Morbus Cushing (Hyperadrenokortizismus)

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Morbus Cushing (Hyperadrenokortizismus)
Was ist bedeutet Morbus Cushing?
Das Hormon Kortisol wird in den Nebennieren gebildet. Die Nebennieren sind zwei
kleine Organe, die in der Nähe der Nieren liegen. In normalen Mengen ist Kortisol für
eine gesunde Funktion des Körpers wichtig. Wenn ein Tier zu wenig Kortisol im
Körper hat, kann es krank werden und letztendlich daran sterben
(Hypoadrenokortizismus). Zu viel Kortisol im Körper (Morbus Cushing) führt ebenfalls
zu Krankheitserscheinungen; die betroffenen Individuen sterben aber in der Regel
nicht daran.
Wodurch wird eine zu hohe Kortisol-Konzentration im Körper verursacht?
Die natürliche Form des Morbus Cushing ist bei älteren Hunden relativ häufig, bei
Katzen aber sehr selten. Wenige Hunde und Katzen (ca. 15 %) mit natürlich
entstandenem Morbus Cushing haben einen kleinen Tumor in einer ihrer
Nebennieren. Dieser Tumor produziert ständig zu viel Kortisol und verursacht die
typischen Symptome. Die meisten Hunde und Katzen aber (85% bis 90%) haben
einen kleinen Tumor, der sich in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) befindet. Diese
liegt an der Unterseite des Gehirns. Diese Krankheitsform nennt man hypophysären
Hyperadrenokortizismus. Bei den betroffenen Tieren sendet der Tumor ständig ein
Signal an die Nebennieren, dass ihnen sagt, dass sie Kortisol produzieren und in den
Blutkreislauf ausschütten sollen. Das Signal wird in Form eines Eiweißstoffes (das
Hormon ACTH) über den Blutkreislauf an Nebennieren gesendet. Dieses Signal wird
im Überschuss produziert und bewirkt, dass beide Nebennieren größer werden, und
dass permanent zu viel Kortisol produziert wird und somit zur Entwicklung des
Morbus Cushing führt.
Was sind die Symptome eines Morbus Cushing?
Der ständige Überschuss von Kortisol im Körper kann zu vielen verschiedenen
Symptomen führen. Nicht alle Hunde haben die gleichen Symptome, aber die
meisten haben wenigstens zwei oder drei der häufigsten Veränderungen.
Die häufigsten Symptome sind:
1. Erhöhte Urinproduktion und vermehrtes Trinken:
Viele Hunde setzen länger oder häufiger Urin ab als normalerweise. Einige
Tiere produzieren so viel Urin, dass sie diesen im Schlaf absetzen. Viele
(vorher stubenreine) Tiere beginnen, in die Wohnung zu urinieren. Zusammen
mit der erhöhten Urinproduktion entwickeln die Tiere ein starkes Durstgefühl;
dieses erscheint dem Besitzer meist weniger problematisch als das Problem
mit dem Urinabsatz.
2. Ausgeprägtes Hungergefühl:
Hunde mit Cushing haben fast immer einen guten Appetit und manche haben
einen ständigen Heißhunger.
3. Fehlendes Nachwachsen der Haare nach Haarverlust:
Meist tritt der Haarverlust entlang des Rückens, des Schwanzes und der
Hinterseite der Hinterbeine auf. Durch den Haarverlust kann es zu einem
dünnen Fell, aber auch zu völligem Haarausfall kommen. Hunde mit Morbus
Cushing verlieren fast nie Fell der Kopfregion oder der Pfoten.
4. Muskelschwäche:
Diese kann dadurch in Erscheinung treten, dass der Hund Probleme beim
Treppensteigen oder beim Springen ins Auto hat. Durch die Muskelschwäche
sind die Hunde bei langen Spaziergängen schnell erschöpft. Außerdem kann
den Hunden das Aufstehen nach dem Sitzen oder Liegen schwer fallen.
Viele Hunde hecheln zudem vermehrt. Zusätzliche fallen Probleme wie dünne Haut,
Infektionen der Haut, oder eine vergrößerte tastbare Leber auf. Auch Blutwerte und
der Urin können Veränderungen aufweisen. Urin von erkrankten Hunden ist oft
verdünnt und auch Harnwegsinfektionen kommen häufig vor.
Leberwertveränderungen bestehen bei den meisten Patienten. Trotzdem kommt es
meist nicht zu einer Beeinträchtigung der Leberfunktion. Hunde, die unter Cushing
leiden, haben hohe Blutfette und häufig einen erhöhten Blutdruck.
Welche Tests müssen durchgeführt werden?
Tierärzte empfehlen normalerweise eine Blut- und Urinuntersuchung, bei der die o. g.
Auffälligkeiten festgestellt werden. Eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs sollte
gemacht werden, da die erkrankten Hunde meist älter sind und es wichtig ist, eine
Erkrankung des Atmungstraktes und der Lunge auszuschließen. Eine
Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes oder eine Röntgenaufnahme wird
außerdem empfohlen, da:
1. ca. 50 % der Tumoren der Nebenniere durch eine Röntgenaufnahme des
Bauchraumes und mehr als 90 % der Tumoren der Nebenniere durch eine
Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes dargestellt werden können
2. bei einem hypophysären Cushing vergrößerte Nebennieren mittels Ultraschall
dargestellt werden können
3. die Untersuchung des Bauchraumes Aufschluss über erwartete (vergrößerte
Leber, Fettansammlung) und andere Probleme gibt.
Wenn nach diesen Untersuchungen der Verdacht auf einen Morbus Cushing besteht,
sollten spezielle Hormontests durchgeführt werden, um die Diagnose zu bestätigen.
Drei Tests werden hierzu verwendet: der ACTH-Stimulations-Test, den LDDS-Test
und den Urin-Kortisol-Kreatinin-Quotienten. Der Urin-Kortisol-Kreatinin-Quotient wird
zunächst als Suchtest durchgeführt. Ist er positiv, muss noch ein ACTH-StimulationsTest oder ein LDDS-Test durchgeführt werden. Alle diese Tests werden routinemäßig
verwendet und jeder hat seine Vor- und Nachteile. Manchmal sind zusätzliche Tests
notwendig, um zwischen der hypophysären Form und einem Turmor der
Nebennieren zu unterscheiden.
Welche Therapie ist notwendig und muss ich meinen Hund wirklich behandeln
lassen?
Dies können nur Sie als Besitzer entscheiden: Unbehandelte Hunde erscheinen oft
schwach, haben ungewöhnlichen Heißhunger und trinken viel; außerdem sind sie
weniger aktiv. Unbehandelte Hunde haben ein hohes Risiko, eine
Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), eine Lungenembolie oder
Harnsteine zu entwickeln. Sie haben eine reduzierte Immunabwehr und neigen zu
Haut- oder Blaseninfektionen. Sie können zudem an Diabetes mellitus
(Zuckerkrankheit) erkranken. Daher wird aus tierärztlicher Sicht zu einer Behandlung
in jedem Fall geraten.
Je nach Ergebnis der Untersuchungen, wird der Tierarzt Ihnen eine Therapie mit
Medikamenten oder eine Operation empfehlen. Ein Tumor der Nebenniere kann
operativ entfernt werden (Adrenalektomie). Diese Operation ist jedoch technisch
schwierig und sollte nur von Spezialisten durchgeführt werden. Ein hypophysärer
Cushing sowie auch ein Nebennierentumor kann medikamentös behandelt werden.
Hierbei wird ein Medikament verabreicht, das die Herstellung (Synthese) von Kortisol
in den Nebennieren hemmt. Dieses Medikament muss täglich und lebenslang
gegeben werden. Mit dieser Therapieform kann man den Morbus Cushing sehr
effektiv behandeln. Jedoch dauert es häufig viele Wochen bis alle Symptome
kontrolliert sind. Die Dosis des Medikamentes muss von Ihrem Tierarzt regelmäßig
kontrolliert werden.
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