Das Magazin für moderne Landwirtschaft SONDERDRUCK aus top agrar 05/2011 Circo-Check: Geimpft oder nicht geimpft? Mit dem BacuCheck lässt sich jetzt überprüfen, ob Ferkel gegen PCV 2 geimpft wurden und ob sie auch tatsächlich die volle Impfdosis erhalten haben. Enger Kontakt zum Ferkelerzeuger in Dänemark Mit dem BacuCheck hat Betriebsleiter Heinrich Bürenheide die Möglichkeit, den Impfstatus der dänischen Mastläufer zu prüfen. V ertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – diesem Motto folgt Heinrich Bürenheide, Betriebsleiter der 20 000er Schweinemastanlage in Todendorf im Landkreis Güstrow, auch, wenn es um die Qualität der Mastläufer geht. Bürenheide, der den Betrieb nach der Wende erfolgreich in eine eingetragene Genossenschaft umgewandelt hat, bezieht bereits seit 1995 Ferkel direkt aus Dänemark. Todendorf wird von zwei Ferkelerzeugern aus der Nähe von Kolding regelmäßig mit Ferkeln beliefert. In Dänemark werden die Ferkel gegen Ileitis, APP (Serotyp 2) und seit Juli 2010 auch gegen PCV 2 geimpft. Und bei Ankunft in Todendorf erhalten sie zusätzlich noch eine Mykoplasmen- sowie eine APPImpfung mit einer stallspezifischen Vakzine. überreicht durch: „Wir pflegen gute Kontakte zu den dänischen Ferkelerzeugern und zum betreuenden Tierarzt. Alle drei waren bereits mehrfach in Todendorf, um unseren Betrieb und unsere Anforderungen an die Qualität der Ferkel kennenzulernen“, beschreibt Bürenheide das gute Verhältnis zu seinen dänischen Partnern. Zudem wird dem Anlagenleiter einmal monatlich über die dänische SPF-Organisation ein zweiseitiger Bericht zugeschickt, in dem er über Veränderungen und den Gesundheitszustand in den Ferkelerzeugerbetrieben informiert wird. Dennoch willigte Bürenheide schnell ein, als ihm sein Tierarzt Olaf Skoeries anbot, den PCV 2-Impfstatus der dänischen Ferkel mit Hilfe des neuen BacuCheck-Testverfahrens überprüfen zu lassen. „Schließlich geht die Circoimpfung seit Januar voll auf unsere Rechnung, und ich bin von Haus aus ein skeptischer Mensch. Es soll ja schon vorgekommen sein, dass das eine oder andere Ferkel in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nur die halbe Impfdosis bekommen hat“, argumentiert Heinrich Bürenheide. Denn verzichten möchte er auf die Wirkung der Circoimpfung auf keinen Fall mehr. Immerhin hat sie dem Betrieb noch einmal einen deutlichen Leistungsschub beschert. „Wir haben bei den täglichen Zunahmen bereits im vorletzten Jahr die 900 g-Marke überschritten. In 2010 lagen wir im Schnitt bei 947 g Zunahmen, bei einem Magerfleischanteil von 55 % und 1,63 % Verlusten – zuzüglich 1,42 % selektierte Tiere, die vorzeitig zum Schlachten gingen. Seitdem wir gegen PCV 2 impfen, sind die täglichen Zunahmen aber nochmals um 50 bis 70 g gestiegen“, zieht Bürenheide nicht ohne Stolz Bilanz. Impfnachweis mithilfe von Baculo-Antikörpern Und so funktioniert der Test: Mit den bisher üblichen Elisa-Tests konnte nur zwischen IgM- und IgG-Antikörpern unterschieden werden. Aus dem Verhältnis beider Antikörper kann man bestimmen, wann sich das Tier mit dem Circovirus auseinandergesetzt hat und daraus den optimalen Impfzeitpunkt ableiten. Eine Unterscheidung zwischen Feldvirus- und Impfantikörpern hingegen war bislang nicht möglich. Man konnte also nicht sagen, ob die Ferkelpartie geimpft wurde oder nicht. Diese Möglichkeit ergibt sich erst jetzt durch den neu entwickelten BacuCheckElisa. Das gilt zumindest für Ferkel, die mit dem PCV 2-Impfstoff von Intervet geimpft wurden. Denn auf ihn wurde der Test speziell zugeschnitten. Für den Nachweis hat man die für die Immunantwort wichtigen Strukturproteine des PCV 2-Virus aus dem Genom herausgeschnitten und für die Impfstoffherstellung einem Baculo-Expressionssystem (Baculo-Marker) eingepflanzt. Wird ein Schwein mit der Vakzine geimpft, bildet es Antikörper – sowohl gegen das PCV 2als auch gegen den Baculo-Marker. Intervet Deutschland GmbH Feldstrasse 1a · 85716 Unterschleißheim, Germany www.msd-tiergesundheit.de Für den Test werden vom Tierarzt von zehn Ferkeln einer Partie und Altersgruppe Blutproben gezogen. 12. Lebenswoche vermehrt zu unspezifischen Reaktionen des Testsystems kommen kann. Es könnten daher vermehrt falsch positive Testergebnisse auftreten. Es wird empfohlen, für den Test zehn Blutproben aus einer Altersgruppe und derselben Ferkelpartie zu ziehen. „In jedem Fall sollten die Ergebnisse immer von einem Tierarzt interpretiert werden“, rät Dr. Tilmann Kühn vom Leipziger Analyselabor Synlab, der das Testverfahren entwickelt hat. „Denn Impfungen sind biologische Reaktionen, bei denen man nie eine 100%-ige Erfolgsquote erzielt. Jedes Tier reagiert anders. Zudem sind zum Impfzeitpunkt nicht alle Schweine topfit und damit impffähig.“ Als geimpft wird eine Ferkelpartie angesehen, wenn mindestens 80 % der beprobten Tiere auf den Test positiv reagieren. Der Cut-Off, also der Grenzwert, ab dem man von einer positiven Impfreaktion ausgeht, wurde bei einem Titer von 0,3 festgelegt. Mäster kann die Tiere noch beim Einstallen prüfen „Um zu überprüfen, ob das neue Testverfahren sicher funktioniert, haben wir in der Startphase im vergangenen Herbst zunächst doppelte Blutproben gezogen“, berichtet Tierarzt Olaf Skoeries, „einmal im dänischen Ferkelerzeugerbetrieb bei Und genau darauf beruht der Markereffekt: Schweine, in deren Blut sich sowohl Antikörper gegen das Circo- als auch gegen den Baculo-Marker nachweisen lassen, wurden eindeutig mit dem Intervet-Impfstoff geimpft. Tiere, die hingegen nur Antikörper gegen das Circovirus aufweisen, wurden entweder gar nicht oder mit einem anderen Circo-Impfstoff geimpft. Und Schweine mit schwacher Immunantwort haben eventuell nicht die volle Impfdosis erhalten oder waren zum Zeitpunkt der Impfung nicht voll impffähig. Test bis zur 12. Woche Angewendet werden kann der Test bei Schweinen im Alter von 5 bis maximal 12 Wochen – vorausgesetzt, die Ferkel wur- Da der BacuCheckElisa speziell auf den Intervet-Impfstoff zugeschnitten ist, funktioniert er nur bei Porcilisgeimpften Ferkeln. den im Alter von drei Wochen geimpft. Früher geht nicht, da sich die Impfantikörper frühestens zwei Wochen nach der PCV 2-Impfung nachweisen lassen. Und später funktioniert nicht, da es nach der fünf Wochen alten Ferkeln, und dann noch ein zweites Mal bei Ankunft der gleichen Läufergruppe in Todendorf im Alter von zehn Lebenswochen.“ Beprobt wurden jeweils zehn Tiere. Der BacuCheck eignet sich nicht für die Einzeltier-, sondern nur für die Herdendiagnostik. Fotos: Lehnert, Werkbild (1) Einer von 40 Mastställen der 20 000er Mastanlage in Todendorf. Tierarzt Olaf Skoeries betreut die Todendorfer Anlage. Mit seinen dänischen Kollegen, die für die Sauenbetriebe zuständig sind, tauscht er sich regelmäßig aus. „Unseren Ferkellieferanten in Dänemark mussten wir nicht lange überreden, sich an der Blutuntersuchung zu beteiligen. Ihn interessierte das Ergebnis selbst sehr. Denn dadurch bot sich ihm die Gelegenheit, die Arbeit seines ukrainischen Mitarbeiters, der im Abferkelstall für das Impfen zuständig ist, einmal genauer unter die Lupe zu nehmen“, schildert Tierarzt Skoeries. Anfangsverdacht bestätigte sich nicht Tatsächlich reagierten bei der ersten Untersuchung nur 60 % aller Ferkel positiv auf den Test. „Das machte uns zunächst misstrauisch, ob nicht doch irgendetwas mit der Impfung falsch lief“, erinnert sich Betriebsleiter Bürenheide. Bei der zweiten und dritten Probennahme reagierten dann allerdings nahezu 100 % aller Läufer auf den Test. Zudem gab es eine große Übereinstimmung zwischen den Blutproben, die im dänischen Ferkelerzeugerbetrieb gezogen worden waren und den Proben, die Tierarzt Skoeries bei Ankunft in Todendorf entnommen hatte. „Für mich als Mäster ist auf jeden Fall entscheidend, dass ich auch nach Ankunft der Läufer noch die Möglichkeit habe, den Impfstatus der Tiere zu überprüfen“, betont Heinrich Bürenheide. Wobei es seiner Meinung nach nicht nötig ist, jede einzelne Ferkelpartie zu checken. Es reicht vielmehr, den Impfstatus stichprobenartig alle drei bis sechs Monate zu überprüfen. „Die 100 €, die die Untersuchung der zehn Proben dann kostet, sind gut angelegtes Geld“, ist Bürenheide überzeugt. In der derzeitigen Startphase bietet Intervet den betreuenden Tierärzten ohnehin volle finanzielle Unterstützung an und übernimmt die Untersuchungskosten. Inzwischen interessieren sich nach Auskunft von Synlab auch einige FerkelErzeugergemeinschaften für das Testsystem. Denn mit dem BacuCheck bietet sich ihnen die Möglichkeit, den Impfstatus ihrer Tiere neutral begutachten und zertifizieren zu lassen – ein zusätzliches Qualitätskriterium für die Vermarktung. „Wir müssen nur aufpassen, dass wir in gut funktionierenden FerkelerzeugerMäster-Ehen mit dem Test kein Misstrau- en säen“, gibt Tierarzt Olaf Skoeries zu bedenken. Der einzige Nachteil des neuen Testverfahrens ist allerdings, dass der BacuCheck derzeit nur bei Ferkeln angewendet werden kann, die mit „Porcilis PCV“ von Intervet geimpft wurden. „Zwar wird auch die Boehringer-Vakzine mithilfe des Baculo-Expressionsverfahrens hergestellt. Die Impfstoffe unterscheiden sich jedoch in ihrer technischen Aufbereitung. Porcilis enthält einen höheren Antigengehalt. Zudem wird sowohl im Impstoff als auch auf der Testplatte mit den gleichen Antigenen gearbeitet. Daher ist der BacuCheck optimal auf die Intervet-Vakzine zugeschnitten“, gibt der Entwickler, Dr. Tilman Kühn, zu bedenken. Wir fassen zusammen ■■ Das Synlab-Labor in Leipzig hat mit dem BacuCheck-Elisa einen Nachweis für die Circoimpfung entwickelt. Damit lässt sich nicht nur überprüfen, ob die Ferkel überhaupt geimpft wurden, sondern auch, ob sie die volle Impfdosis erhalten haben. ■■ Der Test kann bei Ferkeln zwischen der 5. und 12. Lebenswoche angewendet werden. Er eignet sich daher sowohl für Ferkelerzeuger bzw. Erzeugergemeinschaften als zusätzliches Qualitätskriterium für ihre Ferkel, als auch für Mäster, die den Impfstatus der von ihnen zugekauften Läufer stichprobenartig überprüfen wollen. ■■ Der Test funktioniert derzeit nur zum Nachweis der Porcilis PCV-Impfung, da das Testsystem speziell auf den CircoImpfstoff von Intervet zugeschnitten wurde. Henning Lehnert Dieser Sonderdruck wird mit besonderer Genehmigung des Landwirtschaftverlages GmbH, Hülsebrockstraße 2–8, D-48165 Münster, herausgegeben.