Begriffliches Grundwissen Klasse 11 1 Lyrik 1.1 Alexandriner Jambisches Versmaß mit 6 Versfüßen und Zäsur nach der 3. Silbe. Unterscheidung zwischen heroischem Alexandriner (Paarreim) und elegischem Alexandriner (andere Reimstellung). 1.2 Anapäst Versmaß: unbetont-unbetont-betont --> vorwärtsdrängender Charakter 1.3 Daktylus Versmaß: betont-unbetont-betont 1.4 Jambus Versmaß: unbetont-betont 1.5 Metrum bezeichnet in der Verslehre die Grundmuster der Silbenbetonung (Jambus usw.) 1.6 Poetik Die Poetik ist die Lehre von der Dichtkunst. 1.7 Rhythmus bezeichnet in der Poesie zur metrischen Konstanz der Versmaße die Abfolge von verschiedenen Akzentmustern, siehe Versmaß; 1.8 Sonett Das Sonett (aus dem Italienischen: sonare = „tönen, klingen“ auch : Klanggedicht) ist eine Gedicht-Form. Der Name bedeutet „kleines Tonstück“ und wurde im deutschen Barock als „Klinggedicht“ übersetzt. Es besteht auch 2 Terzetten und 2 Quartetten. 1.9 Versfuß (auch Metrum) Der Versfuß ist ein antikes Stilmittel der Dichtung. Er bezeichnet die systematisch Aneinanderreihung von betonten und unbetonten Silben. 1.10 Hymne In der Dichtung ein der Ode vergleichbares Gedicht (Lobeshymne); Lobgesang ohne Endreim 2 Epik 2.1 Auktoriale Erzählsituation In der auktorialen Erzählsituation gehört der Erzähler selbst nicht zu der Geschichte, die er erzählt. Der Erzähler ist also selbst nicht Teil der dargestellten Welt, sondern schildert sie "allwissend" von außen, weswegen er auch oft als allwissender Erzähler bezeichnet wird. So kann er etwa schildern, was weiter passieren wird, was mit verschiedenen Charakteren zur gleichen Zeit an unterschiedlichen Orten geschieht usw. Generell weiß er auch mehr als seine Figuren - kann jedoch auch behaupten, nicht mehr zu wissen als der Leser. In dieser Erzählsituation treten häufig selbstreflexive Wendungen auf, in denen der Erzähler das Geschichtenerzählen selbst thematisiert, den Leser narrt, belehrt usw. In den erzählten Textstellen ist die 3. Person ("er"/"sie") vorherrschend. Die Grundform der auktorialen Erzählsituation ist die berichtende Erzählweise. Dieser gegenüber tritt die szenische Darstellung, die in derartigen Romanen auch genutzt werden kann, zurück. 2.2 Fabel (epische Form) Der Ausdruck Fabel bezeichnet eine in Vers oder Prosa verfasste Erzählung mit belehrender Absicht, in der vor allem Tiere, aber auch Pflanzen, Dinge oder fabelhafte Mischwesen menschliche Eigenschaften besitzen (Personifikation). Die Dramatik der Fabelhandlung zielt auf eine Schlusspointe hin, an die sich meist eine allgemeingültige Moral anschließt. 2.3 Fabel (Textgattung) 2.4 Fiktion Erfundene Inhalte und Sachverhalte in erzählten Texten; Gegenteil von Tatsachenbrichten. 2.5 Komödie Eine Komödie (=Lustspiel) (v. griech.: komodia = fröhlichen Umzug) ist ein Drama mit erheiterndem glücklich endet. Die unterhaltsame Grundstimmung übertriebene Darstellung menschlicher Schwächen, Publikums auch auf Kritik abzielen kann. Lied der Gemeinen; Gesang bei einem Handlungsablauf, der in der Regel entsteht dabei durch die die neben der Belustigung des Die Zuschauer fühlen sich zu den Figuren auf der Bühne entweder hingezogen, weil sie sich in ihnen wieder erkennen und sich mit ihnen leicht identifizieren können, oder aber sie blicken auf sie herab und verlachen sie, weil sie als Ausdruck einer Schwäche empfunden werden, die es zu vermeiden gilt. Schwankt dieses Gefühl, spricht man von einer Tragikomödie. Griechische/Römische Komödie: a)Alte Komödie: oft ätzende Kritik an gesellschaftlichen und politischen Zuständen, verbunden mit Angriffen gegen lebende Personen, sowie eine meist nur locker gefügte Handlung. b)Neue Komödie: lebt mehr von der Komik der dargestellten Handlung 16. Jahrhundert bis 18. Jahrhundert: Komödien waren über lange Zeit bei Wandertheatern zu Hause. Ab dem 16. Jahrhundert begann in Europa die Einrichtung fester Häuser, die aber meist weiter von wandernden Theatertruppen bespielt wurden. Die Komödie als Theaterform nahm im 16., 17. und 18. Jahrhundert neuen Aufschwung. Autoren wie William Shakespeare, Molière in Frankreich, Carlo Goldoni in Italien sowie Gotthold Ephraim Lessing in Deutschland sind hier zu nennen. 2.6 moderner Roman Der postmoderne Roman ist die literarische Erscheinungsform der Postmoderne, einer intellektuellen Strömung, die sich in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts ausgehend von den USA und Frankreich überall in der westlichen Welt als Gegenbewegung gegen eine zunehmend als steril und totalitär empfundene Moderne manifestiert hat, zuerst in der Architektur und dann auf dem Wege der Übertragung dieses Begriffs in der Philosophie und der Literatur. 2.7 netral(e Erzählsituation) Der Erzähler erzählt eine Handlung ohne seine eigene Meinung und Gedanken einfließen zu lassen 2.8 Parabel Eine Parabel ist eine kurze, lehrhafte Erzählung, die eine allgemeine sittliche Wahrheit oder Lebensweisheit durch einen Vergleich aus einem anderen Vorstellungsbereich verdeutlicht. Eine Parabel hat symbolische Bedeutung und individualisiert und konkretisiert eine Handlung. Sie ist eine Aufforderung zum Erkennen als Beispiel und soll den Leser dazu bringen, das Gemeinte als Allgemeines herzuleiten. Der Leser muss die Arbeit des Autors umgekehrt nachvollziehen. 2.9 Personale Erzählsituation Die Anwesenheit des Erzählers wird dem Leser nicht bewusst. Der Leser nimmt die Erzählung aus Sicht einer bestimmten Figur, der sogenannten Reflektorfigur (oder auch persona), wahr. Die Seinsbereiche von Erzähler und Figur sind jedoch nicht identisch. In den erzählten Passagen ist die dritte Person ("er"/"sie") vorherrschend, es wird aber vorwiegend aus der Innenperspektive der Reflektorfigur erzählt. Daher sind Voraussagen oder Wissen darüber, was andernorts geschieht, eher nicht zu erwarten. Der Leser erhält nur eingeschränkten Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der Figuren: Gefühle und Gedanken einer bestimmten Figur der Erzählung (der Reflektorfigur) werden bekannt. 2.10 Prolog Der Prolog bedeutet soviel wie "Vorwort". Es besteht aus den Bestandteilen "pro" (griechisch "vor") und "logos" (griechisch "Wort"). Entsprechend bezeichnet der Epilog das Nachwort. Ein Prolog ist eine Einleitung, Vorrede oder auch ein Vorwort. Im Drama dient diese Vorrede der Erläuterung des Sinnes des Stücks. Dabei kann die Handlung des Prologes mit dem Stück verbunden sein, jedoch auch losgelöst von dem eigentlich Drama in die Thematik einführen. Der Prolog kann ein Dialog von zwei Protagonisten, jedoch auch ein Monolog einer dem Stück zugehörigen oder neutralen Person sein. Das Gegenstück des Prologs ist der Epilog. 2.11 Tragödie Die Tragödie gehört zu den literarischen Grundmustern, ist eine Form des Dramas, die sich bis in das antike Griechenland zurückführen lässt. Das Wort "Tragödie" kommt aus der griechischen Sprache und bezeichnet einen "Bocksgesang" [griech.:tragodia]. Beim Dionysoskult wurden Umzüge mit Maske und Bocksfell [griech.:tragos] (Darstellung des Gottes selbst oder seines Begleiters Satyrn) aufgeführt. Eine deutsche Form der Tragödie ist das Trauerspiel; die beiden Begriffe sind jedoch nicht genau deckungsgleich. Der Begriff Trauerspiel ist eine Übersetzung von Philipp von Zesen. Die Situation der Hauptfigur verschlechtert sich unausweichlich; das Stück endet mit ihrem Tod. Das Scheitern des tragischen Helden ist dabei unausweichlich, seine Ursache liegt in der Konstellation und dem Charakter der Figur. Der Keim der Tragödie ist, dass der Mensch über das ihm zugeteilte Schicksal hinausgehen will. Hierbei bedeutet "tragisch" aber nicht wie in der Alltagssprache häufig verwendet, dass etwas sehr traurig ist, sondern dass sich jemand in einem unauflösbaren Dilemma befindet und dadurch "schuldlos schuldig" wird, wie zum Beispiel Ödipus, Orestes oder Hamlet. Nach einer Interpretation schrieb Aristoteles in seiner Poetik der Tragödie geradezu psychologische Wirkungsmacht zu: Die Zuschauer sollten in der Aufführung Mitleid (eleos) und Furcht (phobos) für den Helden empfinden und in der Anschauung seines tragischen Schicksals eine Reinigung (Katharsis) von eben diesen Gefühlen erleben. 2.12 Zeitdeckung Annähernd gleiche Dauer von Geschehen und (Vor-)Lesen einer Geschichte (von Erzählzeit und erzählter Zeit). 2.13 Zeitdehnung Deutlich längere Dauer des (Vor-)Lesens einer Geschichte als des Geschehens selbst (Überschuß der Erzählzeit über die erzählte Zeit). Dies kann erreicht werden (a) durch Einschübe der auktorialen Erzählinstanz in die Darstellung eines Vorgangs, (b) durch mehrmalige, je zeitdeckende Darstellung eines einmaligen Vorgangs (,repetitive Erzählfrequenz’) oder (c) durch analysierende Detaildarstellung eines rasch ablaufenden Vorgangs (,Zeitlupe’). 2.14 Zeitraffung Sehr hohes Erzähltempo--> Bsp: Manns Buddenbrooks: Behandelt ganze Generationen, lässt sich aber in sehr kurzer Zeit lesen. 2.15 erzählte Zeit jener Zeitraum, über die sich die Geschichte inhaltlich erstreckt. 2.16 Erzählzeit Erzählzeit bezeichnet in der Literaturwissenschaft die Zeitspanne, die ein Leser für die Lektüre eines Textes, zum Sehen eines Films, Hören eines Hörspiels (oder vergleichbaren Vorgängen) braucht. Bei Texten wird die Erzählzeit entweder in Durchschnittszeiten für die Lektüre oder in Seiten bzw. Wörtern angegeben. Bei einem Film oder Hörspiel entspricht die Erzählzeit der Länge des Films, bei Dramen der Länge der Aufführung. 2.17 Leitmotiv Ein Beispiel in der Literatur für die Technik des Leitmotivs stellen die Zahnprobleme der Protagonisten als wiederkehrendes Symbol für den Verfall der Familie Buddenbrook im gleichnamigen Roman von Thomas Mann dar. 3 Dramatik 3.1 Antagonist Antagonist (Literatur), in der Literatur und beim Film die Kraft, deren Zwecke sich nicht zeitgleich mit denen des Protagonisten verwirklichen lassen, sein Widerspiel 3.2 Aposiopese Die Aposiopese (vom griechischen aposiopao, "abbrechen, verstummen", lateinisch reticentia) ist eine rhetorische Figur, bei der ein Satz abgebrochen wird, bevor er beendet ist, und der letzte Teil durch eine Pause ersetzt wird. Der Abbruch kann z.B. emotionale Überwältigung, (vergl. Pathos) zum Ausdruck bringen. Manchmal kann man auch den Faden verloren haben, oder nach einem Wort suchen. Dann ist es eine Aufforderung zur Hilfe. Oft ist es auch ein Abbruch, der auf gemeinsames Wissen und die Unnötigkeit der Fortsetzung des Satzes hinweisen soll. Der Dialogpartner soll den Satz in Gedanken oder laut ergänzen. 3.3 Botenbericht Der Botenbericht ist ein technisches Stilmittel in Theaterstücken. Er dient dazu, das Publikum in Kenntnis von Ereignissen zu setzen, die für die Handlung wichtig sind, die aber nicht direkt auf der Bühne dargestellt werden können (beispielsweise eine Hinrichtung). Der Kniff des Theaterautors ist in diesem Fall, eine Person auf der Bühne einer anderen einen Bericht über diese Ereignisse abliefern zu lassen; durch diese Rede erhält das Publikum dann die Kenntnis, die es zum Verständnis des Handlungsfortgangs benötigt. 3.4 bürgerliches Trauerspiel Das bürgerliche Trauerspiel ist ein Drama, dessen Tragik sich nicht mehr in Schicksalen aus der Welt des Hochadels, sondern des Bürgertums entfaltet. Der Terminus Bürgertum ist jedoch nicht nur unter soziologischen, sondern auch unter ethischen Gesichtspunkten zu betrachten, da es sich bei der bezeichneten Gruppe um eine Gesinnungsgemeinschaft handelt, der Personen vom niederen Adel bis zum Kleinbürgertum angehören können, die sich aber durch einen ausgeprägten Moralkodex vom Hochadel abzugrenzen suchen. 3.5 Chor In der antiken griechischen Tragödie eine Gruppe von Schauspielern, Sängern oder Tänzern, die die Handlung kommentierend begleitet. 3.6 Aristotelische Einheiten Die drei Aristotelischen Einheiten sind nach dem griechischen Philosophen Aristoteles benannte Prinzipien bei der Konstruktion von Dramen. Hierbei müssen die drei Einheiten Zeit, Raum und Handlung kontinuierlich fortlaufen. Das bedeutet, dass Zeitsprünge, Nebenhandlungen und Ortsveränderungen ausgeschlossen sind. Zur aristotelischen Theatertheorie zählen auch der Aufbau in fünf Akte und die damit verbundene klimaxorientierte Konstruktion. 3.7 Dramendreieck Die Aufgaben der fünf Akte des klassischen Dramas wurden durch Horaz in seiner "Ars poetica" festgelegt. Viele Dramen der Antike und des 17. und 18. Jahrhunderts halten sich an diese Einteilung; moderne Dramen weichen häufig davon ab. Die klassischen erzählerischen Funktionen der fünf Akte sind wie folgt: 1. Exposition (Einleitung) Die handelnden Personen werden eingeführt, der dramatische Konflikt kündigt sich an. 2. Komplikation (Steigerung) Steigende Handlung – mit erregendem Moment Die Situation verschärft sich. 3. Peripetie (Umkehr der Glücksumstände des Helden) Die Handlung erreicht ihren Höhepunkt (Klimax). 4. Retardation (Verlangsamung) Fallende Handlung – mit retardierenden (aufschiebenden, hinhaltenden, verlangsamenden) Momenten Die Handlung verlangsamt sich, um in einer Phase der höchsten Spannung auf die bevorstehende Katastrophe hinzuarbeiten. 5. Katastrophe oder Lysis/Dénouement a) Es kommt zur Katastrophe z. B. Hamlet : sein Tod, Massensterben b) Alle Konflikte werden gelöst z. B. Nathan der Weise : alle sind verwandt und glücklich, Massenumarmung 3.8 Epilog Schlussrede, nachspiel im Drama 3.9 Eleos Eleos (griech.) war in der griechischen Mythologie die Personifikation des Mitleides; er hatte nur auf dem Markt von Athen einen Altar, bei welchem Flüchtlinge Zuflucht suchten. Zu den bekannteren dieser Flüchtlinge zählen Adrast un die Herakliden. 3.10 Konflikt Thema eines Dramas, das wie ein Dilemma keinen guten Ausweg bildet, sondern alle Möglichkeiten schlimm enden. In der Exposition wird in diesen Konflikt eingeleitet und am Schluss eines Dramas kommt es schließlich zur Katastrophe oder zur Lösung aller Konflikte. 3.11 Phobos siehe Anhang 3.12 Protagonist In der griechischen Tragödie den Darsteller der ersten Rolle (ggf. vor Deuteragonist und Tritagonist (zweiter und dritter Hauptrolle) und heute in der Literatur allgemein die Hauptperson, den Helden eines Romans usw.; 3.13 Tragik Tragisch heißt nach Aristoteles ein Ereignis, welches zugleich Mitleid (mit dem von demselben Betroffenen) und Furcht (für uns selbst) erweckt. Dasselbe muss einerseits ein Leiden sein, weil dessen Anblick sonst nicht selbst ein Leid wecken könnte; aber es darf kein verdientes (nicht die gerechte Strafe eines wirklichen Verbrechens) sein, denn ein solches bedauern wir zwar, aber bemitleiden es nicht. Dasselbe muss anderseits furchtbar sein, weil wir es sonst nicht (weder für andre, noch für uns) fürchten, und es muss willkürlich (ohne Rücksicht auf Schuld oder Unschuld) verhängt sein, weil wir es sonst nicht für uns ebensogut wie für den Schuldigen fürchten würden. Nur das mehr oder minder unverdiente Leiden, sei es nun, dass das vermeintliche Verbrechen eine Helden- oder Wohltat, der rächende Gott oder das launenhafte Fatum der eigentliche Verbrecher sei (der Feuerraub des Prometheus, der dafür von dem neidischen und fürchtenden Zeus an den Felsen geschmiedet wird), sei es, dass der vermeintlich Schuldige nur halb schuldig, die "himmlischen Mächte", welche "den Armen haben schuldig werden lassen", die eigentlich Schuldigen seien (Ödipus, den die tyrannischen Götter schon im Mutterleib zum künftigen Vatermörder und Muttergemahl ausersehen haben; Wallenstein, von dessen Schuld "unglückselige Gestirne" die "größere Hälfte" tragen), ist wirklich tragisch, das gänzlich unverdiente (das Martyrium der Unschuld, die Passion Christi) nicht tragisch, sondern grässlich. Das Tragische ruht daher ebenso wie das Komische auf einem Kontrast desjenigen, was wirklich geschieht (des Ungerechten im Tragischen, des Ungereimten im Komischen), mit dem, was (nach der Forderung der sittlichen Vernunft [der Gerechtigkeit] im Tragischen, des Verstandes [der Klugheit] im Komischen) eigentlich geschehen sollte, nur mit dem Unterschied, dass dasjenige, was wirklich geschieht, im Tragischen ein Leiden, also schädlich, im Komischen dagegen nur eine Torheit, also unschädlich, ist. 3.14 Ständeklausel Die Ständeklausel ist ein dramenpoetisches Prinzip, das häufig mit dem Namen Johann Christoph Gottscheds verbunden gesehen wird. Im Trauerspiel sollten demnach nur die Schicksale von Königen, Fürsten und anderer hohen Standespersonen dargestellt werden. Die Lebensweisen bürgerlicher Personen sollten demgegenüber nur in Komödien auf die Bühne gebracht werden. Verweis auf die Fallhöhe: Begründet wurde das Prinzip damit, dass es dem Leben der Bürgerlichen an Größe und Wichtigkeit fehle. Es fehle die "Fallhöhe". Der Begriff "Fallhöhe" wurde vom französischen Ästhetiker Charles Batteux geprägt und wurde später von anderen Gelehrten aufgegriffen (so auch von Arthur Schopenhauer in seinem Werk "Die Welt als Wille und Vorstellung"). Es wurde erklärt, dass Motive wie Ausweglosigkeit und tragisches Scheitern in einer Tragödie nur sinnvoll dargestellt werden könnten, wenn die Hauptperson eine höhere, etwa eine fürstliche Stellung hätte. Anhand von Schicksalen bürgerlicher Personen könne all das nicht zum Ausdruck gebracht werden, da Bürgerliche ja immer nur in Situationen geraten würden, aus denen ihnen leicht herausgeholfen werden könne. Geschichte der Ständeklausel: Die Ständeklausel geht auf Aristoteles zurück. Dieser hatte in seiner Poetik die Tragödie für die Probleme und Konflikte der "guten" Menschen reserviert, während die Angelegenheiten der "schlechten" Menschen in der Komödie dargestellt werden sollten. In späteren Jahrhunderten wurde daraus die Ständeklausel. Horaz war der erste, der entsprechende Festlegungen lieferte (in seinem Werk "Ars poetica"). Martin Opitz greift die Unterscheidung 1624 in seinem Buch von der Deutschen Poeterey auf. Der gute Mensch bei Aristoteles ist bei ihm der Adlige, und der schlechtere Mensch ist der Bürger. Noch in Gottscheds Zeiten hielt man an der Grundregel fest. In seinem Versuch einer critischen Dichtkunst zeigte sich Gottsched selbst als ein Vertreter der bis dahin gültigen Konventionen. Die Wende kam mit Lessing. Lessing lieferte die Grundlagen für das bürgerliche Trauerspiel. Im bürgerlichen Trauerspiel konnten die Bürger mit ihren Problemkonstellationen dargestellt werden. Einem bürgerlichen Publikum wurde damit die Identifikation mit den Figuren auf der Bühne erleichtert. 3.15 Katharsis Die Katharsis (griechisch „die Reinigung“) meint nach der aristotelischen Definition der Tragödie in der Poetik die emotionale, körperliche, geistige und auch religiöse Reinigung. Durch das Durchleben von Mitleid und Furcht (von griechisch eleos und phobos, auch "Jammern" und "Schaudern" übersetzt) erfährt der Zuschauer der Tragödie als dessen Folge eine Läuterung seiner Seele von diesen Leidenschaften. 3.16 Perepetie im Schauspiel oder Roman der entscheidende Umschwung, der die Handlung zum Guten oder zum Schlechten wendet. 3.17 Teichoskopie Als Teichoskopie oder Mauerschau wird im Theater der mündliche Bericht einer Figur bezeichnet, welche, oft von erhöhter Warte aus, Vorgänge schildert, die auf der Bühne nicht darstellbar sind. Das können Hinrichtungen, aufmarschierende Armeen oder ganze Schlachten sein, aber auch Naturphänomene wie die Schilderung des Sternenfirmaments oder des Sonnenaufgangs. Im Gegensatz zum Botenbericht, der vergangene Vorgänge in die Handlung einbaut, erzählt die Teichoskopie zeitgleich ablaufende Ereignisse. Formal ist die Teichoskopie ein Monolog, der aber durch Fragen unterbrochen sein kann. 3.18 Stichomithien Als Stichomythie (griech.: stichomythía) wird bei Theaterstücken ein dialogischer Rednerwechsel von Vers zu Vers bezeichnet, bei dem also besonders kurze Sätze rasch aufeinander folgen. Mit Hilfe dieses Stilmittels wird den Zuschauern die Heftigkeit oder Dringlichkeit der Unterredung signalisiert. Die Stichomythie wird vereinfacht auch Zeilenrede genannt. Sie findet vor Allem in der griechischen Tragödie, wie z.B. bei König Ödipus von Sophokles Gebrauch. Oft dient sie dem Prozess der Anagnoresis, also der Wahrheitsfindung und wird in Verhör-ähnlichen Situationen oder in Streitgesprächen verwendet. 4 Literarische Epochen 4.1 Barock 4.1.1 Carpe Diem Der Begriff wurde ein Schlüsselzitat im Barock. Durch die Erfahrungen des Dreißigjährigen Krieges geprägt, bildete sich im 17. Jahrhundert ein starkes Vergänglichkeitsgefühl (Vanitas, Alles ist eitel). Aus der so empfundenen Sinnlosigkeit allen Tuns bildete sich im Gegensatz dazu das Gefühl, das Hier und Jetzt nutzen zu müssen und Vergnügungen zuzulassen: das carpe diem ("Denke nicht an die Ewigkeit (das ist eitel), sondern nutze die Zeit, die dir bleibt, für dein Vergnügen!") Die Verspieltheit und Sinnlichkeit der Kunstepoche Barock wird zentral auf dieses Motiv zurückgeführt. Der Begriff war auch in der englischen Literatur sehr verbreitet, z. B. in Robert Herrick To the Virgins, to Make Much of Time - hier, um die jungen Damen daran zu erinnern, wie vergänglich ihre Schönheit ist. Exemplarisch für das Motiv des carpe diem im Barock ist ein Gedicht von Martin Opitz von 1624: Carpe diem Ich empfinde fast ein Grauen, dass ich, Plato, für und für bin gesessen über dir. Es ist Zeit hinauszuschauen und sich bei den frischen Quellen in dem Grünen zu ergehn, wo die schönen Blumen stehn und die Fischer Netze stellen! Wozu dient das Studieren als zu lauter Ungemach! Unterdessen läuft die Bach unsers Lebens, das wir führen, ehe wir es inne werden, auf unser letztes Ende hin: dann kömmt ohne Geist und Sinn alles in die Erden. Holla, Junger, geh und frage, wo der beste Trunk mag sein, nimm den Krug und fülle Wein! Alles Trauern, Leid und Klage, wie wir Menschen täglich haben, eh uns Clotho fortgerafft, will ich in den süßen Saft, den die Traube gibt, vergraben. Kaufe gleichfalls auch Melonen und vergiss des Zuckers nicht, schaue nur, dass nichts gebricht! Jener mag der Heller schonen, der bei seinem Gold und Schätzen tolle sich zu kränken pflegt und nicht satt zu Bette legt; ich will, weil ich kann mich letzten! Bitte meine guten Brüder auf die Musik und auf ein Glas! Kein Ding schickt mich,dünkt mich, bass als gut Trank und gute Lieder. Lass ich gleich nicht viel zu erben, ei, so hab ich edlen Wein! Will mit andren lustig sein, muss ich gleich alleine sterben. 4.1.2 Memento Mori Der Ausdruck Memento mori stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "gedenke zu sterben" [dass du sterben musst]; häufig als "gedenke des Todes" übersetzt, was jedoch nicht sehr exakt ist, da mori als Substantiv lediglich Dativ Singular von mos, moris (f. = Sitte, Brauch) und nicht Dativ Singular ("morti") von mors = Tod sein kann (der Genitiv, also "des Todes" lautet mortis, liegt also noch ferner); ein der o-Deklination entsprechender Genitiv auf -i ist inhaltlich aufgrund der in Frage kommenden Worte auszuschließen; mori ist also der Infinitiv des Deponens morior = sterben) bedeutet: Etwas, das uns an unsere Vergänglichkeit erinnert, z. B. eine Ruine oder das laute Ticken einer Uhr. Memento mori ist ein Mahnruf, der bereits in der Antike gebräuchlich war. Hinter dem siegreichen Feldherrn im alten Rom, dem ein Triumphzug gewährt worden war, stand ein Sklave, hielt ihm einen Lorbeerkranz oder die Jupiter-Tempel-Krone über den Kopf und mahnte den Triumphator ununterbrochen mit den Worten: Memento mori Bedenke, dass du sterben musst. Memento te hominem esse Bedenke, dass du ein Mensch bist. Respice post te, hominem te esse memento Sieh dich um; denke daran, dass auch du nur ein Mensch bist. Im (vermutlich) mittelalterlichen Mönchslatein wurde das Sprichwort Memento moriendum esse, wörtlich: Sei eingedenk, dass zu sterben ist, durch Memento mori verkürzt. Ein frühe literarische Fundstelle dieses alten Mahnrufs ist ein alemannisches Gedicht aus dem 12. Jahrhundert; es hat die lateinische Form als Überschrift. Der Verfasser könnte ein Cluniazenser gewesen sein. Die fernere Herkunft ist zwar ungeklärt, doch spricht einiges dafür, dass die antike delphische "Anthropologie" Pate stand: der Mensch als "der Sterbliche". Noch Anfang des letzten Jahrhunderts war es üblich, dass manche Männer in ihren Hosentaschen oder an der Uhrkette einen kleinen Gegenstand mit sich herumtrugen, der sie an ihre eigene Sterblichkeit erinnern sollte. Im Museum für Sepukralkultur in Kassel kann man sich einige dieser Memento Moris noch heute ansehen. Es handelt sich zum Beispiel um kleine Eieruhren, in denen die Lebenszeit wie Sand verrinnt, kleine Nachbildungen von Totenmasken, und häufig sogar ein kleiner offener Sarg, in dem meist sehr deftig der Verfall des menschlichen Körpers dargestellt wurde. 4.1.3 Vanitas Herkunft Vanitas (lateinisch „leerer Schein, Nichtigkeit, Eitelkeit“) ist ursprünglich die christliche bzw. jüdische Vorstellung von der Vergänglichkeit alles Irdischen, die im Buch Kohelet im Alten Testament ausgesprochen wird (Koh. 1, 2): "Es ist alles eitel." Diese Übersetzung Martin Luthers verwendet "eitel" im ursprünglichen Sinne von "nichtig". Insbesondere Narren standen im Mittelalter für Vanitas. Hofnarren sollten ihren Herrscher an die Vergänglichkeit erinnern. Vanitas als Kunstmotiv Die Vanitas bildet ein wichtiges Motiv in der Literatur und Kunst des Barock. Schönheit und Verfall werden miteinander verbunden. Sie findet sich beispielsweise 1643, zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, in einem Sonett des Andreas Gryphius (1616 – 1664), das tiefe Lebensresignation ausdrückt und in der Nachkriegszeit nach 1945 in Deutschland wieder oft zitiert wurde: Es ist alles eitel Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden. Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein; Wo itzund Städte stehn, wird eine Wiese sein, Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden; Was itzund prächtig blüht, soll bald zertreten werden; Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch und Bein; Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein. Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden. Der hohen Taten Ruhm muß wie ein Traum vergehn. Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn? Ach, was ist alles dies, was wir für köstlich achten, Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind, Als eine Wiesenblum, die man nicht wiederfind't! Noch will, was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten. Beliebte Sinnsprüche, die die Vergänglichkeit alles Irdischen ins Gedächtnis rufen sollten, waren im Barock auch „memento mori“ („Gedenke, dass du sterben musst“) und „carpe diem“ („Nutze den Tag“, ein Zitat von Horaz). 4.1.4 Fortuna 4.1.5 Purismus Purismus (lat.) bezeichnet im allgemeinen eine Geisteshaltung, die nach Reinheit geistiger Schöpfungen strebt und versucht, sie von "fremden" Zutaten zu befreien. Im speziellen bezeichnet der Begriff den Sprachpurismus, der die Entfernung von und Sicherung vor fremden Elementen in einer Sprache meint. Des Weiteren ist Purismus der Name einer Richtung in der modernen Kunst. 4.2 Aufklärung 4.2.1 Aphorismus Ein Aphorismus ist ein philosophischer Gedankensplitter, der üblicherweise als kurzer, rhetorisch reizvoller Sinnspruch (Sentenz, Aperçu, Bonmot) formuliert und als Einzeltext konzipiert wurde. Pointierte Zitate, also Sätze, die aufgrund ihrer Wirkung einem größeren Text entnommen wurden und – wie auch Aphorismen – ohne Zusammenhang mit einem Textganzen auskommen, gelten aus literaturwissenschaftlicher Sicht nicht als Aphorismus. Erst seit dem frühen 20. Jahrhundert als eigenständige Prosagattung anerkannt und erforscht, sind Aphorismen nach wie vor eine widersprüchliche Textform: * In der Tendenz eher nichtfiktional, sind sie weder der Literatur noch der Philosophie eindeutig zuzuordnen. * Die Tragweite ihrer Aussage kontrastiert mit ihrer Lakonik. Oft bestehen sie aus nur einem – mitunter elliptischen – Satz, können aber durchaus mehrere Sätze umfassen. Eine klar definierte „Obergrenze“ wird von Literaturwissenschaftlern mehrheitlich abgelehnt. Der Übergang zum „großen Bruder des Aphorismus“, dem Essay, ist fließend. * Typischerweise formulieren Aphorismen einen geistreichen, betont subjektiven Gedanken (ein originelles Werturteil, eine persönliche Erkenntnis, eine Lebensweisheit), gleichzeitig erheben sie schon durch ihre bevorzugten Sujets (Moral, Philosophie, Psychologie, Ästhetik, Politik, Sprache) den Anspruch auf Allgemeingültigkeit. * Durch ihre Kürze wirken sie auf manche Leser apodiktisch. Demgegenüber steht die häufig (selbst)ironische und paradoxe Form der aphoristischen Aussage. Nicht selten sind Aphorismen, die dem spontanen Widerspruch ihrer Rezipienten bereits zuvorkommen, indem sie ihn zum Thema machen (Selbstreferenz). 4.2.2 Kategorischer Imperativ Der kategorische Imperativ ist die ethische Grundnorm in der Philosophie Immanuel Kants. Er gelte für alle vernunftbegabten Wesen (Mensch). Er gebietet, Handlungen zu vollbringen, die nicht Mittel zu einem Zweck, sondern an sich gut sind. Im zweiten Abschnitt der 'Grundlegung zur Metaphysik der Sitten' (fortan: "GMS") erläutert Kant, wie der bloße Begriff eines kategorischen Imperativs auch die Formel desselben an die Hand gebe (vgl. GMS, Akademie-Ausgabe Kant Werke IV, S. 420, 18-20): da der Imperativ außer dem Gesetze nur die Notwendigkeit der Maxime enthält, diesem Gesetze gemäß zu sein, das Gesetz aber keine Bedingung enthält, auf die es eingeschränkt war, so bleibt nichts als die Allgemeinheit eines Gesetzes überhaupt übrig, welchem die Maxime der Handlung gemäß sein soll, und welche Gemäßheit allein der Imperativ eigentlich als notwendig vorstellt (vgl. GMS, Akademie-Ausgabe Kant Werke IV, S.420, 27 - 421, 5) Somit ergibt die Bedingung der Allgemeingültigkeit auch schon den Inhalt des kategorischen Imperativs, da dieser von keiner weiteren Bedingung abhängig ist. Dies wird unter anderem in der folgenden Formel des kategorischen Imperativs deutlich: Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde. Kant entwickelt im zweiten Abschnitt der GMS noch weitere Formeln des kategorischen Imperativs. Bei einigen von diesen ist es zumindest fraglich, ob die Bedingung der Allgemeingültigkeit allein ausreicht, um deren Inhalt zu bestimmen. 4.3 Sturm und Drang 4.3.1 Genie ein Mensch mit ursprünglicher (d. h. nicht nur auf Aneignung und Weiterentwicklung des Vorhandenen beruhender) Schaffenskraft; im 18. Jahrhundert zuerst nur auf die künstlerische Produktion, dann ganz allgemein auf die Lebensführung bezogen. Für die spätromantische Seelenkunde war der Genius das „apriorische Wesen der Eigenpersönlichkeit“ bzw. der Inbegriff des „vorbewussten Geisteslebens“ (I. H. Fichte, ähnlich G. W. F. Hegel). Die naturalistische Genielehre verband die als genial bezeichneten Persönlichkeitszüge mit der Pathologie („Genie und Entartung“). In der Psychologie versucht man, Genie und Talent zu unterscheiden und das Genie mit dem höheren Grad geistiger Begabung (Intuition, Fantasie, schöpferische Gestaltung) in Verbindung zu bringen. 4.3.2 Hymne siehe oben 5 Stilmittel, Rhetorische Figuren 5.1 Antithese In der Literatur ist eine Antithese eine rhetorische Figur, in der unter einem Oberbegriff in direktem Gegensatz zueinander stehenden Begriffe oder Gedanken kombiniert werden. Dadurch können unter anderem Zwiespalt, Spannung und Zerrissenheit ausgedrückt werden. Beispiele sind: Himmel und Hölle; Gut und Böse; Tugend und Laster. Diese sogenannte Antithetik war insbesondere in der Lyrik der Barockzeit beliebt. 5.2 Chiasmus Der Chiasmus ist eine rhetorische Figur, bei der Satzglieder (Subjekt, Prädikat, Objekt) nach dem Schema ABC-CBA kreuzweise entgegengesetzt in ansonsten parallelen (Teil-)Sätzen angeordnet werden. Beispiele: * Die Welt ist groß, klein ist der Verstand. * Die Kunst ist lang, und kurz ist unser Leben. (Johann Wolfgang von Goethe) * Der Einsatz war groß, klein war der Gewinn. 5.3 Correctio Eine Correctio (lat. Korrektur) ist ein rhetorisches Stilmittel, bei dem sich der Sprechende selbst verbessert. Meistens ersetzt er einen schwächeren Ausdruck durch einen aussagekräftigeren. Beispiel: "Wir müssen unsere Stimme darum eindringlich - nicht eindringlich, sondern beschwörend erheben." 5.4 Das der mit Hendiadyoin Hendiadyoin (aus dem griechischen hen dia dyoin, dt. "eins durch zwei") ist in Rhetorik und Linguistik eine Stilfigur, bei der ein Begriff durch zwei Wörter (annähernd) derselben semantischen Bedeutung wiedergegeben wird. Hendiadyoin kommen in zwei Formen vor: * * als beiordnende Verbindung zweier Synonyme als Spezialfall der Synonymik: „laufen und rennen“ als beiordnende Verbindung zweier Substantive, von denen das eine dem anderen logisch untergeordnet ist, da beide zusammen einen einzigen Gegenstand bezeichnen: „von Tellern und Silber essen“ statt „von Silbertellern essen“ Das Hendiadyoin ist oft ein feststehender Ausdruck. Dabei ist in manchen Fällen eins der beiden Wörter allein ungebräuchlich (frank, rank, klipp). In Abgrenzung zur Tautologie bilden erst die beiden Worte zusammen die eigentliche Bedeutung des Ausdrucks, beispielsweise „Tag und Nacht“ für „ständig“ oder „Hab und Gut“ für „Besitz“. Bei der Tautologie ist die Bedeutung der beiden Worte gleich der des gesamten Ausdrucks, wenn auch weniger stark. Beispiele: * * * * * * * * * Es herrscht Mord und Totschlag. (Man beachte die Kongruenz im Singular!) frank und frei rank und schlank klipp und klar nett und freundlich Feuer und Flamme nie und nimmer Hab und Gut Tür und Tor 5.5 Hyperbel Übertreibung. 5.6 Klimax Das rhetorische Mittel der Klimax (grch. Treppe, Leiter) besteht in einer stufenweisen Steigerung von Ausdrücken, d.h. einem Übergang vom weniger Bedeutsamen zum höchst Bedeutsamen, wodurch die Gesamtaussage erheblich verstärkt wird: (-->GT: Antiklimax) 5.7 Parallelismus Der Parallelismus ist im engeren Sinn eine Stilfigur, die durch Wortwiederholung als ganzer Satz oder als Phrase gekennzeichnet ist. Er kann tautologisch oder antithetisch gestaltet sein. Er findet sich als Gestaltungsprinzip sowohl in der antiken Poesie als auch in der modernen Dichtung. Beispiele: o o o o Sie Die Ich Ich hören weit, sie sehen fern Nacht ist dunkel, der Tag ist hell. bin schön, du bist hässlich. bin reich, du bist arm ****(Erich Kästner) 5.8 Rhetorische Frage Eine Frage auf die die Person, die die Frage stellt schon vorher die Antwort weiß Beispiele: * "Habe ich es dir nicht gesagt?" (Betonung auf gesagt) * "Warum sind meine Antworten immer falsch?" * "Wieso hat er immer Recht?" * "Wollen Sie die einmalige Chance verstreichen lassen?" 5.9 Anapher Die Anapher, griechisch anaphorá bezeichnet als rhetorische (Wort-)Figur die einmalige oder mehrfache Wiederholung eines Wortes oder einer Wortgruppe am Anfang aufeinander folgender Verse, Strophen, Sätze oder Satzteile. Sie kann also durch folgendes Schema veranschaulicht werden: x ... / x ... [/ x ...] Ausgeführt sieht das z. B. so aus: Aufgestanden ist er, welcher lange schlief, Aufgestanden unten aus Gewölben tief. [...] ("Der Krieg", Georg Heym) "Scipio hat Numantia vernichtet, Scipio [hat] Karthago zerstört und Scipo/er [hat] Frieden gebracht[...]" (Cicero) 5.10 Epipher bezeichnet als rhetorische (Wort-)Figur die einmalige oder mehrfache Wiederholung eines Wortes oder einer Wortgruppe am Ende aufeinander folgender Sätze oder Verse 5.11 Ellipse Auslassen eines Wortes oder Satz/teils 5.12 Inversion Umstellung der syntaktischen Wortreihenfolge 5.13 Metapher Die Metapher (griechisch µetaf??? - „Übertragung“, von metà phérein - „anderswohin tragen“) ist eine rhetorische Figur, bei der ein Wort nicht in seiner wörtlichen Bedeutung, sondern in einer übertragenen Bedeutung gebraucht wird, und zwar so, dass zwischen der wörtlich bezeichneten Sache und der übertragen gemeinten eine Beziehung der Ähnlichkeit besteht. 5.14 Personifikation Die Personifikation, fictio personae oder Prosopopoiia (griech. prosopon poeìn = eine Maske aufsetzen) ist eine rhetorische Figur, die Tieren, Pflanzen, Gegenständen, toten Personen oder abstrakten Wesenheiten eine Stimme gibt oder menschliche Züge verleiht. Im allgemeineren Sinne spricht man auch von Anthropomorphismus. Eine erweiterte Personifikation nennt man auch Allegorie. Personifikation ist zu unterscheiden von der Personifizierung als einem Prinzip der Geschichtsdidaktik. 5.15 Synästhesie In der Rhetorik steht der Begriff für das Vermischen von Sinnebenen. Vor allem bei Romantikern war diese Art der Gefühlsübermittlung beliebt (z.B. "der helle Klang der Glocken"; "Sehe mit fühlendem Aug, fühle mit sehender Hand."). 5.16 Tautologie Die Tautologie (griech. ta?t?????a „Dasselbe-Sagen“) bezeichnet in der Stilistik eine Häufung gleichbedeutender Wörter derselben Wortart (bereits schon; voll und ganz), andere werden zumeist als Tautologien empfunden, betonten aber ursprünglich feine Unterschiede (hegen und pflegen; immer und ewig; angst und bange; ganz und gar; schließlich und endlich; aus und vorbei, still und leise), was beides die Bedeutung verstärkt und hervorhebt. Das Gegenteil der „Tautologie“ ist das Oxymoron. Die Begriffe „Tautologie“ und „Pleonasmus“ werden meist synonym verwendet und umgangssprachlich als „doppelt gemoppelt“ bezeichnet. Häufig wird ein Pleonasmus jedoch auch als eine Häufung sinngleicher – der Wortart nach verschiedener – Wörter („tote Leiche“, „inneres Gefühl“) verstanden. Oft rühren Tautologien aus nicht verstandenen Begriffen oder Fremdwörtern her oder erleichtern bei Abkürzungen deren Aussprache, wie bei „HIV-Virus“ (HIV steht für Human Immunodeficiency Virus). Bewusste Tautologien werden in der Zwillingsformel geprägt. - Anhang – 1. Formen des antiken Dramas • • • • • antikes Drama 3 Formen: Tragödie und die Komödie, Satyrspiel Tragödie: befasst sich hauptsächlich mit ernsten Themen, Mythologie und Göttern Komödie: alltägliches menschl. Leben, Tagespolitik Satyrspiel: nahm Themen der Tragödie auf und lieferte meist eine komisch-satyrische Parodie darauf hauptsächlich um Tragödie Griechenland zeitliche Eingrenzung: Höhepunkt war ca. 530- 400 vor Christus 2. Vertreter und Werke Tragödiendichter: • • • Aischylos: (ca. 525 - 456 vor Christus) :Orestie( vollständig erhalten), Sieben gegen Theben, Die Perser Sophokles: (ça 496-406 vor Christus): Antigone, Elektra, König Ödipus Euripides:(480- 406 vor Christus) : Medea, Andromache, Die Troerinnen Komödiendichter: • Aristophanes (ca. 342 - 291 vor Christus): Die Ritter, Die Vögel 3. Ursprung des griechischen Dramas • • • griech. Drama entstanden aus einem kultischem Spiel Dionysos Kult: Gott des Weines ,Verehrung das Drama war Teil der Verehrung dieses Gottes • • • • aufgeführt gegen Anfang April an Festspieltagen zu Ehren von Dionysos ( 6 Tage) Staatskult: Demonstration des Reichtums und der Macht des Stadtstaates Athen Preiswettkampf dreier Dichter: jeder führte eine Tetralogie auf ,d.h. 3 Tragödien und 1 Satyrspiel (Laien-Jury entschied über Sieg) jede Tragödie durfte nur einmal gespielt werden 4. Aufführungsort und Aufführungspraxis: • • • • • • • • • • • • • • • • • Theater in Athen: am Fuße der Akropolis ; Theater fasste ca. 14.000 - 17.000 Zuschauer offene Arena mit ansteigenden Sitzplätze (obersten Sitzplätze teilweise bis 24 Meter über der Orchestra) Begriffe: Orchestra: Tanzplatz in der Mitte (Chor) Proskenion: rechteckige Spielfläche (Schauspieler) Skene: Bühnenhaus mit Umkleideräumen berühmte Theater: Theater in Epidauros (Photo) Bilder pro Tag zwischen 7 und 9 h lange Aufführungen Zutritt war allen gewährt (Demokratie) lauter: durch Schalltrichter nur ein einheitliches Bühnenbild alle Schauspieler tragen Masken somit keine Mimik möglich nur Körpersprache Kothurn: dicksohliger Stiefel Maske (Symbol der Verwandlung) Zweck: Anpassung an die Großräumigkeit des Freilichttheaters lange bunte Kleider, bis zum Boden nur männliche Schauspieler ( auch Frauenrollen) wenig Schauspieler die viele Rollen spielen 5. Aufbau der Tragödie siehe Schema heute übernommen 6. Besonderheiten der antiken Tragödie a) Stoff der antiken Tragödie • • • • • bereits vorgeprägte Fabeln entnommen aus: Mythen, z.B. aus trojanischem Sagenkreis, Herakles mythische Fabeln waren dem Publikum bekannt deswegen: Unterscheidung durch persönliche Variationen des Dichters und die dichterische Kraft des Autors Aufgabe des Tragikers: dramatische Strukturierung des Stoffes • • weitere Aufgabe: wie vor Augen und Ohren des Publikums eine Entscheidung zustande kam innere Handlung spielt große Rolle kurz: Nicht das "Was" sondern das "Wie" war entscheidend! (anderer Literaturbegriff!) b) Chor • • • • vordramatisches Element urspr.: 50 Knaben und Männer urspr.: eröffnete das Theater Chor singt, kommentiert, warnt, klagt, betet als Sinnbild für das Gemeinwesen der Polis c) Sprache • • • entweder Sprechen oder auch Singen höherstehende Sprache Versmaß (jambischer Trimeter) 7. Aristoteles • • • • • • • • • Lebensdaten: 384-322 v. Chr. Schüler Platons Erzieher Alexanders des Großen vielseitiger Gelehrter Werke: Psychologie , Physik, Politik, Rhetorik, Poetik Buch: "Von der Dichtkunst" , es geht um: Epos, Tragödie, Komödie (Teil fehlt) Systematische und umfassende Untersuchung des Dramas erster, der ein schriftl. Werk darüber verfasste Praxis vorher, Theorie danach 8. Die Tragödientheorie des Aristoteles (Tragödie) a) Kennzeichen der Tragödie • • Nachahmung einer guten (ethisch gut) und in sich geschlossenen Handlung in anziehend geformter Sprache: Rhythmus, Sprache, Melodie b) Wirkung und Ziel des Theaterbesuchs • durch den Theaterbesuch: Hervorrufen von Jammer(Eleos) und Schauder( Phobos) --> Reinigung von derartigen Erregungszuständen (Katharsis); Selbstkontrolle c) Eleos: • Jammer: Rührung über ein bestimmtes Übel, dass eine Figur unverdient trifft, aber auch den Zuschauer treffen könnte d) Phobos: • Schrecken ,der den Zuschauer beim Miterleben einer entsetzlichen Handlung erfasst e) Katharsis: • Schicksal der handelnden Personen erzeugt Mitleid und Furcht und so eine Reinigung. Ausscheidung schädlicher Substanzen, ein Vorgang der sittliche Konsequenzen hat. --> Um diese Wirkung zu erzielen muss eine Identifikation des Zuschauers mit der Handlung und dem Held vorhanden sein. Dass das möglich ist, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein: f) Mimesis • • • • • z.B. : die Handlung muss wahrscheinlich sein keine Nachahmung der Wirklichkeit, nur Vorstellung was möglich ist (= Mimesis) Bedingungen hierfür: Glaubwürdigkeit Glaubwürdigkeit wird erreicht durch: Darstellung vorstellbarer Dinge Plausibilität für den Zuschauer (Einheit der Zeit und der Handlung) nur so Ziel: Identifikation.