1 Manfred Pittioni ÖKONOMIE, POLITIK, KULTURTRANSFER Zur Wirtschaft des Osmanischen Reiches zwischen 1300 und 1600 Zur Geschichte der Osmanen und zum Aufstieg eines „European Players“ das folgende Zitat: „Sie traten relativ geräuschlos in die Weltgeschichte ein, schufen dann aber einen riesigen multiethnischen Staat, dessen zivilisatorischer Standard dem ihrer jeweiligen europäischen Zeitgenossen mehr als gleich kam: die Osmanen.“1 Festgelegte Meinungen und Klischees, die über lange Zeit wirksam waren, sind sehr schwer zu korrigieren. So ist es auch mit den Eindrücken, die heute noch über das Osmanische Reich und seine Stellung in der Weltwirtschaft nachschwingen.2 Dieser Beitrag ist ein Versuch, ein Bild seiner Wirtschaft und der sich dahinter befindlichen Ideologie zu zeichnen und dabei auch die wechselvolle Geschichte der Außenhandelsbeziehungen mit den europäischen Ländern darzustellen. Wenn wir auf die Wirtschaftsgeschichte des Großreichs der Osmanen von 1300 bis 1600 zurückblicken, so sind wir heute noch von dem Bild stark beeinflusst, welches wir durch die zeitgenössische europäische Presse des 19. Jahrhunderts vermittelt bekamen. Darin wurde uns mitgeteilt, dass dieses Reich, was seine Wirtschaft anbelangte, zu den wirtschaftlich weniger entwickelten Staaten der damaligen Zeit gehörte und dass es ihm nicht gelungen war, den Anschluss an das Niveau der großen Industriestaaten Europas zu finden.3 Oder, um mit Wallerstein zu sprechen, die Osmanen wurden der Peripherie zugerechnet. Das heißt, dass das industrielle Europa Industrieprodukte exportierte und vom türkischen Reich nur Rohstoffe nach Europa gelangten. 4 Zahlen über wirtschaftliche Vorgänge sind für den Historiker zwar immer eine willkommene Quelle, leiden aber fast immer unter ihrer Glaubwürdigkeit. Um nur 1 Marlene P. HILLER in: Damals, Das Magazin für Geschichte und Kultur, 9/2003, S. 15. Siehe dazu die Einleitung des Werkes von C. BROWN ed., Imperial Legacy, New York 1996 in welcher die Verzerrungen des historischen Bildes des Osmanischen Reiches dargestellt werden. 2 Siehe dazu auch die Ausführungen von Roger OWEN in: The Middle East in the World Economy 1800 – 1914, London and New York 1981, S. 1 – 2, wo er sich gegen die verschiedenen “decline theories” der traditionellen Geschichtsschreibung wendet. Siehe zu diesem Thema auch die Arbeit von Huri ISLAMOGLU-INAN, The Ottoman Empire and the World Economy, Cambridge 1987. 3 Immanuel WALLERSTEIN, Das moderne Weltsystem I - Die Anfänge kapitalistischer Landwirtschaft und die europäische Weltökonomie im 16. Jahrhundert, Frankfurt/M. 1986, S. 100. 4 2 einige Beispiele aufzuzählen – die Register der Zoll- und Steuerbehörden etwa des 16. Jahrhunderts geben uns zwar Aufschluss über die Anzahl der in einem Hafen eingelaufenen Schiffe und deren Fracht. Sie können aber nicht darüber Auskunft geben, welche Waren wirklich auf diesen Schiffen waren. Die Kapitäne lieferten sehr gerne falsche Angaben, um die Abgaben niedrig zu halten. Dazu kommt noch, dass auch viele Schiffe ihre Ladung nicht in den Häfen selbst sondern vor der Küste ausluden, um den Steuern zu entgehen. Schmuggel ist so alt wie die Weltwirtschaft selbst. Von der klassischen osmanischen Historiographie wird die Periode von 1300 bis 1600 als die „Klassische Zeit“ und das 17. Jahrhundert als die Ära der Veränderung und das 18. Jahrhundert als das Zeitalter der „Ayane“ (könnte man etwa mit Teilfürsten übersetzen), bezeichnet, in welchem eine starke Dezentralisierung des Reiches stattfand.5 Zur Frühgeschichte des Osmanischen Reiches Die osmanischen Eroberungen des 15. und 16. Jahrhunderts brachten auch wirtschaftliche Veränderungen der besetzten Gebiete mit sich. Ehemalige Tributstaaten wurden nach ihrer Eingliederung in das zentrale Administrativsystem vorerst als Provinz (türkisch: sancak) registriert, die lokalen Dynastien wurden entweder eliminiert oder ihre Mitglieder als Beamte eingegliedert. Die Grundbewirtschaftung wurde in das so genannte Timar-System umgewandelt, welches die Basis der osmanischen wirtschaftlichen Wertschöpfung darstellte.6 Die Bevölkerung war damit faktisch in zwei Klassen gegliedert, der militärischen und administrativen (askeri) , welche nicht besteuert wurde stand die „Herde“ (reaya) gegenüber, welche sich aus den Bauern, den Kaufleuten und den Handwerkern zusammen setzte. Letztere hatten als produzierende Schicht die Abgaben zu leisten. Und noch eine kurze Bemerkung zur Gesellschaft dieses Großreiches: die Stärke der Osmanen entsprang eigentlich ihrer Schwäche: denn die Türken selbst waren gemessen an der Gesamtbevölkerung nicht zahlreich und verfügten auch nicht über die Fähigkeiten zu regieren und waren technisch unterlegen. Daher war ihr Regime so wie das der Mogulherrscher in Indien von pragmatischer Toleranz geprägt. Der Aufstieg in der Gesellschaft wurde nicht durch Geburt, sondern durch Leistung bestimmt.7 Das Osmanische Reich unterhielt schon in seiner Frühzeit im 14. Jahrhundert geschäftliche Kontakte mit europäischen Kaufleuten, vor allem waren es solche aus Venedig und später Genua, welche schon lange den Fernhandel Halil INALCIK ed., An Economic and Social History of the Ottoman Empire 1300 – 1914, Cambridge 1994, S. I. 5 6 Ebenda S. 14. G.V. SCAMMELL, The First Imperial Age, European Overseas Expansion c. 1400 – 1715, London 1989, S. 7. 7 mit den Kleinfürstentümern Anatoliens und im Schwarzen Meer dominierten.8 Die Italiener unterhielten bereits seit der Zeit der Kreuzzüge Handelsniederlassungen in Konstantinopel und anderen Städten Kleinasiens. Es waren dies teilweise auch befestigte Stützpunkte, die auch aus byzantinischer Zeit herrührten. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts beherrschten die beiden Seerepubliken die Abwicklung der Handelsgeschäfte zwischen der Levante und Europa, einfach weil sie die längsten und besten Verbindungen hatten und auch über das entsprechende Netzwerk an Kontakten sowie die entsprechende Organisation verfügten. Das weit verbreitete koloniale Stützpunktsystem Venedigs, aber vor allem Genuas wurde durch die Eroberungen Mehmets II. (Konstantinopel 1453 und Krim 1475) zwar sehr eingeschränkt und zerstört, die Italiener konnten ihre Positionen im Fernhandel trotzdem durch ihre Kontaktnetzwerke und ihre ausgefeilten Handeltechniken behaupten.9 3 Dazu die Textstellen Anhang 1 aus Kate Fleet , European and Islamic Trade in the early Ottman State. The Merchants of Genoa and Turkey, Cambridge 1999, S. 134 – 141 sowie 147 - 149. Das 16. Jahrhundert und die Wirtschaftsstruktur des Osmanischen Reiches Grundsätzlich ist dazu zu sagen, dass der mehr oder wenige einheitliche Wirtschaftsraum, den das Osmanische Reich nach den Eroberungen des 15. und frühen 16. Jahrhunderts darstellte, für die Gesamtwirtschaft einen großen Vorteil brachte. Die Tatsache, dass durch die militärische Präsenz in weiten Teilen des Reiches Frieden herrschte, belebte die Landwirtschaft und begünstigte Handel und handwerkliche Produktion. Die Zusammenführung vieler Regionen in einen einheitlichen Staat, die Aufhebung lokaler Handelsbarrieren und die Sicherheit der Karawanenwege wie auch die Vertreibung von Piraten brachten Wohlstand. 10Dazu kam noch ein Bevölkerungsanstieg, der im 16. Jahrhundert bis zu 40 % betragen haben soll.11 Die islamischen Vorschriften für eine gerechte Verteilung aller Güter, die Idee der Wohlfahrt aller Einwohner beherrschte die Denkweise der Regierenden. Daher wurden bei der Überwachung der wirtschaftlichen Tätigkeit im Reich die osmanischen Behörden von den folgenden Grundmaximen geleitet: Die militärische Kate FLEET, European and Islamic Trade in the early Ottoman State. The Merchants of Genoa and Turkey, Cambridge 1999. 9 Janet L. ABU LUGHOD, Before European Hegemony, The World System A.D. 1250 – 1350, New York – Oxford 1989, S. 108. “The Genoese and to a lesser extent the Venitians had begun the long process of tipping the fulcrum of the world system. By the thirteenth century “the centre of gravity (of Europe at least) had definitively moved to the “big four” of northern and central Italy (Venice, Milan, Genoa and Florence) whose powerful merchants had a firm grip on the routes towards the fertile and industrious European hinterland and endeavoured to reach far beyond the declining Islamic façade into the depths of Asia and Africa”. (Zitiert nach LOPEZ, Genoa S. 99) 10 Huri ISLAMOĞLU - INAN ed., The Incorporation of the Ottoman Empire into the WorldEconomy, Cambridge 1987, S. 88 – 91. “ About 1500, the Ottoman Empire was a world-empire, still in its expanding phase.” 8 11 OWEN, Middle East S. 3. 4 Grundversorgung und damit ihre Kampfbereitschaft musste immer gesichert sein, ebenso die städtische und ländliche Sicherheit. Darüber hinaus musste auch die Steuereinhebung die benötigten Abgaben erbringen. Zur Erhaltung dieses Systems waren dazu Beamte der Pforte am Werk. In Gegenden, wo die osmanische Herrschaft nur oberflächlich vorhanden war, bediente man sich lokaler Potentaten, welche die öffentliche Ordnung aufrecht erhielten und die Steuern eintrieben.12 Was die Kontrolle der Steuereinhebungen betrifft, so war die Situation in langen Phasen des 16. Jahrhunderts dergestalt, dass man im Sinne dieser Zeit von einem Rechtsstaat sprechen konnte. Dazu ein Beispiel aus der ungarischen Stadt Debrezen aus dem Jahre 1566, deren christliche Bürger durch ein Dekret des Beglerbegs (Gouverneur mehrerer Provinzen) vor muslimischen Steuereintreibern geschützt wurden. Die Landwirtschaft Die Grundlage der osmanischen Wirtschaft bildete die Landwirtschaft, welche den größten Teil der ökonomischen Wertschöpfung erbrachte. Dabei gehörte das Hauptproduktionsmittel, der Boden, grundsätzlich dem Staat, also formell dem Sultan. Das vererbbare Privateigentum (mülk), welches es auch gab, machte nie mehr als 5 – 10 % der Gesamtfläche aus. Dazu kamen noch die frommen Stiftungen (vakf), welche etwas mehr Anteil am Boden hatten. Der staatliche Grundbesitz (arz-i miri) wurde durch den Fiskus verwaltet und in Form von Pfründen an Militärangehörige, die Sipahis, aber auch an Zivilbeamte vergeben. Dieses so genannte Timar - System diente zur Finanzierung eines großen Teils der Provinztruppen13. Die Pfründen waren nicht erblich und konnten weder verkauft noch verschenkt werden. Dabei wurde das Recht auf die Inanspruchnahme eines Timars vom Sultan persönlich vergeben und in Fällen von Streitigkeiten trat seine Kanzlei in Aktion. Die auf diesen Gütern arbeitenden Bauern waren nicht leibeigen und die Sipahis übten auch keine Gerichtsbarkeit über sie aus. Damit war die osmanische Landgesellschaft des 16. Jahrhunderts weitgehend offener als die gesamten europäischen Systeme. Die Sipahis waren während des Kriegsdienstes von ihren Gütern abwesend und konnten daher die Abgaben nicht selbst eintreiben. Daher gab es ein ausgeklügeltes Vertretungssystem, das besonders für den Fall von Winterfeldzügen wichtig war. Die Steuereinhebung wurde dabei von anderen, eigens dazu bevollmächtigten Sipahis aus der Region vorgenommen. (Siehe Dokumente Anhang 7-9). Es gab drei Arten von Pfründen. Die Kleinpfründen, welche den Timarioten zur Verfügung standen, waren solche, die einen Jahresertrag von 19.999 Aspern (aqçe) nicht überschritten. Die Großpfründen (ziamet) standen den höheren Offizieren und Beamten zu und brachten von 20.000 bis 99.999 Aspern an Jahreseinnahmen. Die dritte Art, die so genannten Stabspfründen oder has waren für hohe Würdenträger Ebenda S. 10. Gazi CAĞLAR, Die Türkei zwischen Orient und Okzident, Eine politische Analyse ihrer Geschichte und Gegenwart, Münster 2003, S. 87 – 88. 12 13 5 wie Wesire, Beglerbege und Sandschakbegs vorbehalten, ihr Ertrag belief sich auf mindestens 100.000 Aspern. Jedoch wurde nicht der gesamte Staatsbesitz an die Soldaten und Beamten vergeben, sondern ein Teil diente auch dazu, in Form von Staatsdomänen den immer vorhandenen Bargeldbedarf des Fiskus zu stillen. Diese has-i hümayun wurden zumeist an Steuerpächter (mültezim) übergeben, welche eine vorher festgesetzte Abgabensumme (mukataa) abzuliefern hatten. Da dies ein einträgliches Geschäft war, waren diese Pachten sehr begehrt und der Staat ging dazu über, diese an den Meistbietenden zu vergeben. Die Bauernschaft war, wie schon erwähnt, relativ frei, jedoch bestand eine Bearbeitungspflicht des überlassenen Landes. Die Steuern, welche zu zahlen waren, bestanden aus Naturalabgaben und auch aus Dienstleistungen wie Straßenbau oder Hand- und Spanndienste. Neben den Bauern gab es auch eine Sklavenwirtschaft im Osmanischen Reich. Diese wurden von Angehörigen der Oberschicht beschäftigt, jedoch arbeiteten sie auch in der Landwirtschaft. Die Janitscharen, welche ja auch formell Sklaven (kul) waren, bekamen jedoch zum Unterschied von den gewöhnlichen Sklaven einen Sold und ihre dienstliche Stellung war vertraglich geregelt.14 Das Handwerk Dieser Zweig der Wirtschaft beschränkte sich im Wesentlichen auf die Städte, volkswirtschaftlich gesehen war er gegenüber der Landwirtschaft von geringerer Bedeutung. Zentrum war der jeweilige Basar einer Stadt, wo Händler und Handwerker in Gilden (esnaf) organisiert waren. Letztere kontrollierten Preise, Qualität und Maße. Diese Maßnahmen hatten den Zweck, eine integrierte Wirtschaft zu schaffen, welche die Versorgung mit Nahrung und anderen Notwendigkeiten des Lebens sichern sollten.15 Die Gilden wiederum wurden von der Behörde, einem Marktaufseher (muhtesip), einem Organ des örtlichen Kadis überwacht. Staatliche Manufakturen gab es besonders im militärischen Bereich, also Pulverfabriken, Arsenale und Bergbaubetriebe, welche nicht nur Erze, sondern auch das beim Fiskus so begehrte Silber förderten.16 Die Außenhandelsbeziehungen Im 16. Jahrhundert spielte das Osmanische Reich im Welthandel eine entscheidende Rolle. Die weit gestreuten militärischen Unternehmungen an der Wolga, in Azerbeidschan, im Kaspischen Meer, Jemen, Aden, Diu, Sumatra und Mombasa hatten auch ökonomische Aspekte. Osmanische Eroberungen hatten immer fiskalische Implikationen, so wie die Kontrolle der Seidenstrasse zwischen Bursa und Täbris, die Route zwischen Akkerman und Lemberg, welche für die Nach Josef MATUZ, Das Osmanische Reich. Grundlinien seiner Geschichte, Darmstadt 1990, S. 104 – 109. 14 15 ISLAMOĞLU-INAN, Incorporation, S. 90. 16 Ebenda, S.110. 6 Lebensmittelversorgung von Istanbul von großer Bedeutung war und die Verbindung mit Aden und dem Jemen für den Indienhandel.17 Auf dem Landweg wurden die Fernhandelsbeziehungen über die traditionellen Karawanenstrassen abgewickelt, wobei der Transport staatlich kontrolliert wurde, um die Abgabenentrichtung zu sichern. Der Seefernverkehr mit Europa wurde im 16. Jahrhundert primär über die Schiffe vor allem der beiden Seerepubliken Venedig und Genua abgewickelt. In verstärktem Ausmaß kamen auch die Ragusaner zum Zuge. Importiert wurden vor allem strategische Güter wie Kanonen, Pulver und Eisen, aber auch Uhren und andere mechanische Produkte. Darüber hinaus holten sich die Osmanen aus Europa vor allem Fachleute für bestimmte Bereiche, so zum Beispiel für den Bergbau, für Metallbearbeitung und für die Waffenproduktion, also Kanonengießer und Büchsenmeister. Solche Meister zogen in der damaligen Zeit umher und verkauften sich an den Meistbietenden. Auch Schiffskonstrukteure aus Italien fanden immer eine Anstellung. 18 Im Fernhandel kam es um ab etwa 1520 zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Osmanischen Reich und dem Königreich Portugal und zwar im Roten Meer und im Persischen Golf. Im Prinzip war dieser Schauplatz für die Osmanischen Sultane des 16. Jahrhunderts ein peripheres Gebiet, da sich ja ihr Hauptaugenmerk einerseits auf den Balkan und Europa richtete, andererseits auf die Kämpfe mit den Safawiden im Iran. Die weltpolitische Tragweite des Eindringens der Portugiesen in Indien und im Fernen Osten schien angesichts der weitläufigen Eroberungen von den Sultanen nicht erkannt worden zu sein. 1498 schien Portugal nach der Entdeckung des Seewegs nach Indien und durch die Gründung von befestigten Handelsstützpunkten an der indischen Westküste und im malaiischen Raum den so profitablen Pfefferhandel an sich gerissen zu haben. Nach Vasco da Gamas Landung in Indien erreichte die erste Gewürzladung 1502 Lissabon. Die Portugiesen transportierten Schiffsladung um Schiffsladung nach Europa. Das kostbare Gewürz, das bisher über die Karawanenwege des Mittleren Ostens nach Europa gelangt war, wurde mit einem Schlage rar. 1501 fanden die Galeeren der Markusrepublik keinen Pfeffer in Alexandria. Darauf sandte Venedig 1502 einen Gesandten nach Kairo, um den Mameluckensultan vor den Konsequenzen der portugiesischen Lieferungen zu warnen.19 Dieser verständigte die Sultane von Kalikut und Gujerat von der portugiesischen Gefahr. Die indischen Fürsten stellten sich an seine Seite. Jedoch war die militärische Überlegenheit der Portugiesen und die Uneinigkeit der indischen Prinzen der Grund dafür, dass für etliche Jahre Portugal den Pfefferhandel dominieren konnte.20 17 INALCIK, Economic S. 4. 18 Dazu Rhoads MURPHEY, “The Ottoman Attitdude Towards the Adoption of Western Technology: The Role of the EFRENCI Technicians in Civil and Military Applications” in: Contributions à l’histoire économique et sociale de l’Empire ottoman, Paris 1983, S. 287 – 298 . Das Osmanische Reich war im 16. Jahrhundert eine offene Gesellschaft, welche für technologische Neuerungen offen war. 19 20 INALCIK, History S. 319 Suraiya FAROGHI in: WZKM, 76.Bd., Wien 1986, “Coffee and Spices, Official Ottoman Reactions to Egyptian Trade in the Later Sixteenth Century”, S. 87 – 93. 7 Das Osmanische Reich unter Sultan Selim I. hatte 1517 das Mameluckenreich, damit auch Syrien und Ägypten, erobert. 1522 war Rhodos gefallen und 1538 besetzte man Teile des Jemens, Aden und die gegenüberliegende afrikanische Küste. Damit war nach der Eroberung von Mesopotamien und der Besetzung der westlichen Küste des Persischen Golfes (1546 Errichtung eines Stützpunktes in Basra) die fast restlose Einbeziehung der alten arabischen Welt in das Osmanische Reich vollzogen. Die Kontrolle der Handelswege durch den Golf und das Rote Meer bildete ein wichtiges Erbe der Mamelucken. Der Sultan war damit nicht nur der Oberherr der eroberten Länder geworden, sondern er hatte damit auch eine Schutzfunktion für die islamischen Gläubigen und auch indirekt über ihre Handelsverbindungen erworben. Nach der Eroberung von Mekka und Medina übten die Sultane in Istanbul faktisch die Funktionen des Khalifats aus, obwohl es formaljuristisch nie eine Annahme des Titels gegeben hat. Praktisch aber war dies wohl der Fall. Denn es kommt dadurch zum Ausdruck, dass der osmanische Sultan unter vielen anderen Titeln auch den Ehrennamen „alem-i penah“, (d.h. Zufluchtsort der Welt der Gläubigen) angenommen hatte. Darüber hinaus führte er auch den alten Khalifentitel „Zillu llahi fi l-arz“ (Schatten Gottes auf Erden), was auf seinen Anspruch hinwies, für alle rechtgläubigen Muslims eine Schutzfunktion auszuüben. Er wurde auch tatsächlich als Träger seiner Schutzfunktion in Anspruch genommen, nämlich von den indischen und malaiischen Fürsten, die sich von den Portugiesen bedrängt fühlten. Die Auseinandersetzungen zwischen Portugal und dem Osmanischen Reich setzten nun voll dort ein, wo es zur Störung wichtiger kaufmännischer Interessen kam, nämlich im Gewürzhandel und in der Beherrschung der Handelsrouten im Persischen Golf, im Roten Meer und im Bereich des Indischen Subkontinents. Bereits 1502 hatten sich indische und arabische Lokalherrscher gegen die vordringenden Portugiesen gestellt. Sie wurden aber in der Seeschlacht von Kalikut durch die kleine Flotte Vasco da Gamas auf Grund deren artilleristischer Überlegenheit geschlagen. 1503 wurde der Mameluckensultan durch die Nachricht überrascht, dass die Portugiesen in das Rote Meer eingedrungen seien. Die heiligen Stätten Mekka und Medina schienen gefährdet. 1506 verlor die Flotte des Sultans von Kalikut abermals ein Gefecht, und 1509 errang in dem Seegefecht vor Diu der portugiesische Admiral Francisco Almeida einen Sieg über die verbündeten Mamelucken und Inder und sicherte seine Seeherrschaft im Indischen Ozean. Die Mamelucken verloren damit eine wichtige Einnahmequelle und die Kontrolle der alten arabischen Handelswege. Versuche der Portugiesen, im Roten Meer 1513 Aden und 1517 Djidda einzunehmen, scheiterten allerdings. Diese Siege hatten der muslimischen Welt gezeigt, dass der Mameluckenstaat zu schwach war, um mit den Portugiesen fertig zu werden. Man wandte sich daher an die einzige Macht, von der man glaubte, dass sie dieses Problem bewältigen könnte – das Osmanische Reich. Sogar der Mameluckensultan Kansu al-Gawri selbst bat die Osmanen um Hilfe und bat Bayezid II um den Bau einer Flotte in Suez. Diese Bitte wurde erfüllt und dreißig Schiffe in Bewegung gesetzt. Sie die wurden jedoch von den Johannitern aus Rhodos auf dem Weg nach Alexandria zerstört. Angeblich erfolgte dies auf Grund von vorhergehenden portugiesischen Interventionen im Wege einer Geheimdiplomatie. Dieser Fall war ein Beweis für ein gut funktionierendes Informationssystem der Portugiesen und eine gelungene 8 konzertierte Aktion der christlichen Welt, von denen es nicht allzu viele gab. Die Osmanen ersetzten jedoch den Schaden umgehend und sandten abermals einen Konvoi, um eine neue Flotte zu bauen. 21 Diese Kraftanstrengung war ein Beweis für die organisatorische und wirtschaftliche Stärke der Osmanen. Noch deutlicher wird diese Aussage, wenn man die Kosten eines Schiffes in Betracht zieht und auch die kurze Zeit, in welcher der Ersatz beschafft wurde. Auf osmanischer Seite entstand damals auch ein Plan - einer von vielen dieser Art - einen Kanal bei Suez zu bauen, um damit Schiffe aus dem Mittelmeer ins Rote Meer bewegen zu können. Er scheiterte jedoch an der Tatsache, dass andere Projekte militärischer Art immer wichtiger waren und angesichts der zahlreichen Kriegsschauplätze der Suezkanal nur eine geringe Priorität genoss. Die Araber und die Osmanen wurden durch das Auftauchen der Portugiesen im Roten Meer sehr überrascht, hatte es doch seit Hunderten von Jahren keine Angriffe in diesem Raum gegeben. Die Mamelucken waren als territoriale Großmacht im maritimen Bereich immer sehr schwach gewesen. Diese maritime Schwäche war ein entscheidendes Element für das ungehinderte europäische Eindringen östlich von Suez, das damit ohne größere Widerstände erfolgen konnte. Weiters hatte es auch eine Rolle gespielt, dass die Mamelucken bei der Einführung von Feuerwaffen eine sehr zögernde Haltung einnahmen. Feuerwaffen waren in der islamischen Welt durch die Chinesen bekannt worden, eingeführt wurden sie gleichzeitig wie in Europa im 15. Jahrhundert. Auch die Mamelucken besaßen Feuerwaffen, verwendeten sie aber vornehmlich bei der Belagerung. Im Heer standen Ende des 15. Jahrhunderts nur veraltete Modelle in Gebrauch. In der islamischen Welt wurden die Feuerwaffen vor allem im großen Ausmaß auf dem Balkan durch die Osmanen eingesetzt, nicht jedoch im südarabischen Raum und in Indien. Dies war einer der Gründe, dass die portugiesische Flotten anfänglich so große Erfolge erzielen konnten, da sie die Überlegenheit ihrer Artillerie ausspielen konnten. Dabei stellte auch der Schiffstyp der Karacke eine große Rolle welcher der Galeere auf offener See überlegen war. Nach 1517 erkannten die Osmanen wohl die Wichtigkeit einer großen maritimen Präsenz im Indischen Ozean, allerdings war der Zeitpunkt bereits zu spät. Darüber hinaus waren die Prioritäten der Schauplätze im Mittelmeer und auf dem Balkan gegeben, die verhinderten, ein militärtechnisches Gleichgewicht herzustellten. . Aus osmanischen Quellen können wir die Hilfeansuchen zahlreicher Sultane aus Indien und Indonesien an die Hohe Pforte herauslesen, die flehende Bitten um die Übersendung von Feuerwaffen enthalten, um den Europäern Paroli bieten zu können. Zwar wurden eine Anzahl von Geschützgießern und Experten der Artillerie nach Südostasien gesandt, um den lokalen Sultanen beizustehen , im großen und ganzen aber kamen sie zu spät und konnten die Überlegenheit der Europäer nicht mehr beseitigen. Die Osmanischen Manufakturen kamen auch mit der Produktion der Waffen nicht nach und es verschlang der Krieg in Europa den Löwenanteil. Ab der Mitte des 16.Jahrhunderts zeigt auch langsam die auf industrielle Fertigung ausgelegte europäische Waffenproduktion ihre Überlegenheit durch größere Fertigungskapazitäten und technologische Weiterentwicklungen. 21 INALCIK, Economic S. 320 9 Portugal versuchte im Sinne seines strategischen Konzepts den Gewürzhandel ganz zu beherrschen. Es blockierte daher die militärisch wichtigen Eingänge zum Persischen Golf und zum Roten Meer. 1513 nahmen die Portugiesen das Fort Kamaran ein, das den Eingang des Roten Meeres, das so genannte Bab elMandab kontrollierte. Gleichzeitig nahmen sie auf der diplomatischen Ebene Kontakte mit dem Schah von Iran auf, schickten ihm Feuerwaffen und ersuchten ihn um einen Entlastungsangriff auf die Osmanen, in denen sie die größte Gefahr sahen. Der portugiesische Gouverneur und Admiral Albuquerque unternahm darauf einen Versuch, Aden einzunehmen, allerdings ohne Erfolg. Inzwischen hatten osmanische Truppen das mameluckische Heer bei Marj Dabik geschlagen, die Mamelucken wurden zu Vasallen der Hohen Pforte. Damit standen sich die Portugiesen und die Osmanen als Gegner gegenüber. Der Sultan beeilte sich vorerst, die heiligen Stätten Mekka und Medina zu schützen, denn die Portugiesen hatten den Versuch unternommen, Djidda zu nehmen. Dies war für die Osmanen eine politisch sehr wichtige Aufgabe, da sie ja den Anspruch als Schutzherren der gesamten muselmanischen Welt erhoben. Die Ankunft der Flotte des osmanischen Admirals Selman führte zu einem Rückzug des Feindes. Die Osmanen, die auch mit der Neuorganisation der von ihnen eroberten Länder auf der arabischen Halbinsel beschäftigt waren, setzten nun alles daran, zunächst das Rote Meer wieder unter Kontrolle zu bekommen. 1525 gelang dies durch eine starke Flotte von achtzehn Schiffen mit 300 Kanonen, die nach der Wiederherstellung der Herrschaft im Roten Meer auch zur Entlastung der indischen Sultanate eingesetzt wurde. Es wurde auch kurz das Königreich Abessinien in diesen politischen Streit einbezogen, da die Portugiesen versuchten, auf diplomatischer Basis eine christliche Allianz zustande zu bringen und eine zweite Front gegen den islamischen Feind zu errichten. Die Osmanen hingegen unterstützten die muslimischen Minderheiten im Norden, die an den König von Abessinien Tribute zahlen mussten. Die Osmanen konnten 1530 mit ihrer Flotte Diu nehmen und auch den Admiral Nuno da Cunha vertreiben. Es entstand eine Allianz zwischen ihnen und dem Sultan von Gujarat, Bahadur Schah Das Bündnis sah vor, eine große Flotte in Suez auszurüsten, um den endgültigen maritimen Sieg zu erringen. Die Mittel waren bereits bewilligt, doch inzwischen waren im Mittelmeer und in Europa wichtige Ereignisse geschehen – die Belagerung von Wien 1529 war erfolglos geblieben und Koron in der Morea war von der Flotte Karls V. erobert worden. Die Kampagne Süleymans 1534 gegen den Iran brachte eine Änderung der osmanischen Politik mit sich und die europäischen Probleme hatten wieder Vorrang. Zu dieser Zeit war die portugiesische Kontrolle zur See dichter denn je und die Venezianer hatten Schwierigkeiten, zu Pfeffer zu gelangen. Erst 1537 gelang es dem osmanischem Admiral Süleyman Pascha, einen Aufstand in Aden niederzuwerfen und nach Diu weiterzusegeln, das immer wieder von den Portugiesen belagert wurde. Er konnte die Kontrolle über das Rote Meer konsolidieren, wenn auch die Portugiesen immer wieder Angriffe versuchten, da sie um jeden Preis ihre Seeherrschaft aufrechterhalten wollten. Viel später war die Seeschlacht von Lepanto 1571 dann ein Ereignis, das die osmanische Aktiviät im Bereich von Seeunternehmungen für einige Zeit abkühlte. 10 Die Versprechen Selims II an den Sultan von Atjeh konnten nicht erfüllt werden und das Land versank in Bürgerkrieg. Der portugiesische Handel ging weiter und florierte. Erst mit dem Eintreffen der Holländer 1578 in diesem Raum veränderten sich die Strukturen. Der Kampf der Portugiesen mit dem Osmanischen Reich spielte sich auch in einem anderen Gebiet ab, nämlich im Persischen Golf. Die Osmanen waren an diesem Raum schon sehr früh interessiert, nämlich etwa um 1520. Die Portugiesen hatten schon 1509 die strategisch wichtige Insel Hormuz, welche die Einfahrt des Persischen Golfs beherrschte und es auch noch heute tut, besetzt. Sie hatten die Absicht, den Golf unter ihre vollständige Kontrolle bringen. Unter Ausnutzung der Zwistigkeiten der lokalen arabischen Führer beabsichtigten sie, sogar Basra als Stützpunkt einzunehmen. Vor dem Feldzug Süleymans I. im Jahre 1534 erbaten die arabischen Stämme Unterstützung von den Osmanen gegen die Portugiesen. Sie verlangten insbesondere Feuerwaffen. Die Osmanen brauchten im Rahmen ihrer Kämpfe im Iran und im Irak 20 lange Jahre, um zum Golf zu gelangen, 1534 wurde den persischen Safawiden Baghdad abgenommen und die verschiedenen arabischen Stammesführer anerkannten schrittweise die osmanische Oberherrschaft. 1545, nach der Unterzeichnung eines Waffenstillstandes mit den Habsburgern in Europa, konnten militärische Energien für den Osten freigesetzt werden. 1546 wurde Basra erobert und zu einer großen Flottenbasis ausgebaut, was die Portugiesen sehr beunruhigte. 1552 hatte man sich stark genug gefühlt, um die Portugiesen aus Hormuz zu vertreiben, eine Flotte von 25 Schiffen versuchte einen Vorstoß, wurde aber geschlagen. Die Konfrontation der beiden Mächte Portugal und Osmanisches Reich zu Beginn der globalen europäischen Expansion ist ein historisch interessantes Thema, welches besonders den Fragenkomplex der europäischen Überlegenheit in der Anwendung aggressiver Technologien berührt. Auch wirft es ein Licht auf die Haltung des Osmanischen Reiches im Hinblick auf die maritime Expansion und den Fernhandel mit Asien. Siehe dazu die Textstellen im Anhang 2, McCarthy, The Ottoman Turks, S. 132 – 137. Wirtschaftliche Schwierigkeiten am Ende des 16. Jahrhunderts Nach dem Tode Süleymans I. 1566 machten sich Schwächen im administrativen System des Reiches bemerkbar. Der Palast des Sultans wurde von Intrigen beherrscht, Gesetze wurden missachtet. Wirtschaftliche Konsequenzen entstanden durch die weitreichende Übertragung von Staatsbesitz in private Hände oder in fromme Stiftungen. Die Budgetdefizite, welche durch die kostspieligen Kriege besonders mit dem Iran (1576 – 1639) entstanden, waren enorm geworden. Aber auch der „Lange Türkenkrieg“ mit Österreich (1593 – 1606), welcher die zunehmende Ausrüstung mit Feuerwaffen erforderte, war sehr kostspielig gewesen.22 22 Ebenda, S. 24. 11 Um die Defizite zu finanzieren, musste man einerseits die Währung abwerten, was durch Reduzierung des Silbergehalts der Münzen erfolgte, andererseits die Steuern erhöhen. Das billige europäische Silber, welches nach 1580 ins Reich floss, verstärkte noch die angespannte Lage. Die ursprünglich außerordentliche Kriegssteuer (avarız) wurde von 40 Aspern im Jahre 1582 auf 240 im Jahre 1600 und auf 535 im Jahre 1681 angehoben. Die Kopfsteuer für Nichtmuslime (cizye), welche als Ausgleich für den nicht zu leistenden Kriegsdienst galt, stieg von 40 Aspern pro Person 1574 auf 70 im Jahre 1592, 150 im Jahre 1596, 240 im Jahre 1630 und 280 im Jahre 1691.23 Das Steuersystem, welches zu Beginn des Jahrhunderts noch zum Grossteil auf Naturalabgaben beruht hatte, war immer mehr auf Geldzahlungen angewiesen, was zu mannigfaltigen Problemen führte. Auch führte das chronische Fehlen von Bargeld zu Wucherei, was wiederum auf die Preise Einfluss hatte.24 Zur selben Zeit ermutigte die europäische Preisinflation den Schmuggel, was wiederum zu einem internationalen Preisanstieg führte. Siehe dazu Anhang 3, Pamuk, Monetary History, S. 40 – 47 und Abb. 21 - 24. Einige Gedanken zur osmanischen Wirtschaftsideologie – kein Kulturtransfer aus Europa Um die Unterschiede zu den europäischen Wirtschaftstheorien aufzuzeigen, muss man auch diejenigen der Osmanen einer Betrachtung unterziehen. Was war eigentlich die Haltung der osmanischen Sultane im Hinblick auf die Wirtschaft und den Handel ? Was waren die geistigen Grundlagen ihres wirtschaftlichen Denkens ? Bekanntlich werden ja die wirtschaftlichen Aktivitäten nicht nur durch ökonomische, sondern auch durch soziale und psychologische Faktoren bestimmt. Dies war besonders ausgeprägt im Osmanischen Reich der Fall. Zunächst gab es ein nomadisch-türkisches Element, das die frühen Osmanen kennzeichnete und das auch noch weiter gültig blieb. Durch das Leben als Nomaden und Seminomaden entstand unter den Türken ein starkes Gefühl der Gemeinschaft aus einer Schutzfunktion der Gruppe heraus. Für den Nomaden ist Land als Weide, aber nicht als Besitz relevant. Daher bildete sich auch keine grundherrliche, sondern eine Reiteraristokratie heraus. Es gab in der Frühzeit keinen Staatsbegriff, es gab immer nur den Bey oder den Khagan, dem das Land gehörte und der es als Lehen vergab. Der Bey musste reich sein, um viel Land verteilen zu können. Dieser Reichtum war aber nicht Selbstzweck, sondern ein Mittel, um Macht zu haben und an die Gefolgsleute Land und Güter verteilen zu können. Der Islam verstärkte diese Ideologie, legte ebenfalls viel Wert auf Solidarität und schuf Kulturnormen, welche die Akkumulation von Kapital verhindern sollten. Auf der anderen Seite entstand ein starker Etatismus, der die Einhaltung der wirtschaftlichen Regeln überwachte und der alle Bereiche der Ökonomie unter 23 INALCIK, Economic, S. 24 – 25. 24 ISLAMOĞLU-INAN, Incorporation, S. 90. 12 Kontrolle hielt.. Der Boden als größtes Produktionsmittel blieb immer Eigentum des Staates. Als Regeln standen die Scharia, das göttliche Recht und das Kanun, das vom Sultan verfügte weltliche Recht, zur Verfügung.25 Von der Religion her gesehen gab es gegen den Handel und den Kaufmann keine Einwände, war doch der Prophet Mohammed selbst Kaufmann gewesen. Allerdings bestand ein Verbot des überhöhten Zinsnehmens, der riba. Dazu kamen noch die Verbote, Monopole zu bilden und die Gerechtigkeitsregel im Islam. Diese verbot die Anhäufung von Kapital aus Eigennutz. Daher konnte sich im Osmanischen Reich im Gegensatz zu Europa kein dem europäischen Kapitalismus identes System herausbilden, und es entstanden auch keine Banken im westlichen Sinn. Trotzdem gab es, wie schon oben erwähnt, einen Kapitalmarkt mit Wuchergeschäften und eine Art von Banken, welche aber für die öffentliche Hand keine Rolle spielten. Die Verwaltung legte viel Wert darauf, im Staatsschatz möglichst viel Edelmetall anzuhäufen, um die Ausgaben für den Hof und das Militär zu sichern.26 Vorstellungen über staatliche Handelsbilanzen, Exportförderung und Industrieansiedlungen, kurz gesagt, volkswirtschaftliche Berechnungen gab es im osmanischen Reich nicht.27 Die Osmanen und Europa, im besonderen das Habsburgerreich Die Osmanen konnten als Großstaat viele Verkehrswege kontrollieren – das Schwarze Meer, das östliche Mittelmeer und auch die Karawanenwege aus Indien. Aber durch die Entdeckungen und die Beherrschung des Seewegs nach Indien rissen die Europäer den Überseehandel mit Asien ab etwa 1500 an sich. Sie waren in dieser Zeit damit beschäftigt, ihre Eroberungen in Ägypten und Arabien zu konsolidieren und versäumten es, die alten Seeverbindungen wieder an sich zu bringen. Dabei spielte auch die Tatsache eine Rolle, dass das Osmanische Reich zur Zeit Süleymans I. eben die absolute Großmacht war, für die keine Notwendigkeit bestand, an ihrer wirtschaftlichen Struktur etwas zu ändern. Man fühlte sich als das Zentrum der damaligen Welt und man war das Zentrum – es gab im 16. Jahrhundert keine vergleichbare staatliche Macht, die militärisch und in der politischen Organisation mithalten konnte. Europa hingegen mit seinen vielen kleinen bis mittleren Machtzentren musste sich in immerwährenden Konkurrenzkämpfen bewähren, es fand ein ständiges Kräftemessen statt. Durch die Vielfalt der einzelnen Volkswirtschaften entstand eine breite Basis für die Erzeugung von vielerlei Waren, unter anderem auch Kriegsmaterial. Einzelne Willkürakte und Fehlentscheidungen der Herrscher wirkten Yusuf Zaya IRBEC, Die geistigen Determinanten des Wirtschaftslebens im Osmanischen Reich, Dissertation Wirtschaftsuniversität Wien 1986, S, 1 – 3. 25 26 27 INALCIK, Economic S. 44. Ebenda. S. 711. 13 sich nur regional aus – im osmanischen Reich mit seiner sehr zentralistischen Struktur wogen Fehler des Sultans weitaus schwerer. In Europa siegte letztlich die Marktwirtschaft, da sich die Feudalherrscher nicht in die bürgerlichen Geschäfte einmischten. Alles in allem entstand eine bessere Infrastruktur des Staates. Auch die Nichteinmischung des Staates in die Wirtschaft belebte diese stark. Als Folge der Religionskämpfe trennten sich schließlich Staat, Kirche und Wirtschaft. Es bildete sich auch eine Ausformung der bürgerlichen Autonomie ohne restriktive Selbstbeschränkung. Die österreichischen Erbländer bildeten einen Sonderfall, denn sie konnten lange Zeit den Anschluss an die wirtschaftliche Entwicklung Westeuropas finden. Schuld war neben der geographischen Lage – man war im Prinzip ein Binnenstaat - auch die rigoros durchgeführte Gegenreformation, die Protestanten zum Exil nötigte. Damit wurde ein dynamisches Element der Bevölkerung außer Landes getrieben, man siedelte sich in den großen deutschen Städten an. In den habsburgischen Ländern entstanden viel weniger dieser großen Städte und die Stellung des Bürgertums war auch ungleich schwächer. Als Folge davon war auch die kommerzielle Mentalität weniger ausgeprägt und es wurde vor allem kein Fernhandel nennenswerten Umfanges betrieben. Die vielen Kriege zwischen den beiden Häusern Habsburg und Osman verhinderten, dass Handel auf direkter Basis betrieben werden konnte. Wenn es zum Austausch von Gütern kam, dann wohl über die italienischen Seehäfen. Jedenfalls gab es keinen nennenswerten Export von Seiten der habsburgischen Lande auf direkter Basis. Allerdings gab es auf lokaler Basis zum Beispiel in Bosnien Grenzhandel. Türkische Kaufleute brachten schon im 15 Jahrhundert zum Beispiel Teppiche, Pferde und Kaffee bis nach Laibach und tauschten diese gegen Stoffe und andere Waren ein. Eine Verstärkung der Handelsströme ist in der Mitte des 16. Jahrhunderts festzustellen, als Süleyman I. (1520-1566) den Franzosen 1569 die erste Kapitulation (Handelsprivileg) gewährte. Diese beinhaltete das Recht auf eine Handelsniederlassung, Vorzugszölle, Schutz der Ausländer im Reich etc. Der ersten Kapitulation folgten weitere für andere europäische Länder und zwar 1567 an die Habsburger, 1592 an die Engländer und 1612 an Holland.28 Die Kapitulationen wurden auch als politische Waffe eingesetzt, man bevorzugte Frankreich als Gegner Habsburgs und man half den Calvinisten, um den Katholiken zu schaden. Die Kapitulationen Diese dem europäischen Wirtschaftdenken eher fremde Einrichtung ist einer gesonderten Betrachtung wert, da sie einerseits das wirtschaftliche Denken der Osmanen gut illustriert und andererseits auch die Grundlage für das allmähliche Eindringen der europäischen Mächte in das Osmanische Reich bildeten. Im Zuge der Expansion des Osmanischen Reiches im 14. und 15. Jahrhundert wurde das seit dem 11. Jahrhundert von den Italienern praktizierte System der eigenständigen Handelsstützpunkte einem Wandel unterzogen29. Während Venedig Zeki CELIKKOL and Alexander van der GROOT, Lale ile başladi -… it began with the Tulip, Ankara 2000, S. 86. 28 29 INALCIK, Economic S. 190 – 193. 14 noch mit einer Reihe von befestigten Niederlassungen in der Ägäis seinen Osthandel abwickeln konnte, blieb Genua nach dem Verlust Peras als eigenständige Kolonie und nach dem Verlust der Schwarzmeerbesitzungen nur mehr die Insel Chios als mehr oder weniger selbständiger Stützpunkt. Die Genuesen, welche nach 1453 in Galata verblieben waren, standen unter osmanischer Oberhoheit und mussten sich als eine europäische Gemeinde neben den Orthodoxen, Juden und Armeniern den neuen Gegebenheiten anpassen. Das Osmanische Reich verfolgte, was die Zusammenarbeit mit den Ausländern und deren Niederlassungen im eigenen Staatsgebiet anbelangte, eine sehr klare Politik.30 Einerseits wurde aus militärischen Sicherheitsgründen und den Ansprüchen der totalen territorialen Herrschaft des Sultans der Weiterbestand von befestigten Stützpunkten von Ausländern unterbunden31. Andererseits wurde jedoch den im Reich lebenden Ausländern eine große Autonomie zugestanden. Es herrschte, was die Behandlung von Fremden anbelangte, das Prinzip der Personalität. Jeder Fremde wurde nach seinen Gesetzen und Gewohnheiten behandelt.32 Dabei wurde notwendigerweise eine Gerichtsbarkeit innerhalb der ausländischen Gemeinde eingerichtet, welche das Heimatrecht zur Anwendung brachte. Die Rechtssprechung erfolgte durch den jeweiligen Konsul. Dabei hatte die Garantien, welche die Kapitulationen den Ausländern boten, Vorrang über die Gesetze des Osmanischen Reiches, und der Sultan sandte nach Erteilung jeder neuen Kapitulation Briefe an seine Behörden, welche auf die Einhaltung der Regeln strikte hinwiesen.33 (Über die Spionage im Osmanischen Reich siehe Anhang 4, Aksan/Goffmann, Early Modern Ottomans, S. 82-87. In der internationalen Handelspolitik wurde die Förderung der Importe ins Osmanische Reich geradezu ermutigt. Dies beinhaltete den freien Zugang zu den Häfen, solange der Zoll entrichtet wurde. Die Osmanen betrachteten die importierten Güter als für die eigene Wirtschaft nützlich und den Zoll für die Staatskasse vorteilhaft34. Exporte nach Europa wurden nicht gefördert sondern mit INALCIK Economic S. 189 – 193: “ The Ottoman government considered the foreign merchant communities as millets of taifes, autonomous groups or assemblies organized under a deputy of consul. … Ottomans were aware of the Byzantine experience with the Genoese and Venetians; they did not permit European merchant communities to establish themselves as independent colonies and never recognized territorial rights. Even the resident representatives at the Porte were regarded simply as representatives of their respective millets.” 30 Ebenda S. 273: The general policy of the Ottomans towards the Genoese colonies was the same from the beginning: to abolish sovereignty rights over the territories which originally belonged to the pre-Ottoman states, to pull down fortifications and to deal with the colonies according to Islamic rules regarding non-Muslim subjects or foreigners under capitulary amnesty.” 31 32 BEIN Wilhelm, Die Kapitulationen. Wittenberg 1916, S. 7. 33 INALCIK, Economic S. 190. MC CARTHY Justin, The Ottoman Turks, S. 135: “The amount of customs duty forgiven depended upon the agreement reached with each country. Customs duties of 5 per cent were ususal or even 3 per cent, but duties varied among ports and there were other fees on shipping, so it is difficult to evaluate exactly the benefit the customs received”. 34 15 hohen Zöllen belegt, da man der Meinung war, dass wirtschaftliche Prosperität und politische Stabilität von einem gut versorgten Binnenmarkt abhängig wären und dass die Feinde des Islam nicht durch eine locker gehandhabte Exportpolitik Vorteile erlangen sollten.35 Diese Haltung, welche weit von der merkantilistischen Politik der Europäer entfernt war, war vielleicht der Ausdruck einer gewissen Naivität in wirtschaftlichen Dingen. Denn die Bevorzugung der europäischen Konkurrenten brachte die osmanische Wirtschaft auf lange Sicht gesehen in wirtschaftliche Abhängigkeiten und in eine produktionstechnische Rückständigkeit. Allerdings kann man diese Politik teilweise aus der Tatsache erklären, dass die Zahlungsbilanz seit dem Beginn der kommerziellen Beziehungen im Mittelalter immer zu Gunsten des Mittleren Ostens gewesen war und man sich sicher fühlte, dass dieser Zustand andauern würde.36 Für die fiskalisch denkende osmanische Verwaltung war das ein gewichtiges Argument zur Einhaltung dieses Prinzips. Auch spielte das Gefühl der Überlegenheit als Großmacht eine gewisse Rolle, welches den punktuellen Importzentren der Ausländer im riesigen Reich nur geringe Bedeutung zuwies. Nicht zuletzt machte ja der Außenhandel nur einen geringen Teil der wirtschaftlichen Gesamtwertschöpfung aus. Die Beziehungen zwischen der Hohen Pforte und den ausländischen Kaufmannsgemeinden im Bereich des Handels wurden daher formell durch die so genannten Kapitulationen37 geregelt, welche im juristischen Sinne einseitige, widerrufliche Gnadenakte des Sultans waren. Zwar hatten sie teilweise völkerrechtlichen Charakter, bezogen sich aber im Grund doch nur auf die privaten Rechte der ausländischen Gemeinde im Osmanischen Reich.38 Diese Kapitulationen waren schon seit dem 11. Jahrhundert von den arabischen Herrschern den Franken erteilt worden, jedoch waren es nicht sehr zahlreiche Fälle.39 Begonnen hat diese Praxis der Erteilung von Handelsprivilegien im Osmanischen Reich 1352, als die Genuesen von Sultan Orhan (1324 – 1359) die ersten speziellen Handelsrechte erhielten.40 Zunächst waren diese Konzessionen politisch begründet, um Genuesen und Venezianer gegeneinander ausspielen zu 35 INALCIK, Economic S. 195. Siehe auch IRBEC, Determinanten S. 222. 36 MC CARTHY, Turks 135. BEIN Wilhelm, Die Kapitulationen, Ihr Begriff, ihr wesentlicher Inhalt und ihre Aufhebung, beurteilt nach Völkerrecht und türkischem Staatsrecht. Inaugural-Dissertation an der Königlichen Universität Greifswald 1912. S. 1.:“Das Wort Kapitulation hat eine verschiedene Auffassung erfahren. Es ist strittig, ob das Wort „Kapitulation“ vielleicht einfach Kapitel bedeutet, weil der Text in Kapitel oder Capita eingeteilt ist, oder ob das Wort eine französische Übersetzung des arabischen Wortes soulh ist, welches Friede, Waffenstillstand, besagt. Noch andere behaupten, es entstamme der diplomatischen Sprache der früheren Zeit, dem Italienischen, und komme von dem Worte capitolazione, das im Deutschen soviel wie Vereinbarung oder Einverständnis heißt.“ 37 MATUZ Josef, Das Osmanische Reich, S. 124. Die eigene Gerichtsbarkeit für Ausländer stand auch im Einklang mit dem osmanischen millet – System, welches den nichtmuslimischen Einwohnern des Reiches das Recht einräumte, ihre inneren Angelegenheiten selbst zu regeln. 38 BEIN, Kapitulationen, S. 8:In der Mitte des 13. Jahrhunderts gab es bereits französische Konsuln in Alexandrien und Tripolis. 1270 soll Karl der Kühne zugunsten des französischen Handels einen Vertrag in Afrika abgeschlossen haben. 39 40 INALCIK, Economic S. 192. 16 können. Der Text der Erneuerung des Vertrages von 1352 aus dem Jahre 1387 (nach dem Tode eines jeden Herrschers musste die Kapitulation durch seinen Nachfolger erneuert werden) ist durch die Arbeit von Kate Fleet erhalten.41 Weitere Kapitulationen wurden an Pisa, Venedig, Florenz und Neapel vergeben. Diese ersten Kapitulationen waren formaljuristisch staatsrechtliche Erlässe der osmanischen Sultane, die lediglich Anordnungen mit innerstaatlicher Wirkung gaben und den Untertanen des eigenen Staates Verpflichtungen auferlegten.42 Trotz der meistens antiosmanischen Haltung ihrer Mutterstadt, welche sich den jeweiligen europäischen Bündnissen anschließen musste, erhielten zum Beispiel die Genuesen in der Levante von den Sultanen laufend Unterstützung bei der Ausweitung ihres Handels. Im Prinzip waren es zunächst die beiden italienischen Mächte Venedig und Genua, welche die Vorteile von Kapitulationen genießen konnten. Andere europäische Mächte waren noch nicht in das System einbezogen.43 Jedoch wurden nach der Eroberung von Ägypten durch Selim I. im Jahre 1517 die Kapitulationen der Mameluckensultane erneuert, welche den Franzosen und den Katalanen eingeräumt worden waren.44 Deren Gültigkeitsbereich erstreckte sich zunächst auf das gesamte Territorium der Mamelucken. Damit erhielten die Franzosen zum ersten Mal breiteren wirtschaftlichen Zugang zum Osmanischen Reich, obwohl ihre Rechte nicht so weit gefasst waren wie die der Italiener. Im 16. Jahrhundert wurden schrittweise die Handelsbeziehungen der Osmanen mit den westlichen Staaten ausgeweitet. 1535 erhielten die Franzosen als erste eine Kapitulation für das gesamte Osmanische Reich.45 Diese war sehr weit umfassend und sah unter anderem auch vor, dass sich andere europäische Mächte unter ihren Schutz begeben konnten. Dies beinhaltete das Recht, unter französischer Flagge zu segeln und bei Schwierigkeiten die Dienste des französischen Konsuls in Anspruch nehmen zu dürfen. Dieser Vertrag wurde vom Großwesir Ibrahim ausgehandelt und von den Franzosen unterschrieben, aber von Sultan Süleyman nie ratifiziert.46 Diese Gewährung von Kapitulationen speziell an die Franzosen war auch ein politischer Akt des Herrschers Süleyman I., der damit die Feinde Frankreichs, Deutschland und Spanien, benachteiligen wollte. In weiterer Folge erhielt 1553 der englische Kaufmann Anthony Jenkins von Sultan Süleyman die Handelserlaubnis für das ganze Osmanische Reich47, und andere Staaten wie die Niederlande folgten 41 FLEET Kate, The Treaty of 1387 between Murad I. and the Genoese, BSOAS 56 (1993), 13 – 33. 42 BEIN, Kapitulationen S. 18 – 19. 43 INALCIK Halil, The Ottoman Empire, The Classical Age, London 1973, S. 133 – 134. INALCIK, Economic: “Under Süleyman I. (1520 – 1566) Ottoman concern to find allies in Western Europe against the Habsburgs as well as economic advantages led the Ottoman to extend full capitulation privileges to France (1569).” S.192. 44 BEIN, Kapitulationen S. 8. Siehe auch INALCIK Halil, An Economic and Social History of the Ottoman Empire, S. 192. 45 46 MATUZ, Osmanisches Reich S. 124. Siehe zu diesem Thema das Werk von S.A. SKILLITER, William Harborne and the Trade with Turkey 1578 – 1582, London 1977. 47 1612.48 Der französische Levantehandel begann sich auf Grund der Handelsvorteile gut zu entwickeln, 1569, nach der Erneuerung der Kapitulationen zugunsten der Franzosen hatten diese die Venezianer als führende Handelsmacht abgelöst.49 Dabei wird auch Genua genannt, welches als eine der Nationen im Vertrag aufscheint, die unter der französischen Flagge fahren.50 17 Ein spezieller Artikel der erneuerten französischen Kapitulationen aus dem Jahre 1581 erlaubte es anderen europäischen Nationen abermals, unter ihnen die Engländer, Portugiesen, Spanier, Sizilianer und Ancona, unter der französischen Flagge zu segeln und Handel zu treiben. Auch Genua nützte diesen Vorteil weiter aus.51 Als die Hohe Pforte erkannte, dass die protestantischen Nationen England und die Niederlande gegen Philipp II. von Spanien gekämpft hatten, wurden auch ihnen die Vorteile der Kapitulationen zuteil, da sie als wirtschaftlich nützliche Partner und natürliche Verbündete gegen die Habsburger eingestuft wurden.52 Dieses System der Kapitulationen wurde praktisch bis ins 20. Jahrhundert beibehalten, erst die Friedensverträge nach dem Ersten Weltkrieg mit der Türkei schafften die Kapitulationen formell ab. Diese Privilegien beinhalteten für die Kaufleute des jeweiligen Landes eine Exemption von der türkischen Gerichtsbarkeit, Steuerfreiheit und Immunität der Häuser und Geschäfträume. Nur der Konsul des jeweiligen Landes konnte seine Landsleute gerichtlich verfolgen. Als Folge der Kapitulationen kam es ab dem 17. Jahrhundert zu einem starken Ansteigen von ausländischen Kaufleuten in den Handelszentren des Reiches und einem Anwachsen der Anteile von nichtmuslimischen Händlern am Gesamtvolumen der osmanischen Wirtschaft. 48 INALCIK Empire S. 137 – 138. BEIN, Kapitulationen S. 123. Interessant ist die Tatsache, dass dieses System der Kapitulationen der Vorläufer für die Berufsdiplomatie späterer Jahrhundert wurde. Das Osmanische Reich hingegen hielt es „mit der Lässigkeit einer Weltmacht nicht für notwendig, eigene Diplomaten dauerhaft bei fremden Regierungen zu akkreditieren“ (Zitat Matuz). 49 SKILLITER S.A., William Harborne S.1. After the death of Suleimān I. in 1566 and the accession of his son Selīm II., privileges were granted to France in 1569. In the preliminary communication, before enumerating the privileges, the Sultan has cause to discuss “ les robbes et marchandises des Genevois, Siciliens, Anconitains et autres qui cheminent soubs le nom et bannière de l’empreur de France en Alexandrie, Tripoly de Syrie et aultres eschelles « . No other mention is made concerning non-French merchants enjoying French protection in the Levant.” Siehe auch INALCIK, Economic , S. 192. 50 Ebenda S. 2: Zwar hatten die Franzosen keine formellen Rechte, die unter ihrer Flagge segelnden anderen Nationen zu beschützen, dennoch dürften sie es doch getan haben. Die anderen europäischen Nationen akzeptierten diese Praxis, segelten unter französischer Flagge und benutzten die französischen Konsuln in den Häfen. Ausgenommen davon waren Venedig und Ragusa, welche spezielle Privilegien genossen. Die Franzosen hüteten ihre Rechte sorgfältig, die ausländischen Kaufleute mussten dafür ganz beträchtliche Gebühren entrichten. 51 INALCIK, Economic S. 192 – 193.Siehe auch Seite 137: “The Ottomans always tried to use these commercial privileges as a political weapon. For example they championed the Calvinists in France against the pro-Spanish Catholic league.” 52 18 Für die Italiener, insbesondere für Genua, war die Rolle in diesem neuen System des 16. Jahrhunderts schwierig geworden. Nach dem Fall der Stützpunkte im Schwarzen Meer und in Konstantinopel mussten neue Wege für den Handel gefunden werden. Die Wirtschaftspolitik der Superba war seit jeher darauf ausgerichtet, Kompromisse auf diplomatischer Ebene zu erreichen oder neue Geschäftsmöglichkeiten in Angriff zunehmen. Daher passte man sich in gewohnter Geschicklichkeit an und verwendete die französische Flagge für die eigenen Schiffe. Allerdings versuchte Genua 1574 zusammen mit Mailand und Lucca, zur Hohen Pforte diplomatische Beziehungen aufzubauen, jedoch waren diese Bemühungen nicht erfolgreich. Es hatte sogar den Anschein, dass die Ragusaner auf Grund ihrer guten Stellung in Alexandrien den Schutz der Genueser, Florentiner, Sizilianer und Anconitaner übernommen hätten.53 1578 gelang es Spanien nach langen Verhandlungen mit der Hohen Pforte einen Friedensvertrag auszuhandeln, der jedoch keine kommerziellen Bestimmungen enthielt.54 Durch diesen diplomatischen Erfolg angespornt verlangten die Franzosen eine Erneuerung ihrer Kapitulationen beim Sultan Murad III. im Jahre 1574. Erst 1581 wurde ihnen der Erlass (ahdnāme) des Sultans zuteil, welcher zu den bestehenden 22 Privilegien noch drei neue hinzufügte. Das erste neue Privileg erteilte den Franzosen nunmehr das formelle Recht, die ausländischen Kaufleute zu schützen.55 Der Mangel an vorhandenen Aufzeichnungen erlaubt es nicht, das Volumen der unter der französischen Flagge fahrenden Genueser Schiffstonnagen beziehungsweise die Anzahl der Fahrten festzustellen. Wir haben lediglich Hinweise auf diese Handelspraxis durch die erwähnten Quellen über die französischen Kapitulationen. Das System der Kapitulationen wurde bis zum Ende des Osmanischen Reiches 1924 weiter geführt. Bereits im 17. Jahrhundert begannen die auf Profite im Außenhandel orientierten europäischen Wirtschaftsmächte, den Charakter des Systems langsam umzuformen. Die durch die Kapitulationen garantierten autonomen Enklaven wurden immer mehr ausgebaut und zu Stadtvierteln mit teilweise europäischen Charakter. Immer mehr europäische Waren flossen ins Land und vermittelten die neuesten Technologien. Das Osmanische Reich wurde langsam von Europa wirtschaftlich abhängig, die Levante wurde zum größten Absatzgebiet europäischer Güter, vor allem von Stoffen, Mineralen und Papier. Gravierend wurde die Lage für das Osmanische Reich erst nach der Industriellen Revolution des 19. 53 SKILLITER, Harborne S. 3. SKILLITER S.A., The Hispano – Ottoman Armistice of 1581 in: Iran and Islam, ed. Bosworth, Edinurgh 1971, S. 496 – 500. 54 SKILLITER, Harborne, S. 4: “ Que les Venitiens en hors les Geneuois, & Anglois, & Portugais, & Espagnols, & marchands Catellans & Siciliens, & Anconitains, & Ragusois, & entierement tous ceux qui ont cheminez soubs le nom & Banniere de France d’anciennité iusques à ce iourd’hui, 6 en al condition qu’ils ont cheminez que d’ici en auant, ils ayent a y cheminer en la mesme maniere». Damit hatten die Franzosen zunächst formell den Schutz über die europäischen Kaufleute zugestanden bekommen. 55 19 Jahrhunderts, als die technischen Innovationen und vor allem die Bewaffnung des Heeres eine starke Auslandsverschuldung der Pforte zur Folge hatten.56 In der frühen Periode des Güteraustausches zwischen Europa und dem Mittleren Osten, also etwa ab 800 waren die wichtigsten Güter Silberbarren und Münzen gewesen, welche von der Levante in den Westen gelangten. Noch bis ins 16. Jahrhunderts hielt der Silberfluss aus Europa an. Um den freien Import dieser Güter zu gewährleisten, hoben die Osmanen alle Zölle auf Silber auf. Ab 1580 begann das billige europäische Silber den Markt im östlichen Mittelmeer zu überschwemmen. Dadurch wurde eine Preisrevolution ausgelöst, welche die osmanische Wirtschaft erschütterte und mit ihr die traditionellen Werte der Gesellschaft.57 Der genuesische und venezianische Levantehandel hatte durch das System der Kapitulationen eine Möglichkeit bekommen, die Handelsbeziehungen mit dem Osmanischen Reich weiter aufrecht zu erhalten. Allerdings konnte auf Grund der politischen Gegebenheiten keine Dominanz im Schiffsverkehr im östlichen Teil des Mittelmeeres aufrecht erhalten werden, wie dies im 14. und teilweise auch noch im 15. Jahrhundert der Fall gewesen war. Im 16. Jahrhundert waren es bereits die Franzosen und Engländer, welche als Konkurrenten auftraten sowie auch die verschiedenen Nationen, welche im Osmanischen Reich maritime Aufgaben übernommen hatten, also Griechen und Juden. Geld- und Finanzwesen Das osmanische Wirtschaftssystem kannte die Vergabe von Krediten, Akkreditive, Geldwechselgeschäfte und eine primitive Form des Bankwesens (dolab). Dabei spielte zu Beginn der Präsenz der Europäer im Reich der Einfluss der italienischen Gemeinden in Istanbul eine wichtige Rolle. Allerdings waren die westlichen Einrichtungen des Bankwesens, der Wechselbriefe und anderer kaufmännischer Insitutionen für den öffentlichen Sektor weniger bedeutend und gewannen nie die Wichtigkeit, welche die Geldgeschäfte im Europa des 16. Jahrhunderts bereits angenommen hatten. Europäische Entwicklungen gingen in Richtung einer Finanzierung der öffentlichen Hand durch den privaten Sektor, wie es das Beispiel der Genuesen und ihre Involvierung in die Finanzwirtschaft der Spanischen Krone beweist. Für die Osmanen waren und blieben der staatliche Landbesitz und die Kontrolle der Landwirtschaft die wichtigsten Quellen des staatlichen Reichtums.58 Dabei muss festgehalten werden, dass der Umgang mit Geld in der osmanischen Verwaltung sehr entwickelt war und zum Beispiel ihr Fiskalsystem des 16. Jahrhunderts den europäischen Modellen weit voraus war. Auch die Steuerverwaltung war geradezu modern zentralistisch organisiert. Es gab zwei staatliche Budgetsysteme. Zunächst war es der zentrale Staatschatz, das enderun, ein Budget, welches dem Sultan zur Verfügung stand und für den Hof, die 56 INALCIK, Empire S. 138. 57 Ebenda S. 139. 58 INALCIK, Economic S. 48. 20 Pfortentruppen und Gehälter der Zentralbeamten diente. Es wurde auch als eine Art von Reservebudget eingesetzt, wenn das äußere Budget, das birun ,ein Defizit aufwies. Letzteres beinhaltete die Abgaben der Provinzen und anderer staatlicher Einkommensquellen wie die Zölle oder andere zentrale Steuern. Es stand unter der gemeinsamen Aufsicht des Finanzministers ( defterdars) und des Großwesirs.59 In den Provinzen gab es ebenfalls einen defterdar, welcher für die Steuerabrechnung verantwortlich war, wobei auch der Generalgouverneur der Provinzen (beglerbeg) mithaftete. Nachdem das Heer bzw. auch die Flotte den Löwenanteil an den Staatsausgaben verschlangen, kam es oft zu Defiziten im Budget. Diese wurden in guten Jahren durch den inneren Staatsschatz ausgeglichen, wenn dies nicht möglich war, griff man zum Mittel der Kriegssondersteuer (avarız). Diese Abgabe, welche ursprünglich für Notfälle vorgesehen war, entwickelt sich im Laufe des 16. Jahrhunderts zu einer Dauereinrichtung. Fehlten dann immer noch Mittel, so wurde einfach der Silbergehalt der Währung vermindert, was zu großen inflationären Schüben führte. Auch veränderte sich der Außenwert der osmanischen Währung, des aqce langsam zu seinen Ungunsten. Die folgende Tabelle gibt darüber Auskunft: Jahr Wechselkurs zum Venezianischen Dukaten 1479 45.5 1481 47 1491 52 1500 54 1512 55 1526 59 1550 60 1566 60 1582 60 offiziell, 65-70 Marktpreis 1584 60 1588 120 1600 125 1650 175 1698 300 – 400 1725 375 1731 385 (Aus INALCIK, Economic S. 958 und 964) Während das 16. Jahrhundert noch von einer relativen Stabilität gekennzeichnet war, sahen die darauf folgenden Jahrhunderte eine deutliche Geldentwertung mit Differenzen zwischen dem offiziellen und dem Schwarzmarktkurs. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Finanzgebarung des 16. Jahrhunderts und verdeutlicht die inneren Defizite: Fiskaljahr 59 Ebenda, S. 77 – 78. Steueraufkommen Ausgaben Differenz 21 1523-24 1524-25 1527-28 1546-47 1565-66 1567-68 1582-83 1592-93 1597-98 1608 116.888 141.272 277.244 241.711 183.088 348.544 313.744 293.400 300.000 503.691 118.783 126.581 150.228 171.872 189.657 221.532 277.578 363.400 900.000 599.191 - 1.895 +14.691 +127.016 +69.839 -6.569 +127.012 +36.166 -70.000 -600.000 -95.500 (Zahlen in aqçe, nach INALCIK, Economic S. 99) Die ältesten Steuern wurden in Form von landwirtschaftlichen Produkten eingehoben. Ebenfalls zu den frühen Steuern zählte die traditionelle Kopfsteuer für Nichtmuslime (cizye), welche bis 1691 pro Haushalt eingehoben wurde, danach pro Kopf. Neben den Steuern in Geld und Naturalien kamen auch Dienstleistungen, etwa für die Armee in Frage.60 Im privaten Sektor entwickelte sich trotz des Zinsverbotes des Islam ein beträchtliches Wucherkapital. Durchschnittliche Zinssätze betrugen 30 – 60 %, in Ausnahmefällen bis zu 360 %. Neben den Privatpersonen liehen auch die so genannten Vakif-Institutionen Geld aus. Diese waren eigentlich fromme Stiftungen, welche teilweise mit umfangreichem Kapital ausgestattet waren, dieses aber auf den Geldmärkten einsetzten. Das Geldwesen bzw. die Wucherwirtschaft wurde dabei nicht nur von Christen und Juden, sondern auch von Muslims betrieben. Die neuere Lehre hat festgestellt, dass es sehr wohl eine umfangreiche Kapitalbildung im Osmanischen Reich gegeben hat, und zwar bereits im 16. Jahrhundert.61 Wie allerdings das Finanzkapital im Unterschied zu Europa eingesetzt wurde, ist ein anderes Kapitel. Jedoch gibt es auch zwischen dem Osmanischen Reich und seinen europäischen Gegenspielern keinen Unterschied was den Einsatz der staatlichen Budgetmittel anbelangt: alle Staaten dieser Zeit finanzierten vor allem gegenwärtige und zukünftige Kriege und überließen Erziehung und Wohlfahrt dem privaten Sektor.62 Schlussbemerkungen Wie wir gesehen haben, wies das Osmanische Reich um 1600, am Ende unserer Betrachtungsperiode, deutliche wirtschaftliche und politische Schwächezeichen auf. Ein allgemeiner Niedergang während des 17. und 18. Jahrhunderts kann historisch 60 INALCIK, Economic S. 536. CAĞLAR, Türkei S. 97. Zitiert nach Şevket PAMUK The Ottoman Empire and European Capitalism 1820 – 1913, Trade, Investment and Production, Cambridge 1987, S. 179. 61 62 INALCIK, Economic, S.542 – 543. 22 nicht fundiert bewiesen werden. Jedoch kann ohne Zweifel gesagt werden, dass es, was die Wirtschaftskraft anbelangte, zu einer bedeutenden Umkehrung zugunsten der europäischen Mächte kam. Allgemeine Aussagen sind deshalb so schwierig, weil viele Gebiete des Reiches sehr unterschiedliche wirtschaftliche Rahmenbedingungen hatten.63 Jedoch spielte das Osmanische Reich immer noch als großer einheitlicher Wirtschaftskörper im östlichen Mittelmeer eine wichtige Rolle für die Entwicklung des modernen Europa. Wir haben bereits erwähnt, dass es ja schon seit dem 16. Jahrhundert der mit Abstand größte Absatzmarkt für europäische Exporte gewesen war. Die Gewährung von Kapitulationen an die Mächte England, Holland und Frankreich hatte diesen ein weites Gebiet für ihre Produkte im 17. Jahrhundert eröffnet. Die ersten erfolgreichen Überseegesellschaften waren die Levantefirmen gewesen, bevor es noch die holländischen und englischen Indiengesellschaften gegeben hatte. Und aus dem Orient waren die ersten Lieferungen von Seide und Baumwolle an die sich entwickelnden europäischen Industrien gekommen.64 Daher hatte dieser Wirtschaftsraum als Brücke zwischen Asien und Europa nicht nur eine Mittlerfunktion gehabt, sondern auch durch die Möglichkeit, Produkte in großen Mengen absetzen zu können, der Exportwirtschaft Europas starke Impulse verliehen. Warum hatten die Osmanen selbst keinen nennenswerten Anteil an der Entwicklung des Welthandels im Rahmen der Atlantischen Expansion ? Einerseits war wohl die geographische Lage ausschlaggebend – der Ausgang des Mittelmeeres zum Atlantik lag weit entfernt und Basra bzw. Aden hatten nicht das ausreichende kommerzielle Hinterland für Überseeexpeditionen. Es mag sein, dass auch die Kleinhandelsideologie eine Rolle spielte, das Risikoelement des Seehandels, welches man scheute.65 Oder aber waren die Ressourcen der Führung durch die vielen Kriege gebunden, welche man im Mittelmeerraum und in den angrenzenden Regionen führte. Möglicherweise hat auch ein Konservativismus der Ideologen und Entscheidungsträger dazu beigetragen, der Neuerungen misstrauisch gegenüber stand und in der Bewahrung der erprobten Vorgangsweisen der osmanischen Goldenen Zeit die Lösung sah.66 Literatur OWEN, Middle East, S. 8 – 9. “If there is proof of a general decline during the seventeenth and eighteenth century it is still certainly true that there was a significant shift in the balance of economic power between the Middle East and the nation states of western Europe. One important aspect to this shift was the change in the pattern of sea-borne trade both in the Mediterranean and the Indian Ocean.” 63 64 INALCIK, Economic S. 3. 65 IRBEC, Determinanten S. 232. Bernard LEWIS, Der Untergang des Morgenlandes, Bergisch Gladbach 2002, S. 37 – 38. „Als wichtigstes Heilmittel (gegen die negative Entwicklung) wurde die Rückkehr zu den … guten alten islamischen und osmanischen Sitten…propagiert.“ 66 23 ABU – Lughod Janet L., Before European Hegemony, The World System A.D. 1250 – 1350, Oxford 1989 AKALAY Omar, Histoire de la pensée économique en Islam du 8e au 12e siècles, Paris 1998 BACQUÉ GRAMMONT Jean Louis et DUMONT Paul, Contributions à l’histoire économique et sociale de l’Empire ottoman, Leuven 1983 BEIN Wilhelm, Die Kapitulationen, Dissertation Greifswald 1912 BROWN Carl (Hsg.), Imperial Legacy, The Ottoman Imprint on the Balkans and The Middle East, New York 1996 BUCHMANN Bertrand Michael, Österreich und das Osmanische Reich, Wien 1999 CAĞLAR Gazi, Die Türkei zwischen Orient und Okzident, Eine politische Analyse ihrer Geschichte und Gegenwart, Münster 2003 FAROQHI Suraiya – Kultur und Alltag im Osmanischen Reich, München 1995 FAROQHI Suraiya – Coffee and Spices. 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