Zweiseitiger Test für den unbekannten Mittelwert µ einer Normalverteilung bei unbekannter Varianz Grundlage: Die Testvariable T = X − µ0 √ S/ n genügt der t-Verteilung mit n − 1 Freiheitsgraden. Auf der Basis einer Zufallsstichprobe x1 , x2 , . . . , xn vom Umfang n soll die Nullhypothese H0 : µ = µ0 gegen die Alternativhypothese H1 : µ 6= µ0 getestet werden. Vorgehensweise: 1) Auswahl einer Signifikanzzahl α (meist α = 0.05 oder α = 0.01) 2) Berechnung des kritischen Wertes c aus der Bedingung 2F (c) − 1 = 1 − α, wobei F die Verteilungsfunktion der t-Verteilung mit n − 1 Freiheitsgraden bezeichnet, d.h. c ist das 1− α 2 -Quantil der t-Verteilung mit n − 1 Freiheitsgraden ⇒ nicht-kritischer Bereich: −c ≤ t ≤ c 3) Berechnung des Mittelwertes x und der Standardabweichung s der konkreten Stichprobe x1 , x2 , . . . , xn sowie des Test- oder Prüfwertes: t̂ = x − µ0 √ s/ n 4) Testentscheidung: Fällt der Test- oder Prüfwert t̂ in den nicht-kritischen Bereich, d.h. gilt −c ≤ t̂ ≤ c, dann wird die Nullhypothese H0 nicht abgelehnt. Anderenfalls wird sie zugunsten der Alternativhypothese H1 abgelehnt. Mathematik III - Folie 61 Zweiseitiger Test für die Gleichheit der unbekannten Mittelwerte µ1 und µ2 zweier NV unter Verwendung abhängiger Stichproben Voraussetzungen: Die ZV X und Y seien normalverteilt mit den Mittelwerten µ1 und µ2 . Es liegen zwei abhängige Stichproben x1 , x2 , . . . , xn und y1 , y2 , . . . , yn vor. Auf der Basis dieser Stichproben soll die Nullhypothese H0 : µ1 = µ2 gegen die Alternativhypothese H1 : µ1 6= µ2 getestet werden (zweiseitiger Parametertest). Vorgehensweise: Dieser Parametertest wird auf einen Test des Hilfsparameters µ = µ1 − µ2 zurückgeführt. Dann wird die Nullhypothese H0 : µ = 0 gegen die Alternativhypothese H1 : µ 6= 0 getestet. Dazu werden aus den beiden abhängigen Stichproben die Differenzen zi = xi − yi (i = 1, 2, . . . , n) gebildet. Diese werden als Stichprobenwerte einer neuen Stichprobe vom Umfang n betrachtet: z1 , z2 , . . . , zn . Mittels der auf Folie 60 bzw. 61 erläuterten Vorgehensweise (bezogen auf die Stichprobe z1 , z2 , . . . , zn ) kann über die Nichtablehnung oder Ablehnung der Hypothese H0 : µ = 0 entschieden werden. Dabei ist zu beachten: sind die Varianzen der Zufallsvariablen X und Y bekannt oder gilt für den Stichprobenumfang n > 30, ist die auf Folie 60 beschriebene Vorgehensweise anwendbar. Anderenfalls ist so vorzugehen wie auf Folie 61 beschrieben. Mathematik III - Folie 62 Ein Beispiel für einen zweiseitiger Test für die Gleichheit der unbekannten Mittelwerte zweier NV unter Verwendung abhängiger Stichproben Beispiel 15.10: Zwei verschiedene Messmethoden für elektrische Widerstände sollen miteinander verglichen werden. Dazu wurden an 6 Widerständen Parallelmessungen durchgeführt, deren Ergebnisse in dem folgenden Messprotokoll dargestellt sind (xi : Messwerte nach der Methode A, yi : Messwerte nach der Methode B). i 1 2 3 4 5 6 xi /Ω 100.5 102.0 104.3 101.5 98.4 102.9 yi /Ω 98.2 99.1 102.4 101.1 96.2 101.8 Zu jedem der 6 Widerstände gehört genau ein Wertepaar (xi , yi ). Daher handelt es sich um abhängige Stichproben. Durch Differenzbildung zi = xi − yi ergibt sich als neue Stichprobe: i 1 2 3 4 5 6 zi /Ω 2.3 2.9 1.9 0.4 2.2 1.1 Die beiden Messmethoden A und B werden als gleichwertig angesehen, wenn diese Stichprobe aus einer (normalverteilten) Grundgesamtheit mit dem Mittelwert µ = 0 stammt. Mathematik III - Folie 63 Zweiseitiger Test für die Varianz einer Normalverteilung Die Nullhypothese H0 : σ 2 = σ02 soll gegen die Alternativhypothese H1 : σ 2 6= σ02 getestet werden. Grundlage: Die Zufallsvariable Z = S2 (n − 1) 2 σ0 genügt der Chi-Quadrat-Verteilung mit n − 1 Freiheitsgraden. Vorgehensweise: 1) Festlegung einer Signifikanzzahl (Irrtumswahrscheinlichkeit) α (üblicherweise: α = 0.05 od. α = 0.01) 2) Berechnung der Konstanten c1 und c2 aus den Bedingungen F (c1 ) = α 2 α 2 und (F : Verteilungsfunktion der Chi-Quadrat-Verteilung mit n − 1 α α Freiheitsgraden). Die Zahlen c1 bzw. c2 sind das - bzw. 1 − -Quantil F (c2 ) = 1 − 2 2 der Chi-Quadrat-Verteilung mit n − 1 Freiheitsgraden. ⇒ nicht-kritischer Bereich: c1 ≤ z ≤ c2 3) Berechnung der Varianz s2 der vorgeg. Stichprobe sowie des Testwertes: s2 ẑ = (n − 1) 2 σ0 4) Testentscheidung: Fällt der Test- oder Prüfwert ẑ in den nicht-kritischen Bereich, d.h. gilt c1 ≤ ẑ ≤ c2 , dann wird die Nullhypothese H0 nicht abgelehnt. Anderenfalls wird sie zugunsten der Alternativhypothese H1 abgelehnt. Mathematik III - Folie 64 Chi-Quadrat-Test zur Überprüfung einer Hypothese über die unbekannte Verteilungsfunktion einer Grundgesamtheit Die Nullhypothese H0 : F (x) = F0 (x) soll gegen die Alternativhypothese H1 : F (x) 6= F0 (x) getestet werden. Vorgehensweise: 1) Unterteilung der n Stichprobenwerte in k Klassen (Intervalle) I1 , I2 , . . . , Ik und Feststellung der absoluten Klassenhäufigkeiten n1 , n2 , . . . , nk 2) Für jede Klasse Ii : mit Hilfe von F0 (x) die Wahrscheinlichkeit pi und die Anzahl n∗i = npi der theoretisch erwarteten Stichprobenwerte berechnen 3) Berechnung des Testwertes ẑ = χ̂2 = k X (ni − n∗ )2 i i=1 n∗i = k X (ni − npi )2 i=1 npi 4) Auswahl einer Signifikanzzahl α (meist α = 0.05 oder α = 0.01) und Bestimmung der kritischen Grenze c. Diese ist das (1 − α)-Quantil der Chi-QuadratVerteilung mit k − 1 Freiheitsgraden. ⇒ nicht-kritischer Bereich: z = χ2 ≤ c 5) Testentscheidung: Fällt der Test- oder Prüfwert ẑ = χ̂2 in den nichtkritischen Bereich, d.h. gilt ẑ = χ̂2 ≤ c, dann wird die Nullhypothese H0 nicht abgelehnt. Anderenfalls wird sie zugunsten der Alternativhypothese H1 abgelehnt. Mathematik III - Folie 65 Ein Beispiel zum Chi-Quadrat-Test Beispiel 15.11: Bei 120 Würfen mit einem homogenen Würfel ergaben sich die folgenden Häufigkeiten: i 1 2 3 4 5 6 abs. Häufigk. ni 15 19 22 21 17 26 Die Nullhypothese H0 : ”Alle 6 möglichen Augenzahlen sind gleichwahrscheinlich.” soll mit Hilfe des Chi-Quadrat-Tests überprüft werden. Bei der Einteilung der Stichprobenwerte in Klassen wird k = 6 gewählt; die Klassen entsprechen genau den Augenzahlen. Gemäß der Hypothese H0 gilt: pi = 1/6. Klasse (Augenz. i) ni pi 1 15 1/6 20 -5 25/20 2 19 1/6 20 -1 1/20 3 22 1/6 20 2 4/20 4 21 1/6 20 1 1/20 5 17 1/6 20 -3 9/20 6 26 1/6 20 6 36/20 Σ 120 1 120 0 76/20 n∗i = npi ∆ni = ni − n∗i (∆ni )2 n∗i Berechnung der Testgröße: ẑ = χ̂2 = 76/20 = 3.8; Festlegung der Signifikanzzahl: α = 0.05; 1 − α = 0.95-Quantil der Chi-Quadrat-Verteilung mit k − 1 = 5 Freiheitsgraden: c = 11.07 ⇒ nicht-kritischer Bereich: z = χ2 ≤ 11.07 Da ẑ = χ̂2 ≤ 11.07 gilt, wird die Hypothese H0 nicht abgelehnt. Mathematik III - Folie 66