Antikes Rom – Lernziele 1. Livius Ab Urbe Condita

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Antikes Rom – Lernziele
1. Livius Ab Urbe Condita: Du kannst den
Zusammenhang zwischen der Schuldenkrise
und der Kriegsmüdigkeit der römischen
Plebejer sowie die Entstehung des Amtes der
Volkstribunen erklären.
2. Du kannst die sozialen Veränderungen in der
römischen Gesellschaft – Anwachsen der Zahl
der Proletarier – in Zusammenhang bringen
mit Roms Eroberungen und den damit
verbundenen wirtschaftlichen Veränderungen
(Sklaven, „Landhunger“ der Patrizier)
3. Du kannst die sozialen und politischen
Beweggründe des Tiberius Gracchus (= der
Popularen) für eine Agrarreform erklären.
4. Du kannst – anhand der Ausführungen
Ciceros über „Die Pflichten und den Staat“ –
erklären, welche klassisch-konservativen
politischen Ansichten von den Optimaten in
Reaktion auf die Politik der Popularen
formuliert wurden.
5. Du kannst die sozialen und politischen
Ursachen erklären, die Marius‘ Heeresreform
notwendig gemacht haben.
6. Du kannst anhand von Pompejus Konflikt mit
dem Senat - und Caesars Agieren als Konsul die politischen Auswirkungen dieser
Heeresreform erklären.
7. Du kannst erklären, wie Caesar im Bereich der
Verwaltung (Steuereinhebung) in den
Provinzen die Weichen dafür gestellt hat, dass
das Römische Imperium noch Jahrhunderte
lang bestand haben konnte.
8. Du kannst erklären, wie Caesar innenpolitisch
in Hinblick auf die soziale Frage die Weichen
dafür gestellt hat, dass das Römische
Imperium noch Jahrhunderte lang bestand
haben konnte
Wie aus Rom eine Republik wurde
9. Wie äußerte sich die Kriegsmüdigkeit der Plebejer?
Warum waren sie um 500 v. Chr. wenig motiviert, in den
Krieg zu ziehen?
13. Welche Sicht auf den Staat und die Gesellschaft vermittelt
die Fabel von Agrippa?
14. Wie ist das Amt des Volkstribunen (tribunus plebis)
entstanden?
Wie die Römische Republik zu Ende ging
13. Warum entwickelten die Patrizier einen so großen
"Landhunger"?
7. Proletarii (Proletarier)
Wie die Römische Republik zu Ende ging
8. Agrargesetz des Tiberius Gracchus
Wie die Römische Republik zu Ende ging
10. & 14. Welche klassische konservative politische Sichtweise
entwickelt Cicero in seinem Werk "Von den Pflichten und
vom Staat"?
Wie die Römische Republik zu Ende ging
15. Worin bestand die Heeresreform des Marius und warum
wurde sie notwendig?
Wie aus der römischen Republik ein Kaiserreich wurde
27. Wie zeigten sich die poltischen Auswirkungen der
Heeresreform im 1. Jhd. v. Chr. (Bsp. Pompejus)
28. Inwiefern war das Verhältnis der Feldherren zu ihren Soldaten
wie das eines Patrons zu seinen Klienten?
49. Worin unterschied sich Caesar von früheren Triumphatoren?
Wie aus der römischen Republik ein Kaiserreich wurde
20. Wie versuchte Caesar als Statthalter in Hispania, die dortige
Provinizialverwaltung zu reformieren?
21. Was unternahm Caesar als Konsul (59 v. Chr.) zum Schutz der
Provinzen gegen Übergriffe der römischen Statthalter?
22. Wodurch machte sich Caesar nach der Eroberung Galliens die
römischen Steuerpächter zu Feinden?
53. Wie veränderte Caesar die Steuereinhebung in der Provinz
Gallien?
50. Welche „Sozialleistungen" für arme Staatsbürger finanzierte
Caesar nach seinem Sieg im Bürgerkrieg?
51. Wer waren für Cicero die "Staatsblutsauger"?
52. Wodurch gelang es Caesar, den größten staatlichen
Ausgabenposten zu halbieren?
9. Zum Nachdenken
Machtstrukturen
und Herrschaftsformen zwischen
Vergangenheit
und Gegenwart:
Die römische
Republik und die
USA - Parallelen
und Unterschiede
Die Ämter der römischen Republik (z.B. Konsulat) wurden fast ausschließlich
von Patriziern besetzt, nur selten konnte ein "homo novus" wie Marius in den
Kreis der politischen Amtsträger aufsteigen. Der römische Senat war exklusiv
den Patriziern vorbehalten. Gewählt wurden die Amtsträger allerdings von
allen römischen Staatsbürgern.
Lies die Ausschnitte aus den Medienberichten und versuche dann, folgende
Fragen zu beantworten:
1. Worin unterscheidet sich die soziale Lage der meisten Senatoren im USamerikanischen Senat von derjenigen eines durchschnittlichen US-Bürgers?
2. Wäre es gerechtfertigt, auch in den USA zwischen Patriziern, Plebejern und
Proletariern zu unterscheiden? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?
Worin besteht(en) (ein) Unterschied(e)?
3. Siehst du Ähnlichkeiten der politischen Positionen der Republikaner mit
denjenigen der römischen Optimaten (z.B. Cicero)? Wenn ja, warum? Wenn
nein, warum nicht?
4. Können die Demokraten in den USA mit den Popularen im antiken Rom
verglichen werden? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?
5. In welcher Hinsicht ähnelt der erste Präsident der USA einem klassischen
römischen Patrizier?
Antikes Rom – Lernziele
1. Livius Ab Urbe
Condita: Du kannst
den
Zusammenhang
zwischen der
Schuldenkrise und
der
Kriegsmüdigkeit
der römischen
Plebejer sowie die
Entstehung des
Amtes der
Volkstribunen
erklären.
2. Du kannst die
sozialen
Veränderungen in
der römischen
Gesellschaft –
Anwachsen der
Zahl der
Proletarier – in
Zusammenhang
bringen mit Roms
Eroberungen und
den damit
verbundenen
wirtschaftlichen
Veränderungen
(Sklaven,
„Landhunger“ der
Patrizier)
Die Plebejer weigerten sich, „sich zu den Fahnen zu melden: Sollen doch diejenigen, die die
Kriegsbeute einheimsen, zu den Waffen greifen.“ Die Plebejer empörten sich darüber, „dass sie auf
den Schlachtfeldern für die Freiheit und Herrschaft Roms ihr Leben aufs Spiel gesetzt hätten, zu
Hause aber von den eigenen Mitbürgern in Schuldhaft und Bande gehalten würden“, so Livius.
Immer mehr plebejische Kleinbauern waren verschuldet und davon bedroht, in Schuldknechtschaft
zu geraten. „Es war eine Feindschaft entbrannt zwischen Vätern (= Patriziern) und Volk (= Plebs),
vor allem wegen der Bürger, die in Schuldhaft geraten waren“, bemerkt Livius. Im Zwölf-TafelGesetz aus dem 5. Jhd. v. Chr. heißt es: „Wenn er [der Schuldner] das, zu dem er verurteilt ist,
nicht tut und niemand dafür vor Gericht als Bürge eintritt, dann soll man ihn mitnehmen und ihn
mit Banden [...] oder mit einem Fußgewicht von 15 Pfund fesseln.“ Die Richter waren Patrizier,
also Standesgenossen der Gläubiger und entsprechend war die Rechtsprechung nicht unbedingt zu
Gunsten der plebejischen Schuldner.
Agrippas Fabel erzählt, wie sich einst die verschiedenen Glieder des menschlichen Leibes
gegen den Magen verschworen hätten, weil dieser allein alles verzehrte. Die Glieder hätten
aufgehört, ihm ihre Dienste zu leisten, seien aber alsbald durch ihre eigene Entkräftung belehrt
worden, wie notwendig der Magen im gemeinsamen Haushalt des menschlichen Körpers sei. Die
Gesellschaft wird dabei als Körper aufgefasst, dessen Glieder (= Plebejer) keine von den anderen
Organen, wie dem Magen (= Patrizier), verschiedene Interessen haben können. Patrizier und
Plebejer müssen im gemeinsamen Interesse, aber jeder an seinem Platz ihre Funktionen erfüllen
und ihre Arbeit erledigen.
Nach Livius erhielten die Plebejer nach ihrem Exodus auf den Mons Sacer im Jahr 494 v.Chr.
das Zugeständnis, Männer aus ihrer Mitte zu wählen, sogenannte Volkstribunen, die sie gegen die
Willkür der patrizischen Beamten schützen sollten. Historiker sind in der Zwischenzeit der
Auffassung, dass es sich bei den tribunus plebis, den Volkstribunen, zunächst nicht um offiziell
anerkannte Beamte gehandelt hatte. Sie waren vielmehr von der Plebs gewählte Vertreter, die sich
auf keine gesetzliche Grundlage stützten, dafür umso mehr auf den Eid der Plebejer, die sich
schworen, dass jeder, der einen Volkstribunen attackierte, sofort vom Volk getötet werden sollte.
Mit dieser Unterstützung im Rücken schritten die Volkstribunen gegen Entscheidungen
patrizischer Beamter und des Senats ein, wenn sie der Ansicht waren, dass sie den Interessen der
Plebejer widersprachen. Später erhielten Volkstribunen das Veto-Recht (von lateinisch veto = ich
verbiete), damit konnten sie Entscheidungen der Konsuln und des patrizischen Senats
beeinspruchen.
Nach dem dritten punischen Krieg war Rom zur zum größten Military-Coinage-Slavery-Complex der
Geschichte geworden. Dieser Aufstieg war begleitet von einer Umwandlung der ökonomischen
Grundlagen Roms: Wenige Jahre vor dem ersten Punischen Krieg wurde in Rom die Silberwährung
eingeführt. Die im frühen Rom maßgebend gewesene Bauernwirtschaft wurde sukkzessive durch
eine Sklaven- und Münzgeldwirtschaft verdrängt. Italien wurde mit Edelmetallen und Sklaven
überflutet, die Sklaven waren zu immer günstigeren Preisen zu haben. Der Besitz der Sklaven
konzentrierte sich allerdings in wenigen Händen: bei einigen hundert senatorischen Familien, also
den reichen Patriziern, deren Vermögen überwiegend in Grundbesitz angelegt war, und bei den
Rittern. Die Patrizier entwickelten einen „Landhunger“, sie trachteten danach, ihren Grundbesitz
immer weiter zu vergrößern, denn nur auf entsprechend großen landwirtschaftlichen Flächen war
der Einsatz einer immer größer werdenden Zahl von Sklaven rentabel. Die Patrizier nahmen
widerrechtlich Besitz vom ager publicus und schufen riesige Latifundien, die mit Sklaven
bewirtschaftet wurden.
In den Kriegen standen zahlreiche römische und mit Rom als Bundesgenossen verbündete
italische Bauern jahrein, jahraus als Soldaten auf den Schlachtfeldern. Nach Kriegsende waren
zahlreiche Höfe heruntergewirtschaftet. Zwar waren die Plebejer rechtlich dagegen geschützt, in
Schuldknechtschaft genommen zu werden. Aber dennoch waren viele Plebejer dazu gezwungen, ihre
Höfe aufzugeben. An Stelle der alten Bauernhöfe fanden sich im 2. Jahrhundert v. Chr. vor allem
Latifundien, landwirtschaftliche Großbetriebe mit ausgedehntem Weinbau und Weidewirtschaft. Die
produktive Arbeit wurde immer mehr von Sklaven betrieben, während die freien Bauern und
städtischen Arbeiter erwerbs- und arbeitslos wurden und nach Rom abwanderten. Die Masse der
freien Staatsbürger in der Stadt wurden zu „proletarii“, die nichts besaßen außer ihre
Staatsbürgerschaft und die „proles“, also ihre Nachkommen bzw. Kinder.
3. Du kannst die
sozialen und
politischen
Beweggründe des
Tiberius Gracchus
(= der Popularen)
für eine
Agrarreform
erklären.
Tiberius Gracchus, selbst aus altem patrizischen Adel stammend, suchte eine Lösung für das
Problem der Verarmung der Plebejer und die Verelendung der proles, die ihre Bauernhöfe verloren
hatten. Dabei verfolgten sie auch die Absicht, die vom Untergang bedrohte Klasse der freien Bauern,
den sogenannten „Bauernstand" wiederherzustellen. Tiberius Gracchus war 134 v. Chr. zum
Volkstribun gewählt worden mit dem Versprechen, den ager publicus, die Staatsländereien,
umzuverteilen. Sein Gesetzesvorschlag für ein Agrargesetz sah eine Beschränkung der Aneignung
der Staatsländereien vor, wie sie eigentlich schon die Lex Hortensia vorgesehen hatte. Widerrechtlich
angeeignetes Land des ager publicus sollte aufgeteilt und an Besitzlose umverteilt werden, jede
Familie sollte einen unveräußerlichen Hof von 30 Morgen erhalten. Die als Bauern
wiederangesiedelten Proletarier sollten bei der Anschaffung des Inventars von staatlicher Seite
unterstützt werden.
Begründung: Viele Römer haben keinen eigenen häuslichen Herd mehr und keine eigene Grabstätte
ihrer Vorfahren. Nur für den Luxus und den Reichtum anderer müssen sie [als Soldaten] ihr Blut
vergießen und sterben. Sie werden Herren der Welt genannt, doch in Wahrheit können sie nicht eine
einzige Erdscholle ihr Eigentum nennen.
4. Du kannst – anhand
der Ausführungen
Ciceros über „Die
Pflichten und den
Staat“ – erklären,
welche klassischkonservativen
politischen
Ansichten von den
Optimaten in
Reaktion auf die
Politik der
Popularen formuliert
wurden.
Den Popularen gegenüber standen die Vertreter der Interessen der Latifundienbesitzer und
Kreditgeber im Senat, die sich selbst als die Besten, als Optimaten bezeichneten. Der berühmte
Redner und Politiker Cicero hat mit seinem Werk „Von den Pflichten und vom Staat" ein
Standardwerk konservativer Politik geschaffen, also einer Politik, die heute als „rechts" bezeichnet
werden würde. Den Popularen wirft Cicero vor, "den Besitzer aus seinem Eigentum zu vertreiben
oder dargeliehenes Geld den Schuldnern nachzulassen". Damit erschüttern sie die Grundfeste des
Staates.[...] "Denn es ist der eigentliche Zweck des Staates, dass die Sicherheit des Eigentums frei
und unangefochten bleiben soll." Damit meint Cicero allerdings nicht die Sicherheit der kleineren
plebejischen Bauern, ihre Bauernhöfe nicht zu verlieren, sondern die Sicherheit der patrizischen
Großgrundbesitzer, nichts von ihren Latifundien abtreten zu müssen.
Nicht die ungleiche Verteilung des wirtschaftlichen Reichtums der Staatsbürger führt zu einer
Spaltung der Gesellschaft in Reiche und Ärmere und in der Folge zu sozialen Konflikten, sondern
es wird der Politik der Popularen zum Vorwurf gemacht, durch die Thematisierung der sozialen
Frage und einer Politik im Interesse der verarmten Proletarier, für den Klassenkampf und die
Spaltung des Volkes "in zwei verschiedene Völker" verantwortlich zu sein. Mit Forderungen nach
Landumverteilung oder Schuldennachlass werde dem "gesamtnationalen Interesse" Schaden
zugefügt.
5. Du kannst die
sozialen und
politischen
Ursachen erklären,
die Marius‘
Heeresreform
notwendig
gemacht haben.
Der Niedergang der römischen Bauernschaft führte dazu, dass sich die Reihen der Proletarier
ständig vergrößerten. Dies hatte nicht zuletzt auf das römische Heer Auswirkungen. Das Heer der
Republik war über Jahrhunderte eine Miliz von wehrpflichtigen Staatsbürgern gewesen. Bei der
Rekrutierung des Heeres griff man schon länger auf die italischen Bauern, die Bundesgenossen Südund Mittelitaliens, zurück. Als aber auch dadurch nicht mehr genug Soldaten für das Heer aufgestellt
werden konnten, weil es schlicht zu wenige Bürger gab, die sich die Ausrüstung für den Kriegsdienst
leisten konnten, begann der Feldherr und Popular Marius damit, besitzlose Proletarier für das Heer
zu rekrutieren, ihnen Ausrüstung und Ausbildung zu finanzieren sowie einen Sold zu bezahlen.
Damit sollte nicht nur dem Engpass an Soldaten-Nachschub entgegengewirkt, sondern auch die
Zahl der von Getreidespenden abhängigen Proletarier in Rom vermindert werden. Obwohl Marius
als homo novus von der senatorische Oberschicht überwiegend als „nicht standesgemäß" angesehen
wurde, gelang es ihm aufgrund seines Erfolges im Krieg gegen Jugurtha, seine Pläne für die
Umwandlung des Heeres in ein Berufsheer durchzusetzen. Marius' Heeresreform sah vor, dass der
Berufssoldat 16 Jahre oder für 16 Feldzüge dienen sollte. Als Entlohnung erhielt er einen Sold und
Anteile an der Beute. Der Feldherr musste für die Veteranenversorgung aufkommen, die bis zur
Zeit Caesars die Form einer Landschenkung hatte. Marius Heeresreform machte vom militärischen
Gesichtspunkt betrachtet das römische Heer schlagkräftiger und professioneller. Die politischen
Auswirkungen der Heeresreform sollten aber noch weitreichender sein.
6. Du kannst anhand
von Pompejus
Konflikt mit dem
Senat- und Caesars
Agieren als Konsul
- die politischen
Auswirkungen der
Schon bei Pompejus' Truppen wurden die politischen Auswirkungen der Heeresreform von Marius
sichtbar. Politisch ambitionierte und militärisch erfolgreiche Feldherren spielten eine große politische
Rolle. Um seine Macht zu demonstrieren und dem Einfluss der Feldherren Grenzen zu setzen,
verweigerte der Senat dem Pompejus nach dessen Triumph gegen Mithridates (im Nahen Osten) das
Ackergesetz für die Veteranen seiner Heere. Nachdem Pompejus von den Optimaten dermaßen
blamiert worden war, war er auf die Hilfe seines Kollegen im Triumvirat, Caesar, angewiesen. Nach
Caesars Wahl zum Konsul brachte dieser im Jahr 59 v.Chr. mehrere Gesetze durch, die in den
Heeresreform von
Marius erklären.
7. Du kannst
erklären, wie
Caesar im Bereich
der Verwaltung
(Steuereinhebung)
in den Provinzen
die Weichen dafür
gestellt hat, dass
das Römische
Imperium noch
Jahrhunderte lang
bestand haben
konnte.
8. Du kannst
erklären, wie
Caesar
innenpolitisch in
Hinblick auf die
soziale Frage die
Weichen dafür
gestellt hat, dass
das Römische
Imperium noch
Jahrhunderte lang
bestand haben
konnte.
Augen der Optimaten empörend waren, u.a. zwei Ackergesetze zur Ansiedlung von Pompejus'
Veteranen . Die Ackergesetze für Pompejus Veteranen setzte Caesar im übrigen gegen das Veto
seines Kollegen Bibulus, eines Optimaten, durch.
Aufgrund ihrer Aufgabe, nach dem Krieg die Versorgung ihrer besitzlosen Veteranen mit Land
politisch durchzusetzen, wurden die Heerführer gewissermaßen zu Patronen ihrer Soldaten. Diese
verhielten sich ihrerseits wie eingeschworene Klienten. Die Ergebenheit der Soldaten hat auch damit
zu tun, dass jede Legion aus einem einzigen Jahrgang bestand, sie blieb bis zur Entlassung
zusammen und wurde bei der Entlassung aufgelöst. Sie bildete einen sehr exklusiven Verein, dessen
Mitglieder die gleichen Feldzüge mitgemacht und die gleichen Ansprüche an den Feldherrn bei
dessen Triumph erworben hatten.
Triumphatoren, also die siegreichen Feldherren, hatten bislang einen größeren Teil der Beute
für sich selbst zurückbehalten. Caesar verteilte die Beute großzügiger an Soldaten und Bevölkerung
als die meisten Feldherren vor ihm. Dadurch sicherte er die politische Stabilität seiner Herrschaft.
Noch mehr als die römischen Zivilisten gab es für Caesars Veteranen, denen er ja zum größten Teil
seine politische Macht verdankte. Nach dem Triumph im Gallischen Krieg wurden etwa 40.000
Soldaten entlassen und erhielten, außer dem staatlich gewährten Bauerngut, je 20.000 Sesterzen
Abfindung. Jeder Centurio erhielt 40.000 Sesterzen, jeder Offizier 80.000. Wer es verstand, diese
Geldsumme mit Bedacht auszugeben, war ein gemachter Mann.
Neu an Caesars Provinzialverwaltung in Spanien war, dass er die spanischen Geschäftsleute nicht
nur als Untertanen Roms, sondern auch als Geschäftsleute behandelte. Es gelang Caesar,
Steuernachlässe für seine Provinz durchzusetzen. Er ließ die Betriebe in den Händen der
Einheimischen und fand so einen Modus, durch den die spanische Wirtschaft in den Stand gesetzt
wurde, ihre (Steuer-)Schulden abzuarbeiten. Caesar erließ eine Verordnung, nach der ein römischer
Gläubiger nicht mehr als zwei Drittel des Einkommens seines (spanischen) Schuldners
beschlagnahmen durfte. Diese Verordnung war der erste gesetzliche Schutz von Untertanen einer
römischen Provinz gegen die Maßlosigkeit der römischen Steuerpächter, im folgenden kurz
„Schuldnerschutz“ genannt. Die Senatoren und Steuerpächter empfanden den „Schuldnerschutz“
als einen politischen Schlag in ihr Gesicht, den sie Caesar Zeit seines Lebens nie verziehen.
Als Konsul setzte Caesar 59 v.Chr. die lex Julia de repetundis durch, die Provinzgouverneuren
die Annahme von Geschenken von mehr als insgesamt 10.000 Sesterzen verbot und die
Strafbestimmungen gegen Erpressungen in den Provinzen verschärfte, insbesondere wurde die
Verjährung dieser Vergehen aufgehoben. Sallust, den Caesar als Gouverneur im heutigen Algerien
eingesetzt hatte, wurde seines Amtes enthoben, nachdem ihm Erpressung nachgewiesen worden
war.
In die von ihm in den 50er Jahren v. Chr. eroberte Provinz Gallien ließ Caesar die Steuerpächter
gar nicht mehr herein. Kurz vor seiner Ermordung hatte er bereits angeordnet, dass sie auch aus
Kleinasien verschwinden sollten. In Gallien stellte Caesar die Einhebung der Abgaben von der
Steuerpacht auf eine schonendere Form der Erhebung um. auf festgesetzte Tribute. Diese Tribute
wurden von den ortsansässigen „Behörden“ der einheimischen Stämme selbst eingehoben und
abgeliefert. Damit gab es keine Steuerpächter mehr mit einem Freibrief, sich in der Provinz zu
bereichern.
Die Feindschaft der Steuerpächter und Senatoren nahm er in Kauf. Dafür begründete er seinen
Ruf, die Reichsuntertanen gegen den Wucher der Senatoren und Steuerpächter zu schützen: dieser
Ruf gewann ihm im Bürgerkrieg teilweise sogar die Unterstützung zahlreicher Provinzbewohner.
400 Sesterzen versprach Caesar jedem Unterstützungsempfänger nach dem Bürgerkrieg.
Nach seinem Sieg im Bürgerkrieg ersetzte Caesar darüber hinaus allen Proletariern eine Jahresmiete
bis zu einer Höhe von 2.000 Sesterzen, das entlastete diese für ein Jahr von der am härtesten
drückenden Ausgabe. Zu Caesars Geldgeschenken kamen Naturalgeschenke: rund 70 kg Weizen
und 100 Liter Olivenöl für jeden Unterstützungsempfänger, was für genügsame Römer einen
Jahresvorrat bedeutete.
Die laufende Getreideverteilung war einer der Hauptausgabeposten des römischen
Staatshaushalts gewesen. Cicero hatte deshalb die Unterstützungsempfänger als „Staatsblutsauger“
bezeichnet. Die von ihm vertretenen Blutsauger, die Senatoren und die Steuerpächter, sogen das
Blut ja nicht aus dem römischen Staat, sondern unmittelbar aus den Untertanen in den Provinzen.
Die Anzahl der römischen "Staatsblutsauger", aka Proletarier, hatte Caesar bereits vor seinem
Tod bedeutend verringert. Jeder römischen Bürger, der es wünschte, erhielt den Grund und Boden
eines Bauerngutes, zwar nicht als privates Geschenk, sondern aus der Staatskasse bzw. aus den
Staatsländereien. Die Dankbarkeit war darum nicht geringer. Diese Agrarreform gehörte zu den
wichtigsten politischen Errungenschaften nach Caesars Sieg im Bürgerkrieg. Es gelang ihm damit,
die Anzahl der Unterstützungsempfänger von 320.000 auf 150.000 zu verringern. 170.000 proletarii
wurden als Bauern angesiedelt, anders wäre eine dauerhafte Verminderung der Zahl der
Unterstützungsempfänger nicht möglich gewesen.
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