Interaktion und Partizipation im Social Web

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Journal für korporative Kommunikation - Ausgabe 1/2016
InteraktionundPartizipationimSocialWeb
CarmenMariaGaukel
DurchdiezunehmendeVerschmelzungvonMedienundKulturimKontextderDigitalisierungergeben
sichfürdenEinzelnenneueFormenundMöglichkeitensichanderGestaltungderGesellschaftzu
beteiligen.DieaktuellenMedienstrukturenermöglicheneinenÜbergangvonderreinenRezeption
medialerInhaltehinzuAktivitäten,dieineinemweiterenVerständnisvonPartizipationalsmediale
FormenderBeteiligungbezeichnetwerdenkönnen.
DervorliegendeFachartikelbeschäftigtsichmitderThematikderInteraktionundPartizipationim
SocialWeb.EsstelltsichdieFrage,wasunterPartizipationimSocialWebverstandenwerdenkann
beziehungsweiseobdieseArtderBeteiligungGemeinsamkeitenzurkonventionellenBedeutungdes
PartizipationsbegriffesalsGestaltungsprinzipdesgesellschaftlich-politischenRaumesaufweist.Ziel
diesesBeitragsistes,einetheoretischeFundierungdeskonventionellenPartizipationsbegriffesdarzulegenunddiesedengegenwärtigenBeteiligungsmöglichkeitenimSocialWebgegenüberzustellen.Die
ErgebnissediesesVergleichesweisendaraufhin,dassPartizipationimSocialWebgesondertbetrachtetwerdenmuss,danichtalleKriterienderkonventionellenPartizipationalserfülltbetrachtetwerdenkönnen.DerGrundfürdieNichterfüllungdieserKriterienliegtindenbesonderenGegebenheiten
desSocialWebs.
DasneuePartizipationsverständnis
DiefortschreitendeDigitalisierungdergesellschaftlichenLebensbereicheführtzuVeränderungender
BeteiligungsmöglichkeitensowiezueinemneuenSelbstverständnisimKommunikations-undInteraktionsverhaltenderMenschen.DasZauberwortindiesemZusammenhangnenntsichPartizipation
undgiltals“SchlagwortunsererZeit”(Voss2014,p.9).DerBegriffderPartizipationistbeiweitem
keineneueWortschöpfung,erwirdjedochnichtmehrausschließlichinseinerkonventionellenBedeutungalsGestaltungsprinzipdesgesellschaftlich-politischenRaumsverstanden,sondernseitgeraumerZeitauchfürdieInteraktionimSocialWebverwendet.DabeiavanciertderBegriffzueiner
ArtModewortfürdieverschiedenstenAktivitätenimdigitalenRaum.
BeiderBetrachtungdieserAktivitätenlassensichindenletztenJahrenvermehrteinigePhänomene
feststellen.HierkannbeispielsweisederAustauschvonProfilbildernimsozialenNetzwerkFacebook
nachdemTerroranschlagimNovember2015inParisgenanntwerden.MillionenMenschenweltweit
ändertendabeiihrenAvatarindasBildderfranzösischenFlagge,alsZeichenihrerAnteilnahme(Serrao,2015).IndiesemZusammenhangstelltsichdieFrage,obdieseAktioneineFormvonPartizipationdarstellt.
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DerPartizipationsbegriffisteinBegriff,dervielSpielraumfürInterpretationenzulässt.Dieinder
LiteraturvorhandenenwissenschaftlichenDefinitionensindheterogenundbeinhaltenhäufigunterschiedlichesubjektiveAuffassungenzurGestaltungvongesellschaftlicherTeilhabe.Indiesem
Zusammenhangwirdbetont:„Incommunicationandmediastudies,butalsoinmanyotherfieldsand
disciplines,participationisstillusedtomeaneverythingandnothing“(Carpentier2011,p.165).
ImHinblickaufdieinflationäreVerwendungunddasexistierendeBündelvonVerständnissendes
PartizipationsbegriffesstelltsichdieFrage,waskonventionellePartizipationvonderPartizipationim
SocialWebunterscheidet.DieserFragewirdimvorliegendenBeitragnachgegangen.
DiePartizipationsstudieOnlineMitmachenundEntscheiden,welcheimJahr2014vomAlexandervon
HumboldtInstitutfürInternetundGesellschaftdurchgeführtwurde,betontindiesemZusammenhang,dassdasSocialWebeinprägenderBestandteilgesellschaftlicherBeteiligunggewordenist(AlexandervonHumboldtInstitutfürInternetundGesellschaft2014,p.3).DieseBeteiligungvonNutzern
aufdiversenOnline-PlattformenimSocialWebhatsichzueinemweitverbreitetenPhänomenentwickelt.DieErgebnissederrepräsentativenStudiezeigenzudemeineunerwartetgroßeBeteiligung
undBekanntheitvonOnline-Partizipation(AlexandervonHumboldtInstitutfürInternetundGesellschaft2014,p.38),waszumeinendiehäufigzitierteMetapherdesPartizipationsbegriffeserklärt,
jedochdieunzureichendewissenschaftlicheFundierungerneutindenFokusrückt.DaderBegriff,
wiebereitserwähnt,vieleunterschiedlicheBlickwinkelaufweist,erfolgtzunächsteineDarstellung
verschiedenertheoretischerPerspektivenderPartizipation.DarüberhinauswerdendieBegrifflichkeitenderneuenMedienundderenCharakteristikaimHinblickdermedialenPartizipationerläutert.
IneinemweiterenSchrittwerdendievielfältigenBeteiligungsmöglichkeitenundHandlungsformen
desSocialWebsundoptimistischesowiekritischeAuffassungenverschiedenerWissenschaftlerbezüglichdesneuenPartizipationsverständnissesimSocialWebaufgeführt.BevordasErgebnisdes
VergleichesderkonventionellenPartizipationmitderPartizipationimSocialWebdargelegtwird,
werdenSonderformenderBeteiligunggenannt,dieerstdurchdieverändertenGegebenheitendes
SocialWebsentstehenkonnten.
DieBestimmungdesPartizipationsbegriffes
„Menschen,derenLebendurcheineEntscheidungberührtundverändertwird,müssenandemProzess,derzudieserEntscheidungführt,beteiligtseinundgehörtwerden.“(Naisbitt,zitiertnachBehringer2007,p.1).DiesesZitatdesamerikanischenZukunftsforschersJohnNaisbittbeschreibt,was
imallgemeinenSprachgebrauchunterPartizipationverstandenwird.AufdenerstenBlickerscheint
derPartizipationsbegriffalsallseitsbekanntundleichtverständlich.InöffentlichenDiskursenistder
Begriffsehrpräsent,jedochbleibterhäufigabstraktundfindetseineVerwendunginvielenverschiedenenKontexten.StanBurkeybeschreibtdenBegriffderPartizipationausdiesemGrundalseinin44
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flationärverwendetesModewort(Burkey1993,p.56).SeinenUrsprungfindeterimLateinischen
undsetztsichausdenbeidenWörternparsundcaperezusammen,welchemitTeilundnehmen,
fassenübersetztwerdenkönnen.DementsprechendbedeutetdasWortPartizipationsovielwieTeilnahmeoderBeteiligung(Biedermann2006,p.93).ÜberdiereineÜbersetzungdesBegriffeshinaus
existierenjedocheineVielzahlanverwendetenSynonymenundVerständnissendesBegriffes,wie
beispielsweiseAnhörung,Mitbestimmung,Mitwirkung,Mitverwaltung,Mitgestaltung,Mitverantwortung,Mitsprache,Selbstbestimmung,Empathie,Anteilnahmeumnureinigezunennen
(Biedermann2006,p.92).DerBegriffderPartizipationkannaußerdemmitHilfeverschiedenerPerspektivenbetrachtetwerden.NachPaulusvonTarsus,MissionardesfrühenChristentumsbeispielsweise,wirdPartizipationbeziehungsweiseTeilhabeinengemZusammenhangmitdemGemeinschaftsbegriff,wiederTeilhabeaneinerGlaubensgemeinschaft,verwendet(Möres2005,p.167).
DiepolitischePartizipationhingegenbasiertaufderBeteiligungundintentionalenBeeinflussungder
BürgerbeipolitischenEntscheidungsprozessenundlegitimiertundfestigtdiedemokratischeGrundhaltung.PartizipationimpolitischenSinnebegünstigtsomiteinegleichmäßigeMachtverteilung
(Kaase2000,pp.466).DiesozialePartizipationwiederumumfasstdieSelbstbestimmungundMiteinbeziehungEinzelneringesellschaftlichenKontextenundbefriedigteineArtsozialesGrundbedürfnisdesEinzelnen(Schulz2011,p.157).BeiderPartizipationimwirtschaftlichenZusammenhang
stehtvorallemderMotivationsanreizderMitarbeitersowiediedamitverbundeneLeistungssteigerungimVordergrund.EbensovonBedeutungistdieGruppenverwirklichungvonMitarbeiternals
Team(Biedermann2006,p.85).DiePartizipationinnerhalbderpädagogischenPerspektivefokussiertinähnlicherWeiseeineVerwirklichungderHeranwachsendeninnerhalbderGesellschaft.JugendlichesollendurchEntscheidungsfindungundVerantwortungsübernahmeaufspäteresgemeinsamesHandelninnerhalbderGesellschaftvorbereitetwerden(Baacke2007,p.96).
Zusammenfassendkannfestgehaltenwerden,dassderdefinitorischeKernderPartizipationrein
etymologischdieTeilhabeoderBeteiligunganEntscheidungsprozessenbezeichnet.Obwohldadurch
klarzuseinscheint,wasmitdemBegriffderPartizipationgemeintist,müssen,aufgrunddernichtvorhandenenallgemeingültigenDefinitioninderLiteratur,unterschiedlichePartizipationsverständnisseunterschiedenwerden.Einigkeitbestehtjedochdarin,dassderwissenschaftlicheBegriffder
PartizipationaufdenhistorischenEntwicklungenpolitischerBeteiligungberuhtundsehrhäufigin
VerbindungzumdemokratischenGesellschaftsmodellgenutztwird.
MitHilfedeserlangtenVerständnissesdurchdieverschiedenenwissenschaftlichenPerspektiven
könnensechselementareKriterienderPartizipationfestgehaltenwerden,welcheindenverschiedenenwissenschaftlichenPerspektivenundDefinitionendesPartizipationsbegriffesdeutlichhervorgehobenundbetontwerden.Diesesind:GemeinschaftlicheEntscheidungsfindung,ÖffentlicherRaum,
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Diskursivität,Machtverteilung,FreiwilligkeitsowieVerantwortungsübernahme.DieseKriterienwiederumfindensichineinerumfassendenundverallgemeinerndenDefinitionwieder.DerBegriffder
PartizipationimkonventionellenSinneistdamitzuverstehenals
„freiwilligeTeilnahmeanöffentlichen–imSinnevonallenMitgliedernoffenstehenden,gemeinschaftlichenEntscheidungsprozessen,wobeiderProzessderEntscheidungsfindungauf
Diskursivitätgründetundgekennzeichnetistdurchklardefinierte–möglichstausgeglichene–
MachtverteilungaufalleundVerantwortungsübernahmevonallenBeteiligten“(Biedermann
2006,p.116).
DieVerantwortungsgesellschaftnachAmitaiEtzioni
DieBedeutungvonPartizipationfürdieGesellschaftkannmitHilfedesModellsvonAmitaiEtzioni
aufgezeigtwerden.DiesesModellbeantwortetdieFrage,unterwelchenBedingungengesellschaftsübergreifendeDiskurseentstehenkönnenunddamitdenWeghinzueinersogenanntenVerantwortungsgesellschaftebnen.IngegenwärtigengesellschaftlichenDiskussionenspieltdieseThematikeine
immerwichtigerwerdendeRolle.AufgrundderaktuellenGeschehnisse,wiebeispielsweiseder
Flüchtlingskrise,werdeninPolitik,WirtschaftoderauchbeimUmbauderSozialsystemezunehmend
VerantwortungsforderungenangesellschaftlicheAkteuregestellt.UmalsgesellschaftlicherAkteur
jedochVerantwortungübernehmenzukönnen,mussdieseraufkulturellgeprägteWerteundHandlungsmusterzurückgreifenkönnen,welcheihmbeiseinemHandelnzurOrientierungdienen(Etzioni
1999, p. 113).DieseWerteundHandlungsmusterbildendiezentralenAspektedesModells.DasGe-
sellschaftsbildvonEtzionibestehtauszweigrundlegendenElementen,dersozialenOrdnungundder
individuellenAutonomie.BeidezusammenbildenimGleichgewichtsverhältnisdieGrundlagefüreine
guteGesellschaft(Etzioni 1999, p. 27).DieFragedanach,wieGesellschaftengemeinsamgeteilte
Grundwerteentwickelnundausbauensollen,beantwortetAmitaiEtzionimitdemBegriffdesMegalogues.BeimAufeinandertreffenverschiedenerGesellschaftenkommtesdaraufangesellschaftsübergreifendemoralischeDialogezuentwickelndieeinenDiskursüberdieVerbindlichkeitvonNormenundWertendarstellen(Etzioni 1999, pp. 150).DieseMegalogueentstehen,übertragenaufden
Partizipationsgedanken,ausderTeilnahmeanöffentlichenundgemeinschaftlichenEntscheidungsprozessen,dieunterGleichheitimDiskursbzw.Megaloguegeführtwerdenundgemeinsamgeteilte
Grundwertehervorbringen,diewiederumaufgrundderfreiwilligenundmoralischvertretbarenAushandlungauchzurVerantwortungsübernahmeführen.SomitsinddiesechsfestgelegtenKriterien
derPartizipationebensonotwendigeBestandteiledesMegaloguesunddamiteinergutenGesellschaft.EtzionibietetmitseinerTheoriederVerantwortungsgesellschafteinenVorschlag,wieeine
guteGesellschaftmitHilfedesKerngedankenderPartizipationentstehenkann.
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InteraktionimSocialWeb
AufgrundderzunehmendenVerbreitungdesInternetsunddesseninteraktiverAnwendungsmöglichkeiten,habensichindenletztenJahrenneueFormenderBeteiligungfürNutzerentwickelt.Diese
EntwicklungbasiertaufdenneuentechnologischenundmedialenRahmenbedingungen,dieseitder
EtablierungdessogenanntenWeb2.0einenbedeutendenUnterschiedzudenklassischenMedien
aufweist,dadieRollevonSenderundEmpfängernichtmehrtraditionellverankertist.DieseRollenverschiebungwirdinderwissenschaftlichenLiteraturmitdemBegriffderInteraktivitäterklärt
(Leggewie,Bieber2004,p.7).InteraktivitätbeschreibtnichtnureinspeziellestechnischesMerkmal
derneuenMedienunddieWechselbeziehungzwischenzweiodermehrerenGrößen,sondernebenso„dieChanceeineseinfachenundkontinuierlichenRollentauscheszwischendenSendernundEmpfängernvonInformationen.“(Leggewie,Bieber2004,p.7).DieseveränderteNutzunginnerhalbder
neuenMedien,dendamitverbundenenEingriffinKommunikationsprozesseunddieHandlungserweiterungderNutzerführtzuneuenFormenderBeteiligungundsuggeriertmehrDemokratiesowie
erweiterteMöglichkeitenderPartizipationinnerhalbderneuenMedien(Egloff2002,p.10).Ein
RückblickindieGeschichtederMedienverdeutlicht,dassdieMöglichkeitzurInteraktionundBeteiligungbereitsimZusammenhangmitanderenMediendiskutiertwurde.WiedieRadiotheorievon
BertoltBrechtbeispielsweisezeigt,inderereineDemokratisierungdesRadiosfordertindempassive
RezipientenzuaktivenSendernwerden(Brecht2000,p.260),bestanddieIdeeundForderungnach
mehrBeteiligungsmöglichkeitenanmedialenInhaltenschonlangevorderEtablierungdesSocial
WebsundbeschreibtdamitkeinausschließlichesPhänomenderheutigenZeit.
BegrifflichkeitenderNeuenMedien
DiedigitalenAnwendungenundAngeboteimInternethabensichindenletztenJahrenfundamental
verändert.DerBegriffWeb2.0dientseitdemJahre2004vorrangigalsSammelbegrifffürVeränderungenundErneuerungenimKontextdesInternets.DasWeb2.0umfassteineMengeverschiedener
Entwicklungen,beschreibtdabeiaberkeinevölligneueArtvonTechnologie(Friedmann2007,p.33).
VielmehrhandeltessichumInnovationenaufsozio-technischerBasis,dieeinebishernichtdageweseneFormderNutzungdesInternetsbeschreibenundneueMöglichkeitenfürNutzerindenBereichenderKommunikation,Partizipation,InteraktionundKollaborationbieten(Ebersbach,Glaser,
Heigl2011,p.27).Ausdemklassischenone-to-manyKommunikationsmodellwurdeeinModell,welchesdenDialogunterdenNutzernbegünstigtunddietraditionelleRollenverteilungvonSenderund
Empfängeraufweichenließ.DamitentstanddasKonzeptderwechselseitigenKommunikation,bei
demdieNutzerEinflussmöglichkeitenaufmedialeInhalteerhielten(Stanoevska-Slabeva2008,pp.
15).DaherwirddasWeb2.0häufigauchalsMitmach-Netzbezeichnet(Reichert2008,p.8).DieMedienwissenschaftlerinAnjaEbersbachbeschreibtdasSocialWebalseinenTeilbereichdesWebs2.0.
NachEbersbachistderBegriffWeb2.0somitweitergefasstundbeinhaltetauchökonomische,tech47
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nischeundrechtlicheAspekte(Ebersbach,Glaser,Heigl2011,p.27).BeimSocialWebhingegensteht
dasaufeinanderbezogeneHandelnzwischendeneinzelnenNutzernimVordergrund.Eswird„als
Gesamtheitalleroffenen,interaktivenundpartizipativenPlattformenimInternet“(Zerfaß,Sandhu
2008,p.285),die„vielfältigeFormenderKommunikationundInteraktioninwirtschaftlichen,politischen,gesellschaftlichenundprivatenZusammenhängen“(Zerfaß,Sandhu2008,p.285)betrachtet.
DarüberhinausbietetdasSocialWebKanälefürdieMobilisierung,Information,Kommunikationund
dasEngagementderNutzer.DieNutzersinddabeiwederanRaum,ZeitnochfinanzielleMittelgebundenodervondiesenabhängig.StattdessenermöglichteseineVernetzungvonMenschen,bietet
dieMöglichkeitzurAnonymitätsowieeinehoheReichweitefürdieKommunikationvonBelangen
jeglicherArt.
DigitalePartizipationalsPhänomenderMediatisierung
DerPartizipationsbegrifffindetimmerhäufigerimKontextderverschiedenenInteraktionsmöglichkeitenundAnwendungendesSocialWebVerwendung,wirdjedochhäufiginunspezifischerund
beinaheinflationärerArtundWeisegenutzt(Einspänner-Pflock,Dang-Anh,Thimm2014,p.7).Die
englischeSozialpsychologinSoniaLivingstonebetont,dassdaszunehmendeForschungsinteresse
bezüglichderfortschreitendenMediatisierungderLebensbereichedarinbesteht,dasssichdieprinzipiellenPartizipationsmöglichkeitenwandeln(Livingstone2013,p.23):
„[T]oday’smediaenvironmentisreshapingtheopportunitystrutcturesbywhichpeople(asaudiencesandasmediatedpublics)canparticipateinanincreasinglymediatizedsociety“(Livingstone2013,p.23).
LivingstonebleibtinihrerAussagezurdigitalenPartizipationalsneuesPhänomenderMediatisierung
nochsehrvorsichtig,imGegensatzzueinigenanderenAnsätzeninderMedien-undKommunikationsforschung,dieinderfortschreitendenDigitalisierungundbesondersderEtablierungdesSocial
WebseinbesonderespartizipativesPotentialundvölligneueMöglichkeitenderBeteiligungvermuten(Hepp,Pfadenhauer2014,p.237).
DerKommunikationswissenschaftlerHenryJenkins,umeinenderprominentestenVertreterzunennen,gehtinseinemVerständnissogarnocheinenSchrittweiterundsprichtnichtausschließlichvon
PotenzialenderMedientechnologie,sondernpostulierteinegrundlegendneueMedienkultur,die
sogenannteParticipatoryCulture.DiesePartizipationskulturbasiertaufgesellschaftlichemEngagementundKreativitätderNutzer.DurchdieEntwicklungenimSocialWebentstehenkollektiveBeziehungenundkollaborativePraktiken,dieneueFormenderGemeinschaftundeinenWandelderKulturhinzumehrPartizipationentstehenlassen(Jenkins2006,p.1).EinedagegeneherkritischeAnsichthinsichtlichdieserneuenMedienkulturvertretendieMedienwissenschaftlerNicoCarpentier
undMirkoTobiasSchäferundbeziehensichinihrerKritikvorallemaufdiezunehmendverallgemei-
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nerndenDefinitionendesPartizipationsbegriffesundbehauptendamitwürdederBegriffundseine
ursprünglicheBedeutungmissbrauchtwerden.LautCarpentierbeziehtsichPartizipationausschließlichaufdieMitentscheidungbzw.MitbestimmungimPartizipationsprozess,wohingegendiegemeinschaftlicheProduktionvonMedieninhalten,wiesieJenkinserwähnt,seinerMeinungnachkeine
FormderPartizipationdarstellt.SchäferunterscheidetindiesemZusammenhangexplizitervonimpliziterPartizipationundbehauptet,dassderErfolgdesSocialWebsunddenAnwendungendersozialenMedienaufimpliziterPartizipationbasiert,diesichineinemunterbewusstenBeteiligungsprozessentfaltetundbereitsdurchdiebloßeNutzungmedialerAnwendungenentstehenkann.Darüber
hinauskanndieimplizitePartizipationvonäußerenKräftengelenktundvonentsprechendemSoftwaredesignseitensderAnbieterplattformmanipuliertwerden(Schäfer2011,p.44).DieseArtder
PartizipationwäresomitwederzielgerichtetnochwürdesiedieeingangsfestgelegtenKriteriender
konventionellenPartizipationerfüllen,wiebeispielsweisediegemeinschaftlicheEntscheidungsfindung,dieFreiwilligkeitoderaberdieVerantwortungsübernahme.DieexplizitePartizipationhingegen
entfaltetsichlautSchäferineinemaktivenKollaborationswillensowieeinembewusstundintrinsisch
motiviertenEngagementderNutzerinkreativenProzessen(Schäfer2011,p.44).
BeteiligungsmöglichkeitenimSocialWeb
GrundsätzlichkönnenBeteiligungsangeboteimSocialWebnachAnbieter-undNutzerperspektive
unterteiltwerden.DieAnbieterperspektivebeschreibthierbeidieBeteiligungsangeboteaufdenunterschiedlichenPlattformenimSocialWeb.BeiderNutzerperspektivehingegenstehendieverschiedenenHandlungsformenzurBeteiligungimMittelpunkt.ImFolgendenwerdenverschiedeneMöglichkeitenderKategorisierungderBeteiligungsmöglichkeitennachdenbeidengenanntenPerspektivenerläutert.
DieUnterteilungderSocialWebAngeboteausAnbieterperspektiveerfolgtinCommunity-Projekte
(z.B.Wikipedia),Blogs(Mikroblogs,wiez.B.Twitter),ContentCommunities(z.B.YouTubeundandere
Podcasts)undsozialeNetzwerke(z.B.Facebook).DiegenanntensozialenMedienzeichnensichdurch
Benutzerfreundlichkeit,eineneinfachenZugang,einehoheglobaleReichweite,AktualitätundViralitätaus.NebendiesenklassischenSocialMediaAnwendungenwerdendarüberhinausauchjenedigitalenBeteiligungsangebotegenannt,dienichtimengerenSinnedensozialenMedienzuzuordnen,
jedochinbesonderemMaßeaufeineBeteiligungderNutzerausgerichtetsind.DieRedeistvonsogenanntenPartizipationsportalen,dieinvielfältigenKontextenundThemenbezügenzurBeteiligung
inEntscheidungsprozessen,KampagnenoderPetitionenaufrufen(Wagner,Gerlicher,Brüggen2011,
p.5).FürdigitalePartizipationaufpolitischerundsubpolitischerEbeneexistierenbeispielsweisedie
PlattformenderNichtregierungsorganisationenMoveOn.org,Change.orgundAvaaz.org.DiesedienennacheigenerAussagedazu,TransparenzherzustellenoderaufwichtigeThemenaufmerksamzu
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machenumpolitischeAkteurezubeeinflussen.SosollenbeispielsweiseProtest-Emailsgebündeltan
RegierungsvertreterundEntscheidungsträgergesendetwerden.DarüberhinaushabenNutzerdie
MöglichkeitanOnline-Petitionenteilzunehmenodereigenezuerstellen(Wagner,Gerlicher,Brüggen
2011,p.5).
EineweitereUnterteilungvonPartizipationimSocialWeberfolgtinAnlehnungandenKommunikationswissenschaftlerNicoCarpentierinPartizipationinMedienundPartizipationdurchMedien.PartizipationinMedienbetrachtetdieMedienalsOrganisationundumfasstMöglichkeitenderNutzerbeteiligunganderProduktionderMedieninhaltesowiedenEntscheidungenderOrganisation,die
denProzessderProduktionbetreffen(Carpentier2011,p.67).VordemHintergrundderNutzerbeteiligunginMedienlassensichHandlungstypenimSocialWeblautderMedienwissenschaftlerinJessicaEinspänner-Pflockweitereingrenzen.HierzuzählendasEmpfehlen,BewertenoderKommentierenvonBeiträgen,wiebeispielsweisedasVerfassenvonTweetsbeiTwitter,dasTeileneinesLinks
oderderKlickaufdenGefälltmir-ButtonbeiFacebook,dieNutzungeinesBewertungssystemswie
beispielsweisebeiAmazonoderaberdieNutzungderKommentarfunktionaufeinerNachrichtenwebsite.DieseHandlungenhabenvorallemeineDistributionsfunktion.DarüberhinauskönneneigeneBeiträgepubliziertwerden,dieüberdiereineKommentarfunktionhinausreichenundeigeneArtikel,BlogpostsoderBeiträgezudiversenThemendarstellen(Einspänner-Pflock,Dang-Anh,Thimm
2014,p.26).DiePartizipationdurchMedienhingegenmeintlautCarpentierdieBeteiligungs-bzw.
EinflussmöglichkeitimHinblickaufgesellschaftlicheoderpolitischeBelange.DieseFormdermedialenPartizipationkannlediglichdieMöglichkeitzurMitwirkungoderMitgestaltungvongesellschaftlichenoderpolitischenThemenundDiskussionenumfassen,jedochauchbishinzurMitbestimmung
inOrganisationen,InitiativenoderpolitischenFragenführen.SomitstelltdasMediumeineArtWerkzeugzurNutzerbeteiligungdar,umaufEntscheidungsprozesseaußerhalbdesSocialWebsEinflusszu
nehmen(Carpentier2011,p.67).
EinenweiterenAnsatzzurStrukturierungderBeteiligungsformenimSocialWebausNutzerperspektivebietetdasKonzeptvonWagner,GerlicherundBrüggen.SieunterscheidendreiKategorien:sich
positionieren,sicheinbringenundandereaktivieren.ErsteresmeinteineStellungzugesellschaftlichenThemenzubeziehenodereinStatementabzugeben,indemderNutzersichüberSelbstdarstellung,beispielsweiseeinenPostbeiFacebook,positioniert.DasSich-EinbringenbezeichnetdieInitiierungvonoderdieBeteiligungangesellschaftlichenDiskursen.EbensoistdamitdieaktiveErstellung
eigenerBeiträgegemeint,dieinnerhalbeinerCommunitykommentiertunddiskutiertwerdenkönnen.DasAktivierenvonanderenPersonenumfassthingegendasMotivierenPersonenzubestimmtenAktivitäten.DarunterzählenzumBeispieldieEröffnungundModerationeigenerGruppenoder
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DiskurseinCommunitiesoderverschiedeneFormenderAbstimmung,wiebeispielsweisedieErstellungvonTerminumfragenoderOnline-Umfragen(Wagner,Gerlicher,Brüggen2011,p.12)
IneinemweiterenSchrittgliedernWagneretal.dieMöglichkeitenderBeteiligung.Eswirdhierbei
zwischenHandlungsmöglichkeitenaufeinerPlattform,plattformübergreifendenHandlungsmöglichkeitenundjenedieeineVerbindungzwischenOnline-undOffline-Handelnermöglichen,unterschieden.HandlungsmöglichkeitenaufeinerPlattformkönnenzumBeispieldasKommentierenoderBewertenvonBeiträgen,dieTeilnahmeanOnline-PetitionensowiedieeigeneProduktionvonMedieninhaltensein.EbensokönnenBeiträgeandererNutzergeteiltoderveröffentlichtwerdensowiegezeigtwerden,dasseinePersonaneinerzusammenhängendenOffline-Aktionteilnimmt.PlattformübergreifendeHandlungsmöglichkeitenhingegenumfassenGestaltungs-undBeteiligungsmöglichkeiten,dieüberdieoriginäreOnline-PlattformhinwegaufanderePlattformenverweisen.Sokönnen
BeiträgeinsozialenNetzwerkenwiezumBeispielFacebook,aufspezielleKampagnenoderAktionen
verweisenodermitkonkretenKontaktmöglichkeitenüberOnline-DienstezudenjeweiligenEntscheidungsträgernversehensein.BeiderVerbindungvonHandlungsmöglichkeitenvomOnline-zum
Offline-BereichgehtesvorallemumdieTeilnahmeanOffline-Aktionen,welcheimOnline-Bereich
vorbereitetundbeworbenwurden.DarüberhinauszähltdieEinbindungvonSymbolenhinzu,die
OnlinebeispielsweiseimRahmeneinerKampagneentstandensind,jedochauchOfflineinAktionen
eingesetztwerden.EbensosindSpendenaktionenfürOffline-Aktionenzuerwähnen,zudenenOnlinebereitsaufgerufenwurde.AlsletztesBeispielfürdieVerbindungvonOnline-undOfflineAktionen
könnensogenannteLive-Handlungsmöglichkeitengenanntwerden,diebeispielsweiseeineVideoLiveübertragungeinerDemonstrationzurVerfügungstellen(Wagner,Gerlicher,Brüggen2011,p.
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NeuartigeFormenderBeteiligungimSocialWeb
ZuvielenklassischenPartizipationsmöglichkeiten,wiebeispielsweiseUnterschriftenaktionenoder
Demonstrationen,entstandindenletztenJahrendasdigitalePendantimSocialWeb.Darüberhinaus
bietetdasInternetjedocheineErweiterungdesPartizipationsrepertoires,alsoBeteiligungsmöglichkeiten,dielediglichimSocialWebihreUmsetzungfindensowiespezielleAktivitätendiehäufigunter
demBegriffdesOnline-Aktivismusaufgeführtsind(März2010,p.222).BesonderheitenderBeteiligungimSocialWebstellenvorallemdieschnelleundeffizienteVernetzungvonMenschenaufglobalerEbenedar.MitHilfedesInternetskönnenInformationeninkürzesterZeit,ortsunabhängigund
kostenneutralverbreitetwerden(März2010,p.223).
DerBegriffClicktivism,zudeutschKlicktivismus,bezeichneteinPhänomen,dasspeziellimSocial
WebentstandenistundeineneueFormderpolitischensowiesubpolitischenBeteiligungmeint.DieseArtdesAktivismusfindetindigitalerFormstattundkannsichbeispielsweisedurchdieTeilnahme
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anOnline-Petitionen,denStarteinerKampagneoderdenAufrufzudigitalenProtestenäußern.BereitsgenanntePartizipationsportalevonOrganisationenwiebeispielsweiseChange.orgund
Avaaz.orgfindensostarkenZulauf.FürdieBegriffeClicktivismsowieSlacktivism,welcherinähnlicherWeiseverwendetwird,existierenkeinewissenschaftlichenDefinitionen.HenryJenkinsäußert
imZusammenhangdieserBegriffe,dassdasdigitaleZeitaltereineneueOnline-ÄradesAktivismus
erschaffenhat,diedenNutzernundbesondersderjüngerenGenerationvielfältigeMöglichkeitenzur
BeteiligungundPartizipationinpolitischenDiskursenbietet.BesondersimHinblickaufdiesozialen
Medienwirddiesoffensichtlich,daIndividuenihreeigenenpolitischen,religiösenodersozialenBelangevorantreibenkönnen,umpolitischeMeinungenzubeeinflussen.DerKlicktivismuswirdjedoch
ausvielenRichtungenzumTeilstarkkritisiert.GenanntwirdhierbeidasoberflächlicheEngagement
imOnline-Bereich,welchesimOffline-BereichhäufignichtingleicherIntensitätvorhandenist
(Kersting2014,p.77).DerwesentlicheKritikpunktdiesesAktionismusist,dassbeispielsweiseMillionenvonNutzerneinVideoabspielenoderaneinerOnline-Petitionteilnehmen,diesjedochnicht
zwangsläufig,direkteAuswirkungaufeinenZustandinderanalogenWelthat.DerErfolgdieserOnline-KampagnenwirdzudemhäufiganhandvonKlickzahlengemessen,diejedochlediglichquantitativeWertedarstellenundsichanMarketingrichtlinienorientieren(Lachenmeyeretal.).DerPolitikwissenschaftlerJoséMarichalbezeichnetdieseArtdesEngagementsalsMikroaktivität,beidernichtdie
BeteiligungangesellschaftlichenoderpolitischenThemensetzungen,sonderndieKonstruktioneiner
„aktivistischenIdentität“imFokussteht(Kersting2014,p.77).
AuchderBegriffdesSlacktivismuswird,wiebereitserwähnt,inähnlichemZusammenhangverwendetund„[...]setztsichzusammenausdenenglischenWörternslackerfürFaulenzerundactivismfür
Aktivismus.“(Eisfeld-Reschke,Geiger2012).KrisKristofferson,KatherineWhiteundJohnPelozahabensichmitdenunterschiedlichenBeteiligungsformeninderdigitalenGesellschaftinihremJournalof-Consumer-Research-AufsatzTheNatureofSlacktivismauseinandergesetztundäußernsichdazu
wiefolgt:
„Wedefineslacktivismasawillingnesstoperformarelativelycostless,tokendisplayofsupport
forasocialcause,withanaccompanyinglackofwillingnesstodevotesignificantefforttoenactmeaningfulchange.“(Kristofferson,White,Peloza2014)
DerBegriffdesSlacktivismuswird,wieimZitatdeutlich,häufigalsnegativeEntwicklungbetrachtet,
dadieAktivitätalsniedrigschwelligbewertetwirdundihrEngagementmeistnursymbolischist.
SlacktivismusumfasstwieauchderKlicktivismuseinfacheFormendesAktivismusoderProtestes,die
häufignurwenigEinsatzfordern,damit„[...]bedarfeszunächstkeinergroßenkörperlichenoder
geistigenAnstrengung.“(Eisfeld-Reschke,Geiger2012).DerNutzertätigtbeimSlacktivismuseine
HandlungauseinemgesellschaftlichenAnliegenheraus,wobeisichdieseTätigkeitimUnterzeichnen
einerOnline-Petition,SpendeneinerminimalenSummeoderaberimAustauschdespersönlichen
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ProfilbildesinnerhalbeinessozialenNetzwerkesausdrückenkann.Kritikerbefürchtenjedoch,dass
SlacktivismusalsausreichenderProstestbeidenBeteiligtenempfundenwirdunddiesePersonen
darüberhinausaufalleweiterenundaufwendigerenFormenderBeteiligungverzichten(Voss2014,
p.156).NebendenkritischenMeinungenzumSlacktivismusexistierenjedochauchpositiveAnsätze,
dieunterdemBegriffeineArtderBeteiligungverstehen,welchesichvorallemsymbolischäußert
undeineNeuerungdarstellt,dasieMenschenbetrifft,diesichsonstwomöglichgarnichtbeteiligen
würden.SomitverbreitensichThemenweiterunderzieleneinehöhereReichweite,ausdenendann
wiederumweitere,wirkungsvolleAktivitätenundBeteiligungsformenresultierenkönnen.AusdiesemBlickwinkelbetrachtetwäreSlacktivismussomiteineneueFormderinteraktivenÖffentlichkeitsarbeitfürwohltätige,gesellschaftliche,politische,religiöseodersonstigeAnliegen(Passig,Lobo
2012).
Ergebnisse
IneinemVergleichvonkonventionellerPartizipationmitderPartizipationimSocialWeb,wobeidie
sechsfestgelegtenKriterienderkonventionellenPartizipationsowiedieCharakteristikaderPartizipationimSocialWebalsGrundlagedienten,konntefestgestelltwerden,dassdiewesentlichenUnterschiedebeimKriteriumderMachtverteilungsowiederVerantwortungsübernahmeliegen.DiesebeidenKriterienkonnten,imGegensatzzudenRestlichen,bezüglichderPartizipationimSocialWeb
nichtbestätigtwerden.
GrundhierfürsindimFallederMachtverteilungdiePlattformanbieter.DiesegebenzwareinenTeil
ihrerMachtab,indemNutzerdieMöglichkeitzureigenenProduktionvonMedieninhaltengewährt
wird,jedochsinddieseAnbieterindenmeistenFällenwirtschaftsorientierteUnternehmen.DerNutzerwirdindiesenFällenhäufigalsProduktdeklariert,derMedieninhalteunentgeltlichbeisteuert
undDatenliefertdiewiederumzuMarketingzweckeneingesetztwerdenkönnen(Jenkins,Ford,
Green2013,p.298).DiesenAspektgreiftauchSchäferinseinemModellderimplizitenPartizipation
auf,welchesbereitsgeschildertwurde.
ImFalledesKriteriumsderVerantwortungsübernahmewirdimZusammenhangmitdembeschriebenPhänomendesClicktivismhäufigdieFragegestellt,obundwieinformiertundreflektiertClicktivistenagieren,daausdieserArtderBeteiligungkeineHandlungenunddamitKonsequenzenresultieren(Eisfeld-Reschke,Geiger2012).DarüberhinausbietetdasSocialWebwieebenfallserwähntdie
MöglichkeitalsNutzeranonymzuagieren,somitisteineÜbernahmederKonsequenzendesHandelnsnichtimmergegeben.
Auffälligist,dassbesondersdiebeidenKriterienderMachtverteilungundVerantwortungsübernahmenichtimvirtuellensonderneherimrealenRaumzuverortensind,dasienichteinfachtechnisch
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umgesetztwerdenkönnen.DieVerteilungvonMachtsowiedieÜbernahmevonVerantwortungstellenbedeutendeBestandteileunsererGesellschaftdar.DieMachtverteilungfußtdabeiaufdemIdeal
derdemokratischenGesellschaftundEtzionibeschrieb,dasseineVerantwortungsgesellschaftauf
kulturellgeprägtenWertenundHandlungsmusternbasiert,alsodemKerneinerjedenGesellschaft.
AusdieserErkenntniskönnennachfolgendzweiSchlüssegezogenwerden.Zumeinenlässtsichim
RahmendererlangtenErgebnisseerkennen,dassderBegriffderPartizipationimSocialWebhäufig
inunspezifischemZusammenhangverwendetwirdundreinnachdensechsKriteriennichtmitkonventionellerPartizipationverglichenwerdenkann.Jedochbedeutetdiesnicht,dassPartizipationim
SocialWebpersenichterfolgenkann.EswurdeneinigeBeweisegeliefert,wiebeispielsweisedie
AuflösungdertraditionellenRollenverteilungvonSenderundEmpfänger,diedaraufhindeuten,dass
durchdasSocialWebeineneueArtderBeteiligungfürgesellschaftlicheAkteureentstandenist.JedochbestätigeneinigeStudien,dassdieeuphorischeHoffnung,dasSocialWebwürdezumehrDemokratieundnochniedagewesenerPartizipationführen,zumindestbishernichterfülltwurde.In
diesemZusammenhangbesagtdieNielsen-Regel,auchbekanntalsEin-Prozent-Regel,„Inmost
onlinecommunities,90%ofusersarelurkerswhonevercontribute,9%ofuserscontributealittle,
and1%ofusersaccountforalmostalltheaction.“(Nielsen2006).DieseRegelsowieeinigerepräsentativeempirischeErgebnissebestätigen,dassdiedigitaleBeteiligungimSocialWebaufeinerMinderheitbasiert,dieoftmalseineähnlicheNutzergruppewieinklassischenBeteiligungsformatendarstellt(AlexandervonHumboldtInstitutfürInternetundGesellschaft2014,p.11).DerzweiteSchluss,
dersichausdemVergleichzwischenkonventionellerPartizipationundderPartizipationimSocial
Webziehenlässtist,dassPartizipationimSocialWebmöglicherweiseunteranderenKriterienbetrachtetwerdenmüsste,dennsieunterliegtdenbesonderenStrukturenundGegebenheitendes
SocialWebs.AusdiesemGrundsolltedemSocialWebkeineswegsdasPotentialzurPartizipation
aberkannt,jedocheinneuerBegriffeinverleibtwerden.DerBegriffderSymbolpartizipationerscheint
hierfürbesondersgeeignetzusein.DieserBegriffentstandimRahmeneinerrepräsentativenStudie
desPolitikwissenschaftlersGaryS.Schaal,derdiepolitischeBeteiligungimOnline-undOfflinebereichuntersucht.DiesymbolischePartizipationbeschreibtindiesemKontextwenigerdieIntention
einerkonkretenEinflussnahmeaufEntscheidungsprozessewieimklassischenSinnederPartizipation,
sondernvielmehreinZeichenfürdieeigeneMeinungzusetzen.DieseArtderPartizipationistspezifischundkurzfristigaktivierbarundzieltnichtdirektaufumfassendeVeränderungenab,sondernauf
eineBeteiligungundeineArtdesSich-EinbringensimdirektenLebensumfelddesNutzers(Schaal
2013).Jedochsolltefestgehaltenwerden,dassdieseArtderPartizipationnichtnegativbetrachtet
werdensollte.WennMenschensichmitbestimmtenSachverhaltenoderProblematikenauseinandersetzendannkönnensieeinBewusstseinentwickelndaswiederumihrdirektesUmfeldbeeinflus-
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