Pharmakotherapeutische Optionen bei Psoriasis - Heinrich

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10. Jahrgang, 5. Ausgabe 2016, 162-181
- - - Rubrik Fortbildungsartikel - - -
Pharmakotherapeutische
Optionen bei Psoriasis
Krankheitsbild
Biologika
Topische Pharmakotherapie
Sonstige Therapieoptionen
Systemische Therapie
Psoriasis Arthritis
Pharmakotherapeutische Optionen bei Psoriasis
- 163 -
Pharmakotherapeutische Optionen
bei Psoriasis
Samir Sbaa, Nikola Köhlen*
Fachbereich Pharmazie
Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf
*
Korrespondenzadresse
Nikola Köhlen
Fachbereich Pharmazie
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Universitätsstraße 1
40225 Düsseldorf
[email protected]
Lektorat
Prof. Dr. Georg Kojda
Institut für Pharmakologie und klinische Pharmakologie
Universitätsklinikum, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf
Den Fortbildungsfragebogen zur Erlangung eines Fortbildungspunktes zum
Fortbildungstelegramm Pharmazie finden Sie hier:
http://www.uni-duesseldorf.de/kojda-pharmalehrbuch/FortbildungstelegrammPharmazie/Kurzportraet.html
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(5):162-181
Pharmakotherapeutische Optionen bei Psoriasis
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Abstract
Krankheitsbild
Psoriasis is a chronic inflammatory disease affecting multiple organs, primarily
the skin and the joints. Genetic and environmental factors are the main causes
of Psoriasis. There are different types of
this illness, including Psoriasis vulgaris
as the most frequent type (80 – 90% of
patients). To reduce the risk of sometimes serious comorbidities, diagnosis
should be made at an early stage, followed by a rapid initiation of therapy.
There are various therapy options. Depending on the severity of illness, a distinction is made between topical and
systemic therapies. Vitamin D3 and analogs, as monotherapy or combined with
glucocorticoids, represent the topical
first-line therapy. More severe forms of
Psoriasis are treated systemically. Here,
Metothrexat is the treatment of choice. If
therapy with established systemically
applicated drugs fails, novel biologicals
are available as second-line treatment.
Psoriasis, zu Deutsch Schuppenflechte,
leitet sich von dem griechischen Wort
„psao“ ab, was so viel bedeutet wie kratzen. Psoriasis ist eine chronische, entzündliche Hautkrankheit, die schubweise
auftritt und mit einer verstärkten Schuppung einhergeht. Die Erkrankung kann
außer der Haut auch beispielsweise Nägel und andere Organe befallen. Deshalb
zählt die Psoriasis zu den systemischen
Erkrankungen (Weblink 1). Die häufigste Form der Schuppenflechte ist Psoriasis
vulgaris oder Plaque Psoriasis, die bei
85-90 % der Patienten vorliegt (Tab. 1).
Weltweit sind etwa zwei Prozent der Bevölkerung betroffen, dabei zeigt sich kein
Unterschied zwischen Männern und
Frauen (1,2). In Bezug auf den Zeitpunkt
der Erstmanifestation können zwei Typen
der Psoriasis unterschieden werden
(Weblink 2,3).
Abstrakt
•
•
Bei Psoriasis handelt es sich um eine
chronisch-entzündliche
Multiorganerkrankung, die hauptsächlich auf der Haut
und an den Gelenken auftritt. Ursachen
der Erkrankung sind sowohl genetische
als auch Umweltfaktoren. Es gibt verschiedene Formen der Psoriasis, wobei
Psoriasis vulgaris die häufigste Form
darstellt (85 – 90% der Patienten). Um
das Risiko zum Teil schwerwiegender
Begleiterkrankungen zu reduzieren, sind
eine frühe Diagnosestellung und eine
rasche Therapieeinleitung von Bedeutung. Die Therapieoptionen sind vielfältig, wobei in Abhängigkeit vom Schweregrad der Erkrankung zwischen topischer
und systemischer Therapie unterschieden wird. Vitamin D3 und Analoga, einzeln oder in Kombination mit Glukokortikoiden, stellen bei topischer Behandlung die Mittel der Wahl dar. Bei schweren Formen greift man auf die systemische Therapie zurück. Methotrexat ist
hierbei das Mittel der Wahl. Wenn die
etablierten systemischen Arzneimittel
keinen
ausreichenden
Therapieerfolg
erbringen, stehen neuere Arzneimittel
aus der Gruppe der Biologika zur Verfügung.
Typ 1: früher Krankheitsbeginn
≤40. Lebensjahr, familiär gehäuftes Auftreten, meist schwerer
Verlauf
Typ 2: später Krankheitsbeginn
>40. Lebensjahr, meist milderer
Verlauf
Symptomatik Die Haut weist erhabene,
scharf begrenzte, erythematöse (gerötete) Herde auf, die mit weißen bis silberfarbenen Schuppen überzogen sind, sogenannte Plaques (Weblink 4). Des
Weiteren leiden die Patienten unter extrem trockener, verdickter Haut mit gelegentlichem Juckreiz. Häufig sind Ellenbogen, Knie, behaarter Kopf und das
Kreuzbein als Folge eines rasanten, gutartigen, unkontrollierten Wachstums der
Oberhaut betroffen (Abb. 1). Je nach
Ausbreitung und Manifestation unterscheidet man unterschiedliche Formen
der Psoriasis (Tab. 1, Weblink 2).
Pathophysiologie Die Psoriasis ist eine
chronische entzündliche Multiorganerkrankung, die sich hauptsächlich in Haut
und Gelenken manifestiert. Sie wird bislang nicht direkt zu den Autoimmunerkrankungen gezählt, ist jedoch mit diesen verwandt (1). An der Pathophysiologie der Psoriasis sind sowohl genetische
als auch Umweltfaktoren wie Stress, Mikroorganismen, Trauma oder Rauchen
beteiligt, die insgesamt zu einer Störung
des angeborenen Immunsystems führen.
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Abb. 1: Beispiele für kutane Manifestationen bei Psoriasis vulgaris, modifiziert nach
(Weblink 6). A = Plaques lokalisiert an den Armen und Ellenbogen; B = großflächiger
Befall des Rumpfs und der Arme mit Plaques; C = chronische Plaques lokalisiert am Gesäß; D = chronische Plaques lokalisiert im Gesicht und auf der Stirn; E = Befall des Fingernagels; F = Lokalisation der Plaques an der Handinnenfläche.
Psoriasis Form
Kennzeichen
Psoriasis vulgaris /
chronisch-stationäre
Psoriasis vom PlaqueTyp
konfluente (lückenlose) erythemato-squamöse (gerötet,
schuppig) Plaques bevorzugt an Prädilektionsstellen, langsame bis schnelle Ausbreitung über gesamtes Integument,
häufig Folge von Infekten, Stress, Einnahme von bestimmten Medikamenten (siehe „Psoriasis auslösende Medikamente“)
Psoriasis guttata
0,1-1,5 cm große Effloreszenzen am gesamten Integument, Erstmanifestation: Kindes- oder Jugendalter, häufig
nach Infekten (Streptokokken-Infektionen) Übergang in
eine Psoriasis vulgaris möglich
Psoriasis
intertriginosa
Hautveränderungen an den großen Körperfalten, seltene
Form
Psoriasis inversa
sehr seltene Form, Hautveränderungen an den Beugen
der großen Gelenke
Pustulöse Psoriasis
schmerzhafte, gerötete Hautbereiche mit Eiterbläschen,
häufig an Handinnenflächen, Fußsohle, ca. 5 % der Menschen mit Psoriasis
Pustulosis palmoplantaris (PPP)
Eine genetisch eigenständige Erkrankung, aus der Gruppe
der akropustulösen Psoriasis, ausschließlich Pusteln an
Handflächen und/oder Fußsohlen mit lakunenartiger Verbreitung
Acrodermatitis continua suppurativa (Hallopeau)
sehr seltene Erkrankung, akrale (am äußersten Ende der
Extremitäten) Ausbildung von Pustelseen mit starker Entzündung, Verlust des Nagels und der Nagelmatrix möglich,
mögliche Zerstörung der Knochen, (Endphalangen= Endglied der Finger und Zehen)
Tab. 1: Unterschiedliche Formen der Psoriasis, modifiziert nach (Weblink 5).
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Die genetische Komponente, die ursprünglich durch Zwillingsstudien nachgewiesen wurde, hat sich als sehr komplex herausgestellt. Als wichtigster genetischer Faktor gilt eine Region auf Chromosom 6p21, die für die Proteine der 3
Klassen des Haupt-HistokompatibilitätsKomplexes (MHC) kodiert und als humanes Leukozytenantigen-System (HLASystem) bezeichnet wird. Diese Region
wird
„Psoriasis
Susceptibility
1
(PSORS1)“ genannt und die Variante
HLA-Cw6 weist die stärkste Assoziation
zur Psoriasis auf (3). Bei dieser polymorphen Kodierungssequenz-Variante, die
ein MHC Klasse I Protein kodiert, handelt
es sich nicht um eine Mutation sondern
um einen Risikofaktor.
Bei Patienten mit frühem Beginn der
Psoriasis vulgaris (< 40 Jahre) und oft
schwerem Verlauf (Typ 1) lässt sich die
HLA-Cw6 Variante fast immer nachweisen, während diese Variante bei späterem Beginn der Erkrankung (> 40 Jahre)
und leichterem Verlauf (Typ 2) deutlich
seltener auftritt. Darüber hinaus gibt es
eine Reihe weiterer Assoziationen zu
anderen Genvarianten, die für eine Fehlfunktion des angeborenen Immunsystems bei Patienten mit Psoriasis sprechen. Hierzu zählen beispielsweise auch
verschiedene an der Regulation von TLymphozyten und dendritischen Zellen
beteiligte Proteine wie der Interleukin
23-Rezeptor oder Interleukin 12B, einer
Untereinheit von Interleukin 12 und Interleukin 23 (1).
Dementsprechend sind auch verschiedene Typen von T-Helferzellen wie Typ 1
(Th-1) und Typ-17 (Th17) sowie plasmazytoide und dermale dendritische Zellen
an der Auslösung und Aufrechterhaltung
der Psoriasis vulgaris entscheidend beteiligt (4). Darüber hinaus spielen die
von diesen Zellen sezernierten Zytokine
eine wichtige Rolle für die der Psoriasis
zugrunde liegenden chronisch entzündlichen Veränderungen (Abb. 2). Patienten
mit Psoriasis vulgaris weisen ein erhöhtes Risiko für rheumatoide Arthritis, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Dyslipidämien, Adipositas, Typ 2 Diabetes, arterielle Hypertonie und kardiovaskuläre Folgeerkrankungen auf.
Schweregrade von Psoriasis vulgaris
Der PASI Score(Psoriasis Area and Severity Index) stellt ein wichtiges Hilfs-
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mittel zur Beurteilung des Schweregrades der Psoriasis dar. Dabei erfolgt die
Bewertung nach einem speziellen Punkte-Systems. Zunächst findet die Einteilung des Körpers in die vier Regionen
Kopf (K), obere Extremitäten (oE),
Stamm (St) und untere Extremitäten
(uE) statt. Nun erfolgt die Bewertung der
betroffenen Körperoberfläche (= A, bzw.
BSA für Body Surface Area) auf einer
Punkteskala von 0 – 6 für den jeweiligen
Körperabschnitt. Dabei bedeuten
•
•
•
•
•
•
•
0: keine Beteiligung des Körperabschnitts
1: kleiner 10%,
2: 10 bis kleiner 30%,
3: 30 bis kleiner 50%,
4: 50 bis kleiner 70%,
5: 70 bis kleiner 90% und
6: 90 bis 100%.
Sind beispielsweise die Arme zu 40%
betroffen, so ergibt sich daraus AoE= 3.
Daraufhin erfolgt eine genaue Beschreibung der Psoriasis-Herde. Dabei wird die
Rötung (E = Erythema), die Schuppung
(D = Desquamation) und die Dicke des
Herdes (I = Induration) auf einer Punkteskala von 0 – 4 bewertet (siehe
Abb. 3, diese Abbildung ist ein Beispiel
für unterschiedliche Rötungsgrade).
Anschließend wird mit Hilfe folgender
Formel der PASI-Punktwert errechnet
(Weblink 8):
PASI = K + oE + St + uE.
Dabei setzen sich K, oE, St und uE wie
folgt zusammen:
K = 0,1 × (EK + IK + DK) × AK
oE = 0,2 × (EoE + IoE + DoE) × AoE
St = 0,3 × (ESt + ISt + DSt) × ASt
uE = 0,4 × (EuE + IuE + DuE) × AuE
Bei den Faktoren AK, AoE, Ast und AuE
handelt es sich um Korrekturfaktoren um
die unterschiedlich großen Oberflächen
der Körperregionen entsprechend zu gewichten. Es ergibt sich so ein maximal zu
erreichender PASI-Punktwert von 72
(Weblink 6). Dies ist allerdings ein theoretischer Wert. Dabei muss das persönliche Empfinden der Patienten mit einbezogen werden. Hierzu gehören beispielsweise die Intensität des Juckreizes oder
die Lokalisation der Herde (beispielsweise Achseln, Genitalien, Körperfalten).
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Abb. 2: Modellvorstellung zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Psoriasis vulgaris,
modifiziert nach (1). Als Auslöser der Krankheit wird ein Zusammenspiel aus Umweltund genetischen Faktoren angesehen. Dies setzt eine Kaskade von Ereignissen in Gang,
die die Bildung von DNA-LL-37* Komplexen und die Freisetzung von Interleukinen und
TNFα fördert. Dies führt wiederum zu einer Aktivierung von plasmazytoiden dendritischen
Zellen, die Interferon-α ausschütten und so, zusammen mit den gebildeten Interleukinen,
die dermalen dendritischen Zellen aktivieren. Diese wandern in den Lymphknoten, wo sie
die Bildung und Differenzierung spezieller Typ-17 T- Helferzellen (Th17) und Typ-1 THelferzellen (Th1) sowie Typ-1 zytotoxischer T-Zellen (Tc1) und Typ-17 zytotoxischer TZellen(Tc17) aus naiven T-Zellen hervorrufen. Diese rezirkulieren und migrieren in das
Hautgewebe. Dort findet mutmaßlich die Präsentation von Autoantigenen bzw. von Chemokinrezeptoren statt, die zusammen mit der Freisetzung von Interleukn-23 von dermalen dendritischen Hautzellen die Schlüsseleffekte der Krankheit darstellen. Die Produktion
von proinflammatorischen Mediatoren wie z. B. Tumornekrosefaktor-α (TNFα) und Stickoxiden durch bestimmte dendritische Zellen (TIP: TNFα und iNOS produzierende dendritische Zellen) und von Interleukin-17A und F, Interleukin-22 von Th17 und Tc17 Zellen
sowie die Produktion von Interferon-γ und TNFα durch Th1 und Tc1 Zellen üben Effekte
auf die Keratinozyten aus. Durch die Ausschüttung der zuvor beschriebenen Entzündungsmediatoren wird die Proliferation und Aktivierung der Keratinozyten in Gang gesetzt, was zur Bildung von antimikrobiellen Peptiden (Chemokine, Defensine) führt.
Dendritische Zellen und T-Zellen bilden perivaskuläre (= ein Gefäß umgebend) und lymphoide Strukturen durch die Bildung von CCL19 (= CC-Chemokine ligand 19) über Makrophagen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Wanderung der T-Zellen aus der Dermis in
die Epidermis, gesteuert von Kollagen IV und Integrin (auf T-Zellen lokalisiert). Unkonventionelle T-Zellen (nicht MHT-reaktive T-Zellen) tragen einen großen Teil zur Krankheitserhaltung bei, dabei sind natürliche T-Helferzellen eingeschlossen. Über sogenannte
Rückkopplungsschleifen werden Keratinozyten, Fibroblasten und Endothelzellen eingeschlossen und tragen so zur Gewebereorganisation durch endotheliale Zellaktivierung,
Proliferation und Ablagerung von extrazellulärer Matrix bei. *LL-37 ist kleines antimikrobielles Protein, das von Immunzellen gebildet wird und Teil des angeborenen Immunsystems ist (Abb. modifiziert nach (1)).
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Pharmakotherapeutische Optionen bei Psoriasis
So ergibt sich eine weitere Einschätzung
der Schwere mittels Dermatology Life
Quality Index (DLQI, Weblink 9). Dieser
Index beurteilt die Lebensqualität der
Patienten und hilft ebenfalls, wie auch
der PASI-Punktwert, eine geeignete Therapieauswahl zu treffen.
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(Weblink 11) (RAPTIVA®, im Februar
2009 hat die Europäische Arzneimittelagentur (EMEA) das Ruhen der Zulassung geschlossen (Weblink 12), Daclizumab (Zinbryta®) und Siltuximab (Sylvant®). Des Weiteren zählen zu den Auslösern die Virostatika Boceprevir (Victrelis®), Interferon α-2b (Intron-A®) und
Peginterferon α-2a (Pegasys®). Antibiotika (z.B. Co-trimoxazol) und Betablocker
(z.B. Propanolol) können ebenfalls Psoriasis auslösen (Weblink 11).
Andere Faktoren Traumata, Infekte
(z.B. Streptokokken), emotionale Belastungen und Stress stellen ebenfalls Auslöser der Krankheit dar (Weblink 13).
Topische Pharmakotherapie
Abb. 3:
Erytheme
unterschiedlicher
Schweregrade,
modifiziert
nach
(Weblink 7). Erythematöse Veränderungen der Haut bei Psoriasis mit ansteigendem Schweregrad (0- 4). Die Abbildungen dienen der Veranschaulichung
der Bewertung des Schweregrades der
Erkrankung durch den PASI-Punktwert.
Die Bewertung des Schweregrades einer
Psoriasis erfordert große ärztliche Erfahrung.
Psoriasis auslösende Medikamente
Psoriasis vulgaris kann durch verschiedene Einflüsse ausgelöst werden. Nicht
nur Umweltfaktoren und genetische Dispositionen spielen dabei eine große Rolle
sondern auch Arzneistoffe. Es gibt einige
Arzneistoffe auf die dies zutrifft. Am häufigsten beobachtet man diese unerwünschte Wirkung bei Immunsuppressiva wie z.B. Adalimumab (Humira®), Infliximab
(Remicade®),
Efalizumab
Das Therapieschema von Psoriasis vulgaris basiert auf mehreren Faktoren. Hierbei wurden die Sicherheit, die Verträglichkeit und die Praktikabilität durch den
Arzt, Patienten und das Kosten-Nutzen
Verhältnis berücksichtig (Weblink 5).
Etwa 80% der Patienten weisen eine
leichte bis mittelschwere Psoriasis auf,
die in den meisten Fällen (siehe Abb. 4)
mit einer topischen Therapie behandelt
werden können (5). Glukokortikoide und
Vitamin D3- Analoga entweder als Einzelmittel oder in einer fixen Kombination,
sind hierbei Mittel der ersten Wahl (6).
Der genaue Wirkmechanismus wird im
Folgenden erläutert. Ebenfalls werden
weitere Therapieoptionen aufgezeigt.
Vitamin D3 und Analoga Calcipotriol
(Psorcutan®) und Glukokortikoide stellen
das Mittel der ersten Wahl bei der Therapie von leichter bis mittelschwerer Psoriasis vulgaris dar. Vitamin D3 kann als
Monotherapie oder als Kombitherapie mit
topisch anwendbaren Glukokortikoiden
eingesetzt werden. Das Glukokortikoid
wird separat am Morgen angewendet
und Vitamin D3 am Abend in einem Zeitraum 4 bis 8 Wochen. Wenn nach maximal 8 Wochen keine Verbesserung beobachtet wird, wird das Vitamin D3- Analoga allein zweimal täglich angewendet
(Weblink 14). 30-50% der Patienten
zeigen nach einer Behandlung mit Calcipotriol eine deutliche Besserung oder
sogar eine vollständige Abheilung der
Hautläsionen bereits nach wenigen Wochen (Weblink 5).
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Abb. 4: Schaubild zur Wahl der geeigneten Therapie (Weblink 10). Das Schaubild verdeutlicht die Wahl einer geeigneten Therapie. So wird bei einer leichten Psoriasis, also ein
PASI-, BSA- und DLQI-Punktwert unter oder gleich zehn, eine topische Anwendung verschiedener Arzneistoffe bevorzugt. Bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis, also bei
einem PASI-, BSA- und DLQI-Punktwert über zehn, ist eine topische Therapie nicht ausreichend, so dass auf eine systemische Anwendung zurückgegriffen werden muss. Die
systemische Therapie kann mit einer topischen Therapie kombiniert werden. Zur Verfügung stehen diverse Wirkstoffe aus unterschiedlichen Arzneistoffklassen (s.u.).
Calcipotriol ist als Creme, Salbe und Lösung Verfügbar. Calcipotriol hemmt die
Proliferation von Keratinozyten und fördert dessen Ausreifung und Differenzierung (Abb. 5). Eine Wirkung wurde nach
zwei bis vier Wochen beobachtet. Die
maximale Wirkung wird nach sechs Wochen erzielt. Häufig auftretende unerwünschte Wirkungen sind vorübergehende
Hautirritationen
sowie
Brennen
(Weblink 15).
Glukokortikoide wurden bereits in den
50er Jahren in die topische Therapie der
Psoriasis indiziert. Heutzutage zählen
Glukokortikoide zu der Standardtherapie
bei der Behandlung von leichter bis mittelschwerer Psoriasis. Allgemein werden
Glukokortikoide bei lokalen Entzündungsreaktionen an bestimmten Körperregionen eingesetzt (Weblink 7). Glukokortikoide haben auf der Haut entzündungshemmende,
immunsuppressive
und antiproliferative Wirkungen. Sie wirken über nukleäre Rezeptoren (Abb. 6),
die in den Epidermiszellen in höherer
Zahl exprimiert sind. Dadurch wird in der
Haut die Proliferation der Epidermiszellen
gehemmt, und schließlich kommt es zu
einer Stabilisierung der Verhornungsvorgänge. An den Fibroblasten werden die
Kollagen- und die Mucopolysaccharidsynthese gehemmt, die Anzahl an Lymphozyten und Granulozyten nimmt ab
und die Mastzellenfreisetzung zu. Entzündungsmediatoren werden vermindert
(Weblink 17).
Es gibt diverse Glukokortikoide, die zur
topischen Therapie für Psoriasis vulgaris
eingesetzt werden. Hierzu zählen Betamethasondipropionat (Klasse III), Mometasonfuroat
und
Clobetasol-17propionat (Klasse IV) (Weblink 5). Die
spezifische Therapie wird unter dem Gesichtspunkt mehrerer Faktoren bestimmt, unter anderem der betroffenen
Körperoberfläche (Gesicht, Genitalien,
Kopfhaut, Stamm und Gliedmaßen), verfügbaren Kombinationstherapien und
nach dem Schweregrad der Psoriasis.
Empfohlen wird die Anwendung von Glukokortikoiden einmal oder Zweimal täglich. Der Wirkungseintritt kann nach ein
bis
zwei
Wochen
erzielt
werden
(Weblink 14). Betamethasondipropionat
zweimal täglich zeigt bei 50% der Patienten deutliche Verbesserungen oder
vollständiges Verschwinden der Hautläsionen. Clobetasol-17-propionat zweimal
täglich zeigt bei 68 bis 89% der Patienten einen Therapieerfolg (Weblink 2).
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Abb. 5: Vitamin D3 Synthese, 7- Dehydrocholesterol wird zunächst in der Leber produziert, anschließend in die Haut transportiert und dort durch eine photochemische Reaktion zu Cholecalciferol (Provitamin D3) umgewandelt. Nun wird Cholecalciferol entweder
aus den Keratinozyten zur Leber transportiert, wo es zu 25-Dihydroxy-Cholecalciferol
umgewandelt wird, oder direkt zu 25-Dihydroxy-Cholecalciferol in den Keratinozyten
durch das Enzym 27-Hydroxylase (CYP27A1) metabolisiert. 25-Dihydroxy-Cholecalciferol
wird in den Keratinozyten durch die Enzyme 24-hydroxylase (CYP24) und 1α-hydroxylase
(CYP27B1) zu 1,25-Dihydroxy-Cholecalciferol (aktives Vitamin D3) umgewandelt. Durch
Aktivierung des Vitamin D3 Rezeptors mittels des Liganden 1,25-DihydroxyCholecalciferol kann dieser an bestimmte regulatorische Abschnitte der DNA binden und
beeinflusst so die Genexpression. Folglich sinkt die Menge an Entzündungsmediatoren
wie z.B. Interferone. (modifiziert nach Weblink 16).
Abb. 6: Angriffsorte und Wirkmechanismus der Glukokortikoide. Glukokortikoide wirken
über nukleare Rezeptoren (NR) die mit Hitzeschockproteinen(HSP) im Cytosol als Komplex vorliegen, nach Liganden Bindung wird das HSP abgespalten. Der (NR)Kortikoidkomplex wird als Dimer in den Zellkern transloziert, wo es an eine bestimmte
DNA-Sequenz als Hormon -Response-Element (HRE) bindet. Der (NR)-DNA-Komplex
wiederum wird über m-RNA durch Translation zum Protein synthetisiert. Dies führt zur
Änderung der Zellfunktion. Somit werden Entzündungsmediatoren blockiert (Abb. modifiziert nach Weblink 18).
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Pharmakotherapeutische Optionen bei Psoriasis
Eine 4–wöchige Therapie mit Glukokortikoiden oder die Kombination mit Vitamin-D3 Analoga (Siehe Vitamin-D3 Analoga) oder mit UV-Licht sind empfehlenswert. Neuere Wirkstoffgeneration
haben deutlich stärkere Wirkungen und
weniger Nebenwirkungen als die älteren
Präparate. Glukokortikoide haben jedoch
je nach Stärke und Anwendungsort zahlreiche Nebenwirkungen. Am häufigsten
sind Akne, Brennen, Juckreiz, Follikulitis,
Sekundärinfektion und Wundheilungsstörungen. Bei einer Langzeitanwendung
von Glukokortikoiden auf großflächigen
Körperarealen kann es zu einer systemischen Resorption und einer Suppression
der Funktion der Nebennierenrinde
Kommen. Bei der Psoriasis vulgarisTherapie sollten Glukokortikoide nicht
plötzlich abgesetzt werden. Es kann zu
einem Rebound-Effekt führen, indem
eine erneute instabile Psoriasis hervorgerufen wird. Deshalb sollten Glukokortkoiden in immer kleiner werdender Dosis
verabreicht und schließlich ganz abgesetzt werden (Weblink 5).
Steinkohlenteer wird seit Jahrhunderten zur Behandlung von Hautkrankheiten
verwendet. Die genaue pharmakologische Wirkung ist bis heute unklar. Kohlenteer hat antibakterielle, antimykotische,
juckreizstillende
und
keratoplastische Eigenschaften. Mittlerweile
vermutet man jedoch, dass Steinkohlenteer kanzerogen sei. Außerdem haben
Kohlenteerzubereitungen viele Nebenwirkungen wie Geruch, Verfärbung der
Kleidung, Brennen und Photosensibilisierung (7). Laut der S3 Leitlinie wird deshalb die Anwendung von Steinkohlenteer
bei Psoriasis vulgaris als Monotherapie
nicht empfohlen. Lediglich in bestimmten
Fällen ist Steinkohlenteer als Kombipräparat
mit
UV-Therapie
empfohlen
(Weblink 5).
Calcineurin-Inhibitoren Diese Gruppe
von immunsuppressiv wirksamen Arzneistoffen wurde zuerst für die Verhinderung der Abstoßung von Organtransplantaten zugelassen. Für Tacrolimus (Protopic®, Salbe) und Pimecrolimus (Elidel®,
Creme) sind topisch anwendbare Zubereitungen verfügbar. Tacrolimus ist ein
aus Streptomyces tsukubaensis gewonnenes Makrolid mit starken immunsuppressiven Eigenschaften. Der Wirkungsmechanismus ist nicht genau bekannt,
- 171 -
ähnelt jedoch sehr dem von Ciclosporin,
welches als systemische Therapie zur
Behandlung schwerer Psoriasis zugelassen ist (s.u.). Nach bisherigen Untersuchungen bindet Tacrolimus nach Komplexbildung mit dem Cyclophylin FKBP12 an die Serin-Threonin-Phosphatase
Calcineurin und hemmt auf diese Weise
die Bildung von IL-2 und IL-2Rezeptoren. Möglicherweise trägt auch
die Hemmung der Bildung von IL-3 und
γ-Interferon zum Effekt der Substanz bei.
Ebenfalls vermindert wird die Bildung
von IL-4, IL-5 und anderer Zytokine wie
GM-CSF und TNFα.
Durch die Unterdrückung der Zytokinbildung kommt es zu einer Verminderung
der Aktivierung und Proliferation von TLymphozyten. Dies hat zur Folge, dass
die Entstehung einer Transplantatabstoßung verhindert bzw. verzögert wird.
Tacrolimus wurde für die Prophylaxe und
Therapie
der
Transplantatabstoßung
nach Nieren- oder Lebertransplantation
zugelassen. In Form einer Salbe ist Tacrolimus für die topische Behandlung
eines mittelschweren bis schweren atopischen Ekzems indiziert. Eine Zulassung
für Psoriasis besteht nicht (Off-label).
Die Nebenwirkungen und Kontraindikationen von Tacrolimus entsprechen im
Wesentlichen denen von Ciclosporin.
Dies gilt u.a. auch für die Nephro- und
Neurotoxizität. Die häufigsten Nebenwirkungen bei topischer Applikation sind
Hautbrennen und/oder Pruritus an der
Applikationsstelle. Häufige unerwünschte
Wirkungen (>= 1% - < 10%) sind u.a.
lokale Hautinfektionen, Parästhesie und
Dysästhesie (Hyperästhesie, Brennen),
lokale
Hautreizungen
wie
Rötung,
Schmerzen und Ausschlag sowie eine
Alkoholunverträglichkeit (Weblink 14).
Tazarotene sind Vitamin A SäureDerivate, die seit November 2007 in
Deutschland nicht mehr im Handel sind.
Sie sind ausschließlich als Importware zu
erlangen. Tazaroten ist ein Prodrug und
wird in der Haut durch Esterasen zum
aktiven Metaboliten hydrolisiert, der Tazarotensäure. Diese bindet an die nukleären Retinsäurerezeptoren RAR-β und
RAR-γ und übt so einen Effekt auf die
Epidermale Proliferation und Differenzierung aus. Somit hat Tazaroten eine entzündungshemmende und dermal antiproliferierende Eigenschaft. Tazarotene
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Pharmakotherapeutische Optionen bei Psoriasis
können in der Behandlung von leichter
bis mittelschwerer Psoriasis vulgaris eingesetzt werden. Die Häufigste Unerwünschte Wirkung ist Pruritus, Erythem
und Irritationen. Eine Verschlechterung
der Psoriasis Vulgaris wird ebenfalls beobachtet (Weblink 5).
Dithranol Bis in die frühen 80er Jahre
war Dithranol das meist verwendete Lokaltherapeutikum, bekannt als Cignolin.
Erst nachdem andere Lokaltherapeutika
wie Vitamin D3 und Glukokortikoide auf
den Markt kamen, wurde Dithranol auf
Grund seiner hautirritierenden und verfärbenden Wirkung weitgehend abgelöst
(Weblink 5). Micanol® u.a. ist ein synthetisches Teerderivat. Es verringert die
Phosphorylierung von Protein-TyrosinKinasen (PTKs) in den Keratinozyten
durch Aktivierung von Proteinkinase C
(PKC). Dies reguliert die Aktivität der
PTKs herunter und somit sinkt die Anzahl
an Keratinozyten in der Haut (8). Patienten mit leichter bis mittelschwerer Psoriasis vulgaris und ohne Dithranoltherapie Erfahrungen wird eine Kurzzeittherapie empfohlen. Dithranol wird ein- bis
zweimal täglich und für vier bis sechs
Wochen angewendet. Ein klinischer Wirkungseintritt ist nach zwei bis drei Wochen zu erwarten. Dithranol kann als
Mono- oder Kombipräparat beispielsweise mit Calcipotriol (Vitamin-D3-Analoga)
oder mit Lichttherapie verwendet werden. Neben Hautreizungen (>10 %) zählen braune Verfärbungen der gesunden
Haut und der Kleidung zu den unerwünschten Nebenwirkungen. Dithranol
wird heute vorwiegend für die stationäre
Behandlung empfohlen (Weblink 5).
Systemische Therapie
Die systemische Therapie ist für Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis vulgaris indiziert, vor allem wenn
durch andere Therapiemaßnahmen kein
ausreichender
Therapieerfolg
erzielt
wurde. Der Schweregrad der Krankheit
ist eine Voraussetzung für die Therapieempfehlungen (Weblink 5).
Phototherapie Die Phototherapie oder
UV-Licht Therapie wirkt bei Psoriasis Patienten als Immunsuppressivum auf die
Haut ein (Weblink 2). Zum Einsatz
kommen verschiedene Spektren von UV-
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A und UV-B Wellenlängenbereichen. Die
Behandlung mit schmalbandiger UV-B
Wellenlänge kann zwei oder drei Mal pro
Woche erfolgen (Weblink 14). Der klinische Wirkungseintritt ist nach ein bis
zwei Wochen nach Therapiebeginn zu
erwarten, 50 bis 75 % der Patienten erreichen einen PASI 75 nach vier bis
sechs Wochen. Bei schwereren PsoriasisFormen ist die PUVA-Therapie (Psoralen
plus UV-A) indiziert. Psoralene sind lichtsensibilisierende Stoffe, die entweder als
Tablette (8-Methoxypsoralen, Meladinine) oder lokal als Creme-PUVA appliziert
werden. Man beginnt mit einer Bestrahlung von 75% der Dosis. Nach 72 Stunden wird auf 100% erhöht. Die PUVATherapie wird zwei bis vier Mal wöchentlich angewendet. Über 90% der Patienten zeigen nach ein bis zwei Wochen
einen Therapieerfolg (klare Haut). Wichtige unerwünschte Wirkungen bei Phototherapien sind Erytheme, Juckreiz und
Malignome. Hinzu kommt Übelkeit, die
nur bei oralem PUVA zu beobachten ist.
Die gleichzeitige Behandlung mit Ciclosporin ist kontraindiziert (Weblink 5).
Retinoide Retinoide sind Vitamin-AAbkömmlinge,
u.a.
Acitretin
(Neotigason®). T-Helferzellen spielen eine
entscheidende Rolle bei Autoimmunerkrankungen (Abb. 2) Trans-Retinsäure
und andere Agonisten des RetinsäureRezeptors hemmen die Bildung von
Th17-Zellen und damit die Konzentration
an Interleukin-17 (9). Eine erhöhte Vitamin A-Zufuhr kann eine Hypervitaminose verursachen. Betroffene leiden unter Cheilitis (Lippenentzündung), Xerosis
(trockener Haut) und unter erhöhter Verletzlichkeit der Haut. Häufig tritt Konjunktivitis auf (Weblink 5).
Methotrexat Methotrexat (Lantarel®,
u.a.) ist strukturell ähnlich zur Folsäure.
Methotrexat bindet mit hoher Affinität an
das Enzym Dihydrofolatreduktase und
hemmt dies irreversibel. Dadurch wird
die Umwandlung von Dihydrofolsäure zu
Tetrahydrofolsäre vermindert. Dies wirkt
antiproliferativ auf die beteiligten Leukozyten. Die für die DNS-Synthese notwendige Bildung von Thymidinmonophosphat(TMP)-Synthese und sowie die
anschließende de-novo Synthese von
Purinnukleotiden findet nicht mehr statt.
Außerdem induziert Methotrexat auch die
Apoptose
der
Entzündungszellen
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(5):162-181
Pharmakotherapeutische Optionen bei Psoriasis
(Weblink 5). Die Wirkung von Methotrexat ist vor allem gegen Zellen mit einer hohen Proliferationsrate gerichtet.
Methotrexat ist in Deutschland für die
schwere Psoriasis zugelassen und besitzt
eine entzündungshemmende Wirkung
(10). Die Methotrexat -Therapie wird mit
7,5 bis 15 mg/Woche begonnen und
dann individuell dosiert. Die empfohlene
Erhaltungsdosis liegt bei 5 bis 22,5
mg/Woche. Ein klinischer Wirkungseintritt ist nach vier bis acht Wochen zu
erwarten. Etwa 25 - 50 % der Patienten
erreichen nach 16 Wochen eine PASI
Reduktion um 75 %. Methotrexat zählt
zudem zu den Zytostatika, bei denen
Nebenwirkungen wie Haarausfall, Übelkeit, Müdigkeit und Erbrechen zu erwarten sind. Leberfibrose, Leberzirrhose und
Nierenschädigung können ebenfalls eintreten. Die Therapie und Dosierung mit
Methotrexat muss streng überwacht
werden (10), auch weil mehrere wesentliche Gegenanzeigen wie Schwangerschaft, Stillzeit, Niereninsuffizienz und
vorbestehende Tuberkulose bestehen.
Frauen dürfen während der Anwendung
nicht schwanger werden. Eine Therapie
mit Methotrexat ist sofort nach der
Menstruation anzufangen. Männer sind
dazu verpflichtet bis drei Monate nach
Therapieende Kondome zur Verhütung
zu verwenden (Weblink 5). Methotrexat
ist das am häufigsten verwendete Medikament und Mittel der Wahl bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis Vulgaris
auf Grund seiner Effizienz, Sicherheit
und niedrigen Kosten (Weblink 14, 10).
Fumarsäureester Fumarsäureester sind
seit 1994 in Deutschland für die orale
Behandlung von Psoriasis im Einsatz.
Fumaderm®, u.a.) ist ein Gemisch aus
verschiedenen
Fumarsäureestern
bei
dem Dimethylfumarat den Hauptbestandteil darstellt. Dimethylfumarat und
dessen
Metaboliten
Methylhydrogenfumarate sind für die pharmakologische Wirksamkeit verantwortlich. Jedoch
ist der Mechanismus der Wirkung von
Fumarsäureestern noch nicht vollständig
geklärt. Es wird vermutet, dass Dimethylfumarat die Translokation von „NFκB“
inhibiert. Dies führt zu einer Hemmung
der Zytokin-Produktion und Zelldifferenzierung der dendritischen Zellen (11).
Gastrointestinale
Beschwerden
und
Flush-Symptome (anfallsweise auftretende Rötung der Haut besonders im
- 173 -
Gesicht und am Oberkörper) zählen zu
den häufigsten unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Bei Auftreten von
Flush-Symptomen kann die Gabe von
Acetylsalicylsäure
helfen.
Durchfälle,
erhöhte Stuhlfrequenz und Übelkeit werden ebenfalls beobachtet (Weblink 5).
Ciclosporin Ciclosporin (Sandimmun®,
u.a.) ist ein zyklisches Polypeptid. Dies
wirkt als Immunsuppressivum, indem es
mit dem FKBP einen Komplex bildet. Dieser Komplex bindet an Calcineurin und
hemmt dessen Phosphataseaktivität. Die
Folge daraus ist die verminderte Bildung
von pro-entzündlichen Zytokinen (siehe
Abschnitt Calcineurin-Inhibitoren). Nierenfunktionsstörung, Blutdruck-Anstieg
und Leberfunktionsstörungen werden
häufig als unerwünschte Wirkung beobachtet.
Erbrechen,
Durchfall
und
Müdigkeit können ebenfalls eintreten
(Weblink 5).
Biologika Biologika sind Arzneistoffe,
die auf einem biotechnologischen Weg
gewonnen werden. In der Psoriasis vulgaris-Therapie präsentieren sie eine zusätzliche therapeutische Möglichkeit für
Patienten, die auf andere Therapieformen nicht reagiert haben, oder bei denen
eine
Therapieunverträglichkeit
und/oder eine Gegenanzeige vorliegen.
Biologika werden als Injektion oder Infusion verabreicht und sollten nur durch
einen Facharzt eingeleitet und überwacht
werden. Für die Therapie der Psoriasis
vulgaris stehen verschiedene Biologikaklassen zur Auswahl (Tab. 2, Abb. 7).
Im Verlauf der Therapie mit Biologika ist
eine Impfung mit Lebendimpfstoffen untersagt. Patienten die unter schweren
Infektionen wie (z.B. HIV oder Tuberkulose) leiden, dürfen kein Biologikum anwenden.
Tumornekrosefaktor
alpha
Hemmer sind Bei Patienten mit schweren
Herzerkrankungen kontraindiziert. Als
Nebenwirkungen können allergische Reaktionen an der Injektionsstelle, und
Infektionen der Atemwege eintreten
(Weblink 5).
TNFα Blocker Tumornekrosefaktor alpha
Blocker sind Biologika, die selektiv den
sehr
wichtigen
Entzündungsmediator
TNFα binden und dessen Wirkung im
Rahmen der Entzündung hemmen. Sie
sind zur Behandlung von chronischen
entzündlichen Krankheiten wie Morbus
Crohn, rheumatoide Arthritis, Psoriasis
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(5):162-181
Pharmakotherapeutische Optionen bei Psoriasis
- 174 -
vulgaris und Psoriasis Arthritis indiziert.
Die Vertreter der TNFα Blocker in der
Psoriasis vulgaris Therapie sind Adalimumab, Etanercept und Infliximab
(Abb. 7). Eine ausführliche Übersicht zu
TNFα-Blockern bei der Therapie der
rheumatoiden Arthritis wurde bereits in
einem
früheren
Beitrag
dargestellt
(Weblink 19) Die Wirkung tritt nach
vier bis acht Wochen ein.
Adalimumab (Humira®) ist seit 2005 zur
Therapie der Psoriasis-Arthritis zugelassen. Seit 2007 ist es auch für Patienten
mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis
vulgaris indiziert (Weblink 5). Adalimumab wird als Therapieoption verwendet, wenn die beiden folgenden Kriterien erfüllt sind: Ein PASI von 10 oder
mehr und eine DLQI von mehr als 10.
Der Patient hat nicht auf dem Standard
systemische
Therapien
einschließlich
Ciclosporin, Methotrexat und PUVA reagiert,
oder
zeigt
Unverträglichkeit
Zielprotein
und/oder eine Gegenanzeige gegen diese
Behandlungsformen. Die Wirkung tritt
nach vier bis acht Wochen mit einer
50-75 %igen
Reduktion
des
PASIPunktwertes auf. Wenn der Patient nach
16 Wochen keine Reaktion zeigt, wird die
Behandlung abgebrochen (Weblink 14).
Etanercept (Enbrel®, u.a.) wird innerhalb
seiner zugelassenen Indikationen in einer Dosis von 25 mg zweimal wöchentlich für die Behandlung von Erwachsenen
mit Psoriasis vulgaris empfohlen, aber
nur wenn die gleichen Kriterien wie bei
Adalimumab erfüllt sind. Der Wirkungseintritt ist nach vier bis acht Wochen
erreicht. Wenn nach zwölf Wochen
Therapie keine 50 bis 75 %ige Reduktion
des PASI-Punktwertes und keine Reduktion im DLQI um 5 Punkt erzielt werden,
sind weitere Behandlungszyklen bei diesen Patienten nicht zu empfehlen
(Weblink 14).
Arzneistoffe
Struktur
Adalimumab
(Humira®)
humanisierter monoklonaler Antikörper
Etanercept
(Enbrel®)
chimäres Fusionsprotein mit der
Bindungsstelle des
TNF-Rezeptors 2
Infliximab
(Remicade®)
chimärer monoklonaler
Antikörper
p40-IL12/23
Blocker
Ustekinumab
(Stelara®)
rekombinanter vollhumaner IgG1 Antikörper
gegen die p40 Region.
Reduktion des PASI um
75 % bei 67-71 % der
Patienten mit mittelschwerer bis schwerer
Psoriasis
IL-17A- Blocker
Secukinumab
(Cosentyx®)
rekombinanter vollständig humaner monoklonaler Antikörper
Reduktion des mittleren
PASI um 50% in Woche
drei bei einer Dosis von
300mg (s.u.).
TNFα Blocker
Ansprechrate
Reduktion des PASI um
75 % bei 49-80 % der
Patienten mit mittelschwerer bis schwerer
Psoriasis
Tab. 2: Darstellung der verschiedenen biotechnologisch hergestellten Arzneistoffe, die
zur Behandlung der Psoriasis vulgaris eingesetzt werden. Die Therapie mit diesen Arzneistoffen sollte nur von einem erfahrenen Facharzt eingeleitet werden und setzt voraus,
dass andere systemische Therapieformen einschließlich Methotrexat, Ciclosporin und
PUVA, keine Wirkung gezeigt haben, oder die Patienten Unverträglichkeiten und/oder
Kontraindikationen dagegen aufweisen. Es handelt sich also um eine Reservetherapie. Bei
Patienten, die gleichzeitig unter Psoriasis vulgaris und Psoriasis-Arthritis leiden, sollte ein
Rheumatologe einbezogen werden (Weblink 14). Nicht dargestellt ist der TNFα Blocker
Golimumab, der zur Behandlung der Psoriasis-Arthritis zugelassen ist.
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Pharmakotherapeutische Optionen bei Psoriasis
- 175 -
Abb. 7: schematische Darstellung verschiedener Biologika (Abb. modifiziert nach (1)).
Infliximab (Remicade®) und Adalimumab (Humira®) binden sowohl an lösliches als auch
an membrangebundenes TNFα, Etanercept (Enbrel®) bindet an freies jedoch nicht an
membrangebundenes TNFα und blockiert dessen Wirkung. Secukinumab (Cosentyx®)
bindet spezifisch an die Zytokine IL-17A und IL-17AF, dadurch wird die Entzündungskaskade blockiert. Ustekinumab (Stelara®) bindet mit hoher Affinität an die p40Untereinheit von Interleukin-12 und Interleukin-23, dadurch wird deren Interaktion mit
dem 12Rß1-Rezeptor auf natürlichen Killerzellen und T-Lymphozyten und damit die Stimulation der Proliferation dieser Zellen verhindert (Abb. modifiziert nach (1)).
Infliximab (Remicade®, u.a.) ist seit
2005 zur Behandlung für Erwachsene mit
mittelschweren bis schweren Psoriasis
vulgaris zugelassen. Hierbei müssen folgende Kriterien erfüllt sein: Es muss ein
PASI-Punktwert von 20 oder mehr und
ein DLQI von mehr als 18 vorliegen. Der
Patient hat nicht auf andere systemische
Therapien einschließlich Ciclosporin, Methotrexat und PUVA ausreichend reagiert, oder er zeigt Unverträglichkeit
und/oder eine Gegenanzeige gegen diese
Behandlungsformen. Die Behandlung mit
Infliximab sollte nur bei Patienten, die
eine angemessene Reaktion auf die Behandlung innerhalb von zehn Wochen
gezeigt haben, über zehn Wochen hinaus
fortgeführt werden (Weblink 14).
Secukinumab(Cosentyx®) Secukinumab
ist ein humaner monoklonaler Antikörper
der selektiv die Wirkungen von Interleukin-17A und Interleukin-17AF hemmt.
Wie in Abb. 2 dargestellt, spielen beide
Zytokine eine tragende Rolle für die
Pathophysiologie der Psoriasis vulgaris.
Der Arzneistoff reduziert auf diese Weise
die Entzündung und die Hyperkeratose
und somit die Symptome der Erkrankung
(Weblink 10). Secukinumab ist für die
Behandlung erwachsener Patienten mit
mittelschwerer bis schwerer Psoriasis
vulgaris sowie für die Behandlung von
Psoriasis-Arthritis und von aktiver ankylosierender Spondylitis (Morbus Bechterew) bei Erwachsenen indiziert, wenn eine
unzureichende Vorbehandlung stattgefunden hat (Weblink 20).
Die FIXTURE-Studie ist eine multizentrische, randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Phase 3-Studie (13).
Primäre Endpunkte waren das PASI 75
Ansprechen (Reduktion des PASI um
75 % vom Ausgangswert) sowie die Reduktion auf der 5-Point Investigator`s
Global Assessment-Skala (12) auf einen
Wert von 0 (klare Haut) oder 1 (fast klare Haut). 1.306 Patienten (≥ 18 Jahre)
mit einem PASI Score von 23,2–24,1
und nachgewiesener Einschränkung der
Lebensqualität (DLQI siehe „Bewertung
der Schweregrade von Psoriasis vulgaris“) erhielten s.c. Secukinumab, Placebo
oder Etanercept. Etwa 64% der Patienten waren vorbehandelt, 13% davon mit
Biologika, jedoch nicht mit Etanercept.
Das Dosierungsschema sah wie folgt
aus: In den Wochen 1–4 wurden pro
Woche entweder 150 mg (1×150 mg
Secukinumab und 1×Placebo) oder 300
mg (2×150 mg) Secukinumab s.c. verabreicht. Danach erfolgt eine Gabe alle 4
Wochen bis zur Woche 48. Etanercept
(50 mg) oder Placebo wurden zweimal
wöchentlich bis zur Woche 12, anschließend einmal wöchentlich s.c. verabreicht
(13) (Weblink 10). Die FIXTURE-Studie
zeigt die überlegene Wirksamkeit von
Secukinumab gegenüber dem TNFα Inhibitor Etanercept und gegenüber Placebo
bezogen auf alle erfassten Endpunkte in
einem
Zeitraum
von
52
Wochen
(Abb. 8). Auch für die Lebensqualität
konnte eine Überlegenheit von Secukinumab gegenüber Placebo bzw. Etanercept gezeigt werden (Weblink 10).
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(5):162-181
Pharmakotherapeutische Optionen bei Psoriasis
Abb. 8: Ergebnisse der Phase-III-Studie
FIXTURE (13), einer Untersuchung der
Wirksamkeit von Secukinumab (300 und
150 mg) im Vergleich zu Etanercept oder
Placebo bei Patienten mit mittelschwerer
bis schwerer Plaque Psoriasis. PASI 75
Ansprechen bedeutet, der PASI Score
wird mindestens um 75% vermindert.
Dargestellt ist die überlegene Wirksamkeit von Secukinumab gegenüber dem
TNFα Inhibitor Etanercept in einem Zeitraum von 52 Wochen (Abb. aus
(Weblink 10), modifiziert nach (13).
Die Phase-3b-Studie CLEAR ist ebenfalls
eine
multizentrische,
randomisierte,
doppelblinde „Head-to-Head“ Studie, die
die Wirksamkeit, die langfristige Sicherheit und die Verträglichkeit von Secukinumab gegenüber Ustekinumab bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer
Psoriasis vulgaris vergleicht (14). Der
primäre Endpunkt war das PASI 90 Ansprechen nach 16 Wochen. Sekundäre
Endpunkte waren die Reduktion auf einen Wert von 0 (klare Haut) oder 1 (fast
klare Haut) auf der 5-Point Investigator`s Global Assessment-Skala und die
Verbesserung der Lebensqualität (DLQI).
In die Studie wurden 679 erwachsene
Patienten mit einem PASI Score zwischen 21,7–21,5 eingeschlossen. Etwa
68 % davon waren vorbehandelt, 14 %
mit Biologika. 38% der Patienten wiesen
eine schwere Psoriasis auf. Die Dosierung von Secukinumab betrug während
der Wochen 0–4 1×300 mg s.c. pro Woche, danach alle 4 Wochen. Die Dosierung von Ustekinumab betrug 45 mg
(bei ≤100 kg), 90 mg (bei >100 kg) in
- 176 -
den Wochen 0 und 4, danach alle 12
Wochen (14). Secukinumab war Ustekinumab bei Patienten mit mittelschwerer
bis schwerer Psoriasis hinsichtlich des
PASI 75, 90 und 100 Ansprechens nach
52 Wochen überlegen (Abb. 9). Secukinumab zeigt gegenüber Ustekinumab
eine deutlich höhere Ansprechrate bezogen auf den Dermatology Life Quality
Index (DLQI) und einen schnelleren Wirkungseintritt. 50% der Patienten die mit
Secukinumab behandelt wurden, erreichten ein PASI 75 Ansprechen bereits in
der 4. Woche im Gegensatz zu Ustekinumab, dort waren es nur 20,6%. Die
Sicherheitsprofile waren für beide Medikamente gleich (14). Sehr häufig Unerwünschte Wirkungen von Secukinumab
waren Infektionen der oberen Atemwege
(am häufigsten Nasopharyngitis und Rhinitis). Diarrhö, Urtikaria und oraler Herpes häufig treten häufig auf. Secukinumab ist bei Patienten mit klinisch relevanten, aktiven Infektionen (z.B. aktive Tuberkulose) kontraindiziert (Weblink 20).
Abb. 9: Ergebnisse der Phase-III-Studie
CLEAR (14), einer Untersuchung der
Wirksamkeit von Secukinumab (300 und
150 mg) im Vergleich zu Ustekinumab
bei Patienten mit mittelschwerer bis
schwerer Plaque Psoriasis. PASI 75 Ansprechen bedeutet, der PASI Score wird
mindestens um 75% vermindert. Die 5Point Investigator`s Global AssessmentSkala IGA mod ist ein validiertes Maß zur
Bewertung des Schweregrades der Psoriasis (12). Dargestellt ist die signifikant
überlegene Wirksamkeit von Secukinumab gegenüber Ustekinumab nach 16 Wochen. Der Unterschied blieb bis Woche
52 erhalten (Abb. aus (Weblink 10),
modifiziert nach (14).
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(5):162-181
Pharmakotherapeutische Optionen bei Psoriasis
Apremilast (Otezla®) ist ein oraler selektiver Hemmer der Phosphodiesterase-4
(PDE4). PDE4 ist an der Produktion von
Zytokinen in Entzündungsgeweben beteiligt. Durch Hemmung des Enzyms wird
die Bildung von TNFα und Interleukin-23
verringert. Publizierte Studien des Apremilast mit anderen systemischen Therapieoptionen bei der Psoriasis Behandlung
sind nicht veröffentlicht. Nach einer unveröffentlichten Studie mit 250 Patienten
war Etanercept gegenüber Apremilast
überlegen. Celgene, der Anbieter von
Apremilast, hat für die britische NICE
Daten über eine Netzwerk-Metaanalyse
herausgegeben. Für Apremilast wird eine
verminderte Wirkung gegenüber Adalimumab, Etanercept, Infliximab, und
Ustekinumab beobachtet (15).
Sonstige Therapieoptionen
Klimatherapie Durch einen längeren
Aufenthalt in sonnenreichen Regionen
sowie Balneotherapie z. B. am Toten
Meer, sowie eine UV-reiche Exposition im
Hochgebirge können ebenfalls eine Linderung erzielen.
Psychosoziale Therapie Von Psoriasis
betroffene Patienten stehen häufig unter
einer großen psychischen Belastung.
Dies kann dazu führen, dass sich Depressionen und andere psychosoziale
Störungen entwickeln. Häufig sind junge
Menschen davon betroffen. Eine psychosoziale Behandlung sowie die Teilnahme
an Schulungen, Selbsthilfegruppen stellen deshalb eine zusätzliche Therapieoption dar und sind daher empfehlenswert
(Weblink 5).
Psoriasis Arthritis
Psoriasis Arthritis ist eine inflammatorische, seronegative Spondyloarthropathie, die eng im Zusammenhang mit Psoriasis steht, jedoch ein eigenes Krankheitsbild darstellt. Die Psoriasis Arthritis
(Abb. 9) ist eine entzündliche Krankheit,
bei der keinerlei Rheumafaktoren vorzufinden sind und zu 6-42 % als Begleiterkrankung bei Patienten mit Psoriasis auftritt. Des Weiteren tritt Psoriasis Arthritis
bei 85 % der Psoriasis Patienten erst
nach kutaner Manifestation auf.
- 177 -
Abb. 10: Entzündliche Veränderung bei
Psoriasis-Arthritis: Eine von Psoriasis
Arthritis betroffene Hand, die deutliche
Steifigkeiten und Schwellungen aufweist.
Zudem sind Hautläsionen erkennbar,
welche auf Psoriasis vulgaris hinweisen
(Weblink 4).
Dabei gibt es keinerlei Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Das erstmalige Auftreten der Krankheit findet häufig
zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr
statt, prinzipiell ist das Erscheinen jedoch in jedem Lebensjahr möglich (16).
Psoriasis Arthritis ist gekennzeichnet
durch Steifigkeit, Schwellung und Ergussbildung in Gelenken und umgebenen
Sehnen sowie Bändern einschließlich des
Sternoklavikulargelenks (gelenkige Verbindung zwischen Brustbein und Schlüsselbein). Die entzündlichen Veränderungen des Bindegewebes, welches Sehnen
mit Knochen oder Bändern verbindet,
bezeichnet man als Enthesitis. Darüber
hinaus stellt die Daktylitis eine Kombination aus Enthesitis und Schwellungen
aller Gelenke eines Zehs oder Fingers
dar. Dabei können Zehen- oder Fingernägel ebenfalls befallen sein (Abb. 11).
Schmerz, Druckempfindlichkeit und Berührungsempfindlichkeit sind oft auftretende Symptome, wobei häufig in den
Morgenstunden eine Verschlechterung
festzustellen ist (Weblink 4).
Der Verlauf der Psoriasis Arthritis ist variabel und nicht vorhersehbar. Außerdem
ist keine Korrelation zwischen dem
Schweregrad der Psoriasis und der Psoriasis Arthritis zu erkennen (16). Ohne
Behandlung der Psoriasis Artritis können
die Betroffenen schwere Beeinträchtigungen, dauerhafte Entzündungen und
irreversible Gelenkschäden davontragen.
Deshalb ist es sehr wichtig die Krankheit
frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(5):162-181
Pharmakotherapeutische Optionen bei Psoriasis
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spielsweise Methotrexat, Leflunomid,
Sulfasalazin oder Ciclosporin A als Therapie eingesetzt werden. Darüber hinaus
stehen biologische DMARDs zur Verfügung, wie zum Beispiel Adalimumab,
Etanercept, Infliximab, Golimumab und
der neueste Vertreter Secukinumab. Zunächst fällt die Wahl auf einen TNFα Blocker. Im Fall eines nicht ausreichenden
Erfolgs wird empfohlen zuerst zu einem
anderen TNFα Blocker zu wechseln (18)
(Weblink 10).
Fazit
Abb. 11: Illustration von häufigen Manifestationen der Psoriasis Arthritis .Unter
Daktylitis versteht man eine Kombination
aus Enthesitis und Schwellungen aller
Gelenke eines Zehs oder Fingers. Eine
Enthesitis ist eine entzündliche Veränderung des Bindegewebes, das Sehnen mit
Knochen oder Bändern verbindet (Abb.
modifiziert nach Weblinks 10, 21).
Die „European League Against Rheumatism (EULAR) listet Empfehlungen für
Therapieoptionen bei Psoriasis Arthritis
auf (17). Dazu gehört die Behandlung
mit nichtsteroidalen Antirheumatika, wie
Ibuprofen, Naproxen und Dicolfenac.
Auch lokale Injektionen von Glukokortikoiden können erwogen werden. Bleiben diese Massnahmen ohne Erfolg, so
sollten synthetische DMARDs (DiseaseModifying Antirheumatic Drugs), wie bei-
Psoriasis ist eine weltweit verbreitete,
komplexe, nicht heilbare Multiorganerkrankung. Durch eine große Anzahl an
Arzneistoffen diverser Arzneistoffklassen
kann Psoriasis gut behandelt werden,
sodass die Patienten eine bessere Lebensqualität erhalten. Tritt die Erkrankung an nicht durch Kleidung zu bedeckenden Körperstellen auf, so kann sie
eine große psychische Belastung für die
Patienten darstellen. Die Wahl der Pharmakotherapie ist vom Schweregrad der
Erkrankung abhängig. Deshalb sind die
Einteilung der Schweregrade und damit
die Wahl einer passenden Therapie äußerst wichtig. Außerdem ist die Tatsache,
dass Psoriasis nachweislich Begleiterkrankungen, wie zum Beispiel Psoriasis
Arthritis, hervorrufen kann in der Diagnostik ein sehr wichtiger Punkt um frühzeitige Erkennung und Behandlung sicher
zu stellen. Des Weiteren stellen die seit
kurzem zur Verfügung stehenden Biologika eine wirksame Reservetherapie dar,
die gut verträglich ist.
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(5):162-181
Pharmakotherapeutische Optionen bei Psoriasis
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Samir Sbaa
Samir Sbaa wurde am 21.01.1975 in Beni-Mellal/Marokko
geboren, Diplom Magister in Naturwissenschaft und Technik 1999 an der Universität Cadi Ayyad BeniMellal/Marokko, seit SS 2012 Pharmaziestudium an der
Heinrich-Hein-Universität Düsseldorf.
Nikola Köhlen
Frau Nikola Köhlen wurde am 09.03.1991 in Mönchengladbach geboren. Ihr Abitur absolvierte sie am SilverbergGymnasium in Bedburg im Jahre 2010. Sie besuchte die
PTA Lehranstalt in Köln von 2011 bis 2012. Seit 2012 studiert sie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Pharmazie.
Erklärung zu Interessenkonflikten Die Autorin und der Autor haben keine Interessenkonflikte.
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http://www.pharmazeutische-zeitung.online/index.php?id=61877
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http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=32328
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5.9.2016
https://www.aad.org/practice-tools/quality-care/clinical-guidelines/psoriasis
4) Webseite „Rheuma-online“, Psoriasis Arthritis, Zugriff am 2.9.2016
https://www.rheuma-online.de/a-z/p/psoriasisarthritis/
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21) Webseiten von medscape.com, Bilder zu Daktylitis und Enthesitis
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Pharmakotherapeutische Optionen bei Psoriasis
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Impressum:
http://www.uni-duesseldorf.de/kojda-pharmalehrbuch/FortbildungstelegrammPharmazie/impressum.html
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(5):162-181
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