Zur Morphophonologie des Partizips II im Deutschen1 „Noch muß ich der zusammengesetzten Zeitwörter gedenken. Eine Art derselben hat eine Vorstecksylbe […]. Es sind die Sylben be, ent, er, miß, ver, zer; in den Wörtern besitzen, entstehen, eröffnen, missgönnen, verderben, zerreißen […]. Sie sind von dem Zeitwort unzertrennlich. Mit der Vorstecksylbe des Participe ge beladen sie sich nicht.“ Bodmer (1768:57) 1. Einleitung und These Das Partizip II im Deutschen wird bei schwachen Verben2 mit dem Dentalsuffix –(e)t gebildet (z.B. gebildet), starke Verben3 weisen das Nasalsuffix –en auf (z.B. geblieben). In Kombination mit dem Suffix tritt beim Partizip II das Präfix ge- auf, manchmal wird diese Kombination von ge- und –(e)t bzw. –en als Zirkumfix bezeichnet, beispielsweise in Meibauer (2002), Eisenberg (2000), Bergenholtz & Mugdan (1979), Bauer (1988) oder Lieber (1992). In diesem Aufsatz geht es um die genaue Position von ge- im Partizip II. Es tritt sowohl wortinitial als auch wortmedial auf, manchmal gibt es Doppelformen, manchmal fehlt ge-: (1) a. wortinitiales ge-: gelacht, gesungen b. wortmediales ge-: durchgeatmet, ausgewachsen c. wechselndes ge-: hausgehalten neben gehaushaltet d. kein ge-: bearbeitet, musiziert Was steuert die Positionierung von ge-? Im Grammatik-Duden (Duden (2006:447)) findet man folgende Darstellung. (2) a. Partikelverben Hier gilt die Regel, dass ge- steht zwischen Verbpartikel4 und Verbstamm steht. Beispiele: ausgelacht, angereist, zugehört b. Präfixverben und andere Verben, die nicht anfangsbetont sind Hier darf ge- nicht stehen. Beispiele: entführt, studiert, gratuliert 1 Ich danke Günther Grewendorf und Joachim Jacobs für konstruktive und inspirierende Kommentare. Ausnahmen: mahlen, salzen, spalten. 3 Ausnahmen: nennen, brennen, rennen, kennen, bringen, wissen, denken. Verben mit Doppelformen: senden, wenden (gesandt/ gesendet). 4 Verbpartikel sind im Duden „alle betonten Erstglieder komplexer Verben, die mit ihrem Zweitglied nur in bestimmten Vorkommensweisen fest verbunden sind“ (Duden (2006:677)). Verbpartikel können also Präpositionen wie an, auf, Adverbien wie herüber, empor, Adjektive wie fest, hoch und auch Substantive wie preis und stand sein (z.B. in standhalten, er hält der Belastung stand). Nach dieser Logik sind dann auch manche Verben als Verbpartikel anzusehen. Da das Kompositum liegenlassen eine unfeste Verwendung erlaubt (er lässt es liegen), muss liegen zumindest in diesem Kompositum nach Auffassung des Duden eine Verbpartikel sein. 2 1 c. Rückbildungsverben und Konversionen aus Komposita Hier kann ge- wortinitial oder wortmedial stehen, abhängig vom Verb. Beispiele: geschriftstellert, *schriftgestellert (Konversion aus Schriftsteller) probegefahren, *geprobefahren (Rückbildung aus Probefahrt) Die Bildung des Partizip II ist der Flexion zuzurechnen, aber das Verhalten von ge- ist untypisch für ein Flexiv. Verbale Flexionskategorien wie Modus, Tempus oder Numerus sind unabhängig von der Phonologie der Verben. Abhängigkeiten von der Phonologie (vgl. (2b) sind eher typisch für derivative Prozesse, man findet sie beispielsweise in der Alternation von -heit und -keit bei Nomina. Auch sind (verbale) Flexionskategorien nicht sensitiv für die zugrundeliegende Wortbildung, während ge- offenbar genau differenzieren kann zwischen Partikel-, Präfix- und Rückbildungsverben. Was befähigt ge- hierzu? Ich vertrete in diesem Aufsatz folgende These: Ge- gehört zur morphophonologischen Klasse der unabtrennbaren Verbpräfixe, daraus folgen alle Positionierungsfakten von ge- im Partizip II. Die anderen Mitglieder der Klasse sind be-, ent-, er-, miss-, ver-, zer-. Die distinktiven Eigenschaften der Klasse sind diese: (3) a. Präfigierung des letzten wortfähigen5 Stamms Beispiele: durchbekommen, durchgekommen b. Nachbarschaft zu einer Betonung6 Beispiele: KOMmen: beKOMmen, geKOMmen7 c. Nicht mehr als ein Element der Klasse in einem Wort Beispiele: *enterfahren, *zer-be-fahren Der Beitrag ist folgendermaßen strukturiert. Abschnitt 2 legt die diachrone Motivation für die genannte These dar, dort wird die historische Entwicklung des ge-Präfixes näher beleuchtet. Meine eigene morphophonologische Analyse des Partizips II stelle ich in Abschnitt 3 vor. Neben Daten aus dem Neuhochdeutschen ziehe ich auch diachrone Daten aus dem Mittelhochdeutschen und sprachvergleichende Daten aus dem Niederländischen hinzu. Die Analyse wird im Rahmen der Optimalitätstheorie vorgenommen. In Abschnitt 4 vergleiche ich meinen Ansatz mit dem von Neef (1996) und Geilfuß-Wolfgang (1998). Die Positionierung von geund infinitivischem zu wird oft als Kriterium für Phrasengrenzen herangezogen. In Abschnitt 5 diskutiere ich diese Auffassung. Abschließend diskutiere ich in Abschnitt 6, ob die Bildung des Partizips II eine Zirkumfigierung ist und wo das Merkmal ‚Partizip II’ zu lokalisieren ist. 5 ‚Wortfähig’ meint hier ‚abtrennbar unter Bedeutungserhalt’. Beide Bestandteile des Verbs durchkommen sind wortfähig, weil sie frei stehen können: er kommt durch. 6 Diese Bedingung ist unterschiedlich stark, worauf ich mehrmals zurückkommen werde. 7 Großbuchstaben kennzeichnen betonte Silben. 2 2. Die historische Entwicklung des ge-Präfixes Das Partizip II war im Indogermanischen und Urwestgermanischen noch präfixlos, erst seit dem Späturwestgermanischen wurde präfigiert – zunächst mit ga-, im Althochdeutschen (Ahd. im Folgenden) mit gi-, seit dem Mittelhochdeutschen (Mhd. im Folgenden) mit ge-. Als derivatives Präfix war ga-/ge- produktiv bis in das Mittelhochdeutsche hinein, es hatte eine perfektive Bedeutung (Streitberg (1891:71), Wilmanns (1906:16), Wilmanns (1899:168)). (4) Gotisch (Got. im Folgenden) taujan (tun) → ga-taujan (vollbringen)8 Als derivatives Präfix kennen wir ge- heute nicht mehr (Wilmanns (1899:170), Fleischer & Barz (1992:319f.)). Ge- ist in Einzelfällen aber erhalten geblieben, z.B. wenn eine semantische Differenzierung zwischen präfigiertem und unpräfigiertem Verb erfolgt war (z.B. horchen/ gehorchen, hören/ gehören) oder wenn das Basisverb in Vergessenheit geraten war (gebären). Die perfektive Bedeutung des derivativen ge- ist nur noch in wenigen Verben nachvollziehbar, z.B. in gefrieren oder gerinnen. Die meisten der mit ge- präfigierten Verben sind heute stilistisch stark markiert (Fleischer & Barz (1992:320)): gedenken, sich gehaben, geloben, gemahnen, gereichen, gereuen, geruhen. Das flexivische ge- als Markierung des Partizips II entstand durch Lücken im Paradigma des derivativen ge- während des Abbaus des Aspektsystems (Wilmanns (1906:210 ff.), Leiss (1992:54 ff.)). Das derivative ga-/ge- war schon im Gotischen eher in Präteritalformen als in Präsensformen, bevorzugt befand es sich am Partizip II (Wilmanns (1899:170), Henzen (1965:104), Marache (1960:1 ff.)). Es gibt eine starke Korrelation zwischen dem ‚Aufstieg’ des flexivischen ge- und dem ‚Niedergang’ des derivativen ge-. Die Etablierung des flexivischen ge- als Präfix am Partizip II ging in Schüben vor sich, Grimm spricht vom ‚Eindrängen’ der ge-Partizipien: „Ursprünglich gebührt dem einfachen verbo auch im part. praet. einfache form und die partikel kann nur dann in letzterm erscheinen, wenn das ganze verbum mit ihr componiert ist. Allgemach aber gewöhnte sich die sprache, um den begriff des vergangnen deutlicher vorwalten zu lassen, auch einfache verba mit diesem ge- zu versehen, so dass von der form des part. praet. nicht mehr auf die übrigen modos und tempora geschlossen werden darf […]. Die, wenn man will, unorganischen participia mit ge- haben sich stufenweise eingedrängt, bereits im ahd. und mhd. das übergewicht erlangt, und herrschen im nhd. ausgemacht, während umgedreht die ihnen identischen praeterita ind. und conj. mit ge- wieder verschwunden sind.“ (Grimm (1878:830)) 8 Daneben hatte ge- auch eine relativ früh verblassende soziative Bedeutung (Wischer & Habermann (2004:281)), Leiss (1992:62), Henzen (1965:104), Wilmanns (1899:167)): got. rinnan (rennen, laufen) → garinnan (zusammenlaufen). 3 Zunächst findet sich kein ge- bei perfektiven Verben wie kommen, finden oder werden (Wilmanns (1899:171), Wilmanns (1906:16), Paul (1917:276), Mossé (1938)). Dies hat einen semantischen Grund, ansonsten würde Perfektivität am Verb doppelt markiert: am Stamm und durch das perfektive ge-Präfix. Erst im späten 18. Jahrhundert wurden die perfektiven Verben sämtlich mit ge- präfigiert, was man sehr gut an Korpora zeigen kann, die in der Quantität konstant bleiben. Als ein Beispiel seien hier ostmitteldeutsche Drucke der Lutherbibel herausgegriffen (Bach (1978), Besch (1984)). Noch 1736 wurden kommen, finden und werden im Partizip II ohne ge- geschrieben, der Druck von 1797 schließlich enthält nur ge-präfigierte Verben. Zunächst findet sich auch kein ge- bei Verben, die mit einem Plosiv anlauten, wie dies beispielsweise bei den Verben gießen, kriechen oder bringen der Fall ist (Wilmanns (1906:7f.), Paul (1917:277)). Hier ist der Grund ein phonetisch-phonologischer: da das e von ge- schwachtonig ist, mussten bei diesen Verben zwei Plosive fast direkt hintereinander ausgesprochen werden. Dies ist artikulatorisch schwierig. Grundsätzlich fand sich kein ge- bei Verben, die schon mit ge-, be-, ent-, er-, miss-, ver-, zer- präfigiert sind – außer, wenn die Präfigierung verdunkelt ist (Wilmanns (1899:171), Paul (1917:279)). So wird bleiben mit ge- präfigiert, obwohl das Wort im Mhd. bereits mit bepräfigiert war: (5) a. bleiben, geblieben trotz mhd. belîben b. glauben, geglaubt trotz mhd. gelouben c. fressen, gefressen trotz der got. Partikel fr(a), die dem Präfix ver- entspricht Es gab also eine gewisse Variabilität bei der Präfigierung des Partizips II. Die Grammatiker des späten 17. und 18. Jahrhunderts sorgten jedoch für eine Vereinheitlichung des Gebrauchs und für die Beseitigung von Ausnahmen (Jellinek (1913), Lerchner (1984)). In dieser Zeit waren die Grammatiker von großem Einfluss; es gab öffentliche Debatten über die korrekte Schriftsprache, Theoretiker wie Adelung gestalteten auch die Schulgrammatiken. In seinem Hauptwerk äußert sich Adelung äußerst abfällig über das Nichtpräfigieren von Partizipien: „Außer den jetzt gedachten Fällen das Augmentum zu verbeissen, ist im Hochdeutschen allemahl ein Fehler, so häufig es auch in den gemeinen Oberdeutschen Mundarten geschiehet: er ist kommen, wir haben gessen, er ist reich worden, wir sind gangen. Selbst in der Dichtkunst macht eine solche Weglassung allemahl einen widerwärtigen Eindruck, weil sie sich den niedrigen Mundarten nähert, folglich die Würde des Styles verletztet. Hat mir die Sprache wiederbracht, Gottsch. Mir ist kein Wunsch mehr übrig blieben, Gell.“ (Adelung (1782:11)) Ebenso entschieden geißelt Bodmer Inkonsequenzen im Gebrauch von ge-: 4 „Ich habe nichts gegen die Ausnahmen, welche der Wohlklang eingeführt hat: Du liesest, du missest […]. Opitz hat sich nur wenige male noch erlaubt, die Vorstecksylbe ge bey den Mittelwörtern wegzuwerfen. Er sagte noch zuweilen, funden, bracht, kommen, krieget. Der Bober, wo ich erstlich krieget, was ich weiß. Jetzt ist es Barbarey.“ (Bodmer (1768:53)) Trotz aller sprachpflegerischen Bemühungen haben sich nicht alle Irregularitäten beseitigen lassen. Bei gegessen haben wir auch heute noch ein überzähliges ge-, bei altbacken war immer schon ein ge- zuwenig.9 3. Meine morphophonologische Analyse des Partizips II Keine Grammatik und keine Analyse des Partizips II gibt einen Grund für die Nichtpräfigierung von Verben an, die schon mit ge-, be-, ent-, er-, miss-, ver-, zer- präfigiert sind. Diese Verben wurden noch nie mit ge- präfigiert. Ich behaupte, dass die Nichtpräfigierung semantisch-diachrone Gründe hat. Die genannten Präfixe waren ursprünglich Präpositionen und Partikel, sie haben sich dann erst zu Aktionsartmarkern entwickelt, wobei die perfektive Aktionsart überwog. Viele Präfixverben zeigen einen Kontrast zwischen inchoativer und perfektiver10 Aktionsart11, vgl.: inchoativ perfektiv Fokus auf den Ereignisbeginn Fokus auf das Ereignisende Ereignis Ereignis Zeit Zeit erblühen verblühen 9 Die Form gegessen kann allerdings folgendermaßen erklärt werden (Paul (1917:279)): vor einem auf e anlautenden Verb wurde das e von ge- oft getilgt, so wurde aus ge-essen schnell gessen, eine Form, die im 16. Jahrhundert noch durchaus üblich war. Dass gessen eine bereits präfigierte Form war, scheint dem Sprecher später nicht mehr bewußt gewesen zu sein, gessen wurde im 17. Jahrhundert noch einmal mit ge- präfigiert und man erhielt so gegessen. – Die Form altbacken kann man wie Paul durch die rein adjektivische Verwendung erklären, die prinzipiell reihenbildend ist: altbacken, hausbacken, neubacken (Paul (1917:276), ähnlich auch Wilmanns (1899:171)). – Unpräfigiert bleibt trunken in formelhaft-dichterischen Wendungen wie trunken vor Liebe. Hier hat auch eine semantische Differenzierung stattgefunden, *getrunken vor Liebe ist nicht möglich. - Worden ist in der Passivumschreibung bis heute ohne ge-, Ausnahmen finden sich teilweise in der Dichtersprache: „Und wenn ich wieder dencke wie ich von Wetzlar zurückkomme, so ganz über meine Hoffnung Liebempfangen geworden zu seyn; binn ich viel ruhig. Ich gestehs Ihnen es war mir halb angst, denn das Unglück ist mir schon offt wiederfahren.“ (Brief von Goethe an Johann Christian Kestner, 10. November 1772, Hervorhebung MR) 10 Statt ‚perfektiv’ findet sich auch häufig der Terminus ‚terminativ’. 11 Hier muss zwischen Aspekt (oder flexivischem Aspekt) und Aktionsart (oder lexikalischem Aspekt) unterschieden werden. Das Deutsche verfügt über keinen flexivischen Aspekt wie die slavischen Sprachen es beispielsweise tun. Im Deutschen gibt es aber lexikalischen Aspekt, markiert durch Adverbien (er hat gerade den Brief angefangen), durch Verbpräfixe wie im Text erläutert oder durch Partikel (er schaltet die Ampel aus). 5 Wird der Beginn des Blühen-Ereignisses hervorgehoben, wird das inchoative erblühen verwendet, soll das Ende des Blühens betont werden, wird verblühen benutzt. Wenn nun ein inchoatives Verb mit dem perfektivierenden Präfix ge- versehen wird, erhalten wir einen Widerspruch: *ge-erblühtperfektiv-inchoativ ist im selben Maße ungrammatisch wie *vererblühtperfektiv-inchoativ. Werden perfektive Verben mit ge- präfigiert, wird doppelt perfektiviert, was ebenfalls ausgeschlossen ist (vgl. obige Argumentation bei den zunächst nicht mit gepräfigierten perfektiven Verben). Semantische Oppositionen zwischen Präfixverben kann man im Neuhochdeutschen häufig beobachten: (6) a. beladen – entladen b. beblättern – entblättern c. verreiben – zerreiben d. verwirren – entwirren In (6a) liegt beispielsweise eine räumliche Opposition vor, in (6b) eine Ornativ-Opposition.12 Ich behaupte, dass die semantischen Oppositionen eine Morphologisierung durchlaufen haben. Während man durchaus in einem Satz inchoative und perfektive Informationen unterbringen kann (vgl. (7a)), ist es unmöglich, dies in einem Wort zu tun, vgl. (7b): (7) a. die Rose beginntinchoativ zu verblühenperfektiv b. die Rose *erverblühtinchoativ-perfektiv Ich postuliere deswegen eine morphologische deskriptive Generalisierung, die ich KARDINALITÄT nenne: (8) KARDINALITÄT: Ein Wort enthält höchstens ein unabtrennbares Verbpräfix Viele Autoren, die sich mit der Positionierung von ge- beschäftigt haben, führen ein phonologisches Kriteritum ins Feld13: ge- verlangt eine Betonung auf der folgenden Silbe. Ich stimme zu, dass dies für die unabtrennbaren Präfixe im Neuhochdeutschen gilt: (9) *bekraKEELT, *gekraKEELT Ich postuliere (wie viele andere Autoren) die phonologische deskriptive Generalisierung BETONUNG: (10) BETONUNG: Die unabtrennbaren Verbpräfixe werden von einer betonten Silbe gefolgt 12 Vgl. auch Zifonun (1973) für eine Darstellung der Vielfalt der semantischen Oppositionen zwischen Präfixverben. 13 So bei Kiparsky (1966), Giegerich (1985), Wiese (1996), Neef (1996), Geilfuß-Wolfgang (1998). 6 Ein bislang in den Analysen von ge- nicht beachtetes Faktum ist die Tatsache, dass diese generalisierung im Mhd. und im Niederländischen nicht gilt. Im Mhd. ist sowohl das derivative als auch das flexivische ge- betonungsinsensitiv14: (11) a. derivatives gegeregieren, gepolieren, gesummieren, geabsolvieren … b. flexivisches gegepropheceyt, geregiert, gespatzieret, gestudiert, gescharmutzelt … Im heutigen Niederländischen ist kein produktives derivatives ge- mehr vorhanden (wie im Neudochdeutschen, s. oben). Das flexivische ge- ist im heutigen Niederländischen aber ebenso betonungsinsensitiv wie das mhd. flexivische ge-: (12) flexivisches gegeprobeerd (probiert), gefeliciteerd (beglückwünscht), gestudeerd (studiert), getelefoneerd (telefoniert) Eine Generalisierung, die offenbar für alle drei Sprachen (Neuhochdeutsch, Niederländisch, Mittelhochdeutsch) gilt, ist die folgende. Wenn mehrere wortfähige Elemente in einem Verb vorkommen, präfigiert ge- den letzten wortfähigen Stamm: (13) durchbekommen, durchgekommen, doorgebroken (durchgebrochen) Ich postuliere dafür die morphologische deskriptive Generalisierung STAMM-LETZT: (14) STAMM-LETZT: Die unabtrennbaren Verbpräfixe präfigieren den letzten wortfähigen Stamm Die Situation, die ich bei der Bildung des Partizips II in den drei eng verwandten Sprachen Neuhochdeutsch, Mittelhochdeutsch und Niederländisch sehe, ist die folgende. Ich konstatiere morphologische Gemeinsamkeiten, wie sie sich in STAMM-LETZT und in KARDINALITÄT darstellen lassen. Ich konstatiere phonologische Unterschiede – nicht für alle Sprachen gilt die Generalisierung BETONUNG. Die Optimalitätstheorie (OT im Folgenden, vgl. z.B. Archangeli & Langendoen (1997) oder Kager (1999)) eignet sich gut für eine formale Modellierung dieser Situation. Ich nehme folgende Beschränkungen für die Klasse der unabtrennbaren Verbpräfixe an: (15) a. KARDINALITÄT (kurz: KARD) Ein Wort enthält höchstens ein unabtrennbares Verbpräfix. b. STAMM-LETZT Die unabtrennbaren Verbpräfixe präfigieren den letzten wortfähigen Stamm. 14 Die Daten sind Wilmanns (1906:17), Paul (1917:278) und Bachofer et al. (1984) entnommen. 7 c. BETONUNG Die unabtrennbaren Verbpräfixe werden von einer betonten Silbe gefolgt. d. MAXIMALITÄT (kurz: MAX) Der Kandidat enthält alle Elemente des Inputs.15 Während die morphologischen Generalisierungen (KARD und STAMMLETZT) und die phonologische Generalisierung BETONUNG schon erläutert worden sind, bedarf MAX noch einer Erklärung. MAX ist immer dann verletzt, wenn das ge-Präfix des Inputs nicht am Kandidaten erscheint. Nun wende ich die Beschränkungen auf das Partikelverb auslachen (Maria lacht Hans aus) an. Dies ist der erste Fall auf der Dudenliste in (2). Es ergibt sich folgende OT-Tabelle:16 Tabelle 1 ge + auslacht ge-auslacht ) aus-ge-lacht auslacht KARD STAMMLETZT *! BETONUNG MAX *! Der Input steht oben links, er besteht aus ge- und dem Verb, an das bereits –t suffigiert worden ist. Die Kandidaten unterhalb des Inputs unterscheiden sich nun darin, wo ge- steht: wortinitial (ge-auslacht), wortmedial (aus-ge-lacht) oder gar nicht (auslacht). Die Beschränkungen sind in der Tabelle in der Horizontalen eingetragen, sie sind hierarchisch geordnet – die wichtigste Beschränkung steht links (KARD), von links nach rechts werden die Beschränkungen immer weniger wichtig. Eine durchgezogene Linie bedeutet Dominanz, KARD dominiert also STAMM-LETZT – anders gesagt, KARD ist ganz klar wichtiger als STAMM-LETZT. Dominanz kodiert man auch in folgender Kurzschreibweise: KARD >> STAMM-LETZT. Eine gestrichelte Linie in der OT-Tabelle bedeutet hingegen Gleichrangigkeit. STAMMLETZT und BETONUNG sind gleichrangig, d.h., es gibt keine Daten, die die Hierarchisierung STAMM-LETZT >> BETONUNG oder BETONUNG >> STAMM-LETZT rechtfertigen würden. Es ist, mit anderen Worten, unklar, welche Beschränkung wichtiger ist, deswegen lässt man die Hierarchie zwischen STAMM-LETZT und BETONUNG offen. Die Gleich15 Für jedes Wort (sog. Input) wird eine Menge von möglichen phonetischen Realisierungen (sog. Kandidaten) erzeugt. 16 In der Tabelle sind die üblichen OT-Symbole zu sehen: „*“ symbolisiert die Verletzung einer Beschränkung, „!“ steht für eine sog. ‚fatale’ Verletzung. Diese lässt den Kandidaten ausscheiden. Die Hand „)“ symbolisiert den optimalen Kandidat, den tatsächlich realisierten Output. Auch der optimale Kandidat verletzt oft Beschränkungen, aber es sind weniger Verletzungen als bei den anderen Kandidaten oder Verletzungen von weniger wichtigen Beschränkungen, d.h. solchen, die in der Hierarchie weniger hoch rangieren. Man ermittelt also den optimalen Kandidaten, indem man für jede Beschränkung (beginnend bei der wichtigsten Beschränkung) überprüft, wie viele Verletzungen die Kandidaten aufweisen. 8 rangigkeit von Beschränkungen wird auch mit einem Schrägstrich symbolisiert, also STAMM-LETZT / BETONUNG.17 Nun zu den Details der Tabelle 1. Die wichtigste Beschränkung KARD wird von keinem Kandidaten verletzt: ge-auslacht und aus-ge-lacht enthalten nur ein unabtrennbares Verbpräfix (nämlich ge-), auslacht enthält kein unabtrennbares Verbpräfix. Die gleichrangigen Beschränkungen STAMM-LETZT und BETONUNG können nur von Kandidaten verletzt werden, die ein unabtrennbares Verbpräfix enthalten. Da auslachen aus zwei wortfähigen Stämmen besteht (Maria lacht Hans aus), muss ge- den letzten Stamm (lachen) präfigieren. Folglich wird STAMM-LETZT bei ge-auslacht verletzt, daher der Stern in der Tabellenzelle. Die Beschränkung BETONUNG wird weder von ge-auslacht noch von aus-ge-lacht verletzt, weil Partikelverben wie auslachen prosodisch und syntaktisch Phrasen sind (Wurmbrand (1998:283 ff.)), also beide Konstituenten die von ge- geforderte Betonung tragen18. Betrachtet man nun die gleichrangigen Beschränkungen STAMM-LETZT und BETONUNG in der OTTabelle zusammen, sieht man einen Stern, also eine Verletzung von STAMMLETZT beim Kandidaten ge-auslacht. Die anderen beiden Kandidaten (aus-ge-lacht, auslacht) tragen keine Verletzungen bei STAMM-LETZT und BETONUNG. Also ist die Verletzung von STAMMLETZT bei ge-auslacht für diesen Kandidaten fatal, er scheidet dadurch aus, was durch das Ausrufezeichen nach dem Stern notiert wird. Schließlich noch ein Wort zur unwichtigsten Beschränkung MAX. MAX ist nur bei auslacht verletzt, weil das ge-Präfix des Inputs bei diesem Kandidaten nicht erscheint. Nun werden die Kandidaten auslacht und aus-ge-lacht verglichen (ge-auslacht ist bereits ausgeschieden). Die Verletzung von MAX ist für auslacht fatal, dieser Kandidat scheidet aus, was wiederum durch ein Ausrufezeichen markiert wird. Damit bleibt aus-ge-lacht als optimaler Kandidat übrig, er wird mit der Hand markiert. Diese Form ist die tatsächlich realisierte. 17 Statt eines Schrägstrichs findet sich manchmal auch dieses Zeichen: °. Ich verwende hier das Konzept des conjunctive local tie (vgl. Legendre et al. (1995), Legendre et al. (1998), Müller (1997), Müller (2001)). Ein tie aus zwei gleichrangigen Beschränkungen wird wie eine normale Beschränkung behandelt. Ein Kandidat verletzt ein tie, wenn er eine Beschränkung des ties verletzt, die Verletzungen innerhalb des ties werden aufsummiert. Vgl. auch folgende Definition aus Müller (2001:295): „Suppose that Γ = < CON1 >> ...CONi ... >> CONn > is a total constraint order in language L, and CONi (1≤i≤n) Γ is a tie CONi1°...°CONin. Then, CONi is violated by a candidate C if and only if there is a constraint CONij that is violated by C.” 18 Die Akzentzuweisung verläuft wie bei regulärer Komposition im Deutschen, das Erstglied erhält die Hauptbetonung. Die prosodische Struktur von Partikelverben ist diese (PhP: phonologische Phrase, PWd: prosodisches Wort), vgl. Wurmbrand (1998:290): PhP PWd PWd aus lachen Jedes PWd besteht im Deutschen aus einem trochäischen, d.h. initialbetonten Fuß, vgl. u.a. Wiese (1996), Giegerich (1985). 9 Die OT hat einen typologischen Anspruch, idealerweise sind die formulierten Beschränkungen nicht ad hoc, sondern allgemeingültig für alle Sprachen. Die Sprachen unterscheiden sich nur darin, welche Hierarchien sie für die Beschränkungen benutzen. Die Hierarchie der hier relevanten Beschränkungen im Neuhochdeutschen kann man Tabelle 1 direkt entnehmen: (16) Neuhochdeutsch: KARD >> STAMM-LETZT / BETONUNG >> MAX Die Daten in (11) und (12) legen nahe, dass BETONUNG im Mittelhochdeutschen und Niederländischen unwichtiger ist als im Neuhochdeutschen. Im Rahmen von OT bedeutet dies, dass BETONUNG niedriger in der Hierarchie rangiert: (17) Mittelhochdeutsch und Niederländisch: KARD >> STAMM-LETZT / MAX >> BETONUNG Bevor nun aber OT-Tabellen für das Mittelhochdeutsche und das Niederländische gezeigt werden, möchte ich die Betrachtung des Neuhochdeutschen zu Ende führen und die Dudenliste in (2) zu Ende abarbeiten. Der zweite Fall auf der Dudenliste sind Präfixverben und andere Verben, die nicht anfangsbetont sind. Zunächst zu den Präfixverben. Tabelle 2 ge + entführt ge-entführt ent-ge-führt ) entführt KARD STAMMLETZT *! *! BETONUNG MAX * * * Die wichtigste Beschränkung KARD wird von zwei Kandidaten verletzt: ge-entführt und entge-führt enthalten zwei unabtrennbare Verbpräfixe (nämlich ge- und ent-). Da der Kandidat entführt KARD nicht verletzt, sind die KARD-Verletzungen der anderen beiden Kandidaten für diese fatal, sie scheiden aus und entführt ist der optimale Kandidat. An diesem Punkt könnte man die weitere Betrachtung der OT-Tabelle abbrechen, weil der optimale Kandidat bereits ermittelt ist. Der Vollständigkeit halber seien hier die anderen Verletzungen noch erläutert. Das Präfixverb entführen besteht nur aus einem wortfähigen Stamm (*er führt die Frau ent), also muss ge- den ganzen Stamm präfigieren. Folglich wird STAMM-LETZT bei ent-ge-führt verletzt. Die Beschränkung BETONUNG wird von ge-entführt verletzt, weil entnicht die von ge- geforderte Betonung trägt. MAX ist nur bei entführt verletzt, weil das gePräfix des Inputs bei diesem Kandidaten nicht erscheint. – Nun zu den Verben, die nicht anfangsbetont sind. 10 Tabelle 3 KARD ge + studiert STAMMLETZT BETONUNG MAX *! ge-studiert stu-ge-diert ) studiert *! * Das Verb studieren besteht nur aus einem wortfähigen Stamm, also muss ge- den ganzen Stamm präfigieren. Folglich wird STAMM-LETZT bei stu-ge-diert verletzt. Die Beschränkung BETONUNG wird von ge-studiert verletzt, weil stu nicht die von ge- geforderte Betonung trägt. Betrachtet man nun die gleichrangigen Beschränkungen STAMM-LETZT und BETONUNG in der OT-Tabelle zusammen, sieht man Sterne bei ge-studiert und bei stu-gediert. Der Kandidat studiert trägt keine Verletzung bei STAMM-LETZT und BETONUNG. Also sind die Verletzungen der anderen Kandidaten fatal, sie scheiden dadurch aus. Der optimale Kandidat ist studiert. Rückbildungsverben und Konversionen aus Komposita bilden den dritten Punkt der Dudenliste in (2). Zunächst zu den Konversionen aus Komposita. Sie werden durch direkte Umkategorisierung oder durch Suffigierung mit einem verbalen Nullsuffix gebildet. Hier sei die zweite Möglichkeit illustriert19: (18) Konversionen V N N Schrift N steller N N Schrift N steller V Ø Tabelle 4 ge + schriftstellert KARD STAMMLETZT ) ge-schriftstellert schrift-ge-stellert schriftstellert BETONUNG MAX *! *! Das Verb schriftstellern besteht nur aus einem wortfähigen Stamm (*er stellert gut Schrift), also muss ge- den ganzen Stamm präfigieren. Folglich wird STAMM-LETZT bei schrift-gestellert verletzt. Die Beschränkung BETONUNG wird von keinem Kandidaten verletzt, weil (wie bei Partikelverben, s.o.) eine Kompositumsbetonung vorliegt, also beide Konstituenten die von ge- geforderte Betonung tragen. Das Fehlen von ge- beim Kandidaten schriftstellert 19 Für die OT-Tabellen spielt es keine Rolle, ob Suffigierung mit einem Nullaffix oder Umkategorisierung vorliegt. 11 zieht eine MAX-Verletzung nach sich, die für diesen Kandidaten fatal ist. Allein geschriftstellert verletzt keine Beschränkung und ist der optimale und realisierte Kandidat. Die Literatur zu Rückbildungen ist umfangreich (vgl. Vikner (2001), Vikner (2005), Mcintyre (2002), Stiebels & Wunderlich (1994), Asdahl Holmberg (1976) u.a.). Für die Zwecke der Analyse der Partizip II Bildung möge die folgende vereinfachende Darstellung genügen. Einer Rückbildung wie probefahren liegt ein Nomen-Nomen-Kompositum zugrunde: Probefahrt. Dieses Kompositum wird reanalysiert: Das nomenableitende t von Fahrt wird als Suffix des Nomen-Verb-Kompositums probefahren uminterpretiert. Nach Abzug des t erhält man das rückgebildete Verb probefahren. (19) Rückbildungen Reanalyse N N Probe N N V fahr V N af t N Probe V fahr V N af t N probe V fahr Tabelle 5 ge + probefahren ge-probefahren ) probe-ge-fahren probefahren KARD STAMMLETZT *! BETONUNG MAX *! Das rückgebildete Verb probefahren besteht aus zwei wortfähigen Stämmen (er fährt den Wagen probe), also muss ge- den letzten Stamm präfigieren. Folglich wird STAMM-LETZT bei ge-probefahren verletzt. Das Fehlen von ge- beim Kandidaten Probe fahren zieht eine MAX-Verletzung nach sich, die für diesen Kandidaten fatal ist. Der optimale und realisierte Kandidat probe-ge-fahren verletzt keine Beschränkung. Bei manchen Verben wechselt ge- die Position, vgl. (1c), gehaushaltet existiert neben hausgehalten. Auch für diese Doppelformen bietet mein Ansatz eine Analysemöglichkeit. Auszugehen ist bei beiden Fällen vom Wort Haushalt. Entweder nimmt der Sprecher eine Konversion wie in (18) vor, fügt also ein verbales Nullsuffix hinzu. Die Flexion ist dann per Default20 schwach, man erhält gehaushaltet wie man in (18) geschriftstellert erhält. Nach Asdahl Holmberg (1976) bilden 24% der Sprecher dieses PartizipII. Dies ist die OT-Tabelle für gehaushaltet: 20 Die schwache Flexion beim PartizipII ist der Default, was man aus dem Spracherwerb (Clahsen & Rothweiler (1992)), von Neubildungen (Marcus et al. (1995:217 ff.)), aus Elizitationsstudien (Weyerts & Clahsen (1994)) und aus der Versprecherforschung (Meringer & Mayer (1895)) weiß. 12 Tabelle 6 ge + haushaltet KARD STAMMLETZT ) ge-haushaltet haus-ge-haltet haushaltet BETONUNG MAX *! *! Haushaltet besteht nur aus einem wortfähigen Stamm, weil eine Konversion von Haushalt vorliegt, also muss ge- den ganzen Stamm präfigieren. Folglich wird STAMM-LETZT bei haus-ge-haltet verletzt. BETONUNG wird von keinem Kandidaten verletzt, weil eine Kompositumsbetonung vorliegt, also beide Konstituenten die von ge- geforderte Betonung tragen. Das Fehlen von ge- beim Kandidaten haushaltet zieht eine MAX-Verletzung nach sich, die für diesen Kandidaten fatal ist. Ge-haushaltet verletzt keine Beschränkung und ist der optimale Kandidat. Der Sprecher muss allerdings keine Konversion vornehmen, er kann auch von einer Rückbildung wie in (19) ausgehen. Dann wird das Verb halten zugrundegelegt, das stark flektiert – folglich trägt auch hausgehalten eine starke Flexion. 63% der Sprecher bilden nach Asdahl Holmberg (1976) diese Form, und diese Sprecher verwenden haushalten konsequenterweise trennbar (er hält mit seinem Geld schlecht Haus). Nun zur OT-Analyse von hausgehalten. Tabelle 7 ge + haushalten ge-haushalten ) haus-ge-halten haushalten KARD STAMMLETZT *! BETONUNG MAX *! Der letzte wortfähige Stamm ist halten, weswegen ge-haushalten eine fatale Verletzung von STAMM-LETZT trägt. Der optimale Kandidat haus-ge-halten verletzt keine Beschränkung. Allerdings können 13% der Informanten von Asdahl Holmberg (1976) überhaupt kein PartizipII von haushalten bilden, weder gehaushaltet noch hausgehalten. Rückbildungen und Konversionen aus Komposita haben häufig Lücken im Flexionsparadigma. Alle Fälle der Dudenliste in (2) und auch die Doppelformen in (1c) konnten also in meinem OT-Ansatz erklärt werden. Nun zu den beiden anderen hier zu betrachtenden Sprachen, dem Niederländischen und dem Mittelhochdeutschen. Wie in (17) dargelegt, gilt für diese Sprachen eine andere Hierarchie, BETONUNG ist weniger wichtig als im Neuhochdeutschen. Hier nun einige OT-Tabellen zum Niederländischen. 13 Tabelle 8 ge + feliciteerd (beglückwünscht) ) ge-feliciteerd felici-ge-teerd feliciteerd KARD STAMMLETZT MAX BETONUNG * *! *! Die Hierarchie aus (17) ist hier umgesetzt: BETONUNG rangiert niedriger als MAX in der Beschränkungshierarchie. Feliciteeren besteht nur aus einem wortfähigen Stamm, also muss ge- den ganzen Stamm präfigieren; entsprechend wird STAMM-LETZT bei felici-ge-teerd verletzt. Der Kandidat feliciteerd verletzt MAX, weil er kein ge- aufweist. Betrachtet man nun die gleichrangigen Beschränkungen STAMM-LETZT und MAX zusammen, sieht man Sterne bei felici-ge-teerd und bei feliciteerd. Der Kandidat ge-feliciteerd trägt keine Verletzung bei STAMM-LETZT und MAX. Also sind die Verletzungen der anderen Kandidaten fatal, sie scheiden dadurch aus. Somit steht ge-feliciteerd nun als optimaler Kandidat fest, obwohl er die unwichtige Beschränkung BETONUNG verletzt (nur teerd trägt eine Betonung). Das Verb meewerken ist wie die deutsche Entsprechung mitarbeiten trennbar, und ebenso wie im Deutsche steht ge- hier wortmedial: Tabelle 9 ge + meewerkt (mitgearbeitet) ge-meewerkt ) mee-ge-werkt meewerkt KARD STAMMLETZT *! MAX BETONUNG *! Da meewerken aus zwei wortfähigen Stämmen besteht, muss ge- den letzten Stamm werkt präfigieren – STAMMLETZT ist folglich bei ge-meewerkt verletzt. Der optimale Kandidat mee-ge-werkt verletzt keine Beschränkung. Die Klasse der unabtrennbaren Verbpräfixe ist im Niederländischen in der Lexik etwas anders besetzt als im Deutschen, vgl. Donaldson (1997): (20) a. im Deutschen: be-, ent-, er-, ge-, miss-, ver-, zer- b. im Niederländischen: be-, ont-, er-, ge-, , ver-, her- Dem Niederländischen fehlt miss-, und statt ent- und zer- finden wir ont- und her-. Ich werde diese Unterschiede im Folgenden ignorieren, weil ich sie für rein phonologisch bedingt halte. Miss- ist allerdings auch im Deutschen ein Sonderfall, weil es teilweise unfeste Verwendungen erlaubt (versteht er mich miss?). 14 Ein niederländisches Präfixverb verhält sich genau wie ein deutsches, in dem es kein ge- annimmt: Tabelle 10 ge +herhaald (wiederholen) ge-herhaald her-ge-haald ) herhaald KARD STAMMLETZT *! *! MAX BETONUNG * * * Die wichtigste Beschränkung KARD wird von zwei Kandidaten verletzt: ge-herhaald und her-ge-haald enthalten zwei unabtrennbare Verbpräfixe (ge- und her-). Da der Kandidat herhaald KARD nicht verletzt, sind die KARD-Verletzungen der anderen beiden Kandidaten für diese fatal, sie scheiden aus und entführt ist der optimale Kandidat. In (11b) wurden Belege für die Betonungsinsensitivität von ge- im Mhd. angeführt: im Mhd. hieß es nicht studiert (wie im Neuhochdeutschen, vgl. Tabelle 3), sondern gestudiert. Mit der gleichen Beschränkungshierarchie, die auch für das Niederländische wirksam ist, kann mhd. gestudiert leicht hergeleitet werden: Tabelle 11 ge + studiert KARD STAMMLETZT ) ge-studiert stu-ge-diert studiert MAX BETONUNG * *! *! Studieren besteht nur aus einem wortfähigen Stamm, also muss ge- den ganzen Stamm präfigieren; entsprechend wird STAMM-LETZT bei stu-ge-diert verletzt. Der Kandidat studiert verletzt MAX, weil er kein ge- aufweist. Betrachtet man nun die gleichrangigen Beschränkungen STAMM-LETZT und MAX zusammen, sieht man Sterne bei stu-ge-diert und bei studiert. Der Kandidat ge-studiert trägt keine Verletzung bei STAMM-LETZT und MAX. Also sind die Verletzungen der anderen Kandidaten fatal, sie scheiden dadurch aus. Gestudiert ist der optimale Kandidat. Wohlgemerkt, alle Bemerkungen zum Deutschen gelten für das sog. Standarddeutsche. In den deutschen Dialekten finden sich Phänomene, die in der Standardsprache nicht vorkommen. Manche Dialekte lassen ge- grundsätzlich und bei allen Verbtypen aus, hier ist das Friesische und das Niederdeutsche zu nennen (vgl. Tiersma (1985), Siebs & Boor (2000), Lindow (1998)). In meinen OT-Tabellen würde ich das durch einen anderen Input modellieren, gewürde beim Input nicht erscheinen. Es gibt Varianten des Thüringischen, die sich wie Nieder- 15 ländisch verhalten, in denen also ein betonungsinsensitives ge- erscheint (in Partizipien wie geposaunt, gebalbiert, vgl. Höhle (2006)).21 Häufig treten in westmitteldeutschen Dialekten Assimilationen beim Dentalsuffix auf (vgl. Pützer (1993), Steitz (1981)): (21) Westmitteldeutsch: gedreišd statt getröstet, gšloxd statt geschlachtet Im Lëtzebuergeschen und im Moselfränkischen wird oft das Nasalsuffix bei starken Verben aufgegeben (vgl. Mottausch (2002), Christophory (2004)): (22) gesproch statt Standarddeutsch gesprochen Wenn mit –en erst einmal das morphologisch sichtbare Kennzeichen für ein stark konjugiertes Verb fehlt, kommt es später oft zu einem Flexionsklassenwechsel. Trotz des umgelauteten Stamms wird im PartizipII –t suffigiert: (23) geschloft statt Standarddeutsch geschlafen Nun sind die Neuhochdeutschen, Mhd. und Niederländischen Daten einheitlich im Rahmen eines OT-Ansatzes erfasst worden. Wesentliches Kennzeichen meiner Analyse des Partizips II ist die Kombination von morphologischen und phonologischen Prinzipien. Im folgenden Abschnitt werde ich meinen Ansatz mit neueren anderen Arbeiten vergleichen. 4. Vergleich mit anderen Ansätzen Zunächst möchte ich meine morphophonologische Lösung mit dem rein phonologischen Ansatz in Neef (1996) vergleichen. Neef formuliert in seinem Buch Wohlgeformtheitsbedingungen für verschiedene Bereiche der Grammatik, die er ‚Designbedingungen’ nennt. Für das PartizipII im Deutschen gilt folgende Designbedingung: (24) Designbedingung Nicht-initialer Hauptakzent Das letzte Phonologische Wort der Wortform muss mit einer Silbe beginnen, die nicht den Hauptakzent dieses Phonologischen Worts trägt. Zusatz: [gə] ist als Präfixadjunkt des letzten Phonologischen Wortes zugelassen. (Neef (1996:240)) Das hier entscheidende ‚Phonologische Wort’ ist nicht mit dem in der Phonologie üblichen Prosodischen Wort identisch. Nach Neefs Auffassung konstituiert jeder Stamm ein Phonologisches Wort, das Phonologische Wort ist auch die Domäne für Silbifizierung. Das Graphem h und der Glottalverschluß signalisieren den Beginn eines neuen Phonologischen Wortes. Ein Phonologisches Wort wird in geschweiften Klammern geschrieben (also {Phonologisches 21 Nebenbei zeigt allein diese Zusammenstellung, dass es sich bei der Gestaltung der Beschränkungshierarchie nicht um ein Sprachkontaktphänomen halten kann. Das Thüringische ist vom niederländischen Sprachraum weit entfernt, trotzdem weisen beide Sprachen dieselbe Beschränkungshierarchie auf. Das Niederdeutsche und das Friesische sind dem Niederländischen direkt benachbart – dennoch gibt es keine Gemeinsamkeiten bei der Bildung des PartizipsII. 16 Wort}). Jedes Prosodische Wort ist bei Neef auch ein Phonologisches Wort, aber nicht umgekehrt, beispielsweise ist das Graphem h für die Kategorie des Prosodischen Wortes gleichgültig (wie die Graphematik allgemein). Ein Partizip wie {studiert} erfüllt die Designbedingung in (24). Das letzte Phonologische Wort der Wortform ist zugleich das einzige, und es beginnt nicht mit einer Silbe, die den Hauptakzent trägt. Als Partizip ist {studiert} wohlgeformt. Aber ein Partizip wie {arbeitet} erfüllt die genannte Designbedingung nicht, weil die erste Silbe dieses Phonologischen Wortes hauptbetont ist. Also muss ge- als Präfixadjunkt hinzugefügt werden, es resultiert {ge{arbeitet}. Wie man der Notation entnehmen kann, bildet ge- kein eigenes Phonologisches Wort, vielmehr wird es dem bestehenden Phonologischen Wort hinzugefügt; ähnlich, wie man extrasilbisches Material in der Phonologie als Appendix zu einer bestehenden Silbe einstuft. An Neefs Ansatz irritiert die Annahme, dass ge- nur im Reparaturfall eingesetzt wird. Partizipien wie studiert, die nicht anfangsbetont sind, sind die Ausnahme, nicht die Regel. Normalerweise wird ge- eingefügt. So wird bei Neef der Normalfall zum Reparaturfall. Neef macht darüber hinaus eine Reihe von falschen Vorhersagen. Zum ersten werden für Verben wie unterschreiben, die nicht anfangsbetont sind, Partizipien wie untergeschrieben prognostiziert. {Unter}{schrieben} besteht auf zwei Phonologischen Wörtern, weil hier zwei Stämme vorliegen und weil unter mit einem Glottalverschluß beginnt. Auch Tilgungsdaten bestätigen die Annahme von zwei Phonologischen Wörtern: (25) er muss das Dokument unterzeichnen oder –schreiben Getilgt wird in solchen Koordinationen immer ein Prosodisches Wort (Booij (1985), Höhle (1982)), also ist unter ein Prosodisches Wort. Da in Neefs System jedes Prosodische Wort auch ein Phonologisches Wort ist, muss die Klammerung {unter}{schrieben} angenommen werden. Das letzte Phonologische Wort dieser Wortform beginnt mit einer Silbe, die den Hauptakzent trägt, also muss ge- als Präfixadjunkt hinzugefügt werden, es resultiert {unter}{ge{schrieben}. Aber diese Form existiert nicht. In meiner Analyse wird korrekterweise das Partizip unterschrieben deriviert: Tabelle 12 ge + unterschrieben KARD STAMMLETZT BETONUNG MAX *! ge-unterschrieben unter-ge-schrieben ) unterschrieben *! * 17 Das Verb unterschreiben besteht nur aus einem wortfähigen Stamm (*schreibst Du mir bitte das Dokument unter), also muss ge- den ganzen Stamm präfigieren. Folglich wird STAMMLETZT bei unter-ge-schrieben verletzt. Die Beschränkung BETONUNG wird von geunterschrieben verletzt, weil unter nicht die von ge- geforderte Betonung trägt. Betrachtet man nun die gleichrangigen Beschränkungen STAMM-LETZT und BETONUNG in der OTTabelle zusammen, sieht man Sterne bei ge-unterschrieben und bei unter-ge-schrieben. Der Kandidat unterschrieben trägt keine Verletzung bei STAMM-LETZT und BETONUNG. Also sind die Verletzungen der anderen Kandidaten fatal, sie scheiden aus. Der optimale Kandidat ist unterschrieben. Neef trifft zum zweiten falsche Vorhersagen für nichttrennbare Komposita wie liebäugeln. Hier müssen zwei Phonologische Wörter angenommen werden, also {lieb}{äugeln}. Hierfür gibt es gleich drei Gründe: es liegen zwei Stämme vor, äugeln beginnt mit einem Glottalverschluß und die Silbifizierung ist nicht lie.bäu.geln22. Eine solche Silbifizierung wäre zu erwarten, wenn nur ein Phonologisches Wort vorläge, denn das Phonologische Wort ist laut Neef die Domäne für Silbifizierung. Ein Silbifizierungsprinzip ist beispielsweise die Ansatzmaximierung, also müsste eine im Ansatz maximalisierte Silbe bäu besser sein als äu. Dennoch wird nicht lie.bäu.geln, sondern lieb.äu.geln gesagt. Das läßt sich nur durch die Annahme von zwei Silbifizierungsdomänen, also zwei Phonologischen Wörtern, erklären. Also muss die Klammerung {lieb}{äugelt} angenommen werden. Das letzte Phonologische Wort dieser Wortform beginnt mit einer Silbe, die den Hauptakzent trägt, also muss ge- hinzugefügt werden, es resultiert das nichtexistente {lieb}{ge{äugelt}. Hier nun zum Vergleich meine Analyse: Tabelle 13 ge + liebäugelt KARD STAMMLETZT ) ge-liebäugelt lieb-ge-äugelt liebäugelt BETONUNG MAX *! *! Liebäugeln besteht zwar aus zwei Stämmen, die allein jedoch nicht wortfähig sind (*er äugelt mit dem Kuchen lieb). Also muss ge- das ganze Wort präfigieren, STAMM-LETZT wird bei lieb-ge-äugelt verletzt. Da bei Komposita beide Teile Betonung tragen, wird BETONUNG weder bei lieb-ge-äugelt noch bei ge-liebäugelt verletzt. Der optimale Kandidat ge-liebäugelt verletzt keine Beschränkung. 22 Die Punkte stehen für Silbengrenzen. 18 Neef macht zum dritten eine falsche Vorhersage für Konversionen aus Komposita wie schriftstellern oder haushalten. Hier muss Neef immer von zwei Phonologischen Wörtern ausgehen, weil zwei Stämme vorliegen; bei haushalten indizieren die Grapheme h zudem je ein Phonologisches Wort. Aus {haus}{haltet} und {schrift}{stellert} muss nun aber *hausgehaltet und *schriftgestellert deriviert werden, weil die letzten Phonologischen Wörter hier initialbetont sind, was durch ge- repariert wird. Meine Analyse sagt hingegen korrekt gehaushaltet und geschriftstellert voraus, vgl. Tabelle 4 und Tabelle 6. Letztlich ist es unklar, wie eine Designbedingung wie die in (24) genannte für das Mittelhochdeutsche oder für das Niederländische anzupassen wäre. Eine Form wie studiert wäre nach einer solchen Bedingung optimal, dennoch haben wir in diesen Sprachen eine geEinfügung und es kommt zu Formen wie gestudiert (Mhd.), gestudeerd (Niederländisch). Die rein phonologische Herangehensweise von Neef hat somit eine Reihe von Nachteilen und scheint auch aus konzeptuellen und typologischen Gründen zu kurz zu greifen. GeilfußWolfgang (1998) verfolgt wie ich eine morphophonologische Lösung, ebenfalls im Rahmen der OT. Es werden die folgenden Beschränkungen angenommen: (26) a. PrtV-to-Prt = Align (Particle Verb, Left, Particle, Left) Der linke Rand eines Partikelverbs fällt mit dem linken Rand einer Partikel zusammen. b. ge-to-Ft’ = Align (ge-, Right, Main Stress Foot, Left)23 Der rechte Rand von ge- fällt mit dem linken Rand eines Hauptakzentfußes zusammen. c. ge-to-V = Align (ge-, Left, Verb, Left) Der linke Rand von ge- fällt mit dem linken Rand eines Verbs zusammen. d. MaxAff = Maximality-Input-Output (Affix)24 Jedem Segment des Affixes im Input entspricht ein Segment im Output. Die Hierarchie der Beschränkungen ist diese: (27) PrtV-to-Prt >> ge-to-Ft’ / ge-to-V >> MaxAff Ich möchte zunächst zeigen, wie dieses System für nicht anfangsbetonte Verben wie studieren und für Partikelverben funktioniert. 23 Dem entspricht die Beschränkung BETONUNG in meiner Analyse. Dem entspricht MAX in meiner Analyse. Während ich ein nicht existentes ge- beim Kandidaten als eine Verletzung von MAX werte, interpretiert Geilfuß-Wolfgang MaxAff segmental. Deswegen zieht ein nicht existentes ge- bei Geilfuß-Wolfgang zwei MaxAff-Verletzungen nach sich. Nichts hängt an diesem Unterschied. 24 19 Tabelle 14 studier, ge, t ge-studiert stu-ge-diert ) studiert PrtV-to-Prt ge-to-Ft’ *! ge-to-V MaxAff *! ** Da keine Partikel25 vorliegt, wird PrtV-to-Prt nicht verletzt. Der Kandidat ge-studiert weist nicht die von ge-to-Ft’ geforderte Betonung auf stu auf, deswegen kommt es zu einer Verletzung. Das Wort gediert ist keine Verbform, deswegen ist ge-to-V bei stu-ge-diert verletzt. Betrachtet man nun die gleichrangigen Beschränkungen ge-to-Ft’ und ge-to-V in der OTTabelle zusammen, sieht man Sterne bei ge-studiert und bei stu-ge-diert. Der Kandidat studiert trägt keine Verletzung bei ge-to-Ft’ und ge-to-V. Also sind die Verletzungen der anderen Kandidaten fatal, sie scheiden aus. Der optimale Kandidat ist studiert. Tabelle 15 anmeld, ge, t ge-anmeldet ) an-ge-meldet anmeldet PrtV-to-Prt *! ge-to-Ft’ ge-to-V MaxAff *!* PrtV-to-Prt wird bei ge-anmeldet verletzt, weil die Partikel an nicht vorne steht. Für diesen Kandidaten ist die Verletzung fatal, weil an-ge-meldet und anmeldet keine Verletzung aufweisen. Wegen einer Verletzung von MaxAff scheidet anmeldet aus und an-ge-meldet ist damit der optimale Kandidat. Wiewohl die morphophonologische Herangehensweise generell korrekt ist, führt die konkrete Ausgestaltung der Beschränkungen bei Geilfuß-Wolfgang zu einer Reihe von falschen Vorhersagen. Zunächst zu trennbaren Verben, die keine Partikelverben sind: Tabelle 16 liegenbleib, ge, en ) ge-liegenblieben ) liegen-ge-blieben liegenblieben PrtV-to-Prt ge-to-Ft’ ge-to-V MaxAff *!* Zwei Kandidaten verletzen keine Beschränkung und sollten somit beide grammatisch sein, ge-liegenblieben und liegen-ge-blieben. Aber ge-liegenblieben ist ungrammatisch. Zum Vergleich meine Analyse: 25 Der Begriff der Partikel wird von Geilfuß-Wolfgang nicht definiert. Vgl. die Auffassung des Duden in Fußnote 4. 20 Tabelle 17 ge + liegenblieben KARD ge-liegenblieben ) liegen-ge-blieben liegenblieben STAMMLETZT *! BETONUNG MAX *! Da liegenbleiben aus zwei wortfähigen Stämmen besteht (bleib bitte noch liegen), darf genicht initial stehen; ge-liegenblieben verletzt STAMM-LETZT fatal, weil die anderen Kandidaten weder STAMM-LETZT noch BETONUNG verletzen. MAX entscheidet zwischen liegen-ge-blieben und liegenblieben, letztere Form scheidet wegen einer MAX-Verletzung aus. Die zweite falsche Vorhersage von Geilfuß-Wolfgang betrifft Präfixverben mit verbaler Basis: Tabelle 18 entführ, ge, t ge-entführt ) ent-ge-führt entführt PrtV-to-Prt ge-to-Ft’ *! ge-to-V MaxAff *!* Natürlich ist das Wort geführt eine Verbform, deswegen ist ge-to-V bei ent-ge-führt nicht verletzt. Der optimale Kandidat ent-ge-führt verletzt auch sonst keine Beschränkung. Aber ent-ge-führt ist ungrammatisch. Meine Analyse von entführen ist in in Tabelle 2. Schlussendlich macht Geilfuß-Wolfgang falsche Vorhersagen für Verben, die nicht anfangsbetont sind: Tabelle 19 unterschreib, ge, en ge-unterschrieben ) unter-ge-schrieben unterschrieben PrtV-to-Prt ge-to-Ft’ *! ge-to-V MaxAff *!* Die ungrammatische Form unter-ge-schrieben verletzt keine Beschränkung und ist der optimale Kandidat. Meine Analyse von unterschrieben ist in Tabelle 12. Zusammengefasst scheint mir mein eigener morphophonologischer Ansatz dem vom Geilfuß-Wolfgang überlegen zu sein. Im nächsten Abschnitt werde ich auf scheinbare Gegenbeispiele zu meiner Analyse eingehen. 21 5. Kriterien für Phrasengrenzen: ge- und infinitivisches zu Gegenbeispiele zu meiner Analyse sind in Jacobs (2005) aufgeführt: „Es gibt eine ganze Reihe von untrennbaren Verben, bei denen ge- und/oder zu ebenfalls nicht an das Gesamtzeichen, sondern an das verbale Zweitglied adjungiert werden […], vgl. rührgebraten, preßzupolieren, schwingzuschleifen, aber *Sie {braten es rühr, polieren es preß, schleifen es schwing}.“ (Jacobs (2005:74)) Auf das infinitivische zu komme ich später in diesem Abschnitt zu sprechen. Zunächst zu ge-, hier meine OT-Tabelle zu rührgebraten: Tabelle 20 ge + rührbraten KARD STAMMLETZT ) ge-rührbraten rühr-ge-braten rührbraten BETONUNG MAX *! *! Da rührbraten aus nur einem wortfähigen Stamm besteht (*er brät die Nudeln rühr), muss ge- initial stehen. Aber ge-rührbraten ist ungrammatisch, richtig wäre rühr-ge-braten. Die Komposition aus zwei Verbstämmen ist zwar ein Randphänomen der Wortbildung des Deutschen (Duden (2006:719), Fleischer & Barz (1992:295), Wunderlich (1987:92)) und stark fachsprachlich26, nichtsdestoweniger harren diese Fälle einer Erklärung. Zusätzlich zu den im Zitat genannten Verben habe ich folgende Belege gefunden: (28) drehschleifen, drohstarren, gefriertrocknen, grinskeuchen, hörverstehen, sprechdenken Ich denke, dass man zwischen in Hinsicht auf das Partizip II flektierbaren und in dieser Hinsicht unflektierbaren Verben unterscheiden muss. Einfache Google-Recherchen ergeben, dass ein Teil der genannten Verben in Hinsicht auf das Partizip II unflektierbar sind, d.h. für diese Verben gibt es keine Partizipien II der Formen V1-ge-V2-t/en, ge-V1V2-t/en oder V1V2-t/en. Dies ist der Fall für folgende Verben: Tabelle 21 Verb drehschleifen drohstarren 26 Partizip II V1-ge-V2-t/en drehgeschliffen/ drehgeschleift: 0 Belege drohgestarrt: 0 Belege Partizip II ge-V1V2-t/en gedrehschleift/ gedrehschliffen: 0 Belege gedrohstarrt: 0 Belege Partizip II V1V2-t/en drehschleift: 0 Belege drohstarrt: 0 Belege Größtenteils stammen die Verben aus der Fachsprache der Technik, andere sind literarischen Ursprungs. 22 grinsgekeucht: 0 Belege schwingschleifen schwinggeschliffen/ schwinggeschleift: 0 Belege sprechdenken sprechgedacht/ sprechgedenkt: 0 Belege grinskeuchen gegrinskeucht: 0 Belege geschwingschleift/ geschwingschliffen: 1 Beleg27 gesprechdenkt/ gesprechdacht: 0 Belege grinskeucht: 0 Belege schwingschleift: 0 Belege sprechdenkt: 0 Belege Da hier Partizip II-Flexion nicht möglich scheint, nehme ich an, dass wir keinen Input der Art ge + V1V2-t/en für die OT-Tabellen haben. Ohne Input kann die OT-Maschinerie nicht anlaufen, es gibt keine Kandidaten und somit auch keinen optimalen, d.h. als grammatisch realisierten Kandidaten. Genau dies besagen die Google-Recherchen.28 Ein anderer Teil der genannten Verben ist jedoch durchaus zur Partizip II-Flexion in der Lage: (29) a. gefriertrocknen: 64.800 Belege für gefriergetrocknet, 0 Belege für gegefriertrocknet b. rührbraten: 157 Belege für rührgebraten, 1 Beleg für gerührbaten c. preßpolieren: 9 Belege für preßpoliert, 0 Belege für gepreßpoliert d. hörverstehen: 6 Belege für hörverstanden, 0 Belege für gehörverstanden Hier gibt es also einen Input und es sind OT-Tabellen aufzustellen. {Wunderlich, 1987 #28935:98} postuliert eine koordinative Semantik für diese Verben. Ich denke, dass dies nicht der Fall ist, sondern dass ein Determinativkompositum mit phrasaler erster Konstituente vorliegt Zunächst zu gefriertrocknen, wofür ich die zugrundeliegende Struktur [durch Gefrieren]PP trocknen postuliere. Oberflächlich sieht gefriertrocknen mit einem Verbstamm als Erstglied einem Kompositum wie kennenlernen mit einem Infinitiv als Erstglied zum Verwechseln ähnlich. Während kennenlernen trennbar ist (Karl lernt die Kräuter kennen), also klar über eine interne Wortgrenze verfügt, ist gefriertrocknen untrennbar (*Karl trocknet die Kräuter gefrier). Dennoch postuliere ich eine interne Wortgrenze unter Annahme der Struktur [durch Gefrieren]PP trocknen. Ein Argument hierfür ist die Trennbarkeit in dieser Konstellation: (30) Karl trocknet die Kräuter [durch Gefrieren]PP An dieser Stelle mag man sich fragen, ob nun nicht auch interne Wortgrenzen für andere untrennbare Komposita postuliert werden, z.B. für liebäugeln. Dies ist nicht der Fall, denn 27 „Ich habe noch nie geschwingschleift oder sowas, hiermit also meine Hochachtung.“ http://borre.twoday.net/stories/455391/ 28 Die genannten Verben sind im Infinitiv hingegen durchaus üblich, vgl. diese Google-Belegzahlen: drehschleifen (48), drohstarren (153), grinskeuchen (31), schwingschleifen (143), sprechdenken (3150). 23 [lieb]AP äugeln ist zum einen ein unverständliches Syntagma, zum anderen ist äugeln als Verb schlicht nicht existent und *Karl äugelt mit den Kräutern [lieb]AP also nicht möglich. Ein weiteres Argument für eine interne Wortgrenze ist semantischer Natur. Unbeachtet der morphologischen Position von ge- ist die Bedeutung des Partizips II immer eine Nachzeitigkeit des gesamten Verbereignisses. Dies mag durch einen Vergleich von gelacht und ausgelacht illustriert werden: gelacht spezifiziert eine Nachzeit eines Lachens, ausgelacht spezifiziert jedoch eine Nachzeit eines Auslachens, nicht eine Nachzeit eines Lachens. Als Skopusmarkierer der Nachzeitigkeit kann ge- nicht fungieren, was auch dadurch klar wird, dass gebei studiert und anderen Formen fehlt. Nun zur Bedeutung von gefriergetrocknet. Hier ist nicht die Nachzeit eines Gefrierens und eines Trocknens gemeint. Die Bedeutung von gefriergetrocknet ist nicht [gefroren und getrocknet], sondern [getrocknet [durch Gefrieren]PP]. Gefriergetrocknete Kräuter sind trockene diskutiere, ob die Bildung des Partizips II eine Zirkumfigierung ist und wo das Merkmal ‚Partizip II’ zu lokalisieren ist, möchte ich noch auf 6. Die Partizip II-Bildung als Zirkumfigierung? • „Zirkumfix“ ge…(e)t/en - wo sind die Partizipmerkmale? … ge- kann nicht Träger des Merkmals sein, sonst müsste es immer generiert werden … (e)t/en kann nicht Träger sein, (e)t und en sind nur Reflexe der Eigenschaften des Verbstamms das Merkmal ist im Stamm, ge- und (e)t/en sind nur formale Reflexe des Merkmals: (Sternefeld (2006)) (31) 24 V Partizip V Infinitiv V Infinitiv ver V *InfM* Infinitiv lieb V Partizip ver V *tPM* Partizip lieb Flexion InfM en Flexion tPM t V Partizip V Partizip ver V *enPM* Partizip lor • Flexion enPM en Bilden die formalen Reflexe ge…(e)t/en ein Zirkumfix? … akzeptier-t • echtes Zirkumfix plus spätere Tilgung? ge-akzeptier-t → akzeptiert • kein Zirkumfix! … nichtidentischer Kontext – (e)t/en erscheint auch ohne ge … Regularitäten von ge nehmen keinen Bezug auf (e)t/en und umgekehrt • Resümee • (e)t/en als formaler Reflex des Partizip-Merkmals des Stamms, Suffix • ge als formaler Reflex des Partizip-Merkmals des Stamms, Präfix 6. Zusammenfassung und Ausblick Eingangs war ein Zitat von Bodmer genannt…. Was steuert die Positionierung von ge- ? These: Ge- gehört zur morphophonologischen Klasse der unabtrennbaren Verbpräfixe 25 (ge-, be-, ent-, er-, miss-, ver-, zer-), aus den Eigenschaften dieser Klasse ergibt sich die Positionierung: (i) Präfigierung des letzten wortfähigen Stamms (ii) Nachbarschaft zu einer Betonung (unterschiedlich starke Eigenschaft) (iii) Nicht mehr als ein Element der Klasse in einem Wort Argumentation: (i) Diachrone Interdependenz von derivativem und flexivischem ge- (ii) Sukzessive Etablierung von flexivischem ge- (iii) Semantisch-diachrone Gründe für Nichtpräfigierung von Präfixverben (iv) Neue Bewertung der Betonungskriteriums (v) Vergleichende Betrachtung von Niederländisch, Neu- und Mittelhochdeutsch (vi) Optimalitätstheoretische Beschreibung der drei Sprachen (vii) Abgrenzung von alternativen Ansätzen (viii) Klärung der Zirkumfix- und Merkmalsfrage Ausblick: bleiverglast, beauftragt 26 Literatur 27 Adelung, Johann Christoph (1782). 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