Aus dem Veterinär-Physiologischen Institut der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig Motorische Innervation des Vormagens durch das enterische Nervensystem beim Lamm Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doctor medicinae veterinariae (Dr. med. vet.) durch die Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig Eingereicht von Corinna Rösch aus Hechingen Leipzig, 2003 Mit Genehmigung der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig Dekan: Prof. Dr. med. vet. habil. Gotthold Gäbel Betreuer: Prof. Dr. med. vet. habil. Gotthold Gäbel Gutachter: Prof. Dr. med. vet. habil. Gotthold Gäbel Veterinärphysiologisches Institut Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig Prof. Dr. med. vet. habil. Gerald Fritz Schusser Medizinische Tierklinik Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig Prof. Dr. rer. nat. habil. Michael Schemann Lehrstuhl für Humanbiologie Technische Universität München Tag der Verteidigung: 25. Februar 2004 Für meine Familie Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1 2. Literaturübersicht 2 2.1 Aufbau und Funktion des Vormagensystems beim Schaf 2 2.1.1 Das Vormagensystem beim adulten Schaf 2 2.1.2 Besonderheiten des Vormagensystems beim Lamm 2 2.2 Ablauf und Steuerung der Vormagenmotorik 2.2.1 Retikulorumen 4 4 2.2.1.1 Adultes Schaf 4 2.2.1.2 Lamm 7 2.2.2 Schlundrinne 8 2.3 Intrinsische Steuerung des Gastrointestinaltrakts 9 2.3.1 Aufbau des ENS 11 2.3.2 Verbindung ENS – ZNS 12 2.3.3 Klassifizierung enterischer Nervenzellen 13 2.3.3.1 Morphologische Klassifizierung 14 2.3.3.2 Elektrophysiologische Klassifizierung 14 2.3.3.3 Neurochemische Klassifizierung 16 2.3.4 Neurotransmitter im ENS und Bedeutung des neurochemischen Kodes 16 2.3.5 Projektionsmuster enterischer Nervenzellen 19 2.3.6 Neuronale Plastizität 20 2.3.7 Intrinsische Innervation des Wiederkäuervormagens 20 2.3.7.1 Funktionelle Bedeutung des ENS für die Vormagenfunktion 21 2.3.7.2 Nachweis verschiedener Transmitter im Vormagen 23 2.3.7.3 Wirkung der Transmitter auf die Vormagenmuskulatur 24 2.4 Ziel der vorliegenden Untersuchung 3. Eigene Untersuchungen 25 27 3.1 Versuchstiere und Organentnahme 27 3.2 Gewebekultur und retrogrades Tracing 27 3.2.1 Kultivierung zur Untersuchung des neurochemischen Kodes 29 3.2.2 Kultivierung zur Markierung von Muskelmotoneuronen 30 3.3 Immunhistochemische Färbung der Präparate ohne DiI Markierung 31 3.4 Immunhistochemische Färbung der DiI-markierten Präparate 34 3.5 Spezifität der Antikörper 35 3.6 Auswertung der Präparate 36 3.6.1 Auswertung der Präparate ohne DiI Markierung 37 3.6.2 Auswertung der DiI markierten Präparate 37 3.7 Statistik 39 3.7.1 Statistik an Präparaten ohne DiI Markierung 39 3.7.2 Statistik an Präparaten mit DiI Markierung 39 4. Ergebnisse 4.1 Allgemeine Innervationsmuster 40 40 4.1.1 Gangliongrößen 40 4.1.2 Gangliendichte 41 4.2 Neurochemische Kodierung myenterischer Vormagenneurone 42 4.2.1 Neurochemische Kodierung im Retikulorumen 46 4.2.2 Neurochemische Kodierung in der Schlundrinne 51 4.2.3 Weiterführende Anfärbungen 54 4.2.3.1 Tyrosinhydroxylase 54 4.2.3.2 Calbindin 55 4.3 Zellgrößen 58 4.4 Projektionen und neurochemischer Kode von Muskelneuronen 59 4.4.1 Generelle Verteilung und Projektionsmuster im Retikulorumen 59 4.4.2 Neurochemischer Kode der Muskelneurone im Retikulorumen 60 4.4.3 Projektionslängen DiI markierter Neurone im Retikulorumen 66 4.4.4 Charakterisierung der Muskelmotoneurone in der Schlundrinne 67 5. Diskussion 70 5.1 Allgemeine Methodenkritik 71 5.2 Allgemeine Innervationsmuster im Vormagen 72 5.2.1 Größe und Dichte myenterischer Ganglien 72 5.2.2 Kodierungen und Populationen 76 5.2.2.1 Kolokalisationen 78 5.2.2.2 Anteile der Populationen 5.2.3 Zellgrößen 5.3 Retrogrades Tracing 79 86 86 5.3.1 Methodenkritik 86 5.3.2 Pansen und Haube 87 5.3.2.1 Projektionscharakteristika 87 5.3.2.2 Neurochemischer Kode der DiI markierten Neurone 89 5.3.2.3 Funktionelle Bedeutung der intrinsischen Innervation im Retikulorumen 5.3.2.4 Mögliche weitere Funktionen myenterischer Vormagenneurone 5.3.3 Schlundrinne 91 92 94 6. Zusammenfassung 96 7. Summary 98 8. Literaturverzeichnis 100 Abkürzungen: AMCA 7-Amino-4-Methylcumarin-3-Azetat ChAT Cholinazetyl-Transferase Cy 2 Carbocyanin Cy 3 Carboxymethylindocyanin Cy 5 Indocarbocyanin DiI 1,1'-Didodecyl-3,3,3',3'-Tetramethylindocarbocyanin Perchlorat DTAF Dichlortriazinyl-Aminofluorescein ENS Enterisches Nervensystem NOS Stickstoffmonoxid-Synthase NPY Neuropeptid Y NSE Neuronenspezifische Enolase PBS Phosphat-buffered saline, phosphatgepufferte Kochsalzlösung SP Substanz P Strept-AMCA Streptavidin-7-Amino-4-Methylcoumarin-3-Acetat Strept-DTAF Streptavidin-Dichlortriazinyl-Aminofluorescein TH Tyrosinhydroxylase TX Triton-X-100 VIP Vasoaktives Intestinales Peptid ZNS Zentrales Nervensystem 1. Einleitung Das Vormagensystem des Schafes besteht aus funktionell unterschiedlichen Kompartimenten. Die jeweiligen Funktionen der Kompartimente sind dabei vom Alter des Tieres abhängig und zeichnen sich durch unterschiedliche Motilitätsmuster aus. So dienen Pansen und Haube als riesige Gärkammern, in denen der Vormageninhalt während seiner mikrobiellen Umsetzung ständig durchmischt wird. Beide Kompartimente, die funktionell zum Retikulorumen zusammengefasst werden, sind daher primär beim ruminierenden Schaf von Bedeutung. Beim Sauglamm ist das Retikulorumen noch kaum entwickelt und spielt für die Verdauung zunächst eine geringe Rolle. Hier erfüllt vielmehr die Schlundrinne eine lebensnotwendige Funktion. Infolge des Schlundrinnenreflexes kann die aufgenommene Milch vom Ösophagus direkt in den Labmagen geleitet werden. Beim abgesetzten, rauhfutterfressenden Tier hat der Schlundrinnenreflex physiologischerweise keine Bedeutung mehr. Die Motilitätsmuster, die die beschriebenen Funktionen ermöglichen, werden sowohl im Retikulorumen als auch in der Schlundrinne durch das autonome Nervensystem gesteuert. Diese Steuerung erfolgt einerseits durch Parasympathikus und Sympathikus, andererseits gibt es aber auch Hinweise darauf, dass myenterische Neurone des enterischen Nervensystems beteiligt sind. Aus dem Verdauungstrakt monogastrischer Spezies ist bekannt, dass enterische Nervenzellen spezifische Innervationsmuster ausbilden, die die Steuerung vieler gastrointestinaler Funktionen in Unabhängigkeit von äußeren Nerven ermöglichen. Voraussetzung hierfür ist die Expression verschiedener Neurotransmitter sowie die Ausbildung zielgewebsspezifischer Projektionsmuster durch enterische Neurone. In der vorliegenden Arbeit sollte untersucht werden, ob solche spezifischen Innervationsmuster auch in den verschiedenen Regionen des Vormagens existieren. Hierzu wurden zunächst die myenterischen Neurone in den altersabhängig funktionell verschiedenen Vormagenkompartimenten neurochemisch identifiziert. Desweiteren wurden die Neurone identifiziert, die direkt zur Muskulatur projizieren und somit der unmittelbaren intrinsischen Kontrolle der Motorik der einzelnen Vormagenregionen dienen. 1 2. Literaturübersicht 2.1 Aufbau und Funktion des Vormagensystems beim Schaf 2.1.1 Das Vormagensystem beim adulten Schaf Der Gastrointestinaltrakt des Schafes und anderer Wiederkäuer unterscheidet sich in seinem Aufbau und seiner Funktionsweise deutlich von dem anderer Haustiere. Das beim Wiederkäuer vorhandene Vormagensystem und die darin stattfindende mikrobielle Fermentation ermöglichen die Nutzung von Substraten, die für den Monogastrier unverdaulich sind. Durch mikrobielle Enzyme können pflanzliche Gerüstsubstanzen wie Zellulose aufgespalten werden und so für die Ernährung des Wiederkäuers verwendet werden (SELLERS u. STEVENS 1966; LEEK 1969b; FORBES u. BARRIO 1992). Beim Monogastrier dagegen ist die Verwertung von Zellulose nur in Verdauungsstrategie beschränktem der Maße Wiederkäuer möglich setzt (HOBSON anatomische und 1997). Die funktionelle Besonderheiten voraus. Da die Verdauungsprozesse im Vergleich zum Monogastrier relativ langsam stattfinden, muss hierfür eine große Fermentationskammer mit ausreichender Substratmenge zur Verfügung stehen. Dies wird durch die Ausbildung eines größeren Vormagensystems gewährleistet. Es besteht aus Pansen (Rumen), Haube (Retikulum) und Blättermagen (Psalter, Omasum) (NICKEL et al. 1995), wobei die ersten beiden Kompartimente meist funktionell zusammengefasst und als Retikulorumen bezeichnet werden (LEEK 2001). Während im Retikulorumen die mikrobielle Fermentation der Nahrung stattfindet, steuert der Blättermagen den Übertritt der Ingesta in den Labmagen und besitzt zudem eine resorptive Funktion (FORBES u. BARRIO 1992; YAMAMOTO et al. 1994). Spezifische Motilitätsmuster am gesamten Vormagensystem gewährleisten die für eine intakte Fermentation nötige Durchmischung der Ingesta, ihr Regurgitieren zum Wiederkäuen, die Entfernung der entstandenen Gase über den Ruktus und schließlich den Weitertransport der Ingesta in den Labmagen. 2.1.2 Besonderheiten des Vormagensystems beim Lamm Beim neugeborenen Lamm unterscheidet sich die Funktion des Gastrointestinaltrakts von der des älteren, bereits ruminierenden Schafes. Da sich das Lamm zunächst ausschließlich von Milch ernährt, findet im Vormagen noch keine mikrobielle 2 Verdauung statt (TITCHEN 1968). Dieser ernährungsphysiologische Unterschied spiegelt sich in den anatomischen Verhältnissen des Vormagensystems und des Labmagens wider. Es sind zwar zum Zeitpunkt der Geburt alle vier Abteilungen am Magen zu unterscheiden, jedoch sind die drei noch funktionslosen Vormägen im Gegensatz zum Labmagen nur wenig entwickelt. Während beim neonatalen Lamm nur 45% der gesamten Magenmasse auf die Vormägen entfallen, sind es beim adulten Schaf 80–90% (WARNER et al. 1956). Diese unterschiedlichen Größenverhältnisse verdeutlichen die altersabhängige Nutzung der einzelnen Magenkompartimente. Die vom Sauglamm aufgenommene Milch wird durch körpereigene Enzyme im Labmagen verdaut (TITCHEN 1968). Der Labmagen ist im Unterschied zum Vormagen mit einem Drüsenepithel ausgekleidet und entspricht daher funktionell dem Magen der Monogastrier (LEEK 1969b; LANGER 1984). Um die aufgenommene Milch vom Ösophagus zur Verdauung in den Labmagen zu leiten, muss das dazwischenliegende, noch funktionslose Vormagensystem umgangen werden. Diese Umgehung wird durch den Schlundrinnenreflex ermöglicht. Die Schlundrinne stellt hierbei eine direkte Verbindung zwischen Ösophagus und Labmagen her (TITCHEN 1968; RUCKEBUSCH et al. 1983; DENAC et al. 1990). Die Entwicklung des Vormagens zur Fermentationskammer beginnt in der zweiten bis vierten Lebenswoche, in der das Lamm anfängt, festes pflanzliches Futter aufzunehmen (LANE et al. 2000). Den Stimulus zur Vormagenentwicklung geben neben den aufgenommenen, strukturierten Futterpartikel auch die bei der Fermentation entstehenden kurzkettigen Fettsäuren (TAMATE et al. 1962; LANE u. JESSE 1997). Die mit der Vormagenausbildung verbundenen Größenzunahmen der einzelnen Magenabteilung entwickeln sich sehr schnell. So kommt es in den ersten beiden Lebensmonaten zu einer Gewichtszunahme des Retikulorumens um das fünfzehnfache, auch sein Volumen ist nach diesem Zeitraum etwa zwanzig mal größer als das des Labmagens. Diese Proportionen entsprechen bereits denen des adulten Schafes (WARNER et al. 1956). Neben der Volumenzunahme der einzelnen Vormägen müssen auch die für die Fermentation benötigten spezifischen Motilitätsmuster ausgebildet werden. 3 2.2 Ablauf und Steuerung der Vormagenmotorik 2.2.1 Retikulorumen 2.2.1.1 Adultes Schaf Voraussetzungen für eine intakte Vormagenverdauung sind unter anderem die ständige Durchmischung der Ingesta, die Resorption der Fermentationsprodukte und die Entfernung der entstandenen Gase über den Ruktus. Um diese verschiedenen Aufgaben erfüllen zu können, besitzt das Vormagensystem des ruminierenden Schafes eine spezifische, zyklische Motorik. Die dabei an Pansen und Haube auftretenden Kontraktionsfolgen werden als A- und B-Sequenz bzw. primärer und sekundärer Zyklus (SELLERS u. STEVENS 1966; RUCKEBUSCH 1989) bezeichnet. Der primäre Zyklus beginnt mit einer biphasischen Haubenkontraktion, an die sich zunächst eine einphasische Kontraktion des dorsalen Pansensacks und dann des ventralen Pansensacks anschließt. Die bei diesem Motilitätsmuster ablaufenden Kontraktionen dienen der Durchmischung und der Überführung der Ingesta in die Haube und werden daher auch als "mixing contractions" bezeichnet (RUCKEBUSCH 1989). Beim sekundären Zyklus treten die Kontraktionen nur am Pansen auf. Sie beginnen am kaudoventralen Blindsack, gehen dann in kranialer Richtung auf den dorsalen Pansensack und schließlich auf den ventralen Pansensack über. In Folge dieser Pansenbewegungen wird die dorsale Gasblase nach kranial zur Kardia geschoben, so dass es zu einer Abgabe von Gas über den Ruktus kommen kann (RUCKEBUSCH 1989). Essentiell für den regelmäßigen und koordinierten Ablauf dieser beiden Kontraktionszyklen ist eine entsprechende neuronale Steuerung des gesamten Vormagensystems. Diese Steuerung geschieht durch eine intrinsische und extrinsische Innervation des Vormagens (LEEK 2001). Während die intrinsische Steuerung lokal durch das enterische Nervensystem erfolgt (GREGORY 1982), stellen extrinsische Nerven den zentralen Anteil der Steuerung dar. Obwohl über die Funktion der intrinsischen Vormageninnervation bislang weniger bekannt ist, scheint die Motorik des Vormagens das Ergebnis des Zusammenwirkens beider Steuerungsmechanismen zu sein (GREGORY 1982, 1984). Die extrinsische Innervation des Vormagensystems besteht zum einen aus parasympathischen Fasern, die mit dem Nervus vagus verlaufen und zum anderen 4 aus sympathischen Fasern des Nervus splanchnicus (LEEK 1969b). Die Steuerung der zyklischen Vormagenmotorik beruht dabei vorwiegend auf vagovagalen Reflexen (RUCKEBUSCH 1989). Der Nervus splanchnicus dagegen scheint von untergeordneter Bedeutung zu sein, da seine Durchtrennung weder akut (IGGO u. LEEK 1967) noch chronisch zu einer Veränderung der Vormagenmotorik führte (DUNCAN 1953; GREGORY 1982). Steuerung durch den Nervus vagus Der Nervus vagus enthält sensible, motorische und parasympathische Fasern, die ihren Ursprung in unterschiedlichen Kerngebieten des Gehirns haben (NICKEL et al. 1992). Er innerviert fast alle Organe des Thorax und des Bauchraums. Rechter und linker Nervus vagus verlassen die Schädelhöhle und ziehen den Hals entlang zum Thorax. Hier teilen sich beide jeweils in einen dorsalen und ventralen Ast (NICKEL et al. 1992). Die dorsalen Äste vereinigen sich anschließend zum Dorsalstrang, der überwiegend Fasern des rechten Nervus vagus enthält. Die ventralen Äste bilden den Ventralstrang mit einer Dominanz der linken Fasern (RUCKEBUSCH 1989). Der Dorsalstrang innerviert alle Bereiche des Retikulorumens, der Ventralstrang dagegen innerviert primär die Haube (RUCKEBUSCH 1989). In beiden Strängen sind afferente und efferente Fasern im Verhältnis 9:1 enthalten (ROUSSEAU 1984). Die für die Vormagenbewegungen verantwortlichen, reflexauslösenden Rezeptoren befinden sich in der Maulhöhle, im Ösophagus, im Vormagen selbst und im Labmagen (LEEK 1969a; FALEMPIN et al. 1978; RUCKEBUSCH 1989 ). Bei den im Vormagen lokalisierten Rezeptoren lassen sich sowohl mechanosensitive Spannungsrezeptoren in der Muskulatur als auch mechano- und chemosensitive epitheliale Rezeptoren (LEEK 1969a; ROUSSEAU u. FALEMPIN 1985; FORBES u. BARRIO 1992) unterscheiden. Die Verteilung der Rezeptoren über die einzelnen Vormagenbereiche ist unterschiedlich. Eine hohe Dichte von Spannungsrezeptoren befindet sich in Muskulatur der medialen Haubenwand, in den Schlundrinnenlippen, im kranialen Pansensack und in der Pansen-Haubenfalte (LEEK 1969a). Die Dehnung dieser Vormagenbereiche führt zu einem Anstieg der Kontraktionszyklen (ASH u. KAY 1959; TITCHEN 1968) und steigert darüberhinaus die Sekretion der Speicheldrüsen (ASH u. KAY 1959). Auch die taktile Stimulation des Epithels in diesen Bereichen führt zu einem Anstieg der Vormagenkontraktionen (ASH und KAY 1959). In diesen sensitiven Gebieten des Vormagens konnten durch Methylenblau5 Färbung nervale Strukturen nachgewiesen werden, die sich bis in das Epithel erstrecken (HILL 1958). Neben mechanischen Reizen reagieren diese epithelialen Rezeptoren auch auf chemische Stimulation. So führt die Reizung des Pansenepithels durch Azetat- oder Butyratlösung mit einem pH-Wert von 4,0 oder niedriger zu einer Hemmung der Pansen-Hauben-Bewegungen (ASH u. KAY 1959). REID u. TITCHEN (1965) konnten Pansenkontraktionen auslösen, indem sie nach einer einseitigen Durchtrennung des Nervus vagus den zum ZNS führenden Stumpf stimulierten. Dies zeigte, dass die Afferenzen der Rezeptoren mit dem Nervus vagus verlaufen (REID u. TITCHEN 1965; LEEK 1969a). Das Reflexzentrum der motorischen Vormagensteuerung liegt im Hirnstamm innerhalb der Medulla oblongata (TITCHEN 1968; RUCKEBUSCH 1989). Durch elektrische Reizung bestimmter Hirnstammgebiete (BELL u. LAWN 1955) und durch Registrierung der Aktivität der Neurone des dorsalen Vaguskerns (BEGHELLI et al. 1963) wurde gezeigt, dass sich das Magenzentrum ("gastric center") in der Medulla oblongata im dorsalen Vaguskern befindet. Da das Reflexzentrum keine spontane Aktivität besitzt, ist für die Bildung efferenter vagaler Erregung ein ständiger Input durch die gastrointestinalen Rezeptoren nötig (LEEK 1969b, 2001). Darüberhinaus erhält das Reflexzentrum aber auch Input aus anderen Bereichen der Körperperipherie und des zentralen Nervensystems, wodurch die Vormagenmotilität beeinflusst werden kann (HARDING u. LEEK 1972). Die motorischen Efferenzen des Reflexes bestehen aus cholinergen Fasern, die ebenfalls im Nervus vagus verlaufen. Nach Durchtrennung des Nervs verursachte die elektrische Stimulation des peripheren Stumpfes frequenzabhängige Kontraktionen am Vormagen. Während hohe Frequenzen Kontraktionen von Pansen und Haube, also primäre Zyklen auslösen, führt die Stimulation mit niedrigeren Frequenzen nur zu einer Kontraktion des dorsalen Pansensacks, die sich kranial ausbreitet (REID u. TITCHEN 1965). Steuerung durch den Nervus splanchnicus Durch In-vivo-Versuche konnte gezeigt werden, dass durch die Verabreichung verschiedener Sympathomimetika eine Beeinflussung der Motorik möglich ist. So erhöht sich nach der intravenösen Injektion des alpha1-Agonisten Phenylephrin die myoelektrische Entladungenfrequenz des Retikulorumens und es treten vermehrt sekundäre Kontraktionszyklen auf (BRIKAS 1989). Auch die intravenöse Injektion 6 von Adrenalin führt zu vermehrten Kontraktionen der Muskulatur, gleichzeitig werden aber die primären Kontraktionszyklen des Vormagens gehemmt (LEEK 2001). Da Adrenalin nicht über die Blut-Hirn-Schranke gelangt, muss dieser Effekt peripher vermittelt sein. Es ist davon auszugehen, dass Adrenalin durch seine direkte Wirkung an der Muskulatur die hier vorhandenen Spannungsrezeptoren sensibilisiert. Diese gesteigerte Aktivierung der Rezeptoren hat zur Folge, dass der vagale Output der "gastric centers" vermindert wird, was dann zur Hemmung der Kontraktionszyklen führt (LEEK 2001). Die Applikation von alpha2-Agonisten wie Xylazin dagegen führt zentral zu einer Hemmung der "gastric centers" und damit zum Sistieren der primären Kontraktionszyklen (RUCKEBUSCH 1983; LEEK 2001). Während beim Schaf durch Xylazin auch die sekundären Zyklen blockiert werden, ist beim Rind nur eine Verminderung dieser Zyklen feststellbar (RUCKEBUSCH u. ALLAL 1987). Die Stimulation von beta1-Rezeptoren durch Dobutamin verursacht ebenfalls eine Hemmung der Vormagenmotorik (BRIKAS 1989; LEEK 2001). Da Dobutamin die Blut-Hirn-Schranke überquert, kann diese Hemmung auch zentral verursacht sein (CORKERY u. LEEK 1999). Bei der intravenösen Gabe des beta2-Agonisten Ritodrin konnte kein Effekt auf die Motilität des Vormagens festgestellt werden (BRIKAS 1989; BRIKAS et al. 1989). Von LEEK (2001) dagegen wird durch Ritodrin eine dosisabhängige Verminderung der Kontraktionen beschrieben, die einerseits durch die Relaxation der glatten Muskulatur und andererseits durch eine Antagonisierung der cholinergen Erregung verursacht wird. Da die Durchtrennung des Nervus splanchnicus zu keiner Veränderung der Vormagenmotorik führte (DUNCAN 1953; IGGO u. LEEK 1967; GREGORY 1982), ist aber davon auszugehen, dass der Einfluß der sympathischen Vormageninnervation, trotz der experimentell auslösbaren Effekte der verschiedenen Adrenorezeptoragonisten, unter physiologischen Bedingungen von untergeordneter Bedeutung ist. 2.2.1.2 Lamm Zum Zeitpunkt der Geburt sind Pansen und Haube im Vergleich zum Labmagen wenig entwickelt (WARNER et al. 1956; RUCKEBUSCH et al. 1983). Da im Retikulorumen noch keine pflanzliche Nahrung verdaut wird, sind die beim älteren Tier ausgebildeten Kontraktionszyklen noch nicht vorhanden (RUCKEBUSCH et al. 1983). Zwar sind bei saugenden Kälbern einzelne Haubenkontraktionen zu 7 beobachten, ein regulärer Kontraktionszyklus ist aber erst mit beginnender Rauhfutteraufnahme feststellbar (TITCHEN 1968). Studien an Kälbern haben gezeigt, dass die Aufnahme von Rauhfutter die Kontraktionsfähigkeit des Vormagens steigert. So konnten bei Kälbern, denen während der Säugeperiode bereits Heu angeboten wurde, durch vagale Stimulation stärkere Vormagenkontraktionen ausgelöst werden, als bei Kälbern, die ausschließlich durch Milch ernährt wurden (DZUIK u. SELLERS 1955). 2.2.2 Schlundrinne Während beim adulten Tier das Retikulorumen essentielle Aufgaben für die Ernährung erfüllt, spielt beim neugeborenen Sauglamm vor allem die Schlundrinne eine lebensnotwendige Rolle. Die Schlundrinne geht aus dem am Pansenvorhof mündenden Ösophagus hervor und besteht aus zwei seitlichen, muskulösen Schlundrinnenlippen und dem dazwischenliegenden Schlundrinnenboden (NICKEL et al. 1995). Bei der Aufnahme von Milch kommt es beim Lamm zur reflektorischen Kontraktion der Lippen. Gleichzeitig relaxiert der Schlundrinnenboden und das Ostium reticulo-omasicum öffnet sich (NEWHOOK u.TITCHEN 1972; REID u. TITCHEN 1988). Durch diesen angeborenen Schlundrinnenreflex bildet die Schlundrinne eine Art Rohr, das wie ein Bypass vom Ösophagus direkt in den Labmagen führt (TITCHEN 1968; RUCKEBUSCH 1989; DENAC et al. 1990). Die Funktion der Schlundrinne wurde bereits 1926 von WESTER untersucht. An einem Kalb mit Pansenfistel konnten die Bewegungen der Schlundrinne manuell palpiert werden. Während das Kalb Milch trank, kam es zum Schluß der Schlundrinne und die Milch wurde in den Labmagen geleitet. Bei der Eingabe von Milch per Nasenschlundsonde in den oberen Ösophagus war dagegen keine Kontraktion der Schlundrinne feststellbar. Spätere Versuche an Lämmern zeigten, dass ein oral aufgenommenes Röntgenkontrastmittel (Bariumsulfat) direkt in den Labmagen gelangt. Wird die selben Substanz aber in den Ösophagus injiziert, gelangt sie ins Retikulorumen (ORSKOV u. BENZIE 1969). In weiteren Versuchen führte eine durch Kokainlösung hervorgerufene Lokalanästhesie der Maulschleimhaut zum Ausbleiben des Reflexes (RUCKEBUSCH 1989). Diese Befunde zeigten, dass sich die afferenten Nervenendigungen im Bereich der Maulhöhle und des Pharynx befinden (RUCKEBUSCH 1989). Dass es sich bei der Kontraktion der Schlundrinne um einen Reflex handelt, wurde von COMLINE und TITCHEN (1951) durch Studien an 8 dezerebrierten Lämmern und Kälbern nachgewiesen. Durch Reizung des zentralen Endes des Nervus laryngeus recurrens war eine Kontraktion der Schlundrinne auslösbar. Das Reflexzentrum für den Schlundrinnenreflex befindet sich wie das des Retikulorumens auch in der Medulla oblongata (COMLINE u. TITCHEN 1951). Weiterhin zeigten COMLINE und TITCHEN (1951), dass die Efferenz des Reflexes in cholinergen parasympathischen Fasern des dorsalen abdominalen Strang des Nervus vagus liegt. Durch die intravenöse Applikation von Atropin wird die Reflexantwort durch die Schlundrinne nach peripherer Vagusstimulation verhindert (COMLINE u. TITCHEN 1957; NEWHOOK u. TITCHEN 1974). Beim adulten Wiederkäuer ist der Schlundrinnenreflex physiologischerweise nicht mehr vorhanden. Hier gelangt die aufgenommene Flüssigkeit ins Retikulorumen. Experimentell kann der Reflex beim adulten Schaf aber weiterhin durch die orale Gabe von Kupfersulfatlösung (TSIAMITAS u. BRIKAS 1981) oder Zinklösung (SMITH et al. 1977) ausgelöst werden. Beim Rind wurde gezeigt, dass Natriumsalze, insbesondere NaHCO3, einen Schluß der Schlundrinne bewirken (RIEK 1954). Neben der beschriebenen extrinsischen Steuerung durch den Nervus vagus exisitiert auch eine intrinsische Innervation des Vormagens durch das enterische Nervensystem (ENS) (HABEL 1956; GRAU u. WALTER 1957; KITAMURA et al. 1986). Die Funktion des ENS am Gastrointestinaltrakt ist beim Monogastrier inzwischen sehr ausführlich untersucht worden. Da zur Funktion des ENS am Wiederkäuermagen bisher vergleichsweise wenige Untersuchungen vorliegen, soll zunächst eine Überblick über die vom Monogastrier bekannten Kenntnisse zur Funktionsweise des ENS gegeben werden. 2.3 Intrinsische Steuerung des Gastrointestinaltrakts Das ENS stellt ein komplexes Nervennetzwerk innerhalb des Gastrointestinaltrakts dar, das zur Ausbildung eigener Reflexschaltkreise befähigt ist. Dadurch wird der Ablauf und die Steuerung bestimmter Motilitätsmuster unabhängig vom zentralen Nervensystem ermöglicht (GERSHON et al. 1994). Das ZNS erhält über viszerale Afferenzen Informationen über die Abläufe im Gastrointestinaltrakt und kann über efferente Nervenbahnen steuernde oder modulierende Impulse geben (WOOD 1994). 9 Die funktionelle Bedeutung der intrinsischen Innervation wurde bereits vor über 100 Jahren von BAYLISS und STARLING (1899) erkannt. Durch einen Druckreiz auf die luminale Darmoberfläche konnten sie eine stereotyp ablaufende Muskelaktivität auslösen, die sie als Gesetz des Darms ("law of the intestine") bezeichneten. Während die Darmmuskulatur oral des Reizortes kontrahierte, kam es aboral zur Relaxation. Da diese Aktivität an isolierten Darmschlingen feststellbar war, wurde ein "lokaler Nervenmechanismus" als Auslöser vermutet (BAYLISS u. STARLING 1899). Bei folgenden In-vitro-Versuchen mit Darmstücken weiterer Tierarten wurde dieselbe Reaktion beobachtet (LANGLEY u. MAGNUS 1905; TRENDELENBURG 1917). TRENDELENBURG (1917) bezeichnete diese stereotype Aktivität des Darms, die den aboralen Weitertransport der Ingesta zur Folge hat, als peristaltischen Reflex. Die Auslösung des Reflexes am isolierten Darm, d.h. von dem alle äußeren Nerven abgetrennt wurden, setzt voraus, dass sämtliche für die Auslösung eines Reflexes notwendigen nervalen Strukturen im Darm selbst vorhanden sind. Aufgrund dieser Unabhängigkeit des Darmnervensystems vom ZNS bezeichnete LANGLEY (1921) es als dritte Abteilung des autonomen Nervensystems und führte den Begriff des enterischen Nervensystems ein. Er war davon überzeugt, dass die enterischen Ganglien einzigartige strukturelle und funktionelle Eigenschaften besitzen, die sie von anderen autonomen Ganglien außerhalb des Darms unterscheiden (LANGLEY 1921). Die Ergebnisse elektrophysiologischer moderner Studien histologischer, an immunhistochemischer verschiedenen Spezies haben und Langleys Vorstellung über die Funktionsweise des ENS bestätigt. Die hierbei am ausführlichsten untersuchte Tierart ist das Meerschweinchen, es gilt als eine Art Modelltier für die Forschung am ENS. Aufgrund der bis heute durchgeführten Studien versteht man das ENS als ein unabhängiges integratives System, das in seinen strukturellen und funktionellen Eigenschaften denen des ZNS ähnlich ist (WOOD 1994). Es enthält funktionell verschiedene Neurone, die spezifische Aufgaben erfüllen. So wird ein im Darmlumen vorhandener chemischer oder mechanischer Reiz durch sensorische Nervenzellen rezipiert. Diese geben die Information an die Interneurone weiter. Die Interneurone verarbeiten die erhaltene Information und aktivieren Motoneurone, die schließlich eine Reflexantwort an ihren verschiedenen Zielgeweben wie Muskel oder Mukosa auslösen (WOOD 1994). Das koordinierte Verhalten der Darmmuskulatur beim peristaltischen Reflex wird durch polarisierte 10 Projektionen der Muskelmotoneurone ermöglicht. Die am Reizort lokalisierten exzitatorischen Motoneurone ziehen dabei in orale Richtung und führen zur Kontraktion, die inhibitorischen Neurone projizieren aboral und bewirken eine Relaxation der Darmmuskulatur ( COSTA et al. 1991). 2.3.1 Aufbau des ENS Das ENS besteht aus zwei innerhalb der Magen-Darmwand lokalisierten Nervengeflechten, die schon sehr früh morphologisch beschrieben wurden. Dies sind zum einen der zwischen Mukosa und Zirkulärmuskulatur gelegene Plexus submucosus (MEISSNER 1857) und zum anderen der zwischen Zirkulär- und Longitudinalmuskulatur lokalisierte Plexus myentericus (AUERBACH 1862). Beide Plexus bestehen aus Ganglien, die Ansammlungen von Neuronenzellkörper darstellen, und aus interganglionären Fasersträngen, in denen die Fortsätze der Neuronen verlaufen (GERSHON et al. 1994). Die Nervenzellen beider Plexus erfüllen unterschiedliche Aufgaben und können daher funktionell in Motoneurone, Interneurone und sensorische Neurone eingeteilt werden (COSTA et al. 1991; WOOD 1994; GERSHON et al. 1994; BROOKES 2001b). Die Motoneurone sind entsprechend ihres Zielgewebes weiterhin in Muskel-, Sekreto- und Vasomotoneurone unterteilbar (COSTA et al. 1991; WOOD 1994). Der Anteil der einzelnen Neuronentypen innerhalb der beiden Plexus ist vom innervierten Zielgewebe abhängig. So befinden sich die für die Motorik verantwortlichen Muskelmotoneurone im myenterischen Plexus und stellen hier rund die Hälfte der myenterischen Neurone dar (COSTA et al. 1991). Ein weiteres Drittel der myenterischen Neurone scheint sensorische Funktionen zu besitzen (COSTA et al. 1991). Daneben existiert eine Population, die als Interneurone fungiert (COSTA et al. 1991). Der submuköse Plexus enthält vorwiegend Neurone, die die Mukosafunktionen koordinieren. So sind die meisten Sekretomotoneurone im submukösen Plexus lokalisiert (BORNSTEIN u. FURNESS 1988). Weiterhin sind submuköse Neurone dazu fähig, die lokale Durchblutung zu steuern (NEILD et al. 1990; EKBLAD et al. 1994a; VANNER u. SURPRENANT 1996). Eine weitere Population der Neurone ist primär afferent und besitzt sensorische Funktion (BORNSTEIN u. FURNESS 1988; FURNESS et al. 1995; BROOKES 2001b). 11 Die scheinbar getrennten Funktionen der beiden Plexus finden aber nicht unabhängig voneinander statt, sondern sind miteinander koordiniert (COSTA et al. 1991). Durch elektrophysiologische Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass die submukösen Neurone sowohl exzitatorischen wie auch inhibitorischen Input durch myenterische Neurone erhalten (BORNSTEIN et al. 1986). Gleichzeitig projiziert auch ein Teil der submukösen Neurone zum myenterischen Plexus (FURNESS u. COSTA 1980; KIRCHGESSNER u. GERSHON 1988; BORNSTEIN et al. 1989). Da sich im submukösen Plexus keine vagalen Efferenzen befinden (KIRCHGESSNER u. GERSHON 1989; BERTHOUD et al. 1990), eine vagale Stimulation aber eine prosekretorische Wirkung besitzt, die durch submuköse Neurone vermittelt wird (GERSHON et al. 1994), ist anzunehmen, dass dieser Effekt über eine solche Verschaltung beider Plexus erreicht wird. 2.3.2 Verbindung ENS - ZNS Das ENS ist sowohl in afferenter wie auch in efferenter Richtung mit dem zentralen Nervensystem verbunden (COSTA et al. 1991). Durch viszerale Afferenzen erhält das Gehirn Informationen über die im Magendarmtrakt ablaufenden Verdauungsprozesse. Diese viszeralen afferenten Fasern verlaufen mit dem Nervus vagus (COSTA et al. 1991) und mit dem Nervus splanchnicus. Sie stellen periphere Endungen sensorischer Neurone dar, deren Somata in parasympathischen bzw. sympathischen Ganglien lokalisiert sind. Die zentralen Endungen der Neurone projizieren zum ZNS, wo eine Verarbeitung der erhaltenen Information und schließlich die Verschaltung auf efferente Bahnen stattfindet. Daneben existieren intrinsische Afferenzen. Hierbei handelt es sich um sogenannte viszerofugale Neurone, die im ENS lokalisiert sind und zu sympathischen Ganglien projizieren (BROOKES 2001a). Über efferenten Nervenfasern besitzt das ZNS die Möglichkeit, regulierend und koordinierend in die Verdauungsvorgänge einzugreifen (KUNZE u. FURNESS 1999). Die Fasern verlaufen ebenfalls mit dem Nervus vagus und dem Nervus splanchnicus. Durch die Ausbildung von Synapsen zwischen diesen parasympathischen bzw. sympathischen Fasern und enterischen Neuronen kann das ZNS über enterische Bahnen in die Abläufe im Gastrointestinaltrakt eingreifen (FURNESS u. COSTA 1980; COSTA et al. 1991). 12 Frühe anatomische Untersuchungen über die Innervation des Gastrointestinaltrakts zeigten, dass die Anzahl der Neurone innerhalb des Darms die der vagalen Fasern weit übersteigt (KUNTZ 1913; LANGLEY 1921). Heute wird die Anzahl der Neurone im Dünndarm auf mehrere Millionen geschätzt (FURNESS u. COSTA 1980; HEINICKE et al. 1987; GERSHON et al 1994). Demgegenüber stehen nur wenige tausend efferente vagale Fasern (HOFFMAN u. SCHNITZLEIN 1969). Diese unterschiedliche Anzahl der einzelnen nervalen Strukturen ließ vermuten, dass nur ein Teil der enterischen Neurone direkt durch das zentrale Nervensystem innerviert wird. Studien mit einem anterogradem Tracingfarbstoff, der in den dorsalen motorischen Vaguskern injiziert wurde, bestätigten die Vermutung. Hierbei konnten im ENS nur wenige efferente Vagusfasern mit direkter Verbindung zu enterischen Neuronen nachgewiesen werden (KIRCHGESSNER u. GERSHON 1989). Die Anzahl der vagal innervierten Neurone ist dabei in den einzelnen gastrointestinalen Regionen unterschiedlich. So konnten im Magen mehr vagale Efferenzen als im Dünndarm gefunden werden (KIRCHGESSNER u. GERSHON 1989). Elektrophysiologische Untersuchungen am Magen des Meerschweinchens haben dies bestätigt, hier waren mehr als die Hälfte der myenterischen Neurone durch Stimulation des Nervus vagus erregbar (SCHEMANN u. GRUNDY 1992). Durch die Injektion von Tracingfarbstoffen ist auch bekannt, dass das Ziel der vagalen Innervation der myenterische Plexus ist (KIRCHGESSNER u. GERSHON 1989; BERTHOUD et al. 1990). Die vagale Beeinflussung der gastrointestinalen Funktionen geschieht daher indirekt über enterische Leitungsbahnen. Die vagalen Fasern aktivieren über die Ausschüttung von Azetylcholin enterische Neurone, die ihrerseits nun erregend oder inhibitorisch wirkende Transmitter freisetzen und so eine Wirkung auf ihre Zielgewebe vermitteln (GERSHON u. ERDE 1981). Auch die sympathische Beeinflussung der gastrointestinalen Funktionen geschieht über die Leitungsbahnen enterischer Neurone (NORBERG u. SJOQVIST 1966). Durch die Ausschüttung von Noradrenalin werden über alpha-Rezeptoren die direkt innervierten myenterischen und submukösen Neurone aktiviert, die dann eine Hemmung von Motorik und Sekretion auslösen (HILLSLEY et al. 1992). 2.3.3 Klassifizierung enterischer Nervenzellen Neben der funktionellen Einteilung der enterischen Neurone in sensorische Neurone, Inter- und Motoneurone können zur Klassifizierung der Nervenzellen auch 13 morphologische, elektrophysiologische und neurochemische Kriterien herangezogen werden. 2.3.3.1 Morphologische Klassifizierung Der früheste Versuch, enterische Neurone zu klassifizieren beruhte auf morphologischen Eigenschaften und geht auf den Neuroanatomen Alexander Stanislavich Dogiel zurück. Die von ihm beschriebene Einteilung der Neurone in drei Zelltypen ist bis heute gültig und wurde inzwischen um weitere Typen ergänzt (STACH 1989). Typ-I-Neurone besitzen einen langen und viele kurze, lamelläre Fortsätze. Typ-II-Neurone weisen eine glattere Oberfläche auf und besitzen mehrere lange und kurze Fortsätze. Die Typ-III-Neurone ähneln den Typ-II-Neuronen, verfügen aber über mehr kürzere Fortsätze (DOGIEL 1899). Die Typen IV bis VI wurden bisher nur im myenterischen Plexus des Schweins beschrieben (STACH 1989). 2.3.3.2 Elektrophysiologische Klassifizierung Die Klassifizierung enterischer Nervenzellen im Dünndarm aufgrund von elektrophysiologischen Charakteristika geht auf die Untersuchungen von HOLMAN et al. (1972), NISHI und NORTH (1973) und HIRST et al. (1974) an myenterischen Neuronen zurück. Hierbei werden Typ2- oder AH-Neurone und Typ1-oder S-Neurone unterschieden. Typ2-/AH-Neurone besitzen im Vergleich zu Typ1-/S-Neuronen ein höheres Ruhepotential und zeigen nach einem Aktionspotential eine mehrere Sekunden anhaltende, Nachhyperpolarisation. durch Bei den den Einstrom von Typ1-/S-Neuronen Kalziumionen dagegen bedingte tritt keine Nachhyperpolarisation auf. Daneben wurden auch myenterische Neurone gefunden, die aufgrund ihrer elektrophysiologischen Eigenschaften weder zu Typ1-/S- noch zu Typ2-/AH-Neuronen zuzuordnen waren. An einigen Neuronen konnte durch depolarisierende Stimulation kein Aktionspotential ausgelöst werden, diese wurden als Typ3-Neurone definiert. Als Typ4-Neurone werden Nervenzellen bezeichnet, die den AH-Neuronen ähneln, aber keine Nachhyperpolarisation zeigen (WOOD 1989). Im Magen werden die enterischen Neurone entsprechend ihrer elektrophysiologischen Eigenschaften als tonisch aktive Gastric-I, phasisch aktive Gastric-II- und unerregbare Gastric-III-Neurone bezeichnet (SCHEMANN u. WOOD 1989a, b; TACK u. WOOD 1992). 14 Korrelation zwischen Morphologie, Elektrophysiologie und Funktion der Neurone Bereits DOGIEL (1899) ging davon aus, dass die Form einer Nervenzelle eng mit ihrer Funktion verbunden ist. Durch neuere Untersuchungen, die vorwiegend am Meerschweinchen durchgeführt wurden, wurde diese Vermutung bestätigt. Demnach sind sowohl die Morphologie der Neurone als auch ihre elektrophysiologischen Eigenschaften mit ihrer Funktion korreliert. So wurde am Dünndarm des Meerschweinchens gezeigt, dass Muskelmotoneurone morphologisch zum Dogiel-Typ-I gehören (BROOKES u. COSTA 1990, BROOKES et al. 1992) und elektrophysiologisch Typ1-/S-Neurone sind (FURNESS et al. 1989; COSTA et al. 1991; BROOKES et al. 1992). Ein Teil der Dogiel-Typ-I-Neurone scheint aber auch als Interneurone zu fungieren (COSTA et al. 1991). Dogiel-Typ-IINeurone dagegen entsprechen elektrophysiologisch den Typ2-/AH-Neuronen (HODGKISS u. LEES 1983; ERDE et al. 1985; TAMURA 1992; CLERC et al. 1998a) und besitzen häufig sensorische Funktionen (IYER et al. 1988; FURNESS et al. 1989). Diese Korrelation zwischen morphologischen und elektrophysiologischen Eigenschaften der myenterischen Neurone wurde ebenfalls am Kolon des Meerschweinchens beschrieben (LOMAX et al. 1999). Eine Besonderheit der Dogiel-Typ-II- bzw. der Typ2-/AH-Neurone beim Meerschweinchen ist die Synthese von Calbindin. Dieses kalziumbindende Protein wird im myenterischen Plexus des Dünndarms von rund 80% der Dogiel-Typ-IINeurone gebildet (IYER et al. 1988; QUINSON et al. 2001). Da Calbindin ausschließlich von diesem Neuronentyp synthetisiert wird (IYER et al. 1988), wird es häufig als Marker für Dogiel-Typ-II- bzw. Typ2-/AH-Neurone verwendet (GERSHON et al. 1994). Die Funktion dieses Neuronentyps wurde unter anderem mit retrograden Tracingtechniken untersucht. Da Neurone des Dogiel-Typ-II weder zur Zirkulär- noch zur Längsmuskulatur projizieren (BROOKES u. COSTA 1990, BROOKES et al. 1992), können sie funktionell keine Motoneurone, dafür aber Interneurone oder sensorische Neurone darstellen. Für beide möglichen Funktionen sind in der Literatur Belege zu finden. Beispielsweise erhalten alle myenterischen Neurone im Dünndarm des Meerschweinchens Input von mehreren Typ2-/AH-Neuronen, was auf eine Funktion als Interneuron hindeutet (BORNSTEIN et al. 1991). Die Untersuchungen von SONG et al. (1991) dagegen legen eine sensorische Funktion der Dogiel-Typ-IIbzw. Typ2-/AH-Neuronen nahe. Mit Tracingmethoden wurde hier gezeigt, dass die Mehrzahl der myenterischen Neurone, die zur Mucosa projizieren, Dogiel-Typ-II 15 Morphologie besitzt. In rund zwei Drittel dieser Neurone konnte Calbindin nachgewiesen werden. Eine weitere Studie belegte, dass 97% aller Calbindinsynthetisierenden Neurone zur Mucosa projizieren (SONG et al. 1994). Infolge dieser Ergebnisse wurde eine sensorische Funktion für Neurone angenommen, die dem Dogiel-Typ-II entsprechen bzw. in denen Calbindin nachweisbar ist (SONG et al. 1994). 2.3.3.3 Neurochemische Klassifizierung Die neurochemische Charakterisierung beruht auf dem Nachweis der von den Neuronen synthetisierten Neurotransmittern. Die lange geltende Meinung, ein Neuron synthetisiere nur einen Neurotransmitter, trifft für das ENS nicht zu (COSTA et al. 1986; FURNESS et al. 1989; GERSHON et al. 1994). Im Unterschied zu anderen Neuronen bilden enterische Nervenzellen eine Vielzahl von Neurotransmittern. Die einzelnen Neurone besitzen hierbei jeweils eine bestimmte Kombination von Neurotransmittern, die von ihnen synthetisiert werden. Eine solche Transmitter-Kombination wird als "neurochemischer Kode" eines Neurons bezeichnet (COSTA et al. 1986; FURNESS et al. 1989). Anhand des neurochemischen Kodes können verschiedene Subpopulationen enterischer Neurone definiert werden. Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Kodierungen der verschiedenen Subpopulationen mit spezifischen Funktionen innerhalb der Steuerung des Gastrointestinaltrakts korreliert sind (LLEWELLYN-SMITH 1987; FURNESS et al. 1995). 2.3.4 Neurotransmitter im ENS und Bedeutung des neurochemischen Kodes Bis heute sind im ENS rund 25 Transmittersubstanzen bekannt. Bei der von einem Neuron exprimierten Transmitterkombination stellt zumeist eine Substanz den primären Transmitter dar, die übrigen sind kolokalisierte sekundäre Transmitter oder Neuromodulatoren (McCONALOGUE u. FURNESS 1994; FURNESS et al. 1995). Die wichtigste Rolle spielt der primäre Transmitter durch die schnelle Erzeugung eines Effekts an der innervierten Zielzelle. Primäre Transmitter sind außerdem dadurch charakterisiert, dass sie von funktionell gleichartigen Neuronen sowohl in unterschiedlichen gastrointestinalen Regionen als auch bei unterschiedlichen Spezies synthetisiert werden. Die Neuromodulatoren dagegen sind nicht in allen funktionell gleichartigen Neuronen vorhanden (McCONALOGUE u. FURNESS 1994). 16 Von der Gesamtheit der Neurotransmitter scheint nur ein kleiner Teil als primärer Transmitter zu agieren. So bilden myenterische Neurone im Magendarmtrakt durch die Expression einer primären Transmittersubstanz zunächst zwei Populationen: Die Neuronen der cholinergen Population synthetisieren Azetylcholin, die der zweiten Population sind nitrerg und setzen Stickstoffmonoxid als Transmitter frei (SCHEMANN et al. 1995; COSTA et al. 1996). Anhand der Kolokalisation von weiteren Transmittern und Neuromodulatoren lassen sich jeweils Subpopulationen unterscheiden. Obwohl durch die insgesamt 25 verschiedenen Neurotransmitter rechnerisch sehr viele Kombinationsmöglichkeiten bestehen, treten tatsächlich nur verhältnismäßig wenige Kombinationen, also Kodierungen, auf. Die meisten Untersuchungen wurden hierzu am Meerschweinchen durchgeführt. Hier wurden im Dünndarm etwa 20 Subpopulationen enterischer Neurone ermittelt (COSTA et al. 1996). Allgemein existieren bezüglich der charakterisierten Subpopulationen einerseits Unterschiede zwischen den einzelnen Darmabschnitten, andererseits zwischen verschiedenen Spezies. So weichen beispielsweise die Subpopulationen im submukösen Plexus der Ratte und des Meerschweinchens voneinander ab (FURNESS et al., 1995). Während bei der Ratte über 25% der submukösen Neurone den Neurotransmitter Substanz P exprimieren (PATAKY et al. 1990), sind es beim Meerschweinchen nur rund 10% (BORNSTEIN u. FURNESS 1988). Neben den unterschiedlichen prozentualen Anteilen der Transmitter bestehen auch Unterschiede bezüglich ihrer Kolokalisation bei diesen Tierarten. So werden im Dünndarm der Ratte das Neuropeptid Y (NPY) und das Vasoaktive Intestinale Polypeptid (VIP) von den selben submukösen Neuronen synthetisiert (PATAKY et al. 1990; BUCHAN 1991). Im Darm des Meerschweinchens dagegen sind NPY und VIP nicht kolokalisiert. Hier ist NPY in cholinergen Neuronen nachweisbar und VIP wird von Neuronen synthetisiert, die auch Galanin enthalten (BORNSTEIN u. FURNESS 1988). Bei der Ratte dagegen ist Galanin nur in sehr wenigen Neuronen vorhanden und ist nicht mit VIP kolokalisiert (PATAKY et al. 1990). Um vom neurochemischen Kode einer Subpopulation auf ihre Funktion schließen zu können, muss einerseits die Wirkung der synthetisierten Transmitter, andererseits das durch die Subpopulation innervierte Zielgewebe bekannt sein. Generell kann an den verschiedenen Zielgeweben im Gastrointestinaltrakt zwischen exzitatorisch und inhibitorisch wirkenden Neurotransmittern unterschieden werden. So wirkt das von 17 myenterischen inhibitorischen Neuronen synthetisierte Stickstoffmonoxid relaxierend auf die glatte Magendarmmuskulatur (HATA et al. 1990; LI u. RAND 1990; TODA et al. 1990). Da die Relaxation durch Stickstoffmonoxid weder von Adrenalin noch von Azetylcholin abhängig ist, zählen die synthetisierenden Neurone zu den sogenannten NANC-Nerven (non-adrenergic, non-cholinergic) (HATA et al. 1990; STARK et al. 1991; RAND 1992; SANDERS u. WARD 1992). Ein weiterer Neurotransmitter mit inhibitorischer Wirkung auf die glatte Muskulatur ist das Vasoaktive Intestinale Polypeptid (VIP). Es konnte gezeigt werden, dass diese Substanz nach nervaler Stimulation im Gastrointestinaltrakt freigesetzt wird und hier einen Effekt auf die Muskulatur ausübt (FAHRENKRUG et al. 1978; DESAI et al. 1991). Auch bei In-vitroVersuchen mit Magenmuskulatur wurde eine relaxierende Wirkung durch VIP beobachtet (BITAR u. MAKHLOUF 1982; GRIDER et al. 1985). Bei verschiedenen Tierarten konnte gezeigt werden, dass Stickstoffmonoxid und VIP häufig kolokalisiert in inhibitorischen Muskelmotoneuronen vorkommen, wie beispielweise im Darm des Meerschweinchens (COSTA et al. 1992; CLERC et al. 1998b), der Ratte (AIMI et al. 1993; EKBLAD et al. 1994b), der Maus (SANG u. YOUNG 1996), des Hundes (WARD et al. 1994) und des Rindes (VITTORIA et al. 2000). VIP wird darüberhinaus auch von Sekreto- und Vasomotoneuronen synthetisiert (EKBLAD et al. 1985; NEUNLIST et al. 1998). Ein wichtiger exzitatorischer Neurotransmitter im ENS ist Azetylcholin (FURNESS u. COSTA 1980, DANIEL et al. 1989; COSTA et al. 1991). Es wird von Muskelmotoneuronen gebildet und bewirkt nach seiner Freisetzung eine Kontraktion der glatten Muskulatur. Azetylcholin wird außerdem auch durch enterische Interneurone und Sekretomotoneurone synthetisiert (BORNSTEIN u. FURNESS 1988; STEELE et al. 1991; PORTBURY et al. 1995 ). Ebenfalls ein Transmitter mit erregender Wirkung auf die Muskulatur ist das Neuropeptid Substanz P (SP) (MORITA et al. 1980). SP ist sowohl in Neuronen des myenterischen als auch des submukösen Plexus nachweisbar (SCHULTZBERG et al. 1978; FURNESS u. COSTA 1980; MORITA et al. 1980). Von Muskelmotoneuronen wird SP häufig kolokalisiert mit Azetylcholin exprimiert (COSTA et al. 1991; STEELE et al. 1991; FURNESS et al. 1995 ). Während Azetylcholin und VIP an der glatten Muskulatur einen gegensätzlichen Effekt besitzen, wirken sie an anderen Zielorganen synergistisch. So sind beide Substanzen sowohl in exzitatorischen 18 Sekretomotoneuronen als auch in Vasomotoneuronen nachweisbar und aktivieren hier gemeinsam die sekretorischen Zellen des Epithels (SONG et al. 1992) bzw. führen zu einer Relaxation der Blutgefäße (FAHRENKRUG et al. 1978; NEILD et al. 1990; BUNGARDT et al. 1992; VANNER u. SURPRENANT 1996). Zum Verständnis der Funktion von Neuronen ist es daher von besonderer Bedeutung, nicht nur den neurochemischen Kode der einzelnen Subpopulationen zu kennen, sondern auch ihre Projektionen, also die innervierten Zielgewebe. 2.3.5 Projektionsmuster enterischer Nervenzellen Um die Projektionen und damit die Zielgewebe von Neuronen zu untersuchen, wurden retrograde Tracingtechniken mit dem Fluoreszenzfarbstoff DiI entwickelt (BROOKES u. COSTA 1990). Der Farbstoff wird in vitalen Geweben von Axonterminalen aufgenommen und retrograd in das Zellsoma transportiert und hier gespeichert. Anschließend kann immunhistochemisch der neurochemische Kode der DiI-markierten Nervenzelle bestimmt werden. Mit dieser Methode wurden bisher vor allem beim Meerschweinchen enterische Projektionen am Gastrointestinaltrakt untersucht. Durch die Applikation von DiI auf die Zirkulär- bzw. Längsmuskulatur konnten Innervationsmuster für die beiden Muskelschichten am Dünndarm beschrieben werden. So besteht die Innervation der Zirkulärmuskulatur aus polarisierten Projektionen von aszendierenden cholinergen und deszendierenden nitrergen Neuronen (BROOKES et al. 1991). Dieses Projektionsmuster bildet die neuronale Grundlage des peristaltischen Reflexes und ist auch an der Zirkulärmuskulatur des Darms anderer Spezies wie beispielweise des Menschen (PORTER et al. 1997), des Schweins (TIMMERMANS et al. 1994; BARBIERS et al. 1995) oder der Ratte (EKBLAD et al. 1994a) vorhanden. Diese polarisierten Projektionen wurden aber nicht nur in der Zirkulärmuskulatur des Darms, sondern auch in der des Meerschweinchenmagens nachgewiesen (PFANNKUCHE et al. 1998, BROOKES et al. 1998, MICHEL et al. 2000). Auch am Labmagen des Rinds, der funktionell dem Magen des Monogastriers entspricht, exisitiert an der Zirkulärmuskulatur ein polarisiertes Projektionsmuster (PFANNKUCHE et al. 2002b). Anders als die Zirkulärmuskulatur besitzt die Longitudinalmuskulatur nur vereinzelt polarisierte Projektionen. So sind im Dünndarm des Meerschweinchens die Projektionen zu dieser Muskelschicht nicht polarisiert (BROOKES et al. 1992). Im Magen dagegen besteht die Innervation auch in der Longitudinalmuskulatur aus 19 aszendierenden cholinergen und deszendierenden nitrergen Neuronen (MICHEL et al. 2000). 2.3.6 Neuronale Plastizität Die bisher beschriebenen Eigenschaften und Fähigkeiten der enterischen Neurone können in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren wie der gastrointestinalen Region oder dem Alter des Tiers variieren. Diese Variationsfähigkeit wird auch als neuronale Plastizität bezeichnet und beschreibt die Fähigkeit der Neurone, sich an verschiedene äußere Bedingungen anzupassen. Diese neuronale Plastizität ist sowohl bei physiologischen als auch bei pathologischen Veränderungen zu beobachten (GIARONI et al. 1999). So ist beispielsweise eine Veränderung der Neuronenzahl in Abhängigkeit vom Alter des untersuchten Tiers beschrieben. Bei der Ratte steigt die Anzahl myenterischer Neurone nach der Geburt zunächst stark an (GABELLA 1971), sinkt aber im Laufe des weiteren Lebens wieder um rund 40% (SANTER u. BAKER 1988). Auch beim Meerschweinchen ist die Neuronenanzahl beim alten Tier signifikant geringer als beim Jungtier (GABELLA 1989). Neben Veränderungen der Neuronenanzahl können aber auch solche der Neurotransmitter auftreten. So ist bei der Ratte vom Jungtier bis zum adulten Tier ein Anstieg der nitrergen Neurone im Magendarmtrakt feststellbar (MATINI et al., 1997). Gleichzeitig nimmt über diesen Zeitraum die Anzahl der cholinergen Neurone ab (VANNUCCHI u. FAUSSONE-PELLEGRINI 1996). Die Adaptationsfähigkeit enterischer Neurone wird auch durch Experimente, bei denen eine extrinsische Denervation vorgenommen wurde, belegt. Innerhalb weniger Wochen können neue intrinsische Schaltkreise ausgebildet werden, die die fehlende extrinsische Innervation ausgleichen (GIARONI et al. 1999). So ist bei Ratten nach einer Vagotomie der Relaxationsreflex des Magens zunächst beeinträchtigt, nach vier Wochen aber wieder vollständig ausgebildet (TAKAHASHI u. OWYANG 1997). 2.3.7 Intrinsische Innervation des Wiederkäuervormagens Im Vergleich zum Monogastrier wurden am Wiederkäuer, insbesondere am Vormagen, bisher nur wenige Untersuchungen durchgeführt. 20 zur Bedeutung des ENS Histologisch wurde schon früh nachgewiesen, dass auch der Vormagen über einen intramuralen Nervenplexus verfügt (HABEL 1956; GRAU u. WALTER 1957). MORRISON und HABEL (1964) zeigten etwas später, dass wie im restlichen Gastrointestinaltrakt nur ein geringer Teil der myenterischen Neurone direkt synaptisch mit dem Nervus vagus verbunden ist. Sie vermuteten daher, dass diese wenigen Neuronen die erhaltenen vagalen Impulse an nicht direkt innervierte Neurone weiterleiten und so die Aktivität der Muskulatur beeinflussen. Eine besonders dichte vagale Innervation wurde in der Schlundrinne, im dorsalen Pansensack und in der Fundusregion der Haube festgestellt. Diese Bereiche wurden als zentrale Regionen bezeichnet, die möglicherweise als Koordinationszentren dienen (MORRISON u. HABEL 1964). Neben der Weiterleitung extrinsischer Impulse sind die myenterischen Vormagenneurone aber auch selbst zur Erregungsbildung fähig. Bei elektrischen Messungen der Vormagenmuskelaktivität zeigten sich zwischen den mit den biphasischen Kontraktionen assoziierten starken Potentialen auch Entladungen kleinerer Amplitude. Sie waren regelmäßig vorhanden und traten an Pansen und Haube mit einer Frequenz von 20-30/min bzw. 15/min auf (RUCKEBUSCH 1989). Während nach einer Denervation des Retikulorumens die biphasische, extrinsische Muskelaktivität verschwunden war (DUNCAN 1953; HARDING u. LEEK 1971), waren diese intrinsischen Entladungen vor und nach einer Denervation meßbar (LEEK 1969b, 2001). Eine intrinsische, spontane Aktivität konnte auch bei In-vitro-Versuchen an Muskelstreifen aus Pansen und Haube festgestellt werden (WONG u. MCLEAY 1988). Es wurde gezeigt, dass die spontane Aktivität der Vormagenmuskulatur durch die Ausschüttung von Azetylcholin vermittelt wird, denn die Zugabe von Atropin führte zu einer Reduzierung der Kontraktionen (TANEIKE u. OHGA 1975; WONG u. MCLEAY 1988). 2.3.7.1 Funktionelle Bedeutung des ENS für die Vormagenfunktion Die funktionelle Bedeutung der intrinsischen Vormageninnervation beim Wiederkäuer ist bisher nicht vollständig geklärt. Obwohl die wichtige Rolle des Nervus vagus für die Vormagenmotorik durch zahlreiche Experimente belegt ist, scheint auch das ENS essentiell für eine intakte Vormagenfunktion zu sein. So konnte gezeigt werden, dass bei homozygoten grauen und weißen Karakullämmern Zahl und Größe myenterischer Ganglien sowie die Anzahl der 21 Neurone in Pansen und Haube im Vergleich zu heterozygoten grauen und schwarzen Karakullämmern deutlich vermindert ist (GROENEWALD u. BOOTH 1992a). Diese genetische Mutation ist mit schweren Motilitätsstörungen wie beispielsweise einem fehlenden Schlundrinnenreflex verbunden, so dass die betroffenen Lämmer kurz nach der Geburt einen gedehnten, Milch enthaltenden Pansen aufweisen (GROENEWALD u. BOOTH 1989). Folge der Funktionsstörung ist der Tod der Tiere noch während der Saugperiode (GROENEWALD u. BOOTH 1992b). Neben diesem pathophysiologischen Befund geben auch Experimente mit vagotomierten Schafen Hinweise auf die funktionelle Bedeutung und Eigenständigkeit des ENS. In vielen Versuchen führte eine totale Vagotomie zum Sistieren der Vormagenmotorik und damit letztlich zum Tod der Versuchstiere (HABEL 1956; SELLERS u. STEVENS 1966). Wurde die Ernährung und damit auch das Überleben der Tiere aber durch eine intraabomasale Fütterung sichergestellt, entwickelte sich etwa 1–3 Wochen nach der Vagotomie wieder eine Form von Motilität im Vormagen (DUNCAN 1953; RUCKEBUSCH et al. 1972). Neuere Untersuchungen der Vormagenmotilität wurden mit Hilfe der Elektromyographie an chronisch vagotomierten Schafen von GREGORY (1982) durchgeführt. Wie in den früheren Versuchen auch, kam es direkt nach der Vagotomie zum Sistieren der Motorik. Innerhalb eines Tages war jedoch wieder eine Aktivität meßbar, die aus rhythmischen, kleineren Entladungen bestand, die am gesamten Retikulorumen vorhanden waren (GREGORY 1982). Nach 1–2 Wochen kam es zu kräftigen Kontraktionen am Retikulorumen, die mit rhythmischen Serien starker Entladungen assoziiert waren. Sie traten etwa einmal pro Minute auf und waren durch Pausen voneinander getrennt. Die Kontraktionen traten zeitgleich über dem gesamtem Retikulorumen auf und verursachten damit einen deutlichen Druckanstieg im Vormagen (GREGORY 1982). Dieses Motilitätsmuster blieb über einen Zeitraum von fünf Monaten unverändert erhalten. Taktile Stimulation der Maulhöhle und des Ösophagus sowie die Fütterung beeinflußten die Motilität des Vormagens nicht. Die in den ersten Tagen nach der Vagotomie vorhandene Motilität war durch Hexamethonium nicht zu beeinflussen. Erst nach etwa zwei Wochen war die Motorik des Retikulorumens durch Atropin und Hexamethonium hemmbar. GREGORY (1982) schlußfolgerte daraus, dass die Motilität zu diesem Zeitpunkt neurogen vermittelt ist und durch cholinerge Neurone des myenterischen Plexus koordiniert 22 wird. Da die Entwicklung dieses Motilitätsmusters zwei Wochen dauerte und anschließend unverändert bestehen blieb, kann vermutet werden, dass sich während dieses Zeitraums die erforderlichen neuronalen Strukturen innerhalb des myenterischen Plexus organisierten. 2.3.7.2 Nachweis verschiedener Transmitter im Vormagen Grundlage der intrinsischen Aktivität ist das Vorhandensein enterischer Neurone im Vormagen, die wie im übrigen Gastrointestinaltrakt entsprechende Neurotransmitter synthetisieren und freisetzen und dadurch eine bestimmte Wirkung an der Vormagenmuskulatur erzielen. Die Existenz intrinsischer Neurone wurde von KITAMURA et al. (1986) an Gewebeproben des Vormagens von Saugkälbern und abgesetzten Kälbern durch den immunohistochemischen Nachweis der Neuronenspezifischen Enolase (NSE) gezeigt. Dieses an der Glykolyse beteiligte Enzym wird von allen Neuronen exprimiert, so dass sein Nachweis als Marker für Nervenzellen gilt (BISHOP et al. 1982). Durch weitere immunhistochemische Untersuchungen an Pansen, Haube und Schlundrinne zeigten KITAMURA et al. (1986) auch, dass von einem Teil der Nervenzellen die Neuropeptide VIP und SP synthetisiert werden. Die Anzahl der peptidergen Neurone variiert dabei sowohl zwischen den beiden untersuchten Altersstufen als auch zwischen den verschiedenen Vormagenbereichen. So fällt einerseits bei den Saugkälbern eine dichtere Innervation als bei den abgesetzten Kälbern auf, andererseits ist die Innervationsdichte im Retikulorumen geringer als in der Schlundrinne (KITAMURA et al. 1986). Auch vom adulten Rind ist bekannt, dass die Schlundrinne eine höhere Neuronendichte als der restliche Vormagen besitzt (TEIXEIRA et al. 1998). Neben den peptidergen Neuronen konnten im Vormagen des Rinds inzwischen auch myenterische und submuköse Nervenzellen nachgewiesen werden, die das Syntheseenzym für Stickstoffmonoxid, die Stickstoffmonoxidsynthase (NOS), exprimieren (BARAHONA et al. 1998; VITTORIA et al. 2000 ). Die Neuropeptide SP und VIP wurden auch in enterischen Nervenzellen des Vormagensystems anderer Wiederkäuerspezies wie dem Schaf nachgewiesen (WATHUTA 1986; GROENEWALD 1994; PFANNKUCHE et al. 2002a). Darüberhinaus konnte am Pansen des adulten Schafes gezeigt werden, dass alle myenterischen Neurone entweder das 23 Enzym NOS oder das Enzym Cholinazetyltransferase (ChAT) zur Synthese von Azetylcholin exprimieren (PFANNKUCHE et al. 2002a). Das Vorhandensein einer nitrergen und einer cholinergen Neuronenpopulation zeigt, dass wie im Magendarmtrakt des Monogastriers auch im Vormagen des Wiederkäuers enterische Neurone mit einer spezifischen neurochemischen Kodierung existieren. Entsprechend dieser Kodierung können die myenterischen Neurone des Pansens beim Schaf in drei Subpopulationen unterteilt werden: die meisten Neurone sind cholinerg, sie besitzen die Kodierung ChAT/SP oder ChAT/-, rund ein Viertel aller myenterischen Neurone ist nitrerg und exprimiert NOS und VIP (PFANNKUCHE et al. 2002a). Durch retrograde Tracingmethoden wurden die zur Muskulatur des Pansens projizierenden Motoneurone identifiziert und anschließend ihr neurochemischer Kode bestimmt. Dadurch wurde gezeigt, dass die Muskulatur durch Neurone der Kodierungen ChAT/SP und NOS/VIP innerviert wird. Die Subpopulation ChAT/- projiziert nicht zur Muskulatur. Die Innervation der Pansenmuskulatur ist im Gegensatz zu allen anderen gastrointestinalen Regionen nicht polarisiert (PFANNKUCHE et al. 2002a). 2.3.7.3 Wirkung der Transmitter auf die Vormagenmuskulatur Der Nachweis, dass die immunohistochemisch gezeigten Neurotransmitter auch eine spezifische Wirkung auf den Vormagen besitzen, wurde durch verschiedene funktionelle Studien erbracht. So wurde von VEENENDAAL et al. (1982) bei In-vivo- und In-vitro-Studien der Effekt von SP auf die Pansenmuskulatur von Ziegen untersucht. Während SP im In-vitroVersuch exzitatorisch auf die Muskulatur des Pansens wirkt, führt die Injektion von SP in die Vena jugularis dosisabhängig zur Hemmung der Pansenkontraktionen. Der in vivo beobachtete Effekt ist möglicherweise durch einen Anstieg des Muskeltonus des Pansens bedingt, wodurch es zur Hemmung der normalen Reflexaktivität kommt (VEENENDAAL et al. 1982). Die exzitatorische Wirkung von Azetylcholin auf die glatte Vormagenmuskulatur wurde in verschiedenen In-vitro-Studien belegt. Durch elektrische Stimulation isolierter Pansen- und Haubenmuskulatur bzw. durch die Zugabe von Azetylcholin auf isolierte Muskelstreifen wurden Kontraktionen ausgelöst (DUNCAN 1954; SANFORD 1958), die durch den Zusatz von Atropin hemmbar waren (TANEIKE u. OHGA 1975). 24 Als inhibitorisch wirkender Transmitter am Vormagen hat sich VIP erwiesen. Es verursacht eine konzentrationsabhängige Reduktion der Azetylcholin-induzierten Kontraktion der Pansenmuskulatur (DENAC et al. 1987) und kann somit als relaxierender Transmitter eingestuft werden. An Muskelstreifen aus der Schlundrinne war derselbe Effekt zu beobachten. Hier war die Wirkung von VIP beim Kalb deutlich effektiver als beim adulten Rind, darüberhinaus zeigte sich die Zirkulärmuskulatur der Schlundrinne sensitiver als die Longitudinalmuskulatur (DENAC et al. 1990). Die VIPbedingte Relaxation der Pansen- bzw. der Schlundrinnenmuskulatur konnte nicht durch den Zusatz von Tetrodotoxin beeinflußt werden, was eine postganglionäre Wirkung von VIP direkt an der Muskulatur nahelegt (DENAC et al. 1987, 1990). In vivo führte die intraartierielle Infusion von VIP bei Lämmern zur Relaxation des Ostium reticulo-omasicum. Eine derartige Relaxation ist physiologischerweise während des Saugens von Milch zu beobachten (REID u. TITCHEN 1984). Auch für Stickstoffmonoxid wurde an isolierter Muskulatur der Schlundrinne (BARAHONA et al. 1998) und des Retikulorumens (SCHNEIDER u. EADES 1998) eine relaxierende Wirkung beschrieben. An Pansen und Haube konnte eine durch elektrische Feldstimulation induzierte Relaxation der Muskulatur durch die Zugabe des Stickstoffmonoxidsynthase-Antagonisten L-NAME (N-Nitro-L-Argininmethylester) konzentrationsabhängig gehemmt werden (SCHNEIDER u. EADES 1998). 2.4 Ziel der vorliegenden Untersuchung Die bislang durch funktionelle und immunhistochemische Untersuchungen gewonnenen Erkenntnisse weisen auf die wichtige Bedeutung des ENS für die Vormagenfunktion hin. Darüberhinaus existieren Parallelen zwischen dem ENS am Wiederkäuervormagen und am Gastrointestinaltrakt des Monogastriers, beispielsweise bei der Kolokalisation der Neurotransmitter. Im Vergleich zum Monogastrier sind aber beim Wiederkäuer deutlich weniger Details über die Kodierungen und Projektionen und somit auch über die verschiedenen Funktionen der enterischen Neuronenpopulationen an den einzelnen Vormagenbereichen bekannt. Da die Kodierung eines Neurons häufig einen Hinweis auf seine Funktion gibt, war das Ziel der vorliegenden Studie, zunächst die neurochemische Kodierung myenterischer Neurone in funktionell unterschiedlichen Vormagenbereichen von Schaflämmern zu untersuchen. Da die einzelnen Abteilungen des Vormagens wie 25 anfangs beschrieben altersabhängig bestimmte Aufgaben erfüllen, wurde die Untersuchung an Lämmern verschiedenen Alters durchgeführt. Als Altersgruppen wurden Sauglämmer und ältere Mastlämmer ausgewählt. Während beim Sauglamm die Schlundrinne eine lebensnotwendige Funktion erfüllt, spielt sie für das ältere Lamm nur noch eine untergeordnete Rolle. Dagegen ist das zur Fermentationskammer ausgebildete Retikulorumen bei dem sich bereits von Rauhfutter ernährenden Mastlamm Voraussetzung für eine intakte Verdauung. Da also Ernährung, Verdauungsprozesse und somit auch die entsprechenden Motilitätsmuster altersabhängig unterschiedlich sind, sollte untersucht werden, ob die stattfindende Entwicklung der einzelnen Vormagenabteilungen auch mit einer Veränderung der Neuronenpopulationen verbunden ist. Die neurochemische Kodierung wurde daher an myenterischen Pansen-, Hauben- und Schlundrinnenneuronen von Saug- und Mastlämmern untersucht. Darüberhinaus sollten beim Sauglamm die Projektionsmuster der Muskelmotoneurone in den genannten Vormagenlokalisationen beschrieben werden. Durch retrogrades Tracing wurden myenterische Neurone identifiziert, die zur Zirkulär- und Längsmuskulatur der drei Vormagenbereiche projizieren und somit zur intrinsischen Innervation der Muskulatur beitragen. Die anschließende neurochemische Charakterisierung der retrograd markierten Muskelmotoneurone sollte zeigen, ob diese Neurone eine spezifische neurochemische Kodierung und Projektionspräferenz besitzen. 26 3. Eigene Untersuchungen 3.1 Versuchstiere und Organentnahme Als Versuchstiere wurden Merinoschaflämmer zweier Altersgruppen verwendet. Die erste Gruppe bestand aus Sauglämmern, die zwischen einem und sieben Tagen alt waren. Die zweite Gruppe bildeten die Mastlämmer, die bereits ein Alter von sechs Monaten erreicht hatten. Bei den Sauglämmern wurden männliche und weibliche Tiere verwendet, die größtenteils aus Mehrlingsgeburten stammten. Die Tiere wurden durch Bolzenschuß betäubt und durch anschließendes Entbluten getötet.1) Mit einer Schere wurde die Haut im Bereich des Nabels eröffnet und mit einem Skalpell von der Bauchmuskulatur getrennt. Anschließend wurde mit einer sterilen Schere die Bauchhöhle entlang der Linea alba und des Rippenbogens geöffnet. Das komplette Vormagensystem wurde mit einem Scherenschnitt durch den Ösophagus und den Labmagen aus dem Verdauungstrakt gelöst und in sterile, Carbogen begaste (95% O2, 5% CO2) Krebslösung (Zusammensetzung in mM: 117 NaCl, 4,7 KCl, 1,2 MgCl2, 1,2 NaH2PO4, 25 NaHCO3, 2,5 CaCl2, 11,5 Glukose und 1µm Nifedipin; pH7,4) verbracht. Die verwendeten Mastlämmer beiderlei Geschlechts wurden durch Bolzenschuß betäubt und durch anschließendes Entbluten getötet. Nach der Herauslösung des Vormagensystems wurden mit sterilen Instrumenten etwa 5x5 cm große Gewebestücke aus der Haube und dem ventralen Pansensack entnommen. Die Schlundrinne wurde vom Ösophagus aus vollständig vom Vormagensystem abgetrennt (Abb.1). Die Gewebeproben der Mastlämmer wurden ebenfalls in sterile, Carbogen begaste Krebslösung überführt. 1) Die Tötung der Tiere zur Entnahme des Probenmaterials war zuvor beim Regierungspräsidium Leipzig angezeigt und genehmigt worden (Aktenzeichen 74-9162.1101-T53/01). 27 3.2 Gewebekultur und retrogrades Tracing Alle für die Gewebekultur verwendeten Bestecke, Petrischalen und Gefäße wurden zuvor 3 Stunden bei 180°C im Heißluftschrank sterilisiert. Die Krebslösung wurde 20 Minuten bei 121°C autoklaviert. Das Kulturmedium wurde steril filtriert. Die Krebslösung wurde vor ihrer Verwendung auf 5°C gekühlt und mit Carbogen begast. Aus den bei den Sauglämmern entnommenen Vormagensystemen wurden zunächst die einzelnen Probenstücke der verschiedenen Kompartimente gewonnen. Als Gewebeprobe des Pansens wurden der rechte und linke ventrale Pansensack entnommen. Hierzu wurde der Pansen an seiner ventralen Kurvatur eröffnet und die zwischen kranialem Pfeiler und ventralem Kranzpfeiler gelegenene Pansenwand wurde als Probe entnommen. Die Haube wurde ebenfalls von ventral her eröffnet und in eine linke und rechte Hälfte geschnitten. Die oralen Seiten der Pansen- und Haubengewebe wurden durch einen kleinen Einschnitt in die Muskulatur markiert. Die Schlundrinne wurde an ihrem oralen Ende vom Ösophagus getrennt. In aboraler Richtung erfolgte die Durchtrennung des Gewebes am Übergang zur Psalterrinne. Seitlich wurde die Schlundrinne entlang ihrer linken Lippe vom benachbarten Haubengewebe und entlang ihrer rechten Lippe vom angrenzenden Pansengewebe abgeschnitten (Abb.1). Um Reste des Mageninhalts wie beispielsweise Milch bzw. Heupartikel beim Mastlamm zu entfernen, wurden sämtliche Gewebestücke vor der nun folgenden Präparation mit Krebslösung gespült. Zur Vorbereitung für die Kulturperiode musste zunächst von jedem Gewebestück das Epithel entfernt werden. Hierzu wurden die Gewebe einzeln, mit dem Epithel nach oben weisend, in sterile Petrischalen gebracht. Der Boden dieser Petrischalen war mit einer Sylgardschicht bedeckt, so dass die Gewebestücke mit Präpariernadeln aufgespannt werden konnten. Um während der nun folgenden Präparation den Stoffwechsel und somit die Vitalität der Gewebe zu erhalten, wurden die Petrischalen mit Krebslösung gefüllt. Mit Pinzette und Irisschere konnten nun unter einem Binokular Mukosa und Submukosa von der darunterliegenden Zirkulärmuskulatur abpräpariert werden. Während des Präparierens wurde die Krebslösung in der Petrischale alle 10 Minuten gegen frische, Carbogen begaste Lösung ausgetauscht. An den Gewebeproben der Schlundrinnen wurde neben der Mukosa und der Submukosa auch anhaftendes Bindegewebe von der serosalen Seite entfernt. 28 Nach der Präparation wurden die Gewebe sechs mal für 10 Minuten in Krebslösung gewaschen. Je nach geplantem Verwendungszweck der Gewebe wurde die nun folgende Kultivierung unter verschiedenen Bedingungen durchgeführt. Ösophagus dorsaler Pansensack Schlundrinne Haube Labmagen ventraler Pansensack Abb.1: Schematische Darstellung des Vormagens Die schraffierten Flächen zeigen die Bereiche des Vormagens, aus denen die Proben entnommen wurden. Die grauen Linien beschreiben den Verlauf der Schlundrinnenlippen. Die Lage des Labmagens ist durch die gestrichelte Linie angedeutet. 3.2.1 Kultivierung zur Untersuchung des neurochemischen Kodes Einige der Gewebestücke von Pansen, Haube und Schlundrinne der Sauglämmer wurden kultiviert, um anschließend die allgemeine neurochemische Kodierung dieser Lokalisationen untersuchen zu können. Die von den Mastlämmern gewonnenen Proben wurden ausschließlich mit der im folgenden beschriebenen Methode kultiviert. Die hier verwendeten Präparate wurden nach dem oben beschriebenen Waschen einzeln in sterilen Petrischalen aufgespannt. Um eine beidseitige Umspülung des Gewebes mit Kulturmedium und damit seine Ernährung während der Kulturperiode zu gewährleisten, wurden unter die vier Ecken und vier Seitenränder der Gewebestücke insgesamt acht, etwa 2 mm hohe Sylgard-Quader gesetzt. Im Anschluß wurden die aufgespannten Präparate erneut drei mal für 10 Minuten mit Krebslösung gewaschen. Nach dem letzten Waschen wurden 35 ml Dulbeccos 29 Modified Eagles Kulturmedium (DMEM F-12 Sigma, Deisenhofen, Deutschland) in jede Petrischale gegeben. Dem Medium (pH 7,4) waren 10% hitzeinaktiviertes fötales Kälberserum, 100 IU/ml Penicillin, 100 µg/ml Streptomycin, 1,24 µg/ml Amphotericin B, 20 µg/ml Gentamicin, 2,1 mg/ml NaHCO3 und 1µM Nifedipin (alle Chemikalien von Sigma, Deisenhofen, Deutschland) zugesetzt. Das Medium war zwei Stunden vor seiner Verwendung im Brutschrank (37°C; 5% CO2) äquilibriert worden. Dem Medium wurden ebenfalls 40µM Colchizin zugesetzt. Colchizin verhindert den axonalen Transport und die Abgabe von Neuropeptiden, wodurch diese sich im Soma der Neurone anreichern und später immunhistochemisch besser dargestellt werden können. Die einzelnen Petrischalen wurden mit Silikontrichtern abgedeckt und in den Brutschrank gestellt. Im Brutschrank befanden sich die Schalen auf einem Horizontalschüttler. Dieser bewegte sich permanent mit einer Frequenz von ca.1 Hz, so dass die Gewebestücke immer vom Medium umspült waren. Die Kultivierung dieser Präparate erfolgte bei 37°C und 5% CO2 über einen Zeitraum von 24 Stunden. Nach der Kulturperiode wurden die Gewebe in aufgespanntem Zustand mit Zambonis Fixativ (0,1 M Phosphatpuffer mit 4% Paraformaldehyd und 15% Pikrinsäure) für 24 Stunden bei 4°C fixiert. Die fixierten Präparate wurden anschließend drei mal für 10 Minuten mit 0,1 M Phosphatpuffer gewaschen und bis zur weiteren Bearbeitung in phosphatgepufferter Kochsalzlösung (PBS: 0,1 M Phosphatpuffer, 0,88% NaCl, pH 7,4), die 0,1% NaN3 enthielt, aufbewahrt. Einige Gewebeproben von Pansen, Haube und Schlundrinne wurden direkt nach ihrer Entnahme, also ohne Kulturperiode, für 24 Stunden bei 5°C mit Zambonis Fixativ fixiert. Die Behandlung nach der Fixierung dieser Präparate erfolgte wie oben beschrieben. 3.2.2 Kultivierung zur Markierung von Muskelmotoneuronen In der Altersgruppe der Sauglämmer wurde ein Teil der entnommenen Proben dazu verwendet, Neurone zu identifizieren, die an der direkten Innervation der Vormagenmuskulatur beteiligt sind. Hierzu wurde der retrograder Tracingfarbstoff 1,1`-Didodecyl-3,3,3',3'-Tetramethylindocarbocyanin-Perchlorat (DiI) (Molecular Probes, Eugene Oreg., USA) auf die Zirkulär- oder Längsmuskelschicht der Gewebe appliziert. Da dieser Farbstoff lipophil ist, kann er von den an der Applikationsstelle 30 endenden Axonen aufgenommen und retrograd in die Somata der zugehörigen Neurone transportiert werden. Zur Verwendung des Farbstoffes wurde dieser zuvor in einer Konzentration von 1mM in Methanol gelöst und auf kleine Glasperlen (∅ 200µm) aufgebracht. Pro Präparat wurde eine dieser beschichteten Glasperlen mit einer Ethanol benetzten Glaskapillare aufgenommen und vorsichtig in der Mitte des Gewebes auf die Zirkuläroder Längsmuskulatur appliziert. Nach der Applikation wurden auch unter die Ecken und Seitenränder dieser Präparate Sylgard-Quader gesetzt. Anschließend wurden die aufgespannten Präparate in den Petrischalen drei mal für 10 Minuten mit Krebslösung gewaschen. Schließlich wurden je 35 ml des oben genannten Kulturmediums, jedoch ohne den Zusatz von Colchizin, in die Petrischalen gegeben. Das Medium war vor seiner Verwendung ebenfalls bei 37°C und 5% CO2 äquilibriert worden. Zur Aufbewahrung im Brutschrank wurden die Petrischalen auch hier mit einem Silikontrichter bedeckt und auf einen Horizontalschüttler gestellt. Um eine genügende Aufnahme bzw. Transport des Farbstoffs in die Neurone zu erreichen, wurden die Präparate mit DiI-Markierung über einen Zeitraum von 5 Tagen kultiviert. Während dieser Zeit wurde das Kulturmediumedium alle 24 Stunden gegen frisches, äquilibriertes Medium ausgetauscht. Der Zusatz von 40µM Colchizin zum Kulturmedium erfolgte hier erst für die letzten 16 Stunden der Kulturperiode. Die anschließende Fixierung und Aufbewahrung der Präparate erfolgte nach derselben Methode wie oben beschrieben. 3.3 Immunhistochemische Färbung der Präparate ohne DiI-Markierung Um die allgemeine Kodierung der myenterischen Neurone zu untersuchen, musste zunächst der myenterische Plexus isoliert werden. Das fixierte Gewebe wurde hierzu in einer mit PBS gefüllten Petrischale aufgespannt. Unter einem Binokular wurden mit einer Pinzette Serosa, Zirkulär- und Längsmuskulatur entfernt und so der myenterische Plexus freigelegt. Anschließend wurden an den Plexuspräparaten durch indirekte Immunfluoreszenzfärbungen verschiedene Neurotransmitter bzw. deren Syntheseenzyme und Neuropeptide dargestellt. Präparate, die für 24 Stunden mit Colchizin kultiviert worden waren, wurden verwendet, wenn neben den Enzymen auch Neuropeptide angefärbt werden sollten. Die unmittelbar nach ihrer Entnahme 31 fixierten Gewebe wurden für Untersuchungen genutzt, bei denen ausschließlich neuronale Enzyme nachgewiesen werden sollten. Vor der eigentlichen Färbung wurden die Präparate zunächst für eine Stunde in PBS/NaN3, das 4% Pferde- bzw. Ziegeserum und 0,5% TritonX-100 enthielt, bei Zimmertemperatur vorinkubiert. TritonX-100 bewirkt eine Permeabilisierung der Zellmembranen, so dass die Bindung der Antikörper an die intrazellulär gelegenen, anzufärbenden Enzyme und Neuropeptide möglich wird. Der Zusatz des Pferde- bzw. Ziegeserum diente dazu, unspezifische Bindungsstellen zu besetzen. Die Pferdeserum enthaltende Inkubationslösung wurde bei Färbungen verwendet, in denen die Sekundärantikörper aus Eseln stammten. Waren die Sekundärantikörper aus Ziegen gewonnen worden, so wurde Ziegenserum zugesetzt. Die jeweils bei der Vorinkubation verwendete Lösung wurden auch für die folgende Inkubation mit den primären und sekundären Antikörper genutzt. Nach der Vorinkubation wurden die Gewebe für 36 Stunden mit den primären Antikörpern (Tab. 1) bei Zimmertemperatur inkubiert. Im Anschluß wurden die Präparate zur Entfernung nicht gebundener primärer Antikörper drei mal 10 Minuten in PBS gewaschen. Nach dem Waschen folgte eine fünfstündige Inkubation mit den sekundären Antikörpern. Die sekundären Antikörper waren gegen die Spezies gerichtet, aus denen die zuvor verwendeten Primärantikörper stammten. Da diese aus verschiedenen Spezies stammten (Maus, Meerschweinchen, Ratte, Kaninchen), führte die Bindung der entsprechenden Sekundärantikörper zu einer spezifischen Markierung der primären Antikörper. Die Sekundärantikörper waren mit den Fluoreszenzfarbstoffen Carbocyanin Cy2, Cy3 oder Cy5 markiert (Tab. 2). Einige der verwendeten Sekundärantikörper (Esel-anti-Meerschweinchen, Esel-anti-Kaninchen, Ziege-anti-Maus) waren mit Biotin gekoppelt. Bei Färbungen, in denen einer dieser beiden Antikörper verwendet wurde, musste eine zusätzliche Inkubation durchgeführt werden. Hierbei wurde der Plexus zunächst fünf Stunden in dem Biotin-markierten Antikörper inkubiert und anschließend drei mal für 10 Minuten in PBS gewaschen. Danach erfolgte eine erneute fünfstündige Inkubation mit den übrigen sekundären Antikörpern und den Fluorophoren Streptavidin-7-Amino-4-Methylcoumarin-3-Acetat (Strept-AMCA) oder Streptavidin-Dichlortriazinyl-Aminofluorescein (Strept-DTAF). Strept-AMCA und Strept-DTAF dienten der Sichtbarmachung des Biotins. Nach 32 erneutem dreimaligem Waschen mit PBS wurden die Präparate mit Glyzerollösung (80% Glyzerol, 0,1% NaN3, 0,5 M NaHCO3/Na2CO3) auf Objektträgern eingedeckt. Antigen Herkunft (Tierart) Verdünnung Hersteller Cholinazetyl- Kaninchen 1:1000 P3YEB, Prof. Dr. M. Transferase (ChAT) Schemann, Deutschland 1) Stickstoffmonoxid- Maus 1:40 Synthase (NOS) N31020, Transduction Laboratories, USA Substanz P (SP) Ratte 1:1000 10-S015, Fitzgerald, USA Vasoaktives Meerschweinchen 1:1000 Intestinales GHC7161, Peninsula, USA Polypeptid (VIP) Calbindin Kaninchen 1:2000 Swant, Bellinzona, Schweiz Neuronenspezifische Kaninchen 1:3000 Enolase (NSE) HuC/D 16625, Polyscience, USA Maus 1:200 MoBiTec, Göttingen, Deutschland Tyrosinhydroxylase Maus 1:1000 (TH) 1) Deutschland (Schemann et al., 1993) Tabelle 1: Übersicht über die verwendeten primären Antikörper Antikörper Sigma, Deisenhofen, Fluorophor Verdünnung 33 Esel-anti-Kaninchen Cy2 1:200 Esel-anti- Maus Cy3 1:500 Esel-anti-Ratte Cy5 1:500 Esel-antiMeerschweinchen 1:50 Strept-AMCA mit Biotin Esel-anti-Kaninchen Strept-AMCA 1:50 mit Biotin Ziege-anti-Maus mit Strept-DTAF 1:200 Biotin Tabelle 2: Übersicht über die verwendeten sekundären Antikörper Alle verwendete Sekundärantikörper wurden über Dianova, Hamburg, Deutschland bezogen 3.4 Immunhistochemische Färbung der DiI-markierten Präparate Bei den DiI-markierten Präparaten wurde ebenfalls wie oben beschrieben der myenterische Plexus isoliert. Da im weiteren Verlauf der Studie die Lage der DiImarkierten Nervenzellen in Bezug auf die Applikationsstelle untersucht werden sollte, war es notwendig, diese Stelle zu markieren. Dazu wurde vor der Entfernung der Muskulatur das Gewebe an der Applikationsstelle mit einer Nadel durchstochen. Durch diesen Stich gelangte das DiI hier direkt an den myenterischen Plexus und kennzeichnete so die Applikationsstelle. Nach der Entfernung der Muskulatur konnten die erhaltenen Plexuspräparate gefärbt werden. Die Permeabilisierung wurde hier mit Glyzerollösungen aufsteigender Konzentrationen durchgeführt (30 min in 50%, 30 min in 80%, 150 min in 100% Glyzerol). Eine Permeabilisierung der Gewebe mit TritonX-100 war nicht möglich, da DiI in TritonX-100 löslich ist und somit das DiI aus den Neuronen ausgewaschen würde. Nach der Permeabilisierung wurden die Gewebe vier mal 15 Minuten in PBS gewaschen. Da alle hier angewandten Sekundärantikörper aus Eseln stammten, wurde die nun folgende einstündige Präinkubation in PBS/NaN3 mit 4% Pferdeserum durchgeführt. Im Anschluß wurden die Präparate über drei Tage mit den primären Antikörpern inkubiert. Als primäre Antikörper wurden die selben wie bei den Geweben ohne DiI-Markierung verwendet (Tab. 1). Nach Ablauf der Inkubationszeit 34 wurden die Präparate drei mal für 10 Minuten in PBS gewaschen und danach für zwei Tage in dem mit Biotin markierten Antikörper (Esel-anti-Meerschwein) inkubiert. Nach weiterem, dreimaligem Waschen erfolgte die Inkubation mit den restlichen sekundären Antikörpern und Strept-AMCA (Tab. 2) Alle hier verwendeten Antikörper wurden in PBS/NaN3 mit 4% Pferdeserum gelöst. Abschließend wurden die Präparate erneut gewaschen und mit Glyzerol auf Objektträgern eingedeckt. 3.5 Spezifität der Antikörper An Plexuspräparaten des ruminierenden Schafes wurde die Spezifität der Antikörper bereits geprüft. Hier konnte nach der Inkubation (24 Stunden bei 4°C) der entsprechenden Antikörper mit 1µM ChAT, VIP und SP keine positive Immunreaktivität der Gewebe mehr erreicht werden (PFANNKUCHE et al. 2002a). Die Spezifität des NOS-Antikörpers wurde durch die NADPH-Diaphorase-Reaktion ebenfalls nachgewiesen. Hierbei wurde an zuvor gegen NOS gefärbten Geweben gezeigt, dass durch den NOS-Antikörper und die NADPH-Diaphorase-Reaktion die selben Neurone markiert werden (PFANNKUCHE et al. 2002a). Auch beim Sauglamm markierten der NOS-Antikörper und die NADPH-Diaphorase-Reaktion die selben myenterischen Neurone (Abb. 2). Die Spezifität der drei anderen Antikörper wurde beim Sauglamm unter den selben Inkubationsbedingungen wie beim ruminierenden Tier getestet. Die Inkubation mit 1µM bzw. 10µM ChAT, VIP und SP führte auch hier zum Ausbleiben einer Immunreaktivität der Neurone in Pansen, Haube und Schlundrinne. A B NOS NADPH 50µm Abb.2: Ganglion aus der Haube des Sauglammes. Durch die Verwendung des gegen NOS gerichteten Antikörpers (A) wurden die selben Neurone markiert wie bei einer NADPHFärbung (B). 3.6 Auswertung der Präparate 35 Die Auswertung sämtlicher Immunfluoreszenzfärbungen erfolgte mit einem Epifluoreszenzmikroskop (IX50, Olympus, Japan). In Tabelle 3 sind die hierbei verwendeten Filterblöcke dargestellt. Filterblock1),2) Anregungsfilter Dichroitischer Emissionsfilter Farbstoff Spiegel UM41007 U-MNIBA U-MWU U-M41008 HQ 545/30x 565DCLP HQ 610/75M DiI/Cy3 (530-560 nm) (565 nm) (575-645 nm) (orange) BP 470-490 DM505 D520 Cy2 /DTAF (470-490 nm) (505 nm) (510-530 nm) (grün) BP 330-385 DM400 BP 460-490 AMCA (blau) (330-385 nm) (400 nm) (460-490 nm) HQ 620/60 Q660 LP HQ 700/75 (590-650 nm) (660 nm) (665-735 nm) Cy5 (infrarot) Tabelle 3: Filterblöcke zur Sichtbarmachung der verwendeten Fluorophore 1) Die Angaben zu den Filtern stammen von der Firma Olympus, Hamburg bzw. Chroma Technology, Brattelboro, USA 2) Die Wellenlängenbereiche für Anregungsfilter, Dichroitischen Spiegel und Emmissionsfilter sind in Klammern unter den Firmenbezeichnungen angegeben Die Auswertung der Immunfluoreszenzfärbungen wurde mit Hilfe eines computergestützten Bildanalysesystems durchgeführt. Die Aufnahmen der Ganglien und Neurone wurden mit einer digitalen Schwarzweiß-Videokamera (Mod. 4910, Cohu Inc., San Diego, Californien, USA) angefertigt. Als Software zur Bearbeitung und weiteren Auswertung der Aufnahmen wurden die Programme Scion Image (Frederick, Maryland, USA), IPLab Spectrum 3.0 (Signal Analytics, Vienna, Virginia, USA) und Paint Shop Pro7 (Jasc Software Inc., Eden Prairie, Minnesota, USA) verwendet. 3.6.1 Auswertung der Präparate ohne DiI-Markierung 36 An den nicht DiI-markierten Plexuspräparaten wurden Untersuchungen zur neurochemischen Kodierung der myenterischen Neurone durchgeführt. Gleichzeitig wurden an diesen Präparaten allgemeine Innervationsmerkmale wie die Gangliendichte und die Neuronengröße beschrieben. Zur Bestimmung der existierenden neurochemischen Kodierungen wurden pro Präparat zwanzig Ganglien ausgewertet. Bei dieser Auswertung wurden die einzelnen Neurone dieser Ganglien auf ihre Immunreaktivität für die verschiedenen Neurotransmitter und –peptide überprüft. Als Gangliendichte wurde die Anzahl der Ganglien auf einer definierten Plexusfläche bezeichnet. Die Bestimmung der Gangliendichte erfolgte mit Hilfe einer Schablone. Hierbei wurden alle Ganglien auf einer Fläche von 1cm² gezählt. Die Messung der Zellgrößen wurde an Aufnahmen von Neuronen mit Hilfe der Software IPLab Spectrum 3.0 (Signal Analytic, Vienna, Virginia, USA) durchgeführt. Hierbei wurde auf dem Computermonitor der Umriß einzelner Neuronenzellkörper markiert. Anschließend wurde die Größe der so entstandenen Fläche berechnet. Die Fläche der Neuronenfortsätze wurde bei dieser Methode nicht berücksichtigt. Die Zellgrößen der Neurone wurden in Abhängigkeit von den sich ergebenden neurochemischen Kodierungen bestimmt. In jedem untersuchten Präparat wurden je 30 Neurone pro Kodierung ausgemessen. 3.6.2 Auswertung der DiI-markierten Präparate Um die Lage der DiI-markierten Neurone in Bezug zur Applikationsstelle zu bestimmen, wurde ein digitaler Kreuztisch verwendet. Der Applikationsstelle wurde dabei der Ursprung eines Koordinatensystems (x=0, y=0) zugeordnet. Jedes Präparat, auf das DiI appliziert worden war, wurde vollständig auf DiImarkierte Neurone durchmustert. Von jedem DiI-markierten Neuron wurde sowohl die Lokalisation, d.h. die entsprechenden Koordinaten, als auch die neurochemische Kodierung bestimmt. Weiterhin wurden von jedem Präparat die Koordinaten seines Umrißes bestimmt. Außerdem wurden in Nähe der Applikationsstelle anhand von Bindegewebsresten 37 die Koordinaten der ehemaligen Verlaufsrichtung der Zirkulär- und Längsmuskulatur registriert. Alle erhaltenen Koordinaten wurden anschließend mit den Computerprogrammen Sigma Stat 2.0 und Sigma Plot (Jandel Scientific) ausgewertet. Um dabei die Projektionsrichtungen der markierten Neurone zu erfassen, wurde in allen Präparaten der Verlauf der Zirkulärmuskulatur mit der Richtung der y-Achse gleichgesetzt. Da anfangs bei der Probenentnahme ein Einschnitt in die Muskulatur gesetzt wurde, war die ehemals orale Seite des Gewebes bekannt. Dadurch war es möglich, für jedes Präparat eine eigene Kartierung zu erstellen, in der die Lage der DiI-markierten Neurone und damit ihre Projektionsrichtungen zu erkennen waren (Abb. 3). DiI-markierte Neurone, die oral der Applikationstelle lokalisiert waren, wurden dabei als deszendierende Neurone bezeichnet. Entsprechend besaßen die aboral der Applikationstelle gelegenen Neurone aszendierende Projektionsrichtung. Verlauf der Zirkulärmuskulatur orale Seite Verlauf der Längsmuskulatur DiI-markierte Muskelneurone Abb.3: Kartierung der DiI-markierten Präparate Zur Kartierung wurden zunächst die Koordinaten des Gewebeumrißes sowie der ehemaligen Verlaufsrichtung der Muskulatur erfaßt. Der zentral gelegenen Applikationsstelle wurde der Ursprung eines Koordinatensystems zugeordnet. Die an der rechten Seite erkennbare Einkerbung markiert die orale Seite des Präparates. Die Linien innerhalb des Präparates entsprechen den Verlaufsrichtung der Muskelschichten. Die Punkte symbolisieren die Lokalisation der DiI-markierten Neurone. 3.7 Statistik 38 3.7.1 Statistik an Präparaten ohne DiI-Markierung Für jedes einzelne Präparat wurden die Gangliongrößen sowie die Anzahl der Neurone der unterschiedlichen Populationen als Medianwerte bestimmt. Die im folgenden genannten Werte stellen die Mittelwerte ± Standardabweichung der Medianwerte dar. Die prozentualen Anteile der Populationen wurden anhand der Medianwerte errechnet und werden daher ebenfalls als Mittelwerte ± Medianwert ± Standardabweichung der einzelnen Medianwerte angegeben. Die gemessen Somagrößen der Neurone werden als Standardabweichung angegeben. Der Vergleich der einzelnen Populationsgrößen innerhalb eines Gewebes und eines Alters erfolgte mit dem One-Way-ANOVA-Test. Bei Vergleichen zwischen verschiedenen Lokalisationen sowie zwischen den Altersgruppen wurde ein TwoWay-ANOVA-Test mit nachfolgenden multiplen Vergleichen (Student-NewmanKeuls) durchgeführt. Unterschiede wurden als statistisch signifikant gewertet, wenn p<0,05 war. 3.7.2 Statistik an Präparaten mit DiI-Markierung Für jedes DiI-markierte Präparat wurde der relative Anteil der neurochemisch charakterisierten Populationen getrennt ausgewertet. Weiterhin wurde für die Projektionslängen der Median für jedes einzelne Präparat bestimmt. Alle angegebenen Werte stellen Mittelwerte ± Standardabweichungen der Medianwerte dar. Statistische Vergleiche zwischen Populationen und zwischen Lokalisationen erfolgten mit dem One-Way-ANOVA-Test. Bei Vergleichen von mehr als zwei Gruppen wurden nachfolgende multiple Vergleiche mit dem Student-Newman-KeulsTest durchgeführt. Auch hier wurden Unterschiede als statistisch signifikant gewertet, wenn p<0,05 war. 4. Ergebnisse 39 4.1 Allgemeine Innervationsmuster In den untersuchten Vormagenbereichen Pansen, Haube und Schlundrinne beider Altersgruppen war ein myenterischer Plexus nachweisbar. Die Plexus bestanden aus Nervenzellen, die in Ganglien organisiert waren und aus den dazwischenliegenden, interganglionären Fasersträngen. 4.1.1 Gangliengrößen Bezüglich der Größe der Ganglien (=Anzahl der Neurone eines Ganglions) waren sowohl lokalisations- als auch altersabhängige Unterschiede vorhanden (Tab.4). Im Pansen des Sauglammes lag die mittlere Gangliengröße bei 104 ± 36 Neuronen und unterschied sich damit deutlich von der der beiden anderen Vormagenabteilungen. Während die Ganglien der Haube die meisten Neurone enthielten, waren die der Schlundrinne signifikant kleiner als die von Pansen und Haube. Auch beim Mastlamm waren lokalisationsabhängige Unterschiede der Gangliongröße vorhanden. Wie beim Sauglamm waren auch hier die Ganglien der Haube am größten. Im Pansen und in der Schlundrinne waren die Ganglien signifikant kleiner. Die gegenüber dem Sauglamm signifikant geringere Gangliongröße in Pansen, Haube und Schlundrinne des Mastlammes zeigte, dass die Anzahl der Neurone neben der Lokalisation auch mit dem Alter der Tiere korreliert war. Anzahl Neurone/Ganglion Sauglamm Mastlamm Pansen Haube Schlundrinne 104 ± 36; (11-431) 184 ± 38; (20-701) 47 ± 4; (3-183) a, * b, * c, * N/n=6/6 N/n=5/5 N/n=4/4 34 ± 11; (7-341) 101 ± 20; (13-362) 12 ± 4; (3-58) a b c N/n=3/3 N/n=3/3 N/n=3/3 Tabelle 4: Gangliongrößen (=Anzahl Neurone pro Ganglion) in Pansen, Haube und Schlundrinne beim Saug- und Mastlamm. Die angegebenen Neuronenzahlen stellen die aus den Medianwerten 40 der einzelnen Präparate errechneten Mittelwerte ± Standardabweichung dar. In Klammern ist jeweils das kleinste und das größte aller gezählten Ganglien aufgeführt. a,b,c: Verschiedene Buchstaben stehen für signifikante Unterschiede innerhalb einer Altersgruppe. So unterscheiden sich die Gangliongrößen von Pansen, Haube und Schlundrinne in beiden Lämmergruppen signifikant voneinander (p<0,05, One-Way-ANOVA). * : Der Stern markiert signifikante Unterschiede zwischen Saug-und Mastlamm. In allen drei Vormagenregionen besaß das Sauglamm größere Ganglien als das Mastlamm (p<0,05, One-Way-ANOVA). Die Anzahl der jeweils ausgewerteten Proben wird durch n angegeben. N entspricht der Anzahl der Tiere, von denen die Proben gewonnen wurden. 4.1.2 Gangliendichte Als Gangliendichte wurde die Anzahl der Ganglien auf einer definierten Plexusfläche (1 cm2) bezeichnet. Wie bei der Größe der Ganglien war auch bei ihrer Dichte eine altersabhängige Veränderung festzustellen (Tab.5). So war die Gangliendichte in allen drei Vormagenbereichen beim Mastlamm signifikant geringer als beim Sauglamm. Dagegen ergab die Anzahl der Ganglien in Pansen und Haube innerhalb einer Alterklasse vergleichbare Werte. In der Schlundrinne war die Gangliendichte in beiden Lämmergruppen geringer als im Retikulorumen. Während in der Schlundrinne des Sauglammes etwa halb so viele Ganglien wie in Pansen und Haube vorhanden waren, war beim Mastlamm die Anzahl der Ganglien so gering, dass die Bestimmung auf 1 cm2 Plexus nicht möglich war. Hier wurden stattdessen alle Ganglien im Plexus des Schlundrinnenbodens gezählt. Die Gesamtfläche entsprach rund 10 cm2 (Breite ca. 2 cm, Länge ca. 5 cm) und enthielt 19 ± 4 Ganglien. Um die so ermittelte Gangliendichte mit den Ergebnissen der anderen Lokalisationen vergleichen zu können, wurde die Dichte pro cm2 anschließend rechnerisch ermittelt. 41 Anzahl Ganglien/cm2 Sauglamm Mastlamm Pansen Haube Schlundrinne 140 ± 10; a, * 146 ± 15; a, * 72 ± 21; b, * N/n=5/8 N/n=5/8 N/n=4/8 10 ± 3; a 11 ± 2; a 1,9 ± 0,4; b N/n=5/7 N/n=4/5 N/n=4/4 Tabelle 5: Gangliendichte (=Anzahl der Ganglien pro cm2) in Pansen, Haube und Schlundrinne beim Saug- und Mastlamm. Aufgrund der geringen Gangliendichte in der Schlundrinne des Mastlammes wurde hier die Anzahl der Ganglien im gesamten Präparat ermittelt. a,b: Verschiedene Buchstaben stehen für signifikante Unterschiede innerhalb einer Altersgruppe. Während die Gangliendichte in Pansen und Haube innerhalb einer Altersstufe ähnlich war, war die der Schlundrinne jeweils signifikant geringer (p<0,05, One-WayANOVA). Der Stern (*) steht für signifikante Unterschiede, die zwischen beiden Altersgruppen vorhanden sind. Beim Sauglamm sind alle Lokalisationen des Vormagens dichter innerviert als beim Mastlamm (p<0,05, One-Way-ANOVA). Die Anzahl der jeweils ausgewerteten Proben wird durch n angegeben. N entspricht der Anzahl der Tiere, von denen die Proben gewonnen wurden. 4.2 Neurochemische Kodierung myenterischer Vormagenneurone In allen bisher untersuchten Spezies können myenterische Neurone entweder einer cholinergen oder einer nitrergen Population zugeordnet werden. Mit Hilfe von Dreifachfärbungen wurde zunächst untersucht, ob dies auch für die Neurone im Vormagen des Lammes zutrifft. Ein gegen die Neuronen-spezifischeEnolase (NSE) gerichteter Antikörper diente hierbei zur Markierung aller myenterischen Nervenzellen. Zur Bestimmung cholinerger und nitrerger Neurone wurden die Gewebe gleichzeitig gegen die Cholinazetyltransferase (ChAT) und die Stickstoffmonoxid-Synthase (NOS) gefärbt. Diese Dreifachfärbung wurde in beiden Altersgruppen an je drei Pansen- und Haubenpräparaten durchgeführt (Abb.4 u. 5). Anschließend wurden in jedem Präparat 300 Neuronen auf ihre Immunreaktivität für ChAT oder NOS untersucht. Dies ergab, dass nahezu alle Neurone (=99,75%) im Retikulorumen entweder eine cholinerge oder nitrerge Kodierung besaßen. Lediglich 9 von 3600 NSE markierten Neuronen (=0,25%) wiesen keine Immunreaktivität für ChAT oder NOS auf. Von diesen 9 Neuronen stammten 5 aus dem Retikulorumen 42 des Mastlammes, die übrigen 4 aus dem Retikulorumen des Sauglammes. Zwischen Pansen und Haube war jeweils kein Unterschied vorhanden. A D NSE 50 µm NSE 50 µm B ChAT E ChAT C NOS F NOS Abb.4: Ausschnitt eines myenterischen Ganglions aus der Haube (links, A-C) und dem Pansen (rechts, D-F) des Sauglammes. Alle in der NSE-Färbung (A bzw. D) markierten Neurone waren entweder immunreaktiv für ChAT (B bzw. E; weiße Pfeile) oder für NOS (C bzw. F; schwarze Pfeile). Kolokalisationen von ChAT und NOS waren weder im Pansen noch in der Haube vorhanden. 43 A NSE NSE D D 100µm 100µm NSE NSE 100µm 100µm B CHAT E ChAT C NOS F NOS Abb.5: Ausschnitt eines myenterischen Ganglions aus der Haube (links, A-C) und dem Pansen (rechts, D-F) des Mastlammes. Wie beim Sauglamm waren auch hier alle in der NSE-Färbung (A bzw. D) markierten Neurone entweder immunreaktiv für ChAT (B bzw. E; weiße Pfeile) oder für NOS (C bzw. F; schwarze Pfeile). Kolokalisationen von ChAT und NOS waren weder im Pansen noch in der Haube vorhanden. 44 In der Schlundrinne war eine Dreifachfärbung gegen NSE, ChAT und NOS nur beim Sauglamm möglich (Abb.6). Hier wurden in 3 Präparaten insgesamt 900 Neurone analysiert. Bis auf ein Neuron (=0,11%) waren alle Neurone entweder dem cholinergen oder nitrergen Typ zuzuordnen (=99,89%). Beim Mastlamm dagegen konnten weder mit dem anti-NSE- noch mit dem anti-ChAT-Antikörper Nervenzellen markiert werden. Anstelle des anti-NSE-Antikörpers wurde hier daher ein Antikörper verwendet, der gegen das neuronale Protein HuC/D gerichtet ist. Dieses Protein wird ausschließlich von Neuronen synthetisiert, so dass der anti-HuC/D-Antikörper ebenfalls als genereller Marker für Nervenzellen verwendet werden kann. Zuvor durchgeführte Färbungen an Schlundrinnen von Sauglämmern hatten bestätigt, dass durch den anti-NSE- und den anti-HuC/D-Antikörper identische Nervenzellen markiert werden (Abb.7). Da in der Schlundrinne des Mastlammes der Nachweis cholinerger Neurone ebenfalls nicht möglich war, wurden die Neurone hier in eine nitrerge und nichtnitrerge Population eingeteilt. NSE A B ChAT 50 µm NOS C A Abb.6: Myenterisches Ganglion aus der Schlundrinne des Sauglammes. Alle in der Schlundrinne des Sauglammes durch die NSEFärbung (A) markierten Neurone besaßen entweder cholinerge (B, weiße Pfeile) oder nitrerge (C, schwarze Pfeile) Kodierung. NSE B 45 HU Abb.7: In der Schlundrinne des Sauglammes wurden mit der Anfärbung gegen NSE (A) und gegen HuC/D (B) identische Neurone markiert. Durch die Verwendung zusätzlicher, gegen die Neuropeptide Substanz P (SP) und VIP gerichteter Antikörper, wurde eine weitere Unterteilung der cholinergen und nitrergen Population möglich. So waren in Pansen und Haube beider Altersstufen drei verschiedene Populationen vorhanden. Neben einer rein cholinergen Populationen (ChAT/-) existierte eine weitere cholinerge Population, in der die Neurone auch SP exprimierten (ChAT/SP). In nahezu allen nitrergen Neuronen des Retikulorumens war gleichzeitig VIP nachzuweisen (NOS/VIP) (Abb.8, 9). Vereinzelt waren auch nitrerge Neurone vorhanden, die nicht gleichzeitig für VIP kodierten. Der Anteil dieser Neurone lag jedoch unter 1%, so dass sie nicht als eigene Population berücksichtigt wurden. In der Schlundrinne des Sauglammes waren ebenfalls die drei bereits beschriebenen Populationen nachweisbar. Daneben waren hier deutlich mehr Neurone nur für NOS immunreaktiv als im Retikulorumen. Es ergab sich daher in der Schlundrinne eine vierte, rein nitrerge Population (NOS/-). 4.2.1 Neurochemische Kodierung im Retikulorumen Die Anteile der Neuronenpopulationen in Pansen und Haube zeigten bei beiden Altersstufen Ähnlichkeiten miteinander und unterschieden sich deutlich von denen der Schlundrinne. Im Retikulorumen war die Mehrheit der myenterischen Neurone der cholinergen Population zuzuordnen. Die übrigen Neurone gehörten zur nitrergen Population, die stets signifikant kleiner war als die cholinerge. 46 In Pansen und Haube des Sauglammes zählten die meisten Neurone zur Population ChAT/SP (Tab.6,7). Trotz der signifikant geringeren Anzahl der ChAT/SP kodierenden Neurone im Pansen bestand aufgrund der unterschiedlichen Gangliongrößen aber kein prozentualer Unterschied zwischen Pansen und Haube. In beiden Lokalisationen unterschied sich die Population ChAT/SP signifikant von den beiden anderen Populationen ChAT/- und NOS/VIP. Die rein cholinerge Population war in der Haube signifikant größer als die Population NOS/VIP (Tab.7). Im Pansen dagegen unterschieden sich diese voneinander Populationsgrößen (Tab.6). Ein Vergleich der beiden Populationen nicht innerhalb des Retikulorumens zeigte, dass die Population ChAT/- in der Haube sowohl absolut als auch relativ größer war als im Pansen. Bei den nitrergen Neuronen waren lokalisationsabhängige Unterschiede nur bezüglich der relativen Populationsgröße ausgebildet. Neuronenpopulationen ChAT/SP im Pansen absolut Sauglamm ChAT/absolut 65 ± 251) relativ [%] 63 ± 51) N/n=6/6 a Mastlamm N/n=3/3 NOS/VIP absolut 20 ± 91) relativ [%] 19 ± 31) 17 ± 91) relativ [%] 17 ± 51) A b B b B 21 ± 82) 61 ± 51) 5 ± 21) 13 ± 41) 8 ± 21) 24 ± 32) a A b B b C Tabelle 6: Absolute (=Anzahl Neurone pro Ganglion) und relative (=prozentuale) Anteile der verschiedenen Neuronenpopulationen im Pansen von Saug- und Mastlamm. a,b: Verschiedene Buchstaben markieren signifikante Unterschiede der absoluten Populationsgrößen innerhalb einer Altersgruppe. A,B,C: Verschiedene Buchstaben markieren signifikante Unterschiede der relativen Populationsgrößen innerhalb einer Altersgruppe. 1),2) : die Zahlen stehen für signifikante Unterschiede zwischen Saug- und Mastlamm. Beispielsweise besteht in der Population ChAT/SP bezüglich der absoluten Populationsgröße ein signifikanter Unterschied zwischen beiden Altersgruppen. Dagegen ist in Bezug auf die relative Größe der Population ChAT/SP kein altersabhängiger Unterschied vorhanden. Die Anzahl der jeweils ausgewerteten Proben wird durch n angegeben. N entspricht der Anzahl der Tiere, von denen die Proben gewonnen wurden. (p<0,05,Two-Way-ANOVA). 47 A ChAT E 100µm ChAT 100µm B SP F SP C NOS G NOS D VIP H VIP Abb.8: Neuronenpopulationen in der Haube (links, A-D) und im Pansen (rechts, E-H) des Sauglammes. In beiden Vormagenbereichen waren drei verschiedene Neuronenpopulationen nachweisbar. Die Mehrheit der Neurone war cholinerg und besaß die Kodierung ChAT/SP (A, B bzw. E, F) (weiße Pfeile). In den Anfärbungen gegen NOS (C bzw. G) und VIP (D bzw. H) sind diese Neurone nicht markiert. Die weißen Pfeilspitzen zeigen auf Neurone mit rein cholinerger Kodierung (ChAT/-). Mit den schwarzen Pfeilen sind Neurone der Population NOS/VIP (C, D bzw. G, H) markiert. 48 A ChAT 100µm B SP C NOS D VIP Abb.9: Ausschnitte von Ganglien aus dem Pansen (links, A-D) und aus der Haube (rechts, E-H) des Mastlammes. Beide Gewebe wurden gegen ChAT (A bzw. E), SP (B bzw. F), NOS (C bzw. G) und VIP (D bzw. H) angefärbt. Wie beim Sauglamm existieren auch beim Mastlamm die Populationen ChAT/SP (weiße Pfeile), ChAT/- (weiße Pfeilspitze) und NOS/VIP (schwarze Pfeile). 49 Auch im Retikulorumen des Mastlammes bildeten die für ChAT und SP immunreaktiven Nervenzellen die größte Population (Tab.6,7). Die absoluten Größen der Populationen ChAT/SP und ChAT/- waren dabei im Pansen signifikant geringer als in der Haube. Beim Vergleich der prozentualen Populationsgrößen dagegen war nur bei der rein cholinergen Population ein Unterschied zwischen den beiden Kompartimenten feststellbar. Gegenüber dem Sauglamm war die absolute Größe der Population ChAT/SP sowohl im Pansen als auch in der Haube signifikant geringer. Da sich die Gangliongröße ebenfalls altersabhängig verringerte, führte dies aber nicht zu einer Veränderung des prozentualen Anteils der Population ChAT/SP (Tab.6,7). In der Haube des Mastlammes unterschied sich der absolute und relative Anteil der rein cholinergen Population signifikant von dem der Population ChAT/SP. Zwischen den Anteilen der rein cholinergen und der nitrergen Population war dagegen kein Unterschied vorhanden (Tab.7). Auch im Pansen war die Anzahl rein cholinerger Neurone signifikant geringer als die der Population ChAT/SP. Im Gegensatz zur Haube war am Pansen ein signifikanter Unterschied zwischen den relativen Anteilen der Kodierungen ChAT/- und NOS/VIP festzustellen. In Bezug auf die absoluten Zellzahlen war kein Unterschied feststellbar (Tab.6). Neuronen- ChAT/SP ChAT/- NOS/VIP populationen Sauglamm 118 ± 271) relativ [%] 64 ± 21) N/n=5/5 a A b B c C Mastlamm 63 ± 132) 62 ± 31) 21 ± 32) 21 ± 51) 17 ± 11) 17 ± 42) N/n=3/3 a A b B b B in der Haube absolut absolut absolut 45 ± 121) relativ [%] 24 ± 41) 18 ± 51) relativ [%] 10 ± 31) Tabelle 7: Absolute (=Anzahl Neurone pro Ganglion) und relative (=prozentuale) Anteile der verschiedenen Neuronenpopulationen in der Haube von Saug- und Mastlamm. a,b,c: Verschiedene Buchstaben markieren signifikante Unterschiede der absoluten Populationsgrößen innerhalb einer Altersgruppe. A,B,C: Verschiedene Buchstaben markieren signifikante Unterschiede der relativen Populationsgrößen innerhalb einer Altersgruppe. 1),2) : die Zahlen stehen für signifikante Unterschiede zwischen Saug- und Mastlamm. Die Anzahl der jeweils ausgewerteten Proben wird durch n angegeben. N entspricht der Anzahl der Tiere, von denen die Proben gewonnen wurden. (p<0,05,Two-Way-ANOVA). 50 Ein Vergleich der Neuronenpopulation ChAT/- zwischen Saug- und Mastlamm ergab im Pansen weder absolute noch relative Unterschiede. In der Haube dagegen war die absolute Anzahl rein cholinerger Neurone beim Sauglamm signifikant größer als beim Mastlamm. Der prozentuale Anteil dieser Population unterschied sich jedoch auch in der Haube nicht. Die absolute Anzahl der NOS/VIP immunreaktiven Neurone im Retikulorumen war in beiden Altersstufen vergleichbar. Infolge der altersabhängig veränderten Gangliongröße war aber der prozentuale Anteile der Population NOS/VIP sowohl im Pansen als auch in der Haube beim Mastlamm signifikant höher als beim Sauglamm. 4.2.2 Neurochemische Kodierung in der Schlundrinne Die Schlundrinne bei Saug- und Mastlamm war im Gegensatz zum Retikulorumen durch eine vorwiegend nitrerge Innervation charakterisiert (Tab.8,9; Abb.10,11). In der Schlundrinne des Sauglammes waren zwei nitrerge Neuronenpopulationen vorhanden. Die größere Population wurde von Neuronen gebildet, die neben NOS auch VIP synthetisierten. Die zweite, kleinere nitrerge Population bestand dagegen aus Neuronen, die nur für NOS immunreaktiv waren. Die cholinergen Neurone waren wie im Retikulorumen entweder der Population ChAT/SP oder der rein cholinergen Population ChAT/- zuzuordnen. Neuronenpopulationen in der Schlundrinne des Sauglammes absolut relativ [%] ChAT/SP ChAT/- NOS/VIP NOS/- 12 ± 1 a 6±1 b 21 ± 1 c 8±2 b 25 ± 1 A 13 ± 3 B 45 ± 1 C 17 ± 3 D Tabelle 8: Absolute (=Anzahl Neurone pro Ganglion) und relative (=prozentuale) Anteile der verschiedenen Neuronenpopulationen in der Schlundrinne des Sauglammes. a,b,c: Verschiedene Buchstaben markieren signifikante Unterschiede innerhalb der absoluten Populationsgrößen. A,B,C,D: Verschiedene Buchstaben markieren signifikante Unterschiede innerhalb der relativen Populationsgrößen. Anzahl der untersuchten Proben: N/n=4/4; (p<0,05,One-Way-ANOVA) 51 A ChAT C NOS SP D VIP 100µm B Abb.10: Ganglion aus der Schlundrinne des Sauglammes. Die Vierfachfärbung gegen ChAT (A), SP (B), NOS (C) und VIP (D) zeigte, dass die Neurone vier verschiedenen Populationen zugeordnet werden können: ChAT/SP (weißer Pfeil), ChAT/- (weiße Pfeilspitze), NOS/VIP (schwarzer Pfeil) und NOS/- (schwarze Pfeilspitze). Neuronenpopulationen in der Schlundrinne des Mastlammes absolut HU/- HU/VIP HU/NOS HU/NOS/VIP 1±1 a 0,3 ± 0,5 a 0,3 ± 0,5 a 10 ± 5 b relativ [%] 11 ± 13 A 3±5 A 3±5 A 83 ± 15 B Tabelle 9: Absolute (=Anzahl Neurone pro Ganglion) und relative (=prozentuale) Anteile der verschiedenen Neuronenpopulationen in der Schlundrinne des Mastlammes. Anders als beim Sauglamm waren hier keine Neurone nachweisbar, die immunreaktiv für ChAT und SP waren. Die Mehrheit der Neurone war nitrerg und besaß die Kodierung NOS/VIP. Die nichtnitrergen Neurone kodierten entweder nur für HU oder für HU/VIP. a,b: Verschiedene Buchstaben markieren signifikante Unterschiede innerhalb der absoluten Populationsgrößen. A,B: Verschiedene Buchstaben markieren signifikante Unterschiede innerhalb der relativen Populationsgrößen. Anzahl der untersuchten Proben: N/n=4/4; (p<0,05,One-Way-ANOVA) 52 Beim Mastlamm unterschied sich die Innervation der Schlundrinne deutlich von der des Sauglammes (Tab.9). Zwar dominierte auch hier die nitrerge Neuronenpopulation, im Unterschied zum Sauglamm jedoch war in nahezu allen dieser Nervenzellen auch gleichzeitig VIP nachweisbar. Die rein nitrerge Population war deutlich kleiner als beim Sauglamm und nur noch vereinzelt vorhanden (0,3 ± 0,5 Neurone/Ganglion) Da keine cholinergen Nervenzellen nachgewiesen werden konnten, wurde der verbleibende Teil der Neurone als nichtnitrerge Population bezeichnet. Diese enthielt einerseits Neurone, die nur für VIP kodierten (Abb.11). Andererseits existierten hier Neurone, die durch den anti-HuC/D-Antikörper markiert wurden, aber weder für VIP noch für SP immunreaktiv waren. Diese Population wurde als HU/- bezeichnet. A HU B NOS VIP D SP 100µm C Abb.11: Ganglion aus der Schlundrinne des Mastlammes. Zur generellen Markierung der Neurone wurde der anti-HuC/D-Antikörper (A) verwendet. Die so detektierten Neurone besaßen zumeist die Kodierung NOS/VIP (B, C) (schwarzer Pfeil). Daneben existierten Neurone, die immunreaktiv für VIP (C) waren, nicht aber für NOS (B) ( weißer Pfeil). Mit der gegen SP (D) gerichtenen Färbung konnten lediglich Nervenfasern aber keine Zellkörper markiert werden. 53 Anteil Nervenzellen an der Gesamtpopulation [%] 80 * * 60 * * 40 * * * * 20 * * 0 ChAT/- ChAT/SP NOS/VIP NOS/- Pansen Haube Schlundrinne Abb.12: Prozentuale Verteilung der einzelnen Neuronenpopulationen in Pansen, Haube und Schlundrinne des Sauglammes. Während im Retikulorumen die Population ChAT/SP am größten war, dominierten in der Schlundrinne die nitrergen Neurone. Sie besaßen entweder die Kodierung NOS/VIP oder NOS/-. In Pansen und Haube war der Anteil der rein nitrergen Neurone kleiner als 1%. Signifikante Unterschiede (p<0,05, Two-Way-ANOVA) der prozentualen Populationsgrößen in den verschiedenen Vormagenbereichen sind mit einem Stern (*) gekennzeichnet. 4.2.3 Weiterführende Anfärbungen In der Altersklasse der Sauglämmer wurden einige Präparate von Pansen und Haube auf die Anwesenheit des Enzyms Tyrosinhydroxylase (TH) sowie auf Calbindin untersucht. 4.2.3.1 Tyrosinhydroxylase Um möglicherweise im myenterischen Plexus des Vormagens vorhandene sympathische Neurone zu detektieren, wurden jeweils drei Präparate von Pansen und Haube mit einem gegen die Tyrosinhydroxylase (TH) gerichteten Antikörper inkubiert. Dieses Enzym ist an der Synthese von Katecholaminen wie beispielsweise 54 Noradrenalin beteiligt, weshalb es in extrinsischen, sympathischen Nervenzellen nachgewiesen werden kann. Sowohl im Pansen als auch in der Haube waren Nervenfasern nachweisbar, die immunreaktiv für TH waren. Positive Zellkörper waren dagegen in keiner der beiden Lokalisationen zu finden (Abb.13). A TH B SP NOS D VIP 50µm C Abb.13: Myenterisches Ganglion aus dem Pansen des Sauglammes, angefärbt gegen TH (A), SP (B), NOS (C) und VIP (D). Mit der Färbung gegen TH, einem Syntheseenzym für Katecholamine (z.B. Noradrenalin), konnten nur immunreaktive Fasern dargestellt werden. Immunreaktive Zellkörper wurden nicht markiert. 4.2.3.2 Calbindin Das Vorhandensein von Calbindin in myenterischen Neuronen wurde in vier Pansenund drei Haubenpräparaten durch Vierfachfärbungen untersucht. Neben Calbindin wurden gleichzeitig auch SP, VIP und NOS angefärbt (Abb.14). Für den Pansen wurden vier Präparate dieser Färbung ausgewertet und dabei ein Anteil von 2 ± 2 Calbindin-positiven Neuronen pro Ganglion ermittelt. Fast alle der Calbindin-positiven Neurone waren in der hier durchgeführten Färbung allein für Calbindin immunreaktiv, nur vereinzelt kodierten die Neurone auch gleichzeitig für 55 NOS. Durch die bereits oben beschriebenen Untersuchungen wurde zuvor belegt, dass jedes myenterische Neuron im Retikulorumen entweder ChAT oder NOS synthetisiert. Daher konnte davon ausgegangen werden, dass Neurone, die in der hier durchgeführten Färbung nur für Calbindin immunreaktiv waren, der cholinergen Population zuzuordnen waren. Diese rein cholinerge Neuronenpopulation, die im Pansen 20 ± 9 Neurone umfaßte, konnte daher weiter in zwei Subpopulationen unterteilt werden. Während die meisten der rein cholinergen Neurone weiterhin allein für ChAT kodierte, war bei 10 ± 10% dieser Nervenzellen aber zusätzlich Calbindin (2 ± 2 Neurone) exprimiert. Da die Kodierung NOS/Calbindin nur vereinzelt auftrat, war der Anteil dieser Neurone an der gesamten Neuronenpopulation kleiner als 1%. In Bezug auf alle, insgesamt 238 gezählten Calbindin positiven Neuronen, betrug der Anteil der für Calbindin und NOS kodierenden Neurone lediglich 5,5% (13 Neurone). In der Haube waren ebenfalls Calbindin exprimierende Neurone vorhanden. Der Anteil dieser Neurone an der Gesamtpopulation war in der Haube deutlich geringer als im Pansen. In den drei ausgewerteten Haubenpräparaten wurden 51 Calbindin positive Nervenzellen gezählt. In Bezug auf alle myenterischen Nervenzellen entspricht dies einer Populationsgröße von unter 1%. Der Anteil Calbindin positiver Neurone, die zur nitrergen Population gehörten, war mit 29% (15 Neurone) in der Haube deutlich höher als im Pansen. Die übrigen 36 Neurone konnten auch in der Haube der Kodierung ChAT/Calbindin zugeordnet werden. 56 A Calb 50µm E Calb 50µm B NOS F NOS C VIP G VIP D SP H SP Abb.14: Ganglion aus dem Pansen (A-D) und der Haube (E-H). Im Pansen waren die meisten Calbindin positiven Neurone (A) in keiner der drei anderen Färbungen (B-D) zu sehen. Da zuvor gezeigt wurde, dass alle nicht nitrergen Neurone cholinerge Kodierung besitzen, wurde den Calbindin positiven Neuronen die Kodierung ChAT/Calbindin zugeordnet. In der Haube dagegen waren auch Calbindin positive Neurone (E) vorhanden, die gleichzeitig NOS (F), nicht aber VIP (G) kolokalisierten. Sie besaßen also die Kodierung NOS/Calbindin. 57 4.3 Zellgrößen In der Gruppe der Sauglämmer wurde die Größe der neurochemisch unterschiedlich kodierten Neurone in den verschiedenen Vormagenkompartimenten bestimmt (Tab.10). Die hier angegebenen Neuronengrößen beziehen sich dabei auf die Fläche der Neuronensomata. Die Fortsätze der Neuronen wurden bei der durchgeführten Messung nicht berücksichtigt. Es fiel auf, dass die nitrergen Neurone in allen Lokalisationen signifikant größer waren als die cholinergen Neurone. Die nitrergen Neurone in der Haube besaßen auch ein signifikant größeres Zellsoma als die nitrergen Neurone im Pansen und in der Schlundrinne. Bei den cholinergen Neuronen waren keine Größenunterschiede zwischen den beiden Populationen ChAT/- und ChAT/SP vorhanden. Auch zwischen den einzelnen Vormagenlokalisationen waren keine Größenunterschiede zwischen den cholinergen Populationen vorhanden. Neuronengröße in µm2 ChAT/ChAT/SP NOS/VIP NOS/- Pansen Haube Schlundrinne 292 ± 19 a 310 ± 27 a 434 ± 14 b 311 ± 32 a 335 ± 34 a 622 ± 33 c --- --- 319 ± 12 a 331 ± 36 a 419 ± 49 b 468 ± 31 b Tabelle 10: Größe (in µm2) myenterischer Vormagenneurone beim Sauglamm in Abhängigkeit von ihrer neurochemischen Kodierung. Die Population NOS/- ist nur in der Schlundrinne vorhanden. a,b,c: Verschiedene Buchstaben markieren signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Kodierungen und Lokalisationen. So waren beispielsweise die nitrergen Neurone im Pansen größer als die Neurone der beiden cholinergen Populationen in diesem Bereich. Gleichzeitig waren die nitrergen Neurone im Pansen aber signifikant kleiner als die in der Haube. Aus jedem Vormagenbereich wurden jeweils drei Präparate untersucht (N/n=3/3). 58 4.4 Projektionen und neurochemischer Kode von Muskelneuronen 4.4.1 Generelle Verteilung und Projektionsmuster im Retikulorumen Mit der angewandten Methode des retrograden Tracings konnten sowohl im Pansen als auch in der Haube myenterische Neurone markiert werden, die zur glatten Muskulatur projizierten. Im Pansen führte die DiI-Applikation auf die Zirkulär- bzw. Längsmuskulatur von jeweils vier Präparaten zur Markierung von 30 ± 22 bzw. 31 ± 9 myenterischen Neuronen. In der Haube dagegen schien die Anzahl der DiI-markierten Neurone in beiden Muskelschichten höher als im Pansen, was aber aufgrund der hohen Standardabweichung statistisch nicht zu belegen war (Tab.11). Für die Haube wurden aus jeder Muskelschicht jeweils drei Präparate ausgewertet. Anhand ihrer Projektionsrichtungen wurden die DiI-markierten Neurone in eine aszendierende und in eine deszendierende Subpopulation unterteilt. Da weder im Pansen noch in der Haube signifikante Unterschiede zwischen den prozentualen Anteilen der aszendierenden und der deszendierenden Subpopulationen bestanden, konnte für keinen der beiden Vormagenbereiche eine Projektionspräferenz in orale oder aborale Richtung nachgewiesen werden. Pansen Absolute Anzahl DiI-Neurone Relativer Anteil aszendierender Neurone [%] Relativer Anteil deszendierender Neurone [%] Haube Zirkulärmuskulatur Längsmuskulatur Zirkulärmuskulatur Längsmuskulatur 30 ± 22 31 ± 9 99 ± 58 62 ± 53 40 ± 14 55 ± 24 51 ± 9 56 ± 21 60 ± 14 45 ± 24 49 ± 9 44 ± 21 Tabelle 11: Absolute Anzahl und räumliche Verteilung (in %) der DiI-markierten Neurone in Pansen und Haube. Bezüglich der Anzahl markierter DiI-Neurone waren keine signifikanten Unterschiede vorhanden. (p<0,05, One-Way-ANOVA). Auch zwischen den Muskelschichten von Pansen und Haube sowie zwischen aszendierenden und deszendierenden Neuronen waren keine signifikanten Unterschiede nachweisbar. (p<0,05, Two-Way-ANOVA). 59 4.4.2 Neurochemischer Kode der Muskelneurone im Retikulorumen Zur Bestimmung des neurochemischen Kodes der DiI-markierten Neurone wurden Dreifachfärbungen gegen ChAT, SP und VIP (Abb.15, 16) durchgeführt. Da ein Filterblock des Fluoreszenzmikroskops zur Sichtbarmachung des DiIs benötigt wurde, konnten nur drei weitere Fluoreszenzfarbstoffe verwendet werden. Da aus den anfangs durchgeführten Untersuchungen bekannt war, dass die myenterischen Neurone des Vormagens entweder für ChAT oder für NOS kodierten, wurden die DiImarkierten Präparate gegen ChAT, SP und VIP angefärbt. Für Neurone, die hierbei keine Immunreaktivität für ChAT zeigten, wurde folglich eine nitrerge Kodierung angenommen. Darüberhinaus war durch die Untersuchung der allgemeinen Kodierung bekannt, dass NOS und VIP im Retikulorumen kolokalisiert exprimiert wurden. DiI-markierte Neurone, die für VIP immunreaktiv waren, wurden demzufolge als Neurone der Population NOS/VIP bezeichnet. Bei der Auswertung der DiI-markierten Präparate aus Pansen und Haube zeigten sich vergleichbare Ergebnisse. Signifikante Unterschiede zwischen den beiden Vormagenkompartimenten konnten nicht festgestellt werden. Vielmehr ergaben sich Unterschiede beim Vergleich der Innervation von Längs- und Zirkulärmuskulatur innerhalb einer Vormagenlokalisation. Grundsätzlich waren an der Innervation beider Muskelschichten im Retikulorumen Neurone der drei Kodierungen ChAT/SP, ChAT/- und NOS/VIP beteiligt (Tab.12,13; Abb.15,16). Pansen NOS gesamt [%] ChAT gesamt [%] Haube Zirkulärmuskulatur Längsmuskulatur Zirkulärmuskulatur Längsmuskulatur 35 ±17 a 35 ± 22 a 18 ±12 a 30 ± 14 a 65 ± 17 b 65 ± 22 a 82 ± 12 b 70 ± 14 b Tabelle 12: Prozentuale Anteile der cholinergen und nitrergen Population innerhalb der DiI-markierten Neuronen in den Muskelschichten von Pansen und Haube. a,b: Die Buchstaben markieren signifikante Unterschiede zwischen beiden Populationen. Zwischen der Zirkulär- und der Längsmuskelschicht beider Vormagenbereiche bestanden keine signifikanten Unterschiede (p<0,05, Two-way-ANOVA) 60 A DiI E DiI I DiI 50µm 50µm 50µm B ChAT F ChAT J ChAT C SP G SP K SP D VIP H VIP L VIP Abb.15: Muskelneurone aus der Haube des Sauglammes. A – D: Zirkulärmuskelneuron (A), das immunreaktiv für VIP (D) war. Für ChAT (B) und SP (C) bestand keine Immunreaktivität. Da alle VIPergen Neurone in der Haube auch für NOS kodierten, besaß dieses DiI-markierte Neuron die Kodierung NOS/VIP. E – H: Gegen ChAT (F) und SP (G) immunreaktives DiI-Neuron (E), das zur Zirkulärmuskulatur projizierte. In der Färbung gegen VIP (H) war keine Immunreaktivität nachweisbar. I – L: Längsmuskelneuron (I) mit der Kodierung ChAT/- (J). Für SP (K) und VIP (L) war keine Immunreaktivität vorhanden. 61 A DiI E DiI 50µm 50µm B ChAT F ChAT C SP G SP D VIP H VIP 62 I DiI Abb.16: Muskelneurone Sauglammes. im Pansen des A - D: Zirkulärmuskelneuron (A) mit der Kodierung ChAT/SP (B, C). In der Färbung gegen VIP (D) war keine Immunreaktivität nachweisbar. 50µm J ChAT E – H:. Zwei nitrerge Muskelneurone (E), die nach DiI-Applikation auf die Längsmuskulatur identifiziert wurden. Beide Neurone zeigten Immunreaktivität für VIP (H), nicht aber für ChAT (F) und SP (G). Da zuvor gezeigt wurde, dass im Retikulorumen VIP kolokalisiert mit NOS exprimiert wird, wurde den Neuronen die Kodierung NOS/VIP zugeordnet. I – L:. DiI-markiertes Neuron (I), das zur Längsmuskulatur des Pansens projizierte. Es war immunreaktiv für ChAT (J), nicht aber für SP (K) und VIP (L). Das Muskelneuron besaß daher die Kodierung ChAT/-. K SP L VIP 63 In der Haube waren an der Innervation beider Muskelschichten signifikant mehr cholinerge als nitrerge Neurone beteiligt. Im Pansen war nur die Zirkulärmuskulatur durch einen höheren Anteil cholinerger Nervenzellen innerviert. In der Längsmuskulatur dagegen unterschieden sich der Anteil cholinerger und nitrerger Neurone nicht voneinander (Tab.12). Die cholinerge Innervation der Muskulatur des Pansens bestand hauptsächlich aus Neuronen der Population ChAT/SP. Daneben projizierten auch Nervenzellen der Kodierung ChAT/- zur Muskulatur. Gegenüber der Population ChAT/SP war der Anteil der rein cholinergen Neurone in beiden Muskelschichten des Pansens signifikant geringer. Die übrigen DiI-markierten Neurone gehörten der Population NOS/VIP an. Für die Zirkulärmuskulatur war der Anteil der nitrergen Population nicht nur gegenüber allen cholinergen Neuronen sondern auch gegenüber den ChAT/SP kodierten Neuronen signifikant geringer. In der Longitudinalmuskulatur dagegen war zwischen den Anteilen dieser beiden Kodierungen kein signifikanter Unterschied nachweisbar (Tab.13). Pansen Haube Zirkulärmuskulatur Längsmuskulatur Zirkulärmuskulatur Längsmuskulatur NOS/VIP 35 ±17 a 35 ± 22 a 18 ±12 a 30 ± 14 a ChAT/SP 63 ± 15 b 61 ±23 a 66 ± 5 b 63 ± 13 b ChAT/- 2±2 c 5±4 b 16 ± 12 a 7±6 a Tabelle 13: Prozentuale Anteile der Population NOS/VIP, CHAT/SP und CHAT/-innerhalb der DiImarkierten Neuronen in den Muskelschichten von Pansen und Haube. a,b,c: Die Buchstaben markieren signifikante Unterschiede der Populationsgrößen innerhalb einer Lokalisation. Zwischen den verschiedenen Lokalisationen waren keine signifikanten Unterschiede der Populationsgrößen nachweisbar (p<0,05, Two-Way-ANOVA). 64 In beiden Muskelschichten der Haube projizierten signifikant mehr Neurone der Kodierung ChAT/SP als NOS/VIP zur Muskulatur. Der Anteil der nitrergen Neurone war sowohl in der Zirkulär- wie auch in der Längsmuskulatur mit dem der rein cholinergen Nervenzellen vergleichbar. Wie im Pansen waren auch in der Haube signifikant weniger rein cholinerge Neurone als ChAT/SP kodierende Neurone an der Innervation der Muskulatur beteiligt (Tab.13). Neben der generellen prozentualen Ermittlung der verschiedenen beteiligten Populationen wurden weiterhin ihre jeweiligen Anteile an den aszendierenden und deszendierenden Neuronen analysiert. Im übrigen Gastrointestinaltrakt sind aszendierend und deszendierend projizierende Neurone mit spezifischem neurochemischem Kode für die Bildung bestimmter Motilitätsmuster von grundlegender Bedeutung. Beispielsweise wird die koordinierte Motorik des Darms während des peristaltischen Reflexes durch die polarisierten Projektionen der beteiligten Muskelmotoneurone ermöglicht. Demzufolge sollte auch für die Vormagenmuskulatur analysiert werden, ob die Muskelmotoneurone ein entsprechendes Projektionsverhalten aufweisen. In beiden Muskelschichten der Pansenwand sowie in der Longitudinalmuskulatur der Haube konnte kein signifikanter Unterschied in den Kodierungen der aszendierenden und deszendierenden Nervenzellen festgestellt werden (Tab.14). In der Zirkulärmuskulatur der Haube dagegen waren deutliche Unterschiede in Bezug auf Kodierung und Projektionsverhalten vorhanden. Hier war sowohl bei den aszendierenden als auch bei den deszendierenden Neuronen der Anteil der cholinergen Neurone signifikant höher als der der Neurone mit nitrerger Kodierung. 65 Anteil der Populationen [%] cholinerg aszendierend cholinerg deszendierend nitrerg aszendierend nitrerg deszendierend Pansen Haube Zirkulärmuskulatur Längsmuskulatur Zirkulärmuskulatur Längsmuskulatur 24 ± 21 36 ± 29 42 ± 5 A 37 ± 12 40 ± 5 29 ± 19 40 ± 16 A 33 ± 15 17 ± 6 19 ± 8 9±4 B 19 ±13 20 ± 16 16 ± 14 10 ± 9 B 11 ±11 Tabelle 14: Prozentuale Anteile der aszendierend und deszendierend projizierenden Neurone in Abhängigkeit von ihrer neurochemischen Kodierung in Pansen und Haube. Signifikante Unterschiede zwischen den verschiedenen Populationen sind mit den Buchstaben A und B markiert und waren nur in der Zirkulärmuskulatur der Haube nachweisbar. Hier dominieren in beiden Projektionsrichtungen die cholinergen Neurone. (p<0,05, Two-Way-ANOVA) 4.4.3 Projektionslängen DiI-markierter Neurone im Retikulorumen Um mögliche Korrelationen zwischen der ursprünglichen Verlaufsrichtung der Muskelfasern und der Lokalisation der markierten DiI-Zellen zu untersuchen, wurden die Projektionslängen der DiI-Neurone in X- und Y-Richtung bestimmt (Tab.15). Wie bereits beschrieben, war die Richtung der Y-Achse am ehemaligen Verlauf der Zirkulärmuskulatur orientiert. Die Lage der X-Achse entsprach der früheren Verlaufsrichtung der Längsmuskelschicht. Bei der Bestimmung der Projektionslängen zeigten sich in beiden Vormagenbereichen Unterschiede zwischen der Zirkulär- und Längsmuskelschicht. So waren in der Zirkulärmuskulatur der Haube die Projektionen in Y-Richtung signifikant länger als in Richtung der X-Achse. Dies zeigte, dass die zur Zirkulärmuskulatur projizierenden myenterischen Neurone entlang der innervierten Muskelfasern lokalisiert waren. Für die Zirkulärmuskelschicht des Pansens ist dieses Innervationsmuster ebenfalls zu vermuten. Die hier ermittelten Projektionslängen deuten ebenfalls auf eine Lage der Neurone entlang der zirkulären Verlaufsrichtung hin; statistisch konnte dies aber nicht belegt werden. In der Longitudinalmuskulatur waren die Ergebnisse von Haube und Pansen wiederum ähnlich. Die DiI-markierten Neuronen waren gleichmäßig in X- und Y- 66 Richtungen verteilt und ließen daher keine Anordnung entlang der Muskelrichtung erkennen. Projektionslängen in mm Longitudinalrichtung Zirkulärrichtung Pansen Haube Zirkulärmuskulatur Längsmuskulatur Zirkulärmuskulatur Längsmuskulatur 0,58 ± 0,29 2,11 ± 1,05 0,7 ± 0,35 a 3,5 ± 1,48 3,19 ± 2,14 1,62 ± 1,04 4,55 ± 0,72 b 1,71 ± 0,15 Tabelle 15: Projektionslängen der Muskelneurone in Pansen und Haube. Die Longitudinalrichtung beschreibt den Abstand der Neurone von der Applikationsstelle in orale und aborale Richtung. Als Zirkulärrichtung wurde der Abstand der Neurone von der Applikationsstelle in dorsale und ventrale Richtung definiert. a,b: Die Buchstaben markieren signifikante Unterschiede der Projektionslängen in der Zirkulärmuskulatur der Haube. Die signifikant längeren Projektionen in Zirkulär- als in Längsrichtung zeigt, dass hier die DiI-markierten Neurone entlang der innervierten Muskelfaser gelegen waren. In der Längsmuskulatur der Haube und im Pansen waren keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Projektionsrichtungen nachweisbar, was auf eine fehlende Anordnung der Muskelneurone in Abhängigkeit von der Verlaufsrichtung hindeutet. (p<0,05, One-Way-ANOVA) 4.4.4 Charakterisierung der Muskelmotoneurone in der Schlundrinne Im Gegensatz zu Pansen und Haube wurden in der Schlundrinne deutlich weniger Neurone mit DiI markiert. Die Anzahl betrug zwischen 4 und 21 Neurone pro Präparat. Außerdem konnten für die Schlundrinne insgesamt weniger Präparate als für den Pansen und die Haube ausgewertet werden. Die geringere Anzahl der Präparate kann vermutlich auf Probleme, die während der Kultivierung der Gewebe auftraten, zurückgeführt werden. Genaueres hierzu soll im folgenden Diskussionsteil der Arbeit dargelegt werden. Insgesamt standen fünf Schlundrinnenpräparate zur Auswertung zur Verfügung. An dreien davon waren Neurone von der Längsmuskulatur aus markiert worden, an zweien von der Zirkulärmuskulatur aus. Infolge dieser Probenanzahl können allgemeingültige, statistisch belegbare Aussagen nur schwer getroffen werden. 67 Von einer Charakterisierung anhand der bei Pansen und Haube angewandten Kriterien wurde daher bei der Schlundrinne abgesehen. Im weiteren werden die vorhandenen Befunde daher lediglich beschreibend dargestellt. Die beiden Präparate, an denen DiI auf die Zirkulärmuskulatur appliziert worden war, enthielten 6 bzw. 7 markierte Neurone (Tab. 16). Die neurochemische Kodierung der DiI-markierten Neurone unterschied sich deutlich zwischen diesen beiden Präparaten. Während in einem Präparat alle markierten Neurone cholinerg (ChAT/SP und ChAT/-) waren, kodierten im anderen Präparat sämtliche Neurone für NOS und größtenteils auch für VIP (Abb.17). Bei den Muskelneuronen, die von der Längsmuskulatur aus markiert worden waren, waren die einzelnen Kodierungen in den drei Präparate in unterschiedlichen Anteilen vertreten (Tab.16). Über das Vorherrschen der cholinergen oder der nitrergen Population kann dabei keine Aussage getroffen werden. So dominierten einmal die cholinergen und einmal die nitrergen Neurone. Im dritten Präparat war der Anteil beider Populationen ähnlich. Präparat Gesamtzahl markierter ChAT/SP DiI-Zellen ChAT/- NOS/VIP NOS/- Fragliche Neurone LM 1 16 1 2 11 1 1 NOS, VIP? LM 2 21 7 2 3 8 1 NOS, VIP? LM 3 4 3 --- 1 --- --- ZM 1 6 3 1 --- --- 2 ChAT, SP? ZM 2 7 --- --- 6 --- 1 NOS, VIP? Tabelle 16: Übersicht über die DiI-markierten Neurone in der Zirkulär- (ZM) und Longitudinalmuskulatur (LM) der Schlundrinne. Als fraglich wurden Neurone bezeichnet, deren Immunreaktivität für SP bzw. VIP nicht eindeutig als positiv oder negativ bewertet werden konnte. 68 A DiI E DiI DiI 50µm 50µm 50µm 50µm I B ChAT F ChAT J ChAT C SP G SP K SP D VIP H VIP L VIP Abb.17: Muskelneurone der Schlundrinne. A – D: DiI-markiertes Neuron (A), das zur Längsmuskulatur projizierte. Es war weder für ChAT (B), noch für SP (C), noch für VIP (D) immunreaktiv. Da zuvor gezeigt wurde, dass nicht cholinerge Neurone Immunreaktivität für NOS besitzen, konnte dem Muskelneuron die Kodierung NOS/- zugeordnet werden. E – H: Zirkulärmuskelneuron (E), das immunreaktiv für VIP (H), nicht aber für ChAT (F) und SP (G) war. Es besaß folglich die Kodierung NOS/VIP. I – L: Längsmuskelneuron (I) der Kodierung ChAT/SP (J, K). Für VIP (L) bestand keine Immunreaktivität. 69 5. Diskussion In dieser Studie wurde in allen untersuchten Vormagenbereichen (Pansen, Haube, Schlundrinne) des Lammes ein ganglionierter myenterischer Plexus gefunden. Die enthaltenen Neurone konnten mit den eingesetzten Antikörpern markiert und so neurochemisch charakterisiert werden. Aufgrund ihres neurochemischen Kodes wurden die Neurone in verschiedene Subpopulationen unterteilt. Die Anzahl und die Größe der Populationen war dabei zum einen von der Vormagenlokalisation und zum anderen vom Alter der Lämmer abhängig. Im Retikulorumen beider Lämmergruppen waren vorwiegend exzitatorische Neurone nachweisbar. In beiden Kompartimenten konnten zwei cholinerge Neuronenpopulationen (ChAT/SP und ChAT/-) und eine nitrerge (NOS/VIP) Neuronenpopulation unterschieden werden. In der Schlundrinne des Sauglammes existierten die selben Populationen wie in Pansen und Haube, daneben war aber noch eine vierte, rein nitrerge (NOS/-) Population vorhanden. Beim Mastlamm dagegen waren in der Schlundrinne fast ausschließlich nitrerge bzw. VIPerge Neurone nachweisbar. Generell konnte in allen drei Vormagenbereichen eine altersabhängige Zunahme der nitrergen Innervation festgestellt werden. Auch bei der Größe und Dichte der Ganglien war eine deutliche Altersabhängigkeit nachweisbar. So waren die Ganglien der Sauglämmer in allen untersuchten Vormagenbereichen größer und dichter gelegen als dies bei den Mastlämmern der Fall war. Durch die Anwendung retrograder Tracingtechniken wurden beim Sauglamm myenterische Neurone identifiziert, die zur Muskulatur des Vormagens projizierten. In Pansen und Haube war dabei die Anzahl DiI-markierter Neurone höher als in der Schlundrinne. Die Projektionen der Muskelmotoneurone waren weder im Retikulorumen noch in der Schlundrinne polarisiert. Die DiI-markierten Neurone stammten im Retikulorumen primär aus den Populationen CHAT/SP und NOS/VIP. In der Schlundrinne waren vorwiegend Neurone der beiden nitrergen Populationen sowie Neurone der Population CHAT/SP an der Innervation der Muskulatur beteiligt. 70 5.1 Allgemeine Methodenkritik Die Ergebnisse der allgemeinen Innervationsmuster des Vormagens wurden an Geweben ermittelt, die entweder nach ihrer Entnahme direkt fixiert wurden oder für 24 Stunden mit 40µM Colchizin kultiviert worden waren. Die DiI-markierten Präparate dagegen wurden insgesamt über einen Zeitraum von 5 Tagen kultiviert, wobei dem Kulturmedium erst in den letzten 16 Stunden ebenfalls 40µM Colchizin zugesetzt wurde. Bezüglich der Gewebekultur stellt sich die Frage, ob durch dieses Vorgehen eine Veränderung der Transmitterexpression hervorgerufen wird. Am submukösen Plexus im Dünndarm des Meerschweinchen wurde gezeigt, dass sich während der Kultivierung Anzahl und neurochemische Kodierung von NPY, VIP und SP positiven Neuronen gegenüber frischen Kontrollpräparaten nicht veränderten (SONG et al. 1997). Da dies für Präparate gezeigt wurde, die über eine Dauer von drei und fünf Tagen kultiviert wurden, kann eine entsprechende Veränderung auch bei den mit DiImarkierten Präparaten ausgeschlossen werden. Der Zusatz von Colchizin zum Kulturmedium dient dazu, den axonalen Transport von Neuropeptiden zu blockieren (EKBLAD et al. 1996), so dass diese sich im Zellsoma anreichern. Diese "chemische Axotomie", die vor einigen Jahren am Magendarmtrakt des Meerschweinchens beschrieben wurde, führt zu einer verbesserten immunhistochemischen Darstellbarkeit der Neuropeptide (COSTA et al.1986). Allerdings ist bekannt, dass der Zusatz von Colchizin auch zu einer veränderten Expression von Neuropeptiden führen kann. So wurde bei der Ratte durch Colchizin ein Anstieg von VIP-synthetisierenden, myenterischen und submukösen Neurone festgestellt (EKBLAD et al. 1996). Dagegen blieb die Anzahl der Neurone, die immunreaktiv für NOS oder NPY waren trotz der Colchizinbehandlung unverändert. Da an den Vormagengeweben des Lammes, die unmittelbar nach der Probenentnahme fixiert worden waren, keine ausreichende Darstellbarkeit der Neuropeptide erreicht werden konnte, wurde trotz der möglichen Veränderungen Colchizin zum Kulturmedium zugesetzt. Da die Gewebe aus allen Lokalisationen und aus beiden Altersgruppen mit Colchizin behandelt wurden, ist davon auszugehen, dass die ermittelten Werte miteinander vergleichbar sind. Die Methodenkritik zur angewandten Methode des retrograden Tracings mit dem Fluoreszenzfarbstoff DiI erfolgt im zweiten Teil dieses Kapitels in Verbindung mit der Diskussion der entsprechenden Ergebnisse. 71 5.2 Allgemeine Innervationsmuster im Vormagen Durch die mit dem NSE-Antikörper durchgeführte Färbung der myenterischen Plexus wurden die hier vorhandenen Neurone dargestellt. Mit Hilfe der NSE-Färbung konnten zunächst allgemeine Innervationscharakteristika wie Größe und Dichte der Ganglien in den einzelnen Vormagenkompartimenten beschrieben werden. Der Nachweis des Enzyms NSE gilt als spezifischer Marker für Nervenzellen (BISHOP et al. 1982). In verschiedenen anderen Studien wurde die Färbung gegen NSE bereits zur Markierung von enterischen Neuronen angewandt. So wurde mit dieser Färbung beispielweise die Gesamtpopulation myenterischer Neurone im Magendarmtrakt des Meerschweinchens und der Maus dargestellt (SCHEMANN et al. 1995; SANG u. YOUNG 1996). Auch am Vormagen des Rindes wurde die NSEFärbung bereits verwendet, um myenterische Neurone zu markieren (KITAMURA et al. 1986). 5.2.1 Größe und Dichte myenterischer Ganglien Die Gangliengröße war sowohl von der Lokalisation als auch von der untersuchten Altersklasse abhängig. In beiden Altersstufen enthielten die Ganglien der Haube die meisten, die der Schlundrinne die wenigsten Neurone. Grundsätzlich sind solche lokalisationsabhängigen Unterschiede der Gangliongrößen entlang des Gastrointestinaltrakts bereits beschrieben worden (GABELLA 1990). Auch zwischen verschiedenen Spezies sind hier Unterschiede vorhanden. So sind die Ganglien beim Schaf größer und enthalten mehr Neurone als bei der Maus oder beim Meerschweinchen (GABELLA 1990). Im Vergleich zum Vormagenkompartimenten Sauglamm besaß deutlich kleinere das Mastlamm Ganglien. Dies in zeigt allen die Altersabhängigkeit der Gangliongröße. Während die Ganglien der Haube beim Sauglamm 184 ± 38 Neurone enthielten, waren es beim Mastlamm nur noch 101 ± 20 Nervenzellen. Eine noch stärkere Verminderung der Gangliongröße war in Pansen und Schlundrinne zu beobachten. Hier besaßen die Ganglien beim Mastlamm noch etwa ein Drittel der ursprünglichen Größe. Die im Pansen des Mastlammes ermittelte Gangliongröße ist mit der vergleichbar, die vom Pansen des adulten Schafes (31 ± 10 Neurone) bekannt ist (PFANNKUCHE et al. 2002a). Diese Ähnlichkeit der Gangliengröße zwischen adultem Schaf und Mastlamm läßt 72 vermuten, dass die gegenüber dem Sauglamm bestehende Verringerung der Größe ausschließlich im Laufe der ersten Lebensmonate stattfindet. Ähnlich wie die Gangliengröße war auch ihre Dichte, also die Ganglienanzahl pro Flächeneinheit, alters- und lokalisationsabhängig. So besaßen Pansen und Haube innerhalb einer Altersstufe eine vergleichbare Dichte und waren jeweils deutlich von der weniger dicht innervierten Schlundrinne zu unterscheiden. In allen drei Kompartimenten war die Gangliendichte beim jüngeren Tier höher als beim älteren. Über die Dichte der Ganglien im Pansen des adulten Schafes liegen bisher keine Angaben vor. Da diesbezüglich aber zwischen den hier untersuchten Altersstufen deutliche Unterschiede existieren, ist davon auszugehen, dass nicht nur die geringere Größe sondern auch die geringere Dichte der Ganglien mit der Entwicklung der Vormagens korreliert sind. Ein genereller Zusammenhang zwischen Körpergröße, Muskelvolumen der Magendarmwand und Neuronenanzahl wurde von GABELLA und TRIGG (1984) nach vergleichenden Untersuchungen an Mäusen, Meerschweinchen und Schafen postuliert. Sie stellten fest, dass die Anzahl myenterischer Neurone pro Flächeneinheit mit steigender Körpergröße bzw. steigender Darmlänge deutlich geringer wird. So ist die Anzahl der Neurone pro Flächeneinheit im Darm der Maus höher als beim Meerschweinchen, das einen längeren Magendarmtrakt und damit mehr Muskulatur als die Maus besitzt. Beim Schaf ist die Anzahl der Neurone im Magendarmtrakt wiederum geringer als beim Meerschweinchen. Gleichzeitig ist am Darm des Schafes mehr Muskulatur als bei den kleineren Spezies vorhanden. Dies führte weiterhin zu der Annahme, dass der Muskelbereich, der von einem einzelnen Neuron innerviert wird, sich mit steigender Körpergröße ebenfalls vergrößert (GABELLA u. TRIGG 1984). Die von GABELLA und TRIGG (1984) vermutete Korrelation zwischen Körpergröße, Darmlänge und enterischer Neuronenanzahl beruhte auf Vergleichen zwischen verschiedenen Spezies. Die vom Lamm vorliegenden Ergebnisse legen nahe, dass diese Korrelation anscheinend auch während des Heranwachsens innerhalb einer Spezies besteht. Rein rechnerisch bedeutet die Abnahme der Gangliendichte und -größe den Verlust von Nervenzellen pro Flächeneinheit Plexus. Wie groß die Verminderung der Neuronenzahl am Retikulorumen jedoch wirklich ist, kann aufgrund der hier 73 angewandten Methode schwer abgeschätzt werden. Zur Bestimmung der Gangliendichte wurde die Anzahl der Ganglien auf einer Fläche von 1 cm² ermittelt. Hierbei ist zu beachten, dass diese Fläche beim Sauglamm einen wesentlich größeren Anteil des Gesamtplexus darstellt, als dies beim ruminierenden Mastlamm der Fall ist. Generell ist von anderen Spezies wie beispielweise der Ratte bekannt, dass der myenterische Plexus beim jungen, wenige Tage alten Tier ein sehr dichtes Netzwerk darstellt, das dann in den ersten Lebenswochen weitmaschiger wird (SCHÄFER et al. 1999). Auch beim älteren Meerschweinchen wurde gegenüber den jüngeren Tieren eine Vergrößerung des Abstands zwischen den myenterischen Ganglien beschrieben (GABELLA 1989). Da die Ausweitung des Plexus in den ersten postnatalen Wochen mit der Längenzunahme des Darms in Verbindung gebracht wird (SCHÄFER et al. 1999), könnte die geringere Gangliendichte beim ruminierenden Schaf ebenfalls auf eine Dehnung des Plexus infolge der Größenzunahme des Vormagens zurückgeführt werden. Im Gegensatz zur verminderten Gangliendichte scheint die geringere Neuronenzahl innerhalb eines Ganglions beim Mastlamm einen echten Verlust von Nervenzellen darzustellen. Es liegen diverse Studien von verschiedenen Spezies vor, in denen der Verlust enterischer Untersuchungen Nervenzellen beschreibt untersucht allerdings wurde. Veränderungen, Die die Mehrzahl im dieser Verlauf des Alterungsprozesses eintreten. So ist beispielsweise beim Meerschweinchen und der Ratte ein altersbedingter Verlust von 40-60% der Neurone beschrieben (SANTER u. BAKER 1988; GABELLA 1989). Über den unmittelbar postnatal bis zum Erreichen des Erwachsenenalters stattfindenen Verlust enterischer Nervenzellen wurden dagegen weniger Untersuchungen durchgeführt. Die hierzu vorhandenen Studien können allerdings nur teilweise mit den beim Lamm ermittelten Ergebnissen verglichen werden. Während beim Lamm die Neuronenzahl pro Ganglion bestimmt wurde, wurden in anderen Untersuchungen die Neurone auf einer bestimmten Fläche ermittelt. So wird in einer an der Ratte durchgeführten Studie in den ersten beiden Lebenswochen ein Absinken der Neuronenanzahl beschrieben. Die Bezugsgröße hierbei war jedoch die 74 Ganglionfläche, d.h. die Fläche in µm², über die sich ein Ganglion erstreckte (SCHÄFER et al. 1999). Auch beim Menschen wurde postnatal ein Absinken der Neuronenzahl in allen Darmabschnitten beschrieben. In dieser Studie wurde gezeigt, dass die Anzahl der nitrergen Neurone pro cm² Plexusgewebe mit zunehmenden Alter abnimmt (WESTER et al. 1999). Da die nitrergen Neurone in allen untersuchten Altersstufen etwa 30-40% der Gesamtneuronenpopulation darstellten, konnte davon ausgegangen werden, dass der Verlust der Neurone die Gesamtheit der enterischen Nervenzellen betrifft. Die stärkste Verringerung der Neuronenanzahl wurde hierbei innerhalb der ersten Lebensjahre festgestellt. So betrug die Anzahl nitrerger Neurone/cm² im proximalen Kolon nach der Geburt etwa 28000 und sank bis zum zweiten Lebensjahr auf fast 5000 ab (WESTER et al. 1999). Da in der vorliegenden Arbeit beim Lamm sowohl die Dichte als auch die Größe der Ganglien bestimmt wurde, kann die Neuronenzahl pro cm² als Produkt aus beiden Werten errechnet werden. In der Haube beispielsweise ist die ermittelte Neuronenzahl beim Sauglamm etwa 24mal höher als beim Mastlamm (Sauglamm 26000 Neurone/cm², Mastlamm 1100 Neurone/cm²). Diese Zahlen deuten einen geringeren Neuronenverlust im Darm des Menschen als im Vormagen des Lammes an. Allerdings muss hierbei auch das unterschiedliche Wachstum der entsprechenden Magendarmabschnitte berücksichtigt werden. Wie zuvor beschrieben, kann die Abnahme der Neurone/cm² auch auf eine Weitung der Vormagenwand zurückgeführt werden. Es ist fraglich, in wie weit diese Weitung mit dem Wachstum des menschlichen Darms vergleichbar ist. Zur Bedeutung des Neuronenverlusts werden in der Literatur verschiedene Möglichkeiten diskutiert. Es ist möglich, dass der Verlust der Neurone durch Apoptose geschieht und dazu dient, Neurone zu beseitigen, die beim erwachsenen Tier nicht mehr benötigt werden (GABELLA 1989). Desweiteren existieren Untersuchungen, die zeigen, dass verschiedene Neurotransmitter auch zur Entwicklung und Differenzierung der Gewebe dienen können. So wurde beispielsweise für SP nachgewiesen, dass es bei kultivierten glatten Muskelzellen und Fibroblasten dosisabhängig zur Steigerung der DNA-Synthese führt. Für dieses Neuropeptid wurde daher eine mitogene Wirkung vermutet (NILSSON et al. 1985). Es wäre somit denkbar, dass mit dem Ende des Wachstums und der Entwicklung Neurone verloren gehen, die derartige Funktionen erfüllt haben. 75 5.2.2 Kodierungen und Populationen Zur Untersuchung der neurochemischen Kodierungen wurden die myenterischen Neurone auf ihre Immunreaktivität für ChAT und NOS überprüft. Alle zuvor mit der NSE-Färbung markierten Neurone waren entweder ChAT-positiv oder NOS-positiv. Eine Kolokalisation dieser beiden Syntheseenzyme war in keiner myenterischen Nervenzelle zu beobachten. Diese strikte Trennung der Neurone in eine exzitatorische, cholinerge und eine inhibitorische, nitrerge Population scheint ein allgemeines Prinzip im myenterischen Plexus des ENS zu sein. Diese Aufteilung der Neurone ist bereits vom Pansen des adulten Schafes (PFANNKUCHE et al. 2002a), vom Labmagen des Rindes (PFANNKUCHE et al. 2002b) sowie aus dem Gastrointestinaltrakt monogastrischer Spezies (SCHEMANN et al. 1995; BROOKES 2001b) bekannt. Der Anteil cholinerger Neurone war im Retikulorumen beider Lämmergruppen signifikant höher als der der nitrergen Nervenzellen. Die Dominanz cholinerger Neurone ist bereits aus weiten Teilen des Gastrointestinaltrakts beim Monogastrier bekannt. Allerdings sind hierbei regionale Unterschiede vorhanden. Sogar innerhalb des Magens bestehen beim Meerschweinchen Unterschiede in den Populationsgrößen der cholinergen Nervenzellen. Während im Korpus 67% der Neurone cholinerg sind (SCHEMANN et al. 1995), liegt der Anteil im Antrum nur bei 56% (VANDEN BERGHE et al. 1999). Im Dünndarm dagegen ist die Größe der cholinerge Population (68%) (STEELE et al. 1991) mit der des Korpus vergleichbar. Desweiteren exisitieren speziesspezifische Unterschiede. So sind auch im Labmagen des Rindes die Neurone des myenterischen Plexus überwiegend cholinerg kodiert. Der Anteil liegt hier aber mit 89% (PFANNKUCHE et al. 2002b) deutlich höher als im Magen monogastrischer Spezies und ist mit dem der Haube (88%) und des Pansens (82%) beim Sauglamm vergleichbar. Beim Mastlamm beträgt der Anteil cholinerger Neurone im Pansen 74% und in der Haube 83%, so dass der Vormagen insgesamt stärker cholinerg innerviert zu sein scheint, als der Magen und der Dünndarm des Monogastriers. Im Gegensatz zum Retikulorumen waren in der Schlundrinne des Lammes vorwiegend nitrerge Neurone nachweisbar. Obwohl eine der Schlundrinne vergleichbare Struktur beim Monogastrier nicht existiert, ist es bemerkenswert, dass hier der Ösophagus stärker nitrerg innerviert ist als andere Bereiche des 76 Magendarmtrakts. Beim Meerschweinchen wurden 54% der myenterischen Neurone des Ösophagus der nitrergen Population zugeordnet (FURNESS et al. 1994). In einer anderen Studie am Meerschweinchen wurde sogar bei mehr als zwei Drittel der Neurone im Ösophagus eine nitrerge Kodierung festgestellt (MORIKAWA u. KOMURO 1998). In der Speiseröhre des Menschen gehörte rund die Hälfte der Neurone (55%) zur nitrergen Population (SINGARAM et al. 1994). Eine ähnlich hohe nitrerge Innervation ist in den distalen Regionen des Gastrointestinaltrakts nur in den Sphinkteren vorhanden. Bei der Katze wurde die Verteilung nitrerger Neurone entlang des gesamten Magendarmtrakts untersucht. Obwohl hierzu keine absoluten Zahlen vorliegen, wurde die höchste Anzahl nitrerger Neurone hierbei in den Sphinkterregionen gefunden (ALTDORFER et al. 1996). Auch beim Meerschweinchen war der Anteil nitrerger Neurone in den Sphinkteren höher als in den angrenzenden Magendarmabschnitten. Im Pylorus beispielsweise besaßen 36% der myenterischen Neurone eine nitrerge Kodierung, im angrenzenden Duodenum dagegen lag der Anteil nur bei 17% (WANG et al. 1996). Die gegenüber dem restlichen Gastrointestinaltrakt stärkere inhibitorische, nitrerge Innervation in Sphinkteren und Schlundrinne könnte mit den spezifischen Funktionen dieser Regionen verbunden sein. An den Sphinkteren herrscht im Ruhezustand ein hoher Muskeltonus. Durch die starke inhibitorische Innervation wird kurzzeitig eine Relaxation der Ringmuskulatur herbeigeführt. So relaxiert beispielsweise der untere Ösophagussphinkter während des Abschluckens (BROOKES et al. 1996). Beim Lamm wird durch das Saugen und Schlucken von Milch eine Relaxation des Schlundrinnenbodens bei gleichzeitiger Kontraktion der Lippen hervorgerufen (TITCHEN 1968; RUCKEBUSCH 1989). Diese motorischen Vorgänge stellen sowohl in der Schlundrinne als auch in den Sphinkteren ein "Öffnen und Schließen" dar. Die starke inhibitorische Innervation durch nitrerge Neurone könnte ein Hinweis auf die funktionelle Ähnlichkeit von Schlundrinne und Sphinkteren sein. Um eine weitere mögliche funktionelle Zuordnung der cholinergen und nitrergen Neuronenpopulation im Vormagen treffen zu können, wurden die Neurone auch auf ihre Immunreaktivität für die Neuropeptide SP und VIP untersucht. Das generelle Vorkommen dieser und anderer Neuropeptide am Wiederkäuervormagen wurde bereits in früheren Studien gezeigt (WATHUTA 1986; KITAMURA et al. 1986; GROENEWALD 1994). Detaillierte Untersuchungen zu den Kolokalisationen der 77 peptidsynthetisierenden Neurone sowie zu deren quantitativen Anteilen wurden dagegen bisher lediglich am Pansen des adulten Schafes durchgeführt (PFANNKUCHE et al. 2002a). 5.2.2.1 Kolokalisationen Die beim Lamm in Pansen, Haube und Schlundrinne gezeigten Kolokalisationen von VIP in nitrergen und SP in cholinergen Neuronen des myenterischen Plexus entsprechen weitgehend den beim Monogastrier bestehenden Verhältnissen. Allerdings scheinen die an der Innervation des Vormagens beteiligten Populationen im Vergleich zu anderen gastrointestinalen Regionen weniger differenziert zu sein. Mit den in dieser Arbeit verwendeten Antikörpern gegen ChAT, NOS, SP und VIP konnten im Retikulorumen drei und in der Schlundrinne vier verschiedene Populationen identifiziert werden. Am Magen und am Dünndarm des Meerschweinchens dagegen konnten mit Hilfe dieser Antikörper jeweils fünf Populationen unterschieden werden (SCHEMANN et al. 1995; BROOKES 2001b). Für viele monogastrische Spezies wurde die Synthese von VIP in nitrergen myenterischen Neuronen verschiedener gastrointestinaler Bereiche bereits nachgewiesen (COSTA et al. 1992; EKBLAD et al. 1994a; SANG u. YOUNG 1996). Aber auch im Gastrointestinaltrakt des Wiederkäuers wurde diese Kolokalisation von NOS und VIP festgestellt. Sie wurde bisher im Darm des Rindes (VITTORIA et al. 2000) und im Pansen des adulten Schafes beschrieben (PFANNKUCHE et al. 2002a). Darüberhinaus wurde am Pansen des Schafes gezeigt, dass SP in cholinergen Neuronen synthetisiert wird (PFANNKUCHE et al. 2002a). Diese Kolokalisation von ChAT und SP in enterischen Neuronen ist ebenfalls von monogastrischen Spezies bekannt (STEELE et al. 1991; FURNESS et al. 1995; BROOKES 2001b) und innerhalb des ENS weitverbreitet. 5.2.2.2 Anteile der Populationen Sowohl die absoluten Größen als auch die prozentualen Anteile der identifizierten Neuronenpopulationen waren einerseits von der untersuchten Vormagenregion (Pansen, Haube und Schlundrinne), andererseits vom Alter des Lammes (Saug-und Mastlamm) abhängig. 78 Pansen und Haube In Pansen und Haube beider Lämmergruppen waren die meisten Nervenzellen immunreaktiv für ChAT/SP, der Anteil der Populationen ChAT/- und NOS/VIP war deutlich geringer. Die Ganglien der Haube enthielten zwar insgesamt mehr Neurone als die des Pansens, prozentuale Unterschiede der Populationsgrößen waren zwischen den beiden Lokalisationen aber kaum ausgebildet. Die funktionelle Zusammengehörigkeit der beiden Vormagenbereiche scheint sich somit in einer ähnlichen intrinsischen Innervation auszudrücken. Während des Heranwachsens der Lämmer traten im myenterischen Plexus von Pansen und Haube Veränderungen der Neuronenpopulationen auf. So war in beiden Kompartimenten beim Mastlamm die absolute Zahl cholinerger Neurone geringer als beim Sauglamm. Da die Ganglien beim Mastlamm insgesamt kleiner waren als beim Sauglamm, war der prozentuale Anteil dieser Population aber nicht signifikant verändert. Im Gegensatz zu den cholinergen Neuronen blieb die absolute Anzahl der nitrergen Neurone vom Saug- zum Mastlamm konstant, was prozentual einen Anstieg dieser Population bedeutete. Auch im Pansen des adulten Schafes entspricht die absolute Anzahl NOS/VIP kodierter Neurone der des Lammes (PFANNKUCHE et al. 2002a). Die prozentuale Zunahme der nitrergen Population könnte funktionell mit der Differenzierung von Pansen und Haube zur Fermentationskammer korreliert sein. Mit einsetzender Rumination müssen Pansen und Haube beträchtliche Futtermengen aufnehmen, was eine Volumenzunahme der Kompartimente und eine Relaxation der Wandmuskulatur erfordert. Da Stickstoffmonoxid und VIP eine inhibitorische Wirkung auf die Muskulatur des Pansen ausüben (DENAC et al. 1987; SCHNEIDER u. EADES 1998), ist es denkbar, dass die relative Zunahme der Population NOS/VIP eine Adaption an diese Veränderungen darstellt. Obwohl die vom Pansen des adulten Schafes bekannten Ganglion- und Populationsgrößen mit denen des Mastlammes vergleichbar sind, besteht jedoch innerhalb der Populationsgröße der rein cholinergen Neurone ein Unterschied. So beträgt der prozentuale Anteil der Population ChAT/- beim adulten Tier 5 ± 4% (PFANNKUCHE et al. 2002a) und ist somit auch signifikant geringer als beim Mastlamm. Diese prozentuale Abnahme der rein cholinergen Population deutet sich auch zwischen den hier untersuchten Saug- und Mastlämmern an, was aber 79 statistisch nicht zu belegen war. Ein Vergleich dieser Population bei Sauglamm und adultem Schaf dagegen zeigt einen signifikanten Unterschied. Die Ursache dieser altersabhängigen Veränderungen kann einerseits darin begründet sein, dass in einigen der zunächst rein cholinergen Neurone die Synthese von SP erst später beginnt. Andererseits besteht die Möglichkeit, dass es zu einem Verlust der rein cholinergen Neurone kommt. Für letztere Möglichkeit spricht ein Vergleich der absoluten Zellzahlen bei Mastlamm und adultem Schaf. Während die Anzahl rein cholinerger Neurone beim adulten Tier (2 ± 2) geringer als beim Mastlamm ist (5 ± 2), besteht in der absoluten Zahl ChAT/SP kodierter Neurone kein Unterschied. So enthalten die Ganglien des adulten Schafes 21 ± 9 (PFANNKUCHE et al. 2002a) und die des Mastlammes 21 ± 8 ChAT/SP positive Neurone. Beim Sauglamm bestanden beide Populationen noch aus erheblich mehr Neuronen (ChAT/- 20 ± 9; ChAT/SP 65 ± 25 Neurone). Die Betrachtung aller drei Altersgruppen zeigt, dass die neuronalen Veränderungen während der ersten Lebensmonate am stärksten ausgeprägt, aber noch nicht vollständig abgeschlossen sind. Schlundrinne Deutlich abzugrenzen von Pansen und Haube waren die Populationsgrößen in der Schlundrinne. Wie bereits beschrieben, war hier die Innervation durch nitrerge und VIPerge Neurone deutlich höher als im Retikulorumen. Auch beim adulten Rind wurde ein deutlich häufigeres Vorkommen nitrerger Neurone in der Schlundrinne als in Pansen und Haube beschrieben (VITTORIA et al. 2000). Beim Kalb wurde in der Schlundrinne eine höhere Dichte VIP-immunreaktiver Fasern als im restlichen Vormagen beobachtet (KITAMURA et al. 1986). Die altersabhängigen Veränderungen, die in der Schlundrinne alle Populationen betrafen, waren ausgeprägter als in Pansen und Haube. Während in der Schlundrinne des Sauglammes zwei nitrerge (NOS/- und NOS/VIP) und zwei cholinerge (ChAT/- und ChAT/SP) Populationen unterschieden werden konnten, besaßen beim Mastlamm fast alle Neurone der Schlundrinne nitrerge und VIPerge Kodierung. Der prozentuale Anteil der Population NOS/VIP war daher beim Mastlamm deutlich höher als beim Sauglamm. Diese prozentuale Zunahme kann vermutlich auf die insgesamt verminderte Gangliongröße und auf den Verlust der rein nitrergen und der beiden cholinergen Populationen zurückgeführt werden. Wie zuvor 80 beschrieben, scheint im Vormagen generell ein altersabhängiger Verlust von Nervenzellen stattzufinden. Hiervon scheinen in der Schlundrinne die anfangs vorhandenen Populationen aber in unterschiedlichem Maße betroffen zu sein. Während sich die absolute Anzahl NOS/VIP kodierter Neurone etwa um die Hälfte reduzierte, waren Neurone der drei anderen Kodierungen beim Mastlamm gar nicht mehr vorhanden. Von anderen Spezies oder anderen gastrointestinalen Regionen ist ein altersabhängiger Wegfall von Neuronenpopulationen bisher nicht bekannt. Zwar wurde auch beim Rind eine altersabhängig verminderte Innervationsdichte SPerger Neurone in der Schlundrinne beschrieben, das vollständige Fehlen immunreaktiver Nervenzellen konnte hier aber nicht beobachtet werden (KITAMURA et al. 1986). Lediglich in einer Arbeit wurde bisher ein völliger Verlust der Immunreaktivität für einen Neurotransmitter publiziert. Hierbei wurde im Ösophagus des Schafes während der fötalen Entwicklung eine Immunreaktivität für SP festgestellt, die später beim adulten Tier nicht mehr vorhanden war (WATHUTA u. HARRISON 1987). Obwohl beim Mastlamm keine cholinergen und SPergen Neurone mehr nachgewiesen werden konnten, waren hier noch immunreaktive Nervenfasern, die in den Fasersträngen und innerhalb der Ganglien verliefen, nachweisbar. Da Azetylcholin und SP auch Neurotransmitter außerhalb des ENS sind, könnten diese immunreaktiven Fasern möglicherweise extrinsischen Ursprungs sein. Während Azetylcholin als Neurotransmitter in parasympathischen Nervenfasern dient (GERSHON u. ERDE 1981), ist SP in spinalen Afferenzen nachgewiesen worden (GREEN u. DOCKRAY 1987). Die mögliche extrinsische Herkunft der Fasern würde für die bereits von HABEL (1956) beschriebene hohe Innervationsdichte des Schlundrinnenbodens durch vagale Fasern sprechen. Desweiteren ist es möglich, dass die beim Lamm nachgewiesenen SPergen Fasern von intrinsischen Neuronen stammen, deren Somata außerhalb des untersuchten Schlundrinnenbodens lokalisiert sind. Vom Rind ist bekannt, dass in den generell dichter innervierten Schlundrinnenlippen auch SP positive Neurone lokalisiert sind (KITAMURA et al. 1986). Auch beim Lamm könnten SPerge Neurone in den Lippen existieren, deren Axone in den Boden der Schlundrinne projizieren. Andererseits scheint die Innervation der Schlundrinne bei Schaf und Rind in einigen Punkten stark voneinander abzuweichen. Im Unterschied zum Lamm enthält die Schlundrinne beim Kalb weniger VIPerge als SPerge Neurone (KITAMURA et al. 1986). Auch der beim Lamm beschriebene altersabhängig veränderte Anteil der VIPergen Neurone wurde 81 beim Rind nicht beobachtet. Die Dichte VIPerger Neurone im myenterischen Plexus abgesetzter Kälber entsprach der der noch saugenden Kälber (KITAMURA et al. 1986). Aufgrund dieser Unterschiede ist fraglich, ob die Innervation durch SPerge Neurone bei beiden Wiederkäuerarten vergleichbar ist. Funktionell könnten die in der Schlundrinne des Sauglammes vorhandenen Neuronenpopulationen für den Schlundrinnenreflex von Bedeutung sein. Dafür spricht, dass in vitro durch VIP und Stickstoffmonoxid eine Relaxation des Schlundrinnenbodens ausgelöst werden kann (DENAC et al. 1990; BARAHONA et al. 1998). Somit könnte die in vivo stattfindende Relaxation durch die Freisetzung dieser beiden Neurotransmitter aus den myenterischen Neuronen vermittelt sein. In einer funktionelle Studie, die an der Schlundrinnenmuskulatur adulter Rinder durchgeführt wurde, konnte durch elektrische Feldstimulation keine neurogen bedingte Muskelkontraktionen hervorgerufen werden (SAN ANDRES et al. 1994). Dieses Ergebnis läßt auf das Fehlen intrinsischer exzitatorischer Nerven in der Schlundrinne schliessen. Schlundrinnenreflex Vom adulten physiologischerweise Schaf nicht ist mehr bekannt, dass der vorhanden ist, aber experimentell noch ausgelöst werden kann (SMITH et al. 1977; TSIAMITAS u. BRIKAS 1981). Es ist denkbar, dass das fehlende Reflexverhalten mit dem Verlust bestimmter Neuronenpopulationen korreliert ist. Insgesamt zeigen die Ergebnisse aller untersuchten Vormagenkompartimente, dass die anatomische und funktionelle Differenzierung des Vormagens mit Veränderungen der Neuronenpopulationen im myenterischen Plexus verbunden sind. Besonders in der Schlundrinne sind nach dem Ende der Saugperiode massive Veränderungen der intrinsischen neuronalen Gegebenheiten nachweisbar. Generell ist sowohl im Retikulorumen als auch in der Schlundrinne eine altersabhängige Zunahme der nitrergen, inhibitorischen Neuronenpopulation zu beobachten. Obwohl im Magendarmtrakt des Monogastriers keine derartigen, dem Wiederkäuervormagen vergleichbaren anatomischen Veränderungen stattfinden, treten hier auch postnatal Veränderungen der Populationen auf. Von der Ratte ist bekannt, dass die vollständige neurochemische Differenzierung erst einige Zeit postnatal erreicht wird (MATINI et al. 1997). Bei dieser Spezies ist in den ersten Lebenswochen ein prozentualer Anstieg der nitrergen Population beschrieben 82 worden. Erst mit dem Absetzen der Tiere blieb diese Population konstant (MATINI et al. 1997). In einer weiteren Untersuchung an der Ratte wurde im Kolon ebenfalls ein Anstieg der nitrergen Neurone gezeigt. Im Ileum dagegen war keine Veränderung dieser Population nachweisbar (BELAI et al. 1995). Im Magen der Ratte war ebenfalls keine altersabhängige Zunahme der nitrergen Neurone feststellbar (TIMMERMANS et al. 1999). Auch innerhalb der entwicklungsbedingte cholinergen Neuronenpopulation Veränderungen einzelner sind bei Darmabschnitte der Ratte beschrieben. Während im Ileum der adulten Ratte signifikant mehr cholinerge Neurone als beim fünf Tage alten Tier vorhanden waren, blieb die Anzahl im Kolon konstant (VANNUCCHI u. FAUSSONE-PELLEGRINI 1996). Calbindin Von den bisher an vielen anderen Spezies durchgeführten Studien ist bekannt, dass enterische Neurone häufig mehr als zwei Neurotransmitter synthetisieren (FURNESS et al. 1995). Beispielsweise existieren im Magen und im Dünndarm des Meerschweinchens eine große Anzahl myenterischer Neurone, die für ChAT und SP immunreaktiv sind (SCHEMANN et al. 1995; BROOKES 2001b). Durch den Nachweis zusätzlicher Substanzen wie Enkephalin oder Calbindin wurde eine genauere Einteilung der ChAT/SP kodierten Neurone in verschiedene Populationen möglich. Da auch in einigen myenterischen Neuronen in Pansen und Haube Calbindin nachzuweisen war, ist davon auszugehen, dass auch am Vormagen die Anwendung zusätzlicher Antikörper zu einer weiteren Klassifizierung der Populationen führen kann. Gegenüber den vom Meerschweinchen bekannten Verhältnissen bestehen jedoch beim Lamm einige Unterschiede bezüglich der Calbindin synthetisierenden Neurone. Zunächst ist der Anteil der Calbindin positiven Neurone beim Lamm sehr gering. Während beim Meerschweinchen im Magen bis zu 25% und im Dünndarm 30% der myenterischen Neurone Calbindin synthetisieren (FURNESS et al. 1990, REICHE et al. 1999), liegt der Anteil im Pansen des Sauglammes bei etwa 2% und in der Haube unter 1%. Hierbei ist zu bemerken, dass mehrere gegen Calbindin gerichtete Antikörper existieren, die sich durch ihre Herkunft unterscheiden. Für das Meerschweinchen wurde belegt, dass die Anzahl markierter Neurone je nach verwendetem Antikörpers variiert (REICHE et al. 1999). Es ist daher möglich, dass 83 auch im Vormagen die tatsächliche Anzahl Calbindin synthetisierender Neurone höher ist, als mit dem hier verwendeten Antikörper ermittelt werden konnte. Auch bezüglich der Morphologie der Calbindin positiven Neurone bestehen Unterschiede zwischen den Spezies. Während im Darm des Meerschweinchens nur in Neuronen vom Dogiel-Typ-II Calbindin nachweisbar ist (IYER et al. 1988), scheinen beim Lamm eher Neurone vom Typ Dogiel-I Calbindin zu synthetisieren (s. Abb.14). Entsprechende morphologische Unterschiede gegenüber dem Meerschweinchen sind auch bei der Ratte beschrieben. Hier sind sowohl Neurone des Dogiel-Typ-I als auch des -Typ-II immunreaktiv für Calbindin (GERSHON et al. 1994; SAYEGH u. RITTER 2003). Die Funktion und neurochemische Kodierung der Calbindin synthetisierenden Neurone beim Meerschweinchen scheint regional unterschiedlich zu sein. Im Dünndarm stellen sie funktionell primär afferente bzw. sensorische Nervenzellen dar und sind der cholinergen Population zuzuordnen (SONG et al. 1994; BROOKES 2001b). Im Magen dagegen wurde in Interneuronen Immunreaktivität für Calbindin gefunden. Diese Neurone stammten sowohl aus cholinergen wie auch aus nitrergen Populationen (REICHE et al. 2000). Auch im Vormagen stammten die Calbindin positiven Neurone sowohl aus der nitrergen als auch aus der cholinergen Population. Die Mehrzahl der Calbindin positiven Neurone besaß dabei in beiden Kompartimenten cholinerge Kodierung. Der Anteil nitrerger Calbindin-Neurone war insgesamt gering, lag in der Haube jedoch höher als im Pansen. Dies zeigt, dass trotz der funktionellen Zusammengehörigkeit und den neurochemischen Ähnlichkeiten auch Unterschiede zwischen diesen beiden Kompartimenten bestehen. Über mögliche Funktionen der Calbindin positiven Neurone können lediglich Vermutungen angestellt werden. Da die Muskulatur im Retikulorumen hauptsächlich durch Populationen innerviert wird, die kein Calbindin synthetisieren, scheinen diese Neurone wie beim Meerschweinchen wahrscheinlich entweder sensorische Funktion zu besitzen oder als Interneurone zu fungieren. Tyrosinhydroxylase Das Enzym Tyrosinhydroxylase ist an der Synthese von Katecholaminen wie beispielsweise Noradrenalin beteiligt und kann sympathischen Nervenzellen nachgewiesen werden. 84 daher in extrinsischen, Weder im Pansen noch in der Haube waren Zellkörper, die für TH immunreaktiv waren vorhanden. Es konnten aber TH-immunreaktive Nervenfasern, die innerhalb der myenterischen Ganglien und Faserstränge verliefen, nachgewiesen werden. Das gleichzeitige Fehlen vom immunreaktiven Zellkörpern wurde auch bereits im Psalter des Schafes beobachtet (YAMAMOTO et al. 1994) und deutet auf den extrinsischen Ursprung der nachgewiesenen Fasern hin. Da im Psalter TH-immunreaktive Fasern häufig perivaskulär gelegen waren, wurde hier eine Beteiligung sympathischer Nerven an der lokalen Durchblutungsregulation vermutet (YAMAMOTO et al. 1994). Auch im Magen monogastrischer Tiere konnten bisher mit Hilfe des TH-Nachweises keine katecholaminergen Neurone im myenterischen Plexus nachgewiesen werden (SCHEMANN et al. 1995) Möglichkeit funktioneller Rückschlüsse aus den Anfärbungen Abschließend ist zu Transmittersubstanzen bemerken, keine dass vollständige die in dieser Arbeit neurochemische und untersuchten funktionelle Klassifizierung der Neurone erlauben. Beim Meerschweinchen können inzwischen die meisten Neurone aufgrund ihrer Kodierung und Morphologie einer bestimmten Funktion zugeordnet werden. Unterschiede zwischen den einzelnen Neuronenklassen konnten hier häufig erst durch den Nachweis zusätzlicher Neurotransmitter und anderer Substanzen festgestellt werden. Da auch am Vormagen des Wiederkäuer bereits Substanzen wie Enkephalin, Somatostatin oder NPY (KITAMURA et al. 1986; GROENEWALD 1994) nachgewiesen wurden, ist davon auszugehen, dass auch hier eine weitere Differenzierung der Neurone getroffen werden kann. 5.2.3 Zellgrößen In allen untersuchten Vormagenkompartimenten des Lammes besaßen die Neurone beider cholinergen Populationen eine signifikant kleinere Somafläche als die nitrergen Neurone. Ein entsprechender Größenunterschied wurde bereits am Ösophagus und am Magen des Meerschweinchens sowie am Kolon des Menschen beobachtet (SCHEMANN u. SCHAAF 1995; BROOKES et al. 1996; PORTER et al. 1997; BROOKES et al. 1998). Wie am Magen des Meerschweinchens waren auch beim Lamm keine Unterschiede der Somagrößen zwischen den Populationen ChAT/SP und ChAT/- vorhanden (PFANNKUCHE et al. 1998). 85 Der zwischen nitrergen und cholinergen Neuronen bestehende Größenunterschied kann einen Hinweis auf ein unterschiedliches elektrophysiologisches Verhalten dieser beiden neurochemisch verschiedenen Neuronentypen sein. Am Magen des Meerschweinchens wurde beobachtet, dass kleinere, cholinerge Neurone eine höhere Erregbarkeit besitzen als größere Neurone (REICHE et al. 1998). Vom Dünndarm des Meerschweinchens ist ebenfalls ein solcher Zusammenhang zwischen Somagröße und Erregbarkeit der Neurone bekannt (SCHUTTE et al. 1995). 5.3 Retrogrades Tracing 5.3.1 Methodenkritik Generell ist die hier angewandte Methode des retrograden Tracings mit dem Farbstoff DiI zur Untersuchung neuronaler Projektionen am ENS etabliert (BROOKES 2001a). Beim Monogastrier liegen hierzu allerdings weit mehr Anwendungserfahrungen als beim Wiederkäuer vor. Die erste Anwendung dieser Methode beim Wiederkäuer erfolgte an adultem Pansen-und Labmagengewebe und zeigte, dass auch hier eine retrograde Markierung von Muskelmotoneuronen möglich ist (PFANNKUCHE et al. 2002a, b). Die in der vorliegenden Arbeit verwendeten Gewebe vom Vormagen des Sauglammes sind deutlich dünner als die der adulten Schafe. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass der Farbstoff zu tief in die Muskulatur appliziert wird und so direkt auf den myenterischen Plexus oder die andere Muskelschicht gelangt. Weiterhin ist es bei der hohen Gangliendichte des Sauglammes auch denkbar, dass sich die Applikationsstelle genau im Bereich eines Ganglions befindet. Beides hätte zur Folge, dass auch Muskelneurone, die zur anderen Muskelschicht projizieren sowie Interneurone mit DiI markiert würden. Um derartige Unspezifitäten zu vermeiden, wurden bei der Auswertung nur Präparate berücksichtigt, in denen der Farbstoff nicht direkt über einem Ganglion appliziert worden war. Weiterhin wurde nach der Applikation auf die Zirkulärmuskulatur kontrolliert, ob DiI-gefüllte Axone innerhalb der Longitudinalmuskulatur verliefen und umgekehrt. Da die Gewebestücke eine Größe von etwa 5x5 cm besaßen und die retrograde Markierung der Neurone mit einer Geschwindigeit von 6 mm/Tag abläuft (Angabe des Herstellers, Eugene Oreg., USA), wurden die Gewebe über einen Zeitraum von 86 fünf Tagen kultiviert. Während bei Pansen und Haube eine Kultivierung über diesen Zeitraum gelang, traten bei der Schlundrinne häufig Probleme auf. Bei einigen Präparaten gelang es nicht, die Vitalität des Gewebes während der Kulturperiode aufrechtzuerhalten. Eine mögliche Ursache hierfür kann in der Dicke des Gewebes liegen. Da die vollständige Schlundrinne einschließlich der Lippen kultiviert wurde, besaßen die Präparate deutlich dickere Muskelschichten als die von Pansen und Haube. Dies bedeutete eine vermehrte Stoffwechselintensität und führte vermutlich zu starken Änderungen des pH-Werts, die die Vitalität des Gewebes beeinträchtigten. Außerdem waren teilweise Kontaminationen der Gewebe mit Bakterien oder Hefen vorhanden. Dies kann wahrscheinlich auf Bindegewebsreste, die der Schlundrinne nach ihrer Entnahme aus dem Vormagenkomplex anhafteten, zurückgeführt werden. Dadurch bestand bei der Schlundrinne vermutlich eine höhere Kontamination als bei Pansen und Haube, was dann schließlich zu den genannten Problemen führte. 5.3.2 Pansen und Haube 5.3.2.1 Projektionscharakteristika Bezüglich der Anzahl DiI-markierter Neurone bestanden weder im Pansen noch in der Haube Unterschiede zwischen der Zirkulär- und der Longitudinalmuskulatur. Auffallend war hierbei aber, dass in der Haube die Anzahl der DiI-markierten Neurone in beiden Muskelschichten größer zu sein schien als im Pansen. Aufgrund der großen Standardabweichungen war dieser Unterschied aber statistisch nicht signifikant. Wie in dieser Studie bereits gezeigt wurde, enthielten die myenterischen Ganglien der Haube allgemein mehr Neurone als die des Pansens. Dies könnte mit der höheren Anzahl von Motoneuronen korreliert sein und Ausdruck einer gegenüber dem Pansen ausgeprägteren intrinsischen Muskelinnervation in der Haube sein. Die am Pansen des Sauglammes bestehenden Verhältnisse sind mit denen des adulten Schafes vergleichbar. Auch hier wurden von beiden Muskelschichten aus eine vergleichbare Anzahl von Neuronen markiert, die aber insgesamt höher war als beim Sauglamm (PFANNKUCHE et al. 2002a). Beim Vergleich der Neuronenanzahl muss allerdings berücksichtigt werden, dass die zur Markierung der Muskelneurone verwendeten Gewebestücke beim Sauglamm und beim adulten Schaf etwa die selbe Größe besaßen. Das bedeutet, dass beim Sauglamm der ventrale Pansensack fast vollständig als Gewebeprobe zum retrograden Tracing verwendet wurde, während 87 beim adulten Tier nur ein Bruchteil dieses Bereiches untersucht wurde. Weiterhin wurden beim erwachsenen Tier im Unterschied zum Lamm insgesamt drei DiI-Beads auf die Muskulatur appliziert, so dass die Applikationsstelle hier größer war. Da für beide Muskelschichten des Sauglammes weniger Muskelmotoneurone markiert wurden, wäre es möglich, dass die intrinsische Innervation der Pansenmuskulatur in dieser Phase der Vormagenentwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Bezüglich der Projektionslängen der Neurone bestanden ebenfalls Ähnlichkeiten zwischen beiden Vormagenkompartimenten sowie zwischen Sauglamm und adultem Schaf (PFANNKUCHE et al. 2002a). In der Zirkulärmuskulatur waren die Projektionslängen entlang der Verlaufsrichtung der Muskelfasern jeweils größer als dies in der Longitudinalmuskulatur der Fall war. Dies zeigt, dass die Zirkulärmuskulatur von Neuronen innerviert wird, die ihr direkt anliegen, bzw. deren Axone dem Verlauf der Muskelfasern folgen. Dieses Projektionsverhalten ist auch für die Zirkulärmuskelschicht des Magens und des Darms beim Monogastrier beschrieben worden (BROOKES et al. 1998; PFANNKUCHE et al. 1998; BROOKES 2001b). In der Längsmuskulatur von Pansen und Haube dagegen projizierten die markierten Neurone nicht entlang der Längsmuskelrichtung. Sie waren um die Applikationsstelle verteilt, ohne eine besondere Anordnung erkennen zu lassen. Während dies auch für die Longitudinalmuskulatur des adulten Pansens zutrifft (PFANNKUCHE et al. 2002a), wurde im Magen des Meerschweinchen auch in dieser Muskelschicht eine Orientierung der Neurone an der Verlaufsrichtung festgestellt (MICHEL et al. 2000). 5.3.2.2 Neurochemischer Kode der DiI-markierten Neurone An der Innervation des Retikulorumen waren Neurone aller drei zuvor beschriebenen Kodierungen beteiligt. Die prozentualen Anteile der einzelnen Populationen unterschieden sich hierbei aber von denen der allgemeinen Kodierung. So war innerhalb der DiI-markierten Neurone der Anteil nitrerger Neurone proportional höher. Während cholinerge und nitrerge Neurone in den myenterischen Ganglien des Pansens allgemein im Verhältnis 4,8:1 (Haube: 8,8:1) vorliegen, beträgt dieses Verhältnis innerhalb der DiI-markierten Muskelneurone in beiden Muskelschichten 1,9:1 (Haube: Zirkulärmuskelneurone 4,6:1; Längsmuskelneurone 2,3:1). Der Anteil der rein cholinergen Neurone war bei der Innervation der Muskulatur verhältnismäßig geringer als bei der allgemeinen Kodierung. Während im Pansen und in der Haube 88 generell mehr myenterische Neurone für ChAT/- als für NOS/VIP kodierten, war der Anteil der rein cholinergen Population bei den Muskelmotoneuronen in beiden Muskelschichten des Pansens sowie in der Längsmuskulatur der Haube signifikant geringer als der der nitrergen Population. Insgesamt besaß die Mehrheit der Muskelmotoneurone beider Muskelschichten in Pansen und Haube die Kodierung ChAT/SP, was den vom Pansen des adulten Schafes bekannten Verhältnissen entspricht (PFANNKUCHE et al. 2002a). In funktionellen Studien wurde bereits gezeigt, dass SP und Azetylcholin eine kontraktile Wirkung auf die glatte Vormagenmuskulatur besitzen (DUNCAN 1954; SANFORD 1958; VEENENDAAL et al. 1982; WONG u. MCLEAY 1988). Es kann daher davonausgegegangen werden, dass die Population ChAT/SP exzitatorische Muskelmotoneurone darstellt. Im Unterschied zum Pansen des adulten Schafes wurden beim Sauglamm sowohl im Pansen als auch in der Haube Neurone mit DiI markiert, die nur für ChAT kodierten. Beim adulten Tier konnten keine Projektionen dieser Neuronenpopulation zur Muskulatur nachgewiesen werden. Als mögliche Funktion der rein cholinergen Neurone wurden beim adulten Schaf Projektionen zum Epithel oder zu anderen Neuronen vermutet (PFANNKUCHE et al. 2002a). Im Pansen des Sauglammes lag der Anteil der rein cholinergen, DiI-markierten Neurone in der Zirkulärmuskulatur bei 2 ± 2% (Längsmuskulatur 4 ± 4%) und war somit deutlich kleiner als der der beiden anderen Populationen. Diese Population scheint daher für die Muskelinnervation des Pansens eher von untergeordneter Bedeutung zu sein. Allgemein ist die Population ChAT/- im Pansen des adulten Schafes kleiner als beim Sauglamm (PFANNKUCHE et al. 2002a). Wie anfangs erwähnt, ist es möglich, dass die Synthese von SP in einigen Neuronen erst im Verlauf der Vormagenentwicklung beginnt, was die Abwesenheit rein cholinerger Muskelprojektionen im Pansen des adulten Tieres erklären könnte. In der Haube des Sauglammes war der Anteil der rein cholinergen Muskelneurone höher als im Pansen und entsprach in der Zirkulärmuskulatur fast dem der nitrergen Neurone. Dies deutet auf eine größere Wichtigkeit der rein cholinergen Population für die Muskelinnervation in der Haube hin. Möglicherweise ist auch der hier allgemein größere Anteil dieser Population ein Hinweis hierauf. Die Innervation der Muskulatur durch rein cholinerge Neurone ist auch für den Magen des Meerschweinchens beschrieben (PFANNKUCHE et al. 1998; MICHEL et al. 2000). 89 Neben den cholinergen Neuronen projizierten auch zu einem großen Teil VIPerge Neurone zu den Muskelschichten von Pansen und Haube. Da zuvor gezeigt wurde, dass VIP und NOS kolokalisiert exprimiert werden, können diese Muskelneurone auch als nitrerg bezeichnet werden. Sowohl für VIP als auch für Stickstoffmonoxid wurde eine relaxierende Wirkung auf die Muskulatur von Pansen und Haube bereits nachgewiesen (DENAC et al. 1987; SCHNEIDER u. EADES 1998). Dies zeigt, dass auch inhibitorisch wirkende Neurone an der Muskelinnervation des Retikulorumen beteiligt sind. Während sich in einigen Bereichen des Magendarmtrakts die Innervation der Zirkulär- und der Längsmuskelschicht deutlich voneinander unterscheiden, war dies für Pansen und Haube nicht der Fall. So bestanden bezüglich der Anteile der Populationen keine Unterschiede zwischen den Muskelschichten. Auch am Pansen des adulten Schafes projizierten sowohl cholinerge als auch nitrerge Neurone zur Zirkulär- und Längsmuskulatur (PFANNKUCHE et al. 2002a). Vom Labmagen des Rindes dagegen ist bekannt, dass die Longitudinalmuskulatur fast ausschließlich durch cholinerge Neurone innerviert ist (PFANNKUCHE et al. 2002b). Am einhöhligen Magen des Meerschweinchens dagegen ist das Verhältnis cholinerger und nitrerger Neurone in beiden Muskelschichten ähnlich (MICHEL et al. 2000). Im Darm wiederum sind deutliche Unterschiede vorhanden. Während die Zirkulärmuskulatur zu etwa gleichen Teilen cholinerg und nitrerg innerviert ist (BROOKES et al. 1991), sind über 97% der Neurone, die zur Longitudinalmuskulatur projizieren cholinerg (BROOKES 2001a). Ein deutlicher Unterschied gegenüber den Projektionsmustern am Magendarmtrakt monogastrischer Tiere ist das Fehlen polarisierter Projektionen am Vormagen. Das an der Zirkulärmuskulatur ausgeprägte Projektionsverhalten exzitatorischer und inhibitorischer Neurone in orale bzw. aborale Richtung wurde bisher bei verschiedenen Spezies beschrieben (BROOKES et al. 1991; PORTER et al. 1997). Es stellt die neuronale Grundlage für Motilitätsmuster wie den peristaltischen Reflex dar (BROOKES 2001a). Auch beim Rind wurden in der Zirkulärmuskulatur des Labmagens polarisierte Projektionen der myenterischen Neurone gefunden (PFANNKUCHE et al. 2002b). Im einhöhligen Magen ist dieses polarisierte Projektionsverhalten sogar in beiden Muskelschichten ausgebildet (MICHEL et al. 2000). 90 Das Fehlen dieser Polarität am Vormagen sowohl beim Sauglamm wie auch beim adulten Schaf verdeutlicht, dass sich die hier stattfindene Motorik deutlich von der des Labmagens bzw. von der des einhöhligen Magens und des Darms unterscheidet. Während im Darm der peristaltische Reflex den Transport der Ingesta in aborale Richtung steuert, findet im Retikulorumen eine Durchmischung des Vormageninhalts statt. Die hierbei ablaufenden motorischen Muster unterscheiden sich von denen des Darms und scheinen daher mit unterschiedlichen intrinsischen Innervationscharakteristika korreliert zu sein. 5.3.2.3 Funktionelle Bedeutung der intrinsischen Innervation im Retikulorumen Funktionelle Untersuchungen, in denen Muskelstreifen aus verschiedenen Vormagenbereichen elektrisch stimuliert wurden, ließen die Existenz cholinerger und nichtcholinerger exzitatorischer sowie nichtadrenerger inhibitorischer Nerven innerhalb der Muskulatur vermuten (TANEIKE u. OHGA 1975; VASSILEVA et al. 1978; WONG u. MCLEAY 1988). Die in dieser Arbeit gezeigten Projektionen cholinerger, SPerger und nitrerger Neurone zur Muskulatur bestätigen die Ergebnisse dieser funktionellen Untersuchungen. Zur physiologischen Bedeutung der intrinsischen Vormageninnervation in vivo können lediglich Vermutungen angestellt werden. So ist zur Erzeugung und Steuerung der typischen Vormagenmotorik zwar eine extrinsische Innervation durch den Nervus vagus notwendig, gleichzeitig ist aber auch eine pathologische Veränderung der myenterischen Innervation mit funktionellen Störungen der Motorik verbunden (GROENEWALD u. BOOTH 1992a). Bereits von GREGORY (1982) wurde vermutet, dass die physiologischerweise vorhandene Motilität des Vormagens durch das Zusammenspiel zentraler, extrinsischer und lokaler, intrinsischer Nerven entsteht. Möglicherweise übernehmen die myenterischen Muskelneurone hierbei die Funktion, den Tonus der Vormagenmuskulatur zu kontrollieren. Während SP in vitro zur Kontraktion glatter Pansenmuskulatur führte, wurde in vivo eine dosisabhängige Hemmung der Pansenkontraktionen durch SP festgestellt (VEENENDAAL et al. 1982). Als Ursache hierfür wurde angenommen, dass SP lokal den Tonus der Muskulatur steigert und damit die intramuskulären Spannungsrezeptoren aktiviert, was dann reflektorisch zu einer Hemmung der extrinsisch bedingten Kontraktionen führt (VEENENDAAL et al. 1982). 91 5.3.2.4 Mögliche weitere Funktionen myenterischer Vormagenneurone Obwohl Neurone aller drei Populationen (ChAT/-, ChAT/SP, NOS/VIP) zur Muskulatur projizierten, können Projektionen zu anderen Zielgeweben und damit auch weitere Funktionen der Neurone nicht ausgeschlossen werden. Ein Teil der Nerven könnte auch Sensoren oder Interneurone darstellen und zum Epithel, zu Blutgefäßen oder zu anderen Neuronen projizieren. Der verhältnismäßig geringe Anteil der Population ChAT/SP an der Muskelinnervation läßt darauf schließen, dass gerade diese Neuronenpopulation weitere Funktionen im Vormagen erfüllt. Beim Rind konnte das Vorkommen von SP immunreaktiven Nervenfasern im Epithel von Pansen und Haube gezeigt werden (KITAMURA et al. 1993). Obwohl SP positive Zellkörper in der Mukosa dieser Vormagenkompartimente nachweisbar waren, kann nicht ausgeschlossen werden, dass die intraepithelialen Fasern auch von myenterischen oder extrinsischen Neuronen stammen könnten (KITAMURA et al. 1993). Da SP häufig in sensorischen Nerven des Gastrointestinaltrakts nachgewiesen werden konnte und freie, intraepitheliale Nervenfasern häufig sensorische Funktionen besitzen (BORNSTEIN et al. 1989), wurde auch für die im Vormagenepithel nachgewiesenen Fasern eine solche Funktion vermutet (KITAMURA et al. 1993). Mögliche Reize für die SPergen Fasern könnten chemische oder mechanische Stimuli am Epithel darstellen (KITAMURA et al. 1993). Für die Existenz von intrinsischen sensorischen Neuronen sprechen auch die Ergebnisse funktioneller Untersuchungen, die an vagotomierten Schafen durchgeführt wurden. Hier wurde gezeigt, dass die Vormagenmotorik durch niedrige pH-Werte gehemmt und durch taktile Stimulation des Epithels gesteigert werden kann (GREGORY 1984). Desweiteren war beim vagotomierten Schaf die Motilität des Retikulorumens vom Grad seiner Dehnung abhängig (GREGORY 1984). So war bei geringer Füllung des Pansens keine Aktivität der Muskulatur vorhanden. Erst mit Erreichen eines gewissen Schwellenwertes war eine Muskelaktivität nachweisbar, die sich mit steigendem Volumen verstärkte (GREGORY 1984). Daraus kann geschlossen werden, dass in der Muskulatur außer motorischen Fasern auch sensorische intrinsische Nerven exisitieren müssen. In der vorliegenden Studie wurde Neurone markiert, die zur Muskulatur projizieren. Ob alle dieser Neurone tatsächlich motorische oder aber eventuell auch sensorische Funktionen besitzen, bleibt zu klären. 92 Generell enhält das ENS neben myenterischen Neuronen mit sensorischer und motorischer Funktion auch Interneurone (COSTA et al. 1991). Beim Meerschweinchen wurde beschrieben, dass vorwiegend cholinerge Neurone zu anderen Nervenzellen projizieren und damit Interneurone darstellen (REICHE et al. 2000; BROOKES 2001b). Wie Muskelneurone können auch Interneurone anhand ihrer Projektionsrichtungen in aszendierende und deszendierende Neurone unterteilt werden. Im Magen und im Dünndarm existieren jeweils eine Klasse von aszendierenden und mehrere Klassen von deszendierenden Interneuronen. Während die aszendierenden cholinergen Interneurone im Magen Calbindin kolokalisieren (REICHE et al. 2000), synthetisieren sie im Dünndarm unter anderem auch SP und Enkephalin (STEELE et al. 1991; BROOKES 2001b). Bei den deszendierenden Interneuronen des Magens werden zwei cholinerge (ChAT/Calbindin und ChAT/NPY) und eine nitrerge Population (NOS/Calbindin) unterschieden (REICHE et al. 2000). Im Dünndarm existieren insgesamt drei cholinerge und eine nitrerge, VIPerge Klasse von deszendierenden Interneuronen (STEELE et al. 1991; BROOKES 2001b). Da der myenterische Plexus von Pansen und Haube einen großen Anteil cholinerger Neurone enthält, deren Axone scheinbar nicht zur Muskulatur projizieren, ist es möglich, dass diese Neurone Verbindungen zu anderen Neuronen bilden. Ob die neurochemisch definierten Interneuronenpopulationen des Meerschweinchen aber denen des Vormagens entsprechen, bleibt fraglich. Wie in dieser Arbeit beschrieben, ist die Population Calbindin positiver Neurone im Retikulorumen des Schafes erheblich kleiner als im Magendarmtrakt des Meerschweinchens (FURNESS et al. 1990, REICHE et al. 1999). Dies bedeutet, dass zumindest der Anteil der Calbindin positiven Interneurone beim Schaf deutlich geringer wäre. Weiterhin ist in einer Klasse der deszendierenden Interneurone des Dünndarms neben ChAT auch VIP nachweisbar (STEELE et al. 1991; BROOKES 2001b). Diese Kolokalisation wurde weder am Vormagen des Lammes noch des adulten Schafes (PFANNKUCHE et al. 2002a) beobachtet. Die am Vormagen vorhandenen Interneurone scheinen daher vermutlich andere neurochemische Klassifikationen zu bilden, als dies beim Meerschweinchen der Fall ist. 93 5.3.3 Schlundrinne Wie im Retikulorumen wurden auch in der Schlundrinne durch die Applikation von DiI auf die Muskulatur myenterische Neurone markiert. Die Anzahl markierter Neurone (4–21 Neurone) war allerdings in beiden Muskelschichten der Schlundrinne deutlich geringer als in Pansen und Haube. Ein Vergleich von Pansen und Haube zeigte, dass im Pansen, der generell kleinere Ganglien als die Haube besitzt, auch weniger Neurone mit DiI markiert wurden als in der Haube. Da in der Schlundrinne die Ganglien am kleinsten sind und die geringste Anzahl DiI-Neurone vorhanden war, könnte ein Zusammenhang zwischen der Gangliongröße und der Anzahl von Muskelneuronen vermutet werden. Andererseits stellt sich die Frage, ob in der Schlundrinne tatsächlich so wenige Neurone zur Muskulatur projizieren, oder ob andere Ursachen zu einer verminderten Aufnahme des DiI geführt haben. Möglicherweise haben die bereits beschriebenen, nicht optimalen Kulturbedingungen zu einer eingeschränkten Markierung von Neuronen geführt. Weiterhin ist es denkbar, dass bei der Entnahme der Schlundrinne aus dem Vormagensystem und ihrer anschließenden Präparation Nervenbahnen verletzt wurden, so dass der axonale Transport des DiI nicht mehr möglich war. Die in der Literatur vorliegenden Ergebnisse anderer Tracingstudien sprechen eher dafür, dass methodische Ursachen zu der geringen Anzahl von DiI-gefärbten Neuronen geführt haben. So konnten in verschiedenen gastrointestinalen Bereichen und bei verschiedenen Spezies stets mehr Muskelneurone markiert werden als in der Schlundrinne des Sauglammes. Im Magen des Meerschweinchens beispielsweise liegt die Anzahl bei über 100 Neuronen (BROOKES et al. 1998; PFANNKUCHE et al. 1998; MICHEL et al. 2000). Im Kolon des Menschen wurden 70 Neurone markiert, die zur Zirkulärmuskulatur projizieren (PORTER et al. 1997). Im unteren Ösophagussphinkter führte die Applikation von drei DiI-Beads zur Markierung von rund 130 Muskelneuronen (BROOKES et al. 1996). Allerdings wurden in dieser Studie Präparate, in denen weniger als 10 Neurone DiI-markiert waren, von der Auswertung ausgenommen. Als Ursache wurde hier ein ungenügender Kontakt zwischen der Muskulatur und dem applizierten DiI-Bead angenommen (BROOKES et al. 1996). Die zur Zirkulär- und Längsmuskulatur der Schlundrinne projizierenden Neurone stammten aus allen zuvor definierten Populationen. Anders als in Pansen und Haube 94 entsprachen hier die prozentualen Anteile der einzelnen Kodierungen denen der allgemeinen Populationsgrößen. So beträgt der Anteil der Population NOS/VIP an der Gesamtpopulation 45%, bei den DiI-markierten Neuronen beider Muskelschichten besaßen 39% diese Kodierung. Auch der Anteil der Population ChAT/SP ist bei den Muskelneuronen (26%) mit der allgemeinen Größe dieser Population vergleichbar (25%). Auch rein cholinerge und rein nitrerge Neurone (9% bzw. 17%) projizierten zur Schlundrinnenmuskulatur. Mit Ausnahme der rein nitrergen Population waren bezüglich der Populationsgrößen keine Unterschiede zwischen den beiden Muskelschichten vorhanden. Während in der Längsmuskulatur 22% der Muskelneurone die Kodierung NOS/- besaßen, wurden in der Zirkulärmuskulatur keine Neurone dieser Population markiert. Die räumlichen Anordnung der DiI-positiven Neurone zeigte, dass die meisten aboral der Applikationsstelle lokalisiert waren und damit eine aszendierende Projektionsrichtung besaßen. Auch von anderen Spezies ist bekannt, dass häufig mehr aszendierende als deszendierende Projektionen vorhanden sind. So ist im Fundus und im Korpus des Meerschweinchenmagens der Anteil aszendierender Neurone mit 69% bzw. 63% höher als der der deszendierenden Neurone (BROOKES et al. 1998; PFANNKUCHE et al. 1998). Aufgrund der insgesamt geringen Anzahl von Präparaten und Neuronen kann über die beschriebenen Projektionsmuster keine allgemeingültige Aussage getroffen werden. Trotz der geringen Neuronenanzahl ist aber davon auszugehen, dass es sich bei den DiI-markierten Nervenzellen um exzitatorische bzw. inhibitorische Muskelneurone handelt. Für Azetylcholin und SP wurde bereits eine exzitatorische Wirkung an der Schlundrinnenmuskulatur von Mastkälbern nachgewiesen. Beide Substanzen verursachten hier konzentrationsabhängig Kontraktionen an isolierten Muskelstreifen (OERTLE 1988; MARTI 1988). Die relaxierende Wirkung von Stickstoffmonoxid und VIP auf die Muskulatur der Schlundrinne wurde ebenfalls in Invitro-Studien nachgewiesen (DENAC et al. 1990; BARAHONA et al. 1998). Im Vergleich mit dem Retikulorumen fällt in der Schlundrinne eine verhältnismäßig stärkere Beteiligung der nitrergen und VIPergen Neurone an der Muskelinnervation auf. Dies könnte Ausdruck des speziellen Motilitätsmusters der Schlundrinne sein. Es ist möglich, dass die während des Schlundrinnenreflexes stattfindende Relaxation des Bodens durch die Projektionen inhibitorischer Neurone zur Muskulatur vermittelt wird. 95 6. Zusammenfassung Motorische Innervation des Vormagens durch das enterische Nervensystem beim Lamm Corinna Rösch Veterinär-Physiologisches Institut, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig August 2003 119 Seiten, 17 Abbildungen, 16 Tabellen, 204 Literaturangaben Ziel dieser Studie war es, die intrinsische Innervation durch das enterische Nervensystem in den funktionell unterschiedlichen Vormagenbereichen Pansen, Haube und Schlundrinne beim Saug- und Mastlamm zu charakterisieren. Im ersten Teil der Arbeit wurden grundsätzliche Innervationsmerkmale wie die neurochemischen Kodierung der myenterischen Neurone ermittelt. Im zweiten Teil wurde beim Sauglamm untersucht, ob an der Innervation der Vormagenmuskulatur myenterische Neurone mit spezifischer neurochemischer Kodierung beteiligt sind. Beiden Fragestellungen wurde durch die Untersuchung von kultivierten Gewebeproben aus Pansen, Haube und Schlundrinne nachgegangen. Zur Identifizierung der Muskelneurone wurde in Verbindung mit der Gewebekultur eine retrograde Tracingmethode mit dem Fluoreszenzfarbstoff 1,1`-Didodecyl-3,3,3',3'Tetramethylindocarbocyanin-Perchlorat (DiI) angewandt. Zur Bestimmung der neurochemischen Kodierung wurden die Neurone auf ihre Immunreaktivität für Cholinazetyltransferase (ChAT), Stickstoffmonoxidsynthase (NOS), Substanz P (SP) und Vasoaktives Intestinales Peptid (VIP) untersucht. Mit Hilfe dieses Ansatzes konnten die Populationen ChAT/SP, ChAT/-, NOS/VIP und NOS/- ermittelt werden. Die prozentualen Anteile der einzelnen Populationen wiesen dabei sowohl lokalisations- als auch altersabhängige Unterschiede auf. Während im Pansen und in der Haube des Sauglammes die meisten Neurone eine cholinerge Kodierung besaßen (Pansen: ChAT/SP 63% der Gesamtneuronenpopulation, ChAT/- 19%, NOS/VIP 17%, NOS/- <1%; Haube: ChAT/SP 64%, ChAT/- 24%, NOS/VIP 10%, NOS/- <1%), war in der Schlundrinne des Sauglammes die größte Population nitrerg (NOS/VIP 45%, NOS/- 17%, ChAT/SP 25%, ChAT/- 13%). In diesem Bereich des Vormagens traten die stärksten altersabhängigen Veränderungen der Populationsgrößen auf. So wies in der Schlundrinne des 96 Mastlammes die Population NOS/VIP einen Anteil von 83% auf. Die Populationen ChAT/SP und ChAT/- waren nicht mehr nachweisbar. Eine moderate Zunahme der nitrergen Population war altersabhängig auch im Retikulorumen des Mastlammes feststellbar (Pansen: ChAT/SP 61%, ChAT/- 13%, NOS/VIP 24%, NOS/- <1%; Haube: ChAT/SP 62%, ChAT/- 21%, NOS/VIP 17%, NOS/- <1%). Die Applikation des Farbstoffs DiI auf die Vormagenmuskulatur (retrogrades Tracing) führte in allen drei untersuchten Kompartimenten zur Markierung von Muskelneuronen. Im Pansen besaßen die DiI-markierten Neurone hauptsächlich die Kodierungen ChAT/SP und NOS/VIP. In der Zirkulär- und in der Longitudinalmuskulatur waren 65% der Muskelneurone cholinerg und 35% waren nitrerg. Auch in der Haube wurden beide Muskelschichten vorwiegend durch Neurone der Population ChAT/SP innerviert (Zirkulärmuskelschicht: ChAT/SP 66%, NOS/VIP 18%; Längsmuskelschicht: ChAT/SP 63%, NOS/VIP 30%). Anders als im Pansen projizierte in der Haube ein größerer Anteil der rein cholinergen Neurone zur Muskulatur (Haube: Zirkulärmuskelschicht: 16%, Längsmuskelschicht: 7%; Pansen: 2% bzw. 5%). Sowohl im Pansen als auch in der Haube waren die markierten Muskelneurone beider Muskelschichten zu etwa gleichen Anteilen oral und aboral von der Applikationsstelle lokalisiert. In der Schlundrinne stammten die markierten Muskelneurone aus allen vier Populationen. Der prozentuale Anteil der nitrergen Muskelneurone war hier höher als im Retikulorumen (beide Muskelschichten: NOS/VIP 39%, NOS/- 17%, ChAT/SP 26%, ChAT/- 9%). Die meisten Muskelneurone waren aboral aszendierende der Applikationsstelle Projektionsrichtung. lokalisiert Eine Polarität und der besaßen daher eine aszendierenden und deszendierenden Projektionen konnte dabei in keinem der drei Kompartimente nachgewiesen werden. Es konnte somit gezeigt werden, dass im Vormagen myenterische Neurone unterschiedlicher neurochemischer Kodierungen existieren, die auch zur Innervation der glatten Muskulatur beitragen. Die prozentualen Anteile der einzelnen Populationen sind dabei von der Lokalisation und dem Alter und somit auch von der Funktion der einzelnen Vormagenkompartimente abhängig. Die altersabhängig veränderten Innervationsmuster weisen auf die Fähigkeit der enterischen Nerven hin, sich an die physiologischen Besonderheiten des Wiederkäuervormagens anzupassen. Sie spiegeln somit die neuronale Plastizität wieder. 97 7. Summary Motor innervation of the forestomach by the enteric nervous system in the lamb Corinna Rösch Institute of Physiology, Faculty of Veterinary Medicine, University of Leipzig August 2003 119 pages, 17 figures, 16 tables, 204 references The aim of the study was to characterize the intrinsic innervation in the functionally different compartments rumen, reticulum and oesophageal groove in the suckling and fattened lamb. The first part of the study determined general innervation characteristics such as the neurochemical coding of the myenteric neurons. The second part was to investigate, whether myenteric neurons with a specific coding are involved in the innervation of the forestomach muscle layers in the suckling lamb. Both topics were investigated by the examination of cultured specimens taken from the rumen, reticulum and oesophageal groove. To identify the muscle neurons, a tissue culture was used in combination with a retrograde tracing technique with the fluorescent dye 1,1'-Didodecyl-3,3,3',3'-Tetramethylindocarbocyanin-Perchlorat (DiI). To determine the neurochemical coding, the neurons were tested for their immunoreactivity against choline acetyltransferase (ChAT), nitric oxide synthase (NOS), substance P (SP) and vasoactive intestinal peptide (VIP). As a result, the populations ChAT/SP, ChAT/-, NOS/VIP and NOS/- could be determined. The percentages of these populations showed localisation- as well as age-dependent differences. Whereas in the rumen and reticulum of the suckling lamb, the majority of the neurons had cholinergic coding (rumen: ChAT/SP 63% of all myenteric neurons, ChAT/- 19%, NOS/VIP 17%, NOS/- <1%; reticulum: ChAT/SP 64%, ChAT/- 24%, NOS/VIP 10%, NOS/- <1%), the largest population was nitrergic in the oesophageal groove (NOS/VIP 45%, NOS/- 17%, ChAT/SP 25%, ChAT/- 13%). Age-dependent modifications of the percentages of the populations mainly occurred in this part of the forestomach. In the oesophageal groove of the fattened lamb, the population NOS/VIP increased to 83%. Simultaneously, the populations ChAT/SP and ChAT/could not be detected. A slight age-dependent increase of the nitrergic population was ascertainable in the reticulorumen of the fattened lamb, too (rumen: ChAT/SP 98 61%, ChAT/- 13%, NOS/VIP 24%, NOS/- <1%; reticulum: ChAT/SP 62%, ChAT/21%, NOS/VIP 17%, NOS/- <1%). The DiI application onto the forestomach muscle (retrograde tracing) resulted in labelling myenteric neurons in all three examined compartments. In the rumen, the DiI labeled neurons mainly encoded ChAT/SP and NOS/VIP. In the circular and longitudinal muscle layer, 65% of the muscle neurons were cholinergic and 35% were nitrergic. Also in the reticulum, both muscle layers were predominantly innervated by neurons of the population ChAT/SP (circular muscle layer: CHAT/SP 66%, NOS/VIP 18%; longitudinal muscle layer: ChAT/SP 63%, NOS/VIP 30%). Unlike in the rumen, in the reticulum a larger proportion of the purely cholinergic neurons projected to the muscle (reticulum: circular muscle layer: 16%, longitudinal muscle layer: 7%; rumen: 2% and 5% respectively). Both in the rumen and in the reticulum, the identified muscle neurons of each muscle layer were distributed in about equal parts orally and aborally of the DiI application site. In the oesophageal groove, the identified muscle neurons belonged to all four populations. In this compartment, the percentage of the nitrergic muscle neurons was higher than in the reticulorumen (both muscle layers: NOS/VIP 39%, NOS/- 17%, ChAT/SP 26%, ChAT/- 9%). The majority of the muscle neurons was located aborally of the application site. Consequently, these neurons projected in ascending direction. The ascending and descending projections were polarized in none of the three compartments. In conclusion, this study revealed the existence of neurochemically different neurons, which are involved in the innervation of the smooth muscle of the forestomach. The percentages of each population depend on the localisation and the age and on the function of each compartment. The age-dependent innervation patterns show the ability of the enteric nerves to adapt to the physiological peculiarities of the ruminant forestomach reflecting the neuronal plasticity. 99 8. Literaturverzeichnis AIMI, Y., H. KIMURA, T. KINOSHITA, Y. MINAMI, M. FUJIMURA u. S. R. VINCENT (1993): Histochemical localization of nitric oxide synthase in rat enteric nervous system. Neuroscience 53, 553 - 560 ALTDORFER K., E. FEHER, u. J. FEHER (1996): Distribution and localization of nitric oxide containing neural elements in the digestive tract. Orv. 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Hansi: für seine Computerkenntnisse Allen Mitarbeitern des Veterinär-Physiologischen Instituts: für das angenehme Arbeitsklima und die vielfältigen Hilfestellungen während meiner Zeit als Doktorandin. Alex, Inken und Patrick: für die Gewährung von freier Kost und Logis während der Aufenthalte in Hannover. Meiner Familie und Stephan: für die Ermöglichung des Studiums und für die Unterstützung während der Anfertigung dieser Arbeit.