Die Machtergreifung Folge 1 b

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Unterrichtsmaterial
zur dreiteiligen ZDF-Doku-Reihe
Politiker wie Franz von Papen (links) verhalfen Adolf Hitler zur Macht.
Die Machtergreifung
Folge 1: Das Komplott
Text: Dr. Ralph Erbar, Dr. Peter Lautzas (Verband der Geschichtslehrer Deutschlands VGD). Fotos:
The U.S. National Archives and Records Administration. Redaktion: Dr. Michael Funken (ZDF).
© ZDF/VGD 2009.
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"Die Machtergreifung", Folge 1
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1. Inhalt des Films
Die 1. Folge des Films umfasst einen Zeitraum
von ca. 1928 bis Anfang Februar 1933. Atmosphärisch dicht gestaltet vergegenwärtigt er in
einer guten Auswahl aussagekräftiger Originalaufnahmen, aufgelockert durch einige
Spielszenen und ergänzt durch wissenschaftliche Kommentare recht authentisch einerseits
das Alltagsleben und andererseits die dramatisch-verworrene politische Situation, in der
Hitlers Griff nach der Macht stattfand. Die politischen Vorgänge gewinnen zusätzlich Erlebnischarakter dadurch, dass sie aus der Perspektive der jungen französischen Korrespondentin von „Le Matin“ in Berlin, Stéphane
Roussel, gesehen werden und sich in ihren
Eindrücken und Reflexionen spiegeln.
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Stéphane Roussel, Korrespondentin von „Le Matin“.
Der Film folgt grob dem chronologischen Ablauf des Geschehens, dabei aber nicht einer
stringenten diachronischen Logik, sondern
verbindet dies Geschehen mit subjektivsynchronen Elementen unmittelbaren Erlebens, gekoppelt mit Vor- und Rückgriffen. Aus
diesem Grunde kann eine klare Gliederung
des Films nicht gegeben, sondern es können
lediglich Aspekte aufgeführt werden, die aufgegriffen und dargestellt sind. In der Abfolge
des Films wären zu nennen:
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Der Jahreswechsel 1933 in verschiedenen
Facetten des Alltagslebens und der
Politik sowie der Wahrnehmung Stéphane
Roussels
Die deprimierende Lage der NSDAP zu
diesem Zeitpunkt und Hitlers
Entschlossenheit
Papens Charakter und Absichten sowie
seine Initiative zu einem Kontakt mit Hitler
Das zweite Bündnisgespräch am 4. Januar
1933 in Köln
Hitlers Wahlkampf und seine politische
Taktik am Ende der zwanziger Jahre
Die wirtschaftliche Not Anfang der 30er
Jahre
Der „Krisengewinner“ Hitler
Die Person Hindenburgs und die politische
Situation nach seiner Wiederwahl 1932
Die Rolle General von Schleichers
1932/33
Die Sehnsucht der deutschen nach einem
Heilsbringer
Die Hitler zu neuen Hoffnungen verhelfende Landtagswahl in Lippe-Detmold am
15.Januar 1933
Die dritte Verhandlungsrunde Hitler – Papen am 22. Januar 1933
Das geheime Treffen zwischen Oskar v.
Hindenburg, Meißner, Papen und Hitler am
22. Januar 1933 in Berlin-Dahlem
Der Rücktritt von Reichskanzler Schleicher
am 28. Januar 1933
Die drohende "Kampfregierung" Papen/Hugenberg
Die Angst vor der "roten Revolution"
Papens Verzicht zugunsten Hitlers
Hochspannung am 30. Januar: Putschgerüchte Schleichers und die Rolle der
Reichswehr
Präsentation des neuen Kabinetts Hitler
Reaktionen in der Bevölkerung auf den
erneuten Kanzler-Wechsel
Volksfeststimmung in Berlin
Erste Verfolgungsmaßnahmen
Hitlers Rede im Berliner Sportpalast am
10. Februar 1933
Vorgriff: Der Reichstag brennt (27. Februar
1933)
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2. Historische Einordnung
Die erreichte Stabilität der Weimarer Republik
wurde von der im Oktober 1929 plötzlich hereinbrechenden Weltwirtschaftskrise jäh in
Frage gestellt. Sie begann mit dem Börsenkrach in der New Yorker Börse am 25. Oktober
1929 (Schwarzer Freitag) und zog international
eine Finanz- und Bankenkrise sowie eine soziale Krise nach sich. In Deutschland entwickelte
sie sich auch zur politischen Krise, die mit dem
Untergang der Weimarer Republik enden sollte.
Die Weltwirtschaftskrise traf eine deutsche
Wirtschaft, die sich bereits seit Ende 1928 in
der Rezession befand. Der mit der internationalen Krise einhergehende weltweite Nachfragerückgang, die überall einsetzende nationale
Schutzzoll-Politik und vor allem der Rückruf
der umfangreichen amerikanischen Kredite
trafen die deutsche Wirtschaft daher besonders hart. Ein dramatischer Anstieg der Arbeitslosenzahlen und Massenelend waren die
Folgen. Den Höhepunkt erreichte die Krise
1932 mit einer Arbeitslosenzahl von über 6
Millionen, die auch im Januar 1933 noch nicht
merklich gesunken war. Politisch ging der
Weltwirtschaftskrise in Deutschland eine Große Koalition von SPD, Zentrum, BVP, DDP
und DVP voraus, die über eine deutliche
Mehrheit verfügte (Kabinett Müller, SPD). Nach
ihrem Scheitern im März 1930 verloren die
demokratischen Parteien in den folgenden
Wahlen nicht nur endgültig die Mehrheit im
Parlament, es kam auch überhaupt nicht mehr
zu einer parlamentarischen Mehrheitsbildung.
Angesichts der schweren Krise, die auf jeden
Fall unpopuläre Entscheidungen notwendig
machte, und aus Angst vor weiteren Stimmverlusten wollten die Parteien keine Regierungsverantwortung mehr auf sich nehmen. Ein
weiteres Zeichen dieser Selbstaufgabe der
demokratischen Parteien war ihre Unfähigkeit,
sich bei der Reichspräsidentenwahl 1932 auf
einen gemeinsamen demokratischen Kandidaten zu einigen, sodass sie sich, um Hitler
(NSDAP) und Thälmann (KPD) entgegentreten
zu können, zur Unterstützung der Wiederwahl
des 84jährigen Hindenburg entschließen
mussten.
Gerade in der gefährlichsten Krise der Republik lag die letzte politische Verantwortung in
der Hand des Reichspräsidenten. Dies entsprach durchaus der Absicht konservativer
Kreise der Industrie, der Reichswehr und des
ostelbischen Großgrundbesitzes, die die Krise
nutzen wollten, um das Parlament zu entmachten, den Einfluss von SPD und Gewerkschaften zurückzudrängen und ein autoritäres Präwww.zdf.de/history
sidialregime Hindenburgs durchzusetzen. In
ihnen wurde die traditionelle konservative
Durchdringung von preußischem Adel, Großgrundbesitz, Reichswehr und hoher Staatsbürokratie politisch wirksam. Zu diesen Kreisen
gehörte auch der engste Beraterstab des
Reichspräsidenten und dieser selbst, der,
wenn auch formal verfassungstreu und von
loyalem Pflichtbewusstsein gegenüber der
Republik, innerlich doch der demokratischen
Staatsform fern stand.
Nachdem eine Regierungskoalition nach vielen
Bemühungen nicht zustande kam, war der
Reichspräsident genötigt, vom Artikel 48, Absatz 2 der Verfassung Gebrauch zu machen.
Am 30. März 1930 ernannte er den ZentrumsPolitiker Heinrich Brüning zum Reichskanzler,
der nunmehr, als Chef eines Präsidialkabinetts, nur noch vom persönlichen Vertrauen
des Reichspräsidenten abhängig war. Damit
waren Regierungs- und Gesetzesinitiative an
den Reichspräsidenten übergegangen, denn
Misstrauensanträge des Reichstages konnte
nunmehr mit Parlamentsauflösung und Neuwahlen, abgelehnten Gesetzesanträgen mit
Notverordnungen begegnet werden.
Reichskanzler Franz von Papen, ausgetretener
Zentrums-Politiker und Monarchist, regierte zwei
Monate lang mit einem "Kabinett der Barone".
Der bürgerliche Parteipolitiker Brüning, der
auch im Reichstag noch eine Stütze fand, da
ihn die SPD tolerierte, hat über zwei Jahre lang
strikt rechtsstaatlich die Reichsregierung geführt, bevor ihm der Reichspräsident sein Vertrauen entzog (März 1930 bis Mai 1932). Der
parteilose preußische Adlige Franz von Papen
erreichte mit seinem antiparlamentarischen
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Kurs und seinem „Kabinett der Barone“ (7 von
11 Minister waren adlig) eine Regierungszeit
von sechs Monaten (Juni 1932 bis Dezember
1932) und der Reichswehrgeneral Kurt von
Schleicher kam gerade noch auf zwei Monate
(Dezember 1932 bis Januar 1933).
Reichspräsident von Hindenburg und Adolf Hitler.
Alle Präsidialkabinette sind letzten Endes gescheitert: Sie haben weder die Wirtschaftskrise
wirksam bekämpfen noch die politische Radikalisierung verhindern noch eine autoritäre
Reichsregierung ohne NSDAP und Hitler etablieren können. Sie haben aber alle die Weimarer Republik entscheidend geschwächt: Brüning, weil er mit seiner Deflationspolitik ohne
Rücksicht auf deren soziale Folgen die Not der
Bevölkerung noch vergrößerte und ihr Vertrauen in die Regierung untergrub; von Papen, weil
er mit dem „Preußenschlag“, der Amtsenthebung der preußischen Minderheitsregierung
Braun in Preußen, den demokratischen Kräften
die letzte Bastion nahm und sie wehrunfähig
machte; von Schleicher, der mit seinen Intrigen
und seiner Politik die „Zähmung“ Hitlers und
die Gewinnung einer Massenbasis quer durch
alle politisch-gesellschaftlichen Gruppen für
seine Politik gerade die konservativen Kreise
enttäuschte und in die Arme Hitlers trieb.
Die innenpolitische Auseinandersetzung der
Jahre nach 1930 war gekennzeichnet von
einer Radikalisierung der Wählerschaft, insbesondere der Arbeiterschaft (KPD) und der verarmten Mittelschicht (NSDAP), durch eine Ideologisierung der Parteien und eine Brutalisierung der Auseinandersetzungen mit dem
politischen Gegner in Form von Saalschlachten und Straßenkämpfen während der Wahlkämpfe. Nationalistische, antisemitische und
antifaschistische Emotionen schlugen hoch
und machten vor Mord und Totschlag nicht
halt. Die politischen Gegner formierten sich: In
der „Harzburger Front“ seit Oktober 1931 die
antirepublikanische „nationale Opposition“
(DNVP, NSDAP, „Stahlhelm“), in der „Eisernen
Front“ die sozialdemokratischen Republikverteidiger (SPD, Gewerkschaften u. a.) und aus
dem Untergrund, da seit 1929 verboten, der
kommunistische „Rotfrontkämpferbund“.
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Aber nicht nur die Form der politischen Auseinandersetzung untergrub das Vertrauen in die
Demokratie, auch die vielen Parlamentsauflösungen und Neuwahlen, die Parteienzersplitterung (36 Parteien bei der Reichstagswahl
1932) und die Parteienstreitigkeiten haben den
Parlamentarismus in den Augen der Wähler
diskreditiert und dem alten Antiparteieneffekt
neue Nahrung gegeben.
Nach dem Scheitern der Präsidialkabinette gab
es verfassungsmäßig nur die Rückkehr zu
einer parlamentarischen Regierung, und da
führte seit den Juli-Wahlen 1932 kein Weg
vorbei an der stärksten Fraktion des Reichstages, der NSDAP unter Hitler. Dieser hatte nach
seinem überwältigendem Wahlsieg auch bereits seinen Anspruch auf das Amt des
Reichskanzlers angemeldet, war aber vom
Reichspräsidenten abgelehnt worden. Diesen
„böhmischen Gefreiten“ werde er nie zum
Reichskanzler machen. Hinzu kam, dass er
das Amt nicht einem erklärten Gegner der
Republik anvertrauen wollte.
Allerdings hatte sich das Bild der NSDAP seit
1928 gewandelt. War sie bis dahin nur eine
rechtsextrem-antisemitische Splitterpartei gewesen, so wurde sie in der Wirtschaftskrise zu
einer Volkspartei, die sich allen in ihrer Existenz Bedrohten (Mittelstand, Bauern, Arbeiter),
von der Republik Enttäuschten und die Demokratie Ablehnenden als politische Heimat anbot. Erfolgreich hatte Hitler sich auch um das
Vertrauen von DNVP, der Industrie und der
Reichswehr bemüht. Seine hohe Stimmenzahl
bei der Reichspräsidentenwahl 1932 und die
paramilitärischen Parteieinheiten der SA ließen
ihn als Machtfaktor erscheinen, den man nicht
einfach übergehen konnte. Allerdings begann
die Republik die wirtschaftlichen Probleme
langsam in den Griff zu bekommen. Die hohen
Wahlverluste der NSDAP daraufhin in den
Novemberwahlen 1932 (- 4,2 %) waren ein
herber Rückschlag für Hitlers Partei und
dämpften deren Siegeszuversicht, weckten bei
den Gegnern die Hoffnung auf einen Zerfall
der NSDAP, jedoch blieb die NSDAP weiter
die bei weitem stärkste Reichstagsfraktion.
Die verfahrene politische Situation kam den
konservativen Kreisen um den Reichspräsidenten, an ihrer Spitze von Papen, sehr gelegen. Sie beabsichtigten, sich Hitlers Stärke für
ihre Zwecke nutzbar zu machen und ihn dabei
gleichzeitig durch eine Koalition mit der DNVP
einzubinden und unter Kontrolle zu halten.
Daher kamen die Beamten der Reichskanzlei,
die engsten Berater und führenden Militärs mit
Hindenburg überein, Hitler zum Chef einer
nationalen Regierung zu berufen. Kurz vor
dem Zusammentritt des Parlaments entschied
sich der Reichspräsident, durchaus noch im
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Vollbesitz seiner Entscheidungskraft, für Hitler
und ernannte ihn am 30. Januar 1933 zum
Reichskanzler.
Franz von Papen (links) wird 1933 Vizekanzler in
Adolf Hitlers Kabinett.
„Hitler ist Reichskanzler. Wie im Märchen!“,
notierte Goebbels in sein Tagebuch. In der Tat
war etwas Außergewöhnliches geschehen.
Was außer den NS-Fanatikern keine zwölf
Monate zuvor nur wenige für möglich gehalten
hatten, war Wirklichkeit geworden. Gegen alle
Erwartungen hatte sich Hitlers aggressive
Hartnäckigkeit, zu der es keine Alternative gab,
ausgezahlt. Was er selbst nicht geschafft hatte, seine „Freunde“ in gehobenen Stellungen
hatten es für ihn erreicht. Der Niemand aus
Wien, der unbekannte Soldat, der Bierkelleragitator, der Chef einer Partei, die jahrelang
nur eine verrückte politische Randerscheinung
gewesen war, ein Mann ohne Erfahrungen mit
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der Verwaltung eines komplizierten Staatsapparats, dessen praktisch einzige Qualifikation
die Fähigkeit war, die nationalistischen Massen
zu mobilisieren, deren niedere Instinkte er mit
einer ungewöhnlichen Begabung aufzupeitschen verstand, dieser Mann war nun mit der
Verantwortung für die Regierung eines der
führenden Staaten in Europa betraut worden“
(Ian Kershaw, Hitler 1889-1936, Stuttgart
1998, S. 523-524).
Immer wieder ist die Frage nach Alternativen
zur Ernennung Hitlers gestellt worden. Theoretisch hätte es drei Möglichkeiten gegeben:
• einen Militärputsch, der jedoch ohne und
gegen den Reichspräsidenten undenkbar
war (vgl. die Putschgerüchte um Schleicher am 30. Januar),
• eine erneute Auflösung des Reichstags bei
gleichzeitiger Vertagung der Neuwahlen
bis zum Herbst. Die geschäftsführend im
Amt verbleibende Regierung Schleicher
hätte sich für diesen Verfassungsbruch auf
einen „Staatsnotstand“ berufen müssen,
• einen Generalstreik, der angesichts von
über 6 Millionen Arbeitslosen undurchführbar war,
• eine „Volksfront“ aller antifaschistischen
Parteien, die angesichts der Ideologisierung der Parteien und der Tatsache, dass
die von Moskau gesteuerte KPD in der
SPD einen ebenso großen Gegner wie in
der NSDAP sah, unerreichbar war. Die
Gefahr eines kommunistischen Umsturzes
bestand also in der Realität nicht.
Jedoch wird man die „Machtübernahme“ Hitlers nicht als unvermeidlich ansehen müssen,
wenn man die Entscheidung ein wenig hinausgezögert hätte: Die wirtschaftliche Trendwende
hatte bereits eingesetzt, die NS-Bewegung
stand vor dem Zusammenbruch (Ian Kershaw
a. a. O. S. 524).
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"Die Machtergreifung", Folge 1
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3. Didaktische Überlegungen
Der didaktische und methodische Wert dieses
Films für Schüler liegt besonders
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in der eingehenden Darstellung eines sehr
zentralen Moments in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts
in der intensiven Konkretheit und Plastizität der politischen Vorgänge und ihres gesellschaftlichen Umfeldes
in der nahezu minutiösen Nachzeichnung
von Hitlers Machtgewinnung
in der Einbettung der politischen Vorgänge
in das Alltagsleben
in der atmosphärischen Verdichtung der
wirtschaftlichen und politischen Lage
in der Eröffnung eines persönlichen Zugangs und einer Unmittelbarkeit des
(Mit)Erlebens an Hand der dargestellten
Szenen
in der Ermöglichung von Nachempfinden
und Empathie
in der Ermöglichung eines vertieften Verständnisses für die Vorgänge, vertieft auf
Grund von originalen Filmsequenzen an
Stelle der sonst nur zugänglichen punktuellen fotografischen Aufnahmen
in der erhöhten Authentizität durch umfangreiches originales Filmmaterial von einer für heute weitgehend fremden Lebensund Denkungsart
in der zu gewinnenden Einsicht einer
Schwierigkeit der Urteilsbildung in einer
komplexen und komplizierten politischen
Lage
in der Einsicht in den Mechanismus des
politischen Kalküls und politischer Agitation
damit insgesamt in einer Anschaulichkeit,
die den am Schulbuch orientierten Geschichtsunterricht in vorteilhafter Weise
ergänzt.
Diese Vorteile sollten genutzt werden.
Das Dritte Reich und die sog. „Machtergreifung“ sind als verpflichtendes Standard-Thema
in den Lehrplänen sowohl der Sekundarstufe I
wie der Sekundarstufe II aller Bundesländer
vorhanden. Es wird in der Regel in der 10. und
in der 12./13. Jahrgangsstufe behandelt.
Das Thema bietet didaktische Möglichkeiten zu
einigen fächerverbindenden und fächerübergreifenden Fragestellungen, die insbesondere
für die Projektarbeit nutzbar gemacht werden
können. Zu nennen sind hier vor allem die
Fächer Sozialkunde/Politik und Deutsch, aber
auch Bildende Kunst und Musik mit themati-
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schen Berührungspunkten, z. B. unter den
Aspekten
• Der politische Prozess allgemein
• Formen der Demokratie, dabei v. a. der
Vergleich der Republiken von Weimar und
Bonn
• Politische Institutionen und ihre Arbeitsweise bzw. Zuständigkeiten
• Literatur und Literaten der Weimarer Republik
• Die Spiegelung dieser Zeit in Kunst, Kultur,
Architektur und Musik.
Es versteht sich von selbst, dass weiterführende und vertiefende Fragestellungen an Hand
von Referaten und Hausarbeiten in vielfältiger
Weise möglich sind, z. B.
• Die Beurteilung der Hauptakteure des
Films (Hitler, Papen, Schleicher, Hindenburg), aber auch der Nebenfiguren (Oskar
v. Hindenburg, Meißner, Hugenberg,
Hanfstaengl, Ribbentrop, Bankier Kurt von
Schröder, Horst Wessel, General von
Blomberg, General von Hammerstein) in
Lehrbüchern, Schulbüchern (z. B. auch der
früheren DDR) im Vergleich zur Darstellung im Film
• Das Berlin der 20er Jahre
• Darstellung und Beurteilung der Vorgänge
– einzelne oder auf den Zeitraum 19281933 insgesamt bezogen – in der zeitgenössischen regionalen bzw. lokalen Presseberichterstattung
• Befragung von Zeitzeugen
• zu ihrer Einschätzung der politischen
Vorgänge damals
• zu politischen Aktivitäten am Ort bzw.
in der Region damals
• insbesondere zu Aktivitäten der
NSDAP und der SA
• zur wirtschaftlichen Lage einer Familie
nach der Weltwirtschaftskrise 1929
• Fotografische und filmische Erfassung
von Erinnerungsorten in der eigenen
Stadt bzw. Region (Denkmäler, Bauwerke u. a.) aus der Zeit der Weimarer
Republik
• Biografische Untersuchungen zu führenden Persönlichkeiten am Ort bzw.
in der Region zur Zeit der Weimarer
Republik
• Die wirtschaftliche Lage des Heimatortes bzw. der eigenen Stadt an Hand
von veröffentlichtem und unveröffentlichtem Material (Archiv), unter Auswertung der Presseberichterstattung,
eventuell in Zusammenarbeit mit dem
örtlichen Geschichtsverein.
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4. Fragen und Arbeitsaufträge
Hinweis: Um den Film sinnvoll in den Unterricht zu integrieren, sind für die folgenden Fragen und Arbeitsaufträge die Zuhilfenahme des Geschichtsbuches und anderer Hilfsmittel (wie z. B. des Dtv-Atlas
zur Weltgeschichte) sowie Recherchen im Internet vorgesehen. Die Fragen und Arbeitsaufträge sind
zudem von unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad, damit sie sowohl für die Sekundarstufe I als auch
für die Sekundarstufe II verwendbar sind. Entsprechend der Anlage des Films beziehen sich die Fragen meist nicht auf eine einzelne Szene, sondern erfordern die Auswertung mehrerer Passagen, die
über den Film verteilt sind.
1. Welchen Eindruck vermittelt die SA bei ihrem öffentlichen Auftreten in den Jahren 1928
bis 1932?
16. Stelle die Reichsregierungen von 1928 bis
1933 mit den sie tragenden Parteien zusammen.
2. Was heißt „SA“, welche Funktion hatte sie
und woher stammt die Farbe ihrer Uniformen?
17. Identifiziere Franz von Papen an Hand von
Fotos in deinem Schulbuch oder im Internet.
Wie wird er im Film als Person und Politiker
charakterisiert?
3. Charakterisiere Hitlers Reden
a) inhaltlich
b) hinsichtlich seines Auftretens.
4. Welchen Eindruck vermittelt und hinterlässt
sein Auftreten bei den Zuhörern?
18. Welche Rolle spielt das Militär in der damaligen Zeit
a) in der Öffentlichkeit
5. Würde dich ein solcher Redner heute faszinieren? Was findest du positiv, was negativ?
b) politisch?
6. Welchen Eindruck hast du von Hitler als
Person, von seinem Erscheinungsbild und
seinem Auftreten insgesamt ?
19. An welchen Örtlichkeiten führte Hitler politische Kontaktgespräche und warum wurden
erstere gewählt?
7. Welchen Eindruck vermitteln Hitlers engste
Mitarbeiter Goebbels und Göring? Identifiziere
diese mit Hilfe von Fotos in deinem Schulbuch
oder im Internet.
20. Wodurch gewannen die NSDAP und die
SA Sympathien in der Bevölkerung, was machte sie attraktiv?
8. Welche gesellschaftlichen Kreise und Gruppierungen bemühen sich um die Jahreswende
1932/33 um Hitler und zu welchen sucht er
wiederum Zugang zu finden?
9. Wodurch beeindruckte und gewann Hitler in
diesen Jahren große Teile der Bevölkerung?
10. Welchen Eindruck vermittelt Hindenburg
a) in seinem Auftreten
b) in seinen Reden?
11. Welcher Schicht gehörte er an?
12. Fertige eine biografische Skizze zu Hindenburg an.
13. Wodurch hatte Hindenburg ein so großes
Ansehen in der Bevölkerung?
14. Beschreibe das Lebensgefühl, das an der
Jahreswende 1932/33 im Film zum Ausdruck
kommt.
15. Wie wirken die Ereignisse von 1932/33 auf
die französische Korrespondentin von „Le Matin“ in Berlin, Stéphane Roussel? Vgl. dazu
auch Arbeitsblatt 3.
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21. Was bedeutet die Bezeichnung „NSDAP“
und welches politische Programm vertritt sie?
Untersuche die sprachlichen Bestandteile kritisch.
22. Aus welchen Schichten kamen die Anhänger Hitlers, aus welchen seine politischen Verbündeten?
23. Beschreibe die wirtschaftliche Lage in
Deutschland im Jahre 1932.
24. In welcher Lage befanden sich die Menschen?
25. Welche Atmosphäre herrschte 1932 in
Berlin während der Wahlkämpfe? Wie liefen
diese Wahlkämpfe ab?
26. Suche Informationen zur Geschichte und
Abbildungen zum Reichstagsgebäudes in Berlin zusammen.
27. Suche die Sitzverteilung der Parteien im
deutschen Reichstag der Jahre 1928 bis 1933
zusammen. Beschreibe die daran erkennbare
politische Entwicklung in Deutschland.
28. Welcher politischen Auffassung war Hindenburg in der Krisensituation und welche
Ziele verfolgte er?
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"Die Machtergreifung", Folge 1
29. Welchen Eindruck vermittelt General von
Schleicher? Identifiziere ihn an Hand von Fotografien in Deinem Geschichtsbuch oder im
Internet.
30. Um welches Problem geht es in dem Film
„Der Rebell“ und welchen Bezug hat es zur
politischen Situation von 1932?
31. Informiere dich über Luis Trenker, seine
Filme und seine Popularität damals.
32. Welche Rolle spielte das Flugzeug für Hitlers Wahlkampf?
33. Informiere Dich über die Geschichte der
Lufthansa.
34. Welche Bedeutung hatte die Landtagswahl
von Lippe-Detmold Mitte Januar 1933 für die
NSDAP?
35. Wo lag das Land Lippe-Detmold und wie
lange existierte es?
36. Welches berühmte Denkmal steht in diesem Land? Skizziere seine Symbolhaftigkeit.
37. Suche die damaligen Länder des Deutschen Reiches zusammen.
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nommen, wie von Stéphane Roussel? Vgl.
dazu auch Arbeitsblatt 3.
48. Welchen Eindruck vermitteln die Siegesfeiern der NSDAP und der SA am Abend des 30.
Januar?
49. Wie verhielt sich Hindenburg gegenüber
Hitler in den Monaten nach Hitlers Ernennung?
50. Welche Konzentrationslager wurden schon
1933 errichtet, welche Leute wurden inhaftiert
und welchen Eindruck vermittelt die Behandlung dort? Vgl. dazu auch die Arbeitsblätter 6
und 7.
51. Welchen Eindruck vermittelt Hitlers Rede
im Berliner Sportpalast am 10. Februar 1933
a) hinsichtlich seiner Wortwahl
b) hinsichtlich seines Auftretens
c) hinsichtlich der ganzen Atmosphäre in der
Halle
d.) für Stéphane Roussel?
52. Wann und wo fand die Bücherverbrennung
statt und welchen Zweck verfolgte sie? Vgl.
dazu auch die Arbeitsblätter 11-13.
38. Welche Bedeutung hatten Wagner und
seine Kompositionen für das deutsche Publikum und speziell für die politische Rechte?
39. Welche Ziele verfolgten die „alten Eliten“,
die sich Anfang 1933 mit Hitler politisch verbündeten, mit diesem?
40. Finde heraus, wer Oskar von Hindenburg
und Meißner waren, welche Funktion sie inne
hatten und welche politische Rolle sie Anfang
1933 spielten.
41. Wer war Hugenberg und welche Rolle
spielte er? Identifiziere ihn an Hand von Fotografien in Deinem Geschichtsbuch oder im
Internet.
42. Was war der „Rote Terror“, wie wurde er
dargestellt und welche politische Bedeutung
hatte er 1932/33?
43. Wer waren die Generale von Hammerstein
und von Blomberg und welche politische Rolle
spielten sie im Januar 1933?
44. Welchen Eindruck vermitteln die Bilder von
der Vorstellung des Kabinetts Hitler am 30.
Januar?
45. Welche politischen Signale gehen von
ihrem Verhalten aus?
46. Welche Minister gehörten ihm an? Suche
sie an Hand von Fotografien zu identifizieren.
47. Wie wurde die Ernennung Hitlers zum
Reichskanzler von der Bevölkerung aufge-
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