Artgemäße und umweltverträgliche Geflügelhaltung

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BML Modellvorhaben 1997-99
“Artgemäße und umweltverträgliche Geflügelhaltung“
Abschlußbericht 1999
vorgelegt vom
Fachgebiet Angewandte Nutztierethologie und Artgemäße Tierhaltung
Fachbereich Landwirtschaft, Internationale Agrarwirtschaft und Ökologische Umweltsicherung
Universität Gesamthochschule Kassel (GhK)
Nordbahnhofstr. 1a
37213 Witzenhausen
Projektbearbeitung:
Dipl.-Ing. agr. G. Trei
Projektleitung:
Prof. Dr. D. W. Fölsch
Berichtredaktion:
Dr. B. Hörning
im Auftrag des
Kuratoriums für Bauwesen und Landtechnik in der Landwirtschaft e. V. (KTBL)
Witzenhausen, im September 2000
Inhaltsverzeichnis
1
EINLEITUNG
1
2
BETRIEBSBESCHREIBUNG
2
2.1 Umstellung auf Ökologischen Landbau
2
2.2 Der Modellstall: Beschreibung und Management
7
2.2.1 Stalleinrichtung
2.2.1.1
2.2.1.2
2.2.1.3
2.2.1.4
2.2.1.5
Volierensystem
Nester
Scharraum
Lüftung und Heizung
Licht
9
11
13
13
13
2.2.2 Entmistung
15
2.2.3 Außenklimaraum
15
2.2.4 Fütterung und Tränke
16
2.2.4.1
2.2.4.2
2.2.4.3
Bioland-Richtlinien
Beschreibung der technischen Anlagen
Eingesetzte Futtermittel
2.2.5 Junghennenzukauf und -einstallung
2.2.5.1 Betriebseigene Aufzucht
2.2.5.2 Spezialisierter Aufzuchtbetrieb Reinkemeier
2.2.5.2.1 Aufzuchtverfahren
2.2.5.2.2 Anpassung an Bioland-Richtlinien
2.2.5.3 Einstallung
2.2.6 Zusammenfassende Beschreibung: Platzangebot, Besatzdichte, Sitzstangen- und
Nestangebot
3
9
16
17
18
19
20
20
21
22
23
23
2.3 Vergleich der Ställe bezüglich Bioland-Richtlinien und Leitfaden
24
ERHEBUNGEN IM MODELLSTALL
26
3.1 Tiergesundheit
26
3.1.1 Tierbeurteilung
26
3.1.1.1
3.1.1.2
3.1.1.3
3.1.1.4
3.1.1.5
3.1.1.6
3.1.1.6.1
3.1.1.6.2
3.1.1.6.3
3.1.1.6.4
3.1.1.6.5
3.1.1.6.6
27
28
29
29
29
35
35
38
40
44
45
46
Gefiederzustand
Schnabel
Ständer
Brustbein
Tiere, Material und Methode
Ergebnisse
Gewichtsentwicklung
Schnabel
Gefiederzustand
Ständer
Krallenlänge
Brustbein
3.1.1.6.7
3.1.1.6.8
Sonstige Befunde
Gesamtbetrachtung und Diskussion
3.1.2 Abgangsrate und -ursachen
3.1.2.1
3.1.2.2
Tiere, Material und Methode
Ergebnisse und Diskussion
3.1.3 Parasitosen
3.1.3.1 Endoparasiten
3.1.3.1.1 Tiere, Material und Methode
3.1.3.1.2 Ergebnisse
3.1.3.2 Ektoparasiten
3.1.3.3 Untersuchungen auf Salmonellen
3.1.3.3.1 Tiere, Material und Methode
3.1.3.3.2 Ergebnisse
3.2 Tiergerechtheit
3.2.1 Tierverhalten im Modellstall
3.2.1.1
3.2.1.2
3.2.1.3
3.2.1.3.1
3.2.1.3.2
3.2.1.3.3
3.2.1.3.4
3.2.1.3.5
3.2.1.3.6
3.2.1.3.7
3.2.1.4
Tiere, Material und Methode
Hauptuntersuchung
Ergebnisse und Diskussion
Gesamtverteilung im Stall
Nutzung der Nester
Nutzung der Voliere
Verhalten in der Voliere
Nutzung der Scharräume
Verhalten in den Scharräumen
Kontinuierliche Beobachtung
Verhaltensstörungen – Federpicken und Kannibalismus
3.2.2 Nutzung des Außenklimaraums
3.2.2.1 Tiere, Material und Methode
3.2.2.2 Ergebnisse
3.2.2.2.1 Allgemeine Frequentierung
3.2.2.2.2 Verteilung
3.2.2.2.3 Nutzung des Sandbads
3.2.2.2.4 Nutzung des übrigen Scharraumes
3.2.2.2.5 Bemerkungen
3.2.3 Nächtliche Verteilung der Hennen im Stall
3.2.3.1
3.2.3.2
Tiere, Material und Methode
Ergebnisse
3.2.4 Verlegen von Eiern
3.2.4.1
3.2.4.2
3.2.4.3
Tiere, Material und Methoden
Ergebnisse
Maßnahmen zur Verringerung der verlegten Eier
3.2.5 Verteilung der Hennen im Nestbereich
3.2.5.1
3.2.5.2
3.2.5.3
46
47
49
49
49
53
53
54
55
56
57
57
58
58
58
60
60
64
64
66
67
68
69
69
76
76
77
78
78
78
80
82
82
83
83
83
84
85
85
86
89
90
Tiere, Material und Methode
Ergebnisse
Bewertung der Ergebnisse
90
90
91
3.2.6 Tiergerechtheitsindex - TGI 200 / 1994
91
3.2.6.1
3.2.6.2
3.2.6.3
Methodik des TGI 200 / 1994
Ergebnisse aus Erhebungen mit dem TGI 200 / 1994
Ergebnisse des Modellbetriebes
3.3 Stallklima
95
3.3.1 Lufttemperatur und relative Luftfeuchte
3.3.1.1
3.3.1.2
92
92
92
Material und Methode
Ergebnisse
95
95
96
3.3.2 Lichtintensität
97
3.3.2.1
3.3.2.2
97
99
Material und Methode
Ergebnisse
3.3.3 Ammoniak
3.3.3.1
3.3.3.2
Material und Methode
Ergebnisse
102
102
102
3.3.4 Luftströmung
103
3.3.4.1
3.3.4.2
103
104
Material und Methode
Ergebnisse
3.4 Futter und Futterzusammensetzung
3.4.1 Hofeigene Futtermischung - Weender Analyse
3.4.1.1
3.4.1.2
104
104
Material und Methode
Ergebnisse
104
105
3.4.2 Eiweißreiches Ergänzungsfutter
105
3.4.2.1
3.4.2.2
Material und Methode
Ergebnisse
3.4.3 Mineralstoffuntersuchung
3.4.3.1
3.4.3.2
Material und Methode
Ergebnisse
3.4.4 Untersuchung auf Aminosäurengehalte
3.4.4.1
3.4.4.2
Material und Methode
Ergebnisse
3.4.5 Diskussion
3.5 Umweltwirkung
3.5.1 Zusammensetzung des Geflügelkotes und des Kot/Einstreu-Gemisches
3.5.1.1
3.5.1.2
105
106
106
106
107
107
107
107
108
110
110
Material und Methode
Ergebnisse
110
111
3.5.2 Nährstoffbilanz für den 2. Legehennendurchgang
112
3.5.3 Feld-Stall-Nährstoffbilanz und tatsächlicher Nährstoffanfall (Angaben HRLR)
113
3.6 Arbeitswirtschaft
115
3.6.1 Material und Methode
115
3.6.2 Ergebnisse
115
3.7 Wirtschaftlichkeit
3.7.1 Investitionen
116
116
3.7.1.1
3.7.1.2
Umbaukosten der Ställe 2 und 3
Baukosten für die überdachten Ausläufe der Ställe 2 und 3
3.7.2 Tierleistung
3.7.2.1
3.7.2.2
3.7.2.2.1
3.7.2.2.2
3.7.2.3
3.7.2.3.1
3.7.2.3.2
3.7.2.4
Leistungen der Umtriebe im Modellstall
Erster KTBL-Legehennendurchgang, Juli 1997 bis Juli 1998
Aufzucht
Legeleistung und Lebensfähigkeit
Zweiter KTBL-Legehennendurchgang, Juli 1998 bis Dezember 1999
Aufzucht
Legeleistung und Lebensfähigkeit
Vergleich mit Leistungen anderer Legehennendurchgänge im Betrieb
116
117
118
118
118
118
118
120
120
120
121
3.7.3 Vermarktung
122
3.7.4 Deckungsbeitrag / Gewinn
123
4
ZUSAMMENFASSUNG
126
5
LITERATUR
130
6
ANHANG
137
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Betriebsübersicht, Guntershausen
3
Abb. 2: Grundriß und Schnitt des Legehennenstalles 1, Guntershausen
4
Abb. 3: Grundriß und Schnitt des Legehennenstalles 4, Körle
5
Abb. 4: Grundriß und Schnitt deri Legehennenställe 2 und 3, Guntershausen
6
Abb. 5: Ansichten Ost / West und Schnitt der Ställe 2 und 3 mit Kotkellerebene
8
Abb. 6: Querschnitt des Modellstalles
9
Abb. 7: Querschnitt der Kliba-Voliere
10
Abb. 9: Doppelstöckiges Gruppenabrollnest im Querschnitt
12
Abb. 10: Henne auf der vorderen Abrollfläche des Nestes
13
Abb. 11: Lüftung der Ställe 2 und 3 (Modellstall), rückwärtige Ansicht (Ost)
13
Abb. 12: Bewegliche Holzklappe zur Regulierung des einfallenden Tageslichts (Skizze)
14
Abb. 13: Beleuchtung im Bereich der Futterrinne, Kliba-Voliere, Ebene W2
15
Abb. 14: Überdachter Auslauf (Sandbad und Rundballen fehlen auf diesem Bild)
16
Abb. 15: Futterrinne und Tränkestrang in Ebene 3 eines wandseitigen Volierenabschnittes
18
Abb. 16: Grundriß der Halle 4 und eines Abteils, Aufzuchtbetrieb Reinkemeier
22
Abb. 17: Junghenne auf der Waage, vollständiges Gefieder, kleine Schäden am Außenrand einiger Federn
31
Abb. 18: Normal abgenutzter Schnabel
32
Abb. 19: Henne mit abgebrochenem Oberschnabel
32
Abb. 20: Henne mit eingerissenem Oberschnabel
32
Abb. 21: Fehlende Federstrahlen an den Schwanzfedern, Bewertung 1
33
Abb. 22: Abgebrochene Feder am Flügel – Bewertung 1
33
Abb. 23: Mehrere nebeneinander abgebrochene Federn am Schwanz, Bewertung 1
33
Abb. 24: Nackter Hals, unverletzt, Bewertung 3
34
Abb. 25: Pickverletzung an der Kloake, Bewertung 7 (eingekreist)
34
Abb. 26: Verletzung am Zehenballen (DII), Bewertung 7
34
Abb. 27: Erfassung der Krallenlänge an der Mittelzehe (D III)
35
Abb. 28: Vergleich der Minimal–, Maximal- und Durchschnittsgewichte (g) unter Einbeziehung der
Zusatzwiegung
38
Abb. 29: Bewertung der Schnäbel (%)
39
Abb. 30: Bewertung der Kopf-Hals-Region (U1 - U3)
40
Abb. 31: Bewertung der Rücken-Region (U1 - U3)
41
Abb. 32: Bewertung der Flügel (U1 – U3)
41
Abb. 33: Bewertung der Schwanz-Region (U1 - U3)
42
Abb. 34: Bewertung der Legebauch-Region (U1 – U2)
42
Abb. 35: Bewertung der Kloake (U1 – U3)
43
Abb. 36: Bewertung der Brust-Region an den Untersuchungsterminen (U1 – U2)
43
Abb. 37: Ständer – Anzahl Verletzung an beiden Ständern eines Tieres (%)
44
Abb. 38: Bewertung der einzelnen Ständer an den drei Untersuchungsterminen (U1 – U3)
44
Abb. 39: Krallenlänge – Mittelwerte, Standardabweichung, Minimal- und Maximalwerte (mm)
45
Abb. 40: Einteilung in Gefiederklassen an den Untersuchungsterminen (%)
47
Abb. 41: Vergleich der Gefiederquotienten mit anderen Untersuchungen (s. Tab. 24)
48
Abb. 42: Legeleistung, Lebensfähigkeit und absolute Abgänge pro Woche
50
Abb. 43: Beobachtungsbereich und Beobachtungsstandorte im Modellstall
61
Abb. 44: Schema des Stalles mit Abkürzungen der Aufenthaltszonen
61
Abb. 45: Übersicht - Nutzung der Stallbereiche während der Beobachtungen B1 bis B3
65
Abb. 46: Hennen im Nestbereich im Tagesablauf der Beobachtungstermine
66
Abb. 47: Verteilung der Hennen im Nestblock 1: untere und obere Nestetage / vordere und hintere
Abrollfläche
67
Abb. 48: Nutzung der Voliere im Tagesablauf während der Beobachtungen
67
Abb. 49: Verhalten in der Voliere über einen Zeitraum von 17 h (% Tiere im Volierenelement) (B3
28.07.99)
69
Abb. 50: B1 20.08.98 - Anzahl Tiere im Beobachtungsbereich und im wandseitigen Scharraum
70
Abb. 51: B1 20.08.98 – Verhalten im wandseitigem Scharraum
70
Abb. 52: B1 20.08.98 - Anzahl Tiere im Beobachtungsbereich und im fensterseitigen Scharraum
71
Abb. 53: B1 20.08.98 – Verhalten im fensterseitigen Scharraum
71
Abb. 54: B2 07.10.98 - Anzahl Tiere im Beobachtungsbereich und im wandseitigen Scharraum
72
Abb. 55: B2 07.10.98 – Verhalten im wandseitigem Scharraum
72
Abb. 56: B2 07.10.98 - Anzahl Tiere im Beobachtungsbereich und im fensterseitigen Scharraum
73
Abb. 57: B2 07.10.98 – Verhalten im fensterseitigem Scharraum
73
Abb. 58: B3 28.07.99 - Anzahl Tiere im Beobachtungsbereich und im wandseitigen Scharraum
74
Abb. 59: B3 28.07.99 – Verhalten im wandseitigen Scharraum
74
Abb. 60: B3 28.07.99 - Anzahl Tiere im Beobachtungsbereich und im fensterseitigen Scharraum
75
Abb. 61: B3 28.07.99 – Verhalten im fensterseitigem Scharraum
75
Abb. 62: Nutzung des Außenklimaraums an den 3 Beobachtsterminen (absolut)
79
Abb. 63: Verteilung der Tiere im überdachten Auslauf an den Beobachtungen 1 bis 3 (20.08.98, 07.10.98,
28.07.99)
81
Abb. 64: Nutzung des Sandbads
82
Abb. 65: Sandbade- und Sonnenbadeverhalten im Scharraum des Außenklimabereiches
83
Abb. 66: Aufschlüsselung der Verlegeorte (∅ der acht Zählungen)
87
Abb. 67: Eiablage in der wandseitigen Ecke hinten
88
Abb. 68: Eierfressen
88
Abb. 69: Weidezaunlitze im Scharraum
89
Abb. 70: Meßpunkte für Lufttemperatur und relative Luftfeuchte im Modellstall
95
Abb. 71: Temperaturverlauf von Dezember 1997 bis September 1999 im Stall, überdachten Auslauf und
Außenbereichbereich
96
Abb. 72: Verlauf der relativen Luftfeuchte von Dezember 1997 bis September 1999
97
Abb. 73: Meßpunkte zur Erfassung der Lichtintensität
98
Abb. 74: Meßpunkte zur Erfassung der Luftströmung
104
Abb. 75: Entnahmebereiche für Kot/Einstreu-Gemisch
110
Abb. 76: KTBL-Legehennendurchgang 1, 07/97 – 07/98, Legeleistung, Lebensfähigkeit und der Anteil an
verlegten, Knick- und Schmutzeiern
119
Abb. 77: KTBL-Legehennendurchgang 2, 07/97 – 07/98, Legeleistung, Lebensfähigkeit und der Anteil an
verlegten, Knick- und Schmutzeiern
120
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Ausstattung der Kliba-Voliere
10
Tab. 2: Erfassung der Sitzstangenlänge
11
Tab. 3: Fütterung und Tränke
17
Tab. 4: Komponenten und prozentuale Zusammensetzung der Bioland-Futtermischung
18
Tab. 5: Zusammensetzung des zugekauften ”Eiweißreichen Ergänzungsfutters” für Legehennen laut
Angaben des Herstellers
19
Tab. 6: Weizen und Hafer - Inhaltsstoffe und Energiegehalt (in 1000 g enthalten) (JAGER, 1995)
19
Tab. 7: Richtlinien zur ökologischen Junghennenaufzucht (BIOLAND 1999)
20
Tab. 8: Körpergewicht verschiedener brauner und weißer Herkünfte am 126. und 537. Lebenstag, Haus
Düsse – Prüfungsbericht Durchgang 1997-1999, Käfighaltung *
21
Tab. 9: Impfungen und weitere Behandlungsmaßnahmen
21
Tab. 10: Platzangebot, Besatzdichte, Sitzstangen- und Nestangebot im Modellstall (Stall 3)
23
Tab. 11: Besatzdichten und Nestangebot in den Ställen 1 bis 4
25
Tab. 12: Bonitierungsverfahren für den Zustand des Gefieders von Hühnern
27
Tab. 13: Übersicht über Einflußfaktoren auf das Gefieder von Hühnern
28
Tab. 14: Durchführung der Tierbeurteilungen
30
Tab. 15: Gewichtsentwicklung im Vergleich zu den Angaben der Haltungsanleitung (HUBBARD ISA 1998a)35
Tab. 16: Angaben zur Gewichtsentwicklung in Abhängigkeit der Legeleistung (HUBBARD ISA, 1998b)
36
Tab. 17: Ergebnisse aus Leistungsprüfungen und eigenen Untersuchungen
37
Tab. 18: Gewichtsdaten der zusätzlichen Wiegung am 27. Mai 1999
37
Tab. 19: Ergebnisse aus der Bewertung der Schnäbel
38
Tab. 20: Vergleich der Ergebnisse aus dem Hessischen Modellvorhaben und dem KTBL-Modellvorhaben Anteil der Hennen (%) mit Auffälligkeiten am Schnabel
39
Tab. 21: Anzahl der Veränderungen an verschiedenen Ständerabschnitten (absolute Zahlen, n = 50 je
Untersuchungstermin)
45
Tab. 22: Auftreten von Brustbeinveränderungen (absolute Zahlen)
46
Tab. 23: Bemerkungen zu den Tierbeurteilungen (absolute Zahlen)
47
Tab. 24: Beschreibung der Legehennengruppen in Abb. 41
48
Tab. 25: Übersicht der monatlichen Abgänge im Modellstall
50
Tab. 26: Abgangsraten bei Legehennen in alternativen Haltungssystemen (Feldstudien)
51
Tab. 27: Verluste in Betrieben, die im Rahmen des Hess. Modellvorhaben betreut wurden (FÖLSCH et al.
1997)
51
Tab. 28: Zusammenfassung der Ergebnisse aus der Untersuchung auf Todesursache (n = 23)
52
Tab. 29: Erkrankungen der Legeorgane bei Legehennen (nach BEHRENS und BERGMANN 1991)
53
Tab. 30: Wichtige Endoparasiten in der Geflügelhaltung (nach ROESICKE 1991, HIEPE 1992, HIEPE und
SCHUSTER 1992, )
54
Tab. 31: Untersuchungstermine und Ergebnisse aus der Kotprobenuntersuchung
55
Tab. 32: Anzahl und Grad der Parasitenbefunde aus den Sektionen
55
Tab. 33: Auftreten von Endoparasiten nach Sektionsbefunden in der Schweiz (nach MORGENSTERN 1996)56
Tab. 34: Salmonella-Infektion (ROESICKE 1991, KÖSTERS 1992, MATTHES 1992, W OERNLE 1994)
57
Tab. 35: Funktionskreise und Funktionsbereiche am Beispiel der Hühnerhaltung (nach FÖLSCH und
HÖRNING, 1994 verändert)
59
Tab. 36: Mögliche Problembereiche im Stall
60
Tab. 37: Auflistung der erhobenen Verhaltensweisen
62
Tab. 38: Zählung der Tiere im Außenklimabereich
62
Tab. 39: Beobachtungstermine in Bezug auf Lebenswoche, Legeleistung und Lebensfähigkeit
63
Tab. 40: Beobachungstage, Beobachtungsblöcke und Wetterdaten
63
Tab. 41: Tierverhalten in der Voliere (%) – B1 20.08.98
68
Tab. 42: Tierverhalten in der Voliere (%) – B2 07.10.98
68
Tab. 43: Tierverhalten in der Voliere (%) – B3 28.07.99
68
Tab. 44: Nutzung der Scharräume an den Beoachtungstagen - Mittelwert, Maximal- und Minimalwerte (%
der Tiere im Beobachtungsbereich Stall)
69
Tab. 45: Beobachtung „Nutzung des Außenklimaraums“: zusätzliche Zählungen a - e
78
Tab. 46: Nutzung des Außenklimaraums (% der Gesamtherde, Min, Max) und Wetterdaten
79
Tab. 47: Durchführung der Erhebung „nächtliche Verteilung“
84
Tab. 48: Nächtliche Verteilung (%)
84
Tab. 49: Durchführung der Untersuchung „Verlegte Eier“
86
Tab. 50: Verteilung der Eier nach Legeorten
86
Tab. 51: Vergleich mit anderen Legehennendurchgängen im Betrieb (nach FÖLSCH et al. 1997)
89
Tab. 52: Nutzung der Nester, Mittelwerte der acht Zählungen
90
Tab. 53: Nutzung der Nestblöcke (% und absolut)
91
Tab. 54: Punktesysteme zur Bewertung von Stallsystemen
91
Tab. 55: Ergebnisse aus zwei Erhebungen in Betrieben mit Legehennenhaltung
92
Tab. 56: Auswertung des TGI 200 / 1994 – Betrieb Eisenach, Stall 3
93
Tab. 57: Übersicht zur Bewertung
94
Tab. 58: Beschreibung der Meßpunkte
95
Tab. 59: Meßpunkte zur Erfassung der Lichtintensität
98
Tab. 60: Durchführung der Luxmeter-Messungen
98
Tab. 61: Ergebnisse der Luxmetermessungen im Stall
99
Tab. 62: Ergebnisse der Luxmetermessungen im überdachten Auslauf und Außenbereich
99
Tab. 63: Ergebnisse aus den Untersuchungen zur Lichtintensität (Lux) am 10.12.97 und 24./28.07.98 101
Tab. 64: Ergebnisse der Ammoniakmessungen
103
Tab. 65: Ergebnisse der Strömungsuntersuchung (m / s)
104
Tab. 66: Ergebnisse der Futteruntersuchung – hofeigene Mischung (%)
105
Tab. 67: Ergebnisse der Futteruntersuchung – eiweißreiches Ergänzungsfutter (%)
106
Tab. 68: Mineralstoffgehalte in den Futterproben 1 bis 5 (%)
107
Tab. 69: Gehalte an Stickstoff und den Aminosäuren Lysin, Methionin, Threonin und Cystin (%)
108
Tab. 70: Nährstoffgehalte konventioneller Legehennenrationen (bezogen auf 88 % TS)
108
Tab. 71: Mineralstoffgehalte in konventionellen Legehennenrationen (bezogen auf 88 % TS)
109
Tab. 72: Ergebnisse der Kotanalysen
111
Tab. 73: Ergebnisse der Analyse der Kot/Einstreu-Gemisch-Proben
111
Tab. 74: Nährstoffbilanz des zweiten KTBL-Legehennendurchgang
112
Tab. 75: Tatsächlicher Nährstoffanfall im Betrieb Eisenach, Ställe 1 bis 3 (HLRL)
113
Tab. 76: Feld-Stall-Nährstoffvergleich Betrieb Eisenach, 1996/97
114
Tab. 77: Jahresarbeitszeitbedarf (nach Daten von FÖLSCH et al. 1997)
115
Tab. 78: Investionen Stall 3
116
Tab. 79: Umbaukosten Ställe 2 und 3 (FÖLSCH et al. 1997)
117
Tab. 80: Baukosten für die überdachten Ausläufe der Ställe 2 und 3 (Fölsch et al. 1997)
117
Tab. 81: Impfungen und weitere Behandlungsmaßnahmen (1. KTBL-Durchgang)
118
Tab. 82: Anteil Boden-, Schmutz-, Knick- und verkaufsfähige Eier
119
Tab. 83: Impfungen und weitere Behandlungsmaßnahmen (E-3-KTBL2-07/97-07/98)
120
Tab. 84: Anteil Boden-, Schmutz-, Knick- und verkaufsfähige Eier
121
Tab. 85: Leistungsergebnisse früherer Legehennenumtriebe im Betrieb Eisenach
121
Tab. 86: Produktionskennzahlen des zweiten KTBL-Legehennendurchgangs
123
Tab. 87: Deckungsbeitrag / Gewinn (zweiter KTBL-Legehennendurchgang)
124
Tab. 88: Frühere Kostenrechnungen (nach FÖLSCH et al. 1997)
125
Tab. 89: Vergleich des Ist-Systems mit der EU-Haltungs-Norm und der EU-Öko-Norm
128
Abkürzungsverzeichnis
AGÖL
Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau
AH
Anfangshenne
BGBl.
Bundesgesetzblatt
DH
Durchschnittshenne
EU-Bio-Tierhaltungs-VO
Verordnung (EG) Nr. 1808/1999 des Rates vom 19. Juli 1999 zur Einbeziehung der tierischen Erzeugung in den Geltungsbereich der Verordnung
(EWG) Nr. 2092/91 über den ökologischen Landbau und die entsprechende Kennzeichnung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und Lebensmittel
EU-Lh-Mindestanf.-RL
Richtlinie 1999/74/EG des Rates vom 19. Juli 1999 zur Festlegung von
Mindestanforderungen zum Schutz von Legehennen
HhVO
Hennenhaltungsverordnung (Verordnung zum Schutz von Legehennen bei
Käfighaltung vom 10. Dezember 1987, BGBl. S. 2622)
HLRL
Amt für Regionalentwicklung, Landschaftspflege und Landwirtschaft,
Hofgeismar
LW
Lebenswoche
SD
Standardabweichung
TierSchG
Tierschutzgesetz vom 25. Mai 1998 (BGBI. I S. 1094)
VO
Verordnung
1
Einleitung
Im Rahmen des BML-Modellvorhabens mit dem Titel “Artgemäße und umweltverträgliche Geflügelhaltung“ wurde im Juli 1997 der Bioland-Geflügelbetrieb Eckhardt Eisenach in Guntershausen-Baunatal bei
Kassel als einer von insgesamt vier Betrieben als Modellbetrieb für das BML-Projekt auserwählt. Aus
insgesamt vier Legehennenställen des Betriebes E. Eisenach wurde der Stall 3 für die Durchführung der
anstehenden Untersuchungen ausgesucht. Alle Ställe sind mit Volierensystemen ausgestattet. Die Untersuchugnen wurden vom Fachgebiet Angewandte Nutztierethologie und Artgemäße Tierhaltung, Fachbereich 11 der Universität Gesamthochschule Kassel (GhK), durchgeführt.
In Deutschland werden ca. 89 % aller Legehennen in Käfigen gehalten. Das Bundesverfassungsgericht
hat mit seinem Urteil vom 6. Juli 1999 die Hennenhaltungsverordnung (HhVO) vom 10.12.1987, die Käfigbatterien mit 450 cm² Drahtfläche je Henne legitimierte, für nichtig erklärt.
Zur Begründung wurden die Grundbedürfnisse „ungestörtes gleichzeitiges Ruhen und Schlafen“ und die
„gleichzeitige Nahrungsaufnahme“ herangezogen, die aufgrund der gegebenen Körpermaße des Huhn auf
einer Fläche von 450 cm² und einer Futtertrogbreite von 10 cm nicht möglich sind und somit eine verhaltensgerechte Unterbringung der Tiere nicht gegeben ist (§ 2a Nr. 1 TierSchG). Desweiteren sind in der
HhVO die Ermächtigungsgrundlagen nicht vollständig zitiert.
Im gleichen Jahr erließ die EU die Richtlinie 1999/74/EG des Rates vom 19. Juli 1999 zur Festlegung von
Mindestanforderungen zum Schutz von Legehennen, in denen für alle Haltungssysteme Mindestanforderungen aufgestellt werden und Termine für die Auslaufzeiten bisheriger Käfighaltungssysteme festgelegt
werden. Eine Umsetzung in nationales Recht ist erforderlich.
Langfristig wird die herkömmliche Käfighaltung (450 cm²/Henne) durch Alternativsysteme wie Boden- und
Volierenhaltung und angereicherte Käfige als Weiterentwicklung des herkömmlichen Käfigs ersetzt. Aus
vielfachen Untersuchungen geht aber hervor, daß der angereicherte Käfig nicht als optimale Haltungsform
für Legehennen angesehen werden kann (Übersicht bei HÖRNING und F ÖLSCH 1999).
Umso wichtiger erscheint es, Boden- und Volierenhaltungssysteme mit Auslaufmöglichkeit als die Haltungsform der Zukunft zu favorisieren, weil den Tieren in solchen Systemen die meisten Möglichkeiten zur
Befriedigung ihrer Verhaltensbedürfnisse zur Verfügung stehen und weniger Probleme mit Verhaltensstörungen auftreten, vorausgesetzt, daß Haltungssystem und Management gut aufeinander abgestimmt
sind.
Das BML-Projekt kann für diese Entwicklung gewonnene Erkenntnisse einbringen.
Im Modellbetrieb wurden über einen Zeitraum von 2 ½Jahren zu den Bereichen Tiergesundheit, Tierverhalten, Leistungsparameter, Wirtschaftlichkeit und Arbeitswirtschaft Daten gesammelt und ausgewertet.
Im vorliegenden Abschlußbericht erfolgt im ersten Abschnitt eine ausführliche Beschreibung des Betriebes und der Verfahrenstechnik. Im zweiten Abschnitt werden die Ergebnisse aus den Untersuchungen
vorgestellt und diskutiert.
Darüberhinaus werden die Ergebnisse aus dem durchgeführten Tiergerechtheitsindex TGI 200 / 1994 und
die Auswirkungen der genannten Verordnungen und Richtlinien zuzüglich der Verordnung (EG) Nr.
1804/1999 des Rates vom 19. Juli 1999 zur Einbeziehung der tierischen Erzeugung in den Geltungsbereich der Verordnung Nr. 2092/91 (Kennzeichnung von Produkten aus ökologischem Landbau) auf den
Betrieb dargestellt.
1
2
Betriebsbeschreibung
Der Betrieb ist seit 1988 Mitglied im BIOLAND-Verband sowie der Erzeugergemeinschaft Bioland, Eier
und Geflügel aus Hessen e.V. Als einziger Tierhaltungszweig wird Legehennenhaltung (6.000 Legehennen) betrieben.
Der Betrieb ist ein ausgesiedelter Hof (1957-59) in Ortsrandlage von Guntershausen, ca. 13 km nördlich
von Kassel, und liegt auf 180 m NN (Abb. 1).
Auf 35 ha LN erfolgt Ackerbau mit einer Fruchtfolge aus Weizen (Untersaat Weissklee), Roggen, Erbsen
und Kleegras. Eine am Hof anliegende Grünfläche von 0,5 ha Größe wird als Pferdeweide genutzt.
Neben dem Betriebsleiter erledigen ein ganztags beschäftigter Mitarbeiter und der Vater die Arbeit auf
dem Hof. Zusätzlich werden zwei Aushilfskräfte zum Eiersortieren und -verpacken eingesetzt.
1995 ist ein Hofladen eingerichtet worden, der unabhängig vom Betrieb von den Eltern des Betriebsleiters
betrieben wird.
1993 wurde ein weiterer Legehennenstall (Stall 4), 10 km östlich vom Hof entfernt, auf einem BiolandBetrieb eingerichtet. Die dort anfallenden Arbeiten werden in Lohnarbeit ausgeführt.
Der Großteil der Eier wird über den Großhandel und Wiederverkäufer vermarktet, ein kleinerer Anteil über
den Hofladen.
2.1
Umstellung auf Ökologischen Landbau
1988 wurde die Umstellung auf ökologischen Landbau begonnen und zunächst der Ackerbau umgestellt.
Der Legehennenstall 1 entstand 1991 aus einem Schweinestall. Ein Natura-Volierensystem wurde eingebaut (Abb. 2).
Im angrenzenden Stall wurde zunächst ein Bodenhaltungssystem zur Aufzucht von 1.200 Legehennen
errichtet, der augenblicklich als „erweiterter Scharraum“ für die Legehennengruppe im Stall 1 genutzt
wird.
2
Abb. 1: Betriebsübersicht, Guntershausen
3
Abb. 2: Grundriß und Schnitt des Legehennenstalles 1, Guntershausen
4
Abb. 3: Grundriß und Schnitt des Legehennenstalles 4, Körle
5
Abb. 4: Grundriß und Schnitt deri Legehennenställe 2 und 3, Guntershausen
6
Die bisherige Käfigbatteriehaltung in den Ställen 2 und 3 wurde 1991 durch Volierensysteme ersetzt.
Im Jahr 1996 wurden die nach Bioland-Richtlinien notwendig gewordenen überdachten Ausläufe an die
bestehenden Ställe angebaut (Abb. 1 bis 3).
2.2
Der Modellstall: Beschreibung und Management
Bis 1991 waren in dem 1962 erbauten Gebäude drei Stalleinheiten über einen gemeinsamen Kotkeller
untergebracht. Anfangs wurden 1.000 Legehennen je Stall in Holzkäfigen gehalten. Später wurden 3Stufen-Batteriekäfige eingebaut und in jeder Stalleinheit konnten damit 800 Hennen gehalten werden.
Die Außenwände der Kotkellerebene bestehen aus Massivwänden, während die Außenwände des Obergeschosses innen aus Holz bzw. Hartfaserplatten und außen aus Eternitplatten bestehen.
Decke und Boden des Geflügelstalles sind aus Holz, der Boden des Kotkellers ist betoniert. Die Grundfläche beträgt 246,44 m² (12,20 m x 20,20 m). Der Kotkellerstall hat ein Volumen von 622,23 m³.
Im Rahmen der Umstellung entstanden zwei Stalleinheiten für jeweils 1.200 Legehennen: der Modellstall
(3) und der Stall 2. Der Kotkeller behält seine Funktion und ist mit dem Schlepper passierbar (2,70 m
Höhe) (Abb. 4 und 5).
7
Abb. 5: Ansichten Ost / West und Schnitt der Ställe 2 und 3 mit Kotkellerebene
8
2.2.1
Stalleinrichtung
Die Legehennenhaltung auf Bioland-Betrieben erfolgt in Bodenhaltungs- und Volierensystemen. Die Besatzdichte kann max. 6 Tiere/m² Bewegungsfläche betragen, der Scharraum muß mind. 1/3 der Stallgrundfläche einnehmen. Weitere detaillierte Angaben werden nicht gemacht. Bezüglich des Sitzstangenangebotes müssen Bestimmungen wie die EG-Vermarktungsnormen für Eier eingehalten werden. Bei der
Vermarktungsform „Eier aus Volierenhaltung“ muß eine Sitzstangenlänge von mindestens 15 cm je Tier
eingehalten werden. Nach der Verordnung (EG) 1804/1999 vom 19. Juli 1999 muß die Sitzstangenlänge
mindestens 18 cm je Tier betragen.
Abb. 6 zeigt einen Querschnitt durch den Modellstall 3.
Fenster
Ausschlupfluke Plattform (Balkon)
Nester
Scharraum
Volierenbock
Wandseite
Scharraum
Hühnerleiter
Fensterseite
Außenklimaraum
Abb. 6: Querschnitt des Modellstalles
2.2.1.1 Volierensystem
In der mittleren Längsachse des Stalles stehen 9 Elemente à 1,5 m Länge des Volierensystems KlibaVoletage. Jedes Element umfasst eine durchgehende Grundebene mit einer Tiefe von 1,70 m und darüber
einen linken und einen rechten Block mit jeweils 2 Ebenen. Die einzelnen Etagen sind versetzt angeordnet, so daß die Tiere über einen 30 cm breiten Freiraum zwischen den beiden Blöcken stufenartig die
oberste Ebene innerhalb des Systems erreichen können. In Abb. 7 ist ein Querschnitt der Voliere zu
sehen.
Die Definition der Ebenen (E) erfolgt durch Kennzeichnung mit den Buchstaben W und F für wand- bzw.
fensterseitig und den Zahlen 1 bis 3 für die Anordnung im Raum. EW1 entspricht beispielsweise der
wandseiteitigen untersten Ebene. Da die untere Ebene durchgehend ist, wird der Tränkestrang T1 als
Grenze zur fensterseitigen Ebene EF1 festgelegt.
Die Fütterung und die Wassertränke sind in diesem System integriert und automatisiert (s. Kap. 2.2.4
„Fütterung und Tränke“). Die Kennzeichnung erfolgt durch eine Durchnumerierung von F1 bis F4 für die
Futterbahnen und T1 bis T5 für die Tränkebahnen.
9
Abb. 7: Querschnitt der Kliba-Voliere
Tab. 1: Ausstattung der Kliba-Voliere
Wandseite
Futte rbahn
Tränke
Ebene 3
x
Ebene 2
Ebene 1
Fenste rseite
Sitzstange
Futte rbahn
Tränke
Sitzstange
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
-
-
-
x
x
-
Die Roste der verschiedenen Ebenen sind mit Gitterdraht (Maschenweite: 2,5 cm x 5,0 cm) versehen. Mit
Ausnahme der Grundebene befinden sich auf den restlichen Rosten jeweils zwei 7 cm hohe Sitzstangen
aus Kunststoff. Die Trittfläche ist oval. Als weitere Sitzstangen dienen die beiden oberen Tragekonstruktionen für die Tränkestränge (Tränkebahnen T4 und T5). Die genannten Sitzstangen können als „echte“
Sitzstangen definiert werden. Die Sitzstangenlänge je Huhn beträgt 11,4 cm. Es werden jedoch auch die
Futterbahnen F1 bis F4 als Sitzstangen benutzt. Die Futterbahnen F3 und F4 werden vor allem nachts
als Ruheplätze von den Hennen angenommen.
10
Tab. 2: Erfassung der Sitzstangenlänge
Sitzstange
Plazierung
ovale Sitzstangen (kunststoffummantelt)
Ebenen W2, W3, F2. F3 8 Bahnen á 13,5 m = 108 m
Tragekonstruktion der Tränkebahnen
T4 und T5
Gesamtsumme
2 Bahnen á 14,2 m = 28,4 m
136,4 m
je Henne: 11,4 cm
Zwischensumme
Futterbahnen
Länge
F1 bis F4
4 Bahnen á 14,2 m = 56,8 m
193,2 m
je Henne: 16 cm
Abb. 8: Kliba-Voliere, von der Fensterseite
aus gesehen
Der Kot fällt in einer Etage auf der Wandseite und in zwei auf der Fensterseite auf Kotbretter. Diese werden zweimal wöchentlich mit einem Schieber manuell entfernt. Dabei fällt der Mist durch den Zwischenraum in den Kotkeller. Der Legehennenkot fällt von der wandseitigen Ebene 2 und der Ebene 1 direkt
durch den Maschendraht in den Kotkeller (Abb. 6).
2.2.1.2 Nester
Laut AGÖL-Richtlinien müssen Hennen Zugang zu Nestern haben. Diese müssen in ausreichender Anzahl im Stall vorhanden sein.
Im Stall 3 wurden an Wand- und Fensterseite zunächst einstöckige Gruppen-Abrollnester aufgestellt.
Anfang 1997 wurde die fensterseitige Nestreihe demontiert und auf die wandseitige Nestreihe gesetzt.
Hintergrund war der hohe Anteil an verlegten Eiern (s. Kap. 3.2.4 „Verlegen von Eiern“).
In den Nestern befinden sich zwei versetzt zueinander stehende Abrollflächen, die mit Astroturf-Matten
ausgelegt sind. Die Gesamtnestfläche beträgt 13,2 m² (Abb. 9, Abb. 10).
Das Eiertransportband für die untere Nestreihe transportiert die Eier in den Vorraum. Die Eier der oberen
Nestreihe werden ebenfalls über ein Transportband eingesammelt, das jedoch innerhalb des Stalles ausgelesen wird.
11
Abb. 9: Doppelstöckiges Gruppenabrollnest im Querschnitt
12
Abb. 10: Henne auf der vorderen Abrollfläche des Nestes
2.2.1.3 Scharraum
Auf beiden Seiten der Voliere stehen Scharräume zur Verfügung. Auf der Wandseite nimmt dieser Bereich eine Breite von 1,25 m ein, auf der Fensterseite eine Breite von 2,05 m. Als Scharrmaterial dient
Stroh. Der Bereich unterhalb der Nester ist abgesperrt, um die Zahl der verlegten Eier einzudämmen. Als
Einstreu wird Stroh eingesetzt. Das Nachstreuen erfolgt nach Bedarf.
2.2.1.4 Lüftung und Heizung
Das Lüftungssystem entspricht einer Unterflurlüftung. Sechs Abluftventilatoren befinden sich an der östlich gelegenen Stallwand im Kotkeller (Abb. 11). Zwei Fabrikate werden verwendet (Siemens AG, 0,25
KW, Ziehl-Abegg, 0,45 KW). Vor dem Anbau der überdachten Ausläufe befanden sich die Abluftventilatoren an den Seitenwänden.
Die Zuluft gelangt durch Luftschächte, die durch den Dachboden geführt werden, in Längskanäle in den
Stall. Der Spalt für den Luftdurchtritt wird über verstellbare Seitenwände reguliert.
Mit Beginn der feucht kalten Witterung (ab November) wird mit insgesamt 3 Gasstrahlern als Zonenheizungen geheizt. Dadurch kann die Einstreu besonders auf der Fensterseite trocken gehalten werden.
Abb. 11: Lüftung der Ställe 2 und 3 (Modellstall), rückwärtige Ansicht (Ost)
2.2.1.5 Licht
Die Bioland-Richtlinien schreiben neben dem Einfall von natürlichem Licht im Stall eine mindestens
8stündige Nachtruhe vor.
Durch insgesamt vier Fenster fällt Tageslicht in den Modellstall. Die Fensterfläche beträgt 1,92 m². Durch
bewegliche Holzklappen, die an den Unterseiten der Fenster befestigt und mittels Drahtseilen hochklappbar sind, kann das einfallende Tageslicht reguliert werden (Abb. 12).
13
Abb. 12: Bewegliche Holzklappe zur Regulierung des einfallenden Tageslichts (Skizze)
Als künstliche Lichtquellen befinden sich über dem wandseitigen und dem fensterseitigen Scharraum
jeweils 6 Energiesparlampen (7 Watt). Zusätzlich sind in der Voliere oberhalb der Futterrinnen ebenfalls
Energiesparlampen (5 Watt) installiert; jeweils 7 Stück in Ebene 2 auf der Wandseite und Ebene 1 auf der
Fensterseite, 5 Lichtquellen in Ebene 2 auf der Fensterseite (Abb.13).
Umlenkrolle für Drahtseil
Fenster
Holzklappe
Außenwand
14
Abb. 13: Beleuchtung im Bereich der Futterrinne, Kliba-Voliere, Ebene W2
Das Lichtprogramm wird über eine Zeitschaltuhr gesteuert. Die Dauer der künstlichen Beleuchtung beträgt in der Regel 14 bis 15 Stunden täglich, beginnt um 3.00 Uhr und endet um 17.00 Uhr im Sommer,
um 18.00 Uhr im Winter.
2.2.2
Entmistung
Unterhalb der Stalleinheiten 2 und 3 befindet sich der Kotkeller. Einmal jährlich wird der anfallende Kot
mit Einsatz eines Schleppers mit Frontlader weggefahren. Dazu sind auf der Ostseite 3 Tore von 2,24 m
Breite vorhanden. Der Mist fällt unter den beiden Volierensträngen an, jeweils in einer Linie hinter den
beiden äußeren Toren (Abb. 5) (vergl. Kap. 2.2.1.1 „Volierensystem“).
2.2.3
Außenklimaraum
Seit 1996 müssen Legehennen auf Bio-Betrieben Zugang zu einen begrünten, befestigten oder überdachten Auslauf haben (AGÖL 1996). Laut Bioland-Richtlinien (BIOLAND 1997) beträgt die Mindestfläche pro
Tier 0,05 m² bei Einsatz eines befestigten oder überdachten Auslauf. Im Modellbetrieb wurde durch die
Richtlinienänderung der Bau von Außenklimaräumen notwendig.
Der überdachte Auslauf (im folgenden auch „Außenklimaraum/-bereich“ genannt) des Modellstalls (Abb.
14 ) hat eine Grundfläche von 89,70 m² (5,90 m x 15,20 m). Somit stehen pro Tier 0,08 m² zur Verfügung.
Das Dach besteht aus Eternitplatten. Drei Felder mit Lichtplatten (insges. ca. 18 m² = 20% Fensterfläche) sind eingefügt. Das Drahtgewebe hat wie der im Stall verwendete Draht die Maschenweite 2,5 cm x
5 cm.
Besonderes Merkmal des Außenklimaraums im Modellstall ist die für die Tiere zu überwindende Höhendifferenz von 2,40 m. Zwei Ausschlupfluken, jeweils in Kombination mit einer kleinen Plattform (ca. 75 cm
breit, 60 cm tief) und einer Hühnerleiter, stehen zur Verfügung. Die Hühnerleitern enden auf auf einer in
60 cm über dem Boden stehenden Plattform. Die Ausschlupfluken sind 51 cm breit, 30 cm hoch und
manuell verschließbar.
15
Während des ersten KTBL-Legehennendurchgangs (Juli 97 bis Juli 98) stand in kurzer Entfernung zur
unteren Plattform ein Rundballen, während des zweiten Durchgangs stand ein Holzgerüst an der gleichen
Stelle, um den Hennen das Anfliegen und Herausfinden aus dem überdachten Auslauf zu erleichtern.
Dieses Holzgerüst besteht aus zwei Ständern im Abstand von ca. 1,00 m und einer darauf liegenden
Drahtgitterkonstruktion auf Holzlatten (1,20 m x 0,80 m).
Zum Einstreuen werden Stroh- und Heuballen mehrmals im Verlauf einer Legeperiode verteilt.
Im vorderen Bereich befindet sich ein 7,8 m² (2,20 m x 3,55 m) großes Sandbad, welches mit Grobkies
angefüllt ist.
Im Frühjahr und Sommer ist der überdachte Auslauf kontinuierlich geöffnet. Im Herbst und Winter werden
die Ausschlupfluken nachts geschlossen und vormittags wieder geöffnet. Unter schlechten Wetterbedingungen oder bei Erkrankungen der Tiere wird der überdachte Auslauf geschlossen.
Als weitere Besonderheit des Außenklimaraums ist die Umbauung an der Längsseite (Garagen und
Werkstatträume, Sortierraum, s. Abb. 1) zu nennen.
Abb. 14: Überdachter Auslauf (Sandbad und Rundballen fehlen auf diesem Bild)
2.2.4
Fütterung und Tränke
2.2.4.1 Bioland-Richtlinien
Die Richtlinien sind bezüglich der Fütterung sehr detailliert und werden deswegen auch ausführlicher
behandelt:
Die im Betrieb anfallenden Futterstoffe sollen Grundlage der Fütterung sein, um hochwertige tierische
Erzeugnisse zu erzeugen. Neben der bedarfsgerechten Rationsgestaltung beinhaltet eine tiergerechte
Fütterung eine den Verhaltensbedürfnissen angepaßte Futterbereitstellung (s. Richtlinien-Kap. 3.5.1 Allgemeines). Der Futterration müssen Futterkomponenten mit geringer Verdaulichkeit bzw. in möglichst
unverarbeitetem Zustand zugesetzt werden (z. B. Gemüsereste, Gras, Körner) und es dürfen maximal
20% konventionelle Futtermittel, bezogen auf den Trockenmassegehalt, eingesetzt werden. Legehennen
16
sollen täglich ca. 10 g ganze Körner/Henne erhalten, wenn kein Grünauslauf zur Verfügung steht. Die
freie Aufnahme von Muschelschalen und Grit o.ä. ist zu gewährleisten. (s. Richtlinien-Kap. 3.5.5 Geflügelfütterung).
Die Durchführung einer Legepause ist möglich. Hierbei darf der freie Zugang zu Wasser, Futter und Licht
nicht eingeschränkt werden.
Zu den erlaubten Futtermitteln nicht-ökologischer Herkunft (s. Richtlinien-Kap. 9.4) gehören: Maiskleber,
Grünmehl, Melasse (max. 2 % der Gesamtration), Pflanzenöl (max. 2 % der Gesamtration)1, Kartoffeleiweiß, Magermilch und Magermilchpulver sowie Milchprodukte, Leguminosen, Leinsamen, Leinkuchen,
Leinexpeller, Biertreber und Bierhefe.
Zu den erlaubten Zusatzstoffen für die Mineralstoffergänzung (s. Richtlinien-Kap. 9.4.4) gehören Mineralstoffmischungen und Vitaminpräparate, Viehsalz, Futterkalk, Muschelkalk, Algenkalk, Gesteinsmehl und
Melasse (max. 2 % der Mischung),
Angaben über Anzahl der notwendigen Fütterungs- und Tränkeeinrichtungen werden nicht getroffen.
2.2.4.2 Beschreibung der technischen Anlagen
Die Fütterung erfolgt über ein Futterrinnensysteme (LACO) mit zwei Umläufen, die jeweils über einen
eigenen Vorlaufbehälter und Antrieb verfügen. Das Futter wird über eine Futterschnecke aus einem Außensilo herangeholt.
Über eine Zeitschaltuhr werden sechs Fütterungszeiten (5.00 Uhr, 7.30 Uhr, 11.00 Uhr 13.15 Uhr 16.00
Uhr und 17.30 Uhr) gesteuert. Eine Fütterungszeit dauert 14 Minuten, ein vollständiger Kettenumlauf 2,7
Minuten.
In Tab. 3 werden die Fütterungs- und Tränkeanlagen kurz erläutert.
Tab. 3: Fütterung und Tränke
System
Beschreibung
Freßplatzbre i-
max. 1200. Legehennen im Stall
te/Henne bzw.
He nnen/Nippel
Rinnenfütterung
Gesamtlänge der Futterinnen: 66,52 m für Tiere zugänglich: 55,44
9,24 cm
m (beide Etagen), bei beidseitiger Nutzung: 110,88 m
Nippeltränken mit fünf Tränkestränge mit 54 Nippeln
Gesamtanzahl: 270
4,4
Auffangschalen
Bei hohen Außentemperaturen wird im überdachten Auslauf zusätzlich Wasser über eine Nippeltränke
angeboten.
Über den Futterrinnen wurden in Eigenmontage Lampen angebracht. Hintergrund ist zum einen, den Bereich ”Fressen” heller auszuleuchten mit dem Ziel, die Futteraufnahme zu erhöhen, zum anderen, die
Zahl der verlegten Eier in diesen Zonen zu verringern.
1
Richtlinienänderung Bundesdelegiertenversammlung November 1996: Der Einsatz von konventionellem
Pflanzenöl als Preßhilfsmittel und zur Staubbindung ist mit einer zeitlichen Begrenzung bis Ende 1998 für alle
Tiergruppen zugelassen. (BIOLAND 1996)
17
Abb. 15: Futterrinne und Tränkestrang in Ebene 3 eines wandseitigen Volierenabschnittes
2.2.4.3 Eingesetzte Futtermittel
Seit dem Herbst 1996 wird das Futter auf dem Betrieb mit Hilfe eines Mahl- und Mischwagens hergestellt.
Dazu stehen die hofeigenen Futterkomponenten Weizen und Erbsen zur Verfügung. Zugekauft werden ein
eiweißreiches Ergänzungsfuttermittel, das speziell für Bioland-Legehennenfutter von der RaiffeisenWarenzentrale Kurhessen Thüringen, Kraftfutterwerk Altmorschen, hergestellt wird, und konventionelles
Sonnenblumenöl (Tab. 4; Tab. 5).
Tab. 4: Komponenten und prozentuale Zusammensetzung der Bioland-Futtermischung
HOFEIGENE KOMPONENTEN
%
ZUGEKAUFTE KOMPONENTEN
%
Bio-Weizen
53
Eiweißreiches Ergänzungsfutter
30
Bio-Erbsen
15
Sonnenblumenöl
2
18
Tab. 5: Zusammensetzung des zugekauften ”Eiweißreichen Ergänzungsfutters” für
Legehennen laut Angaben des Herstellers
Nährstoffe
%
Komponenten
Rohasche
37,00
Maiskleber, Kalziumcarbonat,
Rohprotein
30,50
Grünmehl, Monokalziumphosphat,
Rohfett
3,10
Kartoffeleiweiß, Sonnenblumenöl,
Rohfaser
5,90
Zuckerrübenmelasse, Natriumchlorid
Methionin
0,66
Cystin
0,46
Kalzium
12,50
Phosphor
1,40
Natrium
0,41
ME MJ/kg
8,0
Nicht zu vernachlässigen ist der tägliche Anteil Weizen bzw. Hafer als Körnergabe in die Einstreu (ca. 10
g / Tag / Legehenne). Nach JAGER (1995) hat Weizen bzw. Hafer folgenden Nährstoff- und Energiegehalt
(Tab. 6).
Tab. 6: Weizen und Hafer - Inhaltsstoffe und Energiegehalt (in 1000 g enthalten) (JAGER, 1995)
Rohpro-
Rohfett Rohfaser
Rohasche
Calcium Phosphor Natrium Methionin ME MJ
Henne/d
Weizen 121 g
17 g
25 g
16 g
0,5 g
3,4 g
0,14 g
1,9 g
12,73
Hafer
45 g
99 g
29 g
1,0 g
3,3 g
0,19 g
1,8 g
10,17
tein
108 g
Im Kaltscharraum wird im Frühjahr und Sommer frischer Grasschnitt verteilt. Austernschalen werden zur
Kalziumergänzung in einem Rundfutterautomaten und einem 6 m langen Futterrinnenabschnitt angeboten.
2.2.5
Junghennenzukauf und -einstallung
Die Aufzucht ist für die Verhaltensentwicklung und Leistungsbereitschaft der Junghennen in der Legeperiode von großer Wichtigkeit. Managementfehler in der Junghennenphase lassen sich nur schwer korrigieren. Besondere Sorgfalt gilt den Verhaltensstörungen Federpicken (Zehenpicken) und Kannibalismus.
Haltungssystem und Management müssen so aufeinander abgestimmt sein, daß jederzeit die Verhaltensbedürfnisse gedeckt werden können (F ÖLSCH (1981), F RÖHLICH 1983, M ARTIN 1986, BAUM 1994,
KEPPLER et al. 1999).
Die aktuellen Bioland-Richtlinien enthalten folgende Richtsätze bezüglich einer ökologischen Junghennenaufzucht (Tab. 7).
19
Tab. 7: Richtlinien zur ökologischen Junghennenaufzucht (BIOLAND 1999)
Haltungsanforde rungen: Aufzuchtgeflüge lhaltung
(Kapitel 3.2.5.2).
Umgang mit Tieren:
Maßnahmen im Be trieb (Kapitel 3.3.2)
•
In der (...) Aufzuchtgeflügelhaltung muß den Tieren bei ausreichender Befiederung und entsprechender Witterung (...) Zugang zu einem Auslauf
gewährt werden
•
Den Tieren sind ab der vierten Lebenswoche erhöhte Sitzstangen anzubieten, die dem alters- und tierartbedingten Flugvermögen angepaßt sind.
•
Für die Besatzdichten im Stall gelten sinngemäß die Regelungen wie bei
der Legehennenhaltung.
•
Das Schnäbelkürzen und Kämmekupieren beim Geflügel ist verboten.
Tierzukauf: Geflügel •
(Kapitel 3.8.5)
Zugekaufte Junghennen sollen unter solchen Haltungsbedingungen
aufgezogen werden, wie sie anschließend im Legehennenstall vorzufinden
sind. Tiere, denen prophylaktisch die Schnäbel gekürzt wurden, dürfen
nicht eingestallt werden.
•
Die Junghennen sind spätestens zwischen der 16. und 20. Lebenswoche
einzustallen, mindestens jedoch vier Wochen vor Beginn der Legeperiode.
2.2.5.1 Betriebseigene Aufzucht
Von 1991 bis 1995 wurde am Standort Guntershausen die Aufzucht der Tiere vorgenommen. Im Rahmen
der Bioland-Richtlinienanforderungen mußte für die Tiere im Stall 1 eine zusätzliche Auslaufmöglichkeit
geschaffen werden. Der bisherige Aufzuchtstall wurde zum erweiterten Scharraum umfunktioniert. Dazu
wurden 4 Durchgänge zwischen Stall 1 und dem anliegenden Stall geschaffen (Abb. 2).
Seit dem Umbau werden die Junghennen von einem spezialisiertem Aufzuchtbetrieb (R) in der Nähe von
Marburg bezogen.
2.2.5.2 Spezialisierter Aufzuchtbetrieb Reinkemeier
Auf dem Aufzuchtbetrieb werden vier Hallen, unterteilt in 27 Stallabteile, mit insgesamt 34.000 Aufzuchtplätzen und eine Halle mit Elterntierhaltung (1.000 Tierplätze) unterhalten. Bis zum Sommer 1999
wurde mit der Herkunft ISA Brown gearbeitet.
Im Oktober 1998 wurde erstmalig eine Elterntiergruppe der Herkunft Tetra SL eingestallt. Gründe für die
Umstellung waren zum einen, daß der Betrieb einen großen Kundenkreis von Kleinabnehmern und der
Anteil großer Betriebe sehr gering ist. Unter den Kunden sind viele Bio-Betriebe, die den Wunsch aüßerten, eine robustere und ruhigere Legehenne zu halten. Im Vordergrund der Kleinkunden steht nicht das
Legeleistungsvermögen, sondern eine geringere Anfälligkeit gegenüber Managementproblemen und das
höhere Ausschlachtungsgewicht, das für die Vermarktung von Suppenhennen von Vorteil ist.
Die Elterntiere werden als Eintagsküken eingekauft, bis zur 18. - 20. Lebenswoche im Aufzuchtstall
gehalten und im Januar in den Elterntierstall umgestallt (REINKEMEIER 1999).
Die Herkunft ISA Warren gehört zu den leichteren braunen Herkünften, vergleichbar mit Lohmann Brown,
mit einem Gewicht von ca. 1.950 g am 537 Lebenstag (Tab. 8).
20
Tab. 8: Körpergewicht verschiedener brauner und weißer Herkünfte am 126. und 537.
Lebenstag, Haus Düsse – Prüfungsbericht Durchgang 1997-1999, Käfighaltung *
∅ -Lebendgewicht g
Herkunft
Junghennen, 126. Tag
Hennen, 537. Tag
Differenz zur TetraHenne am 537. Tag
ISA Brown
1416
1958
-169
Tetra SL
1475
2127
Lohmann Brown
1430
1953
-174
Bovans Brown
1424
1911
-216
LSL (Lohman Selected
Leghorn) (weiß)
1188
1701
-426
* je Herkunft lagen 1-4 Beschicker vor, die Daten wurden gemittelt
Die Legeleistung der Tetra SL-Hybride liegt nach dem gleichen Prüfungsbericht bei 310,8 Eiern je DH
(85,4 %) und damit unter der Leistung aller anderen braunen Herkünfte. So erreichte die Herkunft ISA
Brown eine Legeleistung von 90,5 %. Die Prüfung wurde im Käfighaltungssystem durchgeführt.
An der Hessischen Landesanstalt fürTierzucht, Neu-Ulrichstein, sind bisher zwei Prüfungen in Bodenund Volierenhaltungssystemen durchgeführt worden.
Die Herkunft Tetra SL erreichte hier eine Legeleistung von 289 Eiern je DH, die Herkunft ISA Brown eine
Legeleistung von 288 Eiern je DH. Die Mortalität der Tetra SL-Gruppe lag bei 5,0 %, die der ISA-Gruppe
7,1 % und die Gesamtmortalität bei 8,6 % (LANGE und KEPPLER 1999).
2.2.5.2.1
Aufzuchtverfahren
Die Küken und Junghennen werden in reiner Bodenhaltung, z. T. mit Kotgrube, aufgezogen. Während der
ersten Lebenswoche werden sie im Kükenring auf Stroh eingestallt.
Die Versorgung erfolgt zunächst über Stülptränken und Futterschalen, die bis zur 4. Lebenswoche allmählich durch Futter- und Tränkautomaten ersetzt werden. Tageslicht wird abhängig vom jeweiligen Stall
(mit oder ohne Fenster) in der 1. und 2. Lebenswoche zugelassen. Bei ausschließlich künstlicher Beleuchtung von 12 Stunden pro Tag werden die Jungtiere dann von der 2. bis etwa zur 12. Lebenswoche
bei einer Besatzdichte von 20 - 30 Tieren pro qm gehalten. Danach wird in der Regel die Stallfläche verdoppelt, und somit eine Besatzdichte von 10-15 Tiere pro qm erreicht. Die Küken werden mit Kükenalleinfutter in Mehlform versorgt. Ab der 8 - 14. Lebenswoche wird, abhängig von den vorhandenen Futtermittelreserven des Betriebes, Junghennenalleinfutter verabreicht. Ab der 12. Lebenswoche werden Sitzstangenleitern aufgestellt, um die Tiere zum Aufstangen und Fliegen zu animieren.
Zu einem geringen Teil und auf Wunsch der Käufer werden Hähne mit aufgezogen.
Im Januar 2000 wurde an Halle 4 ein überdachter Auslauf (ca. 4 m breit) fertiggestellt. In dieser Halle soll
die Aufzucht für die Bio-Betriebe erfolgen. Tageslicht, erhöhte Sitzstangen, Sandbäder und Bio-Futter ab
der 12. Lebenswoche werden angeboten. Der Außenklimaraum soll ab der 12. Lebenswoche für die Jungtiere zugänglich sein.
In der Tab. 9 werden das Impfprogramm und weitere Maßnahmen während der Aufzucht aufgeführt. Abb.
16 zeigt einen Grundriß der Halle 4 und einen der Aufzuchtställe.
Tab. 9: Impfungen und weitere Behandlungsmaßnahmen
21
Impfung / Behandlung
Lebenswoche
Marek
0
Infektiöse Bronchitis I / Newcastle Desease I
2
Gumboro I
3
Infektiöse Laringotracheitis
7
10
Infektiöse Bronchitis II
11
Infektiöse Bronchitis III / Newcastle Desease III /
Gumboro II + Mykoplasma galliseptikum inaktiv
19
1. Wurmkur
14
k
Newcastle Desease II
a
13,10m
12,50m
8
l
t
e
0
r
m
17
n
2. Wurmkur
h
ä
r
Futterautomat
,
e
Sitzstangen auf Holzböcken
r
b
h
Glühbirne
e
4
5
Rundtränke
K
o
B
s
Abteil der Halle 4
mit Inneneinrichtung
u
r
,
g
t
r
F
t
Futterkette
et
n u
0
tV
c
Gasstrahler
t
u
i
Betrieb R - Aufzuchtstall / Halle 4
6
b
l
Abb. 16: Grundriß der Halle 4 und eines Abteils, Aufzuchtbetrieb Reinkemeier
e
-
Anpassung an Bioland-Richtlinien
a
2.2.5.2.2
m
r
o
0
t
Laut Bioland-Richtlinien darf der Tierzukauf nur aus Betrieben des AGÖL-Verbandes erfolgen. Ausnahmen sind möglich, wenn nachgewiesen werden kann, daß eine solche Beschaffung nicht möglich ist. Im
22
Falle des Junghennenzukaufs ist eine flächendeckende Versorgung mit Junghennen aus Bio-Betrieben
zur Zeit nicht gegeben. Die meisten Bio-Legehennenhalter sind gezwungen, Junghennen von konventionell
arbeitenden Aufzuchtbetrieben anzukaufen. Sämtliche ökologische Landbauverbände unternehmen Anstrengungen, um eine flächendeckende Versorgung mit Junghennen zu erzielen. U. a. besteht für konventionelle Aufzuchtbetriebe die Möglichkeit, einen Teil ihrer Ställe den Anforderungen des Biologischen
Landbaus entsprechend umzugestalten.
Der Aufzuchtbetrieb R ist mit Beginn des Modellvorhabens „Artgemäße Geflügelhaltung“, das im Auftrag
des Hessischen Ministeriums des Innern und für Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz in den Jahren
1994 bis 1997 durchgeführt wurde, dazu angeregt worden, eine „Artgemäße Junghennenaufzucht“ aufzubauen. In diesem Zusammenhang steht der Aufzuchtbetrieb seit 1995 mit dem Bioland-Verband in Kontakt.
Begonnen wurde mit dem Einsatz von Bio-Futter ab der 12. Lebenswoche und dem Aussetzen des
Schnabelkupierens. Später kamen Sitzstangen und Sandbäder hinzu.
Zur Zeit wird an dem für Aufzucht für Bio-Betriebe vorgesehenen Stall ein Außenklimaraum errichtet. Die
Fertigstellung soll im Frühjahr erfolgen.
2.2.5.3 Einstallung
Die Legehennen werden im Alter von 18. Lebenswochen eingestallt. Die Herdengröße liegt bei 1.200
Hennen, zuzüglich 10 – 14 Hähne aus der gleichen Aufzuchtgruppe. Der Stall wird vor der Neubelegung
gereinigt und mit Stroh eingestreut. In der Anfangszeit werden mit Beendigung des Lichttages die am
Boden verweilenden Tiere in die Voliere gesetzt. Die Tiere sollen nicht am Boden, im Nest oder auf den
Nestanflugstangen übernachten. In Abhängigkeit des Aufzuchtverfahrens benötigen die Junghennen mehr
oder weniger Zeit, sich in den Legestall einzugewöhnen. Die Luken zum Außenklimaraum bleiben ca. 2
Wochen geschlossen.
Als Einstallungstermin eignen sich aus vermarktungstechnischer Sicht die Monate Januar und Februar
bzw. September und Oktober, um zur Oster- bzw. Weihnachtszeit den höchsten Anfall an Eiern zu haben.
2.2.6
Zusammenfassende Beschreibung: Platzangebot, Besatzdichte, Sitzstangenund Nestangebot
In der Tab. 10 werden Angaben zum Platzangebot, zur Besatzdichte und zum Nestangebot gemacht.
Tab. 10: Platzangebot, Besatzdichte, Sitzstangen- und Nestangebot im Modellstall (Stall
3)
23
Gesamt
Herdengröße
Henne / m²
1.200
Stallgrundfläche
92,1 m²
13,0
für die Hennen verfügbare Stallgrundfläche
80,5 m²
14,9
begehbare Scharraumfläche
55,0 m²
21,8
Volierengrundebene
25,5 m²
Volierenetagen (4 Ebenen á 0,70 m x 13,50 m)
37,8 m²
31,8
begehbare Stallfläche (inkl. Volierenebenen)
118,3 m²
10,1
überdachter Auslauf, Grundfläche
89,7 m²
13,4
begehbare Stallfläche inkl. Volierenetagen und überdachter Auslauf
208,0 m²
5,8
Nestangebot
13,2 m²
91
2
Sitzstangenangebot
ovale Sitzstangen aus Kunststoff
Sitzstangen oberhalb Tränkestränge aus verzinktem Blech
gesamt
cm / Henne
108,0
28,4
136,4
11,4
Die Fläche unterhalb der Nestreihe wurde durch Maschendraht unzugänglich für die Tiere gemacht. Hintergrund ist der hohe Anfall verlegter Eier in diesem Bereich. Die zugängliche Fläche wird dadurch um
11,6 m² auf 80,5 m² verringert.
2.3
Vergleich der Ställe bezüglich Bioland-Richtlinien und Leitfaden
Laut Bioland-Richtlinien (BIOLAND 1997) ist eine Besatzdichte von 6 Hennen je m² Bewegungsfläche
erlaubt. Für die Volierenhaltung gilt diese Regelung sinngemäß, d. h. in Bezug auf die einzelnen begehbaren Ebenen. Die Fläche der Nester wird nicht mit eingerechnet. Auslaufflächen werden ebenfalls nicht
mitberücksichtigt, auch wenn ein vorhandener Außenklimaraum ständig zugänglich ist. Nach dem Bioland-Leitfaden zur Planung tiergerechter Geflügelhaltung (1996) ist in Legehennenhaltungssystemen bei
Einsatz des Kliba-Volierensystems eine Besatzdichte von 12 Hennen, nach Rist (1989) eine Besatzdichte von 15,5 Hennen pro m² Stallgrundfläche möglich. Die Demeter-Richtlinien lassen eine Besatzdichte
von 7 Hennen/m² zu, wenn ein Grünauslauf mit mindestens 2,5 m²/Henne zur Verfügung steht. Die Verordnung (EG) Nr. 1808/1999 des Rates vom 19. Juli 1999 zur Einbeziehung der tierischen Erzeugung in
den Geltungsbereich der Verordnung (EWG) Nr. 2092/91 über den ökologischen Landbau und die entsprechende Kennzeichnung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und Lebensmittel (EG-Bio-TierhaltungsVO 1804/1999) schreibt 6 Tiere pro m² Stallfläche (den Tieren zur Verfügung stehende Nettofläche) vor.
2
Stallgrundfläche abzüglich der abgesperrten Fläche unterhalb der Nester und einer Ecke (11,52 m²)
24
Tab. 11: Besatzdichten und Nestangebot in den Ställen 1 bis 4
LEGEHENNENSTALL
STALL 1
STALL 2 / 3
STALL 4
Volierensystem
Natura-Voliere
Kliba-Voliere
Volito-Voletage
Herdengröße
für die Hennen verfügbare Stallgrundfläche (m²)
begehbare Stallfläche (inkl. Volierenetagen) (m²)
begehbare Stallfläche inkl. überd. Auslauf / Erweiterung (m²)
Nestangebot
Hennen
Hennen
Hennen
/ m²
/ m²
/ m²
1.200
1.200
74,5
16,1
80,5
14,9
178,4
13,5
144,3
8,3
118,3
10,1
258,2
9,3
213,4
5,6
208,0
5,8
354,2
6,8
280 Einzelnester
4 Hennen / Nest
Fütterungssystem
2.400
Rinnenfütterung
Gruppenabrollnester
13,2
90,9
Rinnenfütterung
26,0
92,3
Pfannenfütterung
Im KTBL-Modellstall steht eine begehbare Stallfläche inklusive Volierenetagen von 118,3 m² zur Verfügung. Pro m² errechnet sich ein Besatz von 10,1 Hennen (Tab. 11).Bezüglich der benötigten Nestfläche
werden im Bioland-Leitfaden max. 40 Hennen/m² Nestfläche bei Einsatz von Gruppennestern oder max. 4
Hennen pro Einzelnest empfohlen. Nach F ÖLSCH 1982, BAUER 1995a, F ÖLSCH et al. 1995, soll für jeweils
3 bis 4 Hennen ein Einzelnest zur Verfügung stehen. Bei Gruppennestern werden 50 bis 60 Hennen pro
m² Nestfläche empfohlen (F ÖLSCH 1982, PETERSEN 1985, HODAPP 1989, BAUER 1995a, F ÖLSCH et al.
1995).
In den Ställen 2 bis 4 liegt das Nestangebot bei mehr als 90 Hennen pro m² Nestfläche.
Die vorhandene Sitzstangenlänge pro Henne liegt bei 11,4 cm (bei Einbeziehung der Futterbahnen: 16
cm). Dabei ist zu klären, wie letztendlich die Sitzstangen in einem Volierensystem definiert werden sollen, wenn beachtet wird, daß in modernen Volierensystemen gar keine erhöhten Sitzstangen mit einem
Abstand von 30 cm zum Boden vorhanden sind, sondern Kombinationen aus Holz-, Kunststoff- oder Metallstangen und Gitterrost (z. B. Volito-Voletage).
25
3
Erhebungen im Modellstall
Im Text und in den Tabellen und Abbildungen des vorliegenden Berichtes werden die einzelnen Legehennengruppen mit einer Buchstaben-Zahlen-Kombination bezeichnet. Der Buchstabe E steht für den Betrieb
Eisenach, die erste Zahl für den Stall. Danach folgt die Angabe mit Monat und Jahr der Ein- und Ausstallung für den jeweiligen Legehennendurchgang. Für die im Rahmen des KTBL-Modellprojektes betreuten
Durchgänge im Modellstall 3 werden zusätzlich die Abkürzung KTBL und die Zahlen 1 bzw. 2 für die
Durchgänge verwendet. So bezeichnet zum Beispiel die Abkürzung E-3-KTBL1-07/97-07/98 den ersten
im Rahmen des KTBL-Vorhabens betreuten Legehennendurchgang im Stall 3.
3.1
Tiergesundheit
Nach WEISS (1990) gilt die Definition der WHO für den Begriff "Gesundheit" 3im wesentlichen auch für das
Tier. Es ist aber derzeit nicht möglich, diese Definition im Bereich der Tierhaltung zu konkretisieren. Die
alleinige Erfüllung von Leistungsansprüchen, die ein Tierhalter an ein Tier stellt (z.B. in der Legeleistung),
reicht nicht als Parameter zur Beurteilung der Tiergesundheit aus. Andererseits kann ein Leistungseinbruch aber auf eine Erkrankung hinweisen.
Nach HOFFMANN (1992) umfaßt der Begriff Tiergesundheit neben dem "Nicht-Kranksein" Aspekte der
artgemäßen Tierhaltung. Damit wird auch das soziale bzw. ethologische Umfeld des Tieres angesprochen. M AYR (1991) erwähnt, daß das Tier nach dem bürgerlichen Recht keine Sache mehr ist, sondern
ein Subjekt mit Recht auf Leben, Wohlbefinden, Lebensqualität und Gesundheit.
Um im Rahmen des Modellvorhabens Aussagen über den Gesundheitsschutz zu machen, wurden im
Legehennendurchgang E-3-KTBL2-07/98-07/99 an drei Terminen Tierbeurteilungen durchgeführt. Außerdem wurde ein Teil der Abgänge in der Geflügelabteilung des Tierärztlichen Instituts des Georg-AugustUniversität zu Göttingen auf die Todesursache hin untersucht.
3.1.1
Tierbeurteilung
In wissenschaftlichen Untersuchungen wurden unterschiedliche Verfahren zur Bonitierung des Gefieders
und der Integumente entwickelt und angewendet (Tab. 12). Hintergrund ist die wissenschaftliche Erfassung und Auswertung von Daten bezüglich des Integumentes in unterschiedlichen Haltungssystemen
oder anderweitigen Versuchsanstellungen.
3
Vgl. Definition "Gesundheit" der WHO (World Health Organization): "Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen
körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, nicht nur die Abwesenheit von Krankheit und Schwäche".
26
Tab. 12: Bonitierungsverfahren für den Zustand des Gefieders von Hühnern
Autoren
Jahr
H UGHES und D UNCAN
1972
ALLEN und PERRY
1975
B URCKHARDT et al.
1979
SCHOLTYSSEK
1980, 1981
O TTO
O TTO und SODEIKAT
1987
1982
C ONSON und PETERSEN
1985
B IEDERMANN et al.
1993
W ECHSLER
1998
In der vorliegenden Arbeit wurde das Verfahren nach HUGHES und DUNCAN (1972) in modifizierter Form
angewendet.
3.1.1.1 Gefiederzustand
Der Gefiederzustand des Huhnes ist ein Kriterium für den Gesundheitszustand und das Wohlbefinden
des Huhnes. Neben der Wärmeisolation schützt das Gefieder vor Feuchtigkeit und mechanischen Einwirkungen auf die Haut, die zum Beispiel durch die Stalleinrichtung oder durch den Tretakt hervorgerufen
werden. Ferner ermöglichen Federn das Fliegen der Vögel. Das Gefieder als ganzes ist wichtig im Zusammenwirken mit der Umwelt des Tieres. Durch Färbung, Größe und Stellung der Federn werden Artgenossen als auch Tieren anderer Spezies unterschiedliche Stimmungen signalisiert. Als Beispiele seien
das Aufstellen der Halsfedern des Hahnes als Bestandteil des Paarungsverhaltens und die optische Vergrößerung des Körpers durch das Aufstellen einzelner Federn bei der Feindabwehr und bei Rangordnungskämpfen. (KRUJIT 1964, WOOD-GUSH 1971). Neben den Kopfanhängen (Kamm, Kehllappen und
Ohrscheibe) ermöglicht das Federkleid das gegenseitige Erkennen der Individuen. Die Federfollikel sind
mit einem Nervennetz umgeben, so daß äußerliche mechanische Reize auf das an sich tote Gebilde
„Feder“ vom Tier verspürt werden (D YCE et al. 1997).
Der Gefiederzustand hat Einfluß auf die Wirtschaftlichkeit einer Geflügelhaltung. Tiere mit nackten Körperstellen verlieren mehr Körperwärme, weil an diesen Stellen aufgrund fehlender Isolationswirkung die
Wärmeabgabe der Haut erhöht ist. Dieses führt über eine Erhöhung der Stoffwechselrate zu einer Steigerung des Futterverzehrs (EMMANS und CHARLES 1977, TULLET et al. 1980).
In Tab. 13 wird eine Übersicht über Einflußfaktoren auf das Gefieder von Hühnern wiedergegeben.
27
Tab. 13: Übersicht über Einflußfaktoren auf das Gefieder von Hühnern
Einflußfaktor
Autoren
Genetische Herkunft
SCHLOLAUT und LANGE 1977, K LEIN 1980, SCHOLTYSSEK 1980,
LANGE 1982, D AMME und PIRCHNER 1984; SCHMIEMANN et al. 1994
Alter
B URCKHARDT et al. 1979, SCHOLTYSSEK 1980, F ÖLSCH et al. 1982,
O TTO und SODEIKAT 1982
Rohproteingehalt im Futter
EMMANS und C HARLES 1977, TAUSON 1980
Mangelfütterung
SUPPLEE 1966
Stallklima
STREMPEL 1980
Bruchfestigkeit/Bruchfestigkeit
TAUSON 1980
Haltungssystem
O TTO 1978, B URCKHARDT et al. 1979, H UGHES und D UN 1984
Aufzuchtbedingugen
B URCKHARDT et al. 1979
Federpicken
H UGHES 1982, B ESSEI 1983
3.1.1.2 Schnabel
Hühner verbringen vom Tagesbudget 35 % bis 60 % mit der Futtersuche- und aufnahme (B LOKHUIS 1989,
D AWKINS 1989, F ÖLSCH 1981, GIBSON et al. 1988, SAVORY et al. 1978). Dabei wird der Schnabel des
Huhnes intensiv eingesetzt und erfährt in einem artgemäßen Haltungssytem eine optimale Abnutzung:
der Oberschnabel überragt den Unterschnabel um ca. 1 mm und hat eine abgerundete Spitze. Sind keine
ausreichenden Scharrmöglichkeiten bzw. Beschäftigungsmöglichkeiten vorhanden, kann der Oberschnabel sehr scharfkantig, spitz und überlang werden.
Nach wie vor spielen Federpicken und Kannibalismus eine große Rolle in der Legehennenhaltung. Die
Erfahrungen zeigen, daß Federpicken und Kannibalismus in allen Haltungssytemen anzutreffen sind. In
vielen Fällen ist der Hintergrund des Auftretens nicht nachvollziehbar. Um die Folgen des Federpickens
zu mindern, wurde als drastischste Maßnahme das Schnabelkupieren in der Legehennenhaltung eingeführt.
Nach § 6 des Tierschutzgesetzes in der Fassung vom 25. Mai 1998 ist das vollständige oder teilweise
Amputieren von Körperteile verboten. Das Kürzen der Schnabelspitze bei Nutzgeflügel kann von der zuständigen Behörde erlaubt werden, wenn glaubhaft dargelegt wird, daß der Eingriff im Hinblick auf die
vorgesehene Nutzung zum Schutz der Tiere unerläßlich ist.
Im ökologischen Landbau ist das Kupieren verboten (AGÖL 1996), d. h. es dürfen keine kupierten Hennen aus konventioneller Aufzucht eingekauft bzw. darf der Eingriff in der ökologischen Junghennenaufzucht nicht vorgenommen werden. Laut der AGÖL-Richtlinienversion von 1996 durfte während einer dreijährigen Übergangsfrist, die im Frühjahr 1999 endete, das Schnabelkürzen in Problemfällen durchgeführt
werden. Die Verordnung Nr. 1804/1999 des Rates vom 19. Juli 1999 zur Einbeziehung der tierischen Erzeugung in den Geltungsbereich der Verordnung (EWG) Nr. 2092/91 über den ökologischen Landbau und
entsprechende Kennzeichnung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und Lebensmittel (EU-BioTierhaltungs-VO) verbietet das systematische Schnäbelkürzen.
Bei dem Eingriff des Kupierens wird dem Huhn ein Teil des Schnabels mittels Schneidegerät abgetrennt.
Dabei reicht die Spanne des Entfernens von der halben Schnabellänge bis zum sogenannten „Touchieren“, bei dem die Schnabelspitze kurzzeitig an eine Brennplatte gehalten wird. In jedem Fall wird der
Schnabel verstümmelt und dem Tier Schmerzen zugefügt, da der Schnabel bis in die Spitze hinein innerviert ist. Durch die in der Schnabelspitze vorhandenen Sinneszellen können Futterpartikel nach taktilen
28
Merkmalen wie Größe, Dichte, Form, Härte, Feuchtigkeitsgehalt und Oberflächenbeschaffenheit vom
Huhn beurteilt werden (DESSERICH et al. 1983, DESSERICH et al. 1984). Die taktilen Eigenschaften sind für
das Huhn von größerer Bedeutung als Farbe, Geruch und Geschmack des Futters (PORZIG und
SAMBRAUS 1991).
Der Eingriff des Schnabelkupierens führt zu einem veränderten Verhalten des Huhnes (DUNCAN et al.
1989, LEE und CRAIG 1990, STRUWE et al. 1992, HEIDWEILLER et al. 1992). Nach GENTLE et al. (1990) und
GENTLE (1992) gibt es Hinweise, daß Hennen mit stark kupierten Schnäbeln bis zur 70. Lebenswoche
durch diesen Eingriff unter chronischen Schmerzen leiden.
Zur Zeit können Betriebe mit ökologischer Legehennenhaltung noch nicht flächendeckend mit Junghennen aus artgemäßen Aufzuchtsystemen versorgt werden. Viele Bio-Betriebe sind auf Junghennen aus
konventioneller Aufzucht angewiesen. Damit ist nicht gewährleistet, daß ausschließlich unkupierte Junghennen eingestallt werden.
3.1.1.3 Ständer
Der Zustand der Ständer einschließlich Fußballen, Zehen und Krallen wird vom Haltungssystem und von
den Artgenossen beeinflußt.
Von SIEGWART (1991) und OESTER (1994) wurde der Einfluß der Sitzstangenbeschaffenheit auf die Fußgesundheit geprüft. Demnach führt die Verwendung herkömmlicher Holzsitzstangen (50 mm x 50 mm) zu
einer ungünstigen Belastung der Fußballen mit der Konsequenz, daß hier das Auftreten von Fußballengeschwüren am häufigsten zu beobachten war. Als optimal werden Gittersitzstangen, gekehlte Holzsitzstangen und doppelte Holzlatten eingestuft.
Des weiteren sollte die Sitzstangenlänge je Tier ausreichend bemessen werden (mind. 18 cm / Tier),
damit alle Tiere einer Herde darauf Platz finden. Häufig werden auch andere „erhöhte“ Übernachtungsorte
wie Futterrinnen und sonstige Bleche oder Schienen, die ebenfalls ungünstig für die Fußballen sind, aufgesucht.
Insbesondere in der Junghennenaufzucht und in nicht optimal gestalteten Legehennenhaltungssytemen
ist der Zehenkannibalismus anzutreffen. Auch zwischen den Herkünften bestehen Unterschiede bezüglich der Anfälligkeit für den Zehenkannibalismus (KEPPLER 1999).
3.1.1.4 Brustbein
Durch die größere Bewegungsfreiheit der Tiere in alternativen Haltungssystemen ist die Knochenstabilität
gegenüber der Käfighaltung höher (HUGHES 1990). Dies betrifft insbesondere die Flügelknochen.
ABRAHAMSSON (1996), ABRAHAMSSON und TAUSON (1993) und GUNNARSSON et al. (1995) fanden Deformationen des Brustbeins bei Legehennen in alternativen Haltungssystemen. Nach GREGORY et al. (1990) ist
das gehäufte Auftreten von Brüchen des Brustbeins auf das fehlerhafte Anfliegen von Sitzstangen zurückzuführen.
Hier besteht wohl ein Zusammenhang mit den Aufzuchtbedingungen. Werden in der Junghennenaufzucht
Sitzstangen angeboten, so fällt im Legestall das Anfliegen erhöhter Orte leichter (F RÖHLICH 1991) und
das Risiko von Verletzungen oder Brüchen ist geringer.
3.1.1.5 Tiere, Material und Methode
Die Untersuchung wurde entsprechend der Anleitung „Tierbeurteilung“ durchgeführt. 50 Legehennen wurden an folgenden Terminen untersucht (Tab. 14):
29
Tab. 14: Durchführung der Tierbeurteilungen
Nr.
Termine laut Anleitung
Datum
Lebenswoche, Legeleistung
und Lebensfähigkeit
1
in den ersten zwei Wochen nach der
Aufstallung
30. Juli 1998
20
7,8 % / 100 %
2
bei voller Legeleistung in der 25. bis
35. Lebenswoche
14. Januar 1999
44
86,6 % / 96,4 %
3
gegen Ende der Legeperiode nach
der 66. Lebenswoche
20. September 1999
79
72,8 % / 88,8 %
Die Beurteilung erfolgte nach Beendigung des Lichttages und wurde von zwei Personen durchgeführt. Die
Tiere wurden einzeln aus dem Stall geholt und in einem hellen Raum untersucht. Die Entnahme erfolgte
nach folgendem Schema:
Pro Volierenelement und –seite wurden vier Tiere entnommen: jeweils das dritte Tier von rechts bzw. links
auf der gedachten Mittellinie in den beiden oberen Volierenebenen wurde zur Untersuchung ausgewählt.
Nach der Untersuchung wurden die Tiere an ihren Aufenthaltsort zurückgebracht.
Für die Gefiederbeurteilung wurde das Beurteilungsschema von HUGHES und DUNCAN (1972) in modifizierter Form angewendet:
1
2
3
4
5
Dokumentation des Entnahmeortes der Tiere, Element, Etage, Wandseite - Fensterseite
Erfassung der Lebendgewichte
Bewertung des Schnabels
• 0 = keine Auffälligkeiten
• 1 = eingerissen, schief gewachsen
• 2 = Kreuzschnabel
• 3 = Ober- und Unterschnabel (zur Hälfte oder mehr) kupiert
Bewertung des Kammes und Kehlkopflappen
• 0 = keine Auffälligkeiten
• 7 = Verletzungen (z. B. punktförmige Pickstellen/Rißwunden)
• Anzahl Verletzungen an den Kopfanhängen
Bewertung der Befiederung und der Haut an den Körperregionen: Kopf/Hals, Rücken, Flügel,
Schwanz, Brust, Bauch (einschließlich Kloakenöffnung)
Einstufung in folgende Klassen:
• 0 = volle Befiederung, keine beschädigten Federn
• 1 = beschädigte Federn, bis 1 cm² federlos
• 2 = > 1 - 25 cm² federlos
• 3 = > 25 - 50 cm² federlos
• 4 = > 50 – 100 cm² federlos
• 5 = > 100 – 150 cm² federlos
• 6 = > 150 cm² federlos
• 7 = Hautverletzungen (Kurzbeschreibung)
• 8 = angepickte blutige Federkiele
Es wurden jeweils zwei Werte vergeben. Wert 1 beschreibt den Zustand des Gefieders (0-6), der
Wert 2 den Zustand der Haut (0, 7, 8).
Leichte Schäden: mehrere Federn weisen Einrisse, Spalten auf, Fehlen von Federästen am Randbereich.
Stärkere Schäden: mind. eine Feder weist einen Bruch oder Knick auf; mehrere Federn nebeneinander sind abrasiert; struppiges Gefieder.
Angepickte blutige Federkiele: während des Federwechsels besteht eine sichtbare Blutversorgung im
Federfollikel. U. U. werden blutgefüllte Follikel von anderen Tiere bepickt.
30
6
7
8
Bewertung des rechten und des linken Ständer
• 0 = keine Auffälligkeiten
• 7 = Verletzung/Entzündung; Erfassung des Ortes: Lauf, Ballen, Zehen
Bewertung des Brustbeins
• 0 = keine Auffälligkeiten
• 1 = Brustbeinverkrümmung
• 2 = Knochenbruch
Das Brustbein wird mit den Fingern abgetastet. Fühlbar und/oder sichtbar sind:
• Verkrümmungen, die sich auf der Gesamtlänge des Knochens erstrecken (seitlich),
• Einkerbungen,
• Gewebevermehrung (z. B. Kallusbildung nach Knochenbruch),
• Veränderungen des knorpeligen distalen Brustbeinendes.
• frische Brüche.
Weitere Kriterien
• Erfassung der Krallenlänge der Mittelzehe (D III) an beiden Ständern in mm. Die Krallenlänge
wurde als Abstand vom unteren Krallenansatz bis zur Krallenspitze mit einem Maßband ausgemessen (s. Abb. 27).
Auf den Abbildungen 17 bis 27 werden zur Veranschaulichung Beispiele für die Bewertung von Körperregionen von Legehennen abgebildet.
Abb. 17: Junghenne auf der Waage, vollständiges Gefieder, kleine Schäden am Außenrand einiger Federn
31
Abb. 18: Normal abgenutzter Schnabel
Abb. 19: Henne mit abgebrochenem Oberschnabel
Abb. 20: Henne mit eingerissenem Oberschnabel
32
Abb. 21: Fehlende Federstrahlen an den Schwanzfedern, Bewertung 1
Abb. 22: Abgebrochene Feder am Flügel – Bewertung 1
Abb. 23: Mehrere nebeneinander abgebrochene Federn am Schwanz, Bewertung 1
33
Abb. 24: Nackter Hals, unverletzt, Bewertung 3
Abb. 25: Pickverletzung an der Kloake, Bewertung 7 (eingekreist)
Abb. 26: Verletzung am Zehenballen (DII), Bewertung 7
34
Abb. 27: Erfassung der Krallenlänge an der Mittelzehe (D III)
Für die Gewichtserhebung wurde die Waage PT 6 der Firma Sartorius, Göttingen, mit einem Wägebereich von 6.100 g eingesetzt. Die Ablesbarkeit der Waage liegt bei einem Gramm. Die Legehennen wurden einzeln auf die Waage gesetzt und gewogen. Nach dem Wiegen erfolgte die weitere Beurteilung der
Tiere. Die Krallenlänge wurde mit einem flexiblen Maßband als Abstand von ventralem Krallenansatz zur
Krallenspitze ermittelt (Abb. 27).
Die Daten wurden notiert und mit dem Tabellenkalkulationsprogramm Microsoft Excel 97 ausgewertet.
3.1.1.6 Ergebnisse
3.1.1.6.1
Gewichtsentwicklung
In Tab. 15 wird die Gewichtsentwicklung im Verlauf der drei Untersuchungsgänge dargestellt und mit den
Sollwerten laut ISA Brown Haltungsanleitung (HUBBARD ISA 1998a) verglichen.
Lebenswoche
1
20
1564
1293
1887
153,0
2
44
1878
1618
2119
125,2
3
79
1922
1662
2296
161,0
∅
Min
Max
SD (g)
Wiegung
Gewicht (Ist-Gewicht)
(g)
∅ Zunahme (g)
Tab. 15: Gewichtsentwicklung im Vergleich zu den Angaben der Haltungsanleitung
(HUBBARD ISA 1998a)
Sollgewicht
Differenz
laut ISA
Ist-Gewicht / SollBrown HalGewicht
tungsanleitung (Mittelwert der Sollge(g)
wichte – durchschnittMin
Max liches Ist-Gewicht) (g)
Legeleistung
(%)
Ist
Soll
1.650
1750
-136
7,8
50,0
314
1.900
2.000
-72
86,6
89,0
44
o. A.*
o. A.
72,8
72,0
* o. A. = ohne Angaben
35
Die Gewichtserhebung zeigt, daß die Hennen im Modellstall das Soll-Gewicht nicht erreicht haben. Im
Abschnitt Futterverbrauch soll gezeigt werden, ob dieses auf einem zu geringen Futterverzehr zurückzuführen ist. Für den Zeitabschnitt nach der 40. Lebenswoche werden in der vorliegenden Version der Haltungsanleitung keine weiteren Angaben gemacht.
In der Haltungsanleitung für alternative Boden- oder Freilandhaltung (HUBBARD ISA 1998) werden Angaben zur Gewichtsentwicklung in Abhängigkeit zur Legeleistung angegeben. Folgende Lebendgewichte
sollen erreicht werden (Tab. 16):
Tab. 16: Angaben zur Gewichtsentwicklung in Abhängigkeit der Legeleistung (HUBBARD
ISA, 1998b)
Legeleistung
2%
5%
20 %
50 %
90 %
Alter
Tag 0
Tag 0 + 3
Tag 0 + 7
Tag 0 +14
Tag 0 + 28
30 Wochen
35 Wochen
Schlachtung
Körpergewicht
1620
1650
1700
1750
1825
1870 – 1960
1900 – 2000
1950 – 2050
Auch im Vergleich zu den Angaben in Tab. 16 liegen die Untersuchungsergebnisse niedriger. Das geringe
Lebendgewicht führt (in Kombination mit dem Lichtprogramm) zur Verzögerung des Legebeginns. Wie
aus Tab. 15 hervorgeht, wird in der 20. Lebenswoche eine Legeleistung von 7,8 % erreicht, während der
Soll-Wert bei 50 % liegt.
In Tab. 17 werden Gewichtsdaten verschiedener Untersuchungen gezeigt.
36
Tab. 17: Ergebnisse aus Leistungsprüfungen und eigenen Untersuchungen
Quelle
Herkunft
Haltungssystem
∅ -Lebendgewicht (g)
in Lebenswoche (Lebenstag)
18
(126)
20
(140)
62
(434)
72
(504
)
76
(532
)
Prüfungsbericht Haus Düsse,
Durchgang 1997 – 1999 1)
ISA Brown
Käfig
1.416
1.958
Tetra
Käfig
1.475
2.127
Prüfungsbericht Kalkriese (Bramsche), Prüfungsjahrgang 1997/99
ISA Brown
Käfig
1.503
Tetra SL
Käfig
1.446
Prüfungsbericht Neu-Ulrichstein,
Prüfung 1/96 und 2/98 2)
ISA Brown
Voliere/Boden
1.777
2.141
Tetra SL
Voliere/Boden
1.951
2.280
Modellvorhaben Artgemäße Geflü- ISA Brown
gelhaltung (F ÖLSCH et al., 1997)
Tetra SL
Voliere
1.563
1.912
Boden
1.620
2.220
KTBL-Untersuchung, Modellbetrieb Eisenach, Guntershausen
ISA Brown
Voliere
1.567
Soll-Gewichte (H UBBARD ISA,
1998a)
ISA Brown
Käfig
1.922
1.520 – 1.650 –
1.950–
1.600
2.050
1.750
1)
LANDWIRTSCHAFTLICHES W OCHENBLATT W ESTFALEN-LIPPE (1999), Haus Düsse – Prüfungsbericht Durchgang 1997-1999
2)
LANDWIRTSCHAFTSKAMMER W ESER–EMS (1999), Kalkriese – 35. Legehennenleistungsprüfung – Prüfungsjahrgang 1997/99
3)
H ESSISCHE LANDESANSTALT FÜR TIERZUCHT (1999), Ergebnisse der Prüfungen 1/96 und 2/98
Aus der Tab. 17 ist ersichtlich, daß die Soll-Werte bis zum Erreichen der 20. Lebenswoche nur in einem
Fall, zum Ende der Legeperiode in den Leistungsprüfungsanstalten erreicht werden, nicht aber in den
Untersuchungen von F ÖLSCH et al. (1997) und dem KTBL. Somit kann der Effekt nicht allein auf das eingesetzte Bio-Futter für Legehennen zurückgeführt werden.
Zusätzliche Wiegung nach Durchführung einer Zwangsmauser
Zusätzlich wurden 40 Tiere am 27. Mai 1999 (63. Lebenswoche) gewogen. Am 6. April 1999, in der 56.
Lebenswoche, wurde in der Legehennengruppe 3 eine Zwangsmauser eingeleitet. wurde. In der 58. Lebenswoche wurde der Tiefpunkt in der Legeleistung mit 9,8 % erreicht. In der 62. Lebenswoche betrug die
Legeleistung 78 %, in der 68. Lebenswoche 82,7 % (Tab. 18).
4
Lebenswoche
Zusatzwiegung
Tab. 18: Gewichtsdaten der zusätzlichen Wiegung am 27. Mai 1999
63.
Gewicht (Ist-Gewicht)
(g)
Sollgewicht
laut ISA
Brown Haltungsanle itung (g)
Legeleistung
(%)
∅
Min
Max
SD (g)
Min
Max
Ist
Soll
1881
1402
2226
162,6
o. A.*
o. A.
79,4
79,5
* o. A. = ohne Angaben
37
g 2600
2400
2200
2000
1800
1600
1400
1200
1000
800
600
400
200
0
min
max
30.07.98
Differenz
14.01.99
Mittelwert
27.05.99
SD
20.09.99
Abb. 28: Vergleich der Minimal–, Maximal- und Durchschnittsgewichte (g) unter Einbeziehung der Zusatzwiegung
Aus Abb. 28 geht hervor, daß die durchschnittliche Gewichtsentwicklung vom zweiten zum dritten Wiegetermin (14. Januar - 27. Mai) stagniert. Unterschiede sind bezüglich der Minimal- und Maximalwerte zu
verzeichnen. Die Minimalwerte fallen am 27. Mai um 200 g auf 1.400 g, entsprechend ist das Differenzgewicht am höchsten und beträgt 800 g statt 500 – 600 g.
3.1.1.6.2
Schnabel
Die Hennen wurden unkupiert eingestallt. Auch während eines Kannibalismuseinbruches in der Legeperiode, wurde das Schnabelkupieren für nicht notwendig erachtet. Ursache war eine fehlerhafte Futtermischung. Nach dem Austauschen des Futters beruhigte sich die Lage schnell.
Während der Untersuchung wurde kein Tier mit Kreuzschnabel gefunden. Im ersten Untersuchungsgang
war bei 20 % der Tiere der Schnabel beschädigt. In den nachfolgenden Untersuchungsgängen war die
Anzahl geringer (Tab. 19, Abb. 29).
Tab. 19: Ergebnisse aus der Bewertung der Schnäbel
Untersuchung
LW
Anzahl
Hennen
Schäden am Schnabel
Einrisse (n)
Kreuzschnäbel (n)
1
20
50
10
0
2
44
50
3
0
3
79
50
7
0
* o. A. = ohne Angaben
38
% 100
94
90
86
80
80
70
60
50
40
30
20
20
14
10
6
0
0
1
Bewertung Schnabel
U1 - 20. LW
U2 - 44. LW
U3 - 79. LW
Abb. 29: Bewertung der Schnäbel (%)
Im Rahmen anderer Untersuchungen auf dem Modellbetrieb wurde eine Henne mit einem Kreuzschnabel
beobachtet.
Nach F ÖLSCH et al. (1997) sind Veränderungen am kupierten Schnabel wie Verwachsungen und Einrisse
häufiger anzutreffen als am unversehrten Schnabel.
In Tab. 20 beträgt der Anteil veränderter Schnäbel bis zu 77 % in den kupierten Gruppen, während in
unkupierten Gruppen ein Anteil von 17,5 % (Hess. Modellvorhaben) und 20 % (KTBL-Modellvorhaben)
festgestellt wurde.
Tab. 20: Vergleich der Ergebnisse aus dem Hessischen Modellvorhaben und dem
KTBL-Modellvorhaben - Anteil der Hennen (%) mit Auffälligkeiten am Schnabel
LW
1)
Be trieb – Stall – Legehennendurchgang (n=40)
Eisenach
E-1-2
E-1-3
E-2-2
2)
B
E-3-3
E-4-2
B-1-3
C
KTBL
(n=50
)
B-2-2
B-2-3
B-3-3
C-1-3
3
20
kupiert kupiert kupiert
21., 22.
-
0
10
5
-
-
-
10
0
-
30., 31.
-
5
0
2,5
5
7,5
-
7,5
0
0
38., 39.
20
2,5
0
32,5
3,3
-
10
7,5
0
0
46.
0
2,5
-
35
-
37,5
0
0
0
7,5
54., 55.
17,5
-
12,5
30
43,4
30
17,5
5
7,5
10
62., 63.
0
-
2,5
22,5
76,7
50
-
-
10
-
79.
1)
6
14
2)
LW= Lebenswoche, Der Untersuchungsumfang betrug jeweils 40 (50) Tiere an jedem Termin in jedem
Legehennendurchgang.
39
3.1.1.6.3
Gefiederzustand
Kopf-Hals-Region
Am ersten Untersuchungstermin waren 70 % der Tiere ohne Schäden. Auffällig ist, daß am zweiten Untersuchungstermin die Bewertung 1 stark zunimmt und kein Tier die Bewertung 0 erhält. Am 3. Termin ist
der Anteil der Tiere mit der Bewertung 1 wieder geringer. Es wurden keine Verletzungen registriert (Abb.
30).
% 80
70
70
64
60
48
50
48
40
34
30
30
20
10
0
2
0
0
2
2
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
1
2
Bewertung Kopf/Hals
3
4
U1 - 20. LW
5
U2 - 44. LW
6
7
8
U3 - 79. LW
Abb. 30: Bewertung der Kopf-Hals-Region (U1 - U3)
Rücken-Region
40 % der Tiere haben am ersten Untersuchungstermin ein unbeschädigtes Gefieder. 60 % der Tiere werden mit 1 bewertet. An den folgenden Terminen erfolgt die Bewertung bei 100 % bzw. 98 % mit 1. Es
wurden keine Hautschäden und Kahlstellen, die größer als 1 cm² waren, festgestellt (Abb. 31).
40
% 110
100
100
98
90
80
70
60
60
50
40
40
30
20
10
0
0
0
0
2
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
1
2
3
4
Bewertung Rücken
5
U1 - 20. LW
6
U2 - 44. LW
7
8
U3 - 79. LW
Abb. 31: Bewertung der Rücken-Region (U1 - U3)
Flügel-Region
42 % der Tiere haben am ersten Untersuchungstermin ein unbeschädigtes Gefieder. 58 % der Tiere werden mit 1 bewertet. An den folgenden Terminen werden die Flügel aller Tiere mit 1 bewertet. Es wurden
keine Hautschäden festgestellt (Abb. 32).
% 110
100 100
100
90
80
70
58
60
50
42
40
30
20
10
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
1
2
Bewertung Flügel
3
4
U1 - 20. LW
5
U2 - 44. LW
6
7
8
U3 - 79. LW
Abb. 32: Bewertung der Flügel (U1 – U3)
41
Schwanz-Region
40 % der Tiere haben am ersten Untersuchungstermin ein unbeschädigtes Gefieder. 58 % der Tiere werden mit 1 bewertet, bei 2 % der Tiere werden Verletzungen gefunden. Der Anteil verletzter Tiere liegt am
zweiten Termin bei 12 %; am dritten Termin werden keine Verletzungen im Schwanzbereich vorgefunden.
Die Bewertungen 2 bis 6 und 8 kommen nicht vor (Abb. 33).
% 110
100
100
88
90
80
70
58
60
50
40
40
30
20
12
10
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
2
0
0
0
0
0
0
1
2
3
4
Bewertung Schwanz
5
U1 - 20. LW
6
U2 - 44. LW
7
8
U3 - 79. LW
Abb. 33: Bewertung der Schwanz-Region (U1 - U3)
Legebauch
Im Bereich des Legebauches werden am zweiten Untersuchungstermin bei 2 % der Tiere Verletzungen
vorgefunden. Der Bereich wird an den beiden ersten Terminen zu über 90 % mit 0 bewertet. Bei der dritten Tierbeurteilung werden 12 % in die Kategorien 1 und 2 eingestuft (Abb. 34).
% 110
100
98
94
90
80
74
70
60
50
40
30
20
12
10
2
12
4
0
0
0
0
2
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
2
0
0
0
0
0
0
1
2
Bewertung Legebauch
3
4
U1 - 20. LW
5
U2 - 44. LW
6
7
8
U3 - 79. LW
Abb. 34: Bewertung der Legebauch-Region (U1 – U2)
42
Kloake
Am ersten Untersuchungstermin hatten 6 % der Tiere Verletzungen an der Kloake. Bei den weiteren Untersuchungen wurden keine Verletzungen beobachtet (Abb. 35).
% 110
100
100
98
94
90
80
70
60
50
40
30
20
6
10
0
2
0
0
0
0
0
1
Bewertung Kloake
7
U1 - 20. LW
U2 - 44. LW
U3 - 79. LW
Abb. 35: Bewertung der Kloake (U1 – U3)
Brust-Region
Verletzungen wurden während der ersten Untersuchung bei 4 % der Tiere festgestellt; bei den weiteren
Untersuchungen jedoch nicht mehr. Federlose Flächen, die größer als 1 cm² waren, wurden bei der zweiten und der dritten Untersuchung bei 6 % bzw. 12 % der Tiere vorgefunden. Bei der letzten Untersuchung
wurden 12 % der Tiere mit der Note 2 oder 3 bewertet (Abb. 36).
% 100
94
88
90
80
74
70
60
50
40
30
22
20
10
10
6
0
0
0
0
0
2
4
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
1
2
Bewertung Brust
3
4
U1 - 20. LW
5
U2 - 44. LW
6
7
8
U3 - 79. LW
Abb. 36: Bewertung der Brust-Region an den Untersuchungsterminen (U1 – U2)
43
3.1.1.6.4
Ständer
Die Ständer wurden einzeln erfaßt. Aus Abb. 37 geht hervor, daß 84 % der Hühner am ersten Untersuchungstermin unverletzte Ständer aufwiesen. Bei der zweiten Untersuchung hatten 54 % der Tiere 1 bis 3
Verletzungen am Lauf, an einer der drei Zehen oder am Fußballen (Abb. 37). Am dritten Untersuchungstermin war der Zustand der Ständer besser. 66 % der untersuchten Tiere hatten unverletzte Ständer.
%
90
84
80
66
70
60
50
46
36
40
28
30
16
20
16
6
10
0
0
0
1
Ständer - Anteil Verletzungen
0 2 0
0 0 0
0 0 0
0 0 0
3
4
5
6
2
U1 -20. LW
U2 - 44. LW
U3 - 79. LW
Abb. 37: Ständer – Anzahl Verletzung an beiden Ständern eines Tieres (%)
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
Ständer links
U1 - 20. LW
Ständer rechts
Bewertung Ständer
Ständer links
U2 - 44. LW
Ständer rechts
unverletzt
Ständer links
U3 - 79. LW
Ständer rechts
verletzt/entzündet
Abb. 38: Bewertung der einzelnen Ständer an den drei Untersuchungsterminen (U1 –
U3)
44
Aus Abb. 38 geht hervor, daß die rechten Ständer häufiger verletzt waren als die linken. Es wird wiederum deutlich, daß am zweiten Untersuchungstermin der Zustand der Ständer genauso wie der des Gefieders schlechter ist und bis zum dritten Termin eine Verbesserung des Allgemeinzustand eintritt.
In Tab. 21 wird die Anzahl der Verletzungen nach Auftreten am linken bzw. rechten Ständer aufgeführt.
Die meisten Verletzungen werden am Fußballen vorgefunden: bei der zweiten und der dritten Untersuchung werden 89 % bzw. 100 % der Verletzungen am Fußballen festgestellt.
Tab. 21: Anzahl der Veränderungen an verschiedenen Ständerabschnitten (absolute
Zahlen, n = 50 je Untersuchungstermin)
Anzahl
Untersuchung 1
Untersuchung 2
Untersuchung 3
links
links
links
rechts
rechts
rechts
B
Z
L
B
Z
L
B
Z
L
B
Z
L
B
Z
L
B
Z
L
1
1
1
4
1
0
14
2
0
19
2
0
9
0
0
11
0
0
B = Fußballen, Z = Zehenballen, L = Lauf
3.1.1.6.5
Krallenlänge
Aus Abb. 39 geht hervor, daß bezüglich der Krallenlänge zwischen den Krallen des linken und rechten
Ständers an den einzelnen Untersuchungstermin kaum Unterschiede bestehen.
Dagegen ist ein deutlicher Unterschied zwischen den ersten beiden Untersuchungen und der letzten Untersuchung zu erkennen Die durchschnittlichen Krallenlängen an linker und rechter Kralle (DIII) lagen
zwischen 10,5 mm und 11,1 mm, während am dritten Termin Krallenlängen von 12,2 und 12,3 im Mittel
gemessen wurden und damit die Längendifferenz bei ca. 2 mm liegt. Auffallend bei der letzten Untersuchung war der Maximalwert von 25 mm.
Die Anzahl abgebrochener Krallen (frische Brüche) betrug bei der ersten Untersuchung 0, bei der zweiten
1 und bei der dritten Untersuchung 2.
mm 28
26
24
22
20
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
links
U1 - 20. LW
Krallenlänge
rechts
Mittelwert
links
U2 - 44. LW
rechts
Standardabweichung
links
U3 - 79. LW
Min
rechts
Max
Abb. 39: Krallenlänge – Mittelwerte, Standardabweichung, Minimal- und Maximalwerte
(mm)
45
3.1.1.6.6
Brustbein
Bei der ersten Untersuchung wurden keine Veränderungen festgestellt. Am zweiten Termin wurden bei
sieben, am dritten Termin bei 16 Hennen starke Veränderungen des Brustbeins festgestellt.
Am häufigsten wurden Krümmungen auf der Gesamtlänge des Brustbeins und dorso-ventrale Verkrümmungen verzeichnet.
Tab. 22: Auftreten von Brustbeinveränderungen (absolute Zahlen)
Untersuchung
LW
1
20
2
3
3.1.1.6.7
n
Art der Veränderung
Ge (verheilter) Bruch samtanzahl
/ knorpeliger Teil
des Brustbeins
lose
laterale Krümmung auf der
Gesamtlänge
dorso-ventrale
Verbiegung
laterale
Verbiegung
50
0
0
0
44
50
4
2
1
0
7
79
50
6
6
1
2/1
16
0
0
Sonstige Befunde
Während der Gefiederbeurteilung wurden weitere Bemerkungen zum Zustand der Tiere aufgezeichnet.
Tiere wurden als „legend“ bezeichnet, wenn der Abstand zwischen den „Legebeinen“ (Schambeinen)
mindestens zweifingerbreit war. Diese Einstufung ist lediglich als Einschätzung der Legetätigkeit zu sehen (SZG 1993). Demnach war die Hälfte der Tiere am ersten Termin legend, und bei den nächsten Untersuchungen ca. 100 %.
Weißer Ausfluß im Kloakenbereich ist Hinweis auf eine Störung des Eiweißstoffwechsels zu sehen.
Nach Täubert (2000) sind zwei Entstehungsmöglichkeiten zu unterscheiden:
1. Das Tier reagiert mit vermehrter Harnsäureausscheidung auf einen Harnsäureüberhang aufgrund zu
hoher Proteindiät, Inaktivität, mangelnder Wasseraufnahme etc. (GYLSTORFF und GRIMM 1987). Der
Prozeß führt langfristig zur Gichterkrankung.
2. Aufgrund einer Obstruktion der Kloake, z. B. infolge einer Kloakenlähmung, wird Harnsäure nicht
ausschließlich zusammen mit dem Kot abgesetzt, sondern fließt unregelmäßig aus der Kloake heraus (TÄUBERT 2000).
Es handelt sich um Einzeltiererkrankungen, die jedoch im Verlauf der Legeperiode aufgrund der Alterung
und der hohen Legetätigkeit und der damit verbundenen hohen Stoffwechselaktivität zahlenmäßig zunehmen können (TÄUBERT 2000).
Der Anteil der Tiere mit weißem Ausfluß im Kloakenbereich im Modellstall lag am zweiten Termin bei
8 %, am dritten Termin bei 32 %.
Stark verschmutzte Tiere im Rücken- und Flügelbereich wurden nur selten angetroffen.
Milben wurden am letzten Termin bei ca. 20 % der Tiere vorgefunden.
Am zweiten Termin wurden zwei Tiere mit Kropfverstopfung verzeichnet (Tab. 23).
46
Tab. 23: Bemerkungen zu den Tierbeurteilungen (absolute Zahlen)
Nr
.
Legetätigkeit
weißer
Ausfluß
Gefieder
v e rschmutzt
Milben
1
25
0
0
3
Legebeginn
2
2 x großflächige Brustverletzungen
vermutlich durch Aufliegen o. ä.
1 x 1 cm langer Riß parallel zur Kloake
2
50
3
4
48
3.1.1.6.8
2
16
1
Kropfv e rstopfung
2
Bemerkungen und
besondere Verletzu ng e n
1 Zwitter ?
1 x knorpeliger Teil des Brustbeins
lose
11
Gesamtbetrachtung und Diskussion
Ein Gefiederquotient wurde aus den Einzelbewertungen von Hals/Kopf, Rücken, Flügel, Schwanz, Legebauch, Kloake, Brust, Schnabel und Ständer für jedes Tier und ein Mittelwert für jede Tierbeurteilung
berechnet. In Abb. 40 werden die Anzahl Tiere in % je Bewertungsstufe dargestellt. Am zweiten Untersuchungstermin war eine deutliche Verschlechterung des Integumentes eingetreten. Während der ersten
Untersuchung waren noch 20 % der Tiere unversehrt und 54 % der Tiere in der nächst höheren Bewertungsstufe. Am dritten Untersuchungstermin war kein Tier mehr im Bewertungsbereich oberhalb 2. Auch
der Anteil in Stufe 1,5 - 2,0 war geringer als am zweiten Untersuchungstermin.
%
60
54
50
42
40
36
30
30
24
20
20
10
20
18
20
16
6
0
0
0
0
0
U1 - 20. LW
0
8
6
>0-0,5
0
0
0
0
U2 - 44. LW
>0,5-1
>1-1,5
0
0
0
U3 - 79. LW
>1,5-2
>2-2,5
>2,5-3
>3
Abb. 40: Einteilung in Gefiederklassen an den Untersuchungsterminen (%)
In Abb. 41 werden neben der KTBL-Untersuchung Ergebnisse der Hessischen Landesanstalt für Tierzucht, Neu-Ulrichstein, und des Hess. Modellvorhabens Artgemäße Geflügelhaltung in Hessen, Betrieb
Eisenach, dargestellt. Aus der Abbildung geht hervor, daß nach der 20. Lebenswoche eine deutliche Ver47
schlechterung des Integumentes stattfindet. Nach der 44. Lebenswoche verläuft der Prozeß der Integumentabnutzung langsamer. Entgegen der Tendenz der Vergleichsergebnisse, stagniert dieser Prozeß im
KTBL-Modelldurchgang. Zu berücksichtigen ist, daß zwischen den Bewertungsschemata Unterschiede
bestehen. In Neu-Ulrichstein und für das Hess. Modellvorhaben wurden die Regionen Kopf/Hals, Rücken,
Flügel, Schwanz, Brust/Bauch, Ständer, Kamm/Kehlkopflappen und der Schnabel bewertet (Bewertung
8), während für das KTBL-Modellvorhaben die Kloake, der Legebauch und beide Ständer zusätzlich bzw.
gesondert untersucht wurden und die Bewertung der federlosen Bereiche durch Zwischenstufen erfolgte.
Bei der Bewertung aller Körperregionen bzw. Körperteile ist im KTBL-Durchgang eine leichte Verbesserung des Integumentes erkennbar.
2,00
1,75
Gefiederquotient
1,50
1,25
1,00
0,75
0,50
0,25
0,00
20. - 22.
44. - 46.
62./70./79.
Lebenswoche
KTBL - Bewertung 8
KTBL - Bewertung 11
HLT - ISA Brown
HLT - Meisterhybriden
Hess. Modellvh. E-2-2
Hess. Modellvh. E-3-3
HLT - Tetra
Abb. 41: Vergleich der Gefiederquotienten mit anderen Untersuchungen (s. Tab. 24)
Tab. 24: Beschreibung der Legehennengruppen in Abb. 41
Durchgang
L e g e p e riode He rkunft
Bemerkungen
KTBL-Modellvh. – 2. Durchgang
07/98 – 09/99
ISA
Schnäbel unkupiert
Hess. Modellvh. E-2-2 (Nachbarstall des
KTBL-Modellstalles)
05/95 – 11/96
ISA
Mauser ab 61. LW, Schnäbel
kupiert
Hess. Modellvh. E-3-3
01/96 – 07/97
ISA
Mauser ab 67. LW, Schnäbel
kupiert
HLT (Hess. Landesanstalt für Tierzucht)
Prüfung 1/96:
12/96 – 04/97
Prüfung 2/98:
04/97 – 04/98
Werte
gemittelt
ungemausert
Schnäbel unkupiert
48
3.1.2
Abgangsrate und -ursachen
3.1.2.1 Tiere, Material und Methode
Im Rahmen des KTBL-Modellvorhabens wurden in der Geflügelabteilung des Tierärztlichen Instituts an der
Georg-August-Universität zu Göttingen abgängige Tiere aus dem zweiten KTBL-Legehennendurchgang
bezüglich der Todesursache untersucht.
Tot im Stall und Außenklimabereich aufgefundene Tiere wurden in einer Tiefkühltruhe gelagert und zweimonatlich zur Untersuchung nach Göttingen gebracht.
Die Tiere wurden dort aufgetaut und anschließend seziert. Neben der möglichen Todesursache wurden
Nebenbefunde wie Veränderungen von Organen oder Verwurmung erhoben.
Der Ernährungszustand wurde durch die Bewertung der Brustmuskulatur erfaßt und in die Kategorien gut,
mäßig, schlecht eingeteilt. Dabei ist unter einem schlechtem Ernährungszustand von einer mangelhaften
Nahrungsaufnahme und –verwertung aufgrund anderer zugrundeliegender Krankheiten auszugehen, die zu
einer Abmagerung des Tieres geführt haben. Ein mäßiger Ernährungszustand ist als ausreichende Nahrungsaufnahme und –verwertung anzusehen.
3.1.2.2 Ergebnisse und Diskussion
Abgangsrate
Der Anfangsbestand betrug 1.200 Tiere. Bei Abschluß der Untersuchungen am 14. September 1999 befanden sich 1.065 Tiere im Stall. Das entspricht einer Verlustquote von 11,25 %. Die Ausstallung erfolgte
am 14. Dezember in der 91. Lebenswoche. Die Gesamtverluste belaufen sich auf 182 Tiere (15,2 %).
23 Hennen (17 % der Abgänge bei Untersuchungsabschluß) und ein Hahn wurden während des Modellvorhabens zur Untersuchung gebracht. Tab. 25 zeigt die Anzahl der Abgänge pro Monat.
In Abb. 42 werden die Abgangszahlen im Verlauf der Legeperiode dargestellt. Im Zeitraum September bis
Oktober 1998 (25. bis 33. Lebenswoche) sind 23 Tiere durch Erdrücken aufgrund Hysterie zu Tode gekommen. U. a. kippte ein Stuhl im Scharraum um und begrub 5 Hennen unter sich. Gleichzeitig kam es
zu einer großen Tierbewegung im genannten Bereich. Innerhalb kürzester Zeit erstickten die Tiere. In der
45. Lebenswoche gab es einen Leistungsabbruch aufgrund einer unzureichenden Futtermischung (Fehler
im eiweißreichen Ergänzungsfutter, s. Kap. 3.4 „Futter und Futterzusammensetzung“). Dadurch kam es
jedoch nicht zu vermehrten Abgängen. Die Mauser, die ab der 54. Lebenswoche durchgeführt wurde,
könnte als Auslöser für die Abgänge von der 60. bis zur 66. Lebenwoche herangezogen werden. Ab der
69. Lebenswoche nimmt die Anzahl der Abgänge wieder zu. In diesem Fall wurde ebenfalls eine nicht
optimale Futtermischung (s. Kap. 3.4 „Futter und Futterzusammensetzung“) festgestellt. Diesmal kam es
jedoch zu einem Kannibalismusausbruch, bei dem im Verlauf von vier Wochen 42 Tiere getötet wurden.
49
Tab. 25: Übersicht der monatlichen Abgänge im Modellstall
Monat
LW
Anzahl
Jul. 98
18
0
Aug. 98
21
0
Sep. 98
25
12
in 80 % der Fälle:
erdrückte Tiere
Okt. 98
29
16
in 80 % der Fälle:
erdrückte Tiere
Nov. 98
34
Dez. 98
38
%
Ursache
Monat
LW
Anzahl
Ursache
Jan. 99
43
8
Feb. 99
48
3
Mrz. 99
52
9
Apr. 99
56
8
4
Mai. 99
60
9
7
Jun. 99
65
9
Jul. 99
69
13
in 90 % der Fälle:
Kannibalismus
Aug. 99
73
34
in 90 % der Fälle:
Kannibalismus
Sep. 99
78
3
100
90
80
70
60
50
40
30
20
Anzahl
10
0
18
22
26
30
34
38
42
46
50
54
58
62
66
70
74
78
82
Lebenswoche
Legeleistung
Lebensfähigkeit
Abgänge (absolut)
Linear (Abgänge (absolut))
Abb. 42: Legeleistung, Lebensfähigkeit und absolute Abgänge pro Woche
Nach PREISINGER (1998) stieg die Verlustrate bei braunen Herkünften in den deutschen Legeleistungsprüfungen in den letzten zehn Jahren von 3,0 % – 4,5 % auf 5,5 % - 7,5 % an. In der Praxis wurden in deutschen Käfighaltungsbetrieben Verlustraten von 6,1 % (BEHRENS und NORDHUES 1993), in den Niederlanden Verlustraten von 8,5 % festgestellt (V . HORNE und NIEKERK 1998). In Tab. 26 werden Ergebnisse aus
alternativen Haltungssystemen bezüglich der Abgangsraten dargestellt.
50
Tab. 26: Abgangsraten bei Legehennen in alternativen Haltungssystemen (Feldstudien)
Quellen
INGENSAND (1997)
Wirtschaftsweise
Haltungssystem
Land
Anzahl
Betrie be
∅ Anzahl
Hennen /
Betrieb
Verluste (%)
biologisch
Fh, Bh
D
26
829
11,8
M AYR (1996)
Fh
A
26
100-700
M EIERHANS (1993)
Fh
CH
25
541
M EIERHANS (1993)
Bh
CH
27
541
1)
7,1
11,2
5,8
2)
H ÄNE (1999)
konv./biolog.
Fh, Bh, Vh
CH
96
3.042
V . H ORNE U. N IEKERK
konventionell
Vh
NL
50
30.000
8,5
konv.
Fh
GB
153
8.942
6,9
3)
0,69 / 8,3
(1998)
K EMPSEY, R. (1993)
Fh = Freilandhaltung, Bh = Bodenhaltung, Vh = Volierenhaltung, konv. = konventionell
1)
= kein Mittelwert angegeben, 2) = im Monat, 3) auf 12 Monate bezogen
Abgangsraten von über 10 % wurden auch in anderen Untersuchungen festgestellt (M EIERHANS 1993,
INGENSAND 1997). Dennoch ist deutlich zu machen, daß dieser Anteil zu hoch ist und durch entsprechende Maßnahmen nach unten reguliert werden muß. Anzustreben ist ein Wert, der nicht höher als 0,5 %
pro Monat beträgt (STS 1994). Die überwiegende Anzahl der vorliegenden Untersuchungen liegt jedoch
deutlich unter der 10 %-Marke. Im Hess. Modellvorhaben (F ÖLSCH 1997) wurden durchschnittliche Verlustraten in Höhe von 7,4 – 15,1 % ermittelt. (Tab. 27). Dabei lag die Spanne jedoch zwischen 1,8 % und
22,8 % in allen Betrieben, im Modellstall zwischen 6,4 % – 11,4 %.
Tab. 27: Verluste in Betrieben, die im Rahmen des Hess. Modellvorhaben betreut wurden (FÖLSCH et al. 1997)
Betrieb
Haltungssystem
Beschreibung
Verlu ste (%)
E
Vh
10 Durchgänge in 4 Ställen
8,9
E
Vh
3 Durchgänge – nur Stall 3
8,8
S
Bh
9 Durchgängen in 3 Ställen
7,4
W
Fh
3 Durchgänge in 1 Stall
15,1
E = Eisenach, Vh = Volierenhaltung, Bh = Bodenhaltung, Fh = Freilandhaltung
Abgangsursachen
In der Tab. 28 werden die Ergebnisse des Tierärztlichen Institutes Göttingen zusammengefaßt (ausführliche Tabelle im Anhang).
51
Tab. 28: Zusammenfassung der Ergebnisse aus der Untersuchung auf Todesursache
(n = 23)
Ernährungszustand
Anzahl
Todesursache
Anzahl
Nebenbefunde:
Organveränderungen
Anzahl
gut
mäßig
schlecht
0
10
13
Eileiter- /
Bauchfellentzündung
Kreislaufversagen/ schwäche
Kannibalismus
blutleere
Lunge
Luftsackentzündung
Leberschwellung
Nierendegeneration
9
5
4
4
1
1
1
Eierstockentzündung / rückbildung
Leberschwellung
Fettleber
Enteritis
starke
Fäulnis
hochgradig
hochgradig
1/2
4
2
1
Eierstock
inaktiv
5
Eifollikel
derb
5
5
+ = sporadisch, ++ = geringfügig, +++ = mittelgradig, ++++ = hochgradig
Alle untersuchten Tiere waren mäßig oder schlecht genährt, wobei der mäßige Ernährungszustand aber
nicht als „krankhafter“ oder bedrohlicher Zustand anzusehen ist.
Die meisten Tiere (9) verstarben an einer Eileiterentzündung (in Kombination mit einer Bauchfellentzündung).
Die Krankheit (Salpingitis) tritt ausschließlich beim legenden Geflügel auf und wird auch als „Berufskrankheit der Legehennen“ bezeichnet (KLACZINSKI 1992, WOERNLE 1994). In 80-90 % der Fälle tritt die
Erkrankung in Kombination mit einer Bauchfellentzündung auf (KLACZINSKI 1992).
Nach KLACZINSKI (1992) stehen Eileiterentzündungen an zweiter Stelle der Abgangsuntersuchungen von
Legehennen, nach der Auswertung der Legeleistungsprüfungen an der Hessischen Landesanstalt für
Tierzucht in Neu-Ulrichstein über einen Zeitraum von 30 Jahren sogar an erster Stelle (PETERSEN et al.
1997).
Die Erkrankung ist nach KLACZINSKI (1992) multifaktoriell bedingt. Mechanische Verletzungen, ein gestörtes Östrogen-Progesteron-Verhältnis, hohe Legeleistung und große Eigewichte begünstigen die Erkrankung. Als Erreger spielen fakultativ pathogene Arten eine Rolle. U. a. sind an der Infektion meistens
auch Escherichia Coli-Keime beteiligt, die aus der Kloake in den Eileiter und von dort in die Bauchhöhle
gelangen.
Es kommt zur Bildung von eitrig-fibrinösen Ansammlungen im Eileiter (Schichteierbildung) und in den
Luftsäcken. Bei der chronischen Form verenden die Tiere nach 6-8 tägiger Krankheitsdauer. Klinische
Symptome sind aufgetriebenes Abdomen, vorgewölbte Kloake, Kotverschmierung im Kloakenbereich,
Federlosigkeit im Legebauchbereich und Legenot (KLACZINSKI 1992, WOERNLE 1994).
Auch die Nebenbefunde verdeutlichen, daß der Legeapparat stark beansprucht wird. 13 verendete Tiere
wiesen derbe Eifollikel, inaktive Eierstöcke und Eierstockrückbildung auf.
52
Nach einer Untersuchung von BEHRENS und BERGMANN (1991) wiesen zwei Drittel von insgesamt 11.131
Legehennen nach einer ca. zwölfmonatigen Legeperiode noch voll funktionsfähige Eierstöcke auf (Tab.
29).
Tab. 29: Erkrankungen der Legeorgane bei Legehennen (nach BEHRENS und BERGMANN
1991)
Befundart
Legehybriden
Anzahl
Eierstocksbefunde
Anteil (%)
15.600
100
•
funktionsfähig
7.377
66,3
•
eingeschränkte Funktionsfähigkeit
2.669
24,0
•
inaktiv
903
8,1
•
pathologisch verändert
182
1,6
Nach PREISINGER (1998) stiegen bei den Leistungsprüfungen im Zeitraum der letzten 10 Jahre bei braunen
Herkünften die Abgänge wegen Kannibalismus von 0 – 1 % auf 2,5 – 3,0 % an und ist damit in 50 % der
Abgänge als Ursache zu nennen.
Im Modellstall sind mind. 42 von insgesamt 125 Abgängen (34 %) (bis zum 15.09.99) auf Kannibalismus
als Ursache zurückzuführen.
3.1.3
Parasitosen
3.1.3.1 Endoparasiten
Da Tiere und Kot in alternativen Haltungssystemen nicht strikt getrennt sind, besteht die Möglichkeit,
daß die Tiere über den Kontakt zum Boden bzw. zur Einstreu infektiöse Parasitenstadien aufnehmen und
erkranken.
Kotprobenuntersuchungen sind ein relativ einfaches Verfahren zur Feststellung von Endoparasitenstadien
(Eier, Larven, Adulte). In der Legehennenhaltung sind Rundwürmer (Nematoden), Bandwürmer (Cestoden)
und die Kokzidien als Einzeller von Bedeutung (WOERNLE 1994, KOSTKA 1998). In Tab. 30 werden die
wichtigsten Endoparasiten dargestellt.
53
Tab. 30: Wichtige Endoparasiten in der Geflügelhaltung (nach ROESICKE 1991, HIEPE
1992, HIEPE und SCHUSTER 1992, )
Erkrankung
Parasit (Art) und Systematik
Beschreibung
Ascaridose
Spulwurm (Ascaridia galli)
Stamm Nemathelminthes (Rundwürmer)
Klasse Nematoden
Ordnung Ascaridida
wirtsspezifisch, direkte Entwicklung, Eier sehr widerstandsfähig, monate- und jahrelang lebensfähig
und infektiös, hohe Pathogenität, Aufnahme der Eier
führt zur Infektion
(Spulwürmer können auch in Eier gelangen)
Capillariidose
versch. Haarwurmarten (Capillaria)
s. o., Ordnung Trichuridae
indirekte Entwicklung (Zwischenwirt: Regenwurm,
Ausnahme: Capillaria obsignata ohne Zwischenwirt),
hohe Pathogenität,
Infektion über befallene Regenwürmer od. kontaminiertes Futter/Wasser durch Aufnahme von Eiern
CestodenBefall
versch. Bandwurmarten
Stamm Plathelminthes (Plattwürmer)
Klasse Cestoden
indirekte Entwicklung, eher harmlos
Kokzidiose
versch. Eimeriaarten
Stamm Protozoa (Einzeller)
Klasse Sporozoa (Sporentierchen)
Ordnung Coccidia
wirts- und gewebespezifisch, Aufnahme von sporulierten Kokzidienoozysten führt zur Infektion
Klinische Symptome bei Spul- und Haarwurmbefall sind Darmentzündungen mit weicherem Kot, Abmagerung und Freßunlust. Bei Jungtieren kommt es zu schlechterer Futterverwertung und Entwicklungsstörungen (HIEPE und SCHUSTER 1992, KOSTKA 1998).
Als Mittel im ökologischen Landbau werden Präparate mit den Wirkstoffen Flubendazol und Levamisol
favorisiert (Handelspräparate Concurat und Flubenol). Bei beiden Präparaten ist keine Wartezeit einzuhalten (KOSTKA 1998).
In der ökologischen Landwirtschaft ist im Gegensatz zur konventionellen der prophylaktische Einsatz von
Entwurmungsmitteln nicht erlaubt (AGÖL 1996, BIOLAND 1997). Nur nach vorangegangerner Untersuchung ist eine Behandlung mit herkömmlichen Entwurmungsmitteln möglich.
Klinische Symptome bei einer Kokzidiose sind Leistungsabfall, Mattigkeit, Durchfall und schlechte Gewichtszunahme.
KOSTKA (1998) empfiehlt die Behandlung mit Mitteln, die die Darmflora des Huhn nicht beeinträchtigen
und die Bildung einer Immunität nicht behindern. Weitere Möglichkeiten bestehen in einer Impfung (Paracox) in der 2. Lebenswoche während der Aufzucht und in der Anwendung von Ropa, einem ThymianPräparat, als Probiotikum. Übliche Mittel sind Sulfonamide und Amprolium.
3.1.3.1.1
Tiere, Material und Methode
An fünf Terminen wurden Sammelkotproben zur Untersuchung in die Geflügelabteilung des Tierärztlichen
Instituts an der Georg-August-Universität zu Göttingen gebracht.
Die Sammelkotproben wurden in folgender Weise genommen: jeweils 3 Kothaufen aus dem wand- und
dem fensterseitigen Scharraum, aus der Voliere (verschiedene Ebenen) und aus dem Minimalauslauf
54
wurden zusammen in ein Glasgefäß verschlossen und am Entnahme- oder Folgetag zur Untersuchung
gebracht. Dabei wurden insbesondere frisch abgesetzte blutige, braune und- / oder schmierige Kothaufen
ausgewählt.
Als Nachweisverfahren für Kokzidien-Oozysten, dünn- und dickschalige Nematodeneier und Bandwurmeier wurde das Flotationsverfahren eingesetzt. Dabei wird eine Kotaufschwemmung in konzentrierter
Kochsalzlösung hergestellt. Aufgrund des höheren spezifischen Gewichts der Salzlösung setzen sich
Parasiteneier etc. an der Oberfläche ab und können anschließend mikroskopisch untersucht werden
(M ÜLLER 1991).
Zusätzlich werden die Nebenbefunde aus den Sektionen dargestellt.
Die Tiere im Modellstall sind während der Aufzucht nicht gegen Kokzidiose geimpft worden.
3.1.3.1.2
Ergebnisse
In der Tab. 31 werden die Untersuchungstermine und Ergebnisse aus den Kotprobenuntersuchungen
dargestellt.
Tab. 31: Untersuchungstermine und Ergebnisse aus der Kotprobenuntersuchung
Datum der
Abgabe
Ergebnisse
Stall 3 (KTBL)
Stall 2
17.09.98
negativ
-
10/11.98
Ascarideneier hochgradig
Cappillarieneier geringgradig
Kokzidienoozysten mittelgradig
-
01.05.99
negativ
vereinzelt Kokzidienoozysten
10.06.99
negativ
vereinzelt Kokzidienoozysten
23.08.99
Ascariden mittelgradig
-
Tab. 32: Anzahl und Grad der Parasitenbefunde aus den Sektionen
Summen
+
++
+++
++++
+
++
+++
++++
+
++
+++
++++
Capillaraieier
++++
Ascariden *
+++
Ascaridenlarven *
++
Anzahl
Ascarid e neier *
+
Nebenbefunde:
Parasiten
0
2
1
0
2
1
0
0
3
3
2
1
1
0
0
0
3
3
9
1
* Doppelnennung möglich, + = sporadisch, ++ = geringfügig, +++ = mittelgradig, ++++ = hochgradig
(ausführliche Tabelle im Anhang)
Teilweise wurden auch Kotproben aus dem Nachbarstall 2 zur Untersuchung gebracht, die als Ergebnis
vereinzelt Kokzidienoocysten aufwiesen.
Im Modellstall wurden bei der Untersuchung der ersten Kotprobe keine Parasiten gefunden. Dagegen
wurden sporadisch oder geringfügig Ascarideneier bei den abgängigen Tieren festgestellt.
Bei der zweiten Kotprobenuntersuchung wurden hochgradig Ascarideneier, mittelgradig Cappillarieneier
und mittelgradig Kokzidienoozysten festgestellt. Bei der Sektion wurde bei einem Tier ein mittelgradiger
Befall mit Ascariden festgestellt, bei den restlichen Tieren ein geringfügiger Befall. In der Folge empfahl
55
die Geflügelabteilung des Tierärztlichen Instituts Göttingen, eine Wurmbehandlung durchzuführen. Der
Betriebsleiter lehnte eine Behandlung ab. Maßnahmen gegen Kokzidien wurden nicht ergriffen.
Die nächsten Kotprobenuntersuchungen waren ohne Befund, während bei der Sektion im Februar 1999
geringfügig bis mittelgradig Ascariden und Ascarideneier festgestellt wurden. Im Juni 1999 wurden bei
zwei Tieren sporadisch und bei einem Tier hochgradig Ascariden festgestellt.
Tab. 32 zeigt, daß am häufigsten adulte Stadien des Spulwurms gefunden wurden (in 9 von 23 Sektionen)
und in einem Fall Capillariaeier.
Die Sektionsbefunde lassen vermuten, daß insbesondere schwache und kranke Tiere eine erhöhte Disposition für Parasiteninfektionen haben und kein verläßliches Kriterium zur Durchführung von Wurmbehandlungen im Bestand sind. Obwohl eine vom Tierärztlichen Institut empfohlene Wurmbehandlung im
November 1998 aufgrund der positiven Kotprobenuntersuchung nicht durchgeführt wurde, verliefen die
folgenden Kotprobenuntersuchungen negativ.
In einer Untersuchung von LÖLIGER (1971) wurden 8,1 % der Abgänge (n = 2.264 Kadaver aus insgesamt
7 Bodenhaltungsbetrieben) auf Parasitosen zurückgeführt. Ergebnisse aus Sektionsbefunden von M ORGENSTERN (1995, 1996) werden in Tab. 33 dargestellt.
Tab. 33: Auftreten von Endoparasiten nach Sektionsbefunden in der Schweiz (nach
M ORGENSTERN 1996)
Zeitraum
Einsendungen
1988 – 1992
Einsendungen
1993 – 1995
Parasit
Bodenhaltung
Volierenhaltung
n = 952
n = 547
Ascariden
8,5 %
5,1 %
Capillarien
1,7 %
0%
n = 238
n = 130
Ascariden
6,3 %
15,4 %
Capillarien
1,7 %
3,1 %
Nach HÄNE (1999) wurden in 96 Schweizer Betrieben (alle Haltungssysteme) mit durchschnittlich 3.042
Hennen bei 61,5 % der untersuchten Herden Wurmeier gefunden, 38,5 wiesen bei einer Wurmart einen
mittelgradigen Befall und 19,8 % bei mindestens einer Wurmart einen hochgradigen Befall. Am häufigsten
wurden Spulwürmer gefunden (50 % aller Herden).
Im Modellstall ist bei keinem sezierten Tier eine Parasitose als Todesursache festgestellt worden.
3.1.3.2 Ektoparasiten
Hier soll ausschließlich die Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae) angesprochen werden. Während der
gesamten Legeperiode wurden Vogelmilben an Stalleinrichtungen, besonders an der Voliere, bemerkt. Im
Sommer 1999 fand eine starke Vermehrung statt. Besonders die Eisenträger unterhalb der Kotbretter in
der Voliere wurden als Rückzugsgebiete von den Milben genutzt. Eine Behandlung wurde in diesem Legehennendurchgang vom Betriebsleiter aber nicht für notwendig erachtet. Bei der Tierbeurteilung im August 1999 wurden bei 20 % der kontrollierten Hennen Milben gefunden (s. Kap. 3.1.1.6.7 „Sonstige Befunde“).
56
3.1.3.3 Untersuchungen auf Salmonellen
Beim Huhn ist zwischen der Pullorumkrankheit (Weiße Kükenruhr, Hühnertyphus), die auf eine Infektion
mit Salmonella gallinarum-pullorum zurückzuführen ist, und anderen Salmonella-Infektionen zu differenzieren. Letztere verlaufen häufig latent (mit Ausnahme der Jungtiere).
Von den heute ca. 2300 bekannten Salmonellenarten sind für den Menschen zwei der Erreger in Lebensmitteln besonders gefährlich - und aggressiver als andere Typen: Salmonella Typhimurium und Salmonella Enteritidis.
In Tab. 34 werden die wichtigsten Salmonella-Infektionen dargestellt.
Tab. 34: Salmonella-Infektion (ROESICKE 1991, KÖSTERS 1992, M ATTHES 1992, WOERNLE
1994)
Erkrankung
Erreger
Beschreibung
Pullorumkrankheit
S. gallinarum-pullorum wirtsspezifischer Erreger, Aufnahme über Kot, kotstaubhaltige Luft, infizierte Hennen und deren Bruteier (Transovariell), Tiere mit überstandener Erkrankung bleiben Träger und Ausscheider,
klin. Symptome: dünnflüssiger, mit Harnsäure durchsetzter Kot, Atemnot (Gewebsnekrosen in den Lungen)
andere SalmonellaInfektionen
S. typhimurium
Verbreitung: Penetration der Eischale, transovariell, verschiendenste Vektoren
klin. Symptome: Somnolenz, Inappetenz, wäßriger
Durchfall etc. bei bis zu vier Wochen alten Jungtieren,
Hühner sind Träger und Ausscheider
Lebensmittelinfektionen beim Menschen
S. enteritidis
Hühner sind Träger und Ausscheider
Lebensmittelinfektionen beim Menschen
Nach der Verordnung zum Schutz gegen bestimmte Salmonelleninfektionen beim Haushuhn (HühnerSalmonellen-Verordnung) vom 11. April 1994 sind Zucht- und Aufzuchtbetriebe mit mehr als 250 Tieren
dazu verpflichtet, Impfungen gegen Salmonellen durchzuführen. Der im Aufzuchtbetrieb üblicherweise
eingesetzte Impfstoff wird aus S. typhimurium gewonnen und hat eine Teilwirkung gegen S. enteritidis
(Kreuzreaktion).
3.1.3.3.1
Tiere, Material und Methode
Die Tiere, die zur Abklärung der Todesursache zur Geflügelabteilung des Tierärztlichen Instituts Göttingen gebracht wurden, wurden auch auf Salmonellen untersucht.
Außerdem nimmt der Betrieb an der freiwilligen Salmonellen-Kontrolle teil. In diesem Rahmen werden
vierteljährlich 10 Eier in saubere Eierkartons verpackt und ebenfalls in der Geflügelabteilung des Tierärztlichen Instituts Göttingen untersucht.
Für die parasitologische Untersuchung (Salmonellen etc.) wurde das Probenmaterial: Därme, Leber,
Herz, Milz, Galle bzw. Eidotter homogenisiert.
Für die Salmonellenuntersuchung wurden 5 g des homogenisierten Substrats in 45 ml Peptonwasser
gegeben und 18 – 24 Stunden bei 37°C bebrütet (Voranreicherung, 1. Schritt). Für die daran anschlie-
57
ßende Selektivanreicherung werden 0,1 ml des Peptonwassers in 9,9 ml RV-Medium4 und 24 h bzw. 48 h
bei 41,5°C bebrütet (2. Schritt). Im dritten Schritt erfolgt die Isolierung: ein fraktionierter Ausstrich des
bebrüteten RV-Mediums erfolgt mit der Impföse auf je einer XLD5- und einer Brillantgrün-Phenolrot-Platte.
Diese werden 24 bis 48 h bei 37°C bebrütet. Im vierten und letzten Schritt werden verdächtige Kolonien
mit amtlich geprüften Testseren (Fa. Behringwerke) identifiziert.
3.1.3.3.2
Ergebnisse
Sektionsbefunde
Bei einer Henne wurde S. typhimurium (kein Impfstamm), bei einer weiteren Henne andere Salmonellen
(nicht S. enteritidis oder S. typhimurium) gefunden. Beide Tiere wurden am 19.02.1999 zur Untersuchung
gebracht.
Eidotteruntersuchung
In keinem Fall wurden Salmonellen festgestellt.
Nach Aussage von TÄUBERT (2000) ist nicht von einem Salmonellen-Problem im Betrieb Eisenach auszugehen. Es handelt sich bei den Sektionsbefunden der beiden Hennen um Zufalls- und Einzelbefunde.
Beispielsweise könnte die Infektion mit S. typhimurium auf das Verzehren einer Fliege oder Maus als
Salmonellen-Träger, oder auf Einschleppung durch Betreuungspersonal zurückgeführen sein.
3.2
Tiergerechtheit
3.2.1
Tierverhalten im Modellstall
Die Ethologie ist ein Forschungsbereich der Biologie und befaßt sich mit dem objektiv beobachtbaren
Verhalten von Mensch und Tier. Sie erforscht die stammesgeschichtlich erworbenen und vererbten Anpassungsmechanismen und deren physiologische Grundlagen im Rahmen der Auseinandersetzung von
Mensch und Tier mit der Umwelt und den Artgenossen.
Die ethologische Erarbeitung von Verhaltensabläufen ist Grundlage für die Planung und den Aufbau artgemäßer Haltungssysteme.
Haltungssysteme sind nach SUNDRUM (1999) artgemäß, wenn sie
•
•
•
den spezifischen Eigenschaften (Bedarf, Befürfnissen) der in ihnen lebenden Tiere Rechnung tragen,
die körperlichen Funktionen nicht beeinträchtigen und
arteigene Verhaltensmuster des Tieres nicht dermaßen einschränken und verändern, daß dadurch Schmerzen, Leiden oder Schäden am Tier selbst oder durch ein so gehaltenes Tier an einem anderen entstehen
Die Erfassung von qualitativen Abweichungen der Verhaltensformen und quantitative Veränderungen in der
Intensität und Häufigkeit des Auftretens von Verhaltensweisen gibt Hinweise, inwieweit Störungen und
Überbeanspruchungen des Anpassungsvermögens haltungsbedingt sind .
Das Verhalten des Haushuhnes ist trotz der jahrtausendalten Domestizierung noch weitgehend mit dem
der Stammform, dem Bankivahuhn, oder alten Landrassen, vergleichbar. Im Rahmen eines Ethogramms
wird die Gesamtheit der verschiedenen Verhaltensweisen einer Tierart zusammengefaßt. Bestimmte Verhaltensweisen werden wiederum in Funktionskreise zusammengefaßt (SUNDRUM et al.1994).
4
5
= Salmonella-Anreicherungsbouillon nach Rappaport und Vassiliadis, Fa. Merck
= Xylose-Lysin-Desoxycholat-Agar, Fa. Merck
58
In Tab. 35 werden den Funktionskreisen Funktionsbereiche im Stall zugeordnet. Diese Bereiche sollten
im Haltungssystem vorhanden sein, damit die darin lebenden Tiere ihr arteigenes Verhalten ausführen
können.
Tab. 35: Funktionskreise und Funktionsbereiche am Beispiel der Hühnerhaltung (nach
FÖLSCH und HÖRNING, 1994 verändert)
Funktionskreise
Arteigene Verhaltensweisen
Funktionsbereiche im
Haltungssystem
Beispiele für entsprechende Maßnahmen /
Strukturierung
Nahrungsaufnahmeverhal-
Futtersuche- und
auswahl
Picken
Zupfen
Zerrren
Fütterungsbereich und
Tränke
Scharraum
Ausläufe
Legemehl, Körner, Grit,
Muschelkalk, Einstreusubstrat, Grobfutter,
Gemüsereste, Grünauslauf
Fortbewegungsverhalten
Gehen
Laufen
Fliegen
Flattern
Raumangebot
Scharraum, Voliere /
Kotgrube / Sitzstangenleiter, Ausläufe
Ruheverhalten
Stehen
Liegen
Schlafen
Dösen
Ruhebereich
Voliere / Kotgrube /
Sitzstangenleiter,
Körperpflegeverhalten
Komfortverhalten
Putzen
Fußstrecken
Flügelstrecken
Flügelheben
Flügelschlagen
Sandbaden
Sonnenbaden
Sandbad, Grünauslauf,
Einstreu im Scharraum,
Ausläufe
Rückzugsbereiche z. B.
Voliere, Sitzstangenleiter, Tageslicht im Stall
Soziale Interaktionen
Soziales Picken
Hacken
Jagen
Raumangebot
Gruppenhaltung
Fortpflanzungsverhalten
Treiben
Walzern
Treten
Nestverhalten
Nestinspektion
Liegen i. d. Nestmulde
Nesteln
Scharren
Frontales Picken
Eiablage
Eiunterrollen
Brüten
ten
Einsatz von Hähnen
Nestbereich
eingestreute Nester mit
Anflugstangen
Die ethologischen Untersuchungen im Rahmen des KTBL-Modellvorhabens wurden im Legehennendurchgang E-3-KTBL2-07/98-07/99 durchgeführt.
59
3.2.1.1 Tiere, Material und Methode
Die Untersuchung wurde entsprechend der Anleitung „Tierbeobachtung“ und im Legehennendurchgang E3-KTBL2-07/98-07/99 durchgeführt. Die Untersuchung teilt sich auf in eine Voruntersuchung und drei direkten Tagesbeobachtungen.
Voruntersuchung
Vorbereitend für die Durchführung der Untersuchung wurde in der 3. Juli-Woche 1998 eine Vorbeobachtung durchgeführt, um Schwachzonen im Stall bzw. Problembereiche bezüglich des Verhaltens der Tiere
im Modellstall aufzuspüren. Der Beobachter führte diese Beobachtung von den Standorten 1 und 3 im
Stall und von den Standorten 5 und 6 am Außenklimaraum aus (Abb. 43).
Folgende potentielle Problembereiche konnten festgestellt werden (Tab. 36):
Tab. 36: Mögliche Problembereiche im Stall
Bereich
Beschreibung
Zugänglichkeit des Außenklimaraums
Die geringe Größe der Luken zum Außenklimaraum könnte
Auswirkungen auf die Nutzung des Außenklimaraums haben,
d. h. der überdachte Auslauf wird schlecht genutzt
Nester
Das Nestangebot ist gering. Zusätzlich wird die vordere Abrollfläche im Nest bevorzugt von den Hennen zur Eiablage genutzt. Ist die Anzahl verlegter Eier deswegen erhöht?
Fütterung
Wirken die Futterbahnen als Barrieren für die Hennen?
Einsatz von Hähnen
Es wurden nur selten Hähne im Scharraum gesichtet, im
Außenklimaraum nie
Basierend auf der Voruntersuchung erschien es dem Verfasser vorteilhaft, die Untersuchung mittels einer
direkten Beobachtung eines ausgewählten Stallbereiches durchzuführen, und die Nutzung des Außenklimaraums mitzuerfassen (s. Anleitung Tierbeobachtung, Methode 2: Videoüberwachung bzw. direkte
Beobachtung eines ausgewählten Stallbereiches).
3.2.1.2 Hauptuntersuchung
Für die Beobachtung wurde der Nestblock 1 mit den Nestern 1, 2 und 3 in der oberen und unteren Nestreihe (oN1-3 und uN1-3), die Nestanflugstangen (oNA und uNA), die Scharraumbereiche in Höhe des 1.
Volierenelements (wandseitiger und fensterseitiger Scharraum (SW, SF)) incl. Ausschlupfluke, das Volierenelement 1 mit seinen Ebenen 1-3, Futter- und Tränkebahnen (wand- und fensterseitig: EW1-3, EF1-3,
F1-4, T1-5) und der gesamte Außenklimaraum mit Hühnerleiter, Sandbad und übrigem Scharrbereich
ausgewählt (Abb. 16).
Als Beobachtungsmethode wurde die Momentaufnahme mit einem Intervall von 30 Minuten genommen.
Dabei wird zu festgelegten Zeiten (hier zu jeder vollen und halben Stunde) eine Zählung durchgeführt und
die Häufigkeiten ausgewählter Verhaltensweisen (Tab. 14) notiert (M ARTIN und BATESON, 1986).
Im folgenden wird der Ablauf dargestellt:
Der Beobachter betrat den Standort 1, um die Tiere im wandseitigen Scharraum, auf den Nestanflugstangen, und der Ebene 1 (EW1) zu erfassen. Vom Standort 2 aus wurden die Tiere in den Nestern und den
Volierenebenen EW2 und EW3, Tränkebahn T4 und T5 (= Sitzstangen) notiert. Die Zählung auf der Fensterseite erfolgte an den Standorten 3 und 4 in gleicher Weise. Die Beobachtung im Außenklimaraum
60
wurde von den Standorten 5 bis 7 durchgeführt. Dabei bewegte sich der Beobachter langsam vom Türbereich Richtung Sortierraum (s. Abb. 43).
Durch diese Vorgehensweise wurde der Einfluß des Beobachters auf die Tiere minimal gehalten. Die
Hühner wurden nicht verschreckt oder angelockt, so daß diese den Beobachtungsbereich verließen oder
verstärkt aufsuchten. Nur selten geschah dieses während der Zählung im Außenklimaraum, besonders
zu Beginn einer Beobachtungseinheit. Die Zählung wurde in diesen Fällen wiederholt.
Stall
Nestblock
Nest
Scharraum
Volierenelement
2
1
3
4
5
6
1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3
2
1
1
3
Scharraum
2
3
4
5
6
7
8
9
4
Außenklimaraum
Hühnerleiter
Rundfuttertrog
5
Sandbad
Nippeltränke
Futterrinne
Korb
6
7
Beobachtungsbereich
Beobachtungsstandort
Abb. 43: Beobachtungsbereich und Beobachtungsstandorte im Modellstall
T5
oN1-3 oNA
EW3
uN1-3 uNA
EW2
SW EW1
oN1-3
uN1-3
oNA
uNA
SW
SF
EW1-3
EF1-3
F1-4
F4
F2
Fenster
T4
EF3
T3
F3
T2
T1
F1
EF2
EF1
SF
Ausschlupfluke
obere Nestreihe mit den Nestern 1-3
untere Nestreihe mit den Nestern 1-3
obere Nestanflugstange
untere Nestanflugstange
Scharraum, wandseite
Scharraum, fensterseite
wandseitige Volierenebenen
fensterseitige Volierenebenen
Futterbahnen
Plattform
Hühnerleiter
Außenklimaraum
Abb. 44: Schema des Stalles mit Abkürzungen der Aufenthaltszonen
Erfaßt wurden die folgenden Verhaltensweisen (Tab. 37):
61
Tab. 37: Auflistung der erhobenen Verhaltensweisen
Verhalten
Stallbereich
Wandseite
Fensterseite
Nestbe- Scharreich
raum
Voliere
EW1 EW2 EW3 T4
Picken (Fut-
X
ter)
Picken (Ein-
EF1
EF2
X
X
X
EF3
T5
X
streu)
X
X
X
X
X
X
Scharren
X
Stehen
X
X
X
X
X
X
X
X
Laufen
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
hen/Liegen
Schar-
klima-
raum
bereich
X
Trinken
Ru-
Außen-
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
Sandbaden /
Sonnenba-
X
den
Eiablage
X
Im Außenklimabereich wurde die Zählung nach folgendem Schema durchgeführt (Tab. 38):
Tab. 38: Zählung der Tiere im Außenklimabereich
Zone im Außenklimabereich
Bemerkungen
Anzahl Tiere auf Hühnerleiter und Plattform
Anzahl Tiere auf Großballen / Gerüst
Anzahl Tiere im Sandbad
davon:
sandbadend
auf Kantholz ruhend
Anzahl Tiere im übrigen Scharrbereich
davon:
an der Nippeltränke
nicht in Funktion
an der Futterrinne
Austernschalen
am Rauhfutterkorb
nicht in Funktion
am Futterautomat
Austernschalen
sandbadend
liegend/ruhend
sonnenbadend
62
Gesamtanzahl
Im Anschluß der Zählung wurde für die restliche Zeit des Beobachtungsbereichs im Stall vom Standort 1
aus beobachtet.
Die Ereignisse Abstürze vor Nestern, Vertreiben vor Nestern, Verdrängen am Futterbehälter, Federpicken
wurden kontinuierlich erfaßt.
Innerhalb einer Woche erfolgte eine Beobachtung über einen Zeitraum eines Lichttages. An folgenden
Terminen wurden die Beobachtungen durchgeführt (Tab. 39):
Tab. 39: Beobachtungstermine in Bezug auf Lebenswoche, Legeleistung und Lebensfähigkeit
Be obach Termine laut Anleitung
tungs-Nr.
Datum
Lebenswoche,
Legeleistung und
L e b e nsfähigkeit
1
in den ersten zwei Wochen
nach der Aufstallung
21. August - 01. September
1998
24
80.8 % / 100 %
2
bei voller Legeleistung in der
25. bis 35. Lebenswoche
07. – 10. Oktober 1998
31
89,5 % / 98,7 %
3
gegen Ende der Legeperiode
nach der 66. Lebenswoche
28. – 30. Juli 1999
73
83,8 % / 91,2 %
Tab. 40: Beobachungstage, Beobachtungsblöcke und Wetterdaten
Nr.
B1
Tag
Beobachtungsdauer
Wetterdaten
Temperatur
Min
Max
Niederschlag
Sonnenstunden
weitere Bemerkungen
21.08.1998
7.30 – 13.00 Uhr
14°C
16°C
3 mm
0,2 h
bedeckt, starker
Wind, abgekühlt
31.08.1998
14.00 – 20.30 Uhr
10°C
20°C
1,5 mm
0,2 h
bedeckt
01.09.1998
3.00 – 6.30 Uhr
10,5°C
21,5°C
0
6,8 h
heiter bis wolkig
07.10.1998
12.30 – 18.30 Uhr
5°C
7°C
19 mm
0h
09.10.1998
3.00 – 6.00 Uhr
7°C
13°C
0
3,2 h
11.10.1998
6.30 – 12.30 Uhr
-
12°C
3 mm
0h
28.07.1999
14.00 – 20.30 Uhr
14°C
25°C
0
10,2 h
sonnig
30.07.1999
4.00 – 13.30 Uhr
10°C
27°C
0
10,0 h
sonnig
bedeckt
wechselhaft
bedeckt
63
Das Lichtprogramm startete bei den Beobachtungen 1 und 2 um 03.00 Uhr, bei der Beobachtung 3 um
04.00 Uhr.
3.2.1.3 Ergebnisse und Diskussion
3.2.1.3.1
Gesamtverteilung im Stall
In Abb. 45 wird die Nutzung des beobachteten Stallbereiches im Tagesverlauf der drei Beobachtungen
dargestellt.
Die Detailbereiche werden weiter unten behandelt.
64
B 1 - 2 4 . L W 21:00
Uhrzeit
20:00
19:00
18:00
17:00
16:00
15:00
14:00
13:00
12:00
11:00
10:00
9:00
8:00
7:00
6:00
5:00
4:00
3:00
B2 - 31. LW
19:00
18:00
17:00
16:00
15:00
14:00
13:00
12:00
11:00
10:00
9:00
8:00
7:00
6:00
5:00
4:00
3:00
B3 - 73. LW
21:00
20:00
19:00
18:00
17:00
16:00
15:00
14:00
13:00
12:00
11:00
10:00
9:00
8:00
7:00
6:00
5:00
4:00
3:00
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
45%
50%
55%
60%
65%
70%
75%
80%
85%
90%
95% 100%
AnteilAnteil
Hühner
Hühner
in verschiedenen
im Beobachtungsbereich
Stallbereichen
Nestbereich
Scharraum-W
Voliere
Scharraum-F
Abb. 45: Übersicht - Nutzung der Stallbereiche während der Beobachtungen B1 bis B3
65
3.2.1.3.2
Nutzung der Nester
In Abb. 46 wird die Nutzung des Nestbereichs im Tagesverlauf der drei Beobachtungstermine dargestellt.
35
% Hühner
30
25
20
15
10
5
0
3:00
4:00
5:00
6:00
7:00
8:00
9:00
B1 - 20.08.98
10:00 11:15 12:00 13:00 14:00 15:00 16:00 17:00 18:00 19:00 20:00 21:00
B2 - 07.10.98
B3 - 28.07.99
Uhrzeit
Abb. 46: Hennen im Nestbereich im Tagesablauf der Beobachtungstermine
Die Abbildung zeigt, daß in den ersten Stunden nach Lichtbeginn die Frequentierung der Nester bis auf
30 % der Hennen im Beobachtungsbereich ansteigt (5.00 / 6. 00 Uhr). Am dritten Beobachtungstermin ist
der steile Anstieg nicht mehr erkennbar. Ab 13. 00 Uhr liegt der Anteil der Hennen im Nestbereich bei unter
10 %. Maximal wurden 8 Hennen in einem Nest gezählt. Dieser Wert wurde einmal während der 1. Beobachtung ermittelt. Max. fünf Hennen wurden auf einer der beiden Abrollflächen im Nest gezählt (= 334
cm²/Henne).
Die Legeleistung lag an den Beobachtungsterminen bei 80,8 % (24. LW.), 89,5 % (31. LW.) bzw. 83,8 %
(73. LW.).
Es konnte im Rahmen dieser Beobachtung festgestellt werden, daß beide Nestetagen gleich gut angenommen werden. Der Anteil der Hennen, die die vordere Abrollfläche nutzen, liegt am dritten Beobachtungstermin bei 94 %, während zu Beginn der Legeperiode die hintere Abrollfläche präferiert wird (Abb.
47).
Weitere detaillierte Angaben zur Nestnutzung werden in den Kapiteln 3.2.4 „Verlegen von Eiern“ und
3.2.5 „Verteilung der Hennen im Nestbereich“ gemacht.
66
% Hennen
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Nest oben
Nest unten
vordere Abrollfläche
hintere Abrollfläche
Nestbereich
B1 - 20.08.98
B2 - 01.10.98
B3 - 28.07.99
Abb. 47: Verteilung der Hennen im Nestblock 1: untere und obere Nestetage / vordere
und hintere Abrollfläche
3.2.1.3.3
Nutzung der Voliere
An den Beobachtungstagen liegt der durchschnittliche Anteil der Hennen, die sich in der Voliere befinden
bei 68,5 %. Sie liegt zu Beginn und am Ende des Lichttages bei über 95 %. Während der Hauptlegezeit
ist die Nutzung der Voliere am geringsten (Abb. 48).
Anteil
100
Hühner
im Volieren- 90
bereich (%)
80
70
60
50
40
30
20
10
0
3:00 4:00 5:00 6:00 7:00 8:00 9:00 10:00 11:00 12:00 13:00 14:00 15:00 16:00 17:00 18:00 19:00 20:00 21:00
B1 - 20.08.98
B2 - 07.10.98
B3 - 28.07.99
Uhrzeit
Abb. 48: Nutzung der Voliere im Tagesablauf während der Beobachtungen
67
Auffallend ist, daß an den ersten zwei Beobachtungsterminen nach Lichtbeginn über 25 % der Tiere die
Voliere sehr schnell Richtung Scharraum und Nestbereich verlassen.
3.2.1.3.4
Verhalten in der Voliere
In Tab. 41 bis Tab. 43 werden Durchschnittswerte zum Stehen, Laufen, Trinken, Futterpicken, Putzen und
Ruhen bzw. Liegen jeweils bis 14 h Stunden nach Lichtbeginn wiedergegeben.
Das Futterpicken macht im Durchschnitt der drei Beobachtungen einen Anteil von 44,7 % am Gesamtverhalten aus. Maximal 70 % der Hennen picken zur gleichen Zeit Futter. Danach folgt das Stehen (21,4
%), das Wassertrinken (11,8 %), das Laufen (9,5 %), das Ruhen bzw. Liegen (7,1 %) und das Putzen
(5,1 %).
Deutlichen Einfluß auf das Verhalten der Tiere im Gesamtsystem haben die Fütterungszeiten. Bei Anlaufen der Futterkette werden die Tiere in der Voliere selbst, aus dem Scharraum und in geringem Ausmaß
auch aus dem Außenklimabereich zur Futterkette gelockt.
Tab. 41: Tierverhalten in der Voliere (%) – B1 20.08.98
B1-Voliere
Stehen
Laufen
Trink e n
Picken
Futt e r
Putzen
Ruhen /
Liegen
Mittelwert
27,8
12,7
9,9
38,8
3,7
6,9
Min
11,1
0,0
0,9
23,8
0,0
1,1
Max
52,5
28,6
19,5
58,9
8,9
14,8
Tab. 42: Tierverhalten in der Voliere (%) – B2 07.10.98
B2-Voliere
Stehen
Laufen
Trinken
Picken
Futt e r
Putzen
Ruhen /
Liegen
17,0
7,6
13,1
49,7
3,8
8,7
Min
4,4
0,0
2,3
36,8
0,0
1,0
Max
36,7
17,6
22,2
70,5
9,2
25,3
Mittelwert
Tab. 43: Tierverhalten in der Voliere (%) – B3 28.07.99
B3-Voliere
Stehen
Laufen
Trinken
Picken
Futt e r
Putzen
Ruhen /
Liegen
19,3
8,2
12,5
45,8
7,9
5,8
Min
5,5
2,5
3,6
18,8
0,0
0,0
Max
45,8
15,7
20,6
68,4
27,3
14,9
Mittelwert
In Abb. 49 wird ein Tagesverlauf wiedergegeben. Zu den Fütterungszeiten erhöht sich die Anzahl Tiere
gegenüber der vorhergehenden Zählung um bis zu 20 % (5:30 Uhr).
68
B3-Voliere
Uhrzeit
20:30
19:00
17:30
16:00
14:30
13:00
11:30
10:00
8:30
7:00
5:30
4:00
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
45%
50%
55%
60%
65%
70%
75%
80%
85%
90%
95% 100%
Häufigkeiten
Stehen
Laufen
Trinken
Picken Futter
Putzen
Ruhen / Liegen
Abb. 49: Verhalten in der Voliere über einen Zeitraum von 17 h (% Tiere im Volierenelement) (B3 28.07.99)
3.2.1.3.5
Nutzung der Scharräume
In Tab. 44 wird die durchschnittliche Nutzung der Scharräume dargestellt.
Tab. 44: Nutzung der Scharräume an den Beoachtungstagen - Mittelwert, Maximalund Minimalwerte (% der Tiere im Beobachtungsbereich Stall)
B1 20.08.98
Scharraum
B2 07.10.98
B3 28.07.99
wandseitig
fensterseitig
wandseitig
fensterseitig
wandseitig
fensterseitig
9,4
15,1
11,0
7,5
6,5
15,3
Max
20,9
31,3
22,1
12,5
14,3
31,0
Min
0,0
0,0
5,0
2,8
1,6
1,1
Mittelwert
Deutlich ist der Einfluß des Tageslichts. Während der ersten und der dritten Beobachtung ist der fensterseitige Scharraum stark frequentiert, weil die Sonne in den Stall scheint und die Tiere verstärkt zum
Sandbaden und zum Aufenthalt im direkten Einfallsbereich des Sonnenlichts einlädt (vergl. Wetterdaten
Tab. 40).
3.2.1.3.6
Verhalten in den Scharräumen
In den folgenden Diagrammen (Abb. 51 bis Abb. 61) wird der Anteil Hühner im wandseitigen bzw. fensterseitigen Scharraum an der Gesamtzahl (absolute Zahlen) im Beobachtungsbereich Stall und das Verhalten der Tiere in den Scharräumen dargestellt.
69
B1
Uhrzeit
20:00
19:00
18:00
17:00
16:00
15:00
14:00
13:00
12:00
11:15
10:00
9:00
8:00
7:00
6:00
5:00
4:00
3:00
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120
130
140
150
160
170
180
190
200
Anzahl Tiere
Tiere im Beobachtungsbereich
Tiere im wandseitigen Scharraum
Abb. 50: B1 20.08.98 - Anzahl Tiere im Beobachtungsbereich und im wandseitigen
Scharraum
B1-SW
Uhrzeit
21:00
20:00
19:00
18:00
17:00
16:00
15:00
14:00
13:00
12:00
11:15
10:00
9:00
8:00
7:00
6:00
5:00
4:00
3:00
0%
5%
10%
Stehen
15%
20%
25%
Laufen
30%
35%
40%
45%
50%
Picken Scharraum
55%
60%
65%
70%
Putzen
75%
80%
Sandbaden
85%
90%
95% 100%
Ruhen/Liegen
Abb. 51: B1 20.08.98 – Verhalten im wandseitigem Scharraum
70
B1
Uhrzeit
21:00
20:00
19:00
18:00
17:00
16:00
15:00
14:00
13:00
12:00
11:15
10:00
9:00
8:00
7:00
6:00
5:00
4:00
3:00
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120
130
140
150
160
170
180
190
200
Anzahl Tiere
Tiere im Beobachtungsbereich
Tiere im fensterseitigen Scharraum
Abb. 52: B1 20.08.98 - Anzahl Tiere im Beobachtungsbereich und im fensterseitigen
Scharraum
B1-SF
Uhrzeit
19:30
18:00
16:30
15:00
13:30
12:00
10:30
9:00
7:30
6:00
4:30
3:00
0%
5%
10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50% 55% 60% 65% 70% 75% 80% 85% 90% 95% 100%
Stehen
Laufen
Picken Scharraum
Putzen
Sandbaden
Ruhen/Liegen
Abb. 53: B1 20.08.98 – Verhalten im fensterseitigen Scharraum
71
B2
Uhrzeit
21:00
20:00
19:00
18:00
17:00
16:00
15:00
14:00
13:00
12:00
11:15
10:00
9:00
8:00
7:00
6:00
5:00
4:00
3:00
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120
130
140
150
160
170
180
190
Anzahl Tiere
Tiere im Beobachtungsbereich
Tiere im wandseitigen Scharraum
Abb. 54: B2 07.10.98 - Anzahl Tiere im Beobachtungsbereich und im wandseitigen
Scharraum
B2-SW
21:00
Uhrzeit 20:00
19:00
18:00
17:00
16:00
15:00
14:00
13:00
12:00
11:15
10:00
9:00
8:00
7:00
6:00
5:00
4:00
3:00
0%
5%
10%
Stehen
15%
20%
25%
Laufen
30%
35%
40%
45%
50%
Picken Scharraum
55%
60%
65%
70%
Putzen
75%
80%
Sandbaden
85%
90%
95% 100%
Ruhen/Liegen
Abb. 55: B2 07.10.98 – Verhalten im wandseitigem Scharraum
72
B2
Uhrzeit
21:00
20:00
19:00
18:00
17:00
16:00
15:00
14:00
13:00
12:00
11:15
10:00
9:00
8:00
7:00
6:00
5:00
4:00
3:00
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120
130
140
150
160
170
180
190
Anzahl Tiere
Tiere im Beobachtungsbereich
Tiere im fensterseitigen Scharraum
Abb. 56: B2 07.10.98 - Anzahl Tiere im Beobachtungsbereich und im fensterseitigen
Scharraum
B3-SF
Uhrzeit 20:00
19:00
18:00
17:00
16:00
15:00
14:00
13:00
12:00
11:15
10:00
9:00
8:00
7:00
6:00
5:00
4:00
3:00
0%
5%
10%
Stehen
15%
20%
25%
Laufen
30%
35%
40%
45%
50%
Picken Scharraum
55%
60%
Putzen
65%
70%
75%
80%
Sandbaden
85%
90%
95% 100%
Ruhen/Liegen
Abb. 57: B2 07.10.98 – Verhalten im fensterseitigem Scharraum
73
B3
Uhrzeit
21:00
20:00
19:00
18:00
17:00
16:00
15:00
14:00
13:00
12:00
11:15
10:00
9:00
8:00
7:00
6:00
5:00
4:00
3:00
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120
130
140
150
160
170
180
Anzahl Tiere
Tiere im Beobachtungsbereich
Tiere im wandseitigen Scharraum
Abb. 58: B3 28.07.99 - Anzahl Tiere im Beobachtungsbereich und im wandseitigen
Scharraum
B3-SW 21:00
Uhrzeit 20:00
19:00
18:00
17:00
16:00
15:00
14:00
13:00
12:00
11:15
10:00
9:00
8:00
7:00
6:00
5:00
4:00
3:00
0%
5%
10%
Stehen
15%
20%
25%
Laufen
30%
35%
40%
45%
50%
Picken Scharraum
55%
60%
65%
70%
Putzen
75%
80%
Sandbaden
85%
90%
95% 100%
Ruhen/Liegen
Abb. 59: B3 28.07.99 – Verhalten im wandseitigen Scharraum
74
B3
21:00
Uhrzeit
20:00
19:00
18:00
17:00
16:00
15:00
14:00
13:00
12:00
11:15
10:00
9:00
8:00
7:00
6:00
5:00
4:00
3:00
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120
130
140
150
160
170
180
Anzahl Tiere
Tiere im Beobachtungsbereich
Tiere im fensterseitigen Scharraum
Abb. 60: B3 28.07.99 - Anzahl Tiere im Beobachtungsbereich und im fensterseitigen
Scharraum
B3-SF
Uhrzeit 20:00
19:00
18:00
17:00
16:00
15:00
14:00
13:00
12:00
11:15
10:00
9:00
8:00
7:00
6:00
5:00
4:00
3:00
0%
5%
10%
Stehen
15%
20%
25%
Laufen
30%
35%
40%
45%
50%
Picken Scharraum
55%
60%
Putzen
65%
70%
75%
80%
Sandbaden
85%
90%
95% 100%
Ruhen/Liegen
Abb. 61: B3 28.07.99 – Verhalten im fensterseitigem Scharraum
Die Beobachtungen zeigen, daß der eigentliche Zweck der Scharräume, die Tiere zum Picken und Scharren anzuregen, nicht ausreichend erfüllt wird, was an dem hohem Anteil Stehen, Putzen und Liegen/Ruhen erkennbar wird. Der Anteil Scharren und Picken im wandseitigen Scharraum schwankt während der Beobachtungen zwischen 15 % und 29 %, auf der Fensterseite zwischen 10 % und 24 %. Wäh-
75
rend der Beobachtung 3 steigt der Anteil pickender und scharrender Hennen nach 17:30 auf bis zu 50 %
an.
Deutlich ist der Einfluß der künstlichen Beleuchtung. Während die Tiere auf der Wandseite nach dem
Ausschalten der Lampen nächtliches Verhalten zeigen, d. h. Verlassen des Nestbereiches und des
Scharraums in Richtung Voliere, erreicht das Scharren und Picken im fensterseitigen Scharraum sein
Maximum. Bis zu 50 % der gezählten Tiere führen dieses Verhalten aus.
3.2.1.3.7
Kontinuierliche Beobachtung
Die Ereignisse Abstürze und Vertreiben vor Nestern, Verdrängen am Futterbehälter und Federpicken
wurden im Rahmen der drei Beobachtungen nicht festgestellt.
3.2.1.4 Verhaltensstörungen – Federpicken und Kannibalismus
Eine Verhaltensstörung ist eine im Hinblick auf Modalität, Intensität oder Frequenz erhebliche und andauernde Abweichung vom Normalverhalten (SAMBRAUS 1997). D. h. daß diese Verhaltensweisen unter
natürlichen Verhältnissen nicht auftreten. Im Fall des Bankivahuhns als Stammform des Haushuhnes ist
Federpicken und Kannibalismus nicht beobachtet worden.
Federpicken ist nicht als Zeichen von Aggression anzusehen, sondern als umgeleitetes Futter- bzw. Bodenpicken (BAUM 1994). F ÖLSCH (1981) definiert Federpicken als eine Verhaltensweise, bei der durch
eine Berührung des Artgenossen mit Ausnahme agonistischer Berührungen Fluchtverhalten ausgelöst
wird. Nach ALLEN und PERRY (1975) ist der Kannibalismus vom Federpicken als eigenes Phänomen zu
trennen. Kannibalismus kann ohne dem Vorliegen von Federpicken entstehen. Zu definieren ist der Kannibalismus als Verhaltensweise, bei der Hautgewebe (bedeckt als auch unbedeckt) oder blutgefüllte Federkiele von Artgenossen bepickt werden und in der Folge größere blutige Verletzungen entstehen, die
wiederum ein verstärktes Interesse anderer Tiere nach sich ziehen. Verletzte Tiere werden i.d.R. so lange
von anderen Hennen verfolgt, bis diese körperlich so stark geschwächt sind, daß sie nicht mehr fliehen
können. In diesem Zustand werden diese Tiere getötet, teilweise findet ein Aushöhlen über die Kloake
statt.
Kannibalismusausbruch
In der 3. Augustwoche (13 August 1999) kam es zu einem Kannibalismusausbruch in den Ställen 2 und
3. Täglich wurden ein bis drei Abgänge verzeichnet. Unter den toten Tieren sind viele gesundaussehende,
vollbefiederte und schwere Tiere. Nur wenige Tiere kommen zur Untersuchung zum Tierärztlichen Institut
Göttingen, weil die Todesursache eindeutig ist.
Folgende Beobachtungen wurden am 23. August gemacht:
Es sind mehrere „Picker“-Hennen im überdachten Auslauf zu beobachten, die sich von hinten anderen
Hennen nähern und in erster Linie den Kloakenbereich dieser Hennen anpicken. Die Picker-Hennen können als im Durchschnitt leichtere Hennen eingestuft werden mit recht gutem Federkleid. Es werden alle
Hennen bepickt, an denen die Picker beim Voranschreiten vorbeikommen. Vermutlich ranghöhere Hennen wehren sich sofort, d. h. sie drehen sich um, verfolgen und hacken die Picker-Henne. Die meisten
Hennen wehren sich jedoch nicht und entfernen sich. Je nach Stärke und Zielort des Pick-Hiebes (an
Haut oder Feder) stößt die betroffene Henne einen Schmerzton aus.
Federpicken kann als begleitende Verhaltensstörung nicht festgestellt werden. Auffällig viele Federn liegen im Schlechtwetterauslauf. Diese wären im Fall von Federpicken mit Ausnahme der großen Deckfedern nicht mehr vorhanden.
76
Am Besuchstag werden mehrere Hennen beobachtet, die blutende Verletzungen im Kloakenbereich haben und von anderen Hennen verfolgt werden. Zwei Hennen mit Verletzungen werden aus dem Stall genommen.
Abgänge: Am Besuchstag wurde die Untersuchung verlegte Eier durchgeführt. Im Scharraum auf der
Wandseite auf Höhe des 6 Volierenelementes wurde eine tote, nicht ausgefressene, jedoch stark am
Hals bepickte Henne, vorgefunden.
Vormittags um 11.00 Uhr wurde eine Hennenansammlung im Schlechtwetterauslauf bemerkt. Der Beobachter vermutete, daß ein Ei von den Hennen verzehrt würde. Es handelte sich jedoch um eine Henne,
die bereits leergefressen war, d. h. der Darm war weggepickt worden (Abb. im Anhang).
Tote Tiere waren bis zu diesem Zeitpunkt nicht im überdachten Auslauf aufgetreten.
Der allgemeine Gefiederzustand ist sehr gut, nur vereinzelt sind Tiere mit schlechtem Gefieder anzutreffen
(< 5 %). Verletzungen auf Kahlstellen im Rückenbereich wurden nicht gesehen. Am Beobachtungstag
wurden im Schwanzbereich schlecht befiederte Tiere mit frischen/abgeheilten (d. h. sichtbarer Wundverschluß) von anderen Tieren verfolgt. Direkt beobachtet wurde solch ein Tier im Schlechtwetterauslauf,
das seinen Verfolgern zunächst über die Hühnerleiter in den Stall entwischen kann. Im Stall versucht die
Henne mehrfach, die zweite Ebene anzufliegen. Das Tier ist anscheinend schon so geschwächt, daß es
nach dem vierten Versuch aufgibt. Es betritt die erste Ebene und gelangt über den Schacht auf die Ebene
2 des wandseitigen Volierenbocks. Auf einer Sitzstange vor der Futterrinne kommt das Tier zur Ruhe und
wird vom Beobachter aus dem Stall genommen.
Maßnahmen
Die eigene Futtermischung (zu diesem Zeitpunkt war in der hofeigenen Futtermischung ein Anteil von
10 % des Weizens durch Hafer ersetzt worden) wurde abgesetzt und ab dem 19. August durch das Alleinfutter für Legehennen (Fertigfutter) der Raiffeisen Warenzentrale Kurhessen-Thüringen ersetzt. Proben
des Ergänzers und der Hofmischung wurden zwecks Untersuchung zur Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Kassel gebracht.
Die Fensterklapppen wurden soweit hochgezogen, daß der horizontale Abstand zum oberen Fensterrahmen 32 cm betrug, um den Tageslichteinfall einzuschränken. Die Anzahl der Kontrollgänge im Stall wurde erhöht, um verletzte, geschwächte oder tote Tiere herauszunehmen.
Ursache
Laut Untersuchungsergebnis der Hessischen Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Kassel war u. a. der
Natriumgehalt im eiweißreichen Ergänzungsfutter nicht ausreichend und betrug statt 0,15 % nur 0,1 %.
Somit enthielt die hofeigene Futtermischung nicht ausreichend Natrium. Es ist davon auszugehen, daß
dadurch ein Mangelzustand gerade schlecht genährter Tiere provoziert wurde.
3.2.2
Nutzung des Außenklimaraums
Außenklimaräume bieten den Tieren die Möglichkeit Außenklimareize wahrzunehmen und bereichern das
Haltungssystem durch eine Erweiterung der Möglichkeiten der Futtersuche und –aufnahme (Picken,
Scharren, Zerren etc.). Durch die Art der Bauweise ist der Außenklimabereich im Vergleich zum Stall
deutlich heller und bietet gute Möglichkeiten zum Sandbaden, vorausgesetzt die Einstreu hat eine ausreichende Höhe.
Besonderes Merkmal des Außenklimaraums im Modellstall ist die Erreichbarkeit über zwei kleine
Ausschlupfluken jeweils in Kombination mit einer kleinen Plattform (ca. 60 cm x 50 cm) und einer Hühnerleiter, um eine Höhendifferenz von 2,40 m zu überwinden. Die Ausschlupfluken sind 45 cm breit, 45
cm hoch und verschließbar.
77
3.2.2.1 Tiere, Material und Methode
Die Untersuchungen wurden entsprechend der Anleitung zur „Untersuchung der Nutzung des Kaltscharraumes und des Grünauslaufes durch die Legehennen“ und im Legehennendurchgang E-3-KTBL2-07/9807/99 durchgeführt. Die Zählungen erfolgten wie im Kapitel 3.2.1 „Tierverhalten im Modellstall“ beschrieben. In Tab. 45 werden die zusätzlichen Beobachtungstermine (a – f) aufgelistet. Neben den drei Beobachtungsterminen 1 – 3 (s.o.) wurden drei weitere Tagesbeobachtungen, zwei nachmittägliche Beobachtungen und eine nächtliche/morgendliche Beobachtung durchgeführt.
Tab. 45: Beobachtung „Nutzung des Außenklimaraums“: zusätzliche Zählungen a - e
Be ob.-Nr. Datum
Beobachtungsblock
a
04.12.1998
09:45 – 17:15 Uhr
b
28.01.1999
14:00 – 18:00 Uhr und 19:30 Uhr
04.02.1999
geschlossen
18.02.1999
geschlossen
c
14.03.1999
12:45 – 18:45 Uhr
d
31.03.1999
09:45 – 18:45 Uhr
e
26. und 27.05.1999
07:14 – 21:45 Uhr
f
08.06.1999
20:15 – 08:15 Uhr
3.2.2.2 Ergebnisse
3.2.2.2.1
Allgemeine Frequentierung
Der überdachte Auslauf wird an den Beobachtungen 1 – 3 durchschnittlich von 16,7 % der Gesamttieranzahl genutzt (Tab. 46). Abb. 62 zeigt, daß die Nutzung des Außenklimaraums zum Nachmittag hin an
den drei Beobachtungsterminen 1 – 3 deutlich ansteigt. Die maximalen absoluten Zahlen betragen 331,
365 und 379 Tiere, entsprechend 27,6 %, 31,1 % und 34,4 % der Gesamtherde. Die Minimalwerte betragen 9,0 %, 5,2 % und 9,8 %. An den aufgeführten Terminen war der überdachte Auslauf ständig zugänglich.
An den übrigen Terminen werden Nutzungsraten von 1,0 % bis 30,5 % gezählt. Am 04.12.1998 wurden
bei geringen Minustemperaturen und in den ersten vier Wochen nach Wiederöffnen des Außenklimaraums Anfang März (Leistungseinbruch) die niedrigsten Nutzungsraten ermittelt.
78
Tab. 46: Nutzung des Außenklimaraums (% der Gesamtherde, Min, Max) und Wetterdaten
Beobach-
1
tung
2
a
b
c
d
e
f
3
Datum
20.08.98
07.10.98
04.12.98
28.01.99
14.03.99
31.03.99
26.05.99
08.06.99
28.07.99
Dauer
Tag
Tag
Tag
Nachmit-
Nachmit-
Tag
Tag
spät +
Tag
tag
tag
bedeckt
leicht
nach
morgens
bewölkt
Nebelauf-
sonnig;
lösung
später
heiter
bewölkt,
Wetter
heiter bis
bedeckt
w olkig,
wechsel-
bedeckt
bedeckt,
haft
morgens
windig
bewölkt
sonnig
windig
Max °C
16,0-21,0
7,0-13,0
-2
1,6
12,3
17,6
22,1
18,0
25,0-27,0
Min °C
10,5-14,0
5,0-7,0
-2,1
1,0
6,0
1,3
6,9
12,1
10,0-14,0
1)
4,5
22
3,4
4,0
0,0
0,0
0,0
4,0
0,0
0,2
0,0
0,0
0,0
0,0
8,5
11,9
3,9
10
16,4
15,6
9,2
13,6
9,9
9,2
19,5
13,9
18,0
9,0
5,2
3,0
1,0
3,3
2,7
10,0
8,9
9,8
27,6
31,1
22,7
30,5
21,4
27,9
28,3
23,5
34,4
NS (mm)
Sonnenstunden (h)
∅-Anteil
(%)
min. Nutzung (%)
max. Nutzung (%)
1)
NS = Niederschlag
Anzahl 400
350
300
250
200
150
100
50
0
3:15
4:15
5:15
6:15
7:15
B1 20.08.98
8:15
9:15
10:15
11:15
12:15 13:15
B2 07.10.98
14:15
15:15 16:15
17:15 18:15
19:15
20:15 21:15
B3 28.07.99
Uhrzeit
Abb. 62: Nutzung des Au ßenklimaraums an den 3 Beobachtsterminen (absolut)
79
3.2.2.2.2
Verteilung
In der Abb. 63 wird die Nutzung des überdachten Auslauf in den Bereichen Hühnerleiter (incl. Plattformen), Holzgerüst, Sandbad und Scharraum an den Beobachtungsterminen 1 bis 3 dargestellt. Im Mittel
der drei Termine wurden die genannten Bereiche mit 12,4 %, 2,9 %, 23,4 % und 61,3 % genutzt. Die
Hühnerleiter als auch das Holzgerüst wurden von den Tieren zum Aufbaumen angenommen. Nachdem
bei der Beobachtung 3 das Holzgerüst nicht mehr vorhanden war, wurde als Ersatz der Holzrahmen des
Sandbads als erhöhter Sitzplatz genommen. Dieses läßt vermuten, daß die Tiere, die vorher das Holzgerüst nutzten, eine Alternative im überdachten Auslauf suchten und diese im Holzrahmen des Sandbads
fanden. Eine weitere Beobachtung war, daß Hühner teilweise auch auf dem Grund des überdachten Auslaufs übernachteten, vorwiegend in der vorderen linken Ecke (vom Stalleingang aus gesehen).
Zu Beginn der Legeperiode wurden mehrere Tiere vorgefunden (Beobachtung 2), die nicht in den Stall
zurückgefunden hatten und nach mehreren Tagen ohne Futter und Wasser geschwächt waren. Als Maßnahme wurden die auffälligen Tiere eingefangen und in den Stall gebracht.
Ein Anteil von maximal 20 % der Hühner reagiert auf das Anlaufen der Futterkette im Stall und verläßt
den überdachten Auslauf.
80
Anteil 100%
B1-üA 90%
20.08.98
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
3:15
4:15
5:15
6:15
7:15
8:15
9:15
3:15
4:15
5:15
6:15
7:15
8:15
9:15
3:15
4:15
5:15
6:15
7:15
10:15 11:15 12:15 13:15 14:15 15:15 16:15 17:15 18:15 19:15 20:15 21:15
Anteil 100%
B2-üA
90%
07.10.98
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
10:15 11:15 12:15
13:15
14:15 15:15 16:15 17:15
18:15 19:15 20:15 21:15
Anteil 100%
B3-üA 90%
28.07.99
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
Hühnerleiter
8:15
9:15
10:15 11:15
Holzgerüst
12:15 13:15 14:15 15:15 16:15 17:15 18:15 19:15 20:15 21:15
Sandbad
Scharraum
Uhrzeit
Abb. 63: Verteilung der Tiere im überdachten Auslauf an den Beobachtungen 1 bis 3
(20.08.98, 07.10.98, 28.07.99)
81
3.2.2.2.3
Nutzung des Sandbads
In Abb. 64 wird die Nutzung des Sandbads an zwei Beobachtungsterminen gezeigt. Oben ist ein Tagesablauf bei bedecktem Himmel (B1 20.08.98), unten ein Tagesablauf bei sonnigem Wetter (B3 28.07.99)
zu sehen. Der erste Balken einer Dreiergruppe zeigt den Nutzungsanteil im Außenklimabereich an. Die
folgenden Balken geben den Anteil der Tiere wieder, die das Sandbadeverhalten ausführen oder sich auf
dem Holzrahmen (Kantholz) des Sandbads befinden (stehend, liegend).
Anteil %
B1-SB
20.08.98
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
3:15
4:15
5:15
6:15
7:15
8:15
9:15
10:15
11:15
12:15
6:15
7:15
8:15
9:15
10:15 11:15 12:15
13:15
14:15
15:15
16:15
17:15
18:15
19:15
20:15 21:15
Anteil %
B3-SB
28.07.99
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
3:15
4:15
5:15
Sandbad
davon sandbadend
13:15 14:15 15:15 16:15 17:15
davon Kantholz
18:15 19:15 20:15
21:15
Uhrzeit
Abb. 64: Nutzung des Sandbads
Am Beobachtungstermin 1 wird das Sandbaden von maximal 11 % der Hennen im Sandbad, am Beobachtungstermin 3 von maximal 46,2 % ausgeführt.
Der Holzrahmen wird auch tagsüber häufig frequentiert. Maximal wurden 27 Tiere auf einer Länge von 5,75
m, entsprechend einer Sitzplatzbreite von 21,3 cm, gezählt.
3.2.2.2.4
Nutzung des übrigen Scharraumes
Am Beobachtungstermin 3 wurde Sandbadeverhalten von maximal 33 %, Sonnenbadeverhalten von maximal 31,3 % der Hennen im Scharraum des überdachten Auslaufes im Zeitraum von 8:45 Uhr bis 18:45
Uhr beobachtet (Abb. 65).
Die Nutzung der Fütterungseinrichtungen (Futterrinne und Rundfutterautomat), die mit Austernschalen
gefüllt waren, betrug an den Beobachtungen 1 bis 3 im Durchschnitt 1,6 %, 5,8 % und 1,8 %.
82
Anteil %
B3-üA-S 100
28.07.99 90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
3:15
4:15
5:15
6:15
7:15
8:15
9:15
übriger Scharraum
10:15 11:15 12:15 13:15 14:15 15:15 16:15 17:15 18:15 19:15 20:15 21:15
davon sandbadend
davon sonnenbadend
Uhrzeit
Abb. 65: Sandbade- und Sonnenbadeverhalten im Scharraum des Außenklimabereiches
3.2.2.2.5
Bemerkungen
Trotz der knappen Bemessung der Ausschlupfluken und der Hühnerleiter wurden Drängeleien und Abstürze in diesem Bereich nicht beobachtet.
Während der Beobachtung 3 wurde um 11:15 Uhr und um 13:45 Uhr ein Hahn im überdachten Auslauf
beobachtet.
Unklar bleibt, ob im Tagesverlauf immer die gleichen Tiere in den überdachten Auslauf gehen. Die Beobachtung, daß die Hennen nach Entfernung des Holzgerüstes den Holzrahmen des Sandbads stärker
frequentieren, läßt vermuten, daß die gleichen Hennen im überdachten Auslauf übernachten.
3.2.3
Nächtliche Verteilung der Hennen im Stall
Hennen ziehen sich zur Nachtruhe auf erhöhte Plätze zurück (M CBRIDE et al., 1969; WOOD-GUSH und
DUNCAN, 1976; FÖLSCH, 1982). Um den Hennen ein Aufbaumen zu ermöglichen und um Rückzugsmöglichkeiten für die Tiere zu schaffen, sollten in artgemäßen Haltungssystemen für Hühner Sitzstangen
bzw. erhöhte Ruheplätze im Stall angeboten werden.
Um einen Überblick über die nächtliche Verteilung der Legehennen im Haltungssystem zu bekommen,
wurde erfaßt, an welchen Plätzen die Hennen nachts ruhten.
3.2.3.1 Tiere, Material und Methode
Die Untersuchung wurde entsprechend Kapitel 2.11 „Ergänzungen“ der Anleitung „Tierbeurteilung“
und im Legehennendurchgang E-3-KTBL2-07/98-07/99 durchgeführt. Die Beobachtung erfolgte als einmalige abendliche bzw. nächtliche Zählung an den Terminen laut Tab. 47.
Die Erfassung erfolgte an den Terminen 1, 3 und 5 im dunklen Stall vom Betreuungsgang aus mit Hilfe
einer Taschenlampe. An den Terminen 2 und 4 wurde die Zählung nach Beendigung des künstlichen
Lichtprogramms, jedoch vor Sonnenuntergang durchgeführt, so daß die Fensterseite noch durch das
durch die Fenster eindringende Tageslicht erhellt war, während die Wandseite verdunkelt war.
Das Zählen erfolgte je Volierenelement und Ebene. In dicht besetzten Bereichen wurde die Tierzahl stichprobenartig erfaßt und auf übrige Bereiche übernommen.
83
Tab. 47: Durchführung der Erhebung „nächtliche Verteilung“
Nr.
Datum
Uhrzeit
1
30.07.1998
23:00 Uhr
2
31.08.1998
21:15 Uhr
3
28.01.1999
20:50 Uhr
4
26.05.1999
20:15 Uhr
5
08.06.1999
22:45 Uhr
Die Legehennen des untersuchten Durchgangs waren in einem konventionellem Bodenhaltungssystem
aufgezogen worden, in dem zwar erhöhte Sitzstangen angeboten wurden, jedoch nicht in dem Ausmaß,
daß jedes Tier aufbaumen konnte. Ein Teil der Junghennen mußte das Anfliegen erhöhter Sitzstangen
bzw. Ebenen bzw. das nächtliche Aufbaumen noch erlernen. Aus diesem Grunde wurden die auf dem
Boden des Scharraumes hockenden Hennen während einer Übergangszeit von einer Woche vom Betreuungspersonal in die Voliere gesetzt.
3.2.3.2 Ergebnisse
Bei der ersten Erhebung wurde im hinteren wandseitigen Bereich eine Ansammlung von ca. 120 Hühnern
(= 10 %) im Scharraum und 9 Hennen im fensterseitigem Scharraum gezählt (= 0,8 %). Am gleichen
Termin hielten sich in den Ebenen EW16 und EF1 50 Hennen (= 4,2 %) auf. An den nachfolgenden Terminen 3 und 5 wurden in den Scharräumen maximal 49 Hennen (= 4,2 %), in den Ebenen EW1 und EF1
wenige Tiere (0,2 bis 1,3 %) beobachtet (Tab. 48).
Tab. 48: Nächtliche Verteilung (%)
Nr
Stallbereich
Wandseite
N
Fensterseite
NA Schar-
Voliere
Schar-
raum
EW1
EW2
EW3
T4
EF1
EF2
EF3
T5
raum
Außen-
Bemerkun-
klima-
gen
bereich
1
0,0
0,0
10,0
4,2
16,3
16,3
10,0
0,0
16,3
16,3
10,1
0,8
0,0
2
0,1
0,3
0,0
0,0
16,0
16,1
10,0
0,8
15,6
15,6
10,0
0,3
15,2
3
0,3
0,5
1,6
1,0
17,3
17,3
10,4
1,3
17,3
19,8
10,4
2,6
0,0
4
0,0
0,3
0,0
0,5
6,5
23,4
6,9
8,9
8,9
19,8
7,1
8,9
8,9
5
0,5
0,3
0,4
0,2
11,9
19,7
7,6
0,0
21,1
23,6
8,7
0,4
5,6
AKB geschlossen
Sonnenlicht
AKB geschlossen
Sonnenlicht
N = Nest, NA = Nestanflugstangen, EW = wandseitige Volierenebenen,
EF = fensterseitige Volierenebenen, AKB = Außenklimabereich
Die Tränkestränge T4 und T5 sind an allen Untersuchungsterminen voll besetzt. 11 bis 15 Tiere finden
jeweils auf einer Länge von 1,5 m (= ein Volierenelement) Platz. Die Hähne halten sich ausschließlich auf
T4 und T5 auf.
6
Erklärung der Abkürzungen in Abb. 44
84
EW3 und EF3 sind durchschnittlich höher frequentiert als EW2 und EF2. Die gummierten Sitzstangen in
diesen Bereichen sind vollständig besetzt. Die Futterrinnen F2, F3 und F4 werden ebenfalls als erhöhte
Sitzorte von den Tieren angenommen. Sie sind an den Untersuchungsterminen zu 20 bis 50 % besetzt.
Die Frequentierung der Nester (N) und Nestanflugstangen (NA) ist mit maximal 0,5 % sehr gering.
Im überdachten Auslauf werden die Hühnerleiter, das Holzgerüst und der Holzrahmen des Sandbads als
Übernachtungsorte gewählt. Die maximale Nutzung liegt bei 15,2 %.
3.2.4
Verlegen von Eiern
Als „Verlegte Eier“ oder „Bodeneier“ werden die Eier bezeichnet, die von den Hennen nicht in die Nester
hineingelegt werden, sondern in die übrigen Haltungsbereiche Scharraum, Voliere bzw. Kotgrube und
Ausläufen. Faktoren, die Einfluß auf das Legeverhalten und damit auf die Zahl der Bodeneier haben, sind
(ABBLEBY 1994, BAUER 1995b):
•
•
•
•
•
das Haltungssystem und das Management während der Aufzucht,
der Termin der Umstallung vom Aufzucht- in den Legestall (Länge der Eingewöhnungsphase
vor Legebeginn),
das Nestangebot, die Erreichbarkeit und die Attraktivität der Nester,
die Hybridherkunft und
das Management im Legehennenbetrieb.
Das Einsammeln verlegter Eier ist arbeitsaufwendig. Die Eier verschmutzen leichter, werden von den
Hennen angepickt und gefressen. Es ist daher wirtschaftlich gesehen wichtig, die Anzahl der Bodeneier
möglichst gering zu halten. Ein Anteil an verlegten Eiern von 3 - 4 % der Gesamteieranzahl ist tolerierbar.
3.2.4.1 Tiere, Material und Methoden
Führung von Legelisten
Täglich wurde die Anzahl der Nesteier, der verlegten Eier und jeweils Knick- und Schmutzeier in die Legelisten eingetragen.
Feststellung der Eiablageorte
An acht Terminen wurden die verlegten Eier manuell eingesammelt und die Auffindungsorte (Nester,
Scharraum unter den Nestern, übriger Scharraum, Kotgrube, Voliere mit Etagen im jeweiligen Stallabschnitt) notiert (Tab. 49). Die Nesteier wurden anschließend mittels Sammelband eingesammelt und gezählt. Die Untersuchung erstreckte sich jeweils auf sechs Stunden nach Lichtbeginn. In dieser Zeit erfolgten drei Einzelzählungen im Abstand von zwei Stunden. Schwerpunkt der Untersuchung war der Legebeginn. Da das Lichtprogramm des öfteren umgestellt wurde, schwankte der Untersuchungsbeginn zwischen 5:00 Uhr und 6:30 Uhr.
85
Tab. 49: Durchführung der Untersuchung „Verlegte Eier“
lfd. Nr.
Datum
Lebenswoche
Durchführung der 1. Zählung
1
03.08.98
20
06:30
2
20.08.98
23
06:00
3
17.09.98
27
05:00
4
03.10.98
29
05:15
5
16.10.98
32
05:15
6
21.12.98
41
05:15
7
09.06.99
65
05:15
8
23.08.99
76
06:00
3.2.4.2 Ergebnisse
Im Legehennendurchgang E-3-KTBL2-07/98-07/99 war der Anteil verlegter Eier sehr hoch. Von insgesamt
352.792 produzierten Eiern im Zeitraum 15.07.1998 bis 15.09.1999 betrug der Anteil verlegter Eier 13,4 %
(47.247 Stück).
Tab. 50: Verteilung der Eier nach Legeorten
Legeleistung (%)
Gesamtanzahl 1)
Lebenswoche
Zählung
03.08.98
20
183
183
20.08.98
23
17.09.98
27
03.10.98
29
16.10.98
32
7,8
960
76,4
85,5
872
86,9
772
41
100
6
1)
2)
09.06.99
65
81,7
23.08.99
76
86,0
2
3
1
54
0
44
8
15
15
7
98 (58,3 %)
82,4
40
18
279
179
287
137
14
210
249
221
202
29
295
915 (94,1 %)
153
136
519 (95,1 %)
12
32
39
15
30
24
8
9
18
13
26
17
7
3
2
3
7
8
2
13
20 (11,9 %)
7
19
5
10
2
15
23
1
0
2
6
8
2
0
2 (0,4 %)
31
26
19
15
22
45 (6,4 %)
11
0
0
2
2 (0,2 %)
2
0
4 (0,4 %)
7
22
68 (7,8 %)
12 (1,7 %)
6
43
68 (8,5 %)
5
4
29
91 (16,3)
18 (2,1 %)
31
25 (4,6 %)
2
26 (3,0 %)
51 (5,2 %)
11
1
9
11
41 (4,8 %)
7
3
22 (2,7 %)
71 (10,0 %)
15
2
32 (5,7 %)
86 (9,9 %)
795 (92,9 %)
184
10
70 (8,7 %)
687 (79,2 %)
580 (81,9 %)
19
fensterseitiger
Scharraum
12 (7,1 %)
47 (8,4 %)
643 (80,1 %)
230
60,4
172
38 (22,6 %)
389 (69,6 %)
436
546
750
1
371
972
981
3
121
708
Voliere
2
263
867
wandseitiger
Scharraum
1
185
803
865
Nester
177
559
856
21.12.98
Eizahl nach Legeorten
2)
Datum
1
1
2 (0,2 %)
0
0
0
0
0
oberes Feld: Summe Eier aus der 6stündigen Untersuchung, unteres Feld: Summe Eier laut Legeliste
Legeleistung (%) als Wochenmittelwert
86
In Tab. 50 werden die Ergebnisse aus den Zählungen dargestellt. In den ersten vier Wochen der Legeperiode (20. bis 24. LW) sind hohe Verlegeraten nicht ungewöhnlich. Diese Zeit zuzüglich der Phase Einstallung – Legebeginn sollte als Eingewöhnungszeit ausreichen, in der die Hennen den Stall erkunden
können und u.a. die Nester kennenlernen. Danach sollte die Anzahl verlegter Eier auf unter 5 % sinken
und im Durchschnitt maximal 3 bis 4 % erreichen. Dieses geschah im Modellstall nicht. Die Verlegerate
sank erst im Oktober unter 20 % und im Dezember unter 10 %. In der Voliere wurden anfänglich 7,1 %,
im Dezember noch 2,1 % der verlegten Eier gefunden. Bis zum August 1999 sank dieser Anteil auf 0,4 %
ab. Der restliche Anteil entfiel auf die Scharräume. Anfänglich wurden mehr verlegte Eier auf der Fensterseite gefunden. Ab Dezember wurde der wandseitige Scharraum bevorzugt. Diese Beobachtung könnte
als Bestätigung der Ergebnisse von BAUER (1995b) gewertet werden. Danach bevorzugen Hennen zu
Beginn der Legeperiode helle Nester. Erst im weiteren Verlauf werden abgedunkelte Nester vorgezogen.
Im Scharraum wurden insbesondere die hinteren Ecken des Stalles zur Eiablage von den Hennen aufgesucht (Abb. 67). 64,6 % der während der acht Zählungen notierten Eier wurden an diesen Orten gefunden.
In den Volierenebenen EW3 und EF3 wurden 9,1 % der verlegten Eier aufgelesen (Abb. 66).
Verlegte Eier
Anteil (%)
45
40
38,7
35
30
25,9
25
20
15
10
8,7
8,6
4,8
3,8
5
1,3
4,3
0,8
0,3
EW2
EW1
1,8
0,9
EF2
EF1
0
SW
SF
SW
SF
Ecke Ecke Ecke Ecke
hinten hinten vorne vorne
SW
Rest
SF
Rest
EW3
EF3
Legeort
Abb. 66: Aufschlüsselung der Verlegeorte (∅
∅ der acht Zählungen)
An den Beobachtungsterminen wurden innerhalb des sechsstündigen Beobachtungszeitraumes 58,2 %
bis 99,4 % der Tagesgesamteizahl erfaßt.
Der überdachte Auslauf wurde in der Untersuchung nicht einbezogen. Verlegte Eier wurden dort während
der Untersuchungen nur in einem sehr geringen Ausmaß (< 0,1) vorgefunden.
Mehrfach wurden Hennen dabei beobachtet, daß verlegte Eier angepickt wurden (Abb. 68). Der Anteil
angepickter bzw. gefressener Eier wurde im Rahmen der Untersuchungen nicht erfaßt. Das Verhalten trat
jedoch auch im Nest auf. Vereinzelt wurden im Rahmen der vorliegenden Untersuchung angepickte Eier
auf dem Eiersammelband gefunden.
87
Abb. 67: Eiablage in der wandseitigen Ecke hinten
Abb. 68: Eierfressen
88
3.2.4.3 Maßnahmen zur Verringerung der verlegten Eier
Im ersten KTBL-Durchgang (E-3-KTBL1-07/97-07/98) lag die Verlegerate bei 3,6 %. Von F ÖLSCH et al.
(1997) wurden in zwei vorherigen Durchgängen im gleichen Stall Verlegeraten von 4,0 % und 4,1 % festgestellt. Im Nebenstall 2 wurden Verlegeraten von 8,8 % und 4,5 % errechnet. In der Tab. 51 werden neben den genannten Ergebnissen auch Verlegeraten von Legehennendurchgängen in den Ställen 1 und 4
angegeben. Es zeigt sich, daß in allen Fällen die Verlegerate deutlich unter der des Versuchsdurchgangs
lag.
Die Junghennen aller Durchgänge stammen von einem Aufzüchter und wurden jeweils in der 18. bis 19.
Lebenswoche in die Legeställe eingestallt. Um den Anteil verlegter Eier weiter zu reduzieren, wurde die
fensterseitige Nestreihe demontiert und auf die wandseitige Nestreihe gesetzt. Vor der Einstallung war
der Bereich unterhalb der Nester durch Maschendraht abgetrennt worden.
Tab. 51: Vergleich mit anderen Legehennendurchgängen im Betrieb (nach FÖLSCH et
al. 1997)
Durchgang
1-21)
1-3
2-1
2-2
3-2
3-3
4-1
4-2
Zeitraum
01/95 – 06/96 – 12/93 – 05/95 – 09/94 – 01/96 – 07/94 – 08/95 –
06/96
01/97
05/95
11/96
12/95
01/97
07/95
01/97
Anfangshennenbestand
1.200
absolute Anzahl verlegter Eier - Min/Max
Verlegerate (%)
1)
1.200
1.200
1.200
1.200
1.200
2.400
2.400
9/141
21/98
25/101
12/97
10/92
6/107
0/125
4/91
4,1
3,8
8,8
4,5
4,1
4,0
1,1
1,0
1. Ziffer = Stall, 2. Ziffer = Durchgang
Im Durchgang E-3-KTBL2-07/98-07/99 zeigten diese Maßnahmen keinerlei Wirkung. Auch eine in ca. 10
cm Höhe über den Boden angebrachte Stromlitze entlang der Außenwand, die über ein herkömmliches
Weidezaungerät versorgt wurde, war wirkungslos (Abb. 69).
Abb. 69: Weidezaunlitze im Scharraum
89
Als weitergehende Maßnahmen gegen das Verlegen von Eiern sind die Aufzucht in einem ähnlich aufgebauten Stall, die frühe Umstallung in der 16. bis 17. Lebenswoche und eine ausreichend bemessene
Nestfläche im Legestall zu nennen.
3.2.5
Verteilung der Hennen im Nestbereich
Im Modellstall liegt rein rechnerisch eine Nestfläche von 90,9 Hennen auf 1 m² Nestfläche vor. Die vorliegende Untersuchung sollte klären, ob der Aufbau der Nester mit zwei Abrollflächen ebenfalls zur Problematik der „Verlegten Eier“ beiträgt (s. Abb. 9).
3.2.5.1 Tiere, Material und Methode
Die zahlenmäßige Erfassung der Tiere im Nestbereich erfolgte synchron mit der Zählung verlegter Eier
(Tab. 49). Pro Nestblock (1 – 6) bzw. Gruppennest (6 pro Nestblock) wurde die Anzahl Tiere auf den oberen und unteren Nestanflugstangen sowie auf den Abrollflächen in den Nestern ermittelt.
3.2.5.2 Ergebnisse
Während die Nutzung der oberen Nestreihe im Mittel der acht Zählungen um 7,8 % niedriger ist als in der
unteren, fällt die Nutzung der Abrollflächen deutlicher aus (s. Kap. 3.2.1.3.2 „Nutzung der Nester“). Im
Durchschnitt nutzten 83,6 % der Hennen die vordere Abrollfläche (Tab. 52).
Tab. 52: Nutzung der Nester, Mittelwerte der acht Zählungen
Nestreihe (N) und Zählung
Verteilung (%)
obere N – 1
48,4
untere N – 1
51,6
obere N – 2
45,6
untere N – 2
54,4
obere N – 3
44,3
untere N – 3
55,7
Mittelwerte
SD
oben
46,1
unten
oben
unten
Abrollflächen in den
Gruppennestern
Verteilung (%)
hintere Abrollfläche
15,1
vordere Abrollfläche
84,9
hintere Abrollfläche
18,6
vordere Abrollfläche
81,4
hintere Abrollfläche
16,0
vordere Abrollfläche
84,0
hintere Abrollfläche
16,0
vordere Abrollfläche
84,0
hintere Abrollfläche
19,2
vordere Abrollfläche
80,8
hintere Abrollfläche
13,6
vordere Abrollfläche
86,4
hinten
16,4
53,9
vorne
83,6
2,1
hinten
2,3
2,1
vorne
2,1
In Tab. 53 wird die prozentuale und absolute Verteilung der Tiere auf die Nestblöcke wiedergegeben. Der
Nestblock 1 wurde mit 24,9 % am häufigsten von den Hennen während der acht Zählungen aufgesucht.
Die Verteilung auf die restlichen Nestblöcke lag zwischen 13,1 % und 17,7 %. Tendentiell wurden die
Nestblöcke 2 und 6 am zweithäufigsten von den Hennen genutzt.
90
Tab. 53: Nutzung der Nestblöcke (% und absolut)
Nestblock
1
2
3
4
5
6
13,1
16,1
prozentuale Verteilung
Mittelwert
24,9
17,7
14,2
13,9
SD
4,1
3,2
3,5
2,8
3,1
2,6
Max
33,3
23,8
20,3
20,5
20,5
21,1
Min
19,0
9,8
8,9
9,8
6,1
10,0
absolute Verteilung
Mittelwerte
26,7
19,2
15,4
15,2
14,5
17,5
Max
43,0
27,0
24,0
27,0
27,0
28,0
Min
14,0
5,0
8,0
6,0
6,0
8,0
3.2.5.3 Bewertung der Ergebnisse
Die Beobachtung zeigte, daß die vordere Abrollfläche eindeutig von den Tieren zur Eiablage bevorzugt
wurde. Die tatsächlich genutzte Nestfläche ist geringer als die zur Verfügung stehende Nestfläche. Es ist
davon auszugehen, daß die Problematik „Verlegte Eier“ durch diesen Faktor gefördert wird.
Der Nestaufbau mit zwei Abrollflächen erscheint als nicht optimal und verringert die Attraktivität und Akzeptanz für die Hennen.
Es wird empfohlen, einen der beiden Ställe 2 und 3 mit Nestern mit nur einer Abrollfläche auszustatten
und das Verhältnis Hennen / Nestfläche großzügiger zu gestalten.
3.2.6
Tiergerechtheitsindex - TGI 200 / 1994
Der TGI 200 / 1994 (TGI = Tiergerechtheitsindex, Index: lat. = Anzeiger) wurde 1994 von den Autoren
SUNDRUM et al. vorgestellt und ist ein Werkzeug für die Bewertung und den Vergleich der Tiergerechtheit
in landwirtschaftlichen Haltungssystemen. Überdies ist die Kontrolle auf Mindestanforderungen und die
Suche nach Schwachstellen im Haltungssystem möglich (HÖRNING 1998).
Der Ansatz zur Bewertung von Haltungseinrichtungen für landwirtschaftliche Nutztiere mittels Punktesysteme wird seit den 60er Jahren verfolgt. In der Tab. 54 werden Beispiele aufgelistet.
Tab. 54: Punktesysteme zur Bewertung von Stallsystemen
Jahr
Autor
Nutztier
Titel bzw. zugrundeliegende Arbeit
1954
B ERGMANN
Rind
Grobdiagnose zur Ermittlung der Zweckmäßigkeit der Rinderstallgrundformen
1985
SCHLICHTING/SMIDT
Rind
Versuch einer ethologischen Bewertung von Milchviehhaltungssystemen
1985
KOHLI/KÄMMER
Rind
Funktionelle Ethologie am Beispiel Rind: die Beurteilung
zweier Anbindehaltungssysteme aufgrund einer Indikatorenliste
1988
POSTLER
Rind
Schwein
Huhn
Verhaltensgerechte Nutztierhaltung und die geisteswissenschaftlichen Grundlagen des Tierschutzes
Die bekanntesten Konzepte sind die Tiergerechtheitsindizes (TGI) (HÖRNING 1998).
91
Erstmals stellte BARTUSSEK 1988 den Tiergerechtigkeitsindex für die Rinderhaltung vor. Der TGI wurde
kontinuierlich weiterentwickelt und liegt derzeit auch für Kälber, Mastschweine und Legehennen (TGI 35 L
1995) vor.
Der Begriff „Tiergerechtigkeitsindex“ wurde abgeändert in „Tiergerechtheitsindex“, weil anhand des
Schemas kein rechtlicher Status o ä. von Nutztieren festgestellt werden soll, sondern die Qualität der
Haltungsumwelt.
3.2.6.1 Methodik des TGI 200 / 1994
Der TGI 200 / 1994 (SUNDRUM et al. 1994) für Legehennen besteht aus acht Tabellenblättern mit den
Einflußbereichen Bewegungs-, Nahrungs-, Sozial-, Ruhe-, Komfort-, Nestverhalten, Hygiene und Betreuung, in denen technische und Betreuungsindikatoren erfaßt werden. Letzterer umfaßt auch den Pflegezustand der Tiere.
Um den Erhebungsaufwand gering zu halten, werden keine direkten Erhebungen am Tier mit ethologischen, physiologischen oder pathologischen Indikatoren zur Bewertung der Tiergerechtheit erhoben.
Aus den Teilsummen der acht Tabellenblätter wird die Gesamtsumme errechnet. In Bodenhaltungssystemen können maximal 198 Punkte, in Volierenhaltungssystemen 200 Punkte erreicht werden. Die Differenz ergibt sich aus der unterschiedlichen Bewertung der Besatzdichte im Einflußbereich Bewegungsverhalten. Die Käfighaltung wird in diesem Index nicht mit berücksichtigt, ebenso gibt es keine Mindestanforderungen. Es erfolgt eine relative Wertung (SUNDRUM et al. 1994, HÖRNING 1998).
3.2.6.2 Ergebnisse aus Erhebungen mit dem TGI 200 / 1994
In den Untersuchungen von HÖRNING (1995) und INGENSAND und HÖRNING (1991a) erreichen Betriebe, die
nach den Richtlinien des biologischen Landbaus Legehennenhaltung wirtschaften, maximal 66,9 % der
Gesamtpunktanzahl (133 TGI-Punkte). Haltungssysteme mit Außenklimaraum und Grünauslauf erzielen
die höchste Punkteanzahl und kommen den Ansprüchen des Huhnes an seiner Haltungsumwelt am
nächsten (Tab. 55).
Tab. 55: Ergebnisse aus zwei Erhebungen in Betrieben mit Legehennenhaltung
Region
Bewirtschaftung
n
Anteil an der max. erreichbaren Punktzahl nach
Haltungssystemen (%)
Bodenhaltung
+ Außen- + Grünausklimaraum
lauf
Hessen,
Niedersachsen
biologisch
konv.
7
43,0
58,2
47,0
NordrheinWestfalen
biologisch
42
43,3
58,3
56,7
Quelle
+ Außenklimaraum
und Grünauslauf
H ÖRNING 1995
66,9
H ÖRNING und
INGENSAND
1999a
3.2.6.3 Ergebnisse des Modellbetriebes
Im folgenden werden die Ergebnisse des TGI im Stall 3 vorgestellt (Tab. 56). Das Tabellenwerk befindet
sich im Anhang.
92
Tab. 56: Auswertung des TGI 200 / 1994 – Betrieb Eisenach, Stall 3
Betrieb: Eisenach
Datum:
Einflußbereich
Spalte
a
I
Bewegungsverhalten
5
II
Nahrungsaufnahmeverhalten
1
III
Sozialverhalten
4
IV
Ruheverhalten
4
V
Komfortverhalten
3
VI
Nestverhalten
VII
Hygiene
VIII
Betreuung
GESAMTPUNKTZAHL TGI 200 / 1994
1)
März 1998
b
c
d
4
2
Punkte
e
f
g
0
3
0
1
3
1
2
0
4
0
4
4
3
4
1
4
0
0
6
6
1
1
5
0
1
3
4
3
1
2
4
4
4
5
2
2
0
h
1
Punkte
%
erzielt
max.
12
25/271)
44,4
11
27
40,7
19
26
73,1
13
25
52,0
15
22
68,2
8
23
34,8
17
26
65,4
17
24
70,8
112
198/
2001)
56,0
Boden- / Volierenhaltung
Insgesamt wurden 112 von maximal 200 Punkten erreicht. Allein durch das Nichtvorhandensein eines Grünauslaufes werden 25 Punkte weniger ereicht. Weitere
positive und negative Anme rkungen werden in
Tab. 57 gemacht.
93
Tab. 57: Übersicht zur Bewertung
Einflußbereich
positiv
negativ
Bewegungsverhalten
Nutzung der 3. Ebene
kein Grünauslauf
Nahrungsaufnahmeverhalten
Körnereinstreu
Scharraum gering bemessen
Sozialverhalten
Hähne
Gruppengröße über 1.000 Tiere
Ruheverhalten
7
das Lichtprogramm im Stall ist nicht
abgestimmt mit der Nutzung des
Außenklimabereiches
Komfortverhalten
Sandbad im überdachten Auslauf
geringe Einstreutiefe
Nestverhalten
abgedunkelte Nester
geringe Nestfläche
Kunstrasen
ca. 13 % verlegte Eier
Hygiene
stalltypischer Geruch, unkupierte
Schnäbel, guter Gefiederzustand,
guter Einstreuzustand
Betreuung
gut
Negativ wirkt sich die Gruppengröße, das Verhältnis Hennen:Nestfläche, der Nestaufbau und die geringe
Sitzstangenlänge pro Tier (mit der Problematik, daß der TGI die Berechnung der Sitzstangenlänge in
Volierensystemen nicht definiert) auf das Ergebnis aus. Weitere Schwachpunkte sind die geringe Sub-
7
Die Erfassung und Beurteilung der Sitzstangen in Volierensystemen ist mit dem TGI 200 / 1994 noch nicht
optimal gelöst. Die Roste in den verschiedenen Etagen werden als Lattenrost (Holz), Gitterrost (Stahlgeflecht),
Kunststoffrost oder als Kombination von Holzlatten und Drahtboden konstruiert. Sitzstangen sind oftmals in
diesen Rosten integriert oder werden zus ätzlich als Holzsitzstangen (abgerundet, ummantelt) und Rohre auf
Drahtboden und Kunststoffrosten montiert. In der Kliba-Voliere wurden ausschließlich die vorhandenen Sitzstangen zur Berechnung der Sitzstangenlänge pro Tier einbezogen.
94
strathöhe im Sandbad und im vorderen Bereich des Außenklimaraums. Das Sandbad war mit sehr grobem Material befüllt.
3.3
Stallklima
3.3.1
Lufttemperatur und relative Luftfeuchte
3.3.1.1 Material und Methode
Die Erfassung der Lufttemperatur erfolgte mit dem Datenloggertyp Testostor 175-2 der Firma Testo (Testo
GmbH & Co., Testostraße 1, D-79849 Lenzkirch) und den Datenloggertypen Tinytalk 1 und 2 der Firma
Gemini (Gemini Data Loggers (UK) Ltd., Scientific House, Terminusroad, Chicester, West Sussex, PO19
2UJ).
Die Geräte wurden am 10. Dezember 1997 im Modellstall und im Außenbereich angebracht. In Abb. 70
sind die Meßpunkte eingezeichnet, in Tab. 58 werden die eingesetzten Geräte und Meßpunkte beschrieben.
Abb. 70: Meßpunkte für Lufttemperatur und relative Luftfeuchte im Modellstall
Tab. 58: Beschreibung der Meßpunkte
Meßpunkt
Gerät
Erfassung von
Messort
1
testostor 175-2
Temperatur und
Luftfeuchte
wandseitiger Scharraum in 2,20 Höhe (VolierenElement 5)
2
Tinytalk
Temperatur
Nestblock 2, Nest Nr. 4, Rückwand
Tinytalk
Luftfeuchte
Nestblock 2, Nest Nr. 4, Rückwand
3
Tinytalk
Temperatur
Ausschlupf in Kopfhöhe der Tiere
4
Tinytalk
Temperatur
Überdachter Auslauf, Holzbalken, in 2 m Höhe
5
testostor 175-2
Temperatur und
Luftfeuchte
Außenbereich, hinter dem Hof (Pferdeweide), in 2
m Höhe
Im Abstand von 8 Wochen erfolgte das Auslesen der Daten mittels Laptop.
95
3.3.1.2 Ergebnisse
Temperatu °C
In Abb. 71 wird der Temperatur-, in Abb. 72 der Verlauf der relativen Luftfeuchte im Zeitraum Dezember
1997 bis September 1999 dargestellt.
35
30
25
20
15
10
5
0
-5
De
z.
97
Ja
n.
98
Fe
b.
9
M 8
rz
.9
8
Ap
r.
98
M
ai
.9
8
Ju
n.
98
Ju
l. 9
8
Au
g.
9
Se 8
p.
98
O
kt
.9
No 8
v.
98
De
z.
98
Ja
n.
99
Fe
b.
9
M 9
rz
.9
9
Ap
r.
99
M
ai
.9
9
Ju
n.
99
Ju
l. 9
9
Au
g.
9
Se 9
p.
99
-10
Monat
Stall
Kaltscharraum
Außenbereich
Abb. 71: Temperaturverlauf von Dezember 1997 bis September 1999 im Stall, überdachten Auslauf und Außenbereichbereich
Im Durchschnitt lag die Stalltemperatur bei 17,7 °C, die Standardabweichung bei 3,8, der Maximalwert
bei 27,8°C und der Minimalwert bei 9,6°C. Die Messungen im überdachten Auslauf und im Außenbereich
ergaben geringfügige Unterschiede. Im Außenbereich betrug die Durchschnittstemperatur 10,3°C, der
höchste gemessene Wert lag bei 23,8°C, der niedrigste bei –7,7°C.
96
relative Luftfeuchte %
110
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
De
z.
9
Ja 7
n.
9
Fe 8
b.
9
M 8
rz
.9
Ap 8
r.
9
M 8
ai
.9
Ju 8
n.
98
Ju
l.
9
Au 8
g.
9
Se 8
p.
9
O 8
kt
.9
No 8
v.
9
De 8
z.
9
Ja 8
n.
9
Fe 9
b.
9
M 9
rz
.9
9
Ap
r.
9
M 9
ai
.9
Ju 9
n.
9
Ju 9
l.
9
Au 9
g.
9
Se 9
p.
99
0
Monat
Stall
Außenbereich
Abb. 72: Verlauf der relativen Luftfeuchte von Dezember 1997 bis September 1999
Die durchschnittliche relative Luftfeuchtigkeit betrug im Stall 61,4 %. Der maximale Wert lag bei 84,6 %,
der minimale Wert bei 34,4 Im Außenbereich wurde eine durchschnittliche relative Luftfeuchte von 79 %
gemessen. Die Schwankungsbreite im Außenbereich ist gegenüber den Stallwerten deutlich höher.
3.3.2
Lichtintensität
Das natürliche Sonnenlicht wirkt über seine spektrale Zusammensetzung, seine Strahlungsintensität und
über seinen zeitlichen Rhythmus im Tages- und Jahresgang auf den tierischen Organismus ein. Dem
natürlichem Licht wird bei Auslauf- und Weidehaltung ein resistenz- und vitalitätssteigernder Einfluß eingeräumt.
Als tagaktives Tier reagiert das Huhn auf Dämmerlicht und Dunkelheit mit dem Aufsuchen erhöhter
Schlafplätze. Nach den Empfehlungen des NIEDERSÄCHSISCHEN M INISTERIUMS FÜR ERNÄRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND F ORSTEN (1997) soll die Lichtstärke mindestens 20 Lux betragen. Anzustreben ist eine Lichtstärke von 55 Lux im Tierbereich in Höhe des Hühnerkopfes.
Darüberhinaus trägt die Stallbeleuchtung dazu bei, die notwendigen Arbeiten verrichten zu können, das
Verhalten der Tiere zu beurteilen und Krankheitserscheinungen zu erkennen (PLONAIT 1988).
Ultraviolettes Licht (UV) hemmt das Bakterienwachstum und wirkt auch gegen verschiedene Entwicklungsstadien von Parasiten (M EHLHORN 1979). Infrarotes Licht zeichnet sich durch eine hohe Absorption
im Tierkörper aus. Damit verbunden ist eine oberflächliche Übererwärmung. Diese hat eine vermehrte
Durchblutung der Haut und der äußeren Muskulatur zur Folge (M EHLHORN 1979). Die Wärmewirkung wird
durch den Einsatz von Infrarotstrahlern vereinzelt in der Aufzucht genutzt.
3.3.2.1 Material und Methode
Die Messung der Lichtintensität erfolgte mit dem Luxmeter testoterm 0500 der Firma Testo GmBH & Co.
in 79853 Lenzkirch.
97
Die Lichtintensität in Lux wurde an vier Meßpunkten im Stall, an zwei Meßpunkten im überdachten Auslauf und einem Meßpunkt im Außenbereich vorgenommen (Abb. 73). An den vier Meßpunkten im Stall
wurde die Lichtintensität jeweils im Nest (auf der Wandseite), im Scharraum und auf zwei Volierenebenen
ermittelt. Die detaillierte Beschreibung der Meßpunkte erfolgt in Tab. 59.
An den Meßpunkt erfolgte durch die Ausrichtung des Meßsensors nach oben, unten, rechts, links, vorne
und hinten in Kopfhöhe der Tiere (35-40 cm über den Boden) die Erfassung von sechs Einzelwerten, aus
denen ein Mittelwert errechnet wurde.
Abb. 73: Meßpunkte zur Erfassung der Lichtintensität
Es wurden vier Mehrfachmessungen im Tagesverlauf (Sommer/Winter) durchgeführt.
Tab. 59: Meßpunkte zur Erfassung der Lichtintensität
Meßpunkt
Beschreibung
1.1
Nest
2. Nestblock, Nest 1, oben
1.2
Scharraum-Wandseite
zwischen Deckenlampe 1 und 2
1.3
Voliere, EW2
zwischen Lampen über Futterrinne
1.4
Voliere, EW3
2.1
Nest
5. Nestblock, Nest 2, oben
2.1
Scharraum-Wandseite
zwischen Deckenlampe 5 und 6
2.3
Voliere, EW2
zwischen Lampen über Futterrinne
2.4
Voliere, EW3
3.1
Scharraum-Fensterseite
zwischen Fenster 1 und 2
3.2
Voliere, EF2
zwischen Lampen über Futterrinne
3.3
Voliere, EF3
4.1
Scharraum-Fensterseite
zwischen Fenster 3 und 4
4.2
Voliere, EF2
zwischen Lampen über Futterrinne
4.3
Voliere, EF3
5
überdachter Auslauf, vorne
zwischen 1. und 2. Drittel
6
überdachter Auslauf, hinten
zwischen 2. und 3. Drittel
7
Außenbereich
Ackerfläche vor dem Stall, in 1 m Höhe
Die Messungen erfolgten an folgenden Tagen (Tab. 60):
Tab. 60: Durchführung der Luxmeter-Messungen
98
Datum
Anzahl Messungen über Wetterbedingungen
den Tag verteilt
10.12.97
4 Messungen
bewölkt, regnerisch
24./28.07.98
6 Messungen
sonnige Abschnitte mit Schauern
04.12.98
3 Messungen
geschlossene Wolkendecke, trocken
26./27.05.99
6 Messungen
sonnig, sehr warm, morgens diesig
Das vorgegebene Protokoll wurde aufgrund der Schwierigkeit, die Betriebsbesuche den gewünschten
Wettervorgaben entsprechend durchzuführen, nicht vollständig umgesetzt
3.3.2.2 Ergebnisse
In den Nestern wurden durchschnittlich 0,8 Lux, im wandseitigen Scharraum (SW) 7,7 bzw. 6,5 Lux, in
der oberen Volierenebene (EW3) 16,6 bzw. 12,4 Lux gemessen. Auf der Fensterseite lagen die durchschnittlichen Werte bei 249,4 bzw. 348,9 Lux im Scharraum (SF) und 76,6 bzw. 102,2 Lux in der zweiten
Volierenebene (EF2). In Tab. 62 und Tab. 63 werden die Mittelwerte, Standardabweichungen, Maximalund Minimalwerte wiedergegeben. Verlaufskurven sind im Anhang abgebildet.
In den Nestern wurden durchschnittlich 0,8 Lux, im wandseitigen Scharraum (SW) 7,7 bzw. 6,5 Lux, in
der oberen Volierenebene (EW3) 16,6 bzw. 12,4 Lux gemessen. Auf der Fensterseite lagen die durchschnittlichen Werte bei 249,4 bzw. 348,9 Lux im Scharraum (SW) und 76,6 bzw. 102,2 Lux in der zweiten Volierenebene (EF2).
Tab. 61: Ergebnisse der Luxmetermessungen im Stall
Nest
SW EW2 EW3 Nes
SW
EW2 EW3
SF
t
Meß-
EW
EW
2
3
SF
EW
EW
2
3
1.1
1.2
1.3
1.4
2.1
2.1
2.3
2.4
3.1
3.2
3.3
4.1
4.2
4.3
0,8
7,4
7,7
16,6
0,8
6,5
7,9
12,4
249,4
76,6
56,4
348,9
102,2
54,2
SD
0,6
4,6
6,4
14,2
0,6
4,6
6,7
9,7
678,6
101,0
57,4
818,0
113,5
57,0
Max
2,2
14,8 25,5
64,8
2,3
13,2 22,7 28,3
2906,7
330,8
159,2
2951,3
332,5
172,3
Min
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
9,0
0,5
3,3
2,8
1,0
1,8
punkt
Mittelwert
0,0
0,0
0,0
Tab. 62: Ergebnisse der Luxmetermessungen im überdachten Auslauf und Außenbereich
überdachter Auslauf
überdachter Auslauf
Außenbereich
Meßpunkt
5
6
7
Mittelwert
2749
4778
28343
SD
3489
7827
29024
Max
9893
25050
85783
Min
6,0
22,2
43,0
Im überdachten Auslauf wurden durchschnittlich 2.749 bzw. 4.778 Lux, im Außenbereich 28.343 Lux
gemessen. In der Tab. 63 werden die Ergebnisse der Luxmetermessungen am 24./28.07.98 wiedergegeben.
99
100
Tab. 63: Ergebnisse aus den Untersuchungen zur Lichtintensität (Lux) am 10.12.97
und 24./28.07.98
10.12.97 * )
Datum/Uhrzeit
Meßpunkt
9:30
14:30
24./28.07.98
17:00
6:00
9:00
12:00
15:00
18:00
21:00
1.1
Nest
0,5
1,0
1,2
0,8
0,8
1,0
2,2
0,5
0
1.2
Scharraum
10,8
7,8
80,0
10,3
14,3
12,2
14,8
1,2
0
1.3
Voliere
10,2
11,2
6,5
7,3
25,5
10,5
12,7
2,0
0
1.4
Voliere
17,2
17,5
15,2
19,3
22,0
20,5
23,3
1,0
0
2.1
Nest
0,5
1,0
1,0
1,2
0,5
1,2
2,3
1,0
0
2.1
Scharraum
6,5
4,0
6,7
12,5
11,7
12,8
13,0
1,3
0
2.3
Voliere
4,8
4,8
11,0
7,0
22,7
17,8
14,0
1,2
0
2.4
Voliere
13,3
14,5
11,0
25,2
28,3
27,3
25,3
1,3
0
3.1
Scharraum
40,3
20,5
10,2
17,8
2.907
106,0
220,5
35,7
0
3.2
Voliere
19,5
2,8
0,5
8,7
330,8
144,2
121,7
34,2
0
3.3
Voliere
12,7
7,5
6,2
15,0
159,2
104,7
89,5
14,8
0
4.1
Scharraum
22,2
16,5
7,3
24,2
2.951
174,5
361,5
50,5
0,5
4.2
Voliere
15,0
4,8
1,0
19,0
332,5
244,8
240,2
37,5
0
4.3
Voliere
9,3
2,8
1,8
12,8
135,3
57,8
108,3
17,3
0
5
Auslauf
275,3
110,5
216,5
157,0
2.852
7.833
1.300
20,5
6
Auslauf
363,2
145,7
338,0
536,2
11.266
5.236
2.353
29,0
7
Außen
2.737
940
8.166
26.233 32.233 54.450 12.450
Wetter
bewölkt, regnerisch
140,8
sonnige/wolkige Abschnitte mit Schauern
*) Messung um 12:30 im Anhang
Die ermittelten Werte auf der Wandseite, insbesondere den Scharraum und die Volierenseite betreffend,
variieren im Vergleich zur Fensterseite im Tagesverlauf nur gering. Die Voliere verhindert, daß Tageslicht
in diesen Bereich gelangt. Auf der Fensterseite ist der Tageslichteinfluß im Tagesverlauf offensichtlich.
Die hohen Werte im Scharraum auf der Fensterseite während der Sommermessung um 9.00 Uhr sind auf
direkt einfallendes Sonnenlicht (Lichtflecken) zurückzuführen.
Zum Zeitpunkt der Sommermessung 1998 war das Lichtprogramm auf 3.00 bis 17.00 Uhr eingestellt.
Dadurch wurde auf der Wandseite des Stalles die Aktivität der Tiere stark eingeschränkt, während auf der
Fensterseite noch ausreichend Tageslicht einfiel, und Verhaltensweisen wie Picken und Scharren im
Scharraum sowie Futterpicken an der Futterrinne erfolgten. Durch die Verdunkelung im wandseitigen
Scharraum ist keine Abwanderung von Tieren in Richtung Fensterseite zu erkennen.
Diese Beobachtungen wurden auch während der Wintermessung 98 und der Sommermessung 99 gemacht.
F ÖLSCH et al. (1997) stellten im wandseitigen Scharraum im Durchschnitt 17 Lux, in der fensterseitigen
Volierenebene 2 (EW2) 92 Lux und im fensterseitigem Scharraum (SF) 133 Lux fest.
Die Lichtintensität ist im Stall 3 insbesondere auf der Wandseite sehr gering. Der Richtwert von 20 Lux
nach den Empfehlungen des NIEDERSÄCHSISCHES M INISTERIUMS FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND
F ORSTEN (1997) wird unterschritten. Abhilfe schafft in diesem Bereich der Einsatz zusätzlicher Beleuchtungsmittel, wobei beachtet werden muß, daß der Nestbereich nicht zu stark erhellt wird.
101
3.3.3
Ammoniak
Schadgase beeinträchtigen bei länger andauerndem Überschreiten bestimmter Konzentrationen die Gesundheit der Tiere und der im Stall arbeitenden Personen. Die Gerüche im Stall stammen zum einen vom
Eigengeruch der Tiere, zum anderen von Schadgasen aus den Exkrementen. Gründe für zu hohe Konzentrationen sind mangelhafte Frischluftzufuhr und -verteilung.
Ammoniak (NH3) ist ein farbloses stechend riechendes Gas. Es wirkt stark ätzend auf die Schleimhäute
(Atemgift). In der Natur entsteht Ammoniak bei der Eiweißzersetzung und kommt in vulkanischen Gasausbrüchen vor.
Bei Hühnern treten Schädigungen des Respirationstraktes bei Konzentrationen von 20 – 25 ppm NH3 auf
(Al-Mashhadani und Beck 1985). Nach den Stallklimanormen der Schweiz sind bis zu 10 ppm Ammoniak vertretbar. Dieser Grenzwert sollte nur kurzfristig überschritten werden.
3.3.3.1 Material und Methode
Die Messungen erfolgten mit dem Dräger-Polymeter der Firma Dräger in 23560 Lübeck. Über einen
mehrstündigen Zeitraum wird die Gaskonzentration in der Luft mittels spezieller Langzeitprüfröhrchen
gemessen. Über eine Schlauchpumpe, die mit einem Zählwerk kombiniert ist, wird Luft durch das Prüfröhrchen gesogen. Vor Beginn der Messung werden Schlauch und Prüfröhrchen eingesetzt und der Zählerstand abgelesen. Nach Beendigung der Messung wird der auf dem Prüfröhrchen angezeigte Wert und
der Zählerstand abgelesen und die Ammoniakkonzentration in ppm errechnet.
Die Messungen wurden mit einer Ausnahme (15.10.97, Volierenelement 8, EF1) im Volierenelement 4,
Ebene 1 (EF1) auf der Fensterseite im Volierenelement 4, Ebene 1 (EF1) vorgenommen.
3.3.3.2 Ergebnisse
Der durchschnittliche Ammoniak-Gehalt in 18 Messungen lag bei 8,6 ppm. In zwei Fällen wurden Meßwerte über 20 ppm, in fünf Fällen Meßwerte zwischen 10 und 20 ppm festgestellt. Überwiegend wurden
im optimalen Bereich liegende Werte ermittelt (Tab. 64). F ÖLSCH et al. (1997) stellten im gleichen Stall
Ammoniak-Gehalte von 0,6 bis 6,8 ppm fest (n = 5).
102
Tab. 64: Ergebnisse der Ammoniakmessungen
lfd. Nr.
Datum
Uhrzeit
ppm NH 3
Temperatur
am Meßort
°C
1
15.10.97
11.05 – 12.15
10,6
21,0
2
22.10.97
13.00 – 14.30
13,2
22,5
3
30.10.97
13.00 – 14.30
14,0
23,0
4
05.11.97
14.40 – 16.00
9,4
21,0
5
12.11.97
13.45 – 14.45
9,7
21,0
6
10.12.97
9.30 – 13.00
20,1
22,0
7
10.12.97
13.00 – 16.00
25,1
21,5
8
14.01.98
12.30 – 16.00
8,5
22,0
9
28.01.98
12.30 – 14.00
12,4
17,0
10
20.05.98
10.30 – 13.30
0,6
24,5
11
22.07.98
10.00 – 12.00
1,0
33,0
12
22.07.98
12.00 – 14.00
0,9
32,5
13
24.07.98
6.30 – 11.15
0,9
29,0
14
24.07.98
11.15 – 13.45
0,4
31,5
15
01.09.98
3.30 – 7.30
2,8
22,5
16
10.12.98
13.30 – 15.30
12,8
12,5
17
21.12.98
6.15 – 9.50
4,3
10,5
18
21.12.98
9.50 – 13.15
7,4
12,5
3.3.4
Luftströmung
Bei optimalen Temperaturen soll die Luftgeschwindigkeit im Tierbereich 0,1 - 0,2 m/s betragen. Die Kühlwirkung erhöhter Luftgeschwindigkeit ist nur bei Überschreitung der optimalen Umgebungstemperatur
erwünscht (RICHTER et al. 1992).
In Abhängigkeit des Lüftungssystems im Stall kann das Stallklima sehr stark durch die Auslauföffnungen
beeinflußt werden. Das kann im äußersten Fall dazu führen, daß die Stallluft nicht in ausreichendem
Maße abgeführt werden kann und dadurch erhöhte Schadgaskonzentrationen entstehen.
Ebenfalls können bei Vorhandensein von Auslauföffnungen gerichtete Luftströmungen im Tierbereich auftreten, die als Zugluft für das Tier spürbar werden (HILLIGER 1990). Durch auftretenden Kältestreß können
Unruhe und Erkrankungen hervorgerufen werden.
3.3.4.1 Material und Methode
Die Messung erfolgte mit einem Flügelrad-Anemometer der Firma Testo (Testo GmbH & Co., Testostraße 1, D-79849 Lenzkirch) mit einem Meßbereich von 0 – 20 m/s bei einer Temperatur von -20 - +70 C°.
Schwerpunktmäßig wurde die Luftströmung im Bereich der Auslauföffnungen untersucht. Dazu wurde die
Luftgeschwindigkeit in 50 cm, 100 cm und 200 cm Entfernung der Öffnungen erfaßt (Abb. 74). Zwei Messungen erfolgten.
103
Abb. 74: Meßpunkte zur Erfassung der Luftströmung
3.3.4.2 Ergebnisse
In Tab. 65 werden die Ergebnisse aus der Strömungsuntersuchung wiedergegeben.
Tab. 65: Ergebnisse der Strömungsuntersuchung (m / s)
Datum
04.02.99
31.03.99
stark
leicht
geschlossen
geöffnet
Wind
Auslauföffnungen
Meßpunkte
Luftgeschwindigkeit
1
2
1
2
in 50 cm Entfernung
0,98
0,45
3,46
2,40
in 100 cm Entfernung
0,70
0,56
2,04
1,51
in 200 cm Entfernung
0,56
0,37
1,98
0,73
Alle Meßwerte liegen über dem Wert von 0,1 - 0,2 m/s. Selbst bei starkem Wind und geschlossener
Luke wurden am Randbereich der Voliere (in 200 cm Entfernung der Auslauföffnung, Meßpunkt 1) 0,98
m/s gemessen. Grund dafür ist, daß die Klappen nicht dicht abschließen. Außerdem ist die Verschalung
der Außenwand in diesem Bereich nicht vollständig ist, so daß schmale Ritzen vorhanden sind. Inwieweit
Kältestreß für die Tiere entstand, konnte nicht ermittelt werden. Erkältungskrankheiten wurden während
der Legeperiode jedoch nicht bemerkt.
3.4
3.4.1
Futter und Futterzusammensetzung
Hofeigene Futtermischung - Weender Analyse
3.4.1.1 Material und Methode
Das Legehennenfutter wird mit Hilfe eines Mahl- und Mischwagens im vierwöchigen Rhythmus hergestellt. Die hofeigenen Komponenten Weizen und Erbsen als auch das zugekaufte eiweißreiche Ergänzungsfuttermittel werden in Silos, das Sonnenblumenöl, in Kanistern abgefüllt, in der Scheune gelagert.
Somit liegen im Unterschied zum Futtereinkauf über Futtermittelhersteller keine Beschreibungungen der
104
Futterzusammensetzung (halboffene Deklarationen) vor. Das Futter wird nach dem Mischungsverhältnis
wie in Kapitel 2.2.4 „Fütterung und Tränke“ beschrieben, hergestellt.
Mit einem kurzen Stechzylinder wurden aus beiden Vorlaufbehältern im Stall 3 jeweils 5 Einzelproben
entnommen, abgefüllt und bei –18 °C tiefgekühlt gelagert. Sieben Futterproben, davon sechs aus den
Vorlaufbehältern der Fütterungsanlage im Stall und eine aus einem Vorratssilo wurden am Fachgebiet
Tierernähung, Fachbereich 11 der Universität Gesamthochschule Kassel (GhK) untersucht.
Durchgeführt wurde eine Weender Analyse mit zusätzlicher Untersuchung der Gehalte an Stärke und
Zucker sowie eine Energiebewertung.
3.4.1.2 Ergebnisse
In Tab. 66 werden die Nährstoffgehalte des hofeigenen Legehennenfutters dargestellt. Alle Angaben wurden auf 88 % Trockenmasse umgerechnet.
Trockensubstanz
88,19 88,32
10,00
26.11.99
87,75 87,27 87,37
9,97
7
Mittelwerte
SD
87,71
0,58
10,85
10,78
1,27
18,17 15,71
17,84
1,07
87,04 87,72
XA
Rohprotein
XP
Rohfett
XL
3,90
3,86
3,32
3,40
2,54
4,31
3,24
3,51
0,57
Rohfaser
XF
4,12
4,84
4,16
4,25
4,74
4,41
3,41
4,28
0,47
Zucker
XZ
1,94
2,11
2,41
2,71
3,22
2,23
2,62
2,46
0,43
Stärke
XS
18,27 18,63
13,26 11,62
6
04.02.99
5
04.02.99
4
Rohasche
ME MJ
9,81
3
10.11.98
2
17.09.98
Entnahmeda- Abk.
tum
Schätzf
ormel 2)
1
24.07.98
Probe1)
20.05.98
Tab. 66: Ergebnisse der Futteruntersuchung – hofeigene Mischung (%)
18,95 17,64 17,52
9,98
41,76 40,34
37,61 38,64 41,88
38,74 45,80
40,68
2,78
11,36 11,19
10,67 10,70 11,00
11,05 11,54
11,07
0,32
1)
Entnahmeort: Vorlaufbehälter im Stall, Ausnahme Probe 6: Entnahme aus Futtersilo i.d. Scheune
Energieschätzgleichung von Mischfuttermitteln für Geflügel (WPSA-Formel): MJ ME (N-korr.)/kg =
0,01551 x XP + 0,03431 x XL + 0,01669 x XS + 0,01301 x XZ
3)
Bela-Mühle Langförden, Futterprogramm für Geflügel, 1996
2)
Im Mittel betrug die Trockensubstanz 87,7 %. Die Gehalte an Rohasche, Rohprotein, Rohfett und Rohfaser lagen durchschnittlich bei 10,8 %, 17,8 %, 3,5 % und 4,3 %.
3.4.2
Eiweißreiches Ergänzungsfutter
3.4.2.1 Material und Methode
Eine Probe des eiweißreichen Ergänzungsfuttermittels wurde am Fachgebiet Tierernährung Fachgebiet
Tierernähung, Fachbereich 11 der Universität Gesamthochschule Kassel (GhK) aufgrund des Leistungseinbruchs im Februar untersucht (Weender Analyse), eine zweite Probe aufgrund des Kannibalismusein-
105
bruchs im August 1999 bei der Hessischen Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt in Kassel (Weender
Analyse, Mineralstoffe und Methionin).
3.4.2.2 Ergebnisse
In Tab. 67 werden die Untersuchungsergebnisse des eiweißreichen Ergänzungsfuttermittels und die halboffene Deklaration des Herstellers wiedergegeben. Alle Angaben wurden auf 88 % Trockenmasse bezogen.
Tab. 67: Ergebnisse der Futteruntersuchung – eiweißreiches Ergänzungsfutter (%)
Labor
Fachgebiet
Tierernährung
Hessische
Landwirtschaftliche
Versuchsanstalt
Herstellerangaben
Entnahmedatum
Probe 1
04.02.99
Probe 2
17.08.99
halboffene Deklaration vom 28.08.98
Trockensubstanz
89,65
91,7
88,00
Rohasche
26,9
27,19
37,00
Rohprotein
30,17
27,98
30,50
Rohfett
5,34
4,21
3,10
Rohfaser
6,52
5,76
5,90
Zucker
0,90
2,10
k. A.
Stärke
8,97
7,61
k. A.
Na
k. A.
0,13
0,41
Ca
k. A.
9,24
12,50
Methionin
k. A.
0,55
0,66
ME MJ
7,98
7,30
8,0
k. A. = keine Angaben
Das eiweißreiche Ergänzungsfutter entsprach nach beiden Untersuchungen nicht der halboffenen Deklaration des Herstellers.
Der Rohascheanteil der Probe 1 betrug lediglich 26,9 % gegenüber 37,0 % laut Deklaration. Die mit dieser Charge des eiweißreichen Ergänzungsfuttermittels erstellte Alleinfuttermischung war bezüglich der
Mineralstoffgehalte unzureichend und führte zu einem Leistungseinbruch in der 45. Lebenswoche im Modellstall (Stall 3) und auch in den Ställen 1 und 2. Fünf Tage nach dem Austausch gegen das RaiffeisenFertigfutter trat eine Besserung ein (s. Kap. 3.7.2 „Tierleistung“).
Die Probe 2 enthielt ebenfalls einen geringeren Anteil an Rohasche. Mit 0,13 % Na wurde der Sollwert von
0,41 % deutlich unterschritten. Der Methioningehalt betrug statt 0,66 % nur 0,55 %.
3.4.3
Mineralstoffuntersuchung
3.4.3.1 Material und Methode
Die Futterproben 1 bis 5 wurden im Labor des Fachgebietes Ökologische Tierhaltung, Fachbereich 11 der
Universität Gesamthochschule Kassel, auf die Gehalte von Kalzium (Ca), Phosphor (P), Magnesium
(Mg), Natrium (Na) und Kalium (K) untersucht.
106
3.4.3.2 Ergebnisse
In Tab. 68 werden die Ergebnisse aus der Untersuchung auf den Gehalt an Ca, P, Mg, Na und K in den
Futterproben 1 bis 5 wiedergegeben. Die Angaben wurden auf eine Trockenmasse von 88 % umgerechnet.
Tab. 68: Mineralstoffgehalte in den Futterproben 1 bis 5 (%)
Probe
1
Entnahmedatum
2
3
4
5
Mittelwert
SD
20.05.98 24.07.98 17.09.98 10.11.98 26.11.99
Ca
3,81
3,88
6,30
5,38
4,44
4,76
1,06
P
0,48
0,54
0,68
0,64
0,58
0,58
0,08
Mg
0,15
0,15
0,16
0,16
0,21
0,17
0,03
Na
0,15
0,14
0,10
0,07
0,05
0,10
0,04
K
0,57
0,63
0,64
0,66
0,67
0,63
0,04
Die Gehalte an Ca, P, Mg, Na und K lagen durchschnittlich bei 4,8 %, 0,6 %, 0,2 %, 0,1 % und 0,6 %.
3.4.4
Untersuchung auf Aminosäurengehalte
3.4.4.1 Material und Methode
Vier Futterproben wurden an der Hessischen Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt in Kassel auf Rohprotein (N-Gehalt * 6,25), Lysin, Methionin, Threonin und Cystin untersucht.
Die Futterprobenentnahme wurde wie im Kapitel 3.4.1 „Hofeigene Futtermischung - Weender Analyse“
beschrieben durchgeführt. Neben drei Proben des hofeigenen Futters wurde auch eine Futterprobe des
Alleinfutters für Legehennen, hergestellt durch die Raiffeisen Warenzentrale Kurhessen-Thüringen (Fertigfutter), zur Untersuchung gebracht. Das genannte Futter wird im Stall 4 des Betriebes in Körle bzw. kurzfristig in den Ställen 1 bis 3 eingesetzt, wenn die hofeigene Futtermischung Fehler aufweist.
3.4.4.2 Ergebnisse
Tab. 69 zeigt die Ergebnisse der Aminosäuren- und Stickstoffuntersuchung. Die Angaben wurden auf eine
Trockenmasse von 88 % umgerechnet.
107
Tab. 69: Gehalte an Stickstoff und den Aminosäuren Lysin, Methionin, Threonin und
Cystin (%)
lfd.
Nr.
entnommen Herkunft
am
Rohprotein
Lysin
Methionin Threonin
Cystin
Stickstoff
1
04.02.99
Fertigfutter
20,3
0,86
0,37
0,77
0,37
3,24
2
31.03.99
Hofmischung
21,2
0,89
0,36
0,78
0,36
3,39
3
26.05.99
Hofmischung
20,0
0,75
0,35
0,73
0,35
3,19
4
15.09.99
Hofmischung
21,0
0,94
0,34
0,80
0,34
3,36
Mittelwert
20,6
0,9
0,4
0,8
0,4
3,3
SD
0,57
0,08
0,01
0,03
0,01
0,10
Die Gehalte an Rohprotein, Lysin, Methionin, Threonin, Cystin und Stickstoff lagen durchschnittlich bei
20,6 %, 0,9 %, 0,4 %, 0,8 %, 0,4 % und 3,3 %.
3.4.5
Diskussion
Nährstoffe und Methionin
Der Rohproteingehalt ist im Vergleich zu konventionellen Legehennenrationen höher (vgl. Tab. 70). Auffällig sind die Ergebnisse der Hessischen Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Kassel: der Mittelwert im
Rohproteingehalt von vier Proben liegt hier bei 20,6 % gegenüber 17,8 % nach Untersuchungsergebnissen des Labors des Fachgebietes Tierernährung der GhK (vgl. Tab. 66) In konventionellen Futterrationen
wird mit Rohproteingehalten von 15 % bis 17 % in Kombination mit synthetischen Aminosäuren gearbeitet.
Die Proteingehalte ökologischer Legehennenfutterrationen werden aufgrund einer ausreichenden Versorgung mit Methionin höher angesetzt. Hintergrund ist, daß die Richtlinien im ökologischen Landbau (hier
Bioland) den Einsatz der einzusetzenden Futterkomponenten genau festlegen. So sind z. B. tierische 8
und synthetische Komponenten in der Hühnerfütterung nicht zugelassen (Trei et al. 1997a, Trei et al.
1997b).
Der Rohfett-, Rohfaser- und Methioningehalt sind im Vergleich zu konventionellen Futtermitteln niedriger
(Tab. 70).
Tab. 70: Nährstoffgehalte konventioneller Legehennenrationen (bezogen auf 88 %
TS)
Hersteller
Futtermittelbezeichnung
Rohprotein
Rohfett
Bela-Mühle
Hemo
Rohfaser Rohasche Methionin
LA 1280
17,0
5,0
5,0
13,0
0,40
Legehennenallein 12 - 5520
16,5
5,0
4,5
12,5
0,40
Mineralstoffe
In ökologischen Legehennenfuttermischungen werden üblicherweise die gleichen Vormischungen mit
Mengenelementen, Spurenelementen und Vitaminen eingesetzt wie im konventionellem Bereich. Dieses
trifft auch für die Vormischung in dem eiweißreichen Ergänzungsfuttermittel zu.
8
Ausnahme: Milch- und Milchprodukte
108
Die Gehalte an Kalzium, Phosphor, Magnesium und Kalium sind überhöht. Der Natrium-Anteil liegt unterhalb der Empfehlung von 0,12 bis 0,15 % (JEROCH 1995). In Tab. 71 werden zwei konventionelle Alleinfuttermischungen mit ihren Gehalten an Kalzium, Phosphor und Natrium dargestellt.
Tab. 71: Mineralstoffgehalte in konventionellen Legehennenrationen (bezogen auf
88 % TS)
Hersteller
Futtermittelbezeichnung
Ca
P
Mg
Na
K
Bela-Mühle
LA 1280
3,5
0,5
k. A.
0,15
k. A.
Hemo
Legehennenallein 12 - 5520
3,5
0,6
k. A.
0,15
k. A.
k. A. = keine Angaben
Hofeigene Futtermischungen sind eine ökonomisch interessante Alternative in der ökologischen Legehennenhaltung und führen bei sorgfältiger Herstellung zu guten Ergebnissen. Im Modellbetrieb kam es in
zwei Fällen aufgrund Fehler in der Zusammensetzung des eiweißreichen Ergänzungsfutters zu Problemen (Leistungseinbruch im Februar (45. Lebenswoche, s. o.), Kannibalismus im August). Die hofeigenen
Komponenten müssen vor dem Einsatz analysiert werden, um optimale Resultate zu erzielen. Das zugekaufte eiweißreiche Ergänzungsfutter sollte zukünftig nur nach erfolgter Analyse auf Seiten des Futtermittelwerkes erfolgen. Aus Gründen der Vermeidung von Stickstoffüberschüssen in den Aussscheidungen
sollten weitere Möglichkeiten zur Rationsoptimierung untersucht werden.
109
3.5
Umweltwirkung
In den folgenden Ausführungen werden die Ergebnisse der Untersuchungen der Mist- und Substratproben
aus dem Modellstall, eine Nährstoffbilanz auf Grundlage eigener Daten und Tabellenwerten für den betreuten zweiten Legehennendurchgang Juli 1998 bis Dezember 1999 und Ergebnisse des Amtes für Regionalentwicklung, Landschaftspflege und Landwirtschaft (HLRL), Hofgeismar, in Form eines Feld-StallNährstoffvergleiches dargestellt.
Wie in Kap. 2 beschrieben, wurde das Gebäude in denen die Ställe 2 und 3 untergebracht sind, als Kotkellerstall konzipiert. TÜLLER (1990) nennt für dieses System folgende Vorteile:
•
•
•
•
•
•
Lagerung des Kotes unterhalb des Haltungsbereiches für ein bis fünf Jahre,
Entzug von Kotfeuchtigkeit mittels Belüftung,
Einleitung einer Kompostierung,
Verhinderung der Entstehung von Geruchsstoffen,
Einsparung von Geräten für die Kotentfernung und
Verringerung des Arbeitsaufwandes.
Unter den gegenwärtigen Bedingungen werden solche Stallsysteme nicht mehr gebaut, weil die Bauhülle
zu kostenintensiv ist. In Batterie- und Volierenhaltungssystemen werden überwiegend Kotbänder mit und
ohne Belüftung, in der Bodenhaltung zunehmend Kotbänder und Kotschieber eingesetzt.
3.5.1
Zusammensetzung des Geflügelkotes und des Kot/Einstreu-Gemisches
3.5.1.1 Material und Methode
Am 21. Januar 1999 und 15. September 1999 wurden jeweils vier Sammelproben des Einstreusubstrats
im Stall 3 genommen. Jede Sammelprobe bestand aus 10 Einzelproben. Die Entnahmebereiche sind in
Abb. 75 dargestellt. Zwei Sammelkotproben aus jeweils 10 Einzelproben wurden ebenfalls am 15. September 1999 aus dem Kotkeller unterhalb des Stalles 3 gezogen. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Lagerzeit des Mistes 14 Monate.
Bereich 1: Stall 3 – Wandseite
Bereich 2: Stall 3 – Fensterseite
Bereich 3: überdachter Auslauf vorne
Bereich 4: überdachter Auslauf hinten
Abb. 75: Entnahmebereiche für Kot/Einstreu-Gemisch
Die Sammelproben vom ersten Entnahmetermin wurden zunächst bei –18 C eingefroren und später mit
denen des zweiten Termins bei der Hessischen Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt in Kassel zur Un-
110
tersuchung auf Trockensubstanz (TS), Gesamt-Stickstoff (N), wasserlöslichem Stickstoff, Phosphat
(P2O5) und Kalium (K2O) eingereicht.
3.5.1.2 Ergebnisse
In Tab. 72 und Tab. 73 werden die Untersuchungsergebnisse dargestellt. Der Kot hat im Durchschnitt
eine Trockensubstanz von 45,2 %. Die Gehalte an Gesamt-N, wasserlöslichem-N, Gesamt-P2O5 und
Gesamt-K2O betragen durchschnittlich 18,0 kg/t, 5,5 kg/t, 20,0 kg/t und 14,8 kg/t.
Nach PETERSEN (1996) und TÜLLER (1990) ist der Mist im Modellstall als angetrockneter bzw. abgetrockneter Kot zu definieren, weil der Kot mindestens 48 h auf Kotbrettern verbleibt. Die Trockensubstanz (TS)
liegt zwischen 30 – 40 %. Die Kot-TS im Modellstall liegt über dem genannten Wertebereich. Für Trockenkot und Bodenhaltungskot wird von PETERSEN (1996) ein Trockensubstanzgehalt von 78 – 80 % angegeben. Der Gehalt an Gesamtstickstoff, Phosphat und Kalium wird mit 35 kg/t, 46 kg/t und 24 kg/t
angegeben.
Tab. 72: Ergebnisse der Kotanalysen
Probe nahme
lfd. Nr.
Entnahmeort
TS (%)
GesamtN (kg/t)
wasse rlöslic h e rN (kg/t)
GesamtP2O 5
(kg/t)
GesamtK 2O
(kg/t)
15.09.99
9
Kotkeller
42,0
16,5
5,5
19,3
14,2
10
Kotkeller
48,4
19,5
5,4
20,7
15,3
Mittelwerte
45,2
18,0
5,5
20,0
14,8
SD
4,53
2,12
0,07
0,99
0,78
Tab. 73: Ergebnisse der Analyse der Kot/Einstreu-Gemisch-Proben
Probe nahme
lfd. Nr.
Entnahmeort
TS (%)
GesamtN (kg/t)
wasse rlöslicherN (kg/t)
GesamtP2O 5
(kg/t)
GesamtK 2O
(kg/t)
21.01.99
1
1
81,5
31,6
3,1
29,3
19,0
2
2
76,9
29,2
3,7
28,4
19,6
3
3
82,9
25,3
2,8
32,3
20,0
4
4
82,5
23,5
2,5
28,1
18,4
Mittelwerte
81,0
27,4
3,0
29,5
19,3
SD
2,76
3,67
0,51
1,92
0,70
15.09.99
5
1
87,4
30,7
2,0
28,0
18,6
6
2
85,7
29,4
1,7
28,3
17,6
7
3
91,4
26,3
1,5
27,0
15,8
8
4
90,6
31,2
1,4
28,6
18,3
Mittelwerte
88,8
29,4
1,7
28,0
17,6
SD
2,68
2,20
0,26
0,69
1,26
Werden die Ergebnisse der Analyse der Kot/Einstreu-Gemisch-Proben zwischen den Entnahmeterminen
verglichen, fällt auf, daß der TS-Gehalt um ca. 8 % und der Gesamtstickstoff-Gehalt leicht ansteigt, während der wasserlösliche Stickstoffgehalt um 43 % abnimmt.
111
3.5.2
Nährstoffbilanz für den 2. Legehennendurchgang
Für die Erstellung einer Nährstoffbilanz für den zweiten KTBL-Legehennendurchgang werden zusätzlich
Daten aus den Kapiteln 3.1.1.6.1 „Gewichtsentwicklung“, 3.4 „Futter und Futterzusammensetzung“ und
3.7 „Wirtschaftlichkeit“ hinzugezogen.
Zum Input wurden die Hühner bei Einstallung, der Gewichtszuwachs, der Verbrauch von Alleinfutter und
Weizenkörnern und die Einstreu gerechnet. Der Output setzt sich aus der Eimasse, dem Verkauf der
Althennen, dem Kot-Einstreugemisch, dem Mist (Kotkeller) und Nährstoffverlusten zusammen. Letztere
wurden bezüglich des Stickstoffverlustes mit 30 % angesetzt.
In der Tab. 74 erfolgt eine tabellarische Übersicht. Danach ergeben sich für Stickstoff, Phosphat und
Kalium Überschüsse von 205 kg, 201 kg bzw. 49 kg.
Der Inputanteil des Futters (Alleinfutter und Weizenkörner) liegt für Stickstoff, Phosphat und Kalium bei
ca. 95 %. Auf der Output-Seite machen die Eimasse 34 % und der Hühnermist 40 % des Stickstoffs aus.
Phosphat und Kalium werden zu 77 % bzw. 86 % mit dem Mist ausgeschieden.
Tab. 74: Nährstoffbilanz des zweiten KTBL-Legehennendurchgang
Berechnungsgrundlagen
(grau unterlegt = Tabellenwerte, sonst Analysewerte)
Haltungsdauer:
515 Tage
INPUT
Einheit
Gesamt-N
P2O5
K2O
Tabellen- Gesamtmenge Tabellen- Gesamtmenge Tabellen- Gesamtmenge
/Analyse/Analyse/Analysewert (kg/t) kg
wert (kg/t) kg
wert (kg/t) kg
Anzahl/Menge Gewicht (kg)
Hühner
Anzahl Hühner Einstallung
Anfangsgewicht/Henne
kg
Gesamtgewicht
Zuwachs
durchschnittliche Anzahl Hühner
Anfangsgewicht/Henne
kg
Endgewicht/Henne
kg
Differenz
kg
Gesamtzunahme
Alleinfutter
dt
Futterverbrauch
Gesamtmenge Alleinfutter
Weizenkörner (10 % RP)
Futterverbrauch/Tag/Tier
kg
x Anzahl Hühner
Gesamtmenge Weizenkörner
Einstreu
kg
Stroh
74 Ballen á 12 kg
Gesamtmenge Einstreu
Gesamtmenge Nährstoffinput
1.200
1,56
1.876,80
35,00
65,69
14,90
27,96
2,40
4,50
1,56
1,92
0,36
386,28
35,00
13,52
14,90
5,76
2,40
0,93
69.301,00
69.301,00
20,60
1.427,60
13,30
921,70
7,56
523,92
5.556,85
5.556,85
15,80
87,80
7,80
43,34
5,30
29,45
888,00
888,00
6,40
5,68
1.600,29
2,30
2,04
1.000,81
18,10
16,07
574,87
0,06
25.140,10
19,00
477,66
4,10
103,07
1,40
35,20
1,92
2.306,40
35,00
80,72
14,90
34,37
2,40
5,54
30,20
17,77
28,50
16,77
18,70
11,00
1.113,02
26,60
29,61
47,38
29,00
32,28
49,05
18,10
20,15
31,15
30.688,36
18,00
552,39
20,00
613,77
14,80
454,19
1.079
693,01
0,01
1.079
12
74
OUTPUT
Eier
Anzahl/durchschnittliches Gewicht
Eimasse gesamt
kg
Althennen/Abgänge
Anzahl Hühner Ausstallung
Endgewicht/Henne
kg
Gesamtzunahme in kg
Faktor: 1 l = (kg)
Kot-Einstreugemisch
Fläche (m²)
Scharraum Stall
400.320
1.200
0,21
Einstreuhöhe (m)
Volumen (m³)
55
0,05
2,75
Gesamtgewicht Kot-Einstreugemisch Stall
Faktor: 1 l = (kg)
überdachter Auslauf
2.750
588,50
Fläche (m²)
81,9
0,30
Einstreuhöhe (m) Volumen (m³)
0,05
Gesamtgewicht Kot-Einstreugemisch Auslauf
3.686
Gesamtmenge Einstreu
Mist
Gesamtgewicht Mist
Nährstoffverlust
100 %
789,13kg
Gesamtgewicht
30 %
Gesamtmenge Nährstoffoutput
BILANZ
3,69
236,74
236,74
1.394,90
800,26
526,07
205,39
200,55
48,80
112
3.5.3
Feld-Stall-Nährstoffbilanz und tatsächlicher Nährstoffanfall (Angaben HRLR)
Grundlage für die Erstellung von Nährstoffvergleichen bildet die Verordnung über die Grundsätze
der guten fachlichen Praxis beim Düngen (Düngeverordnung) vom 26. Januar 1996 (BGBl. Teil I
vom 6. Februar 1996, S. 118; geändert durch Artikel 2 der Verordnung vom 16. Juli 1997 (BGBl. I S.
1836). In Tab. 76 werden die Ergebnisse des HLRL für das Jahr 1996/97 wiedergegeben. In der Kalkulation wurden ausschließlich Tabellenwerte berücksichtigt (HLRL und HBR 1997).
Durch den hohen Leguminosenanteil in der Fruchtfolge und der damit verbundenen N-Fixierung, dem Zukauf eiweißreicher Futtermittel, ist der N-Saldo mit einem Minus von 12 kg/ha relativ ausgeglichen; ebenso die Phosphor-Bilanz. Die Kalibilanz ist mit –30 kg/ha negativ.
Für weitere Berechnungen wurden Mistproben gezogen und analysiert und die Mistmenge in den Ställen
1 bis 3 ermittelt.
Folgender tatsächlicher Nährstoffanfall wurde für den Betrieb errechnet (Tab. 75; die Ställe 2 und 3 (Modellstall) wurden gemeinsam bewertet):
Tab. 75: Tatsächlicher Nährstoffanfall im Betrieb Eisenach, Ställe 1 bis 3 (HLRL)
Stall 1
Stall 2 + 3
Bemerkungen
1.000 Tiere
2.000 Tiere
Berücksichtigung von Leerzeiten
Mistmenge
18,6 t
43,5 t
Lagerzeit: ein Jahr
TS-Gehalt
29,2 %
44,7 %
Gesamt-Stickstoff
16,3 kg/t
12,5 kg/t
wasserlöslicher Stickstoff
11,4 kg/t
11,5 kg/t
Gesamt-Phosphat
14,9 kg/t
20,9 kg/t
7,8 kg/t
12,2 kg/t
193,6 kg/t
272,7 kg/t
durchschnittlicher Besatz
Gesamt-Kalium
Organische Substanz
Stickstoff (N)
Phosphat (P 2O5)
Kalium (K 2O)
850 kg
1.200 kg
680 kg
Der Stallmist wurde auf 18 ha Lf verteilt.
Das entspricht durchschnittlich 47 kg
N/ha, 67 kg P2O5/ha und 38 kg K2O/ha
Die Mistproben unterscheiden sich deutlich. Während der Mist aus Stall 1 einen geringen TS-Gehalt bei
hohem Gesamtstickstoff-Gehalt aufweist, hat der Mist aus Stall 2 und 3 einen hohen TS-Gehalt bei geringem Gesamtstickstoff-Gehalt. Der wasserlösliche Stickstoff-Gehalt liegt jedoch eng zusammen.
Der um 15 % höhere TS-Gehalt des Mistes in den Ställen 2 und 3 wird mit einem geringeren Tränkewasseranteil und einer höheren Stroheinstreumenge begründet.
113
Tab. 76: Feld-Stall-Nährstoffvergleich Betrieb Eisenach, 1996/97
Betriebsgröße: 34,1 ha LF (ohne Stilllegung)
Fläche
Zufuhr
in ha
M e nge
Ge samt
dt/ha
in dt
pro Einheit
(dt; m³, ha; Stück)
kg N
Mineraldünger
Tierische Au sscheidungen
pro 100 Legehennenplätzen
Stickstoffverluste
kg
P2O5
Gesamtbe trieb
kg K2O
kg N
-
30 x
74
kg
P2O5
kg K2O
-
41
33
30 %
2.220
1.230
990
1.554
1.230
990
44
36
29
- 666
Zufuhr aus Wir tschaftsdünger (kg)
Zufuhr aus Wir tschaftsdünger in kg/ha
Stickstoffbindung Leguminosen (ha)
Erbsen ertragsabhängig 40 dt FM
7,9
35
154
1.217
Kleegras (50:50)
ertr.abh. 100 dt TM
4,5
80
108
486
Zufuhr aus Stickstoffbindung (kg)
1.703
Gesamtzufuhr in kg
Gesamtzufuhr in kg /ha
3.257
96
1.230
36
990
29
Abfuhr
in ha
dt/ha
in dt
kg N
kg
P2O5
kg K2O
kg N
kg
P2O5
kg K2O
Pflanzliche Produkte
Weizen (86 % TM)
12 % RP
9,7
55
534
1,80
0,80
0,60
960
427
320
Weizen 12 % RP
Korn und Stroh
2,0
55
110
2,30
1,10
2,00
253
121
220
Winterroggen
(86 % TM)
9,4
50
470
1,50
0,80
0,60
705
376
282
Hafer (86 % TM)
0,4
35
84
1,50
0,80
0,60
126
67
50
Erbsen (86 % TM)
7,9
35
277
3,60
1,10
1,40
995
304
387
Kleegras (50:50)
2,7
90
243
2,60
0,70
3,10
632
170
753
-
-
-
3.672
108
1.465
43
2.013
59
- 12
-7
- 30
Abgabe von Wir tschaftsdünger (kg)
Gesamtabfuhr in kg
Gesamtabfuhr in kg/ha
Saldo in kg/ha
= Zufuhr in kg/ha - Abfuhr in kg/ha
114
3.6
3.6.1
Arbeitswirtschaft
Material und Methode
Für den zweiten KTBL-Legehennendurchgang wird im Folgenden der Jahresarbeitszeitbedarf zusammengestellt.
Für die Arbeitszeitberechnung wurden Daten von F ÖLSCH et al. (1997) aufbereitet. Die Arbeitsvorgänge
wurden an mehreren Terminen beobachtet, schriftlich festgehalten und die Arbeitszeiten mit einer mechanischen Stoppuhr mit Zentiminuten-Anzeige gemessen und notiert. Für das Einsammeln verlegter Eier
wurde ein Arbeitszeitaufwand von 0,2 APmin9 pro Stück, für das Einsammeln und Sortieren von je 100
Eiern ein Arbeitszeitaufwand von 3,27 APmin bzw. 3,44 APmin ermittelt. Die errechneten Arbeitszeiten
wurden auf die Ergebnisse des zweiten KTBL-Durchgangs bezogen.
3.6.2
Ergebnisse
In Tab. 77 werden die Ergebnisse dargestellt.
Tab. 77: Jahresarbeitszeitbedarf (nach Daten von FÖLSCH et al. 1997)
I
II
III
IV
V
Anzahl der Tierplätze
1.200
Stallarbeitszeiten 1)
• tägliche Bestandeskontrolle und
Einsammeln verlegter Eier
• tägliche Einsammlung der Eier
und laufende Stallreinigung
• Körnergabe
• Einstreuen
• Entmisten
• Ein- und Ausstallung
• Reinigung, Desinfektion nach
Ausstallung, Neueinrichtung
(Haltungsdauer:
515 Tage)
APh /
Jahr
APmin /
Tier /
Jahr
Anteil Gesamtarbeitszeit (%)
0,32 h / Tag
115,9
5,8
14,3
0,37 h / Tag
135,7
6,8
16,8
0,06 min / Tag
0,03 min / Tag
13 h / Durchgang
30 h / Durchgang
20,4
1,3
9,2
9,2
21,3
1,0
0,1
0,5
0,5
1,1
2,5
0,2
1,2
1,2
2,7
-
313,0
15,8
39,0
0,39 h / Tag
0,71 h / Tag
142,7
260,8
7,1
13,0
17,5
32,1
-
403,5
20,1
49,6
2,5 h / Woche
130,0
4,6
11,4
846,5
40,5
100
Summe der Stallarbeiten
2)
Vermarktungsarbeitszeiten
• Eier sortieren und verpacken
• Eier ausfahren einschließlich
Fahrzeiten
Summe der Vermarktungsarbeiten
VI Büroarbeitszeiten
VII Summe aller Arbeitszeiten
1)
auf Stallplatz bezogen
auf Durchschnittsbestand bezogen
Verhältnis Stallarbeits- zu Vermarktungsaufwand: 1 : 1,3
2)
9
APmin = Arbeitspersonminuten für die IST-Zeit, hingegen AKmin Arbeitskraftminuten für die (bereinigte) Planzeit
115
Der Gesamtarbeitszeitaufwand ist mit 846,5 APh pro Jahr zu veranschlagen. Bezogen auf die Gesamtlegeperiode mit 515 Tagen beträgt der Arbeitszeitaufwand 1.194,4 APh. Mit 403,5 APh nimmt die Vermarktung den Hauptanteil der Arbeit ein. Die Stallarbeiten machen 39,0 % der Eierproduktion in dem beschriebenen Legehennendurchgang aus.
Der hohe Anteil der Stallarbeiten am Gesamtarbeitszeitaufwand ist in diesem Durchgang teilweise auf die
Hohe Anzahl verlegter Eier zurückzuführen. Die Eier aus den Ställen 2 und 3 müssen darüber hinaus per
Hand zum ca. 25 m entfernten Sortierraum getragen werden.
Der Arbeitszeitaufwand für den Stall 4 fällt aufgrund des Arbeitsganges Eier vom Stall 4 zum Betrieb
fahren deutlich höher aus. Der jährliche Arbeitszeitaufwand liegt im Mittel von zwei Durchgängen bei
1778,6 h, der Anteil für die Vermarktung beträgt 62,0 %.
Die „Datensammlung Alternative Landwirtschaft“ des KTBL (1991) gibt für Bestände von 2.000 Tieren 40
AKmin pro Tier und Jahr für die Produktion und 42 AKmin pro Tier und Jahr für die Vermarktung an. INGENSAND (1997) kommt in einer Erhebung mit 10 Betrieben mit Beständen über 1.000 Tieren auf einen
Arbeitszeitaufwand von 50,4 AKmin pro Tier und Jahr inclusive einem Anteil von 10,2 AKmin pro Tier und
Jahr für die Vermarktung. HUBER und AMGARTEN (1992) geben den Arbeitszeitaufwand in Volierenbetrieben (intensive Volieren mit 15 – 20 Hennen pro m² Stallfläche) mit 2.000 Hennen in Normalumtrieben mit
33,9 AKmin und Mauserumtriebe mit 33,2 AKmin an.
3.7
3.7.1
Wirtschaftlichkeit
Investitionen
In Tab. 78 werden die Investitionen, die im Rahmen der Umstellung auf alternative Haltungssystemen
getätigt wurden, dargestellt.
Tab. 78: Investionen Stall 3
DM incl. Eigenleistung und MwSt.
Eigenleistungsanteil
Erschließung
Stallgebäude
Stalleinrichtung (Futter, Tränke, Lüftung, Entmistung, Eiersammelanlage, Eiersortieranlage etc.)
Dunglagerung
überdachter Auslauf
sonstige Außenanlagen
Vermarktungseinrichgung
Nebenkosten (Gebühren, Honorar)
bestehend
bestehend
36.527,20
65 AKh x DM 20,-
bestehend
12.405,96
-
193 AKh x DM 20,-
Gesamtbaukosten
48.933,16
Da die Umbauten in den Ställen 2 und 3 gemeinsam erfolgten, wurden die Kosten anteilig nach m² berechnet. Im folgenden werden die Kosten für Umbau und überdachte Ausläufe näher beschrieben.
3.7.1.1 Umbaukosten der Ställe 2 und 3
Die Ställe 2 und 3 wurden 1991 umgebaut. Für die Umbauarbeiten der beiden Ställe fielen folgende Kosten (inkl. Mehrwertsteuer) an (F ÖLSCH et al. 1997) (Tab. 79):
116
Tab. 79: Umbaukosten Ställe 2 und 3 (FÖLSCH et al. 1997)
Fußboden, Fenster
5.845,00 DM
Volierenanlagen, incl. Montage
43,963,75 DM
Nester
21.945,64 DM
Summe
71.754,39 DM
Eigenleistung: 65 AKh x DM 20,Gesamtkosten
73.054,39 DM
Kosten pro Hennenplatz (2.400 Legehennenplätz e )
Jährliche AfA
1)
1.300,00 DM
bei 15jähriger Nutzung
ohne
mit
Eigenleistung
Eigenleistung
29,90 DM
30,44 DM
4.783,63 DM
Belastung des Hennenplatzes pro Jahr
1,99 DM
Belastung des Verkaufseies (250 Eier / Henne u.
0,80 DPf
Jahr)
AfA = Absetzung für Abnutzung
3.7.1.2 Baukosten für die überdachten Ausläufe der Ställe 2 und 3
Die überdachten Ausläufe für die Ställe 2 und 3 wurden 1995 vornehmlich in Eigenleistung errrichtet. Die
Grundflächen betragen 72,6 m2 bzw. 89,7 m2. 1.200 Hennen werden pro Herde gehalten. In Tab. 80 werden die Kosten aufgeführt (F ÖLSCH et al. 1997).
Tab. 80: Baukosten für die überdachten Ausläufe der Ställe 2 und 3 (Fölsch et al. 1997)
Zement
635,63 DM
Holz
4.875,20 DM
Baumaterial
839,38 DM
Bedachung
7.076,74 DM
Kotgrubengitter als Draht für Außenwände
1.632,00 DM
Kies
405,95 DM
Summe
15.446,90 DM
Eigenleistung: 350 AKh x DM 20,Gesamtkosten für 2 überdachte Ausläufe
Kosten pro Hennenplatz (1.200 Legehennenplätz e )
Jährliche AfA
1)
bei 15jähriger Nutzung
7.000,00 DM
22.446,90 DM
ohne
mit
Eigenleistung
Eigenleistung
6,44 DM
9,35 DM
4.029,79 DM
Belastung des Hennenplatzes pro Jahr
0,43 DM
Belastung des Verkaufseies (250 Eier / Henne u.
0,17 DPf
Jahr)
1)
AfA = Absetzung für Abnutzung
Laut Tab. 78 ergeben sich pro Henne Investionskosten von 44,78 DM. Diese liegen unter den Angaben
von GARTUNG und KNIES (1999), die einen Investitionsbedarf von 50 DM bis 162 DM pro Legehenne angeben. Dabei muß berücksichtigt werden, daß die Bauhülle im Betrieb Eisenach vorhanden war.
117
3.7.2
Tierleistung
3.7.2.1 Leistungen der Umtriebe im Modellstall
3.7.2.2 Erster KTBL-Legehennendurchgang, Juli 1997 bis Juli 1998
3.7.2.2.1
Aufzucht
Die Aufzucht begann am 11. Februar 1997 mit dem Einlegen der Eier. Der Schlupf war am 4. März 1997.
Die Aufzuchtbedingungen sind im Kapitel 2.2.5.2 „Spezialisierter Aufzuchtbetrieb Reinkemeier“ beschrieben worden. In der Tab. 81 werden das Impfprogramm und weitere Maßnahmen aufgeführt.
Tab. 81: Impfungen und weitere Behandlungsmaßnahmen (1. KTBL-Durchgang)
Impfung / Behandlung
Datum
Lebenswoche
Lebenstag
Marek
04.03.1997
0
1
Infektiöse Bronchitis I / Newcastle Desease I
21.03.1997
2
17
Gumboro I
25.03.1997
3
21
Infektiöse Laringotracheitis
22.04.1997
7
49
Newcastle Desease II
18.05.1997
10
75
Infektiöse Bronchitis II
21.05.1997
11
78
Infektiöse Bronchitis III / Newcastle Desease III /
Gumboro II + Mykoplasma galliseptikum inaktiv
17.07.1997
19
135
1. Wurmkur
12.06.1997
14
100
2. Wurmkur
01.07.1997
17
119
Die Schnäbel der Tiere waren unkupiert und die mitgelieferten Hähne aus der gleichen Aufzucht. Die
Junghennen wurden am 17. Juli 1997 eingestallt.
3.7.2.2.2
Legeleistung und Lebensfähigkeit
In der Abb. 76 werden die Ergebnisse des Legehennendurchganges dargestellt.
118
%
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
18
22
26
30
34
38
42
46
50
54
58
62
66
70
Lebenswoche
Legeleistung
Lebensfähigkeit
verlegte Eier
Knickeier
Schmutzeier
Abb. 76: KTBL-Legehennendurchgang 1, 07/97 – 07/98, Legeleistung, Lebensfähigkeit
und der Anteil an verlegten, Knick- und Schmutzeiern
Der Legeleistungsverlauf begann schleppend. Erst ab der 32. Lebenswoche stieg die Legeleistung auf
über 80 % an. Von der 40. bis 44. Lebenswoche wurde eine Mauser durchgeführt. In der 69. Lebenswoche wurde die Gruppe ausgestallt. Die Lebensfähigkeit betrug am Ende der Legeperiode 96,1 % (47 Abgänge).
Die Verlegerate betrug zu Beginn 8,5 %. Ab der 33. Lebenswoche fiel die Rate auf unter 5 % und pendelte sich dann auf 3 % bis zum Ende der Legeperiode ein.
Laut Tab. 82 erbrachte der Legehennendurchgang insgesamt 277.858 Eier, von denen 97,5 % verkaufsfähig waren. Der Anteil Schmutz- und Knickeier an der Bodeneieranzahl betrug 20,5 %, an der Nesteieranzahl hingegen nur 1,8 %. Die Durchschnittshennenzahl betrug 1143, die Legeleistung je DH lag bei 68,9
%.
davon Schmutzeier
davon Knickeier
4.043
9.996
1.722
325
%
96,4
0,3
1,5
3,6
0,6
0,1
%
100
0,3
1,5
100
17,2
3,3
Legeleistung/DH
Bodeneier
733
Legeleistung/AH
davon Knickeier
267.862
verkaufsfähige Eier
davon Schmutzeier
absolut
Gesamteizahl
Nesteier
Tab. 82: Anteil Boden-, Schmutz-, Knick- und verkaufsfähige Eier
277.858 271.035 231,5 350,4
100
97,5
Die Tiere wurden am 2. Juli 1998 in der 69 LW. ausgestallt.
119
3.7.2.3 Zweiter KTBL-Legehennendurchgang, Juli 1998 bis Dezember 1999
3.7.2.3.1
Aufzucht
Die Aufzucht begann am 16. Februar 1998 mit dem Einlegen der Eier. Der Schlupf war am 10. März
1998. Die Junghennen wurden am 17. Juli 1998 in den Modellstall eingestallt. Die Aufzuchtbedingungen
sind im Kapitel 2.2.5.2 „Spezialisierter Aufzuchtbetrieb Reinkemeier“ beschrieben.
In der Tab. 83 werden das Impfprogramm und weitere Maßnahmen aufgeführt.
Tab. 83: Impfungen und weitere Behandlungsmaßnahmen (E-3-KTBL2-07/97-07/98)
Impfung / Behandlung
Datum
Lebenswoche
Lebenstag
Marek
10.03.1998
0
1
Infektiöse Bronchitis I / Newcastle Desease I
24.03.1998
2
14
Gumboro I
31.03.1998
3
21
Newcastle Desease II
05.06.1998
12
88
Infektiöse Bronchitis II
19.06.1998
14
101
2 Wurmkuren
Die Schnäbel der Tiere waren unkupiert und die mitgelieferten Hähne aus der gleichen Aufzucht.
3.7.2.3.2
Legeleistung und Lebensfähigkeit
Abb. 77 zeigt die Legeleistungskurve, den Verlauf der Lebensfähigkeit, der Anteile von verlegten,
Schmutz- und Knickeiern.
% 100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
18
22
26
30
34
38
42
46
50
54
58
62
66
70
74
78
82
86
90
Lebenswoche
Legeleistung
Lebensfähigkeit
verlegte Eier
Schmutzeier
Knickeier
Abb. 77: KTBL-Legehennendurchgang 2, 07/97 – 07/98, Legeleistung, Lebensfähigkeit
und der Anteil an verlegten, Knick- und Schmutzeiern
Der Legeleistungsverlauf begann im Vergleich zum 1. KTBL-Durchgang zügiger. In der 24. Lebenswoche
wurde über 80 % Legeleistung erzielt. Die Legespitze wurde mit 89,5 % in der 30. Lebenswoche erreicht.
120
In der 45. Lebenswoche gab es einen fütterungsbedingten Leistungseinbruch, der u.a. mit einem Knickeieranteil von bis zu 15,3 % einherging. In der 56. Lebenswoche wurde eine Mauser begonnen. Der Tiefpunkt der Legeleistung lag in der 58. Lebenswoche bei 18,3 %. In der 62. Lebenswoche betrug die Legeleistung 78,2 %. Im August 1999, ab der 73. Lebenswoche, kam es zu einem Kannibalismusausbruch (s.
Kap. 3.2.1.4 „Verhaltensstörungen – Federpicken und Kannibalismus“).
Die Verlegerate war während des gesamten Durchgangs sehr hoch. Sie betrug in der 20. Lebenswoche
40 % und fiel bis zur 24. Lebenswoche auf 22 % (Tab. 84).
49.063
7.701
2.228
%
87,7
0,3
4,1
12,2
1,9
0,6
%
100
0,4
4,7
100
15,7
4,5
Legeleistung/DH
16.557
Legeleistung/AH
1.244
verkaufsfähige Eier
351.275
Gesamteizahl
davon Knickeier
davon Schmutzeier
Bodeneier
absolut
Nesteier
davon Knickeier
davon Schmutzeier
Tab. 84: Anteil Boden-, Schmutz-, Knick- und verkaufsfähige Eier
400.320 372.590 333,6 371,0
93,1
Wie in Tab. 84 dargestellt, erbrachte der Legehennendurchgang insgesamt 400.320 Eier, von denen 93,1
% verkaufsfähig waren. Der Anteil Schmutz- und Knickeier an der Bodeneieranzahl betrug 20,5 %, an der
Nesteieranzahl 5,1 %. Die Legeleistung je Durchschnittshenne lag bei 371 Eiern. Die Durchschnittshennenzahl betrug 1097, die Legeleistung je DH 72,0 %. Die Abgangsrate betrug 15,2 % (182 Tiere).
In der 81. Lebenswoche wurden 150 Hennen, in der 87. Lebenswoche 195 Hennen geschlachtet. Die
restlichen Tiere wurden am 13. Dezember 1999 ausgestallt.
3.7.2.4 Vergleich mit Leistungen anderer Legehennendurchgänge im Betrieb
In Tab. 85 werden Ergebnisse von F ÖLSCH et al. (1997) zum gleichen Betrieb vorgestellt. In 10 Legehennenumtrieben, die in den Jahren 1993 bis 1997 geführt wurden, beliefen sich die Legeleistungen zwischen
68,3 % und 82,1 %. Die Abgangsraten lagen zwischen 3,1 % und 16,2 %.
Tab. 85: Leistungsergebnisse früherer Legehennenumtriebe im Betrieb Eisenach
Umtrieb
Haltungsperiode
AH
3)
Haltungsdauer (Ta-
Legeleistung DH
4)
(%)
Verlege rate (%)
Verlu ste
(%)
121
ge)
1-1
*)
02/94 - 12/94
1.200
312
77,6
-
5,7
1-2
1)
01/95 – 06/96
1.200
517
68,3
4,1
8,5
1-3
2)
06/96 – 01/97
1.200
(224)
(72,7)
(3,8)
(3,1)
2-1
1)
12/93 – 05/95
1.170
496
72,2
8,8
8,1
2-2
1)
05/95 – 11/96
1.200
537
69,4
4,5
9,0
08/94 – 08/94
1.091
370
82,1
-
6,4
09/94 – 12/95
1.200
468
73,4
4,1
11,4
3-1
3-2
1)
3-3
1)
4-1
4-2
1)
2)
01/96 – 01/97
1.200
(387)
(73,3)
(4,0)
(8,6)
07/94 – 07/95
2.400
378
81,2
1,1
16,2
08/95 – 01/97
2.400
507
72,9
1,0
12,3
419,7
74,1
3,9
8,9
Mittelwerte
*)
1. Ziffer = Stall, 2. Ziffer = laufende Nr. für Umtriebe
Mauserumtrieb
2)
Durchgang bei Ende der Datenaufnahme noch nicht beendet
3)
Anfangshennenbestand
4)
Durchschnittshenne
1)
Der zweite KTBL-Durchgang lag mit einer Haltungsdauer von 515 Tagen über den Durchschnitt von 10
früheren Legehennendurchgängen im Betrieb, von denen sechs Mauserumtriebe waren. Die Legeleistung
lag durchschnittlich bei 74,1 %, in zwei Durchgängen wurden Leistungen von über 80 % Legeleistung
erzielt. Die Legeleistung im ersten KTBL-Durchgang betrug 68,9 %, im zweiten Durchgang wurden 72,0
% Legeleistung erreicht.
AMGARTEN und M EIERHANS (1991) geben eine durchschnittliche Legeleistung von 70,3 % pro AH (279 Eier
/ DH) in Schweizer Volierenställen (n = 5) mit Besatzdichten von 9 bis 14 Hennen / m² und Bestandsgrößen von 2.000 Hennen an. Nach einer Untersuchung von V . HORNE und NIEKERK (1998) in 29 Volierenhaltungssystemen wurde eine durchschnittliche Legeleistung von 288 Eiern pro DH und eine durchschnittliche Abgangsrate von 6,8 % gefunden worden.
BEHRENS und NORDHUES (1993) ermittelten in 132 deutschen Betrieben mit Käfighaltung (durchschnittlich
3.375 Hennen/Betrieb) eine durchschnittliche Legeleistung je Anfangshenne von 265 Eiern bzw. je Durchschnittshenne von 273 Eiern.
3.7.3
Vermarktung
Nach Angaben des Betriebsleiters wurden ca. 3 % der Eier über den Hofladen, 24 % über den Großhandel und 73 % über den Einzelhandel vermarktet. Der Hofladen wird unabhängig vom Betrieb geführt und
bezieht die Eier unsortiert für 0,30 DM pro Stück. Für die Abnehmer des Groß- und Einzelhandels wurden unterschiedliche Preisstufen zwischen 0,18 DM und 0,40 DM festgelegt.
Für das Wirtschaftsjahr 1998/1999 wurde ein Durchschnittspreis von 0,37 DM pro Ei berechnet. Im Vergleich zu den Vorjahren erhöhte sich aufgrund der Mauserumtriebe der Anteil großer Eier (Gewichtsklassen XL und L) und dadurch der erzielte Durchschnittspreis.
Die Sortierergebnisse werden nicht notiert; d. h. es liegen keine genauen Daten bezüglich der Gewichtsklassenverteilung vor.
Folgende Gewichtsklassenverteilung für verkaufsfähige Eier wurde für die Berechnungen angewendet: 10
% Eier der Gewichtsklasse XL, 40 % Eier der Gewichtsklasse L, 40 % Eier der Gewichtsklasse M, 10 %
Eier der Gewichtsklasse S.
122
Ein Teil der Suppenhennen wird für die Direktvermarktung geschlachtet und eingefroren.
3.7.4
Deckungsbeitrag / Gewinn
Für den zweiten KTBL-Legehennendurchgang wird eine Deckungsbeitragsrechnung erstellt (Tab. 87). In
Tab. 86 werden die Produktionskennzahlen wiedergegeben.
Tab. 86: Produktionskennzahlen des zweiten KTBL-Legehennendurchgangs
Stallplätze
eingestallte Tiere
Haltungsdauer (d)
DH
Hennentage
Besatz je m² begehbare Stallfläche
Verlustrate der Hennen (absolut / %)
Gesamteizahl
verkaufsfähige Eizahl
Legeleistung je DH (Gesamtleistung)
Legeleistung je DH (verkaufsfähige Eier)
Legeleistung je AH (Gesamtleistung)
Legeleistung je AH (verkaufsfähige Eier)
Durchschnittliches Eigewicht
Eimasse je Durchschnittshenne (Gesamteizahl)
täglicher Futterverbrauch
Gesamtfutterverbrauch
Futter je Durchschnittshenne (kg)
Futter je kg Eimasse
1.200
1.200
515
1079
554.408
10,1
182 / 15,2 %
400.320
372.590
371,0
345,3
333,6
310,5
62,8 g
22,6 kg
125 g
693,01 dt
64,2
2,98 kg
123
Tab. 87: Deckungsbeitrag / Gewinn (zweiter KTBL-Legehennendurchgang)
Leistungen Eiererlös A-Ware
372.590 verkaufte Eier x 0,37 DM
DM
DM / AH
137.858,83
114,88
Eiererlös B-Ware
27.730 verkaufte Eier x 0,15 DM
4.159,50
3,47
Erlös Suppenhennen
640 x 7,09 DM (Direktvermarktung)
4.537.60
3,78
204,12
0,17
146.759,5
2
122,30
378 x 1,8 kg x 0,30 DM (Großschlachterei)
Marktleistung je Produktionsdurchgang
variable
Bestandsergänzung
1.200 Junghennen x 9,50 DM
11.400,00
9,50
Kosten
Futter
693,01 dt x 61,01 DM
42.280,54
35,23
Schlachtkosten
640 Hennen x 2,50 DM
1.600,00
1,33
Tierarzt / Hygiene
IB / ND-Impfung, Salmonellen-Unters.
505,76
0,42
Wasser 1)
100 cbm x 2,50 DM
250,00
0,21
1.200,00
1,00
Verpackung, Werbung
5.736,30
4,78
PKW
2.651,40
2,21
Gas und Strom
1)
Vermarktungskosten
1)
1.280,00
1,07
Summe der variablen Kosten je Produktionsperiode
Variable Kosten je Ei (DM / Ei)
Schlachthennen
66.904,00
0,167
55,75
Deckungsbeitrag I je Produktionsperiode
Deckungsbeitrag I je Jahr (0,7 Durchgänge je Jahr)
79.855,52
55.898,86
66,55
46,58
744,36
0,62
Fixkosten
AFA Gebäude 2)
15 Jahre Abschreibung
AFA Einrichtung
8 Jahre Abschreibung
4.565,90
3,80
Unterhalt Gebäude
1 % der Investitionssumme
124,06
0,10
Unterhalt Einrichtung
3 % der Investitionssumme
1.075,82
0,91
Zinsansatz Gebäude
4%
496,24
0,41
Zinsansatz Einrichtung
4%
1.461,09
1,22
Umlaufvermögen
4%
2.147,22
1,79
10.634,68
0,026
8,86
Summe der Fixkosten je Jahr
Fixkosten je Ei (DM / Ei)
Deckungsbeitrag II je Jahr
45.264,18
37,72
846,9 APh x 20,- DM Stunde nlohn
16.938,00
14,12
Gewinn je APh
Deckungsbeitrag II : APh
Gewinn je Henne n- Deckungsbeitrag II : Stallplatzzahl
platz
Deckungsbeitrag II : Anzahl verkaufte Eier
Gewinn je Ei
53,45
37,73
0,113
Gewinn je APh
Gewinn je Henne nplatz
Gewinn je Ei
33,45
23,61
0,071
Arbeitsentlohnung
ohne Aushilfslöhne
Einkommensbeitrag
Deckungsbeitrag II - Arbeitsentlohnung : APh
Deckungsbeitrag II - Arbeitsentlohnung : Stallplatzzahl
Deckungsbeitrag II - Arbeitsentlohnung : Anz.verk.
Eier
1)
2)
die zugrunde gelegten Daten beruhen auf Berechnungsgrundlagen und Faustzahlen
berechnet wurden die Baukosten für den überdachten Auslauf, vgl. Kap. 3.7.1 „Investitionen“
124
Tab. 88: Frühere Kostenrechnungen (nach FÖLSCH et al. 1997)
Durchgang
Hennenplätze
Haltungsdauer (Monate)
verkaufsfähige Eier (Stück)
Investitionen (DM / Hennenplatz)
1-1
2-1
3-1
3-2
4-1
1.200
1.200
1.200
1.200
2.400
11
16
12
15
12
257.610
377.013
280.597
364.046
666.693
75,99
29,90
29,90
29,90
45,14
45,23
23,53
0,110
56,26
41,36
0,132
50,89
28,52
0,122
62,31
44,19
0,146
55,16
43,45
0,156
∅
Einkommensbeitrag (DM)
•
•
•
*)
je APh
je Hennenplatz
je Ei
53,97
36,21
0,133
1. Ziffer = Stall, 2. Ziffer = laufende Nr. für Umtriebe (s. Tab. 85)
Nach Tab. 88 liegt der Gewinn je APh des zweiten KTBL-Legehennendurchganges im Durchschnitt fünf
früherer Legehennenumtriebe. Der Gewinn je Hennenplatz ist geringfügig höher.
HÖRNING und INGENSAND (1999b) geben für 10 Betriebe mit Bestandsgrößen von mehr als 1.000 Hennen
einen durchschnittlichen Deckungsbeitrag II von 32,90 DM je Huhn und Jahr an. Die durchschnittlichen
Kosten pro Ei belaufen sich auf 0,232 DM. Die Kosten pro Ei im zweiten KTBL-Legehennendurchgang
lagen mit 0,192 DM deutlich unter dem genannten Durchschnitt.
125
4
Zusammenfassung
Im Auftrag des KTBL wurde ein Praxisbetrieb mit Legehennenhaltung über 2 Jahre begleitend untersucht.
Der Betrieb hält 6.000 Legehennen in 4 Ställen mit z.T. verschiedenen Volierensystemen. An einem der 4
Ställe wurden die Erhebungen durchgeführt, teilweise jedoch auch Daten der anderen Ställe zum Vergleich herangezogen.
Betriebsbeschreibung: Der 35-ha-Betrieb wirtschaftet seit 1988 ökologisch (Bioland) und hat seinen
Schwerpunkt in der Eiererzeugung. Der untersuchte Stall ist einer von 2 umgebauten früheren Käfighaltungen mit befahrbarem Kotkeller. Beide Ställe sind für 1.200 Legehennen konzipiert (14,9 Hennen / m²
Stallgrundfläche bzw. 10,1 Hennen je m² begehbarer Fläche). Eine Reihe zweistöckiger Gruppenabrollnester ist vorhanden (91 Hennen / m²). 1996 wurde ein Außenscharraum angebaut (13,4 Hennen / m²).
Die Ställe sind mit der frühen Schweizerischen Voliere Kliba-Voletage ausgerüstet, die nicht mehr auf
dem Markt ist. Die Voliere hat 4 Ebenen; die Hennen haben im Mittel 11,4 cm Sitzstangenlänge.
Stallklima: Die durchschnittliche Temperatur im Stall betrug 17,7 °C; maximal wurden 27,8, minimal 9,6
°C gemessen. Im Außenbereich lag die durchschnittliche Temperatur bei 10,3 °C. Die durchschnittliche
relative Luftfeuchte betrug im Stall 61,4 % und im Außenbereich 79 %. Die Lichtmessungen zeigten erwartungsgemäße starke Schwankungen im Stall je nach Außenbedingungen. Der wandseitige Scharraum war deutlich dunkler, und schwankten auch im Tagesverlauf weniger, als der fensterseitige. Die
durchschnittlichen Ammoniakwerte blieben mit 8,6 ppm unter dem empfohlenen Richtwert von 10 ppm
(0,6 – 25,1 ppm). Punktuelle Messungen der Luftströmung lagen über dem Richtwert von 0,1 – 0,2
m/sec.
Tiergerechtheit: Drei Ganztagsbeobachtungen wurden zum Tierverhalten durchgeführt. Durchschnittlich befanden sich am Tag 69 % der Tiere im Volierenblock, morgens und abends über 95 %. Der
mittlere Anteil Hühner im Scharraum lag nur zwischen 6 und 15 % und zeigt damit eine zu niedrige Nutzung an; auch Scharren/Picken machten nur zwischen 15 und 29 % der Verhaltensweisen hier aus. Mögliche Erklärungen wären Dunkelheit in diesem Bereich und eine relativ dünne Einstreuschicht. Sonneneinfall erhöhte die Anzahl der Tiere im Scharraum. Auch der überdachte Auslauf wurde mit durchschnittlich 17 % der Tiere nur unzureichend genutzt, mit einem Maximum von 34 % am Nachmittag. Dies erklärt
sich durch eine relativ geringe Anzahl Auslaufluken zu dem 1 Etage tiefer gelegenen Auslauf, zu kleinen
Plattformen und zu schmalen Hühnerleitern. Sandbaden wurde bei 11 – 46 % der im Sandbad befindlichen Tiere beobachtet. Die häufigsten Verhaltensweisen tagsüber waren Futterpicken (45 %), Stehen (21
%), Trinken (12 %), Laufen (10 %), Ruhen (7 %) und Sich-Putzen (5 %). Maximal 70 % der Hennen pickten gleichzeitig Futter und max. 30 % befanden sich in den Nestern. Beide Nestebenen wurden gleich gut
angenommen. Die Erhebung mit de Tiergerechtheitsindex-TGI 200 erbrachte eine Gesamtpunktzahl von
112 Punkten (56 % der Höchstpunktzahl). Positiv wirkten sich hier insbesondere die Nutzung der 3. Dimension, unkupierte Schnäbel, gutes Stallklima, guter Gefieder- bzw. Einstreuzustand sowie das Sandbad aus. Negativ wirkten Fehlen des Grünauslaufes bzw. Nesteinstreu, hohe Besatzdichte im Scharraum
und an den Nestern sowie die große Gruppengröße aus. Letztere Punkte sind aber systemimmanent.
Tiergesundheit: Der Gefiederzustand wurde mit einem modifizierten Index bewertet. Der Gefiederquotient verschlechterte sich ab der 20. Lebenswoche deutlich, nach der 44. LW fand im Untersuchungsgang wieder eine leichte Verbesserung statt, im Gegensatz zu anderen Erhebungen an früheren Durchgängen. Nach Körperregionen fand sich ein schlechterer Gefiederzustand in der Reihenfolge Kloake,
Legebauch, Rücken / Flügel, Schwanz, Ständer, Brust, Kopf-Hals. Veränderungen am Schnabel waren
wesentlich häufiger in den kupierten Gruppen. Nur bei einem der 3 Untersuchungstermine wurden Milben
bei 20 % der Tiere gefunden.
Bei der 1. Kotprobenuntersuchung wurde kein Befall mit Parasiten festgestellt, bei der 2. je mittelgradig
Capillarieneier bzw. Kokzidienoozysten und hochgradig Ascarideneier. Trotzdem waren bei der 3. – 5.
126
Untersuchung wieder kaum Befunde festzustellen, obwohl der Betrieb keine Gegenmaßnahmen ergriffen
hatte. Salmonellen konnten in den Eidottern nicht festgestellt werden; zwei der sezierten Hennen waren
Salmonellen-positiv.
Die Mortalität betrug 15,2 % und war in diesem Durchgang überdurchschnittlich hoch; sie betrug in 10
anderen Durchgängen des Betriebes durchschnittlich 8,9 % (6,4 – 11,4 %) (und lag damit im Rahmen
niederländischer Praxisauswertungen von 50 Volierenbetrieben). 23 Tiere starben aufgrund Erdrücken
nach einem Hysterieanfall, 42 Tiere aufgrund eines Kannibalismusausbruches innerhalb von 4 Wochen
nach einer nicht optimalen Futtermischung (Na-Mangel). 23 Tiere (17 %) wurden seziert. Davon wiesen 43
% einen mäßigen und 57 % einen schlechten Ernährungszustand auf. Für 39 % wurde Salpingitis als
Todesursache angegeben, für 22 % Kreislaufversagen und je 17 % Kannibalismus bzw. blutleere Lunge.
Andere Befunde traten nur bei je einem Tier auf. Nebenbefunde waren u.a. bei je 22 % inaktive Eierstöcke
bzw. derbe Eifollikel. Somit sind bei den meisten Abgängen leistungsbedingte Befunde aufgetreten.
Tierleistungen: Die Gewichtsentwicklung war im Vergleich mit anderen Durchgängen bzw. der
ISA-Brown-Haltungsanleitung langsamer, wodurch auch der Legebeginn verzögert wurde. Die Legeleistung betrug im Hauptuntersuchungs-Durchgang 64,8 % je Anfangs- und 72,0 % je Durchschnittshenne.
Der Anteil verlegter Eier betrug in diesem Durchgang 12 % und war damit zu hoch; er lag in anderen
Durchgängen des Betriebes zwischen 4 und 8 %. Die Verlegerate sank am Anfang langsamer als gewöhnlich. Wahrscheinlich war die Aufzucht in einer anderen Haltungsform und das relativ späte Einstallen
für die hohe Verlegerate verantwortlich. An 8 Tagen wurde in drei Zählungen Anzahl und Ort verlegter Eier
erfaßt. Genaue Beobachtungen zeigten, daß in den Nestern von den zwei schrägen Eiablageflächen die
vordere deutlich bevorzugt wurde und damit die tatsächliche Nestausnutzung geringer war. Nährstoffanalysen ergaben, daß das Alleinfutter nicht in allen Fällen der Herstellerdeklaration entsprach. Im Vergleich zu konventionellem Futter enthält das Biofutter einen höheren Rohproteinanteil, da aufgrund der
zugelassenen Ergänzungsfutterkomponenten die Versorgung mit schwefelhaltigen Aminosäuren erschwert ist.
Ökonomie: Der Arbeitsaufwand betrug für diesen Stall insgesamt 847 Stunden im Jahr. Davon nahmen die Stallarbeiten 39 % ein, die Vermarktung 49,6 % und Büroarbeiten 11,4 %. Von den Stallarbeiten
war die Eientnahme mit 43 % bzw. die Stallkontrolle/Einsammeln verlegter Eier mit 37 % am bedeutendsten. Je Hennenplatz fielen 40,4 Minuten im Jahr an. Die Investitionen für den Stallumbau und die Einrichtung der Volieren betrugen 49.000 DM bzw. 41 DM je Hennenplatz, woraus sich jährliche Kosten von
8,86 DM je Hennenplatz errechnen. Die Investitionen für die überdachten Ausläufe betrugen 22.500 DM
bzw. 6,44 je Henne (43 Pf./Jahr). Die Vermarktung erfolgte zu 73 % über den Naturkosteinzelhandel,
zu 24 % über den Großhandel und zu 3 % über den Hofladen. Ein Durchschnittspreis von 0,37 DM je Ei
konnte kalkuliert werden. Aus den Angaben wurde ein Deckungsbeitrag errechnet. Die Marktleistung
betrug 122,30 je Hennenplatz, die variablen Kosten 55,75 DM, die Fixkosten 8,86. Daraus errechnete
sich ein DB I von 46,58 und ein DB II von 37,72. Der Gewinn betrug 53,45 DM je Stunde, 37,73 DM je
Hennenplatz bzw. 0,113 DM je Ei.
Die Ergebnisse zeigen, daß der Betrieb bei zufriedenstellenden Leistungen mit der alternativen Erzeugung gute Einkommensbeiträge erzielen kann.
127
Notwendige Änderungen aufgrund der neuen rechtlichen Rahmenbedingungen
In der Tab. 89 werden die wichtigsten haltungstechnischen Anforderungen aus der EU-Lh-Mindestanf.-RL
und der EU-Bio-Tierhaltungs-VO dem Ist-Zustand im Modellstall Eisenach gegenübergestellt.
Tab. 89: Vergleich des Ist-Systems mit der EU-Haltungs-Norm und der EU-Öko-Norm
Betrieb Eisenach
Anzahl Hennen / Stall
Stallgrundfläche Tierebene
davon: kleiner Vorraum
(Futtervorlaufbhehälter)
davon: großer Vorraum
(Eiersammelband)
Stallrestfläche
Kotkellerebene
ständig verfügRostfläche
bare BeweVolierenfläche
gungsfläche
Innenscharraum
ständig zugängiger
Außenklimabereich
Summe ständig verfügbare Bewegungsfläche
Summe Einstreufläche
Nestfläche
Gruppennest
1.200
22,10 x 20,20 m = 446,42
Grünauslauf
Sitzstangen
2,77 x 11,80 m = 32,7 m²
22,10 x 20,20 m = 446,42
63,3 m²
55,0 m²
89,7 m²
18,9 Hennen/m²
21,8 Hennen/m²
13,4 Hennen/m²
208,0 m²
5,8 Hennen/m²
144,7
8,3 Hennen/m²
13,2 m²
91 Hennen/m²
2 Stück á 51
cm Breite und 0,009 cm/Huhn
30 cm Höhe
136,4 m
Rinnentränke
Nippel/Cup
270
Trinknapf
Futterrinne
Rundautomat
10
max. 9 Hennen/m²
mind. 250
cm²/Henne
max. 120
Hennen/m²
max. 8 Hennen/Nest
max. 6 Hennen/m²
max. 83 Hennen /m²
max 7 Hennen/Nest
mind. 4 m²
/Huhn
noch nicht vorhanden
Rundtränke
Fressplatz
max. 3.000
nicht ständiger Außenklimabereich
Auslassöffnungen
Tränken
EU-BioTierhaltungsVO
1,02 x 5,80 m = 5,9 m²
Einzelnest
zusätzliche
Bewegungs fläche
EU-LhMindestanf.RL
110,8810 m
mind. 0,2 cm
/Huhn
mind. 15 cm
/Huhn
mind. 2,5 cm
/Huhn
mind. 1 cm
/Huhn
max. 10 Tiere
4,4 Tiere/Nippel
/Nippel
max. 10 Tiere
/Napf
mind. 10 cm
9,24 cm/Huhn
/Huhn
mind. 4 cm
/Huhn
11,4 cm/Henne
mind. 4 m/100
m² Stallfläche
mind. 18 cm
/Huhn
Die Berechnung bezieht sich auf die beidseitige Nutzung der Futterrinne
128
Demnach ist die Nestfläche und die Gesamtbreite der Auslauföffnungen nicht ausreichend. Die
Freßplatzbreite je Huhn verfehlt den Mindestsollwert von 10 cm um 7,5 mm. Die Sitzstangenbreite je Tier
liegt mit 11,4 cm ebenfalls unterhalb der Anforderungen. Wird berücksichtigt, daß in modernen Volierensystemen, wie z. B. Boleg II, Natura, Volito, keine bzw. nur wenige Sitzstangen im klassischen Sinn
vorhanden sind (mit Ausnahme von Anflughilfen), und keine Vorschläge existieren, inwieweit erhöhte Volierenebenen mit klassischen Sitzstangen verglichen werden können, ist die vorhandene Sitzstangenbreite je Tier nicht als Mangel einzustufen.
Bei der Vorschrift zur Errichtung von Grünausläufen laut EU-Öko-Norm können Ausnahmen für einen
Übergangszeitraum, der am 31. Dezember 2010 abläuft, von den zuständigen Behörden des Mitgliedstaates zugelassen werden.
Im Betrieb Eisenach bieten sich die am Hof liegenden Flächen für das Anlegen von Grünausläufen an.
Benötigt werden insgesamt mindestens 1,44 ha Grünland., die von den zur Zeit zum Anbau von Feldfrüchten genutzten Flächen herausgenommen werden müssen.
129
5
Literatur
ABRAHAMSSON, P. (1996): Furnished cages and aviaries for laying hens – effects on production, health
and use of facilities. (Report, 234) Swed. Univ. Agric., Uppsala, Diss.
ABRAHAMSSON, P. und R. TAUSON (1993): Effects of perches at different positions in conventional cages
for laying hens of two different strains. Acta Agric. Scand. 43: 228 - 235
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136
6
Anhang
Anhang 1: Untersuchungsergebnisse des Tierärztlichen Instituts Göttingen
Anhang 2: TGI 200 / 1994
Anhang 3: Luxmetermessung
137
Anhang 1: Untersuchungsergebnisse des Tierärztlichen Instituts Göttingen
Abgabe
17.09.98
10/11.98
19.02.99
10.06.99
23.08.99
Nr.
Ergebnisse
EZ
Todesursache
Nebenbefunde
1/5
mäßig
Luftsack-Bauchfellentzündung, Herzdillatation
2/5
schlecht
fibrinöse EileiterBauchfellentzündung
Ascaridenlarven sporadisch, fortgeschrittene
Fäulnis
3/5
mäßig
Luftsackentzündung
Ascaridenlarven geringfügig
4/5
schlecht
Leberschwellung,
Kreislaufversagen
Ascaridenlarven sporadisch, fortgeschrittene
Fäulnis
5/5
schlecht
Kreislaufversagen
Hahn
schlecht
Kreislaufschwäche
Enteritis hochgradig
1/5
mäßig
Kreislaufschwäche,
Ascites
Eierstock inaktiv, Eifollikel derb
2/5
schlecht
Lunge fast blutleer
Eifollikel derb, Eierstock inaktiv, Ascarideneier geringfügig, Ascariden mittelgradig
3/5
schlecht
Lunge fast blutleer
Eifollikel derb, Eierstock inaktiv, Ascariden
sporadisch, Ascarideneier geringfügig
4/5
schlecht
Lunge fast blutleer
Eifollikel derb, Eierstock inaktiv, Ascariden
geringfügig
5/5
schlecht
Lunge fast blutleer
Eifolllikel derb, Eierstock inaktiv, Ascariden
geringfügig
1/2
mäßig
Ersticken an erbrochenem Futter
Ascariden und -eier geringfügig - bis mittelgradig,
S. typhimurium im Darm (kein Impfstamm)
2/2
mäßig
Kreislaufversagen
Fettleber hochgradig, beginnende Eierstocksentzündung,, Ascariden mittelgradig, Salmonellen, nicht S. enteritides o. S. typhimurium
1/4
mäßig
Eileiter-Bauchfellentzündung, Kannibalismus (Zehenpicken)
Ascariden sporadisch, Capillariaeier sporadisch, Leberschwellung
2/4
mäßig
Kropflähmung, Eileiterentzündung, Kloakenentzündung,
Leberschwellung und –aufhellung
3/4
mäßig
chonische Bauchfelllentzündung mit Fibrinausschwitzungen
Ascariden spordisch, Eiersstocksrückbildung, Leberschwellung, Enterititis
4/4
schlecht
fibrinöse Bauchfellentnzündung
Ascariden hochgradig, Eierstock in Rückbildung, Leberschwellung
1/7
mäßig
EileiterBauchfellentzündung
Leberschwellung
2/7
mäßig
EileiterBauchfellentzündung
Fettlebersyndrom (hochgradige allgemeine
Verfettung)
3/7
schlecht
EileiterBauchfellentzündung
Nierenschwellung, Leberschwellung
4/7
schlecht
Nierendegeneration
5/7
schlecht
Kannibalismus
starke Fäulnis
6/7
schlecht
Kannibalismus
starke Fäulnis
7/7
schlecht
Kannibalismus
starke Fäulnis
1
Anhang 2: TGI 200 / 1994
Einflußbereich I: Bewegungsverhalten
Spalte a und b: Die Zahl der eingestallten Hennen wird aufgrund der Liefe rscheine oder anhand des Stallbuches kontrolliert.
Spalte a: Bei den unterschiedlichen Volierentypen gibt es verschiedene A ngaben über die maximalen Besatzdichten. Die Systeme unterscheiden sich hinsichtlich ihres Scharraumangebots sowie hinsichtlich der begehbaren Fläche. Damit ist eine vergleichende Bewertung schwierig. Im folgenden werden die
Angaben für verschiedene Volierensysteme gegenübergestellt (RIST 1987b und Herstellerangaben). Die Nestfläche ist nicht einzubeziehen.
Volierentyp
Tiere/m²
begehb.
Fläche
Tiere/m²
Grundfläche
Tiere/m²
umbauter
Raum
Volierent y p
Tiere/m²
begehb.
Fläche
Tiere/m²
Grundfläche
Tiere/m²
umbauter
Raum
SEG Voliere
10,0
10,0
5,3
Globovolg N
9,6
11,5
6,7
Rihs Boleg 1
7,0
10,6
4,4
Voletage
10,0
15,5
5,6
Rihs.Boleg II
10,9
14,2
6,3
Natura (3 Etagen)
10,0
23,3
9,3
Globovolg 5
10,3
11,5
6,7
Natura (2 Etagen)
11,3
17,0
6,8
In der Tabelle ist die Besatzdichte, bezogen auf die Grundfläche, des Systems Rihs Boleg 1 als Referenz vorgegeben. Zur Umrechnung ist die ermittelte
Besatzdichte durch folgende Werte zu dividieren, um einen vergleichbaren Wert zu erhalten: SEG-Voliere 0,94; Rihs Boleg I 1,0; Rihs Boleg II 1,34;
Globovolg 1,08; Voletage 1,46; Natura (3 Etagen) 2,20; Natura (2 Etagen) 1,60.
Spalte b: Es wird der für, die Hennen begehbare Raum berechnet: Dazu zählt der Scharraum sowie die mit Draht bespannte Fläche über der Kotgrube. Die Nestfläche ist nicht in die Berechnung einzubeziehen.
Spalte c: In Bodenhaltungen gelten Schräggitterställe, in denen die Kot-grube mit Gitterrost und Sitzstangen abgedeckt ist, nicht als Sitzstangen in verschiedener Höhe. Es werden in Bodenhaltungen nur Sitzstangen bewertet, die deutlich den Raum nutzen. In Volierenhaltungen sind Sitzstangen in verschiedener Höhe durch die verschiedenen Ebenen in der Regel vorhanden.
Spalte d: Als Schattenspender gelten Büsche, Bäume, Vordächer oder andere Einrichtungen zum Witterungs- und Raubvogelschutz.
Futter- oder Wasserbehälter werden bewertet, auch wenn sie (z.B. im Winter) von den Tieren am Tage der Beurteilung nicht genutzt werden können.
Spalte e: Befestigter Auslauf sind die Flächen, die in direkter Nähe des SteIles liegen und mit einem zum Scharren geeigneten Untergrund aus Sand, Kies oder
anderen Materialien versehen sind. Der befestigte Auslauf muß den Tieren ganziährig täglich zur Verfügung stehen. Davon unberührt sind Einschränkungen, die aufgrund extremer Witterung notwendig werden. Es muß eine tägliche Auslaufmöglichkeit von mindestens 4 Stunden gegeben sein. In die
Bewertung geht die vollständige, für die Tiere begehbare Fläche ein. Ist vom befestigten, Auslauf zum Grünauslauf keine äußere Abgrenzung vorhanden, ist die höchste Bewertung anzunehmen.
Spalte f: Als Grünauslauf werden Flächen bezeichnet, die überwiegend mit Gras bewachsen sind. Es ist die vollständige, für die Tiere begehbare Fläche zu
bewerten. Ist keine äußere Abgrenzung des Grünauslaufs vorhanden, ist die höchste Bewertung anzunehmen.
Spalte g: Es muß auf die Angaben des Tierhalters zurückgegriffen werden. Einschränkungen aufgrund der Witterung sind möglich.
Volierenhal- Bodenhaltung
tung
Spalte
Punkte
6
5
4
3
2
1
Stallsystem allg.
Auslauf
allg.
Befestigter
Auslauf
Grünauslauf
a
b
c
d
e
f
g
Bewegungsfläche im Stall- Sitzstangen in Strukturierung Bewegungs- Bewegungs- Nutzungssystem (Tiere/m²)
verschieded. Auslaufs
fläche (Tie- fläche (Tie- dauer
ner Höhe
re/m²)
re/m²)
≤ 10
≤ 11
≤8
≥ 10
vorhanden
Schattenspender und
≤ 12
≤4
Futter≤ 11
≥ 7,5
/Wasser
vorhanden
Futter- und
gesamte
≤ 13
≤5
Wasserange≤ 15
≥5
Vegetationsbot
periode
Futter- oder
≥ 2/3 Vegeta≤ 14
≤6
Wasserange≤ 18
≥ 2,5
tionsperiode
bot
≥ 1/3 Vegeta≤ 15
≤7
tionsperiode
Auswertung
Spalte
a
Voliere
5
b
c
d
e
f
g
4
0
3
0
0
4
4
5
5
3
Summe
12
Boden
max.
6
4
2
Einflußbereich II: Nahrungsaufnahmeverhalten
Spalte a: In der Tabelle sind die Werte für die restriktive Fütterung angegeben. Die Hälfte der Werte gilt bei ad libitum-Fütterung.
Automat: Durchmesser 60 cm
Spalte b: Rundtränke:Durchmesser 30 cm
Spalte c und d: Es sind die Angaben des Tierbetreuers zu überprüfen, z.B. der Inhalt der Futterbehälter o.ä.
Spalte e: Es ist die Abhängigkeit der Bewertung vom Beobachtungszeitpunkt zu berücksichtigen. Lux: Es sollten 10 Messungen in
Kopfhöhe der Tiere an unterschiedlichen Freß- und Trinkplätzen durchgeführt und daraus der Mittelwert errechnet werden.
In Näherung kann auch die Fensterfläche in Relation zur Stallfläche herangezogen werden.
Spalte f: Als ,,sauber" ist eine Einstreu zu bezeichnen, in der wenig zerbrochene Eier vorgefunden werden und die eine feinkrümelige
Struktur aufweist. Es dürfen keine nassen Flecken oder verkoteten Bereiche erkennbar sein. Als ,,mittel" ist die Sauberkeit
der Einstreu zu bezeichnen, wenn die genannten Beurteilungskriterien nur in Teilbereichen vorge funden werden.
Spalte g: Es ist die Größe des gesamten, von den Tieren benutzbaren Scharraumes zu ermitteln.
Spalte h: Befestigter Auslauf sind die Flächen, die in direkter Nähe des Stalles liegen und mit einem zum Scharren geeigneten Untergrund aus Sand, Kies oder anderen Materialien versehen sind. Der befestigte Auslauf muß den Tieren ganzjährig täglich
zur Verfügung stehen. Davon unberührt sind Einschränkungen, die aufgrund extremer Witterung notwendig werden. Es muß
eine tägliche Auslaufmöglichkeit von mindestens 4 Stunden gegeben sein. In die Bewertung geht die vollständige, für die Tiere begehbare Fläche ein. Ist vom befestigten Auslauf zum Grünauslauf keine äußere Abgrenzung vorhanden, ist die höchste
Bewertung anzunehmen. Als Grünauslauf werden Flächen bezeichnet, die überwiegend mit Gras bewachsen sind. Es ist die
vollständige, für die Tiere begehbare Fläche zu bewerten. Ist keine äußere Abgrenzung des Grünauslaufs vorhanden, ist die
höchste Bewertung anzunehmen. Es muß auf die Angaben des Tierhalters zurückgegriffen werden. Einschränkungen aufgrund
der Witterung sind möglich. Als ,,ständig verfügbar" wird ein Auslauf bezeichnet. der in Abhängigkeit von der Witterung den
Tieren täglich bei Helligkeit (mindestens 4 Stunden) zur Verfügung steht.
Stallsystem allg.
Spalte
Punkte
a
Trogbreite
a) cm Futterkette /
Tier
b) Tiere /
Automat
b
Tränkepaltzbreite
a) cm Rinnentränke /
Tier
b) Tiere /
Rundtränke
c) Tiere /
Nippel
c
Fütterungszeiten
5
4
3
d
Futtermittel
Auslauf
e
f
Beleuchtung Sauberkeit
im Freßder Einstreu
/Trinkbereich
a) qualitativ
b) Lux
c) Fenster /
Stallfläche
≤8
Saft- oder
Rauhfuttergabe
a)
b)
≥ 12
≤ 30
2
a)
b)
≥ 11
≤ 35
1
a)
b)
≥ 10
≤ 40
a) ≥ 4,0
b) ≤ 55
c) ≤ 4
a)
b)
c)
a)
b)
c)
≥ 3,5
≤ 65
≤6
≥ 3,0
≤ 75
≤8
Körnergabe
in die
Einstreu
ad. lib.
g
Scharraum
(Tiere/m²)
a)
b)
c)
a)
b)
c)
a)
b)
c)
≥ sehr
hell
≥ 90
≥ 1:10
hell
≥ 60
≥ 1:15
mittel
≥ 40
≥ 1:20
≤ 11
≤ 15
h
Nutzungsmöglichkeit
Grünauslauf
ständig
verfügbar
Grünauslauf
begrenzt
verfügbar
sauber
≤ 18
mittel
≤ 21
befestigter
Auslauf
Auswertung
Spalte
a
b
c
d
e
f
g
h
Voliere
1
2
1
3
1
2
0
1
3
3
1
5
3
2
Boden
max.
5
5
Summe
11
3
Einflußbereich III: Sozialverhalten
Spalte a: Bei den unterschiedlichen Volierentypen gibt es verschiedene Angaben über die maximalen Besatzdichten. Die Systeme
unter-scheiden sich hinsichtlich ihres Scharraumangebots sowie hinsichtlich der begehbaren Fläche. Damit ist eine vergleichende Bewertijng schwierig. Im folgenden werden die Angaben für verschiedene Volierensysteme gegenübergestellt, (RIST
1987b und Herstellerangaben). Die Nestfläche ist nicht einzubeziehen (s. Blatt 1). In der Tabelle ist die Besatzdichte, bezogen
auf die Grundflache, des Systems Rihs Boleg 1 als Referenz vorgegeben. Zur Umrechnung ist die ermittelte Besatzdichte durch
folgende Werte zu dividieren, um einen vergleichbaren Wert zu erhalten: SEG-Voliere 0,94; ,Rihs Boleg I 1,0; Rihs Boleg II
1,34; Globovolg 1,08; Voletage 1,46; Natura (3 Etagen) 2,20; Natura.(2 Et agen) 1,60
Spalte b: Es ,wird der für die Hennen begehbare Raum berechnet. Dazu zählt der Scharraum sowie die mit Draht bespannte Fläche
über der Kotgrube. Die Nestfläche ist nicht in die Berechnung einzubeziehen.
Spalte c: In Bodenhaltungen gelten Schräggitterställe, in denen die Kotgrube mit Gitterrost und Sit zstangen abgedeckt ist, nicht als
Sitzstangen in verschiedener Höhe. Es werden in Bodenhaltungen nur Sitzstangen bewertet, die deutlich den Raum
nutzen. In Volierenhaltungen sind Sitzstangen in verschiedener Höhe durch die versichiedenen Ebenen in der Regel vorhanden.
Spalte d: Ist im Normalfall mit der Gesamtzahl der Tiere pro Stalleinheit identisch.
Spalte f: Tiere in Mauser werden nicht bewertet. Ein eindeutiger Hinweis auf Federpicken ist dann gegeben, wenn blutige Stellen an
den Schwanzfedern oder am Rücken vorhanden sind. Dann erfolgt keine Punktevergabe. Als lückig wird das Gefieder bezeichnet, wenn sich Kahlstellen am Rücken oder an den Schwanzfedern befinden, die maximal ein Viertel de r betreffenden
Körperregion ausmachen.
Spalte g: Als ,,ständig zugänglich" wird ein Auslauf bezeichnet, der in Abhängigkeit von der Witterung den Tieren täglich bei Helligkeit (minde stens 4 Stunden) zur Verfügung steht. Der Grünauslauf steht in der Regel nur während der Vegetationsperiode zur
Verfügung und gilt daher als ,,begrenzt zugänglich". Ein Schlupfloch hat die Größe von 30 cm Breite und 40 cm Höhe. Sind
größere Schlupflöcher in der Wand eingerichtet, muß die Gesamtbreite durch die Breite des Einzelschlupfloches dividiert werden. So erhält man die Anzahl Schlupflöcher für die Gesamtzahl der Hennen. Dieser Wert ist mit den vorgegebenen Werten
zu vergleichen.
Volierenhaltung
Spalte
Punkte
a
Bodenhal- Stallsystem allg.
tung
b
Bewegungsfläche im Stallsystem (Tiere/m²)
c
d
Sitzstangen in Gruppengröverschiedeße (Anzahl
ner Höhe
Hennen)
e
Hähne in der
Gruppe
f
Zustand des
Federkleides
g
Nutzungsmöglichkeit //
Anzahl der
Stallöffnungen zum
Auslauf
≤ 40
6
5
≤ 10
≤4
4
≤ 11
≤5
3
Auslauf
≤ 12
≤ 100
vorhanden
≤ 250
vorhanden
ständig zugänglich // 1
Loch/100
Hennen
≤6
≤ 500
2
≤ 13
1
≤ 14
voll befiedert
einige Tiere (<
10 %) mit
lückigem
Gefieder
≤ 1.000
ständig zugänglich // 1
Loch/200
Hennen
begrenzt
zugänglich
Auswertung
Spalte
a
Voliere
4
b
c
d
e
f
g
4
0
4
4
3
4
6
4
Boden
max.
5
5
4
3
Summe
19
4
Einflußbereich IV: Ruheverhalten
Spalte a: Sitzstangen in Kombination mit Futter- oder Tränkeeinrichtungen werden nicht als Nachtsitzstangen bewertet. Die Länge
muß für zwei Drittel der Tiere ausreichen. Sitzstangen gelten als erhöht, wenn vom Untergrund (Kotgrube) ein Abstand von
mindestens 50 cm vorhanden ist.
Spalte b: Es wird der horizontale Abstand gemessen.
Spalte c: Es ist die gesamte Länge der Sitzstangen zu ermitteln und durch die Anzahl der Tiere zu dividieren.
Spalte d: Rundhölzer sind als Sitzstangen nicht zu bewerten, da sie den Tieren keinen ausreichenden Halt bieten.
Spalte e: Es sind die Einstellungen der elektrischen Uhr zu überprüfen.
Stallsystem allg.
Spalte
a
b
c
Punkte
Sitzstangenanordnung
Sitzstangenabstand (cm)
Sitzstangenlänge
(cm/Tier)
6
Nachtsitzstangen
≥ 40
≥ 25
4
Sitzstangen in
verschiedenen Ebenen
≥ 35
≥ 20
3
Sitzstangen
erhöht auf
einer Ebene
d
Sitzstangenform
e
Lichtprogramm
5
gummiert
5 cm x 5 cm
abgerundet
≥ 8 Stunden
Dunkelphase
2
1
Sitzstangen
auf der Kotgrube
≥ 30
≥ 15
5 cm x 5 cm
abgekantet
Auswertung
Spalte
a
b
c
d
e
Summe
Voliere
4
4
1
4
0
13
6
6
6
4
3
Boden
max.
5
Einflußbereich V: Komfortverhalten
Spalte a: Das Einstreumaterial muß artgerechtes Verhalten (Sandbaden, Scharren ...) ermöglichen. Der Zustand der Einstreu ist mit
,,gut" zu bewerten, wenn sehr vereinzelt nasse Stellen in der Einstreu auftreten und wenn die Einstreu im Durchschnitt 5 - 10
cm Dicke aufweist.
Spalte b: Sandbademöglichkeiten im Auslauf ohne genaue Abgrenzungen (Sand als Auslaufmaterial) werden mit 5 Punkten bewertet.
Spalte c: Der Zustand des Federkleides wird nur bei Vollbefiederung von mindestens 95% aller Tiere bewertet, sonst erfolgt keine
Punkte-vergabe.
Spalte d: Als ,,ständig zugänglich" wird ein Auslauf bezeichnet, der in Abhängigkeit von der Witterung den Tieren täglich bei Helligkeit (minde stens 4 Stunden) zur Verfügung steht. Der Grünauslauf steht in der Regel nur währen'd der Vegetationsperiode zur
Verfügung und gilt daher als ,,begrenzt zugänglich". Ein Schlupfloch hat die Größe von 30 cm Breite und 40 cm Höhe. Sind
größere Schlupflöcher in der Wand eingerichtet, ,muß die Gesamtbreite durch die Breite des Einzelschlupfloches dividiert
werden. So erhält man die Anzahl Schlupflöcher für die Gesamtzahl der Hennen. Dieser Wert ist mit den vorgegebenen Werten zu vergleichen.
Stallsystem allg.
Spalte
a
Punkte
Einstreuqualität
Auslauf
b
Sandbademöglichkeit
6
5
c
d
Zustand des NutzungsFederkleides möglichkeit
(bei Vollbefiederung)
gut
ständig zugänglich
gut
mittel
begrenzt
zugänglich
leicht staubig/
leicht naß
matt
gut
10-15 cm
Dicke
1 m²/100
Hennen
4
3
2
1
Auswertung
Spalte
a
b
c
d
Summe
Voliere
3
0
6
6
15
5
5
6
6
Boden
max.
6
Einflußbereich VI: Nestverhalten
Spalte a und b: Bei jedem Haltungssystem ist jeweils nur eine Nestart zu bewerten. Bei unterschiedlichen Nestarten in einem System
wird die überwiegende Nestart bewertet.
Spalte a: Tunnelnester werden als Einzelnester beurteilt. Je zwei Hennen muß ein Nest zur Verfügung stehen. Die halbierte Anzahl
der Hennen wird durch die Anzahl der Öffnungen dividiert, um mit der vorgegebenen Bewertung vergleichbar zu sein.
Spalte d: Die Stangenform sollte den Sitzstangen entsprechen.
Spalte e: Die Angaben beziehen sich auf die gesamte Legeperiode bis zum Untersuchungszeitpunkt. Es muß auf die Angaben des
Betreuers zurückgegriffen, werden. Zusätzlich sollte auf zerbrochene Eier in der Einstreu oder auf verlegte Eier in dunklen
Ecken geachtet werden. Zeit zwischen der Beurteilung und dem letzten Kontrollgang des Betreuers beachten!
Spalte f: Als ,,dunkel" sind Nester zu bewerten, wenn kein direktes Licht einfällt oder Vorhänge die Öffnung verschließen.
Nestart
Spalte
Punkte
a
Einzelnest
(Hennen
Nest)
Stallsystem allg.
b
Gemein/ schaftsnest
(Tiere / m²)
≤ 40
7
6
≤2
5
≤3
4
≤4
2
≤5
1
≤6
d
Anflugstangen vor dem
Nest
e
Bodeneier
f
Lichtverhältnis im Nest
Getreidespelzen, Buchw eizenschalen
2 Stangen,
Abstand 10
cm
≤ 50
Häckselstroh
≤ 70
3
c
Nestmaterial
Langstroh /
Heu
1 Stange
nie (≤ 1 %)
selten (1-3
%)
≤ 100
Kunstrasen
wenig (3-4
%)
dunkel
Auswertung
Spalte
a
b
c
d
e
f
Summe
Voliere
0
1
1
5
0
1
8
6
7
7
5
3
1
Boden
max.
7
Einflußbereich VII: Hygiene
Spalte a: Das Einstreumaterial muß artgerechtes Verhalten (Sandbaden, Scharren ...) ermöglichen. Der Zustand der Einstreu ist mit
,,gut" zu bewerten, wenn sehr vereinzelt nasse Stellen in der Ein streu auftreten und wenn die Einstreu im Durchs' chnitt 5 - 1
0 cm Dicke aufweist.
Spalte b: Der Kotabtransport aus dem Aktivitätsbereich der Tiere kann sowohl manuell als auch mechanisch erfolgen. Es wird die
Möglichkeit zur regelmäßigen Reinigung überprüft. Bei der Angabe der Häufigkeit müssen die Angaben des Tierbetreuers
zugrunde gelegt werden. Die Belüftung des Kotkastens muß so ausgelegt sein, daß der Trockensubstanzgehalt des Kotes deut lich angehoben wird. Die Belüftung muß ca. 95 % des Kotkastens erreichen.
Spalte c: Die Bedingungen im Stall sind den beschriebenen Wahrnehmungen zuzuordnen. Starker Kotgeruch erhält keine Bewertung.
Spalte d: Das Tageslicht ist in Abhängigkeit vom Beobachtungszeitpunkt zu beurteilen, daher sind keine festen Luxwerte angegeben.
Es sind die Möglichkeiten für eine Beleuchtung des Scharraums mit Tageslicht zu bewerten. Als ,,hell" gilt ein Fenster : Stallflächen-Verhältnis von mehr als 1:10, als ,,mittel" von mehr als 1:20.
Spalte e: Es wird der sichtbare Befall mit Ektoparasiten untersucht, dazu sind stichprobenweise 5 Hühner zu untersuchen. Zusätzlich
sind die Unterseiten der Sitzstangen und die Nester zu überprüfen. Als ,,selten" wird der Befall bezeichnet, wenn von den untersuchten Hühnern nur eines mit wenigen Parasiten angetroffen wird.
Spalte g: Es muß auf die Angaben des Tierhalters zurückgegriffen werden. Einschränkungen aufgrund der Witterung sind möglich.
Stallsystem allg.
Spalte
a
Punkte
Einstreuqualität
5
gut, 10 – 15
cm Dicke
c
d
e
Tageslicht im
Scharraum
Ektoparasiten
f
Grünauslauf
g
Schutzeinrichtungen
Nutzungsdauer
Lichtplatten im
Dach
gesamte
Vegetationsperiode
nicht unangenehm, stalltypisch
gut
2
1
b
KotabtransStallgeruch
port // Belüf tung
des
Kotkastens
≥ 2x / Woche
// Belüftung
ständig
4
3
Befestigter Auslauf
≥ 2/3 Vegetationsperiode
leichter Kotgeruch
1 x / Woche /
Belüftung
unregelmäßig
leicht staubig
/ leicht naß
hell
leicht stechender
Geruch
mittel
selten
überdacht
≥ 1/3 Vegetationsperiode
nicht überdachte
Auswertung
Spalte
a
b
c
d
e
f
g
Voliere
3
4
3
1
2
4
0
5
4
5
2
2
Boden
max.
4
4
Summe
17
8
Einflußbereich VIII: Betreuung
Spalte a: Es sind zu überprüfen, soweit vorhanden: die Lüftungsanlage, die Fütterungsanlage, die Tränken, die Entmistungsanlage, die
Gitter-roste, die Beleuchtungsanlage, die Eientnahmeanlage, der Zustand der Sitzstangen, das Vorhandensein von Ritzen und
Spalten, in denen sich die Tiere mit ihren Krallen oder Flügeln verfangen können, die Sauberkeit der genannten Einrichtungen, sowie die Sauberkeit der Stallwände und Stallgeräte. Der Zustand aller Einrichtungen (Stallbestandteile, Automaten, Steuerungseinrichtungen etc.) muß auf volle Funktionsf ähigkeit schließen lassen. Potentielle Hilfs- oder Ausweichmöglichkeiten
sind dabei besonders zu berücksichtigen. Sollten bei einer Einrichtung Mängel hinsichtlich der Sauberkeit oder ein teilweiser
Funktionsausfall festgestellt werden, ist die Spalte mit ,,mittel" zu bewerten. Mängel bei der Sauberkeit an mehr als einer Einrichtung oder vollständiger Funktionsausfall einer Einrichtung schließen eine Punktvergabe aus.
Spalte b: Der Zustand des Federkleids der Tiere ist mit ,,mittel" zu bewerten, wenn 1/10 bis 1/5 der Tiere leichte Kahlstellen oder
mittlere Beschädigungen am Gefieder ohne Kahlstellen aufweist. Als leichte Kahlstelle wird bezeichnet, wenn Hals, Flügel,
Rücken oder Abdomen der Tiere maximal zu einerr Drittel kahl sind. Als mittel beschädigt gilt das Gefieder, wenn die Deckfedern an Hals, Flügel und Rücken aufgerissen, Äste oder Schäfte zu einem Drittel abgebrochen sind und ein ,,zerzaustes" Aussehen haben. Sind bei mehr als 1/5 der Tiere Veränderungen zu finden, werden keine Punkte vergeben. Sind Kahlstellen, die
größer als ein Drittel der betreffenden Körperregion sind, oder stärkere Beschädigungen der Federn zu finden, werden ebenfalls keine Punkte vergeben.
Spalte c: Die Beurteilung der Schnäbel kann im Einzelfall schwierig sein. Leichtes Touchieren der Schnäbel kann als nicht kupiert
angesehen werden, vor allem wenn nicht alle Tiere gleich behandelt wurden. Es gilt die Behandlung der Mehrzahl der Tiere.
Spalte d: Eine ausführliche Dokumentation umfaßt beispielsweise die genaue Erfassung der Abgänge, der Legeleistung, des Futterverbrauches, der eingesetzten Futtermittel (auch Zugaben wie Vitamine zum Trinkwasser). Als.Auswertung ist z.B. der graphische
Vergleich der erwarteten Legeleistung mit der erzielten Legekurve zu werten. Bei erhöhten Mortalitätsraten müssen die Ursachen festgestellt werden.
Spalte e: Die Sauberkeit der Tränken oder Futterbehälter wird mit ,,mittel" bewertet, wenn mehr als 1/10 der Einrichtungen
Schmutzreste aufweist. Werden mehr als 1/5 der Einrichtungen als verschmutzt bezeichnet, werden keine Punkte vergeben.
Es muß zwischen kurzfristiger Verschmutzung und ständiger systembedingter Verschmutzung unterschieden werden. Wichtig
ist bei der Beurteilung die Einschätzung der zeitlichen Präsenz des Landwirts im Haltungssystem.
Spalte f: Die Sauberkeit des Auslaufs wird unter Berücksichtigung der Witterung mit ,,mittel" bewertet, wenn matschige Stellen, stärkere Kotablagerungen an einzelnen Stellen oder sonstige leichte Einschränkungen des Auslaufs anzutreffen sind. Bei stärkeren
Verunreinigungen oder Beschränkungen wird kein Punkt vergeben. Der Zustand der Grasnarbe des Grünauslaufes wird unter
Berücksichtigung der Jahreszeit an der Begrünung der Fläche gemessen. Kahle Stellen auf mehr als 1/10 der Gesamtfläche
führt zur Vergabe des Prädikates ,,mittel". Wird mehr als 1/5 der Fläche ohne Begrünung angetroffen, erfolgt keine Punktevergabe.
Stallsystem allg.
Spalte
a
Punkte
Funktionsfähigkeit, Sicherheit
und techn.
Auslauf
b
Zustand des
Federkleids
der Hennen
c
d
Schnäbel der
Tiere
Stallbuchführung
Einrichtungen
4
unkupiert
gut
Sauberkeit
gut
ausführliche
Dokumentation und Auswertung
ausführliche
Dokumentation
3
2
1
f
der Tränken des Auslaufs
und Futterbe- / Zustand der
hälter
Grasnarbe
Zustand d.
5
e
gut
gut
mittel
mittel
vorhanden
mittel
mittel
gleichlange
Schnäbel mit
Spitzen
Auswertung
Spalte
a
b
c
d
e
f
Summe
Voliere
4
4
5
2
2
0
17
4
4
5
5
3
3
Boden
max.
9
Anhang 3: Luxmetermessung
Meßpunkt Stallbereich
18:00
1.3
2.1
2.3
2.4
3.1
3.2
3.3
4.1
4.3
4.2
Meßpunkt
1.4
1.1
Nest
1.2
Scharraum, Wandseite
1.3
Voliere, Ebene 2
1.4
Voliere, Ebene 3
2.1
Nest
2.1
Scharraum, Wandseite
2.3
Voliere, Ebene 2
2.4
Voliere, Ebene 3
3.1
Scharraum, Fensterseite
3.2
Voliere, Ebene 2
3.3
Voliere, Ebene 3
4.1
Scharraum, Fensterseite
4.2
Voliere, Ebene 2
4.3
Voliere, Ebene 3
1.2
21:00
12:00
Uhrzeit
15:00
2.1
9:00
6:00
1.000
950
900
850
800
750
700
650
600
550
Lux 500
450
400
350
300
250
200
150
100
50
0
1.1
Luxmetermesssung am 24./28.07.98 im Stall
1.000
950
900
850
800
750
700
650
600
550
Lux 500
450
400
350
300
250
200
150
100
50
0
3.3
4.2
4.1
4.3
3.2
2.4
2.3
3.1
Meßpunkt
21:00
15:00
1.3
18:00
12:00
6:00
Uhrzeit
9:00
2.1
2.1
1.4
1.2
1.1
Luxmetermessung am 25./26.05.99 im Stall
10
Meßpunkt Stallbereich
50
40
30
Lux
20
4.2
10
3.3
3.1
2.3
Nest
1.2
Scharraum, Wandseite
1.3
Voliere, Ebene 2
1.4
Voliere, Ebene 3
2.1
Nest
2.1
Scharraum, Wandseite
2.3
Voliere, Ebene 2
2.4
Voliere, Ebene 3
3.1
Scharraum, Fensterseite
3.2
Voliere, Ebene 2
3.3
Voliere, Ebene 3
4.1
Scharraum, Fensterseite
4.2
Voliere, Ebene 2
4.3
Voliere, Ebene 3
Meßpunkt
1.3
17:00
Uhrzeit
14:30
2.1
12:30
9:00
0
1.1
1.1
Luxmetermessung am 10.12.97 im Stall
50
40
30
Lux
20
10
2.3
2.1
0
4.3
4.2
4.1
3.3
3.2
3.1
2.4
Meßpunkt
2.1
1.4
1.3
9:00
Uhrzeit
14:30
1.2
17:00 1.1
Luxmetermessung am 04.12.98 im Stall
11
3.000
Meßpunkt Stallbereich
2.500
2.000
5
überd. Auslauf
6
überd. Auslauf
7
Aussenbereich
Lux 1.500
1.000
500
0
7
9:00
14:30
Uhrzeit
Meßpunkt
6
17:00
5
Luxmetermessung am 10.12.97 im überdachten Auslauf und Aussenbereich
100.000
1.000
Lux
10
0
6:00
9:00
Uhrzeit
12:00
15:00
18:00
6
21:00
7
Meßpunkt
5
Luxmetermessung am 24./28.06.98 im überdachten Auslauf und Aussenbereich
12
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