Vorlesung vom 21.01

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Kern- und Teilchenphysik
Einführung in die Teilchenphysik:
• Tiefinelastische Elektron-Nukleon Streuung
• Substruktur des Nukleons
Folien und Übungsblätter:
http://www.ikp.uni-koeln.de/groups/reiter/lehre.html
Literatur: Povh, Rith, Scholz, Zetsche
Teilchen und Kerne, Springer
Kapitel 7
Formfaktor des Nukleons
Elektronen-Streuung am Wasserstoff und Deuterium bei Impulsüberträgen
im Bereich um 1 GeV/c erlaubt das Studium der Formfaktoren des Protons und
Neutrons. Bei Elektronenenergien bis zu einigen GeV ist die auf das Nukleon
übertragene Energie nicht mehr vernachlässigbar.
Berücksichtigung des Rückstoßes
Formfaktoren für Ladungs- und Stromverteilungen
Rosenbluth Formel
Zwei Formfaktoren für elektrische und magnetische Verteilung
Zur getrennten Bestimmung von GE2(Q2) und GM2(Q2) misst man
bei festem Q2 , bei verschiedenen Streuwinkeln und damit
verschiedenen Energien den Wirkungsquerschnitt.
Tiefinelastische Elektronenstreuung
- Im Vergleich zum elastischen Peak werden Resonanzen
bei kleineren Elektronenenergien wg. des Energieübertrages gemessen.
-Wichtige exp. Größen sind Lage und Breite der
Resonanz
-Die Resonanz bei E’~4.2 GeV ist die ∆+ Resonanz
des Nukleons mit einer Masse von W=1232 MeV/c2
Die Nukleonresonanz ∆(1232)
Das Kontinuum W > 2,5 GeV/c2
Das Kontinuum W > 2,5 GeV/c2
Die Entdeckung der Substruktur des Protons
Tiefinelastische Elektronenstreuspektren am SLAC Ende
der 60er Jahre mit Emax=25 GeV.
Im Bereich der Nukleonenresonanz fällt W.Q. schnell
mit Q2 ab.
Für W >2 GeV deutlich
schwächerer Abfall des W.Q.
mit wachsendem Q2.
Formfaktor für tiefinelastische Streuung
Elektron-Proton-Streuung
Gemessener Wirkungsquerschnitt normiert
auf (dΩ/dΩ)Mott als Funktion von Q2 für
verschiedene invariante Massen im Vergleich
zur elastischen Streuung.
Bjorken Skalierung
Skalenvariable x ist ein Maß für die
Inelastizität.
Dimensionslose Strukturfunktionen:
Hängen nur von x ab, nicht von Q2 .
Die magnetische Strukturfunktion F1 ist
deutlich von Null verschieden.
W1(ν,Q2) und W2(ν,Q2)
sind die dimensionsbehafteten Strukturfunktionen aus der Rosenbluthformel
für inelastische Streuung.
Skaleninvarianz
Bei festen Wert von x>0.02 hängen die
Strukturfunktionen nicht oder nur sehr
schwach von Q2 ab.
Das bedeutet, daß man an Punktladungen
streut!
Spin der Konstituenten
Nichtverschwinden von W1(ν,Q2)
(magnetischer Formfaktor) bedeutet,
daß an Teilchen mit Spin gestreut wird.
Wichtigstes Ergebnis
Das Nukleon besitzt eine Unterstruktur
aus punktförmigen Teilchen mit Spin.
Feynman und Bjorken nannten die
Konstituenten Partonen. Heute werden sie
mit Quarks und Gluonen identifiziert.
Spin der Quarks
Unter der Annahme, daß die Quarks s=½ besitzen,
kann die tiefinelastische Streuung von Elektronen
an Protonen als elastische Streuung an Spin 1/2
Teilchen betrachtet werden. Die magnetische
Wechselwirkung, die durch die Strukturfunktion
F1(x) = Mc2 W1(Q2,ν) beschrieben wird, kann
durch Vergleich mit F2(x) = ν W2(Q2,ν) und der
Mottstreuformel zur Spinbestimmung benutzt werden.
Quarks, Gluonen, starke Wechselwirkung
Neben der tiefinelastischen Streuung liefert die "Spektroskopie" der Hadronen einen
Zoo von kurzlebigen Teilchen (Resonanzen) mit hohen Massen. Sie zerfallen sofort in
leichtere stabile Teilchen (Protonen, Elektronen, Neutrinos, Photonen).
Gell-Mann und Neeman versuchten 1961 mit einer Symmetrie ähnlich der des
Isospins jedoch mit drei Elementen (SU(3)) den Teilchenzoo zu ordnen.
Daraus entstand 1963 das Quarkmodell (Gell-Mann, Zweig)
SU(3)-Quarkmodell
Hadronen sind aus drei "flavours" von punktförmigen Teilchen, den Quarks aufgebaut,
die Spin s=1/2 besitzen und zu einem Isospindublett (I = 1/2) oder einem
Isospinsingulett (I = 0) gehören:
I=½
I=0
u (up) Iz = +1/2 und
s (strange) Iz = 0
d (down) Iz = -1/2
Die Ladungen der Quarks sind drittelzahlig. Dies folgt aus Hadronenmultipletts mit
zweifach positiver bis einfach negativer Ladung:
∆++ , ∆+, ∆0, ∆− → qu = +2/3e qd = -1/3e
Quarks, Gluonen, starke Wechselwirkung
Quarkflavour-Generation
Außer den u- und d-Quarks, den Bausteinen der Nukleonen, sowie den s-Quarks, den
Bausteinen der "seltsamen" Teilchen (Hyperonen, K-Mesonen), wurden ab 1974
schwere neue Quarkflavours gefunden, das c (charm)- und b (bottom)-Quark,
und 1994 das t (top)-Quark. Es ergibt sich die Quarkfamilie mit 3 Generationen:
Das Nukleon mit Gesamtspin J = 1/2 und Gesamtisospin I = 1/2 ist aus mindestens
drei Quarks mit s = 1/2, die zwei flavours mit I =1/2 besitzen, u (up) und d (down),
aufgebaut.
s - strange
Quarkstruktur des Nukleons
Valenz- und Seequarks
Die 3 Valenzquarks bestimmen die Quantenzahlen und spektroskopischen Eigenschaften der
Nukleonen. Daneben existieren aber virtuelle Quark-Antiquark-Paare, die Seequarks. Ihre
effektiven Quantenzahlen mitteln sich im Nukleon heraus. Wegen ihrer elektrischen Ladung sind
sie aber in der Elektronenstreuung sichtbar. Sie tragen nur kleine Impulsbruchteile x, da sie aus
Gluonen mit niedrigem Impuls entstehen, die häufiger sind (1/Q4)!
Strukturfunktion des Nukleons und Ladung der Quarks
Isospinsymmetrie:
das gleiche gilt für die entsprechenden Seequarks
Strukturfunktion des "gemittelten" Nukleons
Da der zweite Ausdruck wegen cs(x)~ss(x) vernachlässigt werden kann, wird die mittlere
quadratische Ladung der u- und d-Valenzquarks und Seequarks gleich 5/18, was durch
Vergleich mit Neutrinostreuung nachgewiesen wurde.
Quarkstruktur des Nukleons
Konstituentenquarks und "current" Quarks
Experimente zeigen, daß nur der halbe Nukleonenimpuls
von Valenz- und Seequarks getragen wird, der Rest
wird von Gluonen beigesteuert. Für die Spektroskopie
braucht man Seequarks und Gluonen nicht extra zu
berücksichtigen. Ihre Impulse kann man den Valenzquarks
zuschlagen, wodurch deren effektive Masse auf 300 MeV/c2
erhöht wird. Man nennt sie Konstituentenquarks.
Die Massen der "current" Quarks, an denen die Elektronen
gestreut werden, betragen nur 4 MeV/c2 (u) und 7 MeV/c2 (d).
Beachte Skalierungsfaktoren für Gluonen und Seequarks.
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