Elektronik Inhaltsverzeichnis ELEKTRONIK...............................................................................................1 SKRIPT ........................................................................................................1 1. UNTERSCHEIDUNG VON METALLEN, HALBLEITERN UND ISOLATOREN ............................1 2. MODELLE ZUR ELEKTRISCHEN LEITUNG........................................................................2 2.1 Metalle: Das klassische Elektronengas............................................................2 2.2 Halbleiter: Kristallgitter-Bindungs-Modell .........................................................2 2.2.1 Eigenleitung...............................................................................................................................2 2.2.2 Störstellenleitung......................................................................................................................3 2.2.2.1 n-Halbleiter.................................................................................................................4 2.2.2.2 p-Halbleiter.................................................................................................................4 3. 4. 5. BÄNDERMODELL...........................................................................................................6 3.1 Aufspaltung der diskreten Energiewerte in Bänder .........................................6 3.2 Fermi-Dirac-Statistik .........................................................................................7 3.3 Elektrische Leitung in Reinstoffen ....................................................................8 3.4 Störstellenleitung ............................................................................................10 3.5 Temperaturabhängigkeit der Elektronen- und Löcherdichte .........................10 BAUELEMENTE AUS HOMOGENEN HALBLEITERN .........................................................12 4.1 Photowiderstände (LDR) ................................................................................12 4.2 Heißleiter (NTC)..............................................................................................13 DER PN-ÜBERGANG ...................................................................................................14 5.1 5.2 Der stromlose pn-Übergang ...........................................................................15 5.1.1 Betrachtung im Teilchenmodell........................................................................................... 15 5.1.2 Betrachtung im Bändermodell............................................................................................. 16 5.1.3 Berechnung der Diffusionsspannung................................................................................. 16 5.1.4 Berechnung des Diffusions - und des Sättigungsstroms................................................. 17 Der pn-Übergang mit äußerer Spannung.......................................................17 5.2.1 Diffusionsspannung und äußere Spannung gleichgerichtet (Sperrichtung)................ 17 5.2.1.1 Betrachtung im Teilchenmodell........................................................................... 17 5.2.1.2 Betrachtung im Bändermodell............................................................................. 18 5.2.2 Äußere Spannung und Diffusionsspannung entgegengerichtet (Durchlaßrichtung).. 18 5.2.2.1 Betrachtung im Teilchenmodell und Herleitung der Diodenkennlinie........... 18 5.2.2.2 Betrachtung im Bändermodell............................................................................. 20 6. ARTEN UND EIGENSCHAFTEN VON HALBLEITERDIODEN UND IHRE ANWENDUNG..........21 6.1 Schaltdioden (Universaldioden) .....................................................................22 6.2 Schottkydioden ...............................................................................................23 6.3 Gleichrichterdioden .........................................................................................23 6.4 Z-Dioden (Zener-Dioden) ...............................................................................26 6.5 Tunneldioden (Esaki-Dioden) .........................................................................28 Inhaltsverzeichnis 7. 6.6 Photodioden ....................................................................................................28 6.7 Leuchtdioden (LED)........................................................................................29 6.8 Varistoren (VDR) ............................................................................................30 TRANSISTOREN ..........................................................................................................31 7.1 Bipolartransistoren..........................................................................................32 7.1.1 Kennlinienfeld eines Transistors ......................................................................................... 32 7.1.2 Funktionsprinzip eines Transistors ..................................................................................... 32 7.1.3 Die drei Grundschaltungen.................................................................................................. 33 7.1.3.1 Basisschaltung....................................................................................................... 33 7.1.3.2 Emitterschaltung .................................................................................................... 34 7.1.3.3 Kollektorschaltung................................................................................................. 35 7.1.4 Arbeitsbereich eines Transistors......................................................................................... 36 7.1.5 Technische Realisierung der Emitterschaltung (Arbeitspunktstabilisierung)............... 36 7.1.6 Der Transistor als Schalter.................................................................................................. 38 7.1.6.1 Bistabile Kippstufe (Flip-Flop).............................................................................. 38 7.1.6.2 Monostabile Kippstufe (Monoflop)...................................................................... 39 7.1.6.3 Astabile Kippstufe (Multivibrator) ........................................................................ 40 7.2 Feldeffekttransistoren (FET)...........................................................................41 7.2.1 Sperrschicht-Feldeffekttransistoren (JFET) ...................................................................... 42 7.2.2 MOS-Feldeffekttransistoren (MOSFET) ............................................................................ 43 VERSUCHSANLEITUNG ............................................................................... 47 1. 2. 3. EIGENSCHAFTEN HOMOGENER HALBLEITER (TEIL A) ..................................................48 1.1 Photowiderstand (LDR) ..................................................................................48 1.2 Heißleiter (NTC)..............................................................................................49 HALBLEITER MIT PN-ÜBERGANG (TEIL A) ....................................................................50 2.1 Varistor (VDR).................................................................................................50 2.2 Dioden.............................................................................................................51 DER TRANSISTOR (TEIL B) .........................................................................................54 3.1 Kennlinienfeld eines Transistors ....................................................................54 3.2 Der Transistor als Verstärker .........................................................................55 3.3 Der Transistor als Schalter.............................................................................56 LITERATURVERZEICHNIS...................................................................... 58 Elektronik (Skript) 1 Skript 1. Unterscheidung von Metallen, Halbleitern und Isolatoren Festkörper teilt man nach ihrer elektrischen Leitfähigkeit in Leiter, Halbleiter und Isolatoren ein. Dabei existieren aber keine exakt festgelegten Grenzen zwischen den jeweiligen Gruppen. Bei einem spezifischen Widerstand von weniger als etwa 10-5 Wm spricht man von Leitern, ab ca. 107 Wm von Isolatoren. Stoffe, deren spezifischer Widerstand dazwischen, d.h. im Bereich von 10-5 Wm und 107 Wm liegt, nennt man Halbleiter. Der spezifische Widerstand zeigt eine ausgeprägte Abhängigkeit von der Temperatur (Abb. 1), dem Druck und anderen Parametern, wie zum Beispiel der Anzahl der Fremdatome im Kristall. Halbleiter verhalten sich in der Nähe des absoluten Nullpunkts (T ® 0 K ) wie Isolatoren. Bei Zimmertemperatur steigt ihre Leitfähigkeit auf einen meßbaren Wert an. Bei Metallen dagegen sinkt die Leitfähigkeit mit steigender Temperatur. Abb. 1: elektrische Leitfähigkeit von Festkörpern 1 Die Temperaturabhängigkeit der Leitfähigkeit ist ein wesentliches Unterscheidungskriterium zwischen Metallen und Halbleitern. Typische Vertreter für Halbleiter sind die Elementhalbleiter aus der IV. Hauptgruppe des Periodensystems wie z.B. Si und Ge und Verbindungen der III. und V. Hauptgruppe, wie GaAs oder GaP, sog. III-V-Verbindungen. Zusammenfassung § Festkörper teilt man nach ihrer elektrischen Leitfähigkeit in Leiter, Halbleiter und Isolatoren ein. Dabei spielt die Temperaturabhängigkeit des spezifischen Widerstands eine entscheidende Rolle. 1 [7] S. 296 Elektronik (Skript) 2 2. Modelle zur elektrischen Leitung Im folgenden wird anhand verschiedener Modelle der Leitungsmechanismus und die Temperaturabhängigkeit des spezifischen Widerstands bei Metallen und Halbleitern erklärt. 2.1 Metalle: Das klassische Elektronengas2 In Metallen sind alle Valenzelektronen der Atome als Elektronengas im Grundgitter der Atomrümpfe frei beweglich. Diese feste, temperaturunabhängige Anzahl von Ladungsträgern wird in einem äußeren elektrischen Feld beschleunigt. Die Elektronen verlieren aber die aufgenommene Energie bei Stößen an Fremdatomen, Abweichungen vom idealen Gitterbau oder thermischen Gitterschwingungen. Nach dem Stoß nehmen sie wieder Energie durch das elektrische Feld auf. Die ungeordnete thermische Bewegung der Elektronen wird also durch eine Driftbewegung überlagert. Je heißer das Metall wird, desto stärker schwingen die Ionenrümpfe, und desto mehr behindern sie die Bewegung der Elektronen. Mit steigender Temperatur nimmt deshalb der spezifische Widerstand der Metalle zu. 2.2 Halbleiter: Kristallgitter-Bindungs-Modell 2.2.1 Eigenleitung In einem Kristall, der aus Elementen der IV. Hauptgruppe, z.B. Si, gebildet wird, werden alle vier Valenzelektronen für die Elektronenpaarbindungen zu den jeweils vier Nachbaratomen benötigt. Sie sind alle ortsgebunden, können aber durch Energiezufuhr, z.B. durch Wärme oder Lichteinfall, abgelöst werden und dann im elektrischen Feld driften. Beim Ablösen eines Elektrons entsteht ein freier Platz, in den ein Elektron der Nachbaratome nachrücken kann. Den freien Platz nennt man Loch oder Defektelektron. Durch das Nachrücken anderer Elektronen bewegt es sich auch, aber in entgegengesetzter Richtung zu den Elektronen. Ein Loch verhält sich im elektrischen Feld wie eine positive Ladung. Der Gesamtstrom in einem Halbleiter ist die Summe aus Elektronen- und Löcherstrom. 2 entwickelt von P. Drude und H.A. Lorentz Elektronik (Skript) 3 Abb. 2: Eigen-, n- und p-Leitung im Halbleiter 3 In einem störungsfreien Halbleiter können Löcher und bewegliche Elektronen nur paarweise entstehen, und ihre Konzentration ist stets gleich. Man nennt diese Art der Leitfähigkeit Eigenleitung (Abb. 2). Die zur Bildung eines Elektron-Loch-Paares nötige Energie E g wird der thermischen Energie des Kristallgitters entnommen. Treffen ein (quasi)freies Elektron und ein Loch aufeinander, so kommt es zur Rekombination und ein Elektron-Loch-Paar verschwindet. Die dabei entstehende Energie wird als elektromagnetische Welle oder thermische Energie freigesetzt. Bei jeder Temperatur stellt sich ein Gleichgewicht ein, bei dem genauso viele Ladungsträgerpaare erzeugt werden, wie vernichtet werden. Dann gilt für die Konzentrationen der Elektron n- und der Löcher n+ die Gleichgewichtsbedingung (Herleitung siehe 3.5 Temperaturabhängigkeit der Elektronen- und Löcherdichte, Seite 10): Eg n-n+ : T3 × e-kT ( k = Boltzmann-Konstante) (1) Bei eigenleitenden Halbleitern bezeichnet man die Ladungsträgerkonzentration auch mit ni 4. Bei störungsfreien Halbleitern nimmt die Ladungsträgerkonzentration mit der Temperatur so stark zu, daß die Einschränkung der Beweglichkeit der Elektronen durch die Bewegung des Gitters überdeckt wird, und die Leitfähigkeit ansteigt. 2.2.2 Störstellenleitung Durch Dotierung, das Einbringen von Fremdatomen mit einer abweichenden Anzahl von Valenzelektronen, kann man die Leitfähigkeit beeinflussen. Dabei genügt es, ein Fremdatom pro 105 bis 106 Gitteratome einzubauen.5 3 4 [11] S. 663 engl. intrinsic = eigenleitend Elektronik (Skript) 4 2.2.2.1 n-Halbleiter Ersetzt man im Si-Kristall Si-Atome durch ein Element der V. Hauptgruppe wie z.B. P, so werden nur vier der fünf Valenzelektronen des P-Atoms für die Bindung benötigt. Das fünfte Elektron ist zwar durch die Kernladung an das P-Atom gebunden, aber seine Bindungsenergie ist mit einigen zehn meV wesentlich geringer als die eines Valenzelektrons eines SiAtoms (E g,Si = 1,1eV ). Wird es durch thermische Energie vom P-Atom abgelöst, so entsteht nur eine Sorte Ladungsträger, nämlich ein Elektron. Die positive Ladung ist fest an das Störion gebunden. Bei Zimmertemperatur (thermische Energie kT = 26meV ) sind praktisch alle Störatome ionisiert und die Elektronenkonzentration ist gegenüber störungsfreien Halbleitern um 105 bis 108 erhöht. Diesen Leitungsmechanismus bezeichnet man als Störstellenleitung. Entsteht der Stromfluß durch die Bewegung von Elektronen, so spricht man von Elektronen- oder n-Leitung (Abb. 2). Wie für jeden Halbleiter gilt auch hier die Gleichgewichtsbedingung (1). D.h., der Ladungstransport wird fast ausschließlich von Elektronen, den sog. Majoritätsladungsträgern6 übernommen, da die Konzentration der Löcher (Minoritätsladungsträger7) gering ist. Dies ist auch anschaulich einsichtig, denn wenn sehr viel mehr freie Elektronen als Löcher existieren, steigt die Wahrscheinlichkeit, daß es zu Rekombinationen kommt, und die Zahl der Löcher sinkt noch mehr. Diese bleiben aber z.B. für die Erklärung des pn-Übergangs wichtig. Störatome, die Elektronen abgeben, nennt man Donatoren8 und den damit dotierten Halbleiter einen n-Halbleiter. 2.2.2.2 p-Halbleiter Es ist auch möglich, Störatome einzubringen, die ein Valenzelektron weniger besitzen als die Halbleiteratome, z.B. dreiwertige Stoffe wie Al oder In in einem Si-Kristall. Man erhält einen p-Halbleiter, die Fremdatome heißen Akzeptoren9. Da sie ein Valenzelektron weniger haben als die Kristallatome, fehlt in der Paarbindung ein Elektron oder mit anderen Worten, im Gitter entsteht ein Defektelektron. Dieses ist lose an das Fremdatom gebunden. Elektronen der Nachbaratome können dieses Loch aber bei geringer Energiezufuhr besetzen. Dabei entsteht jedoch bei einem anderen Atom ein Loch. Das Defektelektron wandert im Kristallgitter. 5 Bei reinem Germanium existiert ein Elektron-Loch-Paar pro 1,76 × 10 9 Gitteratome. Dies zeigt auch die Anforderungen an die Reinheit des Grundmaterials, die bei nicht mehr als einem Fremdatom pro 10 9 GeAtomen liegen darf. 6 7 8 9 lat. maior = mehr lat. minor = weniger lat. donare = schenken lat. accipere = annehmen Elektronik (Skript) 5 Schon bei tiefen Temperaturen weist der Si-Kristall Löcher auf, die für den Stromfluß sorgen. Diesen Leitungsmechanismus bezeichnet man als Löcher- oder p-Leitung (Abb. 2). Entsprechend nennt man hier die Löcher Majoritäten und die Elektronen Minoritäten. Zusammenfassung Es gibt verschiedene Modelle, die die elektrische Leitfähigkeit von Festkörpern erklären: § Metalle (klassisches Elektronengas): Die Beschleunigung durch ein äußeres elektrisches Feld und Energieverluste bei Stößen (an Fremdatomen, Abweichungen vom idealen Gitterbau und thermischen Gitterschwingungen) führen zu einer Driftbewegung der Valenzelektronen und dadurch zum Stromfluß in Metallen. Mit steigender Temperatur nehmen die Schwingungen des Ionengitters zu und die Leitfähigkeit der Metalle verringert sich. § Halbleiter (Kristallgitter-Bindungs-Modell): ú Eigenleitung: In einem Kristall aus einem Element der IV. Hauptgruppe sind die Valenzelektronen ortsgebunden, können aber durch Energiezufuhr (z.B. Photoeffekt) abgelöst werden. Im äußeren elektrischen Feld bewegt sich das Elektron dann in die eine, der freigewordene Platz (das sog. Loch oder Defektelektron) in die andere Richtung. Es fließt Strom. ú Störstellenleitung: Den Einbau von Fremdatomen nennt man Dotierung. - Dotiert man einen Kristall mit Fremdatomen, die ein zusätzliches Valenzelektron besitzen (Donatoren), so sind diese Elektronen nur schwach an die eingebrachten Atome gebunden. Sie können durch thermische Energie abgelöst werden und zum Stromfluß beitragen (n-Leitung). - Analog kann man Atome einbringen, die ein Valenzelektron weniger besitzen als die Atome des Kristalls (Akzeptoren). Im Gitter entstehen dadurch Defektelektronen, die in einem äußeren elektrischen Feld wandern können (p-Leitung). - Die Ladungsträgersorte, von der die größte Anzahl vorhanden ist, nennt man Majoritätsladungsträger, die andere Minoritätsladungsträger. ú Trifft ein Elektron-Loch-Paar aufeinander, so wird es durch Rekombination „vernichtet“. Bei jeder Temperatur stellt sich eine entsprechende Gleichgewichtskonzentration der Elektronen und der Löcher gemäß Gleichung (1) ein. Die Ladungsträgerkonzentration ist stark temperaturabhängig, so daß die Einschränkung der Beweglichkeit der Elektronen durch Gitterschwingungen überdeckt wird. Deshalb steigt die Leitfähigkeit von Halbleitern mit der Temperatur an. Elektronik (Skript) 6 3. Bändermodell Die oben erklärten Teilchenmodelle sind für einen anschaulichen Einstieg geeignet, reichen aber für quantitative Betrachtungen nicht aus. Die Eigenschaften von Festkörpern werden durch das Zusammenwirken vieler, eng benachbarter Atome bestimmt. Tiefer gehende Aussagen erhält man mit dem sog. Bändermodell, das die erlaubten Energiezustände für die Elektronen des Festkörpers beschreibt. 3.1 Aufspaltung der diskreten Energiewerte in Bänder Ausgangspunkt ist das klassische Bohrsche Atommodell, d.h., Elektronen bewegen sich ohne Energieverlust (strahlungsfrei) auf Bahnen um den Kern. Dabei werden sie von der Coulombkraft auf der Kreisbahn gehalten. Zu jeder Bahn gehört ein Energiewert, der sich aus der Summe von kinetischer und potentieller Energie errechnet und ein Maß für die Bindung des Elektrons an den Kern darstellt. Es sind nur solche Bahnen erlaubt, für die der Bahndrehimpuls des Elektrons ein ganzzahliges Vielfaches von h = h ist. 2p Dadurch entstehen diskrete Energiewerte. Zwischen diesen erlaubten Energiewerten liegen verbotene Energiebereiche, die sog. verbotenen Zonen. Übergänge zwischen den erlaubten Energiewerten sind möglich, wenn die entsprechende Energie zu- oder abgeführt wird. Anschaulich stellt man die Energieniveaus im Potentialtopfmodell dar. Abb. 3 zeigt den Zusammenhang von Bahnradius und Energie. Der mittlere Abstand der Elektronen zum Kern wächst mit steigender Energie. In einem Molekül mit zwei gleichen Atomen wechselwirken die Elektronen miteinander und jeder erlaubte Energiewert spaltet in zwei Niveaus auf. Im kristallinen Fest- E körper sind N gleiche Atome angeordnet und jeder der ursprünglich diskreten Energiewerte spaltet in N dicht beieinanderliegende Niveaus auf, so daß Energiebänder mit einer r praktisch kontinuierlichen Verteilung der Energiewerte entstehen (Abb. 4). 10 [18] S. 622 Abb. 3: Potentialtopfmodell 10 Elektronik (Skript) 7 Zwischen den Bändern bleiben verbotene Zonen erhalten. Bringt man die Quantenmechanik ins Spiel, so läßt sich die Aufspaltung der Energieniveaus berechnen. In der Quantenmechanik beschreibt man die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Elektronen durch das Quadrat des Betrages einer Wellenfunktion. Diese Wellenfunktion y bestimmt man mit Hilfe der Schrödingergleichung. Man erhält hier Abb. 4: Aufspaltung der Energieniveaus in Festkörpern 11 räumlich stehende Wellen. Werden zwei Atome in einem Molekül gebunden, so überlappen sich diese Wellenfunktionen und die Wechselwirkung der beteiligten Elektronen führt zu einer Aufspaltung des Energiewertes. Diese Aufspaltung findet man analog in der Mechanik bei der Kopplung zweier gleichartiger schwingfähiger Systeme, z.B. bei gekoppelten Pendeln. Auch hier besitzt das Gesamtsystem zwei Eigenfrequenzen, die zu den beiden möglichen Fundamentalschwingungen gehören. Je stärker die Kopplung ist, desto stärker spalten die Frequenzen auf. Elektronen hochliegender Energieniveaus wechselwirken intensiver mit den Elektronen der Nachbaratome im Kristall. Deshalb spalten diese Niveaus stärker auf als tieferliegende. Dies kann u.U. dazuführen, daß sich die Bänder so stark verbreitern, daß sie überlappen. Das Band, in dem die Elektronen sind, die für die chemischen Bindungen sorgen, nennt man Valenzband. Bei T = 0 K sind im Valenzband alle Elektronenzustände besetzt. Im darüberliegenden Band, dem Leitungsband, sind die Elektronen ungebunden und können durch ein äußeres elektrisches Feld im Kristallgitter verschoben werden. Bei T = 0 K ist es nicht voll besetzt. 3.2 Fermi-Dirac-Statistik Im Festkörper existieren mehr Energiewerte als Elektronen vorhanden sind. Folglich sind nicht alle Niveaus besetzt. Die Besetzungsdichte hängt ab von der Höhe der Energieniveaus und der Temperatur T im Festkörper. Aus dem Pauli-Prinzip folgt, daß jeder Energiezustand 11 [11] S. 655 Elektronik (Skript) 8 nur von je zwei Elektronen, die entgegengerichteten Spin haben, besetzt werden kann. Für die Temperatur T = 0 K heißt das, daß die Elektronen alle Energiezustände bis zu einem bestimmten Wert besetzt haben. Diese Energie nennt man Fermi-Energie EF . Das unterscheidet Elektronen von Teilchen, die nicht dem Pauli-Prinzip unterliegen, wie z.B. Gasmoleküle (Bosonen). Diese können alle die gleiche Energie haben, z.B. bei T = 0 K alle E = 0eV . Während das Verhalten von Gasmolekülen durch die Maxwell- Boltzmann-Statistik beschrieben wird, gilt für die Elektronen die FermiDirac-Statistik. Die Wahrscheinlichkeit f(E,T) für die Besetzung eines Energiezustandes E bei der Temperatur T ist: f(E,T) = 1 1+ E-EF e kT (2) Abb. 5: Fermi-Funktion 12 Mit zunehmender Temperatur weicht die bei T = 0 K scharfe Fermi-Kante immer mehr auf. Dann nehmen einige Elektronen zusätzlich thermische Energie auf und können Zustände mit E > EF besetzen. Dadurch entstehen unbesetzte Zustände unterhalb der Fermi-Energie. Man definiert die Fermi-Energie als die Energie, bei der die Wahrscheinlichkeit einen besetzten Zustand mit höherer Energie zu finden genauso groß ist, wie die Wahrscheinlichkeit einen unbesetzte Zustand mit niedrigerer Energie zu finden. Man kann die Fermi-Statistik durch die Maxwell-Boltzmann-Statistik annähern, wenn die Anzahl der Elektronen, die einen höheren Energiewert als EF haben, bezogen auf die Gesamtzahl gering ist. 3.3 Elektrische Leitung in Reinstoffen Ein Körper leitet den elektrischen Strom, wenn in ihm frei bewegliche Ladungsträger existieren. Da im Festkörper die Ionenleitung eine untergeordnete Rolle spielt, kann man sich auf die Betrachtung der Elektronen beschränken. Durch ein elektrisches Feld kann ein freies, bewegliches Elektron Energie gewinnen. Dies ist aber nur möglich, wenn es dann einen er- 12 [11] S. 659 Elektronik (Skript) 9 laubten Energiewert hat. Im Allgemeinen (Ausnahme: Zener-Effekt, siehe Seite 9) trifft das nur zu, wenn sich das Elektron in einem nur teilweise gefüllten Band befindet, da es dort in ein höheres Energieniveau innerhalb des Bandes gehoben werden kann. Für die Bandstruktur gibt es die in Abb. 6 gezeigten Möglichkeiten. Abb. 6: Bandstruktur von Festkörpern 13 Man unterscheidet zunächst einmal Metalle, Halbleiter und Isolatoren. Die Metalle kann man ihrerseits in Leiter erster und Leiter zweiter Art unterteilen. Bei Alkalimetallen ist das Leitungsband teilweise gefüllt. Sie leiten deshalb den elektrischen Strom. Man nennt solche Stoffe Leiter erster Art. Überlappen Leitungs- und Valenzband, wie bei den Erdalkalimetallen aufgrund der starken Verbreiterung der einzelnen Bänder, so können die Valenzelektronen dieser Atome Energie aufnehmen und zum Stromfluß beitragen. Aus diesem Grund sind auch diese Festkörper Leiter (Leiter zweiter Art). Ist das Valenzband vollständig gefüllt und das Leitungsband leer, so hängt es von der Energielücke E g – nämlich der Differenz zwischen dem Energiewert der Unterkante des Leitungsbandes E L und der Oberkante des Valenzbandes EV – ab, ob der Festkörper zu den Isolatoren oder zu den Halbleitern gehört. Ist E g klein genug (£ 3eV ), so reicht die thermische Energie einiger Elektronen aus, um den Bandabstand zu überwinden und es entstehen Ladungsträger (im Valenzband Löcher, im Leitungsband Elektronen), die für den Stromfluß sorgen (Eigenleitung, Abb. 7). Man spricht von Halbleitern. Typische Werte für E g liegen bei etwa 1eV . Für Werte von E g größer als 3eV zählt man den Festkörper zu den Isolatoren. Bei Isolatoren ist es aber möglich, daß einzelne Elektronen bei sehr starken elektrischen Feldern soviel Energie gewinnen, daß sie die verbotene Zone überwinden können, und es zum sog. Spannungsdurchschlag kommt. Die Freisetzung innerer Elektronen aufgrund von hohen Feldstärken bezeichnet man als Zener-Effekt. Die im Teilchenmodell erklärte Rekombination beschreibt man im Bänder- 13 [11] S. 654 Elektronik (Skript) 10 modell durch den Übergang eines Elektrons vom Leitungsband in das Valenzband unter Abgabe einer Energie von etwa E g in Form von Wärme oder elektromagnetischer Strahlung. 3.4 Störstellenleitung Das zusätzliche Valenzelektron eines Donators ist nur sehr schwach gebunden und kann durch thermische Energie leicht abgelöst werden. Deshalb entspricht diesem Elektron ein Energieniveau ED , das nur einen geringen Abstand zum Leitungsband hat. Die Fermi-Energie muß zwischen den Donatorniveaus ED und dem Leitungsband liegen, da die Donatorniveaus bei Zimmertemperatur praktisch alle unbesetzt sind, und fast alle Donatoren ein Elektron in das Leitungsband abgegeben haben (Abb. 7). Die Akzeptoren bieten Defektelektronen, die bei Zimmertemperatur von Elektronen aus dem Valenzband besetzt werden. Die Akzeptorniveaus EA liegen folglich knapp über dem Valenzband. Die Fermi-Energie hat einen Wert zwischen EV und EA . Abb. 7: Eigen- und Störstellenleitung im Bändermodell 14 3.5 Temperaturabhängigkeit der Elektronen- und Löcherdichte Die folgende Näherung gilt nur, wenn die Zahl der freien Elektronen klein gegenüber der Anzahl der Gitteratome ist. Dies ist bei den meisten Halbleitern erfüllt, nämlich dann, wenn E - E F viel größer als kT ist. Denn bei ( E - EF ) > 2,5kT kann man die 1 im Nenner 14 [11] S. 663 Elektronik (Skript) 11 - von f(E,T) vernachlässigen und f(E,T) annähern durch den Boltzmannfaktor e E-EF kT . Dann ist die Zahl der freien Ladungsträger n- bzw. n+ gegeben durch: n - = n 0 × e- n+ = n 0 × e EL -EF kT (3) EF - EV kT Mit n 0 wird hier die Zahl der pro Volumen existierenden Energieniveaus bezeichnet, aus denen Elektronen thermisch befreit werden können. n 0 ist schwach temperaturabhängig, was aber gegen die Exponentialfunktion vernachlässigbar ist. Die Fermi-Funktion liegt bei eigenleitenden Halbleitern etwa in der Mitte der verbotenen Eg . 2 Zone, d.h. EL - EF = EF - EV = Für nicht dotierte Halbleiter erhält man damit die intrinsische Ladungsträgerdichte ni : Eg n i = n- = n+ = n 0 × e-2kT (4) Das Produkt aus n+ und n- ist stets unabhängig von der Fermi-Energie: n-n+ = n 0 2 × e- EL -EV kT Eg = n 0 2 × e-kT = n i2 (5) Zusammenfassung § Das Bändermodell beschreibt die erlaubten Energiezustände der Elektronen im Festkörper. ú Nach dem Bohrschen Atommodell bewegen sich Elektronen auf diskreten Bahnen, zu denen diskrete Energiewerte gehören, um den Kern. In einem Festkörper mit N Atomen wechselwirken die Elektronen miteinander und die Energiewerte spalten in N dicht beieinanderliegende Niveaus auf. Dadurch entstehen Energiebänder mit einer praktisch kontinuierlichen Verteilung der Energiewerte. Zwischen den Bändern bleiben aber verbotene Zonen erhalten. ú Elektronen unterliegen dem Pauli-Prinzip und können deshalb nicht alle im gleichen Energiezustand sein. Die Wahrscheinlichkeit, daß bei einer bestimmten Temperatur ein Energiezustand besetzt ist, kann man mit der Fermi-Funktion (2) berechnen. ú Das Band, in dem die Elektronen sind, die für die chemischen Bindungen sorgen, bezeichnet man als Valenzband. Es ist bei T = 0 K voll besetzt. Darüber liegt das Lei- Elektronik (Skript) 12 tungsband, in dem die Elektronen ungebunden sind und durch ein äußeres elektrisches Feld bewegt werden können. § Erklärung der Leitfähigkeit von Festkörpern mit Hilfe des Bändermodells: ú Reinstoffe: Elektronen können zum Stromfluß beitragen, wenn sie sich in einem nicht vollständig gefüllten Band, also im Leitungsband, befinden (Leiter erster Art) bzw. wenn Valenzund Leitungsband überlappen (Leiter zweiter Art), so daß erlaubte, freie Energieniveaus zur Verfügung stehen. Die verbotene Zone zwischen dem Valenz- und dem Leitungsband können sie nur überwinden, wenn ihre thermische Energie dazu ausreicht (bei Halbleitern reicht sie aus, bei Isolatoren nicht). Die möglichen Bandstrukturen zeigt Abb. 6. ú Dotierte Halbleiter: Durch den Einbau von Fremdatomen entstehen zusätzliche Energieniveaus (Donatorbzw. Akzeptorniveaus), die bereits bei geringer thermischer Energie zur Leitfähigkeit beitragen können (Abb. 7). 4. Bauelemente aus homogenen Halbleitern Die Leitfähigkeit von Halbleitern ist, wie bereits erklärt wurde, temperaturabhängig. Sie läßt sich aber auch durch andere Größen beeinflussen, z.B. durch die Bestrahlung mit elektromagnetischen Wellen. 4.1 Photowiderstände (LDR) Durch die Absorption von Photonen mit ausreichend hoher Energie können in einem Halbleiter analog zur thermischen Anregung Ladungsträgerpaare erzeugt werden. Dadurch steigt die Leitfähigkeit an (Abb. 8). Ein Strahlungsquant muß dazu eine Energie hf ³ Eg haben. Bauelemente, deren Widerstand man durch die Bestrahlung mit elektromagnetischen Wellen beeinflussen kann, nennt man Photowiderstände (LDR15). 15 LDR = Light Dependent Resistor Elektronik (Skript) 13 Durch thermische Anregung fließt beim Anlegen einer Spannung auch bei Dunkelheit Strom. Bei mittleren Beleuchtungsstärken gilt für den Widerstand R und die Beleuchtungsstärke Ee der Zusammenhang R : Ee-g , wobei g eine Konstante zwischen 0,5 und 1 ist. Wird die Beleuchtungsstärke groß, so strebt der Widerstand gegen einen Mi- Abb. 8: Kennlinie und Schaltzeichen eines Photowiderstandes nimalwert. 16 Photowiderstände werden je nach Material – denn das bestimmt bei Licht welcher Wellenlänge der LDR eine Widerstandsveränderung zeigt – als Belichtungsmesser, Dämmerungsschalter oder als Nachweisgerät für Infrarotstrahlung eingesetzt. 4.2 Heißleiter (NTC) Bei Halbleitern nimmt mit wachsender Temperatur die Eigenleitfähigkeit zu und deshalb der Widerstand ab (Abb. 9). Dies nützt man bei sog. Heißleitern (NTC17) aus. Bei kleinen Strömen und Spannungen ist die dem Widerstand zugeführte Leistung gering, und seine Temperatur ändert sich kaum. In diesem Bereich kann er zur Messung von Fremderwärmung eingesetzt werden. Bei größer werdender elektrischer Belastung des Heißleiters wird er durch die zugeführte Energie erwärmt, und sein Widerstand sinkt. Man kann ihn in diesem Arbeitsbereich zur Spannungsstabilisierung oder zur Herabsetzung von Einschaltströmen verwenden, denn erst bei Erwärmung des NTC wird dieser langsam niederohmig. 16 17 18 [17] S. 105 NTC = Negative Temperature Coefficient [3] S. 98 Abb. 9: Kennlinie und Schaltzeichen eines Heißleiters (NTC) 18 Elektronik (Skript) 14 Zusammenfassung § Bei einem Photowiderstand (LDR) werden durch die Absorption von Photonen Ladungsträgerpaare erzeugt. Deshalb nimmt sein Widerstand bei steigender Beleuchtungsstärke ab ( R : Ee-g ). § Bei einem Heißleiter (NTC) nützt man die Temperaturabhängigkeit der Ladungsträgerkonzentration. Sein Widerstandswert sinkt bei steigender Temperatur. 5. Der pn-Übergang Ein Grundelement vieler Halbleiterbauelemente ist der pn-Übergang, an dem ein n-Halbleiter und ein p-Halbleiter direkt aneinandergrenzen. Ändern sich in einem pn-Übergang die Konzentrationen der Donatoren und Akzeptoren sprunghaft, so spricht man von einem abrupten pn-Übergang. Diese Anordnung wird nun genauer betrachtet. Elektronik (Skript) 15 5.1 Der stromlose pn-Übergang 5.1.1 Betrachtung im Teilchenmodell Aufgrund des Konzentrationsunterschieds der Ladungsträger (a) diffundieren wegen ihrer thermischen Bewegung Elektronen vom nGebiet über die pn-Grenzschicht in das pGebiet und Löcher in die umgekehrte Richtung (b). Da bei dieser Bewegung Ladung n-n n+p n n transportiert wird, fließt ein Diffusionsstrom. In der Nähe der Grenzschicht steigt die Minoritätsladungsträgerkonzentration, n-p n was eine n+n Zunahme der Rekombinationsrate zur Folge n hat und zu einer Verarmung an Ladungsträgern führt. Dadurch sinkt die Leitfähigkeit der Grenzschicht, es bildet sich eine Sperrschicht. Infolge des Stromflusses fangen die fest in das Gitter eingebauten neutralen Akzeptoratome im p-Gebiet Elektronen ein und erzeugen so eine negative Raumladung. Im n-Halbleiter bleiben die Donatoratome zurück, die ein Elektron abgegeben haben. Es bildet sich dort eine positive Raumladung (c). Durch die Bildung dieser Raumladungsdoppelschicht, in der sich die Ladungen wie die eines Plattenkondensators gegenüberstehen, entsteht eine Potentialdifferenz, die sog. Diffusionsspannung UD (d), und ein entspre- Abb. 10: pn-Übergang 19 chendes elektrisches Feld (e). Da man die Verteilung der Raumladungsdichte kennt, kann man mit Hilfe der Gleichungen dE r dj = und = -E durch Integration die Stärke des elektrischen Feldes und den dx e0 er dx Potentialverlauf berechnen. Das elektrische Feld hängt also linear, das Potential parabolisch 19 [11] S. 667 Elektronik (Skript) 16 vom Ort ab. Das elektrische Feld ruft einen Strom von Minoritätsladungsträger, den Feldstrom, hervor, der dem Diffusionsstrom entgegengerichtet ist. Im thermodynamischen Gleichgewicht haben Diffusionsstrom und Feldstrom den gleichen Betrag. 5.1.2 Betrachtung im Bändermodell Die Verhältnisse am pn-Übergang lassen sich auch im Bändermodell erklären. Man nimmt an, daß im thermodynamischen Gleichgewicht, d.h. ohne äußere Spannung, die Fermi-Energie im ganzen Halbleiterkristall konstant ist. Daraus folgt, daß Valenzund Leitungsband im p-Halbleiter auf einem energetisch höheren Niveau liegen als im n-Halbleiter. In Abb. 11: pn-Übergang ohne äußere Spannung der Nähe der Grenzschicht werden die Bänder durch 20 die Raumladungen verbogen (Abb. 11). Sie werden im n-Typ Halbleiter abgesenkt und im p-Gebiet angehoben. Die gesamte Bandverschiebung hat den Energiewert eUD . Die Energielücke E g zwischen Valenzband und Leitungsband bleibt bestehen. Das Anlaufen von Majoritätsladungsträger gegen die Potentialdifferenz UD beschreibt der Diffusionsstrom, die Verschiebung der Minoritätsladungsträger in den abfallenden Bändern der Feldstrom. Auch in der Erklärung des Bändermodells zeigt sich, daß die beiden Ströme im thermodynamischen Gleichgewicht gleichen Betrag haben müssen. 5.1.3 Berechnung der Diffusionsspannung In der Boltzmann-Näherung der Fermi-Dirac-Statistik21 ist der Bruchteil der Majoritätsladungsträger, die die Potentialschwelle UD überwinden können, also das Verhältnis der Dichte der freien Elektronen im p-Gebiet n-p zur Dichte im n-Gebiet n-n , gegeben durch - den Boltzmannfaktor e eU D kT = n-p . Dabei ist n-n gleich der Donatorendichte n D und die n-n Akzeptordichte n A gleich n+p . Nach Gleichung (5) gilt n-p = 20 21 n i2 n2 = i . Daraus folgt: n+ p nA [11] S. 669 siehe 3.5 Temperaturabhängigkeit der Elektronen- und Löcherdichte, Seite 10 Elektronik (Skript) 17 eUD n-p n i2 = = e- kT n-n nA nD (6) Für die Diffusionsspannung erhält man: UD = n 2 ö kT æç n An D ö÷ kT æç ln ç - i ÷÷÷ = ln çç 2 ÷÷ . çè nA nD ø e e è ni ø 5.1.4 Berechnung des Diffusions- und des Sättigungsstroms Der Diffusionsstrom ist ein Maß für die Majoritäten, die sich pro Zeiteinheit über die pnGrenzschicht bewegen. Er ist deshalb proportional zum Boltzmannfaktor, der den Bruchteil der Ladungsträger angibt, die die Potentialdifferenz überwinden. Der Diffusionsstrom ID0 , der fließt, wenn keine äußere Spannung angelegt wird, läßt sich beschreiben durch: eU D I D0 = c De- kT (7) Der Faktor c D hängt von der Dotierung und der Größe der Grenzschicht ab. Der Feldstrom I F entsteht nur durch die Bewegung von Minoritätsladungsträgern. Er ist deshalb proportional zur Dichte der Minoritäten, z.B. zu n+n , der Löcherdichte im n-Gebiet. Mit Gleichung (5) gilt n+n = n i2 n 2 eEg = 0 e- kT . Aufgrund der Proportionalität kann man n-n nD eEg IF = cF e- kT setzen. Ohne äußere Spannung sind die Beträge der beiden Ströme gleich. Es gilt: eU D eEg ID0 = I F Þ cD e- kT = cF e- kT (8) 5.2 Der pn-Übergang mit äußerer Spannung 5.2.1 Diffusionsspannung und äußere Spannung gleichgerichtet (Sperrichtung) 5.2.1.1 Betrachtung im Teilchenmodell Verbindet man die n-Schicht mit dem Pluspol und das p-Gebiet mit dem Minuspol einer äußeren Spannungsquelle UA , so erhöht man die Potentialschwelle, Majoritätsladungsträger bei der Diffusion überwinden müssen von UD auf die die ( UD + UA ) . Diese Schwelle kann kaum ein Majoritätsladungsträger überwinden. Setzt man in Gleichung (6) statt der Diffusionsspannung die nun vergrößerte Potentialdifferenz ein, so erkennt man, Elektronik (Skript) 18 daß die Zahl der freien Ladungsträger in der Grenzschicht weiter abnimmt. Am pn-Übergang fließt fast nur der aufgrund der geringen Minoritätsladungsträgerkonzentration sehr kleine Feldstrom. Allerdings kann es durch den Zener-Effekt und Lawinenmultiplikation zu einem Durchbruch kommen. Der Zener-Effekt tritt vor allem bei starker Dotierung schon bei geringen Spannungen auf (siehe 5.2.1.2 Betrachtung im Bändermodell, Seite 18). Der Lawinendurchbruch oder Avalanche-Effekt tritt bei hohen Sperrspannungen auf. Er hat mit den hohen Feldstärken am pn-Übergang zu tun. Diese bewirken nämlich, daß vom Feld beschleunigte Elektronen bei Stößen mit dem Gitter einen Teil ihrer Energie abgeben und so Elektron-Loch-Paare erzeugen. Diese werden wiederum beschleunigt und produzieren ihrerseits durch Stoßionisation weitere Ladungsträgerpaare, die im elektrischen Feld getrennt werden. Durch die Ladungsträgervervielfachung wächst der Strom lawinenartig an. 5.2.1.2 Betrachtung im Bändermodell Liegt am pn-Übergang eine Sperrspannung an, so herrscht kein thermodynamisches Gleichgewicht. Deshalb hat die Fermi-Energie in den beiden Halbleiterschichten keinen konstanten Wert, sondern sie ist im n-Gebiet um den Wert eUA abgesenkt. Dies führt dazu, daß die Bandverbiegung am pn-Übergang zunimmt (Abb. 12) und die Sperrung für Majoritäten weiter steigt. Abb. 12: pn-Übergang mit Sperrspannung 22 Im Bändermodell läßt sich auch der Zener-Effekt erklären. Die hohen elektrischen Feldstärken am pn-Übergang führen dazu, daß Elektronen aus dem Valenzband der p-Schicht in das Leitungsband des n-Gebiets tunneln und auf diese Weise ein Ladungstransport erfolgt. 5.2.2 Äußere Spannung und Diffusionsspannung entgegengerichtet (Durchlaßrichtung) 5.2.2.1 Betrachtung im Teilchenmodell und Herleitung der Diodenkennlinie Legt man den positiven Pol der äußeren Spannung UA an die p-Schicht und den negativen Pol an die n-Schicht, so reduziert man die Potentialdifferenz in der Grenzschicht von UD auf ( UD - UA ) . Die Raumladungszonen verschwinden fast, da sehr viele Ladungsträger nun die Grenzschicht passieren können. Es fließt ein großer Strom I . Dieser ist die Differenz aus 22 [11] S. 669 Elektronik (Skript) 19 Diffusionsstrom I D und Feldstrom I F : I = ID - IF . Im Gegensatz zum spannungslosen pn-Übergang sind hier I D und I F vom Betrag her nicht mehr gleich groß: ID = c D e- I = c De e( U D - UA ) kT e( U D - UA ) kT - - c Fe (9) Eg kT - Nach Gleichung (8) gilt I D0 = c De eU D kT Eg = c Fe -kT . Setzt man dies in (9) ein, so erhält man die Diodenkennlinie23: Eg Eg E g æ eU eU ö æ eU ö I = c Fe-kT × e kT - c Fe-kT = c Fe-kT ççe kT -1 ÷÷÷ = I F çç e kT - 1 ÷÷÷ è ø è ø (10) Da in Sperrichtung ( U < 0 ) bei nicht zu großen Spannungen und nicht zu starker Dotierung praktisch nur der bei Zimmertemperatur (kT » 26meV ) sehr kleine Feldstrom I F fließt, bezeichnet man diesen auch als Sperrstrom ISp . Gleichung (10) zeigt, daß dieser stark temperaturabhängig ist. Abb. 13 und Abb. 14 zeigen die Diodenkennlinie gemäß Formel (10) vergrößert um den Koordinatenursprung und für große Spannungen und Ströme. Die Diode läßt den Strom von der p- in die n-Schicht fließen, sperrt aber in umgekehrter Richtung. Sie wirkt deshalb wie ein Gleichrichter. Die Elektrode an der p-Schicht bezeichnet man auch als Anode, die an der n-Schicht als Kathode. Abb. 15 zeigt die Unterscheidung von Anode und Kathode am Bauteil, und Abb. 16 das in Schaltkreisen verwendete Symbol einer Diode. Eine Diode läßt den Strom (technische Stromrichtung) immer in Pfeilrichtung des Symbols fließen und sperrt in der umgekehrten Richtung. 23 Ein Bauelement aus einem pn-Übergang nennt man Halbleiterdiode. Elektronik (Skript) 20 Abb. 13: ideale Diodenkennlinie um den Ursprung ve rgrößert Abb. 14: ideale Diodenkennlinie für große Ströme und 24 Abb. 15: Markierung von Anode und Kathode Spannungen 26 25 Abb. 16: Schaltzeichen einer Diode 27 5.2.2.2 Betrachtung im Bändermodell Wird der pn-Übergang in Durchlaßrichtung geschaltet, so wird die Fermi-Energie in der n-Schicht um den Wert eUA angehoben und die Bandverbiegung verringert (Abb. 17). Dies reduziert die Energiebarriere, die die Majoritätsladungsträger überwinden müssen, wenn sie sich über die Grenzschicht bewegen. Dadurch steigt der Strom. Abb. 17: pn-Übergang in Durchlaßrichtung Zusammenfassung § 24 25 26 27 28 Stromloser pn-Übergang: [10] S. 71 [10] S. 71 [2] S. 934 [2] S. 934 [11] S. 669 28 Elektronik (Skript) ú 21 Wegen des Konzentrationsunterschieds diffundieren Ladungsträger (Majoritäten) durch die pn-Grenzschicht. Durch die Verarmung an Ladungsträgern in der Grenzschicht bildet sich eine Sperrschicht. Außerdem entwickelt sich eine positive bzw. negative Raumladungszone im n- bzw. p-Gebiet. Die Raumladungszonen rufen eine Potentialdifferenz, die Diffusionsspannung, hervor (Abb. 10), die den Feldstrom (Minoritäten) bewirkt. ú Das Bändermodell eines pn-Übergangs erhält man, wenn man davon ausgeht, daß im thermodynamischen Gleichgewicht die Fermi-Energie im ganzen Kristall konstant ist. An der Grenzschicht werden deshalb die Bänder verbogen (Abb. 11). § pn-Übergang mit äußerer Spannung (Sperrspannung): ú Legt man an den pn-Übergang eine der Diffussionsspannung gleichgerichtete Spannung an, so erhöht man die Potentialdifferenz, die die Majoritätsladungsträger überwinden müssen, zusätzlich. Es kann nur der sehr kleine Feldstrom fließen (Ausnahmen: Zener-Effekt, Lawinendurchbruch). ú Im Bändermodell bewirkt die äußere Spannung, daß kein thermisches Gleichgewicht mehr herrscht und die Fermi-Energie nicht mehr überall den gleichen Wert hat. Die Bandverbiegung am pn-Übergang nimmt weiter zu (Abb. 12). § pn-Übergang mit äußerer Spannung (Durchlaßrichtung): ú Die äußere Spannung reduziert die Potentialdifferenz in der Grenzschicht. Dies führt æ eU ö dazu, daß der Strom I = IF çç e kT - 1 ÷÷÷ (Abb. 14, ideale Diodenkennlinie) fließen è ø kann. ú Im Bändermodell kann man den Stromfluß dadurch erklären, daß die Spannung in Durchlaßrichtung die Bandverbiegung verringert, und damit die Energiebarriere für die Majoritätsladungsträger verkleinert wird (Abb. 17). 6. Arten und Eigenschaften von Halbleiterdioden und ihre Anwendung Durch die Wahlmöglichkeiten bei der Auswahl der Halbleitergrundmaterialien und der Dotierungsstoffe und durch unterschiedlich starke Dotierung lassen sich die Eigenschaften von Halbleiterdioden an den gewünschten Verwendungszweck anpassen. Man unterscheidet verschiedene Arten von Dioden. Für die technische Anwendung sind die folgenden typischen Parameter des jeweiligen Diodentyps wichtig. Der Durchlaßwiderstand gibt den Widerstand des pn-Übergangs in Durchlaßrichtung an. Die Sperr-Erholzeit ist die Zeitdauer, die die Diode braucht, um beim Umpolen der äußeren Spannung vom sperrenden in den leitenden Zustand überzugehen. Mit der Sperrträgheit Elektronik (Skript) 22 bezeichnet man die Eigenschaft, daß ein pn-Übergang, der in Flußrichtung betrieben wurde, beim Umpolen der Spannung nicht sofort sperrt, da sich zunächst noch Elektronen und Löcher in der Grenzschicht befinden. Erst wenn diese durch das elektrische Feld heraustransportiert oder durch Rekombination verschwunden sind, sperrt die Diode. Außerdem ist es wichtig, zu wissen, wie groß der Sperrstrom und die maximale Sperrspannung sind und welche Ströme man in Durchlaßrichtung fließen lassen kann, ohne die Diode zu zerstören. Die Schleusenspannung gibt an, wie groß die Spannung in Durchlaßrichtung sein muß, damit der pn-Übergang niederohmig wird, d.h. damit Strom fließt. Aus den oben genannten Gründen sind nicht alle Dioden für jede Schaltfrequenz geeignet, sondern sie arbeiten nur in bestimmten Frequenzbereichen. Bei Versuchen mit Halbleiterdioden ist folgendes zu beachten. Halbleiterdioden sind Bauteile die durch lokale Überhitzung zerstört werden können. Aus diesem Grund muß man Strom und Spannung begrenzen. Zur Verringerung des Stroms verwendet man einen ohmschen Vorwiderstand, dessen Größe so berechnet wird, daß der Strom durch die Diode den im Datenblatt angegebenen maximal zulässigen Wert nicht überschreitet. Spannungsspitzen kann man dadurch vermeiden, daß man vor dem Ein- und Ausschalten die Spannungsversorgung auf Null regelt. 6.1 Schaltdioden (Universaldioden) Als Schaltdioden bezeichnet man schnelle Dioden mit geringem Durchlaßwiderstand und sehr kleinem Sperrstrom. Sie können preisgünstig hergestellt werden und sind, wie der Name Universaldioden vermuten läßt, vielseitig einsetzbar, z.B. zum Schalten, Begrenzen oder für Logikschaltungen. Das Schaltzeichen einer Universaldiode wurde bereits im Abschnitt 5.2.2.1 in Abb. 16 gezeigt. 29 [2] S. 934 29 Abb. 18: Kennlinie einer Silicium - und einer Germaniumdiode Elektronik (Skript) 23 6.2 Schottkydioden Eine Schottkydiode besteht nicht aus einem pn-Übergang, sondern aus einem Metall-Halbleiter-Kontakt. Deshalb wird der Strom nur durch Majoritäten getragen. Schottkydioden reagieren sehr schnell auf Abb. 19: Schaltzeichen einer Schottkydiode 30 Spannungswechsel und können in Hochfrequenzschaltungen verwendet werden. Ihre Kennlinie ist in Durchlaßrichtung steiler als die einer Schaltdiode. 6.3 Gleichrichterdioden Gleichrichterdioden werden in Gleichrichterschaltungen verwendet, die direkt am Stromnetz hängen. Sie müssen deshalb eine hohe Stromfestigkeit und einen geringen Durchlaßwiderstand haben. Außerdem sollte die Durchbruchsspannung groß und der Sperrstrom Abb. 20: Schaltzeichen 31 einer Gleichrichterdiode sehr klein sein. Bei Wechselspannungen mit einer Frequenz, die wesentlich größer als 50Hz ist, wird ein schnelles Schaltverhalten verlangt. Die Kennlinie einer Gleichrichterdiode entspricht der einer Universaldiode. Die Einweggleichrichterschaltung ist die einfachste Gleichrichterschaltung. Ist U in so gepolt, daß an der Anode der Diode eine positive Spannung liegt, so fließt Strom durch die Diode und den Lastwiderstand R . In der nächsten Halbwelle der äußeren Spannung ist die Polung von U in umgekehrt und die Diode sperrt. Über dem Lastwiderstand fällt nur während der Halbwelle, bei der Strom durch die Diode fließt, Spannung ab. Die Spannung am Lastwiderstand Uout bezeichnet man als pulsierende Gleichspannung. 30 31 [2] S. 935 [2] S. 935 Schaltung 1: Einweggleichrichter Elektronik (Skript) 24 Will man beide Halbwellen der Wechselspannung nutzen, dann verwendet man z.B. einen Brückengleichrichter (Graetz-Schaltung, Schaltung 2). Schaltung 2: Graetz-Schaltung 32 Ist die Eingangsspannung UE positiv, so kann über die Dioden D1 und D2 Strom durch den Lastwiderstand R L fließen. D3 und D4 sperren. In der nächsten Halbwelle der Eingangsspannung leiten D3 und D4 während D1 und D2 sperren. Dies hat einen Strom durch R L zur Folge, der in der gleichen Richtung fließt wie in der ersten Halbwelle. Bei beiden Gleichrichterschaltungen schwankt der Pegel der Ausgangsspannung UA stark. Deshalb schaltet man einen Ladekondensator CL parallel zum Widerstand R L . Die positiven Halbwellen laden diesen Kondensator auf, und während die Amplitude der Spannung UA sinkt, wird der Schaltung 3: Siebkette Kondensator wieder entladen. Die Ausgangsspannung wird dadurch zwar geglättet, hat aber dennoch Wechselspannungsanteile, die man aussieben möchte. Hierzu baut man parallel zum Glättkondensator CL zusätzlich einen frequenzabhängigen Spannungsteiler, einen Tiefpaß33, ein. Dieser besteht z.B. aus einem Widerstand R S und einem dazu in Serie geschalteten Kondensator CS . Für die Wechselspannungsanteile der Spannung UA hat der Kondensator einen sehr geringen Widerstand. Deshalb schließt er die Wechselspannungsanteile praktisch kurz. Sein Widerstand für die Gleichspannungsanteile ist aber unendlich groß, und er sperrt den Gleichstrom. Aus diesem Grund fällt an ihm die Gleichspannung mit einer großen Amplitude ab. Entnimmt man der Gleichrichterschaltung mit Siebkette keinen Strom, so liegt am Kondensator CS 32 33 vgl. [2] S. 935 siehe „Komplexe Wechselstromlehre“, 3.8.1 Tiefpaß Elektronik (Skript) 25 eine Gleichspannung, deren Amplitude dem Scheitelwert der angelegten Wechselspannung entspricht. Selbstverständlich behält diese Gleichspannung eine Restwelligkeit, die man aber durch die Wahl möglichst großer Kapazitäten CL und CS und die Entnahme eines geringen Stroms aus der Siebkette gering halten kann. Oft möchte man aus einer Wechselspannung eine Gleichspannung erzeugen, die größer als die Scheitelspannung der Wechselspannung ist. Dann verwendet man Spannungsvervielfacherschaltungen wie die Delon- oder die Villardschaltung. Die Delonschaltung oder auch symmetrische Spannungsverdopplerschaltung besteht aus zwei antiparallel geschalteten Einweggleichrichtern. Jede dieser Einweggleichrichterschaltungen richtet eine Halbwelle der Wechselspannung gleich. Ihre Ausgangsspannungen sind in Reihe geschaltet, und deshalb ist die Ausgangsspannung der Delonschaltung doppelt so groß, wie die eines Einweggleichrichters, entspricht also der doppelten Scheitelspannung der Wech- Schaltung 4: Delonschaltung 34 selspannung. Um zu verstehen, wie die Villardschaltung, die man auch als unsymmetrische Spannungsverdopplerschaltung bezeichnet, funktioniert, gehen wir davon aus, daß nach dem Einschalten der Wechselspannung U e Klemme 2 positiv gegen Klemme 1 ist. Dann leitet die Diode D1 und der Schaltung 5: Villardschaltung 35 Kondensator C1 wird auf den Scheitelwert der Wechselspannung aufgeladen. In der nächsten Halbwelle der Eingangsspannung ist die Polarität der Klemmen vertauscht. Dann ist das Potential des Punkts A in positiver Richtung verschoben, nämlich auf den Wert 2Ue . Die Diode D1 sperrt, aber D2 leitet. Dadurch wird der Kondensator C2 auf den Span- nungswert 2Ue aufgeladen. Deshalb ist an C2 eine Gleichspannung mit einer Amplitude, die der doppelten Scheitelspannung von U e entspricht, abgreifbar. Der Vorteil der Villardschaltung liegt darin, daß man durch Kaskadenschaltung noch höhere Ausgangsspannun- 34 35 [14] S. 180 [14] S. 180 Elektronik (Skript) 26 gen erzeugen kann. Allerdings steigt bei Vervielfacherschaltungen auch die Brummspannung an. 6.4 Z-Dioden (Zener-Dioden) Zener-Dioden sind stark dotierte Dioden, die in Sperrrichtung betrieben werden. Ihre Durchbruchsspannung ist je nach Typ genau spezifiziert. Die hohe Dotierung führt zu großen elektrischen Feldstärken am pn-Übergang und verursacht den oben beschriebenen Zenerund Avalanche-Effekt. Ein Durchbruch ruft bei ZenerDioden im Gegensatz zu Schaltdioden keine Beschädigung hervor, er ist gewollt. Z-Dioden werden z.B. zur Abb. 21: Kennlinie und Schaltzeichen einer Z-Diode 36 Spannungsbegrenzung oder Spannungsstabilisierung eingesetzt. Schaltung 6 zeigt eine Klammerschaltung mit Zener-Dioden. Unterbricht man den Stromfluß durch eine Spule schlagartig, z.B. durch Lösen der Anschlüsse, so können in der Induktivität durch Selbstinduktion hohe Spannungen entstehen, die u.U. das Bauteil zerstören oder den Experimentator gefährden können. Die beiden Zener-Dioden dienen als Schutz. Schaltung 6: Klammerschaltung Solange Strom fließt, fällt an der Spule eine Spannung Ul ab. Die Dioden sind so gewählt, daß sie in diesem Spannungsbereich hochohmig sind, d.h., daß praktisch kein Strom durch sie fließt. Der Strom durch die Spule erzeugt dort einen magnetischen Fluß. Löst man die Verbindung zwischen Stromquelle und Spule, so ändert sich dieser magnetische Fluß und es wird nach der Lenzschen Regel eine Spannung induziert, die der Ursache der Flußänderung entgegenwirkt. Übersteigt diese die Zenerspannung, so wird die Kombination der beiden ZDioden niederohmig und es kann ein Strom fließen, der den magnetischen Fluß kurzzeitig aufrechterhält. Der Strom durch die Dioden nimmt gemäß uind = -L 36 [7] S. 302 di = i ( rZ + R L ) ab dt Elektronik (Skript) 27 bis der stromlose Zustand erreicht ist. Dabei bezeichnet R L den ohmschen Widerstand der Spule und rZ = du D den dynamischen Widerstand der Zener-Dioden, der während des diD Abklingens des Stroms zunimmt, was den Abbau der in der Spule gespeicherten Energie beschleunigt. Der Vorteil der Klammerschaltung mit Zener-Dioden gegenüber der Parallelschaltung eines ohmschen Widerstands, der auch die Induktionsspannung reduzieren würde, liegt darin, daß bei konstantem Stromfluß durch die Spule kein Strom durch die Zener-Dioden fließt und damit auch keine Leistung abfällt. Außerdem klingt beim Trennen der Spule von der Stromquelle der Strom bei einer Schutzschaltung durch Zener-Dioden schneller ab, da der Widerstand rZ bei sinkendem Strom ansteigt, während ein ohmscher Widerstand unabhängig von der Spannung ist. Schaltung 6 enthält zwei Zener-Dioden und ist für beide Stromrichtungen wirksam. Für unipolaren Gleichstrom würde eine der Dioden ausreichen. Schaltung 7 eignet sich zur Stabilisierung einer Spannung U. Diese Ein- gangsspannung muß größer sein als die Zenerspannung UZ der Diode. Solange der Schalter geöffnet ist, fließt ein Strom I , so daß nach der Maschenregel am Widerstand die Spannung U - UZ ab- Schaltung 7: Spannungsstabilisierung mit einer Z-Diode fällt. Schließt man den Schalter S , so ändert sich für einen nicht zu kleinen Lastwiderstand die an der Zener-Diode abfallende Spannung nicht. Daraus folgt, daß auch an R v die gleiche Spannung abfällt, und deshalb auch der gleiche Strom fließt, wie vor dem Schließen des Schalters. Aber der Strom durch den Widerstand teilt sich nach der Knotenregel auf in den Strom durch die Diode und durch den Lastwiderstand. Im Grenzfall kann der gesamte Strom, der bei geöffnetem Schalter durch den Vorwiderstand geflossen ist, auch über den Lastwiderstand fließen. Macht man den Lastwiderstand noch kleiner, so fließt durch ihn ein noch größerer Strom und die Spannung an der Z-Diode sinkt. Dann ist die Spannungsstabilisierung aufgehoben. Die Schaltung ist nur wirksam, wenn ihr nicht zu große Ströme entnommen werden. Elektronik (Skript) 28 6.5 Tunneldioden (Esaki-Dioden) Der Tunneleffekt ist ein quantenmechanischer Effekt. Er erlaubt, daß ein Teilchen eine hohe, aber dünne Potentialbarriere mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, die von der Höhe und Breite der Barriere abhängt, überwinden kann, obwohl klassisch die Energie nicht ausreicht. Tunneldioden sind extrem hoch dotiert und haben deshalb eine sehr dünne Sperrschicht. Durch den Tunneleffekt können Elektronen den Potentialwall überwinden, obwohl die entsprechenden Feldstärken nicht vorhanden sind. Dadurch wächst der Strom durch eine Tunneldiode in Durchlaßrichtung linear an. Erst wenn nicht mehr genug Energieniveaus vorhanden sind, in die die Ladungsträger tunneln können, wird der Stromanstieg geringer und die Kennlinie fällt schließlich ab, bis der normale Diffusionsstrom überwiegt. Abb. 22: Kennlinie und Schaltzeichen einer Tunneldiode 37 Tunneldioden werden in Durchlaßrichtung betrieben. Da der Strom in einem gewissen Bereich bei wachsender Spannung abnimmt, kann man sie zur Schwingungserzeugung verwenden. 6.6 Photodioden Photodioden kann man in Sperrichtung unterhalb der Durchbruchsspannung betreiben. Der Sperrstrom hängt dann von der Beleuchtungsstärke ab. Durch einfallendes Licht mit ausreichend großer Photonenenergie hf > Eg entstehen Ladungsträgerpaare im Raumladungsgebiet. Dies erhöht den von Minoritäten erzeugten Sperrstrom, der linear von der einfallenden Strahlungsleistung abhängt. Ist die Frequenz des einfallenden Lichtes zu klein bzw. die Wellenlänge zu groß, so reicht die Energie der Photonen auch bei hoher Beleuchtungsstärke nicht aus, um Ladungsträgerpaare zu erzeugen. Der Effekt, daß der Sperrstrom von der Beleuchtungsstärke abhängt, tritt bei allen Halbleiterdioden auf. Bei Photodioden fördert man ihn aber gezielt durch Dotierung und Aufbau. Sie werden verwendet zur Messung der Lichtstärke oder als Empfänger bei der Datenübertragung. 37 [7] S. 303 Elektronik (Skript) 29 Ein Sonderfall dieses Diodentyps ist die Solarzelle. Bei dieser speziell zur optoelektrischen Energieumwandlung für Sonnenlicht optimierten Photodiode, die man ohne äußere Spannung betreibt, arbeitet man im vierten Quadranten der Kennlinienschar. Die von Photonen erzeugten Ladungsträger werden im elektrischen Feld des pn-Übergangs getrennt und an den Kontakten der Diode baut sich eine Spannung auf. Schließt man die Diode an einen Lastwiderstand, so arbeitet die Diode als Abb. 23: Kennlinie und Schaltzeichen einer Photodiode Stromgenerator. 38 6.7 Leuchtdioden (LED) LED39 sind hochdotierte Dioden, die in Durchlaßrichtung betrieben werden. Ihr Funktionsprinzip ist etwa die Umkehrung der Vorgänge in Photodioden. Bei Leuchtdioden wird die bei der Rekombination der Ladungsträgerpaare in der Grenzschicht freiwerdende Energie in Form von Licht abgestrahlt. Leuchtdioden sind Lichtquellen mit materialabhängiger Frequenz, denn die Photonenenergie stimmt in etwa mit dem Bandabstand E g überein und dieser ist materialspezifisch. Der Durchlaßstrom des pn-Übergangs regelt die Intensität des Lichts. Für sichtbares Licht sind Mischkristalle wie GaAs1- x Px geeignet, bei denen man durch die Wahl des Phosphoranteils den Bandabstand und damit die Wellenlänge des emittierten Lichts beeinflussen kann. Abb. 24: Bändermodell einer in Durchlaßrichtung b etriebenen Leuchtdiode 38 39 40 [7] S. 303 LED = Light Emitting Diode [7] S. 304 40 Abb. 25: Kennlinien und Schaltzeichen von Leuchtdioden 41 Elektronik (Skript) 30 6.8 Varistoren (VDR) Bei Varistoren ändert sich der Widerstand mit der anliegenden Spannung. Sie bestehen z.B. aus Siliciumkarbid mit bestimmter Dotierung und Korngröße. Dieses Grundmaterial wird zu Stäben gesintert und mit Elektroden versehen. Das gesinterte Siliciumkarbid enthält viele kleine Halbleiterkristalle, zwischen denen sich unregelmäßig gepolte Sperrschichten ausbilden. Zwischen den Anschlüssen eines Varistors liegen also viele in Reihe und parallel geschaltete pn-Übergänge. Legt man eine Spannung an, so entsteht ein elektrisches Feld, das die Sperrschichten abbaut. Je größer die Spannung wird, desto stärker ist dieses Feld, und desto mehr Sperrschichten werden abgebaut, was zu einer Verringerung des Widerstands führt. Die I-U-Kennlinie (Abb. 27) gehorcht der Gleichung I = K × Ua , der Widerstand (Abb. 26) läßt sich durch die Gleichung R = 1 × U1 -a beschreiben. Dabei ist K von den AbmesK sungen des Varistors abhängig und a ist der sog. Nichtlinearitätskoeffizient. VDR42 werden oft als Schutzwiderstände parallel zu Bauteilen geschaltet, die durch Überspannungen gefährdet sind, oder man setzt sie zur Spannungsstabilisierung ein. Abb. 26: Widerstandsverlauf und Schaltzeichen eines Varistors 41 42 43 44 43 [7] S. 304 VDR = Voltage Dependent Resistance [3] S. 102 f [3] S. 102 Abb. 27: I-U-Kennlinie eines Varistors 44 Elektronik (Skript) 31 Zusammenfassung § Die Eigenschaften einer Diode hängen wesentlich vom Grundmaterial und der Dotierung ab. Bei allen Dioden ist darauf zu achten, daß die Grenzwerte für Strom und Spannung nicht überschritten werden (Vorwiderstand). § Man unterscheidet verschiedene Typen von Halbleiterdioden: Universaldioden, Schottkydioden, Gleichrichterdioden, Zener-Dioden, Tunneldioden, Leuchtdioden, Photodioden und Varistoren § Um aus einer Wechselspannung eine Gleichspannung zu erzeugen, verwendet man Gleichrichterschaltungen: ú Beim Einweggleichrichter (Schaltung 1) wird nur eine Halbwelle der Wechselspannung genützt. ú Ein Brückengleichrichter (Schaltung 2) verwendet beide Halbwellen der Wechselspannung. ú Gleichrichter liefern eine pulsierende Gleichspannung, die man mit einem Kondensator glätten und deren Restwelligkeit man mit einer Siebkette herausfiltern kann (Schaltung 3). § Um eine Gleichspannung zu erzeugen, die größer ist als der Scheitelwert der Wechselspannung, kann man Spannungsvervielfacherschaltungen (Schaltung 4, Schaltung 5) einsetzen. § Zener-Dioden eignen sich zum Schutz empfindlicher Bauteile (Schaltung 6) oder zur Spannungsstabilisierung (Schaltung 7). § Ein Varistor enthält viele kleine pn-Übergänge und ist ein spannungsabhängiger Widerstand, der zum Schutz von Bauteilen gegen Überspannung oder zur Spannungsstabilisierung verwendet wird. 7. Transistoren Die Entdeckung des Transistors 1943 löste die Entwicklung der Mikroelektronik aus, die die Grundlage der heutigen Kommunikationstechnik ist. Bei Transistoren spielen pn-Übergänge eine entscheidende Rolle. Sie werden in analogen Schaltungen als Verstärker und in der Digitalelektronik als Schalter eingesetzt. Man unterscheidet Bipolar- und Unipolartransistoren. Letztere nennt man auch Feldeffekttransistoren (FET) und unterteilt sie weiter in Sperrschicht- und MOS-Feldeffekttransistoren. Elektronik (Skript) 32 7.1 Bipolartransistoren Ein Bipolartransistor besteht aus zwei eng benachbarten pn-Übergängen. Man unterscheidet nach Auftreten der Zonen pnp- und npn-Transistoren. Die drei Schichten eines Transistors nennt man Emitter (E), Basis (B) und Kollektor (K). Warum man diese Bezeichnungen wählt, wird später bei der Erklärung des Funktionsprinzips klar. Zur Vereinfachung wird in diesem Abschnitt mit dem Wort Transistor stets ein Bipolartransistor bezeichnet. Abb. 28: Schaltzeichen eines Transistors 45 Abb. 29: Aufbau eines Transistors 46 Im folgenden wird die Wirkungsweise eines Transistors an einem npn-Transistor erklärt. pnpTransistoren arbeiten nach dem gleichen Prinzip, lediglich die Abfolge der Schichten und die Vorzeichen der Ströme und Spannungen sind vertauscht. 7.1.1 Kennlinienfeld eines Transistors Die Eigenschaften eines Transistors stellt man mit Hilfe seines Kennlinienfeldes dar (siehe 7.1.3 Die drei Grundschaltungen). Dabei beschreibt der erste Quadrant die Ausgangskennlinie des Transistors, der zweite Quadrant die Stromverstärkungskennlinie und der dritte Quadrant die Eingangskennlinie. Es ist möglich, im vierten Quadranten die SpannungsRückwirkungs-Kennlinie darzustellen. Diese kann aber aus den übrigen Kennlinien abgeleitet werden und wird deshalb meist nicht aufgeführt. 7.1.2 Funktionsprinzip eines Transistors Normalerweise betreibt man einen Transistor so, daß der Basis-Kollektor-Übergang mit der Spannung UCB in Sperrichtung gepolt ist (Abb. 30). Dadurch fließt hier nur der Sperrstrom, ein Strom, der von Minoritäten getragen wird, d.h. von Löchern aus dem Kollektor und Elektronen aus der Basis. Den Emitter-Basis-Übergang schaltet man durch die Spannung UEB in Durchlaßrichtung. Der Durchlaßstrom wird von Majoritäten verursacht. Das bedeutet, hier fließen Elektronen vom Emitter zur Basis und Löcher in die umgekehrte Richtung. Die Basisschicht ist so dünn gewählt, daß die Elektronen aus dem Emitter, bevor sie in der Basis rekombinieren können, in den gesperrten Basis-Kollektor-Übergang gelangen. Da sie dort Mi- 45 46 [11] S. 672 [11] S. 672 Elektronik (Skript) 33 noritäten sind, werden sie durch diesen hindurchbefördert. Der größte Teil ( 99% ) des Emitterstroms fließt dabei zum Kollektor und verursacht den Kollektorstrom. Nur die in der Basis rekombinierten Ladungsträger tragen zum Basisstrom bei. Allgemein läßt sich für Bipolartransistoren sagen, daß der Emitter47 Ladungsträger aussendet, die im Kollektor48 gesammelt werden. Mithilfe des geringen Basisstroms kann man den viel größeren Kollektorstrom beeinflussen. Abb. 30: Wirkungsweise eines npn-Transistors (Basisschaltung) Abb. 31: Bändermodell eines pnpTransistors 49 50 Das Bändermodell eines pnp-Transistors (andere Schichtabfolge als in Abb. 30!) zeigt Abb. 31. Der Emitter-Basis-Übergang ist in Durchlaß-, der Basis-Kollektor-Übergang in Sperrichtung gepolt. Die Löcher, die aus dem Emitter in die Basis gelangen, überschwemmen den in Sperrichtung gepolten Basis-Kollektor-Übergang. 7.1.3 Die drei Grundschaltungen Es existieren drei mögliche Beschaltungen eines Transistors. Man benennt die Schaltung, in der ein Transistor eingesetzt wird, nach dem Transistorteil, das sowohl am Eingang, als auch am Ausgang der Schaltung liegt. Dies führt zur Unterscheidung in Basis-, Kollektor- und Emitterschaltung. 7.1.3.1 Basisschaltung In der Basisschaltung sind Kollektor- und Emitterstrom beinahe gleich groß. Der Stromverstärkungsfaktor der Basisschaltung A = IC beträgt zwischen 0,95 und 0,995 . Diese IE Schaltung dient zur Spannungs- oder Leistungsverstärkung, denn der Emitterstrom verursacht wegen des geringen Eingangswiderstandes (Durchlaßrichtung des pn-Übergangs) nur 47 48 49 50 lat. mittere = aussenden, herausschicken lat. colligere = aufsammeln [11] S. 672 [7] S. 310 Elektronik (Skript) 34 eine kleine Spannung UEB , am Ausgang ruft der Kollektorstrom aber eine hohe Spannung UCB hervor, da hier der Widerstand wesentlich größer ist (Sperrichtung des pn-Übergangs). Schaltung 8: Basisschaltung 51 Abb. 32: Kennlinienfeld in Basisschaltung 52 7.1.3.2 Emitterschaltung Häufig wird der Transistor in der Emitterschaltung eingesetzt. Hier ist der Emitter die Elektrode, die sowohl im Eingangs-, als auch im Ausgangsstromkreis liegt. Der Strom im Eingangsstromkreis ist der Basisstrom I B , d.h. die Differenz aus Emitterstrom I E und Kollektorstrom IC . In der Emitterschaltung kann man den großen Strom IC durch den kleinen Strom I B steuern. Der Transistor arbeitet hier als Strom- bzw. Leistungsverstärker. Mit der Stromverstärkung in Emitterschaltung B gilt: IC = B × I B . Aus der Definition von B folgt B = und mit IB = IE - IC IC IB IC IC IE I ergibt sich B = = . Setzt man für C die StromIE ( IE - IC ) æç 1 - IC ö÷ ÷÷ ççè IE ø verstärkung der Basisschaltung A ein, so erhält man B = A . Dies bedeutet, daß man 1 -A für B Werte zwischen 20 und 200 erwarten kann. Da der Eingangs- und der Ausgangswiderstand mittlere Werte annehmen, aber der Strom verstärkt wird, erfolgt in der Emitterschaltung auch eine Spannungsverstärkung. Diese Schaltung ist zur Strom-, Spannungsund Leistungsverstärkung universell einsetzbar. 51 52 [10] S. 174 [11] S. 673 Elektronik (Skript) 35 Schaltung 9: Emitterschaltung 53 Abb. 33: Kennlinienfeld in Emitterschaltung 54 7.1.3.3 Kollektorschaltung Bei der Kollektorschaltung definiert man die Stromverstärkung BC als Quotient aus Emitterund Basisstrom. Es gilt wieder IB = IE - IC . Dann ist BC = IE = IE - IC 1 1- IC IE = 1 . 1-A Dies kann man umformen zu BC = 1+ A- A A 1- A = + = B + 1 » B . Die Kol1-A 1- A A lektorschaltung bietet also beinahe die gleiche Stromverstärkung wie die Emitterschaltung, aber keine Spannungsverstärkung. Man bezeichnet sie auch als Emitterfolger. Der Eingangswiderstand ist hoch, da der Basis-Kollektor-Übergang in Sperrichtung gepolt ist. Der Emitter-Basis-Übergang ist in Durchlaßrichtung gepolt, deshalb ist der Ausgangswiderstand niedrig. Die Schaltung wird eingesetzt zur reinen Stromverstärkung oder zur Impedanzwandlung, d.h. einer Widerstandstransformation zwischen Eingang und Ausgang. Schaltung 10: Kollektorschaltung 53 54 55 56 [10] S. 174 [11] S. 673 [10] S. 175 [11] S. 673 55 Abb. 34: Kennlinienfeld in Kollektorschaltung 56 Elektronik (Skript) 36 7.1.4 Arbeitsbereich eines Transistors Durch die äußere Beschaltung bringt man den Transistor in einen gewünschten Strom- und Spannungsbereich, den man Arbeitsbereich nennt. Je nach Wahl des Basis- und des Kollektorstroms kann man den Transistor in unterschiedlichen betreiben Arbeitsbereichen und dann zu (Abb. 35) verschiedenen Zwecken einsetzen. Ist der Transistor im aktiven Bereich (1), arbeitet er als analoger Verstärker, wobei die Verstärkung nur wenig von den Betriebsgrößen wie Temperatur oder Frequenz abhängt. Die Bereiche 2 und 5 bezeichnet man als Übersteuerungs- und Sperrbereich. Sie werden in Schaltungen benutzt, in denen der Transistor als Schalter Abb. 35: Arbeitsbereiche eines Transistors 57 arbeitet. Der Betrieb in den Bereichen 3 und 4 führt zur Zerstörung des Transistors. 7.1.5 Technische Realisierung der Emitterschaltung (Arbeitspunktstabilisierung) Soll der Transistor in Emitterschaltung zur Verstärkung einer Kleinsignalspannungsquelle verwendet werden, so ist es möglich, daß man zu dieser eine Gleichspannungsquelle in Reihe schaltet, um den Transistor mit der gewünschten Basisvorspannung zu versorgen. Dann muß man aber eine erdfreie Gleichspannungsquelle verwenden, was diese Möglichkeit des Schaltungsaufbaus unnötig kompliziert macht. Schaltung 11: Basis -Stromeinspeisung 58 Meist wird die Basisspannung oder der Basisstrom aus der Kollektorspannung abgeleitet. Gebräuchlich sind Schaltungen, bei denen der Basisstrom (Schaltung 11) oder die Basisspannung (Schaltung 12) auf einen definierten Wert geregelt werden. Bei der BasisStromeinspeisung wird der Basisstrom über einen hochohmigen Widerstand RB eingestellt, 57 58 [10] S. 158 [12] S. 109 Elektronik (Skript) 37 der den Basisstrom unabhängig vom Transistor macht. Bei der Verwendung eines BasisSpannungsteilers erzeugt man aus der Betriebsspannung eine feste Basisspannung. Um diese Spannung individuell an den verwendeten Transistor, dessen genaue technische Daten immer gewissen Fertigungstoleranzen unterliegen, anpassen zu können, stellt man die Basis-Emitter-Spannung meist mit einem Potentiometer R 2 ein. Der Kondensator C1 läßt nur Wechselspannungen passieren. Er verhindert dadurch auch, daß die Basisvorspannung durch die Eingangsspannungsquelle verändert wird. Die Kollektor-Emitter-Spannung besteht aus einem Gleich- und einem Wechselspannungsanteil, nämlich die durch den Widerstand RC eingestellte Gleichspannung und dem verstärkten Signal. Der Kondensator C2 hat die Aufgabe, nur den Wechselspannungsanteil als Ausgangsspannung auszugeben. Der Widerstand RE dient zur sog. Stromgegenkopplung. Ohne dieses Bauteil ist der Arbeitspunkt des Transistors stark temperaturabhängig. Baut man den Emitterwiderstand RE ein, so verringert sich die Spannungsverstärkung der Schaltung beträchtlich. Dafür erreicht man, daß der Verstärkungsfaktor genau eingehalten wird und nahezu unabhängig von der Temperatur wird. Will man die Verringerung der Verstärkung vermeiden, fügt man zusätzlich den Kondensator CE ein. Die Stromgegenkopplung ist dann nur für kleine Frequenzen wirksam, denn der Kondensator schließt bei hohen Frequenzen den Widerstand RE kurz (Abb. 36). In diesem Frequenzbereich kann die Spannungsverstärkung je nach Größe des Emitterkondensators den gleichen Wert erreichen, den man ohne Stromgegenkopplung erhält. Schaltung 12: Basis -Spannungsteiler mit Stromgegenkopplung 59 Abb. 36: Frequenzabhängigkeit der Spannungsverstärkung bei Verwendung eines Emitterwiderstandes und eines Emitterkondensators 60 Wechselspannungsverstärker können aber nicht alle Frequenzen gleich gut verstärken. Es gibt immer eine untere und eine obere Grenzfrequenz, zwischen denen die sog. Bandbreite 59 60 [12] S. 109 [17] S. 52 Elektronik (Skript) 38 liegt, also der Frequenzbereich, in dem alle Frequenzen gleich verstärkt werden. Für Frequenzen unterhalb und oberhalb der Grenzfrequenzen sinkt die Verstärkung ab. Durch Gegenkopplung kann man erreichen, daß die untere Grenzfrequenz verringert und die obere erhöht wird, daß also die Bandbreite des Verstärkers größer wird. 7.1.6 Der Transistor als Schalter Ein idealer Schalter wechselt zwischen den Zuständen „ein“ und „aus“. Dabei ändert sich sein Widerstand von RS = 0 nach RS = ¥ . Da entweder der Strom durch den Schalter oder die am Schalter abfallende Spannung Null ist, wird in ihm keine Leistung umgesetzt. Nun soll ein Transistor so betrieben werden, daß er sich wie ein Schalter verhält. In Abb. 35 wurden die verschiedenen Arbeitsbereiche dargestellt. Der Bereich 5 (Sperrbereich) entspricht dem Zustand „aus“. Denn wenn der Basisstrom sehr gering ist, fließt bei jeder Kollektor-Emitter-Spannung unterhalb des zulässigen Maximalwerts kein Kollektorstrom. Ist dagegen der Basisstrom groß, kann schon bei einer geringen Kollektor-Emitter-Spannung ein großer Kollektorstrom fließen. Man sagt, der Transistor ist übersteuert. Wird der Transistor im Sättigungsbereich (3) betrieben, in dem die Kennlinien sehr steil verlaufen, befindet er sich also im Zustand „ein“. Im Gegensatz zum idealen Schalter hat der Transistor eine kleine Verlustleitung, da in beiden Zuständen der Strom („aus“) bzw. die Spannung („ein“) zwar sehr klein, aber nicht Null ist. Man verwendet Transistorschalterstufen z.B. zum kontaktlosen schnellen Schalten kleiner und mittlerer Leistung oder in Digitalschaltungen und Kippschaltungen. 7.1.6.1 Bistabile Kippstufe (Flip-Flop) Eine Kippstufe ist eine Schaltung, deren Ausgangsspannung sich sprunghaft ändert. Hat sie zwei stabile Zustände, so bezeichnet man sie als bistabil. Nach Anlegen der Spannung U in Schaltung 13 fließen über die Widerstände RB1 und R B2 Basisströme, die zum Durchsteuern der Transistoren ausreichen. Da die beiden Transistoren aber aufgrund von Fertigungsdifferenzen in ihren Eigenschaften nicht völlig identisch sind, steuert einer der Transistoren schneller durch, z.B. T1 . Schaltung 13: Bistabile Kippstufe 61 [3] S. 199 61 Elektronik (Skript) 39 Dadurch kann an T1 ein hoher Kollektor-Emitter-Strom fließen, und T2 erhält nur einen geringen Basisstrom. Deshalb kann T2 nicht auch durchsteuern, sondern sperrt und die Schaltung hat einen der beiden stabilen Zustände erreicht. Legt man kurzzeitig an E2 eine genügend hohe, positive Spannung an, so steuert T2 durch, und seine Kollektor-EmitterStrecke wird niederohmig. Nun wird T1 nicht mehr mit genügend Basisstrom versorgt und sperrt. Dies ist der zweite stabile Zustand der Schaltung. Legt man nun eine positive Spannung an E1 an, so kehrt die Schaltung wieder in den Anfangszustand (T1 durchgesteuert, T2 gesperrt) zurück. Die bistabile Kippstufe kann man z.B. als Signalspeicher einsetzen. Durch ein kurzes Signal kann die Schaltung in einen der stabilen Zustände versetzt werden und behält diesen bei. Den Speicherinhalt kann man abfragen, indem man die Kollektor-Emitter-Spannung der Transistoren bestimmt. Bei dem Transistor, der durchgesteuert ist, ist sie sehr gering, der Transistor, der sperrt, hat eine Kollektor-Emitter-Spannung, die etwa der Spannung U entspricht. 7.1.6.2 Monostabile Kippstufe (Monoflop) Eine Kippstufe, die nur einen stabilen Zustand besitzt, nennt man Monoflop. Nach dem Anlegen der Betriebsspannung versuchen zunächst beide Transistoren durchzusteuern. Je stärker T1 übersteuert, desto geringer wird die Basisspannung von T2 , während die Basisspannung des Transistors T1 von T2 unbeeinflußt bleibt. Deshalb wird der stabile Zustand, bei dem T1 durchsteuert und T2 sperrt, erreicht. Schaltung 14: Monostabile Kippstufe 62 Solange keine Änderung durch ein von außen angelegtes Signal erzwungen wird, bleibt er erhalten. Während dieser Zeit wird der Kondensator C1 geladen. Sein positiver Pol liegt dabei am Kollektor von T2 . Legt man nun kurzzeitig an E eine ausreichend große positive Spannung an, so steuert T2 durch, und seine Kollektor-Emitter-Spannung bricht zusammen. Der Kondensator wirkt nun wie eine Spannungsquelle und versorgt T1 mit einer negativen Basisspannung, so daß T1 sperrt. Dabei wird sein Kollektor-Emitter-Übergang hochohmig, 62 [3] S. 203 Elektronik (Skript) 40 was dazu führt, daß T2 mit ausreichend Basisstrom versorgt wird und zunächst durchgesteuert bleibt. Die Schaltung ist jetzt in einem instabilen Zustand. Denn in diesem Zustand wird der Kondensator C1 entladen. Nach einer gewissen Zeit ist er entladen, und T1 steuert wieder durch. Dadurch wird T2 nicht mehr mit genügend Basisstrom versorgt, und die Schaltung hat wieder den stabilen Zustand erreicht, während dem der Kondensator C1 wieder geladen wird. Anwendungsgebiete für monostabile Kippstufen sind Verzögerungsschaltungen. Die Kippschaltungen dienen zur Impulsverlängerung, als Zeitgeber oder auch zur Impulsregenerierung, wenn z.B. Rechteckimpulse nach der Übertragung über lange Kabelleitungen stark verformt sind. 7.1.6.3 Astabile Kippstufe (Multivibrator) Eine astabile Kippschaltung besitzt keinen stabilen Zustand, sondern wechselt ohne äußeres Signal zwischen den Zuständen hin und her. Da Schaltung 15 symmetrisch aufgebaut ist, wird aufgrund von Fertigungsdifferenzen einer der beiden Transistoren zuerst durchsteuern und der andere dann, da er nicht mit ausreichend Basisstrom versorgt wird, sperren. Ein solcher Zustand wäre z.B. T1 ist durchgesteuert, T2 gesperrt. Wenn T2 sperrt, fällt an seinem Kollektor-Emitter-ÜberSchaltung 15: Astabile Kippschaltung 63 gang die Spannung U ab, und der Kondensator C1 wird geladen. Der positive Pol des Kondensators C1 liegt dabei am Kollektor von T2 . Über den Widerstand R B2 wird aber auch der Kondensator C2 geladen. Ab einer bestimmten Schwelle beginnt deshalb T2 zu leiten, was dazu führt, daß seine Kollektor-Emitter-Spannung zusammenbricht. Dadurch versorgt der Kondensator C1 den Transistor T1 mit negativer Basisspannung und T1 sperrt. Die Schaltung hat den zweiten instabilen Zustand erreicht. Nun wird C1 zuerst über T2 entladen und dann durch den Widerstand RB1 mit umgekehrter Polung wieder aufgeladen. Gleichzeitig wird der Kondensator C2 geladen, wobei sein positiver Pol 63 [3] S. 209 Elektronik (Skript) 41 am Kollektor von T1 liegt. Ist durch das Aufladen von C1 die Schwellenspannung des Transistors T1 erreicht, so kippt die Schaltung wieder in den Ursprungszustand zurück, und T1 leitet, T2 sperrt. An den Kollektoren der beiden Transistoren kann man zwei zueinander gegenphasige Rechteckspannungen abgreifen. Die astabile Kippschaltung kann also als Rechteckspannungsgenerator verwendet werden. Weitere Anwendungsmöglichkeiten sind Blinkschaltungen oder Impulsgeber. 7.2 Feldeffekttransistoren (FET) Im Unterschied zu Bipolartransistoren wird der Strom bei Feldeffekttransistoren nur von einer Ladungsträgersorte getragen. Man bezeichnet sie auch als Unipolartransistoren. Sie bestehen aus Halbleiterkristallen, bei denen der Widerstand des Stromkanals durch ein senkrecht dazu wirkendes elektrisches Feld gesteuert wird. Dadurch ist die Steuerung eines FETs im Gegensatz zu der eines Bipolartransistors, der durch den Basisstrom gesteuert wird, leistungslos. Die Stromkanalanschlüsse eines FETs bezeichnet man mit Source S (Quelle) und Drain D (Senke). Die Steuerelektrode mit Gate G (Tor). Je nach Dotierung des Kanals unterscheidet man n- und p-Kanal-FET. Man spricht von einem Sperrschicht-FET (JFET64), wenn die Steuerelektrode durch einen in Sperrichtung vorgespannten pn-Übergang vom leitenden Kanal getrennt ist. Ein anderer FET-Typ ist der MOSFET65, bei dem sich eine Oxidschicht des Halbleiters als Isolierung zwischen dem leitenden Kanal und dem Gate befindet. FET werden in hochintegrierten Schaltkreisen verwendet, da sie leistungslos gesteuert werden und es möglich ist, sie mit immer kürzeren Schaltzeiten und immer kleinerer Substratfläche herzustellen. Da FET im Praktikumsversuch keine Rolle spielen, wird aus Gründen der Vollständigkeit auf ihren Aufbau und ihre Wirkungsweise eingegangen, aber nicht ihre Anwendung in Schaltungen vorgestellt. 64 65 JFET = Junction-FET MOSFET = Metal-Oxid-Semiconductor-FET Elektronik (Skript) 42 7.2.1 Sperrschicht-Feldeffekttransistoren (JFET) Im folgenden wird das Funktionsprinzip eines n-Kanal-Sperrschicht-FETs be- schrieben. Der n-Halbleiter wird an gegenüberliegenden Seiten von p-leitenden Gebieten begrenzt. Die pn-Übergänge sind in Sperrichtung vorgespannt. Die Ladungsträger, hier Elektronen im nHalbleiter, fließen nach anlegen der Spannung UDS wie durch einen ohmAbb. 37: Prinzip eines n-Kanal-JFETs 66 schen Widerstand von der Source-Elektrode zur Drain-Elektrode. D.h., der Sperrschicht-FET ist selbstleitend, man kann seine Leitfähigkeit nur verringern. Nun polt man die pn-Übergänge mit der Spannung UGS in Sperrichtung. An der Grenzschicht bildet sich dadurch eine ladungsträgerfreie Zone, die mit wachsender Sperrspannung größer wird und sich in den n-Kanal ausdehnt. D.h., die Größe der Sperrspannung bzw. das dadurch entstehende elektrische Feld des pn-Übergangs beeinflußt die Breite des leitfähigen Stromkanals. Steigert man die Drain-Source-Spannung UDS , so erhöht sich wegen des Spannungsabfalls im Kanal die Sperrspannung, was dazu führt, daß sich die Sperrschicht ausweitet. Dies geschieht vor allem in der Nähe der Drain-Elektrode, da sich durch den Spannungsabfall am Kanal eine dorthin ansteigende Sperrspannung einstellt. Der Stromkanal wird immer enger, was man als Abschnürungseffekt bezeichnet. Im Abschnürbereich nimmt der Strom I D kaum noch zu, der JFET hat dann einen hohen Innenwiderstand. Wird die Drain-Source-Spannung zu groß, so kommt es zu einem Durchbruch der Gate-DrainStrecke, da hier die größte Feldstärke herrscht. Ein Durchbruch zerstört den SperrschichtFeldeffekttransistor. Abb. 38 zeigt die Strom-Spannungs-Kennlinien eines n-Kanal-Sperrschicht-FETs. 66 [2] S. 947 Elektronik (Skript) 43 Abb. 38: Kennlinienfeld und Schaltzeichen eines n-Kanal-Sperrschicht-Feldeffekttransistors 67 7.2.2 MOS-Feldeffekttransistoren (MOSFET) Abb. 39: Beschaltung und Aufbau eines MOSFETs 68 Abb. 40: Schaltzeichen eines n-Kanal-MOSFETs (links: Verarmungstyp, rechts: Anreicherungstyp) 69 MOS-Feldeffekttransistoren bestehen aus der Schichtenfolge Metall-Oxid-Halbleiter. Bei einem p-Kanal-MOSFET ist das Grundmaterial, das Substrat, n-leitend. In dieses sind zwei pdotierte Inseln, Quelle und Senke, eingelassen. Wird eine Spannung UDS angelegt, so fließt kein Strom, da einer der pn-Übergänge immer in Sperrichtung gepolt ist, der MOSFET ist selbstsperrend. Dabei bedeutet Sperrung wie immer Undurchlässigkeit für Majoritäten. Legt man nun an die vom Substrat isolierte Metallschicht, das Gate, eine gegenüber Source negative Steuerspannung UGS an, so verdrängt diese durch Influenz Elektronen aus der nSchicht und zieht Löcher an. Dadurch entsteht ab einer materialabhängigen Schwellenspannung ein p-leitender Kanal, der um so breiter wird, je größer die Steuerspannung ist. Im Substrat sind die Löcher Minoritäten und können deshalb die pn-Übergänge überwinden und es fließt Strom zwischen Quelle und Senke. Bei dieser Bauform des MOSFETs werden durch die Spannung an der Steuerelektrode Ladungsträger im Kanal angesammelt. Man bezeich- 67 68 [7] S. 313 [7] S. 314 Elektronik (Skript) 44 net solche MOSFET deshalb als Anreicherungstypen. Je nach Dotierung des Substrats wird der Stromfluß entweder durch eine positive oder eine negative Steuerspannung ermöglicht. Will man eine Steuerspannung verwenden, die symmetrisch zu Null ist, so kann man in das Substrat eines p-Kanal-MOSFETs durch Einbau von ortsfesten negativen Ladungen einen pleitenden Kanal einlassen. Das bewirkt, daß der MOSFET bereits ohne Steuerspannung leitet, er ist selbstleitend. Bei positiver Steuerspannung werden die Löcher aus dem Kanal verdrängt, und der Widerstand des Kanals erhöht sich, was zu einer Verringerung des Drainstroms führt. Dagegen werden bei negativer Gatespannung die Ladungsträger im Kanal durch Minoritäten aus dem Substrat angereichert, und der Stromfluß durch den Kanal wird erhöht. Solche Bauelemente heißen Verarmungs- oder Depletiontyp. Zusammenfassung § Bipolartransistoren bestehen aus zwei eng benachbarten pn-Übergängen (npn- und pnpTransistoren). Die Schichten werden mit Emitter, Basis und Kollektor bezeichnet. ú Funktionsweise eines npn-Transistors: Normalerweise ist der Basis-Kollektor-Übergang in Sperrichtung (es fließen nur Minoritäten), der Basis-Emitter-Übergang in Durchlaßrichtung (es fließen Majoritäten) gepolt. Da die Basisschicht sehr dünn ist, können Elektronen aus dem Emitter ohne in der Basis zu rekombinieren zum Basis-Kollektor-Übergang gelangen. Durch diesen werden sie, da sie dort Minoritäten sind, hindurchbefördert (Abb. 30). ú Die Grundschaltungen werden nach dem Transistorteil benannt, das sowohl am Eingang, als auch am Ausgang der Schaltung liegt. - Die Basisschaltung (Schaltung 8) dient wegen der unterschiedlichen Widerstände der beiden pn-Übergänge zur Spannungs- und Leistungsverstärkung. Für die Ströme gilt: A = - IC . IE Die Emitterschaltung (Schaltung 9) ist zur Strom-, Spannungs- und Leistungsverstärkung einsetzbar. Es gilt: IC = B × I B mit B = - Die Kollektorschaltung ( BC = IE 1 = = B + 1 ) und zur Impedanzwandlung. Es findet keine IB 1-A Spannungsverstärkung statt. 69 [7] S. 315 Abb. 34 A . 1 -A dient zur Stromverstärkung Elektronik (Skript) ú 45 Durch die äußere Beschaltung bringt man den Transistor in den gewünschten Arbeitsbereich (Abb. 35). Soll er als Verstärker arbeiten, so betreibt man ihn im aktiven Bereich (1), dient er als Schalter, wählt man den Übersteuerungs- (2) oder Sperrbereich (5). ú Bei der Realisierung einer Kleinsignalverstärkerstufe in Emitterschaltung treten Schwierigkeiten auf. Die Basis des Transistors kann nicht über eine zusätzliche Gleichspannungsquelle versorgt werden, sondern man muß mit Basis-Stromeinspeisung (Schaltung 11) oder einem Basis-Spannungsteiler (Schaltung 12) arbeiten. Der Ein- und der Ausgang der Schaltung muß mit Koppelkondensatoren versehen werden, um Gleichspannungsanteile zu vermeiden. Durch Stromgegenkopplung (Emitterwiderstand) kann man dafür sorgen, daß der Wert der Spannungsverstärkung genau eingehalten und nahezu temperaturunabhängig wird und außerdem die Bandbreite des Verstärkers vergrößern. Allerdings muß man eine geringere Spannungsverstärkung in Kauf nehmen. Um die Stromgegenkopplung für hohe Frequenzen zu vermeiden, kann man mit einem Emitterkondensator den Emitterwiderstand für hohe Frequenzen kurzschließen. ú Der Transistor kann auch als Schalter eingesetzt werden. Der Arbeitsbereich 5 (Sperrbereich) in Abb. 35 entspricht dem Zustand „aus“. Wird der Transistor im Sättigungsbereich (2) betrieben, befindet er sich im Zustand „ein“. Man sagt, der Transistor ist übersteuert. Der Transistor wird z.B. in Kippschaltungen als Schalter eingesetzt: - Die bistabile Kippstufe (Flip-Flop) besitzt zwei stabile Zustände, zwischen denen die Schaltung beim Anlegen einer entsprechenden äußeren Spannung wechselt. - Bei monostabilen Kippstufen (Monoflop) existiert nur ein stabiler Zustand. Die Schaltung kann zwar durch eine äußere Spannung in einen zweiten Zustand versetzt werden, kehrt aber von selbst in den ursprünglichen Zustand zurück. - Die astabile Kippstufe (Multivibrator) hat zwei instabile Zustände, zwischen denen die Schaltung ständig hin und her wechselt. § Bei Feldeffekttransistoren (FET) wird der Widerstand des Stromkanals durch ein elektrisches Feld leistungslos gesteuert. Die Anschlüsse bezeichnet man mit Source, Drain und Gate. Der Strom in Feldeffekttransistoren wird nur von einer Ladungsträgersorte getragen. Man unterscheidet n- und p-Kanal-FET je nach der Dotierung des Stromkanals. ú Bei Sperrschicht-FET (JFET, Abb. 37) ist die Steuerelektrode vom leitenden Kanal durch einen in Sperrichtung vorgespannten pn-Übergang getrennt. Die Ladungsträger fließen wie durch einen ohmschen Widerstand von der Source- zur Drain-Elektrode (selbstleitend). Mit Hilfe der Spannung UGS kann man die Breite des Stromkanals Elektronik (Skript) 46 verringern, da sich an den in Sperrichtung gepolten pn-Übergängen eine ladungsträgerfreie Zone bildet, die sich in den Kanal ausdehnt. Vor allem in der Nähe der DrainElektrode wird der Stromkanal mit steigender Gatespannung immer enger (Abschnürungseffekt). Abb. 38 zeigt die Kennlinien eines n-Kanal-Sperrschicht-FETs. ú Bei MOS-Feldeffekttransistoren sind in ein dotiertes Substrat zwei Inseln (Quelle und Senke), die mit der anderen Ladungsträgersorte dotiert sind, eingelassen (Abb. 39). - Beim Anreicherungstyp fließt ohne äußere Spannung kein Strom (selbstsperrend), da einer der pn-Übergänge stets in Sperrichtung gepolt ist. Mit einer Steuerspannung kann man durch Influenz einen leitenden Kanal erzeugen, der mit steigender Spannung immer breiter wird. - Beim Verarmungstyp sind zusätzlich ortsfeste Ladungen in das Substrat eingebracht, die einen leitenden Kanal hervorrufen (selbstleitend). Mit der Steuerspannung kann man den Widerstand des Kanals steuern. Elektronik (Versuchsanleitung) 47 Versuchsanleitung Teil A: Seite 48 bis Seite 53 Teil B: Seite 54 bis Seite 57 Vorbereitung Teil A: Unterscheidung von Metallen, Halbleitern, Isolatoren; elektrische Leitung in Metallen und Halbleitern (Eigenleitung, Störstellenleitung); Festkörper im Bändermodell; Dotierung; pnÜbergang; Halbleiterbauelemente: Photowiderstände, Heißleiter, Halbleiterdioden; Teil B: Bipolartransistoren: Funktionsprinzip, Grundschaltungen, Kennlinienfeld, Arbeitspunkt, Arbeitspunktstabilisierung, Transistor als Schalter, Kippstufen Literatur Für den Versuch notwendige Kenntnisse: § Skript „Elektronik“ Zur Vertiefung: § Beuth, Klaus; Beuth, Olaf; Elementare Elektronik: Mit Grundlagen der Elektrotechnik, 5. überarb. Aufl., Würzburg: Vogel, 1997 § Dobrinski, Paul; Krakau, Gunter; Vogel, Anselm; Physik für Ingenieure, 8. überarb. und erw. Aufl., Stuttgart: Teubner, 1993 § Eichler, Hans; Kronfeldt, Heinz-Detlef; Sam, Jürgen; Das neue physikalische Grundpraktikum, 1. Aufl., Berlin u.a.: Springer, 2001 § Goerth, Joachim; Bauelemente und Grundschaltungen, 1. Aufl., Stuttgart, Leipzig: Teubner, 1999 § Hering, Ekbert; Bressler, Klaus; Gutekunst, Jürgen; Elektronik für Ingenieure, 1. Aufl., Düsseldorf: VDI, 1992 Elektronik (Versuchsanleitung) § 48 Hering, Ekbert; Martin, Rolf; Stohrer, Martin; Physik für Ingenieure, 6. Aufl., Berlin u.a.: Springer, 1997 § Koß, Günther; Reinhold, Wolfgang; Lehr- und Übungsbuch Elektronik, 2. bearb. Aufl., München, Wien: Carl Hanser, 2000 § Rost, Albrecht; Grundlagen der Elektronik: Ein Einstieg für Naturwissenschaftler und Techniker, 3. vollst. überarb. und erg. Aufl., Berlin: Akademie, 1992 § Straumann, Marc; Heidelberg, 22. April 1999, http://mathphys.fsk.uniheidelberg.de/skripte/Files/Physik/Elektronik/elektronik_straumann.ps § Tietze, Ulrich; Schenk, Christoph; Halbleiterschaltungstechnik, 8. überarb. Aufl., Berlin u.a.: Springer, 1986 § Weddigen, Christian; Jüngst, Wolfgang; Elektronik: Eine Einführung für Naturwissenschaftler und Ingenieure mit Beispielen zur Computer-Simulation, 2. neubearb. und erw. Aufl., Berlin u.a.: Springer, 1993 1. Eigenschaften homogener Halbleiter (Teil A) 1.1 Photowiderstand (LDR) Schaltung 16 Untersuchen Sie mit Schaltung 16 die Abhängigkeit des Widerstandswertes eines Photowiderstandes von der Lichtstärke. a) Stülpen Sie den Karton über Glühlampe und LDR, um Umgebungslicht vom LDR fernzuhalten. Variieren Sie die Helligkeit der Glühlampe (seitliche Lampenfassung) durch 10 verschiedene Einstellungen des Potentiometers (ULampe = 1 K 6 V ), und messen Sie die Leistung der Glühlampe und den Widerstandswert des Photowiderstandes, indem Sie mit Multimetern die Strom- und Spannungswerte bestimmen. Elektronik (Versuchsanleitung) 49 a) Tragen Sie Ihre Meßwerte in einem doppeltlogarithmischen Diagramm auf. Lesen Sie den Koeffizienten g ab, der die Abhängigkeit des Widerstandes von der Beleuchtungsstärke angibt ( R LDR : E-g e ). Bauen Sie folgende Schaltungen auf, in denen ein LDR verwendet wird. b) Testen und erklären Sie die Funktionsweise von Schaltung 17. Das Licht, mit dem der LDR beleuchtet wird, können Sie mit einer Glühlampe erzeugen, die Sie an 6V -Wechselspannung anschließen. Schaltung 17 1.2 Heißleiter (NTC) a) Bauen Sie Schaltung 19 auf. Lesen Sie alle1 0 s die Werte von Strom und Spannung ab. Berechnen Sie daraus den Widerstandswert des NTC-Widerstandes, und tragen Sie ihn über der Zeit auf. Hinweis Sollte sich bei einer Spannung von 13,5V der Widerstand des NTC nicht wesentlich ändern, so wird er durch die elektrische Energie, die an ihn abgegeben wird, nicht ausreichend erwärmt. Arbeiten Sie dann mit einer etwas höheren Spannung. Ändert sich der Widerstand dagegen zu schnell, verringern Sie die Spannung. b) Als Anwendung dient Schaltung 20, bei der das Schalten des Relais durch den NTC-Widerstand verzögert wird. Erklären Sie, wie die Schaltung funktioniert. Elektronik (Versuchsanleitung) 50 Schaltung 19 Schaltung 20 2. Halbleiter mit pn-Übergang (Teil A) 2.1 Varistor (VDR) Messen Sie die Abhängigkeit des Widerstandswertes eines Varistors von der anliegenden Spannung. a) Bestimmen Sie dazu für 10 verschiedene Einstellungen des Potentiometers in Schaltung 21 die Strom- und Spannungswerte. b) Tragen Sie den Widerstand halblogarithmisch in Abhängigkeit der Spannung auf. Ermitteln Sie durch Anpassen einer Gerade den Koeffizienten a , der in der Gleichung R= 1 × U1 -a auftritt. K c) Zeichnen Sie die I-U-Kennlinie. Schaltung 21 Elektronik (Versuchsanleitung) 51 2.2 Dioden Schaltung 22 a) Bestimmen Sie in Schaltung 22 die Kennlinien (U-I-Diagramm) folgender Dioden und skizzieren Sie diese in Ihr Heft: • Si-Diode • Ge-Diode • Universaldiode • Zener-Diode • Tunneldiode Lesen Sie die Zenerspannung der Zener-Diode ab. b) Schaltung 23 zeigt einen Einweggleichrichter. Die Ausgangsspannung wird mit dem Digital-Oszilloskop betrachtet. • Bauen Sie Schaltung 23 zunächst ohne den Ladekondensator C1 und die Siebkette aus dem 470 W -Widerstand und dem Kondensator C2 auf. Verwenden Sie den Funktionsgenerator als Spannungsquelle. Wählen Sie eine kleine Frequenz und überzeugen Sie sich, daß die LED nur während einer Halbwelle der Wechselspannung leuchtet. Elektronik (Versuchsanleitung) • 52 Verwenden Sie dann den 4 V -Ausgang des Transformators und beobachten und erklären Sie, wie sich die Ausgangsspannung des Gleichrichters beim Einbau eines Ladekondensators und einer Siebkette verändert. • Bestimmen Sie den Wert der Gleichspannung. Schaltung 23 c) Schaltung 24 zeigt einen Brückengleichrichter. Der 4,7kW -Widerstand dient als Lastwiderstand. • Bauen Sie zunächst den Gleichrichter ohne Ladekondensator und Siebkette auf. Verwenden Sie den Funktionsgenerator als Spannungsquelle, um bei einer ausreichend kleinen Frequenz beobachten zu können, welche Dioden gleichzeitig niederohmig sind, bzw. welche gleichzeitig sperren. • Versorgen Sie Schaltung 24 nun mit 4 V -Wechselspannung aus dem Transformator, und verfolgen Sie wie in c) den Einfluß von Ladekondensator und Siebkette auf die Ausgangsspannung am Oszilloskop. Erklären Sie Ihre Beobachtungen und das Funktionsprinzip der Schaltung. Schaltung 24 Elektronik (Versuchsanleitung) 53 e) Bauen Sie die Spannungsverdopplerschaltung Schaltung 25 oder Schaltung 26 auf, und erklären Sie die Funktionsweise der Schaltung. Warum ist die Ausgangsspannung stark belastungsabhängig? Prüfen Sie dies, indem Sie für eine der Schaltungen die Abhängigkeit der Ausgangsspannung vom Lastwiderstand ( 1 0 kW -Potentiometer, 470 W -Wi- Schaltung 25 derstand) am Oszilloskop darstellen. Schaltung 26 f) Schaltung 27 zeigt eine einfache Möglichkeit der Spannungsstabilisierung. Messen Sie zuerst ohne Lastwiderstand den Strom durch den 100 W -Widerstand und für mindestens 10 verschiedene Einstellungen des Potentiometers die Spannung, die am Potentiometer abfällt, und den Strom durch das Potentiometer. Wiederholen Sie die Messung ohne Verwendung der Zener-Diode. Tragen Sie die beiden Ausgangsspannungen über dem Widerstandswert des Potentiometers auf. Ab welchem Wert des Potentiometers bricht die Stabilisierung zusammen? Vergleichen Sie diesen experimentell gefundenen Wert mit Ihren Erwartungen. Schaltung 27 Elektronik (Versuchsanleitung) 54 3. Der Transistor (Teil B) 3.1 Kennlinienfeld eines Transistors a) Nehmen Sie das Kennlinienfeld IC = f ( UCE ) des pnp-Transistors BC 556 A auf. Bestimmen Sie in Schaltung 28 für vier verschiedene Werte des Basisstroms I B ( IB = 5 K 20µA ) die Kennlinien, und stellen Sie sie graphisch dar. Wählen Sie die Meßpunkte zunächst in groben Abständen, und messen Sie in Bereichen mit großen Veränderungen des Kollektorstroms anschließend in einem feineren Raster. Schaltung 28 b) Nehmen Sie die Steuerkennlinie IC = f ( IB ) des npn-Transistors BD 130 (Schaltung 29) auf (mindestens 15 Meßwerte), und stellen Sie sie graphisch dar. Schaltung 29 Elektronik (Versuchsanleitung) 55 3.2 Der Transistor als Verstärker a) In Schaltung 30 arbeitet der Transistor als Verstärker in Emitterschaltung. Stellen Sie zunächst bei abgeschaltetem Funktionsgenerator mit dem Potentiometer eine BasisEmitter-Spannung von ca. 0,62V ein. Schalten Sie nun den Funktionsgenerator ein, und wählen Sie die Ausgangsamplitude und die Dämpfung so, daß am Eingang und am Ausgang der Schaltung im gesamten Frequenzbereich eine sinusförmige Spannung anliegt (warum ist das nötig?). • Messen Sie die Spannungsverstärkung Uout als Funktion der Frequenz f . Halten Uin Sie dabei die Amplitude der Eingangsspannung konstant. Messen Sie zunächst wieder in groben Abständen, und wählen Sie dann in Frequenzbereichen, in denen sich die Spannungsverstärkung stark ändert, ein feineres Raster. • Beobachten und erklären Sie, was sich beim Schalten eines 1 kW -Widerstandes zwischen Emitter und 0 V verändert (Stromgegenkopplung). • Bauen Sie nun zusätzlich einen 1µF -Kondensator parallel zum Widerstand in die Emitterleitung ein. Überlegen Sie sich qualitativ, welchen Einfluß das auf die Verstärkereigenschaften hat, und überprüfen Sie ihre Erwartungen durch Messen der Übertragungsfunktion. • Tragen Sie die beiden Übertragungsfunktionen in einem halblogarithmischen Diagramm über der Frequenz auf. Schaltung 30 Elektronik (Versuchsanleitung) 56 3.3 Der Transistor als Schalter a) Verändern Sie den Widerstandswert des Potentiometers, und bestimmen Sie die Spannung UBE , bei der der Transistor „ein-“ bzw. „ausschaltet“. Schaltung 32 b) Bauen Sie eine der drei Kippschaltungen (Schaltung 33, Schaltung 34 oder Schaltung 35) auf. Sie können die Schaltungen in einen bestimmten Zustand setzen, indem Sie einen der beiden Kontakte (A bzw. B ) mit einem Brückenstecker verbinden. Beobachten und erklären Sie den Schaltmechanismus, und ordnen Sie der Schaltung einen der Begriffe monostabile, astabile und bistabile Kippstufe zu. Den 147µF -Kondensator erhalten Sie durch Parallelschaltung eines 100µF und eines 47µF -Kondensators. Elektronik (Versuchsanleitung) 57 Schaltung 33 Schaltung 34 Schaltung 35 Literaturverzeichnis 58 Literaturverzeichnis [1] Bergmann, Ludwig; Schäfer, Clemens; Lehrbuch der Experimentalphysik, Band 6 Festkörper, hrsg. von Raith, Wilhelm, Autoren Freyhardt, Herbert et al., 1. Aufl., Berlin, New York: de Gruyter, 1992 [2] Best, Christoph et al.; Taschenbuch der Physik: Formeln, Tabellen, Übersichten, hrsg. von Stöcker, Horst, 3. völlig überarb. und erw. Aufl., Frankfurt am Main, Thun: Deutsch, 1998 [3] Beuth, Klaus; Beuth, Olaf; Elementare Elektronik: Mit Grundlagen der Elektrotechnik, 5. überarb. Aufl., Würzburg: Vogel, 1997 [4] Bronstein, I.N. et. al.; Taschenbuch der Mathematik, 4. überarb. und erw. Aufl. der Neubearb., Frankfurt am Main, Thun: Deutsch, 1999 [5] Dobrinski, Paul; Krakau, Gunter; Vogel, Anselm; Physik für Ingenieure, 8. überarb. und erw. 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Aufl., Berlin u.a.: Springer, 1997 [19] Weddigen, Christian; Jüngst, Wolfgang; Elektronik: Eine Einführung für Naturwissenschaftler und Ingenieure mit Beispielen zur Computer-Simulation, 2. neubearb. und erw. Aufl., Berlin u.a.: Springer, 1993