Ohr III - HNO, Jena - Universitätsklinikum Jena

Werbung
1.6. Ohr III, Pädaudiologie:
1)kindliche Hörstörungen,
2) Sprachentwicklungsverzögerung
& Redeflussstörungen
1.6. Ohr III, Pädaudiologie:
1)kindliche Hörstörungen,
1.1) Arten der Schwerhörigkeit
1.2) Ursachen für Schwerhörigkeit im
Kindesalter
1.3) pädaudiologische Diagnostik
1.4) Therapie
>> Ohr & Neurootologie / Hörstörungen
Schallleitungsschwerhörigkeit
◦ Störung im Bereich äußeres Ohr, Gehörgang, Trommelfell,
Mittelohr
Schallempfindungsschwerhörigkeit
cochleär
 Störung des Innenohres (der Haarzellen)
retrocochleär
 Stör. der synaptischen Übertragung auf den
Hörnerven
 Stör. des Hörnerven
zentral
◦ Störung im Bereich der Hörbahn bzw. der Hörrinde
(Temporallappen)
bei Kindern
sehr selten
>> Ohr & Neurootologie / Hörstörungen
Schallleitungsschwerhörigkeit
= Knochenleitungsschwelle normal,
Schallleitungsschwelle verschlechtert
Diagnose:
Rinne negativ und Weber lateralisiert in
erkranktes Ohr (bei einseitiger Störung)
Abb.1: Weber lateralisiert
Abb.2: Rinne negativ
>> Ohr & Neurootologie / Hörstörungen
Schallempfindungsschwerhörigkeit
◦ = Luft- und Knochenleitungsschwelle
verschlechtert
cochleäre oder retrococheäre oder
zentrale Störung
Diagnose: Rinne positiv, Weber lateralisiert in
gesundes Ohr (bei einseitiger Störung)
Abb.3: Weber lateralisiert
Abb.4: Rinne negativ
>> Ohr & Neurootologie / Hörstörungen
Kombinierte Schwerhörigkeit
◦= Luftleitung und Knochenleitung
gegenüber der Norm verschlechtert, die
Luftleitung jedoch stärker
Diagnose: Weber-Rinne-Test: je nach
überwiegender Komponente (meist wie bei
Schallempfindungsschwerhörigkeit)
Abb.3: Weber lateralisiert
Abb.4: Rinne negativ
1.6. Ohr III, Pädaudiologie:
1)kindliche Hörstörungen,
1.1) Arten der Schwerhörigkeit
1.2) Ursachen für Schwerhörigkeit im
Kindesalter
1.3) pädaudiologische Diagnostik
1.4) Therapie
Schallleitungsschwerhörigkeit
äußeres Ohr/Gehörgang
- Fehlbildungen: Gehörgangsatresie und stenose
- Ceruminalpfropf, Fremdkörper im
Gehörgang (passagere Schwerhörigkeit)
Mittelohr
- Tubenbelüftungsstörung
- akute Otitis media (passagere Schwerhörigkeit)
- Verletzungen von Trommelfell und
Gehörknöchelchenkette
- chronisch mesotympanale und epitympanale
Otitis media, genuines Cholesteatom (selten)
Schallleitungsschwerhörigkeit
- Tubenfunktionsstörungen mit Paukenerguss (synonym :
Seromukotympanon, chronisch seröse, chronisch muköse , chronisch seromuköse Otitis media = nicht-infektiöse Otitis)
– 80 – 90% aller Kinder haben bis zum 8. Lebensjahr
mindestens 1x einen Paukenerguss
– 10 – 35% der Kinder haben eine Erkrankungsdauer von > 3
Monaten
– Risikokinder sind
Kinder mit LippenKiefer-Gaumenspalte,
Down-Syndrom und
kraniofazialen
Dysmorphien
kindliche
Schallempfindungsschwerhörigkeit (>40 dB)
sensory-neuronal hearing
Ursachen: Prävalenz 1-3:1000 SNHL:
loss
Genetisch: 21,5-60%
- non-syndromal 70%
- syndromal 30% (teils ohne sichtbare Fehlbildungen)
Erworben : 10,5 – 42%
- pränatal 2-9,3%
- perinatal 6,7 – 18,8%
- postnatal 1,8 – 14,0%
Unbekannte Ursache : 30 – 49%
Genetisch: Nicht-syndromale
Hörstörungen 70%
• Autosomal rezessiv
80 – 85%
• Autosomal dominant
10 – 20%
• X-chromosomal 2-3%
oder mitochondrial
Haarzellen (Rasterelektronenmikroskop)
Genetisch: bis 60%
…die häufigsten
-
>700 Mutationen auf 42 Genen
-
häufigste Mutation: Connexin-Familie: 110 Mutationen
bekannt, autosomal-rezessiv
CX26 (GJB2): Connexin 26, CX31 (GJB3), CX30 (GJB6)
CX26 (GJB2):
nicht syndromal 80%
-
-
70% der Connexin-Mutationen
verantwortlich für 50% aller autosomal rezessiven SH und 20%
aller SNHL überhaupt
mildere Schwerhörigkeiten bei heterozygoten Trägern möglich
(+genetischer Kofaktor)
syndromal 20% (teils ohne sichtbare Fehlbildungen)
-
2.häufigste Mutation: SLC26A4, autosomal-rezessiv
-
Pendred-Syndrom, autosomal-rezessiv
1-8% der hereditären SH
Carey JC. Introduction to hereditary
deafness. Am. J. Med. Genet. Part A
Syndromale Hörstörungen 30%
• > 300
Syndrome mit
Hörstörung
>> Ohr & Neurootologie / Hörstörungen
Abb. 15: Mandibulofaziale Dysostosis
„hidden syndrom“=blickdiagnostisch nicht
erkennbare Hörstörungssyndrome
Häufig mitbetroffene
Organsysteme
Syndrom
Auge
Usher-, Norrie-, AlstromSyndrom
auch bei CMV, Röteln, Toxoplasmose, Lues
Niere
Alport-, Barakat-Syndrom
Schilddrüse
Pendred-Syndrom
Herz
Jervell-Lange-NielsenSyndrom
Erworbene cochleäre Schwerhörigkeiten im
Kindesalter ca. 40%
•
Intrauterin
–
–
–
–
•
Perinatal
–
–
–
–
–
•
Intrauterine Infektionen: Zytomegalie, Toxoplasmose, Herpes, Masern, Röteln, Lues
ototoxische Medikamente (der Mutter)
Alkoholembryopathie/-fetopathie, Drogenabusus
schwerer Schwangerschaftsdiabetis, mütterliche Thyreopathie
Früh- und Mangelgeburt (<32. SSW, <1500g Geburtsgewicht)
Asphyxie / IRDS
Schwere perinatale Infektionen
ototoxische Medikamente
Schwerer Neugeborenenikterus (Kernikterus)
Postnatal
–
–
–
–
Infektionen: Masern, Scharlach, Mumps, Typhus
Meningitis
Hypothyreose, chronische Leber- und Niereninsuffizienz
rezidivierende oder persistierende Otitis media (> alle 3 Monate)
…die häufigsten:
Konnatale CMV -Infektion
häufigster Erreger konnataler Infektionen und 2.häufigste Ursache einer
kongenitalen Schwerhörigkeit (ca. 15-20% d.F.)
Primärinfektion in der
Schwangerschaft
konnatale CMV-Infektion bei 10% der Kinder ,
davon:
95% bei Geburt klinisch unauffällig
90% werden werden symptomatisch
Risiko einer SNHL : 13%
- symptomatische Infektion: 22-65% (30%)
- asymptomatische Infektion: 6-23% (10%)
endogene Reaktivierung in
der Schwangerschaft
i.d.R. keine gravierenden Schäden (durch
mütterliche AK)
perinatale Infektion
Bei Reifgeborenen zumeist keine Infektion oder
subklinisch (maternale AK), gefährdet sind
Frühgeborene
(Geburtskanal, Muttermilch,
Umgebung)
verantwortlich für 10% der konnatalen CMV-Infektionen
Konnatale CMV – Infektion - Symptomatik
sensorineurale Schwerhörigkeit:
– konnatal oder „late-onset“
– progredient
– variabel: von einseitiger Hochtonschwerhörigkeit
bis beidseitiger hochgradiger Schwerhörigkeit
Weitere Symptome:
-
Petechien bei Neugeborenen
psychomotorische Retardierung
Mikrocephalie
Chorioretinitis
Optikusatrophie
Krampfanfälle
• Ausprägung variabel, bei Geburt oder sich später
entwickelnd, teils deutlich nach dem 2 Lj.
…die häufigsten: Konnatale
Toxoplasmose
Primärinfektion von
Schwangeren
bei 50% asymptomatisch,
50% unspezifische Symptome
40% der Feten werden infiziert
Kongenitale
Toxoplasmose
meist asymptomatisch in der
Neugeborenenperiode, dann subklinische Infektion
des ZNS
Klinik
Klassische Trias:
Hydrocephalus internus
intrazerebrale Verkalkungen
85% Chorioretinitis
- 8-18% neuropädiatrische Symptome mit
Entwicklungsverzögerung und IQ-Minderung
- Mikrozephalus, Krampanfälle
- 0-28% Hörstörung:
28% d.F. ohne TP
im Verlauf,
12%
TP >2,5 Lm.
progredient
0%
weitere Symptome
TP< 2,5 Lm.
Hepatosplenomegalie, Pneumonie, Myokarditis
Andere infektiöse Ursachen kongenitaler
Schwerhörigkeiten
Röteln, Masern, Mumps, Herpes simplex –
konnatale Infektion als Ursache für SNHL
in Mitteleuropa eher selten
Treponema pallidum:
progrediente
Schwerhörigkeit,
Cerebralparese,
Hydrocephalus,
muskuloskelettale
Auffälligkeiten (heute
selten)
bakterielle Meningitis:
0,1 – 0,4 :1000,
Letalität 20-50%,
10% schwere
neurologische Schäden:
Zerebralparesen, Taubheit,
Blindheit,
mentale Retardierung
1.6. Ohr III, Pädaudiologie:
1)kindliche Hörstörungen,
1.1) Arten der Schwerhörigkeit
1.2) Ursachen für Schwerhörigkeit im
Kindesalter
1.3) pädaudiologische Diagnostik
1.4) Therapie
>> Ohr & Neurootologie / Hörstörungen
Kongenitale und frühkindliche Schwerhörigkeit
Diagnostische pädaudiologische
Methoden
◦
 Objektive Hörprüfung
Tympanometrie
Otoakustische Emissionen OAE
(Fkt.prüfung kochleärer Verstärker)
CAVE:
keine genaue Hörschwelle bestimmbar
kein Ausschluss zentraler Hörstörung
 Auditorisch evozierte Potenziale AEP
frequenzspezifische Messungen möglich
Hörschwellenschätzung möglich
 subjektive Hörprüfung
Tympanometrie
1)
ein Sondenton (500 – 4000 Hz) wird in den Gehörgang abgegeben
2)
mit einer Pumpe wird ein definierter Über- und Unterdruck im Gehörgang aufgebaut (-300 +300 daPa)
3)
ein Mikrophon misst den reflektierten Ton
4)
die Compliance des Trommelfells ist dann am größten, wenn zu beiden Seiten der gleiche
Druck herrscht = geringer akustischer Widerstand (0)
>> Ohr & Neurootologie / Hörstörungen
Kongenitale und frühkindliche Schwerhörigkeit
Diagnostik
◦ Otoakustische Emissionen
werden (u.a.) für das Neugeborenen-Hörscreening verwandt
OAE= otoakustische Emissionen: Schallaussendungen die von
den äußeren Haarzellen erzeugt werden, für die Messung
stimuliert werden und mit einem empfindlichen Mikrophon im
äußeren Gehörgang gemessen werden
BERA
(brainstem evoked response audiometry)
- beruht auf akustisch evozierten
Hirnstammpotentialen
- bei Kindern: objektives
Messverfahren zur
Hörschwellenbestimmung
- frequenzspezifische Messung
möglich
BERA
Klick-BERA: w, 2 Monate alt,
Spontanschlaf, Normalbefund:
Hörschwelle bei 20 dB
Hörscreening
TEOAE:
Transitorisch evozierte
otoakustische Emissionen
AABR:
Automated auditory brainstem
response
Modelprojekt NRW, April 2008
Abb. 17: Neugeborenen Screening
>> Ohr & Neurootologie / Hörstörungen
Kongenitale und frühkindliche Schwerhörigkeit
Subjektive Hörtestung
◦ Reaktions-/Verhaltensaudiometrie (Geräuschzuwendung)
6 Monate – 3. Lebensjahr
 Tonschwellenaudiometrie
ab 3. Lebensjahr
 Sprachaudiometrie (je nach Test ab 4./5. Lebensjahr)
(Mainzer/Göttinger-Kindersprachtest/OLSA/OLKISA)
 Tests der höheren auditiven Verarbeitung (Richtungshören,
Nutzschall- Störschall-Selektion, Unterscheidung ähnlicher
Stimuli, dichotisches Hören, auditive Merkfähigkeit)
2. Hälfte der 2. Klasse, einzelne Tests ab 6. Lebensjahr
Subjektive Hörtestung: Zuwendungsaudiometrie
Zuwendungsaudiogramm , 4 Monate 2 Wochen altes Kind
nach Hörgeräteversorgung
Reintonaudiogramm, m, 11
Jahre, Schalleimpfindungsschwerhörigkeit beidseits
Subjektive Hörtestung:
Spielaudiometrie und Audiometrie
Hördiagnostik: u. v. m.
11J, m, Sprachaudiogramm, FreiburgerTest, ohne Hörgeräte
Einsilberverständnisquote 35%, mit
Hörgeräten bds. 85%
Stapediusreflexe,
Sprach-AG im
flache Tympanogramme bei
Störschall, Uttenweiler,Paukenerguss beidseits
MAUS-Test,
Kindersprachtests
(Göttinger, Maizer,
OLKISA),
Richtungshören,
Unbehaglichkeitsschwel
le, CERA, Mismatch
negativity
PATSY, AVWS-Test
Exkurs
Definition: AVWS (auditive
Wahrnehmungs- und
Verarbeitungsstörung)
Dysfunktion in:
• Der vorbewussten, binauralen
Verarbeitung auditorischer Signale
• Der bewussten, kognitiven
Wahrnehmung
AVWS
AVWS : Probleme in :
klinische Symptomatik
Auditive Aufmerksamkeit
Nicht-Reaktion bei mündlicher
Aufgabenerteilung, NichtHinwendung bei Gesprächsinhalten
auditive Merkspanne,
(Kurzzeitgedächtnis für
Schallvorgänge)
Probleme bei Diktaten und
längeren Instruktionen
Richtungshören auditiver Stimuli
Ortung von Schallquellen gestört
Diskrimination
(Unterschiedserkennung
zwischen auditiven Stimuli)
Sprachentwicklungsstörung,
Probleme beim Schreiben-& LesenLernen
Selektion (Unterscheidung Nutzvon Störgeräusch)
hohe Ablenkbarkeit, schlechtes
Verstehen in (normalem)
Umgebungslärm
1.6. Ohr III, Pädaudiologie:
1)kindliche Hörstörungen,
1.1) Arten der Schwerhörigkeit
1.2) Ursachen für Schwerhörigkeit im
Kindesalter
1.3) pädaudiologische Diagnostik
1.4) Therapie
>> Ohr & Neurootologie / Hörstörungen
Cochleäre Schwerhörigkeit
Therapie
◦ Rehabilitation mit
Hörgerät
Abb.7: Hörgerät
>> Ohr & Neurootologie / Hörstörungen
Cochleaimplantation
Indikation
◦ Taubheit
die mit einem
Hörgerät nicht zu
versorgen ist
◦ mittlere Hörschwelle >91dB
bei 1-4 kHz
◦ Sprachaudiometrie < 30%
bei 70 dB auf
bessere hörendem Ohr
mit optimaler HG-Anpassung
◦ Compliance des Patienten
Abb. 21: Sprachaudiogramm im freien Schallfeld mit HG rechts u. links
>> Ohr & Neurootologie / Hörstörungen
Cochleaimplantation
Funktion
◦ elektronischer Empfänger
in Schläfenbein implantiert
◦ Stimulation des Hörnervs
unter Umgehung der Cochlea
◦ Voraussetzung:
Hörnnerv funktionstüchtig
◦ Nachbetreuung nötig:
 technische Funktionskontrolle
 Hörtraining
(unter logopädischer Anleitung)
Abb. 22: Cochlea implantat
Z. n. CI-Implantation
links
>> Ohr & Neurootologie / Hörstörungen
Quellen
◦
◦
◦
◦
◦
◦
Westhofen, M., Hals-Nasen-Ohrenheilkunde systematisch, 1. Auflage, uni-med,
Bremen 2001
 Abb. 1-4
Probst, R., Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, 3. Auflage, Thieme, Stuttgart 2008
 Abb. 6, 8,10,13, 20, 22
 Tab. 1-4
Archiv Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum Jena
 Abb. 5, 7, 9, 11, 12, 14, 15, 18, 21
http://www.hoerscreeningnordrhein.de/downloads/Konzept_NHS_Nordrhein_April08.pdf
 Abb. 17
http://s3.hubimg.com/u/1422994_f260.jpg
 Abb. 16
http://static.materialsgate.de/image/c/tjc2.jpg
 Abb. 19
Kindersprache:
1) Definition:
Sprachentwicklungsverzögerung
2) Grundzüge der Diagnostik
3) Ursachen
4) Redeflussstörungen
Sprachentwicklungsverzögerung
/-störung: Definition
• Zeitliche und/oder inhaltliche
Abweichung von der
normalen Sprachentwicklung
im Kindesalter
• Isoliert oder im Zusammenhang mit weiteren Störungen
der kindlichen Entwicklung
Meilensteine der frühen Sprachentwicklung
[nach Grimm]
8 - 10 Monate
Wortverständnis (rezeptive
Fähigkeiten)
10 - 18 Monate erste Wortproduktion (50-WortPhase)
18 – 20 Monate Wortschatzexplosion (rezeptiv
und produktiv)
20 – 24 Monate Wortkombinationen (2-3
Wortsätze)
ab 28 Monate Erwerb der zielsprachlichen
Grammatik, Ausdifferenzierung
des Wortschatzes
Symptome der
Sprachentwicklungsstörung
• verspäteter Sprechbeginn
• Geringer Wortschatz (kritisch ist die 50-Wort
Grenze)
• Lautbildungsstörungen
(einzelne Phoneme oder
Lautkombinationen können nicht ausgesprochen werden)
• Dysgrammatismus (kurze, vereinfachte Sätze,
falsche Wortstellung, falsche Verbbeugung, falsche
Verwendung der Zeiten und Fälle)
Kindersprache:
1) Definition:
Sprachentwicklungsverzögerung
2) Grundzüge der Diagnostik
3) Ursachen für SES
4) Redeflussstörungen
Sprachentwicklungsstörung: Mögliche
Ursachen / verstärkende Faktoren
Organische Erkrankungen der
Sinnesorgane
• Hörstörung
• Sehstörung
Periphere Erkrankungen der
Sprechorgane
• Lippen-Kiefer-Gaumenspalte
ZNS-Erkrankungen
• Hirnnervenausfälle
• zerebrale
Bewegungsstörungen
• Hirntumore
Auditive Verarbeitungs- und
Wahrnehmungsstörung
Psychiatrische Erkrankungen
• autistisches Spektrum
Syndromale Erkrankungen (mit
und ohne geistige Behinderung)
Psychosoziale Genese
• mangelnde Sprachanregung
(Deprivation)
• sprachliche Überforderung
Allgemeine
Entwicklungsverzögerung
Spezifische
Sprachentwicklungsstörung
Wenn:
- Hörstörungen
- neurologische Erkrankungen
- geistige Retardierung
- periphere strukturelle Veränderungen
- psychosoziale Fehlentwicklung
ausgeschlossen sind
Ursache: Genetische Vorbelastung
(familiärer Sprachschwächetypus)
Ursache Hörstörung
Hörschwelle
Hörgesunder
Bereich der
Hauptformanten
und –pegel der
Sprache
>> Ohr & Neurootologie / Hörstörungen
Kongenitale und frühkindliche Schwerhörigkeit
Folgen einer Hörstörung im Kindesalter
◦ beidseitige Hörstörung
 gestörte Sprach- und Persönlichkeitsentwicklung
 in Abhängigkeit vom Grad der Hörstörung
Tab. 4: Folgen von Hörstörungen im Kindesalter
 in Abhängigkeit vom Auftreten der Hörstörung
 je früher und gezielter auditive Förderung
desto erfolgreichere Entwicklungsperioden
◦ einseitige Hörstörung
 gering- bis mittelgradig kaum wahrgenommen
 hochgradig: verzögerte Sprachentwicklung
Ursachen: Peripher strukturelle
Veränderungen mit Auswirkungen
auf die Artikulation
Orofaciale
Dysfunktion:
funktionelle
Veränderungen
infolge eines
muskulären
Ungleichgewichtes im
Mund- Gesicht-,
Hals-,
Nackenbereich
Adenotonsilläre Hyperplasie
mit Mundatmung Mögliche Folgen:
- fehlerhafte
Zungenruhelage
- gotischer
Gaumenbogen
• Dysgnathien:
– Malokklusionen im Kiefer-, Zahn-Bereich, die
sich negativ auf die Artikulation auswirken
• Dysglossien:
– beruhen auf organischen Veränderungen im
Bereich der peripheren Sprechorgane
Orofaziale Dysfunktion durch
Lutschhabit : frontal offener Biß,
infantiles Schluckmuster,
Sigmatismus, habituelle anteriore
Zungeneinlagerung
>> Sprachstörungen / Velopharyngeale Funktionsstörungen
Lippen-Kiefer-Gaumenspalte
Abb. 6: Otitis
media mit
Sekretaustritt
Abb. 5: LKG-Spalte
links
Folgen
◦ Rhinophonia aperta
◦ velopharyngealer Insuffizienz
◦ Zahnfehlstellungen
◦ ggf. Artikulationsstörung
◦ Seromukotympanum
Kindersprache:
1) Definition:
Sprachentwicklungsverzögerung
2) Grundzüge der Diagnostik
3) Ursachen
4) Redeflussstörungen:
Stottern & Poltern
Stottern - Definition
• Stottern ist eine sprechmotorische
Redeflusstörung und damit eine zentrale
Sprechstörung.
• Es tritt unabhängig vom Willen des Sprechers auf und
äußert sich symptomatisch in den Bereichen Respiration,
Phonation, Artikulation, Sprechablauf und Motorik
Formen des Stotterns
Klonisches Stottern
Wiederholungen beim Sprechen
Tonisches Stottern
Blockierungen beim Stottern
Kombiniertes Stottern
Tonisch-klonisch oder klonisch-tonisch
>> Sprachstörungen / Redeflussstörung
Stottern (Balbuties)
= vom Willen des Sprechers unabhängige Störung des Redeflusses
Ätiologie
◦ unklar, wahrscheinlich mutlifaktoriell
◦ evtl. genet. Komponente
◦ lerntheoretische Modelle
◦ Psychogenität
Klinik
◦ tonisches Stottern: Blockade des Sprechablaufs an Satzoder Wortbeginn
◦ klonisches Stottern: Laut-, Silben- und Wortwiederholungen
◦ Sekundärsymptome: Atmung, Mimik, Gestik, Vegetativum
>> Sprachstörungen / Redeflussstörung
Stottern (Balbuties)
= vom Willen des Sprechers unabhängige Störung des Redeflusses
Diagnostik
◦ Grund-/Begleitsymptome: Sprechängte,
Vermeidungsverhalten, etc.
◦ Verursachungsmomente und Verlauf
◦ soziales Umfeld
◦ Eigen- und Fremdwahrnehmung
Therapie
◦ symptomorientiere und psychotherapeutisch-psychosoziale
Behandlungselemente in einer integrativen,
mehrdimensionalen Therapie
>> Sprachstörungen / Redeflussstörung
Poltern
= beschleunigter, hastiger und zerfahrener Redefluss
Klinik
◦ Weglassen von Lauten, Silben und ganzen Wörtern
◦ Besserung bei Zuwendung, Konzentration und bewusster
Reduktion des Sprechtempos
◦ selten empfinden Betroffene selbst die Störung
Therapie
◦ bei Erwachsenen seltern erforderlich, bei Kindern im
Rahmen einer allgemeinen Sprachentwicklungsstörung
gut therapierbar
>> Krankheitsbilder von Lippe und Mundhöhle / Missbildungen
Quellen
◦ Schünke, M., Schulte, E., Schumacher, U.,Prometheus – Lernatlas der Anatomie,
Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, Stuttgart 2005
 Abb. 1
◦ Lippert H., Lehrbuch Anatomie, Elsevier-Verlag, 6. Auflage, München 2003
 Abb. 5
◦ Boenninghaus H.G., Lenarz T., HNO, Springer Medizin Verlag, 13. Auflage,
Heidelberg 2007
 Abb. 2, 4, Tabelle 1
◦ Probst R., Grevers G., Iro H., Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Georg Thieme Verlag,
3. Auflage, Stuttgart 2008
 Abb. 6
◦ Archiv Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Uniklinikum Jena:
 Video 1
Herunterladen