kalten Hain;
der Mond läuft mit, sie schaun hinein.
Der Mond läuft über hohe Eichen,
kein Wölkchen trübt das Himmelslicht,
in das die schwarzen Zacken reichen.
Die Stimme eines Weibes spricht:
Ich trag ein Kind, und nit von dir,
ich geh in Sünde neben dir.
Ich hab mich schwer an mir vergangen;
ich glaubte nicht mehr an ein Glück
und hatte doch ein schwer Verlangen
nach Lebensfrucht, nach Mutterglück
und Pflicht – da hab ich mich erfrecht,
da ließ ich schaudernd mein Geschlecht
von einem fremden Mann umfangen
und hab mich noch dafür gesegnet.
Nun hat das Leben sich gerächt,
nun bin ich dir, o dir begegnet.
Sie geht mit ungelenkem Schritt,
sie schaut empor, der Mond läuft mit;
ihr dunkler Blick ertrinkt in Licht.
Die Stimme eines Mannes spricht:
Das Kind, das du empfangen hast,
sei deiner Seele keine Last,
o sieh, wie klar das Weltall schimmert!
Es ist ein Glanz um Alles her,
du treibst mit mir auf kaltem Meer,
doch eine eigne Wärme flimmert
von dir in mich, von mir in dich;
die wird das fremde Kind verklären,
du wirst es mir, von mir gebären,
du hast den Glanz in mich gebracht,
du hast mich selbst zum Kind gemacht.
Er faßt sie um die starken Hüften,
ihr Atem mischt sich in den Lüften,
zwei Menschen gehn durch hohe, helle Nacht.
Richard Dehmel
23
K onzert
5
The Sunday Morning Coffee Concert –
The Lakeside Sessions
In Search of
N e w Wo r l d s
Z u
E h r e n
v o n
H a n s - J ö r g
M a r t h a l e r
Violine
Artiom Shishkov
Anna Lipkind
Viola
Viacheslav Dinerchtein
Violoncello
Gavriel Lipkind
Samuel Barber (1910 – 1981)
Streichquartett b-Moll op. 11
Molto allegro e appassionato
Molto adagio
Molto allegro (come prima) – Presto
Sergei Rachmaninow (1873 – 1943)
Streichquartett Nr. 1 (unvollendet)
Romanze
Scherzo
Pause
Igor Strawinsky (1882 – 1971)
5
Sonntag, 26. Mai, 11 Uhr
Schloss Oberhofen
Aufgeführt vom Lipkind Quartet
Drei Stücke für Streichquartett
Dance
Excentrique
Cantique
Antonín Dvořák (1841 – 1904)
Streichquartett Nr. 12 F-Dur «Amerikanisches»
op. 96 (B 179)
Allegro ma non troppo
Lento
Molto vivace
Finale: Vivace ma non troppo
Kaffee und Apéro nach dem Konzert
24
25
K onzert
5
Angela Beuerle
I n S ea rc h of Ne w Wo r l d s
Musik ist Heimat – dieses Gefühl ist wohl jedem
bekannt, der Musik liebt, der sie spielt, der sie
schreibt. Zugleich aber – und auch dem werden
vermutlich die meisten Musik Schaffenden und
Hörenden zustimmen – ist Musik immer auch
ein Aufbruch in eine neue Welt; sie entführt uns
woanders hin oder sie bringt uns Neues mit,
lässt uns Dinge hören und erahnen, die in unserem alltäglichen Leben sonst nicht vorkämen.
Die vier Komponisten dieses Konzertes
verbindet darüber hinaus eine ganz konkrete
Erfahrung von Heimat und «Neuer Welt»: Alle
vier bewegten sich – aus ganz unterschiedlichen
Gründen – zwischen Europa und den USA. Und
bei allen hat das Leben in diesen beiden Kontinenten Spuren in ihrem Schaffen hinterlassen.
Und noch in einem dritten Sinn waren Samuel Barber, Sergei Rachmaninow, Igor Strawinsky und Antonín Dvořák mit «neuen Welten» konfrontiert: Sie lebten in einer Zeit, als
das seit Jahrhunderten vertraute System der
Dur-Moll-Tonalität allmählich in Frage zu stehen begann, einst selbstverständliche Gesetze
der Harmonielehre nicht mehr so ehern waren
wie zuvor und sich die Klangsprache der sogenannten klassischen Musik auf teilweise revolutionäre Weise veränderte. Jeder dieser vier
Komponisten – ob er am Anfang dieses Prozesses stand wie Antonín Dvořák oder sich bereits
an einem weit fortgeschrittenen Punkt befand
wie Samuel Barber – musste sich zwangsläufig
einen Platz, eine Position suchen und eine eigene Klangsprache finden zwischen Tradition
und neuen (Klang)-Welten.
1935 kam der damals 25-jährige amerikanische Komponist Samuel Barber als Mitglied
der American Academy nach Italien und entdeckte so in Europa, nicht in den USA, eine
«neue Welt». Im Mai 1936 schrieb er von dort an
den Cellisten Orlando Cole: «Ich habe leichtes
quartettiges Rumoren in meinen Eingeweiden
26 und brauche etwas himmlisches Abführmittel,
um mein Gleichgewicht wieder herzustellen;
es bleibt nichts, als sich daran zu machen und
ich werde Dir die Exkremente per Einschreiben
schicken.» So begann Barber die Komposition
seines ersten und einzigen Streichquartetts, das
ihn weltberühmt machen sollte. Im September
desselben Jahres berichtete er wiederum Cole:
«Ich habe gerade heute den langsamen Satz
meines Quartetts beendet – er ist eine Wucht!
Nun zum Finale.» Dieser letzte Satz jedoch bereitete Barber die meisten Probleme. Er änderte
ihn drei Mal, und erst 1943 war das Quartett
in dieser letztgültigen Form, mit seinem nur
52-taktigen Finale, das attacca an den zweiten
Satz anschliesst, erstmals zu hören. Zu dieser
Zeit hatte der zweite Satz, das von Barber so
begeistert beschriebene Adagio, längst zu eigener Berühmtheit gefunden. Barber hatte es für
Streichorchester gesetzt und Toscanini gesandt.
«Semplice e bella» (einfach und schön) befand
dieser und brachte das «Adagio für Streicher»
1938 zur Uraufführung. Zu hören nicht nur
im Konzertsaal oder bei prominenten Begräbnissen, sondern auch in Filmmusik oder verschiedensten Bearbeitungen anderer Künstler,
gehört dieses Werk heute zu den bekanntesten
und meistgespielten Musikstücken überhaupt.
Barber hingegen war über die überwältigende
Popularität dieses Werkes nicht ausschliesslich
glücklich – in einem Interview nach einer Radioübertragung des «Adagios für Streicher» (anlässlich der Ermordung J.F. Kennedys) sagte er:
«Sie spielen immer dieses Stück. Ich wünschte,
sie würden eines meiner anderen Stücke spielen.» Eine Aufführung seines Streichquartetts
hätte ihn sicher gefreut, auch weil es hier mit
dem ersten und dritten Satz bei aller neo-romantischen Prägung noch viele weitere, zum
Teil sehr expressive Züge in Barbers Musik zu
entdecken gibt.
Dass Rachmaninow einmal in den USA leben und auch sterben sollte, konnte er nicht
ahnen, als er um 1889/90, noch als Student am
Moskauer Konservatorium, begann, ein Streichquartett zu komponieren – das er allerdings,
ebenso wie seinen zweiten Versuch in dieser
Gattung sieben Jahre später, nicht vollenden
sollte. Uraufgeführt wurden die beiden entstandenen Sätze des ersten Streichquartetts,
Romanze und Scherzo, erst 1945, zwei Jahre
nach seinem Tod. Er selbst erlebte nur eine
Aufführung der Fassung für Streichorchester,
die er, noch im Konservatorium, von diesen
beiden Sätzen erstellte. Lassen sich in diesem
Werk auch noch Einflüsse von Rachmaninows
Kompositionslehrern Arensky und Tanejew
sowie von seinem verehrten Vorbild Tschaikowsky hören, zeigt sich darin doch zugleich
deutlich die Suche nach einer neuen Welt –
der Welt und dem Klangkosmos des eigenen
Rachmaninow’schen Komponierens.
Auch Strawinsky verbrachte die letzten
Jahre seines Lebens in den USA. Seine drei
Stücke für Streichquartett schrieb er jedoch
in der Schweiz, wo er nach der russischen Oktoberrevolution zunächst im Exil lebte. Entstanden im Frühjahr und Sommer 1914 kann
man schon diese seine erstmalige Hinwendung
zum Streichquartett als Suche nach einer neuen
Welt – oder aber als Experiment – bezeichnen,
standen sonst doch weder Streichinstrumente noch die Kammermusik im Zentrum seines
Komponierens. Auffällig ist, dass er auch mit
diesem Werk die traditionelle Form des Streichquartetts ganz bewusst meidet, denn es handelt
sich um drei eigenständige, aufeinanderfolgende Stücke jeweils ganz unterschiedlichen
Charakters, nicht um ein geschlossenes Werk
mit aufeinander bezogenen Sätzen. Auch in
der eigenständigen Behandlung der einzelnen
Stimmen und dem weitgehenden Verzicht auf
motivische Verarbeitung unterscheiden sich die
«Drei Stücke für Streichquartett» deutlich von
einem klassischen Streichquartett. Vergleicht
man Strawinskys Komposition für Streichquartett mit der des nur neun Jahre älteren Rachmaninow wird die Eigenheit der beiden Komponisten – dem «letzten Romantiker» Rachmaninow
einerseits und dem durch verschiedene Phasen
gehenden Vertreter der sogenannten «Neuen
Musik» Strawinsky – in ihrer Suche nach ihrem eigenen kompositorischen Stil in dem Kaleidoskop der künstlerischen Richtungen und
Möglichkeiten des ausgehenden 19. und des 20.
Jahrhundert besonders deutlich.
«Was meine neue Sinfonie, das F-Dur
Streichquartett und das Quintett […] angeht –
ich hätte diese Werke nie ‚genau so’ geschrieben, wenn ich Amerika nicht gesehen hätte.»
Dvořák war insgesamt nur zweieinhalb Jahre
(September 1892 – April 1895) in den USA, wo
er eine Stelle als Direktor des National Conservatory of Music in New York innehatte. Der Einfluss dieser Zeit auf sein Schaffen war jedoch
gross. Während er seine «neue Sinfonie» –
Nr. 9, «Aus der neuen Welt» – im Frühjahr
1893 in New York komponierte, schrieb er das
Streichquartett F-Dur (das «Amerikanische»)
während eines Sommeraufenthaltes mit seiner Familie in Spillville, einer kleinen tschechischen Enklave in Iowa: «Lehrer und Pfarrer,
alles ist tschechisch und so werde ich unter den
Meinen sein […]. Ich werde dort sogar Tauben
haben und vielleicht werden wir auch Darda
[ein tschechisches Kartenspiel] spielen. Welch
ein Vergnügen wird das sein!», schrieb Dvořák
im April 1893 in Vorfreude auf die Sommerwochen. Vielleicht ist es genau diese Mischung aus
heimatlicher Vertrautheit und Inspiration der
«neuen Welt», die dieses Streichquartett zu einem solch sehnsuchtsvoll-beschwingten, lichtvollen Werk werden lässt. Direkte Anklänge an
(amerikanische) Folklorismen sind nicht hörbar, doch die pentatonische Reihe, auf der das
ganze Stück fusst, sowie die tanzartigen Rhythmen im dritten und vierten Satz lassen sich als
Reminiszenzen an volksmusikalische Einflüsse,
vielleicht auch an afro-amerikanische Musik,
hören. Als ein direktes Zitat aus Spillville zeigt
sich jedoch das hohe Violinmotiv ungefähr 20
Takte nach Beginn des dritten Satzes: «Dieser
verdammte Vogel – rot mit schwarzen Flügeln»
vor Dvořáks Fenster hatte den Komponisten so
lange bei der Arbeit gestört, bis er ihn schliesslich in seinem Streichquartett verewigte. Es
handelt sich, so fand die Musikwissenschaft
heraus, um die im nördlichen Iowa heimische
Scharlachrote Prachtmeise.
27
K onzert
6
Klarinette
Reto Bieri
My GAIA –
A Celebration
Z u
E h r e n
v o n
M a r t i n a
B ü c h i
Arr. für Vibraphon solo von Andrei Pushkarev,
Schweizer Erstaufführung
«Milonga loca» aus «Tango: Zero Hour»
Viola
Viacheslav Dinerchtein, Ilya Hoffman
«Introducción del Ángel»
Violoncello
Alexander Chaushian, Aleksei Kiseliov,
Gavriel Lipkind
Sonntag, 26. Mai, 19 Uhr
Eugène Ysaÿe (1858 – 1931)
«Ballade», Sonate Nr. 3 d-Moll
aus: Sechs Sonaten für Violine solo op. 27
Lento molto sostenuto – Allegro in Tempo giusto
Rittersaal, Schloss Thun
Ausführende: Gwendolyn Masin
Johann Halvorsen (1864 – 1935)
Passacaglia nach G.F. Händel
für Violine und Viola (GAIA-Transkription
für Violine und Violoncello)
Largamente – Con agilità
Ausführende:
Gwendolyn Masin, Gavriel Lipkind
Anton Stepanowitsch Arensky
(1861 – 1906)
Streichquartett Nr.2 a-Moll op. 35
2. Satz: Variationen über ein Thema von
Tschaikowsky
Ausführende: Gwendolyn Masin,
Viacheslav Dinerchtein,
Alexander Chaushian, Gavriel Lipkind
Wilfried Hiller (*1941)
Die zerstreute Brillenschlange für Erzähler, Klarinette und Bordun (Violoncello);
Dichter der Textvorlage: Michael Ende
Ausführende: Gwendolyn Masin,
Reto Bieri, Aleksei Kiseliov
28
«Nightclub 1960» aus «Histoire du Tango»
Violine
Anna Lipkind, Gwendolyn Masin
Artiom Shishkov
Vibraphon
Andrei Pushkarev
6
Astor Piazzolla (1921 – 1992)
GAIA’s Piazzolla Suite
Arr. für Violine und Vibraphon
von Andrei Pushkarev; Schweizer Erstaufführung
aus «Concierto del Ángel»; Arr. für Violine, Violoncello
und Vibraphon von Andrei Pushkarev; Uraufführung
«Escualo»
Arrangement für Violoncello und Vibraphon
von Andrei Pushkarev; Schweizer Erstaufführung
«Chiquilin de Bachin»
Arr. für Vibraphon solo von Andrei Pushkarev;
Uraufführung
Ausführende: Andrei Pushkarev,
Anna Lipkind, Gavriel Lipkind
Luigi Boccherini (1743 – 1805)
Quintett für Streichquartett und Gitarre
Nr. 4 D-Dur G 448
4. Satz: Fandango
Ausführende: Gwendolyn Masin,
Anna Lipkind, Ilya Hoffman, Gavriel Lipkind,
Aleksei Kiseliov
Andrei Pushkarev (*1974)
«La folia de GAIA»
Bearbeitung der Violinsonate op. 5 Nr. 12
«La folia» von Arcangelo Corelli (1653-1713)
Uraufführung
Ausführende: Gwendolyn Masin,
Artiom Shishkov, Anna Lipkind,
Viacheslav Dinerchtein, Gavriel Lipkind,
Andrei Pushkarev
Béla Bartók (1881 – 1945)
Rumänische Volkstänze SZ 68
Ausführende: Gwendolyn Masin,
Artiom Shishkov, Anna Lipkind,
Viacheslav Dinerchtein, Gavriel Lipkind
Keine Pause
Apéro Riche vor dem Konzert
Apéro nach dem Konzert
29
K onzert
6
Jürgen Hartmann
My GAIA – A Celebration
Der Gedanke hinter»My GAIA” entstand 2011,
als wir Zuhörerinnen und Zuhörer persönlich
fragten, welche Werke sie bei einem Festival wie
diesem gerne hören würden. Wir wollten nicht
zu einer Jukebox werden, sondern herausfinden,
welche Musik diese Menschen lieben und welche
«Geschichten» oder «Erzählungen» sie von uns
hören wollen – gerade bei GAIA, wo unerwartete
Kombinationen von Instrumentalisten möglich
und die Aufführung ungewöhnlicher Werke
realisierbar sind. All dies führte 2012 zu einem
Konzert, dessen Programmwünsche ich so nie
erwartet hätte, ein wahrer Schatz an Überraschungen.
Etwas ganz Ähnliches machte Scheherazade, als sie den Shayrahr, den persischen König,
durch Erzählungen zu betören suchte. Jede
Nacht erzählte sie eine Geschichte, mit einem
offenen Ende, und neugierig wartete der Schayrahr auf die Fortsetzung in der nächsten Nacht.
Und so ging es weiter: Wenn eine Geschichte
an ihr Ende gekommen war, begann schon die
nächste, nach dem gleichen Muster. «My GAIA»
2013 bringt Ihnen einsätzige Stücke oder einzelne Sätze – viele kleine Erzählungen, einige
Ihrer (und unserer) Lieblingswerke aus den bisherigen Jahren mit GAIA. Und ganz in diesem
Sinne beginnt das Konzert mit einem meiner eigenen Lieblingsstücke, der «Ballade» von Eugène
Ysaÿe, einem sehr persönlichen Stück, das der
belgische Komponist dem bewunderten Vorbild
George Enescu widmete – oder eigentlich: «erzählte», denn was ist eine Ballade anderes als
eine kunstvolle Erzählung?
Gwendolyn Masin
My GAI A 2 01 3 – Ei ne Erzähl ung vo n Festen u n d Tän zen
30
Dass man ausgerechnet den grossen Astor Piazzolla als Totengräber der alten Tangotradition
beschimpfen sollte, ist im Rückblick nur schwer
zu begreifen. Denn sein «tango nuevo», den er
nach Aufenthalten in New York und Paris begründete, hauchte der fast schon ausgestorbenen Gattung ab den 1950er Jahren neues Leben
ein. Erst die Ermahnung seiner Pariser Lehrerin
Nadia Boulanger, bei der Piazzolla «klassische»
Kompositionstechnik studieren wollte und der
er seine Tätigkeit als Tangomusiker lange schamhaft verschwieg, versetzte ihn in die Lage, seiner eigentlichen Berufung zu folgen. Boulanger
machte ihm klar, dass auch Komponisten wie
Bartók, Strawinsky und Ravel Spuren der Populärmusik aufgenommen und diese der eigenen
Kreativität anverwandelt hatten. Ab den späten
1950er Jahren betrieb Piazzolla mit verschiedenen Musikerkollegen und Ensembles unermüdlich die Erneuerung des Tangos und liess sich
von Rückschlägen kaum beirren. Nach seiner
Rückkehr aus Paris war ihm klar: «Es ist notwendig, dem Tango die Monotonie zu nehmen,
in harmonischer, melodischer, rhythmischer
und ästhetischer Hinsicht. (…) Kurz gesagt, es
ist notwendig, die Musiker und Zuhörer nicht zu
langweilen, sondern zu begeistern, ohne dabei
aufzuhören, Tango zu spielen.»
Letzten Endes war der von vielen Musikfreunden über alle Genregrenzen hinweg verehrte Piazzolla also Bewahrer und Retter der
Tradition, wie der Autor und Tangokenner Michel Plisson schreibt: «Im Gegensatz zu manchen
seiner Gegner, die immer noch behaupten, seine
Musik sei kein Tango, bin ich der Meinung, dass
Piazzolla den Tango vor dem sicheren Untergang
bewahrt hat, indem er ihm das moderne musikalische Gepräge gegeben hat, das er benötigte,
um weiterleben zu können. (…) Piazzolla hat
auf jeden Fall dazu beigetragen, den Tango mit
modernen Musikrichtungen und einer neuen
Generation zu versöhnen.»
Eine Tradition zu bewahren und sie mit modernen Richtungen zu versöhnen, bedeutet, sie
«aufzuheben» im doppelten Sinn dieses Wortes
– eben nicht nur zu bewahren, sondern sie im
Neuen unauflöslich einzubinden. Weit über den
Tango hinaus gilt, dass der Tanz als solcher – als
Rhythmus, als Form und vor allem als Bewegung
– beinahe jeder Musik eingeschrieben ist. Gerade
das Tänzerische in der Musik spricht im Hörer
die Gefühle an, und das in ihrer ganzen Spannbreite von Fröhlichkeit bis Trauer. Auch tief
ernste Werke wie Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion sind von tänzerischen Rhythmen
durchzogen, und wenn man die verschiedenen
Künste unter einem gemeinsamen Blickwinkel
zu betrachten versucht, haben sich gerade die
Bewegungsimpulse der Musik in andere Künste erweitert. Es ist ein schönes Gedankenspiel,
vom Begriff der Architektur als «versteinerter
Musik» (oder umgekehrt der Musik als «bewegter Architektur» – so Le Corbusier) auszugehen
und sich zu fragen, ob es womöglich «tanzende
Räume» gibt.
Die Musik hat nie völlig ihre Bindung an bestimmte «Zwecke» verloren, und der Rückgriff
von Komponisten auf Tanzformen wird nicht
dadurch beschädigt, dass er auf diese Weise
ebenfalls zweckgerichtet ist. Wie vielfältig diese
Assoziationen und konkreten Bezüge sein können, ist schon aus einem der ältesten Stücke im
Konzertprogramm erkenntlich: Arcangelo Corellis «Folia» aus dem Jahre 1700, deren unzähligen
Bearbeitungen wir heute eine hinzufügen wollen, die unser Festival als ein wenig verrückt und
festlich zugleich portraitiert: «La Folia de GAIA».
Denn Tanz kann festlich sein, verrückt und – gar
nicht weit davon entfernt – auch gefährlich! Jedenfalls sollen die mittelalterlichen Tanzstücke
namens «Folia» wegen dieser Verrücktheit, die
schnell überschnappen kann, immer vom Verbot
bedroht gewesen sein.
Luigi Boccherinis «Fandango» zeigt uns ein
glutvolles Bild vom alten Spanien, wie ja auch
die Passacaglia als musikalische Form auf einem alten spanischen Volkstanz beruht. Sie ist
im Programm vertreten durch (den DeutschEngländer) Georg Friedrich Händel in einer Bearbeitung des norwegischen Geigers, Dirigenten
und Komponisten Johan Halvorsen (1864-1935)
– in einer GAIA-Transkription, die 2009 uraufgeführt wurde und für den Cellisten – der gegen
die Bratsche «eingetauscht» wird – eine enorme
Herausforderung ist. Der «Fandango» birgt in all
seiner festlichen Wildheit aber auch die Spuren
jener Melancholie, die Spanien auszeichnet und
mit der man zu Lebzeiten und später gerade
diesen (italienischen) Komponisten Boccherini
verbunden hat. Sein deutscher Zeitgenosse Carl
Ludwig Junker fand dessen Musik «zu schatticht,
zu finster, zu mürrisch», und wie fast immer war
ein Franzose charmanter (und treffender): Der
Geiger Jean-Baptiste Cartier (1765-1841) sagte,
Gott würde wohl durch die Musik Haydns mit
den Menschen sprechen, jene Boccherinis aber
würde er sich selbst anhören.
Und was wäre das Œuvre Béla Bartóks ohne
die Tänze? Bei dem grossen ungarischen Komponisten geht die Neigung zum Tänzerischen
einher mit dem Bestreben, möglichst viel von
der Volksmusik seines Landes, der weiteren
Region und später sogar der Türkei geradezu
aufzusaugen, akribisch zu notieren und in den
eigenen Werken zu sublimieren. (Dass gerade
Bartók auch ein grosser Ballettkomponist war
und dessen Repertoire mit dem «Wunderbaren
Mandarin» einen unvergänglichen Höhepunkt
bescherte, passt dazu.) Anton Arensky wiederum schuf aus einem Kinderlied seines grossen
Kollegen Peter Tschaikowsky eine durchaus auch
tänzerisch ausschwingende Variationenfolge,
mit der er den kurz zuvor verstorbenen Meister
auf anrührende Weise ehrte.
Ob Schlangen tanzen, heimlich, wenn sie
niemand sieht? Wer weiss. Eins jedoch ist sicher:
Sie inspirierten tänzerischen Ausdruck, indem
die Tanzenden in alter Zeit die eleganten Bewegungen des als heilig verehrten Tiers nachahmten. Oder indem Fakire ihre Schlangen «tanzen»
liessen. Einen solchen Fakir lässt der Komponist
Wilfried Hiller in der eigentümlichen musikalischen Erzählung «Die zerstreute Brillenschlange» von 1981 die Klarinette in höchster Virtuosität blasen und beschwört damit Erinnerungen an
die Geschichten aus «1001 Nacht» herauf. Und
richtig, ohne Erzählerin geht es nicht – die moderne Scheherazade erzählt, als «Diminuendo»,
wie eine Schlange in sich selbst verschwindet.
Tanzen tut sie vielleicht nicht, diese verrückte
Brillenschlange, aber der Schluss der Geschichte
ist doch wohl nur scheinbar traurig. Ist sie wirklich tot, die Schlange? Nein. «Aufgehoben» hat
sie sich, «aufgehoben» ist sie in unseren Herzen. 31
P ortraits
D o n g k y u n
A n
V ioloncello
34
Der in Korea geborene kanadische Cellist
Dongkyun An begann seine musikalische
Ausbildung im Alter von 13 Jahren bei
Chun-Ja Choi in Korea.
Nach dem Umzug nach Edmonton, Kanada, setzte er seinen Unterricht bei Tanya
Prochazka, Colin Ryan und David Tutt fort.
Derzeit studiert An an der Hochschule
der Künste in Zürich bei dem weltbekannten britischen Cellisten Raphael Wallfisch
und lernt Barockcello bei Martin Zeller.
Neben seiner Ausbildung in Europa
erhielt er unter anderem Cellounterricht
von Pieter Wiespelwey, Gary Hoffman,
Shauna Rolston, Andres Diaz, Hans Jensen, Gavriel Lipkind, Matt Haimovitz und
Anner Bylsma.
Dongkyun An trat als Solist mit dem
Edmonton Youth Orchestra, dem Edmonton Symphony Orchestra, dem Karlsbader
Sinfonieorchester und kürzlich mit der
Pilsener Philharmonie auf. Ausserdem ist
er bei Soloabenden und Kammermusik-
R e t o
B i e r i
K larinette
konzerten in verschiedenen europäischen
Ländern und in Nordamerika zu hören.
Zusätzlich zu Studium und Konzerten
erhielt er den 2. Preis beim 18. Internationalen Johannes-Brahms-Wettbewerb in
Pörtschach, Österreich, und ist 1. Preisträger bei der Montreal Symphony Orchestra
Competition.
Überdies errang er 2011 beim GAIA
Kammermusikfestival in Thun, Schweiz,
den GAIA Masters Award. Durch diese
Ehrung erhielt er eine Einladung als Gastkünstler beim GAIA Kammermusikfestival
2012.
Kürzlich gewann er den 2. Preis beim
Internationalen Musikwettbewerb im Rahmen des 67. Musikfestivals «Prager Frühling», wo er Dvořáks Cello-Konzert mit der
Pilsener Philharmonie im Dvořák-Saal des
Rudolfinum spielte.
Seine Ausbildung wird grosszügig unterstützt durch das Canada Council for the
Arts, die Alberta Foundation for the Arts,
die Anne Burrows Music Foundation, The
Winspear Fund und die Sylva Gelber Music
Foundation.
Geboren in Zug (Schweiz) und aufgewachsen
mit Schweizer Volksmusik, studierte Reto Bieri zunächst an der Musikhochschule Basel
bei François Benda, später bei Charles Neidich an der New Yorker Juilliard School. Der
Kammermusikunterricht beim Komponisten
György Kurtág und dem Pianisten Krystian
Zimerman sowie die Begegnungen mit dem
Schriftsteller Gerhard Meier beeinflussten
seine Arbeit wesentlich. Reto Bieri war 2001
Preisträger der «Tribune International des
Jeunes Interprètes», dem Wettbewerb der
europäischen Radiostationen. Seit diesem
Erfolg ist er international als Solist und
Kammermusiker tätig. Er ist regelmässig
Gast bei verschiedenen Festivals und bekannten Institutionen. Reto Bieri spielte mit
zahlreichen Orchestern – u.a. Tschaikowsky-Sinfonierorchester des Moskauer Rundfunks, Bruckner Orchester Linz, Münchener
Kammerorchester, Istanbul State Symphony
Orchestra, Brandenburgische Philharmonie,
Zürcher Kammerorchester, Camerata Zürich,
Basler Sinfonieorchester und dem Kammerorchester Basel unter bekannten Dirigenten
wie Vladimir Fedoseyev, Kristjan Järvi und
Kurt Masur.
Seine Passion gilt vor allem der Kammermusik. Er musiziert regelmässig mit Partnern
wie Heinz Holliger, Gidon Kremer, Zoltán
Kocsis, Alexander Lonquich, Patricia Kopatchinskaja, Sol Gabetta, Ilya Gringolts, Pekka
Kuusisto, Nicolas Altstaedt und Fazil Say sowie mit diversen Streichquartetten.
Die intensive Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Komponisten unserer Zeit
wie beispielsweise Heinz Holliger, György
Kurtág, Pierre Boulez, Elliott Carter, Tigran
Mansurian, Fazil Say und Giovanni Sollima
ist ein fester und wichtiger Bestandteil seiner
Tätigkeit. So wurden zahlreiche Werke für
ihn komponiert.
Seit 2010 arbeitet Reto Bieri mit dem
renommierten Münchener Label ECM zusammen. Sein Debut Album «Contrechant»
mit Werken für Klarinette Solo erhielt von
der Presse höchste Auszeichnungen.
In der Saison 2013/2014 ist Reto Bieri
«Artist in Focus» beim Concertgebouw
Amsterdam.
2012 wurde Reto Bieri als Professor für
Kammermusik an die Hochschule für Musik
Würzburg berufen.
35
J a n a
B o u š k o v á
H arfe
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A l e x a n d e r
C h a u s h i a n
V ioloncello
Jana Boušková gehört zweifellos zu den herausragendsten und gefragtesten Harfenistinnen. Neben ihrer künstlerischen Zusammenarbeit mit führenden Orchestern widmet sie
sich der Kammermusik mit Musikern wie
Maxim Vengerov, Christian Tetzlaff, Yury
Bashmet, Mstislav Rostropovitch, Radek Baborák, Emmanuel Pahud, Mathieu Defour,
Patrick Gallois und Sharon Kam u.a.
Von den zahlreichen Preisen, die Jana
Boušková gewonnen hat, seien hier genannt:
International Harp Competition, USA, International Harp Contest, Israel, Concours
International de Musique de Chambre,
Frankreich, Torneo Internazionale di Musica, Italien, Harp Award, Schweiz und Juventus Festival, Frankreich.
Neben ihren solistischen Auftritten ist
Jana Boušková am Königlichen Konservatorium Brüssel, der Akademie der musischen
Künste und dem Konservatorium Prag auch
pädagogisch tätig. Sie wird zur Teilnahme
an zahlreichen internationalen HarfenKongressen, Symposien und Meisterklassen weltweit eingeladen (International Harp
Competition, USA; Concours Lily Laskine,
Frankreich; International Harp Contest, Israel; 7. World Harp Congress, Tschechische
Republik).
Neben Jana Bouškovás weitreichendem
Repertoire, das Werke aller Stilrichtungen
umfasst, präsentierte sie ausserdem viele
Uraufführungen von Solo- und Kammermusikkompositionen, die für sie geschrieben
und ihr gewidmet sind (von Ravi Shankar,
Benjamin Yusupov, Jan F. Fischer, Kryštof
Mařatka, Lukáš Sommer, Emil Viklický und
anderen).
Für Aufnahmen arbeitet Jana Boušková
mit verschiedenen internationalen Labels,
Radio- und Fernsehsendern zusammen.
Jana Boušková spielt eine Harfe von Lyon
& Healy.
Alexander Chaushian, einer der herausragenden Cellisten der jüngeren Generation,
konzertiert weltweit. Als Solist mit Orchester trat er u.a. mit dem Wiener Kammerorchester im Konzerthaus Wien und in Linz
auf, ausserdem mit den London Mozart
Players und dem Philharmonia Orchestra,
dem Orchestre de la Suisse Romande, dem
Orchestre Nationale de Belgique, Les Solistes Européens de Luxembourg in einem
Galakonzert unter der Leitung von Yehudi
Menuhin, dem Boston Pops Orchestra und
dem Armenian Philharmonic Orchestra in
der Carnegie Hall.
Er gab Konzerte beim Harrogate Festival in England, dem Kuhmo Kammermusik
Festival in Finnland, dem La Jolla Festival in
den USA, am Théâtre du Châtelet in Paris
sowie beim Montpellier Festival. Zur Zeit ist
er Künstlerischer Direktor des International
Pharos Chamber Music Festival auf Zypern
und des Yerevan Music Festival in Armenien.
Aus einer Musikerfamilie stammend begann Alexander Chaushian mit sieben Jahren
Cello zu spielen. Nach erstem Unterricht bei
seinem Grossvater, Alexander Chaushian Sr.,
und bei Zare Sarkisian studierte er an der Yehudi Menuhin School bei Melissa Phelps und
an der Guildhall School of Music and Drama
in London bei Oleg Kogan. Er setzte seine Stu-
dien fort an der Hochschule für Musik Hanns
Eisler in Berlin bei Boris Pergamenschikow
und dann bei David Geringas. 2005 schloss er
sein Studium mit Auszeichnung ab.
Alexander Chaushian gewann u.a. den
1. Preis beim Premio Mozart Wettbewerb in
Verona, Italien, und bei der International
Music Competition in Holland, außerdem
den Orchestra of New England Soloist Prize,
den ersten Summis Auspiciis Prize of Young
Concert Artists in New York und den 3. Preis
beim 12. Internationalen Tschaikowsky Wettbewerb in Moskau. Im September 2005 gewann Alexander Chaushian den 3. Preis sowie
den Sonderpreis, verliehen durch das Münchner Kammerorchester, beim Internationalen
Musikwettbewerb der ARD in Deutschland.
Alexander Chaushian arbeitete zusammen mit vielen herausragenden Musikern,
wie etwa Levon Chilingirian, Pavel Vernikov,
Yuri Bashmet, Diemut Poppen, Emmanuel
Pahud und Julia Fischer. Zu seinen regelmässigen Kammermusik-Partnern gehören
Ashley Wass und Yevgeny Sudbin.
Alexander Chaushians jüngste Projekte
umfassen zahlreiche Konzerte und Aufnahmen. Er gab gefeierte Konzerte in der Wigmore Hall, der Queen Elizabeth Hall, in der
Royal Festival Hall als Solist mit dem Philharmonia Orchestra, im Barbican mit The
Academy of St Martin’s in the Field und dem
Royal Philharmonic Orchestra, in der Sala
Verdi, Mailand, mit dem Padova Chamber
Orchestra und hatte ein äusserst erfolgreiches Debut in der Suntory Hall, Japan.
Das Erscheinen seiner Aufnahme für das
BIS Label mit Russischen Sonaten, zusammen mit Yevgeny Sudbin am Klavier, wurde
jüngst von der Presse gefeiert. Andere Aufnahmen für BIS enthalten die Armenische
Rhapsodie mit dem Armenian Philharmonic
Orchestra, welche von The Independent als
Album der Woche gewählt wurde.
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V i a c h e s l a v
D i n e r c h t e i n
V iola
H o f f m a n
V iola
Der Bratscher Viacheslav Dinerchtein war
als Solist mit Orchester, bei Soloabenden
und mit Kammermusik in Konzerten in
Nord- und Südamerika sowie in Europa zu
hören. Er trat auf an Orten wie der Carnegie Hall (New York), dem Kennedy Center
(Washington), dem Centro Nacional de las
Artes und dem Palacio de Bellas Artes (Mexico City), der Sociedad Filarmónica de Lima
(Peru), dem Teatro Nacional (Ecuador), in
Konzertreihen für das US-Amerikanische
Aussenministerium sowie bei internationalen Bratschen Kongressen (USA, Südafrika,
Deutschland), dem Festival di Spoleto (Italien), den Dame Myra Hess Memorial Concerts (Chicago), dem Niagara Music Festival
(Kanada), unter vielen anderen. Er war im
Fernsehen und im Radio zu sehen und zu
hören. Mit Roland Vamos brachte er William
Primroses Bearbeitung von Bartóks 44 Duetten für zwei Violinen zur Uraufführung.
Dinerchtein wurden verschiedene Kompositionen für Viola gewidmet, darunter von
Gewinnern wichtiger Kompositionswettbewerbe. Er ist Präsident der Schweizerischen
Viola-Gesellschaft, macht Aufnahmen mit
dem Quindecim Label und ist Redakteur bei
dem Streichmusik-Verlag Ovation Press.
Viacheslav Dinerchtein studierte bei
seinem Vater Boris Dinerchtein, bei Joseph
de Pasquale (Master of Music, Peabody Conservatory, Johns Hopkins Universität) und
bei Roland Vamos (Doctor of Musical Arts,
Northwestern Universität).
In seiner freien Zeit liest er gerne, spielt
Schach, beschäftigt sich mit Fotografie und
Kartenmagie. Viacheslav Dinerchtein wurde
geboren in Minsk, Weissrussland, wuchs auf
in Mexico City und lebt jetzt mit seiner Frau
und zwei Kindern in Zürich.
38
I l y a
Geboren 1977 in Moskau begann Ilya Hoffman seine Ausbildung an der Gnessin-Musikschule in der Klasse von Elena Ozol. Später
wurde er in die Klasse von Yuri Bashmet am
Staatlichen Tschaikovsky-Konservatorium in
Moskau aufgenommen. Ilya Hoffman beendete seine Ausbildung am Konservatorium
mit einem Aufbaustudium. Sowohl als Instrumentalist als auch als Komponist nahm
Ilya Hoffman unter anderem an Festivals
wie dem World Viola Festival im deutschen
Kronberg, Music at Plush in Grossbritannien,
Italiens Mozartiana in der Emilia Romagna,
Estlands Eesti Barokkmuu­sika in Tallinn,
dem Automne Musical in Nîmes, Frankreich, und dem Banff Music in Kanada teil.
Er arbeitete und spielte mit herausragenden
Musikern wie Alexei Lubimov, Natalia Gutman, Kolya Blaher, Edward Brunner, Charles
Neidich, Mikhail Muntian, Alexander Trostiansky, Alexander Rudin, Alexei Utkin und
Adrian Brendel. Neben seiner umfangreichen
Tätigkeit als Solist, Dirigent und Komponist
ist er auch als Kammermusiker äusserst gefragt. Häufig spielt Ilya Hoffman Uraufführungen. Zu den bedeutenden Werken, die
er erstmals aufgeführt hat, zählen Sofia Gubaidulinas «Zwei Wege» für zwei Bratschen
und Sinfonieorchester (Russische Erstaufführung), Valentin Silvestrovs Lachrymose
für Solobratsche (Uraufführung), Sergey
Berinskys Sinfonie für Solobratsche, Klavier
und Sinfonieorchester (Uraufführung), und
Alban Berg/Leonid Hoffmans Sonate op. 1
für Bratsche und Streichorchester (Uraufführung). Ilya Hoffman ist Gewinner des Solti
Foundation Award (Grossbritannien, 2005),
Preisträger der Vienna International Music
Competition (Österreich, 2005), Preisträger
der Gaetano Zinetti International Chamber
Music Competition (Italien, 2004) und Preisträger der Yuri Bashmet International Viola
Competition (Russland, 2000).
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A l e k s e i
K i s e l i o v
V ioloncello
40
Aleksei Kiseliov gehört zu den führenden
Cellisten seiner Generation. Geboren 1985
in Weissrussland erhielt er seinen ersten
musikalischen Unterricht bereits mit fünf
Jahren bei Vladimir Perlin. Mit acht Jahren
gab Aleksei Kiseliov sein erstes Konzert und
ein Jahr später hatte er seine erste Tournee
nach Holland als Solist. Zu dieser Zeit gewann er den internationalen Wettbewerb
«Music of Hope». Weitere Engagements in
Deutschland, Holland, Frankreich und England folgten, alle mit grossem Erfolg. Noch
als Kind begann Aleksei Kiseliov als Solist
mit dem Staatlichen Kammerorchester und
dem Sinfonie-Orchester Weissrussland aufzutreten und erhielt ein Sonderstipendium
vom Präsidenten der Republik sowie einen
Sonderpreis der Vladimir-Spivakov-Stiftung.
1997, mit zwölf Jahren, wurde Aleksei
Kiseliov Preisträger beim Internationalen
Tschaikowsky Wettbewerb für junge Musikerinnen und Musiker in St. Petersburg,
wurde „Weissrusslands Schüler des Jahres“
und bekam ein Stipendium des „VladimirSpivakov-Fund“. Ab 2000 nahm Aleksei
Kiseliov Unterricht bei Tilman Wick in
Hannover, drei Jahre später zog er nach
London. Am Royal College of Music bekam
er ein Vollstipendium und ein vierjähriges
Y u r a
L e e
V ioline / V iola
internationales Stipendium vom Associated
Board of the Royal Schools of Music, um bei
Professor Jerome Pernoo zu studieren.
Während seiner Zeit in London gewann
Aleksei Kiseliov Preise und Auszeichnungen
bei verschiedenen Wettbewerben. Sein Konzertleben entwickelt sich in Europe, Grossbritannien, USA und seinem Heimatland
Weissrussland, u.a. an Orten wie dem Concertgebouw Kleiner Saal in Amsterdam, der Cadogan Hall London, dem Concert Noble und dem
Flagey in Brüssel. Ab 2007 studierte Aleksei
Kiseliov bei Raphael Wallfisch und führte zugleich seine künstlerische Ausbildung am RCM
fort. Später nahm er ein Jahr lang Unterricht
bei Natalie Clein am Trinity College.
Neben dem Studium bei seinen Lehrern
besuchte Aleksei Kiseliov Unterricht und
Meisterkurse bei Musikern wie Bernard
Greenhouse, Anner Bylsma, Ralph Kirshbaum, Frans Helmerson, Philippe Muller, Peter Wispelway, Gavriel Lipkind, Julian Rachlin, Norma Fisher und Benjamin Zander.
2008 und 2009 leitete Aleksei Kiseliov
sein eigenes internationales Musikfestival
«Melodrama» in London und Minsk.
Er war zu Gast bei internationalen Festivals, u.a. bei Les Vacances De Monsieur
Haydn, bei Cello Meisterkursen und Konzerten in Kronberg, dem Beauvais Cello Festival, dem Aix-En-Provence Festival, dem Yuri
Bashmet International Music Festival, dem
Musica Mundi Festival und spielte dort mit
Musikern wie den Moscow Soloists, Gavriel
Lipkind, Alina Ibragimova und Maxim Vengerov. Seit 2009 gibt Aleksei Kiseliov Meisterkurse beim Musica Mundi Festival.
Derzeit verbindet Aleksei Kiseliov seine
Solo-Karriere mit seiner Orchestertätigkeit.
Im September 2011 wurde er zum ersten Cellisten im Royal Scottish National Orchestra
ernannt und erhielt im selben Jahr eine Professur am Royal Conservatoire of Scotland.
Die Geigerin und Bratschistin Yura Lee, Gewinnerin des renommierten Avery Fisher
Career Grant, erfreut sich einer Karriere, die
schon beinahe zwei Jahrzehnte umfasst und
sich über die ganze Welt erstreckt. Ihre musikalische Integrität und ihre bezwingende
künstlerische Qualität wurden sowohl von
der Presse als auch von einigen der wichtigsten zeitgenössischen Künstler gelobt.
Als Solistin trat sie mit vielen führenden
Orchestern auf, darunter das New York Philharmonic, das Chicago Symphony, das Baltimore
Symphony, das Cleveland Orchestra, das Detroit Symphony, das San Francisco Symphony,
das Los Angeles Philharmonic, das NDR Symphonieorchester, das Hong Kong Philharmonic,
das Tokyo Philharmonic und viele weitere.
Yura Lee wurde nominiert und von der
Carnegie Hall in dessen ECHO (European
Concert Hall Organization) Reihe präsentiert. Für diese Reihe gab Yura Lee Konzerte
in Carnegies Weill Recital Hall und neun berühmten Konzertsälen in Europa: Wigmore
Hall in London, Symphony Hall in Birmingham, im Wiener Musikverein, dem Mozarteum in Salzburg, dem Palais des Beaux-Arts in
Brüssel, dem Concertgebouw in Amsterdam,
dem Stockholm Konserthus, Athens Concert
Hall und der Kölner Philharmonie.
Mit zwölf Jahren erhielt Yura Lee als
jüngste Künstlerin überhaupt den Debut Artist of the Year Preis bei den «Performance
Today»-Preisen, verliehen durch das National
Public Radio. Yura Lee gewann zahlreiche internationale Preise, darunter den 1. Preis und
den Publikumspreis beim Internationalen
Leopold Mozart Wettbewerb 2006 (Deutschland), den 1. Preis bei der 2010 UNISA International Competition (Südafrika), den 1. Preis
bei der 2013 Yuri Bashmet International Competition (Russland), und weitere Auszeichnungen bei den Indianapolis (USA), Hannover (Deutschland), Kreisler (Österreich) und
Paganini (Italien) Wettbewerben.
Yura Lees CD mit Reinhard Goebel und
der Bayerischen Kammerphilharmonie mit
dem Titel «Mozart in Paris» (Oehms Classics) erhielt den renommierten Diapason
d’Or Preis in Frankreich.
Als Kammermusikerin ist Yura Lee regelmässig zu Gast beim Marlboro Festival,
Salzburg Festival, Verbier Festival, Caramoor
Festival, Ravinia Festival, Kronberg Festival,
Aspen Music Festival, u.a. Yura Lee arbeitete
mit vielen Künstlern zusammen, darunter Gidon Kremer, András Schiff, Leonidas Kavakos,
Mitsuko Uchida, Miklós Perényi, Yuri Bashmet,
Menahem Pressler und Frans Helmerson. Yura
Lee ist zur Zeit Mitglied der Chamber Music
Society des Lincoln Center in New York City,
sowohl als Geigerin als auch als Bratschistin.
Yura Lee studierte an der Juilliard School
(New York City), dem New England Conservatory (Boston), dem Salzburg Mozarteum
(Österreich) und der Kronberg Academy
(Deutschland). Unter ihren wichtigsten
Lehrern waren Namyun Kim, Dorothy DeLay,
Hyo Kang, Miriam Fried, Paul Biss, Thomas
Riebl, Ana Chumachenko und Nobuko Imai.
Yura Lee lebt abwechselnd in den Vereinigten Staaten (Boston/New York City) und
Deutschland (Berlin).
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A n n a
L i p k i n d
V ioline
L i p k i n d
V ioloncello
Anna Lipkind wurde in Moskau in einer musikalischen Umgebung geboren, die durch die
Tradition des Streicherspiels von Musikern
wie David Oistrach und den Gründungsmitgliedern des Borodin-Quartetts geprägt ist. Sie
begann sehr früh ihr Violinspiel und arbeitete
mit ihrer Mutter Elena Mazor sowie, ab dem
Alter von fünf Jahren, mit Irina Svetlova in
Tel Aviv. Schon in dieser frühen Phase genoss
Anna den Einfluss einiger grosser Geiger des
letzten Jahrhunderts wie Zakhar Bron, Boris
Kuschnir, Salvatore Accardo, Victor Danchenko, Ida Haendel, Shlomo Mintz, Miriam Fried,
Thomas Brandis, Petru Monteanu, Itzhak Perlman, Ivry Gitlis, Tsugio Tokunaga und Georgy Pauk. Als Sechsjährige trat Anna Lipkind
erstmals mit Orchester auf. Sie gab Recitals
und machte Rundfunkproduktionen in Israel,
gastierte aber auch bereits bei internationalen Festivals in Russland, Deutschland, Italien,
Japan und Portugal. Dabei arbeitete sie mit
Musikern wie Peter Donohoe, Pavel Gililov,
Grigory Kalinovsky, Julian Rachlin, Maxim
Vengerov, Stacey Watton und Pinchas Zukerman zusammen. Mit 16 gab sie ihr Debüt
beim Israel Philharmonic Orchestra unter der
Leitung von Zubin Mehta. Daraufhin zog sie
nach Europa und studierte bei Pavel Vernikov am Wiener Konservatorium, wo sie vier
internationale Wettbewerbe als Preisträgerin
verliess. Die Musikerin lebt heute mit ihrem
Mann, dem Cellisten Gavriel Lipkind, in Berlin. Neben ihrer Arbeit als Solistin ist sie eine
leidenschaftliche Kammermusikerin. Sie ist
Mitglied im Lipkind Quartett und Koproduzentin der Serie «Lipkind plays …». Anna Lipkind
spielt eine Violine von Lorenzo Ventapane, die
sie als Leihgabe von Pavel Vernikov erhielt.
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G a v r i e l
Bereits früh stand er mit herausragenden
Musikern wie Zubin Mehta, Philippe Entremont, Giuseppe Sinopoli, Yehudi Menuhin,
Pinchas Zukerman, Mstislav Rostropovitch,
Yuri Bashmet und Gidon Kremer auf der
Bühne.
Heute verbindet Lipkind seine musikalischen Engagements mit einem grösseren
Plan, das zugrunde liegende Repertoire aufzunehmen. Daher bestimmen und bedingen
diese Produktionen alle übrigen Aspekte seiner Karriere.
«[…] Lipkind ist einmalig […]
er spielt wie besessen […].
Ein Konzert auf der Stuhlkante,
voller Dramatik […].»
The Independent ( fünf Sterne)
Der Cellist Gavriel Lipkind, 1977 in Tel Aviv
geboren, erlebte bereits in jungen Jahren
einen kometenhaften Aufstieg. Dann beschloss er jedoch, den vorgezeichneten Lebensweg zu überdenken und zu unterbrechen. Er nahm eine dreijährige Auszeit von
der Bühne, während der er sich intensiver
Weiterbildung und Tonaufnahmen widmete.
Mit seinem tiefen Verlangen, einzigartige
Aufnahmen zu machen und diese mit seiner
Konzert- und Lehrtätigkeit in Verbindung
zu bringen, schafft Lipkind sich eine eigene
Nische. Beständig hinterfragt er die gängigen
Einschränkungen im Leben eines Solisten,
wodurch sein Musikerdasein zu einer ganzheitlichen Mission wird.
«[…] ein erheblicher Teil
der Zuhörer verliess den Saal
unter Tränen.»
The Strad Magazine
Lipkind trat in einigen der namhaftesten
Konzertsälen weltweit auf, etwa im Concertgebouw, der Suntory Hall, dem Kennedy Center und der Berliner Philharmonie. Er war dort
mit Soloprogrammen und berühmten Orchestern zu hören, unter anderem mit dem Israel
Philharmonic, den Münchner Philharmonikern und dem Baltimore Symphony Orchestra.
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L i p k i n d
Q u a r t e t
G w e n d o l y n
M a s i n
V ioline
im Wiener Musikverein und die Veröffentlichung des ersten Albums bei Naxos. Kürzlich war das Quartett zu Gast beim Musikfest
Bremen, den Zeister Muziekdagen und dem
Schiermonnikoog Festival in den Niederlanden – und ist nun stolz, erneut bei GAIA
mitzuwirken.
Artiom Shishkov (Violine)
Anna Lipkind (Violine)
Viacheslav Dinerchtein (Viola)
Gavriel Lipkind (Violoncello)
44
Dieses ungewöhnliche Streichquartett, gegründet von seinem Cellisten, sticht durch
die radikale und tiefgreifende gedankliche
Beschäftigung mit jeder Phase seines Schaffens heraus, beginnend bei den sozialen und
zwischenmenschlichen Aspekten der Arbeit
im Quartett bis hin zu den feinsten Details
eines inspirierten Bogenstrichs. Alle vier
Mitglieder des Lipkind Quartetts kommen
als etablierte Musiker zum Ensemble. Sie
sind anerkannte künstlerische Persönlichkeiten mit sehr viel Erfahrung in ihren jeweiligen Gebieten. Dennoch liegt die hauptsächliche Motivation des Lipkind Quartetts
darin, als Vierergruppe zu harmonieren
und einer klar definierten Arbeitsstruktur
zu folgen, um miteinander über viele Jahre
Kammermusik von höchster Güte und ohne
Kompromisse hervorzubringen.
Seit seinem ersten Auftritt 2008 hat das
Lipkind Quartett umfangreiche Tourneen
auf drei Kontinenten absolviert. Höhepunkte waren in letzter Zeit die Eröffnung des
Klara Radio Festivals in Brüssel, die Eröffnung eines neuen Streichquartettzyklus
«Die hervorragenden Streicher haben sich auf die Spuren des Alban
Berg Quartetts begeben. Sie streben
ein anderes Musizieren an, welches
nicht den Stereotypen des Konzertbetriebs unterliegt, sondern bereits
im Erarbeiten aus gegenseitiger
Achtung, Kenntnis und Können resultiert.»
Thüringer Allgemeine
Einer Einladung folgend, gründete Gwendolyn Masin 2006 ein facettenreiches Kammermusikfestival, das sie «GAIA» nannte.
Es wurde zum Synonym einer Heimstatt,
nicht nur für seine künstlerische Leiterin,
sondern auch für die über achtzig Musiker
und bildenden Künstler, die bislang an diesem Festival mitgewirkt haben.
Die Virtuosität der als «Naturbegabung
mit einer Autorität, um die sie die meisten
Violinisten beneiden müssten» (The Irish
Times) beschriebenen Violinistin ist kein
Zufall: Gwendolyn Masin entstammt einer
traditionsreichen Musikerfamilie aus Mittelund Osteuropa. Im Alter von fünf Jahren gab
sie ihr Debüt an der Franz-Liszt-Akademie
in Budapest. Seitdem erhielt sie bei ihren
zahlreichen Auftritten als Konzertviolinistin
mit hochkarätigen Orchestern, bei Konzertvorträgen und als Solistin viel Beifall – und
bei jedem Auftritt ist ihre Liebe zur Bühne
förmlich greifbar. Kammermusik gehörte zu
ihren frühesten musikalischen Erfahrungen,
und wann immer es ihr möglich ist, kehrt sie
zu dieser zurück.
«Sie umgeht die Fallstricke des Wunderkind-Status und entwickelt sich dabei
so rasch, dass ihr Konzerte gewidmet werden» schrieb The Sunday Business Post, als
Gwendolyn Masin noch ein Teenager war.
Werke von John Buckley, Thorsten Encke,
Urs Peter Schneider und anderen wurden
von der Förderin zeitgenössischer Musik
uraufgeführt und eingespielt.
Die als charismatische Musikerin und
Rednerin geltende Persönlichkeit wird regelmässig zu Fernseh- und Radiosendungen
in ganz Europa, in Russland und Südafrika
eingeladen und erhielt höchste internationale Auszeichnungen, Preise und Abschlüsse.
Die berufliche Neugier spiegelt sich in
Masins gesamter musikalischer Entwicklung wider. Mit einundzwanzig verfasste sie
ihre eigene Lehrmethode und wurde damit
unwissentlich die jüngste Frau, der dies gelungen war. Eingebettet in das preisgekrönte
Werk «Michaela’s Music House», wurde die
Methode 2009 bei Müller & Schade veröffentlicht. Das von Musikpädagogen aus aller
Welt empfohlene Buch erntete viel Lob von
der internationalen Presse. Die deutsche
Übersetzung wird 2013 erscheinen.
Gwendolyn Masin erteilt Violin- und
Kammermusik-Meisterkurse in Instituten
und bei Festivals in ganz Europa und Nordamerika und gibt dort auch Gesprächskonzerte. Auch ihre Promotion am Trinity College stand ganz im Zeichen der Leidenschaft
für das Unterrichten.
Gwendolyn Masin leistet ihren Beitrag zu
Projekten, die die Bedeutung der klassischen
Musik in unserer Zeit unterstreichen und
sie einem breiteren Publikum zugänglich
machen. Sie produziert die interdisziplinäre Reihe «In Search of Lost Time» und war
Kuratorin des Carrick Music Festivals, wo
sie nicht nur Klassik, sondern auch Jazz und
Weltmusik auf das Programm setzte. GAIA
wurde auch in dem Bestreben geschaffen,
diese Ziele an einem einzigen Ort zu verwirklichen und ein umfassendes Kollektiv
an Künstlern aufzubauen, so dass nicht nur
die Mitglieder, sondern auch die Zuhörer
sich über die jährliche Wiederkehr freuen.
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A n d r e i
P u s h k a r e v
V ibraphon
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Andrei Pushkarev wurde 1974 in Kiew in
eine Musikerfamilie geboren. Er begann
seine musikalische Ausbildung am Klavier
und war ab 1980 Schüler der Spezialschule
für Musik in Kiew. Ab seinem 14. Lebensjahr
studierte er Percussion. 1992 ging Andrei als
Student an das Tschaikowsky-Konservatorium in Kiew, wo er seine Ausbildung bei
Alexander Blinov fortsetzte. 1995 gewann
er als Solo-Vibraphonist den ersten Preis in
dem neu gegründeten Wettbewerb «Neue
Namen». Dort führte er auch eigene Kompositionen auf. Von 1995 bis 1999 musizierte
er mit zahlreichen ukrainischen Kammerensembles und wurde 1996 Solo-Schlagzeuger
des Philharmonischen Orchesters Kiew.
Seit 1999 ist er Mitglied des Kammerorchesters Kremerata Baltica unter Leitung
von Gidon Kremer. Mit diesem Ensemble
tourte er weltweit und wirkte an zahlreichen CD-Aufnahmen mit. Seit dieser Zeit
erstellt Andrei Pushkarev immer wieder
A r t i o m
S h i s h k o v
V ioline
eigene Arrangements, insbesondere für Vibraphon und Solo-Violine, mit oder ohne
Orchesterbegleitung. 2004 nahm er den Zyklus «Bach Vibrations» mit Improvisationen
über die zweistimmigen Inventionen von J. S.
Bach auf. Diese CD wurde als Entdeckung
des Jahres in der Bestenliste der deutschen
Schallplattenkritik gewürdigt. Musikalische
Partner von Andrei waren und sind u. a. die
Instrumentalisten Yo Yo Ma, Yury Bashmet,
Martha Argerich, Julian Rachlin, Gabriela
Montero, Michel Portal sowie die Dirigenten
Yury Temirkanov, Woldemar Nelsson und
Roman Kofman.
2004 erhielt Andrei den Preis der Stiftung «Pro Europa», 2005 war er auf einer
Welttournee im Duo mit Gidon Kremer unterwegs und 2006 war er Mitwirkender von
dessen Trioprojekt «Von Bach zu Piazzolla».
2010 nahm er mit Kremer und dem argentinischen Bandoneonisten Dino Saluzzi für
das renommierte Label ECM die CD «Themes
from the Songbook» mit Film- und Theatermusik des georgischen Komponisten Giya
Kancheli auf.
Seit mehreren Jahren unterrichtet Andrei Pushkarev in Meisterklassen auf der
ganzen Welt und ist Jurymitglied bei mehreren internationalen Wettbewerben.
Geboren 1984 in Minsk, begann Artiom
Shishkov im Alter von fünf Jahren mit dem
Geigenspiel bei seiner Lehrerin Janna Kutchinsky und debütierte als Achtjähriger
solistisch in der Weissrussischen Philharmonie. Von 1994 bis 2002 war er Schüler
einer Spezialschule für Musik und studierte
danach an der Staatlichen Musikakademie
bei Eduard Kutchinsky sowie von 2010 bis
2012 an der Musikuniversität Wien bei Dora
Schwarzberg.
Seit 1994 war Artiom Shishkov Preisträger bei 13 internationalen Wettbewerben in Tschechien, Litauen, Deutschland,
Weissrussland, Russland, Polen, Österreich
und Belgien. Darunter sind der Max-Rostal-Wettbewerb (Berlin 2012) und der Musikwettbewerb «Reine Elisabeth» (Brüssel
2012). Artiom gewann darüber hinaus Stipendien verschiedener Institutionen wie
der Vladimir-Spivakov-Stiftung. Während
seiner Teilnahme am Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau 2007 erhielt er nach
einer Internetabstimmung von «Forum
Klassika» den Publikumspreis.
Artiom Shishkov wurde zu vielen internationalen Festivals eingeladen, darunter
das Gstaad Festival, Festival Été Mosan,
Yuri Bashmet Festival, Musica Mundi Festival und Art November Moskau. Er trat in
den grossen Konzertsälen von Brüssel, Oslo,
Moskau sowie St. Petersburg auf und musizierte mit Dirigenten wie Gilbert Varga und
Augustin Dumay.
Der junge Geiger hat an Meisterklassen
von Vladimir Spivakov, Elisabeth Wallfish,
Tatjana Gridenko, Yair Kless, Itamar Golan,
Leonid Kerbel, Irina Bochkova und Vladimir
Perlin teilgenommen. Seit 2009 ist Artiom
ein Mitglied der «Young Faculty» beim Musica Mundi Festival in Belgien. Als leidenschaftlicher Kammermusiker ist Artiom
Shishkov Mitglied des Lipkind Quartetts (1.
Violine).
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S i t k o v e t s k y
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Alexander Sitkovetsky wurde in Moskau als
Spross einer Musikerfamilie geboren. Sein
Debüt gab er im Alter von acht Jahren. Im
gleichen Jahr begann er seine Studien an der
Yehudi Menuhin School. Unter seinen Lehrern sind Natalia Boyarskaya, Hu Kun, Maya
Glezarova, Pavel Vernikov und Ana Chumachenco. Er trat mit namhaften Orchestern
auf, darunter dem Niederländischen Philharmonischen Orchester, dem Royal Philharmonic und dem Philharmonia Orchestra, den
Sinfonieorchestern von St. Petersburg und
Malmö, den Kammerorchestern Stuttgart
und Basel, dem Philharmonischen Orchester Brüssel und I Virtuosi Italiani. 2011 war
Alexander Sitkovetsky 1. Preisträger beim
Wettbewerb «Trio di Trieste» gemeinsam mit
dem Pia­nisten Wu Qian, und er ist seit Beginn
der aktuellen Saison Mitglied der Chamber
Music Society in New York. Als Kammermusiker spielte er mit Julia Fischer, Janine
Jansen, Misha Maisky, Pavel Vernikov,
Polina Leschenko, Julian Rachlin und vielen
anderen renommierten Kollegen. Er machte
mehrere Aufnahmen, darunter das Doppelkonzert von Johann Sebastian Bach mit Julia
Fischer. Er ist ausserdem Gründungsmitglied
des Sitkovetsky Klaviertrios, das in der ganzen Welt – unter anderem in der Londoner
Wigmore Hall und dem Concertgebouw
Amsterdam – auftritt.
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Special Guests bei GAIA 2013
Yurodny wurde im November 2007 in Dublin durch den Saxofonisten, Komponisten
und Produzenten Nick Roth gegründet. Das
Ensemble führt zeitgenössische Interpretationen traditioneller Musik aus der ganzen
Welt auf und arbeitet mit Interpreten und
Komponisten zusammen, die die Leidenschaft der Gruppe für ein neues Bild von
Tradition und ihr vitales Verständnis von
Gegenwart teilen. Die internationale Presse
hat Yurodny als «unwiderstehlich», «atemberaubend elegant» und «musique sans
frontières» beschrieben. Die Gruppe tourt
regelmässig durch ganz Europa und hat neben CD-Aufnahmen auch Dokumentarfilme
veröffentlicht. Als Auftraggeber für neue
Stücke hat Yurodny mit einigen der weltweit führenden Komponisten gearbeitet
und zahlreiche wichtige Uraufführungen
gespielt, darunter Werke von Mamoru Fujieda, Kamran Ince, Onur Turkmen, Ian Wilson, Lars Graugaard und Dan Trueman. 2013
erhielt die Gruppe den «Culture Connects
EU Presidency Award» als Teilnehmer des
Kulturprogramms während der irischen EUPräsidentschaft. In der ersten Jahreshälfte
war und ist Yurodny u.a. in London, Kopenhagen und Oslo aufgetreten – und natürlich
in Dublin (beim HOPA! Festival).
Der 1977 geborene Miklós Lukács (Cimbalom) stammt aus einer Musikerfamilie,
sein Vater ist ebenfalls Cimbalomspieler.
Nach Abschluss seines Studiums an der
Franz-Liszt-Musikuniversität Budapest beschäftigte er sich neben klassischer Musik
immer intensiver mit den verschiedensten
Stilrichtungen des Jazz. Er ist Mitglied und
Gast mehrere Formationen und arbeitet
mit namhaften Musikern und Orchestern
zusammen. Mehrere CDs sind erschienen,
und Miklós Lukács wurde immer wieder mit
Preisen ausgezeichnet.
Olesya Zdorovetska (Gesang) stammt aus
der Ukraine. Ihre tiefe Liebe zum musikalischen Ausdruck überschreitet Grenzen
von Genres und Stilen. Olesya Zdorovetska
studierte an der Musikakademie Kiew. Sie
hat Projekte konzipiert, die ukrainische
Volksmusik ebenso umfassen wie spanische
mittelalterliche Dichtung oder Werke von
Samuel Beckett. Als Solistin der Salsa-Band
«Dislocados» hat sie zwei Alben aufgenommen. Sie wirkt auch in dem Londoner «Sefiroth Ensemble» mit und komponierte die
Filmmusik zu «Little Thing» (Regie Marianna
Volskaya).
49
K a s p a r
Z e h n d e r
F löte
50
Geboren 1970 in Riggisberg/Bern, studierte
Kaspar Zehnder parallel zum Schulbesuch
bis zur Matura an der Hochschule der Künste Bern HKB Flöte (Heidi Indermühle) und
Dirigieren (Ewald Körner). Innerhalb eines
Jahres erhielt er als 23-Jähriger Lehr-, Solisten- und Kapellmeisterdiplom und setzte
seine Ausbildung bei Aurèle Nicolet (Basel/
Siena) und an der European Mozart Academy fort, wo er mit Dozenten der Juilliard
School New York, des Conservatoire de Paris
und des Mozarteums Salzburg Kammermusik studierte. Als Solist hat er mit zahlreichen Orchestern in ganz Europa konzertiert,
u.a. am Festival Mecklenburg-Vorpommern,
am Maggio Musicale in Florenz und an den
Festivals von Krakau, Prag, Budapest, Bukarest oder Plovdiv. Heute spielt er Kammermusik u.a. in den Ensembles «mit vier»
und «Ensemble Paul Klee», daneben übt
er eine internationale Konzerttätigkeit als
Solist in Recitals und mit Orchestern aus.
Im Frühjahr 2007 feierte er anlässlich einer
Spanientournee grosse Erfolge (u.a. im Auditorio Nacional Madrid) als Solist in Iberts
Flötenkonzert. Seine Liebe zu unkonventionellen Programmen zeigt sich nicht nur in
den Konzertauftritten, sondern auch in den
bisher veröffentlichten CDs, zuletzt in Doppel- und Tripelkonzerten jüdischer Komponisten und in einem Album mit Werken von
Ravel, Falla, Janáček, Berio u.a., welches er
2014 zusammen mit Magdalena Kožená für
Deutsche Grammophon herausgeben wird.
Als Dirigent leitet Kaspar Zehnder seit seiner Ernennung zum Chefdirigenten der
Prague Philharmonia (2005-2008) führende
Orchester in zahlreichen Ländern Europas.
Er ist seit 1999 Künstlerischer Leiter der
Sommerfestspiele Murten Classics, war von
2004-2012 Musikalischer Leiter am Zentrum
Paul Klee Bern und ist seit 2012 Chefdirigent
des Sinfonie Orchesters Biel.
DON GIOVANNI
Unterstützt durch
PR EMIER E 26 M AI 2O13
51
G aia
per
se
G aia
per
se
I n t e r p r e t e n
Komponisten
und Interpreten
seit der Gründung
von GAIA 2006
K o m p o n i s t e n
Hendrik Andriessen
Anton Arensky
Kurt Atterberg
Johann Sebastian Bach
Samuel Barber
Béla Bartók
Ludwig von Beethoven
Alban Berg
H. Ignaz Franz Biber
Ernest Bloch
Luigi Boccherini
Jorge A. Bosso
Johannes Brahms
Max Bruch
Anton Bruckner
Ferruccio Busoni
Guillaume Connesson
Arcangelo Corelli
Claude Debussy
Antonín Dvořák
54
George Enescu
Gabriel Fauré
César Franck
Edvard Grieg
Johann Halvorsen
Georg Friedrich Händel
Joseph Haydn
Wilfried Hiller
Robert Kahn
Zoltán Kodály
Ernst Krenek
Don Li
György Ligeti
Franz Liszt
Gustav Mahler
Alessandro Marcello
Felix Mendelssohn Bartholdy
Wolfgang Amadeus Mozart
Astor Piazzolla
Sergei Prokofjew
Andrei Pushkarev
Sergei Rachmaninow
Maurice Ravel
Max Reger
Camille Saint-Saëns
Arnold Schönberg
Dmitri Schostakowitsch
Franz Schubert
Robert Schumann
Richard Strauss
Igor Strawinsky
Georg Philipp Telemann
Pjotr Iljitsch Tschaikowski
César Viana
Antonio Vivaldi
Anton Webern
Léo Weiner
Eugène Ysaÿe
Violine
Violoncello
Harfe
Gabriel Adorján
Shmuel Ashkenasi
Florian Bachofer
Hovhannes Baghdasaryan
Sandrine Cantoreggi
Yun-Jin Cho
Anke Dill
Daniel Garlitsky
Philippe Graffin
Barbara Gruszczynska
Ilya Hoffman
Wonji Kim
Yura Lee
Anna Lipkind
Gwendolyn Masin
Lena Neudauer
Laura Oomens
Igor Ozim
Ioana Petcu-Colan
Emi Ohi Resnick
Rahel Maria Rilling
Tatiana Samouil
Artiom Shishkov
Alexander Sitkovetsky
Jan Talich
Sono Tokuda
Dávid Adorján
Dongkyun An
Alexander Chaushian
Antoaneta Emanuilova
Christopher Franzius
Pavel Gomziakov
Frans Helmerson
Louise Hopkins
Christopher Jepson
Guy Johnston
Aleksei Kiseliov
Gavriel Lipkind
Philippe Muller
Timora Rosler
Martti Rousi
Jakob Spahn
Torleif Thedéen
Quirine Viersen
Jana Boušková
Sarah Christ
Viola
Kaspar Zehnder
Guy Ben-Ziony
Gérard Caussé
Isabel Charisius
Viacheslav Dinerchtein
Jan Grüning
Ilya Hoffman
Yura Lee
Anna Lipkind
Vladimir Mendelssohn
Sara Maria Rilling
Aline Saniter
Natalia Tchitch
Mikhail Zemtsov
Kontrabass
Holger Michalski
Cimbalom
Xala
Ania Losinger
Perkussion
Matthias Eser
Andrei Pushkarev
Ensembles
Grazioso Kammerorchester
der Ungarischen
Nationalphilharmonie
The Lipkind Quartet
Tonus String Quartet
Yurodny
Gesang
Olesya Zdorovetska
Dirigent
Gergely Madaras
Miklós Lukács
Flöte
Klarinette
Don Li
Reto Bieri
Yevgeny Yehudin
Fagott
Martin Kuuskmann
Klavier
Julia Bartha
Robert Kulek
Aleksandar Madzar
Roman Zaslavsky
55
G aia
per
se
Uraufführungen
und Schweizer
Erstaufführungen
beim GAIA Kammermusikfestival Thun
«Nightclub 1960» aus
«Histoire du Tango»; Arrangement für Vibraphon solo
von Andrei Pushkarev
Schweizer Erstaufführung
«Milonga loca» aus «Tango:
Zero Hour»; Arrangement
für Violine und Vibraphon
von Andrei Pushkarev
Schweizer Erstaufführung
«Introducción del Ángel»
aus «Concierto del Ángel»;
Arrangement für Violine,
Violoncello und Vibraphon
von Andrei Pushkarev
Uraufführung
56
«Escualo»; Arrangement für
Violon­cello und Vibraphon
von Andrei Pushkarev
Schweizer Erstaufführung
2 0 1 0
Johann Sebastian Bach
(1685 – 1750)
Ciaccona aus der Partita II
d-Moll BWV 1004 für
Violine solo
Arrangement für vier Violoncelli von Laszlo Varga
Schweizer Erstaufführung
Johann Sebastian Bach
(1685–1750)
Concerto d-Moll für Oboe,
Violine, Streicher und
Basso continuo BWV 1060R
Uraufführung der Transkription in c-Moll für Viola
und Fagott von Ilya Hoffman
und Martin Kuuskmann
Präludium und Fuge
es-Moll BWV 853 aus «Das
Wohltemperirte Clavier I»
Arrangement nach Bach
für vier Violoncelli
von Laszlo Varga
Schweizer Erstaufführung
Suite V c-Moll BWV 1011
für Violoncello solo
Arrangement für zwei
Violoncelli von Laszlo Varga
Schweizer Erstaufführung
2013
Astor Piazzolla (1921 – 1992)
«GAIA’s Piazzolla Suite»
2 0 1 2
«Chiquilin de Bachin»;
Arrangement für Vibraphon
solo von Andrei Pushkarev
Uraufführung
Andrei Pushkarev (*1974)
«La folia de GAIA»
Bearbeitung der Violin­
sonate op. 5 Nr. 12 «La folia»
von Arcangelo Corelli
(1653 – 1713)
Uraufführung
Franz Schubert (1797 – 1828)
Sonate «Arpeggione»
a-Moll D 821
(in einer Transkription
für Solo-Cello und
Streichquartett)
Schweizer Erstaufführung
Yurodny
Mehrere neue Stücke
und Arrangements
Uraufführungen / Schweizer Erstaufführungen
2 0 1 1
Kurt Atterberg (1887–1974)
Doppelkonzert C-Dur für
Violine, Violoncello und
Streicher op. 57
Schweizer Erstaufführung
Alban Berg (1885–1935)
Klaviersonate op. 1
Bearbeitung für Viola
und Streichorchester von
Leonid Hoffman
Schweizer Erstaufführung
Ernest Bloch (1880–1959)
Gebet (T’Fila)
orchestriert von Jorge Bosso
Schweizer Erstaufführung
César Viana (*1963)
«Sermaf» für Violine und
Viola
Schweizer Erstaufführung
Jorge Bosso (*1966)
(Moshe) für Violoncello solo und 17 Streicher
Uraufführung
Max Bruch (1838–1920)
«Kol Nidrei»
Adagio d-Moll nach hebräischen Melodien für Violoncello und Orchester op. 47
Schweizer Erstaufführung
der Transkription für
Violoncello und Streichorchester von Gavriel Lipkind
in Zusammenarbeit
mit dem Brussels Chamber
Orchestra
Johan Halvorsen
(1864–1935)
Sarabande g-Moll mit Varia­tionen nach G.F. Händel
für Violine und Viola
Schweizer Erstaufführung
der GAIA-Transkription für
Violine und Violoncello
Robert Schumann
(1810–1856)
Fantasiestücke op. 73
Schweizer Erstaufführung
der Transkription für Fagott
und Klavier von Martin
Kuuskmann nach dem
Original für Klarinette
(Violoncello ad lib.) und
Klavier
Klavierquartett c-Moll
(Fragment, Anhang E 1)
Schweizer Erstaufführung
(Ergänzung der fehlenden
Klavierstimme durch Roman
Zaslavsky)
« Concertstuck» a-Moll für
Violoncello und Orchester
op. 129
Schweizer Erstaufführung
der Transkription für Violoncello und Streichorchester
von Gavriel Lipkind
in Zusammenarbeit mit dem
Brussels
Chamber Orchestra
Pjotr Iljitsch Tschaikowski
(1840–1893)
Variationen über ein
Rokoko-Thema für Violoncello und Orchester op. 33
Schweizer Erstaufführung
der Transkription für Violoncello und Streichorchester
von Ann Kuppens
2 0 0 9
Johan Halvorsen (1864 – 1935)
Passacaglia
(frei nach G. F. Händel)
für Violine und Viola
Uraufführung der GAIATranskription für Violine
und Violoncello
Don Li (*1971)
Part 87 /
«Thirty Combinable Lines»
Uraufführung
57
G aia
per
se
Impressum
Programmheft
Das ist GAIA
Herzlichen Dank
Einführungstexte
Angela Beuerle
Jürgen Hartmann
(Originalbeiträge,
© bei den Autoren)
Gründerin &
Künstlerische Leitung
Gwendolyn Masin
an alle Freiwilligen und
Ehrenamtlichen, die GAIA
seit Jahren unterstützen!
Vereinspräsident
Matthias Aebischer
Presse
Beat Glur
Ehrenpräsident
Christoph Ott
Corporate Identity
Kasia Ozmin
Organisatorische Leitung
Beatrice Fuchs
Eliane Arnet
Gestaltung der
Internetseite
Associate
Katy Judge
Gestaltung
Neidhart Grafik
Hubert Neidhart
www.neidhart-grafik.ch
Fotos
Denis Autier
Balázs Böröcz/
Pilvax Studio
Marco Borggreve
Oleksander Mycyk
Vojtěch Vlk
Aktuelle Informationen,
erweiterte Biografien,
Multimedia und vieles
mehr finden Sie auf
www.gaia-festival.com
Schirmherr
David Zinman
Komitee
Christoph Allemann
Françoise Chevalier
Martin Dubach
Erwin Kämpfer
Marianne Mumenthaler
Patricia Quinche
Bree Saunders
Aya Yoshigoe
Mirjam Walker
Tonmeister
Chris Diggelmann
Benoit Piccand
Fotograf des Festivals
Tom Haeussler
Filmteam des Festivals
Miklós Váli und
Botond Nagy/Acheron Film
Erweitertes Komitee
Ilona Salomons
Michael Schär
Stefan Schwärzler
Vielen Dank an unsere Sponsoren
58
59
Mit GAIA
verbunden
Liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer,
GAIA heisst Musik erleben – GAIA is Love.
Möchten Sie Ihre Begeisterung, Ihre Erlebnisse oder Ihre
Verbundenheit mit GAIA teilen? Sie haben die Möglichkeit
dazu: Werden Sie ein Freund von GAIA. Sie lassen GAIA
auf diese Weise weiter aufblühen - ein Festival, bei dem
Freude und Spannung in der Musik nicht nur gehört,
sondern erlebt werden und dessen inspirierende Konzerte
das Publikum noch lange weiter bewegen, nachdem der
Schlussakkord ausgeklungen ist.
Sie haben verschiedene Freundschaftsmöglichkeiten:
Erde Wasser
Luft Feuer
CHF 50 bis 250.–
CHF 251 bis 500.– (inkl. 2 Eintrittskarten 2014)
CHF 501 bis 1000.– (inkl. 4 Eintrittskarten 2014)
CHF 1001.– und mehr (inkl. 6 Eintrittskarten 2014)
Die Freundschaft beinhaltet: Namensnennung auf der
Website/im Programmheft, Sitzplatzreservation.
Detail­informationen finden Sie auf unserer Website.
Bitte beachten Sie auch Ihre Eintrittskarte. Sie können
die Rückseite nach Wunsch ausfüllen und die Karte einem
Mitglied des GAIA-Teams am Ausgang des Konzertraums
übergeben. So werden Sie auf einfachste Weise ein Freund
von GAIA.
Das nächste GAIA Kammermusikfestival
Thun findet vom 22. bis 25. Mai 2014 statt!
w w w. ga i a - fest i va l .co m
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