Antikes Rom – Lernziele 1. Livius Ab Urbe Condita: Du kannst den Zusammenhang zwischen der Schuldenkrise und der Kriegsmüdigkeit der römischen Plebejer sowie die Entstehung des Amtes der Volkstribunen erklären. 2. Du kannst die sozialen Veränderungen in der römischen Gesellschaft – Anwachsen der Zahl der Proletarier – in Zusammenhang bringen mit Roms Eroberungen und den damit verbundenen wirtschaftlichen Veränderungen (Sklaven, „Landhunger“ der Patrizier) 3. Du kannst die sozialen und politischen Beweggründe des Tiberius Gracchus (= der Popularen) für eine Agrarreform erklären. 4. Du kannst – anhand der Ausführungen Ciceros über „Die Pflichten und den Staat“ – erklären, welche klassisch-konservativen politischen Ansichten von den Optimaten in Reaktion auf die Politik der Popularen formuliert wurden. 5. Du kannst die sozialen und politischen Ursachen erklären, die Marius‘ Heeresreform notwendig gemacht haben. 6. Du kannst anhand von Pompejus Konflikt mit dem Senat - und Caesars Agieren als Konsul die politischen Auswirkungen dieser Heeresreform erklären. 7. Du kannst erklären, wie Caesar im Bereich der Verwaltung (Steuereinhebung) in den Provinzen die Weichen dafür gestellt hat, dass das Römische Imperium noch Jahrhunderte lang bestand haben konnte. 8. Du kannst erklären, wie Caesar innenpolitisch in Hinblick auf die soziale Frage die Weichen dafür gestellt hat, dass das Römische Imperium noch Jahrhunderte lang bestand haben konnte Wie aus Rom eine Republik wurde 9. Wie äußerte sich die Kriegsmüdigkeit der Plebejer? Warum waren sie um 500 v. Chr. wenig motiviert, in den Krieg zu ziehen? 13. Welche Sicht auf den Staat und die Gesellschaft vermittelt die Fabel von Agrippa? 14. Wie ist das Amt des Volkstribunen (tribunus plebis) entstanden? Wie die Römische Republik zu Ende ging 13. Warum entwickelten die Patrizier einen so großen "Landhunger"? 7. Proletarii (Proletarier) Wie die Römische Republik zu Ende ging 8. Agrargesetz des Tiberius Gracchus Wie die Römische Republik zu Ende ging 10. & 14. Welche klassische konservative politische Sichtweise entwickelt Cicero in seinem Werk "Von den Pflichten und vom Staat"? Wie die Römische Republik zu Ende ging 15. Worin bestand die Heeresreform des Marius und warum wurde sie notwendig? Wie aus der römischen Republik ein Kaiserreich wurde 27. Wie zeigten sich die poltischen Auswirkungen der Heeresreform im 1. Jhd. v. Chr. (Bsp. Pompejus) 28. Inwiefern war das Verhältnis der Feldherren zu ihren Soldaten wie das eines Patrons zu seinen Klienten? 49. Worin unterschied sich Caesar von früheren Triumphatoren? Wie aus der römischen Republik ein Kaiserreich wurde 20. Wie versuchte Caesar als Statthalter in Hispania, die dortige Provinizialverwaltung zu reformieren? 21. Was unternahm Caesar als Konsul (59 v. Chr.) zum Schutz der Provinzen gegen Übergriffe der römischen Statthalter? 22. Wodurch machte sich Caesar nach der Eroberung Galliens die römischen Steuerpächter zu Feinden? 53. Wie veränderte Caesar die Steuereinhebung in der Provinz Gallien? 50. Welche „Sozialleistungen" für arme Staatsbürger finanzierte Caesar nach seinem Sieg im Bürgerkrieg? 51. Wer waren für Cicero die "Staatsblutsauger"? 52. Wodurch gelang es Caesar, den größten staatlichen Ausgabenposten zu halbieren? 9. Zum Nachdenken Machtstrukturen und Herrschaftsformen zwischen Vergangenheit und Gegenwart: Die römische Republik und die USA - Parallelen und Unterschiede Die Ämter der römischen Republik (z.B. Konsulat) wurden fast ausschließlich von Patriziern besetzt, nur selten konnte ein "homo novus" wie Marius in den Kreis der politischen Amtsträger aufsteigen. Der römische Senat war exklusiv den Patriziern vorbehalten. Gewählt wurden die Amtsträger allerdings von allen römischen Staatsbürgern. Lies die Ausschnitte aus den Medienberichten und versuche dann, folgende Fragen zu beantworten: 1. Worin unterscheidet sich die soziale Lage der meisten Senatoren im USamerikanischen Senat von derjenigen eines durchschnittlichen US-Bürgers? 2. Wäre es gerechtfertigt, auch in den USA zwischen Patriziern, Plebejern und Proletariern zu unterscheiden? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht? Worin besteht(en) (ein) Unterschied(e)? 3. Siehst du Ähnlichkeiten der politischen Positionen der Republikaner mit denjenigen der römischen Optimaten (z.B. Cicero)? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht? 4. Können die Demokraten in den USA mit den Popularen im antiken Rom verglichen werden? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht? 5. In welcher Hinsicht ähnelt der erste Präsident der USA einem klassischen römischen Patrizier? Antikes Rom – Lernziele 1. Livius Ab Urbe Condita: Du kannst den Zusammenhang zwischen der Schuldenkrise und der Kriegsmüdigkeit der römischen Plebejer sowie die Entstehung des Amtes der Volkstribunen erklären. 2. Du kannst die sozialen Veränderungen in der römischen Gesellschaft – Anwachsen der Zahl der Proletarier – in Zusammenhang bringen mit Roms Eroberungen und den damit verbundenen wirtschaftlichen Veränderungen (Sklaven, „Landhunger“ der Patrizier) Die Plebejer weigerten sich, „sich zu den Fahnen zu melden: Sollen doch diejenigen, die die Kriegsbeute einheimsen, zu den Waffen greifen.“ Die Plebejer empörten sich darüber, „dass sie auf den Schlachtfeldern für die Freiheit und Herrschaft Roms ihr Leben aufs Spiel gesetzt hätten, zu Hause aber von den eigenen Mitbürgern in Schuldhaft und Bande gehalten würden“, so Livius. Immer mehr plebejische Kleinbauern waren verschuldet und davon bedroht, in Schuldknechtschaft zu geraten. „Es war eine Feindschaft entbrannt zwischen Vätern (= Patriziern) und Volk (= Plebs), vor allem wegen der Bürger, die in Schuldhaft geraten waren“, bemerkt Livius. Im Zwölf-TafelGesetz aus dem 5. Jhd. v. Chr. heißt es: „Wenn er [der Schuldner] das, zu dem er verurteilt ist, nicht tut und niemand dafür vor Gericht als Bürge eintritt, dann soll man ihn mitnehmen und ihn mit Banden [...] oder mit einem Fußgewicht von 15 Pfund fesseln.“ Die Richter waren Patrizier, also Standesgenossen der Gläubiger und entsprechend war die Rechtsprechung nicht unbedingt zu Gunsten der plebejischen Schuldner. Agrippas Fabel erzählt, wie sich einst die verschiedenen Glieder des menschlichen Leibes gegen den Magen verschworen hätten, weil dieser allein alles verzehrte. Die Glieder hätten aufgehört, ihm ihre Dienste zu leisten, seien aber alsbald durch ihre eigene Entkräftung belehrt worden, wie notwendig der Magen im gemeinsamen Haushalt des menschlichen Körpers sei. Die Gesellschaft wird dabei als Körper aufgefasst, dessen Glieder (= Plebejer) keine von den anderen Organen, wie dem Magen (= Patrizier), verschiedene Interessen haben können. Patrizier und Plebejer müssen im gemeinsamen Interesse, aber jeder an seinem Platz ihre Funktionen erfüllen und ihre Arbeit erledigen. Nach Livius erhielten die Plebejer nach ihrem Exodus auf den Mons Sacer im Jahr 494 v.Chr. das Zugeständnis, Männer aus ihrer Mitte zu wählen, sogenannte Volkstribunen, die sie gegen die Willkür der patrizischen Beamten schützen sollten. Historiker sind in der Zwischenzeit der Auffassung, dass es sich bei den tribunus plebis, den Volkstribunen, zunächst nicht um offiziell anerkannte Beamte gehandelt hatte. Sie waren vielmehr von der Plebs gewählte Vertreter, die sich auf keine gesetzliche Grundlage stützten, dafür umso mehr auf den Eid der Plebejer, die sich schworen, dass jeder, der einen Volkstribunen attackierte, sofort vom Volk getötet werden sollte. Mit dieser Unterstützung im Rücken schritten die Volkstribunen gegen Entscheidungen patrizischer Beamter und des Senats ein, wenn sie der Ansicht waren, dass sie den Interessen der Plebejer widersprachen. Später erhielten Volkstribunen das Veto-Recht (von lateinisch veto = ich verbiete), damit konnten sie Entscheidungen der Konsuln und des patrizischen Senats beeinspruchen. Nach dem dritten punischen Krieg war Rom zur zum größten Military-Coinage-Slavery-Complex der Geschichte geworden. Dieser Aufstieg war begleitet von einer Umwandlung der ökonomischen Grundlagen Roms: Wenige Jahre vor dem ersten Punischen Krieg wurde in Rom die Silberwährung eingeführt. Die im frühen Rom maßgebend gewesene Bauernwirtschaft wurde sukkzessive durch eine Sklaven- und Münzgeldwirtschaft verdrängt. Italien wurde mit Edelmetallen und Sklaven überflutet, die Sklaven waren zu immer günstigeren Preisen zu haben. Der Besitz der Sklaven konzentrierte sich allerdings in wenigen Händen: bei einigen hundert senatorischen Familien, also den reichen Patriziern, deren Vermögen überwiegend in Grundbesitz angelegt war, und bei den Rittern. Die Patrizier entwickelten einen „Landhunger“, sie trachteten danach, ihren Grundbesitz immer weiter zu vergrößern, denn nur auf entsprechend großen landwirtschaftlichen Flächen war der Einsatz einer immer größer werdenden Zahl von Sklaven rentabel. Die Patrizier nahmen widerrechtlich Besitz vom ager publicus und schufen riesige Latifundien, die mit Sklaven bewirtschaftet wurden. In den Kriegen standen zahlreiche römische und mit Rom als Bundesgenossen verbündete italische Bauern jahrein, jahraus als Soldaten auf den Schlachtfeldern. Nach Kriegsende waren zahlreiche Höfe heruntergewirtschaftet. Zwar waren die Plebejer rechtlich dagegen geschützt, in Schuldknechtschaft genommen zu werden. Aber dennoch waren viele Plebejer dazu gezwungen, ihre Höfe aufzugeben. An Stelle der alten Bauernhöfe fanden sich im 2. Jahrhundert v. Chr. vor allem Latifundien, landwirtschaftliche Großbetriebe mit ausgedehntem Weinbau und Weidewirtschaft. Die produktive Arbeit wurde immer mehr von Sklaven betrieben, während die freien Bauern und städtischen Arbeiter erwerbs- und arbeitslos wurden und nach Rom abwanderten. Die Masse der freien Staatsbürger in der Stadt wurden zu „proletarii“, die nichts besaßen außer ihre Staatsbürgerschaft und die „proles“, also ihre Nachkommen bzw. Kinder. 3. Du kannst die sozialen und politischen Beweggründe des Tiberius Gracchus (= der Popularen) für eine Agrarreform erklären. Tiberius Gracchus, selbst aus altem patrizischen Adel stammend, suchte eine Lösung für das Problem der Verarmung der Plebejer und die Verelendung der proles, die ihre Bauernhöfe verloren hatten. Dabei verfolgten sie auch die Absicht, die vom Untergang bedrohte Klasse der freien Bauern, den sogenannten „Bauernstand" wiederherzustellen. Tiberius Gracchus war 134 v. Chr. zum Volkstribun gewählt worden mit dem Versprechen, den ager publicus, die Staatsländereien, umzuverteilen. Sein Gesetzesvorschlag für ein Agrargesetz sah eine Beschränkung der Aneignung der Staatsländereien vor, wie sie eigentlich schon die Lex Hortensia vorgesehen hatte. Widerrechtlich angeeignetes Land des ager publicus sollte aufgeteilt und an Besitzlose umverteilt werden, jede Familie sollte einen unveräußerlichen Hof von 30 Morgen erhalten. Die als Bauern wiederangesiedelten Proletarier sollten bei der Anschaffung des Inventars von staatlicher Seite unterstützt werden. Begründung: Viele Römer haben keinen eigenen häuslichen Herd mehr und keine eigene Grabstätte ihrer Vorfahren. Nur für den Luxus und den Reichtum anderer müssen sie [als Soldaten] ihr Blut vergießen und sterben. Sie werden Herren der Welt genannt, doch in Wahrheit können sie nicht eine einzige Erdscholle ihr Eigentum nennen. 4. Du kannst – anhand der Ausführungen Ciceros über „Die Pflichten und den Staat“ – erklären, welche klassischkonservativen politischen Ansichten von den Optimaten in Reaktion auf die Politik der Popularen formuliert wurden. Den Popularen gegenüber standen die Vertreter der Interessen der Latifundienbesitzer und Kreditgeber im Senat, die sich selbst als die Besten, als Optimaten bezeichneten. Der berühmte Redner und Politiker Cicero hat mit seinem Werk „Von den Pflichten und vom Staat" ein Standardwerk konservativer Politik geschaffen, also einer Politik, die heute als „rechts" bezeichnet werden würde. Den Popularen wirft Cicero vor, "den Besitzer aus seinem Eigentum zu vertreiben oder dargeliehenes Geld den Schuldnern nachzulassen". Damit erschüttern sie die Grundfeste des Staates.[...] "Denn es ist der eigentliche Zweck des Staates, dass die Sicherheit des Eigentums frei und unangefochten bleiben soll." Damit meint Cicero allerdings nicht die Sicherheit der kleineren plebejischen Bauern, ihre Bauernhöfe nicht zu verlieren, sondern die Sicherheit der patrizischen Großgrundbesitzer, nichts von ihren Latifundien abtreten zu müssen. Nicht die ungleiche Verteilung des wirtschaftlichen Reichtums der Staatsbürger führt zu einer Spaltung der Gesellschaft in Reiche und Ärmere und in der Folge zu sozialen Konflikten, sondern es wird der Politik der Popularen zum Vorwurf gemacht, durch die Thematisierung der sozialen Frage und einer Politik im Interesse der verarmten Proletarier, für den Klassenkampf und die Spaltung des Volkes "in zwei verschiedene Völker" verantwortlich zu sein. Mit Forderungen nach Landumverteilung oder Schuldennachlass werde dem "gesamtnationalen Interesse" Schaden zugefügt. 5. Du kannst die sozialen und politischen Ursachen erklären, die Marius‘ Heeresreform notwendig gemacht haben. Der Niedergang der römischen Bauernschaft führte dazu, dass sich die Reihen der Proletarier ständig vergrößerten. Dies hatte nicht zuletzt auf das römische Heer Auswirkungen. Das Heer der Republik war über Jahrhunderte eine Miliz von wehrpflichtigen Staatsbürgern gewesen. Bei der Rekrutierung des Heeres griff man schon länger auf die italischen Bauern, die Bundesgenossen Südund Mittelitaliens, zurück. Als aber auch dadurch nicht mehr genug Soldaten für das Heer aufgestellt werden konnten, weil es schlicht zu wenige Bürger gab, die sich die Ausrüstung für den Kriegsdienst leisten konnten, begann der Feldherr und Popular Marius damit, besitzlose Proletarier für das Heer zu rekrutieren, ihnen Ausrüstung und Ausbildung zu finanzieren sowie einen Sold zu bezahlen. Damit sollte nicht nur dem Engpass an Soldaten-Nachschub entgegengewirkt, sondern auch die Zahl der von Getreidespenden abhängigen Proletarier in Rom vermindert werden. Obwohl Marius als homo novus von der senatorische Oberschicht überwiegend als „nicht standesgemäß" angesehen wurde, gelang es ihm aufgrund seines Erfolges im Krieg gegen Jugurtha, seine Pläne für die Umwandlung des Heeres in ein Berufsheer durchzusetzen. Marius' Heeresreform sah vor, dass der Berufssoldat 16 Jahre oder für 16 Feldzüge dienen sollte. Als Entlohnung erhielt er einen Sold und Anteile an der Beute. Der Feldherr musste für die Veteranenversorgung aufkommen, die bis zur Zeit Caesars die Form einer Landschenkung hatte. Marius Heeresreform machte vom militärischen Gesichtspunkt betrachtet das römische Heer schlagkräftiger und professioneller. Die politischen Auswirkungen der Heeresreform sollten aber noch weitreichender sein. 6. Du kannst anhand von Pompejus Konflikt mit dem Senat- und Caesars Agieren als Konsul - die politischen Auswirkungen der Schon bei Pompejus' Truppen wurden die politischen Auswirkungen der Heeresreform von Marius sichtbar. Politisch ambitionierte und militärisch erfolgreiche Feldherren spielten eine große politische Rolle. Um seine Macht zu demonstrieren und dem Einfluss der Feldherren Grenzen zu setzen, verweigerte der Senat dem Pompejus nach dessen Triumph gegen Mithridates (im Nahen Osten) das Ackergesetz für die Veteranen seiner Heere. Nachdem Pompejus von den Optimaten dermaßen blamiert worden war, war er auf die Hilfe seines Kollegen im Triumvirat, Caesar, angewiesen. Nach Caesars Wahl zum Konsul brachte dieser im Jahr 59 v.Chr. mehrere Gesetze durch, die in den Heeresreform von Marius erklären. 7. Du kannst erklären, wie Caesar im Bereich der Verwaltung (Steuereinhebung) in den Provinzen die Weichen dafür gestellt hat, dass das Römische Imperium noch Jahrhunderte lang bestand haben konnte. 8. Du kannst erklären, wie Caesar innenpolitisch in Hinblick auf die soziale Frage die Weichen dafür gestellt hat, dass das Römische Imperium noch Jahrhunderte lang bestand haben konnte. Augen der Optimaten empörend waren, u.a. zwei Ackergesetze zur Ansiedlung von Pompejus' Veteranen . Die Ackergesetze für Pompejus Veteranen setzte Caesar im übrigen gegen das Veto seines Kollegen Bibulus, eines Optimaten, durch. Aufgrund ihrer Aufgabe, nach dem Krieg die Versorgung ihrer besitzlosen Veteranen mit Land politisch durchzusetzen, wurden die Heerführer gewissermaßen zu Patronen ihrer Soldaten. Diese verhielten sich ihrerseits wie eingeschworene Klienten. Die Ergebenheit der Soldaten hat auch damit zu tun, dass jede Legion aus einem einzigen Jahrgang bestand, sie blieb bis zur Entlassung zusammen und wurde bei der Entlassung aufgelöst. Sie bildete einen sehr exklusiven Verein, dessen Mitglieder die gleichen Feldzüge mitgemacht und die gleichen Ansprüche an den Feldherrn bei dessen Triumph erworben hatten. Triumphatoren, also die siegreichen Feldherren, hatten bislang einen größeren Teil der Beute für sich selbst zurückbehalten. Caesar verteilte die Beute großzügiger an Soldaten und Bevölkerung als die meisten Feldherren vor ihm. Dadurch sicherte er die politische Stabilität seiner Herrschaft. Noch mehr als die römischen Zivilisten gab es für Caesars Veteranen, denen er ja zum größten Teil seine politische Macht verdankte. Nach dem Triumph im Gallischen Krieg wurden etwa 40.000 Soldaten entlassen und erhielten, außer dem staatlich gewährten Bauerngut, je 20.000 Sesterzen Abfindung. Jeder Centurio erhielt 40.000 Sesterzen, jeder Offizier 80.000. Wer es verstand, diese Geldsumme mit Bedacht auszugeben, war ein gemachter Mann. Neu an Caesars Provinzialverwaltung in Spanien war, dass er die spanischen Geschäftsleute nicht nur als Untertanen Roms, sondern auch als Geschäftsleute behandelte. Es gelang Caesar, Steuernachlässe für seine Provinz durchzusetzen. Er ließ die Betriebe in den Händen der Einheimischen und fand so einen Modus, durch den die spanische Wirtschaft in den Stand gesetzt wurde, ihre (Steuer-)Schulden abzuarbeiten. Caesar erließ eine Verordnung, nach der ein römischer Gläubiger nicht mehr als zwei Drittel des Einkommens seines (spanischen) Schuldners beschlagnahmen durfte. Diese Verordnung war der erste gesetzliche Schutz von Untertanen einer römischen Provinz gegen die Maßlosigkeit der römischen Steuerpächter, im folgenden kurz „Schuldnerschutz“ genannt. Die Senatoren und Steuerpächter empfanden den „Schuldnerschutz“ als einen politischen Schlag in ihr Gesicht, den sie Caesar Zeit seines Lebens nie verziehen. Als Konsul setzte Caesar 59 v.Chr. die lex Julia de repetundis durch, die Provinzgouverneuren die Annahme von Geschenken von mehr als insgesamt 10.000 Sesterzen verbot und die Strafbestimmungen gegen Erpressungen in den Provinzen verschärfte, insbesondere wurde die Verjährung dieser Vergehen aufgehoben. Sallust, den Caesar als Gouverneur im heutigen Algerien eingesetzt hatte, wurde seines Amtes enthoben, nachdem ihm Erpressung nachgewiesen worden war. In die von ihm in den 50er Jahren v. Chr. eroberte Provinz Gallien ließ Caesar die Steuerpächter gar nicht mehr herein. Kurz vor seiner Ermordung hatte er bereits angeordnet, dass sie auch aus Kleinasien verschwinden sollten. In Gallien stellte Caesar die Einhebung der Abgaben von der Steuerpacht auf eine schonendere Form der Erhebung um. auf festgesetzte Tribute. Diese Tribute wurden von den ortsansässigen „Behörden“ der einheimischen Stämme selbst eingehoben und abgeliefert. Damit gab es keine Steuerpächter mehr mit einem Freibrief, sich in der Provinz zu bereichern. Die Feindschaft der Steuerpächter und Senatoren nahm er in Kauf. Dafür begründete er seinen Ruf, die Reichsuntertanen gegen den Wucher der Senatoren und Steuerpächter zu schützen: dieser Ruf gewann ihm im Bürgerkrieg teilweise sogar die Unterstützung zahlreicher Provinzbewohner. 400 Sesterzen versprach Caesar jedem Unterstützungsempfänger nach dem Bürgerkrieg. Nach seinem Sieg im Bürgerkrieg ersetzte Caesar darüber hinaus allen Proletariern eine Jahresmiete bis zu einer Höhe von 2.000 Sesterzen, das entlastete diese für ein Jahr von der am härtesten drückenden Ausgabe. Zu Caesars Geldgeschenken kamen Naturalgeschenke: rund 70 kg Weizen und 100 Liter Olivenöl für jeden Unterstützungsempfänger, was für genügsame Römer einen Jahresvorrat bedeutete. Die laufende Getreideverteilung war einer der Hauptausgabeposten des römischen Staatshaushalts gewesen. Cicero hatte deshalb die Unterstützungsempfänger als „Staatsblutsauger“ bezeichnet. Die von ihm vertretenen Blutsauger, die Senatoren und die Steuerpächter, sogen das Blut ja nicht aus dem römischen Staat, sondern unmittelbar aus den Untertanen in den Provinzen. Die Anzahl der römischen "Staatsblutsauger", aka Proletarier, hatte Caesar bereits vor seinem Tod bedeutend verringert. Jeder römischen Bürger, der es wünschte, erhielt den Grund und Boden eines Bauerngutes, zwar nicht als privates Geschenk, sondern aus der Staatskasse bzw. aus den Staatsländereien. Die Dankbarkeit war darum nicht geringer. Diese Agrarreform gehörte zu den wichtigsten politischen Errungenschaften nach Caesars Sieg im Bürgerkrieg. Es gelang ihm damit, die Anzahl der Unterstützungsempfänger von 320.000 auf 150.000 zu verringern. 170.000 proletarii wurden als Bauern angesiedelt, anders wäre eine dauerhafte Verminderung der Zahl der Unterstützungsempfänger nicht möglich gewesen.