Amnesie

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Beispielbild
Blockseminar
14.12. und 15.122007
Gedächtnisstörungen
Fallbeispiel
Patient HM
Folgen einer bilateralen
mediotemporalen Resektion:
Die Zeit bleibt für den Patienten
am 1.9.1953 stehen!
Neue Informationen konnten
nicht mehr gespeichert werden.
Fachbereich, Titel, Datum
2
Fallbeispiel
Patient HM
Damalige Interpretation:
Läsion des Hippokampus bewirkt,
dass es zu keiner Festigung der
Gedächtnisinhalte kommt.
Die Rolle des Hippokampus wurde in
der kurzzeitigen Speicherung der
Gedächtnisinhalte gesehen.
Die Information sollte dann später im
Neokortex konsolidiert werden.
Fachbereich, Titel, Datum
3
Fallbeispiel
Patient HM
Intakt blieben verschiedene implizite Lernleistungen:
– Spiegelzeichnen
– Turm von Hanoi
– Priming
Bedeutung:
Nicht alle Arten des Lernens erfordern den Weg vom
Hippokampus in den Neokortex
Fachbereich, Titel, Datum
4
Fallbeispiel
Patient NA
Verletzung bei NA
Verletzung mit einem Degen,
der durch das Nasenloch in die
Schädelbasis drang. Bewirkt
auch eine Läsion im linken
dorsomedialen Thalamus, der
Afferenzen von der Amygdala
erhält und Efferenzen zum
Frontallappen schickt.
Fachbereich, Titel, Datum
5
Fallbeispiel
Patient NA
Verletzung bei NA
Die Verletzung von 1960 rief
eine leichte retrograde Amnesie
und eine starke anterograde
Amnesie hervor.
Die Amnesie ist jedoch
modalitätsspezifisch (verbal >
nicht-verbal), was auf die
Lateralität der Läsion zurückgeht
Bedeutung:
Auch das Diencephalon ist für das Gedächtnis bedeutsam,
und die Hemisphären zeigen eine unterschiedliche
Modalitätsspezifität.
Fachbereich, Titel, Datum
6
Beschreibungen
Bedeutung des Gedächtnis
Grundaussagen zum Gedächtnis
-An bestimmte Hirnstrukturen gebunden
-Ermöglicht das ‚Behalten‘ langfristiger
Umweltkonstellationen
-An Affekte gekoppelt und - aus evolutionärer Sicht primär an die Sinnesmodalitäten Geschmack &
Geruch
Fachbereich, Titel, Datum
7
Beschreibungen
Definition des Gedächtnis
Gedächtnis ist die lernabhängige Speicherung ontogenetisch
erworbener Informationen, die sich phlyogenetischen
neuronalen Strukturen selektiv artgemäß einfügt und zu
beliebigen Zeitpunkten angerufen werden kann (d.h. der
Situation angepasst werden kann).
Allgemein handelt es sich um eine konditionierte
Veränderung der Übertragungseigenschaften in einem
neuronalen Netzwerk.
(modifiziert nach Sinz, 1979)
Fachbereich, Titel, Datum
8
Beschreibungen
Zeitliche Unterteilung
Verarbeitungstiefe und –
dauer:
KZG: Sekunden bis
Minutenbereich, oder auch 4-7
Bit
LZG: längerer Bereich
(Lebensdauer). Kapazität 1015
Bit
Fachbereich, Titel, Datum
9
Beschreibungen
Arbeitsgedächtnis
Episodischer
Buffer
Modell nach Baddeley: KZG beschreibt das ‚online‘-Halten der Info,
während
ein
Verarbeiten
Arbeitsgedächtnis
der
Info
ein
beschreibt
mehrkomponentiges,
(Zentrale
Exekutive
aktives
und
Sklavensysteme).
Fachbereich, Titel, Datum
10
Fallbeispiel
Patient EE
Verletzung bei EE
Ausgedehnte Läsion im Bereich
des Gyrus angularis aufgrund
einer Tumoroperation.
Defizite im KZG – vor allem
einen Verlust des RecencyEffekts.
KZG ist ein anatomisch und
funktional distinkter Prozess, der
u.a. an parietale und frontale
Strukturen gebunden ist.
Fachbereich, Titel, Datum
11
Beschreibungen
Inhaltliche Unterteilung
Modell nach Squire: Repräsentation verschiedener Wissenssysteme auf
Hirnebene.
Wesentliche
episodischem
und
Eigenschaft:
semantischem
Keine
Gedächtnis
Unterscheidung
–
aber
zwischen
Betonung
der
Unterschiede zwischen deklarativem und nicht-deklarativem Gedächtnis
Fachbereich, Titel, Datum
12
Beschreibungen
Inhaltliche Unterteilung (2)
Modell nach Tulving & Markowitsch: 5 hierarchische Systeme, die sich
phylogenetisch entwickelt haben. Sie sind teilweise anoetisch (unbewusst
ablaufend), noetisch (bewusst ablaufend) oder sogar autonoetisch
(erfordern Selbstreflexion)
Fachbereich, Titel, Datum
13
Beschreibungen
Prozedurales Gedächtnis: (Senso-)Motorische
Fertigkeiten, wie Fahrrad fahren oder Klavier spielen.
Hochgradiger Handlungsablauf, der durch ‚Kontrolle‘
gestört werden kann. Anoetisch
Selektive Störungen denkbar?
Priming: Bahnung, die sich auf eine erhöhte
Wiedererkennung von Objekten bezieht, denen man zuvor
begegnet ist. Das Phänomen kann auf perzeptiver
Wiederholung beruhen (Identität), aber auch auf
semantischer oder kategorialer Ähnlichkeit. Anoetisch
Selektive Störungen denkbar?
Fachbereich, Titel, Datum
14
Beschreibungen
Perzeptuelles Gedächtnis: Beurteilung von Neuheit
oder Familiarität. Dient vor allem zur Komplettierung
fragmentarischer Eindrücke. Noetisch
Selektive Störung denkbar?
(Semantisches) Wissenssystem: Fakten über die Welt,
die kontextfrei abgerufen werden können. Die Information
ist nicht episodisch kodiert. Noetisch
Selektive Störung denkbar?
Fachbereich, Titel, Datum
15
Beschreibungen
Episodisches Gedächtnis: Erinnerung an persönliche
Erfahrungen, d.h. kontextgebunden. Verlangt
Rückbesinnung auf eigene Geschichte, deshalb auch
emotional gefärbt. Autonoetisch
Selektive Störung denkbar?
Fachbereich, Titel, Datum
16
Fallbeispiel
Patient BP
Verletzung bei BP
Bilaterale Läsion im Bereich der
Amygdala.
Defizite in der Selektion von
Gedächtnisinhalten, d.h.
emotional bedeutsame
Information wird nicht präferiert
abgespeichert.
Fachbereich, Titel, Datum
17
Fallbeispiel
Patient ED
Verletzung bei ED
Primär rechts-temporo-frontale
Läsion aufgrund eines SHT.
Autobiographische Informationen
gehen verloren bei intaktem
semantischem Wissen.
Bsp.: Wissen um die Geographie
(Kilimandscharo) erhalten,
jedoch nicht die persönliche
Erfahrung (eigener Aufstieg).
Fachbereich, Titel, Datum
18
Störungsbilder
Gedächtnisstörung: Oberbegriff für alle Einbußen des Lernens, Behaltens
oder Abrufs gespeicherter Information. Die Ätiologie und Selektivität der
Störung ist offen.
Amnesie: Isolierte schwere Störung des Lernens und Behaltens, die nicht mit
anderen kognitiven Einbußen kombiniert ist.
Aussage einer Amnesie-Patientin:
Fachbereich, Titel, Datum
19
Störungsbilder
Differenzierung
Anterograde Amnesie: Setzt nach dem Insult an. Zumeist sehr
ausgepägt und ohne zeitlichen Gradienten
Retrograde Amnesie: Setzt vor dem Insult an und ist mit einem zeitlichen
Gradienten versehen (Ribot‘sches Gesetz: Last In – First Out).
Beide Formen können doppelt dissoziiert auftreten.
Fachbereich, Titel, Datum
20
Störungsbilder
Modalitätsspezifität
Linksseitige fokale Läsion: zumeist Störungen des verbalen
Gedächtnisses
Rechtsseitige fokale Läsion: zumeist Störungen des visuell-räumlichen
Gedächtnisses
Auswirkung für die Diagnostik: Getrennt für die Modalitäten
durchführen
Fachbereich, Titel, Datum
21
Störungsbilder
Abrufbedingung
Free Recall: Patienten können nicht willkürlich gelernte Information
abrufen.
Rekognition: Patienten können Information nicht wiedererkennen
Wichtig: Liegt ein Defizit in der Konsolidierung oder im Abruf vor?
Fachbereich, Titel, Datum
22
Störungsbilder
Evozierte Antworten
Gedächtnislöcher: Patienten können die Information auch bei gezieltem
Nachfragen nicht geben.
Cueing: Patienten nutzen die Information, die in der Frage steckt, um
Information abzurufen.
Konfabulation: Patienten verknüpfen falsch episodische Informationen,
die bei der Wiedergabe subjektiven Wahrheitsgehalt haben.
Wichtig: Information kann evt. implizit noch vorhanden sein!
Fachbereich, Titel, Datum
23
Störungsbilder
Weitere Typen der Amnesie:
Traumatische Amnesie
-meist durch SHT begründet und nur transienter Natur.
-Dauer hängt von der Schwere der Schädigung ab.
-Gibt oft den Eindruck einer selektiven retrograden Amnesie, die jedoch
nur ein Durchgangssyndrom darstellt.
Dissoziative Amnesie
-ebenfalls eine selektiv retrograde Amnesie, die sich auf die Zeitperiode
eines emotional traumatischen Erlebnisses beschränkt.
Fachbereich, Titel, Datum
24
Störungsbilder
Weitere Typen der Amnesie:
Korsakoff Amnesie
-Meist auf jahrelangen Alkoholismus zurückzuführen.
-Anterograde und retrograde Störungen.
-Setzt auf subkortikaler Ebene an (Thalamuskerne)
Kindheits-Amnesie
-Informationen vor dem 3 Lebensjahr können nicht direkt erinnert
werden.
-Wahrscheinlich durch eine neuronale Interferenz (Reifung des
Sprachsystems) bedingt.
Fachbereich, Titel, Datum
25
Störungsbilder
Assoziierte Störungen
Aufmerksamkeitsstörungen: Die fehlende Intensität oder Selektivität
bewirkt eine schlechtere Konsolidierung
Störungen der Exekutiven Funktion: Die Strategie bei Erwerb oder Abruf
kann nicht funktional sein.
Störungen der Sensorik, der Motorik und des Affekts (Depression).
Demenzen
Gedächtnisstörung ist ein Leitsymptom, sie ist jedoch progredient und geht
mit anderen kognitiven Einbußen einher.
Fachbereich, Titel, Datum
26
Epidemiologie
Auswertung der Daten verschiedener Studien
Die Prävalenz von Gedächtnisstörungen wird zwischen 60 und 65%
bei erworbenen Hirnschädigungen geschätzt. Die Schätzungen sind
verlässlich, da Gedächtnistests zu klinischen Standard gehören.
Fachbereich, Titel, Datum
27
Verlauf & Prognose
Ergebnisse von Längsschnittstudien:
Bei den Patienten zeigt sich meist keine vollständige
Wiederherstellung der Funktion, aber in vielen Fällen (31%)
verbessert sich die Testleistung im Lauf der Zeit. Zudem können
etwa 30% der Patienten auch beruflich wieder eingegliedert
werden und 64% können ein selbständiges Leben führen.
Wichtigste Prognosefaktoren:
1.
Alter des Patienten
2.
Ausmaß der Komorbidität (kognitiv/affektiv)
3.
Vorliegen Exekutiver Defizite (Probleme im Erwerb von
Therapiestrategien)
4.
Schwere der Gedächtnisstörung prognostiziert Rehabilitation
Fachbereich, Titel, Datum
28
Ätiologie
Insgesamt
kann
Erkrankungen
man
definieren,
viele
bei
verschiedene
denen
neurologische
amnestische
Symptome
auftreten können.
Die
Vielzahl
der
Ätiologien
liegt
in
der
Komplexität
des
Gedächtnisfunktion: Es sind viele Hirnstrukturen beteiligt, deshalb
kann
schnell
eine
wesentliche
Komponente
(Enkodierung,
Speicherung, Abruf) funktionell gestört sein.
Allgemeines:
Häufigste Ätiologie ist ein zerebrovaskulärer Insult oder eine
epileptogene Erkrankung.
Die dauerhaftesten und schwersten Störungen treten bei
degenerativen Erkrankungen und Hirninfarkten auf.
Fachbereich, Titel, Datum
29
Ätiologie
SHT:
Eher retrograde als anterograde Defizite. Muster geht vermutlich auf
somatische/psychische Beteiligung zurück.
Zerebrovaskuläre Erkrankungen:
Unterschiedliche Gebiete – subkortikale und kortikale – können
geschädigt sein. Gerade bei subkortikalen Läsionen können auch kleine
Läsionen (Thalamus) starke funktionelle Folgen haben, die meist in
anterograden Defiziten bestehen. Oft assoziiert mit emotionalen
Problemen.
Intrakraniale Tumore:
Je nach Lage des Tumors kann des Defizite unterschiedlicher Schwere
geben (z.B. Hypothalamus-Tumor). Tumore an der Ependymschicht
haben
weniger dramatische Konsequenzen posteroperativ.
Fachbereich, Titel, Datum
30
Ätiologie
Degenerative Erkrankungen:
Bei neokortikalen Abbauprozessen primär Defizite im semantischen
Gedächtnis, bei subkortikalen Demenzen primär Defizite im
prozeduralen Gedächtnis.
Mangelerkrankungen:
Vitaminmangel wirkt sich vor allem auf diencephale Strukturen aus.
Dies wird deutlich beim Korsakoff-Syndrom, bei dem Vitamin B1 nicht
mehr inkorporiert werden kann. Dies bewirkt eine Störung in
gedächtnissensitiven Regionen des Thalamus, was wiederum mit
anterograden und retrograden Amnesien einhergeht.
Fachbereich, Titel, Datum
31
Ätiologie
Infekte & Autoimmunerkrankungen:
Virale Encephalitis betrifft häufig den Temporallappen, was mnestische
Defizite bedingt. Auch bei HIV treten anterograde Gedächtnisstörungen
im Verlauf der Erkrankung auf (..wie bei MS in Kombination mit
anderen Defiziten).
Epilepsie:
Bewirkt hippokampale Sklerose bewirkt Amnesien (siehe HM). Wird
eine Operation durchgeführt, so sollen selektive Resektionen die
gleiche funktionelle Auswirkung haben wie umfassende temporale
Läsion bei HM.
Fachbereich, Titel, Datum
32
Ätiologie
Folgen von Drogenmissbrauch:
Können zu degenerativen Hirnerkrankungen – verbunden mit einer
Amnesie – führen. Beispiel: Designerdroge MPTP
Elektrokrampftherapie:
Regelmäßig werden kurzfristige und episodische retrograde
Gedächtnisstörungen beschrieben, seltener anterograde.
Fachbereich, Titel, Datum
33
Ätiologie
Psychische Störungen & Psychogene Amnesien:
Bei
verschiedenen
psychiatrischen
Störungen
(Depression,
Schizophrenie) werden mnestische Defizite berichtet.
Psychischer und psychosomatischer Stress sollen temporäre – meist retrograde
Amnesien
induzieren
können,
die
das
episodische
Gedächtnis betreffen. Neben der ‚psychogenen‘ Amnesie kommt der
Fugue-Zustand hinzu (Flucht vom Heimatort). Noch umstrittener ist die
Existenz ‚multipler Persönlichkeiten‘.
Solche
mnestischen
Blockaden
können
durch
kurzfristige
physiologische und metabolische (Stresshormone) Änderungen erklärt
werden, die eine Diskonnektion bewirken. Die Stresshormone werden
vor allem in den Regionen ausgeschüttet, die mit emotionaler und
mnestischer Verarbeitung zu tun haben.
Fachbereich, Titel, Datum
34
Störungsmodelle
Vereinfachtes Modell
Fachbereich, Titel, Datum
35
Störungsmodelle
Fachbereich, Titel, Datum
36
Störungsmodelle
Prozedurales Gedächtnis:
-Basalganglien
-Prämotorischer Kortex
-Kleinhirn?
Fachbereich, Titel, Datum
37
Störungsmodelle
Priming:
-Unimodale Kortexareale = sensorischer Kortex
(perzeptuelles Priming)
-Polymodale Kortexareale = Assoziationskortex
(konzeptuelles Priming)
Fachbereich, Titel, Datum
38
Störungsmodelle
Perzeptuelles Gedächtnis:
Interaktion uni- und polymodaler Kortexareale
(siehe Priming)
Fachbereich, Titel, Datum
39
Störungsmodelle
Wissenssysteme / Episodisches Gedächtnis:
1.
Papez‘scher Neuronenkreis (kognitive Evaluation der Info,
Differenzierung: Fakten/Episoden)
2.
Basolateraler limbischer Schaltkreis (emotionale Evaluation der Info,
Differenzierung Fakten/Episoden)
Fachbereich, Titel, Datum
40
Störungsmodelle
Wissenssysteme:
1.
Stärkere Aktivierung des
Papez‘schen Neuronenkreises
2.
‚Ablagerung‘ und Konsolidierung
der Information im Neokortex
(Frontallappen und vorderer
Temporallappen) – primär der
linken Hemisphäre
Fachbereich, Titel, Datum
41
Störungsmodelle
Episodisches Gedächtnis:
1.
Stärkere Aktivierung des basolateralen Neuronenkreises
2.
‚Ablagerung‘ und Konsolidierung der Information im Neokortex
(Frontallappen und vorderer Temporallappen, primär der rechten
Hemisphäre), sowie in Strukturen des limbischen Systems.
Wesentlicher Faserzug ist der Fasciculus uncinatus, der dem präfrontalen
und den temporalen Kortex verbindet. In der rechten Hemisphäre ist er um
30% größer.
HERA-Modell (Tulving)
Hemispheric Encoding
Retrieval Asymmetry
Linke Hemisphäre primär
am Einspeichern, und die
rechte Hemisphäre primär
beim Abruf episodischer
Inhalte beteiligt.
Fachbereich, Titel, Datum
42
Fachbereich, Titel, Datum
43
Klinische Neuropsychologie
Gedächtnis
Diagnostik
Fachbereich, Titel, Datum
44
Differentialdiagnose
Differenzierung zur dissoziativen Amnesie
Charakteristika: Selektiver Ausfall des Gedächtnisses, der sich auch eine oder
mehrer Episoden bezieht, welche traumatischer Natur sein
können.
Sie tritt plötzlich auf und zeigt keinen zeitlichen Gradienten.
Keine Einbusse im semantischen Altgedächtnis und keine
anterograde Amnesie.
Scheinbar kein Leidensdruck der Patienten.
Häufig Zusammenhang mit persönlichen oder finanziellen
Krisen.
Diagnose:
Schwerpunkt auf Altgedächtnis legen (autobiographisches
Interview, Semantisches Altgedächntnisinventar, HAWIE,
Fachbereich, Titel, Datum
Famous Events)
45
Differentialdiagnose
Differenzierung zur vorgetäuschten Störung
Charakteristika: Absichtlich erzeugt und motiviert durch Einnahme einer
Krankenrolle, sonst kein äußerer Anreiz
Diagnose:
Tests müssen Aggravation aufdecken (siehe Simulation)
Differenzierung zur Simulation
Charakteristika: Absichtlich erzeugt und motiviert durch externe Anreize. Oft
kombiniert mit forensischem Kontext, Diskrepanz zu objektiven
Testergebissen, Mangel an Kooperation
Diagnose:
Fachbereich, Titel, Datum
Tests müssen Aggravation aufdecken (siehe Simulation)
46
Differentialdiagnose
Testverfahren zur Differenzialdiagnose
Rey Memory Test:
15 einfache alphanumerische Zeichen werden innerhalb
von 10 Sekunden dargeboten
Test scheint schwierig, aber es können mehr als 7
Zeichen (Normwert) wiedergegeben werden.
Patient mit Simulation gibt oft weniger Zeichen wieder
Symptom-Validierung:
Mindestens 100 binäre Entscheidungen bezüglich der
angegebenen Symptomatik müssen abgegeben werden
Liegt die konsistente Antwortquote unter dem
Rateniveau, so ist eine Simulation wahrscheinlich.
Fachbereich, Titel, Datum
47
Diagnostik
Allgemeiner Leitfaden zum
diagnostischen Prozess
Fachbereich, Titel, Datum
48
Diagnostik
Med. Anamnese & Bildgebung:
Sind Strukturen betroffen, die häufig eine
Amnesie hervorrufen können?
Liegen Vorerkrankungen vor, die mit einer
Amnesie einhergehen?
Diagnostische Fragestellungen:
Besitzt die Störung funktionelle Relevanz,
d.h. hat sie Auswirkung auf die berufliche
Situation des Patienten, bzw. seinen
sozialen Alltag.
Liegen residuale Gedächtnisfunktionen vor,
die eine Therapie erleichtern?
Fachbereich, Titel, Datum
Hatte eine Therapie den gewünschten
Erfolg?
49
Diagnostik
Exploration:
Berichtet der Patient – oder Angehörige –
von Einbussen, die primär auf eine
Gedächtnisstörung schließen lassen?
Ausschluss:
Hat der Patient Zugriff auf
autobiographische Episoden und ist sein
semantisches Wissen intakt?
Das Defizit darf nicht erklärt werden
können durch...
Ist der Patient fähig, neue Informationen
zu speichern?
...eine allgemeine Desorientierung
...Aphasien (Wortfindungsstörungen)
...visuell-räumliche Störungen
...Aufmerksamkeitsstörungen
...eine Intelligenzminderung
Profitiert der Patient von externen
Hinweisen, wenn er Informationen sucht?
Ist das Defizit material-spezifisch?
Neigt der Patient zu Konfabulationen?
...ein Problem im Antrieb
Fachbereich, Titel, Datum
50
Diagnostik
Richtlinien zur Auswahl der Testverfahren
1. Standard Diagnoseprozedur
2. Ausführliche Diagnoseprozedur
Fachbereich, Titel, Datum
51
Diagnostik
Standard-Testverfahren
Rivermead Behavioural
Memory Test (RBMT)
Fachbereich, Titel, Datum
52
Diagnostik
Standard-Testverfahren
Wechsler Memory Scale (WMS)
Fachbereich, Titel, Datum
53
Diagnostik
Standard-Testverfahren
Lern- und Gedächtnistest (LGT-3)
Fachbereich, Titel, Datum
Berliner Amnesietest (BAT)
54
Fachbereich, Titel, Datum
55
Fachbereich, Titel, Datum
56
Diagnostik
Leitfaden zur Auswahl der
diagnostischen Instrumente:
Fachbereich, Titel, Datum
57
Fachbereich, Titel, Datum
58
Klinische Neuropsychologie
Gedächtnis
Rehabilitationsverfahren
Fachbereich, Titel, Datum
59
Behandlungsverfahren
Auswahl des Therapieverfahrens richtet sich nach folgenden
Gesichtspunkten:
1.
Primäre oder sekundäre Gedächtnisstörung: Klinische Relevanz
bestimmt, ob mit der Reha im mnestischen Bereich begonnen wird.
2.
Schweregrad der Gedächtnisstörung: Differenzielle Indikation
3.
Kombination mit anderen Defiziten: Affektive Störungen verändern
die Prioritätensetzung.
4.
Störungsbewusstsein des Patienten: Muss zunächst eine
Verhaltensmodifikation erfolgen, um Compliance zu erzeugen
5.
Sind internale Strategien einsetzbar: Auswahl der Therapiemittel
6.
Was ist die funktionelle Relevanz der Störung: Wo liegen die
therapeutuischen Prioritäten?
Fachbereich, Titel, Datum
60
Behandlungsverfahren
Therapie setzt meist im chronischen Stadium ein. Im Vordergrund steht
nicht die Verbesserung der Gedächtnisfunktion, sondern...
1.
...die Verbesserung begleitender kognitiver Störungen
2.
...die Reduzierung der Gedächtnisanforderungen
3.
...die Vermittlung von domänenspezifischen Wissen
4.
..die Nutzung von Kompensationsstrategien durch Dritte
5.
..der selbständige Einsatz von Kompensationstrategien
6.
...Integration der Hirnschädigung in das Selbstkonzept
Fachbereich, Titel, Datum
61
Behandlungsverfahren
Differenzierung von drei Reha-Konzepten:
1.
Funktionstherapie (Restitution): ‚Drill & Practice‘ sollen eine bestimmte Funktion
verbessern. Meist spezifische und neuropsychologisch begründete Therapien.
2.
Kompensationstherapie: Bewältigungsfähigkeiten des Individuums werden
aufgebaut, bzw. verbessert
3.
Integrative Behandlung: Zusätzlich zur Restitution oder Kompensation werden
Aspekte der Psychotherapie werden aufgegriffen, und an die Bedürfnisse des
Patienten adaptiert.
Fachbereich, Titel, Datum
62
Behandlungsverfahren
Computergestütztes Training:
+ Wenig Personal
+ Motivation für den Patienten (Feedback)
+ Adaptives Training möglich
- Lernen basiert nur auf Wiederholung
- Strategien werden nicht vermittelt
- Patient wird nicht auf Kompensation vorbereitet
- Effektivität nicht überzeugend nachgewiesen
Training anderer kognitiver Funktionen:
In der Akutphase kann das Training der Aufmerksamkeit
eine positive Auswirkung auf ein sekundäres Gedächtnisdefizit haben.
Jedoch ist nicht per se ein unspezifisches Aufmerksamkeitstraining anzuraten!
Fachbereich, Titel, Datum
63
Behandlungsverfahren
Kompensationsstrategie
Allgemeines
Einteilung der Reha-Maßnahmen nach...
Einsatzziele:
Reduktion der Gedächtnisforderung vs.
Lernhilfen, bzw. Lernstrategien vs.
Externe Gedächtnishilfen
Adressat:
Setzt der Patient die Methode selbständig ein? Oder
wird sie vom Angehörigen eingesetzt?
Indikation:
Bei welchem Grad der Einschränkung empfiehlt sich
welche Methode?
Fachbereich, Titel, Datum
64
Behandlungsverfahren
Kompensationsstrategie
Richtet sich an schwer amnestische
Patienten,
die
einen
Teil
der
Alltagsroutinen beibehalten wollen.
Informationen
des
‚normalen‘
mentalen Vorstellungsraums werden
sichtbar
und
gemacht
es
tägliche
(Einnahme
werden
(Hinweiszettel),
Handlungen
Routinen
von
in
eingebaut
Medikamenten).
Gegenstände sollen immer an den
gleichen Orten aufbewahrt werden.
Setzt die Mitarbeit der Angehörigen
voraus. Aufbau von Alltagsroutinen
kann allen Amnestikern helfen.
Fachbereich, Titel, Datum
65
Behandlungsverfahren
Kompensationsstrategie: Lerntheoretisch basierte Methoden
Errorless Learning: Implizites Gedächtnis kann
nur funktionieren, wenn eine Routine fehlerfrei
gelernt worden ist. D.h. der Therapeut/Angehöriger
muss
den
Patienten
in
der
Lernphase
mit
Information versorgen. Problem: Motivation!
Chaining: Das Verfahren zur Verhaltensverkettung
führt dazu, dass in der Lernphase wenig Fehler
gemacht werden. Man unterscheidet backwardund forward-chaining, die sich beide zum Erlernen
von Routine-Aufgaben anbieten. Transfereffekte
sind jedoch nicht zu erwarten
Vanishing Cues: basiert auf den Erfolgen von
Amnesie-Patienten
im
Wortstammergänzungs-
aufgaben. Untertyp des backward-chaining.
Methoden nicht besonders bewährt!
Fachbereich, Titel, Datum
66
Behandlungsverfahren
Kompensationsstrategie: Lerntheoretisch basierte Methoden
Internale Strategien: Basieren auf experimentalpsychologischen
verstärken.
Befunden,
Beispiele:
die
(1)
PQRST-Technik
(Preview-Question-Read-State-Test)
Visualisierung
von
Gedächtnis
Information
oder
(2)
(multimodale
Verknüpfung). Erfolg hängt davon ab, dass der
Patient den Einsatz der Methode im Alltag richtig
wählt (Einkaufslisten?), und dass er die richtige
Imaginationstechnik
wählt.
Im
Alltag
sind
die
internalen Strategien zumeist nur bedingt tauglich,
höchstens für das Lernen von Adressen oder
anderes domänenspezifisches Wissen.
Fachbereich, Titel, Datum
67
Behandlungsverfahren
Kompensationsstrategie: Lerntheoretisch basierte Methoden
Problemlösetraining: Patienten üben nicht nur
bestimmte Techniken, sondern lernen auch, in
welchen Situationen welche Technik wichtig ist.
Neben
der
Verbalisierung
(Gruppensitzungen)
werden die individuellen Lernstile berücksichtigt.
Charakteristika des Training sind:
-Verbesserung der Problemlösefähigkeit (Welche
Strategie passt jetzt?)
-Verbesserung
metakognitiver
Aspekte
(Welche
Gedächtnisleistung habe ich?)
-Anwendung von Strategien in Alltagssituationen
Fachbereich, Titel, Datum
68
Behandlungsverfahren
Kompensationsstrategie
Externe Gedächtnishilfen:
Alle
Hilfsmittel,
mit
denen
Gedächtnisinhalte gespeichert oder deren
Abruf erleichtert werden kann.
Retrospektives
Tages
Erinnern: Erlebnisse des
festhalten.
Therapie
hilft,
die
Aufzeichnung zu strukturieren. Problem:
Was ist relevant? Online-Protokolle können
helfen.
Prospektives Erinnern: Unterstützung bei
der
Einhaltung verzögerter
Intentionen.
Enkodierung wird unterstützt. Wichtigster
Aspekt: Abrufzeitpunkt sollte unterstützt
werden (Wecker-Funktion). Sonst erinnert
Patient
nicht,
dass
er
den
Kalender
kontrollieren muss.
Fachbereich, Titel, Datum
69
Behandlungsverfahren
Kompensationsstrategie
Einige
nicht-elektronische
Gedächtnishilfen:
Anwendung
erfordert
Mindestmaß
an
Ressourcen,
d.h.
Schweregrad
kognitiven
man
der
eine
muss
Störung
den
und
assoziierte Defizite berücksichtigen.
Elektronische Gedächtnishilfen:
„NeuroPage“
System,
ist
das
allerdings
ein
bekanntes
dem
Patienten
keine
Feedback-
Möglichkeit bietet.
Handy als Pager: für leicht-gestörte
Patienten die beste Alternative.
Fachbereich, Titel, Datum
70
Behandlungsverfahren
Verhaltensmodifikation:
Über Verhaltensanalyse werden die kritischen Situationen
identifiziert, und die entsprechenden Therapieziele abgeleitet.
Häufige
Probleme:
(1)
Training
des
Einsatzes
externer
Gedächtnishilfen. (2) Reduktion von störendem Verhalten
(dauerndes Nachfragen stört Angehörige)
Identitätsstärkung:
Für schwer amnestische Patienten intendiert, die durch die
amnestische
Störung
eine
Verletzung
der
personalen
Kontinuität erfahren. Die möglichen (depressiven) Folgen der
Amnesie
werden
Erfolgserlebnisse
sollen
aufgefangen
vermittelt
werden,
werden
indem
(z.B.
SET=SelbstErhaltungsTherapie). Vor allem hilfreich im Fall
einer dementiellen Erkrankung, in der das Weltwissen gestärkt
werden sollte in Form von Gesprächen über aktuelle Themen.
Fachbereich, Titel, Datum
71
Behandlungsverfahren
Fachbereich, Titel, Datum
72
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