7. Last und Lust, ein Reich zu beherrschen: Pompeius

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VL Eine unvermeidbare Zerstörung? Die letzte Phase der Römischen Republik
Sommer 2008
7. Last und Lust, ein Reich zu beherrschen:
Pompeius’ außerordentliche Kommanden und die römische Innenpolitik
• Die Konsuln der Jahre 80 bis 45
Wichtige Literatur zur röm
80 L. Cornelius L. f. Sulla Felix II, Q. Caecilius Q. f. Metellus Pius
‘Außenpolitik’ dieser Zeit,
79 P. Servilius C. f. Vatia (Isauricus), Ap. Claudius Ap.f. Pulcher
vornehmlich im Osten:
78 M. Aemilius Q.f. Lepidus, Q. Lutatius Q.f. Catulus
77 D. lunius D. f. Brutus, Mam. Aemilius Mam. f. Lepidus Livianus
– A.N. SHERWIN-WHITE, Lucullus,
76 Cn. Octavius M.f., C. Scribonius C.f. Curio
Pompey, and the East, in: CAH2 Bd. 9
(1994) 229-273
75 L. Octavius Cn.f., C. Aurelius M.f. Cotta
– Ernst BADIAN, Römischer
74 L. Licinius L. f. Lucullus, M. Aurelius M. f. Cotta
Imperialismus in der späten Republik,
73 M. Terentius M. f. Varro Lucullus, C. Cassius L. f. Longinus (Varus ?)
Stuttgart 1980
72 L. Gellius L. f. Poplicola, Cn. Cornelius Cn. f. Lentulus Clodianus
– Altay Coşkun (Hg.), Roms
71 P. Cornelius P. f. Lentulus Sura, Cn. Aufidius Cn. f. Orestes
auswärtige Freunde in der späten
70 Cn. Pompeius Cn. f. Magnus, M. Licinius P. f. Crassus
Republik und im frühen Prinzipat,
69 Q. Hortensius L. f. Hortalus, Q. Caecilius C. f. Metellus (Creticus)
Göttingen 2005
68 L. Caecilius C. f. Metellus, Q. Marcius Q. f. Rex Suff.: Servilius Vatia
– Ernst BALTRUSCH, Auf dem Weg
67 C. Calpurnius Piso, M'. Acilius M', f. Glabrio
zum Prinzipat: Die Entwicklung der
66 M'. Aemilius Lepidus, L. Volcatius Tullus
republikanischen Herrschaftspolitik
von Sulla bis Pompeius (88–62
65 L. Aurelius M. f. Cotta, L. Manlius L. f. Torquatus
v.Chr.), in: J. Spielvogel (Hg.), Res
64 L. Julius L. f. Caesar, C. Marcius C. f. Figulus
publica reperta (Festschr. J. Bleicken),
63 M. Tullius M. f. Cicero, C. Antonius M. f. Hybrida
Stuttgart 202, 245-262
62 D. lunius M. f. Silanus, L. Licinius L. f. Murena
61 M. Pupius M. f. Piso Frugi Calpurnianus, M. Valerius M. f. Messalla Niger
Quellen:
60 Q. Caecilius Q.f. Metellus Celer, L. Afranius A. f.
– Robert K. SHERK, Rome and the
59 C. Julius C.f. Caesar, M. Calpurnius C. f. Bibulus
Greek East to the Death of Augustus,
58 L. Calpurnius L. f. Piso Caesoninus, A. Gabinius A. f.
Cambridge 1984, 59ff.
57 P. Cornelius P. f. Lentulus Spinther, Q. Caecilius Q. f. Metellus Nepos
56 Cn. Cornelius P. f. Lentulus Marcellinus, L. Marcius L. f. Philippus
55 Cn. Pompeius Cn. f. Magnus II, M. Licinius P. f. Crassus II
54 L. Domitius Cn. f. Ahenobarbus, Ap. Claudius Ap. f. Pulcher
53 Cn. Domitius M. f. Calvinus, M. Valerius Messalla Rufus
52 Cn. Pompeius Cn.f. Magnus III, Q. Caecilius Q.f. Metellus Pius Scipio Nasica
51 Ser. Sulpicius Q. f. Rufus, M. Claudius M. f. Marcellus
50 L. Aemilius M. f. Paullus Lepidus, C. Claudius C. f. Marcellus
49 C. Claudius M. f. Marcellus, L. Cornelius P. f. Lentulus Crus
48 C. lulius C. f. Caesar II, P. Servilius P. f. Vatia Isauricus
47 Q. Fufius Q.f. Calenus, P. Vatinius P. f.
46 C. lulius C.f. Caesar III, M. Aemilius M. f. Lepidus
45 C. lulius C. f. Caesar IV (ohne Mitkonsul} Suff.: Q. Fabius Q.f. Maximus, C. Trebonius C.f., C. Caninius
C.f. Rebilus
•
Zur Piraterie: Raimund SCHULZ, Zwischen Kooperation und Konfrontation. Die römische Weltreichsbildung
und die Piraterie, in: Klio 82, 2000, 426-40; Hartel POHL, Die römische Politik und die Piraterie im östlichen
Mittelmeer vom 3. bis zum 1. Jh. v.Chr., Berlin/New York 1993.
Das sog. Piraten-Gesetz von 100 v.Chr.: M. HASSALL, M. CRAWFORD, J. REYNOLDS, Rome and the Eastern
Provinces at the End of the second century B.C.: The so-called ‘Piracy-Law’ and a new inscription from
Cnidus, in: JRS 64, 1974, 195-220; vgl. Michael CRAWFORD, The Roman Republic, München 51994, 154;
engl. Übersetzung auch in Sherk, Rome and the Greek East (s.o.), 59-66.
•
•
Pompeius’ Kommando gegen die Piraten (rogatio/lex Gabinia, 67):
– prokonsularisches imperium mit Dauer von 3 Jahren und einer Reichweite von 50 Meilen landeinwärts
in allen Provinzen und abhängigen Gebieten, übergeordnet den jeweiligen Statthaltern vor Ort und mit völliger
Handlungsfreiheit gegenüber den Klientelfürsten,
– Recht zur Ernennung von 15 Legaten mit proprätorischem imperium ohne Konsultation des Senats
– 120.000 Mann Fußtruppen (= 24 Legionen!) und 5000 Reiter,
– Kriegskasse von 36 Mill. Denaren sowie unbegrenzter Kredit im ganzen Reich
•
Reaktionen auf den Antrag (Plut. Pomp. 25,3; Übers.: K. Ziegler):
᾿Αναγνωσθέντων δὲ τούτων ὁ µὲν δῆµος ὑπερ- „Als der Antrag verlesen wurde, nahm ihn das Volk mit
φυῶς ἐδέξατο, τῆς δὲ συγκλήτου τοῖς µεγίστοις Begeisterung auf, aber die angesehensten und mächtigsten
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καὶ δυνατωτάτοις ἔδοξε µεῖζον µὲν φθόνου, φόβου
δὲ ἄξιον εἶναι τὸ τῆς ἐξουσίας ἀπερίληπτον καὶ
ἀόριστον. ὅθεν ἐνίσταντο τῷ νόµῳ, πλὴν Καίsaroj· οὗτος δὲ συνηγόρει τῷ νόµῳ, Ποµπηΐου
µὲν ἐλάχιστα φροντίζων, ὑποδυόµενος δὲ τὸν
δῆµον ἐξ ἀρχῆς ἑαυτῷ καὶ κτώµενος. οἱ δὲ ἄλλοι
τοῦ Ποµπηΐου σφοδρῶς καθήπτοντο. καὶ τῶν
µὲν ὑπάτων ἅτερος, εἰπὼν πρὸς αὐτὸν ὅτι ῾Ρωµύλον ζηλῶν οὐ φεύξεται ταὐτὸν ἐκείνῳ τέλος,
ἐκινδύνευσεν ὑπὸ τοῦ πλήθους διαφθαρῆναι·
Κάτλου δὲ κατὰ τοῦ νόµου προσελθόντος, πολλὴν
µὲν αἰδούµενος ὁ δῆµος ἡσυχίαν παρεῖχεν, ἐπεὶ
δὲ πολλὰ µετὰ τιµῆς ἀνεπιφθόνως ὑπὲρ τοῦ
Ποµπηΐου διελθὼν συνεβούλευε φείδεσθαι καὶ
µὴ προβάλλειν τοιοῦτον ἄνδρα κινδύνοις ἐπαλλήλοις καὶ πολέµοις, “῍Η τίνα,” εἶπεν, “ἕξετε
ἄλλον, ἂν ἀπολέσητε τοῦτον;” ἐκ µιᾶς γνώµης
ὑπεφώνησαν ἅπαντες, “Σὲ αὐτόν.” ὁ µὲν οὖν
Κάτλος, ὡς οὐκ ἔπειθεν, ἀπέστη· ῾Ρωσκίου δὲ
προσελθόντος οὐδεὶς ἤκουσεν· ὁ δὲ τοῖς δακτύλοις
διεσήµαινε µὴ µόνον, ἀλλὰ δεύτερον αἱρεῖσθαι
Ποµπήϊον. ἐπὶ τούτῳ λέγεται δυσχεράναντα
τὸν δῆµον τηλικοῦτον ἀνακραγεῖν ὥστε ὑπερπετόµενον κόρακα τῆς ἀγορᾶς τυφωθῆναι καὶ καταπεσεῖν εἰς τὸν ὄχλον.
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Männer des Senats waren der Meinung, daß eine so ungenaue
Umgrenzung der erteilten Machtfülle mehr als Neid, nämlich
Furcht zu erregen geeignet sei. Daher widersetzten sie sich
dem Antrag mit Ausnahme Caesars; dieser befürwortete den
Antrag, keineswegs, weil ihm an Pompeius gelegen war,
sondern um sich von Anfang an beim Volke beliebt zu machen
und es für sich zu gewinnen. Die andern griffen Pompeius
heftig an, und einer der Konsuln sagte zu ihm, wenn er sich
Romulus zum Vorbild nehme, werde er auch dessen Schicksal
nicht entgehen, kam aber damit in Gefahr, von der Menge
totgeschlagen zu werden. Als (Quintus Lutatius) Catulus
auftrat und gegen den Antrag sprach, hörte ihm das Volk aus
Respekt ruhig zu. Als er aber, nachdem er neidlos vieles zum
Ruhme des Pompejus gesagt hatte, den Rat gab, einen solchen
Mann zu schonen und ihn nicht wieder und wieder den
Gefahren des Krieges auszusetzen, und die Frage stellte: «Wen
werdet ihr denn sonst haben, wenn ihr diesen Mann verliert?»,
da riefen sie alle einhellig: «Dich selbst!» Da er also nichts
ausrichtete, trat Catulus ab. Als dann Roscius vortrat, hörte
niemand zu. Er gab daher durch Zeichen mit den Fingern zu
verstehen, man solle Pompejus nicht allein wählen, sondern
ihm einen Kollegen geben. Daraufhin soll das Volk vor Wut so
laut aufgeschrien haben, daß ein Rabe, der gerade über den
Markt flog, das Gleichgewicht verlor und in die Versammlung
herabstürzte.“
• Reziproker Respekt und die Sachkompetenz des Volkes (Cic. Manil. 63-64):
Qua re videant ne sit periniquum et non ferendum
„Es ist daher ganz gewiß sehr unbillig und nicht zu
ertragen, daß ihr (das Volk) stets zugestimmt habt,
illorum auctoritatem de Cn. Pompei dignitate a vobis
wenn jene (der Senat) ihre Ansicht über Amt und
comprobatam semper esse, vestrum ab illis de eodem
Stellung des Cn.Pompeius äußerten (bei den früheren Kommanden gegen Lepidus und Sertorius), daß
homine iudicium populique Romani auctoritatem
sie hingegen euer Urteil über denselben Mann und
improbari, praesertim cum iam suo iure populus
die Willensmeinung des römischen Volkes zurückzuweisen versuchen. Überdies ist das römische Volk
Romanus in hoc homine suam auctoritatem vel contra
jetzt vollauf befugt, seine Meinung über diesen
omnis qui dissentiunt possit defendere, propterea quod Mann gegen alle, die da Widerspruch erheben,
durchzusetzen. Denn ihr habt, obwohl diese Leute
isdem istis reclamantibus vos unum illum ex omnibus
laut ihr Mißfallen kundtaten, aus allen den Einen
delegistis quem bello praedonum praeponeretis. Hoc si erwählt, den Krieg gegen die Seeräuber zu leiten.
Wenn ihr das unüberlegt getan und euch zu wenig
vos temere fecistis et rei publicae parum consuluistis,
um das Wohl des Staates gekümmert habt, dann
recte isti studia vestra suis consiliis regere conantur.
versuchen sie mit Recht, eure Bestrebungen durch
ihre Entschlüsse zu lenken. Wenn ihr jedoch damals
Sin autem vos plus tum in re publica vidistis, vos eis
die Lage des Staates besser erfaßt und trotz ihres
repugnantibus per vosmet ipsos dignitatem huic
Widerstandes aus eigener Initiative dem Reiche
Ansehen, dem Erdkreis Wohlfahrt verschafft habt,
imperio, salutem orbi terrarum attulistis, aliquando isti
dann mögen diese fuhrenden Männer endlich einmal
principes et sibi et ceteris populi Romani universi
zugeben, daß sie und ihr Anhang sich dem Willen
des gesamten römischen Volkes fügen sollten.“
auctoritati parendum esse fateantur.
•
Mithradatische Kriege: s. Handout zur 5. Vorlesung
•
rogatio/lex Manilia: Pompeius erhält ein umfassendes außerordentliches Kommando gegen
Mithrada-tes. Zeitgenöss. Hauptquelle: Cicero, Rede über der Oberbefehl des Cn. Pompeius
(auch: ‘Über das manilische Gesetz’ genannt, daher: Cic. Manil.).
2
VL Eine unvermeidbare Zerstörung? Die letzte Phase der Römischen Republik
Sommer 2008
•
Der Geschichtsschreiber Velleius Paterculus (Zeit des Kaisers Tiberius) über Pompeius und seine
problematische Stellung (Vell. 2,29,3-4)
„Nichts begehrte er mehr als eine Machtposition, die ihm als
Potentiae, quae honoris causa ad eum deferreAnerkennung seiner Verdienste übertragen werden sollte,
tur, non vi ab eo occuparetur, cupidissimus, dux die er aber nicht mit Gewalt einnehmen wollte. Im Krieg war
bello peritissimus, civis in toga, nisi ubi verere- er als Kommandeur höchst kompetent, auf dem innenpolitischen Feld bewegte er sich als höchst bescheidener Bürger,
tur ne quem haberet parem, modestissimus; (...) solange er nicht fürchten mußte, es könnte jemand die gleipotentia sua numquam aut raro ad impotentiam che Stellung wie er einnehmen. (...) Seine Macht mißbrauchte er selten oder nie; er hatte gleichsam keine Fehler,
usus, paene omnium vitiorum expers, nisi nume- wenn man ihm nicht dies als denkbar größten Fehler anrechnen will: daß er es nämlich nicht ertragen konnte, jemanden
raretur inter maxima in civitate libera dominaim gleichen Rang neben sich zu sehen – und das in einem
que gentium indignari, cum omnes cives iure
freien Gemeinwesen, das zwar fremde Völker beherrschte,
dessen Bürger aber alle die gleiche Rechtsstellung hatten
haberet pares, quemquam aequalem dignitate
wie er.“
•
Pompeius’ Neuordnung des Ostens und Herrschaftspraxis als Vorbild für den augusteischen Prinzipat:
Eduard MEYER, Caesars Monarchie und das Prinzipat des Pompeius (1918) (das Buch behandelt
freilich nur die Innenpolitik von 66-44; für dieses Feld ist die These falsch.)
aus: DNP Suppl. 3 (2007) 161
3
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