Leseprobe zum Titel: Muscheln, Schnecken,Tintenfische

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BAND 51
BAND 51
Warum gehören Muscheln, Schnecken und Tintenfische zu den Weich­­tieren? Bewegen sich Weichtiere immer im Schneckentempo? Steckt
hinter den Krakenarmen ein kluger Kopf? Der Biologe und Wissenschaftsjournalist Dr. Dietmar Mertens stellt in diesem WAS IST WAS-Buch
die körperlichen Besonderheiten und die große Artenvielfalt
dieses faszi­nierenden Tierstamms vor. Anschaulich
Dr. Dietmar Mertens
beschreibt er die Fähigkeit dieser Tiere, sich an verschiedenste
Lebens­räume anzupassen, und erklärt Tricks, mit denen sich
Weichtiere vor Feinden schützen. Der Leser er­fährt, warum
Tintenfische bei Gefahr Tinte ausstoßen, wie raffiniert sich
Schnecken tarnen können und wie Muscheln ihre Schalen
blitzschnell schließen. Außerdem gibt der Autor praktische
Tipps für das Sammeln der schönen Schalen.
In dieser Reihe bereits erschienen:
Band 1 Unsere Erde
Band
2 Der Mensch
Band
3 Energie
Band
4 Chemie
Band
5 Entdecker und ihre Reisen
Band
6 Die Sterne
Band 7 Das Wetter
Band
8 Das Mikroskop
Band
9 Der Urmensch
Band 10 Fliegerei und Luftfahrt
Band 11 Hunde
Band 12 Mathematik
Band 13 Wilde Tiere
Band 14 Versunkene Städte
Band 15 Dinosaurier
Band 16 Planeten und Raumfahrt
Band 17 Licht und Farbe
Band 18 Der Wilde Westen
Band 19 Bienen, Wespen und
Ameisen
Band 20 Reptilien und
Amphibien
Band 21 Der Mond
Band 23 Architektur
Band 24 Elektrizität
Band 25 Schiffe
Band 27 Pferde
Band 28 Akustik
Band 29 Wissenschaften
Band 30 Insekten
Band 31 Bäume
Band 32 Meereskunde
Band 33 Pilze
Band 34 Wüsten
Band 35 Erfindungen
Band 36 Polargebiete
Band 37 Computer und Roboter
Band 38 Säugetiere der Vorzeit
Band 39 Magnetismus
Band 40 Vögel
Band 41 Fische
Band 42 Indianer
Band 43 Schmetterlinge
Band 44 Die Bibel.
Das Alte Testament
Band 45 Mineralien und Gesteine
Band 46 Mechanik
Band 47 Elektronik
Band 48 Luft und Wasser
Band 49 Sport
Band 50 Der menschliche Körper
Band 51 Muscheln, Schnecken,
Tintenfische
Band 52 Briefmarken
Band 53 Das Auto
Band 54 Die Eisenbahn
Band 55 Das alte Rom
Band 56 Ausgestorbene
und bedrohte Tiere
Band 57 Vulkane
Band 58 Die Wikinger
Band 59 Katzen
Band 60 Die Kreuzzüge
Band 61 Pyramiden
Band 62 Die Germanen
Band 63 Fotografie
Band 64 Die alten Griechen
Band 65 Eiszeiten
Band 66 Geschichte der Medizin
Band 67 Die Völkerwanderung
Band 68 Natur
Band 69 Fossilien
Band 70 Das alte Ägypten
Band 71 Piraten
Band 72 Heimtiere
Band 73 Spinnen
Band 74 Naturkatastrophen
Band 75 Fahnen und Flaggen
Band 76 Die Sonne
Band 78 Geld
Band 79 Moderne Physik
Band 80 Tiere – wie sie sehen,
hören und fühlen
Band 81 Die sieben Weltwunder
Band 82 Gladiatoren
Band 83 Höhlen
Band 84 Mumien
Band 85 Wale und Delfine
Band 87 Türme und
Wolkenkratzer
Band 88 Ritter
Band 89 Menschenaffen
Band 90 Der Regenwald
Band 91 Brücken und Tunnel
Band 92 Papageien und Sittiche
Band 93 Die Olympischen Spiele
ISBN 978-3-7886-2910-6
00995
09 070803070808 060209010006
Europreis [D]
10/10
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Band 94 Samurai
Band 95 Haie und Rochen
Band 96 Schatzsuche
Band 97 Zauberer, Hexen
und Magie
Band 98 Kriminalistik
Band 99 Sternbilder und
Sternzeichen
Band 100 Multimedia und
virtuelle Welten
Band 101 Geklärte und
ungeklärte Phänomene
Band 102 Unser Kosmos
Band 104 Wölfe
Band 105 Weltreligionen
Band 106 Burgen
Band 107 Pinguine
Band 108 Das Gehirn
Band 109 Das alte China
Band 110 Tiere im Zoo
Band 112 Fernsehen
Band 113 Europa
Band 114 Feuerwehr
Band 115 Bären
Band 116 Musikinstrumente
Band 117 Bauernhof
Band 118 Mittelalter
Band 119 Gebirge
Band 120 Polizei
Band 121 Schlangen
Band 122 Bionik
Band 123 Päpste
Band 124
Band 125
Band 126
Band 127
Band 128
Band 129
Bergbau
Klima
Deutschland
Ernährung
Hamster, Biber und andere Nagetiere
Lkw, Bagger und Traktoren
BAND 51
SEHEN | HÖREN || MITMACHEN
SEHEN
MITMACHEN
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Inhalt
Kennzeichen der Weichtiere
Woher haben Weichtiere ihren Namen?
4
Was unterscheidet Muscheln und Schnecken? 5
Leben Mollusken „auf großem Fuß“?
6
Bewegen sich Weichtiere immer im
Schneckentempo?
8
Wozu dient die Schale?
8
Wie entsteht die Weichtierschale?
10
Warum sind Mollusken schleimig?
11
Vielfalt der
Weichtiere
12
Blick in die
Vergangenheit
Schutz und Verteidigung
Was wissen wir über die
ersten Weichtiere?
14
Wer beherrschte lange
die urzeitlichen Meere? 15
Durch welche Mollusken
entstanden riesige Riffe?
16
Lebensraum und Lebensweise
Welche Lebensräume haben Weichtiere
erobert?
Lebensraum Korallenriff
Was tun Landschnecken im Winter?
Machen Weichtiere weite Reisen?
Wie bohren sich Muscheln in harte
Materialien?
Gibt es Monster in der Tiefsee?
17
18
20
20
22
22
Ernährung
Wie ernähren sich Muscheln?
Wovon leben Schnecken?
Was fressen Kopffüßer?
24
25
26
Verhalten und Sinne
Wie finden Weichtiere ihre Nahrung?
Warum leuchten etliche Mollusken?
Steckt hinter den Krakenarmen ein kluger
Kopf?
Wie verhalten sich Mollusken gegenüber
ihren Feinden?
27
28
30
Fortpflanzung und Entwicklung
Auf welche Art pflanzen sich Mollusken fort? 32
Wie verläuft die Paarung bei Weichtieren?
33
„Hochzeitsnacht“ der Kalmare
35
Kümmern sich Mollusken um ihre
Nachkommen?
Wie sieht der Weichtiernachwuchs aus?
36
36
Mollusken und Menschen
Welche Mollusken sind wichtige
Nahrungsmittel?
Muschelkulturen
Was ist Muschelgeld?
Warum war Purpur die Farbe der Könige?
38
39
40
41
Perlen
42
Wie entsteht eine Perle?
Welche Weichtiere können uns gefährlich
werden?
Können Mollusken Krankheiten übertragen?
44
44
Weichtierschalen sammeln
46
Index
48
29
30
3
d unten
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Muscheln leben im Meer und im
MUSCHELN
Süßwasser. Sie
sind die zweit-
größte Weichtiergruppe. Wissenschaftler gehen von etwa 8 000 bis
über 20 000 Arten aus. Die meisten
Muscheln sind Bodenbewohner. Sie
Schlüssellochschnecke
Prachtsternschnecke
Schnecken sind die mit Abstand artenreichste Gruppe der
SCHNECKEN
leben im oder auf dem Untergrund.
Feilenmuschel
Muscheln sind zumeist träge
Weichtiere. Schätzungen schwanken zwischen
und langsame Tiere. Viele
etwa 40 000 und über 100 000 Arten. Ihre
Arten bewegen sich kaum
Formen- und Farbenfülle ist beeindruckend. Nicht wenige Arten
fort, andere leben festsitzend
sind so ungewöhnlich gebaut, dass sie auf den ersten Blick nicht
an einer bestimmten Stelle.
mehr als Schnecken zu erkennen sind. Es gibt winzige Schnecken von nur wenigen Millimetern Körperlänge, aber auch Riesen,
Muscheln können sehr alt
werden. Manche Arten haben
eine Lebenserwartung von
die bis zu etwa einem Meter lang
über 100 Jahren. Die Island-
werden. Die meisten Schnecken
muschel soll sogar ein Alter
Riesenmuschel
haben ein Gehäuse. Es exis-
von über 400 Jahren erreichen
tieren jedoch auch zahlreiche
können. Etliche Muschelarten sind von wirtschaftlicher Bedeu-
Arten, bei denen es stark
tung und werden in großen Mengen gegessen.
zurückgebildet ist oder vollkommen fehlt. Schnecken haben eine
Vielzahl an Lebensräumen erobert.
Sie sind die einzigen Weichtiere, denen
Fadenschnecken
die Besiedlung des Landes gelungen ist.
Kopffüßer werden oft auch Tintenfische genannt. Doch das ist
KOPFFÜSSER
aus wissenschaftlicher Sicht nicht korrekt,
denn Kopffüßer sind keine Fische, sondern
Weichtiere. Im Gegensatz zu den Fischen sind sie keine Wirbeltiere, sondern Wirbellose. Kopffüßer sind hoch entwickelte und
Kahnfüßer haben röhrenförmige, an beiden Enden offene Scha-
KAHNFÜSSER
vielfach sehr flinke Tiere, die oft ausgezeichnet schwimmen
len, die oft an die Stoßzähne von Elefanten er-
können. Sie wachsen erstaunlich schnell, leben aber meist
innern. Es sind recht kleine Mollusken, deren
nur recht kurz. Oft werden sie nicht älter als ein bis zwei Jahre.
Schalenlänge von zwei Milli-
Zu den Kopffüßern ge-
metern bis etwa 13 ZentiKahnfüßerschale
metern reicht. Die Tiere
hören unter anderem
Kalmare, Sepien,
leben schräg eingegraben im Untergrund. Die hintere Schalen-
Kraken und Perlboote.
öffnung ragt dabei aus dem Boden heraus, damit die Weichtiere
Experten schätzen,
ausreichend Atemwasser aufnehmen können. Kahnfüßer
dass heute etwa 1000
ernähren sich von Kleinlebewesen und totem organischem Material. Ihre Nahrung nehmen sie mit
Kopffüßerarten in den
Riffkalmar Ozeanen leben. Die
den zahlreichen Fangfäden an ihrem
meisten davon bewohnen
Kopf auf, die sie nach allen
die tropischen Gewässer
Seiten in den Sand oder
Schlamm ausstrecken.
des indopazifischen
Raumes. Kopffüßer
Kahnfüßer bewohnen aus-
kommen jedoch
schließlich das Meer: vom
auch in allen
Flachwasser der Küstenzonen bis in die Tiefsee.
Ein Krake auf dem
Meeresgrund
anderen
Meeren
vor.
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Versteinerte Turmschneckenschalen
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Muschelfossilien
Blick in die Vergangenheit
Wann die ersten Weichtiere entstanden sind und
wie sie ausgeseWas wissen wir
hen haben, ist
über die ersten
nicht genau beWeichtiere?
kannt. Die ältesten Weichtierfossilien, die man bis jetzt gefunden
hat, sind napfschaler-, schneckenoder muschelartig gebaut und etwa
550 Millionen Jahre alt. Da es zu
dieser Zeit jedoch offenbar bereits
etliche verschiedene Weichtiere gab,
liegt der Entstehungszeitpunkt der
Mollusken wohl noch weiter zurück.
Manche Wissenschaftler vermuten,
dass der Urahn der Mollusken ein
abgeflachtes, kriechendes Wesen
war, das an einen recht kurzen und
platten Wurm erinnert. Es könnte
möglicherweise eine derbe Schutzhaut, aber noch keine Kalkschale auf
dem Rücken getragen haben. Da
harte Körperteile, die die Jahrmillionen hätten überdauern können,
fehlten, gibt es jedoch keine Fossilien, die diese Vermutung bestätigen.
Die ersten Schalen tragenden Weichtiere könnten äußerlich so ähnlich
ausgesehen haben wie die heutigen
Napfschaler. Doch auch hierfür gibt
es keine eindeutigen Beweise.
14
Unklar ist auch, von wem die
Mollusken abstammen. Ringel- oder
Plattwürmer wurden als Ahnen in
Betracht gezogen. Doch mit den
Plattwürmern bestehen kaum Übereinstimmungen. Und auch von den
Ringelwürmern unterscheiden sich
die Weichtiere trotz einiger gemeinsamer Merkmale zu sehr, als dass
diese zweifelsfrei als Molluskenvorfahren in Frage kämen. Ihr stark von
allen anderen Wirbellosen abweichender Körperbau macht eine genaue Einordnung der Mollusken im
System der Tiere schwierig. Die Verwandtschaftsverhältnisse der Weichtiere zu anderen Tierstämmen sind
nach wie vor nicht eindeutig geklärt.
Ein Paläontologe neben riesigen fossilen Austern, die in den
peruanischen Anden entdeckt
wurden.
DONNERKEILE
Die sogenannten Donnerkeile
zählen zu den häufigsten Fossilien. Es sind versteinerte
Donnerkeile
Schalenteile von Belemniten,
einer einstmals häufigen, vor
vielen Millionen Jahren ausgestorbenen Kopffüßergruppe.
Die Tiere, die heutigen Kalmaren ähnlich sahen, hatten eine
innere Schale, deren spitzes
Hinterende besonders stabil
gebaut war und daher oftmals
bis heute erhalten blieb.
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Neben Cameroceras, einem riesigen
Vertreter der Nautiloideen, wirkt ein
Taucher wie ein Zwerg.
AMUN
Ammonoideen und Ammoniten wurden nach dem mächtigen Gott Amun aus der
ägyptischen Mythologie benannt. Die Griechen nannten
ihn später Ammon. Amun wurde häufig als Widder oder als
Mensch mit Widderkopf dargestellt. Die spiralig gewundenen und kräftig gerippten
Gehäuse vieler Ammonoideen
erinnern stark an Widderhörner und somit auch an
die Hörner des Ammon.
Die ältesten bekannten Kopffüßer stammen
Wer beherrschte aus einer Zeit vor
gut 500 Milliolange die urzeitlichen
nen Jahren und
Meere?
gehören
zur
Gruppe der Nautiloideen. Es waren kleine Tiere von
nur wenigen Zentimetern Länge. Im
Ordovizium, also vor etwa 500 bis
440 Millionen Jahren, entfalteten
sich die Nautiloideen dann rasant
und entwickelten eine gewaltige Arten- und Formenfülle. Gegen Ende
des Ordoviziums traten sogar Riesenformen auf, deren gestreckte
Gehäuse bis zu neun Meter lang waren. Obwohl die genaue Lebensweise der Nautiloideen unbekannt ist,
gehen viele Wissenschaftler davon
aus, dass sie erfolgreiche Jäger waren. Bis zum Auftreten räuberisch lebender Fische waren sie wohl die
unangefochtenen Herrscher der urzeitlichen Meere. Ab dem Devon,
das vor gut 400 Millionen Jahren
begann, setzte der Niedergang der
Nautiloideen ein. Nach und nach
verloren sie immer mehr an Bedeutung. Ihre Zahl ging drastisch
zurück. Man vermutet, dass der
wachsende Feinddruck durch Fische
hierbei eine wichtige Rolle gespielt
hat. Doch die Kopffüßer verschwanden nicht völlig. Im Gegenteil: Sie
entwickelten neue Formen, die offenbar besser mit der Bedrohung
durch Fische und andere Meeresräu-
PERLBOOTE
Perlboote, von denen es mehrere sehr ähnliche Arten gibt, sind die letzten Überlebenden der
Nautiloideen. Sie haben sich gegenüber ihrer vor vielen Jahrmillionen existierenden VerwandtAmun-Statue
schaft kaum verändert und werden daher zu den „lebenden Fossilien“ gezählt. Die Tiere leben
an den Steilhängen vor Korallenriffen im tropischen Ostindik und Westpazifik. Tagsüber tau-
FOSSILIEN
chen sie in Wassertiefen bis zu etwa 600 Meter ab. Nachts steigen sie in geringere Tiefen auf,
Fossilien sind Überreste und
um zu fressen und vermutlich auch um ihre Eier abzulegen. Perlbootweibchen legen recht weni-
Spuren vorzeitlicher Lebewe-
ge, dafür aber sehr große Eier, aus denen nach einer langen Entwicklungszeit von etwa zwölf
sen, die bis heute erhalten
Monaten die Jungen schlüpfen. Sie sehen wie
blieben. Sie sagen etwas da-
perfekte Miniaturausgaben ihrer Eltern aus.
rüber aus, wie Tiere, Pflanzen
Perlboote besitzen eine äußere, spiralig ge-
und andere Organismen frühe-
wundene und gekammerte Schale, die bis zu
rer Epochen ausgesehen oder
etwa 25 Zentimeter Durchmesser erreichen
wo und manchmal auch wie
kann. Die gasgefüllten, inneren Kammern
sie gelebt haben. Fossilien
halten die Tiere in der Schwebe, die jüngste,
erzählen uns auch etwas über
äußere dient als Wohnkammer. Statt der für
die Veränderungen des Kli-
Kopffüßer typischen acht oder zehn Arme
mas, der Kontinente und der
haben Perlboote bis zu 90 Tentakeln am Kopf,
Lebensräume im Laufe der
die zum Aufsammeln und Festhalten von Nah-
Jahrmillionen.
Lebendfoto eines Perlboots
rung, wie etwa Krebsen, dienen.
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ber fertig wurden – etwa die Ammonoideen, deren bekannteste Vertreter die sogenannten Ammoniten
sind. Wie die Nautiloideen besaßen
auch die Ammonoideen eine Außenschale und wiesen eine erstaunliche
Arten- und Formenvielfalt auf. Sie
gehörten über viele Millionen Jahre
hinweg zu den dominierenden Meeresbewohnern und bevölkerten die
Ozeane in großer Zahl. Vor etwa 65
Millionen Jahren starben die Ammonoideen jedoch zusammen mit den
Dinosauriern vollständig aus. Die
Nautiloideen hingegen haben mit
wenigen Arten bis heute überlebt.
Die sogenannten Rudisten waren
eigenartig gebaute Muscheln.
Durch welche
Eine ihrer SchaMollusken
entstanden
lenhälften war
riesige Riffe?
typischerweise
am Boden festgewachsen, durch waagerechte
Kalkwände in Kammern unterteilt
und oftmals rübenartig geformt. Die
andere Hälfte war häufig deckelartig
gebaut. Die Tiere selbst lebten nur
in der obersten Kammer der festsitzenden Klappe.
Rudisten spielten in der Kreidezeit, vor etwa 140 bis 65 Millionen
Jahren, eine große Rolle in wärmeren Meeren. Sie bildeten im flacheren Wasser riesige, dichte Bestände.
Rudistenkolonie
16
Seite 16
Erbaut mit Rudistenkalk: der Turm von Belém in Lissabon
Oftmals siedelten sich die Jungtiere
dabei auf den Schalen der Erwachsenen an. Durch die gewaltigen
Mengen Kalk, die sie bei der Bildung
ihrer Schalen produzierten, ließen
sie dort, wo sie lebten, riesige Riffe
entstehen. Dadurch schufen sie Lebensräume für zahlreiche andere
Meerestiere, ähnlich wie es vor und
nach ihnen die Korallen taten und
immer noch tun. Erst als die Rudisten gegen Ende der Kreidezeit ausstarben, wurden die Korallen wieder
zu den wichtigsten Riffbildnern. Aus
Rudistenkalk bildeten sich im Laufe
der Jahrmillionen mächtige, bis über
1000 Meter dicke Gesteinsschichten,
die zu gewaltigen Erdölspeichern
wurden. Dadurch haben die Rudisten auch für unsere moderne Zivilisation, für die Erdöl ein
äußerst wichtiger Rohstoff
und Energieträger ist,
noch große Bedeutung. Zudem wird
Rudistenkalk mancherorts
als
Baumaterial
verwendet.
WEICHTIERFOSSILIEN
Wegen ihrer harten Schalen,
ihrer Häufigkeit und ihrer
weiten Verbreitung zählen
Weichtiere zu den häufigsten
Fossilien. Versteinerte Weichtierschalen findet man in
großer Zahl vor allem dort, wo
in früheren Erdepochen Meere
das heutige Land bedeckten.
Die Weichteile der Mollusken
sind dagegen nur extrem selten und in Form von Abdrücken
fossil erhalten. Einige Weichtiere, wie etwa Ammonoideen,
sind ausgezeichnete Leitfossilien: Da man recht genau
weiß, in welchem erdgeschichtlichen Zeitraum diese
Mollusken gelebt haben, lassen sich mit ihrer Hilfe Gesteinsschichten, in denen man
sie findet, zeitlich einordnen.
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Lebensraum und Lebensweise
TROCKENSCHLAF
Schnecken, die sonnigheiße
Lebensräume bewohnen, besitzen die Fähigkeit, selbst
wochenlange Hitze- und
Trockenperioden in einer Art
Trockenruhe zu überstehen.
Dabei ziehen sie sich in ihr
Gehäuse zurück und verschließen die Öffnung fast
vollständig mit einem oder
mehreren Häutchen aus
Schleim.
Heideschnecken im Trockenschlaf. Die Tiere sind an einer
Pflanze emporgeklettert, weil
es in luftiger Höhe deutlich
kühler ist als am Boden.
Bei Regenwetter und hoher
Luftfeuchtigkeit werden
Schnecken munter.
Weichtiere sind wahre Meister
der Anpassung
und haben fast
Welche
alle Lebensräume
Lebensräume
haben Weichder Erde erfolgtiere erobert?
reich besiedelt.
Man findet sie
von den Tropen bis in die Polarregionen. Sie bewohnen Salz-,
Brack- und Süßwasser. Im Meer
konnten sie so extreme Lebensbereiche wie die Tiefsee oder die Brandungszonen felsiger Meeresküsten
erobern. Auch an Land haben Mollusken die verschiedensten Biotope
besiedelt. Selbst im Hochgebirge
und in sonnigen, trockenheißen
Lebensräumen wie Savannen, Steppen und Wüsten gibt es Schnecken.
Dass Schnecken Trockengebiete bewohnen, ist erstaunlich, denn
Weichtiere verlieren über ihre Haut
viel Wasser und trocknen dadurch
sehr leicht aus. Deshalb bewohnen
Landschnecken häufig feuchte
Standorte und sind nur nachts oder
bei feuchter Witterung aktiv. In
Trockengebieten können Schnecken
vor allem wegen ihrer schützenden
Gehäuse überleben. Sie sind bei
wärmeliebenden Arten oft recht
dickschalig und sehr hell gefärbt.
Die dicke Schale vermindert den
Eine bei Ebbe trockengefallene Miesmuschelbank
Wasserverlust durch Verdunstung.
Die helle Farbe reflektiert das Sonnenlicht sehr stark und verhindert
so, dass sich die Tiere zu sehr aufheizen.
Die meisten Mollusken leben im
Meer. Viele bewohnen den Meeresboden im flacheren Wasser der Küsten und Riffe. Es gibt jedoch auch
Weichtiere, die im freien Wasser der
Hochsee leben, etwa die schnell
schwimmenden Kalmare, die Posthörnchen oder manche Schneckenarten. Einige Schnecken und Muscheln leben als Parasiten auf oder
sogar in anderen Tieren, wie etwa
Seegurken, Korallen oder anderen
Weichtieren.
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Index
K
A
Aasfresser 26, 27
Achatschnecke 38
Ammoniten 15, 16
Ammonoideen 15, 16
Amun 15
Annas Prachtstern 18
Aragonit 42
Atmung 4
Augen 22, 27
Auster 14, 33, 38, 39
Autotomie 30
B
Bachforelle 37
Bänderschnecke 11, 37
Begattungsarm 34
Belemniten 14
Bilharziose, s.
Schistosomiasis
Biolumineszenz 28
Bitterling 37
Blauringkrake 32, 44
BlaustreifenSchnapper 18
Bohrmuschel 22
Brutpflege 36
Byssusfäden 39, 40
C
Cameroceras 15
Clownfisch 18
D
Diadem-Seeigel 18
Donnerkeil 14
DornenkronenSeestern 18
E
Eier 32, 33
Eingeweidesack 5
Ernährung 24
F
Fadenschnecke 13, 30,
32
Fangarme 7, 26, 27, 29
Fechterschnecke 9, 21
Feilenmuschel 8, 13
Feinde 30, 31
48
Filtrierer 24
Fleischfresser 26
Flügelschnecke 27
Flussperlmuschel 43
Fortbewegung 7, 8, 20
Fortpflanzung 32
Fossilien 15, 16
Fuß 5, 6, 7, 8
G
Gebärkrake 33
Gehirnleistung 29
Gekrönte
Strandschnecke 47
Geruchssinn 27
Gift 44
Giftzahn 25
Glochidien-Larve 37
H
Harfenschnecke 30
Hectocotylus, s.
Begattungsarm
Heideschnecke 17
Helmschnecke 47
Herzmuschel 31, 38
Hydrothermalquelle 23
I/J
Innenparasit 26
Jungfernzeugung 32
Juno-Walzenschnecke
46
Käferschnecken 12, 33
Kahnfüßer 13
Kalifornischer
Kalmar 35
Kalkdeckel 20
Kalmar 8, 17, 21, 38
Kammmuschel 8, 27, 38
Kaurischnecke 40
Kegelschnecke 25, 30,
44, 46
KelchkorallenWendeltreppe 36
Kielkrake 26
Kiemen 4, 24
Kleptocniden 30
Konchyliologie 4
Königliche
Mitraschnecke 46
Kopf 5
Kopffüßer 4, 5, 7, 13, 26,
29, 33, 34, 36, 38
Korallenriff 18
Körperbau 5
Krake 7, 13, 26, 27, 28,
31, 38
Krankheitsüberträger
44, 45
L
Laichschnüre 32
Landschnecken 20, 21,
32, 36, 38
Larve 36, 37
Lastträgerschnecke 10
Lebensraum 17
Leitfossilien 16
Leuchtorgane 28
Liebespfeil 33
Linsenauge 27
Löcherkrake 30
M
Malakologie 4
Malermuschel 24
Mantel 6, 10, 42
Massenpaarung 35
Meeresrauschen 9
Miesmuschel 17, 38, 39
Mimikry 31
Mimikrykrake 31
Mollusken, s.
Weichtiere
Muschelgeld 40
Muschelkultur 38, 39
Muscheln 4, 5, 6, 13,
24, 32, 33, 39
Muschelseide 40
Muschelvergiftung 38
Seehase 8
Seeschlange 31
Seitenlinienorgan 27
Sepien 34, 38
Spanische Tänzerin 18
Stachelschnecke 41
Stummelschwanzsepien 28
N
Nahrung 24–26, 27
Nahrungsaufnahme 24
Nahrungsmittel 38
Napfschaler 12
Napfschnecke 21
Nautiloideen 15
Nesselkapsel 30
Netzreusenschnecke 27
O
OrangemundStachelauster 18
Osphradien 27
P
Paarung 33
Paletten-Doktorfisch 18
Pantoffelschnecke 33
Papierboot 34
Parasiten 25
Pärchenegel 45
Pelikanfuß 9
Perlboot 15, 27, 40
Perle 42
Perlmutt 10, 42
Perlmutter, s. Perlmutt
Perlsack 42
Pflanzenfresser 25
Pflugschnecke 7
Pharao-Sepie 34
Plankton 24
Plattmuschel 47
Porzellanschnecke 41,
46
Posthörnchen 17, 28
Pottwal 23
Prachtsternschnecke 13
Purpur 41
R
Radula 6
Räuberische
Schnecken 25
Riesenauster 39
Riesen-Bartwurm 23
Riesenkalmar 22, 23
Riesenkrake 36
T
Riesenmuräne 18
Riesenmuschel 13, 18,
32
Riesensepie 32, 34
Riff 18
Riffhai 18
Riffkalmar 13, 36
RosenzweigStachelschnecke 46
Roter Krake 18
Rotfeuerfisch 18
Rückstoßschwimmen 7,
8
Rudisten 16
S
Saugwurm 45
Schale 5, 8–10, 40, 46
Schalenentstehung 10
Schalenfunktion 8–9
Schalenmuster 10
Schalensammlung 46
Schiffsbohrwurm 22
Schistosomiasis 45
Schleim 11
Schleimabsonderung 31
Schlot-Aalmutter 23
Schlot-Furchenkrebs 23
Schlotkrabbe 23
Schlotmuschel 23
Schlundsackschnecke 6
Schlüssellochschnecke 13
SchmuckFadenschnecke 18
Schnecken 4, 5, 6, 13,
25, 32, 33
Schneckengarten 38
Schneckenkönig 9
Schneckennatter 30
Schnegel, Großer 4
SchuppenRiesenmuschel 6
Seeanemone 18
Seegurke 24, 26
Tarnung 30
Tastsinn 27
Teichmuschel 7, 37
Textil-Kegelschnecke 18
Tiefsee 22
Tiefseequellenkrake 23
Tigerschnecke 18
Tinte 31
Tintenfisch, s.
Kopffüßer
Torsion 6
Trichter 7, 8
Tritonshorn 18
Trockenschlaf 17
Turmschnecke 14
U/V
Überwinterung 20
Veilchenschnecke 21
Veliger-Larve 36, 37
Venusmuschel 38
W
Wampun 40
Wandermuschel 24
Wasserlungenschnecke
25
Wegschnecke 4, 25
Weichtiere 4
Weidegänger 25
Weinbergschnecke 6, 9,
12, 20, 21, 33, 38
Weiße Riesenmuschel
23
Wellhornschnecke 33
Winterruhe 20
Wunderpus 26
Wurmmollusken 12, 33
Wurmschnecke 25
Z
Zuchtperle 43
Zweifleckkrake 36
Zwergsepie 26
Zwitter 33
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