Marktversagen II: Externalitäten, Informationsasymmetrien und Marktmacht • Coase, Ronald H., 1960, ‘The Problem of Social Cost’, Journal of Law and Economics, 3, 1-44. • Åkerlof, George A., 1970, ‘The Market for "Lemons": Quality Uncertainty and the Market Mechanism’, Quarterly Journal of Economics, 84(3), 488-500. Ökonomie-Nobelpreise: • • 1991: Ronald Coase 2001: George Åkerlof Martin - WS0708 -PuW - 22Nov07 1 Externalität (externer Effekt): Die Wirkung der Handlungen einer Person auf die Wohlfahrt unbeteiligter Dritter Negative Externalität: • Wohlfahrt Unbeteiligter wird vermindert • Markt stellt zu große Menge bereit • Staateingriff zielt auf Verminderung der Menge Beispiel: Luftschadstoffe Positive Externalität: • Wohlfahrt Unbeteiligter wird erhöht • Markt stellt zu geringe Menge bereit • Staatseingriff zielt auf Erhöhung der Menge Beispiel: Forschung, Bildung Martin - WS0708 -PuW - 22Nov07 2 Martin - WS0708 -PuW - 22Nov07 3 Martin - WS0708 -PuW - 22Nov07 4 Lösung von Problemen durch externe Effekte ohne Staatseingriff – das Coase-Theorem Wenn die Transaktionskosten hinreichend gering sind, werden sich private Akteure beim Auftreten externer Effekte auf eine Verhandlungslösung einigen, die pareto-optimal ist. Dieses Ergebnis ist unabhängig von der Zuschreibung von Eigentumsrechten. Martin - WS0708 -PuW - 22Nov07 5 Bsp (nach Mankiw 229f.): W!! X 750 € !! ☺ Bild500 eines € Hundes. Wg ©-Bedenken entfernt. A hat einen Hund, X. X bellt laut und gerne (W). B, As Nachbar, fühlt sich durch W gestört. Die Hundehaltung verursacht also eine negative Externalität zu Lasten Bs. A trägt nicht die vollen Kosten der Hundehaltung. Bs Kosten betragen 800 € As Nutzen aus der Haltung von X beträgt 500 € B kann A zwischen 500 und 800 € für die Abschaffung von X bieten. Weil sich beide dadurch besser stellen, kommt der Tausch zu Stande. Das Ergebnis ist pareto-effizient. Martin - WS0708 -PuW - 22Nov07 6 Eine Alternative zur Rettung des Hundes Bs Kosten können durch bauliche Veränderungen (Schallschutz) auf 0 € reduziert werden. Der Schallschutz kostet 700 €. B wird A anbieten, die Schallschutzmaßnahme zu bezahlen. B stellt sich besser, A wird nicht schlechter gestellt: das Ergebnis ist pareto-effizient. Martin - WS0708 -PuW - 22Nov07 7 Bisherige Annahme: A besitzt ein Recht auf Haltung eines (lauten) Hundes. Was ändert sich, wenn B ein Recht auf Ruhe besitzt? A kann B eine Entschädigung bezahlen, die Bs Nutzenverlust kompensiert. Bs Kosten betragen 800 € As Nutzen aus der Haltung von X beträgt 1000 € A kann B eine Entschädigung zwischen 800 und 1000 € bieten: paretoeffizientes Ergebnis Martin - WS0708 -PuW - 22Nov07 8 Unabhängig von der ursprünglichen Zuschreibung von Eigentumsrechten kann ohne staatlichen Eingriff ein effizientes Ergebnis zu Stande kommen. Gegenbeispiel: Es existiere ein Gesetz: "Das Halten bellender Hunde ist verboten." Wenn die Kosten Bs (Lärmbelästigung) unter dem Nutzen As (die Freuden der Hundehaltung) liegen, wird A durch dieses Gesetz schlechter gestellt als es notwendig wäre, um B (mindestens) gleich gut zu stellen wie durch eine Verhandlungslösung. D.h.: A erleidet einen vermeidbaren Nutzenverlust, die Verhandlungslösung wäre effizienter. Aber: Verteilungswirkung abhängig von der Zuschreibung der Eigentumsrechte Martin - WS0708 -PuW - 22Nov07 9 Das Scheitern privater Lösungen und der Eingriff des Staates Hohe Transaktionskosten können verhindern, dass eine Verhandlungslösung zu Stande kommt Arten von TK: Verhandlungskosten Informationskosten Überwachungskosten Durchsetzungskosten Ex ante - Transaktionskosten Ex post - Transaktionskosten Wenn die Transaktionskosten den Effizienzgewinn aus einer Verhandlungslösung übersteigen, kommt keine private Übereinkunft zu Stande. In diesem Fall kann ein staatlicher Eingriff wohlfahrtsoptimal wirken. Martin - WS0708 -PuW - 22Nov07 10 Möglichkeiten des Staatseingriffes zur Behebung von Externalitäten Marktbasierte Politikinstrumente Regulierung (Command & ControlInstrumente) • • • Gebote Verbote Grenzwerte Martin - WS0708 -PuW - 22Nov07 • • Pigou-Steuern Handelbare Zertifikate 11 Asymmetrische Informationen Autos neu q gut gebraucht 1-q schlecht p gut p* 1-p 1-p* schlecht q, p: Wahrscheinlichkeitseinschätzung allgemein p*: Wahrscheinlichkeitseinschätzung des Verkäufers, p<>p* Martin - WS0708 -PuW - 22Nov07 12 Käufer sind bereit, den Preis für ihren erwarteten Wert zu bezahlen: p=0.7 (1-p)=0.3 Wert eines guten Autos: 8000 € Wert eines schlechten Autos: 2000 € Erwartungswert UE=0.7*8000 + 0.3*2000 = 6200 € • • • Käufer sind bereit, einen Preis von 6200 € zu bezahlen Zu diesem Preis wird es auf dem Markt aber weniger gute Autos geben Die Durchschnittsqualität sinkt Je niedriger der Preis, desto höher ist der Anteil schlechter Autos auf dem Markt: Adverse Selektion Martin - WS0708 -PuW - 22Nov07 13 Beispiel Versicherungen: • • • Personen mit hohem Risiko schließen mit höherer Wahrscheinlichkeit eine Versicherung ab als Personen mit niedrigerem Risiko Je höher der Preis für die Versicherung, desto höher das Risikoprofil der Versicherten Verbundenes Problem – Personen mit Versicherung gehen höhere Risiken ein: Moral Hazard - Risiko Martin - WS0708 -PuW - 22Nov07 + 14 Lösungsmöglichkeiten für Probleme asymmetrischer Information Signalling: • Die Partei mit dem höheren Informationsniveau kann signalisieren, dass sie zur "besseren" Klasse gehört. • Signale dürfen nicht kostenfrei sein • Signale müssen für Angehörige der "besseren" Klasse kostengünstiger sein als für Angehörige der "schlechteren" Klasse • Bsp: Werbung; Bildung; Garantien; Markennamen Screening • Die Partei mit dem niedrigeren Informationsniveau kann die Partei mit dem höheren Informationsniveau dazu bringen, ihre privaten Informationen zu enthüllen • Bsp: Produktdifferenzierung bei Versicherungen; Inspektion von Fahrzeugen Martin - WS0708 -PuW - 22Nov07 15 Marktmacht Ursachen von Marktmacht: • Konzentriertes Eigentum an einem Produktionsfaktor (Bsp.: Diamanten) • Staatliche Zuweisung (Bsp.: Lizenzierung von TV-Stationen, Patentschutz) • Steigende Skalenerträge (Bsp.: Wasserversorgung) Martin - WS0708 -PuW - 22Nov07 16 Martin - WS0708 -PuW - 22Nov07 17 Fazit • Mögliches Marktversagen durch Öffentliche Güter, Informationsasymmetrien, Externalitäten, Marktmacht • Ob ein staatlicher Eingriff notwendig ist, um das Wohlfahrtsoptimum zu erreichen, hängt von den Umständen des jeweiligen Einzelfalles ab • Große Bedeutung dieser Konzepte für die Ökonomie und die Politikwissenschaft Martin - WS0708 -PuW - 22Nov07 18