GEOMETRISCHE MAXIMA UND MINIMA MIT ANWENDUNG AUF DIE OPTIK VON JOHANNES FINSTERBUSCH. § 1. UEBER DIE AUFLöSUNGS-METHODEN. 1. Geometrische Maximum- und Minimum-Aufgaben können entweder synthetisch oder analytisch behandelt werden. Die synthetische oder reingeometrische Auflösungsmethode ist durch die Anschaulichkeit und Eleganz ihrer Lösungen bemerkenswert, trägt aber vielfach den Charakter der Zufälligkeit, da sich, um mit J. S t e i n e r zu reden, " nicht ein einziges gemeinsames Grundprinzip aufstellen lässt," während die analytische oder rechnerische Behandlung in der Anwendung der Differentialrechnung eine umfassende Methode besitzt, wie die erstere nicht ihres Gleichen hat. Damit soll aber nicht gesagt sein, dass für alle Aufgabengruppen die analytische Behandlung mit höherer Analysis allen anderen Methoden vorzuziehen sei. Selbst unter den rechnerischen Auflösungen eines Problems ist sie es bei weitem nicht immer. So führt z. B. die Anwendung des bekannten Doppelsatzes : (Summe) .,. ~ .. ., 7 (Produkt) n . 7 Hei gegebener -i p , , r von n positiven Grossen ist deren < ~ , > am \j7. _,_ [, wenn die n Grössen alle einanderJ gleich sind, [kleinsten) falls weil Auf dass die Zurückführung eines Problems auf ihn gelingt, deshalb kürzer zum Ziele, hierdurch die Aufstellung der zu differenzierenden Funktion überflüssig wird. den Beweis dieses Doppelsatzes soll hier verzichtet werden*; doch sei erwähnt, er für n = 2 und n = 3 auch reingeometrisch geführt werden kann. Für n = 2 steht er in E u k l i d ' s Elementen im vi. Buche als Satz 27 und bildet nach Moritz C a n t o r " das erste Maximum, welches in der Geschichte der Mathematik nachgewiesen worden ist f." Ebensowenig möchte ich auf die vielen Anwendungen des Doppelsatzes näher eingehen. Nur des Zusammenhanges mit einer unten behandelten Aufgabe wegen, werde mit seiner Hilfe kurz bewiesen, dass unter allen Sehnenvierecken von gegebenem Umfang das Quadrat den grössten Inhalt hat. Bezeichnen a, b, c, d die Seiten eines beliebigen Sehnenvierecks vom gegebenen Umfange 25, so folgt aus der bekannten Heronischen Flächenformel F = V(s - a) (s~- b) (s-e) (s - d), * Arithmetische Beweise finden sich z. B. i n : R u d o l f S t u r m , Maxima und Minima in der elementaren Geometrie, 1910, S. 1—4. f M o r i t z C a n t o r , Geschichte der Mathematik, i, S. 252. 106 JOHANNES E I N S T E R B U S C H in der die Summe der vier Faktoren = 2s, also konstant ist, dass ihr Produkt und daher F zum Maximum wird, wenn die Faktoren einander gleich sind, d. h. wTenn das Sehnenviereck ein Quadrat ist*. Die synthetischen Methoden verdanken ihren Ausbau in erster Linie J a c o b S t e i n e r . "Zwei der bedeutendsten Abhandlungen, in denen er die Ergebnisse seiner langjährigen Untersuchungen über Maximum und Minimum bei den Figuren in der Ebene, auf der Kugelfläche und im Räume überhauptf niedergelegt hat," sind bis heute der Ausgangspunkt ähnlicher, wenn auch nicht eben zahlreicher Abhandlungen geblieben. 2. Im Folgenden will ich aus meinen Untersuchungen über denselben Gegenstand zunächst einige bekannte Aufgaben aus der Geometrie der Vielecke in neuer Weise synthetisch behandeln. Meine Beweise, die die bisher vorhandenen an Einfachheit und Anschaulichkeit übertreffen dürften, enthalten zugleich den Schlüssel zur Lösung anderer derartiger Aufgaben, z. B. der Steiner'schen Schliessungs-Sätze über gespiegelte Lichtstrahlen. Als Hauptaufgabe behandle ich die Verallgemeinerung des Problems der Minimal-Ablenkung, die ein Lichtstrahl beiin Durchgang durch ein Prisma erfährt. Ehe ich mich zu den Aufgaben selbst wende, möchte ich einige kurze Bemerkungen über die synthetischen Methoden, deren ich mich bediene, vorausschicken. Die zu lösende Aufgabe kann als Theorem oder als Problem gestellt sein. Während die analytische Auflösungsart in beiden Fällen durch das Verschwinden des ersten Differentialquotienten die Bedingungsgleichung des Extremums gewinnt und ferner durch das positive oder negative Vorzeichen des zweiten Differentialquotienten erkennt, ob ein Minimum oder Maximum vorliegt, behandelt die synthetische Methode beide Fälle verschieden : I. < Beim Beweise eines T h e o r e m s , wenn also die das Extremum kennzeichnende Eigenschaft schon bekannt ist, gehen wir von der Figur des Extremums aus und verändern diese derart, dass alle Eigenschaften der Figur, abgesehen von der besonderen des Extremums, erhalten bleiben. Durch Vergleichung beider Figuren, deren einzelne entsprechende Grössen um E n d l i c h e s von einander abweichen, wird die Figur des Extremums als solche nachgewiesen. Dabei wird zugleich entschieden, ob ein Minimum oder Maximum vorliegt. II. Handelt es sich dagegen um ein Problem, soll also erst die noch unbekannte, das Extremum bedingende Eigenschaft gefunden werden, so sind es zwei Wege, die zum Ziele führen: I I a. Methode der gleichen, endlich getrennten Werte, wie ich sie nennen möchte. Die in der Aufgabe aufgeführten Eigenschaften reichen zur vollständigen Bestimmung der Figur nicht hin. Wir nehmen deshalb als noch fehlendes Bestimmungsstück einen beliebigen Wert der veränderlichen Grösse, die zum Extremum werden soll, hinzu. Dadurch geht, wenn ein Extremum existiert, die bisher unbestimmte Aufgabe in eine immer mehrdeutig bestimmte über. Aus zwei verschiedenen Lösungen, in geeigneter W'eise auf einander bezogen, ist nun abzuleiten, welche Beziehung * Rudolf S t u r m , a. a. O., S. 25. f J a c o b S t e i n e r , Werke, n, S. 177—308. GEOMETRISCHE MAXIMA UND MINIMA MIT ANWENDUNG AUF DIE OPTIK 107 zwischen den Grössen bestehen muss, wenn die beiden e n d l i c h verschiedenen Figuren zur Deckung gelangen sollen. Diese Bedingung ist die gesuchte Eigenschaft des Extremums. Damit ist das Problem zum Theorem geworden. Die Art des Extremums wird nach I entschieden. I I b. Methode der gleichen, zusammenfallenden Werte oder Methode des UnendlichKleinen. Man geht von der Analysis-Figur des Extremums aus und denkt sich diese nur unendlich wenig verändert. Die Beziehungen beider Figuren drücken sich in einer Gleichung aus, die die unendlich kleine Veränderung der veränderlichen Grösse enthält, deren Extremum gesucht wird. Wird diese unendlich kleine Veränderung gleich Null gesetzt, so erhält man die Bedingungsgleichung des Extremums. Die Art des Extremums wird auch hier nach I entschieden. Diese Methode 116, eine geometrische Vorläuferin der Differentialrechnung, macht demnach wie diese von dem Verschwinden der Aenderung einer veränderlichen Grösse in der Nähe des Extremums Gebrauch. Decken sich also hierin ihrem Wesen nach beide Methoden, die synthetische und die analytische, so ist jedoch bei reingeometrischen Problemen die erstere der höheren Analysis weit vorzuziehen, da sie vielmehr als diese geeignet ist, " das eigentliche Wesen oder die wahre Ursache des Maximums und Minimums anzugeben" (Steiner, a. a. O., II, 179). Das erscheint ganz natürlich und einleuchtend, wenn man bedenkt, dass bei der synthetischen Methode die Bedingung des Extremums gleichsam organisch aus der Figur hervorgeht und so ihre wesentlichen Grössen direkt zu einander in Beziehung bringt ; während bei der Differentialrechnung die zu Grunde gelegten Grössen (Koordinaten) meist recht fremdartig oder nur in losem Zusammenhange zu den wesentlichen Grössen der Aufgabe stehen, sodass es oft sehr schwer ist, aus der erhaltenen Bedingungsgleichung eine einfache Eigenschaft des Extremums herauszulesen. " Die synthetische Methode hat noch in neuester Zeit zu einzelnen schönen Ergebnissen geführt, welche durch die Anwendung der Differentialrechnung nicht gefunden worden waren" (Fiedler). Auch von den nun zu behandelnden Aufgaben hätte ich wohl schwerlich so einfache Beweise und Konstruktionen gefunden, wenn ich mich nicht synthetischer Methoden bedient hätte. § 2. EINIGE AUFGABEN üBER VIELECKE. 8. Im spitzwinkligen Dreieck ABC hat das Dreieck der Höhenfusspunkte den kleinsten Umfang. DEF Von diesem Satze hat Schwarz einen schönen Beweis gegeben, der fälschlicherweise J a c o b S t e i n e r zugeschrieben worden ist*. Mein ebenfalls reingeometrischer Beweis hat nicht wie jener 6 auf einander folgende Umklappungen oder Spiegelungen des Dreiecks ABC nötig, sondern nur je eine um die Seiten AB und AC (Fig. 1). Geht man von einem beliebigen Punkte X der Seite BC aus und sind X1 und X2 die ihm entsprechenden Spiegelpunkte, so hat jedes beliebige eingeschriebene Dreieck XYZ den geknickten Streckenzug X1YZX2 zum Umfang, also einen grösseren als das Dreieck XT0ZQ, dessen Seite T0Z0 auf der Strecke XXX2 liegt. Da je zwei Seiten des Höhenfusspunktdreiecks DEF mit einer Seite des gegebenen * Vergleiche: J. S t e i n e r , Ges. W., n, Anmerkung auf Seite 728 und H. A. S c h w a r z , Ges. W., n, 349 (nach E. S t u r m , a. a. 0., Seite 90). 108 JOHANNES FINSTERBUSCH Dreiecks gleiche Winkel einschliessen, also symmetrisch zu ihr liegen, was beim vorigen Dreieck nur an den Ecken F 0 und ZQ der Fall war, so ist dessen Umfang D1EFD2 gleich der Strecke D1D2, wenn D1 und D2 die Spiegelpunkte vom Höhenfusspunkt D bedeuten. Werden nun die Punkte Xx und X2 auf D1D2 orthogonal projiziert, so folgt aus der Gleichheit der Strecken DX = D1X1 — D2X2 und der Gleichheit der Winkel bei Dx und D2 mit den Winkeln a bei D die Gleichheit ihrer Projektionen X1'D1= X2'D2 auf D1D2, und also X(X2' = D^D2. Da nun die Projektion X(X2 kleiner ist als die projizierte Strecke XXX2 oder der projizierte Streckenzug XXYZX2, so hat das Höhenfusspunktdreieck den kleinsten Umfang*. 4. Vorstehendes Theorem kann auch als "Problem" gelöst werden: Da X1S H- X2S = Umfang des Dreiecks CBS, also konstant ist, kann unsere Aufgabe auf die einfachere zurückgeführt werden : Welches unter allen Dreiecken X1SX2, die in dem Winkel S an der Spitze und der Schenkelsumme übereinstimmen, hat die kleinste Grundlinie XYX2i Dreieck XlSX2 und sein symmetrisches in Bezug auf die Winkelhalbierende von S stimmen in der Grösse von X1X2, dessen Extremum gesucht wird, überein. Nach Methode I I a müssen im Falle des Extremums beide Dreiecke sich decken, folglich ist die Basis D1D2 des gleichschenkligen unter den Dreiecken X1SX2 das gesuchte Extremum. Seine Art wird wie oben nach Methode I bestimmt. 5. Unter allen konvexen Vielecken V von gegebenen Seiten hat das einem Kreise eingeschriebene oder Sehnen-Vieleck V0 die grösste Fläche. Da meine Beweismethode für das w-Eck genau dieselbe bleibt, wie für das Viereck, behandeln wir das letztere. Wir gehen vom Sehnen-Viereck V0 aus (Fig. 2) und zerschneiden es vom Mittelpunkte M des umgeschriebenen Kreises aus durch die 4 nach den Ecken gehenden Radien in gleichschenklige Dreiecke Di, deren algebraische Summe gleich der Fläche des Sehnenvierecks V0 ist. Liegt der Mittelpunkt M innerhalb des Vierecks, so sind alle 4 Dreiecke positiv ; nur wenn M ausserhalb des Vierecks liegt, ist das gleichschenklige Dreieck mit der grössten Vierecksseite als Basis negativ zu nehmen. Werden die Winkel des Sehnenvierecks (als Gelenkviereck aufgefasst) verändert (Fig. 3), so beschreiben die nach den Ecken gezogenen Radien vier Sektoren #,-, die wir als positiv oder negativ in Rechnung bringen, je nachdem durch sie der betreffende Winkel des Vierecks vergrössert oder verkleinert wird. Der Mittelpunkt M beschreibt ein Kreisbogenviereck M1M2M3M4t = M. Dann folgt für die neue Figur des Vierecks V XDi + tS^M+V. Nun ist aber 2 / A = F 0 und 2 S ; = 0, weil die algebraische Summe der Zentriwinkel = 0 sein muss, damit die Winkelsumme des Vierecks konstant = 4 Rechte bleibt. Also erhalten wir womit der Satz bewiesen ist. * Laut Jahresbericht xxxvi—xxxix, 1906-1909 des Vereins für Naturkunde zu Zwickau habe ich den Beweis in der Sitzung vom 13./i. 1908 vorgetragen. In W e b e r and W e l l s te in, Enzykl. d. Elementarmath., in 1 , zweite Aufl. 1910 steht ein Beweis, der mit meinem übereinstimmt und nur am Ende die Aehnlichkeit der gleichschenkligen Dreiecke X1AX2 und D1AD2 heranzieht, um D1D2<X1X2 nachzuweisen. In der ersten Auflage in, 1907, S. 309, stand dieser Beweis noch nicht. MAXIMA U. MINIMA MIT ANWENDUNG AUF DIE OPTIK. JOHANNES FINSTERBUSCH. > fc/*, ^ % \ \ y? 6. M^t / \ L v\> )\u>^ J\ ^JT^^ \ / \\^x> v / / 1 \ 1 \ \ \ \ X *" i i \\ \ / 7 \ / / / / ^•vV^N. • / T V Y\ \^^i ' \\ x \/ x >A \^\ s\ Vf \ / / /X" \ i \\\X \\ / ^ Z \ v \ / \ V 1\ / / / / Zi \ \ \\ f \ » _^-—-*^*^ / 1 HI •* i \ » S jAwr \BJr X\ *»\ \ \ /\ JÎ^TT^-----^ ^ofcfaA \ >A \ \i /ÌC-VK-— J \\ \ \\ \\^T /^\\ \ ^ - " ^ \/ \ \ \\N\ AV \ :\° -Ät___ \ \ \ \\ \\ \ Co \\ \ \ \ \ \ \ / \ /u*~ y) w \ / / v / * / \ \x >v / —' ^ 35F^ / <-y7t* / v ^ ^jyyL^y^/ f\ / y / w ^P^z - — ^ ^ — 0 \^-\y \—~~—0 < \v\ u * v & . / \ \ X-^-W—k J\ ^ ^*^2* ^2T^—^c \ \ / / ^ ^ Ê « ^ i i \ VIK A - A ^ vVvv r / * \ \ -^l 1 H*MJr^ G \ L* V \ x^ \\ \ r \ R 1 i \ / ^ ^ V ^ " y^^^r&s'/ \ \ \ T \ \ Y^»\ 1 / ^ \ \ • \ H \ X ~ \v \ \ V^x\ ' W\ \ ' • v \ Ì N / / \ \ ^ '\ V ''ys^fe* \\^\y^\f i 1 i> ^ <SA 1 Pv^3 ^ ^ et, y X/ 1 / v\A \ / fcAà \ ;/ /i 7. ° \ / / /O** ' GEOMETRISCHE MAXIMA UND MINIMA MIT ANWENDUNG AUF DIE OPTIK 109 Die Verwandlung eines konvexen Vielecks in ein Sehnenvieleck von denselben Seiten ist immer möglich und eindeutig. Alle Sehnen vi elecke von denselben Seiten, aber in verschiedener Reihenfolge, sind flächengleich. 6. /7([ (6)1 Unter allen konvexen Vielecken V von gegebenen Winkeln und \ ^.. / . T *v [Flachemnh. hat das einem Kreise umgeschriebene oder Tangentenvieleck VQ den -L, . . ' Tr [kleinsten Umfang. Da auch hier die Beweisführung für das n-Eck genau dieselbe ist wie beim Viereck, geben wir wieder die letztere. Wir gehen vom Tangentenviereck V0 aus (Fig. 4) und zerschneiden es vom Mittelpunkte M des eingeschriebenen Kreises aus durch die nach den 4 Berührungspunkten gehenden Radien in Teilvierecke, sogenannte rechtwinklige Deltoide D;. Durch (beim Viereck abwechselnde) Verlängerungen oder Verkürzungen der Seiten, wodurch die Winkel des Vierecks erhalten bleiben, (Fig. 5) beschreiben die 4 Radien Rechtecke Riy die wir als positiv oder negativ in Rechnung stellen, je nachdem es sich um Verlängerung oder Verkürzung der Vierecksseiten handelt. Der Mittelpunkt M beschreibt im allgemeinen ein geradliniges Viereck M1M2M3M4 = M. Dann ergibt die neue Figur des Vierecks V XDi + ZRi^V + M. Im Falle (a) ist nun, da der Umfang erhalten bleibt, die algebraische Summe der Verlängerungen und also auch die algebraische Summe der Rechtecke XR; = 0 und folglich V^V+M, womit der Satz (a) bewiesen ist. Im Falle (b) ist, da der Inhalt nicht verändert wird, XD,= V0= V, und mithin HR,- = M oder S ä , > 0. Ist aber die algebraische Summe der Rechtecke grösser als Null, so ist es auch die algebraische Summe der Verlängerungen der Vierecksseiten, womit der Satz (b) bewiesen ist. 7. Nur andeutungsweise werde für 2n-Ecke ein Zusammenhang der Aufgabe (a) mit den Steiner'schen Schliessungssätzen über gespiegelte Lichtstrahlen gegeben. Werden im Viereck V= A1A2AsAi die Winkelhalbierenden gezogen und auf ihnen in den je 4 Punkten Ai und Mi Lote errichtet, so schneiden sich die letzteren in einem Punkte M, der zugleich der Diagonalschnittpunkt von den Sehnenvierecken Nx N2 N3 N4 und 8X S2 89 S4 ist. Durch Parallel Verschiebung längs der Strecken Mx M, M2 M, MSM,M4M schliessen sich die Deltoide Dv; zum Tangentenviereck V^A^A^A^A? zusammen. Das Tangentenviereck V0 und das Viereck V sind also demselben Sehnen viereck S1S2SSS4 eingeschrieben, und man erhält die St ein ersehen Sätze, die hierdurch eine neue Beleuchtung erfahren. Ich gedenke an anderer Stelle ausführlich hierauf zurückzukommen, da ich hier auf die vielen interessanten Beziehungen, die sich allgemein bei 2n-Ecken und (2n + 1)-Ecken ergeben, nicht eingehen kann. § 3. D I E ABLENKUNG DES LICHTES IN PRISMEN. 8. Bekanntlich erfährt ein Lichtstrahl, der im Hauptschnitt durch ein Prisma geht, immer eine Ablenkung von der brechenden Kante des Prismas weg oder nach ihr hin, je nachdem das Prisma optisch dichter oder dünner als seine Umgebung ist, 110 JOHANNES FINSTERBUSCH und der Ablenkungswinkel ist bei symmetrischem Durchgang am Kleinsten. Hiervon gibt es zahlreiche Beweise, die sich auf goniometrische Rechnungen mit oder ohne Anwendung der höheren Analysis stützen. Ein reingeometrischer Beweis, der diesen symmetrischen Durchgang nicht nur als extremen Wert der Ablenkung, sondern auch als Minimum erkennen lehrt, scheint nicht vorhanden zu sein. Ich gebe im Folgenden einen solchen, den ich am 12./7. 1911 gefunden habe, und zwar behandle ich gleich die allgemeine, wie ich glaube neue Aufgabe : Das Minimum oder Maximum der Ablenkung eines Lichtstrahls im Hauptschnitt eines Prismas zu finden, dessen Begrenzungsebenen an zwei verschiedene optische Mittel angrenzen. Als gegebene Grössen betrachten wir die Verhältnisse der Lichtgeschwindigkeiten in den drei optischen Mitteln c0 : cx : c2 oder die relativen Brechungsexponenten n0, n1, n und den brechenden Winkel co des Prismas. Zwischen den Grössen c und n besteht dann der Zusammenhang c0nQ = e1n1 = c2n2 (1). Wir rechnen im Hauptschnitt des Prismas positiv den brechenden Winkel w, wenn dessen Scheitel links von der Lichtstrahlenrichtung liegt, ferner den Einfallswinkel «„__! und Brechungswinkel ßv beim Uebergang in das vte Mittel, wenn die Drehung des Strahles in das Einfallslot im Sinne des Uhrzeigers erfolgt, und endlich den Ablenkungswinkel </>„, wenn bei der z^ten Brechung der Lichtstrahl in diesem Sinne gedreht wird. Dem Snellius-schen Brechungsgesetz zufolge erhalten wir dann das Gleichungssystem : sina 0 sin ß1 c0 c1 ?i! n0 Q sin«! sin ß2 c1 n, c2 n, Q und hieraus für die Gesamtablenkung <£ = </>! + <k = o r 0 - £ 2 - û > (3). 9. Die Abbildung (Fig. 6) stellt einen solchen Strahlengang für den Fall dar, dass das Licht aus Luft in ein Glasprisma eintritt und aus diesem in Wasser austritt. Um die Figur möglichst übersichtlich zu gestalten, ist der Winkel w so gross gewählt worden, dass a2 und ß2 unserer obigen Festsetzung gemäss negativ werden. Ihre absoluten Werte seien durch äY und ß2 angedeutet. Zur Ermittelung des gebrochenen Strahles aus dem einfallenden dient die bekannte Konstruktion von Reu seh. Sie ist nicht an den beiden Uebergangsstellen Oi und 0 2 sondern, da parallelen Einfallsstrahlen auch parallele gebrochene Strahlen entsprechen, an der brechenden Kante 0 des Prismas ausgeführt worden. Wir geben zwei verschiedene Konstruktionen, deren Zusammenhang wichtig ist. (1) Um 0 seien zunächst 3 konzentrische Kreise gezogen, deren Radien im Verhältnis n0 : nY : n2 stehen. Von dem Punkte N0 auf Kreis n0 des einfallenden Strahles ausgehend bestimmen die Einfallslote JV^oHOiZ und X1N2\\L02 die Richtungen des im Prisma verlaufenden Strahles Xß || 0102 und des austretenden Strahles N20. (2) Eine zweite ebenso einfache Konstruktion beginnt mit 3 um 0 konzentrischen Kreisen, deren Radien sich wie die Lichtgeschwindigkeiten c0 : c1 : c2 verhalten. Von dem Punkte 0 / auf Kreis c1 des einfallenden Strahles ausgehend, GEOMETRISCHE MAXIMA UND MINIMA MIT ANWENDUNG AUF DIE OPTIK 111 bestimmt das Einfallslot C1'C0fiO1L den im Prisma verlaufenden Strahl G0C2O und das durch G2 gehende Lot C2C"f \\L02 auf die Austrittsebene die Richtung C"'0 des austretenden Strahles. In beiden eben besprochenen Konstruktionen ist das Brechungsgesetz gewahrt. Sie gelten für jeden, das Prisma durchsetzenden Strahlengang. Bei Vergleichung mehrerer Strahlengänge, wollen wir in der Figur C20 festhalten, und alle übrigen Geraden, also auch die Einfallslote und Begrenzungsebenen des Prismas, die entsprechenden Drehungen ausführen lassen. 10. Mit Hilfe der Methode I I b soll nun an der Hand der Figur eine Bedingung für das Minimum -der Ablenkung gesucht werden. Wir nehmen an, der gezeichnete Strahlengang sei der des gesuchten Minimums. Eine oo kleine Aenderung da0 des Einfallswinkels a0 zieht dann oo kleine Aenderungen der übrigen Winkel nach sich. Nach 8(2) ist hierbei da1-—dß1. Da wir vom Extremum des Ablenkungswinkels <£ ausgehen, muss dessen oo kleine Aenderung d$ gegen die übrigen verschwinden. Es muss also dcf) — dfa + dcf)2 = 0 sein. Hieraus folgt auf dem Kreise Cj die Gleichheit der Bögen c^d^ Wird auf G0Ci=x0 in C0 das Lot = — cxd^>2. und ebenso auf C$"' = x2 in C2 x das Lot CM)"' II 00* errichtet, so schneidet auf dem über G,D' = —— als Durchmesser cos a0 G^D'WOOY, beschriebenen Kreise k0 der oc kleine Winkel dß1 einen Bogen —--— dß, ab und ° cos a0 ebenso auf dem über G"'D"' = — V als Durchmesser beschriebenen Kreise h cos ß2 der oo kleine Winkel dä} einen Bogen —2 „ dd^ ab. Diese fallen aber mit den oo kleinen ° cos ß2 Bögen Cidfa und c^d^ zusammen, da die Kreise k0 und k2 sich mit dem Kreise Cj in G-l bezüglich G"' berühren. Wir erhalten also die Gleichungen Xi X —— dß, = Ci^ój und ------ da, = c^dòo, r cos a0 cos ^ 2 " aus denen nach oben Xa Xn cos a0 cos ß2 ' d. h. die Gleichheit der Durchmesser der Kreise k0 und k2 D'C,' = D'"Cr oder auch DV = D'"0 (E2) folgt. Dies ist eine gesuchte geometrische Bedingung für das Extremum der Ablenkung. Für jeden anderen Strahlengang haben die Durchmesser der Kreise k0 und k2 verschiedene Länge. Handelt es sich im Besonderen um ein Prisma, das an zwei g l e i c h e optische Mittel angrenzt, ist also c2 = c0, so fallen C2 und C0 in einen Punkt zusammen und dieser ist dann ein Schnittpunkt der beiden gleichen Kreise k0 und k2. Da deren gemeinsame Sehne, hier G00, immer durch 0 geht, so ist, falls ßx und a1 = — al verschiedene Vorzeichen haben (wie in der Figur), diese die Symmetrieaxe der Figur. Es folgt also äj = ßj und oo = 2äx = 2ß}. Wenn dagegen ßl und a2 gleiche Vorzeichen 112 JOHANNES FINSTERBUSCH haben, decken sich die beiden gleichen Kreise k0 und k2 und die Winkel ^ und ßl9 woraus folgt, dass co — 0 ist. Dieser Fall scheidet aus. 11. Haben wir jetzt für den allgemeinen Fall von 3 verschiedenen Mitteln eine geometrische Bedingung (E : ) für das Extremum gewonnen, so ist noch zu untersuchen, ob wir es mit einem Maximum oder Minimum zu tun haben. Da bei einem Prisma für kleine, aber endliche co positive und negative Ablenkungen cj> möglich sind (im besonderen Falle von nur 2 verschiedenen Mitteln dagegen nicht), so wollen wir von einem Maximum oder Minimum reden, je nachdem der absolute Wert <j)m der extremen Ablenkung grösser oder kleiner ist, als die der benachbarten Strahlengänge. Wir führen diesen Nachweis ganz elementar nach Methode I. Wir nehmen an, der durch obige geometrische Bedingung bestimmte Strahlengang liege gezeichnet vor. Für einen beliebigen anderen Strahlengang bleibe wieder G00 fest, die Einfallslote und das Prisma sind dann um einen e n d l i c h e n Winkel gedreht. Dabei schneiden sich die zwei neuen Einfallslote C0A0' und C2A9'" immer in einem Punkte A^ auf einem festen durch G0 und C2 gehenden " co-Kreis!' Auf den gleichen Kreisen k0 und k2 werden von ihnen die gleichen Bögen C1/A0 = C1'"A2 abgeschnitten. Wird nun durch Drehung um 0 der Kreis k0 mit dem Kreis k2 zur Deckung gebracht, wodurch alle mit bewegten Geraden um den Winkel c\>m gedreht werden, so deckt sich G0A0' m ^ C0'A2. Es ist Winkel A0'OA*=CiOC"'. Demnach ist der neue Ablenkungswinkel A0'OA2" = cj)a um A2OA2" grösser als <j>m. Ebenso folgt, dass wenn die neuen Lote sich auf der anderen Seite von Zw in i?w schneiden, der neue Ablenkungswinkel B^OB"' = cj)b um B^OB^" grösser ist als cj>m. <j>a > </>m < <j>h. Es handelt sich also in unserer Figur um ein positives Minimum c\>m = <f>min. In gleicher Weise kann in jedem vorliegenden Falle Lage und Art der extremen Ablenkung bestimmt werden. Ehe wir jedoch die Ergebnisse für die verschiedenen Fälle zusammenstellen, sollen aus der oben gefundenen Bedingung einige andere abgeleitet, oder auch direkt gefunden werden, die zur Erledigung verschiedener Fragen besonders geeignet sind. 12. Bei jedem beliebigen Strahlengang gelten für die 4 durch die Punkte C0 und JVJ bez. C2 und Aj auf die Begrenzungsebenen des Prismas gefällten Lote der beiden oben gegebenen Konstruktionen : HO CM NYL0 N,0 CVO C71'Z0/ N0L0 M0O D'"0 G2L2m N,L2 A\0 CrO GC'U" N2L2 M20' Für den extremen Strahlengang sind (Ej), d. h. unserer obigen Bedingung HO = D'"0 gemäss alle Quotienten einander gleich, woraus M0O = M20 = MO folgt ; d.h.: und (E2) Für den extremen Strahlengang schneiden sich die durch X0 und N2 zu den Begrenzungsebenen des Prismas gezogenen Parallelen in einem Punkte M auf Nx0, oder der durch N0NlN2 bestimmte Kreis co berührt Kreis nlt Dies lässt sich auch direkt ganz elementar nach Methode I I a begründen. Entspricht das Viereck AVA^N20 einem beliebigen Strahlengange vom Mittelstrahl GEOMETRISCHE MAXIMA UND MINIMA MIT ANWENDUNG AUF DIE OPTIK 113 NiO, dessen E i n t r i t t s - und Austrittsstrahl den Winkel N^0N2 = c£> einschliessen, so wird der w'-Kreis vom Kreise nx nicht n u r in Nly sondern auch in einem anderen P u n k t e N-! geschnitten. Das Viereck NJNiN20 entspricht also ebenfalls einem Strahlengang vom Ablenkungswinkel cf>. F ü r den extremen Strahlengang muss <b einen solchen W e r t haben, dass die beiden Vierecke auch m i t ihren Mittelstrahlen (= Diagonalen) sich decken, d. h. Nx und A / müssen zusammenfallen, der a/-Kreis also den Kreis n± berühren. Aus (E 2 ) folgt ferner: (E 3 ) Beim extremen Strahlendurchgang werden alle vier Einfallslote von den betreffendeil Kreisen c oder n in demselben Verhältnis geschnitten. (E 4 ) Die Sehnenvierecke X^N.M, einander ähnlich. 13. L.X.Lß, 0200,L und C2O„C0L„ sind Aus vorstehenden Sätzen k a n n n u n leicht eine einfache Konstruktion der Winkel ax und ß1 des extremen Strahlenganges gefunden werden : W i r wählen das Sehnen viereck LQNYL20. Da ß1 — ax = & -f äj = co, also bekannt ist, suchen wir cos ß1 : cos a3 = NXLQ : NXL2 zu bestimmen. Dies k a n n auf verschiedene A r t elementar geschehen. Sehr einfach ist folgende reingeometrische Lösung : Nach (E 3 ) verhält sich N^-.N.L^N^-.NM Durch entsprechende Addition und Subtraktion ergibt sich hieraus Wo) 2 : (NM2 =W o + N«L0) W o - N0L0) : W * + N2L2) W 2 - N2L2). Die beiden letzten Glieder sind n u n Produkte von den Abschnitten zweier Sehnen im Kreise nly von denen die eine durch A 0 , die andere durch N2 geht. Nach dem Sehnensatze der Planimetrie sind diese Produkte aber gleich den Quadraten der entsprechenden halben kleinsten Sehnen im Kreise nlf die durch A"0 und N~2 gehen. Es ist daher das gesuchte V e r h ä l t n i s * cos yöj : cos «! = AjZo : N2L2 = sin? - ni : \/n? - n22 oder : Die von N1 auf die Begrenzungsebenen des Prismas gefällten Lote verhalten sich wie die Sehnen im Kreise nly die die Kreise n0 und n2 berühren. Dasselbe gilt für die Winkelschenkel von co in allen Vierecken die in (E 4 ) aufgeführt worden sind. Eins dieser Vierecke kann n u n leicht konstruiert werden. 14. Werden die in 12 an zweiter oder dritter Stelle übereinander stehenden Quotienten durch die Winkel a und ß allein oder durch die Winkel und Radien c bez. n ausgedrückt, so erhält man für den extremen Strahlengang die Formeln cotg ßi _ cotg «x cotg a0 cotg ß2 oder , und i c0 cos /3j _ c2 cos OLx d cos of0 c1 cos ß2 t a n g of0 t a n g «! -,—--ö-7—^-ö- = t a n g ß1 t a n g ß2 cos a0 cos ax c0 5 -- = - = cos ßx cos ß2 c2 , \^)> /17 1 n2 n0 /T1, (üi6). * In der Diskussion, die dem Vortrag folgte, gab ich auf Anregung von Professor S c h o u t e eine andre Ableitung mit Hilfe von Formel {Ew). M. c. TT. 8 114 JOHANNES FINSTERBUSCH Von diesen beiden Bedingungsleichungen für den extremen Strahlengang ist besonders die erste wichtig, da sie nur die vier Winkelgrössen enthält und da aus ihr wichtige Folgerungen gezogen werden können. (E7) In der Prismenfigur sehneiden sich beim extremen Strahlengang der eintretende und austretende Strahl in einem Punkte S auf dem Durchmesser OL, wo L der Schnittpunkt der Einfallslote ist. Zum Beweise fälle man von S Lote auf die Begrenzungsebenen und wende die Bedingung (EB) an. Da der Quotient der Tangenten zweier spitzer Winkel, ebenso wie der Quotient ihrer Sinus ^ 1 ist, je nachdem der Quotient der Winkel selbst es ist, so kann die Gleichung (E5) nur dann bestehen, wenn ein Bruch > 1, der andere < 1 ist. Es muss daher entweder ° 1 2 oder ° 1 2 sein, d. h.: n0 < n-x > n2 n0 > nx < n2 (E8) Beim Prisma ist ein extremer Durchgang nur dann möglich, wenn das Prisma dichter oder dünner als seine beiden umgebenden Mittel ist. 15. Es fragt sich, wie weit, vom Extremum ausgehend, in der Figur die Einfallslote nach beiden Seiten gedreht werden können, damit noch ein Austreten des Strahls und nicht eine Totalreflexion an der zweiten Begrenzungsebene erfolge, wie weit also z. B. auf dem «-Kreise AM oder J5W wandern können. Ist c1< c0, c2, so bestimmt je eine von c0 und von c2 an den Kreis cY gelegte Tangente diese beiden Grenzlagen. Im allgemeinen ist keine ein Extremum, sondern nur in dem besonderen Falle, dass das oben betrachtete Extremum mit einer dieser Grenzlagen zusammenfällt. Wir gehen nicht näher darauf ein. Grenzlagen gibt es auch, wenn c0< c1 < c2 oder c0 > c} > c2 ist, also nach (E8) kein Extremum vorhanden ist. Während im Sonderfalle c2 — c{), wie einleitend in 8 bemerkt wurde, die Ablenkungswinkel (/> und ihr Extremum cpm entweder immer positiv oder immer negativ sind, so ist dies im allgemeinen Falle nicht so einfach (vergi. 11). Ausschlaggebend ist der «-Kreis. Wenn dieser den Kreis cx berührt, ist (Co-C2)C! sin co0 = ••— (w 3 — Wo)**?! -2 = - - . Man erhält für die drei zu unterscheidenden Fälle co = co0 folgende Uebersieht über die Vorzeichen der Ablenkungswinkel <f> und die Art des Extremums </>m, je nachdem das Prisma optisch dichter oder optisch dünner, als seine Umgebung ist : I , &> > co0. Der «-Kreis schneidet den Kreis ci nicht. $ > 0, <jf>< 0, <Ì>m = + orniti > <l>m = ~ tyrninII, CO = co0. GEOMETRISCHE MAXIMA UND MINIMA MIT ANWENDUNG AUF DIE OPTIK 115 Der «-Kreis berührt cx und fällt mit den beiden Kreisen k0 und k2 zusammen. 0^0, tb £ 0. cf)m = 0, <j>m = 0. Das Prisma ist für den extremen Strahlendurchgang ein " Geradsichtsprisma." I I I , CO < « 0 . Der «-Kreis schneidet den Kreis clt 0 | 0, * | 0, Für zwei verschiedene Strahlendurchgänge, die den Schnittpunkten Am und 5W des «-Kreises mit c1 entsprechen, wird 0 = 0, das Prisma also zum " Geradsichtsprisma." Diese beiden Strahlendurchgänge sind keine Extrema, sondern bilden nur die Uebergänge von positiver zu negativer Ablenkung. 16. (E9) Der Tangensbedingung (E5) kann ein einfaches geometrisches Gewand in Gestalt eines geschlossenen Vierecks H()G1H1G2 gegeben werden, dessen Ecken abivechselnd auf zwei einander in 0 senkrecht schneidenden Geraden liegen (Fig. 7). Sind für einen beliebigen Strahlengang die Winkel H^Gf) = or0, Hflfi = ßl9 HiG20 - a1, H2G20 = ß2, mithin GlH1G2 = ^ — co, so sind H2 und H0 verschiedene Punkte, gehören die Winkel dagegen dem extremen Strahlengang an, so ist H2 = H0. In letzterem Falle folgt, wenn /7 0 0 = /i0, H^0 = hì, G]0 = gi, G20=g2, aus der Identität h0 hx _ AJL h0 fh 9i ~ ffl 9-2 obige Tangensbedingung (Ea). Die Fusspunkte Af)B1AlB2 der 4 von 0 auf die Seiten des Vierecks gefällten Lote aQ, bly a1} b2, liegen auf einem Kreise*, wie man leicht erkennt, wenn man die rechtwinkligen Dreiecke der Figur durch ihre umgeschriebenen Kreise ersetzt und die Figur von 0 aus in vers transformiert. Diesem Satze J. S t ein er's möchte ich hinzufügen, dass A0B1 und A1B2 sich auf HO, A0B2 und B1A1, sich auf GO schneiden, was ebenfalls durch Inversion leicht bewiesen werden kann. Das Sehnenviereck B10A1H1 (Fig. 7) ist den in (E4) aufgeführten (Fig. 6) ähnlich. Werden die reciproken Werte der Strecken g und h doppelt ausgedrückt, so folgt sin <x0 1 sin ft aQ g, bx COS «o __ 1 _ cos ß2 do ilo sin «i __ 1 di 92 ~ 02 sin ß2 b2 • COS a i _ 1 __ cos ßi [ a1 hx \ ) Werden diese Gleichungen quadriert und die durch Klammern bezeichneten Paare * J. S t e i n e r , Ges. W., n, S. 358, Lehrs. 2. 8—2 116 JOHANNES FINSTERBUSCH oder alle vier addiert, so folgen einfache Beziehungen zwischen den Strecken allein. In letzterem Falle ergibt sich eine Beziehung, die für manche Berechnungen gute Dienste leistet. 17. Zum Schlüsse noch einige Bemerkungen über den Verlauf des Lichtstrahles im Hauptschnitte eines Prismensystems bei minimaler oder maximaler Ablenkung. Abgesehen von einigen Sonderfällen ist es mir bis jetzt nicht gelungen, für dieses allgemeine Problem von beliebig vielen Brechungen s y n t h e t i s c h zu entsprechend einfachen elementargeometrischen Ergebnissen zu kommen, oder das Problem des Prismensystems auf das soeben behandelte von drei lichtbrechenden Medien zurückzuführen. Ich beschränke mich daher vorläufig darauf, mit Hilfe der Differentialrechnung die Herleitung der Bedingung (E) für den extremen Strahlengang kurz anzudeuten. Von den drei verschiedenen Bedingungsgleichungen, die ich gebe, habe ich nur die Cosinusbedingung (Ex) in dem Werke : " die Theorie der optischen Instrumente, bearbeitet von wissenschaftlichen Mitarbeitern der optischen Werkstätte von Carl Zeiss," gefunden*. Die wichtigere Tangensbedingung (E n ) ist dem Bearbeiter des Kapitels über Prismensysteme entgangen, was um so auffälliger ist, als er diese für 2 Brechungen, allerdings nur in dem besonderen Falle c2 = c0 des gewöhnlichen Prismas, angibt. Bei Aufstellung der Gleichungssysteme, deren Differentiation zur Bedingungsgleichung führt, bin ich möglichst dem oben angeführten Werke gefolgt. Wir setzen k Begrenzungsebenen, k — 1 Prismen von den brechenden Winkeln cov und k + 1 optische Mittel von den Lichtgeschwindigkeiten cv voraus. Ueber die Vorzeichen der Winkel a und ß siehe die in 8 getroffenen Bestimmungen. Die einzelnen Ablenkungen seien cj>v und die Gesamtablenkung </>. Dann gelten analog wie in 8 folgende Gleichungssysteme : " S ^ - t av-ßv = -cov, cfy^a^-ß*, <-'- s » (i/=l,2,...,fc-l) (v = l,2,...,k), <»• (2), cf> = lcpv = a0-ßk-iicov i (3). i Für den extremen Wert erhalten wir durch Differentiation der Gleichungen (1) bis (3) und Elimination der c durch (1) die Gleichungssysteme : da,-! = çv_i cos/3, = t a n g a ^ = dßv cv cosaci tang/3, ' ' '*"' ^ = 1, (v = \,2,...,k-\) ...{21), - g = ^ - l = 0 oder^ = l (3'). dßk v dßk dßk * a.a.O., i, Bd. Die Bilderzeugung in optischen Instrumenten; vin Kap. F. Löwe (Czapski), Prismen und Prismensysteme, S. 422, GEOMETRISCHE MAXIMA UND MINIMA MIT ANWENDUNG AUF DIE OPTIK 117 Die Multiplikation der Gleichungen (V) ergibt nach (2') und (3') als Bedingung für den extremen Strahlengang, cos «o cos aj ... cos ak^ _ c0 _ nk cos ßi cos ß2 ... cos ßk ck nQ v l) tan und S \ tang « . . . tang a, , ^ tang ß1 tang ß2 ... tang ßk ( E m ) Ganz analog wie in (E8) folgt hieraus, dass ein Extremum c\>m der Ablenkung nur dann stattfinden kann, wenn weder alle Brechungen aus je einem dünneren in ein dichteres Medium noch umgekehrt erfolgen, (E IV ) Auch hier lässt sich die Tangensbedingung (E n ) durch ein geschlossenes 2A;-Eck darstellen, dessen Seiten abwechselnd sich auf zwei zu einander senkrechten Geraden schneiden. Die vom Schnittpunkt beider auf die Vielecksseiten gefällten Lote genügen wie in (E10) der Gleichung: 1 1 + + + 1 = 1 1 + + + 1 v är- - ö s? v - v /J? (Ev) . -