Wenn mein Mond deine Sonne wäre

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„Wenn mein Mond deine Sonne wäre“ –
Eine Geschichte für Kinder von Andreas
Steinhöfel zu „Ein Sommertag“ von Sergej
Prokofjew und „Jeux d’Enfants“ von Georges
Bizet
MI 29. Juni 2016, 11 Uhr, Donaueschingen, Donauhalle, Strawinskysaal
DO 30. Juni 2016, 11 Uhr, Mannheim, Rosengarten, Musensaal
FR 01. Juli 2016, 11 Uhr, Freiburg Konzerthaus, Rolf-Böhme-Saal
MI 06. Juli 2016, 10.30 Uhr, Villingen, Franziskaner Konzerthaus
Andreas Steinhöfel, Erzähler
SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg
Dirigent: Hannes Krämer
Empfohlen für Kinder im Grundschulalter
Erstellt von Rebecca Nuber
1
Inhalt
1. Hintergrundinformationen für Lehrkräfte .................................................... 2
1.1
„Wenn mein Mond deine Sonne wäre“ – Eine Geschichte von Andreas Steinhöfel ..............2
1.2
Sergej Prokofjew: Ein Sommertag, op. 65 .............................................................................4
1.2.1 Der Komponist Sergej Prokofjew ........................................................................................4
1.2.2 Ein Sommertag, op. 65........................................................................................................6
1.3 Georges Bizet: Jeux d’Enfants, op. 22........................................................................................7
1.3.1 Der Komponist Georges Bizet .............................................................................................7
1.3.2 Jeux d’Enfants, Petite Suite op. 22 ......................................................................................7
2. Didaktische Hinweise ................................................................................... 9
2.1
Zur Geschichte von Andreas Steinhöfel ................................................................................9
2.2
Zur Biographie Prokofjews ................................................................................................. 10
2.3
Zur Arbeit mit ausgewählten Musikstücken ....................................................................... 10
2.3.1 Prokofjew: Ein Sommertag, 1. Satz: Morgen ..................................................................... 10
2.3.2 Prokofjew: Ein Sommertag, 5. Satz (Marsch) ..................................................................... 11
2.3.3 Georges Bizet: Jeux d’Enfants ........................................................................................... 12
2.4
Das Orchester .................................................................................................................... 13
3. Literatur ..................................................................................................... 13
Anhang ............................................................................................................. 13
2
1. Hintergrundinformationen für Lehrkräfte
1.1
„Wenn mein Mond deine Sonne wäre“ – Eine Geschichte von Andreas
Steinhöfel
Andreas Steinhöfel wurde 1962 in Battenberg geboren,
arbeitet als Übersetzer und Rezensent und schreibt
Drehbücher – vor allem aber ist er Autor zahlreicher,
vielfach preisgekrönter Kinder- und Jugendbücher, wie
z. B. „Die Mitte der Welt“. Für „Rico, Oskar und die
Tieferschatten“ erhielt er u. a. den Deutschen
Jugendliteraturpreis. Nach Peter Rühmkorf, Loriot,
Robert Gernhardt und Tomi Ungerer hat Andreas
Steinhöfel 2009 den Erich Kästner Preis für Literatur
verliehen bekommen.
2013 wurde er mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein
Gesamtwerk ausgezeichnet.1
Ein lesenswertes Interview mit Andreas Steinhöfel, das Volker Hagedorn vor der erstmaligen
Aufführung des Konzertprogramms am 27. und 29. November 2013 mit dem Schriftsteller
führte, ist auf der Homepage des SWR zu finden.2
1
https://www.carlsen.de/urheber/andreas-steinhoefel/18851
„Kinder mögen nichts, was hoffnungslos endet“ – Andreas Steinhöfel im Gespräch über das Schreiben für
junge Zuhörer
http://www.swr.de/orchester-und-ensembles/swr-young-classix/kinderkonzert-steinhoefel-sonnemond/interview-mit-andreas-steinhoefel//id=6196006/did=12306690/mpdid=12307266/nid=6196006/1plc8yb/index.html
2
3
Die Erzählung „Wenn mein Mond deine
Sonne wäre“ entstand im Auftrag des SWR
Sinfonieorchesters
Baden-Baden
Freiburg
Kinderkonzerte
für
Konzerthaus
Karlsruhe
die
Freiburg
im
und
November
und
im
Konzerthaus
2013.
Die
Stimmungen, die Prokofjew und Bizet in
ihren Stücken transportieren, sollten sich –
so Steinhöfel – auch im Text wiederspiegeln.
Der Text sollte das Gefühl, das die Musik
weckt, auf den Leser übertragen.3 Steinhöfel
bezieht sich also ausdrücklich nicht auf die
programmatischen
Titel
der
einzelnen
Musikstücke.
Die Erzählung erschien 2015 im Carlsen Verlag als Buch mit Hörbuch-CD, gelesen vom Autor.
Nele Palmtag hat das Buch mit Illustrationen versehen. Die Stücke wurden eingespielt vom
SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg.
Heike Brandt schreibt dazu: „Andreas Steinhöfel erzählt eine poetische, anrührende,
zauberhafte Geschichte, die gleichzeitig so fest im Leben verankert ist wie der Mond am
Himmel. Eines Morgens steht der neunjährige Max vor Sehnsucht getrieben ganz früh auf
und geht in das Heim, in dem sein geliebter Großvater seit einiger Zeit leben muss, weil er
mitunter nicht mehr alle ‚Murmeln im Schälchen hat‘, wie er das nennt. ‚Wir hauen ab‘,
erklärt Max dem Großvater, und der geht auch willig mit – genau wie die lange dünne Frau
Schneider, die sich ihnen einfach anschließt. Max kennt den Code, mit dem sich die
Türschlösser öffnen lassen, und so gelangen die drei zum Bus und mit dem Bus raus aus dem
kleinen Ort nach Blumental zur Sommerwiese, wo der Großvater die Großmutter zum ersten
Mal geküsst hat. Natürlich werden die drei bald gefunden und von der Polizei nach Hause
gebracht, aber dazwischen liegt eine wunderbare Zeit auf der Wiese, in der Frau Schneider
die Sonne antanzt, der Großvater Max erklärt, warum man den Mond tagsüber manchmal
sieht und manchmal nicht. Und darin steckt auch die Antwort auf Max‘ bange Frage, was
3
vgl. Steinhöfel 2015, S. 77 (Gespräch mit Andreas Steinhöfel und Nele Palmtag über die Entstehung des
Buches)
4
denn wird, wenn die Momente des Vergessens so groß sein werden, dass der Großvater
vergisst, wie lieb er Max hat. ‚Den Mond kannst du nicht immer sehen. Aber du weißt, dass
er da ist. Ja?‘ Max nickte. ‚Mehr musst du nicht wissen. Mehr musst du wirklich nicht wissen.
Ja.‘ Und Max nickte erneut.
Die Geschichte ist mit Illustrationen versehen, deren grün-gelb-rote Farben die Sommerstimmung aufnehmen und die Geschichte auf ihre Weise ausleuchten. Und es gibt Musik
dazu: Auf der beigelegten CD liest der Autor seine Geschichte eingebettet in Musik von
Prokofjew und Bizet, von der er sich inspirieren ließ. Wenn die Musik spielt, tritt im Buch der
Text in den Hinter- und das Bild in den Vordergrund. So entsteht eine überaus gelungene
Kombination von Text, Musik und Bild – für Kleine und für Große gleichermaßen.“4
1.2
Sergej Prokofjew: Ein Sommertag, op. 65
1.2.1 Der Komponist Sergej Prokofjew
Sergej Prokofjew wurde am 23. April 1891 im
russischen Krasne (heutige Ukraine) geboren. Schon
mit
vier
Jahren
erhielt
er
seinen
ersten
Klavierunterricht und bewies großes Talent. Seine
frühen Werke, die er bereits mit 5 Jahren
komponierte,
wurden
von
seiner
Mutter
aufgeschrieben. Mit sieben Jahren lernte er Schach
und bewahrte diese Leidenschaft sein ganzes Leben.
Mit neun Jahren komponierte er seine erste Oper.
Der Komponist Reinhold Glière, der Prokofjew Privatstunden in Klavier, Musiktheorie und
Komposition erteilte, stellte den 13-jährigen Jungen dem Komponisten Alexander Glasunow
vor, der ihm ein Studium am Sankt Petersburger Konservatorium nahelegte. Dort studierte
Prokofjew bis 1914 bei bekannten Musikerpersönlichkeiten wie Anatoli Ljadow und Nicolai
4
Quelle: http://www.kulturradio.de/kinder/kinderliteratur/Andreas-Steinhoefel-Wenn-mein-Mond-deineSonne-waere.html
5
Rimskij-Korsakow. Zu dieser Zeit hatte Prokofjew bereits mehrere Musikstücke sowie drei
Opern komponiert und erfolgreich als Pianist konzertiert. 1910 starb sein Vater. Die Stücke,
die Prokofjew bis dahin komponiert hatten, waren zum Teil polytonal, stark chromatisch und
harmonisch gewagt – seine ersten zwei Klavierkonzerte wurden vom Publikum kontrovers
aufgenommen. Da die Situation nach der Oktoberrevolution für ihn schwierig geworden war,
verließ Prokofjew Russland im Jahr 1918 und zog in die USA. Im Jahr 1919 wurde seine Oper
„Die Liebe zu den drei Orangen“ in Chicago uraufgeführt. Das Ausbleiben des großen
Durchbruchs, finanzielle Probleme und die Begeisterung der Pariser für russische Musik
bewegten ihn dazu, sich ab 1920 in Frankreich niederzulassen. Dort lebte er bis 1927 – mit
Ausnahme der Jahre 1922 und 1923, in denen er in Ettal lebte, wo er nach Konzertreisen in
zahlreiche Länder Inspiration und Ruhe suchte. In Ettal heiratete er 1923 auch die spanische
Opernsängerin Carolina Codina. Die beiden bekamen zwei Söhne. In den Jahren 1927 und
1929 tourte Prokofjew als Klaviervirtuose und Dirigent durch Russland und entschied sich
schließlich, nach Hause zurückzukehren. In Moskau lebte er in privilegierten Verhältnissen.
Sein schöpferisches Potenzial erreichte innerhalb seiner letzten 16 Jahre einen Höhepunkt:
Es entstanden viele seiner bedeutendsten Werke, zum Beispiel das sinfonische Märchen
„Peter und der Wolf“, die Oper „Krieg und Frieden“, die 7. Klaviersonate oder die Ballette
„Romeo und Julia“ und „Aschenbrödel“. Prokofjews Schaffen ist geprägt durch zarte Lyrik,
filigrane und eingängige Melodik, scharfe Kontraste, Temperament, Witz und großen
Farbenreichtum.
1941 trennte sich Prokofjew von seiner Familie und zog zu der Literaturstudentin Mira
Mendelson, die er heiratete und die später auch seine Librettistin und Sekretärin wurde. Im
Jahr 1945 zog er sich bei einem Sturz eine schwere Gehirnerschütterung zu, die ihn seitdem
gesundheitlich beeinträchtigte. Er litt unter starken Kopfschmerzen und Schwächeanfällen.
1948 wurde Prokofjew in einer repressiven Kulturkampagne von der sowjetischen Führung
beschuldigt, er sei ein „Formalist“ und von westlichen Ideen infiziert.5 Verbittert zog er sich
in die künstlerische Isolation zurück und ließ sich auf seiner Datscha im kleinen Dorf Nikolino
in der Nähe von Moskau nieder, wo er seine letzten Tage in einfachen Verhältnissen
5
Von der Sowjetunion ging seit 1932 die als Leitlinie formulierte Kunstform bzw. Doktrin des „Sozialistischen
Realismus“ aus, die sich im gesamten sozialistischen System verbreitete. Gefordert wurden eine traditionelle,
konservative Tonsprache, Einbeziehung folkloristischer Elemente sowie Allgemeinverständlichkeit. Als
„westlich-dekadent“ wurden avantgardistische Tendenzen und hohe Abstraktion abgelehnt. Lange war
Prokofjew der Spagat zwischen künstlerischer Autonomie und Anpassung gelungen, doch er war zeitweise
immer wieder unter Beschuss geraten.
6
verbrachte. Sein letztes Werk war die im Jahre 1952 geschriebene Symphonie Nr. 7. Sergej
Prokofjew starb überraschend an einer Gehirnblutung am 5. März 1953, am selben Tag, an
dem Stalins Tod bekanntgegeben wurde, wodurch sein Tod weitgehend unbeachtet blieb.
1.2.2 Ein Sommertag, op. 65
1935 komponierte Prokofjew 12 leichte Stück für Klavier mit dem Titel „Musik für Kinder“.
Dass ein Komponist technisch einfache Musik schreibt, die von Kindern gespielt werden
kann, ist nicht selbstverständlich, doch Prokofjew fand daran großen Gefallen, sah er doch
die Welt selbst aus den Augen eines Kindes, hoffnungsvoll-staunend und stets in der
Erwartung, dass alle Geschichten ein glückliches Ende nehmen, trotz aller Fehlschläge und
Enttäuschungen. Die Klavierstücke waren so erfolgreich, dass er 1941 sieben Stücke
auswählte, sie für kleines Orchester6 bearbeitete und daraus eine Kindersuite mit dem Titel
„Ein Sommertag“ machte.
Satzbezeichnungen:
1. Morgen
2. Schlagball
3. Walzer
4. Reue
5. Marsch
6. Abend
7. Der Mond über den Wiesen
6
Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Triangel, Kleine und
Große Trommel, Becken, Kastagnetten, Streicher
Die Partitur ist einsehbar auf der Homepage des Verlags Boosey & Hawkes unter
http://www.boosey.com/cr/music/Serge-Prokofieff-A-Summer-Day/1427
7
1.3 Georges Bizet: Jeux d’Enfants, op. 22
1.3.1 Der Komponist Georges Bizet
„Der Komponist Georges Bizet – mit richtigem Namen
Alexandre César Léopold Bizet – wurde am 25. Oktober
1838
in Paris
geboren.
Er studierte
am
dortigen
Konservatorium Klavier, Theorie und Tonsatz, unter
anderem bei Antoine F. Marmontel, Charles F. Gounod und
Francois Halévy. Mit 19 Jahren gewann Bizet den Rom-Preis.
Zurückgekehrt aus Rom arbeitete er anschließend als
privater Musiklehrer, Korrepetitor und Bühnenkomponist.
Georges Bizet im Jahr 1960
Als solcher konnte er – allerdings nur mit mäßigem Erfolg –
bald seine ersten Opern uraufführen: 1863 'Les pêcheurs de perles', 1867 'La jolie fille de
Perth' und 1872 'Djamileh'. Bizets Hauptwerk, die Oper 'Carmen', fiel bei ihrer Uraufführung
im März 1875 bei den Pariser Kritikern durch. Erst die Wiener Aufführung im Oktober hatte
großen Erfolg. Bizet allerdings konnte diesen nicht mehr erleben: Er starb an einem
chronischen Hals- und Herzleiden am 3. Juni 1875 in Bougival bei Paris.“7
1.3.2 Jeux d’Enfants, Petite Suite op. 22
Jeux d’Enfants (Kinderspiele) bestand ursprünglich aus zwölf Miniaturen, die Bizet im Jahr
1871 für Klavier zu 4 Händen komponierte. Die folgenden fünf Sätze wurden später von Bizet
orchestriert8 und als „Petite Suite“ bezeichnet:
1. La toupie (Der Kreisel). Impromptu
2. La poupée (Die Puppe). Berceuse
3. Trompette et tambour (Trompete und Trommel). Marsch
4. Petit mari, petite femme (Kleiner Mann, kleine Frau). Duo
5. Le bal (Der Ball). Galop
7
8
Vgl. http://portraits.klassik.com/people/template.cfm?KID=146
Die Orchestrierung ist etwas üppiger als in der klassischen Besetzung; sie sieht zusätzlich die Piccolo-Flöte
sowie vier Hörner und verschiedenes Schlagwerk vor.
8
Aus dem Kammermusikführer:
„Wie die Kinderszenen von Robert Schumann sind auch die Kinderspiele von Georges Bizet
Projektionen ihres Komponisten in eine glückliche, mit Kindern gesegnete Ehe-Zukunft. Sie
entstanden in einem Moment, in dem sich Bizet nach vielen Widerständen endlich seines
Eheglücks sicher sein konnte, gewissermaßen als Geisteskind vor Geburt des ersten
leiblichen Kindes. Im Gegensatz zu Robert Schumann ist die Ehe, die diese Geisteskinder
gebar, nicht glücklich verlaufen, nachdem sie bereits mühsam errungen worden war. Die
zukünftigen Schwiegereltern hatten 1867 die Verlobung ihrer Tochter Geneviève mit Bizet
wieder gelöst, um sie mit einem Weinhändler aus Bordeaux zu vermählen. Erst zwei Jahre
später änderten sie ihre Meinung und ließen die Heirat mit dem noch wenig erfolgreichen
Komponisten zu. Der damals 30-jährige Bizet war überglücklich und verbrachte mit
Geneviève eine unbeschwerte Zeit – trotz der düsteren Schatten, die 1870 der preußischfranzösische Krieg über die Verbindung warf. Im Sommer 1871, während in Paris die
Straßenschlachten der Commune tobten, lebten Georges und Geneviève auf dem Lande. Er
skizzierte die exotische Oper ‚Djamileh‘ und komponierte daneben zwölf kurze Stücke für
Klavier zu vier Händen, in denen er verschiedene Kinderspiele darstellte. Wie in Schumanns
Kinderszenen mischen sich darin Erinnerungen an die eigene Kindheit mit der Vorfreude auf
den Nachwuchs. Letzterer ließ zwar nicht auf sich warten: 1872 kam der Sohn Jacques zur
Welt, doch Bizets erträumtes Eheglück zerbrach: seine Frau betrog ihn 1874 mit einem
Pianisten, mit dem sie sogar einen Ehevertrag schloss (dies alles während ihr Mann an
Carmen arbeitete!). Als der Komponist am 5. Juni 1875, drei Monate nach der Uraufführung
der Carmen, starb, lag seine Ehe in Trümmern. Das Familienidyll, das die ‚Jeux d’Enfants‘
beschwören, blieb für Bizet ein Traum.
Umso reizender wirken die Stücke. Wir hören sechs aus den ursprünglich zwölf Sätzen,
wobei die Auswahl annährend identisch ist mit jener Orchestersuite, die Bizet nach den ‚Jeux
d’Enfants‘ zusammenstellte. Jedem Satz hat er einen doppelten Titel beigegeben: das
jeweilige Kinderspiel und eine musikalische Form. So ist ‚La toupie‘, der Kreisel, ein
Impromptu von unsteter Bewegung: erst geradlinig schnell, dann wankend, wieder an
Impetus gewinnend, schließlich wie ein Betrunkener in sich zusammensackend. ‚La poupée‘,
die Puppe, wird zu den Klängen einer Berceuse, eines Wiegenlieds, von ihrer Besitzerin in
den Schlaf gesungen. ‚Trompette et tambour‘, der Auftritt eines Kinderpaars mit Trompete
9
und Trommel, gab Bizet die Gelegenheit zu einem süßen Marsch, dessen Klänge mitsamt
ihren Erzeugern am Ende in der Ferne verschwinden. (…) ‚Petit mari, petite femme‘ ist ein in
Deutschland kaum geläufiges Kinderspiel, eine kindliche Inszenierung von Ehezwist und
Eheglück, in dem das dialogische Moment im Klavier-Duo ausgereizt wird. Die
Schaukelpferde schließlich (‚Les cheveaux de bois‘) schwingen im Galopp eines stark
rhythmischen Scherzos.“9
2. Didaktische Hinweise
2.1 Zur Geschichte von Andreas Steinhöfel
Die Geschichte von Max beginnt folgendermaßen:
„Dies ist die Geschichte von Max, wie ihr sie aus der Zeitung kennt oder aus dem Fernsehen.
Ihr erinnert euch? Nein? Max wohnt in dieser kleinen Stadt, viel kleiner als eure eigene. Ein
paar Hügel erheben sich vor der Stadt, alle waldbewachsen. Zwischen den höchsten Hügeln
fließt ein Bach, und zu einer Seite des Baches verläuft ein steiniger, trockengrasiger Weg –
habt ihr die Bilder nicht gesehen? Sommerbilder waren das. Da konnte man sich vorstellen,
wie sie hier entlanghasteten. Max und sein Großvater, gefolgt von Fräulein Schneider, drei
eilige Menschenpünktchen. Warum sie es eilig hatten? Na, weil sie davonliefen. Weil alle
hinter ihnen her waren. Weil das der Tag war, an dem Max seinen Großvater entführt
hatte.“10
Zur Auseinandersetzung mit der Geschichte bzw. dem Geschichtenanfang bieten sich zwei
Herangehensweisen an:
-
Bildimpuls „Max und sein Großvater“ (M 1) auf Folie zeigen
-
Unterrichtsgespräch: „Was seht ihr auf dem Bild? Was fühlen die Personen? In
welcher Situation könnte sich Max bzw. der Großvater befinden? Welche Geschichte
ließe sich zu diesem Bild erzählen?“ usw.
ODER
9
http://www.kammermusikfuehrer.de/werke/2883
Vgl. Steinhöfel 2015, S. 5
10
10
-
Vorlesen des Geschichtenanfangs mit dem Hinweis, dass diese Geschichte im
Schulkonzert zu hören sein wird
-
Unterrichtsgespräch: „Was habt ihr bereits über die Geschichte erfahren? Warum
könnte Max seinen Großvater entführen wollen? Wie könnte die Geschichte
weitergehen?“
2.2 Zur Biographie Prokofjews
Sergej Prokofjew kennen die meisten Kinder sicherlich als Komponisten des musikalischen
Märchens „Peter und der Wolf“. Daran anknüpfend kann eine Unterrichtsstunde zur
Biografie von Prokofjew durchgeführt werden (M 2), evtl. auch mit weiteren Werken des
Komponisten.
2.3 Zur Arbeit mit ausgewählten Musikstücken
2.3.1 Prokofjew: Ein Sommertag, 1. Satz: Morgen
Im ersten Satz (Andante tranquillo) lassen sich zahlreiche Assoziationen an Naturphänomene
ausmachen. In Takt 1-8 ertönt zaghaft ein Motiv der Holzbläser – vielleicht als sanfter
Weckruf, den Prokofjew über einen flirrenden Klangteppich von impulsgebenden
Streichertremoli legt, an leises Blätterrascheln erinnernd. Im Solo-Einwurf des Fagotts
könnte das Quaken eines Frosches anklingen. In Takt 9-17 lassen die Wellenbewegungen an
aufsteigenden Nebel denken. Hier erklingt eine drängend-gewichtige Melodie im Bass, die
eine dynamische Steigerung erfährt und sich zugunsten eines plötzlichen Pianissimo
abschwächt. Es folgt ein polyphoner Teil (Takt 18-23) mit lyrischer Melodie in den
Holzbläsern, der leicht mit dem Morgenkonzert der Singvögel assoziiert werden könnte.
Dieser Teil leitet zum durchhörbaren Schluss über, mit dem Motiv der Flöten und Klarinetten
vom Anfang.
11
Das Kennenlernen dieses Satzes eignet sich gut als Vorbereitung, da er programmatisch zur
Erzählung passt. Sie beginnt in dieser Stimmung – frühmorgens, wenn alle anderen noch
schlafen.
Umsetzung im Unterricht
-
Ideensammlung zur Verklanglichung einer Morgenstimmung in der Natur, mit oder
ohne grafische Notation, z.B. mithilfe eines Tafelbildes:
Wir gestalten eine Klangszene:
Klang
Am Morgen
Instrument
Grafische
Wer spielt?
Notation
-
Verklanglichung und Aufnahme
-
Wiedergabe und Anhören der Klangszene, Reflektion
-
Anhören des 1. Satzes von Prokofjew/Vergleich
2.3.2 Prokofjew: Ein Sommertag, 5. Satz (Marsch)
Der Marsch erklingt in der Geschichte, als Max, sein Großvater und Fräulein Schneider
„zackig“ und mit festen Schritten vom Seniorenheim in Richtung Bushaltestelle marschieren.
Das etwa eine Minute dauernde Stück eignet sich aufgrund seiner einfachen Struktur
besonders gut zum Erfinden einer Choreografie, am besten in Kleingruppen.
Mit den ersten zwei Takten simuliert Prokofjew mit Hilfe von Fagott, Pauke und Kontrabass
ein Trommeln, das den Kindern als Signal zum Beginn des Tanzes dient: Aufgepasst – gleich
geht es los!
Es folgt das 8-taktige Marschthema – zunächst in den Klarinetten, später übernommen von
den Oboen. Das eingängige Thema wird in den folgenden acht Takten wiederholt von den
12
Trompeten, allerdings nicht vollständig. Nach einem Mittelteil (8 Takte) folgt erneut das
Marschthema vom Anfang, nacheinander gespielt von verschiedenen Instrumenten, bis in
den letzten beiden Takten wieder alle gemeinsam erklingen.
Alternative:
Nach mehrmaligem Anhören des Stückes und Mitsummen des Marsches können die Kinder
das Einsetzen des Marsch-Themas erkennen und mit Schlaginstrumenten begleiten:
2.3.3 Georges Bizet: Jeux d’Enfants
Malen zur Musik: Petit mari, petite femme / Trompette et tambour / Le bal. Galop
Das Malen zur Musik ist eine Methode, die eine differenzierte, konzentrierte Hörhaltung
fördert. Nuancenreichtum und Bewegung, für Bizets „Petite Suite“ charakteristisch, werden
dadurch für die Schülerinnen und Schüler erfahrbar. So ist ein intuitiver Zugang zur Musik
möglich, ohne dass die Satzbezeichnungen oder die Einbettung in Steinhöfels Geschichte
bekannt sein müssen.
-
Bereitlegen eines weißen Blattes (A3), erstmaliges Hören des Stückes „Trompette et
tambour“ (Kopf liegt auf dem Tisch, Augen geschlossen),
Arbeitsauftrag: Überlege dir beim Hören, welche Farben du zur Musik passend
findest!
-
Bereitlegen der ausgewählten Farben und erneutes Hören der Musik/Malen
Arbeitsauftrag: Male zur Musik! Lasse den Stift nicht von deinen Händen führen,
sondern von der Musik. Solange Musik ertönt, bleibt der Stift in Bewegung. Setze ihn
nur zum Wechseln der Farbe ab. Male rund, zackig, weich, hart, spitz, in großen Linien
oder kleinen Wellen, in Spiralen – je nachdem wie die Musik klingt. Passe deine
Malbewegungen ans Tempo der Musik an.
-
ebenso verfahren zu „Petit mari, petite femme“
13
-
Präsentieren und Kommentieren der Ergebnisse; ausgehend von den Bildern werden
Merkmale der Musik formuliert (z. B. tänzerisch, beschwingt, leicht, schwungvoll,
lebhaft, energisch, temperamentvoll vs. geheimnisvoll, verträumt, gleitend, zart,
spannungsvoll, traurig, sanft, flehend, ruhig)
-
Hören des letzten Satzes: „Le bal. Galop“: „Wie würden unsere Bilder zu diesem Stück
wohl aussehen?“
2.4 Das Orchester
Zum Thema „Orchester“ finden sich zahlreiche Unterrichtsvorschläge in den Lehrwerken für
die Klassen 1-4 (z.B. Rondo, Kolibri, Fidelio). Auch die Arbeit mit folgendem
Unterrichtsmaterial bietet sich an:
-
Planet Schule: Unterrichtseinheit „Die Klangkiste – Ein Orchester stellt sich vor“11
(Zahlreiche Arbeitsblätter für Gruppenarbeit, 3 Filme, Quiz, Memory, etc.)
-
DVD „The young person’s guide to the orchestra“ (Orchesterführer für junge Leute,
geeignet ab Kl. 3/4)
-
Suchrätsel „Im Orchester” mit Arbeitsblatt zum Zuordnen (M 3), Lösung: Trompete,
Kontrabass, Becken, Posaune, Trommel, Querflöte, Pauke, Cello, Klarinette, Fagott,
Viola, Triangel, Violine, Oboe, Horn
3. Literatur
• Steinhöfel, Andreas: Wenn mein Mond deine Sonne wäre. Buch mit CD. Terzio Verlag:
Hamburg 2015
Anhang
11
https://www.planet-schule.de/wissenspool/die-klangkiste-ein-orchester-stellt-sich-vor/inhalt/unterricht/dieklangkiste.html
14
M1
„Max und sein Großvater“ (Bildimpuls)
15
M 2 Der Komponist Sergej Prokofjew
Auf dem Bild siehst du Sergej Prokofjew. Er hat sich
die Musik „Ein Sommertag“ ausgedacht, die du im
Schulkonzert hören wirst.
Sergej lebte von 1891 bis 1953. Er wuchs in einem
kleinen Dorf in Russland auf. Schon mit vier Jahren
begann er Klavier zu spielen. Mit fünf komponierte er
das erste kleine Klavierstück und mit neun sogar schon
eine ganze Kinderoper über einen Riesen. Damit er
nicht nur Musik machte, achteten seine Eltern darauf,
dass Sergej auch genug Zeit zum Spielen blieb. Gerne
tobte er mit seinen Freunden aus dem Dorf herum,
schwamm im nahen Fluss und galoppierte mit seinem
Pferd über die Steppe.
Als er dreizehn Jahre alt war, ging Sergej in die große
Stadt Sankt Petersburg. Dort blieb er zehn Jahre lang
und lernte an der Musikhochschule Dirigieren,
Komponieren und Klavier spielen. Sergej las sehr gerne
Märchen. Eines seiner Lieblingsmärchen war „Peter und
der Wolf“. Als er schon ein bekannter Komponist war,
 Wer von euch kennt die
schrieb er seine berühmte Musik dazu. So entstand ein
Musik zu „Peter und der
„musikalisches Märchen“. Es wurde zum ersten Mal
Wolf“?
1936 in der Hauptstadt von Russland, Moskau, vor
vielen Kindern aufgeführt.
Aufgabe:
Beantworte die folgenden Fragen in ganzen Sätzen!
1) Wie heißt der Komponist, der sich das Stück „Ein Sommertag“ ausgedacht hat?
_________________________________________________________________
2) In welchem Land wuchs er auf?
_________________________________________________________________
3) Wie alt wurde er?
_________________________________________________________________
4) Mit wie vielen Jahren begann er, Klavier zu spielen?
_________________________________________________________________
5) In welcher Stadt wurde „Peter und der Wolf“ zum ersten Mal aufgeführt?
_______________________________________________________________________________
16
M 3 Im Orchester
Hier haben sich 15 Orchesterinstrumente versteckt.
Kannst du sie finden?
So heißen die Instrumente:
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17
Schreibe die Instrumentennamen unter die Bilder!
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Zwei Instrumente aus dem Suchrätsel fehlen – welche?
Antwort: ______________ und ________________
Herunterladen