Bühne und Bürgertum. Das Hamburger Stadttheater 1770-1850 19. bis 22. März 2015 Universität Hamburg, Institut für Historische Musikwissenschaft (Raum 5) Tagung des DFG-Projekts “Bühne und Bürgertum. Das Hamburger Stadttheater 1770-1850” an der Universität Hamburg. Organisation: Prof. Dr. Bernhard Jahn (Institut für Germanistik Hamburg), Prof. Dr. Claudia Zenck (Institut für Historische Musikwissenschaft Hamburg). Das Hamburger Stadttheater kann als eines der bedeutendsten Unternehmen in der Zeit zwischen 1770 und 1850 gelten. In einer von Hoftheatern dominierten Epoche eignet sich das Hamburger Theater als Prototyp eines ökonomisch basierten und vom Bürgertum getragenen Theaters besonders, um die Frage nach dem bürgerlichen Profilen der Theaterkultur neu zu stellen. Die Tagung setzt sich einerseits zum Ziel, die gängige These von der zunehmenden Verbürgerlichung der Theaterkultur im 18. und 19. Jahrhundert zu hinterfragen und zu differenzieren. Immer noch geht man vor allem in der germanistischen Forschung davon aus, dass sich diese Verbürgerlichung in den Theatertheorien der Aufklärung und der Klassik, in einer neuen Affektpoetik, in der Herausbildung neuer Genres wie dem bürgerlichen Trauerspiel, in der Entstehung der Nationaltheater und letztlich in einer neuen Theaterpraxis manifestiere. Andererseits ist vor allem von historischer Seite die Gegenthese formuliert worden, dass es in einer paradoxen Bewegung vor allem die Hoftheater und damit der Adel gewesen sei, der die neuen Theaterkonzepte und die neuen bürgerlichen Verhaltensmodelle propagiert habe. Vor dem Hintergrund der wirkmächtigen Institution des Hoftheaters gewinnt die Frage nach Relevanz der Stadttheater neue Bedeutung. Ausgehend von dem beschriebenen Spannungsfeld möchte die Tagung neue Forschungsperspektiven für die Theaterkultur des 18. und 19. Jahrhunderts aufzeigen. Auszuloten wären an Fallbeispielen die Möglichkeiten eines eigenständigen Profils der Stadttheater gegenüber den Hoftheatern. Ein neuer Blick ist nicht nur auf die Aufführungspraxis, die Dramenproduktion und Dramenanalyse der Epoche notwendig, sondern auch auf die Kommunikationsstrukturen und die Sozialgeschichte des damaligen Theaters. Dadurch eröffnen sich Anschlussmöglichkeiten an Theorien der theatralen Öffentlichkeits- und Gemeinschaftsstiftung als auch an grundsätzliche Überlegungen zum Wechselverhältnis von Text, Aufführung und Rezeption. Die Tagung ist interdisziplinär und international ausgerichtet, die Teilnehmer stammen sowohl aus der Literaturwissenschaft als auch aus der Musik-, Theater- und Geschichtswissenschaft. DONNERSTAG, 19. März 2015 Gattungen und die Praxis der Spielplangestaltung 14:00–14:30 Bernhard Jahn & Claudia Zenck (Hamburg): Begrüßung 14:30–15:15 Jürgen Neubacher (Hamburg): Das Aufführungsmaterial des Hamburger Stadttheaters: Zur Entstehung und Überlieferung 15:15–16:00 Alexander Košenina (Hannover): Ifflands Gastrollen in Hamburg im Jahr 1805 16:00–16:30 Kaffeepause 16:30–17:15 Ivana Rentsch (Hamburg): Von Medea bis Kunigunde. Das Melodram in Hamburg zwischen Tragödie und Vaudeville 17:15–18:00 Johannes Birgfeld (Saarbrücken): Das Unterhaltungsstück ab 1800 18:00–18:45 Friederike Mühle (Hamburg): Der bunte Theaterabend. Potpourri-Programme als Reflex auf die Bedürfnisse des Hamburger Publikums im 19. Jahrhundert 19:00 Imbiss 20:00 Abendveranstaltung FREITAG, 20. März 2015 Hof- und Stadttheater: Ihre spezifischen Profile und Interaktionsmuster 09:00–09:45 Nicola Gess (Basel): Ludwig Tiecks Der gestiefelte Kater im Kontext der zeitgenössischen Theaterpraxis 09:45–10:30 Saskia Maria Woyke (Bayreuth): Fallbeispiel Weimarer Hoftheater in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Repertoire, Ensemble, Bearbeitungspraxis 10:30–11:15 Sven Oliver Müller (Berlin): Theaterskandale in Berlin, Wien und London 11:15–11:45 Kaffeepause 11:45–12:30 Reinhart Meyer (Regensburg): Die Theatersituation in Regensburg um 1800 12:30–13:15 Panja Mücke (Bonn): Musiktheater für das Bürgertum? Zum Profil des Leipziger Theaters zwischen 1770 und 1800 13:15–14:45 Mittagspause 14:45–15:30 Jens Roselt (Hildesheim): Ingenieure der Theaterkunst. Die Professionalisierung der Theaterregie im 19. Jahrhundert am Beispiel des Düsseldorfer Stadt-Theaters unter Immermann (1834–1837) 15:30–16:15 Meike Wagner (Stockholm): ‚Unreine Verhältnisse‘ zwischen den Hof- und Stadttheatern in München und Berlin in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 16:15–16:45 Kaffeepause 16:45–17:30 Frieder von Ammon (München): „Ganz Deutschland sieht auf euch!“ Zur Pro- und EpilogPraxis des Hamburger Stadttheaters 17:30–18:15 Antje Tumat (Hannover): „Jede einzelne Stadt liefert neue Punkte zur Charakteristik“. Das Hamburger Stadttheater und das Stuttgarter Hoftheater im Kontext der deutschen Theaterlandschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts SAMSTAG, 21. März 2015 Theaterpraxis in Hamburg I: Akteure und Aufführungen 09:00–09:45 Franklin Kopitzsch (Hamburg): Baron Voght und das Hamburger Stadttheater 09:45–10:30 Frank Hatje (Hamburg): Der kritische Enthusiast im Publikum. Das Hamburger Stadttheater in den Tagebüchern Ferdinand Benekes 10:30–11:15 Peter Heßelmann (Münster): Johann Friedrich Schink und das Theater in Hamburg in den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts 11:15–11:45 Kaffeepause 11:45–12:30 Martin Schneider (Hamburg): Bild, Bühne, Bürger. Intermediale Gemeinschaftsstiftung in Inszenierungen des Hamburger Stadttheaters Formen der 12:30–13:15 Axel Schröter (Bremen): Zum Stellenwert der musikdramatischen Werke August von Kotzebues im Repertoire des Hamburger Stadttheaters 13:15–14:45 Mittagspause 14:45–15:30 Ingrid Schröder (Hamburg): Niederdeutsches in den Dramen des Hamburger Stadttheaters 15:30–16:15 Herbert Schneider (Saarbrücken): Die Bearbeitung französischer Stücke im Hamburger Stadttheater 16:15–16:45 Kaffeepause 16:45–17:30 Katrin Dennerlein (Würzburg): Der Bürger als Figur der Komödie 17:30–18:15 Gudrun Emberger (Berlin): Karoline Schulze-Kummerfeld (1742–1815) und das Hamburger Publikum 18:15–19:00 Petra Eisenhardt (Hamburg): Virtuosen als Interpreten und Bühnenfiguren im Hamburger Stadttheater SONNTAG, 22. März 2015 Theaterpraxis in Hamburg II: Klassiker- und Shakespeare-Rezeption 09:45–10:30 Ortrud Gutjahr (Hamburg): „Von vollkommenem norddeutschen Nationalgehalt“. Stereotyp und Komik in Lessings Minna von Barnhelm bei der Uraufführung am Stadttheater Hamburg und in der weiteren Rezeption 10:30–11:15 Nina Birkner (Jena): Bürgerliches Theater? Zu F. L. Schröders Bühnenbearbeitung Figaro’s Heirath. Lustspiel in fünf Aufzügen nach dem Französischen des Beaumarchais 11:15–11:45 Kaffeepause 11:45–12:30 Peter W. Marx (Köln): Hamburg und die Entdeckung Shakespeares für die Deutschen 12:30–13:15 Jacqueline Malchow (Hamburg): Der Hamburger Kaufmann von Venedig. Übersetzung, Bearbeitung und Inszenierung von Schröder bis Schlegel 13:15–14:45 Mittagspause 14:45–15:30 Martin Jörg Schäfer (Hamburg): King Lear in den 1770ern: London, Hamburg, Leipzig 15:30–16:15 Norbert Greiner (Hamburg): Britische und Hamburgische Dramaturgie der Komödie – das Hamburger Theater als interkultureller Verhandlungsort 16:15–17:00 Ursula Kramer (Mainz): Messlatte Shakespeare? Zur Bedeutung der Schauspielmusik am Hamburger Stadttheater ab 17:15 Abschlussdiskussion