Fleisch – Genuss oder Risiko?

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I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l
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Fleisch – Genuss oder Risiko?
Fleisch ist ein wertvolles Nahrungsmittel. Es versorgt uns mit hochwertigem Eiweiß,
wichtigen Mineralien sowie Vitaminen. Doch wer zu viel Fleisch- und Wurstwaren verzehrt, erhöht das Risiko für Darmkrebs, Diabetes und Infarkt. Pur oder verarbeitet beläuft sich der Pro-Kopf-Verbrauch auf 60 Kilogramm im Jahr.
Fleisch enthält Eiweiß und Fett, Vitamine
und Cholesterin, Mineralien und Spurenelemente. Substanzen, die unser Körper
benötigt. In Übermaß genossen, können
manche Stoffe jedoch schädlich sein. Vom
gesundheitlichen Standpunkt her lautet die
Frage daher nicht „Fleisch oder kein
Fleisch?“, sondern Menge und Zusammensetzung entscheiden.
Ein Blick in die Statistik mit verblüffenden Zahlen
85 Prozent der Deutschen essen täglich Fleisch und Wurst. Auf das ganze Leben gerechnet, verzehrt jeder 46 Schweine, 4 Rinder und 945 Hühner. Hinzu kommen 46 Puten, 37 Enten, 12
Gänse und 4 Schafe. Das sind insgesamt fast 1.100 Tiere! Laut Ernährungsempfehlungen sollte
man circa 600 Gramm Fleisch und Fleischwaren pro Woche verzehren. Das heißt, viele überschreiten die empfohlene Menge um ein Mehrfaches.
Wichtige Inhaltsstoffe
Eiweiß dient dem Körper hauptsächlich als
Baustoff für Muskeln, Knochen und Haare,
spielt aber auch für Hormone und das Immunsystem eine wichtige Rolle. Eiweiß aus
tierischer Quelle ist dem menschlichen ähnlicher und gilt darum als wertvoller. Man
kann sich aber auch nur mit Eiweiß aus
pflanzlicher Kost (Hülsenfrüchte, Soja) ernähren.
Fette liefern viel Energie und sind darum als
Dickmacher in Verruf geraten. Der Körper
benötigt sie jedoch zur Verwertung fettlöslicher Vitamine und wegen des Gehaltes an
essentiellen Fettsäuren. Die Fettsäuren sind
es auch, die den Unterscheid zwischen „gutem“ und „schlechtem“ Fett machen. Ungesättigte Fettsäuren, die in pflanzlichen
Lebensmitteln vorkommen, sind gesünder
als die gesättigten aus tierischen Produkten.
Eine Ausnahme ist Geflügel, das ebenfalls
einen hohen Anteil der gesünderen ungesättigten Fettsäuren aufweist.
Cholesterin ist ein notwendiger Bestandteil
der Zellmembrane und Baustoff für Hormone. Es wird sowohl vom Körper selbst gebildet als auch mit der Nahrung zugeführt.
Cholesterin ist für den Körper unentbehrlich. Ein hoher Cholesterinspiegel gilt aber
auch als Risikofaktor für Herz-KreislaufErkrankungen. Die Menge an Cholesterin im
Blut hängt jedoch nur wenig mit dem in der
Nahrung aufgenommenen Cholesterin zusammen.
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Vitamin B12 wird für den Aufbau roter Blutkörperchen benötigt und ist wichtig für die
Funktion des Nervensystems. In nennenswerten Mengen ist der Stoff nur in tierischen Nahrungsmitteln enthalten. Dies ist
der Hauptgrund, weshalb bei veganer Ernährung eine vollwertige Versorgung
schwierig ist. Für Ovo-Lacto-Vegetarier
(Milchprodukte und Eier sind erlaubt) besteht dieses Problem hingegen nicht.
Eisen braucht der Körper zur Bildung des
roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, der seinerseits den Sauerstofftransport des Blutes ermöglicht. Auch für die Leistung der Muskeln
ist es unentbehrlich. Eisen ist auch in pflanzlichen Nahrungsmitteln (Getreide, Nüsse)
enthalten, kann aber aus tierischen Produkten besser verwertet werden. Fleisch kann
noch eine Reihe weiterer Vitamine und Mineralien liefern. Vitamin B12 und Eisen sind
jedoch von besonderem Interesse, weil bei
diesen Stoffen am ehesten ein Mangel
droht. Übrigens: Vitamin C verbessert die
Aufnahme von Eisen. Ein Glas Orangensaft
zu eisenreicher Kost ist daher sinnvoll.
Die Evolution hat den Menschen letztlich
zum Leben als „Allesfresser“ befähigt, um
mit unterschiedlichen Angeboten klar zu
kommen: mit Mangel und mit Überfluss. Die
stets gefüllten Regale im Supermarkt gehören erst seit historisch kurzer Zeit zur modernen „Natur“. Das Zuviel der Angebote
birgt – wie könnte es anders sein – ein
Menge Risiken.
Fleisch unter der Lupe der Wissenschaft
Wie gesund oder schädlich ein andauernder
Fleischverzehr tatsächlich ist, untersuchen
Ernährungswissenschaftler weltweit. Auch
am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam geht man dieser Frage
nach. Ihre bisherigen Erkenntnisse sind Teil
der europaweiten EPIC-Studie. Dazu wurden
seit 1992 Ernährungsdaten von mittlerweile
mehr als einer halben Million Menschen
gesammelt. Sie sollen Aufschluss geben,
welchen Einfluss die Ernährung auf die Gesundheit hat.
Ein Zwischenergebnis zeigt bereits: Rotes
Fleisch, also Lamm, Rind und Schwein,
scheint Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und vor allem Darmkrebs zu begünstigen. Prof. Andreas Pfeiffer vom Deutschen
Institut für Ernährungsforschung in Potsdam
hat dafür eine mögliche Erklärung: „Im roten Fleisch ist roter Blutfarbstoff enthalten.
Der ist ein Signalmolekül im Körper, was
wahrscheinlich ungünstig wirkt. Aber die
genauen Ursachen sind nicht wirklich aufgeklärt.“ Einer anderen These zufolge können auch Viren im Fleisch den Darmkrebs
auslösen – zumindest dann, wenn das
Fleisch nicht ganz durchgegart gegessen
wird. Aber vielleicht liegt es auch gar nicht
am Fleisch. Klar ist, dass Menschen, die wenig Fleisch essen, weniger Dickdarmkrebs
bekommen. Prof. Pfeiffer vermutet: „Es
kann auch sein, dass die, die weniger Dickdarmkrebs bekommen, mehr Fahrrad fahren
und deshalb weniger Dickdarmkrebs bekommen oder weniger gesättigte Fette essen, so dass es schwierig ist, diese Faktoren
zu kontrollieren.“ Und dennoch: Die Daten
lassen vermuten, dass zu viel rotes Fleisch
schadet. Noch schlimmer: hoch verarbeitetes Fleisch. Würste zum Beispiel enthalten
viel Fett, viel Salz und Pökelsalz – also Komponenten, die schon lange als Krankmacher
gelten. Was bleibt denn da noch übrig?
Geflügel – weißes Fleisch! Außer der Salmonellengefahr sind bisher kaum Gesundheitsgefahren des weißen Fleisches bekannt.
Es enthält weniger der roten Farbmoleküle,
ist fett- und kalorienarm. Menschen, die
hauptsächlich Geflügel essen, haben weniger gesundheitliche Risiken. Prof. Andreas
Pfeiffer: „Es gibt Studien, wo man zum Beispiel die Effekte auf die Niere untersucht
hat, und da schneidet das rote Fleisch tatsächlich schlechter, als das weiße Fleisch ab.
Und das weiße Fleisch ist da auch günstiger
in den Stoffwechseleffekten als das rote
Fleisch.“
Nicht nur das Lebensmittel selbst, auch die
Zubereitung, die Garmethoden und vieles
andere könnten eine Rolle spielen. Zum
Beispiel entstehen beim Grillen von Fleisch
krebserregende Substanzen, die sogenannten PAK, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe.
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Grillen ohne krebserregende Stoffe
• grillen Sie Fleisch nicht über 180 Grad Celsius und vor allem nicht unnötig lange
• möglichst einen Elektrogrill oder Gasgrill verwenden
• für einen Holzkohlegrill gilt: nie über brennendem oder rauchendem Feuer grillen
• Grillgut erst auflegen, wenn die Kohle gut durchgeglüht ist
• verwenden Sie Grillschalen, die verhindern, dass Fett in die Glut tropft
• bei magerem Fleisch tropft weniger Fett auf die Kohle
• Geräuchertes oder gepökeltes Fleisch oder Wurst sollten Sie nicht mehr als auf 100 Grad Celsius erhitzen.
• Verbranntes oder stark Angekohltes möglichst wegwerfen, zumindest jedoch großzügig abschneiden.
Wenn die Gicht zuschlägt
Etwa fünf Prozent der Deutschen leiden an
Gicht, einer entzündlichen Gelenkerkrankung. Männer sind dabei zehnmal so häufig
betroffen wie Frauen. Die Hauptursache für
die quälenden Schmerzen versteckt sich in
der Nahrung. Die Übeltäter sind sogenannte
Purine. Das sind Eiweißverbindungen, die in
verschiedenen Lebensmitteln vorkommen.
Besonders viel davon in Fleisch und Wurst.
Normalerweise werden die Purine im Körper
zu Harnsäure abgebaut und über die Nieren
ausgeschieden. Ist dieser Stoffwechsel gestört, reichert sich die Harnsäure im Blut an
und zerfällt dann zu nadelspitzen Kristallen.
Sie lagern sich in den Gelenken ab und verursachen akut heftige Schmerzen, ein
Gichtanfall. Kommt es immer wieder zu
solchen Schüben werden Knorpel und Knochen allmählich zerstört. Durch immer wiederkehrende Gichtanfälle kann auch die
Niere geschädigt werden.
Wichtig ist deshalb eine Diagnose. Mit einem einfachen Bluttest wird die Harnsäurekonzentration bestimmt. Ist sie zu hoch,
muss behandelt werden.
Die gute Nachricht: Die Menge der Harnsäure lässt sich durch die richtige Ernährung
aktiv beeinflussen.
Petra Schaus, Ernährungsexpertin rät: „Bei
der Vorbeugung von Gicht ist es ganz wichtig, dass man nicht irgendwelche radikalen
Maßnahmen ergreift und sagt, ich verzichte
jetzt auf alles, wo irgendwelche Harnsäure
gebildet wird. Sondern wirklich über eine
längere Zeit sagt, ich beschränke mich auf
300 Gramm Fleisch pro Woche, plus eine
Fischmahlzeit.“ Innereien, Schweinefleisch,
ja sogar Geflügel führen die Hitliste der Purine an. Aber auch einige Gemüse oder Hül-
senfrüchte sind sehr purinhaltig.
Um nicht in die Purinfalle zu tappen, helfen
spezielle Lebensmitteltabellen.
Auf der Internetseite der Gichtliga gibt es
einen Purinrechner, der weiß, welche Lebensmittel wie viel Harnsäure bilden. Also:
Auch wenn der Verzicht auf Bratwurst und
Steak manchmal schmerzhaft ist: Die
Schmerzen bei einer ernsthaften GichtErkrankung sind auf jeden Fall größer.
Tierische Lebensmittel mit
hohem Puringehalt
Leber (vom Rind, Schwein, Huhn)
97,0 mg/100 g
Gänsefleisch mit Haut
85,0 mg/100 g
Schafkoteletts
81,0 mg/100 g
Gänsekeule
81,0 mg/100 g
Putenfleisch mit Haut
73,0 mg/100 g
Taube
70,0 mg/100 g
Schweinefleisch
70,0 mg/100 g
Kalbfleisch
66,0 mg/100 g
Schweinekotelett
65,0 mg/100 g
Schweinehackfleisch
61,0 mg/100 g
Brathähnchenbrustfilet
60,0 mg/100 g
Putenfleisch mit Haut
57,0 mg/100 g
Hähnchenschenkel
57,0 mg/100 g
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Eisbein
57,0 mg/100 g
Rindfleisch
56,0 mg/100 g
Leberpastete
55,0 mg/100 g
Schweineschnitzel
53,0 mg/100 g
Kalbsleberwurst
52,0 mg/100 g
Rinderhackfleisch
51,0 mg/100
Die versteckten Fette
Besonders in Wurstwaren sind viele sogenannte "versteckte" Fette enthalten. Wegen der Verarbeitung im Fleischwolf kann man ihre einzelnen Bestandteile mit dem Auge nicht mehr erkennen. Streichwurst beispielsweise hat nicht selten einen Fettgehalt von über 50 Prozent. Wurstaufschnitt und Würstchen liegen bei circa 30 Prozent Fettgehalt. Der Anteil an solchen versteckten Fetten in der Nahrung nimmt bei uns Deutschen rund zwei Drittel der Gesamtfettmenge ein.
Unser Test – Schlank mit Fleischdiät?
Seit vielen Jahren ein Renner unter den Diäten: die Fleischdiät. Das bedeutet viel
Fleisch, also Eiweiß – keine einfachen Kohlenhydrate wie Brot, Kartoffeln, Nudeln oder
Reis – und vor allem kein Gebäck.
Fleischdiäten haben so spannende Namen
wie: Steinzeitdiät, Massai-Diät oder AtkinsMethode. Doch verliert man damit tatsächlich lästige Pfunde und ist so viel Fleisch
eigentlich gesund? Wir probieren es aus!
Ansgar K. hat sich zwei Wochen lang als
Testperson zur Verfügung gestellt. Steak,
Würstchen und Schinken so viel das Herz
begehrt.
Doch vorher steht ein Gesundheitscheck bei
Dr. Kathrin Drynda an. Sie ist Stoffwechselexpertin und begleitet unser Experiment.
Ansgar König ist kerngesund, daher nur ein
letzter Tipp von Dr. Drynda: „Wenn man
Fleisch isst, mit Genuss essen, denn es ist ein
wertvolles Nahrungsmittel. Möglichst magere Sorten auswählen, kleine Portionen essen
und gesundes Fleisch, wenig verarbeitetes
Fleisch, wenig Wurstwaren.“ Im Labor wird
unserem Testkandidaten noch Blut abgenommen, um Cholesterinwerte, Blutzucker
und Leberwerte später miteinander zu vergleichen. Und natürlich das Gewicht: Vor
der Diät zeigt die Waage 76,7 Kilogramm.
„Was für mich wirklich schwierig ist, ist auf
Kuchen zu verzichten. Ich liebe Kuchen, ich
liebe Brot und leider auch Weißbrot. Da
werden wir mal sehen, ob die 14 Tage jetzt
schwer werden oder nicht, ich bin selber
gespannt.“
Dafür gibt es in den nächsten Tagen Fleisch
und Gemüse satt. „Doch manchmal muss
man ganz schön gucken, wie man die Kohlenhydrate ersetzen kann“, sagt Ansgar K.
„Heute Vormittag wollte ich in der Kantine
frühstücken. Es gibt natürlich nur Brötchen,
belegte Brötchen und mir blieb dann nichts
anderes übrig, als auszuweichen auf zwei
Wiener ohne Brot. Das war nicht sehr befriedigend.“
Die 14 Diät-Tage sind um wie im Flug. Wir
wollen wissen, ob Ansgar K. abgenommen
hat und was seine Blutwerte sagen.
Dr. Drynda ist ganz erstaunt: „Der Nüchternblutzucker war vorher 6,6, das ist eigentlich zu hoch. Der ist auf 5,3 zurückgegangen Das Erstaunliche ist, dass bei Herrn
König in der kurzen Zeit sowohl der Nüchternblutzucker besser geworden ist, als auch
die Blutfette und die Leberwerte. Und das
kann man sich vor allem dadurch erklären,
dass er die zucker- und stärkehaltigen Nahrungsmittel abends drastisch reduziert hat.
Durch die Senkung des Blutzuckers konnte
auch der Fettstoffwechsel günstig beeinflusst werden.“ Unser Proband hat zwar
häufiger Fleisch gegessen, aber in kleineren
Mengen und mit viel Gemüse. Und was sagt
die Waage? 74,6! Zwei Kilo weniger in zwei
Wochen! Ansgar K. zieht Bilanz: „Also offensichtlich ist mir das ganz gut bekommen.“ Vom Fleisch hat er trotzdem erst
einmal die Nase voll. Jetzt lockt ein großes
Stück Kuchen. Wichtig: Solche Diäten sollte
man am besten mit dem Arzt besprechen.
Für Menschen mit bestimmten Erkrankungen können solche Experimente auch sehr
gefährlich werden.
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Allergisch auf Fleisch? Der Fall von
Ronald K.
Ronald K. und seine Frau sind Stammgäste
in einem griechischen Restaurant. Nach einem Abendessen wird Herr K. nachts wach:
„Ich hatte Herzrasen, Juckreiz am ganzen
Körper, Quaddeln am Po.“ Hatte das etwas
mit dem Essen zu tun, vielleicht ein neues
Gewürz? Doch die Restaurantbetreiber versichern, keine neuen Gewürze, alles wie
immer. Ronald K. startet einen Selbstversuch. Er bestellt überbackenen Schafskäse.
Verträgt er das? Nichts passiert. Ein anderes
Mal wagt er sich an Lamm.
„Da habe ich total drauf reagiert“, erinnert
sich Herr K. Detektivisch beobachtet sich der
49-Jährige von nun an.
Nach der Bockwurst oder Eintopf mit
Fleischeinlage geht es ihm einige Stunden
später schlecht: „Irgend etwas mit Fleisch
oder das Fleisch als solches.“ Was Ronald K.
für sich herausgefunden hat, beschäftigt seit
kurzem auch die Wissenschaft. Inzwischen
weiß man, dass es eine allergische Reaktion
auf Fleisch geben kann, die verzögert auftritt. Ein neues Phänomen. Prof. Margitta
Worm,
Klinik für Dermatologie, Allergologie
und
Venerologie,
CharitéUniversitätsmedizin Berlin, weiß: „Die Entdeckung der Fleischallergie hat dazu geführt, dass man diesen Auslöser bei der Allergiediagnostik unterdessen berücksichtigt.
Das heißt, beim klassischen Allergietest,
dem Pricktest, wird dann auch eine
Fleischlösung getestet.“ Letzten Aufschluss
gibt ein spezieller Bluttest. Bei Ronald K. war
er positiv. Für ihn heißt das ab jetzt: Geflügel und Fisch sind erlaubt, Fleisch- und
Fleischprodukte von Säugetieren sind tabu.
Denn sie enthalten – so vermuten die Forscher – einen allergieauslösenden Stoff. Er
heißt Alpha-Gal. Beim Griechen ist Ronald
K. immer noch Stammgast. Nur setzt er jetzt
auf vegetarische Gerichte.
Krank durch Keime im Fleisch
Zoonosen – das sind Krankheiten, deren
Erreger eigentlich Tiere befallen. Sie können
aber auf den Menschen überspringen, zum
Beispiel über den Verzehr von Fleisch. Trotz
hoher Hygienestandards – wo Fleisch verarbeitet wird, können Keime auf Keulen oder
Koteletts gelangen. Erreger, die zum Beispiel
aus dem Darm der Tiere stammen, werden
so in unsere Küchen verschleppt, vermehren
sich und lösen Krankheiten vor allem in Magen und Darm aus.
Die wohl bekanntesten Erreger sind Salmonellen.
Hauptquelle für Salmonellen ist die Geflügelzucht. Die Keime werden über die Eier
und über das Fleisch von Hühnern und Puten übertragen. Bei mangelnder Kühlung
vermehren sie sich, führen zu Durchfall, der
bei älteren Menschen und Kindern lebensgefährlich werden kann. Noch ein üblicher
Verdächtiger ist Campylobacter. Über 60
Prozent der Hähnchen im Handel sind mit
diesem Keim verseucht. Er ist inzwischen der
häufigste Auslöser von Darminfektionen.
Symptome: Bauchschmerzen und Durchfall.
Mögliche Spätfolge: Gelenkentzündungen.
Yersinien sind die dritthäufigsten Erreger
für bakterielle Darmerkrankungen. Wo
kommen Yersinien her? Vor allem aus dem
Schweinestall. Rohes oder nicht durchgegartes Schweinefleisch ist die Hauptquelle für
Infektionen. Hackepeter und rohes Mett
können vor allem bei Kleinkindern zu Entzündungen in Magen und Darm führen,
aber auch zu Symptomen wie bei einer
Grippe. Einer der gefährlichsten Keime auf
Fleisch ist EHEC. Der Name ist ein Kürzel für
Darmbakterien, die vor allem bei Rindern
vorkommen. Der Erreger wird auch „BurgerKeim“ genannt, weil Menschen nach dem
Verzehr verseuchter Hamburger erkrankten.
EHEC kann zu tödlichem Nierenversagen
führen. Beim letzten Ausbruch im Mai 2011
sollen zwar belastete Gemüsesprossen
schuld sein, Rindfleisch bleibt aber der
Hauptrisikofaktor. Neu auf der Liste ist ein
Keim, der gegen Antibiotika resistent ist:
MRSA. Weil Geflügelzüchter massenweise
Antibiotika verwenden, gibt es solche Keime
immer häufiger. Bei einer Untersuchung
waren 42 Prozent aller Putenfleisch-Proben
damit belastet. Die Gefahr, sich auf diesem
Weg mit dem Erreger anzustecken, ist bisher zwar gering. Doch Experten sehen hier
ein wachsendes Risiko. Keime im Fleisch –
dieses Problem lässt sich kurzfristig kaum
lösen. Der beste Schutz ist gute Küchenhygiene. Fleisch getrennt von Salat verarbeiten, Küchenbretter und Messer mit Essig
säubern, häufig Hände waschen – dann
werden Keime nicht verschleppt und die
Grillparty endet ohne Reue.
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Küchenhygiene – Tipps von Andreas
Goßler
Hände, Oberflächen und Gerätschaften regelmäßig reinigen und desinfizieren! Bei
der Küchenarbeit können Bakterien über
Arbeitsflächen, Schneidbretter, Besteck und
Gerätschaften auf Lebensmittel übertragen
werden. Der beste Schutz ist Sauberkeit. Vor
dem Zubereiten und vor dem Essen die
Hände mit warmem Wasser und Seife,
wenn nötig mit Bürste, waschen. Wunden
an den Händen mit wasserundurchlässigem
Verband abdecken. Schneidbretter, Messer
und andere Küchenutensilien nach jedem
Kontakt mit rohem Fleisch, Geflügel, rohen
Eiern, Fisch und Meerestieren sowie rohen
pflanzlichen Produkten mit heißem Wasser
und Reinigungsmittel waschen. Für die Zubereitung von Fleisch und Fisch Schneidbretter oder Unterlagen mit glatter Oberfläche
verwenden. Diese möglichst in der Spülmaschine reinigen – oder in sehr heißem Wasser mit Spülmittel abwaschen beziehungsweise bürsten. Küchentücher regelmäßig
wechseln und gründlich waschen (auskochen) oder Einmal-Papiertücher verwenden.
Durch Trennen Keimübertragungen vermeiden!
Unter Kreuzkontamination versteht man die
Übertragung von Bakterien von einem Lebensmittel auf ein anderes. Sie ist besonders
problematisch bei rohem Fleisch, Geflügel,
Eiern, Fisch, Meerestieren und Salaten. Halten Sie diese Lebensmittel und davon austretende Flüssigkeiten unbedingt von verzehrfertigen Speisen fern! Rohes Fleisch,
Geflügel, Fisch und Meerestiere (möglichst
bereits beim Einkauf) von anderen Lebensmitteln trennen, auf dichte Verpackungen
achten. Getrennte Gerätschaften für rohe
Fleischprodukte und verzehrfertige Lebensmittel, wie zum Beispiel Salat oder bereits
gegarte Speisen, verwenden. Auftauflüssigkeit und Verpackungsmaterial von gefrorenem Fleisch und Geflügel sorgfältig entfernen, den Kontakt mit anderen Speisen vermeiden. Niemals verzehrfertige Speisen, wie
Salat oder bereits gegarte Produkte in ein
Geschirr geben, das vorher rohes Fleisch,
Geflügel und rohe Eier, Fisch oder Meerestiere enthielt.
Gäste im Studio
Prof. Dr. Sabine Westphal, Städtisches Klinikum Dessau
Andreas Goßler, Koch
Buchtipp
Wertvolle Tipps, wie Sie dank einfacher Hausmittel Ihre Selbstheilungskräfte aktivieren und Ihren
Körper wieder ins Gleichgewicht bringen können, finden Sie auch im neuen Hauptsache Gesund-Buch „Meine besten Hausmittel“.
ISBN: 978-3-89883-272-4; 19,95 Euro
Erhältlich im Buchhandel und im MDR-Shop.
Anschrift/ Thema der nächsten Sendung
MDR FERNSEHEN, Redaktion Wirtschaft und Ratgeber „Hauptsache Gesund“
Internet: www.mdr.de/hauptsache-gesund
E-Mail: [email protected]
Thema der Sendung vom 24.04.2014: „Nahrungsergänzung – Fitmacher oder Flop?“
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