2007 - Universität Wien

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marchegg 2007
skriptum
zur
lehrveranstaltung
freilanddidaktik
in
biologie
und
umweltkunde
1
marchegg
2007
herausgegeben von erich eder, walter hödl & peter pany
marchegg 2007
inhalt
Ungeziefer-Serenade........................................... 3
TeilnehmerInnen................................................. 4
Vorwort .............................................................. 5
Abwehrstrategien und Nutzpflanzen ................... 8
Signale im Tier-und Pflanzenreich.................... 23
Leben im Totholz.............................................. 34
Fische der March .............................................. 44
Amphibien der Marchauen................................ 67
Zwei SMS......................................................... 91
Feedback der SchülerInnen ............................... 92
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marchegg 2007
ungeziefer-serenade
läuse flöhen meine lieder
milbe durch die nacht zu dir
mücken schwärmen auf und nieder
grillen zecken heimchen bieder –
fliege biene her zu mir
made schabt am käfermieder
so zikadisch schnakt es hier
wespe raupt und hornisst schier
bummeln drohnen neben mir
spinne puppt die larve über
und verheuschreckt sink ich nieder sag o wann libellen wir
mich ameisen alle glieder
asseln klammern sich mit gier
unter falters faltenzier
wer bremst mein verlangen mir
flöhe lausen meine lieder
ach dass dich der glühwurm rühr –
wann o wanzen wir uns wieder
(Werner Dürrson)
3
marchegg 2007
Peter
Pany
Erich Eder
Daniela
Schloffer
Eva
Ursprung
Belinda
Koll
Bernadette
Böhm
Dü(d)lü
Walter Hödl
Jacqueline
Musil
Margit
Toberer
4
Liesbeth
Forsthuber
Magdalena
Osuyi
Maria
Ziegler
Michaela
Kaiser
Iris
Schönbrunner
Johanna
Putscher
marchegg 2007
vorwort
„Zoologie im Schulunterricht“ durchgeführt. Das alte
Bahnwärterhaus der ÖBB, von der Universität günstig
gepachtet, war bis dahin hauptsächlich Quartier für die
ornithologischen Feldforschungen einiger Dissertanten (im
Volksmund heißt es noch heute „das Vogelkundlerhaus“). Für
regelmäßige, mehrtägige Exkursionen musste erst die nötige
Infrastruktur geschaffen werden. So mussten die ersten
Teilnehmer auch gleich tüchtig Hand anlegen, etwa beim
Aufbau der Stockbetten...
von Erich Eder
Im März 1987, als Student im 6. Semester, habe ich mich im
Hörsaal geirrt. Herein kam nicht der erwartete Prof. Schaller,
sondern ein junger, mir völlig unbekannter Assistent. – Ich
wollte schon aufstehen und gehen, da sagte er (in seiner
typischen mitreißenden Art) die für mich entscheidenden Worte:
„Wir werden gaanz viel ins Freiland gehen!“
– Da bin ich geblieben. Denn genau das war es, was mir im
bisherigen Studium gefehlt hatte: Der Kontakt zur Natur.
Mein Irrtum mit dem falschen Hörsaal war ein folgenschwerer.
Er war der Beginn einer jahrzehntelangen Freundschaft mit
diesem jungen Assistenten – und es war auch der Beginn einer
„Liebesbeziehung“ zu den March-Auen im Allgemeinen und
zur Biologischen Station Marchegg im Besonderen.
Bereits seit 1983 hatte Walter Hödl – der seinerseits durch
Heinz Löffler und Friedrich Starmühlner (beide 1927 – 2006)
von den Marchauen begeistert worden war – jedes Frühjahr eine
„Demonstrationsexkursion" im Rahmen der Lehrveranstaltung
Die ersten Teilnehmer 1983: 2.v.l. (hockend): Peter Sziemer,
heute NHMW, stehend Mitte: Petrus Schnuderl, heute BORG3)
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marchegg 2007
Lagerfeuerromantik 1987: ein Student (EE) und 3 (!) Betreuer...
(Herbert Zettel, heute NHMW, Gerhard Reimer, Walter Hödl)
...und, nicht mehr ganz so einsam, 2007
Zuerst als Student, später immer mehr als Helfer und Tutor, und
die letzten Jahre als Lehrbeauftragter.
Bereits damals zeigte sich der positive soziale Effekt der
spartanischen Marchegger Verhältnisse: Das gemeinsame
„Überleben“ ohne elektrischen Strom, Fließwasser oder WC, in
Kombination mit der Gelsenplage und der Lagerfeuerromantik
schweißt auch eine bunt zusammengewürfelte Gruppe in kurzer
Zeit zusammen...
Von der geführten Exkursion hin zu einer immer stärker
geforderten Eigenaktivität der Studierenden, bis hin zur
Einbeziehung von Schulklassen: Diese Entwicklung der
Lehrveranstaltung, die heute „Freilanddidaktik“ heißt und
Pflicht für alle Lehramts-KandidatInnen ist, habe ich von ihren
Anfängen an mitverfolgt und, wie ich hoffe, auch ein wenig
mitgestaltet.
Seit 1987, also seit 20 Jahren, bin ich bei jeder der mehrtägigen
Marchegg-Exkursionen Walter Hödls mit dabei gewesen:
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marchegg 2007
(Auszug aus dem Lehrplan für Biologie und Umweltkunde):
„Die Schülerinnen und Schüler sollen Wissen und Kompetenzen
erwerben, die sie für einen umweltbewussten, nachhaltigen
Umgang mit unseren Lebensgrundlagen motivieren und
befähigen. Die Bedeutung des Arten- und des Biotopschutzes
soll erkannt werden. – Die Schülerinnen und Schüler sollen
positive Emotionen für Natur und Umwelt entwickeln.“
Soweit die Theorie. Wie geht das in der Praxis?
Mechanismen der Ökosysteme und der Evolution im Großen
und den einzelnen Organismen im Kleinen.
Ich glaube, dass wir mit der LV „Freilanddidaktik“ ein
praxistaugliches Modell entwickelt haben, diesen Mechanismus
bei Euch, den angehenden Biologie-LehrerInnen in Gang zu
setzen. Seid Euch bewusst, dass Ihr die Allerwichtigsten seid,
wenn es darum geht, die Bereitschaft zur Auseinandersetzung
mit der Natur und ihre Wertschätzung an Jugendliche – und
damit an die Gesellschaft der Zukunft – weiterzugeben!
Ich habe vorhin ganz bewusst das Wort „Liebesbeziehung“
verwendet. Wie entsteht eine solche beim Menschen? Erzeugt
der Anblick eines hübschen Gesichtes oder eines knackigen
Hinterns Liebe? – Nein. Bestenfalls kurzfristige Verliebtheit.
Echte Liebe entsteht aus der intensiven Beschäftigung
miteinander, in Zeiten des Glücks und der Verliebtheit ebenso
wie in Zeiten von Krankheit und Krise. So, und nur so, kann
eine tiefe zwischenmenschliche Beziehung entstehen.
Und ich glaube, dass das vorliegende Skriptum dem doppelten
Jubiläum – dem 25. Jahr von Walters Marchegg-Exkursion, an
der ich seit 20 Jahren teilnehme – in seiner Qualität durchaus
gerecht geworden ist. Danke Euch allen für Euer fachliches und
menschliches Engagement. Und bleibt, wie Ihr seid...!
Analog dazu sehe ich die Beziehung zur Natur: Bäume
Umarmen oder esoterisches Gefasel von „Freundschaft mit der
Mutter Erde“ – so etwas kann möglicherweise kurzfristig
Emotionen wecken. Aber um eine langfristige und nachhaltige
Beziehung zur Natur herzustellen, bedarf es einer tieferen, auf
Wissen basierenden Auseinandersetzung – mit den
Erich
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marchegg 2007
aupflanzen
Mechanische Abwehr kann erfolgen durch:
Dornen: Sowohl Blätter als auch verholzte Kurztriebe können
zu Dornen werden.
Der Holzkörper eines Dornes entspringt dem Tragast,
demzufolge können Dornen auch nur schwer abgebrochen
werden. Beispiele hierfür wären Schlehe oder Weißdorn.
Stacheln: Stacheln, wie z.B. bei Rosen (Rosa sp.) oder
Abwehrstrategien und Nutzpflanzen
von Magdalena Osuyi, Johanna Putscher & Liesbeth Forsthuber
I) Abwehrstrategien
Da Pflanzen festsitzen und sich nicht fortbewegen
können, aber sehr wohl Feinde haben, vor denen sie
sich schützen müssen, haben sie andere Strategien zu
ihrer Verteidigung entwickelt. Die Abwehr dient vor
allem dem Fraßschutz vor Tieren, aber auch der
Verteidigung des eigenen Standortes gegenüber
pflanzlichen Konkurrenten.
Die Abwehrstrategien der Pflanzen lassen sich grob
einteilen in mechanische und chemische Abwehr.
Brennessel und Beinwell
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marchegg 2007
Brombeere (z.B. Rubus fruticosus) sind im Gegensatz dazu
Emergenzen der Epidermis und können leicht abgebrochen
werden.
Brennhaare: Die Brennhaare der Brennnessel stellen eigentlich
eine Kombination mechanischer und chemischer Abwehr dar.
Es handelt sich um Trichome mit einem köpfchenförmig
verdickten Vorderende, welcher bei Berührung an einer
verkieselten Dünnstelle abbricht, und das Brennhaar wie eine
Injektionsspritze wirkt. Der injizierte Zellsaft enthält u.a.
Ameisensäure und Histamin und kann schmerzhafte
Entzündungen hervorrufen.
Behaarung: Sie schützt Pflanzen nicht nur vor Kälte, Hitze und
Austrocknung durch den Wind, sondern hindert auch kleine
Tiere am Emporklettern. Manche Pflanzen, wie z.B. das KlettLabkraut (Galium aparine) besitzen Hakenhaare, welche
zusätzlich als Kletterhilfe dienen.
Widerstandsfähige Epidermis: verschiedenste Einlagerungen
sowie Cuticularverdickungen dienen ebenfalls als Fraßschutz
wird, dem Alter und dem Gesundheitszustand des Tieres, dem
Mechanismus der Aufnahme und der Form der Ausscheidung.
Pflanzen zeigen das Vorhandensein der Toxine gewöhnlich
durch visuelle oder olfaktorische Warnsignale an. Die Tiere
wissen daher bereits bevor sie zu fressen beginnen, ob eine
Pflanze Gift enthält. Gewisse Giftstoffe werden auch erst
gebildet, wenn die Tiere bereits zu fressen begonnen haben. Die
meisten Herbivoren besitzen jedoch ein gut entwickeltes
Enzymsystem um die pflanzlichen Toxine zu entgiften. Gewisse
Gifte, wie z.B. cyanogene Glycoside sind aber für alle
Lebewesen giftig.
Oft üben Farbsignale auch einen doppelten Effekt aus. Im Fall
der Tollkirsche (Atropa bella-donna) dient die dunkle,
glänzende Frucht als Warnsignal für Herbivore, gleichzeitig
aber auch als Futtersignal für Tiere, die das Gift ungefährdet
vertragen (z.B. Vögel) und der Pflanze durch Samenausbreitung
wiederum auch nutzen.
Allelopathie ist ein Beispiel dafür, wie Pflanzen sich gegen
Konkurrenten wehren und das Aufkommen von Individuen
anderer Arten durch die die Produktion und Abscheidung
verschiedener Stoffwechselprodukte unterbinden.
Es gibt Tiere, welche sich gewisse Pflanzengifte zunutze
machen können. Ein Beispiel hierfür sind die Osterluzei
(Aristolochia clematitis) und der Osterluzeifalter, dessen
Chemische Abwehr wird erreicht durch die Bildung
abstoßender Substanzen wie ätherische Öle, Gerb- und
Bitterstoffe oder durch Pflanzengifte, in der Regel Alkaloide.
Wie giftig eine Substanz ist, ist immer relativ und hängt ab von
der Dosis, die in einem bestimmten Zeitraum aufgenommen
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marchegg 2007
Raupen die Blätter fressen und die Toxine der Pflanze zum
eigenen Schutz einlagern können.
Aber nicht nur Tiere, auch der Mensch macht sich die
chemischen Abwehrstoffe der Pflanze als Heil- und
Gewürzpflanzen zunutze.
Abwehrstrategien
geschrieben
Zuordnungshilfe dieser Strategien.
PFLANZEN
Klettlabkraut
Erdbeere
Löwenzahn
Brennessel
Kerbel
Minze
Schlehdorn
Weißdorn
Hopfen
Knoblauchsrauke
Schöllkraut
Bärlauch
Schafgarbe
Didaktik
Wie wahrscheinlich alle LV-TeilnehmerInnen, hatten auch wir
Ideen, wie wir unser Thema den SchülerInnen präsentieren
werden. Alles war vorbereitet, zunächst zumindest im Kopf. Es
erübrigt sich wohl zu schreiben, dass dann alles anders kommen
sollte...
Beginnen wir einmal mit dem fiktiven Plan und unseren
Vorstellungen, wie alles ablaufen sollte, sowie unsere TakeHome-Message (die dann als einzige bis zum Schluß
unverändert blieb).
1. Schülertag
Ausgewählte Pflanzen, die draußen am Tisch in kleinen
Gläschen mit Wasser frisch gehalten wurden, sind als Vertreter
unterschiedlicher Abwehrstrategien den Schülern präsentiert
worden. Mit der einleitenden Frage, „Glaubt ihr haben Pflanzen
Feinde? Und wenn ja, wie schützen sie sich davor?“, sollten die
SchülerInnen in das Thema Abwehrstrategien eingeführt
werden. Vorbereitete Kärtchen, auf denen diverse
waren,
dienten
als
ABWEHRSTRATEGIE
Hakenhaare
Haare
Milchsaft
Brennhaare
Ätherische Öle
Ätherische Öle
Dornen
Dornen
Bitterstoffe
Ätherische Öle
Milchsaft
Ätherische Öle
Ätherische Öle
SchülerInnen sollten sich nun die Pflanzen anschauen und die
Kärtchen zuordnen. Das sollte ihnen die Diversität der
Anwehrmechanismen vor Augen führen, denn die Take-HomeMessage war:
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marchegg 2007
„Pflanzen
schützen
sich
auf
unterschiedlichste Weisen vor ihren
Feinden. Viele dieser Strategien sind
beim genauen Hinsehen gleich
sichtbar/riechbar.“
Dann wurde den Schülern die
Abwehrstrategie
der
Brennessel
erklärt. Zur Veranschaulichung gab es
auch ein Brennhaar im Binokular zu
bewundern.
Der nächste Programmpunkt war das
Erraten der Strategie durch Ertasten.
Dazu wurden 5 Pflanzen in 5
Tastboxen (= Schuhkarton mit kleiner
Öffnung) gelegt.
Verwendete Pflanzen:
Stachelgurke, Brennessel, Weißdorn,
Klettlabkraut, Erdbeere
Kritik:
Das Zuordnen der Kärtchen erwies
sich als sehr schwierig, da wir nicht in
Betracht
gezogen
haben,
dass
selbstverständlich eine Pflanze gleich
mehrere Strategien anwenden kann.
Das haben wir ja vorher ohnehin
betont. Nun ordneten die SchülerInnen
mehrere Kärtchen einer Pflanze zu und
bei anderen Pflanzen fehlte das
Kärtchen.
Bevor noch die nächste Schülergruppe
kam, bereiteten wir eifrigst mehr
Kärtchen
vor,
damit
auch
Mehrfachantworten möglich werden
sollten.
Fazit:
Das
KärtchenZuordnungspiel erwies sich als ein
Flop. Es war schlicht und einfach zu
langweilig. Wir mussten uns die Frage
Das Ertasten sollte die vorher
behandelten
Abwehrstrategien
nochmals in Erinnerung rufen. Obwohl
sich eine Brennessel in einer
Tastboxen befand, nahmen diejenigen
SchülerInnen, die hineingegriffen
haben das Ganze recht locker.
Es waren auch Duftbecher mit Kerbel,
Knoblauchsrauke,...geplant. Diese Idee
kam aber nie zum Einsatz.
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marchegg 2007
stellen, wozu eine „in vitro-Situation“ schaffen, wenn wir doch
in der Natur draußen sind, sozusagen „in vivo“.
Die Tastboxen kamen zwar recht gut an, aber da wir
beschlossen haben unsere Strategie zu ändern, haben wir sie am
2. Schülertag aus dem Repertoire gestrichen.
Die Brennessel wurde zum „Dauerbrenner“. Der Blick durch
das Binokular faszinierte alle SchülerInnen, deshalb wurde
dieser Programmpunkt so belassen.
Pflanzen, die sie fanden. Ein Mädchen brachte uns sogar eine
Pflanze, die keine sichtbaren Abwehrstrategien hatte, mit der
Begründung, ob wir vielleicht wüssten, wie sich diese Pflanze
wehre, da ja eigentlich jede Pflanze sich doch vor irgendetwas
schützen müsse. Da merkten wir den Erfolg dieser Methode,
denn jetzt hatten die SchülerInnen verstanden, dass jede Pflanze
sich gegen irgendwelche Feinde schützen muss, auch wenn die
Strategie vielleicht nicht unmittelbar sichtbar ist.
2. Schülertag:
Änderungen unseres Programms:
Anstatt erneut eine in vitro-Situation zu herzustellen, wurden
die SchülerInnen an einem von uns ausgesuchten Plätzchen „ins
Gestrüpp“ geschickt mit dem Auftrag: „Bringt uns Pflanzen mit,
an denen ihr Abwehrstrategien erkennen könnt und sagt uns
gegen wen oder was sich diese Strategie richtet.“
Ziel dieser Methode war es die Pflanzen in ihrer Umgebung zu
finden und selbstständig auf die Abwehrstrategien zu achten
und gleichzeitig zu überlegen gegen wen sich diese richten.
Nachdem unterschiedlichste Pflanzen von den Schülern
zusammengetragen worden waren, wurden diese besprochen.
Reflexion
Es besteht kein Zweifel daran, dass ich viele didaktische Fehler
in der Zusammenarbeit mit den Schülergruppen gemacht habe.
Ich bin, so seltsam es klingen mag, sehr froh darüber, die Fehler
gemacht zu haben, denn durch Reflexion und das
„Zursprachebringen“
dieser
Fehler
ist
für
mich
Weiterentwicklung möglich. Was mir einst so unklar war, fiel
mir auf einmal wie Schuppen von den Augen – mein
persönliches Stichwort auf dem Weg zur immer besseren
Didaktik lautet: FLEXIBILITÄT. Natürlich wusste ich schon
vorher, dass LehrerInnen flexibel sein sollten, aber bis dahin
war es nur ein Wort, eine Floskel. Was Flexibilität für mich
bedeutet, will ich an einem Beispiel schildern.
Wir schickten die SchülerInnen in das zuvor erwähnte Gestrüpp
und ich sah einen Jungen, der das Klettlabkraut betrachtete. Er
stand etwas abseits der Gruppe und pflückte keine Pflanze, wie
Kritik:
Diese Methode war sehr erfolgreich. Die SchülerInnen waren
mit Begeisterung dabei und hatten eigene Überlegungen zu den
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marchegg 2007
es aufgetragen wurde. Ich gesellte mich zu ihm und fragte, ob er
am Klettlabkraut eine Abwehrstrategie erkenne. Er bejahte und
erwähnte gleichzeitig, dass diese Pflanze die Abwehrstrategie
auch zum klettern nutze. „Warum will sie hinaufklettern?“
fragte ich ihn. „Wegen der Sonne.“ War die kurze und bündige
Antwort. „Warum strebt sie zur Sonne?“ wollte ich wissen und
über kurz oder lang kamen wir über die Bedeutung der
Photosynthese zu sprechen. Ich erklärte ihm, dass eigentlich
beinahe alles, was uns umgibt, das Resultat der Photosynthese
ist, wenn es sich um organische Verbindungen handelt. Er
schaute mich dann ein wenig irritiert an und fragte : „Was
alles?“ „Na, fast alles, was du kennst.“, gab ich ihm zur
Antwort und weil er mich immer noch skeptisch anstarrte, hörte
ich nicht auf zu fragen:
„Ok, sag mir irgendetwas, wo du glaubst, das habe nichts
mit Photosynthese zu tun – nur keine Minerale, Metalle und
so...,verstehst du?“ Er überlegte und sagte:
„Spielkonsole.“
„Woraus ist die?“
„Aus Plastik“
„Woraus ist Plastik?“
„Aus Erdöl.“
„Was ist Erdöl?“
„Das sind Fossilien“
„Und was sind Fossilien?“ war meine letzte Frage, denn
mehr brauchte ich nicht zu sagen. Der Junge trat einen
Schritt zurück und hielt sich die Hand vor die Stirn und
stammelte dauernd: „Alles, einfach alles,....“. Da wusste ich,
dass er die Bedeutung der Photosynthese verstanden hatte.
Das ist für mich Flexibilität. Der Junge hat keine Pflanzen
gesammelt und sich Abwehrstrategien angeschaut – aber an
diesem Tag hat er ganz was anderes begriffen. Das würde ich
gern zukünftigen Lehrern und Lehrerinnen mitgeben, obwohl
das (meiste) Wissen in Lehrbüchern von durchaus großer
Bedeutung ist, noch wichtiger sind die Gedanken, die wir uns
über dieses Wissen gemacht haben. Wir müssen in uns hinein
hören und uns fragen, was das Schöne und Interessante an
einem Thema ist. Was begeistert mich, wenn ich daran denke?
Schließlich ist Neugier gepaart mit Erkenntnis die treibende
Kraft des Lernens.
Reflexion:
Ich empfand die Arbeit mit den Schulklassen als sehr lehrreich
und positiv. Positiv nicht in dem Sinn, dass alles reibungslos
funktioniert hat, sonder gerade weil auch einiges nicht so
gelaufen ist, wie ich es mir oder wir in der Gruppe es uns
vorgestellt haben. Es hat sich wieder gezeigt, dass es nicht DIE
Methode gibt, sondern viel einfach vom Zielpublikum und
seiner
momentanen
Verfassung
abhängt.
Manche
Präsentationen oder Aktivitäten, welche bei einer Gruppe
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marchegg 2007
großen Anklang fanden, konnten eine andere Gruppe wiederum
nicht begeistern. Daher ist auch bei einer guten Vorbereitung
immer auch eine gewisse Flexibilität notwendig. Trotzdem
glaube ich ist es auch wichtig, die Ursachen und Fehler nicht
nur bei sich selbst zu suchen und alle Schuld bei einer
Niederlage auf sich zu nehmen. Man kann es den SchülerInnen
nicht verübeln, wenn sie nach fünf Stationen mit
unterschiedlichsten Inputs und hungrig nicht mehr vor
Enthusiasmus und Arbeitseifer strotzten.
Ökologische Faktoren, die für die Vegetation der Auen
entscheidend sind:
• Hoher Grundwasserspiegel (Staunässe)
• Periodische Hochwässer (und die dadurch entstehende
mechanische Belastung)
• Hoher Nährstoffeintrag durch die Überschwemmungen
• Sedimentaufschüttung und Umlagerung (Korngröße je
nach Schleppkraft des Flusses)
• Abschluß des Boden- und Wurzelraumes vom
Luftsauerstoff
II) Die Au als Lebensraum
Ein Aspekt der Biodiversität der Augebiete ist das Vorkommen
besonders vieler für den Menschen nutzbarer Wildgemüse,
Heilpflanzen und das Vorkommen wilder Stammformen
wichtiger Kulturpflanzen wie zum Beispiel die Weinrebe (Vitis
vinifera subsp. sylvestris) oder der Hopfen (Humulus lupulus),
Spargel, Karotte, Kerbel, Apfel etc. Die Auen können also auch
als genetisches Reservoir für heimische Nutz- und
Kulturpflanzen betrachtet werden. Beispielhaft für die
schützenswerte Diversität sollen hier einige Nutzpflanzen der
March-Auen behandelt werden.
Für alle Auwälder ist kennzeichnend, dass sie dynamische
Biotope sind, die durch die Tätigkeit des Flusses und die
regelmäßigen Überschwemmungen fortlaufend verändert,
verlagert und verformt werden. Dynamik ist somit das
hervorstechende Merkmal jeder Au. Daraus ergibt sich eine sehr
hohe Anzahl und Diversität ökologischer Nischen und eine für
Europa enorm hohe Dichte an Pflanzen- und Tierarten. Da in
Österreich fast alle größeren Augebiete durch Stauhaltungen
(keine freien Fließstrecken mehr), flussbauliche Maßnahmen,
und andere Nutzungen (Landwirtschaft) stark beeinträchtigt
oder verschwunden sind, sind auch viele der hier
vorkommenden Arten gefährdet oder stehen auf der Roten Liste.
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marchegg 2007
→ schnelles Wachstum (Biomasseproduktion), „Aushalten“
von Überdüngung
Dabei wurde als gutes Beispiel die Schnellwüchsigkeit (bis zu
8cm pro Tag!) des Hopfens hervorgehoben.
Lehrziele/Methoden/Didaktische Reduktion
Was wir den SchülerInnen vermitteln wollten
1. Die hohe Dynamik und daraus resultierende
Pflanzenvielfalt
eines
Auwaldes
durch
Überschwemmungen und hohen Nährstoffeintrag
2. Eine Idee davon, wie viele (auch „unscheinbare“)
Pflanzen eigentlich für den Menschen nutzbar sind und
dass alle Teile und Inhaltsstoffe einer Pflanze genutzt
werden können
3. Die Grundregeln des Sammelns von Wildgemüse und
Wildkräutern
4. Freude am aktiven (Wieder-) Erkennen, Sammeln und
Kosten von ausgewähltem Wildgemüse
Wir entschlossen uns, zuerst das Thema Abwehrstrategien von
Pflanzen als Überleitung zu behandeln: Die Pflanzen haben also
eigentlich alles ausreichend, was sie brauchen: Licht, Wasser
und Nährstoffe. Gibt es irgendetwas, wovor sie sich fürchten
müssen, wogegen müssen sie sich wehren? Was könnte ihnen
passieren? → Fraßfeinde, Überwuchern durch andere
Pflanzen (Lichtkonkurrenz)
→ Abwehrstrategien (siehe dort)
Zuerst sollten sich die SchülerInnen direkt vor dem Haus selbst
umschauen und alles bringen oder sagen, was ihnen auffällt. Bei
der Auswahl der Pflanzen, die danach noch exemplarisch für
Abwehrstrategien am Tisch ausgestellt und besprochen wurden,
achteten wir darauf, dass alles Nutzpflanzen waren. Vorgestellt
wurden: Minze, Kerbel, Wald-Erdbeere, Schafgarbe,
Brennessel, Hopfen, Schöllkraut, Knoblauchsrauke, Schlehdorn,
Weißdorn, Hunds-Rose, Klettlabkraut.
Sehen, Tasten, Riechen → Abwehrstrategie erkennen
Ablauf/Methoden
Als kurze Einleitung versuchten wir die SchülerInnen durch ein
paar Fragen bzw. ein Gespräch am Weg zur Station auf unser
Thema hinzuleiten:
Was ist das Besondere an einem Auwald (im Vergleich zu
einem „normalen“ Wald)?
→ Überschwemmungen, Nährstoffeintrag
Warum gibt es gerade in Auwäldern so viele „Nutzpflanzen“?
Die Überleitung zu den Nutzpflanzen wurde danach wieder als
Frage formuliert. Welche Teile der Pflanze nutzen Menschen
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marchegg 2007
und wofür? Außerdem hatten wir zur Anregung ein Fläschchen
Zedan (ein natürliches Insektenrepellent aus verschiedenen
(nicht nur ätherischen) Ölen.
→ Genau das, was die Pflanzen oft zur Abwehr oder für die
Anlockung von Bestäubern produzieren, ist für uns
Menschen interessant und nutzbar
→ alle Teile der Pflanze (Blüte, Blätter, Samen, Wurzeln,
verschiedenste Inhaltsstoffe) können genutzt werden
(Holzpflanzen,
Faserpflanzen,
Färberpflanzen,
Heilpflanzen, Wildgemüse....)
Abfragen von Vorkenntnissen: Wer hat schon Brennesselspinat,
Bärlauch oder Löwenzahnsalat gesammelt und/oder gegessen?
Wir wollten die SchülerInnen dazu bringen, alleine nach dem
Plan die Stationen zu suchen und die Aufgaben zu lösen.
Danach sollten sie von uns an der letzten Station abgeholt
werden, um den Weg nocheinmal gemeinsam zurückzugehen,
ihre Antworten zu überprüfen, Fragen zu kommentieren und auf
zusätzlich am Wegrand vorkommende Nutzpflanzen
hinzuweisen.
1.Station
Bärlauch (Allium ursinum) und Herbstzeitlose (Colchicum
autumnale)
Da es hier darum gehen sollte, die Grundregeln des Sammelns
von Wildgemüse und Wildkräutern zu erläutern, wurde diese
einleitende Station von uns begleitet.
Das beliebte Wildgemüse Bärlauch wurde hier nur angepflanzt
(vermutlich von vorherigen Kursen) und kommt in den
Marchauen nicht vor. Die durch ihr Mitosegift Colchizin stark
(tödlich schon ab 1g für Kinder) giftige Herbstzeitlose hingegen
ist sehr häufig hier (Hinweis auf die Herbstzeitlose schon auf
dem Weg zur Station). Da in den Donauauen aber Bärlauch und
Herbstzeitlose sehr wohl miteinander vorkommen, und sich der
Vergleich so gut als Beispiel eignet, wollten wir nicht darauf
verzichten. Wichtig war uns:
• Schau genau! Verwechslungsgefahr! Pflücke oder
sammle eine Pflanze nur, wenn du dir sicher bist!
Nutzpflanzen -Spiel
Bei unseren Rundgängen suchten wir von den vielen
vorhandenen sechs Pflanzen aus, die wir mit den Schülern
exemplarisch näher betrachten wollten. Wir wählten eine relativ
kurze Wegstrecke von der Feuerstelle am Haus und Teich
vorbei mit 6 „Stationen“. An jeder Station war ein Exemplar der
zu suchenden Pflanze mit einem Schild beschriftet. Außerdem
war an diesem Exemplar noch ein Zettel mit einer Frage oder
Arbeitsaufgabe befestigt. Jeder Schülergruppe wurde ein Plan
ausgeteilt, auf dem die Stationen nummeriert und beschriftet
waren und das Spiel wurde erklärt.
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marchegg 2007
Der charakteristische knoblauchartige GERUCH ist
KEIN sicheres Erkennungsmerkmal (in diesem Fall)
Vorsicht!
• Verwendet werden unterschiedliche Teile einer Pflanze
zu einer bestimmten Zeit. Auch die Gift- oder
Heilwirkung bzw. der Geschmack einer Pflanze hängt
davon ab. (zum Beispiel Bärlauch und Vogerlsalat am
besten vor der Blüte, vom Hopfen nur die Sprossspitzen
roh essbar)
• Auch Pflanzengift kann genutzt werden, meist in der
Medizin (Beispiel Cholchizin wird in der Pflanzenzucht
verwendet)
AUFGABE: Die beiden Pflanzen (Herbstzeitlose wurde
eingetopft neben den blühenden Bärlauch gestellt) vergleichen
und die Unterschiede bei den Blättern herausfinden und
beschreiben. Bärlauch: Blätter glänzen auf der Oberseite
(Hinweis: Maiglöckchenblätter glänzen auf der Unterseite). Die
beiden Grundblätter des Bärlauchs stehen einzeln, enden in
einem dünnen Stiel und sind relativ leicht zu pflücken. Im
Gegensatz zum Bärlauch sind die Blätter der Herbstzeitlose
ineinander
verschachtelt
und
deutlich
aufgerichtet.
Bärlauchblätter hängen leicht über. Außerdem ist das Blatt der
Herbstzeitlose dickfleischiger und wirkt, als ob es in der Mitte
gefaltet wäre.
2.Station
Klett-Labkraut (Galium aparine) Fam: Rötegewächse
(Rubiaceae) auch Kaffeegewächse genannt. Name: Galium vom
griechischen „gala“=Milch; „Labkraut“: Pflanzen dieser
Gattung enthalten das sog. Labferment, das als Säuerungsmittel
bei der Käseherstellung verwendet wird. Hinweise: Früchte
(„Kletten“) bleiben auch überall hängen – Verbreitung. Durch
die kleinen widerhakigen Borstenhaare kann sich die Pflanze an
anderen „anhalten“ und so in die Höhe wachsen, ohne Energie
in einen festen Stengel investieren zu müssen.
Als Beispiel für die Vielzahl von Inhaltsstoffen: Klett-Labkraut
enthält: Alkane, Bitterstoffe (Anthrachinone), Flavonoide,
Gerbstoffe, Glykoside, Iridoglycoside, Kumarine, natürliche
Farbstoffe und Spurenelemente.
Verwendung: Wurzeln können zum Rotfärben verwendet
werden (Verwandte: Rubia tinctoria – Krapp), Die Samen
wurden früher geröstet und als Kaffeersatz verwendet (Die
Kaffeepflanze kommt aus derselben Familie!). Vor Erscheinen
der Samen als Suppe (angeblich zum Abnehmen gut geeignet);
als Tee harntreibendes Mittel, äußerlich der frische Saft für
Hautkrankheiten...
AUFGABEN: Abgesehen von der Abwehr, wozu braucht das
Klettlabkraut seine Hakenhaare noch? Nimm ein Exemplar mit!
•
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marchegg 2007
3.Station
Echter Kerbel (Anthriscus cerefolium) Fam: Doldenblütler
(Apiaceae)
Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris)
Gefleckter Schierling (Conium maculatum) Wiesenkerbel ist
essbar, der Schierling dagegen sehr giftig. Sicheres
Unterscheidungsmerkmal ist die Stängelfarbe: Beim
Wiesenkerbel ist sie grün, beim Schierling braun gefleckt.
AUFGABE: Zerreibe ein Blatt zwischen den Finger. Woran
erinnert dich der Geruch?
Welche Farbe haben die Blüten des Kerbels? Gibt es hier viel
davon ?
Sammle Kerbelblätter für den Kräuter-Topfenaufstrich!
4.Station
Hopfen (Humulus lupulus) Fam: Hanfgewächse (Cannabaceae)
Windende Pflanze, sehr schnellwüchsig (mehrere Zentimeter
pro Tag !) Die enthaltenen Bitterstoffe (v.a. Lupulin) wirken
appetitanregend, verdauungsfördernd, leicht beruhigend und
schlaffördernd (Bier-Gewürz bzw. Haltbarmachung; Hinweis:
Cannabis aus derselben Familie!)
AUFGABE: Wofür wird Hopfen am häufigsten verwendet?
Pflückt ein paar Hopfenspitzen und nehmt sie mit. (Kosten
erlaubt)
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marchegg 2007
5. Station
Herbstzeitlose oder Bärlauch ?
Um noch einmal zu wiederholen, was in der ersten Station über
die Unterscheidung von Bärlauch und Herbstzeitlose gesagt
wurde, war hier ein großes Fragezeichen an einer Ansammlung
von Herbstzeitlosen auf der „Hopfenlichtung“ befestigt.
Außerdem sollte das gemeinsame Lösen dieser Frage die
SchülerInnen dazu anregen, miteinander zu diskutieren.
AUFGABE: Schaut euch die Blätter genau an! Sind es die vom
Bärlauch oder die der Herbstzeitlose.
Reflexion-Reflexion
Die Situation, in der drei Lehrer-Schülerinnen vor fünf
SchülerInnen und deren Lehrerin stehen und dabei von drei
Lehrpersonen beobachtet werden, war ziemlich eigenartig, aber
auch interessant für mich. Dass wir bei der Station zu dritt
waren hatte Vor- und Nachteile: Positiv war, dass auch immer
wieder Einzelgespräche mit SchülerInnen möglich waren, oder
man es der Kollegin überlassen konnte, einen Schüler wieder
einzufangen und „zurückzubringen“ zur Gruppe. Negativ war,
dass dadurch noch mehr Zeitdruck entstanden ist, und wir uns
auch manchmal „in die Quere“ gekommen sind, weil (besonders
am ersten Tag) nicht ausgemacht war, wer welchen Teil
übernimmt und wie lange es dauern soll. Am ersten Tag
begleiteten wir die Gruppen zu den Stationen, was den Vorteil
hatte, dass gleich mehr zu jeder Pflanze erzählt werden konnte.
Allerdings hatten wir dabei die Tendenz, ständig und zu viel zu
reden, die SchülerInnen zu bevormunden und Suggestivfragen
zu stellen. Auch die Geduld, Antworten abzuwarten war schwer
aufzubringen, daher der Entschluss zum selbständigen Spiel am
nächsten Tag. Dabei habe ich v.a. gelernt, dass es besonders
wichtig ist (wäre, das ist uns leider oft misslungen) die
Aufmerksamkeit der ganzen Gruppe für die Zeit der Erklärung
des Spiels zu haben und sie zu sammeln, bevor man die Gruppe
loslaufen lässt. (Ansonsten werden zum Beispiel ein Büschel
Herbstzeitlosenblätter „gesammelt“ oder das Spiel wird
6. Station
Schöllkraut (Chelidonium majus) Fam: Mohngewächse
(Papaveraceae)
Sollte als Beispiel dienen für eine Pflanze, die zwar giftig, aber
trotzdem als „Heilmittel“ verwendbar ist.
Schöllkraut ist giftig und enthält besonders viele Alkaloide. Das
Verschlucken der Pflanze führt zu schweren Reizungen des
Magen-Darm-Traktes. Der orangegelbe Milchsaft wird nur
äußerlich angewendet und wirkt reizend auf die Haut. In der
Volksheikunde wird der Milchsaft vor allem gegen Warzen
eingesetzt – daher auch der Name „Warzenkraut“
AUFGABE: Betupfe die „Warzen“ auf der hier aufgezeichneten
Hand mit dem Milchsaft. Welche Farbe hat er?
19
marchegg 2007
überhaupt nicht „ernst genommen“.)
Die Tatsache, dass jede Kleingruppe
extrem unterschiedlich war (vom
Wissen, der Aufmerksamkeit und
dem Verhalten her) fordert außerdem
sehr viel an Flexibilität (kommt
hoffentlich auch mit der Erfahrung)
und auch an Einschätzungsvermögen.
Das Zeitmanagement (bzw. der
Zeitmangel) war extrem schwierig
und einer der Gründe, warum ich
glaube, dass die Take-Home-Message
und leider auch und v.a. die
Zusammenhänge
nur
vereinzelt
angekommen sind. Zum Beispiel
wäre mir der gemeinsame Rückweg mit den SchülerInnen nach
dem Spiel sehr wichtig gewesen, um ihre selbstgefundenen
Antworten zu kommentieren, offene Fragen zu klären usw. Das
fiel aber meist dem Zeitdruck oder dem (bei unachtsamer
Einführung leicht entstehenden) Chaos zum Opfer. Trotzdem
war die „Selbst-Machen-Lassen“- Methode vom Ansatz her auf
jeden Fall besser, wir hätten in diesem Fall einfach den „Stoff“
noch mehr reduzieren müssen nach dem Weniger ist MehrPrinzip. Da ich mich (zum Glück) selbst nicht von außen
beobachten kann, und außerdem während ich mit den
SchülerInnen
beschäftigt
war
erstaunlich
wenig
wahrgenommen habe, was
eigentlich passiert (so eine
Art Tunnelblick), haben mir
die
gemeinsamen
Reflexionsrunden am Ende
jedes Tages sehr geholfen.
Schön war’s!
Steckerlbrot mit
Kräuteraufstrich als
Abschluss
Steckerlbrot:
1kg Mehl, 1 Würfel Germ, Salz (ca.2 TL), Fenchel, Kümmel
(andere Brotgewürze nach Belieben , z.B auch frischen Kerbel)
Schon in der Früh in lauwarmem Wasser Germ auflösen, Teig
anrühren, würzen und abgedeckt in der Sonne gehen lassen.
Schon am Vortag ausreichende Menge an nicht zu trockenen
Stecken suchen und daran denken, dass irgendjemand zur
richtigen Zeit ein möglichst rauchfreies Feuer zustande bringen
sollte!
20
marchegg 2007
Literatur
Harborne, J.B. (1995): Ökologische Biochemie. Spektrum
Akademischer Verlag, Heidelberg.
Strasburger, E. (Begr.) (1991): Lehrbuch der Botanik für
Hochschulen. 33. Auflage. Fischer Verlag, Stuttgart.
Adler, Oswald, Fischer (1994): Exkursionsflora von Österreich,
Ulmer
Düll, R.; Kutzelnigg H. (1994): Botanisch-ökologisches
Exkursionstaschenbuch, 5., überarbeitete Auflage
Die Reflexionsrunde...
nur nicht
nach hinten
kippen...
chchchrrr....
Hicks...
Ich halt mich
am Kuli fest,
dann kipp ich
nicht um!
...is doch
wurscht!
Mhmm, fesche
Lektoren...!
Was hat er
gesagt?
gleich kippt
sie...!
...mit dieser
Brille merkcht
kein Mensch,
dass ich schlaf !
21
sogar die Liesi ist
ein Produkt der
Photosynthese...
...wenn man daraus ein
heterogen-simultanes
Didaktikbarometer als
Bezugsgröße der
Ambivalenz des Schüler/ innenverhaltens deduziert...
marchegg 2007
...und die „andere Seite“:
...ich tu am
besten so, als ob
ich mir was
aufschreiben tät...
nur nicht nach
hinten kippen,
die Beule tut
jetzt noch weh...
Photo
was?
...das wirkt
immer!
...und dann sag ich:
„Passt’s einmal auf, ich
hab mir Folgendes
überlegt...“
22
Ich bin bekannt
dafür, dass...
marchegg 2007
signale
in der tier- und pflanzenwelt
von Maria Ziegler & Margit Toberer







1. Fachlicher Teil
1.1 Unsere Tiere in Marchegg
 Schmetterlinge
Tagpfauenauge (Inachis io)
Osterluzeifalter (Zerynthia polyxena)
C-Falter (Polygonia c-album)
Grünaderweißling (Pieris napi)
Aurorafalter (Anthocharis cardamines)
Schwalbenschwanz (Papilio machaon)
Segelfalter (Iphiclides podalirius)
Marienkäfer (Coccinellidae)
Hummel (Bombus terrestris)
Biene (Apis mellifera)
Wespe (Vespidae)
Schwebfliege (Syrphidae)
Rotbauchunke (Bombina bombina)
Würfelnatter (Natrix tessellata)
1.2 Unsere Pflanzen in Marchegg




Weißdorn (Crataegus laevigata)
Taubnessel (Lamium maculatum)
Löwenzahn (Taraxacum)
Apfelbaum (Malus sylvestris)
Löwenzahn
Schwalbenschwanz
Segelfalter
23
Osterluzeifalter
marchegg 2007
(Taraxacum)
Auf den Löwenzahn ist Verlass – zur Genüge zierte er die
Wiesen in Marchegg und wir konnten ihn als Nahrungsquelle
für unsere Insekten täglich frisch ernten. Praktischerweise dient
der Löwenzahn nämlich sowohl Bienen und Hummeln als auch
Wespen und Schwebfliegen, sowie Schmetterlingen und Käfern
als Nahrung. Damit unsere Schützlinge (eine Biene, eine
Hummel, eine Wespe und eine Schwebfliege, sowie ein
Wollschweber) auch immer gut versorgt waren, pflückten wir
diese Blume immer zwischen 7 und 9 Uhr. Zu dieser Zeit
sammeln nämlich Bienen und Hummeln den Großteil der Pollen
ein.
Anschauungsobjekt für unsere Station:
Die Kinder konnten anhand dieses Strauches optische (weiße
Blüten) und olfaktorische (Blütenduft) Signale kennenlernen.
Außerdem schwirren ständig Bienen, Hummeln, Schwebfliegen
und auch Wespen um die Blüten herum, sodass die Kinder nun
auch ihr erworbenes Wissen über Mimikry testen konnten.
Der Strauch bietet viele Möglichkeiten für ein genaues
Beobachten und eignet sich daher als hervorragendes
Anschauungsobjekt für die „Signale“-Station.
Apfelbaum (Malus sylvestris):
Auf dem Weg von unserem Quartier zu unserer Station zierte
die Hecke ein wunderschön, weiß-rosa blühender Apfelbaum,
dessen Blüten herrlich dufteten.
Deshalb eignete er sich als
gutes „Ersatzobjekt“, falls die
Kinder
den
WeißdornBlütenduft nicht wahrnehmen
konnten. Außerdem kann man –
falls notwendig - anhand der
sehr auffälligen Staubblätter
auch wunderbar ein wenig auf
die Zoophilie eingehen.
Da jedes Kind einen Apfel
kennt, eignet sich auch diese
Weißdorn
(Crataegus levigata):
Direkt neben unserer
Station (am zweiten
Tag)
blühte
ein
Gemeiner
Weißdorn,
auf dem sich allerlei
Getier tummelte. Der
Weißdorn hat weiße,
süßlich duftende Blüten
und
eignete
sich
hervorragend
als
24
marchegg 2007
Frucht als Beispiel für ein
optisches Signal, denn wer
beißt nicht gerne in einen
knackig roten Apfel...
Außerdem stach diese Blume auch den Kindern sofort ins Auge,
da die restliche Marchegg-Flora von Grün dominiert wurde.
Die weiße Taubnessel kommt in Marchegg nicht vor.
Signale
Taubnessel
(Lamium
maculatum):
Die Taubnessel blühte
mehr oder weniger überall
und bot sich als gutes
Anschauungsobjekt
an.
Die großen Lippenblüten
signalisieren
den
Hummeln,
dass
hier
reichlich
Nektar
vorhanden ist und auch die
violette Farbe ist für diese
Insekten
einladend.
Blütengröße und -form ist
perfekt
auf
den
Hummelbesuch
abgestimmt, weshalb sich
die Taubnessel als gutes
Beispiel für eine typische
Hummelblume eignet.
 Optische Signale
Mimikry (Signaltäuschung)
Wespen, Bienen und Hummeln erweisen sich nicht nur durch
ihren Stachel als gefährlich, sondern sind auch für viele Vögel
ungenießbar. Die schwarz-gelbe Färbung sollte man daher als
Warntracht verstehen. Manche Insekten nützen diesen Effekt,
indem sie die Färbung nachahmen und so Fressfeinde
abschrecken. Lange wurde vermutet, dass die grellen Farben
schon allein durch ihre Grellheit abschreckend wirken. Man
glaubte, dass Fressfeinde bestimmte Farben meiden, ohne ihre
Bedeutung lernen zu müssen. Somit wären auch die Nachahmer
im Vorhinein geschützt; dem ist aber nicht so: Macht z.B. ein
junger Vogel
seine erste
25
Schwebfliege
Hummel
marchegg 2007
Fresserfahrung mit einer
Wespe, so wird er in Zukunft
Wespen und wespenähnliche
Insekten, z.B. die
Schwebfliege, meiden.
Probiert er aber eine
genießbare Schwebfliege,
dann nicht. Ob Mimikry
schützt, hängt von der
Lernerfahrung des Vogels ab.
Blüten:
Pflanzen senden Reizmittel (um ein Tier auf sich aufmerksam
zu machen) und Lockmittel (um das Tier zum wiederholten
Besuch zu animieren) aus. Die Reizmittel sind meist optische
Signale, Lockmittel chemische. Viele Pflanzen benützen
Tierbestäubung (= Zoophilie), deshalb müssen sie den
potentiellen Bestäubern eine Belohnung, einen Profit bieten:
 Der Nektar:
Ist eine zuckerreiche (Saccharose, Fructose, Glucose)
Flüssigkeit mit vielen Aminosäuren, Vitaminen und
Mineralien. Dieses Energiepaket kann von Insekten (in den
Tropen uns Subtropen auch von Vögeln und Säugetieren)
schnell aufgenommen werden und dient für diese als
Kohlenhydratquelle. Allerdings gibt die Pflanze ihren
Nektar dosiert ab, sodass der Bestäuber nicht gesättigt ist
und somit zur nächsten Blüte weiterfliegt.
 Blütenstaub:
Der Pollen der Blüten ist sehr stärke- und fettreich mit
vielen Vitaminen, Antioxidantien und auch freien
Aminosäuren. Pflanzen bilden so viele Pollenkörner, dass
diese, obwohl sie zum Teil als Nahrung genutzt werden,
ausreichend zur geschlechtlichen Fortpflanzung vorhanden
sind. Pollenblumen werden deshalb auch gern von Käfern
besucht.
Rot als Signalfarbe bei
Marienkäfer
Außer gelb-schwarzer
Tarntracht erregen auch rotschwarze Streifen bzw.
Punkte Aufmerksamkeit und
lassen sich gut einprägen.
Marienkäfer
26
marchegg 2007
Blütenfarbe:
Die Blütenfarbe ist ein optisches Signal (Reizmittel) und dient
der Anlockung. Die Farben entstehen z.B. durch Antrocyane,
die in Vakuolen eingelagert sind (Blau, Violett) oder durch
Carotinoide in Plastiden (Orange, Rot).
Viele Pflanzen spezialisieren sich auf eine bestimmte Gruppe
von Tieren (vor allem Insekten) und weisen dafür spezielle
Blütenformen und –farben auf:
Blütenformen
Auch die Blütenform bestimmt, welche Pflanze von welchem
Tier bestäubt wird.
 schalenförmige Blüten:
Kronblätter formen eine offene Schale und werden aus
der Luft gut erkannt. Viele Insekten werden von diesen
Blüten angezogen, da auch kurzrüsselige Bestäuber an
den Nektar gelangen können.
 trompeten- und glockenförmige Blüten:
Diese Blüten sind speziell auf bestimmte Bestäuber
zugeschnitten. Die typische Trompetenform wird häufig
von Schmetterlingen aufgesucht. Ihr Rüssel ist lang
genug. Hängende Blüten und Lippenblüten sind bei
Bienen und Hummeln begehrt, da sie zusätzlich auch
noch Schutz bieten.
Rot: Schmetterlinge, Vögel (bei uns sehr selten)
Rosa: Schmetterlinge, Hummeln
Orange: Schmetterlinge, Vögel (bei uns sehr selten)
Gelb: Bienen, Hummeln, Schmetterlinge, Fliegen (grüngelb)
Grün: Fliegen
Blau: Bienen
Violett: Bienen
Ultraviolett: Bienen
Augenmuster bei Schmetterlingen
Dienen zur Abschreckungen und sollen einen größeren
Fressfeind darstellen; d.h. ein Vogel hält bei der Präsentation
des Augenmusters, z.B. eines Tagpfauenauges, den
Schmetterling für ein Raubtier.
Ultraviolette Blumen “sehen” für uns Menschen wie weiß aus.
Oft erkennt man in UV-Licht „Streifen“, die den Weg zum
Nektar weisen - die „Saftmale“.
Bienen können sehr wohl UV-Licht wahrnehmen, dafür nicht
das langwellige rote Licht.
27
marchegg 2007
 Akustische Signale
 Chemische Signale
Froschgesang
Vogelgesang
Bei der Vogelstimmenexkursion am frühen Morgen lernten wir
einige einheimische Vogelstimmen kennen:
Kohlmeise
Buchfink
Kuckuck
Mönchsgrasmücke
Fasan
Zilp-Zalp
Bauchsekret der Rotbauchunke
Geschmack einer Wespe -> Lerneffekt bei Vögeln
Sekret des Marienkäfers
 Olfaktorische Signale
Geruch des Weißdorns und des Apfelbaums
2. Fachdidaktik
a) Didaktische Reduktion (wie für Kinder aufbereiten?)
Es lohnt sich, ein wenig in den verschiedenen Vogelgesängen
kundig zu sein, denn bereits am selben Tag konnten wir unser
Wissen nutzen und auf dieses akustische Signal eingehen.
Außerdem konnten wir anhand der einheimischen Vögel auch
den Nutzen des Gesanges (Vögel singen nicht für uns
Menschen!) zusammen mit den Kindern erarbeiten. Dieses
Thema bot sich uns auch als guter didaktischer Einstieg für
unsere Station.
Die Vorbereitung und Auswahl der oben genannten Tiere und
Pflanzen erfolgte deshalb, weil die meisten bekannt sind und in
Marchegg zu finden waren. Wir beschränkten uns außerdem
eher auf die olfaktorischen, optischen und chemischen Signale,
da wir auf dem Gebiet der Vogelstimmen, die unter die
akustische Kategorie gefallen wären, nicht sehr bewandert sind.
Auf jeden Fall wollten wir unseren Beitrag zur Exkursion der
Kinder kindgerecht und interessant gestalten, ohne
Frontalunterricht mit Hilfe von Plakaten.
28
marchegg 2007
Ablauf:
Nach der Begrüßung erklärten wir den SchülerInnen die vier
Signaltypen (olfaktorische, chemische, akustische, optische
Signale) und das Schema „Sender – Empfänger“ (Auf ein Signal
kann nur reagiert werden, wenn der Empfänger es wahrnehmen
kann).
Anschließend ermunterten wir die Kinder dazu, sich auf dem
kurzen Fußmarsch zu unserer Station (ein Heurigentisch mit
unseren Utensilien und Tieren) aufmerksam umzusehen,
„bewusst“ zu riechen und zu hören. Bei der Station
angekommen fassten wir gemeinsam die gesammelten
Eindrücke zusammen. Anschließend betrachteten die Kinder die
Schmetterlinge, die wir zwecks Anschauung in einem Käfig
hielten, und besprachen ihre Muster auf den Flügeln. Als
nächstes sahen sich die SchülerInnen Schmetterlinge unter
einem Binokular an, und konnten so feststellen, dass die
Flügelfärbung aus Schuppen besteht, die man nicht abwischen
sollte, damit ihre Signalwirkung nicht verloren geht. Danach
brachten wir den Kindern den Begriff „Mimikry“ näher, indem
wir sie je eine lebende Biene, Wespe, Hummel und
Schwebfliege beobachten und bestimmen ließen. Dann zeigten
wir ihnen abschließend bei den Tieren eine Rotbauchunke und
einen Marienkäfer, die sich zweier Signale bedienen: Chemisch
(Sekret) und optisch (Warnfarbe Gelb bzw. Rot)
Als Abschluss wiederholten wir zusammen die „Highlights“ der
Station und die SchülerInnen sammelten Blüten, die sie zum
Pressen mit nach Hause nehmen konnten.
b) Reflexion: Was hat geklappt, was nicht
Was wir nach der ersten Schulklasse verändern mussten:
-
-
-
29
Zunächst mussten wir nach dem ersten
Exkursionstag den Einstieg ändern; eigentlich
wollten wir mit einem Brainstorming auf einem
Plakat beginnen, was sich als unnötig erwies.
Der Schmetterlingsschwerpunkt, den wir uns
gesetzt hatten, indem wir die Kinder
Schmetterlinge einfangen ließen und diese
anschließend bestimmten, war zwar interessant,
aber nahm zu viel Zeit in Anspruch. Außerdem
sollten andere Bereiche der Signale auch
besprochen werden, die dann schlussendlich
unbesprochen blieben.
Mit unseren Erklärungen usw. waren wir oft zu
schnell und hätten die Kinder länger überlegen
lassen sollen.
marchegg 2007
-
-
c) kurze Zusammenfassung: Was war das Lehrziel, was die
Methode?
Geplant waren auch noch zwei weitere Plakate,
jeweils mit Blütenformen und Zusammenfassung
am Schluss, was sich aber wiederum als unnötig
entpuppte.
Vor der Exkursion scheuten wir keine Kosten
und Mühen und besorgten eine mobile UV –
Lampe, um vor Ort die Saftmale der Blüten
betrachten zu können, was leider an dem
strahlenden Sonnenschein scheiterte…
Lehrziele
 4 Signalarten:
Unsere Umgebung ist voller Signale, die uns (bzw. einem
anderen Empfänger) etwas vermitteln sollen, also sollten wir
mit offenen Ohren, Augen und Nasen durch die Welt gehen.
 Sender – Empfänger – Schema
Soll auf ein Signal mit Flucht reagiert werden oder soll es z.B.
auch als Abschreckung oder zum Anlocken dienen, muss es so
beschaffen sein, dass der Empfänger es auch wahrnehmen kann.
Bsp.: Da der Vogel, ein Fressfeind der Schmetterlinge, ein
„Augentier“ ist, also gut auf optische Signale reagieren kann,
schreckt ihn das Tagpfauenauge mit einer auffälligen Zeichnung
ab.
Was am zweiten Tag besser funktionierte:
+ Am zweiten Tag waren wir im Ablauf viel flexibler und
fachlich besser vorbereitet; deshalb kamen wir auch mit
quirligen Gruppen besser zurecht und eine individuelle
Betreuung und einzelne Gespräche wurden ermöglicht.
+ Die SchülerInnen konnten sich sehr für das Thema begeistern,
wenn sie eigene Geschichten und Erlebnisse einbringen
konnten.
 Schmetterlinge nicht angreifen
Indem die Kinder Schmetterlingsflügel unter dem Binokular
betrachten konnten und so selbst feststellen konnten, wie leicht
man die Pigmentschuppen von den Flügeln wischen kann,
+ Das Blumensammeln als Eigenaktivität schien den Kindern
gut zu gefallen.
30
marchegg 2007
bemerkten sie, dass es wichtig ist, Schmetterlinge nicht
anzugreifen um ihr Tarn- bzw. Warnmuster nicht zu zerstören.
 Mithilfe von „Frage – Antwort“ durch selber
Beobachten (z.B. ein Tagpfauenauge) und durch die
Vermeidung von Suggestionsfragen und
Entscheidungsfragen gestaltete sich die Zeit bei der
Station. Zum Schluss fassten wir gemeinsam das Erlebte
zusammen. Als Erinnerung konnten sich die Kinder
selbst gesammelte Blüten mit nach Hause nehmen.
 Tiere nutzen Vorteile anderer Tiere gegenüber
Fressfeinden - Mimikry
Als Schutz gegen Fressfeinde trägt die ungiftige Schwebfliege
die gleiche Warntracht wie Wespe, Biene oder auch Hummel.
Methode
 Zunächst führten wir die SchülerInnen kurz
in unser Thema ein (Erklären der
Signaltypen und des Schemas Sender Empfänger).
 Anschließend konnten sie sich unter dem
Motto „Freies Spazierganglernen“ selbst
umsehen, beobachten und Eindrücke
sammeln, bis wir bei der Station
angekommen waren.
 Bei der Station sammelten und besprachen
wir gemeinsam die Beobachtungen usw. der
Kinder und konnten so auch auf unsere
vorbereiteten Themen sowie die Tiere zu
aufmerksam machen.
31
marchegg 2007
Erfahrungsbericht – Margit
Zunächst fühlte ich mich recht unsicher im Umgang
mit den Kindern und etwas inkompetent, was sich
aber im Laufe der Tage und nach der ersten
Schulklasse ins Positive veränderte. Nachdem wir
unser Konzept verändert hatten und am zweiten Tag
viel flexibler waren, gestaltete sich der Ablauf viel
zufrieden stellender. Man sollte einfach auf alles
gefasst sein und sich nicht aus dem Konzept bringen
lassen, wenn etwas einmal nicht so läuft wie man
sich das vorgestellt hat.
gefühlt. Unser Stationsstandort war nicht
ganz optimal und wir hatten viele Ideen,
die wir aber bereits im Vorfeld nicht
durchführen konnten oder aus unserem
Konzept wieder herausstreichen mussten.
So änderten wir unsere Strategie von
Gruppe zu Gruppe und ein sicheres Gefühl
wollte sich nicht einstellen bei mir.
Insofern war die Feedback-Runde sehr
hilfreich
und
die
Kritik
und
Verbesserungsvorschläge wurden nett
verpackt. Als Konsequenz überarbeiteten
wir unser Konzept und bereiteten uns
besser vor, indem wir mehr Raum für
Spontaneität zuließen.
Motiviert und selbstsicherer startete ich so
in den zweiten Tag und tatsächlich lief alles
um einiges besser. Schon der Einstieg
gelang uns besser und ich merkte, dass
meine Sicherheit ständig wuchs. Da ich an
diesem Tag auch fachlich versierter war,
konnte ich auf Fragen eingehen und
kompetenter auf „dumme“ Antworten
Erfahrungsbericht – Maria:
Diese Lehrveranstaltung ist für den zweiten
Abschnitt vorgesehen, aber da mir das 1. nicht
bewusst war und 2. noch Plätze frei waren, bin ich
mit nach Marchegg gefahren – und bereue es mit
keiner Faser meines Körpers!
Ich habe in dieser Lehrveranstaltung nicht nur
eigene Ekel und Ängste besiegt (ein Plumpsklo mit
Spinnen war mein Albtraum) sondern auch zum
ersten Mal in die Rolle einer Lehrerin schlüpfen
können.
Am ersten Tag unseres Stationenbetriebes habe ich
mich noch sehr verloren und unwohl in meiner Haut
32
marchegg 2007
reagieren (→ „Menschen essen selten Schmetterlinge“).
Außerdem weiß ich jetzt, dass Lehramt tatsächlich „mein“
Studium ist, denn es ist ein unbeschreibliches Gefühl,
interessierten Kindern die Natur begreifbar zu machen.
Aus meiner Erfahrung heraus muss ich sagen, dass es
vermutlich „einfacher“ für mich gewesen wäre, wenn ich
tatsächlich erst im zweiten Abschnitt nach Marchegg gefahren
wäre. Eine fundierte fachliche Vorbereitung ist essentiell und
die hat mir etwas gefehlt, weil das Stoffgebiet mich
„erschlagen“ hat und viele Ideen einfach nicht durchführbar
waren...
Trotzdem:
Marchegg ist eine Erfahrung fürs Leben, die jeder BiologieLehramt-Student erlebt haben sollte!!!
Overy, Angela: Sex im Garten – Die raffiniertren
Verführungskünste der Pflanzen; Mosaik Verlag
München 2000
Hintermeier, Helmut und Margrit: Blütenpflanzen und ihre
Gäste; Obst- und Gartenbauverlag München 2002
Hintermeier, Helmut und Margrit: Blütenpflanzen und ihre
Gäste – Teil 2; Obst- und Gartenbauverlag München
2005
Bildernachweis:
Osterluzeifalter: Maria Ziegler
Tagpfauenauuge: www.ag-umwelt.net
Schwalbenschwanz: www.bund-nrw-naturschutzstiftung.de
Segelfalter: www.schmetterling-raupe.de
Marienkäfer: www.spass-am-garten.de
Hummel und Schwebfliege:
Kauttmann, Ulrich: Elfen, Gaukler & Ritter,
Kallermeyersche Verlagsbuchhandlung, Hannover 2001
Weißdorn: www.bruehlmeier.info
Taubnessel: www.blackstein.de
Apfelbaum: www.tfh-wildau.de
Löwenzahn: www.psychiatriegespraech.de
3. Literatur
Kauttmann, Ulrich: Elfen, Gaukler & Ritter, Kallermeyersche
Verlagsbuchhandlung, Hannover 2001
Jacobs, Werner, Renner, Maximilian: Biologie und Ökologie
der Insekten; Gustav Fischer Verlag 1998
Sitte, Peter, Weiler, Elmar W.; Kadereit, Joachim W.;
Bresinsky, Andreas; Körner, Christian: Strasburger –
Lehrbuch der Botanik; 35. Auflage; Spektrum
Akademischer Verlag GmbH Heidelberg 2002
33
marchegg 2007
leben
im
totholz
Erhöhung des Totholz–
bestandes anzustreben.
Das abgestorbene Holz,
welches sich haupt–
sächlich aus Cellu–lose,
Hemicellulosen
und
Lignin zusammensetzt,
wird von Pilzen für die
meisten Tiere erst nutzbar
gemacht.
Manche
Totholzbewohner wie beispielsweise die Gemeine Holzwespe
(Sirex juvencus) versorgen ihren Nachwuchs gezielt mit
Pilzsporen: Die Weibchen bewahren die Sporen in speziellen
Säckchen auf und geben von einer sporenhaltigen
Schleimschicht umhüllte Eier ab. Das im Totholz keimende
Myzel dient später den Larven als Nahrungsquelle.
Pilze und Arthropoden
von Michaela Kaiser & Iris Schönbrunner
1. Fachliche Grundlagen
Der Begriff Totholz weckt üblicherweise eher negative
Assoziationen, was sich unter anderem darin manifestiert, dass
man es im „Normalfall“ beiseite schafft. Die Überreste eines
Baumes erscheinen auf den ersten Blick ebenso unästhetisch
wie unbrauchbar. Tatsächlich hat die Verfügbarkeit von Totholz
allerdings einen äußerst hohen Einfluss auf die Artenvielfalt:
Laut dem WWF-Deadwood-Report sind 30% der
waldbewohnenden Arten auf derartiges abgestorbenes
organisches
Material
angewiesen. Daher ist
etwa auch aufgrund der
Fauna-Flora-HabitatRichtlinie (FFH-RL) in
den Management-Plänen
für als „Natura 2000–
Gebiete“ ausgewiesene
Waldflächen
eine
Pilze sind die einzigen Organismen, die in der Lage sind
den Ligninanteil (durch die Ausscheidung von Ektoenzymen)
abzubauen. Die Spaltung von Lignin gestaltet sich vermutlich
deshalb so schwierig, weil es zahlreiche aromatische
Verbindungen enthält und ein komplex gebautes Makromolekül
ist, was zur Folge hat, dass die passenden Ansatzstellen für
Enzyme oft schwer zugänglich sind.
34
marchegg 2007
Um sich in schmalen Gängen innerhalb des Holzes oder
dem engen Raum zwischen Holz und Rinde (rasch) fortbewegen
zu können, sind entweder eine abgeplattete, möglichst längliche,
dünne Körperform (z.B. Tausendfüßer, Hundertfüßer,
Schnellkäfer, Kamelhalsfliegenlarven) oder eine grundsätzlich
geringe Körpergröße (z.B. Milben, Springschwänze) von
Vorteil. Bei schon weiter fortgeschrittenem Zersetzungsgrad des
Holzes erscheint die an einen Bulldozer erinnernde Körperform
des Balkenschröters (Dorcus parallelipipedus) perfekt dazu
geeignet zu sein, einen Weg durch das zerfallen(d)e Material zu
bahnen.
Von der Ausbildung der Mundwerkzeuge und/oder
Extremitäten können meist Rückschlüsse auf die Lebens- und
Pilzmyzel (= schwarze Fäden)
Zu den typischen Totholzorganismen zählen vor allem
Vertreter der Gliederfüßer (Arthropoda), welchen das tote
Material als unmittelbare (Cellulose) oder mittelbare (andere
Arthropoden, Bakterien, Pilze) Nahrungsquelle und/oder als
Lebensraum oft unterschiedlicher Entwicklungsstadien dient
(siehe Tabelle).
Totholzbewohner zeichnen sich durch einen diesem
Lebensraum entsprechenden Körperbau aus:
35
Pseudoskorpion: Fehlerhafte Beschriftung der Pedipalpen als „Cheliceren“!
marchegg 2007
Ernährungsweise der Totholzbewohner getroffen werden:
Pseudoskorpione besitzen mit Giftdrüsen ausgestattete
Pedipalpen, mit deren Hilfe sie ihre Beute (kleine Arthropoden)
packen und töten. Arten mit großen Cheliceren zerlegen ihr
Opfer, solche mit kleineren saugen es aus.
Doppelfüßer (Diplopoda) ernähren sich hingegen von Laubstreu
und verrottendem Holz und sind daher maßgebend an den
Abbauprozessen beteiligt. Ihre Mandibeln sind dreigeteilt und
ermöglichen das Zermahlen von harten Blattresten und
Holzstücken. Der Mundraum wird durch eine klappenartige
Unterlippe abgeschlossen.
Mundwerkzeuge eines Doppelfüßers
Mundwerkzeuge eines Hundertfüßers
Hundertfüßer (Chilopoda) sind ebenfalls Räuber: Mit ihrem zu
Giftklauen umgewandelten ersten Rumpfextremitätenpaar
(Maxillipeden) ergreifen sie ihre Beute (Insekten, Spinnen) und
töten/betäuben sie mit ihrem Gift.
36
marchegg 2007
In der biologischen Station Marchegg wurden von uns während des Praktikums folgende Totholzbewohner gefunden:
Klasse
INSECTA
(Insekten)
ARACHNIDA (Spinnentiere)
MYRIAPODA (Tausendfüßer)
CHILOPODA (Hundertfüßer)
MALACOSTRACA
(Höhere Krebse)
Systematik
Ordnung
COLEOPTERA
(Käfer)
Familie/ Art
LUCANIDAE (Schröter):
Lucanus cervus
(Hirschkäfer)
Dorcus parallelipipedus (Balkenschröter)
CARABIDAE (Laufkäfer)
ELATERIDAE (Schnellkäfer)
CUCUJIDAE (Schmalkäfer)
Nutzung von Totholz
Stadium
Ernährung
Larvalentwicklung
(Larve), Imago
herbivor
Jagdrevier
Larvalentwicklung
Jagdrevier
Larve, Imago
Larve, Imago
(Larve),Imago
carnivor
omnivor
omnivor
RAPHIDIOPTERA
(Kamelhalsfliegen)
---------
Larvalentwicklung
Larve
carnivor
LEPIDOPTERA
(Schmetterlinge)
COSSIDAE (Holzbohrer)
Cossus cossus (Weidenbohrer)
Larvalentwicklung
Nahrungsquelle
Larve
herbivor
PSEUDOSCORPIONES
(Pseudoskorpione)
---------
Jagdrevier
Adulttier
carnivor
ACARI
(Milben)
TROMBIDIIDAE
Trombidium sp. (Samtmilbe)
Jagdrevier
Adulttier
carnivor
DIPLOPODA (Doppelfüßer)
IULIDAE (Schnurfüßer)
Nahrungsquelle
Adulttier
herbivor
POLYDESMIDAE (Bandfüßer)
Polydesmus sp. (Bandfüßer)
Nahrungsquelle
Adulttier
herbivor
LITHOBIOMORPHA (Steinläufer)
LITHOBIIDAE (Steinläufer)
Lithobius forficatus
(Gemeiner Steinkriecher)
Jagdrevier
Adulttier
carnivor
ISOPODA
(Asseln)
---------
Lebensraum
Adulttier
herbivor
37
marchegg 2007
3. Didaktische Umsetzung
Ziel unserer Einführung in den Lebensraum Totholz sollte sein,
den Schülern die dahinter verborgene Vielfalt an „Leben“ zu
zeigen und dabei auch auf die spezifischen Anpassungen und
Ernährungstypen hinzuweisen.
Da wir unsere Umsetzung bei den beiden Schulklassen
unterschiedlich gestaltet haben, wollen wir diese auch im
Folgenden getrennt behandeln:
a) Schulklasse 1 (4. Klasse AHS)
1) Einführungsvortrag
Zu Beginn gaben wir eine kleine Einführung in den
Lebensraum, in der wir vor allem auf die Bedeutung der Pilze
beim Abbauprozess und damit für die Besiedelung durch
weitere Organismen hinweisen wollten. Wichtig erschien uns
dabei auch den Grund für die parasitische Lebensweise des
Pilzes zu verdeutlichen: Was kann ein Pilz im Unterschied zum
Baum nicht produzieren? Dabei war der Hinweis auf die
unterschiedliche Färbung von den Blättern des vor uns
stehenden Baumes und der Oberfläche des daraufsitzenden
Pilzes meist mehr als ausreichend, um den sichtlich gut
vorbereiteten Schülern das Stichwort „Photosynthese“ zu
entlocken.
2) Eigenaktivität
Anschließend sollten sich die Schüler selbst auf die Suche nach
Leben im Totholz begeben. Dazu teilten wir Sammelröhrchen
und Lupengläser aus und schickten die Schüler los. Dabei
ergaben sich – für uns eigentlich unerwartet – einige
Schwierigkeiten: Die Schüler wurden oft nur fündig, wenn man
sie begleitete und konkrete Hinweise gab. Daneben erschien
unser Standort auch weit weniger (vielfältig) „belebt“ zu sein,
als wir uns das nach unseren doch relativ zahlreichen Funden
der Vortage erwartet hatten. Wir mussten also meist mit ein paar
Asseln (Isopoda) und Tausendfüßern (Myriapoda) zufrieden
geben. Ein weiteres Problem ergab sich dadurch, dass den
Schülern oft keine typischen Totholzbewohner (Spinnen!!!!!)
ins Netz gingen.
3) Nachbereitung
Abschließend wollten wir den Schülern die (vorzugsweise von
ihnen selbst gefundenen) Organismen näher vorstellen. Wir
hatten uns dazu überlegt, einen von ihnen ein Tier beschreiben
zu lassen und zwar so genau, dass die anderen dieses ohne es
vorher gesehen zu haben, zeichnen konnten. Damit wollten wir
erreichen, dass die Schüler genau beobachten, und vielleicht
schon daraus Rückschlüsse auf die spezifische Lebensweise und
Anpassungen ziehen können. Dieses „Spielchen“ fand zwar bei
den meisten Schülern Anklang, war aber aufgrund eher
spärlicher Erläuterungen zur Ökologie der Tiere von unserer
Seite pädagogisch eher weniger wertvoll und kostete schlicht
und einfach zu viel Zeit. Zusammenfassend mussten wir
feststellen, dass wir unsere „Take home message“ eigentlich aus
38
marchegg 2007
den Augen verloren und den Schülern wahrscheinlich nicht das
vermitteln konnten, was wir anfangs als unsere Lehrziele
festgelegt hatten.
b) Schulklasse 2 (Wahlpflichtfachgruppe: 1. – 8.Klasse,
Montessori)
1) Einführungsvortrag
Unseren Einführungsvortrag behielten wir in etwa derselben
Form bei (siehe a)).
Bevor wir aber die Schüler auf die Suche schickten, stellten wir
ihnen einige der von uns bereits an den Vortagen gesammelten
Totholzorganismen vor. Damit wollten wir einerseits Neugierde
wecken und den Schülern noch mehr Motivation geben, später
selbst im Totholz zu „stöbern“ und andererseits gleich auf die
unterschiedlichen „Funktionen“ von Totholz für die
verschiedenen Organismen und spezifische Anpassungen wie
etwa die Körperform hinweisen (siehe fachliche Grundlagen).
Dann führten wir den Schülern zumeist noch den
Schnellmechanismus des Schnellkäfers (Elateridae) vor und
suchten gemeinsam nach einer Erklärung für dessen Entstehung.
Eine mögliche Theorie wäre, dass sich der Käfer auf diese
Weise nach der Verwandlung aus dem Totholz „befreit“.
2) Eigenaktivität
Später war wieder die Initiative der Schüler gefragt; zuvor
gaben wir diesmal noch einige Tipps, die die Erfolgsrate bei der
Suche erhöhen sollten: Wir schlugen vor, bevorzugt an feuchten
Stellen zu suchen, die Rinde abzuziehen und/oder auch ganze
Äste umzudrehen und nachzusehen was sich darunter befindet.
3) Nachbereitung
Unser neuer Standort entpuppte sich als gute Wahl und so hatte
am Ende meist jeder Schüler ein Tier zum Herzeigen. Oft
zählten Hundert- und Tausendfüßer zu den Funden, auf deren
unterschiedliche Ernährungsweisen wir dann zum Beispiel
eingingen (siehe fachliche Grundlagen).
39
marchegg 2007
Am Ende testeten wir noch gemeinsam das Verhalten
einer Assel bei Überflutung mit Wasser, um nochmals
auf die meist schon von der „Fischgruppe“
präsentierten Besonderheiten des Standorts Au und die
damit verbundenen Überlebensstrategien hinzuweisen.
Wir platzierten einen kleinen Ast als „Rettungsanker“
in einem Plastikgefäß, setzten die Assel hinein und
befüllten das Gefäß mit Wasser. Das Tier zeigte sich
meist vollkommen unbeeindruckt und stellte keinerlei
Versuche an sich an „Land“ zu retten. Nun ließen wir
die Schüler schätzen, wie lange eine Assel unter
Wasser überleben kann. Von der richtigen Antwort
(ca. 2 Monate) waren die meisten sichtlich
beeindruckt. Doch im Grunde sollte uns diese Leistung
nicht weiter verwundern, denn Asseln sind
terrestrische Krebstiere: Sie atmen primär über die zu
Kiemen umgebildeten Innenäste (Endopoditen) der
Hinterbeine (Pleopoden), womit sich auch ihre
Bindung an feuchte Standorte erklären lässt.
Wie würde unser Standort aussehen, finden wir dort genug
Totholz und folglich einiges an Sammelmaterial?
Angekommen in Marchegg suchte sich jede Gruppe
ihren Standort aus und so auch wir. Doch leider mussten wir
einen kleinen Standortwechsel vornehmen, da unsere Station zu
nahe bei einer anderen Gruppe platziert war und wir die
Befürchtung hatten, dass die SchülerInnen dadurch abgelenkt
werden könnten. Leider merkten wir sehr bald, dass unsere
Wahl nicht optimal war: Das Holz war teilweise schon relativ
trocken und so hatten wir etwas Schwierigkeiten dabei
Totholzorganismen zu finden.
Am ersten Präsentationstag kam dann noch das Problem
hinzu, dass die Rotation der Schülergruppen nicht so richtig mit
unserem Zeitschema übereinstimmte. Da einige Schülergruppen
etwas länger zum nächsten Standort brauchen würden, planten
wir etwa fünf Minuten Pause zwischen den einzelnen Stationen
ein. Einige unserer Gruppen hatten es nun aber leider versäumt,
auf die Uhr zu sehen und begannen mit ihren SchülerInnen
bereits in diesen Übergangszeiten die Themen durchzuarbeiten.
Somit waren diese mit ihrem Programm fertig, während andere
noch mitten drin steckten und die Lernenden wurden früher
verschickt als geplant. Dadurch hatten wir die zweite Gruppe
fast eine Stunde bei uns. Wir wussten die Zeit zwar zu nutzen,
aber die weitere Zeiteinteilung war damit dahin und wir hatten
alle keinen Plan mehr davon, wann die Gruppen nun weiter
4. Persönlicher Rückblick auf Vorbereitungen und
Umsetzung
Vor Beginn der Exkursion waren wir etwas unsicher geworden,
da wir eigentlich nicht recht wussten, was uns erwarten würde.
40
marchegg 2007
geschickt werden sollten. Das Durcheinander war praktisch
vorprogrammiert.
Aber nicht nur diese Panne verursachte Missmut bei uns beiden,
sondern auch die Tatsache, dass die SchülerInnen durch die
Trockenheit der Baumstämme und die heiße Mittagssonne so
gut wie keine Insekten fanden. Dies war natürlich etwas
demotivierend. Auch fiel uns beiden auf, dass ich bei den
Sprechzeiten viel mehr dominierte und Iris dabei total
unterging. Wir waren uns einig darüber, dass wir keine
Einteilung der Passagen wollten, jede sollte einfach sprechen,
wie es sich ergibt. Naja, nur leider hatten wir dabei nicht daran
gedacht, dass ich ein gesprächiger Mensch bin und Iris eher
etwas zurückhaltend ist. Wir waren einfach mit unserem
gesamten Konzept unzufrieden und obwohl uns die
SchülerInnen versichert hatten, dass es ihnen gefallen hat,
brachte das unserer Laune keinen Aufschwung. Wir fühlten uns
vom Zeitdruck etwas bedrängt und versuchten daher so viel wie
möglich in diese kurze Zeit hinein zu stopfen. Am Ende dieses
Tages waren wir mit unserer Station und dem Ablauf überhaupt
nicht zufrieden und beschlossen deshalb, das ganze Konzept für
den nächsten Tag zu überarbeiten und etwas umzugestalten.
Wir waren letztlich mit dem daraus entstandenen
Ergebnis zufrieden und auch die SchülerInnen schienen
Gefallen daran gefunden zu haben. Bis auf eine Gruppe: Diese
Burschen waren teilweise sehr aufgeweckt und auf der anderen
Seite waren sie sichtlich bereits erschöpft und hatten keine Lust
mehr. Schon auf dem Weg zu unserer Station teilte mir einer
von ihnen mit, dass er keine Lust mehr habe „auf diesen
Sch**“. Er wollte nach Hause und war müde - so war für mich
klar, dass es besser wäre ihn in Ruhe zu lassen und zumindest
zu versuchen die anderen noch etwas zu begeistern. Irgendwo
hatte ich dafür auch Verständnis, denn ich merkte auch bei mir
eine leichte Müdigkeit und vor allem hatten wir die
Jugendlichen bereits den ganzen Tag in Beschlag genommen,
dass sie irgendwann müde werden würden war klar! Mich störte
die Tatsache, dass der Schüler nicht mitmachen wollte und
eigentlich kein Interesse am Thema zeigte nicht weiter, aber der
Umstand, dass er versuchte die Anderen mit seiner Stimmung
hinunter zu ziehen schon. Er gab sich sichtlich Mühe immer
wieder einen seiner Kameraden auf eine Eidechse aufmerksam
zu machen. Anfangs hatte ich mit diesem Jungen etwas zu
kämpfen bis ich ihn etwas davon abgelenkt hatte, doch kaum
hatte ich es geschafft den Burschen dazu zu bewegen mit mir
einige Totholzbewohner zu sammeln, rief der andere Junge
plötzlich wieder nach ihm und somit hatte ich seine
Aufmerksamkeit wieder verloren. Somit habe ich es aufgeben
und mich mit einem anderen Jungen beschäftigt, welcher
sichtlich meine Hilfe benötigte und so viel wie möglich über
diese Tiere in erfahren wollte.
41
marchegg 2007
Alles in allem war es ein gelungener Tag. Natürlich
würde man immer etwas finden, das nicht den idealen
Vorstellungen entsprach und das man besser hätte
machen können, doch wir waren mit uns und unserer
Leistung letztendlich doch einigermaßen zufrieden.
Unsere „Fehler“ vom Vortag haben wir versucht zu
verbessern und dies ist uns, so glaube ich, auch
gelungen. Vor allem was die Sprechzeiten anbelangt,
habe ich mich sehr zurückgehalten und Iris ist richtig
aus sich heraus gegangen. Wir waren locker und hatten
Spaß an der Sache und ich hoffe, dass sich diese
Stimmung auch ein wenig auf die SchülerInnen
übertragen hat.
5. Zusammenfassung
Die Verfügbarkeit von Totholz ist mit der Größe der
Artenvielfalt eng verbunden. Das tote organische Material stellt
die Lebensgrundlage zahlreicher Pilze und Gliederfüßer dar,
welche dieses auf unterschiedlichste Weise nutzen. Da Totholz
allerdings den ästhetischen Ansprüchen des menschlichen
Auges im Normalfall nicht genügt und außerdem aus Angst vor
Befall durch Forstschädlinge wie etwa dem Borkenkäfer meist
entsorgt wird, steht bereits ein hoher Prozentsatz Totholz
bewohnender Organismen auf den Roten-Listen der gefährdeten
Tierarten. Die hohe Relevanz des Themas für den Naturschutz
prädestiniert es für den Biologie-Unterricht, zu dessen
wichtigsten Aufgaben es unserer Meinung nach zählen sollte,
die Schüler für die Natur zu begeistern und damit in weiterer
Folge auch ihren Schutz zu gewährleisten.
Quellenangaben
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assets.panda.org/downloads/deadwoodwithnotes.pdf, 12.06.07
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Kelemen, J. (1999): Fließende Grenzen: Lebensraum MarchThaya-Auen, Umweltbundesamt, Wien, 384pp.
Fritsche, W. (1998): Umwelt-Mikrobiologie. Grundlagen und
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Honomichl, K. (1998): Jacobs/Renner. Biologie und Ökologie
der Insekten. 3. Auflage, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart,
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Schmidt, O. (2006): Wood and tree fungi: biology, damage,
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42
marchegg 2007
Starý, P. B., Capek, M., Starý P. & Benz, G. (1993): Atlas der
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Mundwekzeuge gezeichnet nach Westheide & Rieger: Spezielle
Zoologie, Teil 1
Habitus:http://animaldiversity.ummz.umich.edu/site/resources/
Grzimek_inverts/Chilopoda/Lithobius_forficatus.jpg, 12.06.07
Abb. 4:
Mundwekzeuge gezeichnet nach Westheide & Rieger: Spezielle
Zoologie, Teil 1
Habitus: http://www.diplopoda.de/html/imgs/pdenticulatus.jpg,
12.06.07
Abb.5:
Peter Pany
Weber, H. (1993): Allgemeine Mykologie. Gustav Fischer
Verlag, Jena, 541pp.
Westheide, W. & R. Rieger (2007): Spezielle Zoologie. Teil 1:
Einzeller und Wirbellose Tiere. Elsevier Spektrum
Akademischer Verlag, München, 976pp.
www.biologie.uni-rostock.de/didaktik/Tina%20Thielcke.pdf,
12.06.07
www.totholz.ch, 12.06.07
Abbildungen
Titelbild:
Kamelhalsfliegenlarve – Iris Schönbrunner
Balkenschröter - http://www.werbelexikon.com/vorschau/mz00077k.jpg, 12.06.07
Zunderschwamm - http://www.brandenburgischesforstmuseum.de/pilze/zunder.jpg, 12.06.07
Abb. 1:
Iris Schönbrunner
Abb. 2:
http://www.arachnology.be/pages/pictures/WezelDacLat.jpg,
12.06.07
Abb.3:
43
marchegg 2007
fische
der
march
und ihre strategien bei hochwasser
von Daniela Schloffer & Bernadette Böhm
Hydrologie der March
Die March ist in ihrem Unterlauf der westlichste pannonische
Tieflandfluss. In Marchegg fließt sie mit einer Geschwindigkeit
von ca. 5km/h und ist dort bei durchschnittlicher Wasserführung
ca. 50m breit. Bei Hochwasser verwandelt die March jedoch die
umliegende Landschaft in eine kilometerbreite „Seenplatte“,
wobei auch flussferne Eichen-Auwälder bis zu 3m unter Wasser
stehen können. Am Pegel Marchegg werden zwischen den
Extremwerten Pegelschwankungen von 6m registriert.
Hochwasser füllt die Grundwasserspeicher und abgeschnittene
Altarme, führt zur Ausschwemmung und zum Eintrag von
Nährstoffen und ermöglicht dadurch üppige Vegetation und
Nahrungsangebot für eine ganze Nahrungskette. Von der
Häufigkeit, Dauer, Regelmäßigkeit und Intensität der
Hochwässer hängt es ab, welche Organismengesellschaften sich
entwickeln können. Das hydrologische Verhalten eines Flusses
wird wesentlich bestimmt von seiner Größe, Lage und den
klimatischen Verhältnissen im Einzugsgebiet.
44
marchegg 2007
Das Einzugsgebiet der March umfasst Teile des Waldviertels
und der Böhmisch-Mährischen Höhe. Das Einzugsgebiet der
March wird begrenzt von den Sudeten und Beskiden, sowie von
den Weißen und Kleinen Karpaten.
Das Einzugsgebiet von Thaya und March ist vergleichbar mit
dem des Inn und beträgt 26.658 km2 – demgegenüber hat die
Donau bis Wien ein viermal größeres Einzugsgebiet. Der
höchste Berg im March-Thaya Einzugsgebiet ist der Altvater
mit 1492m, die Wasserscheiden liegen aber meist zwischen 500
bis 700m. Dem gegenüber liegen die Wasserscheiden des
Donaueinzugsgebietes bis zu 3000m Höhe. Grundsätzlich sind
für die Hochwasserdynamik drei Faktoren ausschlaggebend: 1)
jahreszeitliche Schwankungen bei den Niederschlagsmengen, 2)
unterschiedliche Verdunstungsraten und jahreszeitliche
Unterschiede im Schmelzwasseranfall. Bei March und Thaya
liegt das Abflussmaximum üblicherweise im April. Die
Ursachen dafür sind folgende: Schnee bindet einen Teil der
Winterniederschläge;
Schneeschmelze gemeinsam mit
Frühjahrsniederschlägen führt zu einem Abflussmaximum im
März und April; durch das Ansteigen der Verdunstung und
nachlassende Niederschläge ergibt sich das Abflussminimum im
Spätsommer beziehungsweise Frühherbst. Typisch für die
March sind daher Frühjahrshochwässer, die beinahe jedes Jahr
auftreten. Da die March in ihrem Unterlauf aber wenig Gefälle
(0,31 %0 im Marchfeld) hat, kann es zusätzlich im Sommer zu
Rückstauhochwässern aus der Donau kommen, da deren
Hochwasserregime hauptsächlich von der Schneeschmelze in
den Alpen
beeinflusst wird. Dadurch ist die
Hochwasserwahrscheinlichkeit im March-Unterlauf erhöht.
Dies führt dazu, dass in diesem Bereich astatische Gewässer (=
Gewässer,
die
hinsichtlich
ihrer
Lebenswelt
und
Umweltbedingungen wie Wasserführung, Temperatur oder
Salzgehalt beträchtliche Schwankungen aufweisen) häufiger
überflutet werden, was gerade in diesem Gebiet zu einem
außerordentlichen Artenreichtum bei Urzeitkrebsen beiträgt. In
ihrem Unterlauf hat die March als langsam fließender
Tieflandfluss außerdem nicht genügend Schleppkraft für
Tiefenerosion, sodass insgesamt die Sedimentation gegenüber
der Erosion überwiegt. Typisch für einen natürlichen
Tieflandfluss ist ein mäandrierender Verlauf. Aubereiche und
Altarme, die bei Hochwasser überflutet werden und zeitweise
wieder austrocknen oder deren oberflächliche Verbindung zum
Hauptfluss nach dem Hochwasser wieder unterbunden sein
kann, sind ebenfalls charakteristisch für natürliche
Flusslandschaften. Auch in natürlichen Flusslandschaften
kommt es zu Verlandungen und Austrocknungen, aber es
werden immer wieder neue Flussarme gebildet, sodass
Altarmtypen
verschiedener
Altersstufen
existieren.
Flussbauliche Maßnahmen haben in diese natürliche Dynamik
eingegriffen: Vor allem zwischen 1935 bis in die sechziger
45
marchegg 2007
Jahre des 20. Jahrhunderts haben insgesamt 18 Durchstiche von
Mäanderbögen, der Bau von Hochwasserschutzdämmen und die
Befestigung der Ufer zu einem drastischen Verlust von
Retentionsräumen und einer Reduzierung der Vernetzung der
ehemaligen Augewässer geführt. Die Regulierung des Flusses
hat zu einer Verkürzung des Flusslaufes, einer Erhöhung des
Gefälles und damit verbunden - mit Ausnahme des Pegels
Marchegg - zu einer Eintiefung der Flusssohle um ca. einen
halben Meter seit Mitte der fünfziger Jahre geführt. Eine Folge
davon ist die Absenkung des Grundwasserspiegels.
Heute gibt es noch Reste von Augebieten und Altgewässern im
Bereich der March. Durch die natürliche Verlandungstendenz
würden diese aber innerhalb einiger Jahrzehnte verschwinden.
Zur Erhaltung des Ramsargebietes (Feuchtgebiet internationaler
Bedeutung)
Donau-March-Thaya-Auen
sind
daher
Rückbaumaßnahmen vorgesehen um die natürliche Dynamik
der Fluss-Umland-Beziehung wieder herzustellen.
20 Tage. Die Infiltration des Flusswassers ins Grundwasser
kann einerseits die Menge des schnell abfließenden
Hochwassers verringern, andererseits werden dadurch die
Altarme gespeist. In abgedämmten Augebieten werden die
Senken und Altarme ausschließlich von Grundwasser überstaut.
Überflutungen in Au- und Rückhaltebereichen sind wichtig für
die
Füllung
des
Grundwasserkörpers.
Je
weniger
Überflutungsflächen es gibt, umso schneller fließt das
Oberflächenwasser ab. Außerhalb von Augebieten wird das
Grundwasser ausschließlich vom Niederschlag gespeist.
Im zentralen Marchfeld, einem intensiven Ackerbaugebiet mit
wenig Niederschlägen wird zur Bewässerung Grundwasser
entnommen. Dort kann man an Hand von langjährigen
Messungen teilweise eine mittlere Grundwasserabsenkung von
über 6cm pro Jahr feststellen. Mit Hilfe des Marchfeldkanals
wird versucht, dieser Dynamik Einhalt zu gebieten.
Wasserqualität
March und Thaya gehören zu den am stärksten verschmutzten
Flüssen Österreichs.
Bis zum Ende der sechziger Jahre musste die gesamte
Grenzstrecke als Kategorie IV (außergewöhnlich stark belastet)
eingestuft werden. Ursachen dafür waren unzureichende
Klärung kommunaler Abwässer, Eintrag von Dünger, Pestiziden
und Herbiziden aus der intensiv landwirtschaftlich genutzten
Grundwasserdynamik
Bei Niedrigwasser fließt Grundwasser in den Fluss, bei Anstieg
des Flusswasser wird in das Grundwasser infiltriert. In den
flussnahen
Gebieten
erfolgt
der
Anstieg
des
Grundwasserspiegels mit einer Zeitverzögerung von Stunden
bis Tagen. Mit wachsender Entfernung vom Fluss beträgt die
Zeitverzögerung (je nach Zusammensetzung des Bodens) bis zu
46
marchegg 2007
Hohenau (2006 geschlossen). Zusätzlich können die
Wassertemperaturen im Sommer über 25° C erreichen. Es
besteht dann ein erhöhter Sauerstoffbedarf der Organismen und
jedoch gleichzeitig ist die Sauerstofflöslichkeit (durch die
erhöhte
Temperatur)
verringert.
Die
geringe
Fließgeschwindigkeit erschwert die Anreicherung mit
Sauerstoff. Niederwasser begrenzt die Verdünnungsfähigkeit,
gerade im Spätsommer und Herbst, wo aber zum Teil noch hohe
Temperaturen herrschen. Zwischen 1950 und 1962 ist es daher
im Spätherbst fast immer zu einem Fischsterben gekommen.
Seit den 1990ern werden regelmäßig Wassergütekontrollen
durchgeführt. Auf Grund besserer Klärung der Abwässer
konnte eine Verbesserung der Wassergüte auf die Kategorie III
(im Winter teilweise Kategorie II) erreicht werden. Dennoch
gehört die March bei vielen Messwerten immer noch zu den am
stärksten belasteten Flüssen Österreichs.
Bei Hochwasser tritt allerdings eine starke Verdünnung ein,
sodass die Augewässer nicht im gleichen Maße belastet sind wie
der Hauptfluss.
Umgebung, organische Belastung durch die Zuckerfabrik 47
marchegg 2007
Ökologische Auswirkung von Hochwässern
Es lassen sich vier Haupteffekte von Hochwässern
unterscheiden:
4) Schaffung von temporären Lebensräumen in der
Überganszone Wasser zu Land. Diese Biotope werden
oft nur kurzfristig oder in bestimmten Lebensphasen
genutzt. Hochwässer haben vor allem während der
warmen Jahreszeit große Auswirkungen auf
Ökosysteme. Frühsommerüberflutungen (Mai/Juni)
können einerseits die Gelege von Vögeln vernichten,
andererseits führen sie aber auch zu einer raschen
Vermehrung von Wasserinsekten, Gelsen und Plankton,
womit eine reiche Nahrungsquelle für einschwimmende
Fische gegeben ist. Außerdem bieten die überfluteten
Flächen, mit ihrer reichen pflanzlichen Struktur, gute
Laichplätze für krautlaichende Fische und geschützte
Plätze für das Heranwachsen der Jungfische. Fischarten,
die diese Lebensräume für Ihre Jungstadien nutzen,
legen meist viele kleine Eier, die in Raten abgegeben
werden, damit wenigstens ein Teil der Jungtiere die
Chance hat, diesen unbeständigen Lebensraum
rechtzeitig zu verlassen. Es gibt aber auch Fische, die in
den abgetrennten und austrocknenden Altarmen selbst
überleben können (der Schlammbeißer (Misgurnus
fossilis) kann sich im Schlamm eingraben, um
Trockenperioden zu überleben.)
1) die landschaftsgestaltende Wirkung durch Sedimentation
und Erosion, welche zur Abschnürung von
Mäanderschlingen und Altarmen führen kann, sowie zur
Entstehung von Pionierstandorten mit offenen
Sandbänken und Uferanrissen.
2) Eintrag von Nährstoffen (gelöst und an mineralische
Partikel gebunden) in das Überschwemmungsgebiet.
Gemeinsam mit dem reichlichen Wasserangebot bildet
der Nährstoffeintrag die Grundlage für die hohe
Produktivität des Flußauen-Ökosystems. (Viele alte
Hochkulturen sind in solchen fruchtbaren Lagen
entstanden. Man denke nur an das Zwischenstromland).
3) Selektion von Arten und Individuen nach ihrer
Stresstoleranz gegenüber der Überflutungsdynamik.
Einige dm Höhenunterschied haben schon große
Auswirkungen auf die Dauer und Häufigkeit von
Überflutungen. (Die daraus resultierende
unterschiedliche Artenzusammensetzung von
Pflanzengesellschaften fällt stärker ins Auge als der
direkte Reliefunterschied).
48
marchegg 2007
Hochwässer im Juli/August können, bedingt durch hohe
Wassertemperaturen, zu einer besonders raschen Vermehrung
von Insekten (z.B. Gelsen!!!) und anderen wirbellosen Tieren
führen. Bedingt dadurch gab es z.B. im Jahr 1985 zahlreiche
Jungfrösche die ihrerseits wiederum in großer Anzahl als
Nahrung für Störche dienten. Salopp formuliert: Hochwasser im
Hochsommer macht dicke Störche.
Im Wasser liegende Blätter und Gehölze werden von
zahlreichen Insekten verwertet und bilden daher eine wichtige
Nahrungsgrundlage für Fische. Die höchsten Individuendichten
und Fischbiomassen können für holzige Uferstrukturen ermittelt
werden. Diese Beispiele verdeutlichen die Gefährdung der
Fischfauna, die durch Abdämmungen des Hauptflusses,
Abtrennung von Altarmen und Mäanderschlingen und
Kanalisierungen ausgeht. Die Vielfalt an Kleinlebensräumen
geht verloren. Besonders die Feuchtwiesen sind in den letzen
Jahrzehnten stark reduziert worden. Einige konkurrenzstarke
unspezialisierte Arten können sich hingegen stark vermehren.
Im Marchfluss selbst sind 29 Fischarten belegt. Dominant sind
strömungsindifferente (eurytope) Cypriniden: Güster, Lauben
und Brachsen (90% aller Individuen). Alle anderen Fischarten
liegen in ihrer Individuenzahl unter 2%. Etwas größere
Populationen sind sonst nur noch von Nerfling, Rotauge,
Giebel,
Weißflossengründling
und
Wels
bekannt.
Strömungsliebende
Flussfische,
die
Ihren
gesamten
Lebenszyklus im Fluss verbringen (rheophil A) kommen nur im
Hauptfluss vor. Es dominieren die euryöken Arten (Organismen
mit großer Toleranz gegenüber der Schwankungsbreite
wichtiger Umweltfaktoren). In den großen offenen Altarmen
findet man vor allem Brachsen, Güster, Giebel und Zopen.
Karpfen, Hecht, Zander und Wels sind ebenfalls häufig
anzutreffen. In abgetrennten Altarmen dominieren Giebel,
Fische
Die Fischfauna in ihrer Gesamtheit ist ein sehr guter Indikator
für die ökologische Situation eines Gewässers. Viele Fische
benötigen im Laufe ihrer Entwicklung eine Strukturvielfalt des
Gewässers, um geeignete Laichplätze, Brutfischeinstände,
Nahrungszonen, sowie Hochwasser- und Wintereinstände
vorzufinden. Bäume, Äste, Wurzelstöcke, Totholz, Pflanzen im
Wasser und Sandbänke schaffen strömungsberuhigte Bereiche
für die Jungfischentwicklung und bieten Schutz vor Räubern.
Der starke Rückgang des Hechtes und des Wildkarpfens, die
beide Krautlaicher sind, wird auf die seltenere Überflutung
flussnaher Wiesenflächen zurückgeführt. Die Fortpflanzung des
Bitterlings ist ebenfalls stark von kleinräumigen Strukturen und
der Wasserqualität (Auftreten von Teichmuscheln!) abhängig.
Auch adulte Fische benötigen Kleinstlebensräume. Der Wels
beispielsweise versteckt sich tagsüber bevorzugt in
Uferaushöhlungen oder im Wurzelgeflecht alter Baumstöcke.
49
marchegg 2007
Güster, Brachse, Rotauge und Hecht. Dazu kommen
Stillwasserformen wie Schleie, Rotfeder, Moderlieschen,
Bitterling und Karausche.
In den kleinen, grundwassergespeisten Au-Weihern dominieren
stagnophile
Fischarten,
die
im
stark
verkrauteten
Ruhigwasserbereich leben. Charakteristisch dafür sind
Karausche, Rotfeder, Bitterling, Schleie und Moderlieschen. In
seichten
verlandenden
Augewässern,
mit
starken
Wasserstandsschwankungen, Erwärmungen und geringer
Sauerstoffkonzentration
kommen
nur
noch
wenige
anpassungsfähige Arten vor. Zu diesen gehören Giebel und
Schlammpeitzger, die mit geringem Sauerstoffgehalt gut
zurechtkommen. (Schlammpeitzger sind sogar in der Lage, sich
bei Trockenperioden im Schlamm zu vergraben. Dabei kann er
geschluckten Luftsauerstoff über ein speziell ausgebildetes
Darmepithel nutzen.)
Körperbau: hochrückig, seitlich zusammengedrückt, sieht der
Brachse sehr ähnlich (Der Güster kann sich sogar mit der
Brachse paaren!) (Seitenlinienschuppen: 44-50; Brachse: 5057). Die Augen des Güsters sind im Verhältnis zur Körpergröße
größer als bei der Brachse, auch wird er nicht so groß. Paarige
Flossen, rötlich mit grauen Spitzen.
Lebensraum und Biologie: Der Güster lebt in langsam
fließenden Flüssen und Flachlandseen. Er hält sich gerne in
Bodennähe, in der dicht bewachsenen Uferzone, auf. Da der
Güster ein sehr breites Nahrungsspektrum hat, findet man ihn
auch im freien Wasser, wo er nach Zooplankton jagt. Seine
Nahrung besteht hauptsächlich aus Benthos (Würmer, Insektenlarven, Mollusken,…), Pflanzen, Zooplankton und zu einem
geringeren
Anteil
aus
kleinen
Fischen.
Wenn durch Überbevölkerung das Nahrungsangebot knapp ist,
werden Kümmerformen gebildet („Verbutterung“).
Fortpflanzung: Zum Ablaichen schwimmen Güster in flachere,
stark bewachsene Regionen, z.B. auch auf überschwemmte
Wiesen, in Altarme,… Nachteil: Zurückbleiben der Altfische in
vertrocknenden Lacken, Vertrocknen der Eier/Jungfische bei zu
schnell zurückgehendem Wasser. Vorteile: Nahrungsangebot,
viel Pflanzenmaterial. Die Eier (bis zu 100.000 Stück) werden
im Abstand von mehreren Tagen (meist in 3 Raten) abgegeben.
Bei der Eiablage herrscht oft reges Getümmel.
Gefangene Fische:
Güster (Blicca bjoerkna)
Ordnung: Karpfenartige
(Cypriniformes)
Familie: Karpfenfische
(Cyprinidae)
50
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Brachsen (Abramis brama)
Lebensraum und Biologie: Brachsen bevorzugen stehende bis
langsam fließende Gewässer mit schlammigem Untergrund und
reichlich
Bewuchs.
Sie sind gegenüber Gewässereutrophierung, -verschmutzung
und –verbau relativ unempfindlich und daher sehr häufig
anzutreffen. Ein Problem stellt allerdings das Fehlen von
Raubfischen in einem Gewässer dar, da der Brachsen, wie auch
der
Güster,
zur
Verbutterung
neigt.
Ihre Nahrung besteht aus Mückenlarven, Röhrenwürmern,
Muscheln und Schnecken. Sie saugen ihre Nahrung mitsamt
Schlamm mit ihrem rüsselartig vorstülpbaren Mund auf und der
Schlamm wird wieder ausgespuckt. Es bleiben regelrechte
kleine Gruben am Boden zurück. Jungfische ernähren sich
hauptsächlich
von
Zooplankton.
Der Weg eines Brachsenschwarmes auf Futtersuche ist leicht
vom Ufer aus zu erkennen, da beim Durchwühlen des Bodens
Gasbläschen aufsteigen.
Fortpflanzung: Laichzeit: von April bis Juli. Während dessen
das Männchen einen charakteristischen Laichausschlag trägt.
Das Weibchen kann in einer Saison bis zu 300000 grün-gelbe,
klebrige Eier, an Pflanzen notfalls auch an Steinen oder
Wurzeln, ablegen. Die Larven schlüpfen nach drei bis zwölf
Tagen und kleben sich ebenfalls an Pflanzen fest (bis der
Dottersack aufgebraucht ist).
Ordnung: Karpfenartige (Cypriniformes)
Familie: Karpfenfische (Cyprinidae)
Körperbau: Größe: 30 bis 50 cm und bis zu 7 kg schwer
Der Brachsen ist ein hochrückiger, seitlich zusammengedrückter
Fisch. Sein leicht unterständiges Maul kann er beim Fressen
ausstülpen.
Farbe: grau bis bleiern (dt. Name Blei!), am Rücken dunkler
und am Bauch heller, fast weiß. Die Flossen sind, bis auf die
Brustflossen, dunkelgrau (Unterscheidung Güster). Der
Augendurchmesser ist kleiner als der Abstand AugeSchnauzenspitze.
51
marchegg 2007
Schwimmblase zurückgebildet. Unter den Augen besitzt der
Steinbeißer je einen Augendorn. Daher kommt auch sein
gelegentlich verwendeter deutscher Name Dorngrundel. Die
Augendornen sollen der Fortbewegung in engen Spalten dienen.
Seine
Färbung
ist
sandbraun
mit
braunen
Punkten/Marmorierungen. Die Bauchseite ist heller, fast weiß.
Lebensraum und Biologie: Der Steinbeißer ist ein Bodenfisch,
der sandigen Untergrund bevorzugt. Man trifft ihn am Rand
langsam fließender Gewässer und an den Uferbereichen von
Seen und Flüssen. Seine Nahrung besteht hauptsächlich aus
Würmern, Insektenlarven und kleinen Krebsen (maximale
Größe 1mm). Beim Fressen nimmt der Steinbeißer Sediment
auf und wirft die nicht verwertbaren Teile durch die
Kiemendeckel, wieder aus. Er kann aufgrund des dichtebedingt
unterschiedlichen
Verhaltens
von
Nahrungsund
Substratpartikeln im Wasserstrom des Mundes sehr effizient
Nahrung herausfiltern.
Der Steinbeißer ist dämmerungs- und nachtaktiv. Er verbringt ~
60% seiner aktiven Zeit mit Fressen und nur ~ 10% mit
Schwimmen. Tagsüber ist er meist gut vergraben und nur der
Kopf schaut aus dem Sediment heraus. (Vermutlich ein Grund
warum es so einfach war ihn mit dem Kescher zu fangen)
Steinbeißer sind weitgehend Einzelgänger.
Fortpflanzung: Das Männchen umschlingt beim Ablaichen den
Hinterleib des Weibchens. Daraufhin werden Eier und Spermien
Steinbeißer (Cobitis taenia)
Ordnung: Karpfenartige (Cypriniformes)
Familie: Schmerlen (Cobitidae)
Unterfamilie: Steinbeißer (Cobitinae)
Körperbau: langgestreckt und seitlich zusammengedrückt, auch
der Kopf. Das Maul ist unterständig und wird von sechs kurzen
Barteln umrahmt. Schuppen sind nicht sichtbar, da sie tief in der
Haut verborgen sind. Die Seitenlinie ist unvollkommen und die
52
marchegg 2007
abgegeben. Die Eier werden in Raten lose auf das Substrat
abgegeben. In Fließgewässern, wie der March, werden die Eier
vermutlich durch die Strömung verteilt. Sie besitzen eine Größe
von etwa 2mm. Ein Weibchen kann pro Laichsaison bis zu 4000
Eier abgeben. Die frisch geschlüpften Larven sind ~ 5mm groß
und können sich mittels eines drüsenartigen Organs an Pflanzen
oder Steine heften. (Wahrscheinlich um nicht abzudriften.)
Zwei getrennte Rückenflossen, Bauchflossen brustständig und
zu einer trichterförmigen Saugscheibe verwachsen.
Lebensraum und Biologie: Bevorzugt Brackwasser, kommt aber
auch im Süßwasser vor. Toleriert einen Temperaturbereich von
0 bis 30°C, bevorzugt aber eher die wärmeren Temperaturen.
Sie kommt, für mehrere Tage, auch mit einem niedrigen
Sauerstoffgehalt zurecht.
Die Schwarzmundgrundel gilt bei uns als Neozoon:
Ursprünglich kommt sie aus der Region des Schwarzen Meers
und des Kaspischen Meers (wurde mittels Ballastwassers von
Schiffen bei uns eingeschleppt). Dies ist problematisch, da die
Schwarzmundgrundel (aber auch andere wie z.B. die
Marmorierte Grundel oder die Nackthalsgrundel) als gefräßiger
Laichräuber bekannt ist. Weiters verdrängt sie einheimische
Bodenfische wie die Koppe (Cottus gobio).
Fortpflanzung: Laichzeit von April bis September. Die großen
ovalen Eier (~2x4 mm) sinken entweder auf den Boden oder
werden direkt auf Steine abgegeben. Das Männchen beschützt
die (bis zu 1000) Eier und nach etwa zwei Wochen die
geschlüpften Jungfische (haben kein Larvenstadium), es ist
während dieser Zeit schwarz gefärbt. Nach der Brutzeit sterben
die Männchen.
Schwarzmundgrundel (Neogobius melanostomus)
Ordnung: Barschartige (Perciformes)
Unterordnung: Grundelartige (Gobioidei)
Familie: Grundeln (Gobiidae)
Körperbau: Langgestreckt, zylinderförmig mit einem großen,
bulligen Kopf und einem großen Maul. Augen obenstehend.
Bitterling (Rhodeus sericeus amarus)
53
marchegg 2007
Lebensraum und Biologie: Den Bitterling findet man in
stehenden und langsam fließenden Gewässern, mit viel
Pflanzenbewuchs. Er bevorzugt schlammigen oder sandigen
Boden. Seine Nahrung besteht hauptsächlich aus pflanzlichen
Teilen und wird durch Kleintiere aller Art ergänzt.
Fortpflanzung:
Laichzeit
von
April
bis
Juni
Die Bitterlinge sind zur Brut auf eine Symbiose mit Teich- oder
Flussmuscheln angewiesen. Erst bei der Anwesenheit von
Muscheln wird die typische Laichfärbung des Männchens
hervorgerufen. Das Männchen lockt mit seinem Balzverhalten
das Weibchen zu seiner ausgewählten Muschel. Das Weibchen
gibt mittels einer häutigen Legeröhre (5-6 cm lang, nur zur
Fortpflanzungszeit ausgebildet) die gelben Eier in den
Kiemenraum der Muschel ab. Das Männchen gibt sein Sperma
über der Atemöffnung der Muschel ab. Die Muschel befruchtet
beim Einatmen die Eier (40 -100 Stück mit einem Durchmesser
von ~ 3 mm).
Nach dem Schlüpfen verbleiben die Larven in der Muschel, bis
der Dottersack aufgebraucht ist. Beim Verlassen der Muschel,
nach etwa 3 – 4 Wochen, sind die Larven ~ 11mm groß und voll
schwimmfähig.
Für die Muschel entsteht dadurch kein Schaden.
Ordnung: Karpfenartige (Cypriniformes)
Familie: Karpfenfische (Cyprinidae)
Körperbau: Kleiner hochrückiger, seitlich abgeflachter Fisch
mit großen Schuppen. Die Seitenlinie ist unvollständig (nur über
6 Schuppen).
Farbe: Am Rücken dunkel graugrün, an den Seiten heller
(schimmernd) und am Bauch weißlich. Zur Fortpflanzungszeit
bekommt das Männchen eine Laichfärbung: Kehle, Brust und
die vordere Bauchpartie sind dann rötlich gefärbt.
54
marchegg 2007
Europäischer Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis)
Leider nicht gefangen!
ist der zweite Brustflossenstrahl beim Männchen deutlich
verdickt.
Mittlerweile gehört der Schlammpeitzger zu den bedrohten
Fischen der Roten Liste Österreichs. Über seine ökologischen
Ansprüche ist aber relativ wenig bekannt. Ältere
Beschreibungen geben als Fundort kleine strömungslose Gräben
an. Dieser Lebensraum zeichnet sich durch drastische
Temperatur- und Wasserstandsschwankungen aus. Auch die
Besonderheiten
wie
Darmatmung
(Nutzung
des
atmosphärischen Sauerstoffs, der über ein stark durchblutetes
Darmepithel ins Blut diffundiert) und larvales Atmungsorgan
(äußere Kiemen) legen eine Anpassung an sauerstoffarme
Gewässer nahe. Der Schlammpeitzger kann einige Zeit im
Schlamm eingegraben überdauern, wenn sein Wohngewässer
austrocknet. Das rasche Wachstum der Fischlarven und
Jungfische scheint eine weitere Anpassung an starke
Wasserstandsschwankungen zu sein. Als ursprünglicher
Lebensraum des Schlammbeißers kommt daher ein
naturbelassenes, dynamisches, stehendes bis langsam fließendes
Gewässer mit Schlammgrund in Frage. Diese Lebensräume
gehen zunehmend verloren. Da der Schlammbeißer in
Österreich keinem Befischungsdruck ausgesetzt ist, stellt der
Erhalt des Lebensraumes durch eine natürliche Dynamik der
Aulandschaft die wichtigste Maßnahme zum Artenschutz des
Schlammpeitzgers dar.
Ordnung: Karpfenartige (Cyriniformes)
Familie: Schmerlen (Cobitidae)
Unterfamilie: Steinbeißer (Cobitinae)
(aus Käfel 1993):
#Der Schlammpeitzger ist neben dem Steinbeißer und der
Bartgrundel ein Vertreter der Schmerlen (Cobitidae) in
Österreich. Der Vorderteil des Körpers ist walzenförmig, in
Richtung Schwanz ist der Körper seitlich zusammengedrückt.
Die Färbung ist durch mehrere abwechselnde schwarzbraune
und
hellbraune
Längsbänder
gekennzeichnet.
Der
Schlammpeitzger hat am Oberkiefer sechs, am Unterkiefer vier
Barteln. Die Flossen sind klein, abgerundet und schwarz
gepunktet. Die Brustflosse des Männchens ist bis zu einem
Drittel länger als beim Weibchen und läuft spitz zu. Außerdem
55
marchegg 2007
Fischerei an der March
Typisch für den March-Thaya- und angrenzenden Donaubereich
ist die Daubelfischerei. Im Bereich der March werden die
Daubelnetze meist von Fischerhütten, die wegen der
Hochwasserhäufigkeit auf ca. 2m hohen Stelzen stehen, über
einen Ausleger und eine Winde in den Fluss gesenkt. Häufig
wird mit kleineren hölzernen Buhnen flussaufwärts ein Stillund Kehrwasserbereich geschaffen. Das Daubelnetz hat eine
Seitenlänge von drei bis vier Metern und eine Maschenweite
von vier Zentimetern. Der Vorteil dieser Methode liegt darin,
dass kleinere Fische und Jungfische erst gar nicht gefangen
werden und Fische, die man nicht behalten will oder wegen
ihrer zu geringen Größe nicht behalten darf (vorgeschriebenes
Brittelmaß) oder solche, die Schonzeit haben, unverletzt wieder
freilassen kann.
An der March stehen ungefähr 5 Hütten pro Kilometer.
Grundsätzlich darf die Daubelfischerei das ganze Jahr hindurch
ausgeübt werden. Mit der Daubelfischerei werden vor allem
Massenfischarten der karpfenartigen Fische gefangen.
Zusätzlich werden aber vor allem Raubfische auch mit der
Angel befischt. Berühmt ist die March für ihre immer noch
guten Welsbestände. Auch Zander und Hechte werden
gelegentlich gefangen.
Seitenlinienorgan
Das
S.
ist
ein
Ferntastsinn,
um
Strömungen,
Wasserschwingungen und Druckwellen, die durch Beutetiere,
Räuber, Schwarmgefährten oder Hindernisse verursacht werden,
wahrzunehmen.
Poren an den Seiten des Fisches führen zu einem
flüssigkeitsgefüllten Kanal, in dem die eigentlichen
Sinneszellen sitzen. Die sogenannten Haarsinneszellen erzeugen
beim Verbiegen der feinen haarigen Fortsätze ein Nervensignal
– Wasserbewegungen werden wahrgenommen.
Manche Fische haben zusätzlich Elektrorezeptoren, die der
geomagnetischen Navigation dienen.
Vorbereitende Maßnahmen oder didaktischer Teil:
Zunächst hatte ich leider am Tag der Themenvergabe eine
ganztägige Lehrveranstaltung, sodass ich zu meinem Thema
eher zufällig gekommen bin. Ich habe mich in diesem
Studienjahr aber schon einige Male mit Themen aus dem
aquatischen Lebensraum genauer auseinandergesetzt
(Muscheln, Urzeitkrebse und auch Limnologie im Rahmen
der LV Großlebensräume). Daher war es interessant einen
weiteren Teilbereich davon genauer zu erkunden.
56
marchegg 2007
Erschwerend für Freilanddidaktik zum Thema „Fische der
March und ihre Strategien bei Hochwasser“ war der
schneearme vergangene Winter. Es hat sich schon
abgezeichnet, dass es bis zum Zeitpunkt der
Lehrveranstaltung kein Hochwasser geben würde.
Nachdem wir den Standort auch nicht kannten, hatten wir im
Vorhinein keine genaue Vorstellung wie man, im Sinne von
Freilanddidaktik, das Thema Hochwasser behandeln könnte. Es
war auch nicht besonders einfach passende Literatur zu finden,
die diese Bereiche gemeinsam abgedeckt hätte (Fische,
Hochwasser und March). In „Fließende Grenzen“ gibt’s einen
kleinen Beitrag zu den Fischen der March. Allerdings enthält es
ausführliche Informationen zur Hydrologie der March.
Angesichts des fehlenden Hochwassers und der teilweise
schwer zugänglichen Literatur (Artikel in Publikationen von
Landesmuseen) haben wir also hin und her überlegt, was wir
nun machen könnten. Wir haben uns gedacht, dass es eventuell
dennoch sichtbare Spuren der Überschwemmung geben könnte
(Schlamm, Schwemmholz, Hochwasserschutzdamm als
Hinweis, wie hoch das Hochwasser werden kann) und ob wir
uns Bilder von den Überschwemmungen besorgen sollten zum
Herzeigen. Aber eigentlich sollte der Lebensraum die Infos für
die Überlegungen und Erkenntnisse der Schüler liefern und
nicht wieder Bilder und Bücher – das kann man auch in der
Schule machen. Unsere Überlegungen führten uns zu der Idee,
Fischlaich zu keschern und über die Entwicklung der Fische
einen Zugang zur Bedeutung des Hochwassers für Krautlaicher
zu finden. Durch den Hochwasserschutzdamm könnte man auch
erkennen,
wie
große
Teile
dieses
wichtigen
Überflutungsbereiches vom Fluss abgetrennt werden. Und dann
gäbe es natürlich auch in niederschlagsarmen Jahren die
Überlebenskünstler unter den Fischen – besonders den
Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis). Wir dachten
dafür müsste es doch eigentlich typische Standorte geben,
sodass eine Chance bestehen könnte, einen zu fangen. Das wäre
wenigstens etwas Eindrucksvolles – ein Fisch, der nahezu ohne
Wasser überleben kann. Denn alles andere was wir uns überlegt
hatten würde ja ziemlich viel theoretische Überlegungen
erfordern und nicht unmittelbar aus dem vorhandenen
Lebensraum (ohne Hochwasser) erkannt werden können. Wir
haben auch überlegt, ob wir uns mehr auf Fische und deren
sichtbare Anpassungen an Subbiotope konzentrieren sollten,
nachdem kein Hochwasser in Sicht war. An Literatur hatten wir
natürlich bis zur Vorbesprechung Infos zu Fischen und zum
Fischen, zu Flußauen und zur Limnologie von Flüssen.
Ja wirklich von den Socken gerissen haben wir den Erich und
den Peter damit wohl nicht. Erich meinte, wir sollten uns
vorstellen, dass wir mit der Reptiliengruppe um das Interesse
der SchülerInnen konkurrieren müssen und dass wir griffige
Anknüpfungspunkte brauchen. Er hat uns als Literaturtipp noch
57
marchegg 2007
das Buch Angewandte Fischökologie in Fließgewässern von
Gerhard Jungwirth et. al. empfohlen. Darin werden aber
Tieflandflüsse nur sehr marginal behandelt. Er hatte auch einige
von den schwer aufzutreibenden Artikeln zum Kopieren – zum
Beispiel Besonderheiten und Gefährdung von Misgurnus fossilis
(Schlammbeißer) von Gerhard Käfel oder Ökologische
Auswirkungen von Überflutungen auf die Fischfauna der March
von Gerhard Reimer und Klaus Peter Zulka. Einerseits haben
sie gemeint, dass wir auf die Hydrologie der March eingehen
sollten, da das am besten zu unserem Thema passt, anderseits
sollten wir uns bei mangelndem Hochwasser nicht so sehr auf
das Hochwasser konzentrieren. Wir würden auf jeden Fall die
Möglichkeit
haben
mit
einem
Daubelfischer
zusammenzuarbeiten und daher sehr wahrscheinlich lebende
Fische als Anschauungsmaterial haben. Außerdem könnten wir
auf die Daubelfischerei eingehen und sie mit der Angelfischerei
vergleichen.
Danach haben wir uns natürlich weiter Gedanken gemacht was
wir denn als griffige Anknüpfungspunkte verwenden könnten.
Es war ja nicht wirklich absehbar, welche Fische uns zur
Verfügung stehen würden. Interessant erschien uns, näher auf
die Ernährungsweisen und die Nahrungskette einzugehen. Wir
dachten auch, dass es anschaulich wäre, wenn wir präparierte
oder zumindest einige Tage in Brennspiritus eingelegte
Fischköpfe herzeigen könnten. (Maulformen – unterschiedliche
Ernährungsweise) Daniela dachte sie könnte da am Naschmarkt
schon Material besorgen. Aber dort hat es dann zu dem
Zeitpunkt nur Karpfenköpfe gegeben. Einen Cyprinidenkopf
würden wir wohl auch direkt vor Ort noch bekommen können.
Interessant im Zusammenhang mit Ernährung wäre es eventuell
auch den Mageninhalt eines Fisches zu untersuchen. Die meiste
anschauliche und anwendbare Information haben wir dann aber
in Fischbestimmungs- und Anglerbüchern gefunden. Dort wird
sehr konkret beschrieben, was sich als guter Angelplatz und als
Köder eignet und auch zu welchen Zwecken Fische bestimmte
Flussabschnitte aufsuchen. Da wurde auch klar wie wichtig
strukturreiche Teillebensräume für die Vielfalt an Fischarten
sind.
Ich hatte den Verdacht dass wir die größte Chance mit dem
Kescher kleine Fische zu fangen im Altarm an bewachsenen
Stellen haben würden. Wir sind dann den Altarm entlang
gegangen und haben an solchen Stellen zu keschern begonnen.
Und tatsächlich haben uns diese Infos gleich am ersten Tag
nach 15 Minuten dazu verholfen, dass wir einen Platz gefunden
haben an dem 6 bis 8cm lange Steinbeißer – man könnte fast
sagen in Massen – aufgetreten sind. Das war schon ein Hinweis
darauf, dass sie sehr stark an diesen speziellen Sublebensraum
gebunden sind. Denn davor an senkrechten, bewachsenen
Uferstellen hatten wir keinen Erfolg. Flussabwärts gelegen war
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marchegg 2007
drei Tage in ein normales Aquarium gesetzt, was sie ohne
Einbuße an Aktivität überstanden haben. Am Nachmittag des
ersten Tages haben wir auch bei unserem Fischer gedaubelt und
uns mit ihm unterhalten, welche Fische er hauptsächlich fängt.
Das sind hauptsächlich Güster, Brachsen, Lauben und seltener
die großen Raubfische Hecht, Zander und Wels. Ungefähr alle
zehn Minuten haben wir die Daubel hochgezogen. Es waren
zwar kleinere Fische drin (vermutlich Lauben) aber die sind
beim Hochwinden der Daubel sofort wieder durchs Netz
verschwunden. Wir hatten unsere Literatur mit und haben
währenddessen auf der Bank vor der Daubelhütte darin gelesen.
Wir hatten wirklich den schönsten Ort. Interessanterweise wird
die Brachsenregion so beschrieben, dass am Ufer reichlich
Pflanzen im Wasser wachsen. Das war aber am Hauptfluss
überhaupt nicht zu erkennen. An keiner Stelle die wir gesehen
haben, auch fast die ganze Länge des Altarms hinauf gab es
keine solchen Plätze. Der Fischer Hermann von unserer
Daubelhütte hat sogar versucht in der Nähe seiner Hütte
Schwertlilien anzusiedeln. Einige sind gewachsen, aber sie
haben sich nicht wirklich weitervermehrt. Das Ufer der March,
in dem Abschnitt wo wir waren, ist auf beiden Seiten mit
künstlich aufgeschütteten Steinen befestigt („Blockwurf“),
darüber ist ein steiles unbewachsenes Sandufer. Eigentlich wäre
ja der Verlauf eines natürlichen Tieflandflusses mäandrierend.
In dem nahen Altarm hat es diese bewachsenen und vielfältig
ein größerer Baum in den Altarm gefallen, der den Bereich
etwas abschirmte. ca. 7 m oberhalb waren schwimmende
Teichrosen im Wasser und vermodernde Laubblätter der
Weiden. Wir haben dort auch viele Insekten (Libellenlarven,
Stabwanzen, Schwimmkäfer Wasserskorpion…) herausgefischt.
Gleich flussaufwärts von dieser Stelle sind dann auch noch
Weiden tief über das Ufer gehangen und ein kleinerer Baum in
den Altarm gekippt. Und genau von den Seerosen bis zu diesen
Weiden haben wir diese Ansammlung von jungen Steinbeißern
ausfindig gemacht. Drei der gekescherten Steinbeißer haben wir
59
marchegg 2007
strukturierten Uferzonen aber teilweise gegeben. Wir konnten
uns nicht vorstellen, dass diese seitlich zusammengedrücketen,
hochrückigen Fische wie Güster oder Brachsen dessen seichten,
steinigen Abfluss mit mindestens einem halben Meter
Niveauunterschied auf einigen Längenmetern, vom Hauptfluss
Richtung Altarm hochschwimmen können. Die Fischer meinten
aber, dass die Fische seitlich liegend und sich bewegend das
Hindernis überwinden können (indem sie „platteln“). Samstag
abend und Sonntag früh sind dann dem Fischer einige
mittelgroßer Güster in die Daubel gegangen. Er hat auch noch
eine Grundel beim Angeln im Altarm erwischt. Einen Güster
und die Grundel haben wir in einen Setzkescher in den Fluß
gesetzt. Der Güster hat das gut überlebt. Die Grundel war aber
anscheinend von der Angel zu sehr verletzt. Sie ist bis zum
nächsten Tag gestorben. Wir haben sie aber behalten, da sie sich
zum Herzeigen gut geeignet hat. Für die Schülergruppen,
bestehende aus vier bis fünf SchülerInnen waren pro Gruppe
zwischen 30 bis 45 Minuten (je nach Tag und insgesamt zur
Verfügung stehender Zeit) vorgesehen.
Für den ersten Tag hatten wir geplant, bei der Eisenbahnbrücke
zu beginnen und schätzen zu lassen, wie hoch das Hochwasser
über das Ufer treten kann. Wir würden die SchülerInnen auch
fragen, zu welcher Jahreszeit und warum genau dann die
Hochwässer auftreten. Anschließend würden wir auf die
Daubelfischerei aufmerksam machen. Dann würden wir zu
unserem Standort am Altarm gehen, wo wir das Aquarium und
den Setzkescher mit den gefangenen Fischen aufgestellt hatten.
Wir würden die Fische herzeigen und beobachten lassen und
danach fragen, auf welchen Lebensraum die Merkmale der
Fische hindeuten – das war die Botschaft, die zu vermitteln uns
am wichtigsten war. Den toten Fisch würden wir mit einem
Bestimmungsschlüssel bestimmen lassen. Dazu würden wir
davor ein Bild eines Fisches herzeigen, um die wichtigen
Unterscheidungsmerkmale benennen zu können. Der tote Fisch
würde auch einen Anknüpfungspunkt bieten, um auf die
Nachteile der Angelfischerei gegenüber den Vorteilen der
Daubelfischerei einzugehen. Der Altarmstandort wäre auch
geeignet, um überlegen zu lassen, wann und warum die Fische
in den Altarm kommen (Laichen, Jungfische, bei Hochwasser).
Wir hatten auch noch einige große Schuppen zum Anschauen,
an denen man die Zuwachsringe sehen konnte, woraus man ein
Mindestalter bestimmen kann. Als letzte Station war dann das
Keschern am Steinbeißerplatz vorgesehen. Die gekescherten
Tiere sollten genauer beschrieben werden (kleine Augen und
Barteln) und auf Lebensraum und
Ernährungsweise
geschlossen werden. Als Methode war ein fragend,
entwickelndes Gespräch und Beobachtung vorgesehen.
60
marchegg 2007
Vorbereitende Maßnahmen oder didaktischer Teil (die Zweite):
Also machten wir uns auf zu einer erneuten Materialsuche, bei
der wir dann auch einigermaßen fündig wurden. (Literatur im
Anhang)
1.Tag:
Wirkliches Konzept hatten wir aber noch immer nicht, als wir
am Samstag in Marchegg eintrafen. Vor Ort fanden wir noch
zusätzliches Material in Form von Bestimmungsbüchern.
Den Anreisetag verbrachten wir mit Verpflegung beschaffen,
Umgebungserkundungen, erstem Kennenlernen der Kolleginnen
und Betreuer(in) und Daubelfischen mit gleichzeitigem,
nochmaligem Durchforsten der Unterlagen. Ich kann mir, in der
Umgebung, keinen netteren Platz zum „Arbeiten“ vorstellen,
wie Helmuts Daubelhütte. Leider haben wir an diesem Tag
keine Fische mehr gefangen dafür hatten wir ein paar Ideen:
o Hochwassermarke herzeigen, um den Kindern die
Möglichkeit zu geben sich vorzustellen, wie es hier zu
Zeiten eines Hochwassers aussieht
o Spurensuche: Was deutet darauf hin, dass hier ein
Hochwassergebiet ist?
o Kinder selbst keschern lassen
Noch in Wien:
Vor der letzten Vorbesprechung in Wien hatte ich leider sehr
wenig Zeit und auch keine wirklich zündenden Ideen. Ich
konnte nur Bücher über den Nationalpark und Limnologie
(allgemein) und ein paar Internetseiten über die zu erwartenden
Fische auftreiben. Daniela hatte die Idee über den
Schlammpeitzger zu sprechen. Ansonsten waren wir etwas
überfordert mit unserem Thema und ich fragte mich warum ich
es mir eigentlich ausgewählt hatte. Ein zusätzliches Problem
war der heurige sehr warme Winter, aufgrund dessen es ja gar
kein Hochwasser geben würde. (Das hätte ich aber Ende März
auch schon wissen können.)
Wir waren wohl nicht wirklich überzeugend mit unseren Ideen.
Aber wir bekamen von Erich und Peter ein paar sehr wertvolle
Tipps und Anregungen:
o Daubelfischerei versus Angelfischerei
o Daubelfischen mit ortsansässigem Fischer Helmut
o Unterlagen zu Hundsfisch und Schlammpeitzger
o Kinder begeistern: durch selbstständiges Arbeiten,
etwas zum Angreifen, selber denken müssen
o Vor Ort ist meistens alles anders als man es zuhause
plant
2.Tag:
Über Nacht hatten sich mehrere Fische (Güster) in der Daubel
verfangen, wovon wir einen gleich in einen Setzkescher
61
marchegg 2007
verfrachteten, um ihn bis zum Besuch der Schulklassen gut
verwahren zu können.
Am Nachmittag versuchten wir unser Glück beim Keschern, an
einem Altarm. Wir wollten erstens einen geeigneten Standort
suchen und zweitens sehen was die Kinder so alles fangen
würden.
Zu unserer großen Freude fingen wir innerhalb sehr kurzer Zeit
6 Steinbeißer und eine Schwarzmundgrundel. Zusätzlich kam
uns der Gedanke, dass wir eigentlich über sämtliche
Insektenlarven, Schwimmkäfer, etc. Bescheid wissen sollten.
Da am kommenden Morgen schon die erste Schulklasse
eintreffen würde erstellten wir eine Art Konzept:
o Herzeigen der Hochwassermarke mit Gespräch über
Frühjahrs- und Sommerhochwässer (Einzugsgebiete:
Donau, March)
Kurzer Verweis auf Daubelhütte und Fischerei
o Herzeigen und Bestimmen der von uns gefangenen
Fische + Gespräch über: Auswirkungen von
Hochwässern für die Fische, warum die Fische ein
bestimmtes Aussehen haben -> Schluss auf Lebensraum
o Kinder selbst keschern und gefangene Fische
beobachten lassen -> Rückschlüsse auf Lebensweise
Anwendung unserer Ideen:
3.Tag:
Bei der allerersten ersten Gruppe, die gemeinsam mit dem
Begleitlehrer unterwegs war hat unser Konzept noch am besten
funktioniert. Da wir einige voneinander entfernt liegende
Stationen hatten, hatten wir bei den anderen Gruppen immer
wieder Schwierigkeiten, die Gruppen zusammen zu halten. Das
Keschern ist allgemein sehr gut angekommen und hat den
SchülerInnen Spaß gemacht. Beim Herzeigen der davor schon
gefangenen Fische hatten wir aber ziemliche Schwierigkeiten,
da wir sie nicht in reines Wasser gesetzt hatten, sodass sie oft
nicht gut zu sehen waren. Auch die Fragestellungen haben
waren wir nicht geschickt genug formuliert. Es hätte auch einige
Themen im Lebensraum gegeben, die sich zusätzlich angeboten
hätten, worauf wir aber leider nicht vorbereitet waren. (z.B. das
Tropfen aus Schaumzikadennestern, verschiedene Insekten)
Meistens sind wir auf die vom Biber angebissenen und teilweise
gefällten Bäume am Weg zum Kescherplatz eingegangen.
Insgesamt war es immer wieder schwierig die Gruppe
zusammenzuhalten und die Themen locker ineinander
übergehen zu lassen. Außerdem haben wir beide am ersten Tag
nicht gleich viel geredet. Die Kritik der BetreuerInnen für den
ersten Tag ist vor allem im Bezug auf unsere Fragetechnik
62
marchegg 2007
ziemlich schlecht ausgefallen. Auch das Bestimmen mit dem
Bestimmungsschlüssel wurde eher als formales Vorgehen
gesehen, das wenig Verständnis für Biologie bringt. Es war gut,
dass unsere Gespräche wortwörtlich protokolliert wurden, da
hat man sie selbst auch noch mal als Zuhörer wirken lassen
können. Andererseits war es auch etwas unangenehm,
Gegenstand der allgemeinen Erheiterung zu sein, vor allem
wenn man nicht wirklich wusste, wie man es am nächsten Tag
besser machen könnte. Ein guter Vorschlag war jedenfalls, dass
wir am nächsten Tag klares Wasser in die Aquarien geben
sollten und auch den Güster vom Setzkescher in ein großes
Aquarium setzen sollten. Außerdem ist Professor Hödl
aufgetaucht und hat davon erzählt, dass er drei große tote Fische
in einem austrocknenden Altgewässer gefunden hat. Wir haben
uns diesen Standort angesehen und in unsere Route eingebaut.
am Brückenmauerwerk…) und dann schätzen, wie hoch es
gewesen sein könnte. Wir haben sie gefragt in welchen Monaten
das Hochwasser meist auftritt und was die Ursache sein könnte.
Dann gingen wir ein kurzes Stück direkt zur March vor und
ließen sie den Fluss beschreiben: z.B. trüb (feines Sediment) >
Warum fein? Flach, wenig Geschwindigkeit war einer der
schwierigsten Zusammenhänge – Hilfestellungen: Vergleich ob
bei Mineralwasserflasche Wasser schneller rausrinnt, wenn
flach oder steil gehalten oder ob sie einen Fluss kennen, der
grobe Steine transprotiert und wie der, im Vergleich, ausschaut.
Um die Geschwindigkeit der March schätzen zu lassen, haben
wir nachgefragt ob sie ihnen so schnell wie ein Fußgänger, wie
ein Radfahrer oder wie Auto vorkommt? Damit sind sie dann
meist ziemlich gut gelegen. Danach sind wir zum
austrocknenden Altgewässer gegangen. Meist sind die
SchülerInnen selbst auf die toten Fische aufmerksam geworden.
Daran anknüpfend hat sich die Frage, warum die Fische dort hin
schwimmen, ganz von selbst ergeben. Meist hatten die
SchülerInnen auch die Idee zum Fressen, Verstecken. Um auch
zur Eiablage und zu den Jungfischen zu kommen mussten wir
etwas nachhelfen. Es war auch eine gute Möglichkeit überlegen
zu lassen mit welcher Strategie eine Population bei so einem
dynamischen Lebensraum am besten überlebt (viele kleine
Eier). Manchmal hat es geklappt, dass wir am Weg zu den
Aquarien über die Daubelfischerei und ihre Vorteile (kleinere
4.Tag
Wir haben mehr darauf geachtet, dass die Gesprächszeiten
zwischen uns besser aufgeteilt waren. Das kleine Plakat mit den
Fischmerkmalen und den Bestimmungsschlüssel haben wir ganz
weggelassen. Dafür haben wir die Besprechung des
Seitenlinienorgans dazugenommen.
Die Route begann nun auch bei der Eisenbahnbrücke. Wir
ließen die SchülerInnen dort zunächst einmal nach Spuren des
Hochwassers suchen (Schlamm, Schwemmholz, Ausfällungen
63
marchegg 2007
Fische gar nicht gefangen, geschonte Fische kann man ohne sie
zu verletzen wieder freilassen) gesprochen haben (da der Weg
im Gänsemarsch durch hohen Krautbewuchs ging, haben wir
das manchmal auch erst am Weg zum Kescherplatz, wo wir
auch an einer Daubelhütte vorbeigekommen sind gemacht). Bei
den Aquarien hat nun mit dem klaren Wasser die Beobachtung
besser geklappt. Aus den Besonderheiten des Körpers
(hochrückig; Mundstellung; Barteln…) sollten die SchülerInnen
auf den Lebensraum der Fische schließen. Dann sind wir meist
auch auf die Seitenlinie eingegangen. (Vergleich einer Schülerin
mit Ästchen im Wind, das durch Bewegung ausgelenkt wird).
Wir haben bei manchen Gruppen die großen Fischschuppen
hergezeigt und sie überlegen lassen, warum verschieden dicke
Zuwachsstreifen sichtbar sind. Als letztes sind wir dann immer
keschern gegangen. Dorthin sind die SchülerInnen meist
gelaufen. Wie am ersten Tag hat das Keschern allen Spaß
gemacht. Da jeder einen Steinbeißer oder anderen Fisch
erwischen wollte, sind dann nicht immer alle dabei gewesen,
wenn wir den gefangenen Steinbeißer genauer angeschaut
haben, um auf seine Ernährungsweise zu schließen.
Lehrziel, Methode, Evaluation
Hauptlehrziel war die Beobachtung und der Vergleich der
Fische. Davon ausgehend Rückschlüsse auf ihre Lebens- und
Ernährungsweise.
Ein wichtiges Ziel war auch, eine Vorstellung von der
Wichtigkeit der Strukturierung der Lebensräume und der
Bedeutung des Hochwassers zu bekommen. Das ist am 4.
Tag, als wir das austrocknende Altgewässer mit den toten
Fischen zum Herzeigen hatten, leichter und einprägsamer
zu vermitteln gewesen. Für die Bedeutung der
Strukturierung der Lebensräume war das Keschern der
Steinbeißer ein gutes Beispiel, denn die waren nur in diesem
besonderen oben beschriebenen Abschnitt zu fangen. Der
Evaluation diente nur die Beschreibung des Steinbeißers
und Überlegungen zu seiner Lebensweise. Insgesamt war es
uns ein Anliegen Beobachten und daraus abgeleitete
Überlegungen zu fördern und nicht durch zuviel
Prüfungscharakter das gesamte Naturerlebnis zu
beeinträchtigen. Immerhin haben einige Schülerinnen auch
registriert und zum Ausdruck gebracht, wie schön der
Standort der Aquarien in der Au war.
64
marchegg 2007
Reflexion
Bernadette:
Mir ist klar geworden wie schwierig aber
auch wie schön das Unterrichten sein
kann. Vor allem am ersten Tag waren wir
nicht gut genug vorbereitet und daher
auch nicht in der Lage die SchülerInnen
wirklich zu begeistern.
Wir haben versucht das Interesse durch
Fragen über Einzelheiten zu wecken und
dabei darauf vergessen, dass das
Faszinierendste ja eigentlich die Au in
ihrer Gesamtheit ist. Sinnvoller wäre es
wahrscheinlich gewesen vermehrt auf
Zusammenhänge einzugehen. Aber wir
waren so versteift auf die Fische und ihre
Biologie,
die
March
und
ihre
Hochwässer, dass wir beinahe selbst
übersehen haben wie dies alles ja
zusammenhängt.
Zum Glück bekamen wir beim Feedback
am Abend genügend Kritik und
Anregungen, sodass wir uns an die
Daniela:
Bei der Montessori Schule wollte eine Gruppe von kleinen
Mädchen bei denen auch noch eine der ältesten
Schülerinnen dabei war absolut nicht getrennt werden.
Diese Gruppe war bei uns die interessierteste und auch
die, die sehr gute Überlegungen angestellt hat. Die Gruppe
mit den Burschen (wo ein Bursch dabei war, der wie ein
„Didaktikbarometer“ reagiert hat) hat beim Keschern dann
gleich gefragt „und wie viele Fische haben die Mädchen
erwischt – soviel müssen wir mindestens erwischen“.
Diese Burschengruppe war die heterogenste Gruppe am
zweiten Tag. Einige haben sich gelangweilt gegeben und
hatten dann bei einzelnen Stationen doch ziemliches
Interesse. Wenn ein/e SchülerIn ihre/ seine Langweile
oder Desinteresse stark hervorkehrt, so scheint das schon
dazu zu führen, dass sich einige andere nicht mehr so cool
vorkommen, wenn sie selbst noch Interesse zeigen. Wir
hatten in solchen Gruppen immer die größten
Schwierigkeiten, alle am Geschehen zu beteiligen und das
Interesse aller zu wecken.
65
marchegg 2007
Arbeit machten und versuchten unser Konzept zu verbessern.
Am nächsten Tag hatte ich erstmals das Gefühl, dass die
SchülerInnen Spaß hatten und gerne zugehört und mitgearbeitet
haben. Man konnte sehen wie fasziniert sie von der Vorstellung
waren, dass da wo sie gerade standen manchmal das Wasser
meterhoch stand.
Außerdem befolgten wir Peters Ratschlag, die Fische in
sauberes Wasser zu setzen, um den Kindern das Beobachten zu
ermöglichen. Nicht sehr kompliziert aber höchst effektiv. Wir
hätten ja auch selbst darauf kommen können, dass man im
schlammigen Wasser nichts sieht. Ich muss ehrlich sagen, dass
ich durch meine Nervosität sehr im Denken blockiert war.
Prinzipiell ist zu sagen, dass ich oft während des Sprechens
einen richtigen Tunnelblick hatte. Ich habe gar nicht mehr
bemerkt was zwischen den Schülern ablief. Mir fehlt noch viel
fachliches Wissen, um mich nicht von frechen Schülern
provozieren zu lassen. Im Nachhinein habe ich mir oft gedacht:
„Wie kann man sich nur so aus dem Konzept bringen lassen?“
Besser wäre es gewesen auf offensichtliches Provozieren mit
einem Scherz oder einem schlichten Themenwechsel zu
reagieren. Zitat Erich: „Es gibt keine schlimmen Schüler, nur
fade Lehrer!“
Trotz allem hat es Spaß gemacht, vor allem wenn man
gelegentlich (!) sehen konnte wie die Kinder so ganz und gar bei
der Sache waren.
Interessant war für mich v.a. bei der Montessori Gruppe wie
viel und wie genau die Kinder beobachtet haben (fast wie
Kinder im Vorschulalter).
Zur Zusammenarbeit mit Daniela möchte ich noch sagen, dass
es für mich vor allem am Anfang sehr schwierig war zu Wort zu
kommen. Ich muss aber auch gestehen, dass ich aus
Unsicherheit und Bequemlichkeit nicht sehr vehement darauf
gedrängt habe. Doch nachdem wir darüber gesprochen hatten,
haben wir das Problem, denke ich, zur beiderseitigen
Zufriedenheit gelöst.
Literatur:
L. Tatenhorst, N. Kaschek, E.I. Meyer : Der Steinbeißer
(Cobitis taenia L.) Aspekte zur Ökologie einer bedrohten Art.
Verlag Schüling
Fließende
Grenzen,
Lebensraum
March-Thaya-Auen.
Umweltbundesamt
Thomas Geretschläger: Diplomarbeit: Fischökologische
Aufnahmen in der Alten Donau unter besonderer
Berücksichtigung
des
Ernährungszustandes
und
der
Nahrungswahl. Universitätsbibliothek Bodenkultur
Gerhard Käfel, Besonderheiten und Gefährdung von Misgurnus
fossilis, Österreichs Fischerei. Jahrgang 46/1993, S 83-90
66
marchegg 2007
amphibien
von Jacqueline Musil
& Belinda Koll
Im Zuge dieses Protokolls erheben wir
natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit,
sondern möchten einen Überblick darüber
geben, welche Informationen die SchülerInnen
im Zuge unserer Station und der gemeinsamen
Arbeit erfahren haben.
67
marchegg 2007

1. Was bedeutet das Wort Amphibien und woher kommt es?
Das Wort „Amphibien“ kommt aus dem griechischen und setzt
sich zusammen aus den Wörtern „άµφί“ – beidseitig und „βίος“
– Leben. Ein Hinweis darauf, dass Amphibien sowohl das Land
als auch das Wasser als Lebensraum nützen können.
Gelbbauchunke Bombina variegata (nannten wir
namentlich, erwähnten aber, dass man diese hier in
den Marchauen nicht finden wird. Ein Bild der
Gelbbauchunke half den SchülerInnen jedoch, die
Unterschiede in der Zeichnung von Gelbbauch und
Rotbauchunke zu erkennen)
 Kröten
 Wechselkröte Bufo viridis
 Erdkröte Bufo bufo (konnten wir leider nicht finden,
war den SchülerInnen jedoch als typische Vertreterin
der Kröten bekannt)
 Frösche
 Grünfrösche (Seefrosch Pelophylax ridibundus,
Kleiner Wasserfrosch Pelophylax lessonae,
Teichfrosch Pelophylax kl. esculentus)
 Braunfrösche (Springfrosch Rana dalmatina,
Moorfrosch Rana arvalis)
Sowohl Grün- als auch für Braunfrösche konnten wir den
SchülerInnen zeigen.
2. Wie kann man Amphibien einteilen?
Man unterscheidet 3 rezente Ordnungen:
 Schwanzlurche (Urodela)
 Salamander
 An dieser Stelle wurde bereits von den SchülerInnen
als bekanntester Vertreter der Feuersalamander
Salamandra salamandra genannt.
 Molche
 Wir besprachen später den Teichmolch Triturus
vulgaris und den Donau – Kammmolch Triturus
dobrogicus genauer
 Blindwühlen (Apoda) (wurmähnliche Amphibien) <- diese
haben wir namentlich der Vollständigkeit halber erwähnt,
sind jedoch nicht näher darauf eingegangen, da sie bei uns in
Österreich nicht vorzufinden sind.
 Froschlurche (Anura)
 Unken
 Rotbauchunke Bombina bombina
68
marchegg 2007
3) Die Atmung von Amphibien
Eine nackte, glatte Haut ermöglicht einen geringen
Strömungswiderstand beim Schwimmen.
Jedoch erfüllt die Amphibienhaut noch viel mehr Aufgaben wie
etwa den Schutz vor chemischen, mechanischen und
physikalischen Einflüssen, aber sie ist auch Atmungs- und
Ausscheidungsorgan. Die Schleimdrüsen in der Haut dienen als
Schutz vor Austrocknung. Drüsen können jedoch auch DuftAbwehr- und Giftstoffe produzieren.
Im Larvenstadium (Kaulquappen) erfolgt die Aufnahme von
Sauerstoff über innere beziehungsweise äußere Kiemen und
über Hautatmung. Im Zuge der Metamorphose werden die
Kiemen bei den meisten Arten rückgebildet und durch Lungen
ersetzt -> Adulttiere atmen mithilfe ihrer Lunge, ihrer Haut und
dem Mundhöhlenepithel.
Auf den genaueren Vorgang der Atmung sind wir nur im Zuge
einer Schülerfrage eingegangen, da wir aufgrund der wenigen
Zeit und des großen Interesses der SchülerInnen an anderen
Themenpunkten flexibel agierten und diesen Themenpunkt
nicht vertieften; es war auch kein vorgenommenes Lehrziel von
uns, dass die SchülerInnen dies genau beschreiben können
sollten.
5) Was fressen Amphibien und wer frisst Amphibien?
Amphibien ernähren sich hauptsächlich von Wirbellosen wie
Insekten, Spinnen, Würmer und Schnecken. Fliegende Insekten,
wie Libellen, werden häufig im Sprung geschnappt.
Vögel fressen Amphibien, aber auch Schlangen, Fischotter,
Dachse und Menschen zählen zu den Fressfeinden.
4) Die Haut von Amphibien
Amphibien sind in der Lage, mit ihrer Haut zu atmen.
Amphibien, die während der Winterstarre am Boden von
Gewässern die kalte Jahreszeit verbringen, atmen beispielsweise
ausschließlich über ihre Haut. Besonders augenfällig für die
SchülerInnen war, dass die Haut weder Schuppen, noch Haare
noch Federn besitzt.
6) Fortpflanzung und Entwicklung
Die Eier von Amphibien sind wenig resistent gegen
Austrocknung; deshalb werden Gewässer zur Eiablage
aufgesucht (oder umgekehrt...). Bei uns sind Amphibien daher
suf Wasserstellen angewiesen.
69
marchegg 2007
Froschlurchmännchen erzeugen mit ihrem Kehlkopf, häufig
unterstützt von Schallblasen, verschiedene Laute, durch die sie
die Weibchen anlocken. Häufig findet die Paarung bei Nacht
statt.
Dabei wird das Weibchen vom Männchen an den Lenden oder
an den Achseln umklammert (der Klammerreflex wird
Amplexus genannt) bis dieses seine Eier abgibt. Nun gibt das
Männchen sein Sperma hinzu (äußere Befruchtung).
Bei den Schwanzlurchen findet eine innere Befruchtung mittels
indirekter Spermatophorenübertragung statt. Die Männchen
setzen ihre Samenpakete (=Spermatophore) auf Blättern o.ä. ab.
Die Weibchen nehmen diese Pakete mit ihrer Kloake auf -> die
Befruchtung findet im Inneren des Weibchens statt.
Unkenlaich
Krötenlaich
Wir haben mit den SchülerInnen im Zuge dieses
Themenbereichs auch besprochen, wie man Krötenlaich,
Frosch- und Unkenlaich und Molchlaich im Freiland
unterscheiden kann. Da wir leider keinen Laich mehr finden
konnten, haben wir dies anhand einer Abbildung gezeigt.
Froschlaich
70
marchegg 2007
7) Vorbereitung für die Vorbesprechung
Die Tage und Wochen vor dem Aufenthalt in Marchegg haben
wir genutzt, um uns intensiv mit dem Thema „Amphibien“
auseinanderzusetzen. Wir haben zahlreiche Bücher gelesen, im
Internet nach brauchbaren Informationen gesucht (ACHTUNG!
– mit Vorsicht zu genießen) und uns Gedanken über den Ablauf
direkt in Marchegg gemacht.
Zunächst arbeiteten wir jeder in Einzelregie und haben dann
unsere Ergebnisse zu einem Konzept zusammengefügt, das wir
jedoch nach der Vorbesprechung noch einmal geändert haben.
Erschwerend war, dass wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht
wussten, wie viel Zeit wir pro Gruppe haben würden und
welche Amphibien wir den SchülerInnen nun tatsächlich
lebendig und hautnah zeigen können.
Die Grünfrösche erwiesen sich als größere Herausforderung.
Vor allem, weil wir vor dem hilfreichen Hinweis von Eva,
unserer Tutorin, nicht wussten, dass man den größten Erfolg
hat, wenn man sich ihnen von vorne nähert. Sie zeigte uns auch,
wie man Amphibien am Besten hält und so ging es „zack zack“
mit dem Amphibienfangen weiter und unsere Erfolgserlebnisse
motivierten uns.
Schon eine Weile später hatten wir ein
einige Grün- und Laubfrösche
(Männchen und Weibchen).
Sonderlich artenreich war unsere
Ausbeute jedoch nicht. Wir hatten
keine einzige Kröte gefangen und
Molche waren auch keine in Aussicht.
Eva meinte, dass wir am Abend noch
einmal suchen sollten, da dann die
Wahrscheinlichkeit groß ist, dass wir
Kröten sehen.
Gesagt, getan - gegen 22.00 gingen
wir zu dritt, mit Taschenlampen
ausgestattet, die Umgebung der
Gewässer ab (durch das Anleuchten
mit
einer
Taschenlampe
sind
Amphibien geblendet und es ist
wesentlich einfacher diese zu fangen).
8) Vorbereitung in Marchegg
Da unsere Vorbereitungen sehr umfangreich waren, konnten wir
uns in Marchegg relativ rasch dem Suchen und Fangen von
Amphibien widmen, was sich jedoch zu Beginn als schwieriger
als angenommen herausstellte.
Unser erster Fang war eine Unke, welche wir nach einigen
Malen Keschern bereits in eines der kleinen Aquarien geben
konnten.
71
marchegg 2007
Tatsächlich sahen wir eine Wechselkröte, welche aber zu
schnell abtauchte und auch nach längerem Suchen nicht mehr
auffindbar war. Leider blieb es bei dieser einen und so mussten
wir reich an Erfahrungen, aber arm an neuen Amphibien zum
Lagerfeuer zurückkehren.
Beim Lagerfeuer unterhielten wir uns darüber, dass wir keine
Kröten gefunden hatten und wie ungewöhnlich das war.
Moritz Loidl (aus dem nahe gelegenem Reitstall Loidl), der mit
seiner Familie auf Besuch bei uns war, meinte, dass er bei sich
zuhause eine Wechselkröte gesehen hat. Tatsächlich brachte er
uns eine Wechselkröte. Wir atmeten auf.
Unser Sammelsurium umfasste nun vier Grünfrösche, drei
Laubfrösche – zwei Männchen und ein Weibchen, einen
Springfrosch, einen Moorfrosch, eine Wechselkröte, zwei
Rotbauchunken, einen Kammmolch und drei Teichmolche.
Gemeinsam wiederholten wir die Theorie und gingen den
Ablauf grob noch einmal durch.
Auch am nächsten Tag konnten wir keine Kröten und Molche
finden.
Schön langsam wurden wir nervös,
da unsere Artenvielfalt noch immer
sehr begrenzt war.
Wir fuhren zum Pulverturm, doch
auch dort war außer einer kleinen
Wasserstelle alles trocken und somit
die Erfolgschancen gering.
Auch zwei weitere Tümpel sollten
uns keine Rettung bieten.
Unsere große Hilfe war Eva. Sie rief
eine Freundin an, die uns
Teichmolche, einen Kammmolch
und einen Moorfrosch vorbeibrachte.
72
marchegg 2007
9) Durchführung
Stundenbild
Marchegg, 21. April. 2007 - 25.April. 2007
Inhalt
Methode
Medien
Zeit (min)
Vorstellen
SchülerInnen mit den Amphibien vertraut machen
und mit ihnen gemeinsam wichtige Infromationen
erarbeiten, vergleichen
LSG
lebende
Amphibien
20min – 25min
Quiz mit Gewinn (Haribo Frösche) Wiederholung
Nachbesprechung, Klärung von noch unklaren
Fragen und Stellungnahmen der SchülerInnen,
Zusammenfassung,
LSG
5min
"Keschern", Tiere in ihrem Lebensraum
beobachten (wenn möglich)
Übergabe des "Amphibienexpertenanstecker"
"Keschern",
LSG
LSG - Lehrerinnen-SchülerInnen-Gespräch
73
Kescher
5min-10min
marchegg 2007
Standort:
Gewässer hinter dem Bahnwärterhaus („Haustümpel“). Wechsel
zwischen Sonne und Schatten am Ufer, wodurch wir die
Möglichkeit hatten, die Gefäße mit den Tieren im Schatten zu
exponieren und gleichzeitig die Frösche in der Sonne sitzend zu
beobachten.
Es lag uns viel daran, die SchülerInnen zu Informationen
hinzuführen und ihnen nicht in einem Frontalunterricht
Wichtiges zu präsentieren. Wir wollten Interesse wecken und
Eigeninitiative fördern.
Die SchülerInnen bekamen die Möglichkeit die Amphibien
selbst zu halten, sie sich genau anzusehen, ihnen vorsichtig über
die Haut zu streichen, mit geschlossenen Augen die
Unterschiede zwischen der Haut eines Frosches und einer Kröte
zu spüren, die Finger des Laubfrosches mit denen eines
Grünfrosches zu vergleichen und sich zu überlegen, welche
Aufgabe diese Haftscheiben erfüllen könnten und was das über
die Lebensweise des Tieres aussagt, die Beinlänge von
Springfrosch und Moorfrosch vergleichen, eine Erklärung dafür
zu suchen, warum einer der beiden Laubfrösche die wir zeigten
an der Kehle dunkler gefärbt war als der andere und vieles
mehr...
Nachdem wir uns bei den SchülerInnen vorgestellt hatten (wir
trugen beide einen Anstecker mit einem „Frosch“ und unseren
Namen darauf), fragten wir sie, was sie über Amphibien wissen
und um welche Tiere es sich hierbei handelt? Einige dachten,
dass Schlangen zu den Amphibien gehören – in diesen Fällen
erarbeiteten wir gemeinsam auffällige Unterschiede zwischen
Amphibien und Reptilien.
Anschließend ließen wir sie über die Bedeutung des Wortes
„Amphibien“ nachdenken und besprachen, warum dieser Name
gut gewählt ist und auch beschreibend wirkt.
Zum Beispiel: Warum findet man Amphibien häufig an
sonnigen Plätzen?
Nach dieser kurzen Einleitung zeigten wir den SchülerInnen
anhand eines Grünfrosches, wie man Amphibien richtig hält.
Wir besprachen den richtigen Umgang mit den Tieren: Hände
befeuchten, Hüfte mit Daumen und Zeigefinger zangenartig
umgreifen, an den Fingern festhalten oder Halten am Oberarm
(Vermeiden innerer Verletzungen!).
Wir fragten die SchülerInnen, wo sie selbst Amphibien schon
gesehen haben und ob es an diesen Plätzen in den meisten
Fällen sonnig oder schattig war. Anschließend versuchten wir
gemeinsam Begründungen für ihre Antworten zu finden.
74
marchegg 2007
Amphibien sind wechselwarme (poikilotherme) Tiere, d.h. sie
können ihre Körpertemperatur nicht selbst aktiv regeln und
diese ist daher von der Umgebungstemperatur abhängig.
Kalte Klimabedingungen, wie etwa den Winter, verbringen
Amphibien in Winterstarre (Torpor). Der Energieverbrauch
wird hierbei auf ein Minimum heruntergeschraubt und Atmung
und Puls verlangsamen sich.
Hierfür ziehen sie sich in Höhlen im Erdreich beziehungsweise
auch in die frostfreien Stellen von Gewässern (Seefrosch
Pelophylax
ridibundus)
zurück.
Geeignete
Überwinterungsplätze bieten auch Orte mit Verrottungswärme,
wie Laubhaufen oder Baumstümpfe.
Begriff der Anomalie des Wassers: Wasser besitzt bei 4°C seine
größte Dichte, Eis schwimmt daher oben. Bei einem
ausreichend tiefen Wasserkörper ergibt sich so ein
Rückzugsbereich für viele Lebewesen.
Grünfrösche Seefrosch Pelophylax ridibundus, Kleiner
Wasserfrosch Pelophylax lessonae, Teichfrosch Pelophylax kl.
esculentus
Die anschließende Anführung der einzelnen Arten soll nur kurz
umreißen, welche Fragen wir beispielsweise im Zuge des
Gespräches mit den SchülerInnen gestellt haben. Während der
Gruppenarbeit handelte es sich natürlich nicht rein um einen
solchen Frage-Antwort-Dialog.
75
•
Um welches Tier könnte es sich hierbei handeln?
Schüler waren sich interessanterweise alle einig, dass
dies ein Frosch ist.
•
Schaut euch diesen Frosch an, wie sieht er aus?
In den meisten Fällen war die Antwort: „Er ist grün.“
Von dieser Aussage aus, war es einfach zu erläutern,
dass dieser Frosch zu den Grünfröschen gehört und mit
den SchülerInnen auch zu besprechen, was diese
Grünfärbung über den Lebensraum und die Lebensweise
aussagen könnte.
marchegg 2007
•
Seht euch einmal die Finger und Zehen des Frosches
an? Könnt ihr Unterschiede erkennen?
SchülerInnen: „Vier Finger und fünf Zehen. Zwischen
den Zehen hat der Frosch Schwimmhäute.“
Dies war für uns die Gelegenheit darauf einzugehen,
wozu Schwimmhäute dienen und in weiterer Folge auch
auf die unterschiedliche Länge der Extremitäten bei
adulten Fröschen einzugehen.
Stellen war. Wir besprachen, wie sich Frösche vor
Austrocknung schützen.
Wie glaubt ihr, atmen erwachsene Frösche?
Bei allen Gruppen war dies eine Antwort, die
interessanterweise sehr rasch gegeben wurde. Antwort:
„Durch die Haut und durch die Lunge.“
Häufig kam dann noch eine Ergänzung durch die
SchülerInnen: „Außer die Kaulquappen, die haben Kiemen.“
•
Was glaubt ihr fressen Frösche und wie machen sie
dies?
Die häufigste und auch korrekte Antwort war: „Insekten.
Sie fangen diese mit ihrer langen Zunge.“
•
Laubfrosch Hyla arborea
•
Wer frisst Amphibien?
Ein Schüler antwortete: „Vögel und Franzosen.“
An diesem Punkt zeigten wir den SchülerInnen ein
Rezept für Froschschenkel und erwähnten noch weitere
Fressfeinde.
•
Wie fühlt sich der Frosch an?
Die häufigste Antwort war: „Er ist glatt und kalt.“
Wir ließen die SchülerInnen überlegen, wo sie am
häufigsten Amphibien
gesehen haben und gemeinsam
stellte sich heraus, dass dies meist an sonnen exponierten
•
76
Um welches Tier könnte es sich hierbei handeln?
Schüler waren sich alle einig, dass dies ein Frosch ist.
Wir haben ihnen ein Männchen und ein Weibchen zum
Beobachten gegeben und fragten sie, ob sie einen
Unterschied im Aussehen zwischen den beiden erkennen
können.
Sie sagten, dass der eine Frosch an der Kehle dunkel
gefärbt ist
In allen Gruppen wurde ein Konsens zwischen den
SchülerInnen gefunden, dass es sich bei dem Laubfrosch
mit der dunklen Kehle um das Männchen handelt.
marchegg 2007
Das Erstaunen war groß, als wir ihnen sagten, dass diese
dunkle Färbung dadurch zustande kommt, dass Adern in
der Schallblase platzen, wenn die männlichen Frösche
rufen, da die Ausdehnung so groß ist (der Laubfrosch ist
der lauteste der einheimischen Frösche).
•
Antwort: „Auf Bäumen“
Wovon ernährt sich der Laubfrosch?
SchülerInnen: „Insekten und Spinnen.“ Dass sich
Laubfrösche auch von Spinnen ernähren, war weniger
bekannt. Mit dem Hinweis es handelt sich um ein
achtbeiniges Tier, vor dem sich viele Mädchen fürchten,
kam die Antwort jedoch sehr schnell.
•
Versucht bitte einmal zu beschreiben, wie dieser
Frosch aussieht.
Häufige Antwort: „Oben hell grün und unten weiß, wie
der
Quaxi.“
•
Wie viele Fingern und Zehen hat dieser Frosch?
Vergleicht diese mit den Fingern und Zehen des
Grünfrosches. Fällt euch etwas auf?
„Der hat auch vier Finger und fünf Zehen, aber die sehen
anders aus. Die haben Saugnäpfe.“ Das habt ihr sehr gut
beobachten, nur ist die Bezeichnung Saugnäpfe nicht
korrekt, es sind genau genommen Haftscheiben, weil sie
sich nicht „festsaugen“.
• Wozu könnte der Laubfrosch sie gebrauchen? Wo
glaubt ihr, haben wir diese Laubfrösche gefangen?
SchülerInnen: „Der Laubfrosch kann damit klettern und
sich festhalten.“
Und wo glaubt ihr, dass wir unsere Laubfrösche
gefangen haben?
•
Wie fühlt sich die Haut des Frosches an?
„Glatt.“
Wir hatten das Glück, dass ein Laubfrosch in unseren Händen
zu rufen begonnen hat
und die SchülerInnen
hautnah sehen konnten,
wie die Schallblase
anschwoll und ein Laut
zustande kam. Wir
besprachen kurz, wie
der Laubfrosch dies
bewerkstelligt
und
wozu und lauschten
dem schnellen „räp-räpräp“.
77
marchegg 2007
Springfrosch Rana dalmatina und Moorfrosch Rana arvalis
Wir haben aufgrund der Farbe erarbeitet, dass der
Springfrosch zu den Braunfröschen gehört und
auch was seine Färbung über seine Lebensweise
und den Lebensraum im Vergleich von
beispielsweise Grünfröschen aussagt.
Wie viele Fingern und Zehen hat dieser
Frosch? Was vermutet ihr, ohne
hinzusehen.
Schüler: „Vier Finger und fünf Zehen, zwischen
den Zehen hat der Frosch sicher Schwimmhäute,
da die zwei davor auch so aussahen und auch
Frösche waren.“
•
Wir haben nun auch den Moorfrosch zum Vergleich zum
Springfrosch gezeigt und die SchülerInnen waren erstaunt,
über die extrem langen Beine des Springfrosches.
Sie konnten den Moorfrosch anhand der eher dunkleren
Braunfärbung gut erkennen.
Wir haben den SchülerInnen erzählt, dass es ein interessantes
Phänomen gibt, nämlich dass manche Moorfrösche zu einer
gewissen Zeit im Jahr blau gefärbt sind.
Nun begann das große Überlegen. Wie Detektive überlegten sie
unterschiedliche Möglichkeiten für die Lösung der Frage.
Antworten waren zum Beispiel:
Auch der Spring- und der Moorfrosch wurden von den
SchülerInnen sofort als Frösche identifiziert. Bis auf einen
Schüler, der ihn aufgrund der braunen Farbe für eine Kröte
hielt. Diesen haben wir über die Haut des Springfrosches und
anschließend über die Haut der Wechselkröte mit zugemachten
Augen streichen lassen und auch er war sich nun sicher, dass es
sich um einen Frosch handelt.
•
Welche Farbe hat dieser Frosch?
„Hellbraun.“
78
marchegg 2007
-
„Weil sie andere warnen wollen.“
„Es sind sicher die Männchen blau und die
„blausten“ bekommen die meisten Weibchen
ab.“
Wir gaben ihnen als Hinweis, dass dies immer zu einer
ähnlichen Zeit im Jahr stattfindet.
Nach einigen Versuchen konstruierten wir gemeinsam die
richtige Lösung: Die Männchen sind während der Paarungszeit
blau gefärbt, da zu diesem Zeitpunkt sehr viele Moorfrösche bei
den Laichgewässern sind und kein ausschweifendes Balzen
stattfindet, kann so schnell Männchen von Weibchen
unterschieden und gleichgeschlechtliche Paarungsversuche
weitgehend vermieden werden.
verbunden haben und anscheinend auch von Haus aus als eher
ekelig betrachteten.
Das Betrachten und Angreifen der Haut sprach jedoch eindeutig
für eine Kröte und das Erstaunen der SchülerInnen wurde von
einigen sogar verbal kundgetan.
z.B. „Die ist ja gar nicht grausig.“
Wir haben dann wie auch bei den Fröschen die Farbe und das
Aussehen der Wechselkröte besprochen und auch ein Bild einer
Erdkröte zum Vergleich hergezeigt.
Alle SchülerInnen berührten die Kröte, um die warzige Haut zu
fühlen und selbst die ängstlicheren unter diesen wurden immer
sicherer im Umgang und hielten die Kröte sogar in der Hand.
Gerade
die
SchülerInnen
(das
Verhältnis von Jungen
und
Mädchen
war
relativ
ausgeglichen)
die mit sagen wir mal
so
„sehr
großem
Respekt
und
Sicherheitsabstand“ die
Tiere
zu
Beginn
betrachtet
haben
schienen
zunehmend
Wechselkröte Bufo viridis
Bei der Wechselkröte waren
sich
die
SchülerInnen
unsicher,
ob
es
sich
tatsächlich um eine Kröte
handelt, da die meisten von
ihnen Kröte mit einer
einfärbigen
Braunfärbung
79
marchegg 2007
erfreut im Umgang mit den Amphibien. Interessanterweise
hielten sie die Tiere zumeist am längsten in der Hand und
betrachteten sie sehr genau.
Kaulquappen
•
• Wie viele Fingern und Zehen hat diese Kröte?
SchülerInnen: „Auch sie hat vier Finger und fünf Zehen.“
Wir sagten den SchülerInnen das das vollkommen korrekt ist,
da nämlich alle Amphibien (außer den Blindwühlen, die bei uns
jedoch nicht vorkommen) vier Finger und fünf Zehen besitzen.
Wir haben ihnen Kaulquappen von Fröschen gezeigt
und sie gefragt, worum es sich hierbei handeln
könnte.
SchülerInnen: „Kaulquappen.“
Seht euch die Kaulquappen bitte genau an. Was fällt
auch auf und wo glaubt ihr, dass sie leben?
(Unsere Kaulquappen befanden sich in einem frühen
Entwicklungsstadium – es waren noch keine Extremitäten
sichtbar)
„Sie haben einen Schwanz und keine Beine. Sie leben im
Wasser.“
•
Im Anschluss daran haben wir noch die Nahrung von Kröten
und
deren
Lebensweise und
Lebensraum
besprochen.
z.B. Wie und wo
überwintern
Kröten?
Wovon
ernähren sie sich?
Wo legen sie ihre
Eier ab?, usw…
Womit glaubt ihr atmen Kaulquappen?
Dass Kaulquappen anfangs durch Kiemen atmen, war
mindestens einer/m SchülerIn in jeder Gruppe bekannt.
•
Wenn ihr euch nun diesen Grünfrosch anseht und
eine Kaulquappe – worin bestehen die Unterschiede?
An dieser Stelle haben wir diverse Unterschiede besprochen.
Z.B. Ausbildung von Extremitäten, Lungen, Abwerfen des
Schwanzes bei Froschlurchen, usw…
•
80
marchegg 2007
Wisst ihr wie man die vollständige Umwandlung von
der Amphibienlarve zum adulten Tier bezeichnet?
Bis auf zwei Schüler wusste dies niemand also gaben wir
ihnen die Antwort
mit dem Vermerk, dass sie sich
dies merken sollen, da sie es später noch einmal brauchen
werden (-> Quiz).
•
•
Rotbauchunke Bombina bombina
Um welches Tier könnte es sich hierbei handeln? Als
Hinweis: Es ist weder eine Kröte noch ein Frosch.
Einigen SchülerInnen waren Unken bekannt und bei
ihnen kam die Antwort sehr rasch. Andere wussten es
gar nicht und waren sehr zögerlich bei Vorschlägen,
worum es sich hier handeln könnte.
•
Wenn wir euch jetzt sagen, dass es eine
Rotbauch- und eine Gelbbauchunke gibt.
Welche könnte das sein?
In den meisten Fällen kam die Antwort:
„Gelbbauchunke.“
Die orangen Flecken schienen den SchülerInnen
anscheinend eher einer Gelbbauch- als einer
Rotbauchunke zu entsprechen.
Wir zeigten ihnen nun eine Abbildung aus dem Kosmos
Naturführer „Was lebt in Tümpel, Bach und Weiher“ und
forderten sie auf das lebendige Tier mit der Abbildung zu
vergleichen. Sofort schlugen ihre Meinungen um und es war
klar, dass es sich hierbei um eine Rotbauchunke handeln
musste.
Wir haben den SchülerInnen gesagt, dass sie sich nach dem
Angreifen der Unken bitte die Hände waschen sollen, da diese
ein Sekret abgeben, das unsere Schleimhäute angreifen kann
(vgl. auch Kammmolch).
81
marchegg 2007
Die Gelbbauchunke ist am Bauch fast gänzlich gelb
gefärbt bis auf ein paar schwarze Flecken. Im Gegensatz zur
Rotbauchunke, welche am Bauch orange Flecken besitzt
(bei den meisten Buchabbildungen übertrieben rot
dargestellt – vgl. Foto!) und sonst schwarz ist. Es sind viele
kleine Punkte auf ihrem Bauch erkennbar.
Welche Aufgabe könnte diese auffällige Farbe auf
der Bauchseite von Unken haben und warum sind sie
nur auf ihrer Unterseite so kräftig gefärbt?
Gemeinsam haben wir folgendes erarbeitet: Die
Oberseite dient der Tarnung. Wenn Gefahr droht, erfolgt der
sogenannte „Unkenreflex“. Hierbei
handelt
es
sich
um
eine
Schreckstellung. Die Unke liegt auf
dem Bauch und biegt ihre Extremitäten
so hoch nach oben, dass ihre stark
gefärbte Unterseite sichtbar wird. „Seht
mich an, ich bin nicht gut zu genießen.“
•
Wir haben im Zusammenhang mit der
Rotbauchunke
Gemeinsamkeiten
(Anzahl von Zehen und Fingern,
Lebensraum, Nahrung, Eiablage im
Wasser,…) und Unterschiede (wie kann
ich eine Unke von einem Frosch, einer
Kröte oder auch von Schwanzlurchen
im Freiland rasch und sicher
unterscheiden) besprochen.
82
marchegg 2007
Teichmolch Triturus vulgaris / Donau - Kammmolch Triturus
dobrogicus
Wenn wir euch jetzt sagen, dass einer der beiden ein
Kammmolch ist und der andere ein Teichmolch.
Welcher würdet ihr sagen, ist der
Kammmolch
und
welcher
der
Teichmolch?
In allen Fällen bezeichneten die SchülerInnen den
Teichmolch als Kammmolch.
Der gezeigte Kammmolch, war nämlich ein
Weibchen und hatte demnach keinen Kamm
ausgebildet.
Von den Teichmolchen hatten wir jedoch Männchen
und Weibchen und das Männchen trug einen
wunderschönen Kamm, da wir uns in der
Paarungszeit befanden.
Gemeinsam mit den SchülerInnen unterschieden wir Kammund Teichmolch und überlegten uns auch, welche
Bedeutung die grelle Farbe an der Bauchseite des
Kammmolches haben könnte.
Weiters haben wir uns überlegt, in welchem Zusammenhang
die Körperform mit dem Lebensraum und der Lebensweise
der Molche in Zusammenhang steht.
•
Teichmolch und Kammmolch haben wir einander
gegenübergestellt. Wir haben die SchülerInnen gebeten diese zu
beschreiben und herauszufinden, wodurch sich diese Tiere von
den zuvor gesehenen unterscheiden. Ergebnisse: Beinlänge,
Vorhandensein eines Schwanzes bei erwachsenen Tieren
(=Schwanzlurche), Körperform,…
Die meisten SchülerInnen wussten sofort, dass es sich bei den
gezeigten Tieren um Molche handelt.
83
marchegg 2007
Nachdem wir alle Amphibien vorgestellt
hatten kündigten wir ein Quiz an und
stellten für jede richtige Antwort einen
Haribo Frosch in Aussicht.
Die SchülerInnen waren sehr motiviert und
es war erfreulich für uns wie viel sie sich
trotz hoher Dichte an Informationen
gemerkt haben.
Unsere Station
84
marchegg 2007
10) Quiz:
7) Womit atmen Kaulquappen?
Kiemen, Hautatmung, später Lungen
1) Woraus setzt sich der Name Amphibien zusammen?
„amphi“ = beidseitig und „bios“ = Leben
8) Womit atmen adulte Frösche?
Lungen und Hautatmung
2) Welche Ordnungen gehören zu den Amphibien?
Schwanzlurche (Molche, Salamander), Froschlurche (Frösche,
Kröten, Unken), Blindwühlen
9) Wo überwintern Amphibien?
Sie ziehen sich in Höhlen im Erdreich beziehungsweise auch in
die frostfreien Stellen von Gewässern (Seefrosch Pelophylax
ridibundus) zurück. Geeignete Überwinterungsplätze bieten
auch Orte mit Verrottungswärme, wie Laubhaufen oder
Baumstümpfe.
3) Wie viele Finger und Zehen haben bei uns einheimische
Amphibien?
Vier Finger und fünf Zehen.
4) Warum findet man Frösche oft an sonnigen Plätzen?
Frösche gehören zu den Amphibien und sind demnach
wechselwarme Tiere. Sie wärmen sich in der Sonne auf. Der
produzierte Schleim schützt sie vor Austrocknung.
10) Wo legen Amphibien ihre Eier ab, und wie kann man
den Laich von Amphibien im Freiland unterscheiden?
Die heimischen Amphibien legen ihre Eier ins Wasser ab (der
lebend gebärende Alpensalamander kommt im Raum Marchegg
nicht vor).
Krötenlaich: in Schnüren um die Wasserpflanzen
Froschlaich: in großen, gallertigen Klumpen an Wasserpflanzen
oder am Boden
Unkenlaich: in kleinen, lockeren Klumpen an Wasserpflanzen
oder am Boden
Molchlaich: Eier einzeln an Wasserpflanzen
5) Wie nennt man die vollständige Umwandlung der
Amphibienlarve zum adulten Tier?
Metamorphose
6) Wovon ernährt sich der Laubfrosch?
Insekten und Spinnen
85
marchegg 2007
Anschließend an das Quiz haben wir noch einmal kurz
wiederholt, wie man Amphibien am besten fängt und sind
anschließend mit den SchülerInnen das Gewässer
entlanggegangen.
Es war selbst für uns, obwohl wir es schon häufig gesehen
haben, ein Erlebnis zu beobachten, wie plötzlich zahlreiche
Frösche ins Wasser sprangen.
Die SchülerInnen hatten die Möglichkeit eine zeitlang zu
keschern und zu versuchen Frösche auch mit der Hand zu
fangen. Die Erfolgsquote war relativ hoch und der Eifer der
meisten SchülerInnen unübersehbar.
Zum
Abschluss
baten
wir
alle,
noch
einmal
zusammenzukommen, die Augen zu schließen und die Hände
hinter den Rücken zu geben. Nun bekamen sie von uns eine
Plastikfliege in die Hand die sie ertasten und ohne etwas zu
sagen weitergeben sollten.
Als die Fliege einmal die Runde gemacht hatte, wurde in der
Gruppe gerätselt, worum es sich bei diesem „Ding“ gehandelt
hat und aus welchem Grund wir ihnen gerade eine Plastikfliege
(vgl. Nahrung) in die Hand gegeben haben.
Als „Belohnung“ und Auszeichnung für die fleißige Mitarbeit
haben alle SchülerInnen einen „Amphibienexpertenanstecker“
erhalten.
86
marchegg 2007
Dieser wurde von uns ausgeschnitten und konnte mit einer
Büroklammer am Gewand befestigt werden.
11) Reflexion:
Wir haben versucht sehr interaktiv vorzugehen und es war
schön zu beobachten, wie die SchülerInnen auf unsere Fragen
geantwortet haben und auch von sich selbst aus Fragen
formulierten. Gerade die Fragestellungen der SchülerInnen
gaben uns die Möglichkeiten auf bestimmte Thematiken
spezieller einzugehen, wodurch auch noch bei der letzen Gruppe
die Motivation von unserer Seite sehr hoch war.
Im Freien zu unterrichten war eine sehr interessante und
lehrreiche Erfahrung für uns und etwaige Unsicherheiten, die
wir in Bezug darauf hatten, waren schnell verflogen und der
Spaß an der Thematik und an der Arbeit mit den SchülerInnen
stand im Vordergrund.
Bezüglich des Quiz und der Amphibienexpertenanstecker waren
wir gespannt, wie diese Anklang finden würden – wir
beschlossen, diese beiden Elemente aus unserem ersten
Stundenbild zu übernehmen. Bei dem Quiz war es nett zu
beobachten wie ehrgeizig manche SchülerInnen in der
Beantwortung der Fragen waren und die für jede richtige
Antwort
gegebenen
Haribofrösche
wurden
gerne
entgegengenommen – auch von den begleitenden BetreuerInnen
und LehrerInnen ;-)
„Keschern“ war leider nicht bei allen Gruppen möglich, da in
der kurzen Zeit, die jede Gruppe hatte, aufgrund mangelnder
Sonne in den Morgenstunden keine Frösche am Ufer saßen und
auch im Wasser nicht zu beobachten waren. Dies war schade, da
Wir haben im Zuge unserer Vorbereitung eine Stunde für die
erste Vorbesprechung geplant, die wir als gut überlegt und
durchdacht empfunden haben. Dies wäre sie vermutlich auch in
einem anderen Rahmen gewesen. Glücklicherweise wurden wir
von den Betreuern darauf hingewiesen, dass es wesentlich ist,
den SchülerInnen die Möglichkeit zu geben anhand der zuvor
gefangenen Tiere ihr Wissen zu erweitern. – Aufgrund dieser
Information haben wir unsere alte Stundenplanung beinahe
gänzlich verworfen und ein Stundenbild entworfen, das, wie
sich herausstellte, im Freiland mit SchülerInnen gut umsetzbar
ist.
Erfreulich und erstaunlich fanden wir, wie behutsam und
vorsichtig alle SchülerInnen mit den Tieren umgingen. Unsere
Bedenken, dass diese vereinzelt grob oder leichtsinnig handeln
könnten, erwiesen sich somit als unbegründet.
Bei der ersten Gruppe am ersten Tag waren wir etwas
unausgeglichen in der Zeitaufteilung, wann jede von uns beiden
spricht. Dies haben wir jedoch nach einem klärenden Gespräch
ab dem zweiten Mal gut abgesprochen und wir waren beide
zufrieden mit den Dingen, die wir mit den Kindern erarbeiten
durften.
87
marchegg 2007
die SchülerInnen sehr engagiert beim Amphibienfangen waren
und zugegebenermaßen geschickter waren als wir selbst zu
Beginn des Seminars.
Was wir beide mitgenommen haben ist, dass es sehr wichtig ist,
beim Unterrichten flexibel zu sein und auf aktuelle
Besonderheiten einzugehen (z.B. Lautäußerungen des
Laubfrosches, Tropfen, die von Schaumzikaden produziert
werden, etc…).
Unsere Lehrziele haben wir unserem Empfinden nach erreicht,
wenn auch bei jeder Gruppe auf minimal abgewandelte Art und
Weise, da die Gruppen sehr heterogen waren.
Lehrziele:
• Den SchülerInnen den direkten Kontakt mit
einheimischen Amphibien ermöglichen und ihnen die
Angst vor Berührungen nehmen – ihnen beibringen, wie
man diese in der Hand halten und fangen kann.
• Mit den SchülerInnen die einzelnen Arten besprechen
und
gemeinsam
Besonderheiten,
Unterscheidungsmerkmale und Lebensweise in Bezug
auf den Lebensraum erarbeiten.
• Den SchülerInnen die Möglichkeit geben, in Ruhe zu
beobachten und selbst „Experte“ zu sein.
• Amphibien von anderen Tiergruppen (z.B. Reptilien)
unterscheiden können.
• Die Entwicklung von Amphibien nennen und die
unterschiedlichen Entwicklungsstufen beschreiben und
auch in Bezug auf den Lebensraum erklären können.
• Den Begriff der „Metamorphose“ erklären können.
88
marchegg 2007
Zusammenfassend war das Seminar sehr lehrreich und gerade
das Feedback, das wir bekommen haben, motivierend und sehr
hilfreich in der Gestaltung der Einheiten.
11) Literaturverzeichnis:
Berninghausen, Friedo: Welche Kaulquappe ist das? Der
wasserfeste
Amphibienführer,
Herausg.
NABU
(Naturschutzbund Deutschland), 1998, Hannover, ISBN 3925815-25-2
Blab, Josef. Vogel, Hannelor: Amphibien und Reptilien
erkennen und schützen. Alle mitteleuropäischen Arten.
Biologie, Bestand, Schutzmaßnahmen. München: BLV
Verlagsgesellschaft mbH, 2002. 3 Auflage
Brohmer, Paul: Fauna von Deutschland. Herausgegeben von
M.Schaefer. Wiebelsheim: Quelle&Meyer Verlag GmbH&Co,
2006
Cabela, Antonia. Grillitsch, Heinz. Tiedemann, Franz: Atlas zur
Verbreitung und Ökologie der Amphibien und Reptilien in
Österreich, Umweltbundesamt, 2001, Wien, ISBN 3-85457586-6
Campell, Neil A. Reece, Jane B: Biologie. Berlin: Spektrum
Akademischer Verlag GmbH Heidelberg, 2003. 6. Auflage.
Seite 819, 827-829, 1048f. 1143,1119, 1203f
Der Frosch. Mannheim: Bibliographisches Institut&F.A.
Brockhaus AG, 1995
Diesener, Günter. Reichholf, Josef: Steinbachs Naturführer,
Lurche und Kriechtiere, Herausg. Gunter Steinbach, 1986,
Mosaik Verlag, München, ISBN 3-570-01273-5
Dost,Uwe: Frösche. Exostisch, farbenfroh, aktiv. – Stuttgart:
Eugen Ulmer KG, 2005
Engelhardt, Wolfgang: Was lebt in Tümpel, Bach und Weiher?.
Pflanzen und Tiere unserer Gewässer. Eine Einführung in die
Lehre vom Leben der Binnengewässer. Unter Mitarbeit von
Peter Jürging, Jörg Pfadenbauer.15. –Stuttgart: Franckh Kosmos Verlags-GmbH&Co.KG, 2003, 15.Auflage
Faszination Tier und Natur. Verstehen und schützen.
Grasfrosch. Meister Verlag
Fließende Grenzen, Umweltbundensamt 1998
Gereben-Krenn, Barbara-Amina: 300521 VO Konversatorium
zu Bestimmungsübungen II (Tiere), SS2006
Hödl,
Walter.
Jehle,
Robert.
Gollmann,
Günter:
Populationsbiologie von Amphibien. Eine Langzeitstudie auf
der Wiener Donauinsel. Wien: Wiener Wasserbau, 1997
Kwet, Axel: Reptilien und Amphibien Europas. Kosmos
Naturführer.
Stuttgart:
Franckh-Kosmos
VerlagsGmbH&Co.KG, 2005
Lambrecht, Jürg. Langlet. Schröder. Bresser. Verhaltensbiologie
im Unterricht. Neue Ergebnisse – Neue Konzepte. Band 2,
Verhaltensontogenese und Verhaltensmechanismen. Köln: Aulis
Verlag Deubner, 2003. Seite 61
89
marchegg 2007
Mandl, Lothar: Organismus und Umwelt 2 für die 6.Klasse der
allgemeinbildenden
höheren
Schulen.
Wien:
ÖBV
Pädagogischer Verlag GmbH, 2001. Seite 37, Seite 106,
Seite132
Microsoft Encarta Professional 2003. © 1993-2002 Microsoft
Corporation
(Suchbegriffe:
Amphibien,
Schwanzlurche,
Molche,
Salamander, Frösche, Kröten, Unken)
Mona, Abt. Vogelwelten. Eine Methodensammlung des Vereins
AURING für natur- und ökopädagogische Aktivitäten im
Rahmen
des
EUREGIO-Kleinprojektfonds-Projektes
„Umweltbildung an der March: Methodendesign und Training“.
Hohenau: Verein Auring
Nöllert, Andreas und Christel: Die Amphibien Europas,
Bestimmung - Gefährdung - Schutz, Kosmos Naturführer, 1992,
Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart, ISBN 3-44006340-2
O´Shea, Mark. Halliday, Tim: Reptilien&Amphibien. Über 400
Arten aus aller Welt. London: Dorling Kindersley Limited,
2001/2002
Thiesmeier, Burkhard. Grossenbacher, Kurt: Handbuch der
Reptilien und Amphibien Europas, Schwanzlurche IIA und IIB,
2004, Aula-Verlag, Wiebelsheim, ISBN: 3-89104-673-1, ISBN:
3-89104-674-X
Internetadressen: (März 2007)
http://tolweb.org/tree/phylogeny.html
http://www.herpetofauna.at
http://www.amphibiaweb.org/
http://www.univie.ac.at/freilanddidaktik
http://www.Kochmix.de
(Kategorie: Fleischgerichte, Frosch)
12) Abbildungsverzeichnis:
Abb.1,2: Engelhardt, Wolfgang: Was lebt in Tümpel, Bach und
Weiher?. Pflanzen und Tiere unserer Gewässer. Eine
Einführung in die Lehre vom Leben der Binnengewässer. Unter
Mitarbeit von Peter Jürging, Jörg Pfadenbauer.15. –Stuttgart:
Franckh - Kosmos Verlags-GmbH&Co.KG, 2003, 15.Auflage,
Seiten 287, 291.
Alle Fotos sind im Zeitraum vom 21.04.2007 – 25.04.2007 in
Marchegg entstanden.
90
marchegg 2007
zwei
sms
noch am selben Abend gesendet von Ursi Fraunschiel
(im Bild links)
LE, ich kanns ja doch nicht lassen – Feedback
Kurzversion: Schüler (Bus): ++ selbst aktiv
sein, Tiere suchen, fangen, Pfl. pflücken. +
auf Fragen wurde enigegangen, zeichnen war
lustig.
Wünsche:
gern
mehr
Fische
kennengelernt, mehr Zeit für Schlangen,
Mittagspause
früher
zur
Erholung.
Anregung: Tastbox für Frösche. Neg.: dass
viele geraucht haben, dass man so viel gehen
musste (ernst gemeint, also jetzt erst
recht!) Meine Anreg.: noch mehr auf das
Gesendet: 19:01:33
23.Apr.2007
eingehen, was es hier & jetzt zu sehen gibt.
Ev klarere Rollenvert der „Lehrer“ – ggseitig
ausreden lassen! Sehr gut: Einbinden aller
Schüler. Take home message noch deutl.
erarbeiten bzw. zus.fassen, Froschquiz
super. Nicht sagen, was sich nicht ausgeht.
Überblicks-Plakate wären hilfreich f. roten
Faden, opt. Struktur. Hoffe, ihr könnt was
damit anfangen. Danke nochmals für den
tollen Tag, viel Spaß morgen und früh
schlafen gehen, gell? LG Ursi
Gesendet: 19:12:33
23.Apr.2007
91
marchegg 2007
feedback
Klasse 4b, BRG19, Krottenbachstraße 11-13, 1190 Wien
12 Buben, 9 Mädchen
1) Fragebogen zur Exkursion in die March-Auen.
Ähnliche Antworten wurden zusammengefasst. w=Mädchen, m=Buben
Fragen 
 Stationen
Was davon war für dich neu?
Was hat dich besonders beeindruckt,
was wirst du dir sicher merken?
Was hätte besser sein können?
Fische
w: Fast gar nichts. Die herausquellenden
Organe der toten Fische. Dass die Fische
ganz unterschiedlich ausschauen. Manche
Fische können ein paar Tage ohne Wasser
überleben. Dass jede Fischart
Besonderheiten hat. Das Bestimmen der
Fische. Wie man die Fische einordnen
kann.
w: Hab noch nie einen Fisch in der
Hand gehalten, echt toll! Dass
Menschen Tiere umbringen und das
mit gekrümmten Piercingnadeln. Die
March fließt ca. 5km/h. Dass bei
toten Fischen die Organe
rausquellen. Wie viele Fischarten in
der March leben.
w: Plan mit den Merkmalen der
Fische stimmte nicht. Studenten
waren sich nicht einig, ob der
Fisch Schuppen hat. Konnte mich
nicht richtig konzentrieren, ich
wurde ständig gebissen. Die Fische
sollte man gleich wieder frei
lassen. Mehr Fische sehen. Mehr
Geduld der Studentin. Mehr Zeit
zum Fische Fangen.
92
marchegg 2007
Fische
Pflanzen
m: Verschiedene Namen von Fischen.
Was für Fische dort leben und wie man
erkennt, wo sie leben. Selber keschern.
Nix, wusste alles. Bestimmen mit
Bestimmungstabelle.
m: Das Fischefangen. Wie hoch das
Hochwasser geht. Wie hoch das
Land überflutet wird. Die großen
Fischernetze. Dass ich einen Fisch
gefangen habe. Nicht alle Fische
haben Schuppen.
w: Fast alles. Ich habe mich in
w: Wie man Maiglöckchen und
Brennesseln gesetzt. War alles nicht neu,
Bärlauch unterscheidet. Das mit dem
aber sehr interessant. Pflanzen anfühlen.
Bärlauch und der anderen Pflanze.
Abwehrmechanismen. Dass verschiedene
Sehen, wo die Pflanzen wachsen.
Pflanzen sich gleich anfühlen. Dass
Die Brennesselhaare im Mikroskop.
manche Pflanzen ätherische Öle als
Wie sich Pflanzen wehren und wie
Abwehr haben. Welche Pflanzen essbar
sie schmecken. Informationen über
sind und welche giftig. Unterschied
das Brennesselgift. Tastbox war
zwischen Dornen und Stacheln.
richtig interaktiv.
m: Das meiste. So gut wie alles, außer die m: Nichts. Was man mit Pflanzen
Brennesseln. Wie Brennesseln vergrößert
machen kann, bei denen man
aussehen. Welche Pflanzen man essen
meistens vorbei geht. Die
kann, wie sie genutzt werden, wie sie
besonderen Abwehr-arten der
wirken. Dass dort Hopfen wächst. Der
Pflanzen. Die Brenn-Nesseln im
Geschmack von Hopfen. Dass Brennesseln Mikroskop und die Klettpflanzen.
so viele Brennstäbe haben.
Wie leicht manche Pflanzen zu
verwechseln sind mit giftigen. Die
Pflanzen, die an der Kleidung haften.
Rosen haben Stacheln, glaub ich.
93
m: Mehr Fischsorten. 5 Minuten
Pause nach jeder Station! Mehr
Fische und mehr Erklärung dazu.
Die Info interessanter machen.
Mehr angeln.
w: Das Essen. Vielleicht ein
bisschen mehr Aktion. Ein wenig
langweilig.
m: Keine Brennesseln. Weniger
Brennesseln, und nicht in der Box!
Fast alles, mich hat´s nicht
interessiert. Mehr Infos über
Drogen-Pflanzen. Genauere
Information, wie man bei
Herbstzeitlose stirbt.
marchegg 2007
Totholz
w: Nichts. Dass man Insekten selber
fangen muss. Dass viele Käfer im Totholz
leben. Ein lebender Baum kann einen toten
Stumpf haben. Dass Insekten die voll
verschiedenen Lebensräume haben. Wie
viele Tiere im toten Holz leben.
m: Wie viele Tiere es im Totholz gibt.
Dass Centipedes Jäger sind. Dass sich
Totholz rot färbt.
Signale
w: Alles. Vieles schon gewusst, aber
trotzdem interessant. Schwebefliege sieht
aus wie Biene. Wie Schmetterlinge sich
tarnen.
m: Vieles. Wie viele Tiere Warnfarben
besitzen. Einige Kommunikationsarten bei
Tieren.
Amphibien
w: Alles. Ich habe bei dieser Station nicht
wirklich viel Neues gelernt. Wie man
Frösche hält.
w: Insekten suchen. In den Schlamm
fallen. Dass Insekten vergrößert
grausam anzuschauen sind. Diese
ganzen Käfer, die man beschreiben
musste. Dass diese Insekten in der
Feuchtigkeit bessere ÜberlebensChancen haben. Das Zeichnen nach
Beschreibung hat Spaß gemacht. Der
„Springkäfer“.
m: Das Zeichnen und Beschreiben
der Käfer. Das Ratespiel war lustig.
Tiere im Totholz suchen hat Spaß
gemacht.
w: Alles über d. Schmetterlinge. Die
verschiedenen Blüten. Dass sich die
Schwebefliege als Wespe verkleidet.
Die abschreckenden „Augen“ der S.
m: Schmetterlinge selber fangen.
Mehr und länger selber fangen. Wie
Tiere sich verständigen. Dass
Schmetterlinge Pixel haben. Die
Signalfarben der Schmetterlinge.
w: Dass wir Frösche halten durften.
Wie man einen Frosch hält. Alles!!!
Dass sie voll süß sind. Unkenreflex.
94
w: Hätte mir mehr Info über
einzelne Insekten gewünscht. Hab
immer noch höllische Angst vor
Krabbeltieren. Nicht so lange
suchen.
m: Mehr Insekten sehen mit mehr
Info. Mehr Aufregung. Dass meine
Kamera nicht absäuft. Bessere
Tiere, z.B. Skorpione.
w: Insekten sind absolut nichts für
mich. Früher Pause machen. Mehr
Spaß. Länger Schmetterlinge
fangen.
m: Mehr Zeit, dann hätten wir auch
Käfer fangen können.
w: Ich wollte den Frosch behalten,
durfte aber nicht. Mehr Zeit. War
total genial.
marchegg 2007
Amphibien
m: Sehr große Auswahl an Tieren. So gut
wie alles. Die Einteilung der Amphibien.
Wie sich Amphibien anfühlen. Fast alle
Infos über Frösche und das mit dem
Blaufärben.
m: Leckere Belohnung beim Quiz.
Sie verschiedenen Merkmale. Die
Frösche zu halten und anzugreifen.
Die nette Betreuung. Frösche haben
nur hinten Schwimmhäute. Wie die
Frösche sich gesonnt haben.
m: Mehr Zeit zum Fröschefangen.
War eh alles cool. Es war alles
perfekt.
Was ich
sonst noch zu
diesem Tag
sagen
möchte:
w: Sehr schön und interessant. Die Störche waren schön. Es war wirklich toll! Die Amphibien rochen gut. Ziemlich
anstrengend, aber gut gemacht. Das Brot hat mir nicht geschmeckt. Die Schlange hat auf meine Hand gepinkelt. Es war
auf jeden Fall einmal etwas anderes und noch dazu sehr lustig. Wir sind zu wenig gesessen. Wir sind oft
herumgesessen. Etwas anderes als Biologieunterricht. Schlecht war, dass viele geraucht haben! Lagerfeuer war super!
Die Mittagspause hätte zwischendurch sein sollen, denn am Ende war man unkonzen-triert und hungrig. Mir hat nicht
gefallen, dass ich von Viechern gestochen wurde. Wir sind zuviel gegangen.
m: Dass die Schlange Vincent gebissen hat. Ich finde beißende Schlangen eher riskant. Die Schlangen waren ein tolles
Erlebnis und das Brot überm Lagerfeuer zu rösten. Brot war lecker. Ich fand es gut, mehr über die Tierwelt zu lernen.
Ich hätte gern mehr über die Schlangen erfahren! Ich hätte gern mehr Zeit mit Schlangen gehabt und Katie in meiner
Gruppe! Die Rückfahrt war Klasse. Tolles Wetter. Macht´s weiter so! Mir hat ein Bewegungs-Sport-Spiel gefehlt. Alles
war gut, was nicht theoretisch war. Es hat mir sehr gut gefallen und ich kann mich nicht beschweren. Negativ war, dass
man so viel gehen musste und dass es so lang war. Informativ, aber ziemlich anstrengend.
95
marchegg 2007
2) Ranking der Stationen (in %)
Frage: Welche 3 Stationen haben dir am besten gefallen?
Ranking der Stationen in %
Mädchen
Buben
gesamt
7,9
7,6
8,3
Signale
Pflanzen
12,1
8,8
Fische
4,2
17,5
25
12,1
16,7
18,2
Totholz
14,6
49,1
50
47,9
Amphibien
0
Amphibien
Totholz
Fische
Pflanzen
Signale
5
10
15
20
25
Mädchen
Buben
47,9
14,6
4,2
25
8,3
30
35
40
45
50
55
gesamt
50
18,2
12,1
12,1
7,6
49,1
16,7
8,8
17,5
7,9
96
marchegg 2007
3) Bewertung der Stationen mit Schulnoten
3a) Gesamteindruck (bewertet mit Schulnoten)
Mädchen
Buben
Fische
3
Fische
3
2
2
Amphibien
1
Amphibien
Pflanzen
0
Signale
1
Pflanzen
0
Totholz
Noten: Fische 2. Pflanzen 1,6.
Totholz 1,4. Signale 1,9. Amphibien 1.
Signale
Totholz
Noten: Fische 1,9. Pflanzen 2,3.
Totholz 2. Signale 1,9. Amphibien 1,1.
97
marchegg 2007
3b) Betreuung (bewertet mit Schulnoten)
Kommentare zur Betreuung: Die Leute waren äußerst nett und hilfreich. Die Studenten waren nicht allzu streng, auf alle Fragen wurde
eingegangen. Ich fand es toll, man hat aber gemerkt, dass die noch jüngeren Studenten nicht so viel Wissen/Erfahrung haben. Sympathische
Leute. Alles war gut vorbereitet und gestaltet. Kreativ und sehr vielseitig. Alle waren sehr nett und offen. Es wurde alles gut und knapp
erklärt.
Mädchen
Buben
Fische
3
Fische
3
2
2
Amphibien
1
Amphibien
Pflanzen
0
Signale
1
Pflanzen
0
Totholz
Noten: Fische 1,5. Pflanzen 1,3.
Totholz 1,6. Signale 1,8. Amphibien 1.
Signale
Totholz
Noten: Fische 1,7. Pflanzen 2,1.
Totholz 1,9. Signale 1,7. Amphibien 1,1.
98
marchegg 2007
4) Phänologie des Feedbacks
schlechte Strukturierung (Ökologie, Systematik bunt
gemischt)
Schülerinteresse abgewürgt (hätten gern länger Fische
bestimmt)
Vieles nur gesagt, was man am Fisch hätte sehen können
(Bauchflosse bei Grundel)
Ungeeigneter Platz, zu eng, daher Gedränge der Schüler
Es muss einmal gesagt sein, und es soll auch niemand glauben,
dass es einfach ist, mit einer Schulklasse nach Marchegg zu
fahren. Eine Klasse zu kriegen ist leicht, aber die Mar-chegger
„Green card“ muss man sich verdienen. Mein Weg führte über
die Lehrjahre 1994–99 als Lagerfeuerhüterin, Erdäpfelbäuerin,
Hopfenpflückerin, Über – glühende – Kohlen – Geherin,
Likörbrauerin und Trotzdem – Kärntner – Lieder - Sängerin
(Reihung aufsteigend nach Schwierigkeit). Zugegebenermaßen
entbehrungsreich, aber es gab auch schöne Momente, und so
kam es, dass Marchegg aus meinem biologischen
Jahresrhythmus nicht mehr wegzudenken ist: Sobald der Kerbel
grünt, die Nessel nesselt und der Hopfen sprosst, vermeine ich
den Schlag der Nachtigall zu hören – und unwillkürlich zuckt
meine Hand zu Notizblock und Stift, um alles und jeden mit
wohlwollendem Feedback zu bedenken …
Station Amphibien:
+
Übung zum Halten mussten ALLE machen (manche
wollten sich anfänglich drücken und waren dann begeistert)
+
klar strukturiert
+
methodische Vielfalt
+
Zusammenfassung am Ende (Quiz)
mehrmaliges Erwähnen von nicht Vorhandenem bzw.
Fehlendem
Ungenügende Abstimmung, wer was fragt, daher einige
Fragen doppelt
4a) Konkrete didaktische Beobachtungen der „critical
friends“ Klemens Wernisch und Ursula Fraunschiel
Station Pflanzen:
+
Fühlboxen sehr geeignet und passend zum Thema - die
Erfahrungen der Schüler beim „Begreifen“ wurden diskutiert.
Schüler beschreiben, was sie fühlen (Lernen auf mehreren
Ebenen)
Station Fische:
+
Fragen von Studenten an Schüler UND umgekehrt
+
Erlebnis gut angekommen, aber mehr Zeit wäre gut
99
marchegg 2007
+
Kärtchen zuordnen als Einstieg und Wiederholung sehr
gelungen
+
Mikroskop als Zusatz: Sinnvolle Aufteilung in 2
Kleingruppen
+
Brennessel als „Reizthema“ bringt Schüler zum Reden,
Erzählen und Fragen
+
Ortswechsel: Pflanzen am Wuchs-Standort sehen
Struktur im Laufe des Vortrages immer unklarer
Keine Zeit zum Antworten
Eibe als Beispiel für Giftpflanzen nicht ideal, da kein
direkter Bezug zum Lebensraum Au
Arbeitsaufträge beim Pflanzensammeln zu wenig
konkret und zu wenig Zeit
keine Zeit für wichtigsten freilanddidaktischen Teil
(Schmetterlingsfang wurde zumindest bei einer Gruppe
abgesagt)
Station Totholz:
+
immer genug Zeit nach einer Frage (viele gute
Antworten kommen erst später)
+
Gute hinführende Fragen (Symbiose Pilz – Baum)
+
genaues Betrachten durch „blindes Diktat“ passend
geübt (Details! Zeichner fragen nach)
+
Ergebnisse nicht komplett vorgegeben, sondern
situationsbezogen
phasenweise losgelöstes Detailwissen
Station Signale:
+
Schmetterlingsfang als Einstieg bei mindestens einer
Gruppe
+
Sehr sorgfältig darauf geachtet, alle Schüler
einzubeziehen
verwirrende Erklärungen und undurchsichtiger Aufbau
Informationsgabe nicht koordiniert
zu wenig Zeit für Beobachtungen und Entwicklung von
Antworten
Zusammenhang der Struktur der Schmetterlingsflügel
zum Thema Signalwirkung?
4b) Allgemeine didaktische Grundsätze – Die „Evergreens“
Highlights:
☺
Selbst aktiv sein: Tiere selbst suchen und fangen.
Pflanzen pflücken. Tiere angreifen.
☺
Unmittelbarer Bezug, zu dem, was es „hier und jetzt“ zu
sehen gibt.
☺
Konkrete Arbeitsaufträge: sammeln, zeichnen,
beobachten etc.
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Musts:
5) Impressionen
!
Zeitliche und Räumliche Struktur (ist genauso wichtig
wie inhaltliche Vorbereitung)
!
Gezielt Pausen machen. Zuhörer nicht überfordern.
!
Visualisierung der Struktur: Roter Faden und takehome-message z.B. auf Plakat er-kennbar machen oder auf
andere Weise klar zusammenfassen (Quiz, Arbeitsblatt)
„Es ist ein Käfer … er hat 3 Teile … der hinterste ist 4x so lang
wie der Rest …hinten gerade mit Gupf, wie ein Eis ... der
mittlere Teil ist eckig ... der Schädel trichterförmig, vorne spitz
mit kleinen flachen Zangen …. Fühler ziemlich lang, aus vielen
kleinen Punkten aufgebaut ... gehen seitlich nach oben weg ...
sind so lang wie Mittelteil und Kopf zusammen ... 6 Beine, 1
weiter vorne, 2 weiter hinten ... dicker Oberschenkel, dünner
Unterschenkel mit ein bisschen rot ... die Augen sind relativ
klein.“
NoNo´s:
☹
Betonen, was es nicht zu sehen gibt bzw. erwähnen, was
man noch alles hätte ma-chen können.
☹
Zu wenig Zeit zum Antworten (Geduld, die guten
Antworten kommen oft erst mit Ver-zögerung!)
☹
Unklare Struktur und unklare Rollenverteilung bei
„Doppelconference“
[Lösung: Schmalbock]
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Heurige Infrastrukturverbesserung: Andi, Düdlü, Jakobus, Peter
und Simon (welch biblische Namensliste!) wissen die Kelle zu
handhaben und mauern die neue Marchegger Lagerfeuerstätte
(10. April 2007). Vielen Dank!
Zum Lohn gab’s – neben
Undank von oben – schönes
Wetter und ein unvergessliches Ersterlebnis Andis mit
Zamenis longissimus.
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