40. Österreichische Mathematik-Olympiade Kurswettbewerb Lösungen TU Graz, 29. Mai 2009 1. Für welche Primzahlen p ist 2p + 1 die dritte Potenz einer natürlichen Zahl? Lösung. Es soll also gelten 2p + 1 = n3 für eine natürliche Zahl n. Die linke Seite ist sicher ungerade, daher muss auch die rechte Seite ungerade sein. Dies ist genau dann der Fall, wenn n ungerade ist. Sei daher n = 2m + 1. Wir erhalten nun: 2p + 1 = (2m + 1)3 2p + 1 = 8m3 + 12m2 + 6m + 1 −1 :2 p = 4m3 + 12m2 + 6m = m · (4m2 + 12m + 6) Falls m und (4m2 + 12m + 6) beide größer als 1 sind, ist p das Produkt zweier natürlicher Zahlen und somit keine Primzahl. Es bleibt somit nur noch der Fall m = 1 zu betrachten. Hier erhalten wir m · (4m2 + 12m + 6) = 13, und dies ist eine Primzahl. Wir erhalten somit die einzige Lösung p = 13 mit 2 · 13 + 1 = 27 = 33 . 2. (a) Man zeige, dass für alle reellen Zahlen x, y, z die Ungleichung 10x2 + 2y 2 + 5z 2 ≥ 2xy + 4yz + 6zx gilt. Wann gilt Gleichheit? Lösung. Wir bringen die Terme auf die linke Seite und fassen zusammen: 10x2 + 2y 2 + 5z 2 ≥ 2xy + 4yz + 6zx 10x2 + 2y 2 + 5z 2 − 2xy − 4yz − 6zx ≥ 0 ⇐⇒ x2 − 2xy + y 2 + y 2 − 4yz + 4z 2 + z 2 − 6(zx) + 9x2 ≥ 0 ⇐⇒ (x − y)2 + (y − 2z)2 + (z − 3x)2 ≥ 0 ⇐⇒ Die letzte Ungleichung gilt immer, da eine Summe von Quadraten reeller Zahlen immer größer oder gleich 0 ist. Da alle Umformungen Äquivalenzumformungen waren, ist damit auch die ursprüngliche Ungleichung bewiesen. (b) Man bestimme alle positiven ganzen Zahlen n, für die n2 + 2008 < 3n gilt. Lösung. Zunächst betrachten wir die ersten Werte von n: n n2 n2 + 2008 3n 1 1 2009 3 2 4 2012 9 3 9 2017 27 2024 81 4 16 5 25 2033 243 2044 729 6 36 7 49 2057 2187 Wir sehen, dass die Ungleichung für n ∈ {1, 2, 3, 4, 5, 6} gilt. Da 3n “schneller wächst” als n2 + 2008 vermuten wir, dass es keine weiteren Lösungen gibt, und beweisen dies mit vollständiger Induktion: Induktionsbasis haben wir bereits. Induktionsvoraussetzung: n2 + 2008 < 3n für 7 ≤ n ≤ N . Induktionsschritt: Wir müssen zeigen, dass auch (N + 1)2 + 2008 < 3N +1 gilt. Dies erhalten wir durch Umformung: (N + 1)2 + 2008 = N 2 + 2N + 1 + 2008 ≤ N 2 + N 2 + 2009 < 3N + 3N + 2009 N N ≤3 +3 +3 N (da 2N < N 2 für N > 2) (nach Induktionsvoraussetzung) (da 2009 < 3N für N ≥ 7) = 3 · 3N = 3N +1 Die Ungleichung gilt daher genau für n ∈ {1, 2, 3, 4, 5, 6}. 3. Man bestimme alle x ∈ R, sodass q x2 − [x]2 = 3 − x gilt. Lösung. Wir sehen sofort, dass für x > 3 die linke Seite positiv, die rechte jedoch negativ ist. Daher kann es keine Lösung mit x > 3 geben. Ist x negativ, so gilt [x]2 ≥ x2 (da zum Beispiel [−3.2] = −4) mit Gleichheit nur bei ganzzahligen x. Der Ausdruck unter der Wurzel ist für nicht ganzzahlige, negative x somit negativ. Für ganzzahlige negative x ist der Ausdruck unter der Wurzel gleich 0, die rechte Seite 3 − x aber sicher größer als 3. Somit kann es auch keine Lösungen mit x < 0 geben. Zur leichteren Berechnung der verbleibenden Fälle formen wir den Ausdruck um: q 2 2 2 x − [x] = 3 − x 2 x2 − [x]2 = 9 + x2 − 6x − x2 + 6x + [x] 6x = 9 + [x]2 Wir schreiben x an als x = m + r mit m ∈ Z und 0 ≤ r < 1, und erhalten: 2 6m + 6r = 9 + m − 6m 6r = 9 + m2 − 6m :6 r= 9 + m2 − 6m 6 Da wir alle Fälle außer m ∈ {0, 1, 2, 3} bereits ausgeschlossen haben, bleiben nur noch diese vier Fälle zu betrachten: • m = 0: Wir erhalten r = 96 , dies widerspricht aber der Definition von r. • m = 1: Wir erhalten r = 46 = 23 und somit die Lösung x = 1 + zeigt, dass dies eine gültige Lösung ist. • m = 2: Wir erhalten r = 61 und somit die Lösung x = 2 + zeigt, dass dies eine gültige Lösung ist. 1 6 2 3 = 53 . Einsetzen = 13 . 6 Einsetzen • m = 3: Wir erhalten r = 0 und somit die Lösung x = 3. Einsetzen zeigt, dass dies eine gültige Lösung ist. Insgesamt erhalten wir daher die drei Lösungen x = 53 , x = 13 6 und x = 3. Lösung. (Alternativer Lösungsweg) Bei der Gleichung 6r = 9 + m2 − 6m können wir auch erkennen, dass die rechte Seite ein vollständiges Quadrat ist und erhalten 6r = (m − 3)2 . Da die rechte Seite das Quadrat einer ganzen Zahl ist, muss dies auch auf die linke Seite zutreffen. Wegen r < 1 und somit 6r < 6 kommt nur 02 = 6r, 12 = 6r oder 22 = 6r in Frage, und wir erhalten dieselben drei Lösungen: 6r = 02 =⇒ r = 0, m = 3 2 6r = 1 =⇒ r = 61 , m = 2 6r = 22 =⇒ r = 64 , m = 1 4. Sei ABCD ein konvexes Viereck mit AB = BC = AD. Weiters sei M der Schnittpunkt der beiden Diagonalen AC und BD, und es gelte ^AMB = 70◦ und ^ACB = 50◦ . a) Man bestimme die Winkel ^DAM und ^DCM . b) Wie kann man das Viereck ABCD konstruieren? C D 50◦ M 70◦ A B Abbildung 1: Skizze 1 Lösung. • • • • • • • a) • Das Dreieck ABC ist gleichschenkelig, daher gilt ^CAB = ^ACB = 50◦ . Aus der Winkelsumme im Dreieck ABM folgt ^MBA = 180◦ − ^AMB − ^MAB = 180◦ − 70◦ − 50◦ = 60◦ . Das Dreieck ABD ist gleichschenkelig, daher gilt ^ADB = ^ABD = 60◦ . Aus der Winkelsumme im Dreieck ABD folgt ^DAB = 180◦ − ^DBA − ^ADB = 180◦ − 60◦ − 60◦ = 60◦ . Es folgt ^DAM = ^DAB + ^MAB = 60◦ − 50◦ = 10◦ . Aus der Winkelsumme im Dreieck ABC folgt ^ABC = 180◦ − ^ACB − ^CAB = 180◦ − 50◦ − 50◦ = 80◦ , und somit weiters ^DBC = ^ABC − ^ABD = 80◦ − 60◦ = 20◦ . Auf Grund der drei 60◦ -Winkel sehen wir, dass das Dreieck ABD gleichseitig ist. Damit ist das Dreieck DBC gleichschenkelig, und wir erhalten ^BDC = ◦ ◦ ^BCD = 180 2−20 = 80◦ . Damit folgt nun ^DCM = ^DCB − ^ACB = 80◦ − 50◦ = 30◦ . b) • Konstruiere den Peripheriewinkelkreis über AB zum Winkel 70◦ . • Der Punkt C muss sowohl auf diesem Kreis als auch (wegen AB = BC ) auf dem Kreis mit Mittelpunkt B und Radius AB liegen. Wir erhalten C daher als Schnittpunkt dieser beiden Kreise. • Konstruiere den Peripheriewinkelkreis über AB zum Winkel 50◦ . • Der Punkt M muss sowohl auf diesem Kreis liegen als auch auf der Strecke AC . Wir erhalten M daher als Schnittpunkt dieser beiden. • Der Punkt D schließlich muss sowohl auf der Verlängerung von BM liegen als auch (wegen AB = AD) auf dem Kreis mit Mittelpunkt A und Radius AB . Wir erhalten D daher als Schnittpunkt dieser beiden, und haben das Viereck ABCD somit eindeutig konstruiert. Weitere Informationen über die ÖMO findet man auf http://www.oemo.at/ .