Kapitel 6 Bewegung im elektromagnetischen Feld 6.1 Hamilton–Operator und Schrödinger–Gleichung � und B. � Aus der Elektrodynamik ist bekannt, dass in einem elektrischen Felder E � � r) Kräfte auf geladene Teilchen wirken. Feld E(�r) und einem Magnetfeld B(� � und B � lassen sich aus � und Skalarpotential φ. Die Felder E Vektorpotential A � r, t) und sog. Skalarpotential φ(�r, t) ableiten, einem sog. Vektorpotential A(� � � , � = − 1 ∂ A − ∇φ E c ∂t � = ∇ � ×A �. B (6.1a) (6.1b) � bildet dabei einen relativistischen Vierer–Vektor, E � und B � sind nicht Kompo(φ, A) nenten von relativistischen Vierer–Vektoren. Man beachte, dass in diesen Notizen die sog. cgs Einheiten verwendet werden. Eichtransformation. umgeeicht werden, � und φ sind nicht eindeutig, sondern können Die Felder A � x, t) + ∇Λ(� � x, t) , � x, t) → A � � (�x, t) = A(� A(� 1 ∂ Λ(�x, t) , φ(�x, t) → φ� (�x, t) = φ(�x, t) − c ∂t (6.2a) (6.2b) � und B � sind invariant unter dieser wo Λ(�x, t) eine beliebige Funktion ist. Die Felder E Transformation. Wie aus der Elektrodynamik bekannt ist, kann man erreichen, dass � ·A � = 0 ∇ (6.3) ist; man spricht von der Coulomb–Eichung. 130 6.1. HAMILTON–OPERATOR UND SCHRÖDINGER–GLEICHUNG Hamilton–Funktion. Die Hamilton–Funktion für ein Teilchen im elektromagnetischen Feld ist �2 q� 1 � (6.4) p� − A(� r, t) + q φ(�r, t) , H = 2m c � r, t) = m �v den kinetischen Impuls bezeichnet. Diese Hamilton–Funktion wobei p� − qc A(� kann in Eichtheorien abgeleitet werden (vgl. Zentralübung 19). Der letzte Term kann als Potential aufgefasst werden, Vel = q φ(�r, t), und reproduziert für die in Abschnitt 5.5 2 diskutierte Situation das Coulomb–Potential − Zre . Hamilton–Operator. Der Hamilton–Operator ergibt sich dann unter Ausnutzung des Korrespondenzprinzips zu �2 1 � � q� H = i � ∇ + A(� (6.5) r, t) + q φ(�r, t) . 2m c Schrödinger–Gleichung. i� Die Schrödinger–Gleichung ist dann ∂ Ψ(�r, t) = H Ψ(�r, t) ∂t � � �2 � 2 q2 � 2 i q � �� � � � � = − ∇·A+A·∇ + ∇ + A + q φ Ψ(�r, t) 2m 2m c 2m c2 Was passiert mit der Schrödinger–Gleichung unter einer Eichtransformation? Durch Nachrechnen bestätigt man, dass, falls Ψ(�r, t) die Schrödinger–Gleichung mit den � und φ erfüllt, so erfüllt Feldern A � � −i q � Λ(�x, t) Ψ(�x, t) (6.6) Ψ (�x, t) = exp �c � � und φ� aus (6.2). Die Multiplikation von Ψ mit eidie entsprechende Gleichung mit A � und φ ner Orts- und zeitabhängigen Phase kann also durch eine Transformation von A 2 kompensiert werden. Die Wahrscheinlichkeitsdichte ρ = |Ψ| ändert sich offensichtlich nicht unter (6.6). � = 0. Damit ist dann Nun wählen wir die Coulomb–Eichung, d.h. ∇ · A � · ∇Ψ � . � A � Ψ) = (∇ � ·A �) Ψ + A ∇( � � �� =0 Dies führt dann auf die Schrödinger–Gleichung i� ∂ Ψ(�r, t) = H Ψ(�r, t) ∂t � � q2 � 2 iq� � � �2 A·∇+ Δ+ A + q φ Ψ(�r, t) . = − 2m mc 2m c2 (6.7) � und φ nicht (explizit) von der Zeit abhängen, so sind wir wieder bei der Falls A stationären Schrödinger–Gleichung H ψ(�r) = E ψ(�r) . 131 6.2. BEWEGUNG IM KONSTANTEN MAGNETFELD 6.2 Bewegung im konstanten Magnetfeld Um ein konstantes Magnetfeld zu beschreiben, setzen wir φ ≡ 0 und � = − 1 (�r × B) � A 2 � Um zu sehen, dass wir damit das gewünschte B � reproduzieren, mit konstantem B. verwenden wir die Relation für beliebige Vektorfelder �a und �b � � � � � � � � � � � �a − �a · ∇ � �b . � · �a + �b · ∇ � · �b − �b ∇ � × �a × �b = �a ∇ ∇ Damit folgt � = −1∇ � × (�r × B) � B 2 � 1� � � � B � � (∇ � · �r) + (B � · ∇) � �r − (�r · ∇) · B) −B = − �r (∇ � �� � � �� � � �� � 2 � �� � =0 =3 � =B =0 1 � = − [−3 + 1]B 2 � . = B � 2 -Term in der Schrödinger– Nun betrachten wir den Fall schwacher Felder, so dass der A Gleichung vernachlässigt werden kann. Übrig bleibt � � � � �2 1 iq� � ·∇ � ψ(�r) = E ψ(�r) . − − (�r × B) Δ+ 2m mc 2 � konstant ist, gilt Da B � � � � � � �ψ . � ·∇ � ψ = − �r × ∇ � · B �r × B Nun können wir die Schrödinger–Gleichung weiter umformen, E ψ(�r) = = � − � − � �2 iq� � ψ(�r) � ·B Δ+ (�r × ∇) 2m 2m c � �� � � = �i L �2 q � �� Δ− L · B ψ(�r) , 2m � 2m�� c � � =: µ � ·B (6.8) wobei µ � = −q � L 2m c (6.9) das sog. magnetische Moment und µ � den zugehörigen Operator bezeichnen. 132 6.3. ZEEMANN–EFFEKT Fazit. Im schwachen konstanten Magnetfeld lautet der Hamilton–Operator H = − 6.3 �2 � . Δ+µ � ·B 2m (6.10) Zeemann–Effekt Wir betrachten nun ein Teilchen, das im Coulomb–Potential V = − e φ(�r) = − e2 r � angelegt sei. Das gebunden ist, wobei noch ein konstantes schwaches Magnetfeld B Koordinatensystem sei so gewählt, dass das Magnetfeld in z–Richtung zeigt, � = (0, 0, B) = B · �ez . B Das magnetische Moment des Elektrons (q = −e) ist µ � = � eL . 2m c Hamilton–Operator. Der Hamilton–Operator ist � , H = H0 + µ � ·B wobei H 0 den Hamilton–Operator eines Teilchens in einem Coulomb–Potential bezeichnet, � � �2 ∂ e2 L2 2 ∂ H0 = − − . r + 2 2 2m r ∂r ∂r 2m r r Schrödinger–Gleichung. Die Schrödinger–Gleichung schreibt sich nun H ψn�m� = H 0 ψn�m� + eB Lz ψn�m� = E ψn�m� . 2m c In der Dirac–Notation entspricht diese Gleichung H |n, �, m� � = H 0 |n, �, m� � + eB Lz |n, �, m� � = E |n, �, m� � . 2m c Es gilt Lz |n, �, m� � = � m� |n, �, m� � . Da H 0 und Lz kommutieren, besitzen sie einen gemeinsamen Satz von Eigenfunktionen, den Y�m , bzw. einen gemeinsamen Satz an Eigenzuständen, den |n, �, m� �. Wesentlich ist, dass diese Eigenschaft in Anwesenheit eines konstanten Magnetfeldes erhalten bleibt. 133 6.3. ZEEMANN–EFFEKT H–Atom im Magnetfeld. Wir betrachten nun ein Wasserstoff–Atom im konstan� = (0, 0, B). Die Schrödinger–Gleichung für das Problem lautet ten Magnetfeld B � � e B � m� 0 En + H |n, �, m� � = (6.11) |n, �, m� � , 2m c wobei En�m� = En0 + � ωL m� . (6.12) Darin bezeichnen ωL = eB 2m c die sog. Larmor–Frequenz und En0 die Energie–Eigenwerte ohne Magnetfeld, also 1 � e �2 Ry En0 = − = − 2 . 2a0 n n Die Energie–Niveaus (6.12) sind in Abbildung 6.1 dargestellt. Die Aufspaltung der Niveaus wird als Zeemann–Effekt bezeichnet. E �=0 B=0 B �= 0 �=1 B=0 B �= 0 m� n=3 1 0 −1 n=2 1 0 −1 �=2 B=0 B �= 0 m� 2 1 0 −1 −2 ΔE = � ωL n=1 Abbildung 6.1: Spektrum des Wasserstoff–Atoms im konstanten Magnetfeld. 134