Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie Landesnervenklinik Sigmund Freud ADHS im Vorschulalter Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz Übersicht Grundlagen: ADHD Besonderheiten im Vorschulalter (3 6 J) – Diagnostik – Therapie Zusammenfassung und Diskussion Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz Kurzer historischer Rückblick • Mehr als 100 Jahre zuvor als Störung im Kindesalter beschrieben (Still, 1902) • Früher bezeichnet als “Hyperaktivität”, “hyperkinetische Störung des Kindesalters”, “Minimale Hirnschädigung” • Konzept der Aufmerksamkeitsstörung (Douglas, 1972) • Aktuelle Theorie: Störungen von Aufmerksamkeit & exekutive Funktionen (Barkley 1997, Pennington & Ozonoff 1996) • Jedoch: Kernsymptome werden primär durch Verhaltensauffälligkeiten beschrieben und erfasst Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz Genetik Resultate von Zwillings- und Adoptionsstudien: 70 - 80% Erblichkeit Patienten mit ADHD: 2 – 8 x häufiger Eltern mit ADHD 3 x häufiger Geschwister mit ADHD Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz Fetale und perinatale Risiken • Frühgeburt, Asphyxie (< 2500 gr = 25% ADHD) • Hypertension • Rauchen ! • Alkohol • Drogen Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz ADHS: Dopamin und Noradrenalin Präfrontaler Kortex Hinterer parietaler Kortex (Großhirnrinde im vorderen Stirnlappen) (Großhirnrinde im Scheitellappen) Dopamin: wesentliche Rolle bei Antrieb und Motivation Vorderes Aufmerksamkeitssystem Hinteres Aufmerksamkeitssystem Noradrenalin: wesentliche Rolle bei der Aufmerksamkeit Modifiziert nach Pliszka et al. (1996): Catecholamines in attention-deficit hyperactivity disorder. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry, 35 (3): 264--272, sowie Himelstein et. al (2001):The neurobiology of attention-deficit hyperactivity disorder. Front Biosci 5:D461-78 Neurotransmittersysteme Dopamine from VTA Selection of input to PFC and ACC PFC ACC posterior system Noradrenaline Parietal cortex Thalamus Noradrenaline from LC signal-noise-ratio ↑ Ventral Tegmentum Locus coeruleus Other dopaminergic systems: Ventral Tegmentum → Ncl. accumbens (‚rewardsystem') PFC ↔ basal ganglia (fronto-striatal system; ,motor control‘) Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz Hypofrontalität erniedrigte Hirnaktivitäten bei ADHD Kindern Hirn-SPECT-Studie (Kim Boong-Nyun et al. 2002) Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz Diagnostische Kriterien definiert nach DSM-IV-TR (APA 1994, 2000) {oder ICD-10 (WHO)}: 4 Subtypen: • unaufmerksam, hyperactiv-impulsiv, kombiniert, • NOS (träge Informationsverarbeitung, träumerische, vergessliche Kinder, nicht die Kriterien voll erfüllend) • Symptombeginn vor dem 7. Lebensjahr • betrifft mindestens 2 Lebensbereiche (Schule, Familie...) • chronisch Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz Prävalenz • Grundschulalter – DSM IV: 3 – 9% – ICD 10: 2 – 5% – kombinierter Subtyp 70%, – unaufmerksamer Subtyp 25%, – hyperaktiv-impulsiver Subtyp 5% • Adoleszenten 1,5 – 3% • Junge Erwachsene 1– 2% • männlich : weiblich = 3:1 (8:1 Klinikpatienten) Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz Prävalenz Besonderheiten im Vorschulalter: • Altersgipfel bei Erkrankungsbeginn: 3- 4 Jahre (Palfrey et al., 1985) • Befragung von Müttern: 67% von 300 ADHD Kindern entwickelten deutliche Symptome vor dem 4. Lebensjahr (Connor, 2002) • Untersuchung in Michigan: 57% von Kindern mit ADHD erhalten vor dem 4. Lebensjahr mind. ein Stimulanz (in 90% Methylphenidat) • Prävalenzraten zwischen 2%-9.6% • Prävalenz in klinischer Population: 59.5% der zugewiesenen 2-5 Jahre alten Kinder (Keenan et al., 2000) Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz Prävalenz zu beachten: • transiente (3-6 Monate “Haltbarkeit”) Aufmerksamkeitsprobleme bei 40% aller Kinder unter 4 Jahren aus Sicht der Eltern oder Erzieher/Vorschullehrer • nur bei 48% der Kinder, bei denen vor dem 4. Lebensjahr eine ADHD diagnostiziert wurde, bleibt die Diagnose auch im Schulalter/Adoleszenz bestehen (Barkley, 1998) Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz ADHS: Lebensbegleitend? Neuropsychologische Funktionsdefizite im Lebensverlauf Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz Frühes Schulalter (6 - 12 J) • Neuropsychologische Dysfunktionen: • Inkonsistente Befunde betreffend exekutive • Funktionen (Barkley et al., 1992, Sergeant et al., 2002) • relativ schwache Leistungen (Cohen’s d 0.4-0.7) bei • unterschiedlichen Anforderungen: Wachsamkeit, • verbales Lernen, Arbeitsgedächtnis, Flexibilität, • Planung- und Organisation, beim Lösen komplexer • Probleme & bei der Impulskontrolle (Stroop color-word • test) (Seidman et al., 2005) Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz Vorschüler (3.-6.Lj) • Neuropsychologische Dysfunktionen: • stärkere Steuerungsdefizite, dabei wenig • Befriedigungsaufschub (Dalen et al., 2004) 2004) • schwächere Leistungen bei visuellen und auditiven • Aufmerksamkeitstests, in der motorischen Kontrolle, • bei Gedächtnisanforderungen und zielgerichteter • Ausdauer (Byrne et al., 1998a) 1998a) • Stimulantien verbessern zum Teil die Aufmerksamkeits- • leistung (Byrne et al. 1998b) 1998b) Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz Adoleszenten (- 20 J) • Defizite in den exekutiven Funktionen qualitativ • vergleichbar mit denen jüngerer Schulkinder • (Seidman et al., 1997) • aber, sowohl gesunde Jugendliche, als auch ADHD • Patienten werden besser in ihren neurokognitiven • Leistungen • longitudinale Studien: stabile Defizite von Schulalter • bis junge Adoleszenz (Fischer et al., 1990) • psychiatrische Komorbidität als modulierender Faktor Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz Erwachsene • Meta-Analyse von 30 prospektiven Verlaufsstudien (19712002): • persistente ADHD: ca. 15% im Alter von 25 Jahren • teilremittiert: ca. 65% • geschätzte Prävalenz bei 25 jährigen ist 1 - 3% Faraone, Biederman & Mick (2005). The age-dependent decline of attention deficit hyperactivity disorder: a meta-analysis of follow-up studies. Psychological Medicine 35, 1-7. Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz Diagnostik Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz Ausgangsbedingungen • • • • • Was Bei wem In welchem Alter Durch wen Mit welchen Methoden? Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz Was? Kernsymptome Unaufmerksamkeit Hyperaktivität Impulsivität Assoziierte Symptome Komorbide Probleme Gestörtes Arbeitsgedächtnis Angst Emotionale Labilität Depression Verhaltensprobleme Lernstörungen soz. Interaktionsprobleme Verhaltensstörungen Stressvulnerabilität Substanzgebrauch Schlafstörungen Epilepsie Motorische Dysfunktionen PDD/ASS Diagnose ICD 10 Aufmerksamkeitsstörung + Hyperaktivität + Impulsivität situationsübergreifend + Störung des Sozialverhaltens F 90.0 Einfache Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörung F 90.1 Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens DSM IV Aufmerksamkeitsstörung + + Hyperaktivität / + Impulsivität ADHS: Mischtyp situationsübergreifend Aufmerksamkeitsstörung + – Hyperaktivität / + Impulsivität situationsübergreifend −/ Hyperaktivität Impulsivität Aufmerksamkeits– störung situationsübergreifend − Döpfner, Was wissen wir heute über ADS/ADHS? In, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung – Fortschritte in der Diagnose und Therapie, Schulte-Markwort, Zinke (Hrsg.), Springer-Verlag, 2003: 5-9. ADHS: Vorwiegend unaufmerksamer Typ ADHS: Vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ Bei wem? Normalpopulation Screening: Schule/Kindergarten Epidemiologische Studien Allgemeinpraxis Psychiatrische Patienten ADHD Patienten In welchem Alter? Kognitive Leistung Soziale Reifung Alter Komorbidität Komorbide Störungen/ DD Bipoläre St. PDD/ASS Bindungsst. ODD/CD Substanzgebrauch Affektive St. Persst. Tic St. Lernst. Alter Durch wen? Patient Eltern, Erzieher, Lehrer Sozialarbeiter u.a. Gesundheitsprofis Allgemeinarzt Kinderarzt Psychologe Psychiater Mit welchen Instrumenten? Anamnese Psychiatrische Untersuchung Körperliche Untersuchung Fragebögen (Strukturierte) Interviews Rating Scales Psychologische Tests (Laboratory Tasks) Observation Sinn der Untersuchung DSM(ICD)-basierte Klassifikation Beeinträchtigung & Ressourcen Behandlungskonzept Monitoring Erfolgskontrolle & Anpassung Therapiestrategien Multimodaler Behandlungsansatz komorbid assoziierte probleme Kernsymptome AD HY IM Psycho (soziale) Therapien Pharmako-Therapie ElternTraining SonderTherapien Therapieansätze MTA Studie Unter einer Kombinationstherapie bzw. Pharmakotherapie wurden mehr Kinder als „unauffällig“ beurteilt. Kombinationstherapie 100 Pharmakotherapie 90 Verhaltenstherapie Patienten (%) 80 68 Standardbehandlung 70 56 60 50 40 34 25 30 20 10 0 The MTA Cooperative Group, Archives of General Psychiatry 1999;56:1073-1086 Erkenntnisse der MTA Studie • • In 1999, N=579 Kinder, Alter 7- 9;9 Jahre, über 14 Monate behandelt 4 Gruppen: Medikation alleine VT (Schule, Fam., Kind) kombiniert Standardtherapie Ergebnisse: - 68% der Kinder unter kombinierter Therapie waren zum Ende hin symptomfrei - 58% unter Medikation alleine - 34% unter VT alleine - Bestimmte Symptombereiche wurden nur im multimodalen Ansatz längerfristig verbessert Biologisches Prinzip Hauptgruppen Stimulantien • • • • • Methylphenidat nicht-retardiert retardiert long acting d-form and l-form kombiniert Dexmethylphenidat Dexamphetamine • single • kombinierte Salze Nicht-Stimulantien Atomoxetin Reboxetine Trizykl. Antidepressiva Clonidin, Clonidin Guanfacin Bupropion Antipsychotika Modafinil Suchtrisiken von Stimmulanzien • bei Kindern mit ADHD besteht eine hohe Neigung zu frühem Nikotinmissbrauch als Selbstregulationsversuch • Nikotin- und Alkoholmissbrauch in frühen Jahren bedingt hohes nachfolgendes Risiko für den Missbrauch anderer psychoaktiver Substanzen im frühen Jugendalter • Frühintervention: Stimulanzientherapie die ein therapeutisches Gesamtkonzept eingebunden sein sollte (Hinweise durch Huss u. Högl in „ADHD- Profilstudie“: 2003) • D.h. erfolgreiche Prävention mit MPH!? - während eine zu befürchtende Abhängigkeitsentwicklung von Amphetamin-derivaten bei behandelten Kindern mit ADHD nie nachgewiesen werden konnte…. (Metaanalyse von Wilens et. al; 2004) Less is sometimes more Entscheidungswege Leitlinien sind sinnvoll ! Warum haben wir ein Problem? ADHD 100 methylphenidate 70 Responders 30 Non-responders dexamphetamine 21 Responders 9 Non-responders other treatments (e.g. Atomoxetine) ? Responders (Elia et al., 1991) true Non-responders ? Fakten - 1 bis zu 30% der initial stabilisierten Patienten erhielten bei Nachuntersuchung (12, 24 Monaten) keine weitere Stimulantientherapie (McCough et al., 2005; Wilens et al., 2003) Bei Verlaufsuntersuchung nach 14 Monaten erfüllen nur 56% der Patienten der MTA Studie das Kriterium: positive Responder (Swanson et al., 2001) Von 271 Kindern aus Allgemeinpraxen bleiben 49% trotz Stimulantientherapie deutlich gestört (McCough et al., 2005) In einer 5-jährigen, prospektiven Studie: 50% stoppten die Behandlung im 2. Jahr und viele, die weiterhin unter MPH-Behandlung blieben, entwickelten/behielten relevante Nebenwirkungen (Charach et al., 2004) Fakten - 2 23% derjenigen, die mit Stimulantien behandelt werden, haben kein ADHD (reviewed by Rey & Sawyer, 2003) 56% der behandelten non-ADHD-Kinder erhielten die Medikation nach dem ersten Arztbesuch (Angold et al., 2000) Zu häufige und zu geringe Anzahl Verschreibungen koexistieren und zeigen regionale Besonderheiten (Jensen et al., 1999) z.B. in den Niederlanden: Begrenzte Stoffverfüg-barkeit und Kostenerstattung durch Versicherungen Viele Fragen noch nicht ausreichend beantwortet: z.B. Wie man ADHD/PDD, ADHD/Tourette, ADHD/Borderline disorder…behandeln sollte? Vorläufige Feststellungen mehr als 40% der ADHD Patienten reagiert nicht ausreichend auf die Stimulantienbehandlung oder mit nicht tolerierbaren NW mehr als 60% der ADHD Patienten leidet unter komorbiden Störungen, auf die sich eine Stimulantienbehandlung negativ auswirken kann Schlafprobleme nehmen zu selbst long-acting Stimulantien wirken nicht 24 Stunden Alternativen z.B. TCA und Atomoxetin sind zum Teil weniger effektiv und haben einige andere (starke) NW Kombinierte Behandlungen sind kaum untersucht Texas treatment algorithm (Pliszka et al., 2006) Concerta ® (long acting methylphenidate) laser drilled hole methylphenidatecoat methylphenidate 1. compartment semipermeable membrane water Methylphenidat 2.compartment water „driving zone“ original after intake Plasmakonzentrationen ng/ml Concerta®: Pharmakokinetik 5 CONCERTA™ 18 mg Methylphenidat 5 mg 3x/d 4 Vorteil: 3 homogener Plasmaspiegel 2 1 Nachteil: 0 0 4 8 12 16 20 24 28 Stunden N = 36 gesunde Erwachsene 32 geringe Plasmaspiegel morgens und abends Plasmaspiegel Entwicklungen Transdermal Methylphenidate patches (long acting) Mph as a liquid formula Dexmethylfenidate (FocalinTM, XR) Long acting tablets (e.g. Ritalin LATM) amphetamine prodrug: lisdexamphetamine (lower risk of abuse/addiction?) (Lopez, 2006) Atomoxetine StratteraTM Seit 30 Jahren wieder das erste Medikament, was für die Behandlung von ADHD von der FDA zugelassen wurde Selektive Hemmung des Noradrenalintransporters Effektivität auf ADHD Kernsymptome beinahe vergleichbar zu Mph Erhöht Noradrenalin und Dopamin im frontalen Kortex Effekt auch auf Acetylcholine Metabolismus (Spekulation: unterstützt Gedächtnisfunktionen) Atx bei ADHD & Angst Sumner et al., AACAP, Toronto 2005 • 176 children (age 8-17) • 12 weeks randomized, double-blind trial, placebo-controlled • Atx: 1.2 ± 0.3 mg/kg/d (twice daily) • PARS= Pediatric Anxiety Rating Scale • MASC= Multidimensional Anxiety Scale for Children Effekt von Atx auf Angst Sicherheitsaspekte Hepatotoxizität und Depression/Suizidale Symptome ferner: hautallergische Reaktionen Manie MTA study Multimodal Treatment Study of Children with ADHD Mph Beh Com CC 14 month treatment 579 children 7- 9.9 year old NIMH Peter Jensen Eugene Arnold John Richters Joanne Severe Donald Vereen Benedetto Vitiello 36 month follow up Berkeley Stephen Hinshaw Glen Elliot Duke Uni Keith Conners Karen Wells John March Uni California James Swanson Dennis Cantwell Timothy Wigal Mount Sinai Laurence Grenhill Jeffrey Newcorn Long Island Howard Abikoff Lily Hechtman Uni Pittsburg William Pellham Betsy Hoza Psychostimulantien bei Vorschülern mit ADHD Übersicht in Conner 2002: • von 1975-1999: 9 kontrollierte Studien • 206 Patienten im Alter von 1.8-6.0 Jahren • Behandeldauer: 3-20 Wochen • Mph-Dosis: 0.15-1.0 mg/kg/d; 2.5-30 mg/d • 8 von 9 Studien berichten von einer signifikanten Wirksamkeit von Mph auf Kernsymptome und Verhalten • zum Teil hohe Variabilität in der individuelen Wirksamkeit • 1 Studie mit entwicklungsgestörten Kindern lässt höhere NW-Raten erkennen: bis zu 45% der Kinder dabei auch: Sozialer Rückzug, emotionele Irritabilität (Handen et al., 1999) • für andere Medikamente (Aderall, Dex, Concerta, Clonidine) existieren nur Fallberichte, keine kontrollierten Studien PATS Preschool ADHD Treatment Study Par Tr 165 children Mph Placebo 70 weeks trial 3-5.5 year old NIMH Benedetto Vitiello Duke Uni Scott Kollins John Hopkins Uni Mark Riddle NY State/ Columbia Uni Laurence Greenhill Kelly Posner Anne Skrobala NY/Uni Child Study Centre Howard Abikoff Uni California/ Irvine James Swanson Timothy Wigal Sharon Wigal McMaster Uni/Canada Charles Cunnungham Uni Arizona Jaswinder Ghuman Uni California/LA James McCracken James McGough PATS Preschool ADHD Treatment Study Phase 1: Screening/ Einschluss Phase 2: Elterntraining (PT) Phase 3: Baseline Phase 4: Open Label Safety Lead-in Phase 5: Crossover Titration variable Zeit 10 Wochen 2-4 Wochen Phase 6: Parallel Phase 4 Wochen Phase 7: Open label Erhaltungsphase 10 Monate Phase 8: Diskontinuieren Placebo kontrolliert 6 Wochen 1 Woche 5 Wochen Kollins et al., (2006) PATS Preschool ADHD Treatment Study 1915 Kinder gescreent 1272 Familien einschliessbar 553 Familien geben Einverständnis 303 Kinder erfüllen Einschlusskriterien 279 Familien nehmen am PT teil 261 beenden PT 183 open label Safety Lead-in Kollins et al., (2006) Greenhill et al., (2006) 169 beenden Safety Lead-in 165 nehmen am Crossover Titration teil 147 beenden Crossover Titration 114 nehmen an der Parallelphase teil (Mph-Plac) 77 beenden Parallelphase 140 Kinder nehmen an openlabel-Phase teil 95 beenden open-label-Phase PATS Preschool ADHD Treatment Study Effektivität • Signifikante Symptomreduktion mit 2.5, 5 und 7.5 mg t.i.d. (bei 1.25 mg nur aus Sicht der Lehrer) • Mittlere optimale Dosis 14.2 ± 8.1 mg/d (0.7 ± 0.4 mg/kg/d) • 21% in der Parallelphase erreichen die MTA-Kriterien einer Remission, 13% in der Placebogruppe • Effektgrösse 0.35 - 0.43 ist kleiner als bei Schulkindern (MTA: 0.520.75) • rund 10% erreichen bereits nach dem PT eine ausreichende Symptomreduktion Greenhill et al., (2006) PATS Preschool ADHD Treatment Study Sicherheit • 92% der Vorschüler tolerierten Mph in der open Safety lead-in Phase • 5 am häufigsten vorkommende NW: Appetitminderung, Schlafprobleme, Gastrointestinale Beschwerden, Sozialer Rückzug, Lethargie • Kardiovakuläre NW in 5 Fällen klinisch relevant • Keine manischen, depressiven Episoden oder Suizidalität • 36 drop-outs in der Parallelphase, aber nur 1 Patient aufgrund von Mph-NW Greenhill et al., (2006) PATS Preschool ADHD Treatment Study Sicherheit • Eltern von 30% der Patienten berichteten NW • 11% der Kinder stoppten vorzeitig aufgrund Mph-NW (dagegen weniger als 1% in der MTA-Studie) • In der Erhaltungsphase blieben Appetitminderung, Gewichtsverlust und Schlafprobleme die vordringlichsten Probleme • Emotionele Hyperreagibilität und Irritabilität werden häufiger wahrgenommen als bei Schulkindern • besonders zu beachten: Wachstumsraten um bis zu 20% geringer/Jahr, Gewichtszuwachs 55% geringer Swanson et al., 2006;Wigal et al., (2006) Klinische Empfehlungen (angefüllt mit eigenen Erfahrungen bei mehr als 50 Kindern mit ADHD< 6J): Mit Elterntraining beginnen (besonders, wenn hier Defizite erkennbar sind und je jünger die Kinder) Eventuell selbst Behandlung der Eltern vorab bei ADHD Mit einer geringen Startdosis Mph (2.5 mg b.i.d.) beginnen und langsam hochtitrieren (innerhalb 1-2 Wochen optimale Dosis suchen) Höhere Dosierungen nicht scheuen, wenn erforderlich (bis ca. 1.2 mg/kg KG/d, selten mehr notwendig) Weitere Empfehlungen : Bei non-Effektivität oder stärkeren NW: Mögliche Behandlungsalternative Risperidon (mittlere Dosierung 0.7 mg/d (insbesondere bei stärkerer Aggressivität und Opposition, ASS, Tics) Vorzug gegenüber Dipiperon (Pipamperon), was jedoch auch Verwendung findet Positive Erfahrungen mit Dexamphetamin ab Alter von 5 Jahren (2.5 mg beginnend bis ca. 0.5 mg/kgKG/d) Clonidin eher den älteren Schulkindern vorbehalten (EKG-Kontrolle, langsamer Dosisaufbau) Atomoxetin ab 6 Jahren (jedoch höhere Rate an NW, eventuell besser bei Angst & Tics) Weitere Empfehlungen : EKG, Puls, Blutdruck regelmässig kontrollieren (sicher zu Beginn) Wachstums- und Gewichtskurven anlegen und regelmässig überprüfen Dosisanpassungen nach längerer Behandlung bedenken Mögliche Strategien (drug-holidays) bei Wachstumsverzögerung Diätberatung für Eltern (2. Abendessen, Milchshake mit Bananen) non-medikamentöse Therapie , Psychoedukation Kenntnisse vermitteln • Störungsmodell Neuropsychiatrische Störung • Häufigkeit 3% - 5% • Verlauf Bei rund 40% endigt die Störung in der Jugend • Behandlung , Medikation, Training, Spezielle Therapieformen • Informationen Jugendamt, Selbsthilfevereine, websites, Literatur, Industrie Verbessern der Compliance von Eltern und Kind Gesamtbehandlungsplan • Differenzierte Abklärung • Elternanleitung und Beratung („Bibliother.“) • Positives Erziehungsverhalten: z.B. THOP, Triple-P; „Freiheit in Grenzen“ • Ggf. Verhaltenstherapie und Training der Selbstorganisation und sozialen Kompetenz • Heilpädagogik/ Funktionelle Therapie bei begleitenden Teilleistungsstörungen • Psychopharmakotherapie (ab 6 Jahren) • Verlaufskontrollen und Therapieadaption Interaktiv und dynamisch KJ-Psychiater Psychotherapeut Pädagogen Pflegekräfte Sozialarbeiter Kind/Adoleszent Eltern Lehrer, Erzieher u.a. Nichtmedikamentöse Therapien Lernstörungen 10 - 26 % Motorische Defizite 52 % Elterntraining Psychotherapie CBT - Selbstmanagement - SOz Kompetenz Nachhilfe Dyslexie-Behandlung Sonderschulen Psycho-motorische Therapie Alternative Formen Kind Affektive St. Angst 25 - 40 % Depression 18 % Schue Verhaltensst. ODD/CD 35 - 60 % Psychoedukation Eltern ADHD Kernsymptome Was hilft in der Schule? u.a. Barkley 2002 • • • • • • • • Aufgaben attraktiver machen: Farben einsetzen Routine einerseits, aber auch regelmässiges Verändern von Aufgaben zur Steigerung der Aufmerksamkeit Instruktionen mehrfach wiederholen Komplexe Aufgaben in Teilschritte zerlegen Mit Weckern arbeiten/visuell/auditiv Erinnerungskarten einsetzen Schauspiel/Enthusiasmus bei Lehrern Soziale Kompetenz Lehren von Fertigkeiten… z.B. anschauen, begrüssen, zuhören, Gespräche führen, nette Bemerkungen machen, nein sagen können, teilen Effekt Bij 40-50% geringer Effekt Normalisiert die Beziehung zu anderen Kindern nicht wesentlich Eltern und Lehrer beurteilen positiver Wenn Kinder zusammearbeiten müssen (in Gruppen) ist der Effekt scheinbar grösser Belohnungssystem einführen: erhöht auch den Effekt Laufende Untersuchungen… Mehr auf Freundschaftsbeziehungen gerichtet (Asher 1985, Krehbiel 1986 Bierman 1987, Barkley 2002) Psychomotorische Therapie Stop – Denk – Tun Bahn Hindernisbahn für Kinder mit ADHD Stoppen Planen Wählen Konzentrieren Handeln Danke für Ihre Aufmerksamkeit • Weitere Fragen: • [email protected]