Tumorantigen-spezifische CD8 T-Zellen bei Patienten mit

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Aus der Medizinischen Universitätsklinik
Abteilung Innere Medizin II
(Schwerpunkt: Gastroenterologie, Hepatologie, Endokrinologie, Infektiologie)
der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau
Tumorantigen-spezifische
CD8+ T-Zellen bei Patienten mit
hepatozellulärem Karzinom
INAUGURAL-DISSERTATION
zur
Erlangung des Medizinischen Doktorgrades
der Medizinischen Fakultät
der Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg im Breisgau
Vorgelegt 2013
von Nathalie Schmidt
geboren in Heidelberg
Dekan: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hubert E. Blum
1. Gutachter: Prof. Dr. Robert Thimme
2. Gutachter: Prof. Dr. Klaus Warnatz
Jahr der Promotion: 2013
Diese Arbeit wurde von April 2011 bis August 2012 im Labor von Prof. Dr. Robert Thimme in der
Abteilung Innere Medizin II (Schwerpunkt: Gastroenterologie, Hepatologie, Endokrinologie,
Infektiologie) des Universitätsklinikums Freiburg erstellt.
Hiermit versichere ich, die Arbeit selbst angefertigt und keine Hilfsmittel und Quellen außer den
angegebenen verwendet zu haben.
Nathalie Schmidt
Freiburg
I
Zusammenfassung
Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist der fünfthäufigste Tumor weltweit mit einer hohen
Mortalität. Da die zur Verfügung stehenden Behandlungsoptionen limitiert sind, ist die Entwicklung
neuer Therapieansätze von hoher klinischer Relevanz. Auf Grund der antitumoralen Eigenschaften
des Immunsystems stellt die Immuntherapie eine vielversprechende Behandlungsoption dar. Hierbei
nehmen therapeutische Tumorvakzinierungen basierend auf Tumor-assoziierten Antigenen (TAAs)
einen hohen Stellenwert ein. Diese haben das Ziel bereits vorhandene TAA-spezifische
Immunantworten zu stärken oder neue Immunantworten zu induzieren. Voraussetzung für die
Entwicklung sicherer und effizienter Tumorvakzine ist eine genaue Identifizierung und
Charakterisierung natürlicher Immunantworten bei Patienten mit HCC. Daher untersuchte ich im
Rahmen meiner Doktorarbeit CD8+ T-Zell-Antworten gegen die TAAs α-Fetoprotein (AFP), Glypican-3,
Bax, Melanom-assoziiertes Gen-A (MAGE-A) sowie NY-ESO-1. So gelang der Nachweis spezifischer
CD8+ T-Zell-Antworten gegen alle untersuchten TAAs mit Ausnahme von Bax und die Identifizierung
neuer, bisher nicht beschriebener Epitope. Interessanterweise konnten wir in einem großen Anteil
der HCC-Patienten Immunantworten gegen NY-ESO-1 und MAGE-A nachweisen. Dieses Ergebnis zeigt
deutlich, dass sich künftige Vakzinierungsstudien nicht wie bisher auf AFP und Glypican-3
beschränken sollten. Um NY-ESO-1- und MAGE-A-spezifische CD8+ T-Zellen genauer zu
charakterisieren,
expandierten
wir
diese
Antigen-spezifisch.
Mit
Hilfe
von
Haupthistokompatibilitätskomplex Klasse I Tetrameren gelang so der direkte Nachweis TAAspezifischer CD8+ T-Zellen in einer großen Zahl von Patienten mit HCC, malignem Melanom und
gesunden Kontrollen. Patienten der Kontrollkohorte wiesen hierbei signifikant niedrigere Frequenzen
der TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen als Patienten mit HCC (p=0,0002) oder malignem Melanom
(p=0,0039) auf. Interessanterweise sind diese TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen im Gegensatz zu Virusspezifischen CD8+ T-Zellen derselben Patientenkohorte hoch dysfunktionell, so dass typische
CD8+ T-Zell-Zytokine nicht oder nur in sehr geringen Mengen nachgewiesen werden konnten. Um
mögliche Mechanismen, die zu diesem Versagen der Tumor-spezifischen Immunantwort beitragen,
zu identifizieren, stimulierten wir die CD8+ T-Zellen zusätzlich mit Interleukin-7 und -12, depletierten
regulatorische T-Zellen und blockierten den inhibitorischen Rezeptor programmierter Zelltod-1 (PD-1,
programmed cell death-1). Dies führte bei einem großen Teil der Patienten zu einer Steigerung der
Proliferation TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen, wohingegen deren Funktionalität nur in Einzelfällen
wieder hergestellt werden konnte. Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit in künftigen
Studien zusätzlich zu einer Tumorvakzinierung mit den idealen TAAs auch inhibitorische
Mechanismen zu blockieren, um die Effektivität der Immuntherapie bei HCC-Patienten zu erhöhen
und andauernde klinische Erfolge zu erzielen.
II
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung ....................................................................................................................................1
1.1
2
Das Immunsystem ...............................................................................................................1
1.1.1
Das angeborene Immunsystem ....................................................................................1
1.1.2
Das adaptive Immunsystem .........................................................................................1
1.1.3
T-Lymphozyten ............................................................................................................2
1.2
Das hepatozelluläre Karzinom..............................................................................................4
1.3
Natürlich auftretende HCC-spezifische Immunantworten ....................................................5
1.4
Tumorantigene ....................................................................................................................6
1.4.1
α-Fetoprotein ..............................................................................................................7
1.4.2
Glypican-3....................................................................................................................7
1.4.3
Bax ..............................................................................................................................8
1.4.4
MAGE-A ..................................................................................................................... 10
1.4.5
NY-ESO-1 ................................................................................................................... 11
1.5
Versagen der antitumoralen Immunantwort...................................................................... 12
1.6
Zielsetzung der Arbeit........................................................................................................ 16
Material und Methoden ............................................................................................................ 17
2.1
Material............................................................................................................................. 17
2.1.1
Chemikalien ............................................................................................................... 17
2.1.2
Puffer und Medien ..................................................................................................... 18
2.1.3
Biologika .................................................................................................................... 18
2.1.4
Magnetisierte Antikörper ........................................................................................... 19
2.1.5
Peptide ...................................................................................................................... 19
2.1.6
Tetramere.................................................................................................................. 21
2.1.7
Fluoreszenz-markierte Antikörper .............................................................................. 21
2.2
Zellulär-immunologische Methoden .................................................................................. 22
2.2.1
Zellkultur ................................................................................................................... 22
2.2.2
Isolation mononukleärer Zellen aus peripherem Blut ................................................. 22
III
2.2.3
Bestimmung der Zellzahl ............................................................................................ 22
2.2.4
Kryokonservierung der Zellen..................................................................................... 22
2.2.5
Auftauen der kryokonservierten Zellen ...................................................................... 23
2.2.6
Isolation der CD8+ T-Zellen ......................................................................................... 23
2.2.7
Bestrahlung der Stimulationszellen ............................................................................ 23
2.2.8
Antigen-unspezifische Expansion von CD8+ T-Zellen ................................................... 23
2.2.9
Antigen-spezifische Expansion von CD8+ T-Zellen ....................................................... 23
2.3
3
Durchflusszytometrie ........................................................................................................ 25
2.3.1
Grundlagen der Durchflusszytometrie ........................................................................ 25
2.3.2
Bestimmung des HLA-Profils der Kontrollkohorte....................................................... 25
2.3.3
Stimulation von CD8+ T-Zellen .................................................................................... 25
2.3.4
Oberflächenfärbung ................................................................................................... 26
2.3.5
Intrazellulärfärbung ................................................................................................... 26
2.3.6
Multizytokinfärbung .................................................................................................. 26
2.3.7
Tetramer-Färbung ...................................................................................................... 27
2.3.8
Analyse der Ergebnisse der Durchflusszytometrie ...................................................... 27
2.4
Patientenkohorte .............................................................................................................. 28
2.5
Software ............................................................................................................................ 35
2.6
Statistische Analysen ......................................................................................................... 35
Ergebnisse................................................................................................................................. 36
3.1
Patientenkohorte .............................................................................................................. 36
3.2
TAA-spezifische CD8+ T-Zell-Antworten .............................................................................. 36
3.2.1
α-Fetoprotein ............................................................................................................ 39
3.2.2
Glypican-3.................................................................................................................. 40
3.2.3
Bax ............................................................................................................................ 41
3.2.4
MAGE-A ..................................................................................................................... 41
3.2.5
NY-ESO-1 ................................................................................................................... 42
3.2.6
Immunogenität der Antigene ..................................................................................... 44
IV
3.2.7
3.3
Klinische Parameter ................................................................................................... 45
TAA-spezifische CD8+ T-Zellen ............................................................................................ 46
3.3.1
Stimulation mit IL-7 und IL-12 .................................................................................... 52
3.3.2
Depletion von Treg ...................................................................................................... 54
3.3.3
Blockade des PD-1/PD-L1-Signalweges ....................................................................... 57
3.3.4
Klinische Parameter ................................................................................................... 58
3.3.5
Funktionalität Virus-spezifischer CD8+ T-Zellen bei Patienten mit HCC ........................ 59
4
Diskussion ................................................................................................................................. 61
5
Literaturverzeichnis................................................................................................................... 69
6
Abkürzungsverzeichnis .............................................................................................................. 88
7
Abbildungen und Tabellen......................................................................................................... 91
8
7.1
Abbildungen ...................................................................................................................... 91
7.2
Tabellen ............................................................................................................................ 92
Danksagung .............................................................................................................................. 93
1
1 Einleitung
1.1 Das Immunsystem
Das Immunsystem des Menschen ist ein komplexes System aus zellulären und nicht-zellulären
Bestandteilen mit der Hauptaufgabe den Körper vor Infektionen durch Mikroorganismen wie
Bakterien, Viren und Pilzen zu schützen. Des Weiteren sind die Zellen des Immunsystems in der Lage,
maligne transformierte Zellen zu erkennen, so dass im Idealfall eine Tumorentstehung verhindert
wird. Hierbei ist die Unterscheidung zwischen körpereigenen, körperfremden und körpereigenen,
jedoch transformierten Strukturen essentiell.
Das Immunsystem kann in zwei Systeme unterteilt werden: das angeborene Immunsystem und das
adaptive, erworbene Immunsystem [113].
1.1.1 Das angeborene Immunsystem
Zum angeborenen Immunsystem zählen sowohl anatomische Barrieren als auch verschiedene
Zelltypen, wie dendritische Zellen (DCs, dendritic cells), Makrophagen, natürliche Killerzellen
(NK-Zellen) und Granulozyten. Die Erkennung körperfremder Strukturen erfolgt über Mustererkennende Rezeptoren (PRR, pattern recognition receptors), deren Spezifität genetisch determiniert
ist. Dies hat zur Folge, dass nur eine geringe Anzahl an Antigenen durch Zellen des angeborenen
Immunsystems erkannt werden kann. Hierbei handelt es sich ausschließlich um hochkonservierte
Strukturen, die als Pathogen-assoziierte molekulare Muster (PAMPs, pathogene associated molecular
patterns) bezeichnet werden. Die Antigenerkennung resultiert in einer Zellaktivierung und in einer
konsekutiven Produktion reaktiver Sauerstoffspezies (ROS, reactive oxygen species) sowie in einer
gesteigerten
Phagozytosefähigkeit
[14,113].
Darüber
hinaus
wird
die
Produktion
proinflammatorischer Zytokine induziert, die Leukozyten zum Gebiet der Entzündung rekrutieren
[36]. Aktivierte DCs wandern in lokale Lymphknoten, wo sie zu Antigen-präsentierenden Zellen (APCs,
antigen presenting cells) reifen, die in der Lage sind, Zellen des adaptiven Immunsystems zu
aktivieren [64,142].
1.1.2 Das adaptive Immunsystem
Die wichtigsten Merkmale des adaptiven Immunsystems sind zum einen die gezielte, Antigenspezifische Immunreaktion, zum anderen die Bildung eines immunologischen Gedächtnisses, das bei
einem zweiten Antigenkontakt eine schnellere und effektivere Immunantwort ermöglicht [107]. Die
Zellen des adaptiven Immunsystems sind Lymphozyten, die in B- und T-Lymphozyten unterteilt
werden. Jede dieser Zellen trägt einen individuellen B-Zell- bzw. T-Zell-Rezeptor an ihrer Oberfläche,
2
der die Erkennung genau eines spezifischen Antigens ermöglicht. Durch somatische Rekombination
entsteht ein fast unbegrenztes Repertoire an strukturell einzigartigen Rezeptoren, so dass nahezu
jedes körperfremde Antigen erkannt werden kann [113]. Um die Entstehung autoimmuner Prozesse
zu vermeiden, werden Lymphozyten, die körpereigene Antigene zu stark binden, im Knochenmark
(B-Zellen) bzw. im Thymus (T-Zellen) deletiert [146]. Im Gegensatz hierzu führt die Antigenerkennung
in der Peripherie im Rahmen einer Entzündungsreaktion zu einer Aktivierung und klonalen Expansion
der Antigen-spezifischen Zelle [113].
Die durch B-Zellen vermittelte Immunreaktion wird als humorale Immunantwort bezeichnet. Wird
eine B-Zelle aktiviert, wandelt sie sich in eine Plasmazelle, die die Spezifizität des B-Zell-Rezeptors
beibehält und in der Lage ist, Antigen-spezifische Antikörper zu sezernieren. Diese binden an
extrazelluläre Antigene und führen auf diese Weise zu einer Neutralisierung von Toxinen oder Viren
und zu einer Opsonierung von Bakterien oder eukaryoten Zellen. Dies begünstigt eine Lyse durch NKZellen oder eine Phagozytose durch Makrophagen und Granulozyten [113].
Die durch T-Zellen vermittelte Immunreaktion wird als zelluläre Immunantwort bezeichnet und wird
im nächsten Kapitel genauer erläutert.
1.1.3 T-Lymphozyten
Die Vorläuferformen der T-Zellen entstehen aus hämatopoetischen Stammzellen im Knochenmark.
Diese wandern im Laufe ihrer Entwicklung in den Thymus, wo sie reifen und sowohl positiv als auch
negativ selektioniert werden [144,146].
Auf Grund der Expression zweier Korezeptoren des T-Zell-Rezeptors, CD4 und CD8, lassen sich
T-Zellen in zwei Gruppen unterteilen: CD4+ T-Zellen und CD8+ T-Zellen, sogenannte zytotoxische
T-Zellen. CD4+ T-Zellen lassen sich unter anderem anhand ihrer Zytokinproduktion in weitere
Subtypen, wie Th1, Th2, Th17 und regulatorische T-Zellen (Treg) unterteilen [113].
Im Gegensatz zu B-Zellen können T-Zellen ihr spezifisches Antigen nur erkennen, wenn dieses in Form
von
Peptiden,
sogenannten
Epitopen,
gemeinsam
mit
Molekülen
des
Haupthistokompatibilitätskomplexes (MHC, major histocompatibility complex) präsentiert wird. Im
Menschen wird der MHC häufig auch als humanes Leukozytenantigen (HLA, human leukocyte
antigen) bezeichnet. MHC Moleküle lassen sich in zwei Klassen unterteilen [113]. MHC Klasse I
Moleküle werden durch die drei HLA-Gene HLA-A, HLA-B und HLA-C kodiert und auf allen
kernhaltigen Zellen, mit Ausnahme testikulärer Keimzellen, exprimiert [70,113]. Im Gegensatz hierzu
werden MHC Klasse II Moleküle, die durch HLA-DP, HLA-DQ und HLA-DR kodiert werden, fast
ausschließlich auf professionellen APCs, wie DCs, Makrophagen und B-Zellen, exprimiert. Während
MHC Klasse II Moleküle exogen aufgenommene Antigene an CD4+ T-Zellen präsentieren, werden von
3
MHC Klasse I Molekülen hauptsächlich intrazelluläre Antigene, die im Proteasom zu kleineren
Peptidfragmenten prozessiert wurden, an CD8+ T-Zellen präsentiert [113].
CD8+ T-Zellen benötigen für ihre vollständige Aktivierung sowohl starke kostimulatorische Signale
durch APCs als auch eine zusätzliche Stimulation durch CD4+ Th1-Zellen. Aktivierte CD8+ T-Zellen sind
in der Lage, die Apoptose ihrer Zielzellen zu induzieren. Dies kann über verschiedene Signalwege
erfolgen, beispielsweise durch die Expression des CD95-Liganden (Fas-Ligand, FasL) oder des
Tumornekrosefaktor-verwandten Apoptose-induzierenden Liganden (TRAIL, tumor necrosis factor
related apoptosis inducing ligand) [8]. Auch die Freisetzung von Perforin und Granzyme B induziert
eine Lyse und Apoptose der Zielzellen. Des Weiteren sind CD8+ T-Zellen in der Lage, diverse Zytokine,
wie beispielsweise Interferon-γ (IFNγ), zu sezernieren [113].
1.1.3.1 Interleukin-7 und Interleukin-12
Die Fähigkeit des Immunsystems, trotz der natürlichen T-Zell-Depletion und -Proliferation eine
konstante Zahl an peripheren T-Zellen aufrecht zu erhalten, wird als Homöostase bezeichnet. Diese
Prozesse werden überwiegend durch Zytokine gesteuert. Hierbei nehmen Interleukin (IL)-7 und -12
einen zentralen Stellenwert ein.
IL-7 zählt zu den Zytokinen mit gemeinsamer γ-Kette, die für die Generation, die Proliferation und
das Überleben von Lymphozyten von entscheidender Bedeutung sind. IL-7 wird konstitutionell im
Knochenmark sowie in Epithelzellen des Thymus und des Intestinaltraktes produziert. Der Effekt von
IL-7 wird unter anderem durch die Expression des IL-7-Rezeptors (IL-7R) auf der Zelloberfläche, den
Differenzierungsstatus der T-Zelle sowie durch die IL-7-Konzentration reguliert. In naiven T-Zellen
bewirkt die permanente Stimulation durch niedrige Mengen an IL-7 keine Proliferation, sondern ein
verlängertes Überleben im Ruhezustand. Dieser Effekt wird durch hohe Mengen des antiapoptotischen Proteins B-Zell-Lymphoma-2 (BCL-2) vermittelt. Darüber hinaus nimmt IL-7
gemeinsam mit IL-15 eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Proliferation und des
Überlebens von CD8+ T-Gedächtniszellen ein. Im Gegensatz hierzu zeichnen sich Effektor-T-Zellen
durch eine geringe Expression des IL-7R aus, so dass in dieser Phase der Immunantwort IL-7 nur eine
untergeordnete Rolle zukommt [17,18].
Für die Ausreifung in Effektor-T-Zellen benötigen naive CD8+ T-Zellen neben ihrem spezifischen
Antigen und kostimulatorischen Molekülen ein drittes Signal durch IL-12 oder Klasse-I-Interferone.
Auch die Proliferation und das Überleben der Effektor-T-Zellen sowie die Entstehung der
CD8+ T-Gedächtniszellen werden durch IL-12 begünstigt. Hierbei scheint vor allem die
Hochregulierung des anti-apoptotischen Proteins BCL-3 eine zentrale Rolle zu spielen [158].
4
1.2 Das hepatozelluläre Karzinom
Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist der fünfthäufigste Tumor weltweit mit einer hohen
Mortalität. Es stellt die dritthäufigste Ursache für Tumor-bedingte Todesfälle dar und führt so jährlich
zu über 600.000 Todesfällen [28,125,138].
In der Regel entwickelt sich das HCC in Patienten mit chronischen Lebererkrankungen. Zu den
häufigsten Risikofaktoren zählen Infektionen mit dem Hepatitis B Virus (HBV) und dem Hepatitis C
Virus (HCV) sowie Lebererkrankungen als Folge von Ethanol-Abusus und Steatosis hepatis. Aus
diesem Grund findet sich in Gebieten wie Süd-Ost-Asien und Subsahara-Afrika, in denen HBVInfektionen endemisch auftreten, eine hohe Prävalenz des HCCs. Zu den weniger häufigen Ursachen
zählen hereditäre Lebererkrankungen sowie Autoimmunhepatitis und Toxine, wie beispielsweise
Aflatoxin. Diese Risikofaktoren führen in der Regel zu der Entwicklung einer Leberzirrhose, welche in
80-90% der Patienten die Grundlage der HCC-Entstehung darstellt [46,48]. Das kumulative FünfJahres-Risiko für die Entstehung eines HCCs in Patienten mit Leberzirrhose liegt zwischen 5% und
30% und ist sowohl von der ethnischen Zugehörigkeit als auch von der Ursache und dem Stadium der
Leberzirrhose abhängig [50]. Darüber hinaus haben Männer ein etwa dreifach erhöhtes Risiko ein
HCC zu entwickeln. Dies lässt sich zum einen durch eine erhöhte Exposition gegenüber Risikofaktoren
erklären, zum anderen scheinen hohe Androgen-Level die Entstehung eines HCCs zu begünstigen
[48,176,177].
Neben Zeichen der Leberzirrhose und portalen Hypertension zählen Gewichtsverlust, Schmerzen im
rechten oberen Quadranten des Abdomens sowie Anämie zu den unspezifischen Symptomen des
HCCs. Allerdings treten diese häufig erst in fortgeschrittenen Stadien der Tumorerkrankung auf,
weshalb regelmäßige Screening-Untersuchungen bei Hochrisikopatienten empfohlen werden.
Bildgebende
Verfahren
wie
Computertomographie
und
Magnetresonanztomographie
mit
Kontrastmittelgabe stellen die Grundlage der Diagnose dar. Hier zeigen HCC-Läsionen eine typische
Kontrastmittelanreicherung in der arteriellen Phase kombiniert mit einer Hypointensität in der
portalvenösen Phase, da die Blutversorgung des Tumors in der Regel durch die Arteria hepatica
erfolgt. Bei atypischen Befunden wird die Diagnose durch eine Biopsie gesichert. Neben der
Bildgebung spielt die Bestimmung des α-Fetoproteins (AFP) im Serum eine entscheidende Rolle. Bei
Patienten mit einer Leberzirrhose sind Serum-AFP-Level über 200 ng/ml hoch spezifisch für das
Vorhandensein eines HCCs [47].
Da die Diagnose eines HCCs häufig erst in fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung gestellt wird und
die zur Verfügung stehenden Behandlungsoptionen limitiert sind, haben Patienten mit HCC eine
relative Fünfjahresüberlebensrate von nur 14% [5,46]. Zu den Behandlungsmöglichkeiten zählen
neben der Leberresektion und der Lebertransplantation, die Radiofrequenz-(Thermo-)Ablation
5
(RF(T)A), die perkutane Ethanolinjektion (PEI) und die transarterielle Chemoembolisation (TACE) [47].
Darüber hinaus ermöglicht die Therapie mit Sorafenib, einem Multi-Kinase-Inhibitor, bei Patienten in
einem fortgeschrittenen Erkrankungsstadium ein verlängertes Überleben [77,101]. Diese Therapien
sind jedoch nur in ausgewählten Patienten möglich und mit zahlreichen Kontraindikationen und
Nebenwirkungen assoziiert. Daher ist die Entwicklung neuer Therapieansätze von großer Bedeutung.
Eine Studie aus dem Jahr 1991 zeigte bei Patienten mit primären sowie sekundären Lebertumoren
eine intratumorale Anreicherung von Lymphozyten, die in vitro mit IL-2 und anti-CD3-Antikörper
stimuliert und anschließend in eine intrahepatische Arterie injiziert wurden. Diese Ergebnisse stellten
eine entscheidende Grundlage für die Entwicklung immuntherapeutischer Strategien für Patienten
mit HCC dar [148]. So führte, wie in einer folgenden klinischen Studie gezeigt, die adjuvante
Administration von autologen Lymphozyten, die auf gleiche Weise in vitro aktiviert wurden, bei
Patienten nach kurativer Resektion des HCCs zu einem signifikant späteren Auftreten des
Tumorrezidives sowie zu einem signifikant verlängerten rezidivfreien Überleben [149]. Auf Grund
dieses möglichen antitumoralen Effektes des Immunsystems stellt die Immuntherapie eine
vielversprechende Behandlungsmöglichkeit beim HCC dar.
1.3 Natürlich auftretende HCC-spezifische Immunantworten
T-Zell-vermittelte Immunantworten haben eine protektive Rolle in Tumorerkrankungen und können
zur Regression verschiedener Tumore sowohl im Maus-Modell als auch im Menschen führen [130].
Für die Generierung einer effektiven antitumoralen Immunantwort sind jedoch mehrere Schritte
notwendig. Nach der Aufnahme Tumor-assoziierter Antigene (TAAs) durch DCs werden die TAAs
prozessiert und über MHC Klasse I und II Moleküle den T-Zellen präsentiert. Dies führt gemeinsam
mit weiteren kostimulatorischen Signalen zu einer Aktivierung TAA-spezifischer T-Zellen [108]. Dieser
Vorgang wird auch als Priming bezeichnet. Die aktivierten TAA-spezifischen T-Zellen müssen das
Tumorgewebe infiltrieren, um antitumoral wirksam zu sein. Tatsächlich sind HCC-Läsionen von einer
großen Zahl Lymphozyten infiltriert [173]. Die Stärke dieser T-Zell-Infiltration korreliert mit einem
verminderten Wiederauftreten des HCCs nach Tumorresektion und Lebertransplantation und wird
durch eine hohe Expression von Adhäsionsmolekülen im Tumorgewebe, wie beispielsweise
interzelluläres Adhäsionsmolekül-1 (ICAM-1, intercellular adhesion molecule-1) und vaskuläres
Adhäsionsmolekül-1 (VAP-1, vascular adhesion protein-1), begünstigt [157,162,173]. In der Gruppe
der Tumor-infiltrierenden Lymphozyten (TILs) stellen CD8+ T-Zellen den größten Anteil dar [162].
6
1.4 Tumorantigene
Basierend auf der Expression des Ursprungsproteins lassen sich TAAs im Allgemeinen in fünf Gruppen
unterteilen [160]: Virale Antigene; Antigene, die durch Mutationen entstehen; überexprimierte,
universelle Antigene; Differenzierungsantigene; Tumor-spezifische, geteilte Antigene.
Virale Antigene stammen von onkogenen Viren ab. Hierzu zählt beispielsweise das E7 Oncoprotein
des humanen Papillomavirus 16, das in einem Großteil der Zervixkarzinome nachgewiesen werden
kann [129].Antigene, die durch Mutation von Proteinen im Tumorgewebe entstehen, sind spezifisch
für das Tumorgewebe und können beispielsweise die Zellproliferation stimulieren oder die Apoptose
inhibieren [160]. Auch chimäre Proteine, die durch chromosomale Translokation entstehen, zählen
zu dieser Gruppe. Ein Beispiel hierfür ist die Expression von bcr-abl in myeloischen Leukämien, das
durch eine Translokation t(9;22) entsteht [16].
Auch nicht-mutierte Proteine, die sowohl im gesunden Gewebe als auch im Tumor exprimiert
werden, können als TAAs dienen. Hierzu zählt zum Beispiel HER-2/neu, das in einem Teil der
Mamma- und Ovarial-Karzinome verstärkt exprimiert wird [54].
Weiterhin konnten Differenzierungsantigene vor allem im malignen Melanom nachgewiesen werden.
Diese Proteine sind typisch für den Zelltyp, der dem Tumor zu Grunde liegt. Ein Beispiel hierfür ist das
melanozytäre Enzym Tyrosinase [154].
Tumor-spezifische, geteilte Antigene werden durch Gene codiert, die in gesundem Gewebe inaktiv
sind und in zahlreichen verschiedenen Tumorarten reaktiviert werden. Sie können typischerweise
während der Embryonalentwicklung und/oder in testikulären Keimzellen, die keine MHC Klasse I
Moleküle exprimieren, nachgewiesen werden [70]. Ein typischer Vertreter dieser sogenannten
Tumor/Testis-Antigene ist die Melanom-assoziierte Gen-Familie (MAGE, melanoma-associated gene),
auf die in Kapitel 1.4.4 genauer eingegangen wird [41,147].
Zusammenfassend sind viele verschiedene Klassen Tumor-spezifischer Antigene bekannt, die durch
unterschiedliche Mechanismen entstehen. Auch für das HCC wurden zahlreiche TAAs beschrieben.
Die HCC-spezifischen Antigene, die in dieser Doktorarbeit von Bedeutung sind, werden in den
folgenden Abschnitten genauer erläutert.
7
1.4.1 α-Fetoprotein
AFP ist ein Glykoprotein, das zu einer albuminoiden Genfamilie zählt, zu der auch Albumin, alphaAlbumin und das Vitamin-D-bindende Protein gerechnet werden. Diese Proteine zeichnen sich vor
allem durch ihre Liganden/Träger-Transportfunktion aus, sie haben jedoch noch zahlreiche weitere
Funktionen, wie beispielsweise Chemotaxis, Leukozytenadhärenz und Esteraseaktivität [106,111].
AFP ist ein onkofetales Antigen, das während der fetalen Entwicklung sowohl in der Leber als auch im
Dottersack und Gastrointestinaltrakt synthetisiert wird. Unmittelbar vor der Geburt wird die AFPSynthese terminiert. Im Erwachsenen können erhöhte AFP-Werte im Serum bei verschiedenen
Erkrankungen nachweisbar sein, zum Beispiel bei HCC, Keimzelltumoren und vereinzelt auch bei
chronischer Hepatitis. In der Klinik dient AFP als Tumormarker für HCC, da es in 50-80% der Patienten
erhöht ist [38,153]. Auf Grund der oben beschriebenen Eigenschaften handelt es sich bei AFP um ein
Tumor-spezifisches, geteiltes Antigen.
Zahlreiche Studien konnten eine große Zahl AFP-spezifischer Epitope identifizieren, die in der Lage
sind nach in vitro Stimulation mit den korrespondierenden AFP-Peptiden niedrige bis moderate CD8+
und CD4+ T-Zell-Antworten in mononukleären Zellen des peripheren Blutes (PBMCs, peripheral blood
mononuclear cells) von Patienten mit HCC hervorzurufen [24,26,99,109,110,151,166].
Interessanterweise konnte in Maus-Studien gezeigt werden, dass die erfolgreiche Induktion von
Immunantworten durch Vakzinierung mit AFP zu einer Regression des HCCs führen kann [69].Bis zum
heutigen Zeitpunkt bildet AFP daher die Grundlage der meisten klinischen Studien zur Entwicklung
therapeutischer Tumorvakzinierungen. In einer ersten Phase-I-Studie wurden sechs Patienten, die an
einem AFP-exprimierenden HCC erkrankt waren, mit vier AFP-Peptiden immunisiert. Alle Patienten
entwickelten
AFP-spezifische
CD8+ T-Zell-Antworten.
Diese
Studie
unterstreicht
so
die
Immunogenität von AFP in vivo [26]. In einer konsekutiven Phase-I/II-Studie mit einer ähnlichen
Kohorte wurden Patienten mit vier AFP Peptiden vakziniert, die auf autologe DCs geladen wurden, da
sowohl im Mausmodell als auch in in vitro Zellkulturen auf DCs geladene Peptide eine höhere
Immunogenität aufweisen [23,25]. Die in dieser Studie induzierten Immunantworten waren jedoch
nur transient.
1.4.2 Glypican-3
Ein weiterer Vertreter der Gruppe der onkofetalen Proteine ist Glypican-3 (GPC-3). Es zählt zur
Familie der Glykosyl-Phosphatidylinositol (GPI)-verankerten Heparansulfatproteoglykane der
Zelloberfläche [13,53]. Erstmals entdeckt wurde GPC-3 bei der Erforschung des Simpson-GolabiBehmel-Syndroms, das durch eine Loss-of-function-Mutation im GPC-3-Gen hervorgerufen wird.
Hierbei handelt es sich um eine X-chromosomale Erkrankung, bei der ein prä-und postnatales
8
gesteigertes Wachstum sowie zahlreiche viszerale und ossäre Anomalien im Vordergrund stehen.
Auch ein erhöhtes Tumorrisiko wurde beschrieben [52,127].
GPC-3 wird in über 70% der HCC exprimiert, wohingegen es in gesundem Lebergewebe und in
benignen Lebererkrankungen nicht detektierbar ist [29]. Da es nicht nur auf der Zelloberfläche
exprimiert sondern auch in die Tumorumgebung sezerniert wird, kann es, wie auch AFP, als
serologischer Tumormarker für das HCC dienen [29,72].
Durch Bindung von zellulären Wachstumsfaktoren scheint GPC-3 eine aktive Rolle in der
Karzinogenese zu spielen. So stimuliert GPC-3 beispielsweise den Wnt-Signalweg. In Geweben, in
denen der Wnt-Signalweg einen dominanten Einfluss ausübt, wird die Zellproliferation durch eine
vermehrte GPC-3-Expression daher gesteigert. Letzteres ist beispielsweise in Zellen des HCCs der Fall,
sodass eine Überexpression von GPC-3 das Tumorwachstum fördert [52]. Interessanterweise kann
die Proliferationsrate von HCC-Zelllinien durch die Infektion mit einem Lentivirus, das lösliches GPC-3
exprimiert, verringert werden, da das lösliche GPC-3 anstelle des von der Zelllinie exprimierten GPC-3
an die Wachstumsfaktoren bindet [181].
Im Maus-Modell zeigt GPC-3 eine starke Immunogenität und ist in der Lage, eine effektive
antitumorale Immunantwort hervorzurufen ohne Autoimmunität zu induzieren [117]. Auch bei
Patienten mit HCC war es möglich durch die in vitro Stimulation von PBMCs mit GPC-3-Peptiden
spezifische CD8+ T-Zell-Antworten hervorzurufen [88].
In mehreren Phase-I-Studien wurden HCC-Patienten in einem fortgeschrittenen Tumorstadium mit
GPC-3-Peptiden vakziniert. Dies resultierte in einer erhöhten Frequenz GPC-3-spezifischer
CD8+ T-Zellen, die mit der Dosis der verabreichten Peptide korrelierte. Darüber hinaus waren
Zellklone von PBMCs der Patienten in der Lage, HCC-Zelllinien, die GPC-3 exprimierten, zu erkennen
[174]. So konnte selbst zwei Monate nach der Behandlung in etwa 2/3 der Patienten eine
Stabilisierung der Tumorerkrankung festgestellt werden. Interessanterweise korreliert die Höhe der
GPC-3-spezifischen CD8+ T-Zell-Frequenz signifikant mit dem Gesamtüberleben der Patienten [135].
1.4.3 Bax
Eines der typischen Kennzeichen von Tumorzellen ist das Umgehen von Apoptose [71]. Dies wird
häufig durch eine Dysregulation von pro- und antiapoptotischen Mitgliedern der BCL-2-Familie
begünstigt [172]. Bax ist gemeinsam mit Bak ein proapoptotisches Mitglied der BCL-2-Familie, das vor
allem bei der intrinsischen Induktion von Apoptose eine entscheidende Rolle spielt (Abb. 1.1). Hierbei
resultiert eine Inaktivierung antiapoptotischer Mitglieder der BCL-2-Familie, wie BCL-2, in einer
Aktivierung von Bax und Bak. Diese begünstigen die Induktion der Apoptose durch eine
mitochondriale Fragmentierung und eine konsekutive Freisetzung von Cytochrom C. Durch eine
9
Verbindung von Cytochrom C mit dem Apoptose-auslösenden Faktor 1 (APAF1, apoptotic protease
activating factor 1) entsteht ein Apoptosom, das Caspase-9 aktiviert. Aktivierte Caspase-9 aktiviert
ihrerseits Caspase-3, die letztendlich die Apoptose ermöglicht. Darüber hinaus können Bax und Bak
über den extrinsischen Pfad aktiviert werden. Dieser wird durch den Tumornekrosefaktor-Rezeptor-1
(TNFR1) und Fas reguliert und führt über eine Caspase-8-Aktivierung und einer konsekutiven
Aktivierung des BH3 interacting domain death agonist (BID) letztendlich ebenfalls zu einer Induktion
von Bax und Bak [175].
Ein gesteigerter proteasomaler Abbau oder genetische Mutationen können im Tumorgewebe zu
einer verminderten Expression von Bax führen und auf diese Weise die Apoptose limitieren [120].
Verminderte Bax-Level konnten in einer Vielzahl verschiedener Tumore nachgewiesen werden
[51,96,102]. Interessanterweise zeigt eine gesteigerte proteasomale Degradierung von Bax klinische
Relevanz, da sie beispielsweise im Prostatakarzinom mit einem fortgeschrittenen Tumorstadium
korreliert [96] und bei der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) zu einer Chemoresistenz und
somit zu einer schlechteren Prognose beiträgt [1,98,126,145]. Dieser gesteigerte proteasomale
Abbau von Bax in Tumorzellen resultiert in einer vermehrten Präsentation von Peptiden, die von Bax
abstammen, durch MHC Klasse I Moleküle an der Zelloberfläche. Dies ist in gesunden Zellen nicht der
Fall, da hier die Bax-Expression und -Funktion, wie oben beschrieben, nicht durch proteasomalen
Abbau sondern durch Interaktion mit anderen Mitgliedern der BCL-2-Familie reguliert wird.
Interessanterweise sind Bax-spezifische CD8+ T-Zell-Klone aus dem Blut gesunder Probanden in der
Lage, Tumorzellen von CLL und HCC, spezifisch zu erkennen und zu töten [120].
10
Abbildung 1.1 Regulation der Apoptose durch Bax
Adaptiert nach [175]
1.4.4 MAGE-A
Bereits zu Beginn der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts gelang erstmals die Klonierung eines
humanen TAAs, das später als MAGE-A1 bezeichnet wurde und in der Lage war, spontane
CD8+ T-Zell-Antworten zu induzieren [156,161]. MAGE-A1 zählt zur Familie der Tumor/TestisAntigene [15]. Nachdem es zunächst im malignen Melanom entdeckt wurde, konnte es später in
zahlreichen weiteren Tumoren, einschließlich in 80% der HCCs, nachgewiesen werden [22,170,178].
Bis heute wurde eine Vielzahl weiterer Mitglieder der MAGE-Familie identifiziert, deren Genprodukte
alle einen gemeinsamen, konservierten Aminosäure-Abschnitt aufweisen, die sogenannte MAGEhomologe Domäne. Basierend auf ihrer Gewebs-spezifischen Expression und chromosomalen
Lokalisation können die Mitglieder der MAGE-Familie in Typ I (Tumor/Testis-Antigene) und Typ II
(ubiquitäre MAGE) unterteilt werden. MAGE-A zählt, wie auch MAGE-B und MAGE-C, zu Typ I [134].
Zur MAGE-A-Familie werden 12 Subtypen gerechnet, MAGE-A1 bis MAGE-A12, die alle auf dem
X-Chromosom lokalisiert sind [41]. Im gesunden Gewebe ist die Expression von MAGE Typ I durch
eine DNA-Methylierung der Promotorregion unterdrückt. Im Tumorgewebe kommt es jedoch durch
epigenetische Prozesse zu einer Demethylierung, die eine aberrante Expression zur Folge hat [143].
11
Die exakte Funktion der Mitglieder der MAGE-A-Familie in den Keimzellen und im Tumorgewebe ist
bisher nicht vollständig verstanden, jedoch scheinen sie eine wichtige Rolle in der humanen
Tumorentstehung zu spielen. MAGE-A1 beispielsweise fungiert als potenter Repressor der
Transkription durch eine Rekrutierung von Histon-Deacetylasen und Bindung an Ski-interagierende
Proteine [94]. Dies führt unter anderem zu einer Inhibierung des Tumorsuppressors p53 [112].
Auf Grund der spezifischen Expression von MAGE-A1 im Tumorgewebe und seiner möglichen Rolle
bei der Tumorentstehung ist MAGE-A1 ein vielversprechendes Zielmolekül für immuntherapeutische
Ansätze. Interessanterweise sind Proteine der MAGE-A-Familie in der Lage, spezifische CD8+T-ZellAntworten nach in vitro Stimulation zu induzieren [22,65,179]. In einer Phase-I-Studie mit Patienten
mit fortgeschrittenem malignen Melanom resultierte die Vakzinierung mit einem rekombinanten
Kanarienpockenvirus, das Epitope von MAGE-A1 und MAGE-A3 enthielt, in einer Tumorregression
und einer Induktion spezifischer CD8+ T-Zell-Antworten [159]. Auch bei Patienten mit HCC konnten
MAGE-A-spezifische CD8+ T-Zellen intratumoral nachgewiesen werden [178]. Jedoch sind diese Zellen
trotz der hohen Anzahl MAGE-A-exprimierender HCCs bisher nur wenig untersucht.
1.4.5 NY-ESO-1
NY-ESO-1 zählt ebenfalls zur Gruppe der Tumor/Testis-Antigene, deren Expression im Gesunden auf
die männlichen Keimzellen beschränkt ist [15]. NY-ESO-1 ist ein hoch immunogenes TAA, das in einer
Vielzahl von Tumoren exprimiert wird, beispielsweise im HCC, malignen Melanom, Mamma-Karzinom
und Ovarial-Karzinom [21,35]. So weisen 36,7% der HCCs eine Expression von NY-ESO-1 messenger
Ribonukleinsäure (mRNS) auf [33].
Bei etwa 25-50% der Patienten mit fortgeschrittenem, NY-ESO-1 exprimierendem Tumor können
NY-ESO-1-spezifische Antikörper nachgewiesen werden. Das Auftreten dieser Antikörper korreliert in
der Regel auch mit einer spezifischen Reaktion der CD8+ T-Zellen. Eine Progression des Tumors führt
zu einer Steigerung der TAA-spezifischen Immunantworten, wohingegen eine Resektion oder
Regression des Tumors in einer Abnahme der Immunreaktionen resultiert. Diese Kombination aus
humoraler und zellulärer Immunantwort in einer Vielzahl der Patienten zeigt deutlich, dass es sich
bei NY-ESO-1 um eines der immunogensten TAAs handelt. Dies macht NY-ESO-1 zu einem
vielversprechenden Ziel TAA-spezifischer Immuntherapien [27,79,82,90,116,139].
Bis heute konnten bei Patienten mit malignem Melanom zahlreiche NY-ESO-1-spezifische CD8+ T-ZellEpitope identifiziert werden [12,45,66,78,81,86,105,163,169]. Daher stellt NY-ESO-1 eine
entscheidende Grundlage für die Entwicklung der Immuntherapie bei malignem Melanom dar. In
ersten klinischen Studien wurden Peptid-basierte Vakzine verwendet, die in der Lage waren,
NY-ESO-1-spezifische CD8+ T-Zell-Antworten zu induzieren. Interessanterweise konnte bei einigen
12
Patienten sogar eine Stabilisierung der Erkrankung erreicht werden [10,80,83]. In einer konsekutiven
Studie mit Patienten nach vollständiger Tumorresektion diente erstmals ein rekombinantes Protein
als Vakzinierungsgrundlage. Dies führte sowohl zu einer Induktion der humoralen Immunantwort als
auch zu einer CD4+ und CD8+ T-Zellantwort in einem Teil der Patienten. Zudem konnten klinische
Erfolge in Form eines reduzierten Rekurrenz-Risikos erzielt werden [40]. Jedoch konnten diese
vielversprechenden Erfolge in einer weiteren Studie mit Patienten im Tumorstadium III/IV nicht
bestätigt werden. Eine mögliche Erklärung hierfür ist die hohe Zahl an Treg im Blut der Patienten in
diesen fortgeschrittenen Tumorstadien [119]. Doch NY-ESO-1 dient nicht nur als Grundlage für die
Entwicklung von TAA-spezifischen Vakzinierungen, sondern ist auch bei adoptiven Ansätzen der
Immuntherapie von Bedeutung. So konnte aus dem Blut eines Patienten mit metastasiertem
malignen Melanom ein CD4+ T-Zell-Klon gewonnen werden, der spezifisch ein HLA-restringiertes
NY-ESO-1-Epitop erkannte. Dieser wurde in vitro expandiert und dem Patienten wieder injiziert.
Interessanterweise konnte hiermit eine vollständige Rückbildung der pulmonalen Metastasen und
Lymphknotenmetastasen erreicht werden [76]. Diese Studie zeigt die große Bedeutung der
Identifizierung exakter T-Zell-Epitope für die Entwicklung erfolgreicher Immuntherapien.
1.5 Versagen der antitumoralen Immunantwort
Trotz des Nachweises TAA-spezifischer CD8+ T-Zell-Antworten scheint ihr Einfluss auf die Kontrolle
der Tumorentstehung und des Tumorwachstums eher gering. Die genauen Mechanismen, die zu
einem Versagen der Tumor-spezifischen Immunantwort beitragen, sind bisher nur wenig
charakterisiert. In den letzten Jahren konnten jedoch neue Einblicke gewonnen werden, so dass für
das HCC eine große Zahl verschiedener immunsuppressiver Mechanismen beschrieben wurden
(Abb. 1.2).
So kann das Immunsystem bereits in frühen Stadien der Tumorgenese durch die Eliminierung von
Tumorzellen vor der Tumorentstehung schützen. Gelingt jedoch nicht die vollständige Eliminierung
aller Tumorzellen, folgt eine Equilibriumsphase, in der das Immunsystem einen Selektionsdruck auf
die Tumorzellen ausübt. Durch eine Akkumulation mehrerer Mutationen erlangen einige
Tumorzellen eine gesteigerte Resistenz gegenüber der antitumoralen Immunabwehr. So verhindern
viele Tumore die Antigenprozessierung und -präsentation, etwa durch eine verminderte HLA Klasse I
Expression [3,104]. Die Tumorzellen, die in der Lage sind der Überwachung des Immunsystems zu
entkommen, können schließlich ungehindert proliferieren und bilden einen Tumor, der vor dem
Einfluss des Immunsystems geschützt ist. So resultiert dieser Prozess, der auch als Immunoediting
bezeichnet wird, letztendlich in der Entstehung eines Tumors trotz einer intakten Immunabwehr
[43,44]. Interessanterweise finden sich auch im HCC Hinweise, die eine Tumorzellveränderung durch
13
Immunoediting nahelegen. So zeigen viele HCCs eine Herabregulierung von Fas und dem IFNγRezeptor, die für die zytotoxische Effektorfunktion der CD8+ T-Zellen obligat sind [114,115].
Abbildung 1.2 Versagen der antitumoralen Immunantwort
Zahlreiche verschiedene Mechanismen tragen zu einem Versagen der antitumoralen
Immunantwort bei. 1. Immunoediting; 2. Priming-Defekte und Beeinträchtigung der
TAA-Prozessierung und -Präsentation; 3. Hochregulierung inhibitorischer Rezeptoren
und deren Liganden; 4. Suppression der NK-Zell-Funktion; 5. Immunsuppressive
Zellen; 6. Fehlende CD4+ T-Zell-Hilfe.
Weiterhin stellt die Leber ein hoch immuntolerantes Organ dar, in dem das Priming von T-Zellen zu
einer Induktion von Antigentoleranz führen kann [136,152]. Das korrekte Priming von CD8+ T-Zellen
wird darüber hinaus durch eine mangelnde IL-12-Sekretion der DCs in HCC-Patienten erschwert
[122]. Auch eine beeinträchtigte Prozessierung und Präsentation der TAAs im HCC-Gewebe tragen zu
der Störung des Primings bei. Mögliche Ursachen hierfür sind eine verminderte Expression von MHC
Klasse I und kostimulatorischen B7-Molekülen [58,93,150].
Die Dysfunktion TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen ist zudem mit einer Expression inhibitorischer
Rezeptoren assoziiert. So konnte in Tumorpatienten eine Hochregulierung verschiedener
inhibitorischer Rezeptoren, wie beispielsweise zytotoxisches T-Lymphozyten-Antigen-4 (CTLA-4,
14
cytotoxic T-lymphocyte antigen-4), T-Zell-Immunglobulin-Domäne, -Muzin-Domäne-3 (Tim-3, T-cell
immunoglobulin domain, mucin domain) oder programmierter Zelltod-1 (PD-1, programmed cell
death-1) gezeigt werden [56,131,133]. Zurzeit ist PD-1 hierbei der am besten untersuchte Rezeptor,
der vor allem an der Zelloberfläche aktivierter T-Zellen exprimiert wird [108]. Durch eine Repression
von Bcl-xL und zahlreichen Transkriptionsfaktoren führt die Aktivierung von PD-1 durch den PDLiganden-1 (PD-L1) zu einer verminderten Effektorfunktion der CD8+ T-Zellen und letztendlich zu
einer Anergie oder funktionellen Erschöpfung [84]. Interessanterweise zeigen HCC-infiltrierende
Lymphozyten eine Hochregulierung von PD-1. Dies korreliert mit einer verminderten Expression von
CD28 und CD3ζ auf CD8+ T-Zellen, die von entscheidender Bedeutung bei der T-Zell-Aktivierung sind,
sowie mit einer vermehrten Caspase-3-Aktivität, die, wie in Kap. 1.4.3 beschrieben, Apoptose initiiert
[75,103]. Tatsächlich konnte beim HCC neben einer erhöhten PD-1-Expression auf TAA-spezifischen
CD8+ T-Zellen auch eine Hochregulierung von PD-L1 auf Kupfferzellen, Tumorzellen und
Suppressorzellen aus der Myeloid-Linie (MDSCs, myeloid-derived suppressor cells) nachgewiesen
werden [91,167]. Interessanterweise korreliert die Stärke der PD-1 Expression auf CD8+ T-Zellen mit
einem fortgeschrittenen HCC-Stadium, einer schlechteren Prognose der Erkrankung und einer
früheren Tumorrekurrenz nach Leberresektion [63,141].
NK-Zellen sind im hepatischen Gewebe angereichert und in der Lage, Tumorzellen mit einer
verminderten MHC Klasse I Expression oder mit einer Hochregulierung der NK-Zell-aktivierenden
MHC Klasse I Polypeptid-verwandten Sequenz A (MICA, MHC class I polypeptide-related sequence A)
direkt zu lysieren [20,61]. Diese NK-Zell-Aktivierung wird im HCC durch ein Entfernen von MICA von
der Zelloberfläche limitiert [87]. Interessanterweise wird in Patienten mit chronischer HCV-Infektion
die Entstehung eines HCCs begünstigt, wenn diese einen Einzelnukleotid-Polymorphismus (SNP,
single nucleotide polymorphism) im MICA-Gen aufweisen [92].
Des Weiteren tragen verschiedene Zelltypen mit immunsuppressiver Funktion zu einem Versagen der
antitumoralen Immunantwort bei.
So konnte in zahlreichen Studien die zentrale Rolle von Treg in der Suppression der antitumoralen
Immunantwort gezeigt werden. Treg sind T-Zellen, die unter anderem eine Koexpression von CD25
und forkhead box P3 (FoxP3) aufweisen [74,132]. Die Akkumulation von Treg korreliert in zahlreichen
epithelialen Tumoren mit einer schlechten Prognose der Erkrankung [39,89]. Interessanterweise
zeigen auch HCC-Patienten eine Anreicherung von Treg sowohl im peripheren Blut als auch im
Lebergewebe, wobei eine hohe Expression an CC Chemokinligand 20 (CCL20) die Rekrutierung der
Treg in den Tumor begünstigt [34,123]. Dies resultiert in einer verminderten NK-Zell-Funktion und in
einer Inhibierung der Proliferation, der Aktivierung und der Effektorfunktion der CD8+ T-Zellen
15
[55,57]. Interessanterweise korreliert in Patienten mit HCC eine intratumorale Akkumulation der Treg
mit einer progressiven Tumorerkrankung und einer schlechteren Prognose [34,57,62].
Doch nicht nur Treg, auch MDSCs sind in der Lage die Tumor-spezifische Immunantwort in Patienten
mit HCC zu supprimieren. MDSCs sind eine heterogene Zellpopulation, die sich vor allem aus
myeloiden Progenitorzellen, unreifen Makrophagen, unreifen DCs und unreifen Granulozyten
zusammensetzt. Die Mitglieder dieser Zellfamilie lassen sich durch eine typische Koexpression von
CD33 und CD11b charakterisieren, wohingegen CD14 nicht exprimiert wird. Eine gesteigerte Zahl
MDSCs findet sich nicht nur bei Tumorerkrankungen, sondern auch bei inflammatorischen Prozessen
und Infektionen. Sowohl über eine Freisetzung von Stickstoffmonoxid (NO, nitric oxide) und ROS als
auch über eine Hochregulation der induzierbaren Stickstoffmonoxid-Synthase und Arginase I führt
die Aktivierung von MDSCs zu einer Suppression der T-Zell- und NK-Zell-Funktion und zu einer TregInduktion [60,73].
Zuletzt sind CD4+ T-Zellen von entscheidender Bedeutung bei der Generierung einer effizienten TAAspezifischen Immunreaktion, in dem sie nicht nur das Priming und die Expansion TAA-spezifischer
CD8+ T-Zellen begünstigen sondern auch selbst direkt antitumoral wirksam sind. Bei Patienten mit
einem HCC in einem frühen Erkrankungsstadium, die normale oder leicht erhöhte AFP-Level im
Serum aufwiesen, konnten nach in vitro Stimulation AFP-spezifische CD4+ T-Zell-Antworten sowohl
im peripheren Blut als auch im Tumorgewebe nachgewiesen werden. Patienten in fortgeschrittenen
Tumorstadien mit hohen Serum-AFP-Werten wiesen dahingegen eine Erschöpfung dieser
Immunantwort auf. AFP-spezifische CD4+ T-Zellen sind jedoch in Patienten mit HCC nur in sehr
geringen Frequenzen im peripheren Blut und im Lebergewebe nachweisbar. Das Fehlen einer
adäquaten CD4+ T-Zell-Hilfe stellt somit eine weitere wichtige Ursache für das Versagen HCCspezifischer Immunantworten dar [4,9,166].
Zusammenfassend können zahlreiche Mechanismen zum Versagen der natürlichen Tumorspezifischen Immunantwort in Patienten mit HCC beitragen. Da diese bisher jedoch noch nicht
vollständig verstanden sind, sind weitere gezielte Untersuchungen der Immunsuppression im HCC
notwendig, um eine Hemmung immunsuppressiver Mechanismen in klinischen Studien nutzen zu
können.
16
1.6 Zielsetzung der Arbeit
Immuntherapeutische Ansätze beim HCC haben das Ziel bereits vorhandene Immunantworten zu
verstärken oder Immunantworten de novo zu induzieren. Für die Entwicklung sicherer und effizienter
Tumorvakzine ist eine genaue Identifizierung und Charakterisierung natürlicher TAA-spezifischer
Immunantworten bei Patienten mit HCC dringend notwendig, da so Hinweise auf besonders potente
TAA-spezifische Immunantworten erlangt werden können. In ersten Arbeiten konnte unserer
Arbeitsgruppe CD8+ T-Zell-Antworten gegen verschiedene HCC-spezifische TAAs nachweisen. Hierfür
wurden mit Hilfe überlappender Peptide (OLP, overlapping peptides), jeweils bestehend aus 18
Aminosäuren, zahlreiche TAAs in ihrer gesamten Länge untersucht. Jedoch sind die Peptidfragmente,
die natürlicherweise durch MHC Klasse I Molekülen präsentiert werden, in der Regel kürzer und
bestehen nur aus 8-11 Aminosäuren [171]. Frühere Studien zeigten zudem große Schwierigkeiten in
der Expansion funktioneller HCC-spezifischer CD8+ T-Zelllinien in vitro [151,168].
Im Rahmen meiner Doktorarbeit wurden die folgenden wichtigen Fragestellungen bearbeitet:
Welches sind die genauen Epitope, die TAA-spezifische CD8+ T-Zell-Antworten bei Patienten mit HCC
induzieren?
Können HCC-spezifische CD8+ T-Zelllinien in vitro expandiert werden?
Welche Funktionen weisen HCC-spezifische CD8+ T-Zellen nach der Expansion auf?
Inwieweit tragen inhibitorische Mechanismen, wie beispielsweise regulatorische T-Zellen, eine
fehlende Interleukin-Stimulation oder die Expression inhibitorischer Rezeptoren, zu einem möglichen
Versagen der HCC-spezifischen Immunantwort bei?
Ist die mögliche Funktionseinschränkung von CD8+ T-Zellen abhängig von ihrer Antigenspezifität?
17
2 Material und Methoden
2.1 Material
2.1.1 Chemikalien
Tabelle 2.1
Chemikalien
Verwendete Chemikalien
Dimethylsulfoxid (DMSO)
Firma (Firmensitz)
Sigma-Aldrich Chemie GmbH
(Steinheim, Deutschland)
FACS Flow
BD Biosciences (Franklin Lakes, USA)
FACS Clean
BD Biosciences (Franklin Lakes, USA)
Trypanblau
Sigma-Aldrich Chemie GmbH
(Steinheim, Deutschland)
Fetales Kälberserum (FCS, fetal calf serum)
Biochrom (Berlin, Deutschland)
BD GolgiPlug
BD Pharmingen (Heidelberg, Deutschland)
BD GolgiStop
BD Pharmingen (Heidelberg, Deutschland)
Hepes-Puffer (1 M)
Biochrom (Berlin, Deutschland)
Cytofix/Cytoperm Lösung
BD Pharmingen (Heidelberg, Deutschland)
10 x PermWash (Permeabilisierungspuffer)
BD Pharmingen (Heidelberg, Deutschland)
Paraformaldehyd (PFA)
Sigma-Aldrich Chemie GmbH
(Steinheim, Deutschland)
Dulbecco’s Phosphat gepufferte Salzlösung
(PBS, phosphate buffered saline)
Invitrogen Life Technologies
Penicillin
Invitrogen Life Technologies
(Karlsruhe, Deutschland)
(Karlsruhe, Deutschland)
Streptomycin
Invitrogen Life Technologies
(Karlsruhe, Deutschland)
RPMI 1640 + 2 mM L-Glutamin
Invitrogen Life Technologies
(Karlsruhe, Deutschland)
Pancoll-Separationsmedium
PAN Biotech GmbH (Aidenbach, Deutschland)
FCS wurde vor dem Gebrauch für 30 min im Wasserbad auf 56°C erwärmt um potentiell vorhandene
Proteasen zu inaktivieren.
18
2.1.2 Puffer und Medien
Tabelle 2.2
Verwendete Puffer und Medien
Puffer, Medien
Zusammensetzung
RPMI-Vollmedium (RPMI+++)
RPMI 1640 + 2 mM L-Glutamin
10% FCS
100 U/ml Penicillin
100 µg/ml Streptomycin
10 mM Hepes-Puffer
Einfriermedium
80% FCS
10% DMSO
10% RPMI+++
Färbe-Puffer (SB, staining buffer)
PBS
1% FCS
1 x Permeabilisationspuffer (PermWash)
10 x PermWash
H2O
Fixierungspuffer
PBS
2% PFA
2.1.3 Biologika
Tabelle 2.3
Biologika
Verwendete Biologika
Rekombinantes, humanes IL-2
Konzentration
Firma (Firmensitz)
20 U/ml
Hoffmann-La Roche (Basel, Schweiz)
100 U/ml
Rekombinantes, humanes IL-7
10 µg/ml
R&D Systems (Minneapolis, USA)
Rekombinantes, humanes IL-12
4 µg/ml
PeproTech (Rocky Hill, USA)
Anti-Human-CD3-Antikörper
0,04 µg/ml
Immunotech (Marseille, Frankreich)
Anti-Human-CD28-Antikörper
0,5 µg/ml
BD Pharmingen
(Heidelberg, Deutschland)
Anti-human-PD-L1-Antikörper
1,0 mg/ml
eBioscience (San Diego, USA)
Phorbol 12-Myristat 13-Acetat
10 ng/ml
Sigma-Aldrich (Seelze, Deutschland)
0,2 µg/ml
Sigma-Aldrich (Seelze, Deutschland)
(PMA)
Ionomycin
19
2.1.4 Magnetisierte Antikörper
Tabelle 2.4
Verwendete magnetisierte Antikörper
Magnetisierte Antikörper
Firma (Firmensitz)
Anti-CD8-Dynabeads
Dynal (Oslo, Norwegen)
Anti-CD25-Dynabeads
Dynal (Oslo, Norwegen)
2.1.5 Peptide
Die TAA-Peptide stammen von Genaxxon Bioscience (Ulm, Deutschland). Die OLP setzten sich aus 18
Aminosäuren zusammen, die kürzeren Peptidfragmente variieren in der Anzahl ihrer Aminosäuren
und werden im Folgenden als 9-mere zusammengefasst. Zur Bestimmung der genauen Epitope
wurden das Vorhersage-Computerprogramm SYFPEITHI und die Immun-Epitop-Datenbank (IEDB,
Immune Epitope Database) verwendet (Kap. 2.5). Diese analysieren Peptidsequenzen in Hinblick auf
die individuellen biochemischen Eigenschaften der einzelnen Aminosäuren und sagen auf diese
Weise ideale Peptide für die Bindung und Präsentation durch bestimmte HLA-Klassen vorher. Wir
untersuchten Peptide mit idealen Bindungseigenschaften für HLA-A1, HLA-A2, HLA-A3 und HLA-B44,
da diese in der Kohorte der HCC-Patienten häufig vertreten waren. Die Peptide wurden in 100%
DMSO gelöst und bei -20°C gelagert. Vor der Verwendung wurden sie mit PBS zu einer
Endkonzentration von 1 mg/ml verdünnt und bei 4°C gelagert.
Tabelle 2.5
OLP
AFP41-58
OLP
Sequenz
ISLADLATIFFAQFVQEA
AFP529-546
DKFIFHKDLCQAQGVALQ
GPC-3137-154
LTPQAFEFVGEFFTDVSL
GPC-3281-298
VMQGCMAGVVEIDKYWRE
GPC-3513-530
MIKVKNQLRFLAELAYDL
MAGE-A189-106
STSCILESLFRAVITKKV
MAGE-A1105-122
KVADLVGFLLLKYRAREP
NY-ESO-1137-154
LTAADHRQLQLSISSCLQ
NY-ESO-1153-170
LQQLSLLMWITQCFLPVF
20
Tabelle 2.6
Epitop
AFP42-50
TAA-Epitope
Sequenz
SLADLATIF
OLP
AFP41-58
Länge
9mer
HLA-Bindung
HLA-A3
AFP47-55
ATIFFAQFV
AFP41-58
9mer
HLA-A2
AFP542-550
GVALQTMKQ
AFP529-546
9mer
HLA-A2
Bax136-144
IMGWTLDFL
nicht vorhanden
9mer
HLA-A2
GPC-3144-152
FVGEFFTDV
GPC-3137-154
9mer
HLA-A2
GPC-3281-289
VMQGCMAGV
GPC-3281-298
9mer
HLA-A2
GPC-3287-295
AGVVEIDKY
GPC-3281-298
9mer
HLA-B44
GPC-3519-528
QLRFLAELAY
GPC-3513-530
10mer
HLA-A3
GPC-3522-530
FLAELAYDL
GPC-3513-530
9mer
HLA-A2
MAGE-A191-101
SCILESLFRAV
MAGE-A189-106
11mer
HLA-A2
MAGE-A192-100
CILESLFRA
MAGE-A189-106
9mer
HLA-A2
MAGE-A194-102
LESLFRAVI
MAGE-A189-106
9mer
HLA-B44
MAGE-A196-104
SLFRAVITK
MAGE-A189-106
9mer
HLA-A3
MAGE-A1105-114
KVADLVGFLL
MAGE-A1105-122
10mer
HLA-A2
MAGE-A1108-116
DLVGFLLLK
MAGE-A1105-122
9mer
HLA-A3
MAGE-A1108-117
DLVGFLLLKY
MAGE-A1105-122
10mer
HLA-B44
MAGE-A3271-279
FLWGPRALV
nicht vorhanden
9mer
HLA-A2
NY-ESO-1145-153
LQLSISSCL
NY-ESO-1137-154
9mer
HLA-A2
NY-ESO-1157-165
SLLMWITQC
NY-ESO-1153-170
9mer
HLA-A2
NY-ESO-1157-167
SLLMWITQCFL
NY-ESO-1153-170
11mer
HLA-A2
NY-ESO-1159-167
LMWITQCFL
NY-ESO-1153-170
9mer
HLA-A2
NY-ESO-1162-170
ITQCFLPVF
NY-ESO-1153-170
9mer
HLA-A1
Die Kontrollpeptide stammen von Influenza (Flu), Cytomegalie-Virus (CMV) und Eppstein-Barr-Virus
(EBV) ab und wurden von Genaxxon Bioscience (Ulm, Deutschland) bezogen. Diese wurden ebenfalls
in 100% DMSO gelöst und bei -20°C gelagert. Vor der Verwendung wurden sie mit RPMI+++ zu einer
Endkonzentration von 1 mg/ml verdünnt und bei 4°C gelagert.
Tabelle 2.7
Epitop
Flu
CMV
EBV
Kontrollpeptide
Sequenz
GILGFVFTL
NLVPMVATV
GLCTLVAML
Protein
Matrix
pp65
BMLF-1
Position
58-66
495-103
259-267
Länge
9mer
9mer
9mer
HLA-Bindung
HLA-A2
HLA-A2
HLA-A2
21
2.1.6 Tetramere
Korrespondierende Tetramere zu Flu, CMV und EBV wurden von ProImmune (Oxford,
Großbritannien) bezogen. Die Monomere für die Herstellung von Tetrameren korrespondierend zu
den TAA-Epitopen NY-ESO-1145-153, NY-ESO-1157-165 und MAGE-A196-104 wurden uns freundlicherweise
von David A. Price (Institute of Infection and Immunity, Cardiff, Wales) zur Verfügung gestellt.
2.1.7 Fluoreszenz-markierte Antikörper
Tabelle 2.8
Antikörper
Anti-CD8
Verwendete Fluoreszenz-markierte Antikörper
Spezifität
Isotyp
Klon
Fluoreszenz
Humanes CD8
Maus IgG1
SK1
PE
Firma (Firmensitz)
BD Pharmingen
(Heidelberg, Deutschland)
Anti-CD8
Humanes CD8
Maus IgG1
SK1
APC-Cy7
BD Pharmingen
(Heidelberg, Deutschland)
Anti-CD8
Humanes CD8
Maus IgG1
SK1
APC
BD Pharmingen
(Heidelberg, Deutschland)
Anti-IFNγ
Humanes IFNγ
Maus IgG1
4S.B3
FITC
BD Pharmingen
(Heidelberg, Deutschland)
Anti-IFNγ
Humanes IFNγ
Maus IgG1
4S.B3
PacificBlue
eBioscience
(San Diego, USA)
Anti-CD107a
Humanes
Maus IgG1
-
PE
CD107a
Anti-MIP-1β
Humanes
(Heidelberg, Deutschland)
Maus IgG2b
-
FITC
MIP-1β
Anti-IL-2
Humanes IL-2
Humanes TNFα
R&D Systems
(Minneapolis, USA)
Maus IgG1
MQ1-
PerCP-Cy5.5
17H12
Anti-TNFα
BD Pharmingen
-
-
BioLegend
(San Diego, USA)
PE-Cy7
BD Pharmingen
(Heidelberg, Deutschland)
ViaProbe
DNA
-
-
PerCP-Cy5.5
BD Pharmingen
(Heidelberg, Deutschland)
Anti-HLA-A2
HLA-A2
-
-
FITC
One Lambda
(Los Angeles, USA)
Anti-HLA-A3
Streptavidin
HLA-A3
bindet Biotin
-
-
-
-
gebunden an
One Lambda
Biotin
(Los Angeles, USA)
APC
R&D Systems
(Minneapolis, USA)
22
2.2 Zellulär-immunologische Methoden
2.2.1 Zellkultur
Alle Arbeiten mit Zellkulturen wurden unter Laminar Flow Sterilbänken durchgeführt. Als
Kulturmedium wurde RPMI+++ Medium verwendet. Die Zellen wurden bei 37°C und 95%
Luftfeuchtigkeit mit einem Anteil von 5% CO2 inkubiert.
2.2.2 Isolation mononukleärer Zellen aus peripherem Blut
Zur
Isolation
von
PBMCs
wurde
frisches,
venöses
Vollblut
verwendet,
das
mit
Ethylendiamintetraacetat (EDTA) antikoaguliert wurde. Dieses wurde mit PBS verdünnt, über Pancoll
Seperationsmedium geschichtet und über eine Dichtegradientenzentrifugation aufgetrennt
(Abb. 2.1). Durch seine spezifische Dichte von 1.077 g/ml hält Pancoll Separationsmedium bei einer
PBMCs oberhalb des Separationsgradienten zurück, während Erythrozyten und Granulozyten auf
Grund ihrer höheren Dichte sedimentieren. Plasma befindet sich oberhalb der mit PBMCs
angereicherten Interphase.
Vor Zentrifugation
 Verdünntes Blut
Nach Zentrifugation
 Plasma
 Interphase mit PBMCs
 Pancoll
 Pancoll
 Erythrozyten/
Granulozyten
Abbildung 2.1 Isolation von PBMCs mittels Dichtegradientenzentrifugation
2.2.3 Bestimmung der Zellzahl
Ein Teil der Zellen wurde im Verhältnis 1:5 mit 0,4% Trypanblau verdünnt und in eine NeubauerZählkammer gegeben. Tote Zellen färben sich bei der Zugabe von Trypanblau auf Grund ihrer
defekten Zellmembran blau an. Die lebenden Zellen wurden unter dem Lichtmikroskop bei 40facher
Vergrößerung gezählt und die Zellzahl pro ml anhand folgender Formel bestimmt.
2.2.4 Kryokonservierung der Zellen
Zellen, die nicht sofort verwendet wurden, wurden kryokonserviert. Hierfür wurden etwa 20-30 x 106
Zellen je 1 ml Einfriermedium bei -80°C gelagert.
23
Zusätzlich wurden für jeden Patienten 5 x 106 Zellen ohne Medium bei -20°C gelagert. Dies dient der
späteren Extraktion der Desoxyribonucleinsäure (DNS) zur genauen Analyse des HLA-Typs des
Patienten.
2.2.5 Auftauen der kryokonservierten Zellen
Zum Auftauen wurden die bei -80°C in Einfriermedium gelagerten Zellen in 10 ml RPMI+++
aufgenommen, das zuvor auf 37°C erwärmt wurde. Die Zellen wurden über 10 min bei 500xg
zentrifugiert und erneut in RPMI+++ aufgenommen.
2.2.6 Isolation der CD8+ T-Zellen
CD8+ T-Zellen wurden mit Hilfe magnetischer Beads, die an anti-human-CD8-Antikörper gebunden
waren, positiv selektioniert. Hierfür wurden 17,5 µl magnetische CD8-Beads mit 4 x 106 PBMCs für
30 min bei 4°C auf einem Roller inkubiert. Danach konnten durch die magnetische Halterung
CD8+ T-Zellen, die die magnetischen Beads gebunden hatten, von CD8- PBMCs isoliert werden. Die
CD8- PBMCs wurden in RPMI+++ Medium aufgenommen, bestrahlt und als Stimulationszellen
verwendet.
2.2.7 Bestrahlung der Stimulationszellen
Die Stimulationszellen wurden in 10 ml RPMI+++ Medium aufgenommen und mit dem
Bestrahlungsgerät der Transfusionsmedizin des Universitätsklinikums Freiburg mit 30 Gy GammaStrahlen bestrahlt. Dies soll ihre Proliferation in der Zellkultur verhindern.
2.2.8 Antigen-unspezifische Expansion von CD8 + T-Zellen
Nach der Isolation der CD8+ T-Zellen wurden diese in 2 ml RPMI+++ resuspendiert und gemeinsam
mit 100 U/ml rekombinantem humanem IL-2, 0,04 µg/ml anti-CD3 und den bestrahlten
Stimulationszellen in ein Well einer 24-Well-Platte gegeben. Über 3 Wochen wurden die Zellen nach
jeweils drei Tagen resuspendiert und 1 ml in ein neues Well transferiert. Beide Wells wurden mit 1 ml
RPMI+++ Medium und 100 U/ml IL-2 aufgefüllt und resuspendiert. Nach drei Wochen wurden die
magnetischen Beads mit Hilfe der magnetischen Halterung entfernt.
2.2.9 Antigen-spezifische Expansion von CD8+ T-Zellen
Zur Analyse der Proliferation und Funktionalität Antigen-spezifischer CD8+ T-Zellen wurden Antigenspezifische Zelllinien erstellt. Hierfür wurden 4 x 106 PBMCs in 1 ml RPMI+++ Medium resuspendiert
und gemeinsam mit 0,5 µg/ml anti-CD28 und 10 µg/ml synthetischem Peptid in ein Well einer
24-Well-Platte gegeben. Als Peptid wurden bei HLA-A2+ Patienten EBV, CMV, Flu, NY-ESO-1157-165 oder
NY-ESO-1145-153 verwendet. Bei HLA-A3+ Patienten wurden die Zellen mit dem Peptide MAGE-A196-104
stimuliert. An Tag 4 und 11 wurden 1 ml RPMI+++ Medium und 20 U/ml IL-2 hinzugegeben. An Tag 7
24
wurde das Medium entnommen und die Zellen wurden mit 2 x 106 bestrahlten PBMCs in 1 ml
RPMI+++ Medium und 10 µg/ml Peptid restimuliert. An Tag 14 wurden die Zellen in einer 96-WellPlatte ausplattiert und an Tag 15 mittels Durchflusszytometrie anhand von Tetramer-Färbungen und
Zytokin-Färbungen analysiert.
2.2.9.1 Stimulation mit IL-7 und IL-12
Um die Wirkung stimulierender Zytokine auf die Proliferation und Funktionalität TAA-spezifischer
CD8+ T-Zellen zu untersuchen wurden PBMCs, wie in Kap. 2.2.9 beschrieben, Antigen-spezifisch
expandiert. An Tag 0 wurden zusätzlich 10 ng/ml IL-7 und 100 pg/ml IL-12 hinzugegeben.
2.2.9.2 Depletion von Treg
Um den Einfluss von Treg auf die Proliferation und Funktionalität der TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen
zu analysieren wurden CD25+ T-Zellen mit Hilfe magnetischer Beads, die an anti-human-CD25Antikörper gebunden waren, depletiert. Hierfür wurden 50 µl magnetische CD25-Beads mit
4x 106 PBMCs für 30 min bei 4°C auf einem Roller gelagert. Danach konnten durch die magnetische
Halterung CD25+ T-Zellen, die die magnetischen Beads gebunden hatten, isoliert werden. Die
CD25+ T-Zellen wurden verworfen, die CD25- PBMCs wurden wie in Kap. 2.2.9 beschrieben, Antigenspezifisch zu expandiert. Für die Restimulation an Tag 7 wurden ebenfalls CD25- PBMCs verwendet.
2.2.9.3 Blockade des PD-1/PD-L1-Signalweges
Kryokonservierte PBMCs wurden aufgetaut und gezählt (Kap. 2.2.5, 2.2.3). Je Well wurde mit
2x106 PBMCs gearbeitet. Die Zellen wurden in 1 ml RPMI+++ Medium resuspendiert und gemeinsam
mit 0,5 µg/ml anti-CD28 und 10 µg/ml synthetischem Peptid in ein Well einer 48-Well-Platte
gegeben. Als Peptid wurde bei HLA-A2+ Patienten NY-ESO-1157-165 und bei HLA-A3+ Patienten
MAGE-A196-104 verwendet. Zur Blockade von PD-1 wurden 10 µl anti-PD-L1 hinzugegeben. An Tag 4
und 11 wurden 0,5 ml RPMI+++ Medium abgenommen und 0,5 ml frisches RPMI+++ Medium sowie
20 U/ml IL-2 hinzugegeben. An Tag 7 wurde das Medium entnommen und die Zellen wurden mit
Stimulationszellen in 1 ml RPMI+++ Medium und 10 µg/ml Peptid restimuliert. Als Stimulationszellen
wurden für HLA-A2+ Patienten bestrahlte Zellen der FI-Zelllinie, einer EBV-immortalisierte B-ZellLinie, verwendet. HLA-A3+ Patienten wurden mit 1 x 106 bestrahlten, autologen PBMCs restimuliert.
An Tag 14 wurden die Zellen in einer 96-Well-Platte ausplattiert und an Tag 15 mittels
Durchflusszytometrie anhand von Tetramer-Färbungen und Zytokin-Färbungen analysiert.
25
2.3 Durchflusszytometrie
2.3.1 Grundlagen der Durchflusszytometrie
Die Durchflusszytometrie (FACS, fluorescence–activated cell sorter) erlaubt eine genaue
Charakterisierung der untersuchten Zellen. Hierfür werden die Zellen in einem laminaren
Flüssigkeitsstrom durch einen Laserstrahl geführt. Trifft der Laserstrahl auf eine Zelle bewirken
spezifische Eigenschaften der Zelle eine Streuung des Lichtes. Das Vorwärtsstreulicht (FSC, forward
scatter) wird in einem Winkel von 2-15° gestreut und gibt Aufschluss über die Zellgröße. Je größer die
Zelle ist, desto größer ist das Vorwärtsstreulicht. Im Gegensatz hierzu lässt das Seitwärtsstreulicht
(SSC, sideward scatter), das im 90°-Winkel zum Laserstrahl entsteht, eine Aussage über die
Granularität der Zelle zu.
Neben der Bestimmung von Größe und Granularität können auch Aussagen über die
Antigenspezifität und Zytokinproduktion der Zellen getroffen werden. Hierfür werden die Zellen
durch Antikörper oder Tetramere, die an einen fluoreszierenden Farbstoff gekoppelt sind, markiert.
Diese Fluoreszenzfarbstoffe werden durch Licht einer bestimmten Wellenlänge angeregt und
emittieren daraufhin Lichtquanten einer bestimmten Wellenlänge. Auf diese Weise können
unterschiedliche Fluoreszenzfarbstoffe unterschieden werden, was eine Analyse zahlreicher
verschiedener Eigenschaften einer Zelle ermöglicht.
2.3.2 Bestimmung des HLA-Profils der Kontrollkohorte
4x104 PBMCs wurden in 100 µl PBS in ein Well einer 96-Well-Platte ausplattiert. 1 µl anti-HLA-A2-FITC
bzw. 1 µl anti-HLA-A3-Biotin wurde hinzugefügt und für 10 min bei Raumtemperatur im Dunkeln
inkubiert. Anschließend wurde 1 µl Streptavidin-APC, das an Biotin bindet, hinzugefügt und für
10 min bei Raumtemperatur im Dunkeln inkubiert. Nach der Inkubation wurden die Zellen mit SB
gewaschen, mit 100 µl 2% PFA-Lösung fixiert und mit Hilfe des Durchflusszytometers gemessen.
2.3.3 Stimulation von CD8 + T-Zellen
Am Vortag der Stimulation wurden 0,5-1,0 x 106 Zellen in 150 µl RPMI+++ Medium in einer 96-WellPlatte ausplattiert und bei 37°C und 5% CO2 über Nacht gelagert. Je 3 µl Peptide und 37 µl RPMI+++
Medium wurden ebenfalls in einer 96-Well-Platte ausplattiert und bei 4°C gelagert.
Am Tag der Stimulation wurden zu den Zellen 9,3 µl RPMI+++ Medium, 0,5 µl IL-2 und 0,2 µl
GolgiPlug gegeben, was in einer Endkonzentration von 100 U/ml IL-2 und 1 µl/ml GolgiPlug
resultierte. Der Hauptbestandteil von GolgiPlug ist Brefeldin A, ein Inhibitor des Golgitransporters.
Dieser wird verwendet um eine Zytokinsekretion zu verhindern und so eine intrazelluläre
Zytokinfärbung zu ermöglichen [59]. Die Zellen wurden daraufhin mit den jeweiligen Peptiden
26
stimuliert. Zwei unstimulierte Wells wurden als Negativkontrolle verwendet. Um die gleiche
Konzentration an IL-2 und GolgiPlug zu erreichen, wurden diese mit 40 µl RPMI+++ Medium
resuspendiert. Ein Well wurde als Positivkontrolle mit 10 ng/ml PMA, 0,2 µg/ml Ionomycin und 30 µl
RPMI+++ Medium stimuliert. Ionomycin ermöglicht einen Influx von Ca ++ Ionen über die Zellmembran
während PMA die Proteinkinase C aktiviert [30,97]. Beide Mechanismen werden auch bei Stimulation
über den T-Zell-Rezeptor ausgelöst und resultieren in einer Zellaktivierung [113]. Die Zellen wurden
daraufhin für 5 Stunden bei 37°C und 5% CO2 inkubiert.
2.3.4 Oberflächenfärbung
Um Antigene, die auf der Zelloberfläche exprimiert werden, nachzuweisen, wurden mit einem
Fluoreszenzfarbstoff konjugierte, monoklonale Antikörper verwendet. Nach 5 Stunden Stimulation
(Kap. 2.3.3) wurden die Zellen in einem Volumen von 50 µl SB mit den Oberflächenantikörpern, z.B. 1
µl ViaProbe und 1 µl anti-CD8-PE, resuspendiert und 15 min bei Raumtemperatur im Dunkeln
inkubiert. Bei ViaProbe handelt es sich um 7-Amino-actinomycin D (7-AAD), einen DNS-Farbstoff, der
zur Unterscheidung lebender und apoptotischer Zellen dient. Durch Apoptose wird die Permeabilität
der Zellmembran gesteigert, was eine Aufnahme und DNS-Bindung von 7-AAD ermöglicht [95,137].
Nach der Inkubation wurden die Zellen mit SB gewaschen und intrazellulär gefärbt.
2.3.5 Intrazellulärfärbung
Um intrazelluläre Proteine, wie beispielsweise Zytokine, nachweisen zu können, muss die
Zellmembran permeabilisiert werden. Hierfür wurden die Zellen nach der Oberflächenfärbung
(Kap.2.3.4) in 100 µl Cytofix/Cytoperm resuspendiert und für 15 min bei 4°C im Dunkeln inkubiert.
Anschließend wurden die Zellen mit Permwash gewaschen bevor sie in einem Volumen von 50 µl
Permwash mit 2 µl anti-IFNγ-FITC resuspendiert und für 20 min bei Raumtemperatur im Dunkeln
inkubiert wurden. Nach der Inkubation wurden die Zellen gewaschen und anschließend mit 150 µl
2% PFA-Lösung fixiert. Die fixierten Zellen wurden bei 4°C im Dunkeln gelagert und am nächsten Tag
mit Hilfe des Durchflusszytometers gemessen.
2.3.6 Multizytokinfärbung
Um mehrere Zytokine nachzuweisen, wurden an Tag 20 0,5-1,0x 106 Zellen in 150 µl RPMI+++
Medium in einer 96-Well-Platte ausplattiert und bei 37°C und 5% CO2 über Nacht gelagert. In eine
weitere 96-Well-Platte wurden je 3 µl Peptide und 37 µl RPMI+++ Medium ausplattiert und bei 4°C
gelagert. An Tag 21 wurden die Zellen mit 10 ng/ml PMA und 0,2 µg/ml Ionomycin bzw. mit dem
jeweiligen Peptid stimuliert und zusätzlich mit 3 µl anti-CD107a-PE gefärbt. Nach einer Inkubation
von 60 min bei 37°C im Dunkeln wurden 0,1 µl GolgiPlug und 0,1 µl GolgiStop in 10 µl RPMI+++
Medium hinzugefügt und weitere 5 Stunden bei 37°C im Dunkeln inkubiert. Nach der Inkubation
27
wurden Oberflächenfärbungen (Kap. 2.3.4) und Intrazellulärfärbungen (Kap. 2.3.5) durchgeführt. Für
die Oberflächenfärbung wurden 3 µl anti-CD8-APC-Cy7 oder 1 µl anti-CD8-APC verwendet. Bei der
Intrazellulärfärbung wurden 5 µl anti-IFNγ-PacificBlue und jeweils 3 µl anti-MIP-1β-FITC,
anti-IL-2-PerCP und anti-TNF-α-PE-Cy7 verwendet. Die Proben wurden mit 150 µl 2% PFA-Lösung
fixiert und mit Hilfe des Durchflusszytometers am selben Tag gemessen.
2.3.7 Tetramer-Färbung
Tetramer-Färbungen erlauben den direkten Nachweis Antigen-spezifischer T-Zellen unabhängig von
deren Funktionalität. Wie in Kap. 1.1.3 beschrieben, können CD8+ T-Zellen ihr spezifisches Antigen
nur erkennen, wenn dieses in Form von Peptiden gemeinsam mit MHC Klasse I Molekülen präsentiert
wird. Da die Bindung einzelner Peptid-MHC-Komplexe an den T-Zell-Rezeptor nur eine geringe
Affinität aufweist, ist die Verwendung von Tetramer-Komplexen zur Stabilisierung der Bindung
notwendig. Tetramere bestehen aus vier MHC Klasse I Molekülen, die über Biotin und
Fluoreszenzfarbstoff-markiertes Streptavidin verbunden und mit dem jeweiligen Peptidantigen
beladen sind [6].
Tetramer-Färbungen wurden üblicherweise an Tag 15 durchgeführt. Bei Multizytokinfärbungen
wurde an Tag 21 eine zweite Tetramer-Färbung durchgeführt. Am Vortag der Tetramer-Färbung
wurden 0,5-1,0x106 Zellen in 150 µl RPMI+++ Medium in einer 96-Well-Platte ausplattiert und bei
37°C und 5% CO2 über Nacht gelagert. Am Tag der Färbung wurden die Zellen in 50 µl SB mit dem
jeweiligen an APC-gebundenen Tetramer für 15 min bei 37°C im Dunkeln inkubiert. Nach der
Inkubation wurde mit SB gewaschen und zur Absättigung unspezifischer Antikörperbindungsstellen
mit 45 µl SB und 5 µl unkonjugiertem Immunglobulin 10 min bei Raumtemperatur im Dunkeln
inkubiert. Danach wurde eine Oberflächenfärbung (Kap 2.3.4) durchgeführt. Nach der Fixierung mit
150 µl 5% PFA wurden die Proben am selben Tag mit Hilfe des Durchflusszytometers gemessen.
2.3.8 Analyse der Ergebnisse der Durchflusszytometrie
Nach der Messung mit dem Durchflusszytometer wurden die gewonnen Daten mit der
Auswertungssoftware FlowJo analysiert (Abb. 2.2). Mit Hilfe des FSC und SSC ist es möglich die
Lymphozytenpopulation anhand ihrer Größe und Granularität abzugrenzen (Abb 2.2 A; Kap. 2.3.1).
Daraufhin wurden tote Zellen, deren DNS sich mit ViaProbe anfärben lies, ausgeschlossen
(Abb. 2.2 B). Nur die lebenden, ViaProbe negativen Zellen wurden für die weiteren Analysen
verwendet. Bei der Intrazellulärfärbung wurden mit Hilfe der Positiv- und Negativkontrolle für jeden
Patienten individuelle Analysefenster (Gates) festgelegt (Abb. 2.2 C+D). Als spezifische
Immunantwort wurde eine IFNγ-Produktion von mindestens 0,01% der CD8+ T-Zellen nach Abzug der
Negativkontrolle gewertet. Bei Tetramer-Färbungen wurden ebenfalls mit Hilfe der Negativkontrolle
28
für jeden Patienten Gates festgelegt. Als spezifische Tetramer-Anfärbung wurden Tetramer-positive
Färbungen von mindestens 0,01% der CD8+ T-Zellen nach Abzug der Negativkontrolle gewertet.
Abbildung 2.2 Analyse der Ergebnisse der Durchflusszytometrie
Gezeigt ist die Analyse der Ergebnisse der Durchflusszytometrie am Beispiel der
Analyse der IFNγ-Produktion. A Mit Hilfe von FSC und SSC wird die
Lymphozytenpopulation definiert. B ViaProbe-positive Zellen werden aus der Analyse
ausgeschlossen. C+D Mit Hilfe der Positivkontrolle (C) und Negativkontrolle (D)
werden für jeden Patienten individuelle Gates festgelegt. E Exemplarische IFNγProduktion nach der Stimulation mit MAGE-A1105-114 (HCC 41).
2.4 Patientenkohorte
In Übereinstimmung mit der Ethikkommission der Universität Freiburg wurden nach Aufklärung und
Einverständnis der Spender Blutproben entnommen.
Tab. 2.11 zeigt die HLA-Typisierung, das Alter und das Geschlecht (m: männlich, w: weiblich) der
Patienten mit HCC sowie die Ursache der HCC-Erkrankung.
Tab. 2.12 führt die klinischen Parameter der Patienten mit HCC auf. Hierbei verzichteten wir auf die
Verwendung der Barcelona clinic liver cancer (BCLC) Klassifikation [100] um die in ihr beinhalteten
Parameter, wie Leberzirrhose, Tumorgröße und Tumormetastasierung getrennt zu berücksichtigen.
29
Um den Einfluss der Tumorgröße und der Metastasierung zu beurteilen, wurde das Tumorstadium
der Patienten nach der 6. Edition der TNM-Klassifikation des American Joint Committee On Cancer
(AJCC) anhand von Computertomographie-Aufnahmen bestimmt [2]. Das Stadium der Zirrhose
wurde anhand der Child-Pugh-Kriterien klassifiziert, die Serum-Albumin, Gesamt-Serum-Bilirubin,
Gerinnungsparameter (INR, international normalized ratio), sowie Aszites und hepatische
Enzephalopathie berücksichtigen [37,128]. Darüber hinaus werden die Serum-AFP-Werte,
Serumwerte der Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT) und die Behandlung des HCCs aufgeführt.
Nicht durchgeführte Untersuchungen wurden mit n. d. (not determined) gekennzeichnet.
Tab. 2.13 und 2.14 führen die Eigenschaften der Patienten mit malignem Melanom auf. Das
Tumorstadium wurde nach den Kriterien des AJCC bestimmt [7].
Tab. 2.15 und 2.16 zeigen die Eigenschaften der Patienten der Kontrollkohorte.
Tabelle 2.9
Patient
HCC 1
HCC 2
HCC 3
HCC 4
HCC 5
HCC 6
HCC 7
HCC 8
HCC 9
HCC 10
HCC 11
HCC 12
HCC 13
HCC 14
HCC 15
HCC 16
HCC 17
HCC 18
HCC 19
HCC 20
HCC 21
HCC 22
HCC 23
HCC 24
HCC 25
HCC 26
Übersicht der Patienten mit HCC
HLA-Typisierung
Alter [Jahre]
A0101, A0301, B39XX, B4402
77
A0101, A0201, B0801, B4402
75
A0201, B0702, B5101
72
A2, A29(19), B44(12), B57(17)
83
A2, B18, B60(40)
80
A0301, A1101, B0702, B5101
80
A0201, A6601, B0801, B3501
74
A0201, B1501
61
A0201, A2601, B3801, B7301
69
A0101, A0301, B0801, B2702
68
A0201, A0301, B0702, B5701
74
A0301, A2402, B1801, B5601
61
A0201, A0301, B5101, B5501
74
A0201, A3101, B1302, B4402
63
A0201, A6801, B4001, B5801
70
A0201, A2301, B0702, B5001
66
A0201, A2402, B1801, B3901
81
A0101, A0205, B1801, B3501
83
A0301, B0801
63
A0201, A2402, B1518, B4402
57
A0202, A2301, B4101, B4403
58
A0301, A6801, B3503, B5001
77
A0201, A2501, B2705, B4402
58
A0101, A0201, B0702, B1302
72
A0201, B1501, B4403
68
A2 pos., A3 neg., B27 neg.
76
Geschlecht
m
w
m
m
m
m
m
w
m
w
m
m
w
w
m
m
m
m
m
m
m
m
m
w
m
m
Ursache des HCC
Ethanol-Abusus
HCV
Ethanol-Abusus
HCV
HBV
kryptogen
Ethanol-Abusus
HCV
Ethanol-Abusus
Ethanol-Abusus
HCV
HBV
kryptogen
Autoimmunhepatitis
Ethanol-Abusus
Ethanol-Abusus
kryptogen
HCV
Steatosis hepatis
Ethanol-Abusus
HBV
Steatosis hepatis
Ethanol-Abusus
Steatosis hepatis
HBV
kryptogen
30
Patient
HCC 27
HCC 28
HCC 29
HCC 30
HCC 31
HCC 32
HCC 33
HCC 34
HCC 35
HCC 36
HCC 37
HCC 38
HCC 39
HCC 40
HLA-Typisierung
A0201, A2902, B4402, B4403
A0201, A3101, B4001
A0201, A1101, B1803, B5101
A0301, A3002, B35XX, B1801
A0301, B0702
A0301, A6801, B5101, B5801
A0202, A3101, B0702, B5801
A0201, A2402, B4001, B4402
A0201, A1101, B1801, B2702
A0201, A3201, B4402, B4405
A0301, A3301, B1402, B1801
A0201, A0301, B1501, B4402
A3, B7, B56(22)
A0201, B0702, B1801
Alter [Jahre]
62
75
83
83
73
70
75
55
73
57
73
53
58
63
Geschlecht
w
m
m
w
m
m
m
m
m
m
m
m
w
m
HCC 41
HCC 42
HCC 43
HCC 44
HCC 45
HCC 46
HCC 47
HCC 48
HCC 49
HCC 50
HCC 51
HCC 52
HCC 53
HCC 54
HCC 55
HCC 56
HCC 57
HCC 58
HCC 59
HCC 60
HCC 61
A0201, A2402, B1501, B1801
A2402, A2902, B3501, B4403
A2 pos., B27 neg.
A0101, B0801, B4403
A0301, A3201, B3801, B4002
A0101, A3201, B0801, B5101
A0201, A1101, B3503, B5201
A2902, A6801, B4001, B4403
A1, A3, B8, B35
A0201, A6601, B3502, B5101
A0203, A3303, B4601, B5601
A0201, A0301, B1501
A1, A2, B8, B17
A0101, B0801, B4901
A3, A32(19), B50(21), B61(40)
A0301, A2501, B1501, B4402
A0101, A2402, B0702, B0801
A0101, A0201, B3701, B4402
A0101, A2402, B0801, B1501
A0101, A2402, B1801, B5703
A0301, A2402, B0702, B1402
72
63
56
63
66
63
64
78
69
63
50
73
80
71
77
64
68
68
64
74
80
m
m
m
m
m
m
m
m
m
m
m
w
m
m
m
m
m
m
m
m
w
Tabelle 2.10
Patient
HCC 1
HCC 2
HCC 3
Klinische Parameter der Patienten mit HCC
Stadium
Therapie
AFP [ng/ml]
IVa
TACE
5,3
I
Resektion
15
Remission
TACE
3
Ursache des HCC
kryptogen
Ethanol-Abusus
Ethanol-Abusus
HBV
Hämochromatose
Ethanol-Abusus
Steatosis hepatis
Ethanol-Abusus
HBV, HCV
HBV, HDV
Steatosis hepatis
Steatosis hepatis
kryptogen
Steatosis hepatis,
Ethanol-Abusus
kryptogen
HBV, Ethanol-Abusus
HCV, Ethanol-Abusus
Ethanol-Abusus
Steatosis hepatis
HBV
HCV
Ethanol-Abusus
Ethanol-Abusus
Ethanol-Abusus
HBV
kryptogen
Ethanol-Abusus
HCV
HCV
Steatosis hepatis
Ethanol-Abusus
Ethanol-Abusus
kryptogen
HBV, HCV
HCV
GPT [U/l]
22
74
42
Zirrhose
Child B
keine
Child A
31
Patient
HCC 4
HCC 5
HCC 6
HCC 7
HCC 8
HCC 9
HCC 10
HCC 11
HCC 12
HCC 13
HCC 14
HCC 15
HCC 16
HCC 17
HCC 18
HCC 19
HCC 20
HCC 21
HCC 22
HCC 23
HCC 24
HCC 25
HCC 26
HCC 27
HCC 28
HCC 29
HCC 30
HCC 31
HCC 32
HCC 33
HCC 34
HCC 35
HCC 36
HCC 37
HCC 38
Stadium
II
IIIb
I
II
IVa
unbekannt
II
II
IVa
II
I
II
II
IIIa
unbekannt
Remission
IVb
Remission
II
II
II
IVa
IIIb
IVb
I
IVa
unbekannt
II
II
II
IIIb
unbekannt
IVb
I
IVb
HCC 39
IVb
HCC 40
HCC 41
HCC 42
HCC 43
HCC 44
IVa
Remission
IVa
IVb
Remission
Therapie
Resektion, TACE
TACE
Resektion
Resektion
Resektion, TACE
Resektion
TACE
TACE
TACE
Resektion
Resektion, TACE,
Resektion, TACE
TACE
TACE
TACE
Resektion, TACE
keine
Resektion
TACE
TACE
Resektion
Resektion
Resektion
Resektion, TACE
keine
TACE
TACE
Resektion, TACE
TACE
RFTA, TACE
keine
keine
TACE
keine
Resektion, TACE,
Sorafenib
Resektion, Radiatio,
TACE
TACE
RFTA, TACE
TACE
Radiatio, Sorafenib
Resektion
AFP [ng/ml]
24
3,2
2
5,5
441,2
2,2
4,2
4154
1,4
16,6
3,4
3,3
5
3,1
4
11,4
6549
12,8
10,4
375,2
52,4
4
n. d.
52,2
7
55,4
15,9
1,2
5,4
1,6
7399
41,2
119,3
2,9
417,1
GPT [U/l]
82
14
19
19
18
44
20
71
83
24
30
22
43
18
8
59
44
131
34
25
24
24
34
120
18
32
30
11
21
28
61
37
41
90
95
Zirrhose
Child A
Child B
keine
Child A
Child A
Child A
Child A
Child B
keine
keine
keine
keine
keine
keine
keine
Child A
keine
Child A
Child A
Child A
keine
keine
keine
keine
Child A
Child A
Child C
Child A
Child A
keine
Child B
Child B
Child A
keine
keine
2,7
24
keine
6188
1,9
4,8
39966
3,5
n. d.
44
94
60
15
Child B
Child A
Child A
Child C
Child A
32
Patient
HCC 45
Stadium
II
HCC 46
HCC 47
HCC 48
HCC 49
HCC 50
HCC 51
HCC 52
HCC 53
HCC 54
HCC 55
HCC 56
HCC 57
HCC 58
HCC 59
HCC 60
HCC 61
IVa
IVa
IVa
II
unbekannt
IVb
Remission
IVa
IIIb
II
IVb
IVb
IVa
Remission
IVa
IVa
Tabelle 2.11
Patient
M1
M2
M3
M4
M5
M6
M7
M8
Therapie
Resektion, TACE,
Sorafenib
TACE
TACE
TACE
Resektion, TACE,
TACE
Resektion, TACE
keine
TACE
TACE
RFTA, TACE
TACE
Resektion, TACE
TACE
Resektion, TACE
TACE
TACE
Patienten mit malignem Melanom
HLA-Typisierung
A0301, B0801, B5501
A0301, A1101, B1402, B1501
A0201, A2902, B0702, B4403
A0201, A0301, B0702
A0201, A2902, B4002, B5601
A0201, B1501, B4001
A0201, A1101, B3501, B5101
A0201, B0702, B5101
AFP [ng/ml]
503,1
GPT [U/l]
176
Zirrhose
keine
10,2
2,5
109
216,4
49,8
4,3
5,9
3
17,1
20
691,5
n. d.
14810
4,1
5,9
12,6
71
46
87
273
84
98
41
25
112
n. d.
54
201
n. d.
28
29
57
keine
Child B
Child A
Child C
Child C
Child A
Child B
Child B
Child C
Child B
keine
Child A
Child B
Child A
Child C
Child A
Alter [Jahre]
76
63
70
53
80
50
73
35
Geschlecht
W
M
W
M
W
W
W
M
Tabelle 2.12 Klinische Parameter der Patienten mit malignem Melanom
Patient Stadium
Therapie
AFP
[ng/ml]
M1
IIc
Resektion, IFN-alpha
n. d.
M2
IV
Resektion, Dacarbazin, Vinblastin, Cisplatin,
n. d.
Temozolomid, selektive interne Radiotherapie,
Radiochirurgie, IL-2, IFN-alpha
M3
IV
Resektion, Bestrahlung, Radiochirurgie,
n. d.
Temozolomid, Dacarbazine, IFN-alpha
M4
Remission
Rutheniumapplikator
n. d.
M5
Remission
Resektion, DC-Vakzinierung
n. d.
M6
IV
Resektion, Bestrahlung
n. d.
GPT
[U/l]
63
95
Zirrhose
20
n. d.
18
22
22
n. d.
n. d.
n. d.
n. d.
n. d.
33
Patient
Stadium
Therapie
M7
M8
unbekannt
III
Resektion
Resektion
AFP
[ng/ml]
n. d.
n. d.
Tabelle 2.13 Patienten der Kontrollkohorte
Patient HLA-Typisierung
Alter [Jahre]
K1
A2 neg., A3 pos., B27 neg.
24
K2
A2 neg., A3 pos., B27 neg.
26
K3
A2 pos., A3 neg., B27 neg.
25
K4
A2, A23(9), B13, B57(17)
29
K5
A2 pos., A3 neg., B27 neg.
25
K6
A0301, A3201, B0702, B1801
38
K7
A2 pos., A3 neg., B27 neg.
22
K8
A3, A30, B7, B18
41
K9
A0301, A6801, B5101, B5801
40
K 10
A2 pos., B27 neg.
23
K 11
A2 pos., A3 neg., B27 neg.
24
K 12
A3, A11, B8
49
K 13
A2 neg., A3 pos.
30
Geschlecht
w
m
w
m
m
m
m
m
m
m
w
m
m
K 14
K 15
K 16
K 17
K 18
A2 neg., A3 pos., B27 neg.
A2 neg., A3 pos., B27 neg.
A2 neg., A3 pos. B27 neg.
A2 pos., B27 neg., DR1 pos.
A2 pos., A3 neg., B27 neg.
46
59
50
63
28
w
m
m
w
m
K 19
A2 pos., A3 neg., B27 neg.
26
m
K 20
K 21
K 22
K 23
K 24
K 25
K 26
K 27
K 28
K 29
K 30
K 31
K 32
A2 pos., B27 neg.
A0101, A0201, B0801, B2705
A0101, A0201, B0702, B4101
A2 pos., B27 neg.
A2 pos., A3 pos., B27 neg.
A0201, A0301, B4001, B5301
A2 pos., A3 neg., B27 neg.
A0201, A2601, B3801, B5101
A0301, A0702, B3501
A0301, A1101, B0702, B5501
A2 pos., A3 pos., B27 neg.
A2 pos., A3 neg., B27 neg.
A0301, A2301, B4701, B5301
71
40
73
55
22
62
23
46
56
41
23
40
57
w
m
w
m
m
w
w
w
m
m
w
m
w
K 33
A0201, A0301, B0702
46
m
GPT
[U/l]
20
58
Zirrhose
n. d.
n. d.
Erkrankung
gesunde Kontrolle
gesunde Kontrolle
gesunde Kontrolle
gesunde Kontrolle
gesunde Kontrolle
HCV; Genotyp 1b
gesunde Kontrolle
HCV; Genotyp 1b
HCV; Genotyp 3a
gesunde Kontrolle
gesunde Kontrolle
HBV
Chronisch-entzündliche
Darmerkrankung
HBV
HCV; Genotyp 1b
HBV
HCV
Chronisch-entzündliche
Darmerkrankung
Chronisch-entzündliche
Darmerkrankung
Steatosis hepatis
HCV; Genotyp 3a
HBV, HCV; Genotyp 1b
Steatosis hepatis
gesunde Kontrolle
HCV; Genotyp 1b
gesunde Kontrolle
HCV; Genotyp 1b
HBV, HCV; Genotyp 3a
HCV; Genotyp 3a
gesunde Kontrolle
HCV; Genotyp 3a
HCV; Genotyp 1b,
Kolonkarzinom
Morbus Hodgkin, Fokale
noduläre Hyperplasie
34
Patient
K 34
HLA-Typisierung
A0201, A0301, B3501, B5101
Alter [Jahre]
54
Geschlecht
m
K 35
A2, A24(9), B44(12), B15
31
w
Tabelle 2.14
Patient
K1
K2
K3
K4
K5
K6
K7
K8
K9
K 10
K 11
K 12
K 13
K 14
K 15
K 16
K 17
K 18
K 19
K 20
K 21
K 22
K 23
K 24
K 25
K 26
K 27
K 28
K 29
K 30
K 31
K 32
K 33
K 34
K 35
Erkrankung
HAV, HCV; Genotyp 1a,
B-Zell-Lymphom
gesunde Kontrolle
Klinische Parameter der Patienten der Kontrollkohorte
Therapie
AFP [ng/ml]
GPT [U/l]
keine
n. d.
n. d.
keine
n. d.
n. d.
keine
n. d.
n. d.
keine
n. d.
n. d.
keine
n. d.
n. d.
keine
3,1
77
keine
n. d.
n. d.
Interferon-Alpha 2a, Ribavirin
3,2
36
Interferon-Alpha 2b, Ribavirin
9,5
40
keine
n. d.
n. d.
keine
n. d.
n. d.
Entecavir
1,3
58
Sulfasalazin
n. d.
n. d.
Entecavir
1,2
14
keine
4
126
Enofovir Disoproxil Fumarat
18,5
43
Interferon-Alpha 2b, Ribavirin
8,2
27
keine
n. d.
n. d.
Mesalazin
n. d.
8
keine
1,6
32
keine
1,9
69
Interferon-Alpha 2a/Ribavirin
6,1
49
keine
2,5
110
keine
n. d.
n. d.
keine
1,8
39
keine
n. d.
n. d.
Interferon-Alpha 2a/Ribavirin
2,2
18
keine
n. d.
n. d.
keine
3,8
n. d.
keine
n. d.
n. d.
keine
3,4
38
keine
3,7
116
autologe Stammzelltransplantation,
2,4
50
Hemihepatektomie
keine
3,4
68
keine
n. d.
n. d.
Zirrhose
n. d.
n. d.
n. d.
n. d.
n. d.
Keine
n. d.
keine
Child A
n. d.
n. d.
keine
n. d.
keine
keine
keine
keine
n. d.
n. d.
n. d.
keine
keine
n. d.
n. d.
keine
n. d.
keine
keine
keine
n. d.
keine
keine
n. d.
keine
n. d.
35
2.5 Software
Tabelle 2.15
Software
Verwendete Software
Firme (Firmensitz)
Microsoft Office 2010
Microsoft (Redmond, USA)
Adobe Acrobat
Adobe Systems GmbH (München, Deutschland)
GraphPad Prism Version 5
GraphPad Software Inc. (San Diego, USA)
FlowJo Version 8.8.6
Treestar (San Carlos, USA)
BD FACSDiva
BD Bioscience (San Jose, USA)
EndNote X4
Thomson Reuters (New York, USA)
SYFPEITHI
Biomedical Informatics
(Heidelberg, Deutschland)
Immun-Epitop-Datenbank (IEDB)
National Institutes of Health (Bethesda, USA)
2.6 Statistische Analysen
Die statistischen Analysen wurden mit Hilfe des Programms GraphPad Prism Version 5 durchgeführt.
Zunächst wurden mit Hilfe des Kolmogorow-Smirnow-Tests Aussagen über die Normalverteilung der
gemessenen Werte getroffen. Bei normalverteilten Werten wurde zur Berechnung der Signifikanz
der ungepaarte bzw. gepaarte Student’sche t-Test angewendet. Bei Werten, die nicht normalverteilt
waren, wurde hierfür der Mann-Whitney-U-Test bzw. der Wilcoxon-Test für gepaarte Werte
verwendet. Bei multiplen Testungen wurde zusätzlich der korrigierte Wert nach Kruskal-Wallis-Test
und Dunns Test für multiple Testungen angegeben. Die Berechnung der Kontingenz wurde mit Hilfe
des Chi-Quadrat-Tests durchgeführt. Zur Analyse des progressionsfreien Überlebens wurden der
Logrank-(Mantel-Cox-)Test sowie die Gehan-Breslow-Wilcoxon-Methode angewendet. Alle Analysen
erfolgten zweiseitig (two-tailed) mit einem Signifikanzniveau von 95%. Die p-Werte wurden wie folgt
gekennzeichnet: p≤0,05: *; p≤0,01: **; p≤0,001: ***. In den Abbildungen ist der Median dargestellt.
36
3 Ergebnisse
3.1 Patientenkohorte
Im Rahmen dieser Doktorarbeit wurden Antigen-spezifische CD8+ T-Zellen von Patienten mit HCC
analysiert. Patienten mit malignem Melanom fungierten als Tumor-Kontrollgruppe, da ein Teil der
untersuchten TAAs in dieser Erkrankung ebenfalls beschrieben wurden. Als weitere Kontrollkohorte
dienten Patienten mit anderen benignen Lebererkrankungen, wie beispielsweise viraler Hepatitis und
Steatosis hepatis, Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sowie gesunde
Spender. Einige charakteristische Eigenschaften der Patientengruppen werden in Tab. 3.1 aufgeführt.
Tabelle 3.1
Patientenkohorte
Anzahl der Patienten
männlich
medianes Alter [Jahre]
HCV-Infektion
HBV-Infektion
medianes Serum-AFP [ng/ml]
medianes Serum-GPT [U/l]
Leberzirrhose
TACE
HCC
61
82%
70
20%
18%
10,2
41
66%
72%
Malignes Melanom
8
38%
67
0%
0%
n. d.
22
n. d.
0%
Kontrollkohorte
35
63%
40
40%
14%
n. d.
n. d.
n. d.
0%
Die Mehrzahl der Patienten mit HCC war in einem fortgeschrittenen Alter und männlich. In der
Literatur stellt in 80-90% der Patienten die Leberzirrhose die Grundlage der HCC-Entstehung dar
[46,48]. In unserer Kohorte wiesen jedoch nur 66% der Patienten mit HCC eine diagnostizierte
Leberzirrhose auf. Das HCC entwickelte sich in der Regel in Patienten mit chronischen
Lebererkrankungen, wie Ethanol-Abusus (50%) und chronische virale Hepatitis (38%). Seltenere
Ursachen wie Steatosis heaptis und Hämochromatose konnten in einzelnen Patienten beobachtet
werden. 49% der Patienten mit HCC zeigten erhöhte Serum-AFP-Werte (Grenzwert: 7 ng/ml). In der
Kohorte der Patienten mit anderen, benignen Lebererkrankungen waren dies 11%.
3.2 TAA-spezifische CD8+ T-Zell-Antworten
Erstes Ziel dieser Doktorarbeit war es, die exakten Epitope zu identifizieren, die von HCC-Patienten
mit Immunantworten gegen OLP erkannt werden. Hierfür wurden die TAAs AFP, NY-ESO-1,
MAGE-A1, MAGE-A3, GPC-3 und Bax untersucht. Um Epitope mit idealen Bindungseigenschaften für
häufige HLA-Allele unserer Patientenkohorte zu identifizieren, wurden in silico Vorhersagen
angewandt (Kap. 2.5). Diese analysieren Peptidsequenzen in Hinblick auf die individuellen
37
biochemischen Eigenschaften der einzelnen Aminosäuren und sagen so ideale Epitope für die
Bindung und Präsentation durch bestimmte HLA-Klassen vorher. Auf diese Weise identifizierten wir
für 9 OLP insgesamt 22 potentielle Epitope (Kap.2.1.5). Da diese Peptidfragmente zu einem Großteil
aus 9 Aminosäuren bestehen, werden sie im Folgenden zusammenfassend als 9-mere bezeichnet.
CD8+ T-Zellen wurden aus dem Blut der Patienten isoliert (Kap. 2.2.2) und nach 3 Wochen Antigenunspezifischer Expansion (Kap. 2.2.8) mit den OLP und 9-meren stimuliert, anschließend gefärbt und
mit dem Durchflusszytometer gemessen (Kap. 2.3). In Abhängigkeit vom HLA-Typ des Patienten
wurden die CD8+ T-Zellen mit genau den 9-meren stimuliert, die ideale Bindungseigenschaften für
diesen HLA-Typ aufweisen. Aus diesem Grund wurden die CD8+ T-Zellen jeweils mit einer
unterschiedlichen Anzahl an verschiedenen Peptiden stimuliert (Tab. 3.2).
Tabelle 3.2
Anzahl der getesteten Peptide für jeden HLA-Typ
HLA-Typ
9-mere
OLP
HLA-A1
1
1
HLA-A2
14
9
HLA-A3
4
4
HLA-B44
3
3
Insgesamt wurden 12 HLA-A1+, 37 HLA-A2+, 17 HLA-A3+ und 11 HLA-B44+ Patienten mit HCC getestet.
Des Weiteren wurden 6 HLA-A2+ und 3 HLA-A3+ Patienten mit Melanom sowie 19 HLA-A2+,
16 HLA-A3+ und 1 HLA-B44+ Kontrollpatienten untersucht. Patienten, die mehrere der analysierten
HLA-Typen aufwiesen, werden in den folgenden Analysen für jeden dieser HLA-Typ aufgeführt.
Nach der Messung mit dem Durchflusszytometer wurden die gewonnen Daten mit der
Auswertungssoftware FlowJo analysiert (Kap. 2.3.8). Abb. 3.1. zeigt exemplarisch die IFNγ-Produktion
nach der Stimulation mit dem OLP MAGE-A1105-122 und mit dem korrespondierenden 9-mer
MAGE A1105-114.
38
Abbildung 3.1 TAA-spezifische CD8+ T-Zell-Antworten
Gezeigt ist die IFNγ-Produktion der TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen (HCC 41) nach der
Stimulation mit MAGE-A1-Peptiden. A Negativkontrolle; B MAGE-A1105-122; C Das von
MAGE-A1105-122 abstammende 9-mer MAGE-A1105-114.
HLA-A2+ Patienten mit HCC wiesen signifikant häufiger CD8+ T-Zell-Antworten gegen OLP auf als
Patienten der Kontrollkohorte (p=0,0452; Abb. 3.2 A). Auch bei Patienten mit malignem Melanom
waren im Vergleich zur Kontrollkohorte signifikant häufiger Immunantworten nachweisbar
(p=0,0149). Interessanterweise zeigten sich bei HLA-A3+ Patienten keine signifikanten Unterschiede
zwischen den Kohorten.
Abbildung 3.2 Patienten mit TAA-spezifischen CD8+ T-Zell-Antworten
A Gezeigt ist der Anteil der Patienten mit Immunantworten gegen OLP. HLA-A2+
Patienten der Kontrollkohorte weisen signifikant seltener Immunantworten auf als
HLA-A2+ Patienten mit HCC (p=0,0452) oder malignem Melanom (p=0,0149).
B Gezeigt ist der Anteil der Patienten mit Immunantworten nach der Stimulation mit
9-meren.
39
Tatsächlich konnte bei 57% der getesteten HLA-A2+ HCC-Patienten und bei 11% der HLA-A3+ HCCPatienten spezifische CD8+ T-Zell-Antworten gegen ein oder mehrere der getesteten 9-mere
nachgewiesen werden (Abb.3.2 B). Bei Patienten mit malignem Melanom war dies in allen HLA-A2+
Patienten und keinem der HLA-A3+ Patienten möglich. Interessanterweise wiesen in der
Kontrollkohorte 74% der HLA-A2+ Patienten und 18% der HLA-A3+ Patienten spezifische
Immunantworten gegen TAA-9-mere auf, so dass sich hier keine signifikanten Unterschiede zwischen
den Kohorten zeigten.
Die Stärke der detektierten Immunantworten gegen OLP (Abb. 3.3 A) und 9-mere (Abb. 3.3 B)
unterschied sich hingegen nicht statistisch signifikant zwischen den Kohorten.
Abbildung 3.3 Stärke der TAA-spezifischen CD8+ T-Zell-Antworten
Gezeigt ist die Stärke der detektierten CD8+ T-Zell-Antworten gegen OLP (A) und
9-mere (B).
Im Folgenden werden die spezifischen CD8+ T-Zell-Antworten gegen die einzelnen getesteten TAAs
genauer analysiert.
3.2.1 α-Fetoprotein
Wir untersuchten die AFP-spezifischen CD8+ T-Zell-Antworten nach der Stimulation mit drei
verschiedenen 9-meren und nach der Stimulation mit den zwei korrespondierenden OLP (Abb. 3.4).
Uns gelang so bei 10% der Patienten mit HCC der Nachweis spezifischer CD8+ T-Zell-Antworten gegen
das OLP AFP41-58. Gegen das korrespondierende 9-mer AFP47-55 konnten bei 3% der HLA-A2+ Patienten
mit HCC Immunantworten nachgewiesen werden. AFP47-55 war bisher noch nicht als Epitop
beschrieben worden. Interessanterweise konnte bei keinem der Patienten mit malignem Melanom
eine Immunantwort gegen AFP-Peptide detektiert werden.
40
Abbildung 3.4 AFP-spezifische CD8+ T-Zell-Antworten
Abbildung: Gezeigt ist der Anteil der getesteten Patienten mit AFP-spezifischen
CD8+ T-Zell-Antworten. Das neu identifizierte, HLA-A2-restringierte Epitop ist durch
einen Pfeil gekennzeichnet. Tabelle: Gezeigt ist die vorhergesagt HLA-Restriktion der
Epitope sowie die Anzahl der Patienten mit CD8+ T-Zell-Antworten/Anzahl der
getesteten Patienten.
3.2.2 Glypican-3
Um GPC-3-spezifische Immunantworten zu analysieren, stimulierten wir CD8+ T-Zellen mit insgesamt
5 verschiedenen 9-meren sowie mit den entsprechenden OLP (Abb. 3.5). So konnten wir die
Erkennung des bereits vorbeschriebenen Epitops GPC-3522-530 bei 3% der HLA-A2+ Patienten mit HCC
nachweisen. Zudem identifizierten wir GPC-3281-289 (HLA-A2+) und GPC-3519-528 (HLA-A3+) als neue
Epitope, die von Patienten mit HCC in 3% bzw. 11% erkannt wurden. Auch in der Kohorte der
Patienten mit malignem Melanom und bei einzelnen Patienten der Kontrollkohorte waren GPC-3spezifische CD8+ T-Zell-Antworten nachweisbar.
Zusammenfassend konnten wir zeigen, dass es sich bei GPC-3 um ein immunogenes TAA handelt,
dessen Peptide vor allem bei HCC-Patienten, jedoch auch bei vereinzelten Patienten mit malignem
Melanom und bei Patienten der Kontrollkohorte, eine IFNγ-Produktion induzieren können.
41
Abbildung 3.5 GPC-3-spezifische CD8+ T-Zell-Antworten
Abbildung: Gezeigt ist der Anteil der Patienten mit GPC-3-spezifischen CD8+ T-ZellAntworten. Die neu identifizierten Epitope sind durch einen Pfeil gekennzeichnet.
Tabelle: Gezeigt ist die vorhergesagt HLA-Restriktion der Epitope sowie die Anzahl
der Patienten mit CD8+ T-Zell-Antworten/Anzahl der getesteten Patienten.
3.2.3 Bax
Keiner der getesteten Patienten mit HCC (n=28) oder malignem Melanom (n=6) wiesen spezifische
CD8+ T-Zell-Antworten gegen Bax136-144 auf. Lediglich 1 von 18 getesteten Kontrollpatienten (6%)
zeigte eine Immunantwort nach der Stimulation mit Bax136-144. Dies zeigt, dass grundsätzlich eine
Stimulation des Immunsystems durch das körpereigene Protein Bax möglich ist. Um die exakten
Epitope zu definieren, die in Patienten mit HCC oder malignem Melanom eine spezifische
Immunreaktion induzieren können, müssen jedoch noch weitere Untersuchungen durchgeführt
werden.
3.2.4 MAGE-A
Wir untersuchten die MAGE-A-spezifischen CD8+ T-Zell-Antworten nach der Stimulation mit 8
verschiedenen 9-meren und nach der Stimulation mit den beiden korrespondierenden OLP
(Abb. 3.6). So detektierten wir spezifische CD8+ T-Zell-Antworten bei 4% bzw. 6% der getesteten
Patienten mit HCC nach der Stimulation mit den 9-meren MAGE-A3271-279 (HLA-A2+) bzw.
MAGE-A196-104 (HLA-A3+), die als Epitope bereits vorbeschrieben waren. Zudem zeigten 3% der
HLA-A2+ Patienten mit HCC spezifische Antworten gegen das 9-mer MAGE-A1105-114, das bisher nur als
potentielle HLA-A2-Ligand, nicht jedoch als Epitop, beschrieben wurde.
42
Abbildung 3.6 MAGE-A-spezifische CD8+ T-Zell-Antworten
Abbildung: Gezeigt ist der Anteil der Patienten mit MAGE-spezifischen CD8+ T-ZellAntworten. Das neu identifizierte, HLA-A2 restringierte Epitop ist durch einen Pfeil
gekennzeichnet. Es wurde von Patienten mit malignem Melanom signifikant häufiger
erkannt als von Patienten mit HCC (p=0,0211) und von Patienten der Kontrollkohorte
(p=0,0149). Tabelle: Gezeigt ist die vorhergesagt HLA-Restriktion der Epitope sowie
die Anzahl der Patienten mit CD8+ T-Zell-Antworten/Anzahl der getesteten Patienten.
Interessanterweise erkannten 43% der Patienten mit HCC das 9-mer MAGE-A191-101, das von dem OLP
MAGE-A189-106 abstammt. Dieses Peptid, das bisher noch nicht als Epitop vorbeschrieben war, wurde
auch von allen 6 getesteten Patienten mit malignem Melanom und von 37% der getesteten
Kontrollpatienten erkannt. Dies zeigt, dass Peptide der MAGE-A-Familie hochpotente TAAs
darstellen, die sowohl in Patienten mit malignem Melanom, wo sie erstmals beschrieben wurden, als
auch in Patienten mit HCC und Kontrollpatienten spezifische CD8+ T-Zell-Immunantworten induzieren
können. Vor allem MAGE-A191-101 ist ein von uns neu identifiziertes, hoch immunogenes Epitop der
MAGE-A1-Familie, das in einem großen Anteil der Patienten mit HCC und malignem Melanom
Immunantworten induzieren kann.
3.2.5 NY-ESO-1
Zuletzt untersuchten wir NY-ESO-1-spezifische CD8+ T-Zell-Antworten. Hierfür wurden CD8+ T-Zellen
mit zwei OLPs sowie mit den 5 korrespondierenden 9-meren stimuliert (Abb. 3.7). Sowohl bei einer
großen Zahl an Patienten mit HCC und malignem Melanom, als auch in der Kontrollkohorte konnten
Antworten gegen NY-ESO-1-Peptide nachgewiesen werden. So detektierten wir bei 3% der HLA-A2+
Patienten mit HCC Antworten gegen das bereits als Epitop beschriebene 9-mer NY-ESO-1157-167.
43
Darüber hinaus waren bei 27% der HLA-A2+ HCC-Patienten CD8+ T-Zell-Antworten gegen das 9-mer
NY-ESO-1145-153 nachweisbar, das von dem OLP NY-ESO-1137-154 abstammt und bisher noch nicht als
Epitop beschrieben wurde.
Abbildung 3.7 NY-ESO-1-spezifische CD8+ T-Zell-Antworten
Abbildung: Gezeigt ist der Anteil der Patienten mit NY-ESO-1-spezifischen CD8+ TZell-Antworten. Das neu identifizierte, HLA-A2-restringierte Epitop ist durch einen
Pfeil gekennzeichnet. Das OLP NY-ESO-1153-170 wird von Patienten mit HCC (p=0,0169)
und malignem Melanom (p=0,0119) signifikant häufiger erkannt als von Patienten
der Kontrollkohorte. Tabelle: Gezeigt ist die vorhergesagt HLA-Restriktion der
Epitope sowie die Anzahl der Patienten mit CD8+ T-Zell-Antworten/Anzahl der
getesteten Patienten.
Zusammenfassend wird deutlich, dass es sich bei NY-ESO-1 um ein Antigen mit starkem
immunogenen Potential handelt, das sowohl in einer großen Anzahl von Tumorpatienten als auch in
zahlreichen Patienten der Kontrollkohorte in der Lage ist, Immunantworten zu induzieren.
Insgesamt konnten wir so bei Patienten mit HCC spezifische CD8+ T-Zell-Antworten gegen alle
getesteten TAAs mit Ausnahme von Bax nachweisen. In 57% der getesteten HLA-A2+ HCC-Patienten
und in 11% der HLA-A3+ HCC-Patienten waren CD8+ T-Zell-Antworten gegen mindestens eines der
getesteten 9-mere nachweisbar. Zudem gelang uns bei Patienten mit HCC die Neuidentifikation von
einem HLA-A3+-restringierten und 4 HLA-A2+-restringierten Epitopen, die bisher noch nicht
vorbeschrieben waren. Auch bei Patienten mit malignem Melanom und bei Patienten der
Kontrollkohorte waren TAA-spezifische CD8+ T-Zell-Antworten nachweisbar.
44
3.2.6 Immunogenität der Antigene
Wie in Kap. 3.2.1-3.2.5 beschrieben unterscheiden sich die getesteten TAAs deutlich in ihrer Fähigkeit
Immunantworten zu induzieren. Jedoch zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in der Stärke
der induzierten IFNγ-Produktion (Abb. 3.8 A+B). Interessanterweise konnten wir jedoch zeigen, dass
9-mere in der Lage sind, signifikant stärkere Immunantworten hervorzurufen als die OLP (p=0,0011;
Abb. 3.8 C).
Abbildung 3.8 Stärke der Immunantwort
A Vergleich zwischen den einzelnen TAAs in Hinblick auf die durch OLP induzierte
IFNγ-Produktion. Es zeigen sich keine signifikanten Unterschiede. B Vergleich
zwischen den einzelnen TAAs in Hinblick auf die durch 9-mere induzierte IFNγProduktion. Es zeigen sich keine signifikanten Unterschiede. C Gezeigt ist der
Vergleich der durch OLP und 9-mere hervorgerufenen IFNγ-Produktion. 9-mere
induzieren signifikant stärkere Immunantworten (p=0,0011).
45
3.2.7 Klinische Parameter
Im Folgenden untersuchten wir mögliche Assoziationen zwischen klinischen Parametern und TAAspezifischen CD8+ T-Zell-Antworten bei Patienten mit HCC. Weder das Alter, das Vorhandensein oder
das Ausmaß der Leberzirrhose, die Serum-AFP- und Serum-GPT-Werte noch die Behandlung mit TACE
übten einen signifikanten Einfluss auf die TAA-spezifischen CD8+ T-Zell-Antworten der Patienten mit
HCC aus (Daten nicht gezeigt).
Abbildung 3.9 Einfluss klinischer Parameter auf TAA-spezifische CD8+ T-Zell-Antworten
A HCC-Patienten mit chronisch viraler Hepatitis zeigen signifikant schwächere
CD8+ T-Zell-Antworten nach der Stimulation mit OLP als Patient mit HCC anderer
Ätiologie (p=0,0095). B In der Kontrollkohorte zeigten sich keine signifikanten
Unterschiede zwischen gesunden Patienten und Patienten, die an einer chronischen
viralen Hepatitis erkrankt waren. C In der Kohorte der HCC-Patienten weisen nach
der Stimulation mit 9-meren Frauen signifikant stärkere Immunantworten auf
(p=0,0379). D In der Kontrollkohorte lassen sich keine Geschlechts-spezifischen
Unterschiede nachweisen.
Interessanterweise zeigten HCC-Patienten mit chronisch viraler Hepatitis signifikant schwächere
CD8+ T-Zell-Antworten nach der Stimulation mit OLP als Patienten, deren HCC sich auf der Grundlage
anderer Erkrankungen wie Ethanol-Abusus, Steatosis hepatis oder Hämochromatose, entwickelt hat
(Abb.3.9 A). Bei der Stimulation mit 9-meren ließen sich diese Unterschiede jedoch nicht bestätigen.
46
In der Kontrollkohorte zeigte sich kein Zusammenhang zwischen einer chronisch viralen Hepatitis und
der Stärke oder Häufigkeit der TAA-spezifischen CD8+ T-Zell-Antworten (Abb. 3.9 B). In der Kohorte
der Patienten mit chronisch viraler Hepatitis fanden sich zudem keine Unterschiede zwischen
Patienten mit und ohne HCC. Des Weiteren zeigten nach der Stimulation mit 9-meren in der Kohorte
der HCC-Patienten im Gegensatz zur Kontrollkohorte Frauen signifikant stärkere Immunantworten als
Männer (Abb. 3.9 C+D).
3.3 TAA-spezifische CD8+ T-Zellen
Um die TAA-spezifischen Immunantworten bei Patienten mit HCC genauer zu untersuchen, wurden
PBMCs aus dem Blut der Patienten isoliert und Antigen-spezifisch expandiert (Kap. 2.2.9). Auf diese
Weise
untersuchten
wir
NY-ESO-1157-165-,
NY-ESO-1145-153-
und
MAGE-A196-104-spezifische
CD8+ T-Zellen. NY-ESO-1157-165 und MAGE-A196-104 waren bereits als Epitope vorbeschrieben,
NY-ESO-1145-153 wurde von uns als Epitop neu identifiziert. Diese Antigen-spezifische Expansion
ermöglicht zum einen eine genaue Analyse der Zytokinproduktion, zum anderen aber auch den
Nachweis Antigen-spezifischer CD8+ T-Zellen unabhängig ihrer Funktionalität durch die Färbung mit
Tetrameren (Tet). Dies ist insbesondere in Hinblick auf frühere Studien, in denen die Expansion
funktioneller TAA-spezifischer CD8+ T-Zelllinien in vitro nicht möglich war, von großer Relevanz
[151,168]. Für NY-ESO-1157-165 (Abb. 3.10 A) sowie NY-ESO-1145-153 (Abb. 3.10 B) wurden HLA-A2Tetramere und für MAGE-A196-104 (Abb. 3.10 C) HLA-A3-Tetramere verwendet.
Abbildung 3.10 TAA-spezifische CD8+ T-Zellen
Gezeigt sind typische Beispielabbildungen für den Nachweis TAA-spezifischer
CD8+ T-Zellen mit Hilfe von MHC Klasse I Tetrameren. A NY-ESO-1157-165 (HCC 14);
B NY-ESO-1145-153 (HCC 14); C MAGE-A196-104 (HCC 6).
Nach 14-tägiger Antigen-spezifischer Expansion wurden die Zellen gefärbt und mit dem
Durchflusszytometer gemessen (Kap. 2.3). Daraufhin wurden die gewonnen Daten mit der
Auswertungssoftware FlowJo analysiert (Kap. 2.3.8).
47
Auf diese Weise wurden 25 HLA-A2+, 10 HLA-A3+ und 2 HLA-A2+/A3+ Patienten mit HCC getestet. Des
Weiteren wurden 5 HLA-A2+, 2 HLA-A3+ und 1 HLA-A2+/A3+ Patienten mit malignem Melanom sowie
16 HLA-A2+, 13 HLA-A3+ und 3 HLA-A2+/A3+ Patienten der Kontrollkohorte untersucht.
Tatsächlich gelang bei 41% der Patienten mit HCC und 50% der Patienten mit malignem Melanom der
direkte Nachweis NY-ESO-1- und MAGE-A1-spezifischer CD8+ T-Zellen und deren spezifische
Expansion in vitro (Abb.3.11). Interessanterweise konnte auch bei 38% Patienten der Kontrollkohorte
die Proliferation TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen induziert werden.
Abbildung 3.11 Patienten mit TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen
A Gezeigt ist der Anteil der Patienten mit TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen (Tet+). Dies
waren 41% der Patienten mit HCC, 50% der Patienten mit malignem Melanom und
38% der Patienten der Kontrollkohorte. B Gezeigt ist der Anteil der Patienten mit
NY-ESO-1157-165-, NY-ESO-1145-153- und MAGE-A196-104- spezifischen CD8+ T-Zellen.
Somit zeigte sich in der Anzahl der Patienten, die TAA-spezifische CD8+ T-Zellen aufwiesen, kein
signifikanter
Unterschied
zwischen
den
getesteten
Kohorten.
NY-ESO-1157-165-spezifische
CD8+ T-Zellen waren bei 9 von 27 Patienten mit HCC, 3 von 6 Patienten mit malignem Melanom und 4
von 19 Patienten der Kontrollkohorte nachweisbar. Die spezifische Proliferation NY-ESO-1145-153spezifischer T-Zellen konnte deutlich seltener induziert werden. So zeigten nur 2 von 27 Patienten
mit HCC, 1 von 6 Patienten mit malignem Melanom und 2 von 19 Patienten der Kontrollkohorte
48
NY-ESO-1145-153-spezifische CD8+ T-Zellen. MAGE-A196-104-spezifische Zellen konnten bei 6 von 12
Patienten mit HCC, 1 von 3 Patienten mit malignem Melanom und bei 7 von 16 Patienten der
Kontrollkohorte nachgewiesen werden.
Abbildung 3.12 Frequenzen TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen
A Gezeigt ist die Frequenz TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen. Patienten mit HCC und
malignem Melanom weisen signifikant höhere Frequenzen TAA-spezifischer
CD8+ T-Zellen auf als Patienten der Kontrollkohorte (p=0,0002 bzw. p=0,0039).
B Gezeigt ist die Frequenz NY-ESO-1157-165-spezifischer CD8+ T-Zellen. Patienten mit
HCC zeigen signifikant höhere Frequenzen als Patienten der Kontrollkohorte
(p=0,0028). C Gezeigt ist die Frequenz NY-ESO-1145-153-spezifischer CD8+ T-Zellen. Es
zeigen sich keine signifikanten Unterschiede. D Gezeigt ist die Frequenz
MAGE-A196-104-spezifischer CD8+ T-Zellen. Es zeigen sich keine signifikanten
Unterschiede.
Im Gegensatz hierzu zeigten sich jedoch deutliche Unterschiede in Hinblick auf die Frequenz der TAAspezifischen CD8+ T-Zellen (Abb. 3.12). So wiesen Patienten mit HCC signifikant höhere Frequenzen
TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen auf als die Patienten der Kontrollkohorte (Mann-Whitney-U-Test
p=0,0002 bzw. korrigierter Wert nach Kruskal-Wallis-Test und Dunns Test für multiple Testungen
p=0,0004). Auch die Patienten mit malignem Melanom zeigten höhere Frequenzen als die Patienten
der Kontrollkohorte (Mann-Whitney-U-Test p=0,0039 bzw. korrigierter Wert nach Kruskal-Wallis-Test
und Dunns Test für multiple Testungen p=0,0078). Betrachtet man die individuellen TAA-Epitope, so
49
wird deutlich, dass die Frequenz der NY-ESO-1157-165-spezifischen CD8+ T-Zellen bei Patienten mit HCC
im Vergleich zu Patienten der Kontrollkohorte signifikant erhöht ist (Mann-Whitney-U-Test p=0,0028
bzw. korrigierter Wert nach Kruskal-Wallis-Test und Dunns Test für multiple Testungen p=0,0056).
Patienten mit malignem Melanom wiesen ebenfalls einen starken Trend zu höheren Frequenzen
NY-ESO-1157-165-spezifischer CD8+ T-Zellen auf (Mann-Whitney-U-Test p=0,0571 bzw. korrigierter Wert
nach Kruskal-Wallis-Test und Dunns Test für multiple Testungen p=0,1142). Für NY-ESO-1145-153 und
MAGE-A196-104 wird eine Tendenz in diese Richtung ebenfalls deutlich.
Vergleicht man die Frequenzen der TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen aller Patienten in Bezug auf die
unterschiedlichen Epitope, so zeigt sich, dass NY-ESO-1157-165-und NY-ESO-1145-153-spezifische
CD8+ T-Zellen in deutlich höherer Zahl vorkommen als MAGE-A196-104 spezifische-CD8+ T-Zellen
% T e t+ / C D 8 + T - Z e lle n
(Abb. 3.13). Dieser Unterschied ist jedoch nicht signifikant (p=0,0536 bzw. p=0,3750).
60
40
20
10
8
6
4
2
04
3
-1
15
96
5-
1
14
-A
-1
E
O
M
A
G
S
-E
Y
N
N
Y
-E
S
O
-1
15
7-
16
5
0
Abbildung 3.13 Immunogenität der TAA-Epitope
Gezeigt sind die Frequenzen TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen in Patienten aller drei
Kohorten. Es zeigen sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den drei
getesteten Epitopen.
Als nächstes untersuchten wir die Funktionalität der TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen anhand ihrer
Fähigkeit zur IFNγ-Produktion, wie in Kap. 2.3 beschrieben (Abb. 3.14). Keine der Zelllinien, die von
HCC- oder Melanom-Patienten abstammen, war in der Lage, nach der Stimulation mit dem jeweiligen
Peptid IFNγ zu produzieren. Lediglich bei 1 von 12 Kontroll-Zelllinien war eine IFNγ-Produktion nach
der Stimulation mit NY-ESO-1157-165 nachweisbar.
50
Abbildung 3.14 IFNγ-Produktion der TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen
A Gezeigt ist die IFNγ-Produktion TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen bei Patienten mit
HCC. Diese sind stark dysfunktionell (p=0,0003). B Gezeigt ist die IFNγ-Produktion
TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen bei Patienten mit malignem Melanom. Diese sind
stark dysfunktionell. C Gezeigt ist die IFNγ-Produktion TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen
bei Patienten der Kontrollkohorte. Diese sind stark dysfunktionell (p=0,0017).
Um die Funktionalität der TAA-spezifischen Zellen genauer zu untersuchen, expandierten wir TAAspezifische
Zelllinien
über
3
Wochen
und
führten,
wie
in
Kap.
2.3.6
beschrieben,
Multizytokinfärbungen durch. Auf diese Weise untersuchten wir die Fähigkeit der TAA-spezifischen
CD8+ T-Zellen zur Produktion von IFNγ, MIP-1β, TNFα und IL-2 sowie die Fähigkeit zur Mobilisation
von CD107a an die Zelloberfläche. Die dreiwöchige Expansion übte hierbei keinen statistisch
signifikanten Einfluss auf die Frequenz der TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen aus (Daten nicht gezeigt).
Nach der Stimulation mit dem jeweiligen Peptid war in allen Zelllinien eine geringe Zytokinproduktion
nachweisbar. So konnte eine Produktion von IFNγ, MIP-1β und TNFα sowie eine Mobilisation von
CD107a detektiert werden. IL-2 wurde hingegen nur in sehr geringen Mengen freigesetzt. Hierbei
zeigten die drei Patientenkohorten ein einheitliches Zytokinprofil mit gleichen Quantitäten der
einzelnen Zytokine (Abb. 3.15 A). Auch die Spezifität der Zellen übte hierauf keinen Einfluss aus
(Daten nicht gezeigt).
51
Abbildung 3.15 Funktionalität der TAA-spezifische CD8+ T-Zellen
A Die drei Kohorten zeigen ein einheitliches Zytokinprofil und keine statistisch
signifikanten Unterschiede in der CD107a-Mobilisation. B Die Kreisdiagramme zeigen
die durchschnittliche Multifunktionalität der TAA-spezifischen CD8+ T-Zelllinien. Die
Mehrheit der funktionellen TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen übte 1-2 der 5
untersuchten Funktionen (Sekretion von IFNγ, MIP-1β, TNFα, IL-2; Mobilisation von
CD107a) aus. Es zeigen sich keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den
Kohorten. C Es zeigen sich signifikante Unterschiede zwischen der Frequenz TAAspezifischer CD8+ T-Zellen und deren Fähigkeit zur Mobilisation von CD107a
(p=0,0023) sowie deren Produktion von IFNγ (p=0,0031), IL-2 (0,0004), MIP-1β
(p=0,0166) und TNF-α (0,0007). Gezeigt sind CD8+ T-Zelllinien aller drei Kohorten
nach der Standard-Expansion über drei Wochen.
Die Analyse des Funktionsprofils jeder individuellen reagierenden CD8+ T-Zelle zeigt, dass die
Mehrheit der TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen nicht multifunktionell ist, sondern nur 1-2 der
untersuchten 5 Funktionen ausüben kann (Abb. 3.15 B). Hierbei zeigen sich keine statistisch
signifikanten Unterschiede zwischen den Kohorten, jedoch zeigen die Zelllinien der Kontrollkohorte
im Vergleich zu Zelllinien der HCC-Patienten eine Tendenz zu Zellen mit zwei Funktionen. Auch die
Spezifität der CD8+ T-Zelle übte keinen Einfluss auf ihr Funktionsprofil aus (Daten nicht gezeigt).
Trotz des Nachweises minimaler Zytokinproduktion und CD107a-Mobilisation sind die TAAspezifischen CD8+ T-Zellen stark dysfunktionell (Abb. 3.15 C).
52
Zahlreiche mögliche Ursachen für dieses Versagen der Tumor-spezifischen Immunantwort sind in
Kap. 1.5 erläutert. Zu den immunsuppressiven Mechanismen zählen unter anderem Priming-Defekte,
Beeinträchtigung der TAA-Präsentation, inhibitorische Rezeptoren auf der Zelloberfläche Tumorspezifischer T-Zellen, Treg und eine fehlende CD4+ T-Zell-Hilfe. Im Folgenden adressierten wir einige
dieser immunsuppressiven Mechanismen, um deren Einfluss auf die Proliferation und Funktionalität
TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen zu analysieren.
3.3.1 Stimulation mit IL-7 und IL-12
Auf Grund der zentralen Rolle von IL-7 und IL-12 bei der Ausreifung und Proliferation von
CD8+ T-Zellen (Kap. 1.1.3.1) stimulierten wir die TAA-spezifischen CD8+ T-Zelllinien zusätzlich mit IL-7
und IL-12 (Kap. 2.2.9.1).
Abbildung 3.16 Patienten mit TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen nach Interleukin-Stimulation
A Gezeigt ist der Anteil an Patienten mit TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen nach der
Standardexpansion und nach der zusätzlichen Stimulation mit IL-7 und IL-12. Es
zeigen sich keine signifikanten Unterschiede. Aufgeführt sind nur Patienten bei denen
beide Expansionsmodelle untersucht wurden. B Gezeigt ist die Frequenz TAAspezifischer CD8+ T-Zellen nach der Stimulation mit IL-7 und IL-12 im Vergleich zu der
Standard-Expansion. Es zeigen sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den
beiden Expansionsprotokollen.
Diese Stimulation mit IL-7 und IL-12 resultierte nicht in einer signifikanten Veränderung des Anteils
an Patienten mit TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen (Abb. 3.16 A). So zeigten in der Gruppe der HCCPatienten
2
von
16
Patienten
NY-ESO-1157-165-spezifische,
3
von
16
Patienten
53
NY-ESO-1145-153-spezifische und 3 von 8 Patienten MAGE-A196-104-spezifische CD8+ T-Zellen. Bei
Patienten mit malignem Melanom ließen sich bei 4 von 6 Patienten NY-ESO-1157-165- spezifische, 2 von
6 Patienten NY-ESO-1145-153-spezifische und bei 2 von 3 Patienten MAGE-A196-104-spezifische
CD8+ T-Zellen nachweisen. In der Kontrollkohorte waren in keinem der 17 getesteten Patienten
NY-ESO-1157-165- oder NY-ESO-1145-153-spezifische CD8+ T-Zellen nachweisbar. 7 von 15 Patienten
zeigten jedoch MAGE-A196-104 spezifische CD8+ T-Zellen.
Zudem wurden die beiden Expansionsprotokolle in Hinblick auf die Frequenz TAA-spezifischer
CD8+ T-Zellen verglichen (Abb. 3.16 B). Hierbei wurden alle Zelllinien analysiert, die in mindestens
einem der beiden Expansionsansätze TAA-spezifische CD8+ T-Zellen aufwiesen. Es zeigte sich, dass die
zusätzliche Stimulation mit IL-7 und IL-12 insgesamt keinen signifikanten Einfluss auf die Frequenz
der Antigen-spezifischen CD8+ T-Zellen ausübte. Jedoch zeigten sich interessanterweise in allen drei
Kohorten Patienten, deren CD8+ T-Zellen von der zusätzliche Stimulation profitierten. Dieser Effekt
trat unabhängig von der Antigen-Spezifität der CD8+ T-Zellen auf. Insgesamt konnte so in 50% der
Zelllinien, die von HCC-oder Melanom-Patienten abstammten, ein Anstieg der Frequenz TAAspezifischer CD8+ T-Zellen erreicht werden. Auch bei 33% der Kontroll-Zelllinien stieg die Frequenz
der TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen an.
Als nächstes untersuchten wir die Funktionalität der Antigen-spezifischen CD8+ T-Zellen (Abb. 3.17).
Nach der zusätzlichen Stimulation mit IL-7 und IL-12 war keiner der 8 Patienten mit HCC, die
Tetramer-positive CD8+ T-Zellen aufwiesen, in der Lage IFNγ zu produzieren. Auch bei keinem der 7
Patienten der Kontrollkohorte konnte die Funktion der CD8+ T-Zellen wieder hergestellt werden. In
der Zellexpansion des Kontrollpatienten, dessen Zellen nach der Standard-Expansion in der Lage
waren IFNγ zu produzieren, waren im Expansionsansatz mit IL-7 und IL-12 keine Antigen-spezifischen
Zellen nachweisbar, so dass hier keine IFNγ-Produktion zu erwarten war. Interessanterweise gelang
bei einem der 6 Patienten mit malignem Melanom, der sowohl nach Standard-Expansion als auch
nach der zusätzlichen Interleukin-Stimulation MAGE-A196-104 spezifische CD8+ T-Zellen aufwies, die
Induktion einer IFNγ-Produktion.
Die Analyse des Funktionsprofils jeder individuellen reagierenden CD8+ T-Zelle zeigt, dass auch nach
der Stimulation mit IL-7 und IL-12 die Mehrheit der TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen nur 1-2 der 5
untersuchten Funktionen (Sekretion von IFNγ, MIP-1β, TNFα, IL-2; Mobilisation von CD107a)ausüben
kann (Abb. 3.17 D).
54
Abbildung 3.17 Funktionalität der CD8+ T-Zellen nach Stimulation mit IL-7 und IL-12
A Gezeigt ist die IFNγ-Produktion der TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen bei Patienten
mit HCC. Die Zellen sind hoch dysfunktionell (p=0,0142). B Gezeigt ist die IFNγProduktion der Tetramer+ CD8+ T-Zellen bei Patienten mit malignem Melanom. Die
Zellen sind hoch dysfunktionell (p=0,0078). C Gezeigt ist die IFNγ-Produktion der TAAspezifischen CD8+ T-Zellen bei Patienten der Kontrollkohorte. Die Zellen sind hoch
dysfunktionell (p=0,0156). D Die Kreisdiagramme zeigen die durchschnittliche
Multifunktionalität der TAA-spezifischen CD8+ T-Zelllinien. Die Mehrheit der
funktionellen TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen übte 1-2 der 5 untersuchten Funktionen
(Sekretion von IFNγ, MIP-1β, TNFα, IL-2; Mobilisation von CD107a) aus. Die
zusätzliche Stimulation mit IL-7 und IL-12 resultiert in keiner Veränderung des
Funktionsprofils.
3.3.2 Depletion von Treg
Zahlreiche Studien, die in Kap. 1.5 genauer erläutert werden, zeigen die zentrale Rolle der Treg bei der
Suppression antitumoraler Immunaktivität. Um den Einfluss der Treg auf die Frequenz und
Funktionalität der Antigen-spezifischen CD8+ T-Zellen zu untersuchen, depletierten wir CD25+ Zellen
(Kap. 2.2.9.2).
Die Depletion der Treg resultierte nicht in einer signifikanten Veränderung der Zahl der Patienten mit
TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen (Abb. 3.18 A). So zeigten in der Gruppe der HCC-Patienten jeweils 1
von 7 Patienten NY-ESO-1157-165-spezifische bzw. NY-ESO-1145-153-spezifische und 4 von 8 Patienten
MAGE-A196-104-spezifische CD8+ T-Zellen. Bei Patienten mit malignem Melanom ließen sich bei beiden
untersuchten Patienten sowohl NY-ESO-1157-165-spezifische als auch NY-ESO-1145-153-spezifische und
55
bei einem Patienten MAGE-A196-104-spezifische CD8+ T-Zellen nachweisen. In der Kontrollkohorte
waren bei 1 der 11 getesteten Patienten NY-ESO-1157-165-spezifische, bei keinem der 11 Patienten
NY-ESO-1145-153-spezifische und bei 7 von 11 Patienten MAGE-A196-104-spezifische CD8+ T-Zellen
nachweisbar.
Abbildung 3.18 Patienten mit TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen nach Treg-Depletion
A Gezeigt ist der Anteil an Patienten mit TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen nach der
Standardexpansion und nach der Treg-Depletion. Es zeigen sich keine signifikanten
Unterschiede. Aufgeführt sind nur Patienten, bei denen beide Expansionsmodelle
getestet wurden. B Gezeigt ist die Frequenz TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen nach der
Treg-Depletion im Vergleich zu der Standard-Expansion. Es zeigen sich keine
signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Expansionsprotokollen.
Zudem wurden die beiden Expansionsprotokolle in Hinblick auf die Frequenz TAA-spezifischer
CD8+ T-Zellen verglichen (Abb.3.18 B). Hierbei wurden die Frequenzen der Zelllinien verglichen, die in
mindestens einem der beiden Expansionsansätze Tetramer-positive CD8+ T-Zellen aufwiesen. Es
zeigte sich, dass die Depletion der Treg insgesamt keinen signifikanten Einfluss auf die Frequenz der
Antigen-spezifischen CD8+ T-Zellen ausübte. Interessanterweise zeigte sich bei der Analyse der
Frequenzen Antigen-spezifischer CD8+ T-Zellen individueller Zelllinien jedoch ein sehr uneinheitliches
Bild. Während bei 60% der Zelllinien, die von HCC-Patienten abstammen, die Frequenzen Antigenspezifischer CD8+ T-Zellen nach der Depletion der Treg stark anstiegen, zeigte sich bei anderen
Zelllinien kein Effekt oder gar ein starker Abfall der Frequenz. Ähnliches war auch bei Patienten mit
malignem Melanom und in Patienten der Kontrollkohorte zu beobachten und trat unabhängig von
der Antigen-Spezifität der CD8+ T-Zellen auf.
56
Abbildung 3.19 Funktionalität der TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen nach Treg-Depletion
A Gezeigt ist die IFNγ-Produktion der TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen bei Patienten
mit HCC. Die Zellen sind hoch dysfunktionell (p=0,313). B Gezeigt ist die IFNγProduktion der TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen bei Patienten mit malignem Melanom.
Die Zellen sind hoch dysfunktionell (p=0,0625). C Gezeigt ist die IFNγ-Produktion der
TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen bei Patienten der Kontrollkohorte. Die Zellen sind
hoch dysfunktionell (p=0,0078). Jedoch war in 3 von 8 Zelllinien eine IFNγ-Produktion
nachweisbar. D Die Kreisdiagramme zeigen die durchschnittliche Multifunktionalität
der TAA-spezifischen CD8+ T-Zelllinien. Jede der auf die Peptidstimulation
reagierenden CD8+ T-Zellen wies zwischen 1 und 5 Funktionen auf (Sekretion von
IFNγ, MIP-1β, TNFα, IL-2; Mobilisation von CD107a). Im Vergleich zur
Standardexpansion führt die Treg-Depletion zu tendenziell weniger Zellen mit nur
einer Funktion und mehr Zellen mit zwei Funktionen.
Abb. 3.19 zeigt die Funktionalität der TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen. Es wird deutlich, dass auch die
Treg-Depletion bei Patienten mit HCC oder malignem Melanom trotz des starken Einflusses auf die
Proliferation keine Wiederherstellung der Funktionalität ermöglicht. Interessanterweise gelang
jedoch bei 3 von 7 Patienten der Kontrollkohorte (43%) mit MAGE-A196-104-spezifischen CD8+ T-Zellen
eine Wiederherstellung der IFNγ-Produktion. Einer dieser Patienten wies zudem NY-ESO-1157-165spezifische CD8+ T-Zellen auf, deren Funktionalität durch die Treg-Depletion nicht beeinflusst wurde.
Die Analyse des individuellen Funktionsprofils zeigt, dass auch nach der Treg-Depletion die Mehrheit
der TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen nur 1-2 der 5 untersuchten Funktionen (Sekretion von IFNγ, MIP1β, TNFα, IL-2; Mobilisation von CD107a) ausüben kann (Abb. 3.19 D). Im Vergleich zur
Standardexpansion führt die Treg-Depletion jedoch zu tendenziell weniger Zellen mit nur einer
Funktion und mehr Zellen mit zwei Funktionen.
57
3.3.3 Blockade des PD-1/PD-L1-Signalweges
Zahlreiche Studien, die in Kap. 1.5 genauer erläutert werden, zeigen die Rolle inhibitorischer
Rezeptoren bei der Unterdrückung antitumoraler Immunantworten. Um den Einfluss des
inhibitorischen Rezeptors PD-1 auf die Frequenz und Funktionalität der Antigen-spezifischen
CD8+ T-Zellen bei Patienten mit HCC zu untersuchen, blockierten wir den PD-1-Signalweg mit Hilfe
eines monoklonalen Antikörpers gegen dessen Liganden PD-L1 (Kap. 2.2.9.3).
Die zusätzliche Blockade dieses Signalweges resultierte nicht in einer signifikanten Veränderung des
Anteils an Patienten mit TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen (Abb. 3.20 A). So zeigte 1 von 5 Patienten
NY-ESO-1157-165-spezifische, 0 von 2 Patienten NY-ESO-1145-153-spezifische und 5 von 7 Patienten
MAGE-A196-104-spezifische CD8+ T-Zellen. Auch die Frequenz dieser Zellen veränderte sich nicht
signifikant (Abb. 3.20 B). Interessanterweise führte die Blockade von PD-L1 in einem Patienten zu
einer Wiederherstellung der IFNγ-Produktion TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen (Abb. 3.20 C).
Abbildung 3.20 Blockade des PD-1/PD-L1-Signalweges
A Die Blockade von PD-L1 resultiert in keiner signifikanten Veränderung der Anzahl
an Patienten, in denen Antigen-spezifische CD8+ T-Zellen nachweisbar waren. B Die
Frequenz TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen wird nicht signifikant verändert. C Nach der
Blockade von PD-L1 ist der Unterschied zwischen Tetramerfrequenz und IFNγProduktion nicht signifikant, da in einem Patienten die Wiederherstellung der IFNγProduktion gelang (p=0,0625).
58
3.3.4 Klinische Parameter
Da sich keine signifikanten Unterschiede zwischen der Standardexpansion, der zusätzlichen
Stimulation mit IL-7 und IL-12 und der Treg-Depletion zeigten, wurden diese zur Beurteilung des
Einflusses klinischer Parameter zusammengefasst. Dies war notwendig um eine für statistische
Analysen geeignete Patientenkohorte zu erhalten. Zeigte ein Patient bei mehr als einem
Expansionprotokoll TAA-spezifische CD8+ T-Zellen, wurde für die Analyse die Zelllinie mit der
höchsten Frequenz TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen verwendet. Das Alter, das Geschlecht, die
Ätiologie des HCCs, die Serum-AFP-Werte, das Vorhandensein und der Grad der Leberzirrhose sowie
die Behandlung mit TACE üben keinen Einfluss auf die Frequenz TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen aus
(Daten nicht gezeigt). Jedoch zeigen Patienten mit erhöhten Serum-GPT-Werten im Vergleich zu
Patienten, deren Serum-GPT-Werte im Normbereich lagen, signifikant niedrigere Frequenzen TAAspezifischer CD8+ T-Zellen (Abb. 3.21 A). Darüber hinaus sind bei Patienten im Tumorstadium I
signifikant häufiger TAA-spezifische CD8+ T-Zellen nachweisbar als bei Patienten, die sich in
fortgeschrittenen Tumorstadien befanden (Abb. 3.21 B). Das Tumorstadium beeinflusste jedoch nicht
die Frequenz der CD8+ T-Zellen.
B
*
**
100
% d e r P a tie n te n
40
20
0
80
60
40
20
5)
(n
=2
n=
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G P T [U /l]
5)
5
>3
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5
0
I(
% T e t+ / C D 8 + T - Z e lle n
A
60
Abbildung 3.21 Einfluss klinischer Parameter auf TAA-spezifische CD8+ T-Zellen
A Patienten mit Serum-GPT-Werten über 35 U/l weisen im Vergleich zu Patienten mit
Serum-GPT-Werten im Normbereich signifikant niedrigere Frequenzen TAAspezifischer CD8+ T-Zellen auf (p=0,0360). B Patienten im Tumorstadium I weisen
signifikant häufiger TAA-spezifische CD8+ T-Zellen auf als Patienten in
fortgeschrittenen Tumorstadien (p=0,0421).
Zur Analyse der klinischen Relevanz TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen untersuchten wir das
progressionsfreie Überleben (PFS, progression-free survial) der Patienten mit HCC in Abhängigkeit
vom Vorhandensein TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen (Abb. 3.22). Insgesamt war bei 33 Patienten eine
Beurteilung des PFS anhand klinischer Parameter möglich. Hiervon wiesen 18 Patienten TAAspezifische T-Zellen auf. In beiden Kohorten wurden jeweils 6 Patienten zensiert, da bis zum
Zeitpunkt der Analyse keine Progression der Tumorerkrankung aufgetreten war. Das mediane
Überleben betrug 224 Tage bzw. 317 Tage für Patienten mit bzw. ohne nachweisbare TAA-spezifische
59
CD8+ T-Zellen. Insgesamt übte das Vorhandensein TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen keinen statistisch
signifikanten Einfluss auf das PFS der Patienten aus.
Abbildung 3.22 Progressionsfreies Überleben
Nachweisbare TAA-spezifische CD8+ T-Zellen üben keinen Einfluss auf das PFS der
Patienten mit HCC aus. Das mediane Überleben betrug 224 Tage bzw. 317 Tage für
Patienten mit bzw. ohne nachweisbare TAA-spezifische CD8+ T-Zellen.
3.3.5 Funktionalität Virus-spezifischer CD8+ T-Zellen bei Patienten mit HCC
TAA-spezifische CD8+ T-Zellen der Patienten mit HCC sind stark dysfunktionell, so dass in der Regel
keine IFNγ-Produktion nach der Stimulation mit dem jeweiligen Peptid nachweisbar war. Wir
untersuchten daher, ob diese Dysfuntionalität ein generelles Phänomen aller CD8+ T-Zellen der
getesteten Patienten darstellt, unabhängig von deren Antigenspezifität, oder ob der Funktionsverlust
auf TAA-spezifische CD8+ T-Zellen beschränkt ist. Hierfür expandierten wir neben TAA-spezifischen
CD8+ T-Zellen auch EBV-, CMV- oder Flu-spezifische CD8+ T-Zellen und analysierten deren Fähigkeit
zur IFNγ-Produktion nach der Stimulation mit dem jeweiligen Peptid (Abb. 3.23).
Interessanterweise konnten wir zeigen, dass virale Antigene auch bei Patienten mit HCC eine
adäquate IFNγ-Produktion der Antigen-spezifischen CD8+ T-Zellen induzieren. Obwohl sich keine
signifikanten Unterschiede in der Frequenz der TAA- und Virus-spezifischen CD8+ T-Zellen zeigten,
war die IFNγ-Produktion der TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen im Vergleich zu Virus-spezifischen
CD8+ T-Zellen signifikant vermindert (p<0,0001). Dies zeigt deutlich, dass die Dysfunktionalität von
CD8+ T-Zellen bei Patienten mit HCC spezifisch für TAA-spezifische CD8+ T-Zellen ist.
60
Abbildung 3.23 Funktionalität der CD8+ T-Zellen bei Patienten mit HCC
A Gezeigt ist die Frequenz und Funktionalität der CD8+ T-Zellen eines repräsentativen
Patienten mit HCC (HCC 16). B TAA-spezifische CD8+ T-Zellen weisen eine signifikant
beeinträchtigte IFNγ-Produktion auf (p<0,0001), während Virus-spezifische
CD8+ T-Zellen adäquat IFNγ produzieren. Obwohl sich keine signifikanten
Unterschiede in der Frequenz der TAA- und Virus-spezifischen CD8+ T-Zellen zeigten,
war die IFNγ-Produktion der TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen im Vergleich zu Virusspezifischen CD8+ T-Zellen signifikant vermindert (p<0,0001).
61
4 Diskussion
Auf Grund der hohen Inzidenz und Mortalität des HCCs ist die Entwicklung neuer Therapieansätze
von großer klinischer Relevanz. Hierbei nehmen Immuntherapien, die den antitumoralen Effekt des
Immunsystems therapeutisch nutzen, einen hohen Stellenwert ein. Für die Entwicklung effektiver
immuntherapeutischer Ansätze ist jedoch die genaue Analyse und Charakterisierung natürlicher
antitumoraler Immunantworten bei Patienten mit HCC von entscheidender Bedeutung.
Erste Ergebnisse unserer Arbeitsgruppe konnten das Auftreten von CD8+ T-Zell-Antworten gegen
zahlreiche HCC-spezifische TAAs zeigen. Ein erstes Ziel dieser Doktorarbeit war die Identifikation der
exakten Epitope, die diesen TAA-spezifischen CD8+ T-Zell-Antworten zugrunde liegen. Hierfür
expandierten wir CD8+ T-Zellen von Patienten mit HCC Antigen-unspezifisch und stimulierten diese in
vitro mit Peptiden, die von den TAAs AFP, GPC-3, NY-ESO-1, MAGE-A1, MAGE-A3 und Bax
abstammen. Auf diese Weise untersuchten wir sowohl OLP mit 18 Aminosäuren als auch kürzere
Peptidfragmente, die aus 9-11 Aminosäuren bestehen und im Folgenden als 9-mere
zusammengefasst werden. Da viele der getesteten TAAs nicht nur für das HCC sondern auch für das
maligne Melanom beschrieben wurden, untersuchten wir zusätzlich Patienten mit malignem
Melanom zur Validierung der Ergebnisse und zum Vergleich verschiedener Tumorerkrankungen.
Im Rahmen dieser Doktorarbeit konnten wir auf diese Weise bei Patienten mit HCC spezifische
CD8+ T-Zell-Antworten gegen alle getesteten TAAs mit Ausnahme von Bax detektieren. So waren in
57% der getesteten HLA-A2+ HCC-Patienten und in 11% der HLA-A3+ HCC-Patienten CD8+ T-ZellAntworten gegen eines oder mehrere der getesteten 9-mere nachweisbar. Auch bei Patienten mit
malignem Melanom waren bei allen HLA-A2+ Patienten TAA-spezifische CD8+ T-Zellen detektierbar.
Dies zeigt deutlich, dass TAA-spezifische CD8+ T-Zellen im natürlichen T-Zell-Repertoire enthalten sind
und weder zentral noch peripher deletiert werden, obwohl sie spezifisch für körpereigene Antigene
sind. Die geringere Frequenz von CD8+ T-Zell-Antworten gegen HLA-A3-restringierte Epitope könnte
auf Unterschiede in der Präsentation von TAA-Epitopen zwischen den verschiedenen HLA-Typen
hindeuten. Allerdings wurde eine deutlich höhere Zahl HLA-A2-restringierter Epitope untersucht, so
dass hier weitere Analysen nötig sind, um diese Frage zu klären.
Interessanterweise waren auch bei zahlreichen Patienten der Kontrollkohorte TAA-spezifische
CD8+ T-Zell-Antworten nach der Stimulation mit OLP nachweisbar, jedoch signifikant seltener als bei
Patienten mit HCC oder malignem Melanom (p=0,0452 bzw. p=0,0149). Dem Nachweis TAAspezifischer CD8+ T-Zell-Antworten bei Patienten der Kontrollkohorte können mehrere Ursachen
zugrunde liegen. Zum einen können TAA-spezifische CD8+ T-Zellen bei diesen Patienten ohne
bekannte Tumorerkrankung möglicherweise auf intakte antitumorale Immunantworten gegen
62
einzelne (prä-)maligne Zellen hinweisen und somit auf eine effiziente Immunüberwachung und
Elimination von entarteten Zellen, bevor diese sich zu Tumoren entwickeln können. Dies ist
insbesondere in Hinblick auf die Tatsache relevant, dass 57% der Patienten in der Kontrollkohorte an
einer chronischen Lebererkrankung leiden. Darüber hinaus sind 9% der Patienten in dieser Kohorte
an anderen Tumoren erkrankt, die möglicherweise dieselben TAAs exprimieren wie das HCC oder das
maligne Melanom und daher TAA-spezifische CD8+ T-Zell-Antworten induzieren können. Zwar ist der
Anteil der Patienten mit Tumoren in unserer Kontrollkohorte sehr gering, jedoch ist unklar, in wie
fern weitere Patienten an einem bisher nicht diagnostizierten Tumor erkrankt sind. Unterstützt wird
dies durch die Beobachtung, dass Patienten der Kontrollkohorte nur selten Immunantworten gegen
das HCC-spezifische TAA AFP aufweisen, aber häufig gegen die von zahlreichen Tumoren
exprimierten geteilten Antigene NY-ESO-1 und MAGE-A.
Anhand unserer großen Kohorte von 61 Patienten mit HCC konnten wir die Erkennung einiger bereits
beschriebener TAA-Epitope bei Patienten mit HCC bestätigen. So detektierten wir CD8+ T-ZellAntworten gegen die HLA-A2-restringierten Epitope GPC-3522-530 [121], MAGE-A3271-279 [180] und
NY-ESO-1157-167 [79]. Darüber hinaus war eine Immunantwort gegen MAGE-A1105-114 nachweisbar, das
bisher zwar als potentieller HLA-A2-Ligand beschrieben wurde, jedoch noch nicht als TAA-Epitop bei
Patienten mit Tumorerkrankungen [31]. Auch das bereits beschrieben HLA-A3-restringierte Epitop
MAGE-A196-104 konnte bei HLA-A3+ Patienten mit HCC unserer Kohorte CD8+ T-Zell-Antworten
induzieren [32].
Darüber hinaus gelang uns die Identifikation neuer, bisher unbekannter HLA-A2- und HLA-A3restringierter TAA-Epitope bei Patienten mit HCC. So zeigten HLA-A2+ Patienten mit HCC CD8+ T-ZellAntworten gegen AFP47-55, GPC-3281-289, MAGE-A191-101 und gegen NY-ESO-1145-153. Darüber hinaus
waren bei HLA-A3+ Patienten spezifische CD8+ T-Zell-Antworten gegen GPC-3519-528 nachweisbar. Dies
zeigt deutlich die große Bedeutung von NY-ESO-1- und MAGE-A-spezifischen CD8+ T-Zellen bei
Patienten mit HCC. Analysen TAA-spezifischer Immunantworten bei Patienten mit HCC und die
Entwicklung neuer therapeutischer Tumorvakzinierungen dürfen sich daher nicht ausschließlich auf
die HCC-spezifischen TAAs AFP und GPC-3 beschränken. Für Patienten mit malignem Melanom steht
NY-ESO-1 im Zentrum der Entwicklung neuer Tumorvakzinierungen. Mehrere Studien zeigten hier
erste vielversprechende Erfolge, wie die Induktion NY-ESO-1-spezifischer Immunantworten und die
Stabilisierung der Erkrankung in einem Teil der Patienten [10,80,83]. Gemeinsam mit unseren
Ergebnissen geben diese Studien Hoffnung für die Entwicklung neuer Tumorvakzine basierend auf
NY-ESO-1 auch für Patienten mit HCC.
Zudem konnten wir zeigen, dass die exakten 9-mere signifikant stärkere Immunantworten
hervorrufen als die korrespondierenden OLP. Im Gegensatz zu den OLP, die aus 18 Aminosäuren
63
bestehen und zunächst enzymal degradiert werden müssen, besitzen die 9-mere bereits die ideale
Länge und biochemischen Eigenschaften um von MHC Klasse I Molekülen gebunden und präsentiert
zu werden. Dies hat zwei entscheidende Vorteile, die die verstärkte IFNγ-Produktion nach der
Stimulation mit 9-meren erklären. Zum einen ist durch die vorhergehende Degradierung der OLP in
kürzere Peptidfragmente im Vergleich zu den idealen 9-meren eine geringere Konzentration an
Peptidfragmenten mit optimalen MHC Klasse I Bindungseigenschaften vorhanden, zum anderen
bedeutet eine notwendige Fragmentierung der OLP ein zeitlicher Nachteil gegenüber den 9-meren.
Dieses Phänomen konnte so auch für andere Peptid-Paare, beispielsweise bei der HCV-Infektion,
gezeigt werden [118].
In früheren Studien konnten keine funktionellen AFP- bzw. GPC-3-spezifischen CD8+ T-Zelllinien in
vitro expandiert werden [151,168], daher verwendeten wir MHC Klasse I Tetramere um TAAspezifische CD8+ T-Zellen unabhängig von ihrer Funktionalität nachzuweisen. Wir untersuchten so die
beiden vorbeschriebenen Epitope NY-ESO-1157-165 (HLA-A2) und MAGE-A196-104 (HLA-A3) sowie das
von uns neu identifizierte Epitop NY-ESO-1145-153 (HLA-A2). Tatsächlich konnten bei 15 der 37
Patienten mit HCC (41%) TAA-spezifische CD8+ T-Zellen nachgewiesen werden. Auch bei 4 von 8
Patienten mit malignem Melanom (50%) und bei 12 von 33 Patienten der Kontrollkohorte (36%)
gelang der Nachweis TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen. Hierbei waren die Frequenzen der TAAspezifischen CD8+ T-Zellen bei Patienten mit HCC und malignem Melanom im Vergleich zur
Kontrollkohorte signifikant erhöht (p=0,0002 bzw. p=0,0039). Mögliche Ursachen für den Nachweis
TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen bei Patienten der Kontrollkohorte wurden bereits diskutiert.
Zukünftige Studien mit Hilfe von MHC Klasse I Tetrameren werden durch die Analyse des
Differenzierungsstatus dieser T-Zellen sowohl nach in vitro Expansion als auch direkt ex vivo nach
Tetramer-spezifischer Anreicherung interessante neue Einblicke geben und zu einem besseren
Verständnis dieses Phänomens beitragen können.
Trotz des Nachweises TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen war jedoch in den Zelllinien der Patienten mit
HCC oder malignem Melanom keine IFNγ-Produktion nachweisbar. Auch in der Kontrollkohorte wies
lediglich ein Patient eine spezifische Produktion von IFNγ auf. Dieses Versagen der Immunantwort ist
von großer Bedeutung, da die Induktion der IFNγ-Produktion durch T-Zellen eine der wichtigsten
Determinanten
des
Erfolges
immuntherapeutischer
Vakzinierungen
in
verschiedenen
Tumorerkrankungen darstellt [108].
Zur genaueren Analyse der Funktionalität TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen untersuchten wir die
Sekretion von IFNγ, MIP-1β, TNFα und IL-2 sowie die Mobilisation von CD107a an die Zelloberfläche
als Marker für Degranulation und Zytotoxizität. In allen Zelllinien konnte eine Zytokinproduktion bzw.
CD107a-Mobilisation in sehr geringen Mengen nachgewiesen werden. Die Analyse der
64
Funktionsprofile der individuellen reagierenden Zellen zeigte, dass die Immunantwort überwiegend
durch Zellen mit 1-2 der 5 untersuchten Funktionen bestimmt wird. Bei Patienten mit HCC sind dies
89% aller reagierenden CD8+ T-Zellen. Auch bei Patienten der Kontrollkohorte üben die CD8+ T-Zellen
in 88% nur 1-2 Funktionen aus, jedoch liegt hier das Gleichgewicht im Gegensatz zu Patienten mit
HCC tendenziell auf der Seite der Zellen mit 2 Funktionen. Zusammenfassend ist die detektierte
Zytokinproduktion sehr gering und in Hinblick auf die Frequenz TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen
signifikant vermindert. Dies zeigt, dass eine Vielzahl der Effektorfunktionen der TAA-spezifischen
CD8+ T-Zellen stark eingeschränkt ist und diese Zellen daher hoch dysfunktionell sind.
Verschiedene Mechanismen können zu diesem Versagen der antitumoralen Immunantwort
beitragen. Hierzu zählen beim HCC beispielsweise Veränderungen der Tumorzellen durch
Immunoediting,
und
Primingdefekte
-Präsentation,
sowie
Hochregulierung
eine
Beeinträchtigung
inhibitorischer
Rezeptoren
der
TAA-Prozessierung
und
deren
Liganden,
+
immunsuppressive Zellen sowie eine fehlende Hilfe durch CD4 T-Zellen. Jedoch sind die genauen
Ursachen, die zu einem Versagen der Tumor-spezifischen Immunantwort im HCC beitragen, bisher
nur wenig charakterisiert. Aus diesem Grund adressierten wir im Folgenden verschiedene dieser
immunsuppressiven Mechanismen.
IL-7 und IL-12 nehmen eine zentrale Rolle bei der Ausreifung und Proliferation von CD8+ T-Zellen ein
[17,18,158]. Auf Grund der mangelnden IL-12-Produktion der DCs ist das Priming naiver CD8+ T-Zellen
in Patienten mit HCC jedoch erschwert [122]. Durch die zusätzliche Stimulation mit IL-7 und IL-12
konnte in 5 von 10 Zelllinien der HCC-Patienten (50%) ein Anstieg der Frequenz TAA-spezifischer
CD8+ T-Zellen erreicht werden. Auf die gleiche Weise konnte auch in 4 von 8 Zelllinien der MelanomPatienten (50%) und in 4 von 12 Zelllinien der Kontrollkohorte (33%) die Frequenz der TAAspezifischen CD8+ T-Zellen erhöht werden. Zudem konnte in der Zelllinie eines Melanom-Patienten
nach der Stimulation mit IL-7 und IL-12 eine IFNγ-Produktion detektiert werden. Die IFNγ-Produktion
der CD8+ T-Zellen bei Patienten mit HCC oder Patienten der Kontrollkohorte konnte jedoch nicht
wieder hergestellt werden. Dies zeigt deutlich den hohen Stellenwert von IL-7 und IL-12 bei der
Induktion der TAA-spezifischen T-Zell-Proliferation ohne wesentlichen Einfluss auf die Funktionalität
dieser Zellen.
Des Weiteren zeigen zahlreiche Studien die zentrale Rolle von Treg in der Suppression antitumoraler
Immunantworten. So korreliert bei Patienten mit HCC eine intratumorale Akkumulation der Treg mit
einer progressiven Tumorerkrankung und einer schlechteren Prognose [57,62]. Basierend hierauf
wurden in einer ersten klinischen Studie an Patienten mit fortgeschrittenem HCC Treg durch die
Administration von niedrigdosiertem Cyclophosphamid depletiert. Dies führte zu einer Abnahme der
Frequenz und Funktionalität der Treg und konsekutiv zum Nachweis AFP-spezifischer CD4+ T-Zell-
65
Antworten bei 6 von 13 behandelten Patienten [68]. Um den Einfluss der Treg auf die Proliferation
und Funktionalität TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen zu analysieren, depletierten wir CD25+ Zellen vor
der Expansion. Auf diese Weise erzielten wir einen Frequenzanstieg der TAA-spezifischen
CD8+ T-Zellen in 5 von 8 Zelllinien der HCC-Patienten (63%) sowie in 3 von 5 Zelllinien der MelanomPatienten (60%) und 8 von 11 Zelllinien der Kontrollkohorte (73%). Im Gegensatz hierzu trat jedoch
bei einigen Patienten durch die Depletion der CD25+ Zellen ein starker Abfall der TAA-spezifischen
CD8+ T-Zellen auf. Die wahrscheinlichste Ursache hierfür findet sich im Expressionsprofil von CD25.
CD25 stellt die α-Untereinheit des IL-2-Rezeptors dar und wird nicht nur auf Treg, sondern unter
anderem auch auf aktivierten, reifen T-Lymphozyten exprimiert [140], die daher durch die Depletion
der CD25+ Zellen ebenfalls depletiert wurden. Trotz ihres großen Einflusses auf die Proliferation
resultierte die Treg-Depletion nicht in einer Wiederherstellung der Funktionalität der TAA-spezifischen
CD8+ T-Zellen bei Patienten mit HCC oder malignem Melanom. Jedoch führte die Treg-Depletion zu
einer Verschiebung der Zytokinproduktion von 1 Funktion hin zu 2 der 5 getesteten Funktionen
(Produktion von IFNγ, MIP-1β, TNFα oder IL-2, Mobilisation von CD107a). Dies zeigt, dass die
Treg-Depletion zwar nicht eine vollständige Wiederherstellung der Zytokinproduktion bewirkt, jedoch
die Proliferation von Zellen mit mehr als einer Funktion begünstigt. Interessanterweise konnte in 3
von 7 MAGE-A196-104-Zelllinien der Kontrollkohorte (43%) nach der Treg-Depletion eine IFNγProduktion nachgewiesen werden. Dies deutet auf eine wichtige Rolle der Treg bei der
Aufrechterhaltung der Selbsttoleranz des Immunsystems hin. So konnte in diesem Zusammenhang
gezeigt werden, dass Treg autoimmune Vorgänge über zahlreiche Mechanismen supprimieren und
ihre Abwesenheit in multiplen autoimmunen Organschäden resultiert [165]. Zwar dient auch die
negative Selektion der T-Zellen im Thymus der Verhinderung autoimmuner Prozesse, jedoch werden
hierbei vor allem autoreaktive CD8+ T-Zellen, deren Rezeptoren stark an Selbstantigene binden,
durch eine Apoptose-Induktion eliminiert [49]. Daher überleben TAA-spezifische CD8+ T-Zellen mit
niedriger Avidität in der Regel diese negative Selektion im Thymus [42] und müssen in der Peripherie
durch andere Mechanismen, wie zum Beispiel Treg, kontrolliert werden. So konnte im Mausmodel
bereits gezeigt werden, dass eine Treg-Depletion eine Stabilisation der Interaktionen zwischen DCs
und CD8+ T-Zellen mit niedriger Avidität begünstigt. Dies resultiert in einer Aktivierung und
Proliferation dieser CD8+ T-Zell-Population [124].
Zudem korreliert bei Patienten mit HCC die Expression des inhibitorischen Rezeptors PD-1 auf
CD8+ T-Zellen mit einem fortgeschrittenen Tumorstadium, einer schlechteren Prognose der
Erkrankung und mit einer früheren Tumorrekurrenz nach Leberresektion [63,141]. Zwei klinische
Studien untersuchten die Wirksamkeit der Blockade des PD-1/PD-L1-Signalweges in der Therapie
verschiedener Tumorerkrankungen, wie z.B. bei Nierenzellkarzinom und beim malignem Melanom,
und konnten gute klinische Ansprechraten erzielen [19,155]. Diese Ergebnisse unterstreichen
66
prinzipiell, dass die Blockade des PD-1/PD-L1-Signalweges einen neuen immuntherapeutischen
Ansatz bei Patienten mit Tumorerkrankungen darstellt. Inwieweit ein ähnlicher Effekt auch bei
Patienten mit HCC besteht, muss jedoch noch evaluiert werden. Erste Studien im Mausmodell
zeigten interessanterweise die potentielle Rolle von PD-1 für das Überleben intrahepatischer Tumore
trotz einer antitumoralen Immunantwort in der Peripherie [164]. Aus diesem Grund blockierten wir
PD-L1 und konnten so in 2 der 6 akquirierten CD8+ T-Zelllinien von HCC-Patienten (33%) einen
Frequenzanstieg der TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen erzielen. Interessanterweise gelang darüber
hinaus auch die Wiederherstellung der IFNγ-Produktion in einem der beiden Patienten. Diese
vielversprechenden Ergebnisse geben erste deutliche Hinweise auf eine Effektivität der Blockade des
PD-1/PD-L1-Signalweges auch bei Patienten mit HCC. Bei Patienten mit chronischen viralen
Infektionen sind erschöpfte CD8+ T-Zellen durch eine Koexpression zahlreicher inhibitorischer
Rezeptoren wie PD-1, 2B4, CD160 und Killer-cell-lectin-like receptor G1 (KLRG1) charakterisiert [11].
In zukünftigen Studien ermöglichen MHC Klasse I Tetramere eine direkte Analyse der Expression
dieser Rezeptoren auf TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen. Die Korrelation der Rezeptorexpression mit
der antitumoralen Funktion und Antigen-Erkennung dieser Zellen wird in Zukunft ein tieferes
Verständnis der Dysfunktionalität TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen ermöglichen.
Zusammenfassend konnten wir zeigen, dass bei Patienten mit HCC und malignem Melanom eine
Vielzahl von Mechanismen zu einem Versagen der antitumoralen Immunantwort beitragen. So
konnte durch eine Zytokinstimulation, eine Treg-Depletion oder eine Blockade des PD-1/PD-L1Signalweges die Proliferation TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen gesteigert werden. Allerdings konnte auf
diese Weise nicht bei allen Patienten eine Proliferationssteigerung erreicht werden. Dies legt nahe,
dass in individuellen Patienten die verschiedenen immunsuppressiven Mechanismen einen
unterschiedlich hohen Stellenwert in der Suppression der antitumoralen Immunantwort einnehmen,
und bietet eine mögliche Erklärung, weshalb immuntherapeutische Ansätze stets nur in einem Teil
der Patienten Effekte erzielen. Zudem gelang durch die Stimulation mit IL-7 und IL-12 sowie durch die
Treg-Depletion keine Wiederherstellung der Funktionalität der TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen bei
Patienten mit HCC. Dies weist darauf hin, dass für die detektierte Dysfunktionalität zusätzliche oder
andere immunsuppressive Mechanismen verantwortlich sind. Ähnliches konnte im Mausmodell
bereits für das maligne Melanom gezeigt werden [67]. Unsere Ergebnisse zeigen die Notwendigkeit
der Adressierung mehrerer immunsuppressiver Mechanismen, etwa durch zusätzliche ZytokinAdministration, Treg-Depletion oder die Blockade inhibitorischer Rezeptoren, bei der Entwicklung
neuer Tumorvakzinierungen für Patienten mit HCC, um die Effektivität dieser Therapieansätze zu
steigern und bessere klinische Ansprechraten zu erzielen.
67
Weiterhin untersuchten wir den Einfluss klinischer Parameter auf die TAA-spezifischen T-Zellen.
Interessanterweise waren bei Patienten im Tumorstadium I signifikant häufiger TAA-spezifische
CD8+ T-Zellen nachweisbar als bei Patienten in fortgeschrittenen Stadien (p=0,0421). Dies gibt
Hinweise darauf, dass sich die beschriebenen immunsuppressiven Mechanismen erst im Verlauf der
Tumorerkrankung entwickeln und zu Beginn der Erkrankung eine zumindest teilweise intakte
antitumorale Immunantwort vorhanden ist, die das Tumorwachstum einschränken kann. Diese
Ergebnisse werden durch eine Studie unterstützt, die zeigen konnte, dass die Infiltration von Treg in
das HCC und die damit verbundene Inhibition von CD8+ T-Zellen mit fortschreitendem Tumorstadium
zunimmt [57]. Zudem konnten wir zeigen, dass Patienten mit einem erhöhten Serum-GPT-Level
signifikant niedrigere Frequenzen TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen im peripheren Blut aufweisen.
Erhöhte Serum-GPT-Werte sind ein Indikator für Hepatozytenschädigung [85] und könnten daher
möglicherweise ein Hinweis für eine Akkumulation TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen im Tumorgewebe
und eine konsekutive Lyse veränderter Hepatozyten sein. Andere klinische Parameter wie
Geschlecht, Alter, Ätiologie der Tumorerkrankung, Leberzirrhose, Serum-AFP oder die Behandlung
mit TACE übten keinen Einfluss auf die TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen aus. Daher bleibt weiterhin
nicht vollständig geklärt, weshalb TAA-spezifische CD8+ T-Zellen nur in etwa der Hälfte der Patienten
nachweisbar sind. Neben den bereits diskutierten immunsuppressiven Mechanismen kann eine
fehlende Expression der getesteten TAAs durch den Tumor eine wichtige Ursache hierfür sein. So
wird NY-ESO-1 nur in < 50% und MAGE-A in < 80% der HCCs exprimiert [21]. Dies muss in Studien, die
die TAA-Expression des Tumors direkt mit der Analyse TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen korrelieren,
genauer untersucht werden. Auch kann ein Fehlen TAA-spezifischer T-Zell-Rezeptoren im natürlichen
T-Zellrepertoire des einzelnen Patienten oder eine Eliminierung TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen mit
hoher Avidität durch die negative Selektion im Thymus zu einem Fehlen TAA-spezifischer
Immunantworten beitragen. Zuletzt kann eine intrahepatische und/oder intratumorale Akkumulation
der TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen eine Ursache für die fehlende Detektion dieser Zellen im
peripheren Blut darstellen. Zudem untersuchten wir das PFS von 33 Patienten mit HCC in
Abhängigkeit vom Vorhandensein TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen. Das mediane Überleben betrug
224 Tage bzw. 317 Tage für Patienten mit bzw. ohne nachweisbare TAA-spezifische CD8+ T-Zellen.
Insgesamt übte das Vorhandensein TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen keinen statistisch signifikanten
Einfluss auf das PFS der Patienten aus. Dies ist nicht überraschend, da die TAA-spezifischen
CD8+ T-Zellen, wie oben beschrieben, hoch dysfunktionell sind und daher keine adäquate
antitumorale Immunreaktion ausüben können.
Zuletzt expandierten wir Virus-spezifische Zelllinien der Patienten mit HCC und analysierten ihre
Fähigkeit zur IFNγ-Produktion um ein generelles Versagen der CD8+ T-Zellen in diesen Patienten
auszuschließen. Tatsächlich sind Virus-spezifische CD8+ T-Zellen der Patienten mit HCC in der Lage
68
nach Antigen-spezifischer Expansion IFNγ zu produzieren. Obwohl sich keine signifikanten
Unterschiede in der Frequenz der TAA- und Virus-spezifischen CD8+ T-Zellen zeigten, war die IFNγProduktion der TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen im Vergleich zu Virus-spezifischen CD8+ T-Zellen
signifikant vermindert (p<0,0001). Dies zeigt deutlich, dass die Dysfunktionalität kein generelles
Phänomen aller CD8+ T-Zellen in Patienten mit HCC darstellt, sondern der Funktionsverlust auf TAAspezifische CD8+ T-Zellen beschränkt ist.
Zusammenfassend konnten wir zeigen, dass es sich beim HCC um einen hoch immunogenen Tumor
handelt, dessen TAAs in der Lage sind, CD8+ T-Zellen spezifisch zu induzieren. Die von uns neu
identifizierten Epitope der geteilten TAAs NY-ESO-1 und MAGE-A1 legen nahe, dass sich künftige
Tumorvakzinierungsstudien für Patienten mit HCC nicht wie bisher auf AFP und GPC-3 beschränken
sollten. Die geringen klinischen Erfolge bisheriger Tumorvakzinierungen begründen sich in
zahlreichen immunsuppressiven Mechanismen wie fehlender Zytokinstimulation, Treg oder die
Expression von PD-1, die die Proliferation und in geringerem Maße auch die Zytokinproduktion TAAspezifischer CD8+ T-Zellen inhibieren. Daher müssen in künftigen Studien zusätzlich zu einer
Tumorvakzinierung mit den idealen TAA-Epitopen auch diese inhibitorischen Mechanismen
adressiert werden, um die Effektivität der Immuntherapie in Patienten mit HCC zu erhöhen und
andauernde klinische Erfolge zu erzielen.
69
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88
6 Abkürzungsverzeichnis
°C
Grad Celsius
µ
Mikro (10-6)
Abb.
Abbildung
AFP
α-Fetoprotein
AJCC
American Joint Committee on Cancer
APC
Antigen-präsentierende Zelle (antigen presenting cell)
APC
Allophycocyanin
BCL-2
B-Zell-Lymphoma-2 (B-cell lymphoma-2)
B-RAF
B-rapide-akzelerierte Fibrosarkome (B-rapidly accelerated fibrosarcoma)
bzw.
beziehungsweise
CD
Differenzierungsgruppe (cluster of differentiation)
CLL
chronische lymphatische Leukämie
CMV
Cytomegalie-Virus
CTLA-4
zytotoxisches T-Lymphozyten-Antigen-4 (cytotoxic T-lymphocyte antigen-4)
DC
dendritische Zelle (dendritic cell)
DMSO
Dimethylsulfoxid
DNS
Desoxyribonukleinsäure
EBV
Eppstein-Barr-Virus
FACS
Durchflusszytometer (fluorescence activated cell sorter)
FCS
fetales Kälberserum (fetal calf serum)
FITC
Fluoreszein-Isothiocyanat
Flu
Influenza-Virus
FSC
Vorwärtsstreulicht (forward scatter)
89
g
Gramm
xg
x9,81 m/s2
GPC-3
Glypican-3
GPT
Glutamat-Pyruvat-Transaminase
HBV
Hepatitis-B-Virus
HCC
hepatozelluläres Karzinom (hepatocellular carcinoma)
HCV
Hepatitis-C-Virus
HLA
humanes Leukozytenantigen
IFNγ
Interferon-γ
IL
Interleukin
Kap.
Kapitel
l
Liter
m
männlich
m
Meter
M
Median
M
Molar
MAGE
Melanom-assoziierte Gen-Familie
MDSC
Suppressorzellen aus der Myeloid-Linie (myeloid-derived suppressor cells)
MHC
Haupthistokompatibilitätskomplex (major histocompatibility complex)
n
Nano (10-9)
n.d.
nicht bestimmt (not determined)
NK-Zelle
natürliche Killerzelle
OLP
überlappendes Peptide (overlapping peptide)
p
Piko (10-12)
90
PBS
Phosphat gepufferte Salzlösung (phosphate buffered saline)
PBMC
mononukleäre Zelle des peripheren Blutes (peripheral blood mononuclear cell)
PD-(L)1
programmierter Zelltod-(Ligand) 1 (programmed cell death-(ligand) 1)
PE
Phycoerythin
PerCP-Cy5.5
Peridinin-Chlorophyll-Protein-Cy5.5-Konjugat
PFA
Paraformaldehyd
PFS
progressionsfreies Überleben (progression-free survival)
RF(T)A
Radiofrequenz-(Thermo-)Ablation
ROS
reaktive Sauerstoffspezies (reactive oxygen species)
RPMI+++
RPMI 1640 Medium mit definierten Zusätzen
s
Sekunde
SB
Färbepuffer (staining buffer)
SSC
Seitwärtsstreulicht (sideward scatter)
TAA
Tumor-assoziiertes Antigen
Tab.
Tabelle
TACE
transarterielle Chemoembolisation
Tet
Tetramer
Treg
regulatorische T-Zelle
U
Einheit (unit)
UV
ultraviolett
w
weiblich
91
7 Abbildungen und Tabellen
7.1 Abbildungen
Abbildung 1.1
Regulation der Apoptose durch Bax ................................................................... 10
Abbildung 1.2
Versagen der antitumoralen Immunantwort ...................................................... 13
Abbildung 2.1
Isolation von PBMCs mittels Dichtegradientenzentrifugation ............................. 22
Abbildung 2.2
Analyse der Ergebnisse der Durchflusszytometrie .............................................. 28
Abbildung 3.1
TAA-spezifische CD8+ T-Zell-Antworten .............................................................. 38
Abbildung 3.2
Patienten mit TAA-spezifischen CD8+ T-Zell-Antworten ...................................... 38
Abbildung 3.3
Stärke der TAA-spezifischen CD8+ T-Zell-Antworten ........................................... 39
Abbildung 3.4
AFP-spezifische CD8+ T-Zell-Antworten .............................................................. 40
Abbildung 3.5
GPC-3-spezifische CD8+ T-Zell-Antworten........................................................... 41
Abbildung 3.6
MAGE-A-spezifische CD8+ T-Zell-Antworten ....................................................... 42
Abbildung 3.7
NY-ESO-1-spezifische CD8+ T-Zell-Antworten ..................................................... 43
Abbildung 3.8
Stärke der Immunantwort.................................................................................. 44
Abbildung 3.9
Einfluss klinischer Parameter auf TAA-spezifische CD8+ T-Zell-Antworten........... 45
Abbildung 3.10
TAA-spezifische CD8+ T-Zellen............................................................................ 46
Abbildung 3.11
Patienten mit TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen.................................................... 47
Abbildung 3.12
Frequenzen TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen ....................................................... 48
Abbildung 3.13
Immunogenität der TAA-Epitope ....................................................................... 49
Abbildung 3.14
IFNγ-Produktion der TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen ......................................... 50
Abbildung 3.15
Funktionalität der TAA-spezifische CD8+ T-Zellen ............................................... 51
Abbildung 3.16
Patienten mit TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen nach Interleukin-Stimulation ...... 52
Abbildung 3.17
Funktionalität der CD8+ T-Zellen nach Stimulation mit IL-7 und IL-12 ................. 54
Abbildung 3.18
Patienten mit TAA-spezifischen CD8+ T-Zellen nach Treg-Depletion ..................... 55
Abbildung 3.19
Funktionalität der TAA-spezifischer CD8+ T-Zellen nach Treg-Depletion ............... 56
Abbildung 3.20
Blockade des PD-1/PD-L1-Signalweges .............................................................. 57
Abbildung 3.21
Einfluss klinischer Parameter auf TAA-spezifische CD8+ T-Zellen ........................ 58
Abbildung 3.22
Progressionsfreies Überleben ............................................................................ 59
Abbildung 3.23
Funktionalität der CD8+ T-Zellen bei Patienten mit HCC ..................................... 60
92
7.2 Tabellen
Tabelle 2.1
Verwendete Chemikalien ........................................................................................... 17
Tabelle 2.2
Verwendete Puffer und Medien ................................................................................. 18
Tabelle 2.3
Verwendete Biologika ................................................................................................ 18
Tabelle 2.4
Verwendete magnetisierte Antikörper ....................................................................... 19
Tabelle 2.5
OLP ............................................................................................................................ 19
Tabelle 2.6
TAA-Epitope............................................................................................................... 20
Tabelle 2.7
Kontrollpeptide.......................................................................................................... 20
Tabelle 2.8
Verwendete Fluoreszenz-markierte Antikörper .......................................................... 21
Tabelle 2.9
Übersicht der Patienten mit HCC ................................................................................ 29
Tabelle 2.10
Klinische Parameter der Patienten mit HCC ................................................................ 30
Tabelle 2.11
Patienten mit malignem Melanom ............................................................................. 32
Tabelle 2.12
Klinische Parameter der Patienten mit malignem Melanom ....................................... 32
Tabelle 2.13
Patienten der Kontrollkohorte ................................................................................... 33
Tabelle 2.14
Klinische Parameter der Patienten der Kontrollkohorte ............................................. 34
Tabelle 2.15
Verwendete Software ................................................................................................ 35
Tabelle 3.1
Patientenkohorte ....................................................................................................... 36
Tabelle 3.2
Anzahl der getesteten Peptide für jeden HLA-Typ ...................................................... 37
93
8 Danksagung
Zu allererst bedanke ich mich bei Prof. Dr. Dr. h.c. Hubert E. Blum, in dessen Abteilung ich meine
Doktorarbeit durchführen durfte.
Mein ganz herzlicher Dank gilt Prof. Dr. Robert Thimme, der mir diese Doktorarbeit in seiner
Arbeitsgruppe ermöglicht hat. Besonders möchte ich mich dafür bedanken, dass er mich und meine
Ideen immer unterstützt und nie den Glauben in das HCC-Projekt verloren hat. Ihm gelang es, in mir
die Begeisterung für Immunologie und Hepatologie zu wecken.
Darüber hinaus bedanke ich mich bei Prof. Dr. Klaus Warnatz für die Übernahme des
Zweitgutachtens dieser Doktorarbeit.
Ganz besonders bedanke ich mich bei Tobias Flecken für die Betreuung dieser Doktorarbeit, die
Einführung in die Tumorimmunologie, die kompetente Beantwortung all meiner unzähligen Fragen
und für so manchen langen gemeinsam verbrachten Donnerstagabend im Labor. Darüber hinaus
bedanke ich mich bei Sandra Hild, die mir bei meinen ersten wackligen Schritten im Labor die Hand
gehalten hat und auch danach immer für mich da war.
Bei Nadine Hennecke und Bianca Martin bedanke ich mich für Unterstützung, Rat und Unterhaltung
in allen Labor-, Tetramer- und Lebenslagen.
Für eine wunderschöne, unterhaltsame und lehrreiche Zeit bedanke ich mich bei Christoph
Neumann-Häfelin, Tayibe Altay, Bertram Bengsch, Dominik Bettinger, Tobias Böttler, Fabian Burk,
Nico Büttner, Natalie Clauß, Anna-Maria Globig, Franziska Graß, Daniel Grimm, Maximilian Heeg,
Alexander Hoh, Michael Kiraithe, Katja Nitschke und Julia Schmidt. Jeder von ihnen hat einen Teil zu
dieser Doktorarbeit beigetragen und dafür gesorgt, dass ich jeden einzelnen Tag immer wieder gerne
und motiviert ins Labor gekommen bin.
Außerdem bedanke ich mich bei allen Patienten und gesunden Blutspendern, ohne deren
Bereitschaft diese Doktorarbeit undenkbar gewesen wäre.
Zuletzt möchte ich mich bei meinen Eltern, meiner Schwester Ann-Kristin und meiner ganzen Familie
bedanken, die mich bei allen Höhenflügen, Tiefschlägen und verrückten Ideen immer ausnahmslos
unterstützt haben.
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