VEGAN NR22 2/2014 Entgeltliche Anzeige LIEBE LESER_INNEN, ZU GAST AB SEITE 4 INTERVIEW Ernährung – eine politische Sache? 4 WISSEN AB SEITE 6 TIERSCHUTZ Zwei Hühner – zwei Leben KARNISMUS „Tiere essen ist das Ergebnis eines Unterdrückungssystems” – Interview mit der Sozialpsychologin Dr. Melanie Joy Interview INTERSEKTIONALITÄT Diskriminierung kommt selten allein LEBEN AB SEITE 14 TIERSCHUTZPROZESS Rückblick ERNÄHRUNG Vegane Kinder INTERVIEWS Vegane Familien REZEPTE Wir backen vegan REZEPTE Vegan für Naschkatzen KULINARIK Restaurants MEDIATHEK Buchvorstellungen PRODUKTE Vegan lizenziert UMWELT Alles über Soja VGÖ AB SEITE 30 AKTIVITÄTEN Event Company RÜCKBLICK Veganmania 2014 AKTIVITÄTEN Besuch bei der Firma Joya UNTERSTÜTZUNG GESUCHT Mitgliedsformular VEGUCATION Erste Schulungen GASTROSCHULUNGEN Hochkönig ANKÜNDIGUNG Veganer Weihnachtsmarkt NURMI-STUDIE Vegane Läufer_innen gesucht IMPRESSUM 6 8 10 am 2. Juni fiel eine große Last von meinen Schultern: Vier Jahre nach Beginn des großen Tierschutzprozesses und sechs Jahre nach meiner 100tägigen Untersuchungshaft wurde ich endlich (!) endgültig und rechtskräftig freigesprochen. Was jedoch bleibt, sind die Kosten: Trotz kompletten Freispruchs in allen Punkten müssen alle 13 Angeklagten ihre hohen Verteidigungskosten selbst tragen. Lesen Sie mehr über den vergangenen Prozess sowie die abgewiesene Schadensersatzklage auf den Seiten 12 und 13. 12 14 16 18 20 22 24 26 32 30 31 33 34 36 37 38 38 40 Mit neu gewonnener Energie konnten wir daraufhin unsere folgenden Projekte angehen: Das Vegucation-Projekt schreitet zielsicher voran. Bereits zwei Schulungen von Kochlehrer_innen wurden erfolgreich absolviert (S. 36). Auch das Interesse am V-Label nimmt stetig zu. Neben vielen neuen Produkten sind inzwischen schon Restaurants und Skihütten mit dem V-Label zertifiziert. Hierfür haben wir ebenfalls bereits eigene Schulungen durchgeführt (S. 37). Natürlich konnten wir auch mit unseren zahlreichen Veganmanias und Caterings auf verschiedenen Festivals wie üblich wieder viele Menschen erreichen und von den Vorzügen der veganen Lebensweise überzeugen (S. 31). Über ethische Hintergründe der veganen Lebensweise können Sie sich auf den Seiten 4 bis 11 informieren. Es folgen Informationen zu gesundheitlichen Aspekten einer veganen Ernährung von Kindern sowie persönliche Erfahrungen von zwei Familien mit der veganen Lebensweise (S. 14 bis 17). Warum Soja, das für die menschliche Ernährung verwendet wird, nicht für die Regenwaldabholzung verantwortlich ist und zudem gentechnikfrei und gesund ist, wird ab Seite 32 erklärt. Restaurantkritiken und Buchrezensionen runden wie gewohnt das Magazin ab. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Mag. Felix Hnat VEGANMANIA 2014 14 FESTE IN 4 VERSCHIEDENEN LÄNDERN! MEHR AUF SEITE 31 UND AUF WWW.VEGANMANIA.AT NOVEMBER 2014 VEGAN 3 EDITORIAL I N H A LT INTERVIE W ERNÄHRUNG – EINE POLITISCHE SACHE? rungen auf der gesellschaftlichen Ebene. Dazu zählt zum Beispiel ein größeres Angebot an veganen VOR WAREN SIE ELF JAHRE LANG Gerichten in Kantinen, RestauVEGETARIERIN. WAS HAT SIE DArants und Gaststätten, sodass den MALS ZUR UMSTELLUNG BEWOKonsument_inn_en eine vegane GEN? Ich habe nie mit Tieren zusamLebensweise nähergebracht und mengelebt, daher war mein Zugang erleichtert wird. Aber vor allem am Anfang sehr rational. Schon einibrauchen wir auch eine kultuge Zeit bevor ich Vegetarierin wurde, relle Änderung, einen Perspektihabe ich im Rahmen meines Engagevenwechsel. Ernährung ist nicht ments für Umweltschutz Menschen nur eine private, sondern auch kennengelernt, die vegetarisch lebten eine politische Sache! Wenn wir und die mit mir über ihre Ernährung nach einer gewaltfreien Gesellgesprochen haben. Meine Ernährung schaft streben, in der Lebewesen habe ich aber erst umgestellt, nachnicht unterdrückt werden, hadem ich „Animal Liberation“ von Peben wir eine Pflicht, uns vegan ter Singer gelesen habe. Im Rahmen zu ernähren sowie zu versuchen, meines Studiums erweiterte ich dann diese Ernährung für alle Menmeinen tierethischen Horizont und schen zugänglich zu machen. Für beschloss sogar, meine Promotion mich baut die Vorstellung von zum Thema Tierethik zu schreiben. DR. ARIANNA FERRARI HAT PHILOSOPHIE Gerechtigkeit im ErnährungsMir wurde zunehmend bewusst, AN DER UNIVERSITÄT MAILAND UND bereich auf Solidarität mit allen dass Tiere um ihrer selbst Willen in DER UNIVERSITÄT TÜBINGEN STUDIERT. leidensfähigen Lebewesen sowie der Welt sind und nicht für uns. Die IHRE DISSERTATION HAT SIE ZUM THEMA auf einem schonenden Umgang Infragestellung der Tiernutzung hat „ETHISCHE UND WISSENSCHAFTSmit Naturressourcen auf. Dazu mich schließlich dazu bewegt, mich THEORETISCHE ASPEKTE DER GENTECHzählen auch die Bekämpfung vegan zu ernähren, da Vegetarismus NISCHEN VERÄNDERUNG VON TIEREN IN von Lebensmittelverschwendung zu kurz greift. DER BIOMEDIZINISCHEN FORSCHUNG“ und der nicht-ökologischen InVERFASST. SEIT 2010 ARBEITET SIE ALS tensivierung der Landwirtschaft. GLAUBEN SIE, DASS SICH MEHR WISSENSCHAFTLICHE MITARBEITERIN Phänomene, die mit KapitalisMENSCHEN FÜR EINE VEGETAAM INSTITUT FÜR TECHNIKFOLGENmus verbunden sind. Um all das RISCH-VEGANE ERNÄHRUNGSABSCHÄTZUNG UND SYSTEMANALYSE (ITAS) AM KARLSRUHER INSTITUT FÜR zu verwirklichen, brauchen wir WEISE ENTSCHEIDEN WÜRDEN, TECHNOLOGIE (KIT). nicht nur engagierte Bürger_inWENN SIE MEHR INFORMATIONEN nen, sondern auch Institutionen ZUR HEUTIGEN TIERHALTUNG und Rahmenbedingungen, die das ermöglichen – wir brauchen UND -TÖTUNG HÄTTEN? Das ist eine Eine-Millionen-Euro-Frage. Auf der einen Seite spielen Informationen eine wich- einen politischen Wechsel. Ein kultureller Perspektivenwechsel tige Rolle und ich halte sie für eine Grundvoraussetzung. Auf würde unter anderem auch eine Änderung der Medienbotschafder anderen Seite sind mittlerweile sehr viele Informationen über ten implizieren. Das fängt beispielsweise schon dabei an, wie der die Ausbeutung von Tieren verfügbar. Ernährung hat nicht nur Umgang mit Tieren in Kindersendungen dargestellt wird. mit Rationalität zu tun, sondern auch mit Gefühlen, Kultur und Sozialisierung. Gerade deswegen sollte man einen Weg finden, SIE BEZEICHNEN SICH SELBST ALS ANTISPEZIESISTIN. sowohl rationale als auch emotionale Argumente zu entwickeln, WAS GENAU IST DAS? Antispeziesismus ist das Gegenstück zu damit sich die komplette Sichtweise gegenüber Tieren ändert. Speziesismus. Speziesismus wiederum ist ein Begriff, der in den 70er-Jahren von einem britischen Psychologen namens Richard WAS MUSS NEBEN DEN RATIONALEN ARGUMENTEN NOCH Ryder geprägt wurde. Er bezeichnet die Diskriminierung von LeDAZUKOMMEN, DAMIT EINE PERSON TATSÄCHLICH DIE bewesen in Bezug auf ihre Speziesangehörigkeit und ist als AnaUMSTELLUNG WAGT? Ich denke, besonders wichtig sind Ände- logie zu Sexismus oder Rassismus gedacht. Wichtig ist hier, dass FRAU DR. FERRARI, SIE LEBEN SEIT SECHS JAHREN VEGAN, ZU- 4 VEGAN NOVEMBER 2014 INTERVIE W NOVEMBER 2014 VEGAN 5 ZU GAST Speziesismus eine Verletzung des Gleichheitsprinzips darstellt. WENN MAN BEISPIELSWEISE SCHWEINE KREIEREN KÖNNDas Gleichheitsprinzip besagt „gleiche Berücksichtigung von TE, DIE KEINERLEI SCHMERZEMPFINDEN HÄTTEN, DÜRFTE gleichen Interessen“. Leidensfähige Wesen haben ein gleiches MAN DIESE DANN AUS ETHISCHER SICHT ESSEN? Zunächst Interesse am Leben und wollen nicht leiden, ganz egal, welcher einmal: Wir brauchen keine Tiere zu essen, um zu überleben. Das Spezies sie angehören. Diese wäre die eher moralphilosophische ist Fakt und das eröffnet die Frage nach dem Sinn solcher VersuDefinition. Es gibt aber auch eine soziologische beziehungswei- che. Ich lasse mich auf die Frage ein und sage: Um auf solche Frase politische Definition, die ihre Perspektive mehr auf die Ge- gen zu antworten, muss sehr viel im Voraus geklärt werden. Was sellschaft richtet. Diese besagt, Speziesismus sei eine Ideologie, bedeutet, ein Tier „leidensunfähig“ zu machen? Leiden ist mehr als ein Glaubenssystem oder eine gesellschaftliche Haltung, die körperlicher Schmerz. Schmerzen könnte man betäuben und das die Unterdrückung von Tieren rechtfertigt. Schmerzempfinden kann man mit bestimmMeine persönliche Definition von Spezieten Eingriffen wesentlich einschränken. Wenn sismus umfasst beides: Ich verstehe unter jedoch über Leidensunfähigkeit gesprochen Speziesismus die Zusammenhänge und die wird, wird meist vorausgesetzt, dass man so eine ERNÄHRUNG HAT gegenseitige Beeinflussung zwischen Unterhochkomplexe Fähigkeit eines Organismus geNICHT NUR MIT drückung und Ausbeutung von Tieren (durch netisch komplett ausschalten kann, ohne dass RATIONALITÄT ZU TUN, ihre Nutzung) und der Vorstellung, dass Tieandere wesentliche Wahrnehmungsfähigkeiten SONDERN AUCH MIT von diesem Wesen betroffen werden. Darüber re minderwertig seien gegenüber den MenGEFÜHLEN, KULTUR habe ich meine Zweifel. Leiden zu spüren ist schen. Unsere Sichtweise zu Tieren muss sich UND SOZIALISIERUNG. ändern. Wir müssen erkennen, dass wir überetwas Grundsätzliches für leidensfähige Wesen haupt kein Recht haben, sie für unser Vergnü– also auch für uns Menschen. Das Problem der gen, unseren Gaumengeschmack oder zu unserem Vorteil zu Tiere ist nicht, dass sie leidensfähig sind, sondern dass sie wegen nutzen. Tiere verdienen fundamentale Rechte. uns leiden! Die Idee, Tiere gentechnisch so zu verändern, dass sie keinen körperlichen Schmerz mehr empfinden, ist für mich im WIE LÄSST SICH BEGRÜNDEN, DASS TIERE GLEICHGE- besten Fall nur eine Verschiebung des Problems und im schlimmsSTELLT SIND UND WIR SIE NICHT AUSNUTZEN DÜRFEN? ten Fall ein Manöver, um die Aufmerksamkeit weg vom tatsächliDie theoretische Begründung basiert auf dem Gleichheitsprin- chen Ausbeutungskomplex zu lenken. zip. Leidensfähige Wesen haben ein Grundinteresse daran, nicht zu leiden, ganz egal, ob sie Menschen oder Tiere sind. BEKOMMEN SIE MANCHMAL GÄNSEHAUT, WENN SIE VON Sie möchten leben und sich entfalten. Natürlich hat jede Tier- DEN NEUESTEN FORSCHUNGSVORHABEN LESEN? WIE GEart spezifische, arteigene Interessen, weil sie HEN SIE MIT SOLCHEN INFORMATIONEN eben unterschiedliche Fähigkeiten haben. UM? Ja, bekomme ich. Es ist sehr frustrierend, Aber ihre Grundinteressen unterscheiden sich was ich alles lese. Ich versuche, damit umzunicht von denen des Menschen. Tiere möchgehen, indem ich schreibe und Kritik ausübe. ten leben und nicht leiden oder zumindest Wir brauchen dringend einen PerspektivenLEIDENSFÄHIGE WESEN nicht wegen uns Menschen leiden. Es ist sogar wechsel. Wir sollten uns die Frage stellen, HABEN EIN GRUNDINziemlich plausibel, dass Tiere aufgrund ihrer in welcher Gesellschaft wir überhaupt leben TERESSE DARAN, NICHT spezifischen kognitiven und sensorischen Fäwollen. In einer Gesellschaft, die auf Gewalt, ZU LEIDEN, GANZ EGAL, higkeiten in der Lage sind, Leidensformen zu Unterdrückung und der Tötung Millionen OB SIE MENSCHEN erfahren, die wir Menschen nicht kennen. leidensfähiger Wesen basiert oder in einer GeODER TIERE SIND. sellschaft, in der man sich von Respekt, SoliSIE HABEN VIELE ARTIKEL UND BÜCHER ZUM THEMA „ANI- darität und Frieden jenseits der Speziesgrenzen inspirieren lässt. MAL ENHANCEMENT“ VERFASST. WAS VERSTEHT MAN Wir können uns gesund und ausgewogen vegan ernähren. Wir DARUNTER? Wortwörtlich bedeutet Animal Enhancement die können in Forschung investieren, die nicht auf Kosten Millionen „Verbesserung von Tieren“. Hiermit sind vor allem Verbesserun- leidensfähiger Lebewesen geht. Wir können Gerechtigkeit viel gen der Fähigkeiten der Tiere gemeint. Es wird beispielsweise breiter konzipieren. Es gibt nicht nur einen einzigen Weg für diegentechnisch versucht, weniger schmerzempfindliche Tiere „her- sen Perspektivenwechsel, sondern wir müssen mehrere Wege auszustellen“, damit diese weniger unter den Umständen der Inten- probieren: Es gibt Menschen, die sich für eine Vergrößerung des sivtierhaltung leiden; ihre Fähigkeiten sollten modifiziert wer- veganen Ernährungsangebotes stark engagieren; es gibt an Uniden, damit die Tiere die Umwelt weniger verschmutzen, oder versitäten kritische Stimmen und viele Menschen, die sich privat die Tiere sollen intelligenter gemacht werden, damit sie besser engagieren. Wir brauchen außerdem auch Kunst, Literatur und mit dem Menschen kommunizieren können. In der sogenannten andere kreative Ausdrucksformen, um das Herz der Menschen „Nutztierhaltung“ werden beispielsweise transgene Kühe her- zu erreichen. Schließlich brauchen wir auch mehr Einsatz auf gestellt, deren Milch eine für den Menschen verträglichere Zu- politischer Ebene, auf der Ebene der Entscheidungsträger. sammensetzung aufweist oder transgene Schweine, deren Fleisch weniger Cholesterin enthält. Meist geht es bei Animal Enhan- VIELEN DANK FÜR DAS GESPRÄCH, FRAU DR. FERRARI! cement also um ökonomische Interessen. Die Verbesserung von Das Interview führte Ann-Christin Heim für den VEBU. bestimmten Leistungen der Tiere soll an die Wünsche der Kon- Das vollständige Interview ist auf www.vebu.de/themen/menschen/ sument_inn_en angepasst werden. interviews/1920-ernaehrung-politische-sache nachlesbar. TIERSCHUT Z EIN ZUFALL UND DIE INDUSTRIE ES WAR SOMMER IM JAHR 2011, ALS MAXIMILIAN *, SOHN DES BETREIBERS EINER ÖSTERREICHISCHEN HÜHNERMASTANLAGE, BESCHLOSS, EIN EXPERIMENT ZU WAGEN: ER WOLLTE BEOBACHTEN, WIE SICH DAS LEBEN EINES IN FREIHEIT LEBENDEN HUHNES VON JENEM IN EINER MASTANLAGE UNTERSCHEIDET. DAZU KAUFTE ER SEINEM VATER EIN HUHN AB UND HATTE DIE SELTENE MÖGLICHKEIT, EIN VERGLEICHSHUHN IN DER ANLAGE ZU BEGLEITEN. MAXIMILIAN GAB DEN HENNEN ZUR LEICHTEREN DIFFERENZIERUNG NAMEN. DIESER ARTIKEL BASIERT AUF SEINEN CAMILLA Der Duft der Freiheit Es dauerte eine Weile, bis sich Camilla an ihr neues Zuhause gewöhnte. Sie versteckte sich anfangs stundenlang in den Büschen und bewegte sich nur ausgesprochen langsam. Das war zu erwarten, war sie doch noch nicht einmal mit der Sonne oder dem Wind vertraut, und schon gar nicht mit einem weiten Feld, auf dem sie sich frei bewegen konnte. Nach ein paar Tagen näherte sie sich zum ersten Mal der Hühnergruppe, die schon vor ihr am Hof hauste. Sie schloss vorsichtig Bekanntschaft mit ihnen und ergackerte sich so ihren Platz in der Hackordnung. Schon bald begann sich das Leben in Camilla zu entfalten. Ihre Bewegungen wurden zügiger, ihr Gang wurde mit der Zeit aufrechter, sie zuckte nicht mehr vor lauten Geräuschen zurück und immer mehr natürliche Verhaltensweisen machten sich bemerkbar. Wären da nur nicht diese Schmerzen: Da sie darauf gezüchtet worden war, sehr schnell zu wachsen, waren ihre Gelenke kaum stark genug für die riesige 6 VEGAN NOVEMBER 2014 BERICHTEN. HUHN CAMILLA WAR 22 TAGE ALT, ALS MAX SIE BEFREITE UND ZU EINEM GNADENHOF BRACHTE. HUHN MAYA HINGEGEN WÜRDE IHREN LEBENSABEND SO WIE ALLE ANDEREN IN DER ANLAGE VERBRINGEN. SIE WAR IM SELBEN ALTER WIE CAMILLA, ALS DAS EXPERIMENT BEGANN ... Brust, die sie innerhalb kürzester Zeit bekam. In ihrem extrem jungen Alter war sie aufgrund der Züchtung schon fast so groß wie die erwachsenen Hühner. Aber das tat ihrer Entwicklung keinen Abbruch. Schon am vierten Tag entdeckte Camilla das Scharren – ihr erster Schritt in die Unabhängigkeit. Nun konnte sie mithilfe ihrer eigenen Zehen die Bodenschicht aufkratzen und Futter aus der Erde picken. Heute ist Camilla drei Jahre alt. Ihr Federkleid ist dicht geworden und leuchtet in der Sonne in sattem Weiß. Sie sieht kräftig aus, wenngleich die Schwere ihrer Brust noch immer Probleme verursacht. Dennoch, sie wird als eine der allerwenigsten ihresgleichen bis an ihr natürliches Lebensende in Frieden leben dürfen. Scharren zählt noch immer zu Camillas Lieblingsbeschäftigungen, aber auch das Flattern und Fliegen, das Baden im Sand zur Fellpflege und das Umgraben des Misthaufens machen ihr Freude. In der Nacht schläft sie auf einer Stange im Stall mit ihren Mitbewohner_innen. Das Schlafen auf erhöhten Flächen ähnelt dem Schlafen der Wildhühner auf den Bäumen, die sich so vor Raubtieren schützen. Camilla hat sich früh nach ihrem Einzug auf dem Hof ein sicheres Nest im Gebüsch eingerichtet, wo sie immer wieder ihre Eier ausbrütet. Der Platz im Gebüsch war für Camilla von Anfang an ein wichtiges Versteck, ihre Sicherheitszone, die sich mittlerweile zu ihrer kleinen Wohlfühlecke entwickelt hat. Falls die Überzüchtung nicht zu ihrem verfrühten Tod führen wird, wird sie dort noch 17 Jahre lang immer wieder mal in Ruhe ein Ei legen. Bereits 24 Stunden, bevor sie ein befruchtetes Ei legt, beginnt Camilla mit dem heranwachsenden Küken zu kommunizieren. Sie gluckert ruhig vor sich hin und so kann sich das Baby schon ganz früh die Stimme seiner Mama einprägen. Ist das Küken erst einmal da, piept es in den unterschiedlichsten Tönen, um sich seiner Mutter mitzuteilen. Camilla ist für diese Laute außerordentlich empfänglich, als Glucken-Mama hat sie ständig ein Ohr für ihre Kleinen. Das Küken, das die Stimme der eigenen Mutter unter allen anderen exakt erkennt, kann so auch über eine größere Entfernung wieder zurück nach Hause finden. Mit den anderen Hühnern kommuniziert Camilla ebenfalls rege, den Hahn des Hofes hingegen übertrifft nicht einmal sie, der scheint unter allen das größte Plappermaul zu sein. Er kräht morgens, um sein Revier abzustecken, und brummelt auch so über den Tag verteilt, um Camilla und die anderen Hennen aufzufordern, ihm zu folgen. Meistens tun sie das auch, manchmal aber – so wie heute – verprügelt ihn dann eine der Hennen. Camilla zählt jedoch nicht zu den extrovertierten Genossinnen, sie ist einfach nicht dieser Typ Huhn. Eher bevorzugt sie in solchen Momenten, sich in ihrem Gebüsch zu verkriechen und dort davon zu träumen, wie unbeschwert ihr neu gewonnenes Leben geworden ist. *NAME VON DER REDAKTION GEÄNDERT TIERSCHUT Z WISSEN MAYA Das ungelebte Leben Es war stickig, eng und unerträglich laut in der riesigen, künstlich beleuchteten Halle, die Mayas Zuhause war. Ihr sehr gut entwickeltes Hühnergehör wurde in der Halle stark überstrapaziert. Maya war ängstlich und hatte immer wieder Krampfanfälle. Sie hatte knapp so viel Platz wie diese Papierseite groß ist. Auf 1 m² musste sie mit 19 anderen Hühnern zusammengepfercht ausharren. Insgesamt aber war die Halle so groß, dass tausende Hühnchen wie Hähnchen darin schimpften und schubsten, krähten und gackerten, brüllten und jammerten. Alles war seltsam, alles tat weh. Mayas Beinchen waren stark geschwollen von dem Gewicht ihrer Brust und der Unmöglichkeit, sich zu bewegen, um ihre Muskulatur zu trainieren. Tag für Tag wurde diese Brust größer und schwerer. Von vier Gramm auf 2 Kilo in 35 Tagen, dafür war Maya geboren worden. Die Beine einiger anderer Hühner in der Halle brachen unter dem Gewicht ein, manche starben an Atemnot und wieder andere wurden von ihren panischen Mitbewohner_innen zu Tode gepickt. Desorientiert und ohne Möglichkeit zu einem normalen Sozialverhalten stand Maya unter Dauerstress. Eine Spur erträglicher wurde es, als die Lichter in der Halle ausgingen. Das dämpfte die meisten etwas, der Lärmpegel ging zurück und das wilde Schubsen ließ nach. Dann kippte Maya nach vorne auf ihre Brust und versuchte zu schlafen. Leider wurde dieser Schlaf aber regelmäßig unterbrochen, ein Stoß von links oder rechts, ein Tritt von vorne oder hinten. Am wichtigsten war, so schien es, fest am Boden zu bleiben. Maya musste früh mitansehen, wie eine umgestürzte Nachbarin von den anderen blutig gekratzt wurde und nicht mehr hochkam. Maya spürte ununterbrochen ihr kleines Herz klopfen, sie hatte nie einen Zustand erlebt, der frei von Angst war. Andere in der Halle erlagen aufgrund dieser Strapazen einem plötzlichen Herzstillstand. Bis zu ihrer Schlachtung hielt Maya aber durch. Dennoch durfte sie nie die Sonne auf ihrer Haut spüren, nie den Wind durch ihre spärlichen Federn streifen lassen und nie am Boden scharren. Der Untergrund, auf dem sie schlief, war eine dicke Schicht aus Exkrementen der Hallenbewohner_innen. Deshalb verursachte sogar die Luft Schmerzen, so voller Ammoniak. Doch bald sollte ihr Martyrium ein Ende haben. In der Nacht des 35. Tages galt sie als ausgemästet und ein Fangtrupp schlich sich in die dunkle Halle. Ohrenbetäubendes Krähen und gackernde Schreie heulten durch den Raum. Maya wurde umgestoßen und konnte vor Furcht kaum mehr atmen. Jemand packte sie an den wunden Beinchen und warf sie achtlos in eine Kiste. Dabei kugelten ihre Gelenke aus und ein Flügel wurde gebrochen. Ihre Schmerzen und ihre Panik steigerten sich ins Unermessliche. Übelkeit kam hinzu, als sich der ganze Untergrund zu bewegen begann, sie wurde zum Schlachthof transportiert. Plötzlich stand alles still, der Transporter hatte angehalten. Wieder packte sie jemand, schleppte sie zum Schlachthaus und hing sie an den Füßen auf. Ihre letzten Kräfte verließen sie. Als sie durch ein Strombad gezogen wurde, war es endgültig vorbei. Maya war tot, als ihr Kopf abgetrennt wurde und ihr Körper ausblutete. Eine Maschine erledigte den Rest: Mayas Leiche wurde ausgenommen und zerlegt. Wenig später lagen Teile ihres toten Körpers verpackt in einem Supermarkt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass eine nette Familie an einem warmen Sommerabend des Jahres 2011 in ihrem Garten saß und den Kindern je ein Flügelchen von Maya zum Essen serviert wurden. Keine_r von ihnen nahm bewusst wahr, dass es sich um ein Individuum gehandelt hatte, das ein gnadenloses Leben voller Angst und Schmerz hinter sich hatte. Keine_r von ihnen ahnte, dass Maya nun so wie sie selbst oder Camilla auch diesen Sommerabend hätte genießen können. Nein, Maya war bloß ein Nahrungsmittel, für sie gab es kein Mitgefühl, keine Daseinsberechtigung und keine Entfaltungsmöglichkeit: Maya war Nummer 346B/11. Elisa Ludwig, veganlife.at NOVEMBER 2014 VEGAN 7 K ARNISMUS DR. MELANIE JOY HAT UNTER ANDEREM IN HARVARD STUDIERT UND PROMOVIERTE MIT IHRER ARBEIT ÜBER DIE PSYCHOLOGIE DES FLEISCHKONSUMS. IHR ANSCHLIESSENDES KONZEPT, DAS SIE KARNISMUS NENNT, WURDE DARAUFHIN WELTBERÜHMT. VEGAN.AT HAT SICH MIT IHR UNTERHALTEN INSBESONDERE ÜBER DAS, WAS SIE DIE 3 Ns DER RECHTFERTIGUNG NENNT. „TIERE ESSEN IST DAS ERGEBNISEINES UNTERDRÜCKUNGSSYSTEMS” INTERVIEW MIT DER SOZIALPSYCHOLOGIN DR. MELANIE JOY DR. JOY, VON IHNEN STAMMT DER BEGRIFF „KARNISMUS“. MÖGLICHKEIT EINER FREIEN ENTSCHEIDUNG NIMMT. WIE KÖNNEN SIE UNS KURZ ERLÄUTERN, WAS ES DAMIT AUF Karnismus ist ein gewalttätiges System. Denn Fleisch kann nur dadurch gewonnen werden, dass Tiere getötet werden. Aber auch die Erzeugung von Eiern und Milchprodukten geht mit umfassendem Leiden für Tiere einher. Dennoch sind den meisten Menschen Tiere nicht einfach egal, und sie wollen nicht, dass Tiere leiden müssen. Ebenso wie andere gewalttätige Ideologien ist auch Karnismus auf eine Reihe psychologischer und sozialer Mechanismen angewiesen, damit ansonsten human eingestellte Menschen sich an inhumanen Praktiken beteiligen, ohne zu merken, was sie da eigentlich tun. Anders gesagt: Karnismus bringt uns bei, nicht zu fühlen – er blockiert unsere Empathie und unser Problembewusstsein. Dadurch nimmt uns Karnismus die Möglichkeit einer freien Entscheidung. Denn ohne ein Problembewusstsein gibt es keine freie Entscheidung. Karnismus ist das unsichtbare Glaubenssystem, durch das wir lernen, bestimmte Tiere zu essen. Dabei handelt es sich um das Gegenteil von Veganismus. Wir neigen zu der Annahme, dass nur Veganer_innen und Vegetarier_innen ihre Überzeugungen haben, wenn sie sich an den Esstisch setzen. Tatsächlich aber essen die meisten von uns deswegen z. B. Schweine, aber keine Hunde, weil auch wir sehr wohl ein Glaubenssystem haben, wenn es ums Essen von Tieren geht. Wenn aber keine strenge Notwendigkeit besteht, Tiere zu essen, dann handelt es sich um eine Entscheidung – und Entscheidungen entstehen immer aus Überzeugungen. Im Gegensatz zu Veganismus und Vegetarismus erkennen wir Karnismus jedoch nicht, da es sich hierbei um eine vorherrschende, allumfassende Ideologie handelt: Karnismus ist institutionalisiert und beeinflusst damit Gesetze, Normen, Verhalten usw. Und da er zudem internalisiert wird, beeinflusst er auch unser Denken und unsere Gefühle in Bezug auf das Essen von Tieren. SICH HAT? IN IHREM BUCH „WARUM WIR HUNDE LIEBEN, SCHWEINE ESSEN UND KÜHE ANZIEHEN“ SCHREIBEN SIE, DASS KARNISMUS UNSERE EMPATHIE BLOCKIERT UND UNS DIE 8 VEGAN NOVEMBER 2014 KOMMT ES DAZU? WELCHE PSYCHOLOGISCHEN UND SOZIALEN MECHANIS- Zu den karnistischen Abwehrmechanismen gehören unter anderem das Leugnen, also das Bestreiten, dass es überhaupt ein Problem gibt, indem dafür gesorgt wird, dass die Opfer unsichtbar bleiben; ferner die De-Individualisierung, also die Annahme, dass geMEN SPIELEN DENN HIERBEI EINE ROLLE? K ARNISMUS bei tatsächlich um einen Mythos handelt, beweisen immer mehr Profisportler_innen, die sich für eine vegane Ernährungsweise allein aus Gründen der Leistungssteigerung entscheiden. So ist z. B. der stärkste Mann Deutschlands, Patrik Baboumian, Veganer. SIE HABEN BEREITS VOR EINIGER ZEIT DARAUF HINGEWIE- Um das Thema Tiere Essen ranken sich zahlreiche Mythen, die letztlich aber alle unter das fallen, was ich die 3 Ns der Rechtfertigung nenne: Tiere zu essen ist normal, natürlich und notwendig. Es dürfte natürlich kaum überraschen, dass es sich dabei um genau dieselben Argumente handelt, die im Lauf der Menschheitsgeschichte schon immer benutzt wurden, um auch andere gewalttätige Ideologien zu rechtfertigen – von der Sklaverei bis zur Männerherrschaft. UM WELCHE MYTHEN HANDELT ES SICH DABEI GENAU? WARUM HANDELT ES SICH BEI DER ANNAHME, TIERE ZU ESSEN SEI NORMAL, UM EINEN MYTHOS? Was wir als „normal” bezeichnen, ist letztlich nichts anderes als die Summe der Überzeugungen und Verhaltensweisen der vorherrschenden Mehrheitskultur. Das ist die karnistische Norm. Und als gesellschaftliche Norm ist Karnismus so tief verankert, dass wir ihn gar nicht wahrnehmen. Um ihn wahrzunehmen, stellen Sie sich Folgendes vor: Sie sind zu einem Abendessen eingeladen, und es gibt Lasagne mit Fleisch vom Golden Retriever. Die meisten Menschen wären geschockt. Stellen Sie sich weiter vor, Sie sagen Ihren Gastgeber_innen, wie Sie das finden. Und die sagen Ihnen dann, dass Sie sich gar keine Sorgen machen oder sich schlecht fühlen müssen, da der Hund ja ein gutes Leben hatte: Er oder sie konnte rennen und spielen und Freundschaften mit anderen Golden Retrievern und sogar einigen Menschen knüpfen, bevor er oder sie dann im Alter von sechs Monaten geschlachtet wurde. Wie schmeckt Ihnen der Golden Retriever jetzt? Dann fragen Sie sich doch mal selbst: Wenn Sie ein Problem damit haben, dass ein glücklicher, gesunder Golden Retriever einfach deswegen getötet wird, weil sein oder ihr Fleisch manchen Menschen so gut schmeckt, warum haben Sie dann nicht auch etwas dagegen, wenn genau dasselbe einem anderen Wesen angetan wird? SEN, DASS DIE DREI Ns IN DEN LETZTEN PAAR JAHREN IMMER WICHTIGER GEWORDEN SIND. WORAN LIEGT DAS? Ich glaube, dass es dank der erfolgreichen Anstrengungen veganer Aktivist_innen – in Kombination mit der Verbreitung des Internets – in der Gesellschaft heute ein erheblich größeres Bewusstsein für die Problematik der landwirtschaftlichen Tiernutzung gibt. Anders gesagt: Das Leugnen als zentraler karnistischer Abwehrmechanismus wurde erheblich destabilisiert. Daher wurde es für die karnistische Kultur immer wichtiger, das Essen von Tieren rechtfertigen zu können. In der Folge haben sich die drei Ns der Rechtfertigung zu eigenen karnistischen Ideologien entwickelt. Ich bezeichne diese neuen Ideologien als Neokarnismus und betrachte sie als Teil einer Gegenreaktion auf den stärker werdenden Einfluss der veganen Bewegung. ZU UNSEREN LESER_INNEN GEHÖREN NICHT NUR VEGANER_INNEN UND VEGETARIER_INNEN, SONDERN AUCH FLEISCHESSER_INNEN. WAS WÜRDEN SIE UNSEREN LE- Dass wir alle das Phänomen Karnismus erkennen und verstehen müssen. Tiere zu essen ist nicht einfach eine Frage der persönlichen Ethik. Es handelt sich vielmehr um das zwangsläufige Endergebnis eines tief verankerten Systems. Wenn wir Karnismus erkennen, können wir dieses System verlassen. Dann können die Fleischesser_innen unter uns sich authentisch entscheiden, ohne sich daran zu orientieren, was uns beigebracht wurde zu denken und zu fühlen. Und die Veganer_innen unter uns verstehen dann, dass das Problem nicht im Individuum, sondern in einem umfassenden System gründet, und können es so effektiver angehen. SER_INNEN GERNE MITGEBEN? DR. MELANIE JOY, VIELEN DANK FÜR DAS INTERVIEW. Das Interview führte Jeff Mannes. Die Übersetzung vom Englischen ins Deutsche ist von Jens Tuider. WARUM IST ES DENN NICHT NATÜRLICH, TIERE ZU ES- NORMAL. NATÜRLICH. NOTWENDIG. Bei dem, was wir als „natürlich“ bezeichnen, handelt es sich lediglich um die Interpretation der Geschichte durch die vorherrschende Mehrheitskultur. Dabei zeigt sich jedoch nicht die Menschheitsgeschichte, sondern die karnistische Geschichte. Denn es wird nicht auf unsere frühen früchteessenden Vorfahren verwiesen, sondern nur auf deren spätere, fleischessende Nachkommen. Anders gesagt: Wir gehen in der Menschheitsgeschichte nur so weit zurück, wie nötig, um unsere gegenwärtigen karnistischen Praktiken zu rechtfertigen. SEN? UND WARUM IST ES GAR NICHT NOTWENDIG, TIERE ZU Das, was wir als „notwendig“ bezeichnen, ist in Wirklichkeit bloß das, was notwendig ist, um die vorherrschende Mehrheitskultur aufrecht zu erhalten – und damit auch den karnistischen Status quo. Jedes Jahr werden weltweit Milliarden von Tieren zu Nahrungszwecken getötet. In diesem Zusammenhang spielt auch der Proteinmythos eine große Rolle. Dass es sich hier- ESSEN? Melanie Joy Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen compassion media 2013 240 Seiten 20,00 € „UM DAS THEMA TIERE ESSEN RANKEN SICH ZAHLREICHE MYTHEN, DIE LETZTLICH ABER ALLE UNTER DAS FALLEN, WAS ICH DIE 3 Ns DER RECHTFERTIGUNG NENNE.“ NOVEMBER 2014 VEGAN 9 WISSEN nutzte Tiere keinerlei Individualität oder eigene Persönlichkeit besitzen – nach dem Motto: Ein Schwein ist ein Schwein, und alle Schweine sind gleich; und schließlich das Rechtfertigen, das aus einer Reihe von Mythen besteht, die als Rechtfertigung für das Essen von Tieren dienen. E HO B IE NSPHOBI TR A EZ M US SP I IS ES P MO O H SE X IS MU S ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DER INTERSEKTIONALITÄT WAS ÜBERHAUPT IST INTERSEKTIONALITÄT? Esra* wuchs bei ihren Großeltern in einem ländlichen Gebiet der Türkei auf und sollte nun, mit 22 Jahren, gegen ihren Willen verheiratet werden. Nach einer kräftezehrenden Flucht durch die halbe Türkei blieb als letzter Ausweg nur mehr die Migration in ein anderes Land. So erreichte Esra Österreich, wo sie den Neuaufbau ihres Lebens wagen wollte. Die Umstände hierzulande sind für Esra jedoch voller Hindernisse, da sie mit vielen Formen von Diskriminierung gleichzeitig zurechtkommen muss. Als Frau hat sie mit Sexismus im Alltag und am Arbeitsmarkt zu kämpfen. Obwohl sie in der Türkei verfolgt wird, kann sie darüber hinaus nicht auf Asyl hoffen – Asylbewilligungen berücksichtigen so gut wie nie frauenspezifische Fluchtgründe. Als Migrantin ist Esra mit Benachteiligungen am Wohnungsmarkt und beim Zugang zu staatlichen Leistungen konfrontiert. Als Türkin ist sie zudem täglich rassistischen Anfeindungen ausgesetzt. Und als Kopftuchträgerin bleiben viele Türen von Vornherein für sie verschlossen, während herablassende Blicke wie Bemerkungen aufgrund ihrer sichtbaren religiösen Zugehörigkeit für Esra zum Dauerzustand gehören. So überschneiden sich die verschiedenen Kategorien Geschlecht, sozioökonomischer Status bzw. Klasse, Herkunft und Religion in einem Men10 VEGAN NOVEMBER 2014 schen. Es können noch unzählige Kategorien hinzukommen, wie die sexuelle Orientierung, das Alter, die körperliche Verfassung oder das Aussehen. Diskriminierungen aufgrund dieser Kategorien treffen die jeweiligen Menschen dann nicht nur häufiger, sondern verstärken sich zusätzlich noch gegenseitig. Beispielsweise begünstigt Rassismus Gewalt gegen Frauen. Das bedeutet, dass z. B. schwarze Frauen eher Gewalt erleben als weiße. Die Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft wird wiederum durch Homophobie verstärkt. Homosexuelle Türk_inn_en sind in Österreich also noch schlechter gestellt als heterosexuelle. Solche Dynamiken werden umso intensiver, je mehr Unterdrückungsformen auf eine Person bzw. Personengruppe zutreffen. Dieses Zusammenspiel entwickelt für die Betroffenen eine Mehrfachbelastung, die sie – und das ist ein entscheidender Punkt – in besonders hohem Maße von der Teilnahme am gesellschaftlichen Geschehen ausschließt. Während bereits ein Großteil der österreichischen Frauen zahlreichen geschlechtsspezifischen Nachteilen am Arbeitsmarkt begegnet, gestalten die Wechselwirkungen der unterschiedlichen Diskriminierungsformen für Esra die Arbeitssuche zu einem beinahe unmöglichen Unterfangen. Und das ist das Kernthema der Intersektionalität. Kimberlé W. Crenshaw ist US-amerikanische Juristin und Professorin der Rechtswissenschaften in Los Angeles an der UCLA und in Columbia. Sie prägte in den 80ern maßgeblich den Begriff der Intersektionalität. Er stammt vom englischen Wort „intersection“, was soviel wie Schnittmenge, Schnittpunkt und Kreuzung bedeutet. Intersektionalität beschreibt ein Konzept, dessen Gegenstand das Zusammenspiel verschiedener Unterdrückungsformen ist. Crenshaw bezog sich dabei exemplarisch auf ein Gerichtsurteil in den USA der 1970er Jahre: Der Weltkonzern General Motors (GM) wurde nach der Entlassung von fast allen schwarzen Arbeiterinnen vom Vorwurf des Rassismus wie Sexismus befreit. Begründet wurde diese Auffassung damit, dass GM weder die schwarzen Arbeiter noch die weißen Arbeiterinnen entlassen hat und somit keine rassistische oder sexistische Motivation nachweisbar sei. Auch das Beispiel von GM zeigt auf, dass Menschen, die auf Basis mehrerer Kategorien Diskriminierung erleben, einschneidender von Unterdrückung betroffen und der Willkür gesellschaftlich „Stärkerer“ ausgeliefert sind. Weiters wird deutlich, dass für mehrfach Betroffene weder feministische noch anti-rassistische Bewegungen allein ausreichend Unterstützung bieten können. Das Beispiel zeigt daher auch, dass die vielen politischen Strömungen, die sich meist einem einzigen Thema verschreiben, gefordert sind, enger zusammenzuarbeiten. Intersektionalität dient dabei als eine Art Messgerät, um den verstärkten Missständen angepasst entgegentreten zu können. S WISSEN MU S I S S RA INTERSEK TIONALITÄT EIN PAAR BEISPIELE In Kalifornien/USA ermöglicht das Food Empowerment Project (www.foodispower.org) sozio-ökonomisch und rassistisch benachteiligten Gemeinschaften Zugang zu frischen, veganen Nahrungsmitteln. Dieses Projekt behandelt damit mindestens drei Auswüchse der Logik des Herrschaftsanspruchs in einem. In Polen haben sich Tierrechtsaktivist_inn_en gemeinsam mit Bewohner_ inne_n von mehreren Ortschaften in einer erfolgreichen Kampagne gegen die Ansiedlung industrieller Pelzfabriken durchgesetzt (www.otwarteklatki.pl). In Österreich hat der Schulterschluss von NGOs, migrantischen Selbstorganisationen und antirassistischen Aktivist_inn_en zur Zusammenarbeit mit Gewerkschaften, Arbeiterkammer und anderen Institutionen geführt, damit UNDOK als „Anlaufstelle zur gewerkschaftlichen Unterstützung undokumentiert Arbeitender“ gegründet werden konnte (www.undok.at). Hier werden Benachteiligte verschiedener Diskriminierungsformen bei der Durchsetzung ihrer Rechte am Arbeitsmarkt unterstützt. ERRUNGENSCHAFTEN DER INTERSEKTIONALITÄT Die Intersektionalitätsforschung hat im Laufe der Zeit zu einem größeren Bewusstsein über die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Benachteiligungsformen geführt. Rassismus, Sexismus, Speziesismus (also die Diskriminierung aufgrund der Artzugehörigkeit), Homophobie, Transphobie, die Ausgrenzung von Älteren oder von Menschen mit Handicaps u.v. m. – all diese Variationen von Unterdrückung teilen sich eine gemeinsame Geschichte und sind miteinander verbunden. Darüber hinaus wirken viele ihrer Mechanismen auf die gleiche Weise. Die Haltung, die allen Diskriminierungen zugrunde liegt, beansprucht die Besserstellung einer auserwählten Gruppe über eine als „anders“ wahrgenommene Gruppe. Die Kategorien mögen sich zwar unterscheiden, ob Männer nun besser gestellt sein sollen als Frauen, Inländer_innen besser als Ausländer_innen, Weiße besser als Schwarze oder Menschen besser als Tiere. Die Grundlogik bleibt aber immer eine mit Herrschaftsanspruch, da sich eine Gruppe X aus dieser Haltung heraus immer das „Recht“ erschafft, eine andere Gruppe Y zu unterdrücken, auszugrenzen, auszubeuten oder sogar zu töten. Dieses „Recht“ ist ideologisch begründet, basiert also auf dem Glauben an eine übergeordnete und nicht rational begründbare „Wahrheit“: „Männer sind von Natur aus stärker, daher dürfen sie xyz“, oder „Inländer_innen haben eine zivilisiertere Kultur, daher dürfen sie xyz“, oder „Menschen sind intelligentere Lebe- wesen, daher dürfen sie xyz“. Ihre besondere Tragweite erhielten diese Logiken dadurch, dass sie vom selbsternannten „Recht“ zum gesamtgesellschaftlichen Alltag wurden. Hier treten sie dann z. B. in akzeptierten Handlungsweisen, Institutionen und Gesetzen auf. Daraus folgt, dass Benachteiligten wie Esra der Zugang zu einer freien und würdigen Existenz systematisch erschwert oder sogar verunmöglicht wird. Im Ökofeminismus wurde diese zugrunde liegende Logik des Herrschaftsanspruchs auch im Verhältnis von Mensch und Natur erkannt. Unsere selbst-erhöhende Perspektive bedingt dabei das zerstörerische Verhalten, wenn es um den Umgang mit „Nutz“tieren geht oder um den Raubbau am Amazonas, um die Verpestung der Luft oder die Vergiftung des Grundwassers. Hier wird die Natur zugunsten der Menschen benachteiligt, so wie Frauen immer noch zugunsten von Männern benachteiligt werden oder Schwarze zugunsten von Weißen. Durch die Analysen auf dem Gebiet der Intersektionalität wurden diese Parallelen deutlicher. Zum Vorschein trat die Erkenntnis, dass keine Benachteiligungsform für sich alleine überwunden werden kann. Eine Welt, die die Bedürfnisse von Tieren berücksichtigt, nicht aber jene von Frauen wie Esra, ist genauso schwer vorstellbar wie die umgekehrte Variante. Deshalb gibt es immer mehr Initiativen und Projekte, die sich an den Schnittstellen bewegen und verschiedene Themen zugleich behandeln. Das Potenzial ist aber noch groß. Man denke beispielsweise an die hiesigen Sozialmärkte, die in Kooperation mit Tierrechtsorganisationen und veganen Supermärkten auch hochwertige tierfreie Nahrungsmittel und Infomaterial dazu anbieten könnten. Oder ökologisch orientierte Unternehmen, die nur sozial benachteiligte Migrant_inn_en beschäftigen und in der Kantine veganes Essen anbieten könnten. Intersektionalität hat den Horizont politischer Bewegungen erweitert. Die intersektionale Betrachtung von gesellschaftlichen Problemen hat sichtbar werden lassen, dass die Herstellung von Gerechtigkeit als fundamentales Prinzip die wichtigste Gemeinsamkeit aller politischen Emanzipationsbestrebungen ist. Damit wurden neue Räume der aktiven Kooperation zwischen den Bewegungen eröffnet, die gemeinsam wiederum mehr Durchschlagskraft haben. Schließlich können sie sich so auch diesem grundsätzlichsten all ihrer Ziele auf umfassendere Weise nähern. Denn Gerechtigkeit bedeutet für die Betroffenen immer und ausnahmslos dasselbe, ob für Tiere, Schwarze oder Frauen (…) – nämlich ein freies und selbstbestimmtes Leben führen zu können. *Esra ist eine von der Autorin frei erfundene Person, deren Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht. Autorin: Elisa Ludwig, veganlife.at NOVEMBER 2014 VEGAN 11 RÜCKBLICK TIERSCHUTZPROZESS: FREISPRUCH, ABER REPUBLIK VERWEIGERT SCHADENSERSATZ IN EINER SERIE VON GERICHTSVERHANDLUNGEN WURDEN SÄMTLICHE FREISPRÜCHE DER ERSTEN INSTANZ BESTÄTIGT. DIE KLAGE AUF SCHADENSERSATZ WURDE DENNOCH ABGEWIESEN. ereits im Jahr 2006 hatten die Ermittlungen gegen Tierschützer_innen wegen Bildung einer kriminellen Organisation begonnen. Zum großangelegten Polizeiüberfall auf nichtsahnende Aktivist_inn_en, die in der Nacht von maskierten Beamt_inn_en mit gezogenen Schusswaffen aus den Betten geholt wurden, kam es erst zwei Jahre später. Der SOKO Tierschutz war es nämlich nicht gelungen, belastende Beweise zu finden. Doch auch 105 Tage Untersuchungshaft für zehn Beschuldigte sowie insgesamt 33 Hausdurchsuchungen brachten keine Ergebnisse, mit denen die Tierschützer_innen hätten kriminalisiert werden können. Nichtsdestotrotz kam es zur Anklage. 2010 begann ein 14-monatiger Prozess, der mit einem kompletten Freispruch endete. Doch damit gab sich die Staatsanwaltschaft nicht zufrieden und legte Berufung ein. Aufgrund des ungeheuerlich großen Gerichtsaktes von mehreren hunderttausend Seiten fanden die Berufungsverhandlungen dazu erst 2014, also acht (!) Jahre nach Ermittlungsbeginn, statt. Obwohl der gesamte Tierschutzprozess zu diesem Zeitpunkt in der Öffentlichkeit schon als größter Justizskandal der zweiten Republik verurteilt wurde, setzte man von Seiten der Politik deutliche Zeichen in die Gegenrichtung. Der zuständige Staatsanwalt, der mit einer ungeheuren Verbissenheit die Ermittlungen geführt und auch die Berufung eingebracht hatte, wurde trotz völliger Erfolglosigkeit befördert – zunächst zum ersten Staatsanwalt in Wr. Neustadt und dann in die Korruptionsabteilung der Oberstaatsanwaltschaft. Der Chef der SOKO Tierschutz, von dem die Erstrichterin in ihrem Urteil noch deutlich feststellte, dass er vor Gericht gelogen und wesentliche entlastende Beweis12 VEGAN NOVEMBER 2014 mittel vertuscht hatte, wurde zum Chef des Wiener Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung ernannt. Und die Richterin, die sich gegen die deutlich spürbare politische Intention des Verfahrens gestemmt und einen Freispruch gefällt hatte, wurde von der Personalkommission des Landesgerichts dazu eingeteilt, ab sofort nur noch nicht-öffentliche Untersuchungshaftsverhandlungen zu führen. Im Vorfeld der anstehenden Verhandlung konnten die für die Berufung verbliebenen Anklagepunkte entschärft werden. Dass es Nötigung sei, eine Firma aufzufordern, aus dem Pelzhandel auszusteigen, da es ansonsten eine legale Kampagne mit Öffentlichkeitsarbeit und Demonstrationen geben werde, wollten weit mehr als 3000 Personen nicht glauben. In Solidarität zeigten sie sich selbst an. Die Oberstaatsanwaltschaft stellte alle diese Verfahren ein: Die Aufforderungsschreiben der Selbstanzeiger_innen an die Firmen, die als Nötigung gelten sollten, seien zu höflich formuliert gewesen. Also gab es eine zweite Welle von Selbstanzeigen, diesmal auf Basis von Schreiben an die Firma Eybl im Wortlaut der wegen Nötigung inkriminierten E-Mails, die bei der Berufung verhandelt werden sollten. Gleichzeitig wiesen zwei hochkarätige Gutachten von Univ.-Prof. Klaus Schwaighofer und Univ.-Prof.in Petra Velten nach, dass eine Interpretation des Nötigungsparagraphen in dieser Weise völlig überschießend ist. Sowohl Schwaighofer als auch Velten sind Vorstände der Institute für Strafrecht an den Unis Innsbruck bzw. Linz. Mit einer Reihe von Pressekonferenzen und Podiumsdiskussionen konnte eine öffentliche Debatte über diese für soziale Bewegungen so essentiellen Fragen ausgelöst werden. RÜCKBLICK Richter Mag. Csarmann führte die Verhandlungen im Mai 2014 am LG Wr. Neustadt letztlich höchst professionell, objektiv und zügig durch. Für die meisten der Zeug_inn_en sah er keine Veranlassung zur Einvernahme, weil sie im ersten Rechtsgang bereits umfassend ausgesagt hatten. Vier Jahre später sei nicht zu erwarten, dass ihre Aussagen nun in irgendeiner Form vertrauenswürdiger und detaillierter ausfallen könnten. So blieb im Wesentlichen nur die Rechtsfrage der Interpretation des Nötigungsparagraphen, der für die Zukunft der Kampagnenarbeit im Tierschutz entscheidend sein würde. Gutachten notwendig, um die fingierten Vorwürfe der Anklage zu entkräften. Zweimal musste ein Privatdetektiv eingeschaltet werden, damit es überhaupt möglich wurde, die beiden Polizeispitzel aufzudecken und als Zeuginnen vor Gericht zu bringen. Deren Aussagen überzeugten die Richterin sofort von der Unschuld der Angeklagten. Sie stellte umgehend das Verfahren ein und fällte einen Freispruch. Hätte die Polizei pflichtgemäß die Spitzelberichte von Anfang an der Verteidigung und der Richterin zur Verfügung gestellt, wäre es zu keiner Untersuchungshaft, geschweige denn einer Anklageerhebung, gekommen. Der SOKO-Chef hatte durch eine Lüge versucht, die entlastenden Spitzelberichte vor der Richterin zu vertuschen. Der Richter verkündete überraschend früh den Freispruch und begründete diesen damit, dass eine legale Tierschutzkampagne Doch das war nur die Spitze des Eisbergs der „dirty tricks“ der für eine Firma vielleicht unangenehm sei, aber keine Rechtsgüter Polizei. Zahlreiche Beweismittel wurden einfach unterschlagen, verletze. Wenn Aktivist_inn_en die Kund_inn_en über die Zu- um einen Verdacht zu konstruieren, der nie bestand. Bis zuletzt stände in Pelzfarmen aufklären und letztere hat die Polizei Einsicht in ihre Ermittlungsakdann frei entscheiden, keinen Pelz einkauten verweigert, obwohl die Menschenrechtsfen zu wollen, dann würden schließlich die deklaration und die Strafprozessordnung das Kund_inn_en und nicht die Tierschützer_ eindeutig vorsehen. Tatsächlich gab es im DAS GESETZ SIEHT innen für den Profitrückgang verantwortlich Laufe des Verfahrens dreimal Verurteilungen KEINE ENTSCHÄDIGUNG sein. Wörtlich meinte der Richter: „Es ist der Polizei in separaten Prozessen, weil sie VOR, WIE ES IN schlicht denkunmöglich, dass die Aufklärung keine Akteneinsicht gewährte. PRAKTISCH ALLEN ANDEREN LÄNDERN mündiger Konsumenten für sich selbst geseÜBLICHE PRAXIS IST. hen ein Schaden sein kann.“ Warum sollten nun die Angeklagten trotz völligen Freispruchs auf ihInteressant war die Rolle der Staatsanwälte und -innen in den ren hohen Verteidigungskosten sitzen bleiben? Selbst sehr Berufungsverhandlungen. Kaum war der seit 2006 zuständige konservativ gerechnet hat der ehemals Hauptangeklagte Staatsanwalt via Beförderung entfernt, stellte der nächste dafür € 600.000 Schulden. Das Gesetz sieht keine Entschädigung in nun eingeteilte Mann die noch offenen Ermittlungsverfahren diesem Fall vor, wie es in praktisch allen anderen Ländern übliche ein. Bei den Verhandlungen traten insgesamt drei verschiede- Praxis ist. Zwar gibt es politische Lippenbekenntnisse, aber für ne Staatsanwälte und -innen auf, denen die ganze Sache offen- einen Schadensersatz sei keine „budgetäre Deckung“ vorgesehen, sichtlich sehr peinlich war. Sie stellten praktisch keine Fragen, meinte die zuständige Justizministerin. Die gut 20 Millionen äußerten sich nur notdürftig in ihren Plädoyers und kündigten Euro für die Ermittlungskosten waren jedoch schnell zur Hand. letztlich keine Berufung gegen die Urteile an. Doch aufgrund des Umstandes, dass die Polizei die Akteneinsicht Dieser Freispruch hinsichtlich Nötigung durch Ankündigung ei- verweigert hatte und dadurch zentrale entlastende Beweismittel ner legalen Kampagne samt seiner Begründung könnte nun einen vertuscht wurden, besteht die Möglichkeit einer sogenannten Präzedenzfall liefern, der eine neue Ära des Kampagnenrechts Amtshaftungsklage, um die Verteidigungskosten wieder hereinläutet. Vor einigen Jahrzehnten galten noch Gewerkschafts- einzubekommen. Am 26. Juni 2014 kam es diesbezüglich zur streiks als Nötigung, dann wurde das Streikrecht erkämpft. Nun Verhandlung im Justizpalast in Wien. Die Richterin des Wiener hätte eine zivilgesellschaftliche Kampagne eine Nötigung sein Landesgerichts für Zivilrechtssachen lehnte aber die Forderung sollen. Der Richter hat dem eine klare Absage erteilt. Können mit der Begründung ab, sie sei bereits verjährt. Der Kläger hätwir also ab sofort davon ausgehen, dass Tierschutzkampagnen te seine Klage schon einbringen sollen, als er noch in U-Haft nicht mehr als Nötigung angeklagt werden, dass wir also ein saß. Damals sei ihm nämlich bereits bekannt gewesen, dass er verbrieftes Kampagnenrecht haben? Das wäre immerhin ein unschuldig sei und ihm daher ein Schaden entstehe. Dieses weltFortschritt: Zunächst wurde § 278a, „Bildung einer kriminellen fremde Urteil wurde seither von zahlreichen Rechtsexpert_inn_ Organisation“, reformiert und dann die Nötigung entschärft. en scharf kritisiert. Für den ehemals Hauptangeklagten wurden Eine gute Entwicklung Richtung lebendiger Demokratie. So hat aber weitere € 25.000 an Kosten fällig! dieser Prozess doch irgendwo seinen Sinn gehabt. In dieser Finanzzwickmühle kamen nun viele Privatpersonen zu Hilfe und spendeten in nur 4 Wochen nach einem ersten AufSCHADENSERSATZKLAGE ABGEWIESEN Doch ein Wermutstropfen bleibt. Die Verteidigung im Tier- ruf ganze € 71.000, um eine Berufung zu ermöglichen. Mitte schutzprozess hat nicht nur jede Menge Kraft und Nerven September 2014 ist das auch tatsächlich geschehen. Nun liegt gekostet, sondern auch Geld. Da geht es zunächst um die An- der Ball beim Wiener Oberlandesgericht. Der Tierschutzprozess waltskosten während der U-Haft, bei den Vorbereitungen auf zieht also weiterhin seine unheilvollen Kreise, nun fast 9 Jahre den Prozess, in der Verhandlung selbst (immerhin 14 Monate nach Beginn der Ermittlungen. lang!) und für die Berufungen. Zusätzlich waren insgesamt 14 § NOVEMBER 2014 VEGAN 13 LEBEN DIE BERUFUNGSVERHANDLUNGEN ERNÄHRUNG M it der stark zunehmenden Verbreitung der veganen Lebensweise steigt auch die Zahl vegan ernährter Kinder. In den Medien wird das Thema immer häufiger aufgegriffen. Die Frage, ob eine vegane Ernährung für Kinder gesund ist, wird hierbei oft kontrovers diskutiert. Statt theoretischer Debatten, die sich großteils auf einige wenige Studien stützen, die nicht viel mit gesunder veganer Ernährung zu tun haben, würde ein Blick in die Praxis oft schon ausreichen: Zahlreiche sich ausgezeichnet entwickelnde Kinder mit vorbildlichen Blutbildern beweisen, dass eine gut geplante vegane Ernährung auch in diesem Lebensalter den Bedarf an allen lebensnotwendigen Nährstoffen deckt und darüber hinaus sogar eine gesundheitsfördernde Wirkung hat. VEGANE ERNÄHRUNG VON KINDERN – AUF DAS WIE KOMMT ES AN WAS SAGEN DIE FACHGESELLSCHAFTEN? Das Statement der Academy of Nutrition and Dietetics, amerikanisches Pendant der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und weltweit größte Fachgesellschaft für Ernährung, ist eindeutig: Eine gut geplante vegane Ernährung sei für jede Lebensphase geeignet, einschließlich Schwangerschaft, Stillzeit, Kindheit und Jugend. Ähnlicher Meinung sind Fachgesellschaften in anderen angelsächsischen Ländern. Demgegenüber stehen die Vorbehalte der DGE. Sie befürchtet mögliche Ernährungsdefizite hinsichtlich bestimmter Nährstoffe: Es bestehe ein Risiko für eine zu geringe Aufnahme von Energie, Protein, Omega-3-Fettsäuren, Eisen, Kalzium, Jod, Zink, Riboflavin, Vitamin B12 und D. Dabei wird offenbar übersehen, dass auch allesessende Kleinkinder häufig nicht ideal ernährt sind. Laut österreichischem Expertendossier zur Kleinkind-Ernährung zählen Eiweiß, Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, Zucker, Eisen, Folsäure, Vitamin D und Natrium zu den kritischen Nährstoffen omnivorer Kinder. Darüber hinaus werden Vitamin D und Jod (in Form von Kochsalz) in der Regel supplementiert. WAS SIND DIE GRÜNDE FÜR DIE SKEPSIS IM DEUTSCHEN SPRACHRAUM? Studien zu veganer Ernährung gibt es bisher nicht viele. Insbesondere aktuelle wissenschaftliche Literatur fehlt. Die DGE beruft sich in ihrer Stellungnahme hauptsächlich auf 25 Jahre alte Untersuchungen von makrobiotisch ernährten Kindern. Sie waren leichter und weniger gut entwickelt als die fleischessenden Kinder. Makrobiotik ist jedoch keinesfalls gleichzusetzen mit veganer Ernährung: Sie besteht großteils aus Getreide, viele Gemüse- und Obstsorten fallen weg, insbesondere in roher Form, fettreiche und damit energiespendende Lebensmittel kommen nur wenig vor, Nahrungsergänzungsmittel sind untersagt. Eine vegane Ernährung ist hingegen deutlich vielseitiger. Zudem gibt es Berichte über einige wenige Einzelfälle, in denen Kinder an Vitamin-B12-Mangel litten. Dieses ist auf fehlende oder unzureichende Vitamin-B12-Supplementierung zurückzuführen. Andererseits gibt es Studien, die belegen, dass eine Ernährung auf ausschließlich pflanzlicher Basis ein normales Wachstum und eine gesunde Entwicklung von Kindern ermöglicht. Als Fazit aus diesen Untersuchungen kann gezogen werden, dass eine vegane Ernährung für Kinder problemlos möglich ist und sehr gesund sein kann. Die Eltern sollten sich jedoch mit der Ernährung ihrer Kinder auseinandergesetzt haben und Lebensmittel sorgfältig auswählen. Dies gilt im Übrigen für alle Eltern, auch für jene allesessender Kinder. 14 VEGAN NOVEMBER 2014 Die Broschüre „Vegane Ernährung für Kinder, Schwangere und Stillende“ geht ausführlich auf die verschiedenen Lebensabschnitte ein und erklärt, worauf in diesen sensiblen Phasen besonders geachtet werde sollte. Sie kann kostenlos unter [email protected] bestellt werden. Beispiel-Ernährungspläne für die praktische Umsetzung können unter vegan.at/kinder heruntergeladen werden. Checkliste: Worauf achten? LEBEN • Abwechslungsreiche Ernährung, bestehend aus frischem Gemüse, Obst, Vollkorngetreide, Hülsen früchten, Nüssen, Samen und hochwertigen Ölen. • Konzentrierte Energie liefern Fette in Form von Avocados, Nüssen, Nussmusen und Tahin, Sojaprodukte und Trockenfrüchte. • Vitamin B12 muss in Form von Nahrungsergänzungsmitteln und/oder angereicherten Produkten ergänzt werden. Maya war bereits im Mutterbauch vegan. Damals warnte der Gynäkologe, das Kind würde mangelernährungsbedingt kein Jahr alt werden und minderwüchsig sein. Dies erwies sich jedoch als großer Irrtum: Maya ist mit ihren 13 Jahren bereits 1,81 m groß und hat ausgezeichnete Blutwerte. Jonas, 5 Jahre, lebt seit seiner Entstehung vegan. Darauf ist er nicht nur stolz, sondern er versteht auch die ethischen Hintergründe und weiß diese zu kommunizieren: Im Kindergarten fragte er beispielsweise, warum die anderen die Fische im Aquarium so gern haben, mittags aber Fisch essen. • Während der Sommermonate sollte sich das Kind – je nach Hauttyp – 10 bis 30 Minuten in der Mittagssonne aufhalten (Haut nicht rot werden lassen). Wenn das nicht möglich ist, benötigt das Kind eine tägliche Supplementierung mit 20 µg Vitamin D. Im Winter sollte auf jeden Fall Vitamin D ergänzt werden. • Zur Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren dienen ½ – 1 Teelöffel Leinöl oder 2 Teelöffel bis 1 Esslöffel Rapsöl täglich; gegebenenfalls können auch Algenölkapseln eingenommen werden. • Auf ausreichende Quellen für Eisen, Kalzium, Zink und Jod achten. • Regelmäßige Bluttests eignen sich, um den Versorgungszustands des Kindes zu überprüfen. WORAUF SOLLTE GEACHTET WERDEN? WAS SIND DIE VORTEILE VON VEGANER ERNÄHRUNG Muttermilch ist die ideale Ernährung während der ersten Monate. Langes Stillen über 1 – 3 Jahre versorgt den Säugling nicht nur mit allen notwendigen Nährstoffen, sondern bietet auch Schutz vor Krankheiten und beugt Allergien vor. Ist Stillen nicht möglich, steht Ersatznahrung auf Sojabasis zur Verfügung. Als Beikost kann ab dem 5. Monat mit Gemüse-Kartoffelbrei begonnen werden, der mit etwas Leinöl zur Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren angereichert wird. Ab dem 8. Monat kommen eiweißreiche Lebensmittel wie pürierte gekochte Hülsenfrüchte oder Tofu hinzu. Wie auch für Erwachsene ist für Kinder eine abwechslungreiche Kost auf Basis von viel frischem Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Vollkorngetreide und hochwertigen Ölen notwendig. Aufgrund ihrer kleinen Mägen nehmen Kinder unter Umständen zu wenig Kalorien auf. Konzentrierte Energie liefern Fette in Form von Avocados, Nüssen, Samen, Nussmusen und Tahin, Sojaprodukte und Trockenfrüchte. Vitamin B12 muss supplementiert werden, sobald das Kind nicht mehr den Großteil seiner Energie über die Muttermilch aufnimmt. Vitamin D wird entweder durch Sonnenschein in der Haut produziert oder über Supplemente eingenommen. Als Eisenquellen stehen unter anderem Hirse, Quinoa, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen wie Sesam und Mohn, Trockenfrüchte sowie grünes Blattgemüse zur Verfügung. Zur besseren Aufnahme ist ein gleichzeitiger Verzehr von Vitamin C in Form von frischem Obst oder Gemüse wichtig. Kalzium nimmt das Kind durch grünes Gemüse, Tahin, angereicherte Sojamilch, mit Kalziumchlorid gewonnenem Tofu und Melasse auf. Zur Versorgung mit Jod sollten gelegentlich kleine Mengen Algen auf dem Speiseplan stehen. Zink liefern Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Tofu und Nüsse. IM KINDESALTER? Die Zahl übergewichtiger Kinder nimmt rapide zu. Damit steigt auch die Verbreitung von sogenannten „Wohlstandskrankheiten“ wie Diabetes mellitus Typ II und Bluthochdruck bereits im Kindesalter dramatisch. Die Gründe sind neben Bewegungsmangel ein Überangebot an Energie, tierischen Lebensmitteln, die neben vielen gesättigten Fettsäuren und Eiweiß auch viel Salz enthalten, sowie Zucker. Gleichzeitig sind allesessende Kleinkinder häufig mit Folsäure, ungesättigten Fettsäuren, Vitamin D und Eisen unterversorgt. Eine vegane Ernährung kann nachgewiesenermaßen das Risiko für diese Erkrankungen deutlich reduzieren. Zusätzlich enthält vegane Kost viel Folsäure – das Mangelvitamin der Allgemeinbevölkerung – sowie präventiv wirkende Substanzen wie sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe. IST SOJA-FORMULA SICHER? Eine aktuelle Studie hat die gesundheitlichen Auswirkungen von Säuglingsnahrung auf Sojabasis untersucht. Die Autor_innen ziehen das Fazit, dass moderne Soja-Formulas die Kinder bedarfsgerecht mit allen essentiellen Nährstoffen versorgen. Darüber hinaus sind sie sicher: Negative Effekte aufgrund der enthaltenen Phytoöstrogene wurden nicht gefunden. Wachstum und Knochengesundheit von mit Soja-Formulas ernährten Kindern seien vergleichbar mit der Entwicklung von Kindern, die Muttermilch oder Säuglingsnahrung auf Kuhmilchbasis bekamen. Dies gilt auch für Funktionen, die das Nerven-, Hormon- und Immunsystem betreffen. Vandenplas et al. (2014): Safety of soya-based infant formulas in children. Br J Nutr., 111(8): 1340-60. NOVEMBER 2014 VEGAN 15 INTERVIE WS WIE REAGIERT EUER UMFELD AUF EURE VEGANE LEBENSWEISE? „Schütze Leben in allen Bereichen – go vegan!“ Kathi (Psychologische Ernährungsfachfrau, vegan seit 11 Jahren), Chris (Systemprogrammierer, vegan seit 17 Jahren ) und Enio (4 Jahre, seit Entstehung vegan) Maria und Darah: Im Großen und Ganzen positiv. Mein Papa hatte anfangs zwar etwas Angst um uns wegen möglicher Mangelerscheinungen, aber jetzt ist er selbst schon ein Veganprofi. Darah geht in den Waldorfkindergarten, wo es ohnehin nur vegetarisch und bio gibt. Ich glaube, sie waren dort anfangs auch skeptisch, aber mittlerweile haben sie selbst gesagt, dass sie von allen die Einzige ist, die nie krank ist. Chris, Kathi und Enio: Wir hatten nie wirklich Probleme. Der meiste Widerstand kam von unserem Kinderarzt, welcher der Meinung ist, dass es jeder Person selber überlassen werden sollte, ob sie vegan werden will oder nicht und wir deswegen Enio von Anfang an Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier geben sollten. Nun ja, ansonsten ist er ein guter Arzt. SEID IHR MIT ANDEREN VEGANEN FAMILIEN BEFREUNDET? Chris, Kathi und Enio: Wir haben schon länger vegane Freunde und Freundinnen, von denen auch einige vegane Kinder bekommen haben. Außerdem existieren Gruppen in sozialen Netzwerken, in denen sich Familien mit veganen Kindern austauschen und auch treffen. Eine Nachbarin lebt jetzt seit Juli 2013 vegan und die Tochter wird auch immer interessierter. Sie ist Enios beste Freundin. kann. Auch wollen wir ihm in diesem Sinne das angeborene und begeisterte Lernen bewahren, denn das Leben ist Lernen. WAS MACHT IHR BEI KINDERGEBURTSTAGEN, WENN DIE ANDEREN KINDER UNVEGANES BEKOMMEN? Chris, Kathi und Enio: Dazu ein Fall, der dafür repräsentativ ist: Enio war mit 2½ bei einem Kindergeburtstag bei Nachbarn. Enio ging mit den anderen Kindern in das Kinderzimmer in einem anderen Stockwerk. Nach einiger Zeit hörten wir ihn laut „Mama!“ rufen. Kathi ging zu ihm und er zeigte auf den Tisch, auf dem salziges Naschzeug lag, und fragte: „Ist das vegan?“. Es war leider nicht vegan, was Kathi ihm mitteilte. Er hat es, obwohl alle anderen Kinder fleißig zugriffen, nicht angerührt. Wir hatten ihm nie gesagt, dass er etwas nicht essen darf. Maria und Darah: Meine Tochter war diesen Monat auf zwei Kindergeburtstagen. Bei einem wurde sogar extra ein veganer Kuchen gebacken, es gab zu Gemüsesticks zwei vegane Dips und Sojamilch war auch da, bei dem anderen wurden extra vegane Würstchen und Gummibärchen gekauft. Wenn es sonst nix gibt, darf meine Tochter aber auf Geburtstagen auch mal Kuchen essen, wenn sie will, auch wenn er nicht vegan ist, solange keine Gelatine oder zerquetschte Läuse drin sind. WIE ERKLÄRT IHR (ELTERN) EUREN KINDERN, DASS IHR ANDERS ESST „Lokah samastah sukhino bhavantu: Mögen alle Wesen überall glücklich und frei sein, und mögen meine Gedanken, Worte und Taten ihren Beitrag zu diesem Glück und dieser Freiheit aller leisten.“ Maria (Yogalehrerin und RinganaMitarbeiterin) und Darah (5 Jahre, geht in den Kindergarten), beide seit dreieinhalb Jahren vegan, davor vegetarisch 16 VEGAN NOVEMBER 2014 BEKOMMT IHR VEGANES ESSEN ALS DIE ANDEREN? IM KINDERGARTEN? Maria und Darah: Ich habe Darah erklärt, dass ich nicht will, dass andere Tiere für uns sterben müssen und Tierkinder von ihren Müttern getrennt werden. Die ganz grausamen Details habe ich natürlich weggelassen, obwohl sie auf der ein oder anderen Demo auch schon blutige Bilder gesehen hat. Sie sagt mittlerweile selbst, dass sie Tiere liebt, aber nicht zum Essen. Sie weiß auch, dass gewisse Sachen nicht gesund sind. Chris, Kathi und Enio: Wir haben ihm einfach gesagt, dass wir keine Tiere essen, Kuhmilch nur für Kuhbabys ist, wir nicht wollen, dass Tiere eingesperrt sind, und wir nur Produkte zu uns nehmen, die vegan sind. Im Supermarkt kommt er oft mit Sachen, die er nicht kennt, und fragt uns, ob diese vegan sind. Wenn sie es nicht sind, Maria und Darah: Im Waldorfkindergarten ist das Essen generell vegetarisch. Auf meine Bitte hin werden die anderen Tierprodukte auf ein Minimum reduziert. Es ist also dort nicht zu 100 % vegan, aber schon nahe dran und wird immer mehr. Chris, Kathi und Enio: Da wir prinzipiell gegen Fremdbetreuung sind und auch unser Bildungssystem als total falsch ansehen, ist es für uns keine Option, Enio in den Kindergarten oder die Schule zu stecken – mit der einzigen Ausnahme, dass er es aus eigenem Willen selbst wollen würde. Wir werden ihn dabei unterstützen, seine Interessen und Begabungen zu finden und auszuleben (Freilernen – Unschooling), so dass er in seinem weiteren Leben diese auch wahrnehmen dann legt er sie einfach wieder zurück. Wenn sie es sind, fragt er, ob er sie haben darf, damit er sie kosten kann. WIE SIEHT EURE ERNÄHRUNG AUS? WORAUF ACHTET IHR? Chris, Kathi und Enio: Abwechslungsreich, vollwertig, offen für Neues und viel frisches Obst und Gemüse. Es kommt immer wieder vor, dass Enio auf dem Nachhauseweg vom Einkaufen sich z. B. vom Brokkoli Rosen abzweigt und sie gleich roh isst. B12 nehmen wir vorsichtshalber zu uns, nachdem wir wissen, dass es im Fleisch und in Milchprodukten heutzutage sowieso nur mehr vorhanden ist, weil es den armen Tieren zugeführt wird. Wir nehmen es somit direkt auf, was sicher besser ist. Maria und Darah: Wir essen viel Obst und Gemüse, roh und gekocht, trinken auch immer mal wieder grüne Smoothies. Ich bin ein Fan von Superfoods, Chiasamen gibts bei uns regelmäßig, ansonsten essen wir aber auch „ganz normale“ Sachen, die andere auch essen, wie (Soja-)Schnitzel oder Pizza und Nudeln. Und wir naschen auch gerne, es gibt ja sehr leckere vegane und faire Schokolade, oder wir machen uns selbst Eis oder Chia-Schokopudding, damit wir auch gesund naschen. WELCHE TIPPS HABT IHR FÜR ANDERE VEGANE FAMILIEN UND SOLCHE, DIE ES WERDEN WOLLEN? Maria und Darah: Vernetzt euch! Gerade bei der Umstellung ist man oft noch sehr unsicher und da kommen dann schon mal blöde Kommentare oder eben die klassischen Sätze wie: „Das ist für Kinder gefährlich“, die eine_n zweifeln lassen können. Da hilft es schon ungemein, wenn man erstens mit Gleichgesinnten in Kontakt ist und zweitens sieht, dass es sehr viele Kinder gibt, die vegan leben und quietschfidel durchs Leben springen. Chris, Kathi und Enio: Das Wichtigste ist, sich nie von anderen einreden zu lassen, dass es falsch ist, sich vegan zu ernähren, speziell wenn es Babys oder (Klein-)Kinder betrifft. Einfach dazu stehen und sich nicht verunsichern lassen. GIBT ES NOCH ETWAS, DAS IHR GERNE MITTEILEN MÖCHTET? Maria und Darah: Ich freue mich sehr, dass sich die letzten Jahre so viel getan hat. Es ist so wichtig, unseren Kindern ihre angeborene Empathie nicht abzutrainieren. Chris, Kathi und Enio: In unseren Augen ist es nicht nur wichtig, vegan zu leben, um auch den nächsten Generationen ein Leben auf unserem (noch!) wunderschönen Planeten zu sichern, sondern auch, ein Umdenken im Allgemeinen anzugehen. Sprüche wie: „Ohne Schule wird er_sie später keinen Job bekommen!“ sind nur dann richtig, wenn wir denken, dass es so weitergehen muss/kann wie bisher. Aber es kann nicht richtig sein, dass unsere „Wirtschaft“ jedes Jahr wachsen muss – wohin denn? Wir sollten alle daran arbeiten, die Welt wieder für uns alle lebenswert zu machen. VIELEN DANK FÜR EURE ANTWORTEN! REZEP TE „WIR BACKEN VEGAN“ GEWINNSPIEL NACH IHREM ERSTEN GEMEINSAMEN KOCHBUCH „WIR KOCHEN VEGAN“ HABEN HAUBENKOCH SIEGFRIED KRÖPFL UND SEINE TOCHTER MELANIE NUN IHR ZWEITES GEMEINSAMES BUCH AUF DEN MARKT GEBRACHT. „WIR BACKEN VEGAN“ ENTHÄLT PFLANZLICHE VARIANTEN VON TRADITIONELLEN MEHLSPEISEN BIS HIN ZU MODERNEN KREATIONEN. UNTER ALLEN, DIE UNS BIS 1. FEBRUAR 2015 EINE MAIL AN [email protected] MIT DEM BETREFF „WIR BACKEN VEGAN“ SCHICKEN, VERLOSEN WIR DREI EXEMPLARE! ALTERNATIV IST AUCH EINE POSTKARTE AN VEGANE GESELLSCHAFT ÖSTERREICH, MEIDLINGER HAUPTSTR. 63/6, 1120 WIEN MÖGLICH. MELANIE UND SIEGFRIED KRÖPFL WIR BACKEN VEGAN VEGANER BACKGENUSS FÜR DIE GANZE FAMILIE ISBN: 978-3-99005-212-9, PREIS: 19,95€ ERSCHEINUNGSTERMIN: OKTOBER 2014 © HUBERT KRENN VERLAG, FOTOS: ANDREAS RIEDMANN Weiße-Mousse-Torte mit Erdbeeren FÜR EINE 25-CM-FORM TEIG: WEISSES SCHOKOMOUSSE: 500 g Mehl 380 g Zucker 30 g Backpulver 500 ml Vanille-Sojamilch 270 ml Sonnenblumenöl 150 g Soja-Schlagsahne 1 Pk. Sahnesteif 25 g vegane weiße Schokolade Ofen auf 180° vorheizen. Form einfetten und mit Mehl bestäuben. Die trockenen Zutaten (Mehl, Zucker, Backpulver) mischen. Die flüssigen Zutaten (VanilleSojamilch, Öl) mischen. Die beiden Massen mit dem Schneebesen zu einem Teig vermengen. Teig in die Form gießen. 45 - 50 Minuten backen. Gut auskühlen lassen und in zwei Böden schneiden. 100 G ERDBEERMARMELADE Einen Tortenboden dünn mit Marmelade bestreichen. 18 VEGAN NOVEMBER 2014 Soja-Schlagsahne mit Sahnesteif aufschlagen und kalt stellen. Weiße Schokolade im Wasserbad schmelzen. Alles kurz durchmixen. Mindestens 1 Stunde kalt stellen. Auf den Boden mit der Marmelade streichen. 400 G VEGANE WEISSE SCHOKOLADE Die weiße Schokolade im Wasserbad schmelzen und über die Torte gießen. ERDBEEREN Mit ein paar frischen Erdbeeren dekorieren. REZEP TE LEBEN Kokos-Pralinen 20 STÜCK 150 ml Kokosmilch 80 g Zucker 100 g Kokosflocken 4 TL Weizengrieß Kokosmilch mit Zucker aufkochen. Kokosflocken und Grieß einrühren und köcheln lassen, bis die Masse angedickt ist. Mindestens 1 Stunde kalt stellen. Dann mit einem Teelöffel Portionen abstechen und diese zu Kugeln formen. 30 Minuten einfrieren. 200 G VEGANE SCHOKOLADE Schokolade im Wasserbad schmelzen und die Pralinen darin eintunken. Nochmals kalt stellen. Zimtschnecken 8 STÜCK GERMTEIG: FÜLLUNG: 500 g Mehl 1 Pk. (= 7g) Trockenhefe 50 g Zucker 100 ml Sonnenblumenöl 250 ml warme Haselnussmilch 200 g gemahlene Haselnüsse 2 TL Zimt 120 g Zucker Sonnenblumenöl Mehl mit Hefe und Zucker mischen. Öl und erwärmte Haselnussmilch nach und nach unter den Teig kneten, bis er eine geschmeidige Konsistenz hat. Dann 1 Stunde zugedeckt an einem warmen Ort gehen lassen. Gemahlene Haselnüsse, Zimt und Zucker vermischen. Den fertigen Teig auf einer bemehlten Oberfläche dünn zu einem Rechteck ausrollen. Die ganze Teigfläche mit etwas Sonnenblumenöl bestreichen, dann gleichmäßig die Haselnussmischung darüber verteilen. Den Teig der langen Seite nach aufrollen und vorsichtig in 3 cm dicke Teile schneiden. Die daraus entstandenen Schnecken in eine eingefettete Form setzen und bei 180° 25 – 30 Minuten backen, bis sie goldbraun sind. GLASUR: 200 g Puderzucker Aus dem Puderzucker und ein wenig Wasser eine zähe Paste rühren und die noch warmen Schnecken glasieren. NOVEMBER 2014 VEGAN 19 REZEP TE Apfel-Streusel-Muffins Peanut Butter Pancakes Diese Muffins sind schnell gemacht und passen zu einem gemütlichen Nachmittag im Herbst, den man komplett auf der heimischen Couch verbringt, mit dem Muffin in der einen und einem heißen Tee in der anderen Hand. ZUTATEN (FÜR 10 STÜCK): 250 g Mehl 150 g Zucker 1 Pkg. BourbonVanillezucker 1 1/2 TL Backpulver 1/2 TL Natron 1/2 TL Salz 1/2 TL Zimt 100 g Apfelmus 80 ml Öl 50 ml Sojamilch (oder Eine ordentliche Portion Erdnussbutter macht diese Pancakes zu einer besonderen Leckerei. Wer mag, serviert sie mit Bananen und denkt dabei an Elvis Presley, der Erdnussbutter liebte. ZUTATEN (FÜR 3 - 4 PORTIONEN): andere pflanzliche Milch) 200 g geschälte, gewürfelte Äpfel (ca. 330 g ungeschält, etwa 2 mittlere Äpfel) FÜR DIE STREUSEL: 70 g brauner Zucker 20 g Mehl 20 g pflanzliche Margarine, kalt 1/4 TL Zimt 1. Ofen auf 180 °C vorheizen. Muffinform mit Papierförmchen auslegen. 2. In einer großen Schüssel Mehl, Zucker, Bourbon-Vanillezucker, Backpulver, Natron, Zimt und Salz vermischen. Apfelmus, Öl und Sojamilch hinzufügen und zu einem glatten Teig vermischen. Die Apfelstückchen unterheben und den Teig gleichmäßig auf die Förmchen aufteilen. 3. Für die Streusel Zucker, Mehl und Zimt vermischen. Mit der Margarine zu einer krümeligen Masse kneten. Die Streusel vor dem Backen gleichmäßig auf die Muffins aufteilen. 4 . Die Muffins im Ofen bei 180 °C etwa 19 –21 Minuten backen (oder so lange, bis ein Zahnstocher, in die Mitte des Muffins gestochen, sauber wieder herauskommt). 4 EL Mandelsplitter 270 ml Sojamilch (oder andere pflanzliche Milch) 1 TL Essig 150 g Mehl 2 1/2 TL Backpulver 1 Pkg. BourbonVanillezucker 3 EL brauner Zucker 1/4 TL Salz 150 g Erdnussbutter/ Erdnussmus Etwas Öl zum Braten ZUM ANRICHTEN: Agaven- oder Ahornsirup 1. Eine Pfanne erhitzen (ohne Öl). Die Mandelsplitter hineingeben und rösten, bis sie goldgelb sind. Aus der Pfanne nehmen. 2. Sojamilch mit Essig vermischen und kurz beiseitestellen. Mehl, Backpulver, Zucker und Bourbon-Vanillezucker und Salz gut vermischen. Die Erdnussbutter leicht erwärmen (z. B. in der Mikrowelle) und dann unter die Sojamilch mischen und gut verrühren. Die Milch zum Mehl hinzugeben und zu einem glatten Teig verrühren. 3. Eine beschichtete Pfanne auf niedriger bis mittlerer Hitze mit wenig (oder gar keinem) Öl erhitzen. Eine Schöpfkelle des Teigs in die Pfanne geben und einen Deckel daraufgeben. Der Pancake sollte gewendet werden, wenn der Rand fest aussieht, er aber in der Mitte noch dickflüssig ist. Kurz auf der anderen Seite braten, dann auf einen Teller setzen und mit dem restlichen Teig weitermachen. 4. Die Pancakes mit den gerösteten Mandeln bestreuen, Sirup daraufgeben und servieren. BUCHVORSTELLUNG: VEGAN FÜR NASCHKATZEN – CLAUDIA BAZINGER Nach dem Blog „Totally Veg!“ folgt nun das erste Buch, das sich ganz veganen Verlockungen widmet: Die Food-Bloggerin Claudia Bazinger präsentiert in ihrem Buch eine Vielfalt an süßen Klassikern und aktuellen Backtrends. Ob verführerische Cupcakes, saftige Muffins, knuspriges Kleingebäck, elegante Torten, klassische Kuchen oder süße Ideen zum Brunch – alle Rezepte überzeugen mit viel Geschmack, köstlichen Aromen und bringen eine ganz neue Freude am Backen. In den 60 Rezepten wird mit einfach erhältlichen Zutaten, genauen Anleitungen und unkomplizierten Rezepten gearbeitet. 20 VEGAN NOVEMBER 2014 CLAUDIA BAZINGER VEGAN FÜR NASCHKATZEN: KUCHEN, TORTEN, CUPCAKES, MUFFINS UND KEKSE ÜBER 60 REZEPTE IN 5 KAPITELN MIT EINFACHEN ZUTATEN UND LEICHT NACHZUMACHEN! BROSCHIERT, 132 SEITEN KNEIPP-VERLAG, € 17,99 ISBN-10: 3708806328 ISBN-13: 978-3708806327 BEZUGSQUELLE: IM BUCHHANDEL ERHÄLTLICH RE S TAUR ANT S DELI BLUEM Das deli bluem am Hamerlingplatz ist das erste komplett vegane Restaurant Wiens, das ausschließlich gesunde, biologische und saisonale Lebensmittel verarbeitet. In einer Vitrine am Tresen sind die frisch zubereiteten Speisen ausgestellt und können von den Gästen je nach Hunger auf großen oder kleinen Tellern selbst zusammengestellt werden. Die leichten, vollwertigen Salatgerichte wie Quinoa mit Rotkohl, Datteln und Minze oder Melanzani mit Safranjoghurt, Granatapfel, Pinienkernen und Basilikum werden in Zimmertemperatur serviert. Als sättigende Beilage eignen sich die überaus köstlichen, mit Kichererbsen, Spinat und Koriander gefüllten Fladenbrote, für die allein sich schon ein Besuch im deli bluem lohnt. Wer warme Speisen bevorzugt, kann eine der zwei angebotenen Kraftsuppen wählen. Empfehlenswert auch die Desserts: Raffiniert ist das nicht zu süße Schokomousse mit Orange, aber auch Bananenbrot und Brownies konnten uns überzeugen. Frühstück gibt es unter der Woche bereits ab 8 Uhr morgens. Die großen Räume, die mit lila und türkis gehaltenen Sesseln, Holztischen und mit Blumen dekorierten Lampen bestückt sind, laden jedoch auch zum längeren Verweilen ein. Wer es hingegen eilig hat, kann das Essen mitnehmen: Verpackt wird es umweltfreundlich in Mehrweggläsern oder der „Green Box“. Nicht zuletzt wurde im deli bluem auch an Kinder gedacht, denn für Familien steht ein eigener Raum mit kindgerechten Möbeln zur Verfügung. kap MONTAG BIS FREITAG 8:00 – 19:00 UHR SAMSTAG, SONN- UND FEIERTAG 9:00 – 18:00 UHR HAMERLINGPLATZ 2, 1080 WIEN LINKTIPP: Entgeltliche Anzeige www.delibluem.com 22 VEGAN NOVEMBER 2014 RE S TAUR ANT S LEBEN VEGGIE-BURGER MIT FRISCHEM HERZ Wie Pilze sprießen immer mehr neue vegane oder veganfreundliche Lokale aus dem Boden. In diesem Jahr hat sich die Franchise-Kette „Flying Diner“ erstmals für ein innovatives Shop-in-Shop-Konzept entschieden: I Love Veggie Burger bietet in der Filiale Margaretenstraße 76 im fünften Wiener Gemeindebezirk vegane Burger, Wraps, Hot Dogs, Salate, Kindermenüs und Desserts an. Die Burger sind wahlweise mit Vollkornbrötchen, mit Grünkern- oder Fakefleisch-Patty und mit Pommes oder Süßkartoffel-Wedges in vielfältigen Variationen erhältlich. Viele Gerichte lassen sich modular mit Saucen oder Extra-Einlagen anpassen. Manche Käse-Saucen-Kombinationen können allerdings durchaus herzhaft-deftig ausfallen und sind nicht unbedingt für jeden Gaumen geeignet. Die tatsächlich nach dem Motto „Fresh Food statt Fast Food“ zubereiteten großen Portionen und die fast ausschließliche Verwendung von zertifiziert-biologischen Zutaten rechtfertigen auch den hohen Preis. Für die kleine Geldbörse gibt es jedoch regelmäßig „Specials“, wie z. B. Burger oder Wraps inkl. Pommes und Getränk zum Sonderpreis. Das Lokal macht einen gemütlichen Eindruck, leider führt am netten Gastgarten unmittelbar die vielbefahrene Margaretenstraße vorbei. Neben den großzügigen Öffnungszeiten ist jedenfalls noch das Lieferservice in fast alle Wiener Bezirke zu bemerken: Die Zustellung ist gratis, allerdings gibt es je nach Distanz unterschiedliche Mindestbestellmengen. ev I LOVE VEGGIE BURGER ÖFFNUNGSZEITEN: MARGARETENSTRASSE 76 MO – DO: 11:00 – 23:00 UHR A-1050 WIEN FR – SA: 12:00 – 23:00 UHR TELEFON: +43 (0)1 5122509 SO: 12:00 – 22:00 UHR LINKTIPP: www.veggie-burger.at HOME MADE – GROCERY & CAFÉ „home made – grocery & café OG“ nennt sich der gemütliche Laden in der Mollardgasse 2 im 6. Wiener Gemeindebezirk. Hier kann man nicht nur biologische Lebensmittel wie Obst und Gemüse, Brot und Tofu einkaufen, sondern sich auch mit frisch zubereiteten Mittagsgerichten und veganen Süßspeisen stärken. Im hellen, freundlichen Speiseraum werden an den weißen Holztischen gesunde, wohlschmeckende Speisen wie Pilzrisotto mit Birnen oder Brokkoli-Curry mit hausgemachtem Naan-Bread serviert. Freitags ist Vegan-Burger-Day im home made. Das aktuelle Wochenmenü wird jeweils auf der Facebook-Seite bekannt gegeben. Auch die veganen Süßspeisen wechseln täglich, sind immer sojafrei, häufig mit Agavendicksaft statt mit Industriezucker gesüßt. Weizen- und glutenfreie Varianten sind ebenfalls erhältlich. Alle Speisen im home made sind komplett biologisch und vegetarisch, der Großteil vegan. Für den Kaffee gibt es wahlweise Soja- und Hafermilch. Auf Kund_inn_enwünsche gehen die sympathischen Betreiberinnen Anna und Nadine gerne ein, so ist der ehemals vegetarische samstägliche Brunch inzwischen komplett vegan. Für 13,90 € wird neben deftigen Speisen, Rohkost, selbst gemachten Aufstrichen und sättigendem Porridge auch ein fantastischer Vanilleschmarrn aufgetischt. Seinem Anspruch, mit Altbewährtem etwas Neues zu kreieren und Gemütlichkeit, Qualität, bio, Geschmack und Wohzimmer-Atmosphäre mit Leidenschaft zu vereinen, wird das home made absolut gerecht. tak MOLLARDGASSE 2 1060 WIEN TEL. 0699 19278780 ÖFFNUNGSZEITEN: MO – FR 8:00 – 16:00 UHR SA 10:00 – 15:00 UHR LINKTIPP: WWW.HOME-MADE.AT NOVEMBER 2014 VEGAN 23 MEDIATHEK GALERIE DES ENTSETZENS – DIE UNGESCHMINKTE WAHRHEIT ÜBER MENSCH-TIER-VERHÄLTNISSE NO MEAT ATHLETE – MIT VEGANER ERNÄHRUNG ZUR BESTFORM KUNST- UND LYRIKBAND MATT FRAZIER, MATTHEW RUSCIGNO Ungeschminkt ist dieses Werk tatsächlich – denn die einzige aufgetragene Farbe, ein dunkles Rot, das sich durch den gesamten Band zieht und auf mehreren Seiten dicke Tropfen hinterlässt, macht die 20 düster anmutenden Bleistiftzeichnungen zwar etwas farbiger, aber keinesfalls fröhlicher – im Gegenteil. Denn es sind Schlachthausszenen, Massentierhaltungen und Tierversuche, welche der Künstler Chris Moser darstellt, und die Tropfen sind das Blut der Tiere, das Tag für Tag für Nahrungszwecke oder Experimente vergossen wird. Wer den Band aufschlägt sieht links das Bild und rechts poetischen Text. Mosers Bilder treffen hier nämlich auf einzigartige Weise mit der Lyrik des Musikers Tobias Hainer zusammen. Bild und Text sind stark verwoben: Die Worte sind sprachliche Erweiterungen der Zeichnungen, sie sind ästhetisch und haben Stärke, obwohl sie Schreckliches beschreiben – und die Bilder bringen den Text auf den Punkt, ohne Ausschweife, ohne Beschönigungen, ohne Ausreden. Ultramarathonläufer Matt Frazier bemerkte eine deutliche Leistungssteigerung nach seiner Umstellung auf vegane Ernährung: Er lief schneller und regenerierte in kürzerer Zeit; zudem verlor er etwas an Gewicht, aber nicht an Kraft. Seine positiven Erfahrungen teilt er in „No Meat Athlete“. Das Buch richtet sich sowohl an fleischessende Sportler_innen, die neugierig auf vegane Ernährung sind, als auch an Veganer_innen, die fitter werden möchten. Dementsprechend ist das Buch zweigeteilt: Der erste Teil behandelt das Thema Ernährung. Matt Frazier erläutert, wie man ganz einfach durch Gewohnheitsänderung eine dauerhafte Ernährungsumstellung erzielen kann. Er plädiert dabei für selbst zubereitete Vollwertkost. Obst und Gemüse sollen einen hohen Stellenwert einnehmen, Getreidesorten variiert und Öle sorgfältig ausgewählt werden. Darauf folgt ein ausführlicher Ratgeber über pflanzliche Ernährung im Sport von Ernährungsberater Matthew Ruscigno. Abgerundet wird der Ernährungsteil durch 57 nährstoffreiche, appetitanregende Rezepte. Sie reichen von Kraftnahrung wie „Superfood-Riegeln“ über Hauptmahlzeiten wie „Thailändisches Ananas-Kokos-Curry mit Pak Choi und Tofu“ bis hin zu „heimlich gesunden“ Desserts wie „Dekadentes Süßkartoffel-Parfait“. Der zweite Teil des Buches trägt den Titel „Laufen mit Pflanzenkraft“. Hier gibt Frazier Tipps für Laufanfänger_innen und Fortgeschrittene. Er geht auf Lauftechnik und Trainingsformen ein und stellt konkrete Trainingspläne für Strecken über 5 und 10 Kilometer sowie Halbmarathon vor. Mit seiner motivierenden Art und zahlreichen Tipps ist „No Meat Athlete“ ideal geeignet für alle, die ihr Leben in Hinblick auf Ernährung und/oder Sport verändern möchten. kap Keine Frage, Kunst ist hier politisch, aufrüttelnd und – wie Ernst Toller am Beginn zitiert wird – „keine bloße Mitleidskunst“, sondern „geboren aus Mitkämpferschaft“. Jede Minute und jedes Tier zählt, denn: „Hinter dichten dumpfen Mauern; Werkzeugmechanik im Totenschiff; schnell und exakt; statistisch im Stakkatotempo; Sekundentod im Sekundentakt“. (S. 15) ks ZEICHNUNGEN: CHRIS MOSER, TEXTE: TOBIAS HAINERS GALERIE DES ENTSETZENS 1. AUFLAGE 2014 52 SEITEN, FARBIG KARTONIERT SEITENHIEB VERLAG, ISBN 978-3-86747-066-7 BEZUGSQUELLE: www.tierbefreier-shop.de 24 VEGAN NOVEMBER 2014 MATT FRAZIER NO MEAT ATHLETE VORWORT: BRENDAN BRAZIER, DANIEL ROTH & KATRIN SCHÄFER (WWW.BEVEGT.DE) 1. AUFLAGE 2014 270 SEITEN, PAPERBACK COMPASSION MEDIA, ISBN: 978-3-9814621-9-7 BEZUGSQUELLE: IM BUCHHANDEL ERHÄLTLICH MEDIATHEK LEBEN LEBENSLÄNGLICH HINTER GITTERN DIE WAHRHEIT ÜBER GORILLA, ORANG UTAN & CO IN DEUTSCHEN ZOOS COLIN GOLDNER LESEPROBE BUCH S. 191 Der Psychologe Colin Goldner hat die Haltungsbedingungen für Menschenaffen in Zoos untersucht. Das Ergebnis liegt nun als Buch vor. COLIN GOLDNER LEBENSLÄNGLICH HINTER GITTERN – DIE WAHRHEIT ÜBER GORILLA, ORANG UTAN & CO IN DEUTSCHEN ZOOS 1. AUFLAGE 2014 492 SEITEN, KLAPPENBROSCHUR, ZAHLREICHE FOTOS ALIBRI, ISBN 978-3-86569-112-5 BEZUGSQUELLE: IM BUCHHANDEL ERHÄLTLICH FOTO: KAI SCHREIBER (CC BY-SA 2.0) Kapitel 1 dreht sich um die Kulturgeschichte des Verhältnisses Mensch-Menschenaffe in Europa. Im 2. Kapitel geht es um die rechtlichen Grundlagen der Gefangenhaltung von Menschenaffen. Das 3. Kapitel behandelt die Geschichte der Einrichtung „Zoo“ von ihren Anfängen in den Menagerien italienischer Fürsten über die Bürgerzoos des 19. und frühen 20. Jahrhunderts hin zur Welle an Zoogründungen ab 1933. Auch die zunehmende „Diseneylandisierung“ der Zoos wird beleuchtet. Kapitel 4 untersucht die zentralen Argumente, mit denen heutige Zoos ihre Existenz rechtfertigen. Wie Goldner zeigt, ist ihr Beitrag zu Bildung, Forschung und Artenschutz kaum der Rede wert. Am wenigsten kann das Argument, Zoos dienten der Erholung stressgeplagter Großstädter, als Rechtfertigung dienen, Wildtiere ein Leben lang einzusperren. Die Gefangenhaltung in den Zoos, wie Goldner in Kapitel 5 beschreibt, macht die Tiere krank. Kapitel 6 entwickelt Ideen zum Schutz der Tiere in ihren natürlichen Heimaten und zu anständiger Unterbringung jener Tiere, die nicht mehr ausgewildert werden können. Auf die Idee, die Zoobesucher über entsprechende Information und Aufklärung dazu anzuregen, einen auf ganz persönlicher Ebene erlebbaren Beitrag zu Tier-, Natur- und Umweltschutz zu leisten und wenigstens am Tag des Zoobesuches auf den Verzehr getöteter Tiere oder aus Tierprodukten hergestellter Nahrungsmittel zu verzichten, kommt kein einziger der Zoos. Ganz im Gegenteil: das Speisenangebot in den meisten Zoorestaurants entspricht in seiner extremen Fleischlastigkeit dem einer unterdurchschnittlichen Werkskantine oder Autobahnraststätte (…). Vegetarische Alternativen finden sich nur selten, ausdrücklich vegane Gerichte gibt es nirgendwo. Neben den üblichen „Currywürsten“ und „Wienerschnitzeln“ stehen mancherorts auch Wildtiergerichte auf der Karte; im Einzelfall, wie etwa im Zoo Gelsenkirchen, sogar exotische Wildtiere, wie sie im Gehege ums Eck besichtigt werden können. Das Restaurant des Zoos Hoyersverda bot noch kürzlich neben Gerichten aus Straußen- und Antilopenfleisch eine „Massai-Krieger-Platte“ an, die mit „gebratenem Fleisch vom Krokodil in grüner Currysauce“ aufwartete. Dass es im Zoo um alles andere geht als um Bewusstseinswandel im Interesse von Tier, Natur und Umwelt, wird nirgends deutlicher als auf der Speisekarte eines Zoorestaurants. Die Botschaft an die Zoobesucher: Tiere können im Zoo ebenso bedenkenlos begafft wie im Zoorestaurant verzehrt werden: es sind ja nur Tiere, die zu ebendiesem Zwecke da sind. Goldners Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer gegen die Einrichtung „Zoo“. Seine Kritik, festgemacht an den Menschenaffen, richtet sich gegen die Zurschaustellung von Tieren an sich. Ein Meilenstein in der Tierrechtsliteratur. sh NOVEMBER 2014 VEGAN 25 AUSGEWAEHLTE V-LABEL PRODUKTE ALLEGEMEIN MARKE PRODUKT BEZUGSQUELLEN LINKTIPP Almdudler Limonaden, Radler Supermärkte, Getränkehandel www.almdudler.at Backetteria Gekühlte Fertigteige Hofer www.hofer.at Bio-Lutz Regionale Säfte und Einlegegemüse Hofladen, Online www.bio-lutz.at Bio.k Aufstriche, Hummus Billa, Merkur www.bio-k.at Biobene vegan Nahrungsergänzung Apotheken www.biobene.at Birkengold Süßungsmittel, Süßes, Fruchtaufstriche Biohandel, Reformhäuser Birkengold.at Clever Smoothies Billa, Merkur www.cleverkaufen.at Cucina Nobile Gekühlte Pizzateige Hofer www.hofer.at DankeBauer Kärntner Nudel Webshop, eigenes Filialnetz www.dankebauer.com Efko Kartoffelsalat, Rote Rüben Salat Supermärkte www.efko.at Faiakern Samen und Nüsse Webshop www.faiakern.at Fruit Apps Fruchtsnacks Hofer www.hofer.at Green Heart Aufstriche Merkur, Biohandel, Veganversände www.green-heart.at Hänsel&Gretel Burger Biohandel www.bio-haensel-gretel.at Hempro Nahrungsergänzung Biohandel www.v-label.info Höllinger Säfte Supermärkte, Biohandel, Reformhäuser, Getränkehandel, Automaten www.hoellinger-juice.at Hummus Hofer www.hofer.at MyEy Eiersatzprodukte Vegane Supermärkte und Läden, Veganversände www.myey.info Natur Aktiv Biologische Lebensmittel Hofer www.hofer.at Shan’shi Asia-Fix Bio-Würzmischungen Merkur, Zielpunkt, Metro, Unimarkt, Mpreis at.shan-shi.com Spar Enjoy Crunchykeks Schoko & Vanille Spar, Eurospar, Interspar (ausgewählt) www.spar.at Spar Free From Rösti, Falafel Spar, Eurospar, Interspar www.spar.at Spar Veggie Diverse Lebensmittel und Convenience-Produkte Spar, Eurospar, Interspar www.sparveggie.at Tante Fanny Gekühlte Fertigteige Supermärkte www.tantefanny.at VegaVita Fleischalternativen, Tofu, Aufstriche, ConvenienceProdukte Billa, Merkur www.vegavita.at Zurück zum Ursprung Bio-Sojadrinks Hofer www.zurueckzumursprung.at SPAR VEGGIE NEU IM SORTIMENT VON SPAR VEGGIE: DIE ZWEI VARIANTEN DER ÖSTERREICHISCHEN WÜRSTLKLASSIKER DEBREZINER UND FRANKFURTER SIND AUF BASIS VON WEIZENGLUTEN HERGESTELLT UND KOMPLETT VEGAN. ERHÄLTLICH SIND SIE BEI SPAR, INTERSPAR UND EUROSPAR. GASTRO UND DIENSTLEISTUNGEN MARKE ANGEBOT BUNDESLAND LINKTIPP AdventureV Outdoor-Kurse Tirol www.adventureV.com Change2V Coaching Tirol www.change2v.com Hochkönig Hütten/Hotels/Restaurants Salzburg www.hochkoenig-vegan.at Event Company Catering Niederösterreich, Wien www.event-company.at Veggie Burger Restaurantkette Wien www.veggie-burger.at WEINE MARKE PRODUKT BEZUGSQUELLEN LINKTIPP Allacher Weine Ab Hof, Online, Reformhaus, Naturkost-, und Bioladen (online aufgelistet) www.winzerhof-allacher.at Hirschmugl Domäne Weine Ab Hof, Online, Weinhandel (online aufgelistet) www.hirschmugl-domaene.at Fürnkranz Weine Ab Hof, Lieferung a. Anfrage, Veganversand Lebensweise, Restaurant Harvest weinbau-fuernkranz.at Hareter Weine Ab Hof, Online, Weinhandel www.hareter.at Moritz Weine Ausgewählte Vinotheken, Biohandel, ab Hof, Online www.blaufraenkisch.at Ploder Weine Weinhandel www.ploder-rosenberg.at Stagard Weine Maran vegan, Weinfach- und Biohandel, Feinkostläden www.stagard.at Thünauer Weine, Spirituosen, Säfte, Sirupe Ab Hof, Ab Haus, Bauernmarkt Fernitz, ausgewählte Läden in der Steiermark www.weinbau-thuenauer.com Weiss Weine www.weingut-weiss.at/ vinotheken-und-haendler.html www.weingut-weiss.at Knaus Weine Ab Hof, Ab Haus, Bauernmarkt Fernitz, ausgewählte Läden in der Steiermark www.biowein-knaus.at 26 VEGAN NOVEMBER 2014 VEGANE DEBREZINER UND VEGANE FRANKFURTER Entgeltliche Anzeige V-L ABEL ZU DEN MIT DEM V-LABEL ZERTIFIZIERTEN PRODUKTEN BEI HOFER ZÄHLEN VERSCHIEDENE VARIANTEN VON TOFU (NATUR, GERÄUCHERT, MIT HOFER CHILIFLOCKEN), HUMMUS (NATUR, PIKANT, KÜRBIS) UND WEITERE BIOVITALAUFSTRICHE. DIE BIO-VITALBURGER WERDEN IN DEN SORTEN „GRÜNKERN“, „ROTE BOHNEN“, „GEMÜSE“ UND „FALAFEL UND GEMÜSE“ ANGEBOTEN. VEGAVITA SOJA-GULASCH, LINSENEINTOPF UND CHILI NON CARNE SIND DIE NEUEN FERTIGGERICHTE VON VEGAVITA. ALLE DREI PRODUKTE SIND BIO-ZERTIFIZIERT. DAS GULASCH WIRD – WIE DER NAME BEREITS SAGT – MIT SOJA HERGESTELLT, DER LINSENEINTOPF MIT TOFUWÜRSTERL VERFEINERT UND CHILI NON CARNE HAT DINKEL ALS BASIS. ZUM SORTIMENT GEHÖREN NUN ZUDEM AUCH VEGANE KÄSEKRAINER. 28 VEGAN NOVEMBER 2014 Entgeltliche Anzeige AK TIVITÄTEN „VEGAN HEISST NICHT VERZICHTEN VEGAN HEISST NEU ENTDECKEN“ REINHARD HORVATH, VEGANER KÜCHENCHEF DER EVENT COMPANY OPITZ & HASIL Die Event Company Opitz & Hasil aus Schwadorf bei Wien ist nicht nur green-zertifiziert, sondern auch Österreichs erstes Cateringunternehmen mit einer V-Label-zertifizierten, veganen Linie. Küchenchef und ehemaliger Haubenkoch Reinhard Horvath lebt selbst vegan. Nach unserer Schulung im Zuge der betrieblichen Zertifizierung durften wir dieses Interview mit ihm führen: gut schmecken, sondern mich auch frisch und optisch ansprechend überzeugen. Leider ist diese Kombination sehr selten zu finden – schade eigentlich, denn das muss wirklich nicht sein. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich dieser Zustand auch in Österreich ändern wird. In der Event Company Opitz & Hasil arbeite ich mit viel Herzblut daran! WIE STEHEN SIE ZU FLEISCHERSATZ? HERR HORVATH, WIE SIND SIE ZUM VEGANISMUS GEKOMMEN? Hauptsächlich vegetarisch ernähre ich mich schon lange, vegan bin ich eigentlich über meinen Sohn geworden. Durch meinen Beruf lebe ich kulinarisch ja in „2 Welten“. In der beruflichen, in der ich natürlich alles verkosten muss, und in der privaten, die eine völlig andere ist. Nachdem ich einen Großteil meiner Freizeit dem Tierschutz widme und mich aktiv für den Auslandstierschutz einsetzte, ist vegan eine Lebenseinstellung geworden. Hier habe ich auch meinen Seelenfrieden gefunden. Fleischersatz ist besonders im Restaurant und Cateringbereich ein wichtiges Thema, da hier besondere Parameter zu berücksichtigen sind. Privat sind Sojawürfel und ähnliche Produkte für mich nicht wichtig, da lebe ich auch so ganz gut. Mein Motto lautet „Vegan heißt nicht verzichten – Vegan heißt neu entdecken“. WAS MUSS FÜR SIE EIN GUTES VEGANES GERICHT MITBRINGEN? [email protected] Ein gutes veganes Gericht muss nicht nur TELEFON: 02230/ 34 84 0 Entgeltliche Anzeige 30 VEGAN NOVEMBER 2014 VGÖ VEGANMANIA 2014 14 FESTE IN 4 VERSCHIEDENEN LÄNDERN! DER ALLJÄHRLICHE HÖHEPUNKT FAND AUCH DIESES JAHR WIEDER IN WIEN STATT: 4 VOLLE TAGE WURDE BEI STRAHLENDEM SONNENSCHEIN AM MUSEUMSPLATZ/ECKE MARIAHILFER STR. GEFEIERT. NEBEN EINEM UMFANGREICHEN MUSIKPROGRAMM GAB ES AUCH DAS GRÖSSTE VEGANE SPIEGELEI DER WELT ZU BESTAUNEN. FOTOS: MONIKA SPRINGER UMWELT ALLES ÜBER SOJA GUT ODER SCHLECHT FÜR DIE UMWELT? GUT ODER SCHLECHT FÜR DIE GESUNDHEIT? S oja polarisiert die Ernährungswelt – viele halten die eiweißreiche Hülsenfrucht für eine wahre Wunderbohne, andere kritisieren den Gentechnikeinsatz und die Brandrodung von Regenwäldern für den Sojaanbau. Wie aber sieht die Realität wirklich aus? Die Sojabohne ist eine einjährige Pflanze. Sie wird im Frühjahr angebaut und im Herbst geerntet, im nächsten Jahr werden die Sojasamen dann wieder neu ausgesät. Sojabohnen sind Leguminosen (Hülsenfrüchte) und können als solche atmosphärischen Stickstoff binden, wodurch keine zusätzliche Düngung nötig ist. An sich ist Soja also eine sehr umweltfreundliche Pflanze, wenn sie ohne Gentechnik und nicht im Regenwald angebaut wird. HAUPTANBAU IN NORD- UND Emulgator. Nur ein paar Prozent der Weltsojaernte werden für Lebensmittel wie Tofu, Sojafleisch und Sojamilch genutzt. Während gentechnisch verändertes Soja in Lebensmitteln nach EU-Recht gekennzeichnet werden müsste, gilt dies nicht fürs Futter für Nutztiere! „Müsste“ schreiben wir deshalb, weil keine Firma in Europa erfolgreich sein würde, wenn auf der Zutatenliste „aus gentechnisch verändertem Soja hergestellt“ zu lesen ist. Daher sind Sojaprodukte in Europa de facto gentechnikfrei. Bei Tierprodukten und den Futtermitteln ist das hingegen ganz anders, Gentechnik-Soja dominiert hier den Markt. Deshalb ist es auch so paradox, wenn Herr X mit der Leberkässemmel den Herrn Y mit dem Tofuburger die Gentechnik und die Regenwaldzerstörung vorwirft. Ist doch das genaue Gegenteil der Fall: Während in der Kuhmilch und im Schweineschnitzel das billige Gentechnik- und Regenwaldsoja auf dem Umweg über die Futtermittel für die Tiere massiv enthalten ist, sind die Sojaprodukte, die wir kaufen, zumindest in der EU gentechnikfrei und meist aus heimischem Biosoja. Bei den Isoflavonen (einem Phytoöstrogen) gehen die Meinungen am meisten auseinander: Die Sojaerzeuger, aber auch einige Studien zeigen, dass diese östrogenartigen Substanzen Osteoporose vorbeugen und Wechselbeschwerden vermindern und zudem das Risiko von Brust- und Prostatakrebs reduzieren können. Andere haben Angst, die Isoflavone könnten Männer „verweiblichen“. Da die Wirkung dieser Phytoöstrogene im Vergleich zum weiblichen Geschlechtshormon Östradiol aber nur 1/500 bis 1/1000 ist, sind wohl sowohl Wirkung als auch unerwünschte Nebenwirkung begrenzt. Auf der Habenseite der Sojabohne steht einiges: Der Proteingehalt von über 40 Prozent beispielsweise sowie dessen hohe biologische Wertigkeit. Von den acht essentiellen Aminosäuren sind alle reichlich vorhanden. Am ehesten mangelt es am Methionin, das jedoch in Getreide und gewissen Nüssen reichlich vorhanden ist. Eine Kombination dieser Lebensmittel macht die Proteinaufnahme endgültig perfekt. Soja ist reich an Kalium, Magnesium, Eisen, Selen; vielen Vitaminen, wie den B-Vitaminen B1, B2, Pantothensäure und Folsäure sowie Vitamin E. Positiv ist auch der hohe Gehalt an Lezithin, das unter anderem für die Bildung von Zellmembranen im Körper sehr wichtig ist. Außerdem ist Soja ballaststoffreich. Im Gegensatz zu Tierprodukten ist Soja frei von Cholesterin und hat eine weitaus bessere Fettsäurenzusammensetzung mit mehr ungesättigten und weniger gesättigten Fettsäuren. IST SOJA GESUND? SOJA-VIELFALT Soja wird gelobt und beschimpft. Ist Soja für uns Menschen gesund? Hat man keine Allergien gegen Soja, kann man die Frage mit „ja“ beantworten. Gewisse Inhaltsstoffe von Soja und generell von Hülsenfrüchten, die die Nährstoffaufnahme hemmen und immer wieder kritisiert werden, werden durchs Er- Die Vielfalt an Produkten aus Soja reicht von Sojadrinks über Tofu, Tempeh, Soja-Joghurts und -Puddings, Soja-Laibchen und -Würstchen, Soja-Schnitzerln bis hin zu Knabbersojakernen und Soja-Riegeln oder Soja-Aufstrichen. Artikel mit Quellenangaben: vegan.at/soja WELTWEIT WERDEN 85 % DER SOJAERNTE AN MASTTIERE VERFÜTTERT SÜDAMERIKA – EIN WENIG AUCH IN ÖSTERREICH Die bedeutendsten Anbauländer von Soja sind die USA, Brasilien und Argentinien, die für 80 % der weltweiten Produktion sorgen. Die Sojabohnen sind hier jedoch größtenteils gentechnisch verändert und werden in Brasilien oft in Regenwaldgebieten angebaut. Weltweit sind über 70 % der angebauten Sojabohnen bereits gentechnisch verändert. In Österreich selbst wird nur gentechnikfreies Soja angebaut und unser Land ist – für viele überraschend – mit rund 25.000 Hektar ein bedeutendes Soja-Anbauland in Europa. Die Hauptanbaugebiete liegen im Burgenland und in Oberösterreich, aber auch in Niederösterreich, Kärnten und der Steiermark wird immer mehr auf diese Pflanze gesetzt. GENTECHNIK- UND REGENWALDSOJA FAST AUSSCHLIESSLICH ALS hitzen ohnehin großteils deaktiviert. Zu dieser Gruppe zählen die Lektine, enzymhemmemde Substanzen und auch Phytate. Da Sojabohnen ohnehin immer gekocht werden müssen, ist das eher ein Scheinproblem. NUR EIN PAAR PROZENT DER WELTSOJAERNTE WERDEN FÜR LEBENSMITTEL WIE TOFU, SOJAFLEISCH UND SOJAMILCH GENUTZT. FUTTERMITTEL Österreich importiert aber auch massiv Sojaschrot: 600.000 Tonnen pro Jahr – nein, nicht für Sojaschnitzerl und Tofu, sondern als Futtermittel. Weltweit werden 85 % der Sojaernte an Masttiere verfüttert und nur 15 % für die direkte menschliche Ernährung verwendet: Sojaöle oder Sojamehl beispielsweise für Backwaren, Sojalezithin als 32 VEGAN NOVEMBER 2014 AK TIVITÄTEN VGÖ DIE VGÖ BESUCHT DIE FIRMA JOYA IN OBERWART (BURGENLAND) A m 26. August 2014 hatten zwei Personen der Veganen Gesellschaft (VGÖ), die Ernährungswissenschaftlerin Katharina Petter und der Lebensmittelwissenschaftler Kurt Schmidinger, die Ehre, den größten heimischen Produzenten von Sojamilch-Produkten im burgenländischen Oberwart zu besuchen: die Firma Joya. JOYA, NEUES AUSHÄNGESCHILD VON OBERWART Joya ist sicher ein Aushängeschild dieser südburgenländischen Kleinstadt, die ansonsten selten in Erscheinung tritt – am ehesten noch vor gut 30 Jahren, als hier einer der größten österreichischen Welthits bei einem Live-Konzert von Opus aufgenommen wurde: „Live is Life“ aus Oberwart verkaufte sich weltweit als Single fast 20 Millionen Mal. Zurück zu Joya: Mitten im Ort befindet sich die Hauptproduktionsstätte, auf dem Gelände einer ehemaligen Molkerei, die 1926 gegründet worden ist. Die Marke „Joya“ existiert seit Anfang 2004, seit 2008 wird sie von der Firma „Mona Naturprodukte“ vertrieben. Seither werden hier in Oberwart auch nur noch Sojamilch- und keine Kuhmilchprodukte mehr produziert. Mona/Joya ist somit seit vielen Jahren ein rein veganes Unternehmen. Joya betreibt noch eine zweite Produktionsstätte im deutschen Schwerin, wo die Reis-, Hafer-, Kokos-, Haselnuss- und Mandeldrinks hergestellt werden. Andere JoyaProdukte wie Tofu oder Joghurts lässt Joya extern produzieren und abfüllen. JOYA-MARKETINGCHEF FLORIAN SCHMIED MIT LEBENSMITTELWISSENSCHAFTLER DR. KURT SCHMIDINGER mittelketten, so auch in Österreich. Dabei werden meist andere Rezepturen verwendet als für die Produkte unter dem Markennamen „Joya“. Für die Produkte mit dem „Joya“-Label kommen nur österreichische Sojabohnen zum Einsatz. Für die diversen Eigenmarken stammen die Sojabohnen zumindest allesamt aus Europa, keine einzige Sojabohne aus dem Regenwald „betritt“ somit je die Produktion. Und selbstverständlich sind alle Joya-Produkte und alle Eigenmarken hundertprozentig gentechnikfrei. Ein sonniger Nachmittag endet schließlich mit einem kurzen Gespräch mit dem Geschäftsführer von Mona/Joya, Wolfgang Goldenitsch. Voller interessanter Eindrücke verlassen die beiden Gäste der VGÖ die Firma Mona/Joya und die Kleinstadt Oberwart wieder in Richtung Wien. STEIGENDER UMSATZ, GENTECHNIKFREIE HEIMISCHE SOJABOHNEN Die Umsätze von Joya wachsen rasant, in Österreich im Jahr 2013 beispielsweise um 25 Prozent. In Österreich, Norditalien sowie in östlichen europäischen Ländern bis nach Russland ist Joya recht stark unter dem Eigennamen vertreten. Im übrigen Europa zwischen Portugal und Skandinavien wiederum verstecken sich Joya-Produkte und Rezepturen hinter vielen Eigenmarken der großen Lebens- Florian Schmied durch die Produktentwicklungszentrale geführt. Später geht’s dann, begleitet vom Werksleiter Martin Denk, durch die großen Produktionshallen. In weiße Mäntel gesteckt und mit weißem „Kopfschmuck“ (aus Hygienegründen) werden die vier Produktionsphasen begutachtet. Die erste ist die heißeste, im wahrsten Sinne des Wortes, hier werden die Sojabohnen geschält und in heißem Wasser püriert und danach quasi zentrifugiert, wobei letztlich die „Base“, die Sojamilchbasis, entsteht. Diese wird dann in der zweiten Phase je nach Produkt durch Zugabe von Kakao, Zucker oder Kalziumkarbonat veredelt. Die fast fertige Sojamilch wird in der dritten Phase ultrahocherhitzt und dabei sterilisiert und anschließend gleich in die Verpackungen gefüllt. Die letzte Produktionsphase ist das Pelletieren der 1-Liter-Packungen in Überkartons für den Transport zum Lebensmittelhandel. Im Zuge des Rundgangs erfahren die VGÖ-Wissenschaftler_innen auch noch weitere interessante Fakten: 70 der insgesamt 130 Joya-Mitarbeiter_innen arbeiten hier in Oberwart. Sieben Tage die Woche wird in drei Schichten Sojamilch produziert. 25 bis 30 Millionen Liter Sojamilch werden hier jährlich in 1-Liter-Tetrapacks verpackt. Dazu kommen noch ein paar Millionen Liter, die per Tankwagen in die externen Produktionsstätten, beispielsweise für die Herstellung von Sojajoghurts, geschickt werden. 8.000 Tonnen Sojabohnen werden hier pro Jahr verarbeitet. DER BESUCH BEI JOYA AM 26. AUGUST – DIE BETRIEBSBESICHTIGUNG Die beiden Besucher_innen der VGÖ werden vor Ort vom Marketingleiter NOVEMBER 2014 VEGAN 33 RABATTE MIT DER VCARD Mitglieder erhalten die VCard, die Rabatte in zahlreichen vegetarischen Restaurants und veganen Läden ermöglicht. Außerdem senden wir unseren Mitgliedern zweimal jährlich automatisch unser VEGAN.AT-Magazin zu. Bitte auswählen: Fördermitgliedschaft 6 €/Monat Mitgliedschaft 3 €/Monat Ermäßigte Mitgliedschaft 1 €/Monat €/Monat Lebensmitgliedschaft 400 € (einmalig] EINZAHLUNGEN IN NOVEMBER UND DEZEMBER GELTEN FÜR DAS FOLGENDE KALENDERJAHR Persönliche Daten: Vorname*: Ort*: Nachname*: Land*: Titel: E-Mail: Straße/Nr.*: Telefon: Postleitzahl*: Beruf: * Angaben erforderlich | Die Mitgliedschaft kann jederzeit und mit sofortiger Wirkung unter [email protected] oder 01/ 929 14 988 gekündigt werden. SEPA Lastschrift-Mandat ZAHLUNGSEMPFÄNGER (Name, Anschrift): Vegane Gesellschaft Österreich, ZVR 208143224 Meidlinger Hauptstraße 63/6, 1120 Wien Creditor-ID: AT22ZZZ00000042608 Mandatsreferenz: (Diese Nr. wird von der VGÖ vergeben.) Ich ermächtige/Wir ermächtigen Vegane Gesellschaft Österreich, Zahlungen von meinem/unserem Konto mittels SEPA-Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein/weisen wir unser Kreditinstitut an, die von Vegane Gesellschaft Österreich auf mein/unser Konto gezogenen SEPA-Lastschriften einzulösen. Ich kann/ Wir können innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem/unserem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen Name: Anschrift: IBAN: BIC: Datum der erstmaligen Abbuchung: Ort: Datum:Unterschrift: Vegane Gesellschaft Österreich Meidlinger Hauptstraße 63/6 · 1120 Wien · [email protected] · www.vegan.at AK TIVITÄTEN VEGUCATION GEHT IN DIE ERSTE RUNDE! SCHULUNG VON LEHRPERSONAL UND EINFÜHRUNG DER ZUSATZAUSBILDUNG IN ZWEI WIENER SCHULEN! HAUBENKOCH SIEGFRIED KRÖPFL UNTERRICHTET KOCHLEHRER_INNEN Es gibt wieder Neuigkeiten von Vegucation, dem EU-Projekt zur Entwicklung und Umsetzung der veganen Zusatzqualifikation für Köche und Köchinnen! Nach dem gelungenen internen Kick-Off des Vegucation-Projektes, über das wir im letzten VEGAN.AT ausführlich berichteten, gibt es nun auch erste Erfolge bei der praktischen Umsetzung zu verzeichnen: Lehrer_innen werden in einwöchigen Kursen, welche vom Bildungsministerium finanziert werden, in die Geheimnisse der pflanzlichen Küche eingeführt. Die Kursteilnehmer_innen kommen großteils von berufsbildenden Schulen mit wirtschaftlichem oder touristischem Schwerpunkt. Sie werden geschult, um ihrerseits Schüler_innen in pflanzlicher Küche zu unterrichten. Die ersten Schulungen waren ein Mix aus viel Praxis und etwas Theorie. Neben dem eigentlichen Kochen und Backen mit rein pflanzlichen Zutaten wurden auch die Beweggründe der Menschen diskutiert, die sich für pflanzliche Kost entscheiden. Weitere wichtige Inhalte waren die Kommunikation mit der Kundschaft, Erfolgsbeispiele in der Umsetzung und kosteneffizientes Kochen. Der praktische Teil der Schulungen wird von Haubenkoch Siegfried Kröpfl durchgeführt, Inputs zum theoretischen Teil kommen von Mitarbeiter_innen der Veganen Gesellschaft. men 14 Lehrer_innen aus Wiener Schulen teil. Gastgeberin war die Gastgewerbefachschule am Judenplatz (GAFA), die die Zusatzausbildung als erste Schule Österreichs im kommenden Herbst auch gleich anbieten wird. Ein beeindruckendes Aufgebot an praxiserfahrenen Köchen und Köchinnen und einigen Küchenmeistern war am Start, hat die Speisen mit Bravour zubereitet und sich auch nicht gescheut, zu experimentieren und vielen Gerichten auch einen sehr individuellen Touch zu verleihen. Besonders zu erwähnen war die Schwarzwälder-Kirsch-Torte, die von der Patisserie-Abteilung zum Entzücken aller Teilnehmenden gezaubert wurde! ERSTE SCHULUNG ENDE AUGUST GROSSES INTERESSE An der ersten Schulung Ende August nah- Das Interesse an den Kursen für Lehr- 36 VEGAN NOVEMBER 2014 ZWEITE SCHULUNG ANFANG SEPTEMBER In einer zweiten Schulung Anfang September wurden 12 Lehrer_innen aus berufsbildenden Schulen der restlichen Bundesländer im Pannoneum in Neusiedl am See geschult. Bei dieser Schulung stand nicht nur das Kochen im Vordergrund. Weitere Schwerpunkte lagen auf den Themen Gesundheit, Warenkunde und Nachhaltigkeit. Auch hier wurde natürlich ausführlich gekocht und gebacken. Besonders hervorzuheben waren deftige und zugleich sehr vollwertige Speisen mit einem Fokus auf Gemüse und Getreide. personal ist beeindruckend. Ursprünglich war angedacht, mit einem Kurs zu starten; sehr schnell gab es jedoch so viele Anmeldungen, dass ein zusätzlicher Kurs benötigt wurde. Mittlerweile sind schon zwei weitere Kurse für Herbst 2015 fixiert. Der große Andrang kann dadurch erklärt werden, dass die Nachfrage in der österreichischen Gastronomie- und Tourismuslandschaft rapide steigt. Auch berichten Lehrer_innen, dass ein stetig wachsender Anteil ihrer eigenen Studierenden sich vegetarisch oder vegan ernährt. Dadurch muss ein Umdenken auch in Schulen stattfinden. In Österreich leben 9 % der Bevölkerung vegetarisch oder vegan; 62 % der Menschen reduzieren bewusst ihren Fleischkonsum. Einerseits suchen vegetarische Restaurants händeringend nach Fachpersonal, andererseits fehlt es an einer Ausbildung. Vegucation hat sich vorgenommen, diese Lücke zu schließen. Und – so wie es aussieht – mit Erfolg! KOOPERATIONSPARTNER_INNEN Die wichtigsten Kooperationspartner in Österreich sind der Stadtschulrat Wien (FI Mag.a Dachtler-Freiler), die Gastgewerbefachschule (GAFA) am Judenplatz in Wien, das Pannoneum in Neusiedl am See, das Ministerium für Bildung und Frauen (BMBF), die Pädagogischen Hochschulen Wien und Burgenland und das WIFI. AK TIVITÄTEN VGÖ GASTROSCHULUNGEN (HOCHKÖNIG) ZERTIFIZIERT VEGAN ESSEN IN ÖSTERREICH Selbstgemachte Würstel, Züricher Geschnetzeltes, Lammragout, marinierte Steaks, Spaghetti Bolognese, Gulasch oder Wiener Schnitzel – was nach typisch österreichischen Fleischgerichten klingt, bringt VGÖ-Schulungskoch Sven Großhans in Österreichs Küchen auf den Teller – und zwar rein vegan! Als gelernter Koch unterstützt er Gastbetriebe, die eine V-Label-Zertifizierung anstreben, oder Gemeinschaftsverpfleger bei der Einführung veganer Gerichte. VEGANES KÜCHEN-EINMALEINS Je nach Aufgeschlossenheit der jeweiligen Köchinnen und Köche macht Sven seine Arbeit großen Spaß. So auch bei seinem Einsatz in der Urlaubsregion Hochkönig, an dem gleich mehrere Hütten teilnahmen. Nach der Anreise wurde Sven mit großer Herzlichkeit in Empfang genommen. In der Küche herrscht großes Interesse: „Man merkte, dass die bereits was gemacht haben“, erzählt er. Primär geht es Sven darum, den Schulungsteilnehmer_innen neue Zutaten praktisch näherzubringen und zu erklären, worauf bei bereits vorhandenen Zutaten besonders geachtet werden muss. So darf zum Beispiel ein harmlos klingender gemischter Salat nicht mit dem VLabel als vegan angepriesen werden, wenn der enthaltene Essig mit Gelatine geklärt wurde. Obwohl bereits fast 10 % der Österreicher_innen vegetarisch oder vegan leben und die Zahl der Flexitarier_innen noch viel höher liegt, wird in Österreichs Kochausbildung auf diese Zielgruppe nicht eingegangen, es sei denn, man besucht die kürzlich gestartete Zusatzausbildung zum_zur veganen/vegetarischen Koch_Köchin (siehe links). WIENER SCHNITZEL OHNE EI Da Sven es ansonsten mit Profis zu tun hat, muss er niemandem das Kochen beibringen, was er auch stets betont. Ihm ist es wichtig, dass mit den in der Küche vorhandenen und erprobten Rezepten gekocht wird und einfach entsprechend vegane Zutaten dafür verwendet werden. „Wiener Schnitzel – ohne Ei!“, schallt es durch die Küche, gefolgt von einem breiten Lächeln. Und einen Herd weiter wird stolz ein Löwenzahnsirup als Honigersatz für die Steak-Marinade präsentiert. Wenn auch zunächst die faschierten Laibchen nicht so recht wollen, die selbstgerollte Sojawurst zu lange im Ofen blieb und daher platzte – am Ende einer Schulung stehen stets Teller mit leckeren veganen Gerichten auf dem Tisch. Als hätten die Köchinnen und Köche ihr Leben lang nichts anderes gekocht! Unter anhaltender Diskussion darüber, was am besten schmeckt, werden die Gerichte ausgiebig verkostet. Entgeltliche Anzeige VEGANE LÄUFER_INNEN FÜR LAUFSTUDIE GESUCHT! NURMI-STUDIE Sportwissenschaftlerin und Studienleiterin Dr. Katharina Wirnitzer mit VGÖ-Obmann Mag. Felix Hnat ANKÜNDIGUNG: VEGANES WEIHNACHTSDORF IN WIEN Zum ersten Mal organisieren wir dieses Jahr einen komplett veganen Christkindlmarkt! Stattfinden wird er am 5. und 6. Dezember 2014 an der VHS Hietzing. Neben Punsch und Weihnachtsgebäck wird es im Freien einige Essens- und Verkaufsstände geben. Parallel können in den Räumen der VHS Hietzing kostenfreie Vorträge und Workshops besucht werden. Wir legen Wert auf Nachhaltigkeit: Als erster Weihnachtsmarkt in Österreich ist der vegane Markt als Öko-Event zertifiziert. The NURMI-Study (NURMI – Nutrition and Running high Mileage) ist eine internationale und interdisziplinäre vergleichende Laufstudie, die die Ausdauerleistungsfähigkeit von Mischköstler_innen im Vergleich zu vegetarischen und veganen Läufer_innen untersuchen soll. Die VGÖ ist Studienpartnerin. Um fundierte Aussagen treffen zu können, ist eine große Zahl an Teilnehmer_innen nötig. Daher laden wir alle Läufer_innen (jede Distanz und jedes Leistungsniveau) herzlich ein, an der wohl bedeutendsten Studie für die Laufsport-Bewegung teilzunehmen. Felix Hnat, VGÖ-Obmann: „Die geplante Studie ist in ihrer wissenschaftlichen Qualität einzigartig: Aspekte aus drei Disziplinen – Medizin, Ernährungs- und Sportwissenschaften – werden beleuchtet. Deshalb begrüßen und unterstützen wir als Verein die Durchführung sehr. Die Ergebnisse werden endlich zeigen, wie sich die verschiedenen Ernährungsformen auf die sportliche Leistungsfähigkeit auswirken.“ ZEIT: FR. 5. UND SA. 6. DEZEMBER 2014, 10 – 21 UHR NÄHERE INFOS: ORT: VHS HIETZING, HOFWIESENGASSE 48, 1130 WIEN www.nurmi-study.com Entgeltliche Anzeige IMPRESSUM: VEGAN.AT NR. 22 2/2014 MEDIENINHABERIN, HERAUSGEBERIN & VERLEGERIN: VGÖ – VEGANE GESELLSCHAFT ÖSTERREICH MEIDLINGER HAUPTSTRASSE 63/3, 1120 WIEN SPENDEN: IBAN: AT236000000092133538 BIC: OPSKATWW TEL: +43/1/929 14 988 WWW.VEGAN.AT CHEFREDAKTION: MAG. FELIX HNAT [email protected] INHALT: DDR. MARTIN BALLUCH, MAG. JOHANNES GILLI, SABINE HUFNAGL, DR.IN OLIVIA LADINIG, ELISA LUDWIG, JEFF MANNES, KATHARINA PETTER, KARIN SCHACHINGER, DR. KURT SCHMIDINGER, DR. ELMAR VÖLKL LAYOUT: ANDREAS STRATMANN FOTOS: ANDREAS SCHMIDT, DORIS HOFER-FOLTIN, MATTHIAS KATZENGRUBER, VERLAG KNEIPP, YVONNE ZINKL, ALEXKAVA/USIKOVA-FOTOLIA.COM ANZEIGENLEITUNG: MAG. FELIX HNAT LEKTORAT: MMAG.A LINDA FRANZ AUFLAGE: 30.000 GEDRUCKT VON DER DRUCKEREI BERGER AUF UMWELTSCHUTZPAPIER UND MIT PFLANZENFARBEN