Wahrscheinlichkeit und Zufall Vorerfahrungen, Grundbegriffe und Geschichte 9. Juni 2009 Dr. Katja Krüger Universität Paderborn 1 Download des Skriptes p von der Vorlesungsseite 2 Inhalt ¾ Vorerfahrungen V f h ¾ Grundbegriffe: Vom Zufall zur Wahrscheinlichkeit ¾ Ein Blick in die Geschichte der Wahrscheinlichkeitsrechnung 3 KMK-Bildungsstandards g Primarbereich Daten, Häufigkeit g und Wahrscheinlichkeit Mittlerer Schulabschluss Daten und Zufall ¾ Wahrscheinlichkeiten von Er i niss n in Zuf Ereignissen Zufallslls experimenten vergleichen: ¾ Die Schüler und Schülerinnen o Grundbegriffe kennen (z.B. sicher, unmöglich, wahrscheinlich). o Gewinnchancen bei einfachen Zufallsexperimenten (z.B. Würfelspielen) einschätzen. o beschreiben Zufallserscheinungen in alltäglichen Situationen. o bestimmen Wahrscheinlichkeiten bei Zufallsexperimenten. p 4 V r rf hrun n Vorerfahrungen 5 Redewendungen im Alltag • „Wahrscheinlich W h h i li h wird i d es morgen regnen“. “ • „ Mannschaft A hat größere Chancen zu gewinnen als Mannschaft f B“. • „Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei … um den Täter“. • „Es E ist i t unwahrscheinlich, h h i li h d dass b beii d der di diesjährigen jäh i L Landtagswahl dt hl Partei A die absolute Mehrheit erhält“. • Das Risiko für einen Kernreaktorunfall wird als gering g g eingeschätzt. 6 Subjektive Wahrscheinlichkeit In vielen I i l R Redewendungen d d werden d Abstufungen Ab t f von Wahrscheinlichkeiten verwendet, um zum Ausdruck zu bringen, wie stark jemand vom Eintreten oder Nichteintreten eines bestimmten Ereignisses überzeugt ist. Bei solchen personenbezogenen Einschätzungen handelt es sich um sogenannte g subjektive j Wahrscheinlichkeiten. sicher wahrscheinlich Chance 1:1 unwahrscheinlich unmöglich Wie lassen sich Wahrscheinlichkeiten objektiv, d.h. personenunabhängig, bhä i „messen“? 7 Vergleich von Gewinnchancen beim Lotto Ruth R h und d Jenny J spielen i l L Lotto. Ruth R hb bevorzugt aufeinander f i d folgende Zahlen wie 1, 2, 3, 4, 5, 6. Sie meint, dass sie auf diese Weise ihre Gewinnchancen verbessert. Jenny dagegen meint, dass die Chance, sechs aufeinanderfolgende Zahlen wie 1, 2, 3, 4, 5, 6 zu erhalten, kleiner sei als die Chance, eine beliebige Folge von Zahlen zu erhalten. Was halten Sie von diesen beiden Ansichten? a)) b) c) Ruth R th hat h t Recht. R ht Jenny hat Recht. Weder Ruth noch Jenny haben Recht. 8 Lottoziehung g „6 aus 49“ als Beispiel einer Zufallsauswahl B i Lotto Beim L tt gibt ibt es iinsgesamtt 49 · 48 · 47 · 46 · 45 · 44 verschiedene Ziehungen. 6 · 5 · 4 · 3 · 2 · 1 = 6! verschiedene Ziehungen gehören zu demselben Lottotipp. Lottotipp www.hr-online.de/website/daserste/lotto/ Beim Lotto haben alle Tipps dieselbe Gewinnwahrscheinlichkeit 1 : 13 983 816, unabhängig davon ob es sich bei dem Tipp um aufeinanderfolgende Zahlen handelt oder nicht. Da es beim Lottotipp nicht auf die Reihenfolge der gezogenen Kugeln ankommt, gibt es insgesamt 49 · 48 · 47 · 46 · 45 · 44 6! = 13 983 816 verschiedene Lottotipps. Lottotipps 9 Urnenmodell: m Ziehen einer zufälligen Stichprobe In einem Gefäß befinden sich N Kugeln, Kugeln die sich voneinander unterscheiden z.B. in der Farbe (oder Beschriftung). Nach Durchmischen werden n Kugeln gezogen, eine Stichprobe vom Umfang n. n N Untersuchungseinheiten der Grundgesamtheit entsprechen den N Kugeln. Merkmalsausprägung entspricht der Kugelfarbe. Kugelfarbe Zufallsauswahl bedeutet, dass jedes Element aus der Grundgesamtheit dieselbe Chance besitzt, ausgewählt zu werden. 10 Grundbegriffe: g Vom Zufall zur Wahrscheinlichkeit 11 Zufall in der Umgangssprache E Etymologie: l i • seit dem 14. Jahrhundert Gebrauch des Wortes zuoval im Mittelhochdeutschen: „das, das was einem zufällt zufällt“ • Übersetzung des lateinischen accidens (von accidere aus ad „zu“ und cadere „fallen“) Verwendung in der Umgangssprache: • Dummer Zufall • Reiner Zufall • Der Zufall kam uns zur Hilfe Der Begr Begriff ff Zufall w wird rd umgangssprachl umgangssprachlich ch verwendet, wenn e ein n Ereignis beispielsweise nicht vorhersagbar ist. 12 Erzeugung g g von Zufall am Beispiel des Roulette „Die Di meisten i t Zufallsgeneratoren, Z f ll t d denen wir i iim Allt Alltag begegnen, b sind i d so genannte chaotische Systeme. Würfel und Münze gehören ebenso dazu wie Lottomaschine und Roulette. Chaos bedeutet in diesem Z sammenhang die empfindliche Abhängigkeit des Ergebnisses von Zusammenhang on den Anfangsbedingungen. Ein kleiner Unterschied in der Bahn der Roulettekugel kann zu einer großen Abweichung des Zielfaches führen. Trotzdem sind die chaotischen Zufallsgeneratoren im Prinzip berechenbar berechenbar. Wenn ein Beobachter die genaue Position und Geschwindigkeit aller bewegten Teile messen könnte und ihm dazu sämtliche Materialeigenschaften bekannt wären, wären könnte er das Ergebnis exakt vorhersagen.“ www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2002/1112/009_wissens.jsp 13 Zufall in der Quantenphysik Die Quantenphysik Di Q h ik b beschreibt h ib di die W Welt l d der P Protonen, Lichtteilchen, Elektronen und anderer Elementarteilchen. Hier kann man nach Meinung der meisten Physiker den „wahren“ Zufall studieren. Es ist bisher kein verborgener, innerer Mechanismus bekannt, der das zufällige Verhalten von Elementarteilchen steuert (z.B. bei der Emission radioaktiver Strahlung). Das ist der wesentliche Unterschied zu anderen Zufallsgeneratoren wie Münze Würfel Münze, Würfel,…. Albert Einstein war einer der p prominentesten Kritiker des „eingebauten“ Zufalls. Sein Kommentar: "Gott würfelt nicht!“ 14 Zufall in der Mathematik Modellbildungsprozess Es geht E ht nicht i ht um die di begriffliche b iffli h Kl Klärung „was iistt Z Zufall?“, f ll?“ sondern um die mathematische Beschreibung von zufallshaltigen sogenannten „stochastischen“ Situationen → Mathematisierung . Die Wahrscheinlichk it th keitstheorie i bildet bild t die Grundlage für die Modellierung stochast scher stochastischer Situationen: Abb. aus Kütting: Elementare Stochastik 2008, S. 9 15 Mathematisierung zufallshaltiger Situationen: Der Zufallsversuch Z f ll Zufallsversuch: h – Versuch unter exakt festgelegten Bedingungen, wobei die möglichen Ausgänge (Ergebnisse) des Versuches feststehen, jedoch nicht der Ausgang eines einzelnen Versuches. Versuches – Versuch kann unter gleichen Bedingungen beliebig oft wiederholt werden. In der Realität sind Versuche nicht unendlich oft wiederholbar, wiederholbar außerdem können sich Versuchsbedingungen ändern. → Zufallsgeneratoren: Münze, Münze Würfel, Würfel Glücksrad, Glücksrad Urne,… Urne → Wie unterscheidet sich ein Zufallsversuch vom naturwissenschaftlichen Versuch? 16 Mathematisierung g zufallshaltiger g Situationen: Ergebnismenge Zu jedem Z j d Zufallsversuch Z f ll h gehört h eine i M Menge von Ergebnissen, E b i di die mathematisch zur sogenannten Ergebnismenge (bzw. zum Stichprobenraum) zusammengefasst werden. ¾ Ergebnismenge: Zusammenfassung der möglichen Ergebnisse eines Zufallsexperiments zu einer (endlichen) Menge Ω = {ω1, ω2, ..., ωn} Zufallsversuch Ergebnismenge Eine Münze werfen Ω = {Κ,Ζ} Einen Würfel werfen Ω = {1,2,3,4,5,6} Aus einer Urne mit 3 roten und 2 weißen Kugeln zweimal nacheinander ziehen. Ω = {rr,rw,wr,ww} 17 Ergebnismenge und Wahrscheinlichkeiten beim zweifachen Würfeln Neue Wege 6 (2006), S. 221 18 Ergebnismengen bei Würfelspielen Zufallsversuch Ergebnismenge Einen gelben und einen blauen Würfel werfen Ω = {11, 12, 13 ..., 16, 21, 22, 23, ..., 61, 62 ..., 66} 62, Zwei Würfel werfen ohne Beachtung der Reihenfolge Ω = {11, 12, 13 ..., 16, 22, 23, ..., 56, 66} Zwei Würfel werfen und die Augensumme bilden Ω = {2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12} Zwei Würfel werfen und den Unterschied der Augenzahlen bilden Ω = {{0,1,2,3,4,5} , , , , , } Einen Würfel so lange werfen werfen, bis '6' erscheint, und die Würfe bis dahin zählen. Ω = {1,2, {1 2 3 3, 4 4, 5 5, 6 6…}} alle natürlichen Zahlen 19 Mathematisierung g zufallshaltiger g Situationen: Wahrscheinlichkeitsverteilung Der entscheidende D t h id d Schritt S h itt in i die di St Stochastik h tik ist i t nun, dass d man den Ausfällen ω1, ω2, ..., ωn des Zufallsversuchs eine Zahl zuordnet, die die Wahrscheinlichkeit ihres Eintreffens messen soll. Auf die einzelnen Ausfälle der gesamten Ergebnismenge verteilt man die Wahrscheinlichkeitsmasse 1. ¾ Wahrscheinlichkeitsverteilung: Jedem Element der Ergebnismenge Ω = {ω1, ω2, ..., ωn} wird eine reelle Zahl P(ωi) i = 1,…, n zugeordnet, die Wahrscheinlichkeit dieses Ergebnisses. Dabei gilt: – 0 ≤ p( p(ωi) ≤ 1 – p(ω1) + p(ω2) + … + p(ωn) = 1 20 Gleichwahrscheinlichkeit Beii vielen B i l Zufallsversuchen Z f ll h gibt ib es keinen k i vernünftigen ü f i G Grund, d einen Ausfall hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit seines Auftretens vom andern zu unterscheiden: Bei „idealen“ Versuchsbedingungen sind die Ausfälle gleichwahrscheinlich. ¾ Wenn die Ergebnismenge Ω = {ω1, ω2, ..., ωn} insgesamt n Ausfälle umfasst, umfasst ist die Wahrscheinlichkeit für jeden dieser Ausfälle gleich groß: 1 p (ωi ) = n i = 1,..., n Zufallsversuch Ergebnismenge Wahrscheinlichkeit Ei Münze Eine Mü werfen f Ω = {Κ {Κ,Ζ} Ζ} p(K) (K) = p(Z) (Z) = ½ Einen Würfel werfen Ω = {1,2,3,4,5,6} p(1) = p(2) =…=p(6) = 1/6 Eine Kugel aus der Lottotrommel ziehen Ω = {1,2,...,48,49} {1 2 48 49} p(1) = p(2) =…=p(49) p(49) = 1/49 21 „Objektive Objektive“ Wahrscheinlichkeit Das Ergebnis D E b i ω besitze b i di die objektive bj k i W Wahrscheinlichkeit h h i li hk i p = p(ω). Dann ist diese Wahrscheinlichkeit ein Maß für das Eintreten des Ergebnisses ω. Falls der Zufallsversuch unter denselben Bedingungen sehr oft wiederholt wird, tritt das Ergebnis auf Dauer in p·100% der Versuche ein. ¾ Beim Werfen einer idealen Münze beträgt p(Kopf) = ½. Daher wird auf Dauer bei 50% der Münzwürfe Kopf oben liegen. Dabei sind mehr oder weniger große Abweichungen möglich möglich, die auf den Zufall zurückgeführt werden können. 22 Kopf p oder Zahl? Ergebnisse langer Versuchsserien mit Münzwürfen G.L.Buffon K.Pearson K.Pearson Anzahl der Würfe n 4040 12000 24 000 Absolute Häufigkeit für Kopf Hn(„Kopf ( Kopf“)) 2048 6019 12012 Relative Häufigkeit für Kopf hn(„Kopf ( Kopf“)) 0,5069 0,5016 0,5005 Welche Beziehungen bestehen zwischen der Wahrscheinlichkeit des Ergebnisses Kopf und dessen relativer Häufigkeit bei einer großen Zahl von Wiederholungen des Münzwurfs unter gleichen Bedingungen? 23 Wechselspiel p zwischen Wahrscheinlichkeit und relativen Häufigkeiten Prognose W h h i li hk it Wahrscheinlichkeit R l ti Hä Relative Häufigkeit fi k it Schätzung Aus den Kernlehrplänen NRW (Anforderungen am Ende der Sek I): Schülerinnen und Schüler nutzen Häufigkeiten zum Schätzen von Wahrscheinlichkeiten und Wahrscheinlichkeiten zur Vorhersage von Häufigkeiten. 24 Stabilisierung der relativen Häufigkeiten beim Münzwurf Die relativen Häufigkeiten hn(„Kopf“) p schwanken mit wachsender Versuchzahl n immer weniger um eine bestimmte Zahl,, nämlich m p(Kopf)=0,5. p( pf) , Applet in VUSTAT, CD Neue Wege 7 Auswertung von Zufallsversuchen mit Hilfe relativer Häufigkeiten hn (ω ) = Anzahl H n (ω ) der Versuche mit dem Ergebnis ω Gesamtzahl n der Versuche Eigenschaften: • hn(ω) ist stets eine rationale Zahl – Zähler und Nenner des Quotienten sind natürliche Zahlen • Es E gilt: ilt 0≤ 0 hn(ω) ( ) ≤11 – Die absolute Häufigkeit des Ergebnisses ω liegt zwischen 0≤ Hn(ω) ≤n Empirisches Gesetz der großen Zahlen: Mit wachsender Versuchsanzahl n schwanken die relativen Häufigkeiten weniger. Sie i stabilisieren bili i sich i h um einen i f festen W Wert. 26 Beispiele aus Schulbüchern (Sek I) 27 Zufallsversuch und Ergebnismenge Elemente der Mathematik 6, Hessen, S. 248 28 Wahrscheinlichkeit als Schätzwert aus relativen Häufigkeiten bestimmt Elemente der Mathematik 6, Hessenausgabe, S. 252-254 29 Gleichwahrscheinlichkeit Neue Wege 6, Hessenausgabe, S. 215 30 Ein Blick in die Geschichte der Wahrscheinlichkeitsrechnung 31 Astragale g Glücksspiel – Geschicklichkeit - Orakel 32 Würfeln in der Antike 33 Würfelspieler p im Mittelalter (Anfang 13. Jahrhundert) 34 Barth & Hallers Zeitleiste zur Entwicklung der Stochastik 35 Ein berühmter Briefwechsel von Pascal und Fermat (Paris 1654) Blaise Pascal (1623-1664) Pierre de Fermat (1607-1665) Das Jahr 1654 gilt ilt als „Geburtsstunde Geburtsstunde der Wahrscheinlichkeitsrechnung Wahrscheinlichkeitsrechnun “. Erst jetzt begann die systematische Begründung der Theorie des Zufalls mit einer Reihe von Briefen, Briefen in denen Pascal und Fermat sich gegenseitig Probleme aus der Welt des Glücksspiels vorlegten z.B. ¾Teilungsprobleme: Wie soll der Gesamteinsatz eines Spieles gerecht verteilt werden wenn das Spiel vorzeitig abgebrochen werden muss ((„Höhere werden, Höhere Gewalt“)? Gewalt )? ¾Die Wetten des Chevalier de Méré: Gewinnchancen bei Würfelspielen 36 Ein Teilungsproblem p – verschiedene Lösungswege Zwei Spieler p A und B haben eine Reihe von Glücksspielen p verabredet. Die Chancen zu gewinnen, sind für beide Spieler gleich. Unentschieden gibt es nicht. Wer zuerst 5 Partien gewonnen hat, erhält die Einsätze. A hat schon vier, B erst drei Spiele gewonnen. Bei diesem Spielstand 4:3 muss das Spiel abgebrochen werden. werden Wie sind die Einsätze zu verteilen? ¾ Lösung von Pascal: Wenn B das W d nächste h Spiel S i l gewinnen i würde, ü d wäre Gleichstand, Gl i h d und d B müsste ü die di Hälfte des Einsatzes bekommen. Da die Chance zu gewinnen nur ½ ist, gebührt ihm die Hälfte von der Hälfte der Einsätze, also ¼ der Einsätze d.h. es ist im Verhältnis 3:1 zu teilen. teilen ¾ Lösung von Fermat: nach Kütting 2008, S. 16f. 37 Geburtenziffern und Münzwurf Verbindung von Statistik und Wahrscheinlichkeit John Arbuthnot (1667-1735) interpretierte den leichten systematischen Überschuss von Jungengeburten mit Hilfe eines Wahrscheinlichkeitsmodells: Wäre das Geschlecht das Ergebnis eines Münzwurfs, dann wäre die Chance ½, dass in einem Jahr mehr Jungen als Mädchen geboren würden. Dies wurde jedoch in 84 aufeinander folgenden g Jahren beobachtet. Diese Abweichung ist sehr unwahrscheinlich: 84 AG Moderner MU www.ammu.at/archiv/11/11_6.htm ⎛1⎞ ⎜ ⎟ ⎝2⎠ 1 ≈ 4,8 ⋅ 1024 38 Ars conjectandi j Die Kunst des Vermutens (1713) Jakob Bernoulli (1654-1705) "Irgendein Ding vermuten, heißt soviel, als seine Wahrscheinlichkeit messen. Deshalb bezeichnen wir als Vermutungsg oder Mutmaßungskunst (ars conjectandi sive stochastice) die Kunst, so genau als möglich die Wahrscheinlichkeiten der Dinge zu messen, und zwar zu dem Zwecke, dass wir bei unseren Urteilen und Handlungen stets das auswählen und befolgen können können, was uns besser, trefflicher, sicherer oder ratsamer erscheint. Darin allein beruht die ganze W i h it d Weisheit des Phil Philosophen h und d di die ganze Klugheit des Staatsmannes.„ Jakob Bernoulli (1654 - 1705) "Ars conjectandi" (veröff. 1713) 39 Stochastik Das Wort D W t Stochastik St h tik kommt k t aus dem d Griechischen G i hi h und d bedeutet b d t t soviel wie Lehre des richtigen „Mutmaßens“. (In dem Wort Mutmaßen steckt beides: Vermuten und Messen) Stochastik Statistik •Beschreibende Statistik •Beurteilende Statistik WahrscheinlichWahrscheinlich Keitsrechnung Literatur zur Vertiefung Elektronische Ressource der Universitätsbibliothek Paderborn 41 42