Die Suche nach extrasolaren Planeten

Werbung
Die Suche nach extrasolaren Planeten
Prof. Dr. Artie Hatzes
Direktor Thüringer Landessternwarte
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
Die Thüringer Landessternwarte
• 1960 gegründet
• Forschungsschwerpunkte:
- Extrasolare Planeten
- Gamma Ray Bursts
- Extragalaktik
- Stellare Oszillation
- Sternentstehung
- Quasare
Die Thüringer Landessternwarte betreibt 3 Teleskope: ein 2-MeterSpiegel-Teleskop (Bild), ein 30-Zentimeter automatisches Teleskop
und LOFAR, ein Radioteleskop.
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
2
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
3
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
4
Die Themen des Vortrags
Extrasolare Planeten
• Hintergrund
• Suchtechniken
- Dopplermethode
- Photometrische Transits
• Die CoRoT-Mission
• LOFAR
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
5
Warum suchen wir nach extrasolaren
Planeten?
Um Antworten auf diese Fragen zu finden:
• Wie entstehen Planetensysteme?
• Ist die Entstehung von Planeten ein seltener oder ein häufiger
Vorgang?
• Wie einzigartig ist unser Sonnensystem?
• Unter welchen Bedingungen entsteht Leben?
• Wie außergewöhnlich ist Leben in unserer Galaxie?
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
6
Beispiel für eine Galaxie:
Andromeda
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
7
Wie können wir extrasolare
Planeten finden?
Das sind die beiden
erfolgreichsten Ansätze:
• der sogenannte
Doppler Wobble
• die photometrische
Transitmethode
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
8
Mit dem Doppler-Effekt
auf Planetenjagd
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
9
Wie nutzen Astronomen
den Doppler-Effekt?
Sie messen die Verschiebung des Lichts im
roten bzw. blauen Wellenlängenbereich.
Die Verschiebung entsteht, wenn sich ein
Objekt vom Beobachter weg oder auf den
Beobachter zu bewegt.
Die Lichtverschiebung gibt Auskunft über die
Geschwindigkeit.
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
10
Die Bewegung der Spektrallinien
aufgrund des Doppler-Effekts
radialvelocitydemo.htm
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
11
Radialgeschwindigkeitsmessung
am Beispiel unserer Sonne
Jupiter: 12 m/s, 11 Jahre
Saturn: 3 m/s, 35 Jahre
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
12
51 Pegasi b,
der erste extrasolare Planet
Michel Mayor & Didier Queloz 1995
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
13
51 Pegasi b,
der erste extrasolare Planet
Umlaufzeit = 4,3 Tage
Abstand vom Stern =
0,05 Astronomische
Einheiten
Masse ~ 0,45 MJupiter
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
14
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
15
Die photometrische Transitsuche
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
16
Die photometrische Transitsuche
Beispiel für ein Transitereignis:
Der Planet Merkur zieht vor der Sonne vorbei
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
17
Die photometrische Transitsuche
Die Lichtkurve ändert sich, wenn
sich ein Planet vor den Stern schiebt
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
18
Die photometrische Transitsuche
Um einen Transit zu beobachten, müssen wir fast genau
auf seine Bahnebene schauen.
Die Wahrscheinlichkeit dafür ist p = R/a (der Radius des
Sterns / Bahnradius). Für Planeten mit kurzen Perioden
p = 0,1.
Um die Wahrscheinlichkeit
zu erhöhen, dass man ein
Transitereignis findet, muss
man viele Sterne gleichzeitig beobachten.
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
19
R*
radius
Die Transitereignisse verraten uns
den Radius der extrasolaren Planeten
Aus Masse (Radialgeschwindigkeitsmessung) und
Radius ergibt sich die Dichte des Planeten.
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
20
Um das Transitereignis zu bestätigen, sind
Radialgeschwindigkeitsmessungen nötig
Radialgeschwindigkeitsmessung
Transitereignis
• Masse
= 0,63 MJupiter
• Radius
• Dichte
= 1,35 RJupiter
= 0,38 g cm-3
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
21
Die CoRoT-Mission
Transitsuche im Weltall
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
22
Die CoRoT-Mission
COnvection, ROtation, Transits (CoRoT)
Ein Projekt der französischen Raumfahrtagentur
CNES (Leitung: Annie Baglin)
in Kooperation mit
Deutschland, Spanien,
Belgien, Österreich und
Brasilien
Zum deutschen Team gehören Heike Rauer und Anders
Erickson (DLR), Martin Pätzold (Uni Köln), Artie Hatzes
und Günther Wuchterl (Thüringer Landessternwarte)
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
23
Die CoRoT-Mission
Die Ziele des Projekts
CoRoT hat zwei wissenschaftliche Aufgaben:
Asteroseismologie und Exoplaneten
Seismo-Feld: ~10 Sterne/CCD
5 < V < 9.5
Exoplanetenfeld: ~ 6.000 Sterne/CCD
11 < V < 16
Exoplaneten werden mit der Transitmethode
entdeckt.
Stand heute hat CoRoT rund 126.000 Sterne
beobachtet und bisher 15 Transitplaneten entdeckt.
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
24
Die CoRoT-Mission
Transitsuche im Weltall
Das
Teleskop
(630 kg) +
1.000 kg
zusätzliches
Wasser
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
Das Satellitenteleskop CoRoT
wurde am 27.
Dezember 2006
vom Weltraumbahnhof Baikonur
aus in eine
Erdumlaufbahn
gebracht.
25
Die CoRoT-Mission
Transitsuche im Weltall
orbit
Die Flugbahn von CoRoT beim Start
if (WWIII) then
White House., U.S.A
else if (corot) then
orbit
end if
Washington, D.C.
Baikonur
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
26
Die CoRoT-Mission
Die Umlaufbahn
Ziel
Wirklichkeit
• a = 7.278,475 km
• e = 0.00169
• i = 89.984
• a = 7.278,189 km
• e = 0.00162
• i = 90.002
• Porb = 6176-6195 s
→ Die Umlaufbahn (Orbit) ist fast perfekt.
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
27
Die CoRoT-Mission
So beobachtet das Teleskop
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
28
Das Teleskop der TLS
mit dem CoRoT-Feld
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
29
Warum 150 Mio. Euro ausgeben, um vom
Weltraum aus zu beobachten?
Eine OGLE
Transit-Entdeckung von
der Erde aus
beobachtet
Die
Entdeckung
eines TransitEreignisses
durch CoRoT
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
30
Der erste CoRoT-Exoplanet:
CoRoT 1b
Umlaufzeit = 1,5 Tage
Masse = 1.03 MJup
Radius = 1.49 RJup
Dichte = 0.38 gm cm–3
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
31
Die Phasen-Variation
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
32
Planetenphasen und Sekundärtransit
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
33
Warum sind Transits wichtig?
Spitzer-Messungen des abgestrahlten Lichts
bei 8 µm von HD 189733
Knutson et al. 2007
Tmin = 700 C
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
Tmax = 940 C
34
CoRoT 1b:
der sekundäre Transit und die Phasenkurve
P = 1.5 Tage
Snellen et al. 2009
Die ersten Phasenkurven
und der zweite Transit
erstmals im optischen
Bereich gemessen
T = 2.100° C
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
35
CoRoT-1b
OGLE-TR-133b
CoRoT-3b
Größen- und Massevergleich
unterschiedlicher Objekte
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
Planet
CoRoT-1b
CoRoT-3b
OGLE-TR-133b
Massearmer
Stern
CoRoT-3b : Radius = Jupiter, Mass = 21.6 Jupiter
CoRoT-1b : Radius = 1.5 Jupiter, Mass = 1 Jupiter
OGLE-TR-133b: Radius = 1.33 Jupiter, Mass = 85 Jupiter
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
CoRoT-7b
der erste erdähnliche Planet mit
bekannter Masse und bekanntem Radius
Die meisten bisher entdeckten Exoplaneten
sind riesige Gasplaneten. Zwar wurden mit
dem Doppler-Effekt auch kleinere Planeten
entdeckt, aber ihre Masse ist nicht bekannt.
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
38
CoRoT-7b
Wie groß ist die Masse?
Leger et al. 2009
Tiefe = 0.035%
Umlaufzeit = 0,85 Tage
Radius = 1.6 RErde
Photometrische und spektroskopische Messungen deuteten
darauf hin, dass es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen
Planeten handelte: Alles was noch fehlte, war die Masse.
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
39
Geschwindigkeit (m/s)
CoRoT-7b
Die Bestimmung der Masse
Zeit (Tage)
Radialgeschwindigkeitsmessung
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
40
CoRoT-7b
Die Bestimmung der Masse
CoRoT-7b
P = 3.7 Tage
Masse = 12.4 ME
CoRoT-7c
P = 0.85 Tage
Masse = 6.6 ME
CoRoT-7d
P = 9 Tage
Masse = 16.7 ME
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
CoRoT-7b
Die Struktur
Dichte der Erde = 5,5 gm cm–3
Dichte von CoRoT-7b = 7,4 gm cm–3
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
42
CoRoT-7b: So könnte das
Planetensystem aussehen
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
43
CoRoT-7b
Größenvergleich
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
44
CoRoT-7b, c, d
10o Nur CoRoT-7b bewegt sich
auf einer Transitbahn.
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
45
CoRoT-Mission
Einige Zahlen
CoRoT-Beobachtungen bis jetzt:
- 126.000 Sterne
- Über 2.000.000.000 Messungen
- 15 Planeten
Bis zum Ende der verlängerten Mission:
- 200.000 Sterne beobachtet
- mehr als 4 Milliarden Messungen
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
46
LOFAR
Ein neues Radioteleskop
(LOw Frequency ARray)
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
47
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
48
LOFAR
Die verschiedenen Standorte
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
49
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
LOFAR
Ein neues Radioteleskop
Das Magnetfeld der Erde (Magnetosphäre)
schützt die Erde vor geladenen Teilchen.
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
52
LOFAR
Ein neues Radioteleskop
So sieht die Radiostrahlung von Jupiter aus.
Mit LOFAR suchen wir nach der Radiostrahlung
von riesigen Exoplaneten.
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
53
LOFAR
Ein neues Radioteleskop
• 18 LOFAR-Stationen in den NL, 5 in D, 1 in UK,
1 in Schweden, 1 in Frankreich
• Jede Station besteht aus einem Feld mit
Niedrigfrequenz-Antennen und einem Feld mit
Hochfrequenz-Antennen (jeweils 96).
• Die Antennen senden Daten per Glasfaserverbindung
zum LOFAR-Zentralrechner an der Universität in
Groeningen, Niederlande. Der Supercomputer
erzeugt Bilder aus den digitalen Signalen.
• LOFAR arbeitet im bisher weitgehend unerforschten
Frequenzbereich zwischen etwa 10 und 240 MHz.
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
54
LOFAR
Ein neues Radioteleskop
• Die LOFAR-Beobachtungen eines Monats
produzieren riesige Datenmengen: Petabytes an
Daten (1.000.000 Gigabytes)
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
55
Die Suche nach extrasolaren Planeten
Vielen Dank
für Ihre Aufmerksamkeit!
Prof. Dr. Artie Hatzes
Direktor Thüringer Landessternwarte
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
CoRoT-7d
CoRoT-7b
CoRoT-7c
Prof. Dr. Artie Hatzes, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
47
Herunterladen