NR22 2/2014 - Vegane Gesellschaft Österreich

Werbung
VEGAN
NR22 2/2014
Entgeltliche Anzeige
LIEBE LESER_INNEN,
ZU GAST AB SEITE 4
INTERVIEW Ernährung – eine politische Sache?
4
WISSEN AB SEITE 6
TIERSCHUTZ Zwei Hühner – zwei Leben
KARNISMUS „Tiere essen ist das Ergebnis eines
Unterdrückungssystems” – Interview mit der
Sozialpsychologin Dr. Melanie Joy Interview
INTERSEKTIONALITÄT Diskriminierung
kommt selten allein
LEBEN AB SEITE 14
TIERSCHUTZPROZESS Rückblick
ERNÄHRUNG Vegane Kinder
INTERVIEWS Vegane Familien
REZEPTE Wir backen vegan
REZEPTE Vegan für Naschkatzen
KULINARIK Restaurants
MEDIATHEK Buchvorstellungen
PRODUKTE Vegan lizenziert
UMWELT Alles über Soja
VGÖ AB SEITE 30
AKTIVITÄTEN Event Company
RÜCKBLICK Veganmania 2014
AKTIVITÄTEN Besuch bei der Firma Joya
UNTERSTÜTZUNG GESUCHT Mitgliedsformular
VEGUCATION Erste Schulungen
GASTROSCHULUNGEN Hochkönig
ANKÜNDIGUNG Veganer Weihnachtsmarkt
NURMI-STUDIE Vegane Läufer_innen gesucht
IMPRESSUM 6
8
10
am 2. Juni fiel eine große
Last von meinen Schultern: Vier Jahre nach
Beginn des großen Tierschutzprozesses und sechs
Jahre nach meiner 100tägigen Untersuchungshaft wurde ich endlich (!)
endgültig und rechtskräftig freigesprochen.
Was jedoch bleibt, sind die Kosten: Trotz kompletten
Freispruchs in allen Punkten müssen alle 13 Angeklagten
ihre hohen Verteidigungskosten selbst tragen. Lesen Sie
mehr über den vergangenen Prozess sowie die abgewiesene Schadensersatzklage auf den Seiten 12 und 13.
12
14
16
18
20
22
24
26
32
30
31
33
34
36
37
38
38
40
Mit neu gewonnener Energie konnten wir daraufhin unsere folgenden Projekte angehen: Das Vegucation-Projekt
schreitet zielsicher voran. Bereits zwei Schulungen von
Kochlehrer_innen wurden erfolgreich absolviert (S. 36).
Auch das Interesse am V-Label nimmt stetig zu. Neben
vielen neuen Produkten sind inzwischen schon Restaurants und Skihütten mit dem V-Label zertifiziert. Hierfür
haben wir ebenfalls bereits eigene Schulungen durchgeführt (S. 37). Natürlich konnten wir auch mit unseren
zahlreichen Veganmanias und Caterings auf verschiedenen Festivals wie üblich wieder viele Menschen erreichen
und von den Vorzügen der veganen Lebensweise überzeugen (S. 31).
Über ethische Hintergründe der veganen Lebensweise können Sie sich auf den Seiten 4 bis 11 informieren.
Es folgen Informationen zu gesundheitlichen Aspekten einer veganen Ernährung von Kindern sowie
persönliche Erfahrungen von zwei Familien mit der
veganen Lebensweise (S. 14 bis 17). Warum Soja, das
für die menschliche Ernährung verwendet wird, nicht
für die Regenwaldabholzung verantwortlich ist und zudem gentechnikfrei und gesund ist, wird ab Seite 32
erklärt. Restaurantkritiken und Buchrezensionen runden
wie gewohnt das Magazin ab.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Mag. Felix Hnat
VEGANMANIA 2014
14 FESTE IN 4 VERSCHIEDENEN LÄNDERN!
MEHR AUF SEITE 31 UND AUF
WWW.VEGANMANIA.AT
NOVEMBER 2014
VEGAN
3
EDITORIAL
I N H A LT
INTERVIE W
ERNÄHRUNG –
EINE POLITISCHE
SACHE?
rungen auf der gesellschaftlichen
Ebene. Dazu zählt zum Beispiel
ein größeres Angebot an veganen
VOR WAREN SIE ELF JAHRE LANG
Gerichten in Kantinen, RestauVEGETARIERIN. WAS HAT SIE DArants und Gaststätten, sodass den
MALS ZUR UMSTELLUNG BEWOKonsument_inn_en eine vegane
GEN? Ich habe nie mit Tieren zusamLebensweise nähergebracht und
mengelebt, daher war mein Zugang
erleichtert wird. Aber vor allem
am Anfang sehr rational. Schon einibrauchen wir auch eine kultuge Zeit bevor ich Vegetarierin wurde,
relle Änderung, einen Perspektihabe ich im Rahmen meines Engagevenwechsel. Ernährung ist nicht
ments für Umweltschutz Menschen
nur eine private, sondern auch
kennengelernt, die vegetarisch lebten
eine politische Sache! Wenn wir
und die mit mir über ihre Ernährung
nach einer gewaltfreien Gesellgesprochen haben. Meine Ernährung
schaft streben, in der Lebewesen
habe ich aber erst umgestellt, nachnicht unterdrückt werden, hadem ich „Animal Liberation“ von Peben wir eine Pflicht, uns vegan
ter Singer gelesen habe. Im Rahmen
zu ernähren sowie zu versuchen,
meines Studiums erweiterte ich dann
diese Ernährung für alle Menmeinen tierethischen Horizont und
schen zugänglich zu machen. Für
beschloss sogar, meine Promotion
mich baut die Vorstellung von
zum Thema Tierethik zu schreiben.
DR. ARIANNA FERRARI HAT PHILOSOPHIE
Gerechtigkeit im ErnährungsMir wurde zunehmend bewusst,
AN DER UNIVERSITÄT MAILAND UND
bereich auf Solidarität mit allen
dass Tiere um ihrer selbst Willen in
DER UNIVERSITÄT TÜBINGEN STUDIERT.
leidensfähigen Lebewesen sowie
der Welt sind und nicht für uns. Die
IHRE
DISSERTATION
HAT
SIE
ZUM
THEMA
auf einem schonenden Umgang
Infragestellung der Tiernutzung hat
„ETHISCHE UND WISSENSCHAFTSmit Naturressourcen auf. Dazu
mich schließlich dazu bewegt, mich
THEORETISCHE ASPEKTE DER GENTECHzählen auch die Bekämpfung
vegan zu ernähren, da Vegetarismus
NISCHEN VERÄNDERUNG VON TIEREN IN
von Lebensmittelverschwendung
zu kurz greift.
DER BIOMEDIZINISCHEN FORSCHUNG“
und der nicht-ökologischen InVERFASST. SEIT 2010 ARBEITET SIE ALS
tensivierung der Landwirtschaft.
GLAUBEN SIE, DASS SICH MEHR
WISSENSCHAFTLICHE MITARBEITERIN
Phänomene, die mit KapitalisMENSCHEN FÜR EINE VEGETAAM INSTITUT FÜR TECHNIKFOLGENmus verbunden sind. Um all das
RISCH-VEGANE
ERNÄHRUNGSABSCHÄTZUNG UND SYSTEMANALYSE
(ITAS)
AM
KARLSRUHER
INSTITUT
FÜR
zu verwirklichen, brauchen wir
WEISE ENTSCHEIDEN WÜRDEN,
TECHNOLOGIE (KIT).
nicht nur engagierte Bürger_inWENN SIE MEHR INFORMATIONEN
nen, sondern auch Institutionen
ZUR HEUTIGEN TIERHALTUNG
und Rahmenbedingungen, die das ermöglichen – wir brauchen
UND -TÖTUNG HÄTTEN? Das ist eine Eine-Millionen-Euro-Frage. Auf der einen Seite spielen Informationen eine wich- einen politischen Wechsel. Ein kultureller Perspektivenwechsel
tige Rolle und ich halte sie für eine Grundvoraussetzung. Auf würde unter anderem auch eine Änderung der Medienbotschafder anderen Seite sind mittlerweile sehr viele Informationen über ten implizieren. Das fängt beispielsweise schon dabei an, wie der
die Ausbeutung von Tieren verfügbar. Ernährung hat nicht nur Umgang mit Tieren in Kindersendungen dargestellt wird.
mit Rationalität zu tun, sondern auch mit Gefühlen, Kultur und
Sozialisierung. Gerade deswegen sollte man einen Weg finden, SIE BEZEICHNEN SICH SELBST ALS ANTISPEZIESISTIN.
sowohl rationale als auch emotionale Argumente zu entwickeln, WAS GENAU IST DAS? Antispeziesismus ist das Gegenstück zu
damit sich die komplette Sichtweise gegenüber Tieren ändert.
Speziesismus. Speziesismus wiederum ist ein Begriff, der in den
70er-Jahren von einem britischen Psychologen namens Richard
WAS MUSS NEBEN DEN RATIONALEN ARGUMENTEN NOCH Ryder geprägt wurde. Er bezeichnet die Diskriminierung von LeDAZUKOMMEN, DAMIT EINE PERSON TATSÄCHLICH DIE bewesen in Bezug auf ihre Speziesangehörigkeit und ist als AnaUMSTELLUNG WAGT? Ich denke, besonders wichtig sind Ände- logie zu Sexismus oder Rassismus gedacht. Wichtig ist hier, dass
FRAU DR. FERRARI, SIE LEBEN
SEIT SECHS JAHREN VEGAN, ZU-
4
VEGAN
NOVEMBER 2014
INTERVIE W
NOVEMBER 2014
VEGAN
5
ZU GAST
Speziesismus eine Verletzung des Gleichheitsprinzips darstellt. WENN MAN BEISPIELSWEISE SCHWEINE KREIEREN KÖNNDas Gleichheitsprinzip besagt „gleiche Berücksichtigung von TE, DIE KEINERLEI SCHMERZEMPFINDEN HÄTTEN, DÜRFTE
gleichen Interessen“. Leidensfähige Wesen haben ein gleiches MAN DIESE DANN AUS ETHISCHER SICHT ESSEN? Zunächst
Interesse am Leben und wollen nicht leiden, ganz egal, welcher einmal: Wir brauchen keine Tiere zu essen, um zu überleben. Das
Spezies sie angehören. Diese wäre die eher moralphilosophische ist Fakt und das eröffnet die Frage nach dem Sinn solcher VersuDefinition. Es gibt aber auch eine soziologische beziehungswei- che. Ich lasse mich auf die Frage ein und sage: Um auf solche Frase politische Definition, die ihre Perspektive mehr auf die Ge- gen zu antworten, muss sehr viel im Voraus geklärt werden. Was
sellschaft richtet. Diese besagt, Speziesismus sei eine Ideologie, bedeutet, ein Tier „leidensunfähig“ zu machen? Leiden ist mehr als
ein Glaubenssystem oder eine gesellschaftliche Haltung, die körperlicher Schmerz. Schmerzen könnte man betäuben und das
die Unterdrückung von Tieren rechtfertigt.
Schmerzempfinden kann man mit bestimmMeine persönliche Definition von Spezieten Eingriffen wesentlich einschränken. Wenn
sismus umfasst beides: Ich verstehe unter
jedoch über Leidensunfähigkeit gesprochen
Speziesismus die Zusammenhänge und die
wird, wird meist vorausgesetzt, dass man so eine
ERNÄHRUNG HAT
gegenseitige Beeinflussung zwischen Unterhochkomplexe Fähigkeit eines Organismus geNICHT
NUR
MIT
drückung und Ausbeutung von Tieren (durch
netisch komplett ausschalten kann, ohne dass
RATIONALITÄT ZU TUN,
ihre Nutzung) und der Vorstellung, dass Tieandere wesentliche Wahrnehmungsfähigkeiten
SONDERN AUCH MIT
von diesem Wesen betroffen werden. Darüber
re minderwertig seien gegenüber den MenGEFÜHLEN, KULTUR
habe ich meine Zweifel. Leiden zu spüren ist
schen. Unsere Sichtweise zu Tieren muss sich
UND SOZIALISIERUNG.
ändern. Wir müssen erkennen, dass wir überetwas Grundsätzliches für leidensfähige Wesen
haupt kein Recht haben, sie für unser Vergnü– also auch für uns Menschen. Das Problem der
gen, unseren Gaumengeschmack oder zu unserem Vorteil zu Tiere ist nicht, dass sie leidensfähig sind, sondern dass sie wegen
nutzen. Tiere verdienen fundamentale Rechte.
uns leiden! Die Idee, Tiere gentechnisch so zu verändern, dass sie
keinen körperlichen Schmerz mehr empfinden, ist für mich im
WIE LÄSST SICH BEGRÜNDEN, DASS TIERE GLEICHGE- besten Fall nur eine Verschiebung des Problems und im schlimmsSTELLT SIND UND WIR SIE NICHT AUSNUTZEN DÜRFEN? ten Fall ein Manöver, um die Aufmerksamkeit weg vom tatsächliDie theoretische Begründung basiert auf dem Gleichheitsprin- chen Ausbeutungskomplex zu lenken.
zip. Leidensfähige Wesen haben ein Grundinteresse daran,
nicht zu leiden, ganz egal, ob sie Menschen oder Tiere sind. BEKOMMEN SIE MANCHMAL GÄNSEHAUT, WENN SIE VON
Sie möchten leben und sich entfalten. Natürlich hat jede Tier- DEN NEUESTEN FORSCHUNGSVORHABEN LESEN? WIE GEart spezifische, arteigene Interessen, weil sie
HEN SIE MIT SOLCHEN INFORMATIONEN
eben unterschiedliche Fähigkeiten haben.
UM? Ja, bekomme ich. Es ist sehr frustrierend,
Aber ihre Grundinteressen unterscheiden sich
was ich alles lese. Ich versuche, damit umzunicht von denen des Menschen. Tiere möchgehen, indem ich schreibe und Kritik ausübe.
ten leben und nicht leiden oder zumindest
Wir brauchen dringend einen PerspektivenLEIDENSFÄHIGE WESEN
nicht wegen uns Menschen leiden. Es ist sogar
wechsel. Wir sollten uns die Frage stellen,
HABEN EIN GRUNDINziemlich plausibel, dass Tiere aufgrund ihrer
in welcher Gesellschaft wir überhaupt leben
TERESSE DARAN, NICHT
spezifischen kognitiven und sensorischen Fäwollen. In einer Gesellschaft, die auf Gewalt,
ZU LEIDEN, GANZ EGAL,
higkeiten in der Lage sind, Leidensformen zu
Unterdrückung und der Tötung Millionen
OB SIE MENSCHEN
erfahren, die wir Menschen nicht kennen.
leidensfähiger Wesen basiert oder in einer GeODER TIERE SIND.
sellschaft, in der man sich von Respekt, SoliSIE HABEN VIELE ARTIKEL UND BÜCHER ZUM THEMA „ANI- darität und Frieden jenseits der Speziesgrenzen inspirieren lässt.
MAL ENHANCEMENT“ VERFASST. WAS VERSTEHT MAN
Wir können uns gesund und ausgewogen vegan ernähren. Wir
DARUNTER? Wortwörtlich bedeutet Animal Enhancement die können in Forschung investieren, die nicht auf Kosten Millionen
„Verbesserung von Tieren“. Hiermit sind vor allem Verbesserun- leidensfähiger Lebewesen geht. Wir können Gerechtigkeit viel
gen der Fähigkeiten der Tiere gemeint. Es wird beispielsweise breiter konzipieren. Es gibt nicht nur einen einzigen Weg für diegentechnisch versucht, weniger schmerzempfindliche Tiere „her- sen Perspektivenwechsel, sondern wir müssen mehrere Wege auszustellen“, damit diese weniger unter den Umständen der Inten- probieren: Es gibt Menschen, die sich für eine Vergrößerung des
sivtierhaltung leiden; ihre Fähigkeiten sollten modifiziert wer- veganen Ernährungsangebotes stark engagieren; es gibt an Uniden, damit die Tiere die Umwelt weniger verschmutzen, oder versitäten kritische Stimmen und viele Menschen, die sich privat
die Tiere sollen intelligenter gemacht werden, damit sie besser engagieren. Wir brauchen außerdem auch Kunst, Literatur und
mit dem Menschen kommunizieren können. In der sogenannten andere kreative Ausdrucksformen, um das Herz der Menschen
„Nutztierhaltung“ werden beispielsweise transgene Kühe her- zu erreichen. Schließlich brauchen wir auch mehr Einsatz auf
gestellt, deren Milch eine für den Menschen verträglichere Zu- politischer Ebene, auf der Ebene der Entscheidungsträger.
sammensetzung aufweist oder transgene Schweine, deren Fleisch
weniger Cholesterin enthält. Meist geht es bei Animal Enhan- VIELEN DANK FÜR DAS GESPRÄCH, FRAU DR. FERRARI!
cement also um ökonomische Interessen. Die Verbesserung von Das Interview führte Ann-Christin Heim für den VEBU.
bestimmten Leistungen der Tiere soll an die Wünsche der Kon- Das vollständige Interview ist auf www.vebu.de/themen/menschen/
sument_inn_en angepasst werden.
interviews/1920-ernaehrung-politische-sache nachlesbar.
TIERSCHUT Z
EIN ZUFALL
UND DIE INDUSTRIE
ES WAR SOMMER IM JAHR 2011, ALS MAXIMILIAN *, SOHN
DES BETREIBERS EINER ÖSTERREICHISCHEN HÜHNERMASTANLAGE, BESCHLOSS, EIN EXPERIMENT ZU WAGEN: ER WOLLTE
BEOBACHTEN, WIE SICH DAS LEBEN EINES IN FREIHEIT LEBENDEN
HUHNES VON JENEM IN EINER MASTANLAGE UNTERSCHEIDET.
DAZU KAUFTE ER SEINEM VATER EIN HUHN AB UND HATTE DIE
SELTENE MÖGLICHKEIT, EIN VERGLEICHSHUHN IN DER ANLAGE
ZU BEGLEITEN. MAXIMILIAN GAB DEN HENNEN ZUR LEICHTEREN
DIFFERENZIERUNG NAMEN. DIESER ARTIKEL BASIERT AUF SEINEN
CAMILLA
Der Duft der Freiheit
Es dauerte eine Weile, bis sich
Camilla an ihr neues Zuhause gewöhnte. Sie versteckte
sich anfangs stundenlang in
den Büschen und bewegte
sich nur ausgesprochen langsam. Das war zu erwarten,
war sie doch noch nicht einmal mit der Sonne oder dem
Wind vertraut, und schon gar
nicht mit einem weiten Feld,
auf dem sie sich frei bewegen
konnte. Nach ein paar Tagen
näherte sie sich zum ersten
Mal der Hühnergruppe, die
schon vor ihr am Hof hauste. Sie schloss vorsichtig Bekanntschaft mit ihnen und
ergackerte sich so ihren Platz
in der Hackordnung.
Schon bald begann sich das
Leben in Camilla zu entfalten. Ihre Bewegungen wurden zügiger, ihr Gang wurde
mit der Zeit aufrechter, sie
zuckte nicht mehr vor lauten Geräuschen zurück und
immer mehr natürliche Verhaltensweisen machten sich
bemerkbar. Wären da nur
nicht diese Schmerzen: Da
sie darauf gezüchtet worden
war, sehr schnell zu wachsen,
waren ihre Gelenke kaum
stark genug für die riesige
6
VEGAN
NOVEMBER 2014
BERICHTEN. HUHN CAMILLA WAR 22 TAGE ALT, ALS MAX SIE
BEFREITE UND ZU EINEM GNADENHOF BRACHTE. HUHN MAYA HINGEGEN WÜRDE IHREN LEBENSABEND SO WIE ALLE ANDEREN IN
DER ANLAGE VERBRINGEN. SIE WAR IM SELBEN ALTER WIE
CAMILLA, ALS DAS EXPERIMENT BEGANN ...
Brust, die sie innerhalb kürzester Zeit bekam. In ihrem
extrem jungen Alter war
sie aufgrund der Züchtung
schon fast so groß wie die erwachsenen Hühner. Aber das
tat ihrer Entwicklung keinen
Abbruch. Schon am vierten
Tag entdeckte Camilla das
Scharren – ihr erster Schritt
in die Unabhängigkeit. Nun
konnte sie mithilfe ihrer eigenen Zehen die Bodenschicht
aufkratzen und Futter aus der
Erde picken.
Heute ist Camilla drei Jahre
alt. Ihr Federkleid ist dicht
geworden und leuchtet in der
Sonne in sattem Weiß. Sie
sieht kräftig aus, wenngleich
die Schwere ihrer Brust noch
immer Probleme verursacht.
Dennoch, sie wird als eine
der allerwenigsten ihresgleichen bis an ihr natürliches
Lebensende in Frieden leben
dürfen. Scharren zählt noch
immer zu Camillas Lieblingsbeschäftigungen, aber auch
das Flattern und Fliegen, das
Baden im Sand zur Fellpflege
und das Umgraben des Misthaufens machen ihr Freude.
In der Nacht schläft sie auf
einer Stange im Stall mit
ihren Mitbewohner_innen.
Das Schlafen auf erhöhten
Flächen ähnelt dem Schlafen
der Wildhühner auf den Bäumen, die sich so vor Raubtieren schützen.
Camilla hat sich früh nach
ihrem Einzug auf dem Hof
ein sicheres Nest im Gebüsch
eingerichtet, wo sie immer
wieder ihre Eier ausbrütet.
Der Platz im Gebüsch war
für Camilla von Anfang an
ein wichtiges Versteck, ihre
Sicherheitszone, die sich
mittlerweile zu ihrer kleinen
Wohlfühlecke entwickelt hat.
Falls die Überzüchtung nicht
zu ihrem verfrühten Tod führen wird, wird sie dort noch
17 Jahre lang immer wieder
mal in Ruhe ein Ei legen.
Bereits 24 Stunden, bevor
sie ein befruchtetes Ei legt,
beginnt Camilla mit dem
heranwachsenden Küken zu
kommunizieren. Sie gluckert
ruhig vor sich hin und so kann
sich das Baby schon ganz früh
die Stimme seiner Mama einprägen. Ist das Küken erst
einmal da, piept es in den
unterschiedlichsten Tönen,
um sich seiner Mutter mitzuteilen. Camilla ist für diese
Laute außerordentlich empfänglich, als Glucken-Mama
hat sie ständig ein Ohr für ihre
Kleinen. Das Küken, das die
Stimme der eigenen Mutter
unter allen anderen exakt erkennt, kann so auch über eine
größere Entfernung wieder
zurück nach Hause finden.
Mit den anderen Hühnern
kommuniziert Camilla ebenfalls rege, den Hahn des Hofes
hingegen übertrifft nicht
einmal sie, der scheint unter
allen das größte Plappermaul
zu sein. Er kräht morgens,
um sein Revier abzustecken,
und brummelt auch so über
den Tag verteilt, um Camilla
und die anderen Hennen
aufzufordern, ihm zu folgen.
Meistens tun sie das auch,
manchmal aber – so wie heute
– verprügelt ihn dann eine der
Hennen. Camilla zählt jedoch
nicht zu den extrovertierten Genossinnen, sie ist einfach nicht dieser Typ Huhn.
Eher bevorzugt sie in solchen
Momenten, sich in ihrem
Gebüsch zu verkriechen und
dort davon zu träumen, wie
unbeschwert ihr neu gewonnenes Leben geworden ist.
*NAME VON DER REDAKTION GEÄNDERT
TIERSCHUT Z
WISSEN
MAYA
Das ungelebte Leben
Es war stickig, eng und unerträglich laut in der riesigen,
künstlich beleuchteten Halle,
die Mayas Zuhause war. Ihr
sehr gut entwickeltes Hühnergehör wurde in der Halle
stark überstrapaziert. Maya
war ängstlich und hatte immer wieder Krampfanfälle.
Sie hatte knapp so viel Platz
wie diese Papierseite groß ist.
Auf 1 m² musste sie mit 19 anderen Hühnern zusammengepfercht ausharren. Insgesamt
aber war die Halle so groß,
dass tausende Hühnchen wie
Hähnchen darin schimpften
und schubsten, krähten und
gackerten, brüllten und jammerten. Alles war seltsam,
alles tat weh. Mayas Beinchen
waren stark geschwollen von
dem Gewicht ihrer Brust und
der Unmöglichkeit, sich zu
bewegen, um ihre Muskulatur zu trainieren. Tag für Tag
wurde diese Brust größer und
schwerer. Von vier Gramm auf
2 Kilo in 35 Tagen, dafür war
Maya geboren worden. Die
Beine einiger anderer Hühner in der Halle brachen unter dem Gewicht ein, manche
starben an Atemnot und wieder andere wurden von ihren
panischen Mitbewohner_innen zu Tode gepickt.
Desorientiert und ohne Möglichkeit zu einem normalen Sozialverhalten stand Maya unter
Dauerstress. Eine Spur erträglicher wurde es, als die Lichter
in der Halle ausgingen. Das
dämpfte die meisten etwas, der
Lärmpegel ging zurück und
das wilde Schubsen ließ nach.
Dann kippte Maya nach vorne
auf ihre Brust und versuchte zu
schlafen. Leider wurde dieser
Schlaf aber regelmäßig unterbrochen, ein Stoß von links
oder rechts, ein Tritt von vorne
oder hinten. Am wichtigsten
war, so schien es, fest am Boden zu bleiben. Maya musste
früh mitansehen, wie eine umgestürzte Nachbarin von den
anderen blutig gekratzt wurde
und nicht mehr hochkam.
Maya spürte ununterbrochen
ihr kleines Herz klopfen, sie
hatte nie einen Zustand erlebt,
der frei von Angst war. Andere
in der Halle erlagen aufgrund
dieser Strapazen einem plötzlichen Herzstillstand. Bis zu
ihrer Schlachtung hielt Maya
aber durch. Dennoch durfte
sie nie die Sonne auf ihrer Haut
spüren, nie den Wind durch
ihre spärlichen Federn streifen lassen und nie am Boden
scharren. Der Untergrund, auf
dem sie schlief, war eine dicke
Schicht aus Exkrementen der
Hallenbewohner_innen. Deshalb verursachte sogar die Luft
Schmerzen, so voller Ammoniak. Doch bald sollte ihr Martyrium ein Ende haben.
In der Nacht des 35. Tages galt
sie als ausgemästet und ein
Fangtrupp schlich sich in die
dunkle Halle. Ohrenbetäubendes Krähen und gackernde Schreie heulten durch den
Raum. Maya wurde umgestoßen und konnte vor Furcht
kaum mehr atmen. Jemand
packte sie an den wunden
Beinchen und warf sie achtlos
in eine Kiste. Dabei kugelten ihre Gelenke aus und ein
Flügel wurde gebrochen. Ihre
Schmerzen und ihre Panik
steigerten sich ins Unermessliche. Übelkeit kam hinzu, als
sich der ganze Untergrund zu
bewegen begann, sie wurde
zum Schlachthof transportiert.
Plötzlich stand alles still, der
Transporter hatte angehalten.
Wieder packte sie jemand,
schleppte sie zum Schlachthaus
und hing sie an den Füßen auf.
Ihre letzten Kräfte verließen
sie. Als sie durch ein Strombad
gezogen wurde, war es endgültig vorbei. Maya war tot, als ihr
Kopf abgetrennt wurde und
ihr Körper ausblutete. Eine
Maschine erledigte den Rest:
Mayas Leiche wurde ausgenommen und zerlegt. Wenig
später lagen Teile ihres toten
Körpers verpackt in einem Supermarkt.
Es ist nicht unwahrscheinlich,
dass eine nette Familie an einem warmen Sommerabend
des Jahres 2011 in ihrem Garten saß und den Kindern je
ein Flügelchen von Maya zum
Essen serviert wurden. Keine_r von ihnen nahm bewusst
wahr, dass es sich um ein Individuum gehandelt hatte, das
ein gnadenloses Leben voller
Angst und Schmerz hinter sich
hatte. Keine_r von ihnen ahnte, dass Maya nun so wie sie
selbst oder Camilla auch diesen Sommerabend hätte genießen können. Nein, Maya war
bloß ein Nahrungsmittel, für
sie gab es kein Mitgefühl, keine Daseinsberechtigung und
keine Entfaltungsmöglichkeit:
Maya war Nummer 346B/11.
Elisa Ludwig, veganlife.at
NOVEMBER 2014
VEGAN
7
K ARNISMUS
DR. MELANIE JOY HAT UNTER ANDEREM IN
HARVARD STUDIERT UND PROMOVIERTE MIT
IHRER ARBEIT ÜBER DIE PSYCHOLOGIE DES
FLEISCHKONSUMS. IHR ANSCHLIESSENDES
KONZEPT, DAS SIE KARNISMUS NENNT, WURDE
DARAUFHIN WELTBERÜHMT.
VEGAN.AT HAT SICH MIT IHR UNTERHALTEN INSBESONDERE ÜBER DAS, WAS SIE DIE 3 Ns
DER RECHTFERTIGUNG NENNT.
„TIERE ESSEN
IST DAS
ERGEBNISEINES
UNTERDRÜCKUNGSSYSTEMS”
INTERVIEW MIT DER SOZIALPSYCHOLOGIN DR. MELANIE JOY
DR. JOY, VON IHNEN STAMMT DER BEGRIFF „KARNISMUS“.
MÖGLICHKEIT EINER FREIEN ENTSCHEIDUNG NIMMT. WIE
KÖNNEN SIE UNS KURZ ERLÄUTERN, WAS ES DAMIT AUF
Karnismus ist ein gewalttätiges System.
Denn Fleisch kann nur dadurch gewonnen werden, dass Tiere
getötet werden. Aber auch die Erzeugung von Eiern und Milchprodukten geht mit umfassendem Leiden für Tiere einher. Dennoch sind den meisten Menschen Tiere nicht einfach egal, und
sie wollen nicht, dass Tiere leiden müssen. Ebenso wie andere gewalttätige Ideologien ist auch Karnismus auf eine Reihe psychologischer und sozialer Mechanismen angewiesen, damit ansonsten human eingestellte Menschen sich an inhumanen Praktiken
beteiligen, ohne zu merken, was sie da eigentlich tun. Anders gesagt: Karnismus bringt uns bei, nicht zu fühlen – er blockiert unsere Empathie und unser Problembewusstsein. Dadurch nimmt
uns Karnismus die Möglichkeit einer freien Entscheidung. Denn
ohne ein Problembewusstsein gibt es keine freie Entscheidung.
Karnismus ist das unsichtbare Glaubenssystem, durch
das wir lernen, bestimmte Tiere zu essen. Dabei handelt es sich um
das Gegenteil von Veganismus. Wir neigen zu der Annahme, dass
nur Veganer_innen und Vegetarier_innen ihre Überzeugungen
haben, wenn sie sich an den Esstisch setzen. Tatsächlich aber essen
die meisten von uns deswegen z. B. Schweine, aber keine Hunde,
weil auch wir sehr wohl ein Glaubenssystem haben, wenn es ums
Essen von Tieren geht. Wenn aber keine strenge Notwendigkeit
besteht, Tiere zu essen, dann handelt es sich um eine Entscheidung
– und Entscheidungen entstehen immer aus Überzeugungen. Im
Gegensatz zu Veganismus und Vegetarismus erkennen wir Karnismus jedoch nicht, da es sich hierbei um eine vorherrschende,
allumfassende Ideologie handelt: Karnismus ist institutionalisiert
und beeinflusst damit Gesetze, Normen, Verhalten usw. Und da er
zudem internalisiert wird, beeinflusst er auch unser Denken und
unsere Gefühle in Bezug auf das Essen von Tieren.
SICH HAT?
IN IHREM BUCH „WARUM WIR HUNDE LIEBEN, SCHWEINE
ESSEN UND KÜHE ANZIEHEN“ SCHREIBEN SIE, DASS KARNISMUS UNSERE EMPATHIE BLOCKIERT UND UNS DIE
8
VEGAN
NOVEMBER 2014
KOMMT ES DAZU?
WELCHE PSYCHOLOGISCHEN UND SOZIALEN MECHANIS-
Zu den karnistischen Abwehrmechanismen gehören unter anderem das Leugnen, also das Bestreiten, dass es überhaupt ein Problem gibt,
indem dafür gesorgt wird, dass die Opfer unsichtbar bleiben;
ferner die De-Individualisierung, also die Annahme, dass geMEN SPIELEN DENN HIERBEI EINE ROLLE?
K ARNISMUS
bei tatsächlich um einen Mythos handelt, beweisen immer mehr
Profisportler_innen, die sich für eine vegane Ernährungsweise allein aus Gründen der Leistungssteigerung entscheiden. So ist z. B.
der stärkste Mann Deutschlands, Patrik Baboumian, Veganer.
SIE HABEN BEREITS VOR EINIGER ZEIT DARAUF HINGEWIE-
Um
das Thema Tiere Essen ranken sich zahlreiche Mythen, die letztlich aber alle unter das fallen, was ich die 3 Ns der Rechtfertigung nenne: Tiere zu essen ist normal, natürlich und notwendig.
Es dürfte natürlich kaum überraschen, dass es sich dabei um
genau dieselben Argumente handelt, die im Lauf der Menschheitsgeschichte schon immer benutzt wurden, um auch andere
gewalttätige Ideologien zu rechtfertigen – von der Sklaverei bis
zur Männerherrschaft.
UM WELCHE MYTHEN HANDELT ES SICH DABEI GENAU?
WARUM HANDELT ES SICH BEI DER ANNAHME, TIERE ZU
ESSEN SEI NORMAL, UM EINEN MYTHOS? Was wir als „normal” bezeichnen, ist letztlich nichts anderes als die Summe der
Überzeugungen und Verhaltensweisen der vorherrschenden
Mehrheitskultur. Das ist die karnistische Norm. Und als gesellschaftliche Norm ist Karnismus so tief verankert, dass wir ihn
gar nicht wahrnehmen. Um ihn wahrzunehmen, stellen Sie sich
Folgendes vor: Sie sind zu einem Abendessen eingeladen, und
es gibt Lasagne mit Fleisch vom Golden Retriever. Die meisten
Menschen wären geschockt. Stellen Sie sich weiter vor, Sie sagen
Ihren Gastgeber_innen, wie Sie das finden. Und die sagen Ihnen
dann, dass Sie sich gar keine Sorgen machen oder sich schlecht
fühlen müssen, da der Hund ja ein gutes Leben hatte: Er oder
sie konnte rennen und spielen und Freundschaften mit anderen
Golden Retrievern und sogar einigen Menschen knüpfen, bevor
er oder sie dann im Alter von sechs Monaten geschlachtet wurde.
Wie schmeckt Ihnen der Golden Retriever jetzt? Dann fragen Sie
sich doch mal selbst: Wenn Sie ein Problem damit haben, dass
ein glücklicher, gesunder Golden Retriever einfach deswegen
getötet wird, weil sein oder ihr Fleisch manchen Menschen so
gut schmeckt, warum haben Sie dann nicht auch etwas dagegen,
wenn genau dasselbe einem anderen Wesen angetan wird?
SEN, DASS DIE DREI Ns IN DEN LETZTEN PAAR JAHREN IMMER WICHTIGER GEWORDEN SIND. WORAN LIEGT DAS? Ich
glaube, dass es dank der erfolgreichen Anstrengungen veganer
Aktivist_innen – in Kombination mit der Verbreitung des Internets – in der Gesellschaft heute ein erheblich größeres Bewusstsein für die Problematik der landwirtschaftlichen Tiernutzung
gibt. Anders gesagt: Das Leugnen als zentraler karnistischer Abwehrmechanismus wurde erheblich destabilisiert. Daher wurde
es für die karnistische Kultur immer wichtiger, das Essen von
Tieren rechtfertigen zu können. In der Folge haben sich die drei
Ns der Rechtfertigung zu eigenen karnistischen Ideologien entwickelt. Ich bezeichne diese neuen Ideologien als Neokarnismus
und betrachte sie als Teil einer Gegenreaktion auf den stärker
werdenden Einfluss der veganen Bewegung.
ZU UNSEREN LESER_INNEN GEHÖREN NICHT NUR VEGANER_INNEN UND VEGETARIER_INNEN, SONDERN AUCH
FLEISCHESSER_INNEN. WAS WÜRDEN SIE UNSEREN LE-
Dass wir alle das Phänomen
Karnismus erkennen und verstehen müssen. Tiere zu essen ist
nicht einfach eine Frage der persönlichen Ethik. Es handelt sich
vielmehr um das zwangsläufige Endergebnis eines tief verankerten Systems. Wenn wir Karnismus erkennen, können wir dieses
System verlassen. Dann können die Fleischesser_innen unter uns
sich authentisch entscheiden, ohne sich daran zu orientieren, was
uns beigebracht wurde zu denken und zu fühlen. Und die Veganer_innen unter uns verstehen dann, dass das Problem nicht im
Individuum, sondern in einem umfassenden System gründet,
und können es so effektiver angehen.
SER_INNEN GERNE MITGEBEN?
DR. MELANIE JOY, VIELEN DANK FÜR DAS INTERVIEW.
Das Interview führte Jeff Mannes.
Die Übersetzung vom Englischen ins Deutsche ist von Jens Tuider.
WARUM IST ES DENN NICHT NATÜRLICH, TIERE ZU ES-
NORMAL.
NATÜRLICH.
NOTWENDIG.
Bei dem, was wir als „natürlich“ bezeichnen, handelt es
sich lediglich um die Interpretation der Geschichte durch die
vorherrschende Mehrheitskultur. Dabei zeigt sich jedoch nicht
die Menschheitsgeschichte, sondern die karnistische Geschichte. Denn es wird nicht auf unsere frühen früchteessenden Vorfahren verwiesen, sondern nur auf deren spätere, fleischessende
Nachkommen. Anders gesagt: Wir gehen in der Menschheitsgeschichte nur so weit zurück, wie nötig, um unsere gegenwärtigen
karnistischen Praktiken zu rechtfertigen.
SEN?
UND WARUM IST ES GAR NICHT NOTWENDIG, TIERE ZU
Das, was wir als „notwendig“ bezeichnen, ist in Wirklichkeit bloß das, was notwendig ist, um die vorherrschende
Mehrheitskultur aufrecht zu erhalten – und damit auch den karnistischen Status quo. Jedes Jahr werden weltweit Milliarden von
Tieren zu Nahrungszwecken getötet. In diesem Zusammenhang
spielt auch der Proteinmythos eine große Rolle. Dass es sich hier-
ESSEN?
Melanie Joy
Warum wir Hunde lieben,
Schweine essen und
Kühe anziehen
compassion media 2013
240 Seiten
20,00 €
„UM DAS THEMA
TIERE ESSEN
RANKEN SICH
ZAHLREICHE
MYTHEN, DIE
LETZTLICH ABER
ALLE UNTER
DAS FALLEN,
WAS ICH DIE
3 Ns DER
RECHTFERTIGUNG
NENNE.“
NOVEMBER 2014
VEGAN
9
WISSEN
nutzte Tiere keinerlei Individualität oder eigene Persönlichkeit
besitzen – nach dem Motto: Ein Schwein ist ein Schwein, und
alle Schweine sind gleich; und schließlich das Rechtfertigen, das
aus einer Reihe von Mythen besteht, die als Rechtfertigung für
das Essen von Tieren dienen.
E
HO
B
IE
NSPHOBI
TR A
EZ
M US
SP
I
IS
ES
P
MO
O
H
SE
X IS
MU
S
ENTSTEHUNGSGESCHICHTE
DER INTERSEKTIONALITÄT
WAS ÜBERHAUPT IST INTERSEKTIONALITÄT?
Esra* wuchs bei ihren Großeltern in einem ländlichen Gebiet der Türkei auf
und sollte nun, mit 22 Jahren, gegen
ihren Willen verheiratet werden. Nach
einer kräftezehrenden Flucht durch die
halbe Türkei blieb als letzter Ausweg
nur mehr die Migration in ein anderes
Land. So erreichte Esra Österreich, wo
sie den Neuaufbau ihres Lebens wagen
wollte. Die Umstände hierzulande sind
für Esra jedoch voller Hindernisse, da
sie mit vielen Formen von Diskriminierung gleichzeitig zurechtkommen
muss. Als Frau hat sie mit Sexismus im
Alltag und am Arbeitsmarkt zu kämpfen. Obwohl sie in der Türkei verfolgt
wird, kann sie darüber hinaus nicht auf
Asyl hoffen – Asylbewilligungen berücksichtigen so gut wie nie frauenspezifische Fluchtgründe. Als Migrantin
ist Esra mit Benachteiligungen am
Wohnungsmarkt und beim Zugang
zu staatlichen Leistungen konfrontiert.
Als Türkin ist sie zudem täglich rassistischen Anfeindungen ausgesetzt. Und
als Kopftuchträgerin bleiben viele Türen von Vornherein für sie verschlossen,
während herablassende Blicke wie Bemerkungen aufgrund ihrer sichtbaren
religiösen Zugehörigkeit für Esra zum
Dauerzustand gehören.
So überschneiden sich die verschiedenen Kategorien Geschlecht, sozioökonomischer Status bzw. Klasse, Herkunft und Religion in einem Men10
VEGAN
NOVEMBER 2014
schen. Es können noch unzählige Kategorien hinzukommen, wie die sexuelle
Orientierung, das Alter, die körperliche
Verfassung oder das Aussehen. Diskriminierungen aufgrund dieser Kategorien treffen die jeweiligen Menschen
dann nicht nur häufiger, sondern verstärken sich zusätzlich noch gegenseitig.
Beispielsweise begünstigt Rassismus
Gewalt gegen Frauen. Das bedeutet,
dass z. B. schwarze Frauen eher Gewalt
erleben als weiße. Die Ausgrenzung von
Menschen aufgrund ihrer Herkunft
wird wiederum durch Homophobie
verstärkt. Homosexuelle Türk_inn_en
sind in Österreich also noch schlechter
gestellt als heterosexuelle. Solche Dynamiken werden umso intensiver, je mehr
Unterdrückungsformen auf eine Person
bzw. Personengruppe zutreffen.
Dieses Zusammenspiel entwickelt für
die Betroffenen eine Mehrfachbelastung, die sie – und das ist ein entscheidender Punkt – in besonders hohem
Maße von der Teilnahme am gesellschaftlichen Geschehen ausschließt.
Während bereits ein Großteil der österreichischen Frauen zahlreichen geschlechtsspezifischen Nachteilen am
Arbeitsmarkt begegnet, gestalten die
Wechselwirkungen der unterschiedlichen Diskriminierungsformen für Esra
die Arbeitssuche zu einem beinahe unmöglichen Unterfangen. Und das ist
das Kernthema der Intersektionalität.
Kimberlé W. Crenshaw ist US-amerikanische Juristin und Professorin der Rechtswissenschaften
in Los Angeles an der UCLA und in Columbia.
Sie prägte in den 80ern maßgeblich den Begriff
der Intersektionalität. Er stammt vom englischen
Wort „intersection“, was soviel wie Schnittmenge, Schnittpunkt und Kreuzung bedeutet. Intersektionalität beschreibt ein Konzept, dessen
Gegenstand das Zusammenspiel verschiedener
Unterdrückungsformen ist. Crenshaw bezog sich
dabei exemplarisch auf ein Gerichtsurteil in den
USA der 1970er Jahre: Der Weltkonzern General
Motors (GM) wurde nach der Entlassung von
fast allen schwarzen Arbeiterinnen vom Vorwurf
des Rassismus wie Sexismus befreit. Begründet
wurde diese Auffassung damit, dass GM weder
die schwarzen Arbeiter noch die weißen Arbeiterinnen entlassen hat und somit keine rassistische
oder sexistische Motivation nachweisbar sei.
Auch das Beispiel von GM zeigt auf, dass Menschen, die auf Basis mehrerer Kategorien Diskriminierung erleben, einschneidender von
Unterdrückung betroffen und der Willkür gesellschaftlich „Stärkerer“ ausgeliefert sind. Weiters wird deutlich, dass für mehrfach Betroffene
weder feministische noch anti-rassistische Bewegungen allein ausreichend Unterstützung bieten
können. Das Beispiel zeigt daher auch, dass die
vielen politischen Strömungen, die sich meist
einem einzigen Thema verschreiben, gefordert
sind, enger zusammenzuarbeiten. Intersektionalität dient dabei als eine Art Messgerät, um
den verstärkten Missständen angepasst entgegentreten zu können.
S
WISSEN
MU
S
I
S
S
RA
INTERSEK TIONALITÄT
EIN PAAR BEISPIELE
In Kalifornien/USA
ermöglicht das Food
Empowerment Project
(www.foodispower.org)
sozio-ökonomisch und
rassistisch benachteiligten
Gemeinschaften Zugang
zu frischen, veganen
Nahrungsmitteln. Dieses
Projekt behandelt damit
mindestens drei Auswüchse
der Logik des Herrschaftsanspruchs in einem.
In Polen haben sich
Tierrechtsaktivist_inn_en
gemeinsam mit Bewohner_
inne_n von mehreren
Ortschaften in einer erfolgreichen Kampagne gegen die
Ansiedlung industrieller
Pelzfabriken durchgesetzt
(www.otwarteklatki.pl).
In Österreich hat der Schulterschluss von NGOs,
migrantischen Selbstorganisationen und antirassistischen Aktivist_inn_en zur Zusammenarbeit mit
Gewerkschaften, Arbeiterkammer und anderen
Institutionen geführt, damit UNDOK als „Anlaufstelle zur gewerkschaftlichen Unterstützung
undokumentiert Arbeitender“ gegründet werden
konnte (www.undok.at). Hier werden Benachteiligte verschiedener Diskriminierungsformen bei
der Durchsetzung ihrer Rechte am Arbeitsmarkt
unterstützt.
ERRUNGENSCHAFTEN DER INTERSEKTIONALITÄT
Die Intersektionalitätsforschung hat im
Laufe der Zeit zu einem größeren Bewusstsein über die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Benachteiligungsformen geführt. Rassismus, Sexismus, Speziesismus
(also die Diskriminierung aufgrund der
Artzugehörigkeit), Homophobie, Transphobie, die Ausgrenzung von Älteren oder
von Menschen mit Handicaps u.v. m. –
all diese Variationen von Unterdrückung
teilen sich eine gemeinsame Geschichte
und sind miteinander verbunden. Darüber hinaus wirken viele ihrer Mechanismen auf die gleiche Weise. Die Haltung,
die allen Diskriminierungen zugrunde
liegt, beansprucht die Besserstellung einer
auserwählten Gruppe über eine als „anders“ wahrgenommene Gruppe. Die Kategorien mögen sich zwar unterscheiden,
ob Männer nun besser gestellt sein sollen
als Frauen, Inländer_innen besser als Ausländer_innen, Weiße besser als Schwarze oder Menschen besser als Tiere. Die
Grundlogik bleibt aber immer eine mit
Herrschaftsanspruch, da sich eine Gruppe
X aus dieser Haltung heraus immer das
„Recht“ erschafft, eine andere Gruppe Y
zu unterdrücken, auszugrenzen, auszubeuten oder sogar zu töten.
Dieses „Recht“ ist ideologisch begründet, basiert also auf dem Glauben an
eine übergeordnete und nicht rational
begründbare „Wahrheit“: „Männer sind
von Natur aus stärker, daher dürfen sie
xyz“, oder „Inländer_innen haben eine
zivilisiertere Kultur, daher dürfen sie xyz“,
oder „Menschen sind intelligentere Lebe-
wesen, daher dürfen sie xyz“. Ihre besondere Tragweite erhielten diese Logiken
dadurch, dass sie vom selbsternannten
„Recht“ zum gesamtgesellschaftlichen
Alltag wurden. Hier treten sie dann z. B.
in akzeptierten Handlungsweisen, Institutionen und Gesetzen auf. Daraus folgt,
dass Benachteiligten wie Esra der Zugang
zu einer freien und würdigen Existenz
systematisch erschwert oder sogar verunmöglicht wird.
Im Ökofeminismus wurde diese zugrunde
liegende Logik des Herrschaftsanspruchs
auch im Verhältnis von Mensch und Natur erkannt. Unsere selbst-erhöhende Perspektive bedingt dabei das zerstörerische
Verhalten, wenn es um den Umgang mit
„Nutz“tieren geht oder um den Raubbau
am Amazonas, um die Verpestung der
Luft oder die Vergiftung des Grundwassers. Hier wird die Natur zugunsten der
Menschen benachteiligt, so wie Frauen
immer noch zugunsten von Männern
benachteiligt werden oder Schwarze zugunsten von Weißen. Durch die Analysen
auf dem Gebiet der Intersektionalität
wurden diese Parallelen deutlicher. Zum
Vorschein trat die Erkenntnis, dass keine
Benachteiligungsform für sich alleine
überwunden werden kann. Eine Welt, die
die Bedürfnisse von Tieren berücksichtigt, nicht aber jene von Frauen wie Esra,
ist genauso schwer vorstellbar wie die umgekehrte Variante. Deshalb gibt es immer
mehr Initiativen und Projekte, die sich an
den Schnittstellen bewegen und verschiedene Themen zugleich behandeln.
Das Potenzial ist aber noch groß. Man
denke beispielsweise an die hiesigen Sozialmärkte, die in Kooperation mit Tierrechtsorganisationen und veganen Supermärkten auch hochwertige tierfreie Nahrungsmittel und Infomaterial dazu anbieten könnten. Oder ökologisch orientierte
Unternehmen, die nur sozial benachteiligte Migrant_inn_en beschäftigen und
in der Kantine veganes Essen anbieten
könnten.
Intersektionalität hat den Horizont politischer Bewegungen erweitert. Die intersektionale Betrachtung von gesellschaftlichen
Problemen hat sichtbar werden lassen,
dass die Herstellung von Gerechtigkeit als
fundamentales Prinzip die wichtigste Gemeinsamkeit aller politischen Emanzipationsbestrebungen ist. Damit wurden neue
Räume der aktiven Kooperation zwischen
den Bewegungen eröffnet, die gemeinsam
wiederum mehr Durchschlagskraft haben. Schließlich können sie sich so auch
diesem grundsätzlichsten all ihrer Ziele
auf umfassendere Weise nähern. Denn
Gerechtigkeit bedeutet für die Betroffenen immer und ausnahmslos dasselbe,
ob für Tiere, Schwarze oder Frauen (…)
– nämlich ein freies und selbstbestimmtes
Leben führen zu können.
*Esra ist eine von der Autorin frei
erfundene Person, deren Geschichte auf
wahren Begebenheiten beruht.
Autorin: Elisa Ludwig, veganlife.at
NOVEMBER 2014
VEGAN
11
RÜCKBLICK
TIERSCHUTZPROZESS:
FREISPRUCH, ABER
REPUBLIK VERWEIGERT
SCHADENSERSATZ
IN EINER SERIE VON
GERICHTSVERHANDLUNGEN
WURDEN SÄMTLICHE
FREISPRÜCHE DER ERSTEN
INSTANZ BESTÄTIGT. DIE KLAGE
AUF SCHADENSERSATZ WURDE
DENNOCH ABGEWIESEN.
ereits im Jahr 2006 hatten die Ermittlungen gegen
Tierschützer_innen wegen Bildung einer kriminellen Organisation begonnen. Zum großangelegten Polizeiüberfall auf nichtsahnende Aktivist_inn_en, die in der Nacht von
maskierten Beamt_inn_en mit gezogenen Schusswaffen aus den
Betten geholt wurden, kam es erst zwei Jahre später. Der SOKO
Tierschutz war es nämlich nicht gelungen, belastende Beweise
zu finden. Doch auch 105 Tage Untersuchungshaft für zehn
Beschuldigte sowie insgesamt 33 Hausdurchsuchungen brachten keine Ergebnisse, mit denen die Tierschützer_innen hätten
kriminalisiert werden können. Nichtsdestotrotz kam es zur Anklage. 2010 begann ein 14-monatiger Prozess, der mit einem
kompletten Freispruch endete. Doch damit gab sich die Staatsanwaltschaft nicht zufrieden und legte Berufung ein. Aufgrund
des ungeheuerlich großen Gerichtsaktes von mehreren hunderttausend Seiten fanden die Berufungsverhandlungen dazu erst
2014, also acht (!) Jahre nach Ermittlungsbeginn, statt.
Obwohl der gesamte Tierschutzprozess zu diesem Zeitpunkt
in der Öffentlichkeit schon als größter Justizskandal der zweiten Republik verurteilt wurde, setzte man von Seiten der Politik
deutliche Zeichen in die Gegenrichtung. Der zuständige Staatsanwalt, der mit einer ungeheuren Verbissenheit die Ermittlungen
geführt und auch die Berufung eingebracht hatte, wurde trotz
völliger Erfolglosigkeit befördert – zunächst zum ersten Staatsanwalt in Wr. Neustadt und dann in die Korruptionsabteilung der
Oberstaatsanwaltschaft. Der Chef der SOKO Tierschutz, von
dem die Erstrichterin in ihrem Urteil noch deutlich feststellte,
dass er vor Gericht gelogen und wesentliche entlastende Beweis12
VEGAN
NOVEMBER 2014
mittel vertuscht hatte, wurde zum Chef des Wiener Landesamts
für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung ernannt.
Und die Richterin, die sich gegen die deutlich spürbare politische Intention des Verfahrens gestemmt und einen Freispruch
gefällt hatte, wurde von der Personalkommission des Landesgerichts dazu eingeteilt, ab sofort nur noch nicht-öffentliche Untersuchungshaftsverhandlungen zu führen.
Im Vorfeld der anstehenden Verhandlung konnten die für die
Berufung verbliebenen Anklagepunkte entschärft werden. Dass
es Nötigung sei, eine Firma aufzufordern, aus dem Pelzhandel
auszusteigen, da es ansonsten eine legale Kampagne mit Öffentlichkeitsarbeit und Demonstrationen geben werde, wollten weit
mehr als 3000 Personen nicht glauben. In Solidarität zeigten sie
sich selbst an. Die Oberstaatsanwaltschaft stellte alle diese Verfahren ein: Die Aufforderungsschreiben der Selbstanzeiger_innen
an die Firmen, die als Nötigung gelten sollten, seien zu höflich
formuliert gewesen. Also gab es eine zweite Welle von Selbstanzeigen, diesmal auf Basis von Schreiben an die Firma Eybl im
Wortlaut der wegen Nötigung inkriminierten E-Mails, die bei
der Berufung verhandelt werden sollten. Gleichzeitig wiesen zwei
hochkarätige Gutachten von Univ.-Prof. Klaus Schwaighofer
und Univ.-Prof.in Petra Velten nach, dass eine Interpretation des
Nötigungsparagraphen in dieser Weise völlig überschießend ist.
Sowohl Schwaighofer als auch Velten sind Vorstände der Institute für Strafrecht an den Unis Innsbruck bzw. Linz. Mit einer
Reihe von Pressekonferenzen und Podiumsdiskussionen konnte
eine öffentliche Debatte über diese für soziale Bewegungen so
essentiellen Fragen ausgelöst werden.
RÜCKBLICK
Richter Mag. Csarmann führte die Verhandlungen im Mai 2014
am LG Wr. Neustadt letztlich höchst professionell, objektiv und
zügig durch. Für die meisten der Zeug_inn_en sah er keine
Veranlassung zur Einvernahme, weil sie im ersten Rechtsgang
bereits umfassend ausgesagt hatten. Vier Jahre später sei nicht
zu erwarten, dass ihre Aussagen nun in irgendeiner Form vertrauenswürdiger und detaillierter ausfallen könnten. So blieb im
Wesentlichen nur die Rechtsfrage der Interpretation des Nötigungsparagraphen, der für die Zukunft der Kampagnenarbeit
im Tierschutz entscheidend sein würde.
Gutachten notwendig, um die fingierten Vorwürfe der Anklage
zu entkräften. Zweimal musste ein Privatdetektiv eingeschaltet
werden, damit es überhaupt möglich wurde, die beiden Polizeispitzel aufzudecken und als Zeuginnen vor Gericht zu bringen.
Deren Aussagen überzeugten die Richterin sofort von der Unschuld der Angeklagten. Sie stellte umgehend das Verfahren ein
und fällte einen Freispruch. Hätte die Polizei pflichtgemäß die
Spitzelberichte von Anfang an der Verteidigung und der Richterin zur Verfügung gestellt, wäre es zu keiner Untersuchungshaft, geschweige denn einer Anklageerhebung, gekommen. Der
SOKO-Chef hatte durch eine Lüge versucht, die entlastenden
Spitzelberichte vor der Richterin zu vertuschen.
Der Richter verkündete überraschend früh den Freispruch und
begründete diesen damit, dass eine legale Tierschutzkampagne Doch das war nur die Spitze des Eisbergs der „dirty tricks“ der
für eine Firma vielleicht unangenehm sei, aber keine Rechtsgüter Polizei. Zahlreiche Beweismittel wurden einfach unterschlagen,
verletze. Wenn Aktivist_inn_en die Kund_inn_en über die Zu- um einen Verdacht zu konstruieren, der nie bestand. Bis zuletzt
stände in Pelzfarmen aufklären und letztere
hat die Polizei Einsicht in ihre Ermittlungsakdann frei entscheiden, keinen Pelz einkauten verweigert, obwohl die Menschenrechtsfen zu wollen, dann würden schließlich die
deklaration und die Strafprozessordnung das
Kund_inn_en und nicht die Tierschützer_
eindeutig vorsehen. Tatsächlich gab es im
DAS GESETZ SIEHT
innen für den Profitrückgang verantwortlich
Laufe des Verfahrens dreimal Verurteilungen
KEINE ENTSCHÄDIGUNG
sein. Wörtlich meinte der Richter: „Es ist
der Polizei in separaten Prozessen, weil sie
VOR, WIE ES IN
schlicht denkunmöglich, dass die Aufklärung
keine Akteneinsicht gewährte.
PRAKTISCH ALLEN
ANDEREN LÄNDERN
mündiger Konsumenten für sich selbst geseÜBLICHE PRAXIS IST.
hen ein Schaden sein kann.“
Warum sollten nun die Angeklagten trotz völligen Freispruchs auf ihInteressant war die Rolle der Staatsanwälte und -innen in den ren hohen Verteidigungskosten sitzen bleiben? Selbst sehr
Berufungsverhandlungen. Kaum war der seit 2006 zuständige konservativ gerechnet hat der ehemals Hauptangeklagte
Staatsanwalt via Beförderung entfernt, stellte der nächste dafür € 600.000 Schulden. Das Gesetz sieht keine Entschädigung in
nun eingeteilte Mann die noch offenen Ermittlungsverfahren diesem Fall vor, wie es in praktisch allen anderen Ländern übliche
ein. Bei den Verhandlungen traten insgesamt drei verschiede- Praxis ist. Zwar gibt es politische Lippenbekenntnisse, aber für
ne Staatsanwälte und -innen auf, denen die ganze Sache offen- einen Schadensersatz sei keine „budgetäre Deckung“ vorgesehen,
sichtlich sehr peinlich war. Sie stellten praktisch keine Fragen, meinte die zuständige Justizministerin. Die gut 20 Millionen
äußerten sich nur notdürftig in ihren Plädoyers und kündigten Euro für die Ermittlungskosten waren jedoch schnell zur Hand.
letztlich keine Berufung gegen die Urteile an.
Doch aufgrund des Umstandes, dass die Polizei die Akteneinsicht
Dieser Freispruch hinsichtlich Nötigung durch Ankündigung ei- verweigert hatte und dadurch zentrale entlastende Beweismittel
ner legalen Kampagne samt seiner Begründung könnte nun einen vertuscht wurden, besteht die Möglichkeit einer sogenannten
Präzedenzfall liefern, der eine neue Ära des Kampagnenrechts Amtshaftungsklage, um die Verteidigungskosten wieder hereinläutet. Vor einigen Jahrzehnten galten noch Gewerkschafts- einzubekommen. Am 26. Juni 2014 kam es diesbezüglich zur
streiks als Nötigung, dann wurde das Streikrecht erkämpft. Nun Verhandlung im Justizpalast in Wien. Die Richterin des Wiener
hätte eine zivilgesellschaftliche Kampagne eine Nötigung sein Landesgerichts für Zivilrechtssachen lehnte aber die Forderung
sollen. Der Richter hat dem eine klare Absage erteilt. Können mit der Begründung ab, sie sei bereits verjährt. Der Kläger hätwir also ab sofort davon ausgehen, dass Tierschutzkampagnen te seine Klage schon einbringen sollen, als er noch in U-Haft
nicht mehr als Nötigung angeklagt werden, dass wir also ein saß. Damals sei ihm nämlich bereits bekannt gewesen, dass er
verbrieftes Kampagnenrecht haben? Das wäre immerhin ein unschuldig sei und ihm daher ein Schaden entstehe. Dieses weltFortschritt: Zunächst wurde § 278a, „Bildung einer kriminellen fremde Urteil wurde seither von zahlreichen Rechtsexpert_inn_
Organisation“, reformiert und dann die Nötigung entschärft. en scharf kritisiert. Für den ehemals Hauptangeklagten wurden
Eine gute Entwicklung Richtung lebendiger Demokratie. So hat aber weitere € 25.000 an Kosten fällig!
dieser Prozess doch irgendwo seinen Sinn gehabt.
In dieser Finanzzwickmühle kamen nun viele Privatpersonen zu
Hilfe und spendeten in nur 4 Wochen nach einem ersten AufSCHADENSERSATZKLAGE ABGEWIESEN
Doch ein Wermutstropfen bleibt. Die Verteidigung im Tier- ruf ganze € 71.000, um eine Berufung zu ermöglichen. Mitte
schutzprozess hat nicht nur jede Menge Kraft und Nerven September 2014 ist das auch tatsächlich geschehen. Nun liegt
gekostet, sondern auch Geld. Da geht es zunächst um die An- der Ball beim Wiener Oberlandesgericht. Der Tierschutzprozess
waltskosten während der U-Haft, bei den Vorbereitungen auf zieht also weiterhin seine unheilvollen Kreise, nun fast 9 Jahre
den Prozess, in der Verhandlung selbst (immerhin 14 Monate nach Beginn der Ermittlungen.
lang!) und für die Berufungen. Zusätzlich waren insgesamt 14
§
NOVEMBER 2014
VEGAN
13
LEBEN
DIE BERUFUNGSVERHANDLUNGEN
ERNÄHRUNG
M
it der stark zunehmenden Verbreitung der veganen
Lebensweise steigt auch die Zahl vegan ernährter
Kinder. In den Medien wird das Thema immer häufiger aufgegriffen. Die Frage, ob eine vegane Ernährung für Kinder gesund ist, wird hierbei oft kontrovers diskutiert.
Statt theoretischer Debatten, die sich großteils auf einige wenige
Studien stützen, die nicht viel mit gesunder veganer Ernährung
zu tun haben, würde ein Blick in die Praxis oft schon ausreichen:
Zahlreiche sich ausgezeichnet entwickelnde Kinder mit vorbildlichen Blutbildern beweisen, dass eine gut geplante vegane Ernährung auch in diesem Lebensalter den Bedarf an allen lebensnotwendigen Nährstoffen deckt und darüber hinaus sogar eine
gesundheitsfördernde Wirkung hat.
VEGANE
ERNÄHRUNG
VON
KINDERN –
AUF DAS WIE KOMMT ES AN
WAS SAGEN DIE FACHGESELLSCHAFTEN?
Das Statement der Academy of Nutrition and Dietetics, amerikanisches Pendant der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)
und weltweit größte Fachgesellschaft für Ernährung, ist eindeutig:
Eine gut geplante vegane Ernährung sei für jede Lebensphase
geeignet, einschließlich Schwangerschaft, Stillzeit, Kindheit und
Jugend. Ähnlicher Meinung sind Fachgesellschaften in anderen
angelsächsischen Ländern. Demgegenüber stehen die Vorbehalte
der DGE. Sie befürchtet mögliche Ernährungsdefizite hinsichtlich
bestimmter Nährstoffe: Es bestehe ein Risiko für eine zu geringe
Aufnahme von Energie, Protein, Omega-3-Fettsäuren, Eisen, Kalzium, Jod, Zink, Riboflavin, Vitamin B12 und D. Dabei wird offenbar übersehen, dass auch allesessende Kleinkinder häufig nicht
ideal ernährt sind. Laut österreichischem Expertendossier zur Kleinkind-Ernährung zählen Eiweiß, Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, Zucker, Eisen, Folsäure, Vitamin D und Natrium zu den
kritischen Nährstoffen omnivorer Kinder. Darüber hinaus werden
Vitamin D und Jod (in Form von Kochsalz) in der Regel supplementiert.
WAS SIND DIE GRÜNDE FÜR DIE
SKEPSIS IM DEUTSCHEN SPRACHRAUM?
Studien zu veganer Ernährung gibt es bisher nicht viele. Insbesondere aktuelle wissenschaftliche Literatur fehlt. Die DGE
beruft sich in ihrer Stellungnahme hauptsächlich auf 25 Jahre
alte Untersuchungen von makrobiotisch ernährten Kindern. Sie
waren leichter und weniger gut entwickelt als die fleischessenden
Kinder. Makrobiotik ist jedoch keinesfalls gleichzusetzen mit
veganer Ernährung: Sie besteht großteils aus Getreide, viele Gemüse- und Obstsorten fallen weg, insbesondere in roher Form,
fettreiche und damit energiespendende Lebensmittel kommen nur
wenig vor, Nahrungsergänzungsmittel sind untersagt. Eine vegane
Ernährung ist hingegen deutlich vielseitiger. Zudem gibt es Berichte über einige wenige Einzelfälle, in denen Kinder an Vitamin-B12-Mangel litten. Dieses ist auf fehlende oder unzureichende Vitamin-B12-Supplementierung zurückzuführen. Andererseits
gibt es Studien, die belegen, dass eine Ernährung auf ausschließlich pflanzlicher Basis ein normales Wachstum und eine gesunde
Entwicklung von Kindern ermöglicht. Als Fazit aus diesen Untersuchungen kann gezogen werden, dass eine vegane Ernährung für
Kinder problemlos möglich ist und sehr gesund sein kann. Die
Eltern sollten sich jedoch mit der Ernährung ihrer Kinder auseinandergesetzt haben und Lebensmittel sorgfältig auswählen. Dies
gilt im Übrigen für alle Eltern, auch für jene allesessender Kinder.
14
VEGAN
NOVEMBER 2014
Die Broschüre „Vegane Ernährung für Kinder, Schwangere und
Stillende“ geht ausführlich auf die
verschiedenen Lebensabschnitte
ein und erklärt, worauf in diesen
sensiblen Phasen besonders geachtet werde sollte. Sie kann kostenlos
unter [email protected] bestellt
werden. Beispiel-Ernährungspläne
für die praktische Umsetzung
können unter vegan.at/kinder
heruntergeladen werden.
Checkliste: Worauf achten?
LEBEN
• Abwechslungsreiche Ernährung, bestehend aus
frischem Gemüse, Obst, Vollkorngetreide, Hülsen früchten, Nüssen, Samen und hochwertigen Ölen.
• Konzentrierte Energie liefern Fette in Form von
Avocados, Nüssen, Nussmusen und Tahin,
Sojaprodukte und Trockenfrüchte.
• Vitamin B12 muss in Form von Nahrungsergänzungsmitteln und/oder angereicherten
Produkten ergänzt werden.
Maya
war bereits im Mutterbauch vegan. Damals
warnte der Gynäkologe,
das Kind würde mangelernährungsbedingt kein
Jahr alt werden und
minderwüchsig sein.
Dies erwies sich jedoch
als großer Irrtum: Maya
ist mit ihren 13 Jahren
bereits 1,81 m groß
und hat ausgezeichnete
Blutwerte.
Jonas,
5 Jahre, lebt seit seiner
Entstehung vegan.
Darauf ist er nicht nur
stolz, sondern er versteht
auch die ethischen Hintergründe und weiß diese
zu kommunizieren: Im
Kindergarten fragte
er beispielsweise, warum
die anderen die Fische
im Aquarium so gern
haben, mittags aber Fisch
essen.
•
Während der Sommermonate sollte sich das Kind –
je nach Hauttyp – 10 bis 30 Minuten in der Mittagssonne
aufhalten (Haut nicht rot werden lassen). Wenn das
nicht möglich ist, benötigt das Kind eine tägliche
Supplementierung mit 20 µg Vitamin D. Im Winter sollte
auf jeden Fall Vitamin D ergänzt werden.
• Zur Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren dienen
½ – 1 Teelöffel Leinöl oder 2 Teelöffel bis 1 Esslöffel
Rapsöl täglich; gegebenenfalls können auch
Algenölkapseln eingenommen werden.
• Auf ausreichende Quellen für Eisen, Kalzium, Zink
und Jod achten.
• Regelmäßige Bluttests eignen sich, um den
Versorgungszustands des Kindes zu überprüfen.
WORAUF SOLLTE GEACHTET WERDEN?
WAS SIND DIE VORTEILE VON VEGANER ERNÄHRUNG
Muttermilch ist die ideale Ernährung während der ersten Monate. Langes Stillen über 1 – 3 Jahre versorgt den Säugling nicht
nur mit allen notwendigen Nährstoffen, sondern bietet auch
Schutz vor Krankheiten und beugt Allergien vor. Ist Stillen
nicht möglich, steht Ersatznahrung auf Sojabasis zur Verfügung. Als Beikost kann ab dem 5. Monat mit Gemüse-Kartoffelbrei begonnen werden, der mit etwas Leinöl zur Versorgung
mit Omega-3-Fettsäuren angereichert wird. Ab dem 8. Monat
kommen eiweißreiche Lebensmittel wie pürierte gekochte Hülsenfrüchte oder Tofu hinzu. Wie auch für Erwachsene ist für
Kinder eine abwechslungreiche Kost auf Basis von viel frischem
Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Vollkorngetreide und hochwertigen Ölen notwendig. Aufgrund ihrer kleinen Mägen nehmen
Kinder unter Umständen zu wenig Kalorien auf. Konzentrierte
Energie liefern Fette in Form von Avocados, Nüssen, Samen,
Nussmusen und Tahin, Sojaprodukte und Trockenfrüchte.
Vitamin B12 muss supplementiert werden, sobald das Kind
nicht mehr den Großteil seiner Energie über die Muttermilch
aufnimmt. Vitamin D wird entweder durch Sonnenschein in
der Haut produziert oder über Supplemente eingenommen. Als
Eisenquellen stehen unter anderem Hirse, Quinoa, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen wie Sesam und Mohn,
Trockenfrüchte sowie grünes Blattgemüse zur Verfügung. Zur
besseren Aufnahme ist ein gleichzeitiger Verzehr von Vitamin
C in Form von frischem Obst oder Gemüse wichtig. Kalzium
nimmt das Kind durch grünes Gemüse, Tahin, angereicherte
Sojamilch, mit Kalziumchlorid gewonnenem Tofu und Melasse
auf. Zur Versorgung mit Jod sollten gelegentlich kleine Mengen
Algen auf dem Speiseplan stehen. Zink liefern Hülsenfrüchte,
Vollkornprodukte, Tofu und Nüsse.
IM KINDESALTER?
Die Zahl übergewichtiger Kinder nimmt rapide zu. Damit steigt
auch die Verbreitung von sogenannten „Wohlstandskrankheiten“
wie Diabetes mellitus Typ II und Bluthochdruck bereits im Kindesalter dramatisch. Die Gründe sind neben Bewegungsmangel
ein Überangebot an Energie, tierischen Lebensmitteln, die neben
vielen gesättigten Fettsäuren und Eiweiß auch viel Salz enthalten,
sowie Zucker. Gleichzeitig sind allesessende Kleinkinder häufig
mit Folsäure, ungesättigten Fettsäuren, Vitamin D und Eisen unterversorgt. Eine vegane Ernährung kann nachgewiesenermaßen
das Risiko für diese Erkrankungen deutlich reduzieren. Zusätzlich enthält vegane Kost viel Folsäure – das Mangelvitamin der
Allgemeinbevölkerung – sowie präventiv wirkende Substanzen
wie sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe.
IST SOJA-FORMULA SICHER?
Eine aktuelle Studie hat die gesundheitlichen Auswirkungen
von Säuglingsnahrung auf Sojabasis untersucht. Die Autor_innen ziehen das Fazit, dass moderne Soja-Formulas die Kinder
bedarfsgerecht mit allen essentiellen Nährstoffen versorgen. Darüber hinaus sind sie sicher: Negative Effekte aufgrund der enthaltenen Phytoöstrogene wurden nicht gefunden. Wachstum und
Knochengesundheit von mit Soja-Formulas ernährten Kindern
seien vergleichbar mit der Entwicklung von Kindern, die Muttermilch oder Säuglingsnahrung auf Kuhmilchbasis bekamen.
Dies gilt auch für Funktionen, die das Nerven-, Hormon- und
Immunsystem betreffen.
Vandenplas et al. (2014): Safety of soya-based infant formulas
in children. Br J Nutr., 111(8): 1340-60.
NOVEMBER 2014
VEGAN
15
INTERVIE WS
WIE REAGIERT EUER UMFELD
AUF EURE VEGANE LEBENSWEISE?
„Schütze Leben in allen
Bereichen – go vegan!“
Kathi (Psychologische Ernährungsfachfrau, vegan seit 11 Jahren), Chris
(Systemprogrammierer, vegan seit
17 Jahren ) und Enio (4 Jahre, seit
Entstehung vegan)
Maria und Darah: Im Großen und Ganzen
positiv. Mein Papa hatte anfangs zwar etwas
Angst um uns wegen möglicher Mangelerscheinungen, aber jetzt ist er selbst schon ein
Veganprofi. Darah geht in den Waldorfkindergarten, wo es ohnehin nur vegetarisch und
bio gibt. Ich glaube, sie waren dort anfangs
auch skeptisch, aber mittlerweile haben sie
selbst gesagt, dass sie von allen die Einzige
ist, die nie krank ist.
Chris, Kathi und Enio: Wir hatten nie wirklich Probleme. Der meiste Widerstand kam
von unserem Kinderarzt, welcher der Meinung ist, dass es jeder Person selber überlassen werden sollte, ob sie vegan werden will
oder nicht und wir deswegen Enio von Anfang an Fleisch, Fisch, Milchprodukte und
Eier geben sollten. Nun ja, ansonsten ist er
ein guter Arzt.
SEID IHR MIT ANDEREN VEGANEN
FAMILIEN BEFREUNDET?
Chris, Kathi und Enio: Wir haben schon
länger vegane Freunde und Freundinnen, von
denen auch einige vegane Kinder bekommen
haben. Außerdem existieren Gruppen in sozialen Netzwerken, in denen sich Familien mit
veganen Kindern austauschen und auch treffen. Eine Nachbarin lebt jetzt seit Juli 2013
vegan und die Tochter wird auch immer interessierter. Sie ist Enios beste Freundin.
kann. Auch wollen wir ihm in diesem Sinne
das angeborene und begeisterte Lernen bewahren, denn das Leben ist Lernen.
WAS MACHT IHR BEI KINDERGEBURTSTAGEN, WENN DIE ANDEREN
KINDER UNVEGANES BEKOMMEN?
Chris, Kathi und Enio: Dazu ein Fall,
der dafür repräsentativ ist: Enio war mit
2½ bei einem Kindergeburtstag bei Nachbarn. Enio ging mit den anderen Kindern in
das Kinderzimmer in einem anderen Stockwerk. Nach einiger Zeit hörten wir ihn laut
„Mama!“ rufen. Kathi ging zu ihm und er
zeigte auf den Tisch, auf dem salziges Naschzeug lag, und fragte: „Ist das vegan?“. Es war
leider nicht vegan, was Kathi ihm mitteilte.
Er hat es, obwohl alle anderen Kinder fleißig
zugriffen, nicht angerührt. Wir hatten ihm
nie gesagt, dass er etwas nicht essen darf.
Maria und Darah: Meine Tochter war diesen Monat auf zwei Kindergeburtstagen. Bei
einem wurde sogar extra ein veganer Kuchen
gebacken, es gab zu Gemüsesticks zwei vegane Dips und Sojamilch war auch da, bei dem
anderen wurden extra vegane Würstchen und
Gummibärchen gekauft. Wenn es sonst nix
gibt, darf meine Tochter aber auf Geburtstagen auch mal Kuchen essen, wenn sie will,
auch wenn er nicht vegan ist, solange keine
Gelatine oder zerquetschte Läuse drin sind.
WIE ERKLÄRT IHR (ELTERN) EUREN
KINDERN, DASS IHR ANDERS ESST
„Lokah samastah sukhino bhavantu:
Mögen alle Wesen überall glücklich
und frei sein, und mögen meine
Gedanken, Worte und Taten ihren
Beitrag zu diesem Glück und dieser
Freiheit aller leisten.“
Maria (Yogalehrerin und RinganaMitarbeiterin) und Darah (5 Jahre, geht
in den Kindergarten), beide seit dreieinhalb Jahren vegan, davor vegetarisch
16
VEGAN
NOVEMBER 2014
BEKOMMT IHR VEGANES ESSEN
ALS DIE ANDEREN?
IM KINDERGARTEN?
Maria und Darah: Ich habe Darah erklärt,
dass ich nicht will, dass andere Tiere für uns
sterben müssen und Tierkinder von ihren
Müttern getrennt werden. Die ganz grausamen Details habe ich natürlich weggelassen,
obwohl sie auf der ein oder anderen Demo
auch schon blutige Bilder gesehen hat. Sie
sagt mittlerweile selbst, dass sie Tiere liebt,
aber nicht zum Essen. Sie weiß auch, dass
gewisse Sachen nicht gesund sind.
Chris, Kathi und Enio: Wir haben ihm
einfach gesagt, dass wir keine Tiere essen,
Kuhmilch nur für Kuhbabys ist, wir nicht
wollen, dass Tiere eingesperrt sind, und
wir nur Produkte zu uns nehmen, die vegan sind. Im Supermarkt kommt er oft mit
Sachen, die er nicht kennt, und fragt uns,
ob diese vegan sind. Wenn sie es nicht sind,
Maria und Darah: Im Waldorfkindergarten
ist das Essen generell vegetarisch. Auf meine
Bitte hin werden die anderen Tierprodukte
auf ein Minimum reduziert. Es ist also dort
nicht zu 100 % vegan, aber schon nahe dran
und wird immer mehr.
Chris, Kathi und Enio: Da wir prinzipiell
gegen Fremdbetreuung sind und auch unser
Bildungssystem als total falsch ansehen, ist
es für uns keine Option, Enio in den Kindergarten oder die Schule zu stecken – mit
der einzigen Ausnahme, dass er es aus eigenem Willen selbst wollen würde. Wir werden
ihn dabei unterstützen, seine Interessen und
Begabungen zu finden und auszuleben (Freilernen – Unschooling), so dass er in seinem
weiteren Leben diese auch wahrnehmen
dann legt er sie einfach wieder zurück. Wenn sie es sind, fragt
er, ob er sie haben darf, damit er sie kosten kann.
WIE SIEHT EURE ERNÄHRUNG AUS?
WORAUF ACHTET IHR?
Chris, Kathi und Enio: Abwechslungsreich, vollwertig, offen
für Neues und viel frisches Obst und Gemüse. Es kommt immer
wieder vor, dass Enio auf dem Nachhauseweg vom Einkaufen
sich z. B. vom Brokkoli Rosen abzweigt und sie gleich roh isst.
B12 nehmen wir vorsichtshalber zu uns, nachdem wir wissen,
dass es im Fleisch und in Milchprodukten heutzutage sowieso
nur mehr vorhanden ist, weil es den armen Tieren zugeführt
wird. Wir nehmen es somit direkt auf, was sicher besser ist.
Maria und Darah: Wir essen viel Obst und Gemüse, roh und
gekocht, trinken auch immer mal wieder grüne Smoothies. Ich
bin ein Fan von Superfoods, Chiasamen gibts bei uns regelmäßig, ansonsten essen wir aber auch „ganz normale“ Sachen,
die andere auch essen, wie (Soja-)Schnitzel oder Pizza und Nudeln. Und wir naschen auch gerne, es gibt ja sehr leckere vegane und faire Schokolade, oder wir machen uns selbst Eis oder
Chia-Schokopudding, damit wir auch gesund naschen.
WELCHE TIPPS HABT IHR FÜR ANDERE VEGANE FAMILIEN
UND SOLCHE, DIE ES WERDEN WOLLEN?
Maria und Darah: Vernetzt euch! Gerade bei der Umstellung
ist man oft noch sehr unsicher und da kommen dann schon mal
blöde Kommentare oder eben die klassischen Sätze wie: „Das ist
für Kinder gefährlich“, die eine_n zweifeln lassen können. Da
hilft es schon ungemein, wenn man erstens mit Gleichgesinnten
in Kontakt ist und zweitens sieht, dass es sehr viele Kinder gibt,
die vegan leben und quietschfidel durchs Leben springen.
Chris, Kathi und Enio: Das Wichtigste ist, sich nie von anderen einreden zu lassen, dass es falsch ist, sich vegan zu ernähren, speziell wenn es Babys oder (Klein-)Kinder betrifft. Einfach dazu stehen und sich nicht verunsichern lassen.
GIBT ES NOCH ETWAS, DAS IHR GERNE
MITTEILEN MÖCHTET?
Maria und Darah: Ich freue mich sehr, dass sich die letzten
Jahre so viel getan hat. Es ist so wichtig, unseren Kindern ihre
angeborene Empathie nicht abzutrainieren.
Chris, Kathi und Enio: In unseren Augen ist es nicht nur
wichtig, vegan zu leben, um auch den nächsten Generationen
ein Leben auf unserem (noch!) wunderschönen Planeten zu sichern, sondern auch, ein Umdenken im Allgemeinen anzugehen. Sprüche wie: „Ohne Schule wird er_sie später keinen Job
bekommen!“ sind nur dann richtig, wenn wir denken, dass es
so weitergehen muss/kann wie bisher. Aber es kann nicht richtig
sein, dass unsere „Wirtschaft“ jedes Jahr wachsen muss – wohin
denn? Wir sollten alle daran arbeiten, die Welt wieder für uns
alle lebenswert zu machen.
VIELEN DANK FÜR EURE ANTWORTEN!
REZEP TE
„WIR BACKEN VEGAN“
GEWINNSPIEL
NACH IHREM ERSTEN GEMEINSAMEN KOCHBUCH „WIR KOCHEN
VEGAN“ HABEN HAUBENKOCH SIEGFRIED KRÖPFL UND SEINE
TOCHTER MELANIE NUN IHR ZWEITES GEMEINSAMES BUCH AUF
DEN MARKT GEBRACHT. „WIR BACKEN VEGAN“ ENTHÄLT
PFLANZLICHE VARIANTEN VON TRADITIONELLEN MEHLSPEISEN
BIS HIN ZU MODERNEN KREATIONEN.
UNTER ALLEN, DIE UNS BIS 1. FEBRUAR 2015 EINE MAIL AN
[email protected] MIT DEM BETREFF „WIR BACKEN VEGAN“
SCHICKEN, VERLOSEN WIR DREI EXEMPLARE! ALTERNATIV IST
AUCH EINE POSTKARTE AN VEGANE GESELLSCHAFT ÖSTERREICH,
MEIDLINGER HAUPTSTR. 63/6, 1120 WIEN MÖGLICH.
MELANIE UND SIEGFRIED KRÖPFL
WIR BACKEN VEGAN
VEGANER BACKGENUSS FÜR DIE GANZE FAMILIE
ISBN: 978-3-99005-212-9, PREIS: 19,95€
ERSCHEINUNGSTERMIN: OKTOBER 2014
© HUBERT KRENN VERLAG, FOTOS: ANDREAS RIEDMANN
Weiße-Mousse-Torte mit Erdbeeren
FÜR EINE 25-CM-FORM
TEIG:
WEISSES SCHOKOMOUSSE:
500 g Mehl
380 g Zucker
30 g Backpulver
500 ml Vanille-Sojamilch
270 ml Sonnenblumenöl
150 g Soja-Schlagsahne
1 Pk. Sahnesteif
25 g vegane weiße Schokolade
Ofen auf 180° vorheizen. Form
einfetten und mit Mehl bestäuben.
Die trockenen Zutaten (Mehl,
Zucker, Backpulver) mischen.
Die flüssigen Zutaten (VanilleSojamilch, Öl) mischen. Die
beiden Massen mit dem
Schneebesen zu einem Teig
vermengen. Teig in die Form gießen.
45 - 50 Minuten backen.
Gut auskühlen lassen und in
zwei Böden schneiden.
100 G ERDBEERMARMELADE
Einen Tortenboden dünn mit
Marmelade bestreichen.
18
VEGAN
NOVEMBER 2014
Soja-Schlagsahne mit Sahnesteif
aufschlagen und kalt stellen. Weiße
Schokolade im Wasserbad schmelzen.
Alles kurz durchmixen. Mindestens
1 Stunde kalt stellen. Auf den Boden
mit der Marmelade streichen.
400 G VEGANE
WEISSE SCHOKOLADE
Die weiße Schokolade im Wasserbad
schmelzen und über die Torte gießen.
ERDBEEREN
Mit ein paar frischen
Erdbeeren dekorieren.
REZEP TE
LEBEN
Kokos-Pralinen
20 STÜCK
150 ml Kokosmilch
80 g Zucker
100 g Kokosflocken
4 TL Weizengrieß
Kokosmilch mit Zucker aufkochen. Kokosflocken
und Grieß einrühren und köcheln lassen, bis
die Masse angedickt ist. Mindestens 1 Stunde kalt
stellen. Dann mit einem Teelöffel Portionen
abstechen und diese zu Kugeln formen.
30 Minuten einfrieren.
200 G VEGANE SCHOKOLADE
Schokolade im Wasserbad schmelzen und die
Pralinen darin eintunken. Nochmals kalt stellen.
Zimtschnecken
8 STÜCK
GERMTEIG:
FÜLLUNG:
500 g Mehl
1 Pk. (= 7g) Trockenhefe
50 g Zucker
100 ml Sonnenblumenöl
250 ml warme Haselnussmilch
200 g gemahlene Haselnüsse
2 TL Zimt
120 g Zucker
Sonnenblumenöl
Mehl mit Hefe und Zucker
mischen. Öl und erwärmte
Haselnussmilch nach und nach
unter den Teig kneten, bis er eine
geschmeidige Konsistenz hat.
Dann 1 Stunde zugedeckt an
einem warmen Ort gehen lassen.
Gemahlene Haselnüsse, Zimt
und Zucker vermischen.
Den fertigen Teig auf einer bemehlten
Oberfläche dünn zu einem Rechteck
ausrollen. Die ganze Teigfläche mit
etwas Sonnenblumenöl bestreichen,
dann gleichmäßig die Haselnussmischung darüber verteilen. Den Teig der
langen Seite nach aufrollen und vorsichtig in 3 cm dicke Teile schneiden.
Die daraus entstandenen Schnecken in
eine eingefettete Form setzen und bei
180° 25 – 30 Minuten backen, bis sie
goldbraun sind.
GLASUR:
200 g Puderzucker
Aus dem Puderzucker und ein wenig
Wasser eine zähe Paste rühren und die
noch warmen Schnecken glasieren.
NOVEMBER 2014
VEGAN
19
REZEP TE
Apfel-Streusel-Muffins
Peanut Butter Pancakes
Diese Muffins sind
schnell gemacht und
passen zu einem gemütlichen Nachmittag im
Herbst, den man komplett auf der heimischen
Couch verbringt, mit
dem Muffin in der einen
und einem heißen Tee
in der anderen Hand.
ZUTATEN (FÜR 10 STÜCK):
250 g Mehl
150 g Zucker
1 Pkg. BourbonVanillezucker
1 1/2 TL Backpulver
1/2 TL Natron
1/2 TL Salz
1/2 TL Zimt
100 g Apfelmus
80 ml Öl
50 ml Sojamilch (oder
Eine ordentliche Portion
Erdnussbutter macht
diese Pancakes zu einer
besonderen Leckerei.
Wer mag, serviert sie
mit Bananen und denkt
dabei an Elvis Presley,
der Erdnussbutter liebte.
ZUTATEN (FÜR 3 - 4 PORTIONEN):
andere pflanzliche Milch)
200 g geschälte, gewürfelte
Äpfel (ca. 330 g ungeschält,
etwa 2 mittlere Äpfel)
FÜR DIE STREUSEL:
70 g brauner Zucker
20 g Mehl
20 g pflanzliche
Margarine, kalt
1/4 TL Zimt
1. Ofen auf 180 °C vorheizen. Muffinform mit Papierförmchen auslegen.
2. In einer großen Schüssel Mehl, Zucker, Bourbon-Vanillezucker, Backpulver, Natron, Zimt und Salz vermischen.
Apfelmus, Öl und Sojamilch hinzufügen und zu einem
glatten Teig vermischen. Die Apfelstückchen unterheben
und den Teig gleichmäßig auf die Förmchen aufteilen.
3. Für die Streusel Zucker, Mehl und Zimt vermischen. Mit
der Margarine zu einer krümeligen Masse kneten. Die Streusel
vor dem Backen gleichmäßig auf die Muffins aufteilen.
4 . Die Muffins im Ofen bei 180 °C etwa 19 –21 Minuten
backen (oder so lange, bis ein Zahnstocher, in die Mitte des
Muffins gestochen, sauber wieder herauskommt).
4 EL Mandelsplitter
270 ml Sojamilch (oder
andere pflanzliche Milch)
1 TL Essig
150 g Mehl
2 1/2 TL Backpulver
1 Pkg. BourbonVanillezucker
3 EL brauner Zucker
1/4 TL Salz
150 g Erdnussbutter/
Erdnussmus
Etwas Öl zum Braten
ZUM ANRICHTEN:
Agaven- oder Ahornsirup
1. Eine Pfanne erhitzen (ohne Öl). Die Mandelsplitter hineingeben
und rösten, bis sie goldgelb sind. Aus der Pfanne nehmen.
2. Sojamilch mit Essig vermischen und kurz beiseitestellen. Mehl,
Backpulver, Zucker und Bourbon-Vanillezucker und Salz gut
vermischen. Die Erdnussbutter leicht erwärmen (z. B. in der
Mikrowelle) und dann unter die Sojamilch mischen und gut
verrühren. Die Milch zum Mehl hinzugeben und zu einem glatten
Teig verrühren.
3. Eine beschichtete Pfanne auf niedriger bis mittlerer Hitze mit
wenig (oder gar keinem) Öl erhitzen. Eine Schöpfkelle des Teigs
in die Pfanne geben und einen Deckel daraufgeben. Der Pancake
sollte gewendet werden, wenn der Rand fest aussieht, er aber in der
Mitte noch dickflüssig ist. Kurz auf der anderen Seite braten, dann
auf einen Teller setzen und mit dem restlichen Teig weitermachen.
4. Die Pancakes mit den gerösteten Mandeln bestreuen, Sirup
daraufgeben und servieren.
BUCHVORSTELLUNG:
VEGAN FÜR NASCHKATZEN – CLAUDIA BAZINGER
Nach dem Blog „Totally Veg!“ folgt nun das erste Buch, das sich ganz veganen Verlockungen
widmet: Die Food-Bloggerin Claudia Bazinger
präsentiert in ihrem Buch eine Vielfalt an süßen Klassikern und aktuellen Backtrends. Ob
verführerische Cupcakes, saftige Muffins, knuspriges Kleingebäck, elegante Torten, klassische
Kuchen oder süße Ideen zum Brunch – alle
Rezepte überzeugen mit viel Geschmack, köstlichen Aromen und bringen eine ganz neue
Freude am Backen. In den 60 Rezepten wird mit
einfach erhältlichen Zutaten, genauen Anleitungen und unkomplizierten Rezepten gearbeitet.
20
VEGAN
NOVEMBER 2014
CLAUDIA BAZINGER
VEGAN FÜR NASCHKATZEN: KUCHEN,
TORTEN, CUPCAKES, MUFFINS UND KEKSE
ÜBER 60 REZEPTE IN 5 KAPITELN MIT EINFACHEN ZUTATEN UND LEICHT
NACHZUMACHEN!
BROSCHIERT, 132 SEITEN
KNEIPP-VERLAG, € 17,99
ISBN-10: 3708806328
ISBN-13: 978-3708806327
BEZUGSQUELLE:
IM BUCHHANDEL ERHÄLTLICH
RE S TAUR ANT S
DELI BLUEM
Das deli bluem am Hamerlingplatz ist das erste komplett
vegane Restaurant Wiens, das ausschließlich gesunde, biologische und saisonale Lebensmittel verarbeitet. In einer Vitrine am Tresen sind die frisch zubereiteten Speisen ausgestellt
und können von den Gästen je nach Hunger auf großen oder
kleinen Tellern selbst zusammengestellt werden. Die leichten,
vollwertigen Salatgerichte wie Quinoa mit Rotkohl, Datteln
und Minze oder Melanzani mit Safranjoghurt, Granatapfel,
Pinienkernen und Basilikum werden in Zimmertemperatur serviert. Als sättigende Beilage eignen sich die überaus
köstlichen, mit Kichererbsen, Spinat und Koriander gefüllten Fladenbrote, für die allein sich schon ein Besuch im deli
bluem lohnt. Wer warme Speisen bevorzugt, kann eine der
zwei angebotenen Kraftsuppen wählen. Empfehlenswert auch
die Desserts: Raffiniert ist das nicht zu süße Schokomousse
mit Orange, aber auch Bananenbrot und Brownies konnten
uns überzeugen. Frühstück gibt es unter der Woche bereits ab
8 Uhr morgens. Die großen Räume, die mit lila und türkis
gehaltenen Sesseln, Holztischen und mit Blumen dekorierten
Lampen bestückt sind, laden jedoch auch zum längeren Verweilen ein. Wer es hingegen eilig hat, kann das Essen mitnehmen: Verpackt wird es umweltfreundlich in Mehrweggläsern
oder der „Green Box“. Nicht zuletzt wurde im deli bluem auch
an Kinder gedacht, denn für Familien steht ein eigener Raum
mit kindgerechten Möbeln zur Verfügung. kap
MONTAG BIS FREITAG 8:00 – 19:00 UHR
SAMSTAG, SONN- UND FEIERTAG 9:00 – 18:00 UHR
HAMERLINGPLATZ 2, 1080 WIEN
LINKTIPP:
Entgeltliche Anzeige
www.delibluem.com
22
VEGAN
NOVEMBER 2014
RE S TAUR ANT S
LEBEN
VEGGIE-BURGER
MIT FRISCHEM HERZ
Wie Pilze sprießen immer mehr neue vegane oder veganfreundliche Lokale aus dem
Boden. In diesem Jahr hat sich die Franchise-Kette „Flying Diner“ erstmals für ein
innovatives Shop-in-Shop-Konzept entschieden: I Love Veggie Burger bietet in der
Filiale Margaretenstraße 76 im fünften Wiener Gemeindebezirk vegane Burger,
Wraps, Hot Dogs, Salate, Kindermenüs und Desserts an.
Die Burger sind wahlweise mit Vollkornbrötchen, mit Grünkern- oder Fakefleisch-Patty und mit Pommes oder Süßkartoffel-Wedges in vielfältigen Variationen erhältlich.
Viele Gerichte lassen sich modular mit Saucen oder Extra-Einlagen anpassen. Manche Käse-Saucen-Kombinationen können allerdings durchaus herzhaft-deftig ausfallen und sind nicht unbedingt für jeden Gaumen geeignet. Die tatsächlich nach dem
Motto „Fresh Food statt Fast Food“ zubereiteten großen Portionen und die fast ausschließliche Verwendung von zertifiziert-biologischen Zutaten rechtfertigen auch den
hohen Preis. Für die kleine Geldbörse gibt es jedoch regelmäßig „Specials“, wie z. B.
Burger oder Wraps inkl. Pommes und Getränk zum Sonderpreis. Das Lokal macht
einen gemütlichen Eindruck, leider führt am netten Gastgarten unmittelbar die vielbefahrene Margaretenstraße vorbei. Neben den großzügigen Öffnungszeiten ist jedenfalls noch das Lieferservice in fast alle Wiener Bezirke zu bemerken: Die Zustellung
ist gratis, allerdings gibt es je nach Distanz unterschiedliche Mindestbestellmengen. ev
I LOVE VEGGIE BURGER
ÖFFNUNGSZEITEN:
MARGARETENSTRASSE 76
MO – DO: 11:00 – 23:00 UHR
A-1050 WIEN
FR – SA: 12:00 – 23:00 UHR
TELEFON: +43 (0)1 5122509
SO: 12:00 – 22:00 UHR
LINKTIPP:
www.veggie-burger.at
HOME MADE – GROCERY & CAFÉ
„home made – grocery & café OG“ nennt
sich der gemütliche Laden in der Mollardgasse 2 im 6. Wiener Gemeindebezirk.
Hier kann man nicht nur biologische Lebensmittel wie Obst und Gemüse, Brot
und Tofu einkaufen, sondern sich auch
mit frisch zubereiteten Mittagsgerichten
und veganen Süßspeisen stärken. Im hellen, freundlichen Speiseraum werden an
den weißen Holztischen gesunde, wohlschmeckende Speisen wie Pilzrisotto mit
Birnen oder Brokkoli-Curry mit hausgemachtem Naan-Bread serviert. Freitags ist
Vegan-Burger-Day im home made. Das
aktuelle Wochenmenü wird jeweils auf der
Facebook-Seite bekannt gegeben. Auch
die veganen Süßspeisen wechseln täglich,
sind immer sojafrei, häufig mit Agavendicksaft statt mit Industriezucker gesüßt.
Weizen- und glutenfreie Varianten sind
ebenfalls erhältlich. Alle Speisen im home
made sind komplett biologisch und vegetarisch, der Großteil vegan. Für den Kaffee
gibt es wahlweise Soja- und Hafermilch.
Auf Kund_inn_enwünsche gehen die
sympathischen Betreiberinnen Anna und
Nadine gerne ein, so ist der ehemals vegetarische samstägliche Brunch inzwischen
komplett vegan. Für 13,90 € wird neben
deftigen Speisen, Rohkost, selbst gemachten Aufstrichen und sättigendem Porridge
auch ein fantastischer Vanilleschmarrn
aufgetischt. Seinem Anspruch, mit Altbewährtem etwas Neues zu kreieren und
Gemütlichkeit, Qualität, bio, Geschmack
und Wohzimmer-Atmosphäre mit Leidenschaft zu vereinen, wird das home made
absolut gerecht. tak
MOLLARDGASSE 2
1060 WIEN
TEL. 0699 19278780
ÖFFNUNGSZEITEN:
MO – FR 8:00 – 16:00 UHR
SA 10:00 – 15:00 UHR
LINKTIPP:
WWW.HOME-MADE.AT
NOVEMBER 2014
VEGAN
23
MEDIATHEK
GALERIE DES ENTSETZENS –
DIE UNGESCHMINKTE
WAHRHEIT ÜBER
MENSCH-TIER-VERHÄLTNISSE
NO MEAT ATHLETE –
MIT VEGANER ERNÄHRUNG
ZUR BESTFORM
KUNST- UND LYRIKBAND
MATT FRAZIER, MATTHEW RUSCIGNO
Ungeschminkt ist dieses Werk tatsächlich –
denn die einzige aufgetragene Farbe, ein
dunkles Rot, das sich
durch den gesamten
Band zieht und auf
mehreren Seiten dicke
Tropfen hinterlässt,
macht die 20 düster
anmutenden Bleistiftzeichnungen zwar etwas farbiger, aber keinesfalls fröhlicher
– im Gegenteil. Denn es sind Schlachthausszenen, Massentierhaltungen und Tierversuche, welche der Künstler Chris
Moser darstellt, und die Tropfen sind das Blut der Tiere, das
Tag für Tag für Nahrungszwecke oder Experimente vergossen wird. Wer den Band aufschlägt sieht links das Bild und
rechts poetischen Text. Mosers Bilder treffen hier nämlich
auf einzigartige Weise mit der Lyrik des Musikers Tobias
Hainer zusammen. Bild und Text sind stark verwoben: Die
Worte sind sprachliche Erweiterungen der Zeichnungen, sie
sind ästhetisch und haben Stärke, obwohl sie Schreckliches
beschreiben – und die Bilder bringen den Text auf den Punkt,
ohne Ausschweife, ohne Beschönigungen, ohne Ausreden.
Ultramarathonläufer Matt
Frazier bemerkte eine deutliche Leistungssteigerung
nach seiner Umstellung auf
vegane Ernährung: Er lief
schneller und regenerierte in
kürzerer Zeit; zudem verlor
er etwas an Gewicht, aber
nicht an Kraft. Seine positiven Erfahrungen teilt er
in „No Meat Athlete“. Das
Buch richtet sich sowohl an fleischessende Sportler_innen,
die neugierig auf vegane Ernährung sind, als auch an Veganer_innen, die fitter werden möchten. Dementsprechend ist
das Buch zweigeteilt: Der erste Teil behandelt das Thema Ernährung. Matt Frazier erläutert, wie man ganz einfach durch
Gewohnheitsänderung eine dauerhafte Ernährungsumstellung erzielen kann. Er plädiert dabei für selbst zubereitete
Vollwertkost. Obst und Gemüse sollen einen hohen Stellenwert einnehmen, Getreidesorten variiert und Öle sorgfältig
ausgewählt werden. Darauf folgt ein ausführlicher Ratgeber
über pflanzliche Ernährung im Sport von Ernährungsberater Matthew Ruscigno. Abgerundet wird der Ernährungsteil
durch 57 nährstoffreiche, appetitanregende Rezepte. Sie
reichen von Kraftnahrung wie „Superfood-Riegeln“ über
Hauptmahlzeiten wie „Thailändisches Ananas-Kokos-Curry
mit Pak Choi und Tofu“ bis hin zu „heimlich gesunden“
Desserts wie „Dekadentes Süßkartoffel-Parfait“. Der zweite
Teil des Buches trägt den Titel „Laufen mit Pflanzenkraft“.
Hier gibt Frazier Tipps für Laufanfänger_innen und Fortgeschrittene. Er geht auf Lauftechnik und Trainingsformen
ein und stellt konkrete Trainingspläne für Strecken über 5
und 10 Kilometer sowie Halbmarathon vor. Mit seiner motivierenden Art und zahlreichen Tipps ist „No Meat Athlete“
ideal geeignet für alle, die ihr Leben in Hinblick auf Ernährung und/oder Sport verändern möchten. kap
Keine Frage, Kunst ist hier politisch, aufrüttelnd und – wie
Ernst Toller am Beginn zitiert wird – „keine bloße Mitleidskunst“, sondern „geboren aus Mitkämpferschaft“. Jede
Minute und jedes Tier zählt, denn: „Hinter dichten dumpfen Mauern; Werkzeugmechanik im Totenschiff; schnell
und exakt; statistisch im Stakkatotempo; Sekundentod im
Sekundentakt“. (S. 15) ks
ZEICHNUNGEN: CHRIS MOSER, TEXTE: TOBIAS HAINERS
GALERIE DES ENTSETZENS
1. AUFLAGE 2014
52 SEITEN, FARBIG KARTONIERT
SEITENHIEB VERLAG, ISBN 978-3-86747-066-7
BEZUGSQUELLE:
www.tierbefreier-shop.de
24
VEGAN
NOVEMBER 2014
MATT FRAZIER
NO MEAT ATHLETE
VORWORT: BRENDAN BRAZIER,
DANIEL ROTH & KATRIN SCHÄFER (WWW.BEVEGT.DE)
1. AUFLAGE 2014
270 SEITEN, PAPERBACK
COMPASSION MEDIA, ISBN: 978-3-9814621-9-7
BEZUGSQUELLE:
IM BUCHHANDEL ERHÄLTLICH
MEDIATHEK
LEBEN
LEBENSLÄNGLICH HINTER GITTERN
DIE WAHRHEIT ÜBER GORILLA,
ORANG UTAN & CO IN DEUTSCHEN ZOOS
COLIN GOLDNER
LESEPROBE BUCH S. 191
Der Psychologe Colin Goldner hat die Haltungsbedingungen für Menschenaffen in Zoos untersucht. Das Ergebnis
liegt nun als Buch vor.
COLIN GOLDNER
LEBENSLÄNGLICH HINTER GITTERN –
DIE WAHRHEIT ÜBER GORILLA, ORANG UTAN & CO
IN DEUTSCHEN ZOOS
1. AUFLAGE 2014
492 SEITEN, KLAPPENBROSCHUR, ZAHLREICHE FOTOS
ALIBRI, ISBN 978-3-86569-112-5
BEZUGSQUELLE:
IM BUCHHANDEL ERHÄLTLICH
FOTO: KAI SCHREIBER (CC BY-SA 2.0)
Kapitel 1 dreht sich um die Kulturgeschichte des Verhältnisses Mensch-Menschenaffe in Europa. Im 2. Kapitel geht
es um die rechtlichen Grundlagen der Gefangenhaltung
von Menschenaffen. Das 3. Kapitel behandelt die Geschichte der Einrichtung „Zoo“ von ihren Anfängen in den
Menagerien italienischer Fürsten über die Bürgerzoos des
19. und frühen 20. Jahrhunderts hin zur Welle an Zoogründungen ab 1933. Auch die zunehmende „Diseneylandisierung“ der Zoos wird beleuchtet. Kapitel 4 untersucht
die zentralen Argumente, mit denen heutige Zoos ihre
Existenz rechtfertigen. Wie Goldner zeigt, ist ihr Beitrag
zu Bildung, Forschung und Artenschutz kaum der Rede
wert. Am wenigsten kann das Argument, Zoos dienten der
Erholung stressgeplagter Großstädter, als Rechtfertigung
dienen, Wildtiere ein Leben lang einzusperren. Die Gefangenhaltung in den Zoos, wie Goldner in Kapitel 5 beschreibt, macht die Tiere krank. Kapitel 6 entwickelt Ideen
zum Schutz der Tiere in ihren natürlichen Heimaten und
zu anständiger Unterbringung jener Tiere, die nicht mehr
ausgewildert werden können.
Auf die Idee, die Zoobesucher über entsprechende Information und Aufklärung dazu anzuregen, einen auf ganz
persönlicher Ebene erlebbaren Beitrag zu Tier-, Natur- und
Umweltschutz zu leisten und wenigstens am Tag des Zoobesuches auf den Verzehr getöteter Tiere oder aus Tierprodukten hergestellter Nahrungsmittel zu verzichten, kommt kein
einziger der Zoos. Ganz im Gegenteil: das Speisenangebot
in den meisten Zoorestaurants entspricht in seiner extremen
Fleischlastigkeit dem einer unterdurchschnittlichen Werkskantine oder Autobahnraststätte (…). Vegetarische Alternativen finden sich nur selten, ausdrücklich vegane Gerichte
gibt es nirgendwo. Neben den üblichen „Currywürsten“ und
„Wienerschnitzeln“ stehen mancherorts auch Wildtiergerichte auf der Karte; im Einzelfall, wie etwa im Zoo Gelsenkirchen, sogar exotische Wildtiere, wie sie im Gehege ums
Eck besichtigt werden können. Das Restaurant des Zoos
Hoyersverda bot noch kürzlich neben Gerichten aus Straußen- und Antilopenfleisch eine „Massai-Krieger-Platte“ an,
die mit „gebratenem Fleisch vom Krokodil in grüner Currysauce“ aufwartete. Dass es im Zoo um alles andere geht als
um Bewusstseinswandel im Interesse von Tier, Natur und
Umwelt, wird nirgends deutlicher als auf der Speisekarte
eines Zoorestaurants. Die Botschaft an die Zoobesucher:
Tiere können im Zoo ebenso bedenkenlos begafft wie im
Zoorestaurant verzehrt werden: es sind ja nur Tiere, die zu
ebendiesem Zwecke da sind.
Goldners Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer gegen die
Einrichtung „Zoo“. Seine Kritik, festgemacht an den Menschenaffen, richtet sich gegen die Zurschaustellung von
Tieren an sich. Ein Meilenstein in der Tierrechtsliteratur. sh
NOVEMBER 2014
VEGAN
25
AUSGEWAEHLTE V-LABEL PRODUKTE
ALLEGEMEIN
MARKE
PRODUKT
BEZUGSQUELLEN
LINKTIPP
Almdudler
Limonaden, Radler
Supermärkte,
Getränkehandel
www.almdudler.at
Backetteria
Gekühlte Fertigteige
Hofer
www.hofer.at
Bio-Lutz
Regionale Säfte und
Einlegegemüse
Hofladen, Online
www.bio-lutz.at
Bio.k
Aufstriche, Hummus
Billa, Merkur
www.bio-k.at
Biobene vegan
Nahrungsergänzung
Apotheken
www.biobene.at
Birkengold
Süßungsmittel, Süßes,
Fruchtaufstriche
Biohandel,
Reformhäuser
Birkengold.at
Clever
Smoothies
Billa, Merkur
www.cleverkaufen.at
Cucina Nobile
Gekühlte Pizzateige
Hofer
www.hofer.at
DankeBauer
Kärntner Nudel
Webshop, eigenes Filialnetz
www.dankebauer.com
Efko
Kartoffelsalat,
Rote Rüben Salat
Supermärkte
www.efko.at
Faiakern
Samen und Nüsse
Webshop
www.faiakern.at
Fruit Apps
Fruchtsnacks
Hofer
www.hofer.at
Green Heart
Aufstriche
Merkur, Biohandel,
Veganversände
www.green-heart.at
Hänsel&Gretel
Burger
Biohandel
www.bio-haensel-gretel.at
Hempro
Nahrungsergänzung
Biohandel
www.v-label.info
Höllinger
Säfte
Supermärkte, Biohandel,
Reformhäuser, Getränkehandel, Automaten
www.hoellinger-juice.at
Hummus
Hofer
www.hofer.at
MyEy
Eiersatzprodukte
Vegane Supermärkte und
Läden, Veganversände
www.myey.info
Natur Aktiv
Biologische Lebensmittel
Hofer
www.hofer.at
Shan’shi
Asia-Fix
Bio-Würzmischungen
Merkur, Zielpunkt, Metro,
Unimarkt, Mpreis
at.shan-shi.com
Spar Enjoy
Crunchykeks
Schoko & Vanille
Spar, Eurospar, Interspar
(ausgewählt)
www.spar.at
Spar Free From
Rösti, Falafel
Spar, Eurospar, Interspar
www.spar.at
Spar Veggie
Diverse Lebensmittel
und Convenience-Produkte
Spar, Eurospar, Interspar
www.sparveggie.at
Tante Fanny
Gekühlte Fertigteige
Supermärkte
www.tantefanny.at
VegaVita
Fleischalternativen, Tofu,
Aufstriche, ConvenienceProdukte
Billa, Merkur
www.vegavita.at
Zurück zum
Ursprung
Bio-Sojadrinks
Hofer
www.zurueckzumursprung.at
SPAR VEGGIE
NEU
IM SORTIMENT
VON SPAR VEGGIE:
DIE ZWEI VARIANTEN DER
ÖSTERREICHISCHEN WÜRSTLKLASSIKER DEBREZINER UND
FRANKFURTER SIND AUF BASIS VON
WEIZENGLUTEN HERGESTELLT UND
KOMPLETT VEGAN. ERHÄLTLICH
SIND SIE BEI SPAR,
INTERSPAR UND
EUROSPAR.
GASTRO UND DIENSTLEISTUNGEN
MARKE
ANGEBOT
BUNDESLAND
LINKTIPP
AdventureV
Outdoor-Kurse
Tirol
www.adventureV.com
Change2V
Coaching
Tirol
www.change2v.com
Hochkönig
Hütten/Hotels/Restaurants
Salzburg
www.hochkoenig-vegan.at
Event Company
Catering
Niederösterreich, Wien
www.event-company.at
Veggie Burger
Restaurantkette
Wien
www.veggie-burger.at
WEINE
MARKE
PRODUKT
BEZUGSQUELLEN
LINKTIPP
Allacher
Weine
Ab Hof, Online, Reformhaus, Naturkost-,
und Bioladen (online aufgelistet)
www.winzerhof-allacher.at
Hirschmugl
Domäne
Weine
Ab Hof, Online, Weinhandel
(online aufgelistet)
www.hirschmugl-domaene.at
Fürnkranz
Weine
Ab Hof, Lieferung a. Anfrage, Veganversand Lebensweise, Restaurant Harvest
weinbau-fuernkranz.at
Hareter
Weine
Ab Hof, Online, Weinhandel
www.hareter.at
Moritz
Weine
Ausgewählte Vinotheken, Biohandel,
ab Hof, Online
www.blaufraenkisch.at
Ploder
Weine
Weinhandel
www.ploder-rosenberg.at
Stagard
Weine
Maran vegan, Weinfach- und Biohandel,
Feinkostläden
www.stagard.at
Thünauer
Weine,
Spirituosen,
Säfte, Sirupe
Ab Hof, Ab Haus, Bauernmarkt Fernitz,
ausgewählte Läden in der Steiermark
www.weinbau-thuenauer.com
Weiss
Weine
www.weingut-weiss.at/
vinotheken-und-haendler.html
www.weingut-weiss.at
Knaus
Weine
Ab Hof, Ab Haus, Bauernmarkt Fernitz,
ausgewählte Läden in der Steiermark
www.biowein-knaus.at
26
VEGAN
NOVEMBER 2014
VEGANE
DEBREZINER
UND VEGANE
FRANKFURTER
Entgeltliche Anzeige
V-L ABEL
ZU DEN MIT DEM
V-LABEL ZERTIFIZIERTEN
PRODUKTEN BEI HOFER ZÄHLEN
VERSCHIEDENE VARIANTEN
VON TOFU (NATUR, GERÄUCHERT, MIT
HOFER
CHILIFLOCKEN), HUMMUS (NATUR,
PIKANT, KÜRBIS) UND WEITERE BIOVITALAUFSTRICHE. DIE BIO-VITALBURGER WERDEN IN DEN SORTEN
„GRÜNKERN“, „ROTE BOHNEN“,
„GEMÜSE“ UND „FALAFEL
UND GEMÜSE“
ANGEBOTEN.
VEGAVITA
SOJA-GULASCH,
LINSENEINTOPF UND CHILI
NON CARNE SIND DIE NEUEN
FERTIGGERICHTE VON VEGAVITA.
ALLE DREI PRODUKTE SIND BIO-ZERTIFIZIERT. DAS GULASCH WIRD – WIE DER
NAME BEREITS SAGT – MIT SOJA HERGESTELLT, DER LINSENEINTOPF MIT TOFUWÜRSTERL VERFEINERT UND CHILI NON
CARNE HAT DINKEL ALS BASIS. ZUM
SORTIMENT GEHÖREN NUN
ZUDEM AUCH VEGANE
KÄSEKRAINER.
28
VEGAN
NOVEMBER 2014
Entgeltliche Anzeige
AK TIVITÄTEN
„VEGAN HEISST NICHT VERZICHTEN VEGAN HEISST NEU ENTDECKEN“
REINHARD HORVATH, VEGANER KÜCHENCHEF DER EVENT COMPANY OPITZ & HASIL
Die Event Company Opitz & Hasil aus
Schwadorf bei Wien ist nicht nur green-zertifiziert, sondern auch Österreichs erstes Cateringunternehmen mit einer V-Label-zertifizierten, veganen Linie. Küchenchef und
ehemaliger Haubenkoch Reinhard Horvath
lebt selbst vegan. Nach unserer Schulung im
Zuge der betrieblichen Zertifizierung durften wir dieses Interview mit ihm führen:
gut schmecken, sondern mich auch frisch
und optisch ansprechend überzeugen. Leider
ist diese Kombination sehr selten zu finden
– schade eigentlich, denn das muss wirklich
nicht sein. Ich bin fest davon überzeugt, dass
sich dieser Zustand auch in Österreich ändern wird. In der Event Company Opitz &
Hasil arbeite ich mit viel Herzblut daran!
WIE STEHEN SIE ZU FLEISCHERSATZ?
HERR HORVATH, WIE SIND SIE ZUM
VEGANISMUS GEKOMMEN?
Hauptsächlich vegetarisch ernähre ich mich
schon lange, vegan bin ich eigentlich über
meinen Sohn geworden. Durch meinen Beruf lebe ich kulinarisch ja in „2 Welten“. In
der beruflichen, in der ich natürlich alles
verkosten muss, und in der privaten, die eine
völlig andere ist. Nachdem ich einen Großteil
meiner Freizeit dem Tierschutz widme und
mich aktiv für den Auslandstierschutz einsetzte, ist vegan eine Lebenseinstellung geworden. Hier habe ich auch meinen Seelenfrieden gefunden.
Fleischersatz ist besonders im Restaurant
und Cateringbereich ein wichtiges Thema,
da hier besondere Parameter zu berücksichtigen sind. Privat sind Sojawürfel und ähnliche Produkte für mich nicht wichtig, da
lebe ich auch so ganz gut.
Mein Motto lautet „Vegan heißt nicht verzichten – Vegan heißt neu entdecken“.
WAS MUSS FÜR SIE EIN GUTES VEGANES
GERICHT MITBRINGEN?
[email protected]
Ein gutes veganes Gericht muss nicht nur
TELEFON: 02230/ 34 84 0
Entgeltliche Anzeige
30
VEGAN
NOVEMBER 2014
VGÖ
VEGANMANIA 2014
14 FESTE IN 4 VERSCHIEDENEN LÄNDERN!
DER ALLJÄHRLICHE HÖHEPUNKT FAND AUCH DIESES JAHR WIEDER IN
WIEN STATT: 4 VOLLE TAGE WURDE BEI STRAHLENDEM SONNENSCHEIN
AM MUSEUMSPLATZ/ECKE MARIAHILFER STR. GEFEIERT. NEBEN EINEM
UMFANGREICHEN MUSIKPROGRAMM GAB ES AUCH DAS GRÖSSTE
VEGANE SPIEGELEI DER WELT ZU BESTAUNEN.
FOTOS: MONIKA SPRINGER
UMWELT
ALLES ÜBER SOJA
GUT ODER SCHLECHT FÜR DIE UMWELT?
GUT ODER SCHLECHT FÜR DIE GESUNDHEIT?
S
oja polarisiert die Ernährungswelt – viele halten die eiweißreiche Hülsenfrucht für eine wahre
Wunderbohne, andere kritisieren
den Gentechnikeinsatz und die Brandrodung von Regenwäldern für den Sojaanbau.
Wie aber sieht die Realität wirklich aus?
Die Sojabohne ist eine einjährige Pflanze. Sie wird im Frühjahr angebaut und im
Herbst geerntet, im nächsten Jahr werden
die Sojasamen dann wieder neu ausgesät.
Sojabohnen sind Leguminosen (Hülsenfrüchte) und können als solche atmosphärischen Stickstoff binden, wodurch keine
zusätzliche Düngung nötig ist. An sich ist
Soja also eine sehr umweltfreundliche Pflanze, wenn sie ohne Gentechnik und nicht im
Regenwald angebaut wird.
HAUPTANBAU IN NORD- UND
Emulgator. Nur ein paar Prozent der Weltsojaernte werden für Lebensmittel wie Tofu,
Sojafleisch und Sojamilch genutzt. Während
gentechnisch verändertes Soja in Lebensmitteln nach EU-Recht gekennzeichnet werden
müsste, gilt dies nicht fürs Futter für Nutztiere! „Müsste“ schreiben wir deshalb, weil keine Firma in Europa erfolgreich sein würde,
wenn auf der Zutatenliste „aus gentechnisch
verändertem Soja hergestellt“ zu lesen ist.
Daher sind Sojaprodukte in Europa de facto
gentechnikfrei. Bei Tierprodukten und den
Futtermitteln ist das hingegen ganz anders,
Gentechnik-Soja dominiert hier den Markt.
Deshalb ist es auch so paradox, wenn Herr
X mit der Leberkässemmel den Herrn Y mit
dem Tofuburger die Gentechnik und die
Regenwaldzerstörung vorwirft. Ist doch das
genaue Gegenteil der Fall: Während in der
Kuhmilch und im Schweineschnitzel das billige Gentechnik- und Regenwaldsoja auf dem
Umweg über die Futtermittel für die Tiere
massiv enthalten ist, sind die Sojaprodukte,
die wir kaufen, zumindest in der EU gentechnikfrei und meist aus heimischem Biosoja.
Bei den Isoflavonen (einem Phytoöstrogen)
gehen die Meinungen am meisten auseinander: Die Sojaerzeuger, aber auch einige
Studien zeigen, dass diese östrogenartigen
Substanzen Osteoporose vorbeugen und
Wechselbeschwerden vermindern und zudem das Risiko von Brust- und Prostatakrebs
reduzieren können. Andere haben Angst, die
Isoflavone könnten Männer „verweiblichen“.
Da die Wirkung dieser Phytoöstrogene im
Vergleich zum weiblichen Geschlechtshormon Östradiol aber nur 1/500 bis 1/1000
ist, sind wohl sowohl Wirkung als auch unerwünschte Nebenwirkung begrenzt.
Auf der Habenseite der Sojabohne steht einiges: Der Proteingehalt von über 40 Prozent
beispielsweise sowie dessen hohe biologische Wertigkeit. Von den acht essentiellen
Aminosäuren sind alle reichlich vorhanden.
Am ehesten mangelt es am Methionin, das
jedoch in Getreide und gewissen Nüssen
reichlich vorhanden ist. Eine Kombination dieser Lebensmittel macht die Proteinaufnahme endgültig perfekt.
Soja ist reich an Kalium, Magnesium, Eisen,
Selen; vielen Vitaminen, wie den B-Vitaminen B1, B2, Pantothensäure und Folsäure
sowie Vitamin E. Positiv ist auch der hohe
Gehalt an Lezithin, das unter anderem für
die Bildung von Zellmembranen im Körper
sehr wichtig ist. Außerdem ist Soja ballaststoffreich. Im Gegensatz zu Tierprodukten
ist Soja frei von Cholesterin und hat eine
weitaus bessere Fettsäurenzusammensetzung mit mehr ungesättigten und weniger
gesättigten Fettsäuren.
IST SOJA GESUND?
SOJA-VIELFALT
Soja wird gelobt und beschimpft. Ist Soja für
uns Menschen gesund? Hat man keine Allergien gegen Soja, kann man die Frage mit
„ja“ beantworten. Gewisse Inhaltsstoffe von
Soja und generell von Hülsenfrüchten, die
die Nährstoffaufnahme hemmen und immer
wieder kritisiert werden, werden durchs Er-
Die Vielfalt an Produkten aus Soja reicht
von Sojadrinks über Tofu, Tempeh, Soja-Joghurts und -Puddings, Soja-Laibchen
und -Würstchen, Soja-Schnitzerln bis hin zu
Knabbersojakernen und Soja-Riegeln oder
Soja-Aufstrichen.
Artikel mit Quellenangaben: vegan.at/soja
WELTWEIT WERDEN 85 %
DER SOJAERNTE AN
MASTTIERE VERFÜTTERT
SÜDAMERIKA – EIN WENIG AUCH
IN ÖSTERREICH
Die bedeutendsten Anbauländer von Soja
sind die USA, Brasilien und Argentinien, die
für 80 % der weltweiten Produktion sorgen.
Die Sojabohnen sind hier jedoch größtenteils
gentechnisch verändert und werden in Brasilien oft in Regenwaldgebieten angebaut.
Weltweit sind über 70 % der angebauten Sojabohnen bereits gentechnisch verändert.
In Österreich selbst wird nur gentechnikfreies Soja angebaut und unser Land ist –
für viele überraschend – mit rund 25.000
Hektar ein bedeutendes Soja-Anbauland
in Europa. Die Hauptanbaugebiete liegen im Burgenland und in Oberösterreich,
aber auch in Niederösterreich, Kärnten und
der Steiermark wird immer mehr auf diese
Pflanze gesetzt.
GENTECHNIK- UND REGENWALDSOJA
FAST AUSSCHLIESSLICH ALS
hitzen ohnehin großteils deaktiviert. Zu dieser Gruppe zählen die Lektine, enzymhemmemde Substanzen und auch Phytate. Da
Sojabohnen ohnehin immer gekocht werden
müssen, ist das eher ein Scheinproblem.
NUR EIN PAAR PROZENT
DER WELTSOJAERNTE
WERDEN FÜR LEBENSMITTEL
WIE TOFU, SOJAFLEISCH UND
SOJAMILCH GENUTZT.
FUTTERMITTEL
Österreich importiert aber auch massiv Sojaschrot: 600.000 Tonnen pro Jahr – nein,
nicht für Sojaschnitzerl und Tofu, sondern
als Futtermittel. Weltweit werden 85 % der
Sojaernte an Masttiere verfüttert und nur
15 % für die direkte menschliche Ernährung verwendet: Sojaöle oder Sojamehl beispielsweise für Backwaren, Sojalezithin als
32
VEGAN
NOVEMBER 2014
AK TIVITÄTEN
VGÖ
DIE VGÖ BESUCHT DIE FIRMA JOYA
IN OBERWART (BURGENLAND)
A
m 26. August 2014 hatten
zwei Personen der Veganen
Gesellschaft (VGÖ), die Ernährungswissenschaftlerin
Katharina Petter und der Lebensmittelwissenschaftler Kurt Schmidinger, die
Ehre, den größten heimischen Produzenten von Sojamilch-Produkten im burgenländischen Oberwart zu besuchen: die
Firma Joya.
JOYA, NEUES AUSHÄNGESCHILD
VON OBERWART
Joya ist sicher ein Aushängeschild dieser
südburgenländischen Kleinstadt, die ansonsten selten in Erscheinung tritt – am
ehesten noch vor gut 30 Jahren, als hier einer der größten österreichischen Welthits
bei einem Live-Konzert von Opus aufgenommen wurde: „Live is Life“ aus Oberwart verkaufte sich weltweit als Single fast
20 Millionen Mal.
Zurück zu Joya: Mitten im Ort befindet
sich die Hauptproduktionsstätte, auf dem
Gelände einer ehemaligen Molkerei, die
1926 gegründet worden ist. Die Marke
„Joya“ existiert seit Anfang 2004, seit 2008
wird sie von der Firma „Mona Naturprodukte“ vertrieben. Seither werden hier in
Oberwart auch nur noch Sojamilch- und
keine Kuhmilchprodukte mehr produziert. Mona/Joya ist somit seit vielen Jahren ein rein veganes Unternehmen. Joya
betreibt noch eine zweite Produktionsstätte im deutschen Schwerin, wo die Reis-,
Hafer-, Kokos-, Haselnuss- und Mandeldrinks hergestellt werden. Andere JoyaProdukte wie Tofu oder Joghurts lässt
Joya extern produzieren und abfüllen.
JOYA-MARKETINGCHEF FLORIAN SCHMIED
MIT LEBENSMITTELWISSENSCHAFTLER
DR. KURT SCHMIDINGER
mittelketten, so auch in Österreich. Dabei
werden meist andere Rezepturen verwendet als für die Produkte unter dem Markennamen „Joya“.
Für die Produkte mit dem „Joya“-Label
kommen nur österreichische Sojabohnen
zum Einsatz. Für die diversen Eigenmarken stammen die Sojabohnen zumindest
allesamt aus Europa, keine einzige Sojabohne aus dem Regenwald „betritt“ somit
je die Produktion. Und selbstverständlich
sind alle Joya-Produkte und alle Eigenmarken hundertprozentig gentechnikfrei.
Ein sonniger Nachmittag endet schließlich mit einem kurzen Gespräch mit dem
Geschäftsführer von Mona/Joya, Wolfgang Goldenitsch. Voller interessanter
Eindrücke verlassen die beiden Gäste
der VGÖ die Firma Mona/Joya und die
Kleinstadt Oberwart wieder in Richtung
Wien.
STEIGENDER UMSATZ, GENTECHNIKFREIE HEIMISCHE SOJABOHNEN
Die Umsätze von Joya wachsen rasant, in
Österreich im Jahr 2013 beispielsweise
um 25 Prozent. In Österreich, Norditalien sowie in östlichen europäischen
Ländern bis nach Russland ist Joya recht
stark unter dem Eigennamen vertreten.
Im übrigen Europa zwischen Portugal
und Skandinavien wiederum verstecken
sich Joya-Produkte und Rezepturen hinter
vielen Eigenmarken der großen Lebens-
Florian Schmied durch die Produktentwicklungszentrale geführt. Später geht’s
dann, begleitet vom Werksleiter Martin
Denk, durch die großen Produktionshallen. In weiße Mäntel gesteckt und
mit weißem „Kopfschmuck“ (aus Hygienegründen) werden die vier Produktionsphasen begutachtet. Die erste ist die
heißeste, im wahrsten Sinne des Wortes,
hier werden die Sojabohnen geschält
und in heißem Wasser püriert und danach quasi zentrifugiert, wobei letztlich
die „Base“, die Sojamilchbasis, entsteht.
Diese wird dann in der zweiten Phase je
nach Produkt durch Zugabe von Kakao,
Zucker oder Kalziumkarbonat veredelt.
Die fast fertige Sojamilch wird in der
dritten Phase ultrahocherhitzt und dabei sterilisiert und anschließend gleich
in die Verpackungen gefüllt. Die letzte
Produktionsphase ist das Pelletieren der
1-Liter-Packungen in Überkartons für
den Transport zum Lebensmittelhandel.
Im Zuge des Rundgangs erfahren die
VGÖ-Wissenschaftler_innen auch noch
weitere interessante Fakten: 70 der insgesamt 130 Joya-Mitarbeiter_innen arbeiten hier in Oberwart. Sieben Tage die
Woche wird in drei Schichten Sojamilch
produziert. 25 bis 30 Millionen Liter
Sojamilch werden hier jährlich in 1-Liter-Tetrapacks verpackt. Dazu kommen
noch ein paar Millionen Liter, die per
Tankwagen in die externen Produktionsstätten, beispielsweise für die Herstellung von Sojajoghurts, geschickt werden. 8.000 Tonnen Sojabohnen werden
hier pro Jahr verarbeitet.
DER BESUCH BEI JOYA AM 26. AUGUST
– DIE BETRIEBSBESICHTIGUNG
Die beiden Besucher_innen der VGÖ
werden vor Ort vom Marketingleiter
NOVEMBER 2014
VEGAN
33
RABATTE MIT DER VCARD
Mitglieder erhalten die
VCard, die Rabatte in
zahlreichen vegetarischen
Restaurants und veganen
Läden ermöglicht. Außerdem senden wir unseren
Mitgliedern zweimal
jährlich automatisch unser
VEGAN.AT-Magazin zu.
Bitte auswählen:
Fördermitgliedschaft 6 €/Monat
Mitgliedschaft 3 €/Monat
Ermäßigte Mitgliedschaft 1 €/Monat
€/Monat
Lebensmitgliedschaft 400 € (einmalig] EINZAHLUNGEN IN NOVEMBER UND DEZEMBER GELTEN FÜR DAS FOLGENDE KALENDERJAHR
Persönliche Daten:
Vorname*:
Ort*:
Nachname*:
Land*:
Titel:
E-Mail:
Straße/Nr.*:
Telefon:
Postleitzahl*:
Beruf:
* Angaben erforderlich | Die Mitgliedschaft kann jederzeit und mit sofortiger Wirkung unter [email protected] oder 01/ 929 14 988 gekündigt werden.
SEPA Lastschrift-Mandat
ZAHLUNGSEMPFÄNGER (Name, Anschrift):
Vegane Gesellschaft Österreich, ZVR 208143224
Meidlinger Hauptstraße 63/6, 1120 Wien
Creditor-ID: AT22ZZZ00000042608
Mandatsreferenz: (Diese Nr. wird von der VGÖ vergeben.)
Ich ermächtige/Wir ermächtigen Vegane Gesellschaft Österreich, Zahlungen von meinem/unserem Konto mittels
SEPA-Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein/weisen wir unser Kreditinstitut an, die von Vegane Gesellschaft
Österreich auf mein/unser Konto gezogenen SEPA-Lastschriften einzulösen.
Ich kann/ Wir können innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten
Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem/unserem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen
Name:
Anschrift:
IBAN: BIC:
Datum der erstmaligen Abbuchung:
Ort:
Datum:Unterschrift:
Vegane Gesellschaft Österreich
Meidlinger Hauptstraße 63/6 · 1120 Wien · [email protected] · www.vegan.at
AK TIVITÄTEN
VEGUCATION GEHT IN
DIE ERSTE RUNDE!
SCHULUNG VON LEHRPERSONAL UND EINFÜHRUNG
DER ZUSATZAUSBILDUNG IN ZWEI WIENER SCHULEN!
HAUBENKOCH SIEGFRIED KRÖPFL UNTERRICHTET KOCHLEHRER_INNEN
Es gibt wieder Neuigkeiten von Vegucation, dem EU-Projekt zur Entwicklung
und Umsetzung der veganen Zusatzqualifikation für Köche und Köchinnen! Nach
dem gelungenen internen Kick-Off des
Vegucation-Projektes, über das wir im
letzten VEGAN.AT ausführlich berichteten, gibt es nun auch erste Erfolge bei
der praktischen Umsetzung zu verzeichnen: Lehrer_innen werden in einwöchigen
Kursen, welche vom Bildungsministerium
finanziert werden, in die Geheimnisse der
pflanzlichen Küche eingeführt. Die Kursteilnehmer_innen kommen großteils von
berufsbildenden Schulen mit wirtschaftlichem oder touristischem Schwerpunkt. Sie
werden geschult, um ihrerseits Schüler_innen in pflanzlicher Küche zu unterrichten.
Die ersten Schulungen waren ein Mix aus
viel Praxis und etwas Theorie. Neben dem
eigentlichen Kochen und Backen mit rein
pflanzlichen Zutaten wurden auch die
Beweggründe der Menschen diskutiert,
die sich für pflanzliche Kost entscheiden.
Weitere wichtige Inhalte waren die Kommunikation mit der Kundschaft, Erfolgsbeispiele in der Umsetzung und kosteneffizientes Kochen. Der praktische Teil der
Schulungen wird von Haubenkoch Siegfried Kröpfl durchgeführt, Inputs zum
theoretischen Teil kommen von Mitarbeiter_innen der Veganen Gesellschaft.
men 14 Lehrer_innen aus Wiener Schulen
teil. Gastgeberin war die Gastgewerbefachschule am Judenplatz (GAFA), die die
Zusatzausbildung als erste Schule Österreichs im kommenden Herbst auch gleich
anbieten wird. Ein beeindruckendes Aufgebot an praxiserfahrenen Köchen und
Köchinnen und einigen Küchenmeistern
war am Start, hat die Speisen mit Bravour
zubereitet und sich auch nicht gescheut,
zu experimentieren und vielen Gerichten
auch einen sehr individuellen Touch zu
verleihen. Besonders zu erwähnen war die
Schwarzwälder-Kirsch-Torte, die von der
Patisserie-Abteilung zum Entzücken aller
Teilnehmenden gezaubert wurde!
ERSTE SCHULUNG ENDE AUGUST
GROSSES INTERESSE
An der ersten Schulung Ende August nah-
Das Interesse an den Kursen für Lehr-
36
VEGAN
NOVEMBER 2014
ZWEITE SCHULUNG ANFANG
SEPTEMBER
In einer zweiten Schulung Anfang September wurden 12 Lehrer_innen aus berufsbildenden Schulen der restlichen Bundesländer im Pannoneum in Neusiedl am
See geschult. Bei dieser Schulung stand
nicht nur das Kochen im Vordergrund.
Weitere Schwerpunkte lagen auf den
Themen Gesundheit, Warenkunde und
Nachhaltigkeit. Auch hier wurde natürlich ausführlich gekocht und gebacken.
Besonders hervorzuheben waren deftige
und zugleich sehr vollwertige Speisen mit
einem Fokus auf Gemüse und Getreide.
personal ist beeindruckend. Ursprünglich
war angedacht, mit einem Kurs zu starten;
sehr schnell gab es jedoch so viele Anmeldungen, dass ein zusätzlicher Kurs benötigt wurde. Mittlerweile sind schon zwei
weitere Kurse für Herbst 2015 fixiert. Der
große Andrang kann dadurch erklärt
werden, dass die Nachfrage in der österreichischen Gastronomie- und Tourismuslandschaft rapide steigt. Auch berichten
Lehrer_innen, dass ein stetig wachsender
Anteil ihrer eigenen Studierenden sich
vegetarisch oder vegan ernährt. Dadurch
muss ein Umdenken auch in Schulen
stattfinden. In Österreich leben 9 % der
Bevölkerung vegetarisch oder vegan;
62 % der Menschen reduzieren bewusst
ihren Fleischkonsum. Einerseits suchen
vegetarische Restaurants händeringend
nach Fachpersonal, andererseits fehlt es
an einer Ausbildung. Vegucation hat sich
vorgenommen, diese Lücke zu schließen.
Und – so wie es aussieht – mit Erfolg!
KOOPERATIONSPARTNER_INNEN
Die wichtigsten Kooperationspartner in
Österreich sind der Stadtschulrat Wien
(FI Mag.a Dachtler-Freiler), die Gastgewerbefachschule (GAFA) am Judenplatz in
Wien, das Pannoneum in Neusiedl am See,
das Ministerium für Bildung und Frauen
(BMBF), die Pädagogischen Hochschulen
Wien und Burgenland und das WIFI.
AK TIVITÄTEN
VGÖ
GASTROSCHULUNGEN (HOCHKÖNIG)
ZERTIFIZIERT VEGAN ESSEN IN ÖSTERREICH
Selbstgemachte Würstel, Züricher Geschnetzeltes, Lammragout, marinierte
Steaks, Spaghetti Bolognese, Gulasch
oder Wiener Schnitzel – was nach typisch österreichischen Fleischgerichten
klingt, bringt VGÖ-Schulungskoch
Sven Großhans in Österreichs Küchen
auf den Teller – und zwar rein vegan!
Als gelernter Koch unterstützt er Gastbetriebe, die eine V-Label-Zertifizierung
anstreben, oder Gemeinschaftsverpfleger
bei der Einführung veganer Gerichte.
VEGANES KÜCHEN-EINMALEINS
Je nach Aufgeschlossenheit der jeweiligen Köchinnen und Köche macht Sven
seine Arbeit großen Spaß. So auch bei
seinem Einsatz in der Urlaubsregion
Hochkönig, an dem gleich mehrere Hütten teilnahmen. Nach der Anreise wurde
Sven mit großer Herzlichkeit in Empfang genommen. In der Küche herrscht
großes Interesse: „Man merkte, dass die
bereits was gemacht haben“, erzählt er.
Primär geht es Sven darum, den Schulungsteilnehmer_innen neue Zutaten
praktisch näherzubringen und zu erklären, worauf bei bereits vorhandenen Zutaten besonders geachtet werden muss.
So darf zum Beispiel ein harmlos klingender gemischter Salat nicht mit dem VLabel als vegan angepriesen werden, wenn
der enthaltene Essig mit Gelatine geklärt
wurde. Obwohl bereits fast 10 % der Österreicher_innen vegetarisch oder vegan
leben und die Zahl der Flexitarier_innen
noch viel höher liegt, wird in Österreichs
Kochausbildung auf diese Zielgruppe
nicht eingegangen, es sei denn, man besucht die kürzlich gestartete Zusatzausbildung zum_zur veganen/vegetarischen
Koch_Köchin (siehe links).
WIENER SCHNITZEL OHNE EI
Da Sven es ansonsten mit Profis zu tun
hat, muss er niemandem das Kochen beibringen, was er auch stets betont. Ihm
ist es wichtig, dass mit den in der Küche
vorhandenen und erprobten Rezepten
gekocht wird und einfach entsprechend
vegane Zutaten dafür verwendet werden.
„Wiener Schnitzel – ohne Ei!“, schallt es
durch die Küche, gefolgt von einem breiten Lächeln. Und einen Herd weiter wird
stolz ein Löwenzahnsirup als Honigersatz
für die Steak-Marinade präsentiert. Wenn
auch zunächst die faschierten Laibchen
nicht so recht wollen, die selbstgerollte Sojawurst zu lange im Ofen blieb und daher
platzte – am Ende einer Schulung stehen
stets Teller mit leckeren veganen Gerichten
auf dem Tisch. Als hätten die Köchinnen
und Köche ihr Leben lang nichts anderes
gekocht!
Unter anhaltender Diskussion darüber,
was am besten schmeckt, werden die Gerichte ausgiebig verkostet.
Entgeltliche Anzeige
VEGANE LÄUFER_INNEN
FÜR LAUFSTUDIE GESUCHT!
NURMI-STUDIE
Sportwissenschaftlerin und Studienleiterin
Dr. Katharina Wirnitzer mit VGÖ-Obmann Mag. Felix Hnat
ANKÜNDIGUNG:
VEGANES WEIHNACHTSDORF IN WIEN
Zum ersten Mal organisieren wir dieses Jahr einen komplett
veganen Christkindlmarkt! Stattfinden wird er am 5. und 6.
Dezember 2014 an der VHS Hietzing. Neben Punsch und
Weihnachtsgebäck wird es im Freien einige Essens- und Verkaufsstände geben. Parallel können in den Räumen der VHS
Hietzing kostenfreie Vorträge und Workshops besucht werden.
Wir legen Wert auf Nachhaltigkeit: Als erster Weihnachtsmarkt
in Österreich ist der vegane Markt als Öko-Event zertifiziert.
The NURMI-Study (NURMI – Nutrition and Running high Mileage)
ist eine internationale und interdisziplinäre vergleichende Laufstudie, die
die Ausdauerleistungsfähigkeit von Mischköstler_innen im Vergleich zu
vegetarischen und veganen Läufer_innen untersuchen soll. Die VGÖ ist
Studienpartnerin.
Um fundierte Aussagen treffen zu können, ist eine große Zahl an Teilnehmer_innen nötig. Daher laden wir alle Läufer_innen (jede Distanz
und jedes Leistungsniveau) herzlich ein, an der wohl bedeutendsten Studie für die Laufsport-Bewegung teilzunehmen.
Felix Hnat, VGÖ-Obmann: „Die geplante Studie ist in ihrer wissenschaftlichen Qualität einzigartig: Aspekte aus drei Disziplinen – Medizin, Ernährungs- und Sportwissenschaften – werden beleuchtet. Deshalb
begrüßen und unterstützen wir als Verein die Durchführung sehr. Die
Ergebnisse werden endlich zeigen, wie sich die verschiedenen Ernährungsformen auf die sportliche Leistungsfähigkeit auswirken.“
ZEIT: FR. 5. UND SA. 6. DEZEMBER 2014, 10 – 21 UHR
NÄHERE INFOS:
ORT: VHS HIETZING, HOFWIESENGASSE 48, 1130 WIEN
www.nurmi-study.com
Entgeltliche Anzeige
IMPRESSUM: VEGAN.AT NR. 22 2/2014
MEDIENINHABERIN, HERAUSGEBERIN & VERLEGERIN: VGÖ – VEGANE GESELLSCHAFT ÖSTERREICH
MEIDLINGER HAUPTSTRASSE 63/3, 1120 WIEN
SPENDEN: IBAN: AT236000000092133538 BIC: OPSKATWW
TEL: +43/1/929 14 988
WWW.VEGAN.AT
CHEFREDAKTION: MAG. FELIX HNAT
[email protected]
INHALT: DDR. MARTIN BALLUCH,
MAG. JOHANNES GILLI, SABINE HUFNAGL, DR.IN OLIVIA LADINIG, ELISA LUDWIG, JEFF MANNES, KATHARINA PETTER, KARIN SCHACHINGER,
DR. KURT SCHMIDINGER, DR. ELMAR VÖLKL
LAYOUT: ANDREAS STRATMANN
FOTOS: ANDREAS SCHMIDT, DORIS HOFER-FOLTIN,
MATTHIAS KATZENGRUBER, VERLAG KNEIPP, YVONNE ZINKL, ALEXKAVA/USIKOVA-FOTOLIA.COM
ANZEIGENLEITUNG: MAG. FELIX HNAT
LEKTORAT: MMAG.A LINDA FRANZ
AUFLAGE: 30.000
GEDRUCKT VON DER DRUCKEREI BERGER AUF UMWELTSCHUTZPAPIER UND MIT PFLANZENFARBEN
Herunterladen