3 tage musik für alle - Münchner Philharmoniker

Werbung
DAS
ORCHESTER
DER
STADT
In freundschaftlicher
Zusammenarbeit mit
VALERY GERGIEVS
DAS FESTIVAL
DER MÜNCHNER
PHILHARMONIKER
Sonntag
15_11_2015
PROKOFJEW–MARATHON
VALERY GERGIEV
3
M
FÜ U TAG
R SI E
AL K
LE
der neue mini clubman.
Ab jetzt bei Ihrem MINI Partner.
Mehr Informationen auf www.MINI.de/clubman.
Kraftstoffverbrauch (je nach Modell) innerorts: 8,0 bis 4,7 l/100 km, außerorts: 5,4 bis 3,7 l/100 km, kombiniert:
6,3 bis 4,1 l/100 km; CO2-Emissionen (je nach Modell), kombiniert: 147 bis 109 g/km. Fahrzeugdarstellung zeigt
Sonderausstattung.
Sergej Prokofjew – Pianist und Komponist (1918)
11 Uhr
SERGEJ PROKOFJEW
Symphonie Nr. 1 D-Dur op. 25 »Symphonie classique«
1. Allegro | 2. Larghetto | 3. Gavotta: Non troppo allegro | 4. Molto vivace
JOSEPH HAYDN
Symphonie C-Dur Nr. 82 »Der Bär«
1. Vivace | 2. Allegretto | 3. Menuetto – Trio | 4. Finale: Vivace assai
SERGEJ PROKOFJEW
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 Des-Dur op. 10
Allegro brioso – Andante assai – Allegro scherzando – Cadenza – Animato
VALERY GERGIEV, Dirigent
HERBERT SCHUCH, Klavier
MARIINSKY ORCHESTER
13 Uhr
CARL MARIA VON WEBER
Ouvertüre zur Oper »Der Freischütz«
SERGEJ PROKOFJEW
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 g-Moll op. 16
1. Andantino | 2. Scherzo: Vivace | 3. Intermezzo: Allegro moderato
4. Finale: Allegro tempestoso
CARL MARIA VON WEBER
»Aufforderung zum Tanz«
Rondeau brillant für Klavier op. 65
für Orchester bearbeitet von Hector Berlioz
Moderato – Allegro vivace
VALERY GERGIEV, Dirigent
DENIS MATSUEV, Klavier
MARIINSKY ORCHESTER
15 Uhr
MAX REGER
Vier Tondichtungen für großes Orchester
nach Arnold Böcklin op. 128
1. »Der geigende Eremit«: Molto sostenuto | 2. »Im Spiel der Wellen«: Vivace
3. »Die Toteninsel«: Molto sostenuto | 4. »Bacchanal«: Vivace
Programm
SERGEJ PROKOFJEW
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 C-Dur op. 26
1. Andante – Allegro | 2. Tema con variazioni: Andantino | 3. Allegro, ma non troppo
VALERY GERGIEV, Dirigent
BEHZOD ABDURAIMOV, Klavier
MÜNCHNER PHILHARMONIKER
17 Uhr
RODION SCHTSCHEDRIN
»Tanja – Katja«, Romanze im Volkston für Frauenstimme und Streichorchester
KARL AMADEUS HARTMANN
Suite aus der Oper »Simplicius Simplicissimus«
1. Vorspiel | 2. Zwischenspiel – »Lied des Einsiedlers« | 3. »Drei Tänze der Dame«
SERGEJ PROKOFJEW
Konzert für Klavier (linke Hand) und Orchester Nr. 4 B-Dur op. 53
1. Vivace | 2. Andante | 3. Moderato | 4. Vivace
RODION SCHTSCHEDRIN
Konzert für Orchester Nr. 1 »Naughty Limericks«
in einem Satz
VALERY GERGIEV, Dirigent
PELAGEYA KURENNAYA, Sopran
ALEXEI VOLODIN, Klavier
MARIINSKY ORCHESTER
19 Uhr
JÖRG WIDMANN
»Con Brio«
Konzertouvertüre für Orchester
WOLFGANG AMADEUS MOZART
Konzert für Klarinette und Orchester A-Dur KV 622
1. Allegro | 2. Adagio | 3. Rondo: Allegro
SERGEJ PROKOFJEW
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 G-Dur op. 55
1. Allegro con brio | 2. Moderato ben accentuato | 3. Toccata: Allegro con fuoco
4. Larghetto | 5. Vivo
VALERY GERGIEV, Dirigent
JÖRG WIDMANN, Klarinette
OLLI MUSTONEN, Klavier
MÜNCHNER PHILHARMONIKER
Programm
4
Sergej Prokofjew
Nein, leicht hat er es noch keinem gemacht,
dieser Sergej Sergejewitsch Prokofjew.
Schon als junger Mann umgab er sich mit
der Aura des Unnahbaren, der nur für die
Musik lebt und sich um gesellschaftliche
Konventionen wenig schert. Schwer zu fas­
sen ist auch sein Werk, dessen Ausdrucks­
vielfalt sich gängigen Einordnungen wider­
setzt: Mal kommt es kindgerecht daher wie
»Peter und der Wolf«, mal verstörend wie
die »Skythische Suite«; dem als ultra­
modern empfundenen 2. Klavierkonzert
steht die retrospektive »Symphonie clas­
sique« gegenüber. Ganz zu schweigen von
Prokofjews verschlungener Biographie,
diesem Mäandern zwischen Ost und West,
das nicht nur für wechselnde Schaffensbe­
dingungen sorgte, sondern nachträglich
auch für extrem unterschiedliche Interpre­
tationen. Was z. B. bedeutete die Übersied­
lung in die Sowjetunion für ihn: künstleri­
sche Unterordnung – oder Befreiung aus
den Klauen des Kapitalismus ?
Widerhaken Prokofjews Beliebtheit beim
Publikum nie geschadet. Eine Beliebtheit,
die auf breiter musikalischer Basis steht,
Symphonien und Konzerte ebenso umfasst
wie Ballette, die Oper, Klaviermusik und
Einzelwerke. Dass sein reichhaltiges Œuvre
immer noch Entdeckenswertes bereithält
– etwa die selten gespielten Klavierkonzer­
te Nr. 4 und 5 –, spricht für ihn.
ZUR BIOGRAPHIE
Aus wohlsituierten Verhältnissen stam­
mend, schreibt sich Prokofjew bereits mit
zwölf Jahren am Petersburger Konservato­
rium ein, dem Eliteinstitut des Landes. Sei­
ne musikalische Begabung ist unter Leh­
rern und Mitschülern allgemein anerkannt,
Freunde gewinnt er durch sein eigenwilli­
ges Auftreten jedoch kaum. Komposito­
risch neigt er den Modernisten zu und fes­
tigt diesen Ruf durch einige Urauffüh­
rungsskandale in den Vorkriegsjahren:
Prokofjew, der Revolutionär.
Wurde diese Frage in Zeiten des Kalten
Kriegs noch heiß diskutiert, übt man sich
heute in demonstrativer Gelassenheit. Als
künstlerische Persönlichkeit erscheint Pro­
kofjew zu stark, um von Politik und Gesell­
schaft bis zur Marginalisierung verein­
nahmt zu werden. Andererseits konnte auch
er sich den Zwängen und Forderungen des
jeweiligen »Systems« niemals völlig entzie­
hen. Dass mit der Rückkehr in die alte, jetzt
sozialistische Heimat eine Hinwendung zu
neuen Gattungen einherging, ist jedenfalls
kein Zufall: Statt Klavierkonzerten widmete
er sich nun Filmmusik und Kantaten.
Mit der politischen Revolution des Jahres
1917 kann der junge Himmelsstürmer al­
lerdings wenig anfangen. Stattdessen
richtet er sein Augenmerk auf die Konzert­
säle des Westens. Vier Jahre lang, von
1918-22, lebt Prokofjew in den USA, wo er
vor allem als Pianist Erfolge feiert, danach
in Deutschland und Frankreich. Gastspiele
führen ihn durch ganz Europa, die USA und,
erstmals 1927, wieder in die russische Hei­
mat. Parallel dazu finden Premieren seiner
Werke in Brüssel, Paris, Köln, Boston und
Washington statt. Nach mehreren Aufent­
halten in der Sowjetunion entscheidet sich
der mittlerweile verheiratete Prokofjew im
Jahr 1936 zur endgültigen Rückkehr.
Interessanterweise aber hat diese Werk­
biographie mit all ihren Verwerfungen und
Hier allerdings gerät er mitten in den Ter­
ror Stalins, der längst auch die Kunst­
Sergej Prokofjew
5
schaffenden erfasst. Von direkter Verfol­
gung bleibt Prokofjew zwar verschont,
doch werden die künstlerischen Einschrän­
kungen immer stärker, etliche seiner Wer­
ke als »volksfeindlich« verdammt. Erst in
den Kriegsjahren nimmt der öffentliche
Druck ab, dafür liegt das kulturelle Leben
des Landes weitgehend brach.
1941 trennt sich Prokofjew von seiner Frau
Lina zugunsten Mira Mendelsons, einer
jungen Dichterin. Nach Kriegsende erleidet
er vermehrt gesundheitliche Rückschläge,
zudem wird er 1948 einer öffentlichen
­K ritik unterzogen, die einer Vernichtung
seiner künstlerischen Existenz nahe­
kommt. Fünf Jahre später stirbt Prokof­
jew, am selben Tag wie Stalin.
PROKOFJEW ALS PIANIST
Mit einer einzigen Ausnahme schrieb Pro­
kofjew sämtliche Klavierkonzerte für den
eigenen Vortrag. Dank seiner überragen­
den technischen Fertigkeiten darf man also
fünf hochvirtuose, auf das Klavier fokus­
sierte Werke erwarten – was sie auch sind.
Aber eben nur: auch. Denn Virtuosität
steht bei Prokofjew stets im Dienst ande­
rer Eigenschaften: der Ausdrucksvielfalt,
des komplexen Stimmengeflechts, der kör­
perlichen Präsenz von Musik. Pianistische
Brillanz hat sich der kompositorischen Idee
anzupassen, nicht umgekehrt.
Sichtbarstes Zeichen hierfür ist die Tatsa­
che, dass jedes der fünf Konzerte zu ganz
individuellen formalen Lösungen kommt.
Auf den einsätzigen Erstling folgen Kon­
zerte mit vier, drei, vier und zuletzt sogar
fünf Sätzen. Am klassischsten gibt sich
das 3. Konzert, das dafür auf ein wesent­
liches Gestaltungselement, Durchführun­
gen nämlich, verzichtet. Bei den anderen
bürstet Prokofjew die Satzcharaktere ge­
gen den Strich oder lädt Episodisches (So­
lokadenz, Intermezzi) mit Bedeutung auf.
»Das« Prokofjew-Konzert gibt es nicht,
sondern jeweils hochspannende Einzel­
lösungen.
Als Interpret eigener Werke war Prokofjew
eine Ausnahmeerscheinung, bewundert
von Pianistenkollegen wie Emil Gilels und
Heinrich Neuhaus, die seiner Darbietung
»Klarheit und Exaktheit« sowie »einen ge­
wissen sportlichen Charakter« attestier­
ten. »Ich sehe noch seine große Gestalt am
Flügel«, erinnerte sich Gilels, »besonders
die unnachahmliche Art seines nur ihm ei­
genen Spiels aus der Schulter«. Für die
Pianisten seiner Zeit, die größtenteils der
Chopin-Liszt-Schule anhingen, bedeuteten
seine »trockene Pedalgebung« und die
»ungewöhnliche Sachlichkeit des Klavier­
klangs« je nach Standpunkt Affront oder
Offenbarung.
Sachlich, trocken, klar: Zuschreibungen,
die auf Anschlag und Artikulation zielen,
nicht aber auf das Klangresultat insge­
samt. Um noch einmal Neuhaus zu zitieren:
»Ungeachtet seiner offensichtlichen Ver­
achtung des sogenannten ›Temperaments‹
und ›Gefühls‹ beherrschte er beides doch
in solchem Maße, dass sein Spiel niemals
einen routinemäßigen, blutleeren oder ab­
sichtlich kühlen Eindruck machte.« Blumi­
ger formulierte es die New York Times nach
Prokofjews Amerika-Debüt: »Seine emoti­
onale Unbewegtheit kontrastierte zu den
vulkanischen Eruptionen am Klavier.« Und,
zum selben Anlass: »Von Stahl sind seine
Finger, von Stahl seine Handgelenke, von
Stahl seine Armmuskeln, von Stahl sind
Bizeps und Trizeps…«
Sergej Prokofjew
6
SERGEJ PROKOFJEW:
»SYMPHONIE CLASSIQUE« OP. 25
JOSEPH HAYDN: SYMPHONIE
C-DUR NR. 82 »DER BÄR«
Der junge Prokofjew galt als Rebell: als
Vertreter einer musikalischen Moderne, die
unter allen Umständen mit der Tradition
brechen wollte. Während die konservativen
Teile des Publikums auf Werke wie die bei­
den ersten Klavierkonzerte mit Empörung
reagierten, zollten ihm die avantgardisti­
schen Kreise Petersburgs umso größeren
Respekt. Nach der Oktoberrevolution sah
der marxistische Kulturpolitiker Lunart­
scharskij in Prokofjew einen Verbündeten:
»Sie sind Revolutionär in der Musik, wir
sind es im Leben.«
An der realen Revolution, den Umbrüchen
des Jahres 1917, nahm der Komponist nicht
teil, im Gegenteil: Einen Großteil der Zeit
verbrachte er auf dem Land, las Kant und
schrieb Musik ohne jeden revolutionären
Impetus, etwa das lyrische 1. Violinkon­
zert. Seine gleichzeitig entstandene 1.
Symphonie geht noch einen Schritt weiter
– bzw. einen zurück. Als »klassisch« darf
nicht nur ihr traditioneller Zuschnitt bei
reduziertem Orchesterapparat gelten,
sondern auch ihre heitere Tonalität. Die
Symphonie als Ausdruck von Weltflucht ?
Das hieße dann doch etwas vorschnell ge­
urteilt. Denn Prokofjews Auseinanderset­
zung mit Haydn und Mozart ging ausge­
rechnet auf den innovativsten seiner Leh­
rer, Tscherepnin, zurück. Nicht als Verbeu­
gung vor den Großen, sondern als Gegengift
zu spätromantischer Überfrachtung. Klar­
heit, Transparenz, Konzentration auf das
Wesentliche: Das waren Tugenden, die sich
von den Klassikern lernen ließen. »Wenn
Haydn heute noch lebte, dachte ich, würde
er seine Art zu schreiben beibehalten und
dabei einiges vom Neuen übernehmen.
Solch eine Symphonie wollte ich schrei­
ben.«
Und Haydn selbst ? Seine Produktivität
lässt leicht vergessen, dass es »die«
Haydn-Symphonie nicht gibt, sondern im­
mer nur Einzelwerke mit ganz individuellem
Gepräge. So ist die Symphonie Nr. 82 Teil
eines sechs Werke umfassenden Opus, das
Haydn 1786 für ein großes, professionelles
Orchester in Paris komponierte, und das
C-Dur-Werk sollte den krönenden Ab­
schluss des Zyklus bilden.
Aus dieser Funktion erklären sich der fest­
liche Glanz der Symphonie, ihr optimisti­
scher Tonfall. Der Witz steckt, wie so oft
bei Haydn, im Detail: etwa wenn der fanfa­
renüberladene Beginn des 1. Satzes an
schierer C-Dur-Positivität zu »ersticken«
droht. Unmerklich schleichen sich MollTöne ein, Chromatik und Dissonanzen – und
schon sind wir mitten drin in einem hoch­
energetischen symphonischen Prozess.
Ähnlich ergeht es dem Seitenthema, über­
tragen auf die Sphäre des Pastoralen.
Im 2. Satz führt Haydn das beliebte Modell
der Doppelvariation durch: Ein Dur- und ein
Mollthema werden abwechselnd Verände­
rungen unterworfen. Das Menuett spiegelt
das Verfahren vom 1. Satz innerhalb weni­
ger Takte, während das Finale einen rusti­
kalen Ausklang bietet: einen »Bärentanz«,
der dem Werk zu seinem Namen verhalf.
Aber wie Haydn dessen populäre Elemente,
an erster Stelle den Dudelsackklang, avan­
cierten symphonischen Techniken wie
Stimmentausch, Imitation, Fortspinnung
etc. unterwirft – das zeugt von einer Sou­
veränität, die ihresgleichen sucht.
1. Konzert 11 Uhr
7
Christian Ludwig Seehas: Joseph Haydn (1785)
1. Konzert 11 Uhr
8
SERGEJ PROKOFJEW: KLAVIER­
KONZERT NR. 1 DES-DUR OP. 10
Am jungen Sergej Prokofjew schieden sich
die Geister. Sein lebenslanger Freund, der
Komponist Mjaskowsky, hielt ihn für be­
gabter als Strawinsky, die Kollegin Vera
Alpers bewunderte seinen »Wahrheitsfa­
natismus«, mit dem er auch Unschickliches
ansprach – etwa die Fehler seiner Mitschü­
ler, über die er tabellarisch Buch führte.
Ein Januskopf, dieser Prokofjew, »gleich­
zeitig geliebt und gefürchtet«, so Alpers.
Auch seine Lehrer waren hin und her geris­
sen. Glasunow etwa, der Konservatoriums­
direktor, beurteilte Prokofjews Klavier­
spiel als »eigentümlich, originell, aber
nicht immer von künstlerischem Geschmack
durchdrungen«. Das kompositorische Ta­
lent des jungen Mannes stand außer Frage,
an den Resultaten jedoch verzweifelte so
mancher. »Extrem bis zum Äußersten«,
nannte einer seiner Dozenten diese Musik,
ein anderer fand sie schlichtweg »absto­
ßend«.
Bevor nun allerdings ein falscher Eindruck
entsteht: Zur Größe des Petersburger Kon­
servatoriums gehört, dass es auch sperri­
ge Charaktere stets förderte, solange die
kompositorische Begabung offensichtlich
war. Das galt für einen Rachmaninow und
Schostakowitsch ebenso wie für Prokof­
jew. Schließlich kannte die russische Mu­
sikgeschichte der vergangenen 50 Jahre
viele Exzentriker und Umstürzler; das Kon­
servatorium sah es als seine Hauptaufga­
be, diesen genialen »Typen« ein solides
kompositorisches Handwerkszeug mit auf
den Weg zu geben.
Und so verhehlte das Kollegium auch dem
ersten reifen Werk Prokofjews seine Aner­
kennung nicht. 1911, im Alter von 20 Jah­
ren, entwarf er ein Concertino für Klavier
und Orchester, das er sukzessive zu einem
veritablen Klavierkonzert in einem Satz
ausarbeitete. Bei der Uraufführung 1912
spielte er selbst den Solopart. Die Kritiken
waren, wieder einmal, geteilt, doch wurde
das Stück nach Prokofjews Studienab­
schluss 1914 zum Rubinstein-Wettbewerb
des Konservatoriums zugelassen – und ge­
wann.
Wie aber kann ein einsätziges Werk als
»veritables« Klavierkonzert gelten ? Genau
an diesem Punkt zeigt sich die komposito­
rische Reife des jungen Prokofjew. Durch
die dreimalige Wiederkehr des energiege­
ladenen Hauptthemas, durch traditionelle
Elemente wie Seitenthema, Durchführung
und Kadenz wird die formale Geschlossen­
heit des Satzes gewährleistet. Gleichzeitig
spielt Prokofjew mit der Viersatzfolge der
klassischen Symphonie: Nach der ersten
Wiederholung des Hauptthemas schiebt er
ein Andante als quasi langsamen Satz ein,
die Durchführung gestaltet er als Scherzo.
Ein mehrdeutiges Formkonzept also, und
das in bezwingender Knappheit.
Als originell und zukunftsweisend erweist
sich auch die klangliche Gestaltung des
Werks. Männlich, eisern, sportlich – mit
solchen Attributen wurde Prokofjews Spiel
von Zeitgenossen belegt, und diese Eigen­
schaften zeigen sich bereits im 1. Klavier­
konzert. Klarheit und Durchhörbarkeit
trotz massiven Orchestereinsatzes sind
beeindruckend, und der Klavierpart be­
sticht durch zahlreiche technische Neue­
rungen: extreme Register, weite Sprünge,
trockener bis metallischer Klang, das Aus­
kosten rhythmischer Muster, toccatenhaf­
te Passagen. Ein Werk der Jugend und doch
eines für die Zukunft.
1. Konzert 11 Uhr
9
Sergej Prokofjew (um 1913)
1. Konzert 11 Uhr
10
CARL MARIA VON WEBER:
OUVERTÜRE ZUR OPER
»DER FREISCHÜTZ« UND
»AUFFORDERUNG ZUM TANZ«
»Weber kam zur Welt, um den Freischütz
zu schreiben.« Positives und Negatives
durchkreuzen sich in diesem Bonmot Hans
Pfitzners: Ist Weber zu beglückwünschen,
weil er uns die romantische Oper schenkte
– oder müssen wir ihn bedauern, weil er
außer dem »Freischütz« kompositorisch
nichts zu sagen hatte ? Nüchtern betrach­
tet, schießen beide Interpretationen weit
übers Ziel hinaus. Weder verdankt sich die
deutsche Oper der Romantik Webers Wirken
allein, noch beschränkt sich sein Schaffen
auf dieses eine, freilich herausragende
Werk. Vor allem seine Klaviermusik –
virtuos, glanzvoll, gefällig – fand zahlrei­
che Nachahmer; Komponisten wie Chopin,
Mendelssohn und besonders Liszt, zu des­
sen Paradestücken Webers »Aufforderung
zum Tanz« gehörte, sind ohne sein Vorbild
nicht denkbar.
»Aufforderung zum Tanz« entstand 1819,
als Hommage an Webers junge Frau Caro­
line. Das Thema der Zweisamkeit spiegelt
sich in der quasi szenischen Kompositions­
idee, gemäß der ein Mann eine Frau zum
Tanz bittet und diese nach anfänglichem
Zögern einwilligt. Ausgestaltet wird diese
Miniaturhandlung freilich nur im einleiten­
den Moderato. Der Hauptteil des Werks
besteht im Tanz selbst, einer Folge von
Schnellwalzern, mal stürmisch, mal
schmachtend oder auch derb stampfend.
Werbung und Antwort vertraut Weber na­
heliegenderweise getrennten Stimmen in
Bariton- bzw. Sopran-Lage an. Die Orches­
terbearbeitung durch Hector Berlioz
(1841) macht daraus einen Dialog von Cel­
lo und Klarinette. Notengetreues Echo be­
deutet Zustimmung, aufs Parkett schreitet
man in Terzparallelen. Dann geben sich
beide vereint dem allgemeinen Tanzboden­
schwung hin.
Im selben Jahr 1819 arbeitete Weber be­
reits eifrig am »Freischütz«, der dann zwei
Jahre später in Berlin seine umjubelte Pre­
miere feiern sollte. Als letztes Stück ent­
stand im Mai 1820 die Ouvertüre; in ihr
lässt Weber einige zentrale Themen der
Oper anklingen. Allerdings nicht potpourri­
artig aneinandergereiht, sondern zu einem
dramatischen Ablauf gefügt, der die Büh­
nenhandlung in nuce vorwegnimmt.
Dass dies auf der Folie eines Sonatensat­
zes geschieht, leuchtet ein, schließlich lebt
der »Freischütz« vom Kampf dämonischer
Mächte gegen das Gottvertrauen, Böse
gegen Gut – ein Konflikt, der sich mittels
konkurrierender Themen und ihrer drama­
tischen Verarbeitung hervorragend gestal­
ten lässt. Und tatsächlich klingt dieser
Gegensatz schon in der Einleitung an, wo
unheilvolle Fragegesten von sanftem Hör­
nergesang beantwortet werden. Danach,
im Allegro-Teil, stellt Weber ein »Wolfs­
schlucht«-Thema in c-Moll dem Liebesthe­
ma Agathes gegenüber, um sie im Mittelteil
des Werks aufeinander prallen zu lassen.
Wie aber passt die Reprise, also die Wieder­
herstellung der Ausgangssituation, zu die­
sem Konzept ?
Webers Lösung ist ein echter Coup: Er lässt
das »Wolfsschlucht«-Thema, als dieses die
Oberhand zu behalten scheint, langsam
versickern – und präsentiert nach einer
spannungsreichen Generalpause einen
C-Dur-Akkord im vollen Orchesterglanz,
dem das Liebesthema, triumphal wie nie,
folgt. Der Rest ist Jubel pur.
2. Konzert 13 Uhr
11
Caroline Bardua: Carl Maria von Weber (1821)
2. Konzert 13 Uhr
SONDERKAMMERKONZERT
ZUCKER ZUM KAFFEE
Tiefe Streicher mit hohem Unterhaltungswert
Ein kabarettistisches Neujahrskonzert
mit Ludwig W. Müller und Musikern
der Münchner Philharmoniker:
4 Violoncelli, 4 Kontrabässe
und 1 Solokabarettist
Sonntag
10_01_2016 17 Uhr
Münchner Künstlerhaus
mphil.de
089 54 81 81 400
Karten: 30 €
Mit freundlicher Unterstützung der
Münchner Künstlerhaus-Stiftung
13
SERGEJ PROKOFJEW: KLAVIER­
KONZERT NR. 2 G-MOLL OP. 16
Schon bald nach der Premiere seines 1.
Klavierkonzerts (1912) machte sich Pro­
kofjew an ein Nachfolgewerk, das sich in
formaler und klanglicher Hinsicht aber
deutlich vom Erstling absetzte. Seine An­
lage mutet herkömmlicher an, dafür ist der
Tonfall dezidiert modern. Der Klavierpart
steht deutlicher im Vordergrund als in op.
10, die spieltechnischen Ansprüche sind
noch einmal gesteigert. Gefälliger wird die
Komposition dadurch jedoch nicht, im Ge­
genteil: An die Stelle äußeren Glanzes tritt
eine inhaltliche Tiefe, die auch vor »rohen«
Klängen, vor grellen Dissonanzen und
Bitonalität nicht zurückschreckt.
Auf solche Zumutungen reagierte das Gros
des Publikums, wenig überraschend, mit
Entsetzen; bei der Uraufführung 1913 in
Pawlowsk verließen viele Zuhörer vorzeitig
den Saal. Auch die Presse sparte nicht mit
negativer Kritik, Schlagworte wie »futuris­
tische Experimente« und »Katzenmusik«
machten die Runde. Ganz anders diejenigen
Rezensenten, die der künstlerischen
Avantgarde nahestanden: Sie sahen in Pro­
kofjew den Fackelträger der musikalischen
Moderne.
Dabei beginnt das Konzert ganz verständ­
lich, mit einem nachdenklichen Thema im
Legendenton – Spielanweisung: »narran­
te«. Aber schon bald schafft Prokofjew ein
Gegenwicht durch ein gesangliches Sei­
tenthema leicht grotesken Zuschnitts, um
dann mit einer formalen Neuerung zu über­
raschen: Der Mittelteil des Satzes, in dem
traditionell das vorgestellte Material ver­
arbeitet wird, bleibt allein dem Klavier vor­
behalten. Durchführung und Solokadenz
fallen also zusammen – oder besser: wer­
den gegeneinander ausgespielt. Die Repri­
se vermag nach diesem Ausbruch extra­
vaganter Virtuosität nur noch geisterhafte
Reminiszenzen an die Ursprungsthemen
anzubieten.
Der 2. Satz ist ein atemberaubend rasches
und kurzes Perpetuum mobile, in dem Pro­
kofjew die musikalischen Ausdrucksmittel
radikal reduziert. Das Klavier spielt durch­
gehend in Unisono-Sechzehnteln, das Or­
chester steuert einen Achtel-Hintergrund
bei. Die Lautstärkewechsel erfolgen meist
abrupt – eine gewissermaßen »objektive«
Musik, die ganz auf ihre gestischen, kör­
perlichen Qualitäten setzt.
Zum eigentlichen Skandalon der Urauffüh­
rung wurde der 3. Satz, das Intermezzo.
Statt einer leichtgewichtigen Episode im
Stil Schumanns präsentiert Prokofjew hier
ein kantiges, dröhnendes Stück mit Trau­
ermarsch-Anklängen. Das ungeschönte,
»barbarische« Russlandbild Mussorgskys
scheint hier Pate gestanden zu haben. Im
Finale wird dieser archaische Tonfall auf­
genommen und schließlich bis zur Raserei
gesteigert, unterbrochen lediglich vom
klangschönen, wiegenden Seitenthema.
Prokofjew widmete sein 2. Klavierkonzert
dem Mitstudenten Maximilian Schmidthof,
der sich im April 1913, kurz vor Abschluss
der Komposition, das Leben nahm. Die Ori­
ginalpartitur des Werks fiel 1918, als sich
Prokofjew bereits in den USA befand, ei­
nem Feuer zum Opfer. Fünf Jahre später
erstellte er im oberbayerischen Ettal eine
rekonstruierte Version, für die er – wenigs­
tens ist dies anzunehmen – einige der klang­
lichen Härten tilgte. In dieser Zweitfas­
sung wird das Konzert seither gespielt.
2. Konzert 13 Uhr
14
MAX REGER: VIER
TONDICHTUNGEN NACH
ARNOLD BÖCKLIN OP. 128
Im Rückblick gleicht Max Regers Leben ei­
ner Berg- und Talfahrt: mit ihrem ständi­
gen Wechsel zwischen höchster Anspan­
nung und totaler Erschöpfung, zwischen
massiver Arbeitsüberlastung und drohen­
dem Kollaps. Das Jahr 1913 markiert einen
solchen Umschwung. Voller Elan hatte sich
Reger in seine zweite Saison als Meininger
Hofkapellmeister gestürzt, scheiterte aber
schon bald am selbstauferlegten Ar­
beitspensum. Neben seiner Tätigkeit als
Komponist, Bearbeiter und Dozent waren
es vor allem seine zahlreichen Konzert­
tourneen, solistisch oder mit Orchester,
die ihn zermürbten: Nach einem Auftritt im
Februar 1914 brach er zusammen und
musste sein Kapellmeisteramt aufgeben.
Diesem Fiasko fiel letztlich auch ein Kom­
positionsplan zum Opfer, der durch die
Produktivität der Jahre 1912/13 genährt
worden war: endlich die ersehnte große
Symphonie zu schreiben. Mit gleich drei
Orchesterwerken hatte sich Reger diesem
Vorhaben angenähert: der »Romantischen
Suite« op. 125, den Vier Tondichtungen
nach Arnold Böcklin op. 128 und der Ballett-­
Suite op. 130. Interessanterweise handelt
es sich bei den beiden ersten um Regers
einzige Ausflüge in die orchestrale Pro­
grammmusik. Op. 125 beruht auf Gedichten
(genauer: einzelnen Gedichtzeilen !) des
schlesischen Dichters Joseph von Eichen­
dorff, op. 128 auf Bildern des Schweizer
Malers Arnold Böcklin.
Dessen Werke waren im wilhelminischen
Deutschland als Farbdrucke weit verbrei­
tet. Mit ihrer Melancholie und Todesnähe
trafen sie einen Nerv des Fin de siècle,
auch und gerade unter Musikern: Vor Reger
entstanden etliche andere Kompositionen
nach Motiven Böcklins, darunter als be­
kannteste die »Toteninsel« von Sergej
Rachmaninow. Dieses Bild diente auch Re­
ger als Vorlage, außerdem »Der Einsied­
ler«, »Im Spiel der Wellen« und »Bacchan­
tenfest«.
Bilder allerdings sind statisch, sie erzählen
in der Regel keine vollständige Geschichte.
Daher werden in op. 128 – im Gegensatz
etwa zu den Tondichtungen eines Richard
Strauss – keine Handlungsverläufe in Mu­
sik übertragen, sondern Atmosphäre,
Stimmung, Gehalt. Mag der Anstoß zur
Komposition auch von außen erfolgen, un­
terliegt ihr Fortgang eher inneren, d. h.
musikalischen, Gesetzmäßigkeiten. Das
lässt sich schon am 1. Satz beobachten,
wenn die Sologeige über choralartigem Hin­
tergrund immer neue Umspielungen und
Fortspinnungen der Ursprungsmelodie
präsentiert. Böcklins Momentaufnahme
eines geigenden Eremiten wird so in die
Zeitkunst Musik überführt.
Zugute kommt den vier Tongemälden nicht
nur Regers schillernde Harmonik, sondern
auch seine instrumentatorische Fantasie
– und vor allem ihr dürfte sein Ausflug in
die Welt der Programmmusik gegolten ha­
ben. Im 1. Bild lässt er eine Hälfte der
Streicher mit Dämpfer spielen, in den Fol­
gesätzen dominieren Wellengeglitzer und
Blechbläserfahlheit, bevor das Finale einen
bei aller Massivität sorgsam gestaffelten
Fanfarenchor aufbietet. Fast alle Stücke
sind dreiteilig angelegt, was sie zu den
fasslicheren Werken im Schaffen Regers
macht. Kontrapunktisches Hexenwerk wird
nur sehr dosiert eingesetzt, am deutlichs­
ten im Fugato-Abschnitt des »Bac­
chanals«.
3. Konzert 15 Uhr
15
Max Reger beim Komponieren (1913)
3. Konzert 15 Uhr
16
SERGEJ PROKOFJEW: KLAVIER­
KONZERT NR. 3 C-DUR OP. 26
Gelang Prokofjew die Vollendung seiner
beiden ersten Klavierkonzerte jeweils bin­
nen Jahresfrist, zog sich die Arbeit am
dritten deutlich länger hin. Die frühesten
Entwürfe stammen aus dem Jahr 1916,
fertiggestellt wurde es jedoch erst 1921.
In diese Zeitspanne fällt Prokofjews Über­
siedlung in die USA, an die sich zahlreiche
Tourneen anschlossen. Auch in Europa hielt
sich der Komponist mehrfach auf, haupt­
sächlich in Paris, wo er mit dem Ballett­
impresario Diaghilew zusammenarbeitete.
Hier beendete er auch die Arbeit am dritten
Klavierkonzert.
In seinen Erinnerungen berichtet Prokofjew,
aus welch unterschiedlichen »Fundstü­
cken« er die Komposition zusammensetzte:
Außer den vorliegenden Skizzen von
1916/17 benutzte er ein Variationenthema
von 1913 und sogar Material aus dem Jahr
1911 (!). Am interessantesten aber ist die
Tatsache, dass er für das Konzert die Musik
zu einem nie vollendeten »weißen« Quartett
ausschlachtete. »Weiß« bedeutet in diesem
Fall: eine absolut diatonische Komposition,
die gleichsam ohne schwarze Tasten aus­
kommt – daher auch die Wahl des »reinen«
C-Dur für das neue Konzert.
Dieses schlägt gleich zu Beginn einen
­traditionelleren Ton an: mit einer kurzen,
lyrischen Klarinetten-Einleitung, die in
­
r asche Tonleiterfiguren übergeht. Das
­
Allegro-­H auptthema wird vom Klavier in
lichter Zweistimmigkeit dargeboten und
erst allmählich, dann aber unaufhaltsam
intensiviert. Ähnlich das russisch g
­ eprägte
Seitenthema, ein klangraffinierter Bläser­
satz plus Kastagnetten, der in brillantes
Passagenwerk mündet.
Nun aber herrscht Unsicherheit: Handelt
es sich bei diesem Abschnitt bereits um die
Durchführung des Satzes oder bloß um
eine Überleitung ? Durchgeführt, also the­
matisch verarbeitet, wird streng genom­
men nichts; und tatsächlich erklingt schon
bald die Einleitung, wir sind also wieder
beim Anfang angelangt. Es folgt eine Re­
prise des gesamten ersten Teils, die aber
durch Anreicherungen unterschiedlichster
Art geprägt ist: Das Klarinettenthema wird
zum romantischen Klavierstück, die Tonlei­
terpassage zur Orchesteretüde, das Sei­
tenthema noch einmal exzentrischer in­
strumentiert als zuvor. Eine brillante Kurz­
coda beschließt den Satz.
Im Andantino, dem 2. Satz, bewährt sich
Prokofjews überragender Erfindungsreich­
tum an fünf Variationen über ein liedhaftes
e-Moll-Thema. Auch die Orchestrierung ist
äußerst farbenreich, obwohl hier – anders
als in den Vorgängerkonzerten – auf Posau­
nen verzichtet und das Schlagzeug nur
sparsam eingesetzt wird.
Das Finale wiederum lebt von seinen »wei­
ßen« Themen, die erst nach und nach chro­
matisch eingefärbt werden. Formal handelt
es sich um ein Rondo mit einem ungemein
tänzerischen, am Ende zu rasender Wild­
heit getriebenen Hauptthema. Dazwischen
sind Kontrastepisoden eingeschoben: ein
funkelnder Dialog von Solist und ersten
Geigen, in den weitere Orchesterinstru­
mente einfallen; eine ausgedehnte lyrische
Passage; und innerhalb dieser eine Art
Gnomenparade, eine Klavierminiatur mit
grotesken Verrenkungen. Wie im 1. Satz
verzichtet Prokofjew also auch hier auf
thematische Arbeit und setzt ganz auf das
Mittel des Kontrasts.
3. Konzert 15 Uhr
17
Georgij Semenowitsch Verejskij: Sergej Prokofjew spielt sein 3. Klavierkonzert –
mit einem N
­ otenzitat der ersten beiden Takte und der Unterschrift
des Komponisten (1927)
3. Konzert 15 Uhr
18
KARL AMADEUS HARTMANN:
SUITE AUS DER OPER
»SIMPLICIUS SIMPLICISSIMUS«
»Hält man der Welt den Spiegel vor, so daß
sie ihr gräßliches Gesicht erkennt, wird sie
sich vielleicht doch einmal eines Besseren
besinnen.« Worauf Karl Amadeus Hartmann
mit dieser Bemerkung anspielte, wird im
Kontext seiner Äußerung deutlich. Mit dem
»gräßlichen Gesicht« ist die Fratze des
Nationalsozialismus gemeint und mit dem
Spiegel, der ihr vorzuhalten sei, Hart­
manns Oper »Simplicius Simplicissimus«
– bzw. deren Erstfassung »Des Simplicius
Simplicissimus Jugend«.
Das 1934-36 geschriebene Stück geht auf
eine Anregung des Dirigenten Hermann
Scherchen zurück, eines Mentors und engen
Freundes des Komponisten. Als Vorlage
diente der Grimmelshausen-Roman von
1668, der die Schrecken des Dreißigjähri­
gen Krieges aus dem Blickwinkel eines nai­
ven Knaben schildert. Auch Hartmanns Oper
zeigt die Verrohung einer ganzen Gesell­
schaft und münzt sie durch dezente NS-­
Anspielungen auf die eigene Gegenwart.
Eine Aufführung im Dritten Reich war unter
solchen Vorzeichen natürlich nicht denk­
bar. Ohnehin kam Hartmanns Musik wäh­
rend der Nazizeit fast ausschließlich im
Ausland zu Gehör. Der »Simplicius« feierte
seine Premiere erst nach dem Krieg, 1948
konzertant, ein Jahr später auf der Bühne.
Eine Zweitfassung des Werks wurde 1957
am Nationaltheater Mannheim präsentiert.
Zum Inhalt: Ein einfältiger junger Mann er­
lebt das Massaker von Landsknechten an
seiner Familie und flieht zu einem Einsied­
ler, der ihm den Namen »Simplicius« gibt.
Nach dem Tod des Einsiedlers landet er am
Hof eines Gouverneurs. Aufständische
Bauern überfallen die Feiernden und lassen
nur Simplicius am Leben: Er sei nicht wert,
dass man den Arm gegen ihn hebe. Kom­
mentare eines Sprechers und der Verweis
auf die ungerechte Ständeordnung geben
der Handlung einen allegorischen Anstrich.
Im Vergleich der beiden Fassungen fallen
einige Änderungen auf: So tilgte Hartmann
die Verweise auf das Dritte Reich, redu­
zierte die gesprochenen Dialoge und kom­
ponierte einige Nummern hinzu. Zwei von
ihnen, das Vorspiel und das Zwischenspiel
zwischen 1. und 2. Akt, stellte er mit dem
Auftrittslied des Einsiedlers und drei Tän­
zen aus dem 3. Akt zu einer Orchester­suite
zusammen.
Der besondere Klang dieser Musik resul­
tiert zum einen aus ihrer Besetzung: Nur
jeweils eine Flöte, Klarinette, Fagott,
Trompete und Posaune stehen vier Schlag­
zeugern, Harfe und Streichorchester
­gegenüber. Prägend ist zum anderen ein
Stilmix, den Hartmann schon in jungen
Jahren pflegte, der nun aber eine zusätz­
liche Tiefenwirkung gewinnt: als klares
Nein zum verengten Musikgeschmack der
Nationalsozialisten.
So stellt das Vorspiel eine Hommage an
Prokofjew und dessen kristallines Klang­
bild dar; hinzu kommen Anklänge an Stra­
winsky und dessen »Geschichte vom Sol­
daten«. Die Paraphrase eines jüdischen
Volkslieds im Vorspiel (Bratschensolo) darf
als Solidaritätserklärung mit den Opfern
verstanden werden. Außerdem blendet
Hartmann immer wieder Märsche, Lieder,
Tänze sowie aktuelle Populärmusik (Jazz)
ein – bis hin zum Zitat des Chorals »Nun
ruhen alle Wälder« im 2. Satz: als musika­
lische Gegenwelt ein kurzes Aufflackern
von Hoffnung.
4. Konzert 17 Uhr
19
Karl Amadeus Hartmann (rechts) zusammen mit dem Dirigenten Hermann Scherchen (1935)
4. Konzert 17 Uhr
Volles
Programm.
KLASSIK. BALLETT.
ROCK. POP.
MUSICAL. JAZZ.
THEATER. COMEDY.
SHOW. SPORT.
Tickets online bestellen:
www.muenchenticket.de
Callcenter
0 89 / 54 81 81 81
21
SERGEJ PROKOFJEW: KLAVIER­
KONZERT NR. 4 B-DUR OP. 53
(FÜR DIE LINKE HAND)
Der österreichische Pianist Paul Wittgen­
stein, Bruder des berühmten Philosophen,
ging in die Musikgeschichte als Initiator
eines neuen Konzertrepertoires für die lin­
ke Hand ein. Im 1. Weltkrieg hatte er den
rechten Arm verloren, konnte aber dank
familiärer Unterstützung seit 1923 ent­
sprechende Kompositionsaufträge verge­
ben. Zu den so entstandenen Werken zäh­
len Klavierkonzerte von Hindemith, Strauss,
Britten und Ravel.
Auch Prokofjew wurde im Jahr 1931 um
einen Beitrag gebeten. Vermutlich hatte
Wittgenstein auf ein Werk gehofft, das dem
populären 3. Klavierkonzert von 1921 äh­
nelte: glanzvoll, pianistisch dankbar und
von der Konzerttradition nicht allzu weit
entfernt. Prokofjew aber begriff die Be­
sonderheit des Auftrags, den Solopart mit
nur fünf Fingern zu bestreiten, als kompo­
sitorische Herausforderung: Er reduzierte
den Orchesterapparat auf Haydn’sches
Maß, ergänzt um je eine Trompete, Posau­
ne und große Trommel (keine Pauken !). Und
er dünnte auch den musikalischen Satz
derart aus, dass es nur an wenigen, stra­
tegisch wichtigen Stellen zu Klangballun­
gen kommt.
Zusätzlich fand er, wieder einmal, eine
höchst originelle formale Lösung für das
Werk, die sich von denen der Klavierkon­
zerte Nr. 1 bis Nr. 3 deutlich unterschei­
det. So besteht op. 53 aus vier Sätzen (wie
in Nr. 2), die sich substantiell aber auf drei
zurückführen lassen (wie in Nr. 3), denn
der letzte Satz »stellt eine Reminiszenz
des ersten dar, nur gekürzt und durchaus
piano gehalten« (Prokofjew). Dieses
Vexierspiel schlägt auch auf den 3. Satz
durch, der in mäßigem Tempo beginnt und
sich erst mit dem Seitenthema auf seinen
Finale-Charakter »besinnt«.
Stärker als bei den übrigen Konzerten
steht in op. 53 die Frage nach dem pianis­
tisch Machbaren im Vordergrund. Weite
Strecken des 1. Satzes bestreitet Prokof­
jew mit einem einstimmigen Solopart, da­
für aber im halsbrecherischen Tempo und
mit Ausnutzung der gesamten Klaviatur.
Akkorde kommen praktisch nicht vor, und
erst in der Durchführung etabliert sich
Zweistimmigkeit. Wobei »Durchführung«
hier nur als Hilfsbegriff dienen kann, denn
das Charakteristische an diesem Vivace
sind rasch aufeinanderfolgende Kurzthe­
men, zusammengesetzt nach Art eines
Baukastenprinzips.
Ganz anders das Andante, das aus der
ständigen Variation zweier gesanglicher
Hauptthemen besteht. Auch das Solo­
instrument nimmt eine neue Rolle ein: Es
präsentiert das Seitenthema als roman­
tisches Klavierstück, trägt akkordische
Fülle und lyrischen Schmelz bei oder beglei­
tet im Harfenstil. Pianistisches »Hexen­
werk« bietet der 3. Satz, mit drei- und
vierstimmigem Spiel, Oktavengewitter und
einer kurzen, aber extrem heiklen Kadenz.
Nur dass diese Zurschaustellung von
Virtuosität nicht das letzte Wort ist: Das
obliegt dem 4. Satz und seinem wispernden
Vivace-­Nachklang.
Erfolg hatte Prokofjew mit diesem ausge­
klügelten Experiment nicht. »Ich danke Ihnen
für das Konzert«, schrieb ihm Wittgenstein,
»aber ich verstehe darin keine einzige Note
und werde es niemals spielen«. So fand die
Uraufführung des Werks erst 1956 statt,
ohne die Beteiligung des Auftraggebers.
4. Konzert 17 Uhr
22
JÖRG WIDMANN: »CON BRIO«
WOLFGANG AMADEUS MOZART:
KLARINETTENKONZERT A-DUR
KV 622
Als sein zentrales künstlerisches Anliegen
bezeichnete Jörg Widmann einmal, »Tradi­
tion und Innovation zu verbinden«. Bei­
spiele hierfür finden sich in seinem Œuvre
zuhauf; ein besonders typisches ist die
Konzertouvertüre für Orchester »Con
Brio« aus dem Jahr 2008. Bei ihrer Urauf­
führung wurde sie zwischen Beethovens 7.
und 8. Symphonie gespielt, die beide einen
Allegro con brio-Satz enthalten und so als
Angelpunkt von Widmanns Stück dienen.
Beethoven-Intonationen durchziehen die
Ouvertüre von Beginn an: Mal sind es Zita­
te wie die beiden eröffnenden Akkordschlä­
ge (aus dem Finale der »Achten«), mal An­
klänge und Ähnlichkeiten. Häufig isoliert
Widmann einzelne Elemente der Symphoni­
en, um sie seinen Klangvorstellungen zu
unterwerfen und so zu verfremden: die
markanten Achteltriolen aus dem 1. Satz
der »Siebten«, Trompetenglanz und Jagd­
hornklang, Tonleitern und nackte Akkorde.
Zu den auffälligsten Verfremdungsmetho­
den gehören Atemgeräusche in den Blä­
sern, Streicher-Glissandi und das Spiel am
Steg sowie ein ausgeklügeltes Repertoire
an Schlagarten der Pauke – auf weitere
Perkussionsinstrumente verzichtet Wid­
mann, um nicht von der klassischen Beset­
zung abzuweichen.
All dies steht im Dienst einer Motorik, wie
sie Beethoven, vor allem in den Ecksätzen
der 7. und 8. Symphonie, auf die Spitze ge­
trieben hat: »Furor und rhythmisches
Drängen« nennt Widmann als Ziel seiner
Darstellung. Dass da im Extremfall Ton und
Klang auf der Strecke bleiben und durch
Mundgeräusche ersetzt werden (Schmat­
zen, Pusten, Anlauten), ist Absicht. Eben­
so das ständige aus dem Gleis Geraten, das
Stolpern, die Abkehr vom einmal gefunde­
nen Bewegungsmuster. Denn gerade dieses
»Aushebeln von Schwerpunkten« durch
eine »Vielzahl an Sforzati und Akzenten«
geht laut Widmann auf den Symphoniker
Beethoven zurück.
Ganz anders das Klarinettenkonzert A-Dur,
das zu den letzten vollendeten Werken Mo­
zarts gehört. Ein »Drängen« oder gar »Fu­
ror« sucht man hier vergebens; stattdes­
sen überwiegt bei aller Spielfreude eine
melancholische Abgeklärtheit, wie sie ty­
pisch für Mozarts Spätwerk ist. Kompo­
niert wurde das Konzert – in einer Zeit, als
Mozart selbst kaum noch auftrat – für den
Klarinettistenfreund Anton Stadler und
dessen Spezialinstrument, eine besonders
tief reichende Bassettklarinette.
Virtuosität wird in KV 622 weniger zur
Schau gestellt als dem musikalischen Dia­
log mit dem Orchester eingeschrieben. Von
der auftrumpfenden Geste früherer Kla­
vierkonzerte keine Spur; ganz natürlich
münden die mehrheitlich lyrischen Themen
in Geläufigkeitspassagen. Gleichzeitig
setzt Mozart auf ein hellwaches, für Neues
aufgeschlossenes Publikum: wenn er im 1.
Satz das Hauptthema sofort imitatorisch
durchführt oder dem Solisten schon nach
wenigen Takten ein Thema in Moll zuweist.
Im 2. Satz arbeitet Mozart – auch dies ein
Charakteristikum seiner späten Werke –
stark mit Klangfarben. So gewinnen die
einzelnen Strophen des schlichten Lied­
themas durch die Orchesterantworten un­
geahnte Breite und Tiefe, während der
Solist Verzierungen und Umspielungen in
5. Konzert 19 Uhr
23
Joseph Lange: Mozart am Klavier (unvollendetes Porträt, 1789)
den unterschiedlichsten Klangregistern
präsentiert. Heiter und unbeschwert gibt
sich das Finale, aber auch hier liegt die Raf­
finesse im Detail. Ständig wechselt die
Klarinette zwischen Melodie- und Bass­
stimme, konkurriert also mal mit den Gei­
gen, mal mit Celli und Bässen – Rollen­
tausch als Programm.
5. Konzert 19 Uhr
24
SERGEJ PROKOFJEW: KLAVIER­
KONZERT NR. 5 G-DUR OP. 55
Als Prokofjew 1927 zum ersten Mal nach
fast neunjähriger Abwesenheit seine alte
russische Heimat besuchte, fand diese Rei­
se starke Beachtung. Fast jährlich folgten
nun weitere Aufenthalte in der Sowjet­
union, wo man sich bemüht zeigte, den
»verlorenen Sohn« heimzuholen. Durch
Aufführungen und Kompositionsaufträge
wurde Prokofjew regelrecht umgarnt – und
im gleichen Atemzug für seine angeblich
westlich-dekadente Musik kritisiert. Wi­
dersprüchliche Vorzeichen also, unter de­
nen sich Prokofjew im Mai 1936 schließlich
in Moskau niederließ.
Innerhalb dieser Phase allmählicher Wie­
derannäherung kann das Jahr 1932 als
Scharnier gelten. Im Herbst verhandelte
Prokofjew nicht nur über einen Teilzeit-­
Lehrauftrag am Moskauer Konservatorium,
sondern nahm auch einen Kompositionsauf­
trag an, die Filmmusik zu »Leutnant Kishe«.
Musikalischer Hauptertrag dieses Jahres
aber war das 5. Klavierkonzert, das seinen
Abschied von der internationalen Karriere
als Solist einläutete. Spektakulär die Ur­
aufführung in Berlin im Oktober 1932: mit
­Prokofjew am Klavier und den Berliner Phil­
harmonikern unter Wilhelm Furtwängler.
Ein letztes Virtuosenkonzert für den Wes­
ten also – und doch bedient sich op. 55
über weite Strecken einer entschlackten,
verständlicheren Tonsprache als früher.
Der ursprüngliche Titel des Werks lautete
»Musik für Klavier mit Orchester«, was auf
eine Distanz sowohl zum virtuosen An­
spruch als auch zur üblichen formalen Ge­
staltung verweist. Verwirklicht ist jedoch
nur letzteres: Das Konzert hat fünf nicht
allzu lange Sätze, von denen der dritte sein
thematisches Material aus dem ersten be­
zieht. Dafür brennt Prokofjew ein pianisti­
sches Feuerwerk ab, mit halsbrecherisch
motorischen Passagen, gleichzeitigen Glis­
sandi und Arpeggien, dazu Themen, die die
gesamte Klaviatur beanspruchen.
Eingebettet ist diese Brillanz allerdings in
einen transparenten Orchestersatz, der
fast klassisch anmutet. Die Stimmen sind
extrem eigenständig geführt, ohne die ge­
wohnten Klangballungen, aber auch ohne
Scheu vor harmonischen Härten. »Polyphon­
linear« nannte der Prokofjew-Biograph
Friedbert Streller diese Verfahrensweise.
Dabei dominieren weiterhin gespreizte Me­
lodien mit weiten Intervallsprüngen, die
den Eindruck des Skurrilen, Bizarren her­
vorrufen, besonders in den Ecksätzen und
der Toccata. 2. und 4. Satz geben lyrische­
ren Momenten Raum, die aber bald wieder
vom brillanten Furor des Solisten hinweg­
gefegt werden.
Woher rührt diese neue, auf artifizielle
Weise reduzierte Tonsprache ? Ist sie ein
Ausdruck von Reife ? Oder bereits eine Re­
aktion auf die sowjetischen Forderungen
nach mehr Volksnähe und Schlichtheit ?
Leichter durchhörbar und damit verständ­
licher mag das 5. Klavierkonzert durchaus
sein; volkstümlicher freilich nicht und ein­
facher aufzuführen erst recht nicht. Ge­
genüber skeptischen sowjetischen Kriti­
kern sah sich Prokofjew denn auch in Er­
klärungsnot. Eigentlich »sollte das Konzert
nicht schwierig werden«, notierte er in
seiner Autobiographie von 1941. Allein sei­
ne Furcht vor der »Wiederholung alter
Wendungen« habe ihn vom Ideal einer
»neuen Einfachheit« abrücken lassen. Ein
einziges Mal nur noch, kurz vor seinem Tod,
kehrte er zur Gattung Klavierkonzert zu­
rück. Das Werk blieb jedoch unvollendet.
5. Konzert 19 Uhr
25
Pjotr Kontschalowskij: Sergej Prokofjew (1934)
5. Konzert 19 Uhr
26
MÜNCHNER PHILHARMONIKER
Seit ihrer Gründung 1893 bereichern die
Münchner Philharmoniker unter renom­
mierten Dirigenten das musikalische Leben
Münchens. Bereits in den Anfangsjahren
des Orchesters garantierten Dirigenten
wie Hans Winderstein und Felix Weingart­
ner hohes spieltechnisches Niveau. Gustav
Mahler dirigierte das Orchester bei den
Uraufführungen seiner 4. und 8. Sympho­
nie und im November 1911 gelangte unter
Bruno Walters Leitung Mahlers „Das Lied
von der Erde“ zur Uraufführung.
Ferdinand Löwe leitete die ersten
Bruckner-­
Konzerte und begründete die
Bruckner-Tradition des Orchesters, die von
Siegmund von Hausegger und Oswald
­Kabasta glanzvoll fortgeführt wurde. Nach
dem Zweiten Weltkrieg eröffnete Eugen
Jochum das erste Konzert mit der
„Sommernachtstraum“-Ouvertüre von
­Felix Mendelssohn Bartholdy. Kurz darauf
gewannen die Philharmoniker mit Hans Ros­
baud einen herausragenden Orchester­
leiter, der sich zudem leidenschaftlich für
die Neue Musik einsetzte. Sein Nachfolger
war von 1949 bis 1966 Fritz Rieger, in des­
sen Amtszeit die Grundlagen für die erfolg­
reiche Jugendarbeit der Philharmoniker
gelegt wurden. In der Ära Rudolf Kempes
(1967–76) bereisten die Philharmoniker
erstmals die damalige UdSSR.
1979 leitete Sergiu Celibidache seine erste
Konzertserie bei den Münchner Philharmo­
nikern und wurde im Juni desselben Jahres
zum Generalmusikdirektor ernannt. Die
legendären Bruckner-Konzerte trugen we­
sentlich zum internationalen Ruf des Or­
chesters bei. Von 1999 bis 2004 war James
Levine Chefdirigent der Münchner Philhar­
moniker, die im Frühjahr 2003 vom Deut­
schen Musikverleger-Verband den Preis für
das „Beste Konzertprogramm der Saison
2002/03“ erhielten. Im Januar 2004 er­
nannten die Münchner Philharmoniker Zu­
bin Mehta zum ersten Ehrendirigenten in
der Geschichte des Orchesters.
Generalmusikdirektor Christian Thiele­
mann pflegte in seiner siebenjährigen
Amtszeit die Münchner Bruckner-Tradition
ebenso wie das klassisch-romantische
Repertoire. Maßstäbe setzende Höhepunk­
te bildeten die szenischen Aufführungen
der beiden Strauss-Opern „Der Rosenka­
valier“ und „Elektra“ in Baden-Baden. Zum
100-jährigen Jubiläum der Münchner Ur­
aufführung leitete Christian Thielemann im
Oktober 2010 zwei Aufführungen von
Gustav Mahlers 8. Symphonie.
Unter dem Titel »Spielfeld Klassik« entwi­
ckelten die Münchner Philharmoniker in den
letzten Jahren ein umfangreiches Angebot
für Kinder und Jugendliche. Jährlich neh­
men bis zu 30.000 Kinder und Jugendliche
an mehr als 150 Veranstaltungen teil.
Mit Beginn der Saison 2012/2013 wurde
Lorin Maazel Chefdirigent der Münchner
Philharmoniker. Während seiner Amtszeit
legte er den Fokus seiner Arbeit auf eine
Erweiterung des Repertoires und eine Fle­
xibilisierung des Klangs.
Seit der Spielzeit 2015/16 ist Valery Ger­
giev Chefdirigent der Münchner Philharmo­
niker. Unter seiner Leitung wurde bereits
2011/12 ein Projekt umgesetzt, das es in
dieser Form in München bislang noch nicht
gegeben hatte: die Aufführung aller 15
Symphonien von Dimitrij Schostakowitsch
gemeinsam mit dem Mariinsky Orchester.
Die Orchester
27
MARIINSKY ORCHESTER
Das Orchester des Mariinsky Theaters St.
Petersburg, dessen Geschichte mehr als
200 Jahre zurückreicht, ist heute eines
der international renommiertesten Ensem­
bles und gehört zu den „Top 20“ der welt­
weit führenden Orchester. Regelmäßige
Tourneen führen die Musiker zu den großen
Opern- und Konzertbühnen Europas, der
USA, Japans und Kanadas. Die internatio­
nale Präsenz des Orchesters veranlasste
die Presse sogar vom „ersten globalen
­Orchester der Welt“ zu sprechen. Daneben
stehen jährliche Reisen mit Bildungs- und
Charity-Programmen durch russische
Städte und die GUS-Staaten, von Irkutsk
und Almaty nach Kaliningrad und Vilnius.
In seiner großen Historie hatte das Orchester
die Ehre, zahlreiche Werke von Glinka,
Rimskij-Korsakow, Tschaikowsky, Mussorg­
sky, Borodin und Prokofjew zur Urauffüh­
rung zu bringen. Am Pult standen Dirigen­
ten wie Eduard Nápravník, Arthur Nikisch,
Albert Coates, Jewgeni Mravinsky, Kons­
tantin Simeonov und Yuri Temirkanov, aber
auch Hector Berlioz, Pjotr Tschaikowsky,
Sergej Rachmaninow und Gustav Mahler.
Seit 1988 leitet Maestro Valery Gergiev
das Orchester, dessen Repertoire er maß­
geblich erweiterte. Heute stehen die klas­
sischen Meisterwerke des 19. und 20.
Jahrhunderts – u. a. sämtliche Symphoni­
en von Prokofjew, Schostakowitsch, Mah­
ler und Beethoven – ebenso auf den Kon­
zertprogrammen wie symphonische Musik
von Komponisten wie Boris Tishchenko,
Sofia Gubaidulina, Giya Kancheli, Rodion
Schtschedrin und ­Alexander Raskatov.
Vor vier Jahren etablierte das Orchester
ein eigenes Plattenlabel, für das unter
­Valery Gergievs Leitung bereits vier Sym­
phonien von Dmitrij Schostakowitsch einge­
spielt wurden, zudem die Oper „Die Nase“,
eine Einspielung, die mit dem MIDEM Clas­
sical Award ausgezeichnet wurde, und da­
rüber hinaus Werke von Schtschedrin,
Tschaikowsky, Strawinsky und Richard
Wagner, die ebenso verschiedene Auszeich­
nungen und phänomenale Kritiken erhiel­
ten.
Im Mai 2013 eröffnete das Orchester unter
Valery Gergievs Leitung mit einem feierli­
chen Galakonzert den Neubau „Mariinsky II“
und gleichzeitig eines der spektakulärsten
Kulturareale der Welt.
Global partners des Mariinsky Theaters
Die Orchester
28
Valery
Gergiev
DIRIGENT
In Moskau geboren, studierte Valery Ger­
giev zunächst Dirigieren bei Ilya Musin am
Leningrader Konservatorium. Bereits als
Student war er Preisträger des Herbert-­
von-Karajan-Dirigierwettbewerbs in Berlin.
1978 wurde Valery Gergiev 24-jährig As­
sistent von Yuri Temirkanov am MariinskyOpernhaus, wo er mit Prokofjews Tolstoi-­
Vertonung »Krieg und Frieden« debütierte.
2003 dirigierte Gergiev als erster russi­
scher Dirigent seit Tschaikowsky das Sai­
soneröffnungskonzert der New Yorker Car­
negie Hall.
Valery Gergiev leitet seit mehr als zwei Jahr­
zehnten das legendäre Mariinsky-Theater
in St. Petersburg, das in dieser Zeit zu einer
der wichtigsten Pflegestätten der russi­
schen Opernkultur aufgestiegen ist. Darü­
ber hinaus ist er Leiter des 1995 von Sir
Georg Solti ins Leben gerufenen »World Or­
chestra for Peace«, mit dem er ebenso wie
mit dem Orchester des Mariinsky-Theaters
regelmäßig Welttourneen unternimmt. Von
2007 an war Gergiev außerdem Chefdiri­
gent des London Symphony Orchestra, mit
dem er zahlreiche Aufnahmen für das haus­
eigene Label des Orchesters einspielte.
Valery Gergiev präsentierte mit seinem
Mariinsky-Ensemble weltweit Höhepunkte
des russischen Ballett-und Opernrepertoi­
res, Wagners »Ring« sowie sämtliche Sym­
phonien von Schostakowitsch und Prokof­
jew. Mit dem London Symphony Orchestra
trat er regelmäßig im Barbican Center Lon­
don, bei den Londoner Proms und beim Edin­
burgh Festival auf. Zahlreiche Auszeichnun­
gen begleiteten seine Dirigenten­karriere,
so z. B. der Polar Music Prize und der Preis
der All-Union Conductor’s Competition in
Moskau. Seit Beginn der Spielzeit 2015/16
ist Valery Gergiev Chefdirigent der Münch­
ner Philharmoniker.
Die Künstler
29
Herbert
Schuch
Denis
Matsuev
KLAVIER
KLAVIER
Der in Rumänien geborene Herbert Schuch
lebt seit 1988 in Deutschland, wo er seine
musikalische Ausbildung bei Kurt Hantsch
und bei Karl-Heinz Kämmerling am Salzburger
Mozarteum erhielt. Internationales Aufsehen
erregte er, als er innerhalb eines Jahres drei
bedeutende Wettbewerbe in Folge gewann,
den Casagrande-Wettbewerb, den London
International Piano Competition und den
Internationalen Beethovenwettbewerb Wien.
Herbert Schuch arbeitet u. a. mit Orchestern
wie dem London Philharmonic Orchestra, dem
NHK Symphony Orchestra und der Camerata
Salzburg zusammen und ist regelmäßig Gast
bei Festspielen wie dem Rheingau Musik
Festival, dem Klavier-Festival Ruhr und
den Salzburger Festspielen. 2013 erhielt
Herbert Schuch den ECHO Klassik für seine
Aufnahme des Klavierkonzerts von Viktor
Ullmann sowie Beethovens Klavierkonzert
Nr. 3 gemeinsam mit dem WDR Sinfonieorches­
ter unter der Leitung von Olari Elts. Neben
seiner Konzerttätigkeit engagiert er sich
in der von Lars Vogt gegründeten Initiative
„Rhapsody in School“, die sich für die
Vermittlung von Klassik in Schulen einsetzt.
Seit seinem Gewinn des 1. Preises beim
Internationalen Tschaikowsky Wettbewerb
in Moskau 1998 hat sich der russische
Ausnahmepianist Denis Matsuev zu einem
der angesehensten Interpreten unserer Zeit
entwickelt. Er arbeitet mit renommierten
Orchestern wie dem New York Philharmonic
Orchestra, dem Chicago Symphony
Orchestra, den Berliner Philharmonikern, dem
London Symphony Orchestra, dem London
Philharmonic Orchestra u. a. zusammen und
unter der Stabführung von Dirigenten wie
Lorin Maazel, Valery Gergiev, Zubin Mehta,
Mariss Jansons, Kurt Masur, Paavo Järvi,
Leonard Slatkin, Myung-Whun Chung, Antonio
Pappano, Semyon Bychkov, Jukka-Pekka
Saraste, James Conlon, Vladimir Spivakov,
Mikhail Pletnev und Vladimir Fedoseyev. Seine
Einspielungen von Konzerten und Solo-Werken
von Liszt, Rachmaninow und Schostakowitsch
stießen bei der internationalen Fachpresse auf
begeisterte Resonanz, so auch seine aktuelle
Aufnahme der beiden SchostakowitschKonzerte und dem fünften Klavierkonzert von
Rodion Schtschedrin mit Valery Gergiev und
dem Mariinsky Orchester.
Die Künstler
30
Behzod
Abduraimov
Alexei
Volodin
KLAVIER
KLAVIER
Behzod Abduraimov wurde 1990 in Taschkent /
Usbekistan geboren. Nach der Ausbildung
am staatlichen Uspensky-Musikgymnasium
seiner Heimatstadt studierte er am
International Center for Music at Park
University, Kansas City bei Stanislav
Ioudenitch. Behzod Abduraimov konzertierte
bereits mit Orchestern wie dem Los
Angeles Philharmonic Orchestra, dem
Boston Symphony Orchestra, dem London
Philharmonic Orchestra, dem Mariinsky
Orchester und der Accademia Nazionale
di Santa Cecilia. Er trat mit namenhaften
Dirigenten wie Vladimir Ashkenazy, Valery
Gergiev, Krzysztof Urbański, Vasily Petrenko,
James Gaffigan, Charles Dutoit und Vladimir
Jurowski auf. Sein erstes Studio-Rezital
gewann den Choc de Classica and den Diapason
Découverte. Im Herbst 2014 erschien seine
erste Konzert-CD mit dem Klavierkonzert
Nr. 3 von Prokofjew und Tschaikowskys
Konzert Nr. 1 mit dem Orchestra Sinfonica
Nazionale della Rai unter Juraj Valčuha. Für
die nächsten zwei Spielzeiten ist Behzod
Abduraimov Künstler der Reihe »Junge
Wilde« am Konzerthaus Dortmund.
Der 1977 in Leningrad geborene Pianist
wurde als Zehnjähriger am Moskauer
Gnessin-Institut aufgenommen und
studierte später bei Eliso Virsaladze
am Moskauer Konservatorium. Mit
dem Sieg beim Concours Géza Anda in
Zürich 2003 begann Alexei Volodins
internationale Karriere, die ihn u. a. zum
Gewandhausorchester Leipzig, dem London
Symphony Orchestra, dem Orchestre
National de France, dem Tonhalle-Orchester
Zürich und dem Mariinsky Orchester führte,
wo er 2014/15 als Artist-in-Residence alle
fünf Beethoven Konzerte zur Aufführung
brachte. Alexei Volodin ist immer wieder bei
bedeutenden Veranstaltungen und in den
wichtigsten Konzertsälen zu erleben, etwa
bei der Londoner International Piano Series,
in der Wigmore Hall, im Wiener Konzerthaus,
in der Alten Oper Frankfurt, im Münchner
Herkulessaal, in der Tonhalle Zürich, im
Concertgebouw in Amsterdam und dem Salle
Pleyel in Paris. Er ist gern gesehener Gast
bei Festivals wie dem Kissinger Sommer, dem
»White Nights«-Festival in St. Petersburg
und dem Osterfestival in Moskau.
Die Künstler
31
Jörg
Widmann
Olli
Mustonen
KLARINETTE
KLAVIER
Der gebürtige Münchner Jörg Widmann
studierte Klarinette an der Musikhochschule
seiner Heimatstadt bei Gerd Starke und
später bei Charles Neidich an der New Yorker
Juilliard School. Ab dem Alter von elf Jahren
nahm er Kompositionsunterricht u. a. bei
Wilfried Hiller, Hans Werner Henze, Heiner
Goebbels und Wolfgang Rihm. Als Klarinettist
gilt seine Passion vor allem der Kammermusik.
Er musiziert regelmäßig mit Partnern wie
Tabea Zimmermann, Heinz Holliger, András
Schiff, Christine Schäfer und Gidon Kremer.
Auch als Solist in Orchesterkonzerten feiert
er im In- und Ausland Erfolge. Mehrere neue
Klarinettenkonzerte wurden ihm gewidmet,
darunter Werke von Wolfgang Rihm, Aribert
Reimann und Heinz Holliger. Jörg Widmann
war Composer- und Artist-in-Residence bei
verschiedenen Festivals und Institutionen
wie den Salzburger Festspielen, dem Lucerne
Festival, der Kölner Philharmonie, dem Wiener
Konzerthaus sowie beim Cleveland Orchestra.
Seit 2001 ist er Professor für Klarinette an
der Freiburger Hochschule für Musik, 2009
erhielt er dort eine zusätzliche Professur für
Komposition.
In Helsinki geboren, studierte Olli Mustonen
Klavier bei Eero Heinonen und Komposition bei
Einojuhani Rautavaara. In der Dreifachrolle als
Pianist, Dirigent und Komponist ist er in den
großen Konzertsälen weltweit zu erleben.
Als Solist hat Olli Mustonen mit den meisten
der führenden Orchester und renommierten
Dirigenten zusammengearbeitet. Zu den
Höhepunkten der letzten Spielzeiten zählen
der Zyklus der Bartók-Klavierkonzerte mit
dem BBC Scottish Symphony Orchestra,
Konzerte mit dem Royal Stockholm
Philharmonic Orchestra, mit dem Mariinsky
Orchester unter Valery Gergiev und eine
Rückkehr zum Orchestre de Paris unter Paavo
Järvi. Mit zeitgenössischen Komponisten
pflegt Olli Mustonen engen Kontakt, allen
voran mit Rodion Schtschedrin, der ihm sein
5. Klavierkonzert widmete. Im Mittelpunkt
seiner pianistischen Arbeit steht im Moment
die Musik Prokofjews. In Zusammenarbeit
mit dem Finnish Radio Symphony Orchestra
spielt er zurzeit die fünf Klavierkonzerte ein
und tritt mit einem Zyklus aller ProkofjewKlaviersonaten u. a. in Helsinki, Singapur und
Amsterdam auf.
Die Künstler
32
IMPRESSUM
TEXTNACHWEISE
BILDNACHWEISE
Herausgeber:
Direktion der Münchner
Philharmoniker
Paul Müller, Intendant
Kellerstraße 4
81667 München
Marcus Imbsweiler schrieb
den Einführungstext zu
Sergej Prokofjew sowie
alle Werktexte zu den auf­
geführten Kompositionen
als Originalbeiträge für
die Programmhefte der
Münchner
Philharmoni­
ker. Künstlerbiographien:
nach
Agenturvorlagen.
Alle Rechte bei den Auto­
rinnen und Autoren; jeder
Nachdruck ist seitens der
Urheber genehmigungsund kostenpflichtig.
Abbildungen zu Sergej
Prokofjew: Sergej Prokof­
jew, Aus meinem Leben
– Sowjetisches Tagebuch
1927, Zürich / St. Gallen
1993. Israel V. Nestyev,
Prokofiev – Der Künstler
und sein Werk, Stanford
– London 1961. Abbildung
zu Joseph Haydn: László
Somfai, Joseph Haydn –
Sein Leben in zeitgenös­
sischen Bildern, Kassel
1966. Abbildung zu Carl
Maria von Weber: wikime­
dia commons. Abbildung
zu Max Reger: Susanne
Popp, Susanne Shigihara
(Hrsg.), Max Reger, Am
Wendepunkt zur Moderne,
Bonn 1987. Abbildung zu
Karl Amadeus Hartmann:
Franzpeter
Messmer
(Hrsg.),
Karl-AmadeusHartmann-Jahr 2005 in
Bayern, München 2004.
Abbildung zu Wolfgang
Amadeus Mozart: Gilles
Cantagrel, Wolfgang Ama­­deus Mozart – Eine illus­­trierte Biographie, Mün­
chen
2005.
Künstler­
photographien:
Marco
Borg­greve (Gergiev, Volo­
din, Widmann), Felix Broe­
de (Schuch), Pavel Anto­
nov (Matsuev), Christian
Fatu (Abduraimov), Outi
Montosen (Mustonen).
Lektorat:
Christine Möller
Corporate Design:
HEYE GmbH
München
Graphik:
dm druckmedien gmbh
München
Druck:
Color Offset GmbH
Geretsrieder Str. 10
81379 München
Impressum
FÜR IHREN GANZ PERSÖNLICHEN
BRILLANTEN AUFTRITT:
DER FRIDRICH SOLITÄR
In unserem großen Angebot
an Brillanten in vielen Größen
ist sicher auch Ihr WunschSolitär dabei - fragen Sie uns!
z.B. Solitärring
in 585/– Weißgold
mit 1 Brillant 0,15 ct G si
für € 595,–
TRAURINGHAUS · SCHMUCK · JUWELEN · UHREN · MEISTERWERKSTÄTTEN
J. B. FRIDRICH GMBH & CO.KG · SENDLINGER STRASSE 15 · 80331 MÜNCHEN
TELEFON: 089 260 80 38 · WWW.FRIDRICH.DE
Herunterladen