Macht Schokolade glücklich? Die Wirkung von Tryptophan ua

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ERNÄHRUNG & GENUSS
Macht Schokolade glücklich?
Die Wirkung von Tryptophan u.a.
Von Dipl. rer. nat. Gabriele H. Wolf, Praxis für Ernährungstherapie, Röhrnbach
I
n der Schweiz und in Deutschland liegt der Schokoladenkonsum mit über 10 Kilogramm pro
Kopf in Europa in führender Positi1
on. Sind wir deswegen glücklicher?
Die Ernährungswissenschftlerin Frau
Dipl. rer. nat. Gabriele H. Wolf setzt
sich mit diesem Mythos auseinander.
Woher stammt
die Schokolade?
Schokolade ist ein kakaohaltiges
Genussmittel. Die Bohnen des Kakaobaums wurden bereits um 1500 v. Chr.
von den Olmeken in Mexiko genutzt.
Die Azteken gaben dem Getränk aus
mit kaltem Wasser vermischtem
Kakaopulver den Namen Xocolatl
(daraus wurde später in Europa das
Wort Schokolade). Dieser berauschende Trank wurde zu rituellen Anlässen
und für medizinische Zwecke genutzt.
Das besondere Getränk war lediglich
für den Adel bestimmt und sein
Genuss nur Männern erlaubt. Unter
d e m A z t e ke n k ö n i g M o c t e z u m a
erlangte die Kakaobohne ihre Bedeu-
Unabhängig, informativ und verständlich
tung als Zahlungsmittel. So wurden
beispielsweise für einen Sklaven 100
Kakaobohnen gezahlt. Im Jahr 1528
brachte der spanische Eroberer
Hernán Cortés den Kakao nach
Europa. 1544 wurde die Schokolade
das erste Mal am spanischen Hof
getrunken. Um den Geschmack zu
verbessern, gaben die Europäer dem
Kakao Zucker und Honig hinzu. Erst
im 18./19. Jahrhundert kamen größere
Mengen an Kakao nach Europa. In der
Medizin wurde die Schokolade als
Kräftigungsmittel verwendet. Im 19.
Jahrhundert entstanden in Europa die
ersten Schokoladenfabriken. Heute
stammt der Großteil der Kakaobohnen
aus Afrika. Für die Ernte werden
weltweit häufig Kinder eingesetzt. An
der Elfenbeinküste z.B. sind dies
jährlich tausende von Kindern.
Seine Früchte werden mit einer
Machete vom Stamm abgeschlagen.
Pulpe (das Fruchtfleisch) und Samen
werden auf Bananenblättern verteilt,
abgedeckt und vergären. Die Bohnen
werden nach dem Herauslösen getrocknet und danach gemahlen. Aus
dem sogenannten Kakaobruch tritt die
dunkelbraune köstliche Kakaomasse
Wie wird Schokolade
hergestellt?
Der Kakaobaum wächst in den
Äquatorialländern und kann eine
Höhe von bis zu 15 Metern erreichen.
Herzschlag
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aus. Daraus wird dann unter Zugabe
von Weichmachern, z. B. Lecithinen,
und Geschmacksstoffen wie Vanille
oder auch Nüssen und Zucker ein
Produkt hergestellt, das unter der
Bezeichnung Schokolade bekannt ist.
Die handelsübliche Form der Schokolade sind 100 g Tafeln; aber auch
Sternchen und Herzchen und allerlei
Getier werden aus Schokolade hergestellt.
Den Gehalt an reinem Kakao gibt eine
Prozentzahl auf der Schokoladentafel
an. So hat eine mit 85% deklarierte
Schokolade einen höheren Kakaoanteil
als eine mit 60% ausgewiesene, hingegen ist der Zuckeranteil der Ersteren
geringer. Abhängig vom Geschmack der
Kakaobohne kann auch eine Schokolade
aus 100% reinem Kakao eine überaus
genüssliche Leckerei sein – zum Beispiel
von der Criollo-Kakaobohne. Diese
Kakaosorte liefert eine der feinsten
Bohnen und wird selten genutzt.
Welche Nährstoffe hat
die Kakaobohne?
Die Kakaobohne ist eine nährstoffreiche Frucht. 100 Gramm Kakaopulver
enthalten 200% des Tagesbedarfs an
Magnesium, decken den gesamten
Tagesbedarf an Kalium, Eisen und
Zink und den Bedarf an Vitamin B12
zu 40%. Allerdings muss man berücksichtigen, dass bei der Herstellung der
Schokolade durch Erhitzen das
Vitamin B12 zum Teil zerstört wird.
Ebenso verringert sich durch Zugabe
von Zucker und anderen Geschmacksstoffen der Nährstoffgehalt der
Mineralstoffe.
Welche Wirkung
hat Tryptophan?
Tryptophan ist eine essentielle
Aminosäure, ein lebensnotwendiger
Baustein des Eiweißes, und kommt in
allen eiweißhaltigen Lebensmitteln
vor. Es ist ein kleines Molekül und
kommt deshalb durch die BlutHirnschranke. Dort wird es nach einer
chemischen Veränderung direkt zu
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Macht Schokolade glücklich?
Die Wirkung von Tryptophan u.a.
Serotonin umgewandelt. Serotonin
beeinflusst Wahrnehmung, Schlaf,
Temperaturregulation, Sensorik, Appetit und Sexualverhalten. Serotonin
wird als Glückshormon bezeichnet.
Niedrige Serotoninspiegel können zu
Schlafstörungen und schlechter
Laune führen. Allerdings ist nicht
direkt der Gehalt an Serotonin in der
Schokolade Glücksgefühle auslösend,
sondern der Gehalt an Tryptophan
und Zucker. Die Wirkung des Tryptophan beruht zum einen auf dessen
Gehalt in der Schokolade, zum
anderen auf seiner Erhöhung durch
die Freisetzung von Insulin durch
Zucker. Durch eine Insulinausschüttung infolge von Blutzuckeranstieg,
werden alle Aminosäuren, Bausteine
des Eiweißes, in die Muskulatur aufLebensmittel
Tryptophananteil pro 100g
Zartbitterschokolade
131 mg
Walnuss
225 mg
Sesam
291 mg
Rindersteak
349 mg
Rehbraten
354 mg
Kürbiskern
535 mg
Schokolade sein. PEA ist aber auch,
wie andere biogene Amine, als Auslöser von Migräne-Attacken bekannt.
Anandamid
Ein weiterer psychogener Stoff in der
Schokolade ist Anandamid. Es ähnelt
dem THC, das in Hanfpflanzen
vorkommt; allerdings scheinen die zu
geringen Mengen keinen Effekt
auszulösen. Es gibt jedoch Hinweise
darauf, dass Anandamid im Gehirn
akkumuliert und somit ebenfalls eine
berauschende Wirkung haben könnte.
Theobromin
Theobromin ähnelt dem Koffein, hat
jedoch eine schwächere Wirkung. In
sehr hohen Konzentrationen (mehr als
100g Kakaopulver) kann es zu Augenflimmern und Pulserhöhung führen.
Bei Kindern kann bereits eine halbe
Tafel Schokolade in Kombination mit 2
Gläsern koffeinhaltiger Limonade
einen Rauschzustand auslösen.
genommen außer dem Tryptophan.
Dadurch steigt der Tryptophangehalt
des Blutes und im Gehirn kann vermehrt Serotonin gebildet werden.
Diese Wirkung zeigt sich ebenfalls
beim Verzehr von zuckerhaltigen
Speisen und nach kohlenhydratreichen Mahlzeiten.
Nun zu weiteren Inhaltsstoffen, die
die Kakaobohne für die Azteken zu
einem Geschenk der Götter machten.
Welche Wirkung haben
Phenylethylamin (PEA),
Anandamid u. Theobromin?
Phenylethylamin (PEA)
Das blutdrucksenkende und euphorisierende PEA ist die Stammverbindung der Nervenbotenstoffe und
Hormone aus der CatecholaminGruppe. PEA ist ein chemischer
Botenstoff, der unter anderem beim
Verliebt sein eine Rolle spielt. Es
verursacht die „Schmetterlinge im
Bauch“. Auch ist PEA in zahlreichen
Drogen enthalten. Der Körper baut
diese Substanz rasch ab. Dies mag ein
Grund für eine anhaltende Lust auf
Bei Betrachtung all dieser Stoffe kann
man den Eindruck bekommen, dass
Schokolade ein Medikament sei.
Jedoch sind die in der Schokolade
enthaltenen Stoffe in vielen Lebensmitteln zu finden – allerdings dies nur
in sehr geringen Konzentrationen. Ein
sicherlich nicht zu unterschätzender
Faktor bei Schokolade ist jedoch ihr
Zuckergehalt bei gleichzeitig hohem
Fettanteil. Im Tierversuch konnte
gezeigt werden, dass ein hoher
Zuckergehalt, kombiniert mit einem
hohen Fettgehalt, sogar in der Lage ist,
Strukturen im Gehirn zu verändern.
Die Versuchstiere wurden süchtig.
In einer Untersuchung am Menschen
wurden Personen einer Testgruppe
angewiesen, immer nur dann Schokolade zu essen, wenn sie satt waren.
Das Gesundheitsmagazin im Bayerischen Wald
Die Teilnehmer der anderen Gruppe
bekamen Schokolade nur, wenn sie
hungrig waren. Das Ergebnis zeigte
erwartungsgemäß, dass die satten
Probanden im Gegensatz zu den
hungrigen Probanden kein gesteigertes Verlangen nach Schokolade hatten.
In diesem Versuch scheint die
originäre Stimulanz für das Verlangen
nach Schokolade im Energiegehalt zu
liegen und diente vorrangig der
Sättigung.
Um jedoch den Ursachen für einen zu
hohen Schokoladenkonsum näher zu
kommen, muss neben dem kalorischen Aspekt, die psychische Komponente des Verbotenen berücksichtigt.
„Viele, insbesondere Übergewichtige,
empfinden das Verlangen nach
Schokolade als Sünde, verbieten sich
deshalb den Genuss. Aber bekanntermaßen reizt das Verbotene, verstärkt
das Verlangen, dem man mit schlechtem Gewissen nachgibt. In dem
dargestellten Versuch war dagegen das
Naschen erlaubt, ja sogar Pflicht und
somit entfiel ein entscheidender
Anreiz zum Schokoladenverzehr“
(Deutsche Gesellschaft für Ernährung).
Fazit
Schokolade ist ein Genussmittel, das
in Maßen konsumiert, sicherlich die
ein oder andere angenehme Wirkung
auslöst. Ob jedoch Schokolade glücklich macht, mag der persönlichen
Beurteilung obliegen. Für jeden bedeutet Glück etwas anderes, und die
Suche danach ist so alt wie die
Menschheit.
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Autorin:
Dipl. rer. nat. Gabriele H. Wolf
Praxis für Ernährungstherapie,
Röhrnbach
1 chocosuisse.ch: FACTS & FIGURES, Diagramme
der ChocoSuisse - Verband Schweizerischer
Schokoladefabrikanten - mit Daten der International Confectionery Association (ICA)
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