Bibliothek der Internationalen Gustav Mahler Geseiischa

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B iblioth ek der Internationalen G u stav M ahler Geseiischa
GUSTAV; MAHLER
'2E K . t.n v t 3 B r ie f e
H erausgegeben von
H erta B laukopf
M it B e itr ä g e n v o n
K ü rt
B la u k o p f ,
K a r l H e in z F ü s s l,
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PAUL Z SO LN A Y VERLAG
"W i h IS! - H A M B U R G
Die Beiträge von Edward R. Reilly, Zoltan Roman und Stephen E. i
wurden in englischer Sprache verfaßt.
Berechtigte Übersetzung von Herta Blaukopf.
A lle Rechte V orbehalten
© Paul Zsoinay V erlag G esellschaft m. b. H ., W ien / H am b urg 1983
U m schlag und Einband: W ern er Sram ek
Fiim satz: T ypostudio W ien
D ruck und B in d u n g: W ien er V erlag
Princcd in A ustria
ISBN 3-552 -0 3 5 0 2 -8
C IP-K urztitelaufnahrne der D eutschen B ibliothek
M a h le r, G u stav :
Unbekannte Briefe / G ustav M ahler. Hrsg. von H erta Biaukopr.
M it Beitr. von K urt B lau k o p f. . .
(D ie Beitr. von Edward R. R eilly, Z oltan Rom an u. Stephen E. H efling
wurden in engi. Sprache verf. Berecht. Übers, von H erta Blaukopf.} W ien , H am burg: Zsoinay, 1983(B ibliothek der Internationalen Gustav-Mahier-GeseHschaft)
ISBN 3-552-03502-8
N E: M ahler, G ustav: (Sam m lung)
Stephen E. H efling
GU STA V M AHLER U N D A R N O L D SC H Ö N B E R G
U rsprünglich w ar Schönberg kein bedingungsloser M ahler-V erehrer:
„ W ie kann M ahler bei der IV. etwas können, wo er doch schon bei der
I. nichts geko n nt hat“ , sagte er im Jan u ar 1902 zu A lm a Sch in d ler.1
M ahler hingegen reagierte freundlich au f Schönbergs Sextett „V erklärte
N acht“ , das von M ahlers Schw ager A rnold Rose und dessen K ollegen
uraufgeführt w urde. W ahrscheinlich fand die erste persönliche B egeg­
nung der beiden K om ponisten bei einer Probe zur zweiten W ien er
A ufführung dieses W erk s am 1. März 1904 statt.2 Im darauffolgenden
Dezember hörte Schönberg M ahlers D ritte Sym phonie, die seine
E instellung v ö llig veränderte: A us dem Saulus w ar ein Paulus gew or­
den, w ie er später einbekannte.3 Er schrieb an M ahler einen begeisterten
Brief: „ich spürte einen M enschen, ein D ram a, W ah rh eit, rücksichtslo­
seste W ah rh e it!“ 4 W ie B rief 1 zeigt, nahm M ahler diese B egeisterung
dankbar an und lud Schönberg ein, das W e rk nochm als anzuhören.
Im März 1904 gründeten Schönberg und Zem linsky die Vereinigung
sch a ffen d er Tonkünstler, um „der M usik der G egenw art in W ie n eine
ständige Pflegestätte zu bereiten“ . 5 M ahler erklärte sich bereit, die
Ehrenpräsidentschaft zu übernehm en und ein ige A ufführungen zu
dirigieren. Zu den aktiven Förderern der V erein igun g gehörte auch
M ahlers Jugendfreund G uido A dler, Professor für M usikgeschichte an
der U niversität W ien . A dler und Schönberg korrespondierten über
m anche Problem e der V erein igun g, auch über die Frage, w ie man dem
U nternehm en die finanzielle U nterstützung des Hauses R othschild
sichern könne. Anfang Jan u ar 1905 w andte sich Schönberg selbst an
R othschild, doch offenbar vergeblich, w ie sein Schreiben an A dler
zeigt: ,,. . . der Prokurist em pfahl uns, die V erm ittlun g M ahlers zu
verwenden, da er uns sonst w enig H offnung machen könne. W ir haben
das M ahler m itgeteilt und er hat sich nun in der letzten Z eit neuerdings
bereit erklärt, an R. dem nächst heranzutreten.“ 6
B rief 2 bestätigt, daß M ahler dies w irklich tat, w enn auch m it
begrenztem Erfolg. W ährend dieser Z eit kam en Schönberg und
Z em linsky häufig zu M ahler. Den Erinnerungen A lm a M ahlers zufolge
gab es auch h itzige D iskussionen, w eil sich Schönberg m itunter in
17 3
STEPHEN E. H EFLING
„Paradoxen, ärgster A rt“ g e fie l. D en no ch lud M ah ler den „eingebilde­
ten K e rl“ 7 w e iter ein , im J u li 1 9 0 6 so gar in seine Som m ervilla in
Maiemigg, doch Sch ö n b erg, am T egern see w e ile n d , k o n n te n ich t
abkommen und m u ß te sich mit ein er A n sich tsk arte vom W ö rth e rse e
(3 ) b egn ü gen . _
A u ß er „ V erk lärte ]Siacht“ h örte M ah le r in W ie n m in d esten s drei
w eitere Schönberg-W erke: „P elieas un d M elisan d e“ , a u fg e fü h rt von der
V e rein ig u n g schaffender Tonkünstler am 2 5 . J a n u a r 1 9 0 5 , so w ie das
Erste S treich q u artett und d ie K am m ersym p h o n ie, op. 9 , d ie von R ose
am 5. respektive 8. F ebruar 1 9 0 7 d argebo ten w u rd en . D iese beiden
K onzerte wurden, von h eftigen P rotesten des P u b lik u m s un terb ro ch en ,
w ie dies bei Schönberg-Uraufführungen b ald ü b lich w u rd e. L aut A lm a
M ah ler trat M ah ler in beiden K o nzerten geg e n d ie Stö ren fried e auf.
M ah ler sagte zu seiner F rau: „Ich verstehe seine M u sik n ich t, ab er er ist
ju n g ; v ielle ic h t h at er recht. Ich b in a lt, habe v ie lle ic h t n ich t m eh r das
O rgan für seine M u s ik .“ 8 A m T ag nach d er A u ffü h ru n g des S treic h ­
qu artetts schrieb er an R ich ard Strauss und em p fah l ihm das W e r k für
die nächste Tonkünstlerversam m lung des A llg e m e in e n D eutschen
M u sik v erein s.9 Sein B rie f h atte E rfolg, den n das R o se-Q u artett sp ielte
Schö nb ergs W e rk b ereits im J u n i 1 9 0 7 bei der T onkünstlerversam m ­
lung in D resd en .10
V o r seiner ersten R eise nach A m erik a im D ezem b er 1 9 0 7 verb rach te
M ah ler einen lan gen und an regen d en A b end mit S ch ö n b erg un d seinen
Sch ülern in G rin zin g. F ür den T ag der A breise o rg an isierten d rei von
ih nen - K arl H orwitz, H ein rich Ja lo w e tz und A n to n von W e b e rn gem ein sam m it P aul Stefan ein e Abschiedskundgebung a u f dem
B ah n steig des W estbahnhofs.11 W a h rsc h ein lic h schrieb M a h le r u n ter
dem E indruck dieser H u ld ig u n g im E isen b ah nzug d ie K arte 5.
Schö nb ergs S ch ü ler geh ö rten d am als zu der k lein en G rup p e von
E nthusiasten, d ie, um M ah ler zu hören, auch b ereit waren, b eträch tlich e
E ntfernungen z u rü c k z u le g e n .12 W ie K arte 7 z eig t, w aren A lb an B erg
un d K arl H o rw itz bei der U rau ffü h ru n g von M ah lers Sieb en ter
S ym p h o n ie in P rag, ebenso w ie O tto K lem p erer, A rth u r B o d an zk y und
K lau s P rin gsh eim , ju n g e D irig e n te n , denen M a h le r w e iterg e h o lfe n
h a tte .13 Sch ö nb erg selbst, der n ich t in der Lage w ar, dem P rag er
K o nzert b eizu w o h n en , hörte die S ieb en te im H erbst 1 9 0 9 (u n te r
F erdinand Löw e) und schrieb an M ah le r üb er seine E in d rück e au sfü h r­
lich nach Amerika.
„Ich b in jetzt wirklich gan z der Ih rig e . . . D en n ich h atte w e n ig e r
17 4
A R N O LD SCH Ö N BERG
als früher die Em pfindung von ungem ein Sensationellem , etwas, das
einen ungeheuer erregt, aufpeitscht, m it einem W o rte von etwas, das
den Hörer in der W eise bew egt, daß es ihn aus seinem G leichgew icht
b r in g t. . . Sondern ich hatte den Eindruck einer vollendeten, auf
künstlerischer H arm onie begründeten R u h e.“ 14
M ahlers A ntw ort (B rief 9 ) scheint beträchtliches Einverständnis m it
der Reaktion Schönbergs anzuzeigen: „ W a s Sie m ir über Ihre Ein­
drücke - früher und jetzt - sagen, verstehe ich sehr g u t und habe m ir es
im Grunde genom m en im m er genau so ged ach t.“ Dies ist besonders
interessant, wenn man M ahlers B ericht über die laue A ufnahm e seiner
Ersten Sym phonie durch das N ew Y orker Publikum betrachtet, einem
jener frühen W erke, die Schönberg Schw ierigkeiten b ereiteten .15
Das Q uartett, von dem M ahler in diesem B rief spricht, ist w ahr­
scheinlich Schönbergs Zw eites Streichquartett, op. 10, uraufgeführt
vom Rose-Q uartett am 21. Dezember 19 08 , das M ahler w ohl durch die
im Selbstverlag erschienene Faksm ilepartitur ken n en lern te.16 Er g ib t
aufrichtig seine Schw ierigkeiten zu, Schönbergs M usik zu verstehen,
drückt sein Bedauern aus und hofft au f die Z ukunft, die ihm mehr
Ruhe und M uße geben solle. W eiterh in jedoch trat M ahler unbeirrt für
Schönberg ein. Im Frühjahr 1910 richtete er an den Präsidenten der
W ien er M usikakadem ie K arl von W ien er ein Em pfehlungsschreiben, in
dem er Schönbergs Bew erbung um eine Privatdozentur befürwortete
und dessen „em inente didaktische B egab un g“ hervorhob.17 Im Som ­
mer dieses Jahres schickte er dem in Bedrängnis befindlichen K om poni­
sten 800 K ronen.18 V or der letzten Fahrt nach A m erika w ohnte M ahler
Proben zum Zw eiten Streichquartett bei, das im O ktober 19 10 bei
einer A usstellung von Schönbergs G em älden in W ie n gespielt werden
sollte; anonym kaufte er drei Bilder. Schönberg erfuhr erst 1 9 1 2 , wer
der geheim nisvolle K äufer der B ilder gewesen war. Am 10. Septem ber
schrieb ihm A nton von W eb ern :
„Lieber Herr Schönberg, ich bin tief b eglückt, Ihnen Folgendes
schreiben zu können.
Ich w eiß seit gestern Abend, w er der K äufer Ihrer B ilder war.
Er hat gew ünscht, Sie sollten es nicht erfahren.
Jetz t ist er bereits in die ew ige S eligk eit eingegangen.
Ich glaube nicht, daß er w ill, Sie sollten es nie erfahren.
W e n n ja, dann m öge er m ir verzeihen, daß ich es Ihnen jetzt sage.
Aber es zu wissen, und dies nicht zu thun, ist m ir unm öglich.
Ihre-Bilder hat Gustav M ahler gekauft. Ihr W eb ern .“ 19
1 75
STEPHEN E. H EFLING
Schönbergs H arm o n ieleh re ( 1 9 1 1 ) , d ie M ah ler g e w id m e t ist, und
seine leid en sch aftlich e „ P rag er R e d e“ ( 1 9 1 2 ) sind w o h lb e k an n te
Z eu gn isse seines G laub en s an M ah lers K u n st. N o ch 1 9 4 8 schrieb er
zw ei w u tsch äu m en d e B riefe an den am erikan isch en K ritik e r O lin
D ownes als E n tg e g n u n g a u f ein en seiner M e in u n g nach tö rich ten
A n g riff a u f M ah lers Sieb ente S y m p h o n ie .20 W ie B erg un d W e b e rn
blieb Sch ö nb erg zeitleb en s ein g lü h e n d e r B ew u n d erer des älteren
M eisters.
Mahlers B riefe und K arten an Sch ö n b erg b efin d en sich in der A rn o ld
Schoenberg C o llectio n der Library o f C ongress, M u sic D iv isio n ,
W a sh in g to n . W ir m ö chten dem Sohn des K o m p o n iste n , H errn
Law rence Sch o enb erg, für d ie G en eh m ig u n g , sie h ier zu v erö ffen tli­
chen, au fric h tig danken.
1 AM , S. 99- Auch Schönbergs Schüler Anton von W ebern stand M ahlers M usik
anfangs reserviert gegenüber und wurde später, auch als D irigent, sein Bewunderer
(vgl. Hans und Rosaleen M oldenhauer, A nion von W ebern: Chronik seines Lehens u n d
Werkes. Zürich 19 80, S. 29 f.)2 D ie Uraufführung von „V erklärte N acht“ hatte am 18. März 1902 in Abwesenheit
Arnold Schönbergs stattgefunden; die zweite W iener A ufführung erfolgte laut
„N eue Freie Presse“ , M orgenausgabe, 1. Marz 19 0 4 , an diesem Tage. Bezüglich
Mahlers Reaktion au f dieses W erk siehe Bruno W alter, T hem a u n d V ariationen,
Frankfurt I9 6 0 , S. 218.
3 Arnold Schönberg, P ra ger Rede, in: G ustav M a h ler, R ainer W un derlich V erlag,
Tübingen 19 66, S. 25.
4 AM , S. 329. D ie sieben Briefe Schönbergs an M ahler, die in A lm a M ahlers Buch
veröffentlicht sind, sind die einzigen, die bisher bekannt wurden. D ie W iener
Erstaufführung von Mahlers D ritter Sym phonie fand am 14. Dezember 1904 statt
und wurde am 22. Dezember wiederholt. Schönberg war in der G eneralprobe und
m öglicherweise schon in vorangegangenen Proben. Sein Brief an M ahler ist m it 12.
Dezember datiert (offenbar nach der G eneralprobe); M ahler lud ihn zum K o n z e r t
am 14. Dezember ein. Vergleiche auch Egon und Emmv W ellesz, Egon Wellesz.
Leben u n d Werk, W ien 19 81, S. 41 f.
5 W illi Reich, A rn old S chönbergt W ie n 19 68, S. 33- W eitere M itglieder der V ereini­
gu n g schaffender Tonkünstler waren Gerhard von K cußler (1 8 7 4 -1 9 4 9 ), Jo se f von
W öss (1 8 6 3 -1 9 4 3 ), K arl W eig l (18 8 1 -1 9 4 -9 ), Bruno W alter (1 8 7 6 -1 9 6 2 ) und
R udo lf St. Hoffmann (1 8 7 8 —19??).
6 Edward R. R eilly. G ustav M a h ler und. G uido A d ler, B ibliothek der Internationalen
Gustav M ahler Gesellschaft, W ien 1978, S. 41 f. Der Brief ist m it 7. Jan u ar 1905
datiert.
7 AM , S. 99- Siehe auch Schönbergs Brief an M ahler, AM , S. 365 f.
8 AM, S. 139. Bruno W alter ( T hem a und. V ariationen, S. 21 8 ) überliefert eine -witzige
E ntgegnung auf M ahlers Erm ahnungen: „Bei Ihrer Sym phonie habe ich auch
gezischt-“ , b ringt diese Szene aber m it dem Sextett „V erklärte N acht“ in Zusam17 6
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G ustav M ahler. Foto von E. Bieber, Hamburg, 1892, m it W idm ung
fü r A n n ie Som m erfeld-M incieux: »Den Unm ündigen / zu verkün­
digen / ist, wie bestellt, / Frau Som m erfeld! / In W orten, bündi­
gen, / in Thaten, gründigen / wie ein Held! / Nun merk d ir’s W elt
/ u nd höre auf, zu sündigen! / Meiner Evangelistin Frau Annie
Som m erfeld in aufrichtiger Freundschaft / Gustav Mahler / Ham­
burg, M ai 1896.«
A n n ie M incieux hat den Namen Som merfeld später durchgestri­
chen beziehungsw eise überschrieben. (Vgl. S. 119-)
Gustav Mahler dirigiert Siegfried Wagners Oper »Der Bärenhäuter«,
miere 27. März 1899, II. Akt, 7- Szene.
»D er Bärenhäuter«, III. A kt, letzte Szene. Schattenbilder von Benno
Mahler, Wien. (Vgi. S. 219 ff.)
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>i-/<.
jz ^ tc
G ustav M ahler. Foto von Dr.
Szekely, W ien , 1898 (?), m it
i W idm ung für Leo Slezak: »Mdnem lieben Slezak, / dem unwi,^ / yC u T ie ^ n ^ r t ) d ersteh lich en Sto izin g, / dem
hinreißenden R aoul / etc., etc.
(siehe Repertoire) / In Erinne­
ru n g an den T rium ph am 29.
O ktober 1902 / G ustav Mahler.«
(V gl. S. 190.)
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A nsichtskarte aus Prag an A rnold Schönberg. (Vgl. S. 185.)
A RN O LD SCHÖN BERG
menhang. Bereits 1909 veröffentlichte Paul Stäuber (D as w a h re Erbe G ustav M ahlers,
W ien 19 09, S. 4 0 ) eine Bem erkung M ahlers über die Kam m ersym phonie, daß er
diese M usik nicht mehr verstehe.
5 G ustav M a h ler - R ich a rd Strauss. B riefw ech sel 18 88—1911 ■ Bibliothek der Internatio­
nalen Gustav M ahler G esellschaft, M ünchen 19 8 0 , S. 122 f.
10 H. H. Stuckenschm idt, Schönberg. Leben, U m welt, Werk, Zürich 19 74, S, 85.
AM, S. 154 ff.
12 Schönberg und W ebern z. B. hörten die Uraufführung von M ahlers Achter
Sym phonie in München (12. September 1 9 1 0 ); W ebern und Berg fuhren zur
Uraufführung des „Lieds von der Erde“ (M ünchen, 20. N ovem ber 1 9 1 1 ); und
Schönberg und W ebern besuchten 1920 das Mahler-Fest in Amsterdam (siehe
M oldenhauer, S. 121, S. 2 1 1).
13 W eitere Anwesende in Prag waren Gerhard von K eußier. Bruno W alter und der aus
Rußland stammende Pianist und D irigent Ossip Gabrilowitsch (siehe A M , S. 176,
Bruno W alter, T hem a u n d V ariationen. S. 2 4 5 ).
14 AM , S. 441. Das Konzert fand am 3. N ovem ber 1909 statt.
15 M ahler dirigierte seine Erste Sym phonie in N ew Y ork am 16. und 17. Dezember.
Uber die W irk u n g der A ufführung v g l G M B, N euausgabe, B rief 42 9 an Bruno
W alter.
16 Jo sef Rufer, D as Werk A rn old Schönbergs, Kassel 19 59, S. 9.
17 Brief ohne D atum , Frühjahr 19 10, zitiert nach Reich, A rn o ld S chönberg. W ien 19 68,
S. 66.
18 AM, S. 47 1.
i!> H. H. Stuckenschm idt, Schönberg. Leben, U m welt, Werk, Zürich 19 7 4 , S. 133.
20 Arnold Schönberg, A usgevjäb lte B riefe, herausgegeben von Erwin Stein, M ainz o. J .,
S. 271 ff.
DER D IRECTO R DES
K. K. HOF-OPERNTHEATERS
[O h n e D arum . P o ststem p el: W ie n 13. XII. 0 4 ]
Lieber Sch ö n b erg'
H erzlich en D an k für Ihre lieben Z eilen , die m ich sehr g e fre u t haben. H aben Sie für m o rgen A b end schon ein en P latz? W e n n n ich t, so holen
Sie sich eine solche, die ich für Sie b e reith alte im Laufe des V o rm itta g s
bei m ir im B ureau. Falls dieselb e b is 12 U h r n ich t ab g e h o lt ist. so vergeb e ich sie dann
an d erw eitig.
H erzlich st
Ihr
M.
2
DER D IRECTO R DES
K. K. HOF-OPERNTHEATERS
[O h n e D atu m . W ie n , M itte J a n u a r 1 9 0 5 ]
Lieber Sch ö nb erg!
U nsere H o ffn u n gen sind sch n ell un d g rü n d lic h zu W a sse r g e w o rd en !
Rothschild läß t m ir eben durch seinen Sek retär telep h o n iren , d aß er
ih re m V erein e 1 0 0 0 Kronen zu r V e rfü g u n g ste llt - in A n b etrach t
dessen, d aß er für M u sik k ein Interesse h at, un d d ah er auch - kein
G eld. In sehr v erb in d lich er - aber gan z apodictischer A rt - ge g e n d ie
jeder K ecurs unm öglich. Ich b eeile m ich . Ih nen diese H io b sp o st zu
m elden, und b edauere, d aß ich Ihnen n ich ts E rfreulicheres m itz u th e ile n
hatte. D ie 1 0 0 0 K ro n en stehen Ihnen zur V e rfü g u n g , b is Sie sie
b rauchen ! W a s n un ?
H erzlich st g rü ß e n d - in Eile
M ah ler
D a tieru n g: siehe Einleitung.
ARN O LD SCHÖ N BERG
V illa M AH LER am W örthersee
[A nsichtskarte. O hne D atum . Poststem pel: K lagenfurt 3 1 . 8 . 0 6]
[In Gustav M ahlers H andschrift:] G ustav M ahler
(zu 2 H änden)
[In unbekannter H andschrift:]
ALEX
[In A lm a M ahlers H andschrift:] V iele herzliche Grüsse
A lm a M aria M ahler
W ien / IX Life]chtensteinstr. 70 / Herrn A m . Schönberg
(zu 2 H änden): Die Ansicht der Karte zeigt M ahlers Haus in M aiernigg, im Vorder­
grund ein Stück See m it einem Ruderboot, das sich vom Ufer entfernt. Mahlers Scherz
(zu 2 H änden) könnte andeuten, daß es sich bei dem Ruderer um ihn selbst handelt. A LEX: m öglicherweise eine Unterschrift A lexander von Zem linskys, vielleicht aber
auch von Alm a Mahlers Hand, die einen G raß an Zem linsky aussprach.
4
DER D IRECTO R DES
K. K. HOF-O PERNTHEATERS
[O hne D atum . Poststem pel: 17. XL 06 ? kaum lesbar]
Lieber Freund!
H eute dürfte es schw er gehen. Z ur nächsten V orstellung sage ich es
Ihnen bestim m t zu, w enn Sie sich rechtzeitig m elden!
Beifolgendes las ich in der Frankj\ urterl Z eitu n g; vielleicht interessirt es den Z em linsky. H erzlichst
Ihr M ahler
Herrn Arnold Schönberg / IX. Liechtensteinstr. 6 8 -7 0 / Pneum atisch.
H eute d ü r fte es sch w er g e h en : vorausgesetzt, daß der Poststempel richtig gedeutet ist,
könnte es sich um eine A ufführung von Hermann Götz „D er W iderspenstigen
Z ähm ung“ in der Hofoper handeln; die Premiere der N euinszenierung w ar am 3.
N ovember 1906 gewesen.
18 3
STEPHEN E. H EFLING
5
[ W eihnachtskarte. O h n e D atu m .
P o ststem p el:
A m stetten , D atu m
u n le s e rlic h .]
D ie h erzlichsten G rüße au s dem C o u p e an Sie un d a lle d ie ju n g e n
F reunde un d F reun din n en von Ihrem sehr gerührten
G ustav M a h le r
[In A lm a M ah lers H an d sc h rift:] H errn A rn o ld Sch ö n b erg / W ie n / IX .
Li[e]chtensteinstraße 6 8 - 7 0
W eihnachtskarte: Postkarte Nr. 10 4 der W iener W erkstätte. - D a tieru n g: verm utlich
9. Dezember 1907. Siehe auch Einleitung. A m stetten liegt etwa 120 km westlich von
W ien an der W estbahn.
[A n sich tsk arte. O h n e D atu m . P o ststem p el: N e w Y o rk . D ecem b er 2 4 ,
1907]
fIn A lm a M ah lers H an d sc h rift:]
V ie le h erzlich e G rüß e
A lm a M ah ler
r iin G ustav M ah lers H an d sc h rift:] un d G ustav M ah le r
Lassen Sie e in m a l w as von sich h ö ­
ren!
[In A lm a M ah lers H an d sc h rift:] E uropa / W ie n - Ö sterreich / IX
L iech ten stein str. 7 0 / H errn' A rn o ld
Sch ö nb erg
A nsichtskarte: zeigt das Trinity B u ilding, N ew York.
18 4
ARN O LD SCHÖN BERG
7
[A nsichtskarte. O hne D atum . Poststem pel: Praha, 20 IX 0 8 ]
H erzl[iche] G rüße
Herzl.
Servus!
K arl H orw itz [ein ige weitere W o rte unleserlich]
M ahler
A lm a
Alban Berg
O tto K lem perer
Bodanzky
Grüsse an Z em lin sky[?]
A nsichtskarte: m it Aufdruck: „G ruß aus Prag! Der W enzelsplatz. - 7 4 .“ (siehe Seite
180) A uf der Vorderseite noch ein zusätzlicher G ruß an Schönberg: „H erzliche G rüße
Klaus Pringsheim “ . Pringsheim (1 8 8 3 —1 9 7 2 ), Schwager von Thom as M ann, unter
M ahler Volontär-Korrepetitor am W iener Hofoperntheater. - K a rl H orw itz: (1884 bis
1925) österreichischer Komponist und D irigent, Schüler Arnold Schönbergs von
1 9 0 4 -1 9 0 8 . - A lban B erg : (1 8 8 5 -1 9 3 5 ) Schönberg-Schüler seit 1904. - Otto
K lem perer: (1 8 8 5 -1 9 7 3 ) D irigent, seit 1907 in Prag tätig. - A rth u r B odanzky: (1877
bis 19 39) D irigent, 1903 als Korrepetitor an der W iener Hofoper, 1 9 0 7 -1 9 0 9 in Prag
engagiert. - D ie Unterzeichneten M usiker hatten sich zur U raufführung von Mahlers
Siebenter Sym phonie am 19- September 1908 in Prag zusam mengefunden.
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[A nsichtskarte] N [e w ] Y [o rk ] 22. Dec. [ 1 9 ]09
[In A lm a M ahlers H andschrift:]
Tausend G rüße und W ünsch e fürs
neue J a h r senden in alt-w arm er
Freundschaft
A lm a M. M ahler
[In G ustav M ahlers H andschrift:] und G ustav M ahler
(U ber Ihren lieben B rief habe ich
m ich sehr gefreut — hoffentlich
kom m e ich zu einer Beantw or­
tu ng [ ) ]
[In A lm a M ahlers H andschrift: j A ustria / V ienna / IX Li[e]chtensteinstr. 6 8 -7 0 / Herrn Arnold
Schönberg
A nsichtskarte: m it Ansicht des Schindler-D enkm als in W ien. Der darauf dargestellte
M aler Emil Jacob Schindler war Alm a M ahlers Vater.
18 5
STEPHEN E. HEFLING
9
N e w y o r k [!] ? J ä n n e r 1 9 0 9
M ein lieb er F reund Sch ö nb erg:
D as w ar lieb von Ih n en , m ir so au sfü h rlich zu schreiben. W a s Sic m ir
üb er Ihre E indrücke - früh er un d jetz t - sagen , verstehe ich sehr g u t,
und habe m ir es [im ] G run de gen o m m en im m er g e n a u so g e d a c h t. Sie sind da gan z anders als ich. Ich lasse m ich o h n e B ed en k en um ren­
nen - o hne F urch t un d a u f d ie G efahr h in , m ich an Je m a n d e n zu
verlieren . (Ich w e iß n äm lich in n e rlic h doch g e n au , d aß ich m ich schon
w iederfin den w e rd e.) - W a s lie g t e ig e n tlic h d aran , w e r d ie W e rk e
schreibt. W e n n sie n u r zu r rechten Z eit da sind. —V o n allem P ersö n li­
chen etc. w ird Ihnen m ein e Frau b erich ten . Ich m ö ch te Sie n u r [n ic h t]
w ied er o hn e A ntw ort lassen - und d ie ß g esch ieh t sicher, w en n ich n ich t
au g en b lick lic h schreibe. - Ich lebe h ier in ein er sch reck lich en H etze.
A u f B riefschreiben bin ich g a r n ich t e in g erich te t (S ie sehen, ich habe
n ich t ein m al B riefp ap ier un d b en u tze das m ein er F rau) un d m u ß jed en
A u g en b lick ausnützen. U m so lieb er freilich lese ich B riefe un d d en ke
oft zu m ein en Freunden und u n terh alte m ich im S tille n m it ih n en . Ih r
Q u artett habe ich m it und studire es zu w eilen . A ber h art w ird es m ir.
Es thut m ir so sch recklich leid , Ih n en so schlecht fo lgen zu k ö n n e n ;
un d hoffe a u f d ie 'Z u k u n ft, w o ich m al m eh r „ z u m ir“ (also auch zu
Ih n en ) ko m m en kann. M ein[e] erste Sym ph.[onie] ist h ier z iem lic h
durchgefallen - Sie sehen daraus, d aß ich h ier z iem lic h in c o g n ito
heru m w an d le. U n d w ie sehr ich m ich e ig e n tlic h nach d er H e im ath
sehne (w o ru n te r ich n äm lich die w en ig e n M enschen m ein e, von denen
ich verstanden w erden m ö chte un d d ie ich Heb habe.[)] U n d dazu zäh lt
Sie in vorderster R eih e
Ihr Freund f ?j
G ustav M ah ler
G rüßen Sie F reund Z em lin sk y! S in d Sie w ie d er m itein an d er?
A u stria / H errn A rn o ld Sch ö nb erg / W ie n / IX . L iech ten stein str. 6 8/
7 0 . A bsender: M ah ler N ew Y o rk H o tel Savoy V Av.
D a tieru n g: charakteristisch für M ahler, der oft das D atum nicht wußte. D er Poststem ­
pel lautet: N. Y. January 10, 19 10, 8 :3 0 pm. - Ih r Q u a rtett: Schönbergs zweites
Streichquartett (siehe auch E inleitung). - M eine erste Sym ph.: M ahler bezieht sich a u f die
New Yorker A ufführungen vom 16. und 17. Dezember 1909.
lS 6
A R N O LD SCHÖ N BERG
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[P o stk arte. O h n e D atu m . P o ststem p el: W ie n 2 5 . V . 1 0 ]
L ieber F reund!
Eben fällt m ir ein , d aß ich Montag ab ends P robe im S in g v e re in h ab e!
B itte, telefo niren Sie m ich also D ie n stag früh an , d a m it w ir etwas
verabreden. Leider b in ich diese gan ze W o ch e n ich t m eh r frei.
H erzlich st Ihr
M ah ler
H errn /A rn old S c h ö n b erg / W ie n / X III / 7 H ie tz in g e r H au p tstraß e
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A dresse: Schönberg war Anfang 1910 nach H ietzing übersiedelt. - P robe im S in gverein :
Chorprobe zur Uraufführung der Achten Symphonie (vgl. Mahlers Briefe an Emil
G utm ann, S. 79 f., und Franz Schalk, S. 168 ff.).
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[O h n e D a tu m ]
Lieber F reund!
A lso a u f W ied erseh en m o rgen (F re itag ) zw ischen 9 - 1 0 U h r. T el.
D ö b lin g 3 4 8
Herzlichst Ihr
M a h le r
D a tieru n g: Jedenfalls nach 1907, vielleicht in Zusam m enhang m it Postkarte N r. 10. Tel. D öbling: verm utlich die Telefonnum m er der V illa M oli au f der Hohen W arte.
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