Rules of the Road for High-Speed Differential ADC

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Richtlinien für den Einsatz schneller Differenz-ADC-Treiber
Von John Ardizzoni und Jonathan Pearson, Analog Devices Inc.
Applikationsingenieure erhalten ständig ganz unterschiedliche Fragen bezüglich der
Ansteuerung schneller Analog-/Digital-Wandler (ADCs) mit Differenzeingängen. In der Tat
kann die Auswahl des richtigen ADC-Treibers und seine Konfiguration eine große
Herausforderung darstellen. Um Anwendern die Entwicklung von ADC-Schaltungen zu
vereinfachen, enthält der Beitrag eine Reihe gängiger Schwierigkeiten und Lösungen. Dabei
wird angenommen, dass der Schaltkreis, der im folgenden Beitrag zur Ansteuerung des A/DWandlers verwendet und ADC-Treiber oder Differenzverstärker genannt wird, mit sehr
schnellen Signalen umgehen kann.
Einführung
Die meisten modernen, leistungsfähigen A/D-Wandler arbeiten mit Differenzeingängen, um
Gleichtaktrauschen und Interferenzen zu unterdrücken, einen um den Faktor 2 höheren
Dynamikbereich zu erzielen und die Leistungsfähigkeit bei symmetrischen Signalen
insgesamt zu verbessern. ADCs mit Differenzeingängen können zwar mit massebezogenen
Eingangssignalen arbeiten, erreichen ihre optimale Leistungsfähigkeit jedoch nur mit
differenziellen Eingangssignalen. ADC-Treiber-Bausteine, die oft speziell entwickelt werden,
um entsprechende Treibersignale zu liefern – übernehmen viele wichtige Funktionen
einschließlich Amplituden-Skalierung, Umsetzung von massebezogenen in Differenzsignale,
Pufferung, Gleichtakt-Offsetanpassung und Filterung. Seit der Einführung des AD8138
haben sich differenzielle ADC-Treiber in Datenerfassungssystemen zu wichtigen
Signalaufbereitungselementen entwickelt.
Bild 1. Differenzverstärker.
Die Basisausführung eines differenziellen ADC-Treibers mit Spannungsrückkopplung ist in
Bild 1 dargestellt. Gegenüber der herkömmlichen Rückkopplungsschleife eines
Operationsverstärkers (OPV) sind zwei Unterschiede erkennbar. Der differenzielle ADCTreiber in Bild 1 verfügt über den zusätzlichen Ausgang (VON) und über den zusätzlichen
Eingang (VOCM). Diese beiden Zusatzpins ermöglichen eine hohe Flexibilität beim Anschluss
von Signalen an ADCs mit Differenzeingängen.
Statt eines massebezogenen Ausgangssignals liefert der differenzielle ADC-Treiber
symmetrische Ausgangssignale – bezogen auf VOCM – zwischen VOP und VON. “P” steht für
positiv und “N” für negativ. Über den VOCM-Eingang wird die Gleichtaktspannung am
Ausgang gesteuert. Solange die Ein- und Ausgänge innerhalb ihrer spezifizierten Grenzen
bleiben, muss die Gleichtaktspannung am Ausgang gleich groß wie die am Eingang VOCM
anliegende Spannung sein. Eine negative Rückkopplungsspannung und eine hohe
Verstärkung bei offener Regelschleife sorgen dafür, dass die Spannungen an den
Verstärkereingängen VA+ und VA– im Wesentlichen gleich groß sind.
Für die folgenden Diskussionen gelten einige Definitionen. Falls das Eingangssignal
symmetrisch ist, sind VIP und VIN bezüglich der Amplitude nominal gleich und weisen,
bezogen auf eine gemeinsame Referenzspannung, entgegengesetzte Phasen auf. Bei einem
massebezogenen Eingang liegt an einem Eingang eine feste Spannung an, während die
Spannung am anderen Eingang entsprechend variiert. In beiden Fällen ist das
Eingangssignal als VIP – VIN definiert.
Die Differential-Mode Eingangsspannung VIN, dm, und die Gleichtakt (Common-Mode)
Eingangsspannung VIN, cm, resultieren aus den Gleichungen 1 und 2.
(1, 2)
Diese Gleichtakt-Definition ist intuitiv, wenn sie auf symmetrische Eingänge angewandt
wird. Sie gilt jedoch auch für massebezogene Eingänge.
Der Ausgang verfügt ebenfalls über einen Differenzmode und einen Gleichtaktmode, wie
die Gleichungen 3 und 4 zeigen.
(3, 4)
Man beachte den Unterschied zwischen der tatsächlichen Gleichtaktspannung am Ausgang
VOUT, cm und der Spannung am eingangsseitigen Anschluss VOCM, aus der sich der
Gleichtaktpegel am Ausgang ergibt.
Die Analyse von differenziellen ADC-Treibern ist wesentlich komplexer als die von
herkömmlichen OPVs. Um Berechnungen zu vereinfachen ist es sinnvoll, zwei
Rückkopplungsfaktoren, β1 und β2, gemäß der Gleichungen 5 und 6 zu definieren.
(5, 6)
In den meisten Anwendungen zur Ansteuerung von ADCs gilt β1 = β 2. Jedoch ist die
allgemeine Closed-Loop-Gleichung für VOUT, dm hinsichtlich VIP, VIN, VOCM, β1 und β2 nützlich,
um zu ermitteln, wie ungleiche Betas (β) die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Die
Gleichung für VOUT, dm (Gleichung 7) enthält die endliche, frequenzabhängige Open-LoopSpannungsverstärkung des Verstärkers A(s).
(7)
Bei β1 ≠ β2 hängt die differenzielle Ausgangsspannung von VOCM ab. Dies ist unerwünscht,
weil dann ein Offset sowie ein übermäßig großes Rauschen am Differenzausgang
entstehen. Das Verstärkungs/Bandbreiten-Produkt der SpannungsrückkopplungsArchitektur ist konstant. Interessanterweise ist die Verstärkung im
Verstärkungs/Bandbreiten-Produkt der Kehrwert des Durchschnitts aus den zwei FeedbackFaktoren.
Bei β1 = β2 ≡ β, reduziert sich Gleichung 7 auf Gleichung 8.
(8)
Dies ist ein vertraut aussehender Ausdruck. Die ideale Verstärkung bei geschlossener
Regelschleife (Closed-Loop Gain) wird einfach RF/RG, wenn A(s) → ∞. Das
Verstärkungs/Bandbreiten-Produkt sieht ebenfalls vertraut aus, mit einer
„Rauschverstärkung“ (Noise Gain) gleich 1/β (genau wie bei einem herkömmlichen
Operationsverstärker).
Die ideale Closed-Loop-Verstärkung für einen differenziellen ADC-Treiber mit angepassten
Feedback-Faktoren zeigt Gleichung 9.
(9)
Die Ausgangssymmetrie (Output Balance), ein wichtiges Maß für die Leistungsfähigkeit von
differenziellen ADC-Treibern, besteht aus den zwei Komponenten Amplituden- und PhasenLage. Die Amplituden-Lage gibt an, wie gut die Amplituden der zwei Ausgänge aufeinander
angepasst sind. Bei einem idealen Verstärker passen beide exakt zueinander. Die
Phasenlage am Ausgang gibt an, wie genau die Phasendifferenzen zwischen den zwei
Ausgängen zu 180° liegen. Jedes Missverhältnis bei Ausgangsamplitude oder Phase
produziert eine nicht erwünschte Gleichtaktkomponente am Ausgang. Der “Output Balance
Error” (Gleichung 10) ist das logarithmische Verhältnis der Gleichtaktspannung am Ausgang.
Er wird durch ein differenzielles Eingangssignal auf der Differenzspannung produziert.
(10)
Eine interne Gleichtakt-Rückkopplungsschleife sorgt dafür, dass VOUT, cm der am Eingang
VOCM angelegten Spannung gleicht. Dadurch entsteht eine ausgezeichnete
Ausgangssymmetrie.
Abschluss des Eingangs eines ADC-Treibers
ADC-Treiber werden oft in Systemen eingesetzt, die schnelle Signale verarbeiten. Bauteile,
welche um mehr als einen kleinen Bruchteil einer Signalwellenlänge voneinander entfernt
sind, müssen mit elektrischen Übertragungsleitungen mit kontrollierter Impedanz
verbunden werden, damit die Signalintegrität erhalten bleibt. Die optimale
Leistungsfähigkeit wird erzielt, wenn eine Übertragungsleitung an beiden Enden mit ihrer
charakteristischen Impedanz abgeschlossen ist. Der Treiber wird normalerweise in
unmittelbarer Nähe zum ADC platziert, damit zwischen beiden Bauteilen keine
Verbindungen mit kontrollierten Impedanzen erforderlich sind. Allerdings ist die
ankommende Verbindung zu ADC-Treiber oft so lang, dass eine Verbindung mit
kontrollierter Impedanz und dem richtigen Abschlusswiderstand benötigt wird.
Der Eingangswiderstand des ADC-Treibers (differenziell oder massebezogen) muss größer
oder gleich dem gewünschten Abschlusswiderstand sein, damit ein Abschlusswiderstand RT
parallel zum Verstärkereingang geschaltet werden kann, um den erforderlichen Widerstand
zu erhalten. Alle ADC-Treiber in den hier erläuterten Beispielen sind so ausgelegt, dass sie
symmetrische Feedback-Verhältnisse aufweisen (Bild 2).
Bild 2. Differenzverstärker, Eingangsimpedanz.
Da die Spannung zwischen den zwei Verstärkereingängen durch eine negative
Rückkopplung auf den Wert Null gelangt, sind beide Eingänge praktisch miteinander
verbunden. Der differenzielle Eingangswiderstand RIN beträgt einfach 2 × RG. Zur
Anpassung des Widerstands der Übertragungsleitung RL muss der Widerstand RT, wie in
Gleichung 11 berechnet, über den Differenzeingang gelegt werden. Bild 3 zeigt typische
Widerstände RF = RG = 200 Ω, gewünschter RL, dm = 100Ω und RT = 133Ω.
(11)
Bild 3. Anpassung einer 100Ω-Leitung.
Der Abschluss eines massebezogenen Eingangs erfordert wesentlich größere Maßnahmen.
Bild 4 zeigt, wie ein ADC-Treiber mit einem massebezogenen Eingang und einem
Differenzausgang arbeitet.
Bild 4. Beispiel eines massebezogenen Eingangs an einem ADC-Treiber.
Obwohl der Eingang massebezogen ist, ist VIN, dm = VIN. Da die Widerstände RF und RG gleich
groß und symmetrisch sind, sind die Verstärkung gleich 1 und der Differenzausgang VOP –
VON gleich dem Eingang, der 4 Vss ist. VOUT, cm beträgt VOCM = 2,5V. In der unteren FeedbackSchaltung sind die Eingangsspannungen VA+ und VA– gleich VOP/2.
Mit den Gleichungen 3 und 4, VOP = VOCM + VIN/2, ergibt sich bei einem In-Phasen-Ausschlag
von ±1V etwa 2,5V. Bei VON = VOCM – VIN/2 und einem gegenphasigen Ausschlag von ±1V
ergibt sich ein Wert von etwa 2,5V. Somit bewegen sich VA+ und VA– ±0,5V auf etwa 1,25V.
Die AC-Komponente des Stromes, der über VIN bereitgestellt werden muss, ist (2V –
0,5V)/500Ω = 3mA. Damit wird der Widerstand nach Masse, der von VIN gesehen angepasst
werden muss 667Ω.
Gleichung 12 zeigt die allgemeine Formel zur Ermittlung dieses massebezogenen
Eingangswiderstands, wenn die Rückkopplungsfaktoren jeder Regelschleife angepasst sind.
Darin ist RIN, se der massebezogene Eingangswiderstand.
(12)
Dies ist ein Anfangspunkt zur Berechnung des Abschlusswiderstands. Allerdings muss
beachtet werden, dass Gleichungen für Berechnungen der Verstärkung von Verstärkern auf
der Annahme basieren, es liege eine Eingangsquelle mit einer Impedanz von Null vor. Eine
beachtliche Quellenimpedanz, die bei einer durch einen massebezogenen Eingang
verursachten Unsymmetrie angepasst werden muss, erhöht lediglich den Widerstand des
oberen RG. Um die Symmetrie zu erhalten, muss dies mit einem zusätzlichen Widerstand im
unteren RG angepasst werden. Dies jedoch beeinträchtigt die Verstärkung.
Zwar ist es möglich, eine Lösung zu finden, mit der sich das Problem des Abschlusses eines
massebezogenen Signals beseitigen lässt, jedoch wird meist eine iterative Methode
verwendet. Die Notwendigkeit hierfür verdeutlicht folgendes Beispiel.
In Bild 5 werden bei der Umwandlung massebezogener in Differenzsignale eine Verstärkung
von 1, ein Eingangsabschlusswiderstand von 50Ω sowie Feedback- und
Verstärkungswiderstände mit Werten in der Nähe von 200Ω benötigt, um das Rauschen
gering zu halten.
Bild 5. Massebezogene Eingangsimpedanz.
Gleichung 12 liefert den massebezogenen Eingangswiderstand von 267Ω. Gleichung 13
ergibt, dass der Parallelwiderstand RT einen Wert von 61,5Ω haben sollte, um den
Eingangswiderstand von 267Ω auf 50Ω zu bringen.
(13)
Bild 6 zeigt den Schaltkreis mit Quellen- und Abschlusswiderständen. Die Spannung der
Quelle bei offenem Schaltkreis und mit 50Ω Quellenwiderstand beträgt 2Vss. Beim
Abschluss der Quelle mit 50Ω wird die Eingangsspannung auf 1Vss reduziert. Dies ist auch
die differenzielle Ausgangsspannung des Treibers mit Eins-Verstärkung.
Bild 6. Massebezogener Schaltkreis mit Quellen- und Abschlusswiderständen.
Dieser Schaltkreis mag zunächst komplett aussehen. Ein unangepasster Widerstand von
61,5Ω parallel zu 50Ω wurde jedoch alleine zum oberen RG hinzugefügt. Dies verändert die
Verstärkung und den massebezogenen Eingangswiderstand und führt zu einer
Fehlanpassung der Feedback-Faktoren. Bei kleinen Verstärkungen ist die Änderung des
Eingangswiderstands ebenfalls klein und kann im Moment vernachlässigt werden. Die
Feedback-Faktoren müssen allerdings angepasst sein. Die einfachste Möglichkeit, dies zu
erreichen, besteht in der Vergrößerung des Widerstands RG. Bild 7 zeigt ein ThéveninÄquivalentschaltkreis, in dem sich die obere parallele Kombination als Quellenwiderstand
verhält.
Bild 7.Thévenin-Äquivalent einer Eingangsquelle.
Mit dieser Substitution wird die untere Schleife mit einem Widerstand RTS (27,6Ω)
erweitert, um die Loop-Feedback-Faktoren anzupassen (Bild 8).
Bild 8. Symmetrischer, massebezogener Abschlussschaltkreis.
Zu beachten ist, dass die Thévenin-Spannung von 1,1Vss größer ist als die sauber
abgeschlossene Spannung von 1,1Vss, während die Verstärkungswiderstände jeweils um
276Ω erhöht werden. Dies reduziert die Verstärkung der geschlossenen
Rückkopplungsschleife. Diese gegensätzlichen Effekte neigen dazu, große Widerstände
(>1kΩ) und kleine Verstärkungen (1 oder 2) zu eliminieren, eliminieren jedoch nicht kleine
Widerstände oder höhere Verstärkungen.
Die Schaltung in Bild 8 lässt sich jetzt einfach analysieren. Die differenzielle
Ausgangsspannung kann mit Gleichung 14 berechnet werden.
(14)
Die differenzielle Ausgangsspannung befindet sich nicht auf dem gewünschten Pegel von
1Vss. Eine abschließende, unabhängige Verstärkungsanpassung lässt sich durch Modifizieren
des Rückkopplungswiderstands durchführen (Gleichung 15).
(15)
Bild 9 zeigt die vollständige Schaltung, implementiert mit Standard-Widerstandswerten mit
1% Toleranz.
Bild 9. Kompletter massebezogener Abschlussschaltkreis.
Beobachtungen: Bezogen auf Bild 9 hat sich der massebezogene Eingangswiderstand des
Treibers RIN, se wegen Änderungen der Widerstände RF und RG verändert. Die
Verstärkungswiderstände der Treiber betragen in der oberen Schleife 200Ω und in der
unteren Schleife 200Ω + 28Ω = 228Ω. Zur Berechnung von RIN, se mit unterschiedlichen
Werten für den Verstärkungswiderstand müssen zunächst – wie Gleichung 16 und 17
zeigen - zwei Beta-Werte berechnet werden.
(16)
(17)
Der Eingangswiderstand RIN, se wird mit Gleichung 18 berechnet.
(18)
Dies weicht gering vom ursprünglich berechneten Wert von 267Ω ab und hat keinen
wesentlichen Einfluss auf die Berechnung von RT, da sich RIN, se parallel zu RT befindet.
Falls eine genauere Gesamtverstärkung erforderlich ist, können Widerstände mit höherer
Genauigkeit oder Abgleichwiderstände verwendet werden.
Eine einzige Iteration der hier beschriebenen Methode arbeitet gut bei Closed-LoopVerstärkungen von 1 oder 2. Bei höheren Verstärkungen nähert sich der Wert von RTS dem
Wert von RG und die Differenz zwischen dem Wert von RIN, se aus der Berechnung mit
Gleichung 18 und dem in Gleichung 12 berechneten Wert wird größer. Mehrere Iterationen
sind für diese Fälle erforderlich.
Dies sollte nicht schwierig sein, denn seit kurzem zum Download erhältliche Tools zur
Berechnung von Differenzverstärkern, ADIsimDiffAmp™ (Ref. 2) und ADI Diff Amp
Calculator™(Ref. 3), erledigen diese Arbeit und führen die obigen Berechnungen in
Sekunden durch.
Gleichtaktspannungsbereich am Eingang
Der Gleichtaktspannungsbereich am Eingang (Input Common-Mode Voltage Range, ICMVR)
spezifiziert den Bereich von Spannungen, die für den Normalbetrieb an den Eingängen
eines Differenzverstärkers anliegen dürfen. Die Spannung an diesen Eingängen kann als
ICMV, Vacm oder VA± bezeichnet werden. Diese Spezifikation wird oft falsch verstanden. Die
häufigste Schwierigkeit besteht in der Bestimmung der tatsächlichen Spannung an den
Eingängen des Differenzverstärkers, speziell im Hinblick auf die Eingangsspannung. Die
Verstärker-Eingangsspannung (VA±) kann bei bekannten Variablen VIN, cm, β und VOCM mit der
allgemeinen Gleichung 19 für ungleiche β-Werte oder der vereinfachten Gleichung 20 für
gleiche β-Werte berechnet werden.
(19)
(20)
Es kann nützlich sein, sich zu erinnern, dass VA stets eine abwärts skalierte Version des
Eingangssignals ist (wie im Bild 4 gezeigt). Der Gleichtakt-Spannungsbereich am Eingang ist
je nach Verstärkertyp verschieden. Schnelle, differenzielle ADC-Treiber von Analog Devices
haben zwei Eingangsstufen-Konfigurationen: Centered (Zentriert) und Shifted. Die
„Zentrierten” ADC-Treiber brauchen etwa 1V Reserve von jeder Versorgungsspannung
(daher zentriert). Die Shifted Eingangsstufen verfügen zusätzlich über zwei Transistoren, um
zu ermöglichen, dass die Eingänge sich näher an der Versorgung –VS bewegen. Bild 10 zeigt
ein vereinfachtes Eingangskonzept eines typischen Differenzverstärkers (Q2 und Q3).
Bild 10. Vereinfachter Differenzverstärker mit “Shifted” ICMVR.
Die „Shifted” Eingangsarchitektur ermöglicht dem Differenzverstärker die Verarbeitung
bipolarer Eingangssignale. Dies ist selbst dann möglich, wenn der Verstärker von einer
einfachen Spannung versorgt wird. Damit eignet sich die Architektur für Anwendungen mit
einfachen Spannungen und Eingangsspannungen auf Massepotenzial oder darunter. Der
zusätzliche PNP-Transistor (Q1 und Q4) am Eingang “verschiebt” den Eingang zum
Differenzpaar um einen Transistor Vbe. Zum Beispiel läge mit einer an –IN angelegten
Spannung von –0,3V der Punkt A bei 0,7V. Dies ermöglicht die einwandfreie Funktion des
Differenzpaares. Ohne die PNPs (zentrierte Eingangsstufe) würde –0,3V an Punkt A das
NPN-Differenzpaar in Rückwärtsrichtung vorspannen und die normale Funktion verhindern.
Tabelle 1 gibt einen Überblick über viele Spezifikationen von ADC-Treibern von Analog
Devices. Ein genauerer Blick zeigt die Treiber mit „Shifted“ ICMVR und ohne.
Ein- und Ausgangskopplung: AC oder DC
Die Notwendigkeit einer AC- oder DC-Kopplung kann die Auswahl eines Differenz-ADCTreibers wesentlich beeinflussen. Die Vorschläge unterschieden sich zwischen Ein- und
Ausgangskopplung. Bild 11 zeigt eine Eingangsstufe mit AC-Kopplung.
Bild 11. ADC-Treiber mit AC-Kopplung.
Bei Differenz/Differenz-Anwendungen mit eingangsseitiger AC-Kopplung sind die DCGleichtaktspannung an den Eingängen des Verstärkers und die DC-Gleichtaktspannung am
Ausgang gleich groß, da der DC-Rückkopplungsstrom durch die Eingangskondensatoren
verhindert wird. Auch die Feedback-Faktoren bei DC sind aufeinander abgestimmt und
exakt gleich Eins. VOCM - und damit die DC-Eingangsgleichtaktspannung – wird sehr oft in der
Nähe der mittleren Versorgungsspannung eingestellt. Ein ADC-Treiber mit “Centered”
Eingangsgleichtaktbereich arbeitet gut in dieser Art von Anwendungen und mit der
Eingangsgleichtaktspannung in der Nähe der Mitte des spezifizierten Bereiches.
AC-gekoppelte Single-Ended/Differenz-Anwendungen ähneln ihren Gegenspielern mit
Differenzeingang, weisen jedoch an den Verstärkereingängen Gleichtakt-Ripple auf – eine
herunter skalierte „Kopie“ des Eingangssignals. Ein ADC-Treiber mit zentriertem
Eingangsgleichtaktbereich platziert die durchschnittliche Eingangsgleichtaktspannung in der
Nähe der Mitte ihres spezifizierten Bereichs und bietet somit für die meisten Anwendungen
genügend Ripple-Reserven.
Tabelle 1. Spezifikationen schneller ADC-Treiber.
ICMVR
VOCM
Versorgungsspg.
Versorgungsspg.
ADC-Treiber
Slew
BW
Rate
(MHz)
bezeichnung
(V/µs)
Rauschen
+5
±5 V
(nV)
V
AD8132
360
1000
8
0.3
–4.7
bis
bis +3
3
0.3
bis
1.3
AD8137
76
450
8.25
1
–4 bis
bis
+4
4
1
1 bis
bis ±4
2.3
2
AD8138
320
1150
5
–4.7
bis
+3.4
0.3
bis
3.2
—
—
AD8139
410
800
2.25
1
–4 bis
bis
+4
4
—
ADA49271/
2300
ADA4927-2
5000
1.4
–3.5
bis
+3.5
1.3
bis
3.7
ADA49321/
1000
ADA4932-2
2800
3.6
–4.8
bis
+3.2
ADA49371/
1900
ADA4937-2
6000
2.2
ADA49381/
1000
ADA4938-2
4700
ADA49391/
1400
ADA4939-2
6800
Modell-
+3.3 +3
V
V
±5
V
+5
V
0.3
1
bis ±3.6 bis
1
3.7
+3.3 +3
V
V
Ausgangshub (V)
ISUPPLY
(mA)
0.3
bis ±1
1
12
1
1 bis
bis RR
2.3
2
3.2
1
±3.8 bis
3.8
—
—
±1.4
20
—
1
±3.8 bis
3.8
—
—
RR
24.5
—
—
1.5
±3.5 bis
3.5
—
—
±1.2
20
0.2
bis
3.2
—
—
1.2
±3.8 bis
3.2
—
—
±1
9
—
0.3
bis
3
0.3
bis
1.2
—
—
1.2
bis
3.8
1.2
bis
2.1
—
±0.8
39.5
2.6
–4.7
bis
+3.4
0.3
bis
3.4
—
—
1.3
±3.7 bis
3.7
—
—
±1.2
37
2.6
—
1.1
bis
3.9
0.9
bis
2.4
—
—
1.3
bis
3.5
1.3
bis
1.9
—
±0.8
36.5
1
bis
4
—
Bei optionaler Eingangskopplung macht es Sinn zu wissen, dass ADC-Treiber mit
eingangsseitiger AC-Kopplung weniger Strom verbrauchen als ähnliche Treiber mit
eingangsseitiger DC-Kopplung, weil in keiner der Rückkopplungsschleifen DCGleichtaktströme fließen.
Eine AC-Kopplung der ADC-Treiberausgänge ist nützlich, wenn der A/D-Wandler
eingangsseitig eine Gleichtaktspannung benötigt, die wesentlich von der am Ausgang des
Treibers vorhandenen Spannung abweicht. Die Treiber haben einen maximalen
Ausgangsbereich, wenn VOCM in der Nähe der mittleren Versorgungsspannung eingestellt
wird. Beim Treiben von Niedervolt-ADCs mit sehr niedrigen, eingangsseitigen
Gleichtaktspannungen stellt dies ein Problem dar. Eine einfache Lösung heraus aus dieser
Zwangslage (Bild 12) besteht darin, die Verbindung zwischen Treiberausgang und ADCEingang mit einer AC-Kopplung zu versehen. Dabei wird die DC-Gleichtaktspannung des
ADCs vom Treiberausgang entfernt. Ein für den ADC geeigneter Gleichtaktpegel kann jetzt
an die Seite der AC-Kopplung gelegt werden. Zum Beispiel könnte der Treiber an einer
einfachen Spannung von 5V mit VOCM = 2,5V arbeiten. Der ADC könnte an einer einfachen
Spannung von 1,8V betrieben werden. Eine eingangsseitig erforderliche
Gleichtaktspannung von 0,9V würde an den mit ADC CMV bezeichneten Punkt angelegt.
Bild 12. DC-gekoppelte Eingänge mit AC-gekoppelten Ausgängen.
Treiber mit “Shifted” Gleichtaktbereichen am Eingang arbeiten normalerweise am besten in
Systemen mit DC-Kopplung, die mit einfachen Versorgungsspannungen betrieben werden.
Dies ist deshalb der Fall, weil die ausgangsseitige Gleichtaktspannung über die FeedbackSchleifen heruntergeteilt wird und ihre variablen Komponenten in die Nähe von Masse
gelangen können. Dies entspricht der negativen Versorgungsspannung. Mit
massebezogenen Eingängen gelangt die eingangsseitige Gleichtaktspannung sogar noch
näher an die negative Versorgungsspannung. Zurückzuführen ist dies auf den
eingangsbezogenen Ripple.
Systeme für bipolare Versorgungsspannungen, mit massebezogenen oder differenziellen
Eingängen und AC- oder DC-Kopplung, sind normalerweise geeignet für alle Typen von
Eingangsstufen, weil sie über erhöhte Reserven verfügen.
Tabelle 2 enthält die gebräuchlichsten Typen von ADC-Treiber-Eingangsstufen, welche mit
verschiedenen Eingangskopplungs- und Stromversorgungskombinationen arbeiten.
Allerdings sind diese Varianten nicht immer die besten. Jedes System sollte daher je nach
Anwendung analysiert werden.
Tabelle 2. Optionen für Kopplungen und Eingangsstufen.
Eingangs-
Eingangs-
Kopplung
signal
Beliebig
Beliebig
Bipolar
Beide
AC
Single-Ended
Unipolar
Centered
DC
Single-Ended
Unipolar
Shifted
AC
Differential
Unipolar
Centered
DC
Differential
Unipolar
Centered
Stromversorgung Eingangstyp
Ausgangsspannungshub
Um den Dynamikbereich eines ADCs zu maximieren, sollte dieser im gesamten
Eingangsspannungsbereich angesteuert werden. Dabei ist zu beachten, dass eine zu hohe
Ansteuerung den ADC-Eingang beschädigen kann. Bei einer zu niedrigen Ansteuerung
hingegen kann die Auflösung negativ beeinträchtigt werden. Die Ansteuerung eines ADCs
über seinen gesamten Eingangsspannungsbereich bedeutet nicht, dass der
Verstärkerausgang sich im gesamten Spannungsbereich bewegen muss. Ein bedeutender
Vorteil von Differenzausgängen besteht darin, dass der Spannungshub jedes Ausgangs nur
halb so groß sein muss wie bei herkömmlichen, massebezogenen Ausgängen. Die
Treiberausgänge können von der Versorgungsspannung entfernt bleiben, was die
Verzerrung reduziert. Für massebezogene Treiber gilt dies jedoch nicht. Sobald sich die
Ausgangsspannung des Treibers an die Versorgungsspannung annähert, verliert der
Verstärker an Linearität und es entstehen Verzerrungen.
Für Anwendungen, bei denen jedes Millivolt der Ausgangsspannung zählt, enthält Tabelle 1
einige ADC-Treiber mit Rail-to-Rail-Ausgängen und je nach Last einer typischen Reserve von
einigen Millivolt bis hin zu einigen Hundert Millivolt.
Bild 13. Harmonische Verzerrung gegenüber VOCM bei unterschiedlichen Frequenzen für den
ADA4932 mit einer 5V-Versorgung.
Bild 13 zeigt einen Plot von harmonischer Verzerrung gegenüber VOCM bei verschiedenen
Frequenzen für den ADA4932, für den ein typischer Ausgangshub von innerhalb 1,2V jeder
Versorgungsspannung (Reserve) spezifiziert ist. Der Ausgangshub ist die Summe aus VOCM
und VPEAK des Signals (1V). Zu beachten ist, dass die Verzerrung bei über 2,8V (3,8VPEAK oder
1,2V unter der 5V-Versorgung) beginnt. Am unteren Ende ist die Verzerrung noch niedrig
bei 2,2V (–1VPEAK). Das gleiche Verhalten wird sich bei den Diskussionen über Bandbreite
und Slew Rate zeigen.
Rauschen
Zu den Nachteilen von ADCs gehören Quantisierungsrauschen, elektrisches – oder zufälliges
– Rauschen sowie harmonische Verzerrungen. Neben seiner großen Bedeutung für die
meisten Anwendungen ist Rauschen normalerweise das wichtigste Kriterium für die
Leistungsfähigkeit von Breitbandsystemen.
Alle ADCs weisen von Natur aus ein bestimmtes Quantisierungsrauschen auf, welches sich
mit der Zahl der bits, n, verändert. Je höher die Zahl der bit, desto geringer wird das
Quantisierungsrauschen. Weil sogar „ideale“ Wandler Quantisierungsrauschen erzeugen,
wird es als Benchmark für den Vergleich von zufälligem Rauschen (Random Noise) und
harmonischen Verzerrungen verwendet. Das Ausgangsrauschen des ADC-Treibers sollte
vergleichbar mit oder geringer als das zufällige Rauschen oder die Verzerrungen des A/DWandlers sein. Beginnend mit einem Rückblick auf die Charakterisierung von ADC-Rauschen
und Verzerrung wird im Folgenden gezeigt, wie das Rauschen eines ADC-Treibers
gegenüber der Leistungsfähigkeit des ADCs gewichtet wird.
Quantisierungsrauschen entsteht, weil der ADC Analogsignale mit unendlicher Auflösung in
eine endliche Zahl von diskreten Werten quantisiert. Ein ADC mit n bit hat 2n binäre Werte.
Die Differenz zwischen einem Wert und dem nächsten repräsentiert die kleinste Differenz,
die aufgelöst werden kann. Dies wird als LSB (Least Significant Bit) oder als q für “Quantum
Level ” bezeichnet. Ein “Quantum Level ” ist deshalb 1/2n des Wandlerbereichs. Wenn eine
variierende Spannung von einem idealen ADC mit n bit gewandelt und dann in ein
Analogsignal zurück gewandelt und vom Eingang des ADCs subtrahiert wird, sieht die
Differenz wie Rauschen aus. Sie wird einen Effektivwert (RMS) gemäß Gleichung 21 haben.
(21)
Daraus lässt sich die logarithmische (dB) Formel für das Signal/Quantisierungsrauschen
eines ADCs mit n bit über seiner Nyquist-Bandbreite ableiten (Gleichung 22). Es ist das
beste erreichbare SNR für einen Wandler mit n bit.
Random Noise in ADCs, eine Kombination aus thermischem, Shot- und Flicker-Rauschen, ist
normalerweise größer als das Quantisierungsrauschen. Harmonische Verzerrung,
resultierend aus Nichtlinearitäten im ADC, produziert unerwünschte Signale am Ausgang,
die mit den Eingangssignalen „harmonisch“ in Bezug stehen. Die gesamte harmonische
Verzerrung plus Rauschen (Total Harmonic Distortion und Noise, THD + N) ist eine wichtige
ADC-Leistungskenngröße, welche das elektrische Rauschen und die harmonische
Verzerrung mit einem Analogeingang vergleicht, der annähernd dem gesamten
Eingangsbereich des ADC entspricht. Elektrisches Rauschen ist integriert über eine
Bandbreite, welche die Frequenz der letzten zu berücksichtigenden Harmonischen enthält.
Hier enthält das „gesamte“ THD die ersten fünf Komponenten der harmonischen
Verzerrung. Diese werden zusammen mit dem Rauschen wie in Gleichung 23 behandelt.
(22)
(23)
Das Eingangssignal ist v1; die ersten harmonischen Verzerrungsprodukte sind v2 bis v6. Das
elektrische Rauschen des ADCs ist vn.
Der Kehrwert von THD + Noise, das Signal/Rausch-und-Verzerrungs-Verhältnis (oder
SINAD), wird normalerweise in dB ausgedrückt (Gleichung 24).
(24)
Falls das SINAD durch das Verhältnis aus Signal- und Quantisierungsrauschen ausgetauscht
wird (Gleichung 22), kann man eine Effektive Anzahl von Bits (ENOB) definieren, die ein
Wandler hätte, wenn sein Verhältnis aus Signal- und Quantisierungsrauschen gleich groß
wäre wie sein SINAD (Gleichung 25).
(25)
Die ENOB kann auch durch das SINAD ausgedrückt werden (Gleichung 26).
(26)
Die ENOB kann verwendet werden, um das Rauschverhalten eines ADC-Treibers mit dem
des ADCs zu vergleichen. Auf diese Art kann ermittelt werden, ober der Treiber diesen ADC
ansteuern kann. Ein differenzielles ADC-Rauschmodell zeigt Bild 14.
Bild 14. Rauschmodell eines differenziellen ADC-Treibers.
Die Beiträge zur gesamten Ausgangsrauschdichte von jeder der acht Quellen sind in
Gleichung 27 für den allgemeinen Fall und für β1 = β2 ≡ β enthalten.
(27)
Die gesamte Rauschspannungsdichte vno, dm wird berechnet, indem man die Wurzel der
Summe aller Quadrate dieser Komponenten ermittelt. Die Eingabe der Gleichungen in eine
Tabelle ist die beste Möglichkeit zur Berechnung der gesamten Rauschspannungsdichte.
Der neue ADI Diff Amp Calculator (Ref. 3), der Rauschen, Verstärkung und andere
Charakteristika von ADC-Treibern schnell berechnet, steht ebenfalls auf der Webseite von
Analog Devices zur Verfügung.
Das Rauschverhalten eines ADC-Treibers kann jetzt mit der ENOB eines ADCs verglichen
werden. Ein Beispiel, welches diesen Vorgang illustriert, besteht darin, einen
Differenztreiber mit einer Verstärkung von 2 für das A/D-Wandlermodell AD9445
auszuwählen und an 5V Versorgungsspannung sowie mit 2V Eingangsbereich zu evaluieren.
Es ist die Verarbeitung eines direkt gekoppelten Breitbandsignals, welches eine (–3dB)
Bandbreite von 50MHz belegt und durch ein einpoliges Filter begrenzt wird. Aus dem
Datenblatt ergibt sich die ENOB für verschiedene Bedingungen und für eine NyquistBandbreite von 50MHz zu ENOB = 12bit.
Der ADA4939 ist ein leistungsfähiger, breitbandiger Differenz-ADC-Treiber für direkte
Kopplung. Ist dieses Bauteil im Hinblick auf das Rauschen geeignet zur Ansteuerung des
AD9445? Das Datenblatt empfiehlt RF = 402Ω und RG = 200Ω für eine differenzielle
Verstärkung von etwa 2. Das Datenblatt gibt die gesamte Spannungsrauschdichte für diesen
Fall mit 9,7nV√Hz an.
Zunächst wird die Systemrauschbandbreite (System Noise Bandwidth, BN) berechnet. Dies
ist die Bandbreite eines äquivalenten, Rechteck/Tiefpassfilters, welches die gleiche
Rauschausgangsleistung liefert wie das Filter, welches für eine konstante Rauschleistung am
Eingang die Systembandbreite bestimmt. Bei einem einpoligen Filter ergibt sich BN
entsprechend (Gleichung 28) mit einer 3dB-Bandbreite von 50MHz.
(28)
Anschließend wird die Rauschdichte über die Quadratwurzel der Systembandbreite
integriert, um das effektive Ausgangsrauschen zu erhalten (Gleichung 29).
(29)
Es wird angenommen, die Amplitude des Rauschens hat eine Gauß’sche Verteilung. Mit den
üblichen ±3σ-Grenzen für das Spitze/Spitze-Rauschen (Rauschspannungshübe zwischen
diesen Grenzen etwa 99,7% der Zeit) ergibt sich das Spitze/Spitze-Ausgangsrauschen aus
Gleichung 30.
(30)
Jetzt wird das Spitze/Spitze-Ausgangsrauschen des Treibers mit 1LSB Spannung des AD9445
LSB verglichen, basierend auf einem ENOB von 12bit und einem gesamten Eingangsbereich
von 2V (wie in Gleichung 31 berechnet).
(31)
Das Spitze/Spitze-Ausgangsrauschen des Treibers ist vergleichbar mit dem LSB des ADCs, in
Bezug auf 12bit ENOB. Der Treiber ist deshalb im Hinblick auf das Rauschen eine gute Wahl
für diese Anwendung. Die abschließende Bestimmung muss erfolgen, indem man die
Treiber/ADC-Kombination aufbaut und testet.
Versorgungsspannung
Mit den Kriterien Versorgungsspannung und Stromaufnahme lässt sich die Wahl eines ADCTreibers sehr schnell Eingrenzen. Tabelle 1 dient als kompakte Referenz für die
Leistungsfähigkeit von ADC-Treibern im Hinblick auf die Stromversorgung. Je nach
Versorgungsspannung ergeben sich andere Werte für Bandbreite und Signalhub sowie
ICMVR. Eine Gewichtung der Spezifikationen und die Überprüfung der Kompromisse sind
wichtige Maßnahmen bei der Auswahl von Differenzverstärkern.
Die Netzstörunterdrückung (Power-Supply Rejection, PSR) ist eine weitere wichtige
Spezifikation. Die Rolle der Stromversorgungspins als Eingänge zum Verstärker wird oft
ignoriert. Jedes Rauschen auf den Stromversorgungsleitungen oder auf diese
eingekoppeltes Rauschen kann im Prinzip das Ausgangssignal verfälschen.
Als Beispiel wird der ADA4937-1 mit 50mVss bei 60MHz Rauschen auf den
Stromversorgungsleitungen betrachtet. Seine Netzstörunterdrückung bei 50MHz ist –70dB.
Dies bedeutet, dass sich das Rauschen auf den Stromversorgungsleitungen um etwa 16μV
am Verstärkerausgang reduzieren würde. In einem 16bit-System mit einem 1V Full-ScaleEingang entspricht 1LSB einer Spannung von 15,3μV. Das Rauschen von den
Stromversorgungsleitungen würde deshalb das LBS „überfluten“.
Diese Situation lässt sich verbessern, indem man die Schaltung um die Induktivitäten L1/L2
und die Bypass-Kondensatoren C1/C2 erweitert (Bild 15).
Bild 15. Entkoppeln der Stromversorgung.
Bei 50MHz hat die Induktivität eine Impedanz von 60Ω und der 10nF- (0,01μF) Kondensator
eine Impedanz von 0,32Ω. Das durch diese zwei Bauteile entstandene Dämpfungsglied
bietet eine Dämpfung von 45,5dB (Gleichung 32).
(32)
Die Teilerdämpfung (Divider Attenuation), kombiniert mit dem PSR von –70dB liefert eine
Dämpfung von etwa 115dB. Dies reduziert das Rauschen auf etwa 90nVss, weit unter 1LSB.
Harmonische Verzerrung
Eine niedrige harmonische Verzerrung im Frequenzbereich ist sowohl in schmalbandigen
wie auch in Breitbandsystemen wichtig. Nichtlinearitäten in den Treibern generieren SingleTone harmonische Verzerrungs- und Multitone-Intermodulationsverzerrungsprodukte an
Verstärkerausgängen.
Die gleiche Vorgehensweise wie im Beispiel für die Rauschanalyse kann auch für die
Verzerrungsanalyse verwendet werden. Dabei werden die harmonische Verzerrung des
ADA4939 mit 1LSB des ENOB des AD9445 von 12bit mit 2V Full-Scale-Ausgang verglichen.
Ein ENOB LSB wurde in der Rauschanalyse als 488μV ermittelt.
Die Verzerrungsdaten in der Spezifikationstabelle für den ADA4939 gelten für eine
Verstärkung von 2. Verglichen werden Harmonische 2ter und 3ter Ordnung bei
unterschiedlichen Frequenzen. Tabelle 3 enthält die Daten für die harmonische Verzerrung
für eine Verstärkung von 2 und ein Differenz-Ausgangsspannungshub von 2Vss.
Tabelle 3. Harmonische Verzerrungen 2ter und 3ter Ordnung für den ADA4939.
Parameter
Harmonische
Verzerrung
HD2 bei 10MHz
–102dBc
HD2 bei 70MHz
–83dBc
HD2 bei 70MHz
–83dBc
HD2 bei 100MHz
–77dBc
HD3 bei 10MHz
–101dBc
HD3 bei 70MHz
–97dBc
HD3 bei 100MHz
–91dBc
Die Daten zeigen, dass die harmonische Verzerrung mit der Frequenz steigt und dass HD2 in
der interessierenden Bandbreite schlechter ist als HD3 (50MHz). Die Frequenz von
harmonischen Verzerrungsprodukten ist höher als die interessierende Frequenz. Somit
kann ihre Amplitude durch System-Bandbegrenzung reduziert werden. Hätte das System
ein Brick-Wall-Filter bei 50MHz, wären nur die Frequenzen über 25MHz von Bedeutung, da
alle Harmonischen von höheren Frequenzen durch das Filter eliminiert werden würden.
Dennoch soll das System auf bis zu 50MHz evaluiert werden, da jede vorhandene Filterung
die Harmonischen nicht ausreichend unterdrücken könnte und Verzerrungsprodukte in die
Signalbandbreite gelangen könnten. Bild 16 zeigt die harmonischen Verzerrungen des
ADA4939 gegenüber der Frequenz bei verschiedenen Versorgungsspannungen mit einer
Ausgangsspannung von 2Vss.
Bild 16. Harmonische Verzerrungen des ADA4939 gegenüber der Frequenz.
HD2 bei 50MHz ist etwa –88dBc, bezogen auf ein Eingangssignal von 2Vss. Um den
harmonischen Verzerrungspegel mit 1 ENOB LSB zu vergleichen, muss dieser Pegel auf eine
Spannung gemäß Gleichung 33 konvertiert werden.
(33)
Dieses Verzerrungsprodukt ist nur 80μVss oder 16% von 1 ENOB LSB. Im Hinblick auf die
Verzerrungen ist der ADA4939 daher eine gute Wahl als Treiber für den A/D-Wandler
AD9445.
ADC-Treiber sind Verstärker mit negativer Rückkopplung. Deshalb hängt die
Ausgangsverzerrung von der Höhe der Schleifenverstärkung im Verstärkerschaltkreis ab.
Die Open-Loop-Verzerrung eines Verstärkers mit negativer Rückkopplung wird durch den
Faktor 1/(1 + LG) reduziert; darin ist LG die verfügbare Schleifenverstärkung.
Der Eingang des Verstärkers (Fehlerspannung) wird mit einer großen
Vorwärtsspannungsverstärkung A(s) multipliziert und durchläuft dann den Feedback-Faktor
β zum Eingang. Dort passt sie den Ausgang an, um den Fehler zu minimieren. Damit beträgt
die Schleifenverstärkung für diesen Verstärkertyp A(s) × β; mit sinkender
Schleifenverstärkung (A(s), β oder beide) steigt die harmonische Verzerrung. Verstärker mit
Spannungsrückkopplung, wie etwa Integratoren, sind so ausgelegt, dass sie große Werte für
A(s) bei DC und niedrigen Frequenzen aufweisen und dann bei 1/f in Richtung 1 Roll-OffVerhalten bei einer spezifizierten, hohen Frequenz zeigen. Beim Roll-Off von A(s) sinkt die
Schleifenverstärkung und die Verzerrung steigt. Damit wird das harmonische
Verzerrungsverhalten der umgekehrte Wert von A(s).
Verstärker mit Stromrückkopplung nutzen einen Fehlerstrom als Rückkopplungssignal. Der
Fehlerstrom wird mit einem großen Vorwärts-Transresistance-Wert T(s) multipliziert,
welcher ihn in die Ausgangsspannung wandelt und anschließend den Feedback-Faktor 1/RF
durchläuft. Jetzt wird die Ausgangsspannung in einen Rückkopplungsstrom gewandelt,
welcher dazu neigt, den Fehlerstrom am Eingang zu minimieren. Die Schleifenverstärkung
eines idealen Verstärkers mit Stromrückkopplung beträgt deshalb T(s) × (1/RF) = T(s)/RF.
Genau wie A(s) hat auch T(s) einen großen DC-Wert und zeigt mit steigender Frequenz
“Roll-Off”-Verhalten. Dabei wird die Schleifenverstärkung reduziert und die harmonische
Verzerrung erhöht.
Die Schleifenverstärkung hängt auch direkt vom Feedback-Faktor 1/RF ab. Die
Schleifenverstärkung eines idealen Verstärkers mit Stromrückkopplung hängt nicht von
einer Closed-Loop Spannungsverstärkung ab. Somit sinkt die harmonische Verzerrung nicht
mit steigender Closed-Loop-Verstärkung. Bei einem realen Verstärker mit
Stromrückkopplung weist die Schleifenverstärkung gewisse Abhängigkeiten von der ClosedLoop-Verstärkung auf. Allerdings sind diese nicht annähernd so groß wie bei einem
Verstärker mit Spannungsrückkopplung. Daher ist ein Verstärker mit Stromrückkopplung
wie etwa der ADA4927 für Anwendungen, in denen hohe Verstärkungen bei geschlossenem
Regelkreis und geringe Verzerrungen benötigt werden, eine bessere Wahl als ein Verstärker
mit Spannungsrückkopplung. Bild 17 zeigt, wie gut sich die Verstärkung mit steigender
Closed-Loop-Verstärkung verhält.
Bild 17. Verzerrung gegenüber Frequenz und Verstärkung.
Bandbreite und Slew Rate
Bandbreite und Slew Rate sind besonders wichtig bei ADC-Treiberanwendungen.
Normalerweise bezeichnet der Begriff Bandbreite eines Bauteils dessen KleinsignalBandbreite. Die Slew Rate hingegen misst die maximale Änderung am Ausgang eines
Verstärkers für große Signalhübe.
Die effektive, nutzbare Bandbreite (Effective Usable Bandwidth (EUBW), eine Abkürzung
analog zu ENOB (Effective Number of Bits) beschreibt die Bandbreite. Viele ADC-Treiber
und Operationsverstärker haben laut Datenblatt eine große Bandbreite, doch nicht immer
ist diese auch nutzbar. Zum Beispiel ist die -3dB-Bandbreite eine bequeme Art, um die
Bandbreite zu messen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die gesamte Bandbreite nutzbar ist.
Die Amplitude und die Phasenfehler der -3dB-Bandbreite können eine Dekade früher
“gesehen” werden als die tatsächliche “Beak” Fequenz. Was also ist die EUBW eines
Verstärkers und wie wird sie ermittelt? Eine ausgezeichnete Möglichkeit zur Bestimmung
der nutzbaren Bandbreite liefert die Betrachtung der Verzerrungsplots im Datenblatt.
Aus Bild 18 geht hervor, dass, um über –80dBc für 2te und 3te Harmonische zu behalten,
dieser ADC-Treiber nicht für Frequenzen über 60MHz verwendet werden sollte. Da alle
Anwendungen unterschiedlich sind, repräsentieren die Systemanforderungen eine
Richtlinie für den geeigneten Treiber mit ausreichend Bandbreite und adäquatem
Verzerrungsverhalten.
Bild 18. Verzerrungsverläufe für einen ADC-Treiber mit Stromrückkopplung (ADA4937).
Die Slew Rate, ein Großsignalparameter, bezieht sich auf die maximale Änderungsrate, bei
welcher der Verstärkerausgang dem Eingang ohne übermäßige Verzerrung folgen kann.
Man beachte den Sinusausgang bei der Slew Rate.
(34)
Die Ableitung (Änderungsrate) von Gleichung 34 beim Nulldurchgang ergibt die maximale
Rate von
(35)
Mit dv/dt max. als Slew Rate, Vp als Spitzenspannung und f gleich Full-Power Bandbreite
(FPBW). Aufgelöst nach FPBW ergibt sich
(36)
Bei der Auswahl eines ADC-Treibers ist es deshalb wichtig, Verstärkung, Bandbreite und
Slew Rate (FPBW) zu berücksichtigen, um zu bestimmen, ob der Verstärker sich für die
Anwendung eignet.
Stabilität
Die Stabilitätsüberlegungen für differenzielle ADC-Treiber sind die gleichen wie für
Operationsverstärker. Die wichtigste Spezifikation ist die Phasenmarge. Während die
Phasenmarge einer bestimmten Verstärkerkonfiguration aus den Datenblättern bestimmt
werden kann, kann sie in einem realen System durch parasitäre Einflüsse auf der
Leiterplatte wesentlich reduziert werden.
Die Stabilität eines Verstärkers mit negativer Spannungsrückkopplung hängt von Größe und
Vorzeichen seiner Schleifenverstärkung ab A(s) × β. Der differenzielle ADC-Treiber ist etwas
komplizierter als ein typischer Operationsverstärker, weil er zwei Rückkopplungsfaktoren
hat. Die Schleifenverstärkung befindet sich im Nenner von Gleichung 7 und Gleichung 8.
Gleichung 37 beschreibt die Schleifenverstärkung für den Fall eines nicht angepassten
Feedback-Faktors (β1 ≠ β2).
(37)
Mit nicht angepassten Feedback-Faktoren ist der effektive Feedback-Faktor einfach der
Durchschnitt der zwei Feedback-Faktoren. Wenn sie angepasst und als β definiert sind,
vereinfacht sich die Schleifenverstärkung zu A(s) × β.
Damit ein Feedback-Verstärker stabil ist, darf seine Schleifenverstärkung nicht gleich –1
oder äquivalent sein oder eine Amplitude von 1 mit einer Phasenverschiebung von –180°
haben. Bei einem Verstärker mit Spannungsrückkopplung ist der Punkt, bei dem auf seinem
Verstärkungs/Frequenz-Plot mit offener Schleife die Schleifenverstärkung gleich 1 ist (dies
ist 0dB), dort, wo die Größe von A(s) dem Kehrwert des Feedback-Faktors entspricht. Bei
Basis-Verstärkeranwendungen ist die Rückkopplung rein ohmsch und es entstehen keine
Phasenverschiebungen um die Rückkopplungsschleife. Bei angepassten
Rückkopplungsfaktoren wird der frequenzunabhängige Kehrwert des
Rückkopplungsfaktors, 1 + RF/RG, oft als Rauschverstärkung (Noise Gain) bezeichnet. Falls
die konstante Rauschverstärkung in dB auf demselben Diagramm wie die offene
Schleifenverstärkung A(s) geschrieben wird, ist die Frequenz, bei der die beiden Kurven sich
schneiden dort, wo die Schleifenverstärkung 1 oder 0dB beträgt. Die Differenz zwischen der
Phase von A(s) bei dieser Frequenz und –180° ist als Phasenmarge definiert; für einen
stabilen Betreib sollte sie größer als oder gleich 45° sein. Bild 19 zeigt den
Verstärkungspunkt bei Einsverstärkung (Unity-Loop-Gain Point) und die Phasenmarge für
den ADA4932 mit RF/RG = 1 (Rauschverstärkung = 2).
Bild 19. Open-Loop Gain und Phase des ADA4932 gegenüber der Frequenz.
Eine weitere Betrachtung von Bild 19 zeigt, dass der ADA4932 etwa 50° Phasenmarge bei
einer Rauschverstärkung von 1 (100% Feedback in jeder Schleife) aufweist. Während es
nicht praktikabel ist, die ADC-Treiber bei einer Verstärkung von Null zu betreiben, zeigt
diese Betrachtung, dass der ADA4932 bei einem Bruchteil differenzieller Verstärkungen
(RF/RG = 0,25, Rauschverstärkung = 1,25, zum Beispiel) stabil arbeiten kann. Dies gilt nicht
für alle differenziellen ADC-Treiber. Minimale stabile Verstärkungen sind in allen
Datenblättern für ADC-Treiber enthalten.
Die Phasenmarge für Current-Feedback ADC-Treiber kann auch aus dem Open-LoopVerhalten ermittelt werden. Statt der Vorwärtsverstärkung A(s) nutzen Verstärker mit
Stromrückkopplung die Vorwärtstransimpedanz T(s) mit einem Fehlerstrom als
Rückkopplungssignal. Die Schleifenverstärkung eines Current-Feedback-Treibers mit
angepassten Rückkopplungswiderständen ist T(s)/RF. Damit ist die Verstärkung der CurrentFeedback Verstärkerschleife gleich 1 (dies ist 0dB) wenn T(s) = RF. Dieser Punkt lässt sich
leicht im Open-Loop Transimpedanz- und Phasenplot finden (gleich wie für den Verstärker
mit Spannungsrückkopplung). Man beachte, dass durch Plotten des Verhältnisses eines
Widerstands zu 1kΩ Widerstände auf einem logarithmischen Plot dargestellt werden
können. Bild 20 zeigt Unity Loop-Gain Punkt und Phasenmarge für den differenziellen ADCTreiber ADA4927 mit RF = 300 Ω.
Bild 20. Verstärkung bei offenem Regelkreis (Open-Loop Gain) und Phase gegenüber der
Frequenz (ADA4927).
Die Schleifenverstärkung ist 0dB, wo die horizontale Linie des 300ΩRückkopplungswiderstands die Transimpedanzkurve schneidet. Bei dieser Frequenz ist die
Phase von T(s) etwa –135°, was eine Phasenmarge von 45° ergibt. Phasenmarge und
Stabilität steigen mit steigendem RF und sinken mit sinkendem RF. Verstärker mit
Stromrückkopplung sollten stets eine rein ohmsche Rückkopplung mit ausreichender
Phasenmarge verwenden.
PCB-Layout
Sobald ein stabiler ADC-Treiber entwickelt wurde, muss er auf einer Leiterplatte aufgebaut
werden. Einiges an Phasenmarge wird wegen der parasitären Elemente des Boards immer
verloren gehen. Von spezieller Problematik sind Lastkapazitäten, Induktivitäten der
Rückkopplungsschleife und Kapazitäten an Summationspunkten. Alle diese parasitären
Elemente wirken sich auf die Phasenverschiebung der Rückkopplungsschleifen aus und
reduzieren dabei die Phasenmarge. Eine Schaltung kann wegen nicht einwandfreiem PCBLayout 20° oder mehr an Phasenmarge verlieren.
Bei Verstärkern mit Spannungsrückkopplung ist es am besten, den kleinst möglichen RF zu
verwenden, um die Phasenverschiebung in Folge des durch RF und der Kapazität am
Summationspunkt gebildeten Pols zu minimieren. Falls ein großer RF benötigt wird, kann
diese Kapazität mit kleinen Kondensatoren CF über jedem Rückkopplungswiderstand mit
solchen Werten kompensiert werden, dass RFCF = RG, multipliziert mit der Kapazität am
Summationspunkt wird.
Das Leiterplattenlayout ist notwendigerweise einer der letzten Schritte in einer
Entwicklung. Leider ist es auch ein Schritt, der am häufigsten übersehen wird, obwohl ein
schnelles Schaltungsverhalten stark vom PCB-Layout abhängt. Eine leistungsfähige
Entwicklung kann sich in Folge eines nicht optimalen Layouts als schlecht oder wertlos
erweisen. Leider können hier nicht alle Aspekte für ein einwandfreies PCB-Design erläutert
werden. Einige wenige Schwerpunkte sollen jedoch angesprochen werden.
Parasitäre Elemente wirken sich negativ auf die Leistungsfähigkeit schneller Schaltkreise
aus. Parasitäre Kapazitäten entstehen aus Anschlussflächen (Pads) von Bauteilen und
Verbindungen sowie Masse oder Stromversorgungsleitungen. Lange Verbindungsleitungen
ohne Massebezug bilden parasitäre Induktivitäten, welche zu „Ringing“ beim
Transientenverlauf und anderem unstabilem Verhalten führen können. Parasitäre
Kapazitäten sind besonders gefährlich an den Summationspunkten eines Verstärkers. Dort
bewirken sie eine Polstelle im Rückkopplungsverlauf und führen somit zu Instabilitäten und
so genanntem „Peaking“. Eine Lösung besteht darin, sicherzustellen, dass die Bereiche
zwischen den Pads der ADC-Treiber und Rückkopplungskomponenten nicht mit Masse
verbunden sind und die Stromversorgungsleitungen durch alle Lagen der Leiterplatte
durchgeführt sind.
Die Minimierung unerwünschter parasitärer Erscheinungen beginnt damit, alle
Leiterbahnen so kurz wie möglich zu halten. Leiterbahnen auf den oberen Lagen der
Leiterplatte mit 50Ω auf FR-4 tragen mit rund 2,8pF/Zoll und 7nH/Zoll bei. Diese parasitären
Erscheinungen steigen um etwa 30% für Leiterbahnen mit 50Ω im Inneren des Boards.
Ebenfalls sollte man sicherstellen, dass sich unter langen Leiterbahnen eine Masseführung
befindet, um Induktivitäten der Leiterbahnen zu minimieren. Indem man Leiterbahnen kurz
und klein hält, trägt man dazu bei, dass sowohl parasitäre Kapazitäten wie auch
Induktivitäten minimiert und die Integrität des Designs beibehalten werden.
“Power-Supply Bypassing” ist eine weitere wichtige Maßnahme beim Layout. So sollte man
sicherstellen, dass die Bypass-Kondensatoren der Stromversorgung sowie der BypassKondensator für VOCM sich so nahe wie möglich an den Verstärkerpins befinden. Auch der
Einsatz mehrerer Bypass-Kondensatoren an den Stromversorgungen hilft sicherzustellen,
dass ein Pfad mit niedriger Impedanz für Breitbandrauschen zur Verfügung steht. Bild 21
zeigt das Blockschaltbild eines typischen Differenzverstärkers mit Bypass- und
Tiefpassfiltern am Ausgang. Das Tiefpassfilter begrenzt Bandbreite und Rauschen vor dem
Eindringen in den ADC. Idealerweise liegen die Ströme des Bypass-Kondensators der
Stromversorgung und der Last nahe beieinander. Dies hilft, die Ströme in der Masseführung
zu reduzieren und verbessert die Leistungsfähigkeit des ADC-Treibers (Bilder 22a und 22b).
Bild 21. ADC-Treiber mit “Power-Supply Bypassing” und ausgangsseitigem Tiefpassfilter.
Die Verwendung von Masseführungen und Masse im Allgemeinen ist eine komplexe
Angelegenheit und würde den Rahmen dieses Beitrags übersteigen. Allerdings gibt es ein
paar wichtige Punkte, welche in Bild 22a und Bild 22b illustriert sind. Erstens sollten
analoge und digitale Masse nur an einem – und nur an einem - Punkt miteinander
verbunden werden. Dadurch wird die Interaktion von analogen und digitalen Strömen, die
in die Masseführung fließen und Rauschen im System hervorrufen würden, minimiert.
Außerdem sollten die analoge Stromversorgung auf der analogen Masseführung und die
digitale Stromversorgung auf der digitalen Masseführung abgeschlossen werden. Bei
Mixed-Signal ICs sollte man die analogen Rückführungen in die analoge Masseführung und
die digitalen in die digitale Masseführung abschließen.
Bild 22. Bauteileansicht (a). Schaltungsansicht (b).
Bild 23. Mixed-Signal-Masseführung.
Ausführliche Erläuterungen für schnelle PCB-Layouts finden Sie unter A Practical Guide to
High-Speed Printed-Circuit-Board Layout4.
Referenzen
1
Informationen über alle Bauteile von Analog Devices gibt es unter www.analog.com.
2
http://designtools.analog.com/dtDiffAmpWeb/dtDiffAmpMain.aspx.
3
www.analog.com/en/design-tools/dt-adisim-design-sim-tool/design-center/list.html.
4
www.analog.com/library/analogdialogue/archives/39-09/layout.html.
Autorenvorstellung
John Ardizzoni [[email protected]]
ist Senior Applications Engineer in der High-Speed Linear
Group von Analog Devices (ADI). Ardizzoni kam 2002 zu ADI
und hat über 28 Jahre Erfahrung in der Elektronikindustrie. Er
ist Autor zahlreicher Artikel und Co-Autor der beliebten RAQSerie.
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Jonathan Pearson [[email protected]] ist seit
August 2002 Applications Engineer in der High-Speed
Amplifier Group von Analog Devices (ADI). Bevor er zu ADI
kam, arbeitete er als Analogschaltkreis- und Systementwickler
in der Telekommunikationsbranche. Sein BSEE hat er an der
Northeastern University abgelegt; sein MSEE und zwei
Patente hat er an der WPI erhalten.
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