Klinikmanual Chirurgie Bearbeitet von Michael Zünd, Markus Lüdin, Jochen Lange 1. Auflage 2008. Buch. x, 414 S. Hardcover ISBN 978 3 540 72507 7 Format (B x L): 12 x 19 cm Weitere Fachgebiete > Medizin > Chirurgie Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte. 106 Kapitel 5 · Erkrankungen der Schilddrüse und Nebenschilddrüse > Erkrankungen der Schilddrüse und Nebenschilddrüse M. Zünd 5.1 Euthyreote Knotenstruma z Familienanamnese und Herkunft (Endemiegebiet?) Definition Vergrößerung der Schilddrüse bedingt durch eine multifokale, klonale oder polyklonale Proliferation von Thyreozyten. Klinik Klassifikation Obligate Diagnostik Klassifikation der Strumagröße nach WHO z 0: Keine Struma z I: Tastbare Struma z Ia: Tastbar, bei normaler Kopfstellung nicht sichtbar z Ib: Tastbar, nur bei zurückgebeugtem Kopf sichtbar z II: Bei normaler Kopfstellung sichtbar z III: Große Struma mit Verdrängungserscheinungen z Labor: fT3, fT4, TSH z Sonographie Hals: Morphologie und Anamnese z Zervikales Druck-, Globus- oder z Zervikale Untersuchung: Inspektion und Palpation der Struma Lokalisation der Schilddrüsenveränderungen Ergänzende Diagnostik z Laryngoskopie: Bei sehr großer Struma, auffälliger Stimme oder Rezidiveingriff z CT zervikothorakal nativ: Bei sehr großen Strumen: 5 Ausmaß des intrathorakalen Anteils? 5 Einengung der Trachea? Engegefühl? z Halsschwellung → Dauer? Wachs- ! tumsgeschwindigkeit (schnelles Wachstum ist verdächtig auf Malignität)? z Fragen nach Funktionalität: Hyperthyreosezeichen ( Kap. 5.2)? z Bei massivem Befund: Schluckstörung oder Atembeschwerden? Therapeutisches Vorgehen ünd_Lüdin_Lange.indd 106 Keine intravenöse Kontrastmittelapplikation bei allen Schilddrüsenerkrankungen! Zur Behandlung der euthyreoten Struma gibt es folgende Therapieansätze: 04.11.2008 14:40:41 107 5.1 · Euthyreote Knotenstruma 5.1 z Medikamentöse Suppressionsbe- Postoperative Maßnahmen handlung: Levothyroxin (Euthyrox, Eltroxin) für 6–9 Monate z Operation z Gewichtsadaptierte Thrombosepro- Indikation zur Operation Große Strumen Solitärknoten bei jungen Erwachsenen Lokale Beschwerden Malignomverdacht Kosmetik z z z z z z Operationstaktik z Das Operationsspektrum hängt von Größe und Ausmaß der Schilddrüsenveränderung ab z Chirurgisches Prinzip: Morphologiegerechte Resektion mit Entfernung von sämtlichem pathologischem Gewebe 5 Hemithyreoidektomie 5 (»near«) totale Thyreoidektomie Präoperative Vorbereitung z z z phylaxe mit niedermolekularem Heparin ( Kap. 3.3) bis zur Entlassung: z. B. 70 kg KG 5 Dalteparin/Enoxaparin (Fragmin 2500 IE/Clexane, Lovenox 20 mg 1×1/d s.c.) Analgesie ( Kap. 28.1) 5 Basisanalgesie: Paracetamol (ben-u-ron, Mexalen, Dafalgan 4×0,5–1 g/d p.o.) 5 Schmerzreserve: Morphin (2–5 mg i.v., Intervall >15 min) oder Tramadol (Tramal 5–20 Trpf. p.o.) Schilddrüsenhormonersatz: Levothyroxin (Euthyrox, Eltroxin; Dosierung: 1,6x kg KG = μg/d p.o.) Nüchterneinnahme vor dem Frühstück [bei bilateraler (sub)-totaler Resektion] Kost und Mobilisation frei ab Op-Tag Laborkontrolle am 1. postoperativen Tag nach bilateraler Resektion: Ca, Albumin, PTH z Gewichtsadaptierte Thromboseprophylaxe ( Kap. 3.3); z. B. 70 kg KG 5 Aufnahme nüchtern: Heparin (Heparin-Calcium, Heparin, Liquemin 5000 IE s.c.) bei Narkoseeinleitung 5 Aufnahme am Vortag: Dalteparin/ Enoxaparin (Fragmin 2500 IE/Clexane, Lovenox 20 mg 1×1/d s.c.) z Op-Aufklärung (eingriffsbezogen) 5 Recurrensparese (1–2%; 70% davon vorübergehend) 5 Hypoparathyreoidismus (1–2%; beidseitige Op) 5 Nachblutung (1%) Operationsanmeldung z Op-Lagerung: Rückenlage, Kopfreklination z Recurrensmonitoring (falls vorhanden) z Histologische Schnellbearbeitung Zünd_Lüdin_Lange.indd 107 Postoperativer Hypoparathyreoidismus z Symptome 5 Symmetrische akrale Kribbelparästhesien 5 Muskelspasmen bis zur generalisierten Tetanie 5 Pathologisches Chvostek-Zeichen (Beklopfen des N. facialis 1–2 cm ventral des Ohrläppchens; bei anschließender Kontraktion der Gesichtsmuskulatur → ChvostekZeichen positiv) 5 Pathologisches Trousseau-Zeichen (Pfötchenstellung der Hand nach Aufpumpen einer Blutdruckmanschette am Arm über den systolischen Blutdruck hinaus) z Therapie 5 Sofortmaßnahme: Kalzium i.v. bis zum Sistieren der Symptomatologie 04.11.2008 14:40:41 108 Kapitel 5 · Erkrankungen der Schilddrüse und Nebenschilddrüse 5 Calcitriol (Rocaltrol 0,25 μg 2–1–0/d p.o.), Kalzium (CalciumSandoz, Calcimagon, Kalzium Effervetten 500 mg 4×1/d) p.o. bei laborchemisch gesichertem Hypoparathyreoidismus Zur Rezidivprophylaxe muss nach der Operation auf eine genügende orale Iodzufuhr geachtet werden (Deutschland). > Nachkontrollen z Funktions- bzw. Substitutionskontrolle nach 6 Wochen mit Klinik und Labor (fT3, fT4, TSH) 5.2 Autonome Knotenstruma z Labor: fT3, fT4, TSH z Schilddrüsenautoantikörper: TRAK neg., Anti-TPO neg. z Sonographie Hals: Morphologie und Lokalisation von Schilddrüsenveränderungen Ergänzende Diagnostik z Laryngoskopie: Bei sehr großer Struma, auffälliger Stimme oder Rezidiveingriff z 99mTc-Pertechnetat-Szintigraphie (fakultativ) Differenzialdiagnosen z M. Basedow: TRAK pos. z Iodinduzierte Hyperthyreose (Amiodaron, Kontrastmittel) Definition Therapeutisches Vorgehen Klinisches Bild einer Struma mit Hyperthyreose wegen funktionell-autonomer Knoten, die von der hypophysär-hypothalamischen Regelung abgekoppelt sind. z Struma uninodosa mit unifokaler Anamnese Autonomie 5 Operation oder Radioiodtherapie (131J-Therapie) z Struma multinodosa 5 Aufgrund der besseren Volumen- z Langsamer Beginn mit zunehmenden reduktion sowie der Möglichkeit der histologischen Untersuchung sämtlicher Gewebeveränderungen sollte der chirurgischen Therapie der Vorzug gegeben werden Zeichen der Hyperthyreose z Struma Klinik z Zeichen der Hyperthyreose: 5 Tachykardie 5 Wärmeempfindlichkeit, Neigung 5 5 5 5 zum Schwitzen Unruhe, Nervosität, Schlafstörung, rasche Ermüdung Gewichtsverlust bei gesteigertem Appetit Tremor Diarrhö Operationstaktik z Das Operationsspektrum hängt von Größe und Ausmaß der Schilddrüsenveränderung ab. z Chirurgisches Prinzip: Morphologiegerechte Resektion mit Entfernung von sämtlichem pathologischem Gewebe 5 Hemithyreoidektomie 5 (»near«) totale Thyreoidektomie Obligate Diagnostik Präoperative Vorbereitung z Zervikale Untersuchung: Inspektion > und Palpation ünd_Lüdin_Lange.indd 108 Jeder Patient, der mit einer hyperthyreoten Schilddrüsenerkrankung zur 04.11.2008 14:40:42 109 5.2 · Autonome Knotenstruma Operation kommt, sollte präoperativ medikamentös in eine euthyreote Stoffwechsellage gebracht werden (⊡ Tab. 5.1)! z Gewichtsadaptierte Thromboseprophylaxe ( Kap. 3.3); z. B. 70 kg KG 5 Aufnahme nüchtern: Heparin (Heparin-Calcium, Heparin, Liquemin 5000 IE s.c.) bei Narkoseeinleitung 5 Aufnahme am Vortag: Dalteparin/ Enoxaparin (Fragmin 2500 IE/Clexane, Lovenox 20 mg 1×1/d s.c.) z Op-Aufklärung (eingriffsbezogen) 5 Recurrensparese (1–2%) 5 Hypoparathyreoidismus (1–2%; beidseitige Op) 5 Nachblutung (1%) z z z Operationsanmeldung z Op-Lagerung: Rückenlage, Kopfreklination z Recurrensmonitoring (falls vorhanden) z Histologische Schnellbearbeitung z z 5.2 parin ( Kap. 3.3) bis zur Entlassung: z. B. 70 kg KG 5 Dalteparin/Enoxaparin (Fragmin 2500 IE/Clexane, Lovenox 20 mg 1×1/d s.c.) Analgesie ( Kap. 28.1) 5 Basisanalgesie: Paracetamol (ben-u-ron, Mexalen, Dafalgan 4×0,5–1 g/d p.o.) 5 Schmerzreserve: Morphin (2–5 mg i.v., Intervall >15 min) oder Tramadol (Tramal 5–20 Trpf. p.o.) Schilddrüsenhormonersatz: Levothyroxin (Euthyrox, Eltroxin 1,6xkg KG = μg/d p.o.) Nüchterneinnahme vor dem Frühstück [bei bilateraler (sub)totaler Resektion] Bei präoperativer β-Blockade mit Propanolol (Inderal) Medikation über 3–5 Tage ausschleichen Kost und Mobilisation frei ab Op-Tag Laborkontrolle am 1. postoperativen Tag nach bilateraler Resektion: Ca, Albumin, PTH Nachkontrollen Postoperative Maßnahmen z Funktions- bzw. Substitutionskont- z Gewichtsadaptierte Thromboseprophylaxe mit niedermolekularem He- rolle nach 6 Wochen mit Klinik und Labor (fT3, fT4, TSH) ⊡ Tab. 5.1. Präoperative Hyperthyreoseeinstellung Befund Vorbereitung präoperativ Schwere Hyperthyreose (längerfristige Einstellung) Carbimazol (Carbimazol Hexal, Carbistad, NeoMercazol) Initialdosis: 30–60 mg/d p.o. (bis laborchemische Euthyreose) Erhaltungsdosis: 10–20 mg/d p.o. Schwere Hyperthyreose (kurzfristige Einstellung 2 Wochen präoperativ) Carbimazol (Carbimazol Hexal, Carbistad, NeoMercazol) 30–60 mg/d p.o. evtl. kombiniert mit Propanolol (Inderal) 120–160 mg/d p.o. Milde Hyperthyreose Propanolol (Inderal) 120–160 mg/d p.o. Beginn 5–7 Tage präoperativ Zünd_Lüdin_Lange.indd 109 04.11.2008 14:40:42 110 5.3 Kapitel 5 · Erkrankungen der Schilddrüse und Nebenschilddrüse Autoimmunhyperthyreose (M. Basedow) Der M. Basedow ist eine systemische Immunerkrankung. Als Ursache wird ein Toleranzverlust des zellulären Immunsystems gegenüber Schilddrüsenantigenen bei genetisch prädisponierten Patienten vermutet. Bevorzugtes Auftreten zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr. Verhältnis Frauen : Männer = 7 : 1. Anamnese z Hyperthyreosezeichen ( Kap. 5.2) z Endokrine Orbitopathie? 5 Lichtscheu 5 Vermehrtes Tränen 5 Periorbitale Lidödeme 5 Retrobulbäres Druck- und Fremdkörpergefühl 5 Protrusio bulbi Klinik z Zervikale Untersuchung: Inspektion, Palpation und Auskultation (Schwirren?) z Tachykardie? z Zeichen der Orbitopathie? z Chronische lymphozytäre Thyreoiditis (Hashimoto-Thyreoiditis): TRAK neg., Anti-TPO ↑ z Iodinduzierte Hyperthyreose (Amiodaron, Kontrastmittel) Therapeutisches Vorgehen Die Autoimmunhyperthyreose wird primär konsequent mittels Thyreostatika, in der Regel über ein Jahr behandelt. Ein Rezidiv nach konservativer Therapie gilt als Indikation für ein definitives ablatives Verfahren (Radioiodtherapie/Operation). Indikation für ein chirurgisches Vorgehen z Rezidiv nach konservativer Therapie z Große Struma z Schwangerschaft z Malignitätsverdacht oder zusätzliche Pathologie z Endokrine Orbitopathie z Angst vor radioaktiver Strahlung z Kinder oder Jugendliche z Nebenwirkungen der Thyreostatika Indikation zur Radioiodtherapie Obligate Diagnostik z Kleine Struma beim Erwachsenen z Angst vor Operation z Labor: fT3 ↑, fT4 ↑, TSH ↓↓ z Schilddrüsenautoantikörper: Operationstaktik TRAK pos. z Sonographie Hals: Hypoechogenizität, gesteigerte Vaskularisation z Hartley-Dunhill-Op: Hemithyreoidektomie und subtotale Resektion auf der Gegenseite mit Belassung von <4 ml Restdrüsengewebe Ergänzende Diagnostik z Laryngoskopie: Bei großer Schild- Präoperative Vorbereitung drüse oder auffälliger Stimme z 99mTc-Pertechnetat-Szintigraphie (fakultativ) z Hyperthyreoseeinstellung (⊡ Tab. 5.1) z Gewichtsadaptierte Thromboseprophylaxe ( Kap. 3.3); z. B. 70 kg KG 5 Aufnahme nüchtern: Heparin Differenzialdiagnose z Autonome Knotenstruma: TRAK neg. ünd_Lüdin_Lange.indd 110 (Heparin-Calcium, Heparin, Liquemin 5000 IE s.c.) bei Narkoseeinleitung 04.11.2008 14:40:42 111 5.4 · Maligne Schilddrüsenerkrankungen 5 Aufnahme am Vortag: Dalteparin/ Enoxaparin (Fragmin 2500 IE/Clexane, Lovenox 20 mg 1×1/d s.c.) z Op-Aufklärung (eingriffsbezogen) 5 Recurrensparese (1–2%) 5 Hypoparathyreoidismus (1–2%) 5 Nachblutung (1%), Rezidiv (<1%) Operationsanmeldung z Op-Lagerung: Rückenlage, Kopfreklination z Recurrensmonitoring (falls vorhanden) Postoperative Maßnahmen z Gewichtsadaptierte Thrombosepro- z z z z z phylaxe mit niedermolekularem Heparin ( Kap. 3.3) bis zur Entlassung: z. B. 70 kg KG 5 Dalteparin/Enoxaparin (Fragmin 2500 IE/Clexane, Lovenox 20 mg 1×1/d s.c.) Analgesie ( Kap. 28.1) 5 Basisanalgesie: Paracetamol (ben-u-ron, Mexalen, Dafalgan 4×0,5–1 g/d p.o.) 5 Schmerzreserve: Morphin (2–5 mg i.v., Intervall >15 min) oder Tramadol (Tramal 5–20 Trpf. p.o.) Bei präoperativer β-Blockade mit Propanolol (Inderal) Medikation über 3–5 Tage ausschleichen Kost und Mobilisation frei ab Op-Tag Laborkontrolle am 1. postoperativen Tag: Ca, Albumin, PTH Primärer Schilddrüsenhormonersatz: 5 Nach totaler Thyreoidektomie oder sekundär nach Funktionsverlaufskontrolle in Abhängigkeit des belassenen Restvolumens und der Laborwerte (fT3, fT4, TSH) 5 Levothyroxin (Euthyrox, Eltroxin 1,6x kg KG = μg/d p.o.) Nüchterneinnahme vor dem Frühstück Zünd_Lüdin_Lange.indd 111 5.4 Nachkontrollen z Funktions- bzw. Substitutionskontrolle nach 6 Wochen mit Klinik und Labor (fT3, fT4, TSH) 5.4 Maligne Schilddrüsenerkrankungen Gut differenzierte Schilddrüsenkarzinome haben ihren Ursprung in den Thyreozyten (papilläres oder follikuläres Karzinom). Die medullären Karzinome gehen von den C-Zellen aus. Klassifikation z Differenzierte Schilddrüsenkarzinome 5 Papilläres Schilddrüsenkarzinom (50–80%) 5 Follikuläres Schilddrüsenkarzinom (5–15%) z C-Zellkarzinom (medulläres Karzinom) (10%) z Anaplastisches Schilddrüsenkarzinom (5%) Anamnese z Schwellung am Hals: schnelles Wachstum? z Heiserkeit? z Dysphagie? Dyspnoe? Klinik z Zervikale Untersuchung: Schilddrüsenvergrößerung? Verschieblichkeit? Konsistenz des Knotens? Obligate Diagnostik z Labor: fT3, fT4, TSH z Sonographie Hals z Rö.-Thorax in 2 Ebenen: Metastasen? Ergänzende Diagnostik z Feinnadelpunktion z Tumormarker: Kalzitonin, CEA bei Verdacht auf medulläres Karzinom 04.11.2008 14:40:42 112 Kapitel 5 · Erkrankungen der Schilddrüse und Nebenschilddrüse z Laryngoskopie: Recurrensparese? z MRT Hals: Ausdehnung? Trachea- Operationsanmeldung z Op-Lagerung: Rückenlage, Kopfrekli- kompression/Infiltration? nation z Recurrensmonitoring (falls vorhanden) Therapeutisches Vorgehen z Differenzierte Schilddrüsenkarzinome: 5 Op mit nachfolgender 131J-Radiotherapie z C-Zellkarzinom: 5 Op z Anaplastisches Schilddrüsenkarzinom 5 Lokale Tumorbehandlung in der Regel mit palliativer Radiotherapie, evtl. Trachealstent 5 Indikation zur Operation: Evaluation, wenn Karzinom auf die Schilddrüse begrenzt ist Postoperative Maßnahmen z Gewichtsadaptierte Thrombosepro- z Operationstaktik z Differenzierte Schilddrüsenkarzinome: 5 Totale Thyreoidektomie mit z Lymphadenektomie des zentralen Kompartiments z C-Zellkarzinom: 5 Totale Thyreoidektomie mit systematischer Lymphadenektomie des zentralen und beider lateralen Kompartimente z z Präoperative Vorbereitung z z Gewichtsadaptierte Thromboseprophylaxe ( Kap. 3.3); z. B. 70 kg KG 5 Aufnahme nüchtern: Heparin (Heparin-Calcium, Heparin, Liquemin 5000 IE s.c.) bei Narkoseeinleitung 5 Aufnahme am Vortag: Dalteparin/ Enoxaparin (Fragmin 2500 IE/Clexane, Lovenox 20 mg 1×1/d s.c.) z Op-Aufklärung (eingriffsbezogen) 5 Recurrensparese (1–2%) 5 Hypoparathyreoidismus (2%) 5 Nachblutung (1%) 5 Bei systematischer lateraler Lymphadenektomie: Chylusfistel, Akzessoriusparese ünd_Lüdin_Lange.indd 112 phylaxe mit niedermolekularem Heparin ( Kap. 3.3) bis zur Entlassung: z. B. 70 kg KG 5 Dalteparin/Enoxaparin (Fragmin 2500 IE/Clexane, Lovenox 20 mg 1×1/d s.c.) Analgesie ( Kap. 28.1) 5 Basisanalgesie: Paracetamol (ben-u-ron, Mexalen, Dafalgan 4×0,5–1 g/d p.o.) 5 Schmerzreserve: Morphin (2–5 mg i.v., Intervall >15 min) oder Tramadol (Tramal 5–20 Trpf. p.o.) Schilddrüsenhormonersatz primär nur bei medullären Schilddrüsenkarzinomen 5 Levothyroxin (Euthyrox, Eltroxin 1,6 μg/kg KG/d p.o.), Nüchterneinnahme vor dem Frühstück Kost und Mobilisation frei ab Op-Tag Laborkontrolle am 1. postoperativen Tag: Ca, Albumin, PTH Anmeldung zur 131J-Ablation bei differenziertem Schilddrüsenkarzinom Kein primärer Schilddrüsenhormonersatz vor geplanter 131J-Ablation! ! Postoperativer Hypoparathyreoidismus z Symptome 5 Symmetrische akrale Kribbelparästhesien 5 Muskelspasmen bis zur generalisierten Tetanie 5 Pathologisches Chvostek-Zeichen (Beklopfen des N. facialis 1–2 cm ventral des Ohrläppchens; bei 04.11.2008 14:40:42 113 5.5 · Primärer Hyperparathyreoidismus anschließender Kontraktion der Gesichtsmuskulatur → ChvostekZeichen positiv) 5 Pathologisches Trousseau-Zeichen (Pfötchenstellung der Hand nach Aufpumpen einer Blutdruckmanschette am Arm über den systolischen Blutdruck hinaus) z Therapie 5 Sofortmaßnahme: Kalzium i.v. bis zum Sistieren der Symptomatologie 5 Calcitriol (Rocaltrol 0,25 μg 2–1–0/d p.o.), Kalzium (CalciumSandoz, Calcimagon, Kalzium Effervetten 500 mg 4×1/d p.o.) bei laborchemisch gesichertem Hypoparathyreoidismus Nachkontrollen 5.5 Tumormarker (Kalzitonin, CEA) alle 6 Monate 5.5 Primärer Hyperparathyreoidismus Definition Der primäre Hyperparathyreoidismus (pHPT) wird verursacht durch eine chronische, autonome, in der Regel exzessive PTH-Produktion, die zu einer Hyperkalzämie führt. Man unterscheidet die sporadische (90%) von der familiären, vererbbaren Form (10%). Das pathologisch-anatomische Korrelat der meisten sporadischen Fälle entspricht einem einzelnen Nebenschilddrüsenadenom (85%). z Gut differenzierte Schilddrüsenkarzinome 5 Follow-up gemäß den nuklearmedizinischen Richtlinien z Medulläres Schilddrüsenkarzinom 5 Klinische Untersuchung, zervikale Sonographie (evtl. CT/MRT) und Anamnese Heutzutage wird ein Hyperparathyreoidismus nicht selten zufälligerweise anlässlich einer Laboruntersuchung wegen eines hohen Kalziumwerts ohne Symptome entdeckt (⊡ Tab. 5.2). ⊡ Tab. 5.2. Hyperkalzämieassoziierte Symptome und Folgeerkrankungen Betroffenes Organ Funktionelle Störung Zerebral Renal Polyurie Polydipsie Nierenkoliken Abdominal Muskuloskelettal Muskelschwäche Gelenkschmerzen Zünd_Lüdin_Lange.indd 113 Morphologische Veränderung Müdigkeit Adynamie Stimmungslabilität Depression Nephrolithiasis Nephrokalzinose Nausea/Erbrechen Appetitlosigkeit Meteorismus/Aufstoßen Obstipation Osteolyse Osteodystrophie 04.11.2008 14:40:42 114 Kapitel 5 · Erkrankungen der Schilddrüse und Nebenschilddrüse z Familienanamnese: Bestehen Hinweise auf MEN 1/MEN 2? Hyperkalzämische Krise Zu einer hyperkalzämischen Krise kann es kommen, wenn der Serumkalziumspiegel über eine gewisse Zeit >3,5 mmol/l ansteigt und eine genügende Flüssigkeitszufuhr ausbleibt. Eine unerkannte und/oder ungenügend behandelte hyperkalzämische Krise kann letal ausgehen. z Niere → Oligurie, Anurie z ZNS → Somnolenz, Eintrübung, Koma z Herz/Kreislauf → Tachykardie, Rhythmusstörungen Obligate Diagnostik z Labor: Ca ↑, PO4 ↓, Kreatinin, Albumin, PTH ↑, 25-OH Vitamin D3 Operationstaktik Standardeingriff ist die offene Exploration aller 4 Nebenschilddrüsen mit Resektion der pathologisch vergrößerten Drüse(n): z Solitäres Adenom (85%) 5 Adenomexstirpation 5 Alternativ fokussierte Adenomentfernung (z. B. videoendoskopisch) unter intraoperativer Parathormonbestimmung bei präoperativ lokalisiertem Adenom z Doppeldrüsenerkrankung 5 Resektion der befallenen Epithelkörperchen (EK) z Hyperplasie von 3–4 EK/sporadische Form/familiär/MEN 5 3½-Resektion der EK oder 5 Totale Parathyreoidektomie, zervikale Thymektomie und Autotransplantation Ergänzende Diagnostik Präoperative Vorbereitung z Lokalisationsdiagnostik zur Adenom- z Gewichtsadaptierte Thrombosepro- suche: 5 Sonographie Hals 5 Sesta-MIBI-Szintigraphie Differenzialdiagnose z Bei milder Hyperkalzämie: 5 Familiäre hypokalzurische Hyperkalzämie (mittels Bestimmung der fraktionierten Kalziumexkretion auszuschließen) Therapeutisches Vorgehen phylaxe ( Kap. 3.3); z. B. 70 kg KG 5 Aufnahme nüchtern: Heparin (Heparin-Calcium, Heparin, Liquemin 5000 IE s.c.) bei Narkoseeinleitung 5 Aufnahme am Vortag: Dalteparin/ Enoxaparin (Fragmin 2500 IE/Clexane, Lovenox 20 mg 1×1/d s.c.) z Op-Aufklärung (eingriffsbezogen) 5 Rekurrensverletzung (<1%) 5 permanenter Hypoparathyreoidismus (<1%) z Die Operation ist die einzige effektive Behandlung für den pHPT Operationsanmeldung z Op-Lagerung: Rückenlage, KopfrekliIndikation zur Operation: z Jeder symptomatische pHPT z Indikation kontrovers bei mildem asymptomatischem pHPT ünd_Lüdin_Lange.indd 114 nation z Recurrensmonitoring (falls vorhanden) z Intraoperatives Parathomonmonitoring (falls vorhanden) 04.11.2008 14:40:42 5.5 · Primärer Hyperparathyreoidismus 115 5.5 Postoperative Maßnahmen z Gewichtsadaptierte Thromboseprophylaxe mit niedermolekularem Heparin ( Kap. 3.3) bis zur Entlassung: z. B. 70 kg KG 5 Dalteparin/Enoxaparin (Fragmin 2500 IE/Clexane, Lovenox 20 mg 1×1/d s.c.) z Analgesie ( Kap. 28.1) 5 Basisanalgesie: Paracetamol (ben-u-ron, Mexalen, Dafalgan 4×0,5–1 g/d p.o.) 5 Schmerzreserve: Morphin (2–5 mg i.v., Intervall >15 min) oder Tramadol (Tramal 5–20 Trpf. p.o.) z Kost und Mobilisation frei ab Op-Tag z Laborkontrolle am 1. postoperativen Tag: Ca, Albumin, evtl. PTH Zünd_Lüdin_Lange.indd 115 04.11.2008 14:40:42