Aristoteles bIOGRAphie „Er stieß beim Sprechen mit der Zunge etwas an, auch war er schwach auf den Beinen und kleinäugig, er kleidete sich aber stattlich und ließ es an Fingerringen und Haarpflege nicht fehlen.“, so beschreibt Diogenes Laertios , ein Geschichtsschreiber um 220 n. Chr., die Person des Aristoteles. Aristoteles wurde 384 v. Chr. in Stageira geboren. Er gehörte nicht wie Platon zur athenischen Hocharistokratie, sondern war ein Metöke“ (Beisasse), ein Ausländer mit Niederlassungsbewilligung in Athen, aber ohne politische Rechte. Dennoch war seine Familie angesehen, denn sein Vater war der Leibarzt von Philipp von Makedonien. Mit 17 Jahren kam Aristoteles bereits nach Athen und bewarb sich an der Akademie Platons. Platon war damals 60 Jahre alt. Aristoteles lernte und lehrte 20 Jahre an der Akademie. Er war der Prototyp des gelehrten Professors, ein glänzender Redner, Analytiker und Forscher. Nach Platons Tod wurde Speusipp sein Nachfolger und Aristoteles verließ Athen aus politischen Gründen, da er den Makedoniern nahe stand. Es begannen Jahre des Umherziehens, er heiratete und bekam einen Sohn und eine Tochter. 347 v. Chr. übernahm Aristoteles die Erziehung von Alexander dem Großen. Er kehrte nach Athen zurück, nachdem die Makedonier durch die Eroberung Thebens den Widerstand Athens gebrochen hatten, und gründete eine eigene Schule: den Peripatos (Wandelhalle). Er baute eine große Bibliothek auf. 323 v. Chr. starb Aristoteles. philosophiekunst Antike ging das Wissen immer vom Gegenstandsbereich aus. Während Platon für das Wissen nur einen Gegenstandsbereich, den des unveränderlichen Seins, gelten ließ, entwickelt Aristoteles 2 Wissenskonzepte, ausgehend von 2 Gegenstandsbereichen, den des unveränderlichen Seins und den des veränderlichen Seins. Jedes Wissens hat dementsprechend eine gegenstandgerechte Genauigkeit. Damit entwarf Aristoteles eine neue Aufteilung der Philosophie in Theorie, Praxis und Technik. III.Ethik: Das Wissenskonzept der Ethik leitete sich nicht her aus obersten Normen, sondern basierte auf der Entwicklung von Vorschriften, die sich von der konkreten Handlungsebene herleiten. SCHRIFTEN Aristoteles entwickelte die wissenschaftliche Form der Abhandlung. Er lehnte die Ideenlehre Platons ab und baute auf die Logik als Wissenschaft vom geordneten Denken. Aristoteles entwarf ein Modell des gestuften Wissenserwerbes, i. G. zu Platon, dessen oberste Wissensebene (Ideen) alle anderen Wissenstypen (z.B. Wahrnehmung) vereinnahmte. I.Organon: Logik und Wissenschaftstheorie (deduktive Logik, Lehre der Induktion, dialektische Logik, Lehre von den Fehl- und Trugschlüssen). Aristoteles setzte Prinzipien des richtigen Trennens und Verbindens von Aussagestrukturen. Seine Logik war lange Zeit die Grundlage des wissenschaftlichen Beweisens. II. Metaphysik 1-10: Bewältigung der Welt durch ein methodisches Wissenskonzept. In der 1 philosophiekunst e.V., Clevischer Ring 99, 51063 Köln, Tel: 0221 9646076, Mail: [email protected] philosophiekunst WIRKUNGSGESCHICHTE Seine Zeitgenossen schätzten seine Leistungen in der Logik und der Ethik, doch bald nach seinem Tod verlor der Peripatos an Ansehen, zumal die offizielle Schulbibliothek abbrannte. Wir besitzen also von Aristoteles nur Abschriften. Im 1. Jahrhundert vor Christus ordnete Andronikos von Rhodos die Schriften neu. Diese Schriften hatten damals einen großen Einfluss insbesondere in Rom (Augustus, Mark Aurel). Ein weiterer großer Kommentator von Aristoteles war Alexander von Aphrodisias (200 n. Chr.). Er setzte den Aristotelischen unbewegten Beweger mit dem christlichen Gott gleich. In den übrigen intellektuellen Zentren: Athen, Konstantinopel und Alexandria wurde fast ausschließlich Aristotelische Philosophie unterrichtet. In Rom dagegen gewann das Christentum auf der Grundlage einer Synthese aus Platon und Aristoteles (nur die Logik) großen Einfluss. Im 4. Jahrhundert nach Christus sanktionierte Karl der Große in Europa die Dom- und Klosterschulen auf einem Programm der „septem artes liberales“, in dem nur die Hermeneutik und die Kategorienlehre des Aristoteles aufgenommen wurde. Erst 1120 wurden weitere Teile der Aristotelischen Philosophie in das christlich-abendländische Denken aufgenommen, allerdings in der Interpretation arabisch-islamischer Wissenschaftstheorie. Albert der Große und sein Schüler Thomas von Aquin räumten dem Aristotelischen Vernunft- und Systemdenken einen breiten Raum ein. Doch gab es bis weit in die Neuzeit immer Verbote des Aristotelischen Denkens seitens der Kirche. Die Neugründungen der Universitäten im 14. Jahrhundert in Prag, Wien und Köln standen im Zeichen des Aristotelismus. Neben der Theologie setzte sich Philosophie als eigenständige Wissenschaft durch. Auch die mathematisch experimentellen Naturwissenschaften in der Neuzeit bauen auf der Aristotelischen Systematik auf und entwickeln sie weiter. kens erarbeitet werden. In Met 1 1025b 19 stellt Aristoteles eine Systematik der Vernunftvermögen und der ihnen entsprechenden Wissenschaften auf. Er unterscheidet zwischen einer theoretischen, einer praktischen und poietischen Wissenschaft. Jede Wissenschaft ist charakterisiert durch den ihr eigenen Gegenstandsbereich. Die praktische Philosophie wird von Aristoteles eingeteilt 1.in die Ethik, welche sich mit dem Handeln des Einzelnen befasst, jedoch im Hinblick auf das Gegen- und Zusammenhandeln vieler Menschen in der Polis, 2.in die Politik, als den eigentlichen Bereich des Miteinanderhandelns, 3.und in die Ökonomie, als den elementarlebensweltlichen Bereich von Zeugung, Geburt und Tod. Mit der Nikomachischen Ethik bezieht sich Aristoteles auf das von Sokrates und Platon in Auseinandersetzung mit der Sophistik aufgenommene Problem, dass die Legitimation der Sitten und Bräuche der Polis durch die Herkunft von den Vätern als ehrwürdiger Nomos nicht mehr trägt, und damit Struktur und Ordnung der Polis als auf bloßer Konvention beruhend angesehen wird. Während Platon die Ordnung der Polis auf die Wahrheit theoretischen Erkennens zu gründen sucht und damit zugleich die noetischmetaphysische Philosophie in jener Gestalt konstituiert, wie sie kulturell erfolgreich für den Okzident auftritt, stellt Aristoteles das Wissen der Praxis neben das theoretische Wissen und entwickelt eine eigene „Wissenschaft von den menschlichen Angelegenheiten“. Der Begriff Ethik lässt drei Bedeutungsebenen des Grundwortes ethos anklingen, die Aristoteles in seine Ethiklehre aufnimmt: - gewohnter Ort des Wohnens, d.h. alles auf der Welt hat sein natürliches Ethos, nur der Mensch muss sein Ethos schaffen, - Gewohnheiten, die an diesem Ort gelebt werden, - Denkweise, Charakter. LEHRE NIKOMACHISCHE ETHIK 1. Voraussetzung und Aufgaben. Am Beispiel der Nikomachischen Ethik sollen im folgenden einige Aspekte Aristotelischen Den 2 philosophiekunst e.V., Clevischer Ring 99, 51063 Köln, Tel: 0221 9646076, Mail: [email protected] philosophiekunst 1. Gegenstand und Ziel der Nikomachischen Ethik Gegenstand der Nikomachischen Ethik ist das sittlich-gute Handeln. Das Ziel dieses Handelns formuliert Aristoteles zu Beginn der Nikomachischen Ethik aufgrund der Beobachtung eines lebensweltlichen Phänomens: „Jedes praktische Können und jede wissenschaftliche Untersuchung, ebenso alles Handeln und Wählen strebt nach einem Gut.“ Der von Aristoteles gesetzte normative Begriff des Guten gilt in diesem Zusammenhang als moralisch neutral. Er bedeutet das für den jeweiligen Bereich zu erreichende Beste (Arete). Im Hinblick auf den Charakter der Ziele (Telos) des Tuns lassen sich nun die menschlichen Tätigkeiten sortieren und hierarchisieren. Aristoteles unterscheidet das Herstellen (Poiesis), dessen Ziel außerhalb der Tätigkeit liegt und mit der Vollendung des Werkes verschwindet, vom Handeln (Praxis), dessen Ziel in der Tätigkeit selbst begründet liegt und sich als Energeia (am-Werksein) realisiert. Der Praxis kommt gegenüber der Poiesis, deren Telos bei Vollendung beständig in ein Mittel umschlägt, der höhere Rang zu, da sie nicht von diesem Zweck-Mittel-Umschlag betroffen ist. Vor diesem Hintergrund der Systematisierung ergibt sich, dass der Vollzug des menschlichen Lebens den Charakter der Praxis hat und nach dem höchsten Ziel des menschlichen Lebens insgesamt, welches nur um seiner selbst willen erstrebt wird, gefragt wird. Höchstes Ziel des menschlichen Lebens ist die Glückseligkeit (Eudaimonia). Das Gelingen menschlichen Lebens Eupraxia) ist damit an den fortwährenden Vollzug, Praxis, gebunden. Die Eupraxia kann nach Aristoteles nie als Einzelner, sondern nur im Zusammenleben mit anderen realisiert werden. (Ausbildung des richtigen Denkens) realisiert wird. Aristoteles bezeichnete die Tugenden des Charakters als ethische Tugenden, die Tugenden des Denkens als dianoetische Tugenden. Sittliches Handeln kann nur als ein Zusammenspiel beider Tugenden gedacht werden. Im Folgenden seien einige kurze Bemerkungen zu den dianoetischen Tugenden hinzugefügt: Aristoteles hat mit dem Begriff „Vorhabe“ (Prohairesis) das von Überlegung bestimmte menschliche Streben definiert. Nur beim Menschen treffen wir diese Einheit von Strebevermögen und Rationalität. Prohairesis umschreibt das menschliche Verhältnis zu einer Welt der vielen Möglichkeiten. In seinen prohairetischen Handlungen wählt der Mensch, wer er sein will und entschließt sich zu seinem Ethos. In einer optional-kontingenten Welt kann der Mensch seine eigene Wahl treffen, ist aber für diese Wahl auch verantwortlich. Die spezifische Form der Rationalität in der Prohairesis bezeichnet Aristoteles als beratschlagendes Durchüberlegen. Der richtige Plan zur Entscheidung trifft immer die „Mitte“ zwischen dem Übermaß und der Unzulänglichkeit. Tapferkeit wäre demnach die Mitte zwischen Tollkühnheit und Zögerlichkeit. Die Aristotelische Mitte ist immer Mitte in bezug auf uns selbst und unsere Situation, daher gibt es keine allgemeingültigen Regeln des Handeln. Das Wissen um die Mitte setzt eine klare Situationsanalyse und das vielschichtige Beachten der Umstände voraus. Die Aristotelische Rationalität des menschlichen Strebens plädiert für ein „umständliches Durchüberlegen“. Die Fassung des höchsten Zieles als ein Tätigsein der Seele im Sinne ihrer wesenhaften Tüchtigkeit, kann als der Leitsatz der Nikomachischen Ethik angesehen werden. Das heißt, wenn wir unsere seelischen Kräfte so einsetzen, dass sie aufs Beste zur Entfaltung kommen, können wir die Glückseligkeit erreichen. Dies aber nur im Verbund mit den Anderen. Nun erklärt Aristoteles die Entfaltung der Seele in ihrer vortrefflichsten Weise und legt einen Katalog von Tugenden des Charakters und Tugenden des Denkens an. Das „Ethos“ ist demnach nicht ein Teil des Menschen, sondern jenes durch den vernünftigen Seelenteil in den „rechten Stand“ gebrachte Streben, welches durch Einübung (Festigung des Charakters) und durch rationales Überlegen 3 philosophiekunst e.V., Clevischer Ring 99, 51063 Köln, Tel: 0221 9646076, Mail: [email protected]