Kritischer Rationalismus

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Joachim Stiller
Kritischer
Rationalismus
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Der Kritische Rationalismus ist eine von Karl Popper begründete philosophische
Denkrichtung. Popper beschreibt ihn als Lebenseinstellung, „die zugibt, dass ich mich irren
kann, dass du recht haben kannst und dass wir zusammen vielleicht der Wahrheit auf die Spur
kommen werden“.[1] Kennzeichnend ist ein vorsichtig optimistischer Blickwinkel auf Leben
und Dinge, der in den Buchtiteln Alles Leben ist Problemlösen[2] und Auf der Suche nach
einer besseren Welt[3] seinen Ausdruck findet.
Inhaltsverzeichnis
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1 Überblick
2 Vertreter
3 Grundlagen
o 3.1 Kritischer Realismus
o 3.2 Fallibilismus
o 3.3 Negativismus und Erkenntnisskeptizismus
o 3.4 Logik
4 Wissenschaftstheorie
o 4.1 Induktionsproblem
o 4.2 Abgrenzungsproblem
o 4.3 Metaphysik
o 4.4 Erkenntnisfortschritt
o 4.5 Verstehen
o 4.6 Objektive Erkenntnis
5 Gesellschaft und Ethik
o 5.1 Rationalität
o 5.2 Offene Gesellschaft
o 5.3 Stückwerk-Sozialtechnik
6 Rezeption
o 6.1 Politik
o 6.2 Recht
7 Kritik
o 7.1 Grundlagenkritik
o 7.2 Wissenschaftstheoretische Kritik
o 7.3 Gesellschaftstheoretische Kritik
o 7.4 Reaktion auf die Kritik
8 Anwendungen
9 Literatur
10 Weblinks
11 Anmerkungen
Überblick
Der Kritische Rationalismus setzt sich mit der Frage auseinander, wie wissenschaftliche oder
gesellschaftliche (aber prinzipiell auch alltägliche) Probleme undogmatisch, planmäßig
(‚methodisch‘) und vernünftig (‚rational‘) untersucht und geklärt werden können. Dabei sucht
er nach einem Ausweg aus der Wahl zwischen Wissenschaftsgläubigkeit (Szientismus) und
der Auffassung, dass wissenschaftliches Wissen auf positiven Befunden aufbauen muss
(Positivismus) auf der einen Seite, sowie andererseits dem Standpunkt, dass Wahrheit vom
Blickwinkel abhängig ist (Relativismus) und dass Wissen der Willkür preisgegeben ist, wenn
Beweise unmöglich sind (Wahrheitsskeptizismus).
Der Kritische Rationalismus übernimmt die im Alltagsverstand selbstverständliche
Überzeugung, dass es die Welt wirklich gibt, und dass sie vom menschlichen Erkenntnisvermögen unabhängig ist. Das bedeutet beispielsweise, dass sie nicht zu existieren aufhört,
wenn man die Augen schließt. Der Mensch aber ist in seiner Erkenntnisfähigkeit dieser Welt
durch seine Wahrnehmung begrenzt, so dass er sich keine endgültige Gewissheit darüber
verschaffen kann, dass seine Erfahrungen und Meinungen mit der tatsächlichen Wirklichkeit
übereinstimmen (Kritischer Realismus). Er muss daher davon ausgehen, dass jeder seiner
Problemlösungsversuche falsch sein kann (Fallibilismus). Das Bewusstsein der Fehlbarkeit
führt einerseits zu der Forderung nach der ständigen kritischen Prüfung von Überzeugungen
und Annahmen, andererseits zum methodischen und rationalen Vorgehen bei der Lösung von
Problemen (Methodischer Rationalismus).
Der Kritische Rationalismus fragt also zum Beispiel nicht, wie man eine
naturwissenschaftliche Theorie beweisen kann, sondern wie man herausfinden kann, ob und
wo sie fehlerhaft ist, und was man tun sollte, wenn man einen Fehler gefunden hat
(Falsifikationismus). Ein starkes Argument dafür, die Suche nach Beweisen für eine Theorie
aufzugeben, ist die Ablösung der Gravitationstheorie von Isaac Newton durch die
Relativitätstheorie von Albert Einstein. Newtons Theorie war nach ihrer Entdeckung
200 Jahre lang durch Beobachtung immer wieder ausnahmslos bestätigt worden. Hätte man
also überhaupt von einer bewiesenen naturwissenschaftlichen Theorie sprechen können, dann
wäre es mit großem Abstand die newtonsche gewesen. Dennoch ließ sich Einstein nicht
davon abhalten, die Richtigkeit dieser Theorie anzuzweifeln und ihr eine eigene Theorie
gegenüberzustellen. Newton hatte dieser neuen Theorie zufolge zwar auf einem beschränkten
Bereich näherungsweise recht gehabt, außerhalb dieses Bereichs war seine Theorie aber
fehlerhaft und verbesserungsbedürftig. Sie wäre dann also nicht mehr als Beispiel für eine
sichere Theorie zu sehen, sondern eher als Beispiel für die grundsätzliche Fehlbarkeit auch
des am sichersten geglaubten menschlichen Wissens. Statt seinerseits nun zu behaupten,
Verfahren zum Beweis der eigenen Theorie angeben zu können, schlug Einstein
anspruchsvolle Experimente zu ihrer Überprüfung vor und gab an, unter welchen
Gegebenheiten er sich gezwungen sehen würde, sie wieder zu verwerfen.
Die von Einstein empfohlene Herangehensweise deutet an, wie wissenschaftliche Probleme
mittels Versuch und Irrtum gelöst werden können: Hätte seine Theorie die vorgeschlagenen
Prüfungen nicht bestanden, so hätte man eine andere ausprobieren können. Vor Einsteins
Revolution der Physik war die Ansicht weit verbreitet, dass Beweise von wissenschaftlichen
Theorien durch die Methode der Induktion möglich seien. Das ist die Verallgemeinerung
eines Sachverhalts ausgehend von einzelnen Beobachtungen. Die wissenschaftstheoretischen
Grundaussagen des kritischen Rationalismus sind daher die Verneinung der Möglichkeit einer
solchen Induktionsmethode und der Gegenvorschlag der Methode der Falsifikation. Das ist
der Versuch, durch Experimente und Beobachtung Gegenbeispiele zu finden.
Der Standpunkt des Kritischen Rationalismus zur Politik ist seinem Standpunkt zur
Wissenschaft sehr ähnlich. Hier ist nicht ausschlaggebend, wie man im Voraus den besten
Herrscher findet oder was man tun sollte, um für ideale Verhältnisse zu sorgen. Stattdessen ist
viel wichtiger, wie schlechte Herrscher unblutig abgesetzt und Missstände beseitigt werden
können.
Ebenso verzichtet er auf dem Gebiet der Ethik und der Gesellschaft auf eine Begründung für
Normen und konzentriert sich stattdessen auf die Frage, wie schlechte Regeln erkannt und
verbessert werden können. Ethik ist für den Kritischen Rationalismus also das Problemlösen
auf sozialem Gebiet. Auch hier fordert er ein kritisch-rationales Vorgehen und den Verzicht
auf jegliches Dogma. Wie in der Wissenschaft findet man neue, bessere Lösungen nach dem
Prinzip von Versuch und Irrtum. Um schwerwiegende negative Auswirkungen von Versuchen
in diesem Bereich zu vermeiden, spricht sich der Kritische Rationalismus für eine Politik der
kleinen Schritte („piecemeal-engineering“ – „Stückwerkstechnik“) aus.
In jedem dieser Bereiche wendet der Kritische Rationalismus also das Prinzip der Kritik an,
das auf Beobachtung, Überprüfung auf Selbstwidersprüche, Widersprüche zu empirischwissenschaftlichen Theorien sowie auf der Erfolgskontrolle hinsichtlich des zu lösenden
Problems basiert. So räumt er Kreativität, Phantasie und Staunen über die Welt einen
Stellenwert ein, der sich deutlich von dem traditionellen Bild der strengen Sterilität der
Wissenschaft distanziert. Sie wird nicht als eine stetige Anhäufung von unfehlbaren
Wahrheiten verstanden, andererseits aber auch nicht als Bau von Luftschlössern. Aus der
Sicht des Kritischen Rationalismus ist sie vielmehr ein großes Abenteuer und eine spannende
Entdeckungsreise.
Mit seiner Grundauffassung, dass alle Menschen fehlbar sind, wendet sich der Kritische
Rationalismus gegen alle Positionen, die von der Möglichkeit einer Letztbegründung
(beispielsweise im Hinblick auf moralische Normen) ausgehen. Er befürwortet eine offene
pluralistische Gesellschaft, die tolerant gegenüber allen friedlichen Menschen ist, die
Konflikte durch rationale Diskussion und mit Hilfe der aufrichtigen Wahrheitssuche löst; in
der die Menschen frei sind, ihrem Leben einen individuellen Sinn zu geben und ihren Weg in
einer offenen Zukunft suchen zu können. Dies aber nicht verstanden als gesellschaftliche
Utopie, sondern als Verteidigung der real existierenden westlichen Demokratien gegen
zynischen Gegenwartspessimismus ebenso wie gegen real existierende totalitäre Staaten. In
diesem Sinne bekämpft er jede Form von Bevormundung durch Autoritäten, Intoleranz und
Ideologie, Totalitarismus und Irrationalismus.
Vertreter
Der Kritische Rationalismus wurde von Karl Popper im Rahmen seiner Auseinandersetzung
mit Wissenschaftstheorie und Sozialphilosophie begründet. (Er führte diese Bezeichnung
1944 in seinem Werk Die offene Gesellschaft und ihre Feinde ein,[4] entwickelte
grundsätzliche Inhalte jedoch bereits in seinen früheren Werken.) Seine umfassendste
Darstellung hat er in Objektive Erkenntnis erarbeitet.
Daneben gibt es divergierende Abwandlungen, die sich zum Teil grundlegend
unterscheiden.[5][6] William W. Bartley setzte sich in Flucht ins Engagement mit der Frage
auseinander, ob der Kritische Rationalismus seinen eigenen Ansprüchen genügt, wenn er auf
sich selbst angewendet wird, und somit ohne Integritätsverlust akzeptiert werden kann. Hans
Albert hat ihn für die Sozial- und Geisteswissenschaften weiterentwickelt und ihn in seinem
Traktat über kritische Vernunft systematisch ausgearbeitet. Ein zeitgenössischer Vertreter, der
die Ansätze von Popper und Bartley verbindet, weiterentwickelt und sich mit Kritik
auseinandersetzt, ist David Miller. Diese Positionen stehen der von Popper am nächsten.
Joseph Agassi hat sich mit Grundfragen zur Rationalitätsauffassung befasst, löste sie aber in
anderer Weise als Bartley. Imre Lakatos entwarf eine stark abgewandelte, konservative Form
des Kritischen Rationalismus, die mehr auf den Schutz des harten Kerns einer Theorie
ausgerichtet ist. Varianten mit Elementen der klassischen Rechtfertigungsstrategie
entwickelten John W. N. Watkins und Alan Musgrave. Adolf Grünbaum und Wesley C.
Salmon vertraten Abwandlungen mit induktivistischen Elementen. Gerhard Vollmer hat
versucht, den kritischen Rationalismus mit dem Naturalismus zu verbinden.
Das weltanschauliche Spektrum unter den Anhängern des Kritischen Rationalismus reicht von
rigorosen Anhängern von Atheismus, Religionskritik und der Skeptikerbewegung wie
Michael Schmidt-Salomon und Bernulf Kanitscheider bis zu dem Opus-Dei-Priester Mariano
Artigas (1938–2006). Popper vertrat Gläubigen gegenüber einen respektvollen
Agnostizismus;[7][8][9] Bartley schloss sich den Lehren von Werner Erhard an, dem Gründer
des umstrittenen EST (Erhard Seminar Training).[10]
Grundlagen
Kritischer Realismus
→ Hauptartikel: Kritischer Realismus
Der Realismus ist die dem subjektiven Idealismus widersprechende metaphysische Theorie,
dass eine vom Menschen unabhängige Wirklichkeit existiert. Während der naive Realismus
davon ausgeht, dass die Welt so ist, wie der Mensch sie wahrnimmt, vertritt der kritische
Realismus die Auffassung, dass Vorstellungen von ihr durch subjektive Elemente, die in der
Wahrnehmung und im Denken liegen, mehr oder weniger stark beeinflusst werden. Weil die
Sinne und die Verarbeitungsprozesse im Gehirn der angenommenen Außenwelt und der
Vorstellung zwischengeschaltet sind, kann man auch vom indirekten Realismus sprechen.
Dieser Vermittlungsvorgang schließt eine „reine Wahrnehmung“ aus, denn es kann sich um
Täuschungen handeln.
Der Kritische Realismus ist keine ontologische Annahme, die der Wissenschaft vorausgeht,
sondern er ist eine metaphysische Konsequenz aus den empirisch-wissenschaftlichen
Theorien.[11][12][13] (Gegen antirealistische Tendenzen bei der Quantentheorie argumentierte
Popper mit einer von ihm selbst aufgestellten und weiterentwickelten realistischen
Interpretation.) Er ist aber nicht nur kosmologisch (eine äußere Welt existiert) zu verstehen,
sondern auch erkenntnistheoretisch: Indem der Mensch im Rahmen einer Falsifikation einen
Irrtum feststellt und ihn korrigiert, nähert er sich der Erkenntnis der Wirklichkeit an. Er wird
zwar nie wissen, ob oder inwieweit er sich ihr angenähert hat, aber die Ablösung eines Irrtums
durch eine bessere Erklärung bedeutet eine bessere Kenntnis darüber, wie die Welt wirklich
ist.
Davon unabhängig gibt es auch eine Position im Universalienstreit, die Realismus heißt.
Diese Position geht davon aus, dass Allgemeinbegriffen eine wirkliche Existenz zukommt.
Konkret ist das beispielsweise die Behauptung, dass es wahre Kunst, den wahren Menschen
oder den wahren Staat gibt. Diese Position lehnt der Kritische Rationalismus strikt ab, da sie
im Zusammenhang mit der Behauptung steht, dass Dinge essentielle Eigenschaften und
Begriffe ein Wesen, eine Natur oder einen Kern haben, der nicht verändert werden kann.
Popper nennt sie zur Vermeidung von Missverständnissen Essentialismus. Der Essentialismus
äußert sich im „Denken in Begriffen“ und in Fragen, die mit „Was ist“ beginnen, z. B. „Was
ist der Staat?“ oder „Was ist Leben?“ Sie müssen nach Popper durch eine Diskussion von
Problemen ersetzt werden, beispielsweise „Wie sehr sollte sich der Staat in die privaten
Angelegenheiten der Bürger einmischen?“ oder „Sollten Abtreibungen bestraft werden?“
Popper selbst vertrat erst den Nominalismus, für den Begriffe reine konventionelle Mittel zur
Abkürzung sind. In seinem metaphysischen Spätwerk bekannte er sich zu einem modifizierten
Essentialismus, der zugesteht, dass in einem Entwicklungsvorgang von Generation zu
Generation immer einige Eigenschaften vererbt werden und so erhalten bleiben, und dass
manche Eigenschaften einer stärkeren Selektion unterworfen sind als andere. Er lehnte jedoch
die Auffassung ab, dass es unter diesen Eigenschaften einen Kern gibt, der in besonderer,
prinzipieller Weise von der Veränderung ausgenommen ist.
Fallibilismus
→ Hauptartikel: Fallibilismus
Das Ziel, mit Theorien zutreffende Aussagen zu machen, führt zu der Frage nach der
Erkennbarkeit der Wirklichkeit. Dabei geht der Kritische Rationalismus davon aus, dass es
aufgrund der logischen Eigenschaften aller Wahrheitstheorien nicht möglich ist, eine
gesicherte Wahrheitsbegründung zu geben. Denn jeder Versuch, die Wahrheit einer Aussage
nachzuweisen, führt entweder in einen unendlichen Regress, einen logischen Zirkel oder zu
einem Abbruch des Beweisverfahrens, oft mit dem Hinweis auf die Evidenz der Aussage
(siehe Münchhausen-Trilemma). Jeder solche Abbruch bedeutet, dass keine strenge
Wahrheitsbegründung stattgefunden hat.
Die Lösung des Kritischen Rationalismus geht davon aus, dass Wissen stets nur ein
hypothetisches Wissen, ein vermutendes (konjekturales) Wissen ist, dem die klassische
Bestimmung der Wahrheit als Übereinstimmung einer Aussage mit einer Tatsache zugrunde
liegt. Wahrheit kann dabei, in Anlehnung an Alfred Tarski, nicht durch ein Kriterium definiert
werden; dennoch ist der semantische Gebrauch des Begriffs ‚Wahrheit‘ in der normalen
Sprache, also die Wahrheit als Übereinstimmung mit den Tatsachen, bei jedem konkreten
Anwendungsfall unproblematisch.
Trotz der Schlussfolgerung, dass man nie wissen kann, ob man die absolute Wahrheit
gefunden hat, hält der Kritische Rationalismus an ihrer Existenz fest und lehnt den
Relativismus, also die Abhängigkeit der Wahrheit vom Blickwinkel, ab. Man kann also die
Wahrheit gefunden haben und einen wahren Satz aussprechen, aber man kann nicht beweisen,
dass er wahr ist. Das trifft für alltägliche Behauptungen ebenso zu wie für die Theorien der
Wissenschaft.
Der Kritische Rationalismus sieht jedoch die fehlende Sicherheit einer Behauptung noch nicht
– wie etwa der Wahrheitsskeptizismus – als notwendigen Grund zum Zweifel an ihrer
Wahrheit an. Er argumentiert gegen den Wahrheitsskeptizismus mit dem Einwand, dass es
rational sinnvoll ist, eine Theorie versuchsweise als wahr zu akzeptieren, wenn man sie
kritikoffen vertritt und gegen ihre Haltbarkeit (bisher) keine Argumente gefunden wurden.
Denn ohne Theorien sind selbst die alltäglichsten Probleme nicht lösbar. Dazu kommt, dass
Falschheit nichts fatales ist: Die falsche Theorie kann dennoch viele wahre Konsequenzen
haben oder Erklärungen liefern, die für die Praxis hilfreich sind.
Diese Sicht führt außerdem zu einem Theorienpluralismus, da es meist mehrere Alternativen
gibt, die nach dem Stand der Diskussion akzeptabel sind und ausprobiert werden können.
Rational ist es, bestehende Theorien in genügendem Umfang kritisch zu hinterfragen und die
Notwendigkeit einer Erfahrungskontrolle immer im Auge zu behalten. An die Stelle des
Beweisdenkens tritt die Idee der kritischen Prüfung. – „Look before you leap!“[14]
Darauf aufbauend kann man auch Elemente des Empirismus, des Naturalismus und des
Konstruktivismus in den Kritischen Rationalismus integrieren. So ist es vernünftig,
Wahrnehmungsurteile als Hypothesen aufzufassen, die in der Regel wahr sind, solange man
in Rechnung stellt, dass es Umstände der Wahrnehmungstäuschungen gibt. Hier unterscheidet
sich der Kritische Rationalismus nicht vom Alltagsverstand. Wahrnehmung ist also ein sehr
unproblematisches Element, und selbst wenn sie einmal zu unschlüssigen Ergebnissen führt,
ist eine Klärung meist unkompliziert. Auch wenn Wahrnehmungsurteile einmal im
Nachhinein problematisch werden, bleiben sie immer durch weitere Wahrnehmung überprüfund revidierbar.
Die unproblematische Wahrnehmungsbasis ist zentral für den Kritischen Rationalismus, denn
ohne sie wären Annahmen über die Wirklichkeit keiner Kontrolle unterworfen. Dass sie
unproblematisch ist, bleibt jedoch nicht unhintergehbar: Es lässt sich mit der evolutionären
Anpassung der Sinnesorgane des Menschen an seine Umwelt sehr gut naturalistisch erklären
(siehe Evolutionäre Erkenntnistheorie). Ebenso ist es dem Kritischen Rationalismus möglich,
die konstruktivistische These zu akzeptieren, dass der Mensch die Naturgesetze nicht quasi im
‚Buch der Natur‘ liest, sondern dass er sie erfindet und, wie Kant sagte, sie der Natur
vorschreibt. Naturgesetze sind Hypothesen über die Welt, die stets einer kritischen
Überprüfung bedürfen.
Negativismus und Erkenntnisskeptizismus
Über den Fallibilismus hinaus beinhaltet der Kritische Rationalismus auch den
Erkenntnisskeptizismus. Der Fallibilismus besagt nur, dass die Wahrheit einer Aussage nicht
begründet werden kann. Der Erkenntnisskeptizismus geht noch weiter und behauptet, dass
sogar das Fürwahrhalten einer Aussage nicht begründet werden kann. Daraus darf jedoch
nicht auf den Wahrheitsskeptizismus geschlossen werden: Es folgt nicht, dass an der Wahrheit
alles Fürwahrgehaltenen gezweifelt werden muss oder dass es gar verboten ist, etwas für wahr
zu halten oder als wahr zu beurteilen.
Popper stimmte mit Bartley und Miller überein, dass es niemals gute, positive Gründe dafür
geben kann, etwas zu glauben: Gute Gründe existieren nicht; wenn sie existieren würden,
wären sie nutzlos; und sie werden für Rationalität auch nicht benötigt.[15] (Zwar interpretierte
Popper den Grad der Bewährung – der Grad, in dem eine Behauptung der Kritik
standgehalten hat – als Maß der Rationalität der versuchsweisen Annahme einer
Vermutung,[16] aber nach Bartley müssen diese Passagen ignoriert werden, wenn die
Stimmigkeit des Gesamtzusammenhangs gewahrt bleiben soll.[17] Bewährung muss als
erkenntnistheoretisch völlig irrelevant angesehen werden.[18]) Rationale Argumente hingegen
sind unabdingbar, sind aber immer negativ und kritisch (‚Negativismus‘).[19] Ob man eine
Annahme oder ein Argument akzeptiert, ist immer eine freie Willens- und
Gewissensentscheidung, und kann argumentativ nicht erzwungen werden. Rationalität liegt
darin, eine erfolgreich kritisierte Annahme zu verwerfen.[20]
Fehlende gute Gründe machen jedoch eine Annahme nicht rein willkürlich. Denn eine
wechselseitige Kontrolle von Vermutungen untereinander ist möglich (‚Checks and
Balances‘).[21] Zur Akzeptanz gehört immer der Verwurf von Alternativen. Dieser negative
Verwurf wird aber nicht zum positiven Grund für die Akzeptanz: Es ist ebenso rational, eine
neue Alternative zu erdenken. Es ist auch sinnvoll, gar keine Alternative zu akzeptieren, wenn
sie alle für das zu lösende Problem uninteressant sind. Akzeptanz ist eine kritische
Bevorzugung, ein fehlbares, aber auch kritisier- und revidierbares Urteil, mit dem man
festlegt, was man versuchsweise für wahr hält. Jedes Urteil ist demnach ein Vorurteil.
Der Kritische Rationalismus verwirft also die klassische Vorstellung, dass es Verfahren gibt,
mit denen Wissen begründet (gewiss, akzeptabel, annehmbar, fest, verlässlich,
vertrauenswürdig, glaubwürdig, wahrscheinlich oder zuverlässig gemacht, gerechtfertigt,
bewiesen, erkannt, verifiziert, garantiert, verbürgt, bestätigt, fundiert, gestützt, legitimiert, auf
Evidenz gegründet, etabliert, gesichert, verteidigt, validiert, autorisiert, vindiziert, gestärkt
oder am Leben erhalten) werden kann, und dass Vernunft sich durch den Gebrauch solcher
Verfahren auszeichnet. Logik ist demnach ein „Organon der Kritik“, nicht ein Instrument zur
positiven Begründung oder Rechtfertigung.
Logik
Hans Albert hat einen Katalog von Grundsätzen der Logik aufgestellt, der mit einfachen
Grundaussagen hilft, die Plausibilität von Aussagen und Theorien zu überprüfen und zu
beurteilen.[22] Diese Grundsätze bestehen nach Albert unabhängig von der Philosophie des
Kritischen Rationalismus; ihre Verwendung entspricht aber dem Geist seiner Weltsicht und
sie vermitteln ein Stück Lebensweisheit, das auch ohne tiefere Kenntnis der Logik anwendbar
ist.
Aus Wahrem kann nur Wahres folgen.
Das Grundprinzip der Deduktion, dass bei einem wahren Obersatz und einer wahren
Prämisse die Wahrheit in die Konklusion übertragen wird. Wichtig für Wissenschaft
und Alltagsdenken ist der Umkehrschluss: Folgt etwas Falsches, muss mindestens eine
der Prämissen (bzw. der Obersatz) falsch sein.
Aus Falschem kann auch Wahrheit folgen.
Logisch können falsche Annahmen zu einem Schluss führen, der eine wahre Aussage
macht. Auch wenn Vorhersagen einer Theorie richtig sind, kann also die Theorie
selbst falsch sein. Dieser Sachverhalt ergänzt auf logischer Ebene den Fallibilismus.
Er verbietet zudem, von zutreffenden Vorhersagen einer Theorie auf das Zutreffen der
Theorie selbst zu schließen. Umgekehrt erklärt er, warum eine falsche Theorie keine
schlechte Theorie sein muss und warum daher der Fallibilismus nicht ad absurdum
geführt wird durch das von ihm prognostizierte unumgängliche Falschheitsrisiko von
Theorien.
Aus jeder Theorie folgen unendlich viele Sätze.
Auch dieser Satz harmoniert mit dem Fallibilismus. Da das Wissen des Menschen
endlich ist, kann er nicht wissen, ob eine Theorie zu einer Aussage führt, die sich als
falsch erweist und damit die Theorie falsifiziert.
Für die Erklärung von Beobachtungen gibt es unendlich viele Theorien.
Wenn eine Tatsache durch eine Theorie zureichend erklärt wird, darf man dennoch
nicht davon ausgehen, dass die Theorie die beste Erklärung liefert. Es kann eine
bessere geben.
Aus Widersprüchen folgen beliebige Behauptungen.
Jeder Hinweis auf einen Widerspruch in einer Theorie ist eine Aufforderung, eine
neue, widerspruchsfreie Theorie zu finden. Dialektik in diesem Sinne verstanden ist
ein Prinzip zur Ausräumung von Widersprüchen.
Nur gehaltvolle Aussagen enthalten Informationen.
Je höher der Gehalt einer Aussage ist, das heißt je konkreter sie sagt, was sie ein- und
was sie ausschließt, umso besser kann sie überprüft werden.
Es gibt keine gehaltserweiternden Schlüsse.
Mit Hilfe der Logik kann man kein zusätzliches Wissen erwerben. Daher können
induktive Schlüsse, die von wenig Wissen auf viel Wissen schließen, keine logischen
Schlüsse sein. Sie haben höchstens heuristischen Wert und sind nicht zwingend.
Wissenschaftstheorie
→ Hauptartikel: Falsifikationismus
Wesentlichen Einfluss auf den Kritischen Rationalismus hatte die Auseinandersetzung
Poppers mit der Wissenschaftstheorie des Logischen Empirismus. Ausgehend vom
Positivismus Machs und der Analytischen (Sprach-)Philosophie der Mathematiker Frege und
Russell versuchten die Mitglieder des Wiener Kreises eine Philosophie auf der Grundlage von
Sprachanalyse und Logik im Rahmen eines physikalistischen Weltbildes zu entwickeln. Ziel
war der Aufbau einer Einheitswissenschaft. In dieser sollte Wissenschaftstheorie als Theorie
der Wissenschaftssprache fungieren. Sätze der Philosophie, die nicht analytisch (Logik und
Mathematik) oder empirisch (‚positive‘ Wissenschaften) sind, müssen nach dem Logischen
Empirismus als Scheinprobleme angesehen werden, sind also nicht wissenschaftlich.
Empirische Sätze müssen auf Protokollsätze reduzierbar sein. Dies sind grundlegende
Erfahrungs- und Beobachtungssätze in der formalen Struktur der zu entwickelnden
Wissenschaftssprache. Nur Aussagen, die in diesem Rahmen verifiziert bzw. bestätigt werden
können, erfüllen die notwendigen und hinreichenden Bedingungen für sinnvolle
Tatsachenaussagen.
Popper beschritt einen anderen Weg. Er vertrat die Auffassung, dass es eine Hauptaufgabe der
Philosophie sei, den für den Positivismus charakteristischen Glauben an die Autorität der
Beobachtung kritisch zu hinterfragen.[23] Die Grundidee, dass selbst die sicherste Theorie
falsch sein könnte, führte ihn dazu, der Induktion und der Verifizierbarkeit einerseits das
Prinzip der Falsifikation entgegenzusetzen (Suche nach Fehlern, nicht nur nach neuen
Verifikationen) und andererseits das Kriterium der Falsifizierbarkeit (nur falsifizierbare
Theorien sind erfahrungswissenschaftlich).
Induktionsproblem
→ Hauptartikel: Induktionsproblem
Induktive Vorstellung: Wissenschaft beginnt mit Beobachtung, verallgemeinert dann und
macht Vorhersagen auf dieser Grundlage.
Der Induktivismus geht von der Annahme aus, dass durch eine genügende Anzahl von
Beobachtungen im Wege der Schlussweise der Induktion, das heißt nach dem Schema
Dieser Schwan ist weiß
Alle bekannten Schwäne sind weiß
oder
,
Daher sind alle Schwäne weiß
Daher sind alle Schwäne weiß
Oder in einer konkreten Anwendung in der Physik
Gegenstände fallen herunter, weitere Beobachtungen …
Daher gilt allgemein das Gravitationsgesetz
Allgemeine Aussagen über einen Gegenstandsbereich gemacht werden können, die einen
Gesetzescharakter haben. Die induktive Schlussweise ist also logisch betrachtet der Schluss
von einem Fall und einem Resultat auf eine Regel. Der Schluss ist synthetisch (der Übergang
von der Annahme zur Schlussfolgerung vergrößert den Aussagegehalt) und damit logisch
nicht zwingend. Die Vertreter des logischen Empirismus waren der Auffassung, dass solche
Sätze dennoch sinnvoll sind, wenn die gewonnene Theorie (als nomologische Hypothese)
durch Protokollsätze bestätigt werden kann. Von den Protokollsätzen wurde gefordert, dass
sie den strengen Anforderungen einer Wissenschaftssprache entsprechen. Die Bestätigung
einer Theorie durch Protokollsätze galt dann als Verifikation der Theorie.
Bereits Galilei hatte das Induktionsprinzip abgelehnt.[24] Hume zeigte in einer ausführlichen
Kritik, dass ein logischer Nachweis der Induktion nicht möglich ist. Hume hatte demgemäß
die Auffassung vertreten, dass das Prinzip der Kausalität auf menschlicher Gewohnheit
beruht, der zu folgen nützlich sei. Auch Albert Einstein lehnte die Induktion ab. Sein
Standpunkt war die Motivation für Popper, sich intensiv mit der Thematik
auseinanderzusetzen und aufzuzeigen, dass allgemeine empirische Sätze oder Theorien nicht
verifiziert, sondern nur falsifiziert werden können. Das Konzept der Protokollsätze ist mit
dem Problem behaftet, dass sie bereits Theorien voraussetzen (sie sind ‚theoriegeladen‘), so
dass die Begründung mit Hilfe von Protokollsätzen in einen Zirkel führt. Die mit der
Induktion verbundene Problematik ist in der Wissenschaftstheorie weitgehend akzeptiert. So
Wolfgang Stegmüller: „Entweder ist ein Schluss korrekt; dann ist er zwar
wahrheitskonservierend, aber nicht gehaltserweiternd. Oder aber er ist gehaltserweiternd;
dann haben wir keine Gewähr dafür, dass die Konklusion wahr ist, selbst wenn sämtliche
Prämissen richtig sind.“[25]
Popper betrachtete Induktion jedoch nicht nur als unbegründet, sondern als gar nicht existent:
Es gibt aus seiner Sicht in Wirklichkeit eine Verallgemeinerung von Einzelfällen auf
allgemeine Sätze überhaupt nicht – es handelt sich um eine Illusion. Die Verallgemeinerung,
also die Theorie, muss (möglicherweise unbewusst) bereits vorhanden sein, bevor eine
Beobachtung überhaupt möglich wird. Induktion wird im Kritischen Rationalismus also nicht
abgelehnt, weil sie unbegründet ist, sondern weil die Annahme, dass es so etwas wie einen
Induktions- oder Verallgemeinerungsschluss überhaupt gibt, deduktiv widerlegt werden kann.
Ein Induktionsprinzip ist demnach selbst bei Hypothesenbildung nicht vorhanden: Bei dem
Übergang von „Dieser Schwan ist weiß“ zu „Daher sind alle Schwäne weiß“ stehen im
Hintergrund Theorien über die weiße Farbe und über Schwäne. Entweder diese enthielten
zusammen bereits die Eigenschaft – dann handelt es sich schlicht um zwei
hintereinandergeschriebene deduktive Konsequenzen daraus – oder, wenn sie diese nicht
enthielten, dann wurde sie beim Übergang zu den Theorien hinzugefügt und die Bedeutung
von „weiß“ und „Schwan“ hat sich damit unsystematisch verändert. Die Illusion einer
systematischen Induktionsregel ergibt sich dabei nur aus der Verwendung gleicher Wörter.
Auch wenn die Induktion kein strenger logischer Schluss ist, könnte sie zumindest strenge
Schlüsse über Wahrscheinlichkeiten ermöglichen. Der Logische Empirismus, insbesondere
Rudolf Carnap, vertrat eine solche Interpretation der Induktion. Aus diesem Blickwinkel ist
diejenige Theorie die rationalste Wahl, die bei gegebener Beobachtungsbasis
(Evidenzmaterial) die höchste induktive Wahrscheinlichkeit hat. Popper vertrat in der Logik
der Forschung den Standpunkt, dass es keine Wahrscheinlichkeitsinduktion gibt und dass alle
Theorien grundsätzlich nur die logische Wahrscheinlichkeit haben können. In mehreren
nacheinander angefügten Anhängen des Buchs versuchte er ausführlich, die These der
Möglichkeit eines wahrscheinlichkeitstheoretischen Induktionsprinzips selbst unter der in
seinen Augen nicht gerechtfertigten Annahme zu widerlegen, dass bei Theorien
Wahrscheinlichkeiten größer existieren. 1983 veröffentlichte er zusammen mit David Miller
einen letzten „ganz einfachen Beweis“[26], bei dem er zu zeigen versuchte, dass deduktive
Zusammenhänge jede wahrscheinlichkeitsbasierte Induktion logisch untergraben.[27] Dieser
Beweis hat eine Kontroverse ausgelöst.
Die Falsifikation ist Poppers Versuch, ohne Induktions- oder Regelmäßigkeitsprinzip
auszukommen, und dabei gleichzeitig zu vermeiden, auf ein solches in verdeckter Form
zurückzugreifen. Die Grundidee ist, dass Regelmäßigkeiten in der Natur zwar vorhanden sein
müssen, damit die Falsifikation Ergebnisse liefert, dass man jedoch auf die Annahme
verzichten kann, dass sie vorhanden sind: Für den gedachten Fall, dass es keine
Regelmäßigkeiten in der Natur gibt, liefert die Falsifikation kein Ergebnis, da dann jede
Hypothese falsifiziert wird, die Regelmäßigkeiten vorhersagt. Die Induktion hingegen erzeugt
in einer solchen Situation falsche Ergebnisse.[28] Popper führte statt eines
Regelmäßigkeitsprinzips die methodologische Regel ein, dass Naturgesetze stets orts- und
zeitpunktunabhängig formuliert werden sollen. Die Falsifikation beseitigt auch das
Zirkelproblem, das die Verifikation mit der theoriegeladenen Beobachtung hat. Denn die
Theorie wird nicht benutzt, um Beobachtungssätze zu bilden, die sie wiederum bestätigen
sollen, sondern um aus der Annahme, dass sie wahr ist, einen Widerspruch herzuleiten. Dies
ist möglich durch eine fundamentale Asymmetrie in der deduktiven Logik, die Popper die
„Asymmetrie von Verifikation und Falsifikation“ nennt.
Ähnlich wie bei dem Induktionsprinzip eliminiert Popper auch weitere metaphysische
Voraussetzungen, die aus positivistischer Sicht für die empirische Wissenschaft unverzichtbar
sind (z. B. Realismus, Kausalprinzip), indem er sie durch entsprechende methodologische
Regeln ersetzt. So wird die empirische Wissenschaft von einem System empirisch
unangreifbarer metaphysischer Voraussetzungen, die zusammen mit Beobachtungen der
Rechtfertigung empirisch-wissenschaftlicher Theorien dienen sollen, zu einer Methode der
Prüfung und Korrektur dieser Theorien. Auch die Falsifikationsmethode selbst muss nicht
vorausgesetzt, sondern lediglich angewendet werden – sie ist in diesem Sinne
„voraussetzungsfrei“.
Die
wissenschaftliche
Methodik
vollzieht
dabei
eine
Problemverschiebung: Das Ziel, Fehler in Hypothesen schon im Voraus auszuschließen, wird
als unmöglich aufgegeben und durch das neue Ziel ersetzt, die Hypothesen so zu gestalten,
dass sie im Nachhinein so leicht wie möglich als falsch erkannt und korrigiert werden können,
wenn sie falsch sein sollten.
Abgrenzungsproblem
→ Hauptartikel: Abgrenzungsproblem
Weil empirische Theorien nicht endgültig entscheidbar sind, entwickelte Popper das
Kriterium der Falsifizierbarkeit als alternative Lösung des Abgrenzungsproblems für
Erfahrungswissenschaften. Popper sah in diesem Abgrenzungsproblem, also der Frage, wie
sich empirisch-wissenschaftliche und metaphysische Sätze voneinander unterscheiden lassen,
im Vergleich zum Induktionsproblem, also der Frage, wie sich Theorien durch besondere
Sätze rechtfertigen lassen, das wichtigere Problem.
„Ein empirisch-wissenschaftliches System muss an der Erfahrung scheitern können.“[29]
Sein Anspruch ist es, mit dem Abgrenzungskriterium der Falsifizierbarkeit ein rationales,
systematisches und objektives, also intersubjektiv nachprüfbares Instrument zu liefern.
Popper unterschied grundsätzlich logische Falsifizierbarkeit von der praktischen
Falsifizierbarkeit. Eine Theorie ist empirisch, wenn es mindestens einen Beobachtungssatz
gibt, der zu ihr logisch im Widerspruch steht. Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass in der
Praxis mangels geeigneter Experimente (zum Beispiel in der Astronomie oder in der
Atomphysik) eine tatsächliche Beobachtung gar nicht durchgeführt werden kann. Aussagen,
die nicht falsifizierbar (widerlegbar) sind, also nicht empirisch-wissenschaftlich, sind
metaphysisch.
Definitionen sind nicht falsifizierbar. Daher sind Aussagen nicht falsifizierbar, die implizit die
Definition des Ausgesagten enthalten. Wenn der Satz „Alle Schwäne sind weiß“ beinhaltet,
dass es ein Wesensmerkmal von Schwänen ist, weiß zu sein, kann er durch die Existenz eines
schwarzen Vogels, der ansonsten die Merkmale eines Schwans aufweist, nicht widerlegt
werden. Denn er wäre dann nach der Definition aufgrund seiner Farbe kein Schwan. Wenn
hingegen die Farbe nicht Bestandteil der Definition eines Schwans ist, kann der Satz „Alle
Schwäne sind weiß“ dadurch überprüft werden, dass man ihm einen Beobachtungssatz
gegenüberstellt: „Im Duisburger Zoo gibt es einen schwarzen Schwan“, unabhängig davon, ob
dort wirklich ein schwarzer Schwan existiert.
Ebenso sind Axiome der Mathematik als Festsetzungen nicht falsifizierbar. Man kann sie
daraufhin prüfen, ob sie widerspruchsfrei, voneinander unabhängig, vollständig und
notwendig zur Herleitung (Deduktion) der Aussagen eines Theoriensystems sind. So hat die
Veränderung des Parallelenaxioms im 19. Jahrhundert dazu geführt, dass neben der
euklidischen auch andere Geometrien entwickelt wurden. Hierdurch wurde aber die
euklidische Geometrie nicht falsifiziert. Allerdings wäre ohne diese nichtlinearen Geometrien
die Entwicklung der Relativitätstheorie nicht möglich gewesen.
„Eine Theorie ist falsifizierbar, wenn die Klasse ihrer Falsifikationsmöglichkeiten nicht leer
ist.“[30]
Widerspruchsvolle Aussagen sind prinzipiell falsifizierbar, diese Falsifizierbarkeit ist jedoch
ohne Wert. Man kann mittels des Satzes vom ausgeschlossenen Widerspruch jede beliebige
Folgerung aus ihnen herleiten. Insbesondere folgt daraus zu jedem Basissatz sein Gegenteil.
Dies bedeutet jedoch, dass überhaupt jeder Basissatz eine widerspruchsvolle Aussage
falsifiziert.[31]
Zur Abgrenzung wissenschaftlicher Theorien von pseudowissenschaftlichen (oder
allgemeiner Rationalität von Pseudorationalität) ist im Kritischen Rationalismus nicht die
Falsifizierbarkeit ausschlaggebend, sondern die Frage, ob ein ‚doppelt verschanzter
Dogmatismus‘ enthalten ist.[32] Während jede Theorie bei unwissenschaftlicher
Vorgehensweise gegen Kritik immunisiert werden kann, zwingen solche Dogmatismen selbst
dann zu einer Immunisierung, wenn sie in einen wissenschaftlichen und kritisch-rationalen
Kontext gesetzt werden. Sie entziehen eine These jedoch nicht prinzipiell der kritischen
Analyse, sondern müssen lediglich vor der Diskussion entfernt werden.[33]
Den häufig anzutreffenden Fehler, mangelnde Falsifizierbarkeit als etwas schlechtes oder gar
als Kennzeichen für Unsinn anzusehen, gab sogar Albert zu, der anfänglich Poppers Position
mit dem Standpunkt verbunden hatte, dass Metaphysik sinnlos sei.[34] Popper hatte das zwar
ausdrücklich nicht so gesehen, betonte aber mehrfach, dass er in der ersten Ausgabe der Logik
der Forschung fälschlicherweise die Grenze der Wissenschaft mit der Grenze der
Diskutierbarkeit gleichgesetzt hatte, und dass er in diesem Punkt seine Meinung geändert
hatte.[35][36]
Der Kritische Rationalismus selbst ist nicht falsifizierbar. Er ist jedoch kritisierbar und
rational diskutierbar (siehe Pankritischer Rationalismus).
Metaphysik
Ein Ziel des Logischen Empirismus war es, die Metaphysik als sinnlos zu entlarven und nur
solche Theorien in der Wissenschaft zuzulassen, die vollständig verifizierbar sind, also
vollständig auf Beobachtungssätze reduziert werden können. Jede Theorie hat jedoch immer
einen metaphysischen Gehalt in Form von Elementen und Folgerungen, die über reine
Beobachtung hinausgehen. Ein einfaches Beispiel ist die erfahrungswissenschaftliche
Theorie, dass Menschen höchstens 150 Jahre alt werden, und die daraus folgende
metaphysische Aussage, dass alle Menschen sterblich sind.
In der Einstellung zu solchen Sachverhalten findet sich ein wesentlicher Unterschied
zwischen der Verifizierbarkeitsforderung und dem Falsifizierbarkeitskriterium: Der Logische
Empirismus sieht metaphysische Elemente als problematisch an und versucht, Theorien davon
möglichst zu bereinigen. Der Kritische Rationalismus hingegen harmoniert wegen seiner
realistischen Grundeinstellung mit ihnen und hält sie für zulässig und wünschenswert, solange
die Theorie als ganzes falsifizierbar bleibt. Denn sie sagen etwas über die Beschaffenheit der
Wirklichkeit aus.
Popper war außerdem der Auffassung, dass auch rein metaphysische Sätze Sinn haben. Sie
sind Mythen und Träume, die der Wissenschaft durch ihre schöpferische Kraft helfen, neue
Probleme zu entdecken, neue, falsifizierbare Theorien zu konstruieren und sich somit selbst
Zwecke und Ziele zu geben. Er nannte sie metaphysische Forschungsprogramme, und führte
die aus seiner Sicht zehn wichtigsten an:[37]
1. Die Vorstellung des Universums als gleichförmige, unabänderliche Sphäre
(Parmenides)
2. Die Atomvorstellung
3. Das Geometrisierungsprogramm (Platon und andere)
4. Die Konzepte der Wesenseigenschaften und Potenzen (Aristoteles)
5. Die Physik zur Zeit der Renaissance (Kepler, Galilei und andere)
6. Die Uhrwerktheorie des Universums (Descartes und andere)
7. Die Theorie, dass das Universum aus Kräften besteht (Newton, Leibniz, Kant und
Boscovich)
8. Die Feldtheorie (Faraday und Maxwell)
9. Die Idee eines einheitlichen Felds (Einstein und andere)
10. Die indeterministische Partikeltheorie (so wie in Borns Interpretation der
Quantentheorie)
Zum Beispiel war die Atomvorstellung der griechischen Philosophen 2300 Jahre lang eine
rein metaphysische Vorstellung, bevor im 19. Jahrhundert auf der Idee aufbauende Theorien
entstanden, die experimentell geprüft werden konnten und sich – zumindest für eine gewisse
Zeit – bewährten. Stehen metaphysische Sätze wie Alle Menschen sind sterblich oder Es gibt
Positronen isoliert für sich, sind sie vorwissenschaftlich. Eine erfahrungswissenschaftliche
Theorie entsteht erst, wenn eine Eigenschaft vorausgesagt wird, die anhand eines
Beobachtungssatzes (Basissatzes) überprüft werden kann. Prüfbar ist somit die Aussage Jeder
Mensch stirbt spätestens 150 Jahre nach seiner Geburt. Sollte es einmal jemanden geben, der
älter wird, ist diese Theorie falsifiziert. Metaphysische Aussagen sind also in der empirischen
Wissenschaft grundsätzlich erlaubt, solange sie huckepack als Konsequenz falsifizierbarer
Theorien auftreten.
Metaphysik bleibt trotz Nichtfalsifizierbarkeit kritisierbar, da Falsifikation nur eine Form der
logisch gültigen, rationalen Kritik ist.[38][39] Popper fügte zu seiner Liste noch ein eigenes
elftes metaphysisches Forschungsprogramm hinzu, das diese zehn verband und erweiterte:
Die Vorstellung des Universums als ein einheitliches Propensitätsfeld.
Erkenntnisfortschritt
Entwicklungsschema des Erkenntnisfortschritts nach Popper
Die Suche nach Falsifikationen, nach den denkbaren Anwendungsfällen, an denen Theorien
scheitern, also letztlich die Suche nach Fehlern, hat Popper als entscheidend für den
Erkenntnisfortschritt angesehen. Nur die Korrektur dieser Fehler durch bessere Theorien führt
demnach zu Fortschritt.
Bei der Methode der Falsifikation sind Entdeckungs- und Begründungszusammenhang
getrennt. Falsifikation ist ein Verfahren zur Beurteilung bestehender Theorien. Nach
Auffassung des Kritischen Rationalismus gibt es kein methodisch rationales Verfahren zur
Entdeckung von Theorien. Sie ist ein kreativer Prozess, der im Wesentlichen durch
spekulative Phantasie, Intuition, Zufälle und Geistesblitze beeinflusst wird. Theorien sind also
immer frei erfunden. Diese Auffassung hatte auch Einstein vertreten.[40] Der Kritische
Rationalismus wendet sich hier insbesondere gegen die pessimistische Einstellung „von nichts
kommt nichts“: Theorien bauen zwar immer auf bestehendem, auch auf angeborenem Wissen
auf (wie etwa auf der Neigung, eine Sprache zu lernen), ihre Neuerungen entstehen aber
förmlich aus dem Nichts. Mit ihnen tritt etwas neues in das Universum ein, das zuvor nicht
dagewesen ist.
Die Existenz einer wissenschaftlichen Methode im üblichen Sinn hat Popper dabei aber
abgelehnt.[41] Für ihn gibt es in Wirklichkeit nur eine einzige, allgemeine Methode, die
Methode von Versuch und Irrtum, die ebenso in der Philosophie und auf jedem anderen
Gebiet als Methode der Kritik und in der Wissenschaft als Falsifikation zur Anwendung
kommt. Aber selbst beim menschlichen Wissen zog Popper keine Grenze. Er betrachtete es
als Grundprinzip jeden Handelns überhaupt, das in allen Bereichen der Natur bis hin zur
Amöbe wiederzufinden ist, dass nach jedem Fehlversuch in der Weltorientierung ein neuer
alternativer Weg gesucht und begonnen wird. Entsprechend handeln auch Wissenschaftler.
Jede Falsifikation führt solange zu Modifikationen bestehender Theorien oder zum Aufbau
neuer Theorien, bis eine Theorie eine ausreichende Bewährung erfährt. Auf der Suche nach
Lösungen für neue Probleme kommen daher bewährte Theorien immer wieder auf den
Prüfstand, bewähren sich erneut oder werden falsifiziert und durch modifizierte oder neue
Theorien abgelöst. Der Fortschritt ist umso größer, je mutiger die neuen Theorien sind.
Zudem steigt mit der Kühnheit der Theorie die Möglichkeit der Falsifikation, und damit das
Angebot an möglichen Experimenten zur Überprüfung, an das die weitere Forschung
anknüpfen kann.
Im Rahmen dieses Prozesses wird ein immer höheres Niveau des Wissens erreicht. Eine
Theorie stellt einen Erkenntnisfortschritt gegenüber einer anderen Theorie dar, wenn sie eine
höhere Wahrheitsnähe aufweist. Wahrheitsnähe ist nicht messbar. Jedoch kann man die
Wahrheitsnähe zweier Theorien modellhaft vergleichen. Eine Theorie hat gegenüber einer
anderen Theorie eine höhere Wahrheitsnähe, wenn sie ‚gehaltvoller‘ ist und wenn sie mehr
oder bessere Erklärungen für Sachverhalte bietet als die schwächere Theorie.
Mit ‚gehaltvoll‘ ist dabei nicht der logische Wahrheitsgehalt einer Theorie gemeint (die
Menge aller wahren Aussagen, die aus ihr folgen), sondern der ‚informative Gehalt‘. Das ist
die Menge aller Aussagen, die die Theorie ausschließt. Die Aussage „Morgen gibt es
Südwind“ ist gehaltvoller als die Aussage „Morgen wehen Winde aus wechselnden
Richtungen“, weil erstere Nord-, West- und Ostwind ausschließt. Nach solchen ‚gehaltvollen‘
Aussagen sucht die Wissenschaft. Würde sie nach hohem logischen Wahrheitsgehalt suchen,
käme sie zu gehaltlosen, fast tautologischen Aussagen. Auch zwei Aussagen, die beide wahr
sind, können somit unterschiedliche Wahrheitsnähe haben.
Betrachtet man, wie die Wissenschaften bei Anwendung dieser Falsifikationsmethode von
spezielleren Theorien zu immer allgemeineren fortschreitet, kann der Eindruck entstehen,
dass sie induktiv fortschreitet, weshalb Popper auch von einer unproblematischen ‚QuasiInduktion‘ spricht. Popper ist also der Auffassung, dass es den einen wahren Ausgangspunkt,
die erste Philosophie oder den Archimedischen Punkt nicht gibt, aus dem dann systematisch
das gesamte Wissen hergeleitet werden kann, sondern dass Menschen immer von sehr vielen,
oft falschen Ausgangspunkten aus starten, diese durch Kritik beständig korrigieren und immer
allgemeinere Prinzipien finden, mit denen diese Ausgangspunkte vereinheitlicht werden
können.
Popper hat stets betont, dass seine Forschungslogik selbst keine erfahrungswissenschaftliche
Theorie ist. Sie ist eine Methodenlehre, die davon ausgeht, dass es eine Sache der Festlegung
ist, was man als Wissenschaft anerkennt. Popper wandte sich insbesondere gegen die
‚naturalistische‘ Auffassung der Methodenlehre,[42] für die eine Methode dann
wissenschaftlich ist, wenn sie von der Wissenschaft tatsächlich angewendet wird. Die
Charakterisierung der wissenschaftlichen Methode durch den Kritischen Rationalismus erhebt
als normativer Vorschlag insbesondere nicht den Anspruch auf eine Übereinstimmung mit
dem historischen Verlauf der Wissenschaftsgeschichte, obwohl sich viele Ereignisse finden
lassen, die prinzipiell als Anwendung dieser Methode interpretierbar sind.[43] Aufgrund ihres
normativen Charakters ist die Falsifikation also selbst nicht falsifizierbar. Denn eine Methode
sagt nur, wie man etwas machen soll, nicht dass etwas sein wird. Umgekehrt jedoch ist sie als
Festlegung nicht „weil konventionell, das heißt vom Menschen geschaffen, ‚bloß
willkürlich‘“[44] Man kann sie mit anderen Methoden vergleichen und für sie mit Argumenten
werben: „durch Analyse ihrer logischen Konsequenzen, durch den Hinweis auf ihre
Fruchtbarkeit, ihre aufklärende Kraft gegenüber den erkenntnistheoretischen Problemen.“[45]
Verstehen
Verstehen ist im Kritischen Rationalismus das Gegenstück zum Erkenntnisfortschritt.
Erkenntnisfortschritt liefert Theorien, die Sachverhalte erklären. Verstehen besteht aus der
Rekonstruktion der historischen Problemsituation, in der die zu verstehende Theorie
aufgestellt wurde.[46] Ziel des Verstehens ist folglich eine neue Theorie, die ein Problem
beschreibt und so den Lösungsversuch erklärt. Eine solche Erklärung zu finden ist selbst der
Versuch, ein anderes Problem zu lösen, das wiederum dem Verstehen zugänglich ist. Dies ist
die Methode der Situationslogik.
Da diese Methode auf die kritische Methode zurückgreift und weil Verstehen immer auch ein
Erklären ist, gibt es im Kritischen Rationalismus den traditionellen Gegensatz zwischen
beidem nicht. Popper wendet sich dabei insbesondere gegen die hermeneutische Methode der
Psychologisierung, der es an Objektivität mangelt, weil sie alles auf persönliche Motive zu
reduzieren versucht, sowie gegen die historizistische Methode, die alles als
Geschichtsnotwendigkeit zu verstehen versucht, und somit dogmatische Züge trägt.
Geschichte ist im Kritischen Rationalismus also Problemgeschichte.
Objektive Erkenntnis
Erkenntnisfortschritt und Verstehen ergeben zusammen eine Erkenntnistheorie, die anerkennt,
dass eine Totalitätsperspektive nicht möglich ist. Demnach ist der Entwurf und die
Überprüfung jeder wissenschaftlichen Theorie von Interessen geleitet, da dies immer im
Zusammenhang mit dem Versuch stattfindet, bestimmte Probleme zu lösen. Jede
Beobachtung ist theoriegeladen. Naturwissenschaften sind ebenso abhängig vom Interesse des
Forschers wie Geschichtsschreibung nicht unabhängig von der Perspektive des Historikers ist.
Immer findet eine Auswahl der Tatsachen und Aspekte statt, für die sich der Forscher
interessiert. Die Methoden und Instrumente sind so konstruiert, dass der Forscher seine
Interessen realisieren kann. Was nicht in seinem Fokus liegt, kann er leicht übersehen. Popper
sprach hier von einer „Scheinwerfertheorie“. Was nicht angeleuchtet wird, wird nicht erkannt.
Dennoch war Popper der Auffassung, dass es objektive Erkenntnis gibt. Er meint damit, dass
Forschungsergebnisse intersubjektiv nachprüfbar und reproduzierbar sind. Objektive
Erkenntnis hat aber auch in einem ganz anderen Sinne noch mit subjektunabhängigem Wissen
zu tun: Bücher, der Plan eines Architekten oder andere Dokumentationen konservieren und
transportieren Wissen, ohne dass dabei Menschen unmittelbar mit diesem Wissen
kommunizieren müssen. Jederzeit kann dieses Wissen auf Menschen einwirken und etwas
bewirken; und jederzeit können Menschen auf dieses Wissen einwirken und es z. B.
verbessern. Popper stuft dieses Wissen als transzendent ein. Es übersteigt seine materielle
Darstellung, da es objektive logische Konsequenzen hat, die einem Menschen nie alle
gleichzeitig bewusst sein können. Sie können nach und nach entdeckt werden und sehr
unerwartet sein. Er bezog Bertrand Russells Diktum „We never know what we are talking
about“[47] daher nicht nur auf die Mathematik, sondern auf alles Wissen allgemein. Für
Popper sind die materielle Welt, die Welt des objektiven Wissens und die dazwischen
vermittelnde Welt des menschlichen Bewusstseins alle wirklich (Drei-Welten-Lehre).
Gesellschaft und Ethik
Rationalität
Nachdem der Kritische Rationalismus eine Letztbegründung in der Erkenntnistheorie ablehnt,
wehrt er sich auch gegen alle Auffassungen, absolute Werte oder ein höchstes Gut als
archimedischen Punkt anzunehmen. Im Sinne des Abgrenzungskriteriums ist Ethik keine
Wissenschaft, da Werte nicht einer empirischen Überprüfung durch Beobachtung und
Experiment unterzogen werden können:
„Die Ethik ist keine Wissenschaft.“[48]
Dennoch haben Popper und Albert ethische Positionen vertreten und Stellung zu ethischen
Fragen genommen. Dieser scheinbare Widerspruch löst sich auf, weil der Kritische
Rationalismus als Philosophie – dies steckt programmatisch in der Bezeichnung – eine
(logisch nicht begründbare) Entscheidung für Rationalität ist. Es ist ein bewusst gewählter
Weg zwischen Dogmatismus, der als logisch nicht haltbar ausgeschlossen wird, und
Relativismus, der Irrationalismus und Laissez-faire möglich macht. Irrationalität kann nach
Popper durch Rationalität überwunden werden. Zur Rationalität gehört insbesondere:[49]
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Kritische Einstellung mit Nachdruck auf Argument und Erfahrung
Akzeptanz, dass jeder Fehler machen kann (Fallibilismus)
Bereitschaft zur kritischen Fehlersuche (Falsifizierbarkeit)
Idee der Unparteilichkeit
Schluss von der eigenen Vernunft auf die Vernunft des Anderen
Ablehnung von Autoritätsansprüchen
Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen (Erkenntnisfortschritt)
Bereitschaft, die Argumente anderer zu hören und zu prüfen
Anerkennung des Prinzips der Toleranz
Die Entscheidung zur Rationalität (Vernunft) ist eine ethische Grundentscheidung, die Popper
für die einzige Alternative hält, die bei der Lösung von Konflikten nicht in irgendeiner Form
zu Gewalt führt.[50]
Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen Tatsachen und Maßstäben. Der Begriff Gesetz ist
mit beiden verbunden. In Zusammenhang mit Regelmäßigkeiten in der Natur bezieht er sich
auf Naturgesetze. Maßstäbe sind normative Gesetze, die von Menschen durch Konventionen
gemacht werden und die Beziehungen zwischen Menschen regeln. Naturgesetze kann man
nicht übertreten, normative Gesetze hingegen schon.
„Aus der Feststellung einer Tatsache lässt sich niemals ein Satz herleiten, der eine Norm, eine
Entscheidung oder einen Vorschlag für ein bestimmtes Vorgehen ausspricht.“[51]
Diese logische Aussage ist eine Formulierung des Prinzips über den Naturalistischen
Fehlschluss.
„Alle Diskussionen über die Definition des Guten oder die Möglichkeit es zu definieren, sind
völlig unnütz.“[52]
Aus dem Dualismus von Tatsachen und Normen sowie der Grundentscheidung für
Rationalität ergibt sich die Forderung nach Freiheit. Freiheit ist die Freiheit des Denkens und
die Freiheit der Suche nach der Wahrheit. Freiheit und Verantwortung sind die Grundlage für
die Bewahrung der Menschenwürde.
„Nur die Freiheit macht menschliche Verantwortung möglich. Aber ohne Verantwortung geht
die Freiheit verloren; vor allem ohne intellektuelle Verantwortung.“[53]
Die Grundforderung nach Freiheit und Verantwortung führt zu Pluralität. Deswegen ist dem
Kritischen Rationalismus oft vorgehalten worden, eine liberalistische Position zu vertreten.
Doch ob eine Politik konservativ, liberal oder sozialistisch ausgerichtet wird, ist eine Frage
des Diskurses. Die Philosophie kann diesen Diskurs nur begleiten, indem sie die Logik der
Argumente prüft, indem sie prüft, ob Sollen auch Können beinhaltet, und indem sie auf die
Einhaltung der Rationalität drängt. Poppers Philosophie beinhaltet auch eine Kritik am
Laissez-Faire-Liberalismus. Dieser ist insofern eine Ideologie, als er den ‚freien Markt‘, der
alles zum Guten regelt, als empirisches Naturgesetz oder als Ergebnis der Wissenschaft
auffasst. Aber weder die Wissenschaft noch die Natur können sagen, was das Gute ist:
„Well, I still do believe that in a way one has to have a free market, but I also believe that to
make a godhead out of the principle of the free market is nonsense.“[54]
Zwar wurde Popper, der Gründungsmitglied der Mont Pelerin Society war, aufgrund seiner
Betonung des Individualismus gelegentlich als ein früher Neoliberaler eingeordnet,
gleichzeitig jedoch seine komplexe humanitäre Einstellung selbst für den frühen
Neoliberalismus nicht als typisch betrachtet.[55]
Offene Gesellschaft
→ Hauptartikel: Offene Gesellschaft
Als Konsequenz der Idee des Kritizismus setzt sich der Kritische Rationalismus für eine
offene Gesellschaft ein. Nur in einer Gesellschaft, die nicht an Dogmen und starre
Lebensweisen gebunden ist, besteht die Möglichkeit zu ständigen Reformen, also zu
Verbesserungen durch Fehlerbeseitigung und Erwägung von Alternativen. Die Ergebnisse
von Poppers Wissenschaftstheorie werden auf diese Weise politisch wirksam.
Seine ersten sozialphilosophischen Arbeiten (Das Elend des Historizismus und Die offene
Gesellschaft und ihre Feinde) schrieb Popper im Exil in Neuseeland. Er sah sie als Beitrag
zum Kampf gegen den Nationalsozialismus. Um seine Position zu verdeutlichen, setzte er
sich kritisch, oftmals auch polemisch verkürzend, mit der Staatstheorie Platons in der Politeia,
mit Hegel und Marx auseinander. Das Grundproblem solcher Ideensysteme ist, dass sie
dogmatisch sind und sich gegen Kritik und Widerlegung immunisieren (siehe auch
Rechtfertigungsstrategie und Konventionalistische Wendung). Popper vertrat den Standpunkt,
dass Voraussagen des Marxismus bzw. Kommunismus über die Zukunft (z. B. in Form der
sozialistischen Revolution) nicht eingetroffen und die zugrundeliegenden Thesen damit
falsifiziert worden seien. Statt sie deshalb aufzugeben, sind sie aus seiner Sicht mit
‚verschärften Dogmen‘ angereichert worden und haben so pseudowissenschaftlichen
Charakter bekommen.[56]
Als Historizismus bezeichnete Popper die Auffassung, dass der Lauf der Geschichte
unabhängig von handelnden Menschen von Gesetzmäßigkeiten bestimmt wird und dass ein
großer Denker diesen Lauf vorhersehen kann. Die Idee Platons, dass ein vollkommener (von
Philosophen regierter) Staat erreichbar ist, die Vorstellung eines auserwählten Volkes, der
Sinn der Geschichte als Zweck Gottes, aber auch die Geschichtsnotwendigkeit im Marxismus
(Teleologie) sind solche historizistischen Theorien. Teleologie in der Geschichte ist ebenso
wenig möglich wie die sichere Erkenntnis einer absoluten Wahrheit. Aus der Geschichte kann
man lernen. Aber sie ist heute zu Ende, und die Zukunft ist offen und von den Entscheidungen
der Menschen abhängig. Für diese Entscheidungen sind sie selbst verantwortlich.
Mit der teleologischen Geschichtsdeutung verbunden ist die Bestimmung eines Ideals, auf das
die Geschichte zustrebt. Die Ideologen, die dieses Ideal vertreten, bestehen oft auf der
Forderung, dass alles Mögliche getan werden soll, um das Ideal zu erreichen. Eine solche
Position vertritt in Poppers Augen der Marxismus, der seinen philosophischen Ausgangspunkt
bei Hegel hat. Neben dem Vorwurf, mit der Sprache jongliert und verbalen Nebel verbreitet
zu haben, hielt Popper Hegel insbesondere eine preußische Staatsphilosophie vor, in der der
regierende König immer das Recht auch gegen das Volk auf seiner Seite hat. Das
humanistische Anliegen von Marx (die Aufhebung der Klassengegensätze, Bekämpfung des
Arbeiterelends) kommentierte Popper durchaus mit Sympathie, kritisierte aber massiv die
politische Ideologie und den im historischen Materialismus enthaltenen Glauben an die
Notwendigkeit des Gangs der Geschichte. Wenn man Menschen mit Gewalt in die Richtung
eines Ziels, so gut es auch sei, zwingen will, ist damit die Ausübung von Macht und
Intoleranz verbunden; und wenn diese nicht unter demokratischer Kontrolle steht, führt sie in
einen Totalitarismus, sei es der nationalsozialistische, sei es der stalinistische. In dieser These
ist sich Popper u. a. einig mit Ernst Cassirer und Hannah Arendt. Alle drei entwickelten die
Hypothese im Exil unabhängig voneinander.[57]
Als einzig rationale und damit sinnvolle Alternative sah Popper eine offene Gesellschaft, in
der die Demokratie institutionalisiert ist. Aus seiner Sicht ist der hierbei wesentliche Aspekt
der Demokratie weder Herrschaft des Volkes als Souverän noch Legitimation der
Herrschenden durch das Volk, sondern dass sie die Abwahl der Regierung ermöglicht und
deren Verantwortlichkeit gewährleistet.
Stückwerk-Sozialtechnik
In der Sozialphilosophie wird das Modell der Problemlösung analog angewendet. Soziale
Institutionen sind Problemlösungsversuche. Politik muss sich darauf konzentrieren, die
größten Übel abzuschaffen. Neue Lösungen werden in der gesellschaftlichen Praxis geprüft.
Wenn sie Verschlechterungen mit sich gebracht hat oder fehlerhaft ist, wird sie verworfen
oder korrigiert. Damit politische Entscheidungen revidierbar sind, empfiehlt der Kritische
Rationalismus bei der Lösung gesellschaftlicher Probleme ein iteratives Vorgehen in kleinen,
überschaubaren Schritten (piecemeal social engineering).
Auch in der Sozialphilosophie gelten somit die kritisch rationalen Prinzipien. Der
Konsequente Fallibilismus findet sich in der Position wieder, dass jeder gesellschaftliche
Zustand kritisierbar ist, da alle politischen Meinungen und Entscheidungen mit Fehlern
behaftet sein können. Jeder Dogmatismus in der Politik ist daher konsequent abzulehnen.
Dem Methodischen Rationalismus entspricht die Haltung, dass soziale Konflikte Probleme
sind, die gelöst werden müssen. Hierzu bedarf es einer kritisch rationalen Diskussion, in der
der Pluralismus der Meinungen toleriert und beachtet wird. Die Freiheit des Einzelnen ist
daher so weit wie möglich sicherzustellen. Gewalt muss möglichst vermieden werden. In
dieser Hinsicht ergänzt der Kritische Rationalismus den Liberalismus. Der Kritische
Realismus schließlich spiegelt sich im Standpunkt wider, dass radikale Utopien zu
Unterdrückung und gewaltsamer Revolution führen. Daher muss sich die Politik auf das
Machbare konzentrieren. Priorität haben immer die größten gesellschaftlichen Übel. Daher
muss Politik auf der Seite der gesellschaftlich und wirtschaftlich Schwachen stehen. Diese
Haltung Poppers wird als negativer Utilitarismus bezeichnet.
Rezeption
Politik
Grundgedanken des Kritischen Rationalismus sind von verschiedenen politischen
Gruppierungen programmatisch rezipiert bzw. in Anspruch genommen worden.[58] In
Deutschland zunächst von liberaler Seite (FDP; Ralf Dahrendorf[59]), später von CDU und
SPD. Die CDU sah im Konzept der ‚offenen Gesellschaft‘ eine Grundlage zur Abwehr
überzogener Ideologie- und Beglückungsansprüche.[60] Die SPD sah im Kritischen
Rationalismus das Leitbild ihres „schöpferischen Reformismus“.[61] In Deutschland ist
Bundeskanzler a. D. Helmut Schmidt (SPD) der bekannteste bekennende politische Anhänger
des Kritischen Rationalismus.[62]
Recht
In der Rechtsphilosophie wurde der kritische Rationalismus von Bernhard Schlink für die
Gesetzesinterpretation und von Reinhold Zippelius als eine grundsätzliche Methode des
juristischen Denkens rezipiert.
Kritik
Grundlagenkritik
Prominente Kritiker des Fallibilismus und Vertreter der Letztbegründungsthese sind
Wolfgang Kuhlmann und Karl-Otto Apel, die eine Letztbegründung in den impliziten
Voraussetzungen der Kommunikation, vor allem des argumentativen Diskurses sehen. Im
argumentativen Diskurs selbst seien bereits Normen akzeptiert, welche nicht sinnvoll
bestritten werden können und daher letztbegründet sind. Auch der Fallibilismus erkenne die
impliziten Normen der Argumentation bereits an, wenn er eine Letztbegründung solcher
Normen argumentativ bestreite. Die Kritik umfasst außerdem das Argument, dass der
Fallibilismus nicht auf sich selbst anwendbar sei.[63] Er immunisiere sich selbst gegen Kritik,
indem er zum Schluss auf Argumente für eine Letztbegründung immer behaupten kann, dass
auch diese Argumente nicht gewiss seien. Das Münchhausen-Trilemma wiederum ist speziell
auf logische, insbesondere deduktive Schlussweisen ausgerichtet, erfasst aber weder
phänomenologische (evidenzbasierte), noch existentialistische oder pragmatische
Rechtfertigungsstrategien, also allgemein das, was unter den Schlagworten ‚partielle‘,
‚zirkuläre‘, ‚epistemische‘ oder ‚unzureichende Begründung‘ bekannt geworden ist.[64][65]
Jürgen Habermas warf dem Kritischen Rationalismus eine nicht selbstreflexive und daher im
Grunde positivistische Einstellung vor, die bei einem „abstrakten Vorsatz zum unbedingten
Zweifel“ stehen bliebe.[66] Er griff ihn immer wieder an, und verwarf ihn insbesondere wegen
Bartleys Erkenntnis, dass er wegen der Kernlogik nicht umfassend revidierbar ist.[67] Ähnlich
hielt Niklas Luhmann dem Kritischen Rationalismus vor, dass er „selbstreferenzaversiv
gebaut“ und damit nicht auf sich selbst anwendbar sei.[68] Er plädierte stattdessen für eine
Theorie, die kritisch auf sich selbst Bezug nehmen kann, auch wenn dadurch ein theoretischer
Zirkel entsteht, weil eine solche Theorie im Gegensatz zum Kritischen Rationalismus nicht
auf nicht weiter begründbare Motive angewiesen bleibt.
Unabhängig voneinander fanden Pavel Tichý[69] und David Miller[70] heraus, dass Poppers
logische Definition der Wahrheitsnähe nicht adäquat war. (Es existiert ein Neuvorschlag von
Miller[71] und mehrere von Popper.[72]) Margherita von Brentano kritisierte den Pluralismus
des Kritischen Rationalismus als Monopluralismus.[73] Peter Janich, Lothar Schäfer und Peter
Strasser kritisierten, dass Popper den von ihm selbst vorgezeichneten Weg nicht konsequent
genug gegangen und zu sehr bei positivistischen Ausgangsproblemen stehengeblieben
sei.[74][75][76] Charles Taylor kritisierte Poppers Philosophie als die eines Popstars, der mit
überheblichen Urteilen über große Philosophen eine Aufmerksamkeit erhascht hätte, die nur
noch durch die angeborene Unwichtigkeit seiner Gedanken übertroffen werde.[77]
Von Joachim Hofmann stammt eine umfassende Fundamentalkritik am Kritischen
Rationalismus mit Verteidigung von Induktion, Historizismus, sowie Ablehnung der These,
dass eine offene Gesellschaft dauerhaft möglich ist.[78][79][80] Herbert Keuth hat eine Kritik
erarbeitet, die sich mit nahezu dem gesamten Werk Poppers und folglich mit allen
Hauptthesen aller Bereiche des Kritischen Rationalismus auseinandersetzt.[81][82] Er richtet
sich dabei insbesondere gegen die Rehabilitation der Korrespondenztheorie sowie gegen
Poppers metaphysische Standpunkte.
Wissenschaftstheoretische Kritik
Der Wissenschaftshistoriker Thomas Kuhn formulierte in seinem Werk The Structure of
Scientific Revolutions den Einwand, dass Poppers Vorstellungsmodell die historische
Entwicklung der Wissenschaften nicht erklären könne. Er kritisierte insbesondere, dass
Popper nur die außergewöhnliche Wissenschaft in der Phase einer wissenschaftlichen
Revolution behandele und nicht die Normalwissenschaft, die im Rahmen eines allgemein
anerkannten, gefestigten Paradigmas stattfindet, das sich ausschließlich bei solchen
Revolutionen ändert. Ein Paradigma ist für Kuhn ein Instrument zur Problemlösung, das nur
in Frage gestellt werden darf, wenn es seine Aufgabe nicht mehr erfüllt. Er sieht echte
Wissenschaft erst dann gegeben, wenn ein solches Paradigma vorhanden ist und
Normalwissenschaft stattfindet, während jede andere Form nur als embryonale
Protowissenschaft oder als Krisenzeit gesehen werden darf. Dies steht im scharfen
Widerspruch zu Poppers Position, der genau das Gegenteil vertrat: Seine Erkenntnistheorie
„behauptet die Permanenz der Krise; wenn [sie] recht hat, so ist die Krise der Normalzustand
einer hochentwickelten rationalen Wissenschaft“.[83] Popper dankte Kuhn zwar für den
Hinweis auf die Normalwissenschaft, hielt sie aber nicht für einen wünschenswerten Teil des
Forschungsbetriebs. Nach seiner Auffassung ist sie lediglich schlechte Wissenschaft.[84]
Lakatos kritisierte an Popper, dass dieser in der Logik der Forschung zwar den dogmatischen
Falsifikationismus kritisiert und zurückgewiesen, aber nicht scharf zwischen der naiven und
der raffinierten Form des methodologischen Falsifikationismus unterschieden habe (das
betrifft die Frage, ob eine falsifizierte Theorie sofort aufgegeben werden muss oder erst dann,
wenn eine bessere vorhanden ist). Die raffinierte Form des methodologischen
Falsifikationismus spielt insbesondere bei Lakatos eigener Wissenschaftsauffassung eine
große Rolle. Ausgehend von Hegels These, dass sich Vernunft in der Geschichte realisiert,
versuchte er darin, Aspekte der Ansichten von Popper und Kuhn zu vereinbaren. Er
interpretierte die Wissenschaftsgeschichte als eine Geschichte des rationalen Aufstiegs und
Verfalls von Forschungsprogrammen. Er versuchte auf dieser Basis, vom dogmatischen über
den naiven und den methodologischen Falsifikationismus zu seiner eigenen Sichtweise einen
rationalen Entwicklungsfortschritt zu konstruieren und seine Ansichten so selbstgenügsam zu
machen. Kuhn war der Ansicht, der Vorwurf, Popper sei ein naiver Falsifikationist, sei zwar
theoretisch falsch, aber trotzdem könne man ihn in allen praktischen Belangen legitim als
solchen sehen.[85]
Paul Feyerabend war zunächst selbst ein Vertreter des Kritischen Rationalismus. Er gelangte
jedoch zu der Ansicht, dass Durchbrüche in der Wissenschaftsgeschichte immer dort erreicht
wurden, wo die gerade vorherrschenden methodischen Regeln ignoriert wurden. Nach
Feyerabend hätten bedeutende wissenschaftliche Erkenntnisse verworfen werden müssen,
wenn man nach der Methode des Kritischen Rationalismus vorgegangen wäre. Nach seiner
Argumentation könnten Rationalisten den irrationalen Verlauf der Wissenschaftsgeschichte
mit keiner allgemeinen und rationalen Grundlage beschreiben, weswegen für den
Rationalisten nur ‚anything goes‘ als allgemeine Methodologie in Frage käme.[86] Er vertrat
damit nicht wie der Kritische Rationalismus einen rationalen, sondern einen anarchistischen
Methodenpluralismus.
Kritik an den Grundlagen der Falsifikation wurde von so vielen Kritikern geäußert, dass sich
jedes Argument mehreren bis vielen Vertretern zuordnen lässt.[87] Die Einwände betreffen die
Frage, ob die Falsifikation metaphysische Annahmen benötigt (O’Hear, Feyerabend, Trusted);
ob nicht jedes Wissen durch Beobachtung und Ableitung entstehen muss (Salmon, Good,
O’Hear); ob die Akzeptanz von Beobachtungssätzen, die Forderung nach der
Reproduzierbarkeit von Experimenten oder die Forderung nach den strengstmöglichen
Prüfungen nicht induktive Elemente enthält (Hübner, Newton-Smith, Watkins, Ayer, Hesse,
Warnock, Levison, Trusted, O’Hear, Schlesinger, Grünbaum, Musgrave); ob die Falsifikation
nicht dem Goodman-Paradoxon unterliegt, das sich um die rationale Unterscheidbarkeit von
zwei Theorien dreht, die sich nur in den zukünftigen Aussagen unterscheiden (Vincent,
Kyburg, Worrall); ob Induktion nicht zumindest für die praktische Anwendung von Theorien
notwendig ist (Feigl, Cohen, Salmon, Niiniluoto, Tuomela, Lakatos, Howson, Worrall,
Putnam, Jeffrey, O’Hear, Watkins u.v.a.m); ob nicht eine induktive Garantie dafür notwendig
ist, dass eine Methode mit höherer Wahrscheinlichkeit näher zur Wahrheit führt als alle
anderen (Lakatos); und schließlich ob das ‚Miracle-Argument‘ (die Frage nach der Erklärung
des Erfolgs der wissenschaftlichen Theorien) nicht doch für induktive Schlüsse auf die
Wahrheitsnähe einer Theorie oder für Wahrscheinlichkeitsschlüsse auf ihre Wahrheit spricht
(O’Hear, Newton-Smith u. a.).
Otto Neurath hielt Popper einen „Pseudorationalismus der Falsifikation“ vor. Er vertrat die
Auffassung, dass wissenschaftliche Theorien nicht logisch präzise als Satzsysteme
formulierbar sind. Statt von Falsifikation könne man daher in der Praxis nur von einer
„Erschütterung“ von Theorien sprechen.[88] Hilary Putnam vertrat den Standpunkt, der
Kritische Rationalismus vernachlässige die Erklärungsfunktion von Theorien.[89] Adolf
Grünbaum versuchte zu zeigen, dass die Psychoanalyse, die Popper gemäß seinem
Abgrenzungskriterium als pseudowissenschaftlich eingestuft hatte, entgegen dieser
Auffassung eine durchaus überprüfbare und somit wissenschaftliche Theorie sei.[90] Er war
stattdessen der Auffassung, dass Behauptungen von Freud über die Psychoanalyse,
insbesondere die so genannte ‚Necessary Condition Thesis‘, durch klinische Befunde
falsifiziert worden seien. Er stufte sie als schlechte Wissenschaft ein.[91] Albrecht Wellmer sah
im Kritischen Rationalismus einen Abkömmling des logischen Positivismus. Er führte dafür
als Argument die Reduktion der Erkenntnistheorie auf die Methodologie an.[92] David Stove
warf Popper wegen dessen Erkenntnisskeptizismus und Ablehnung der Induktion
postmodernen Irrationalismus vor.[93] Martin Gardner vertrat die Auffassung, Poppers
Wissenschaftsphilosophie sei irrelevant und praxisfern und ersetze ansonsten nur vorhandene
Wörter suggestiv durch andere.[94][95][96]
Gesellschaftstheoretische Kritik
Popper, der in seiner Jugend Sozialist war, wurde mit der Veröffentlichung von Die Offene
Gesellschaft und ihre Feinde durch seine provozierenden Thesen zu Platon, Hegel und Marx
bekannt. Kritik am zum Teil polemischen Stil und selektiver Interpretation haben
insbesondere Ronald B. Levinson,[97] Walter Kaufmann[98] und Maurice Cornforth[99] geübt.
Hauptkritiker am Inhalt waren Helmut F. Spinner[58][100] und Robert Ackermann.[101] Weitere
Kritik an Poppers Sozialphilosophie äußerten, im Rahmen des Positivismusstreits, Theodor
W. Adorno,[102] und Jürgen Habermas,[103][104] die beide die Kritische Theorie vertraten. Sie
waren der Auffassung, dass der Kritische Rationalismus die Gesellschaft mit seiner
Stückwerk-Sozialtechnik auf symptomatische Erscheinungen reduziere und daher
positivistisch sei. Die Kritische Theorie selbst vertrat den Standpunkt, dass die Gesellschaft
dialektisch aus inneren Widersprüchen (Klassengegensätzen) aufgebaut sei und dass eine
Reform mit der Aufgabe beginnen müsse, diese inneren Widersprüche aufzuspüren und zu
erkennen. Der Kritische Rationalismus nehme hingegen an, diese Widersprüche seien nicht in
der der Gesellschaft selbst verwurzelt, sondern lediglich logische Selbstwidersprüche des
Totalitätsbegriffs der Gesellschaft. Er verfalle daher dem aussichtslosen Versuch, diese
Widersprüche durch gedankliche Reflexion über Begriffe zu beseitigen, statt die realen
Widersprüche (Klassengegensätze) durch politische Reform aufzuheben.
Abwägungen zu Poppers Kritik am Historizismus finden sich bei Werner Habermehl.[105]
Rudolf Thienel kritisierte die von Albert vertretene kritisch-rationale Position zur
Rechtswissenschaft.[106]
Fred Eidlin kritisierte Poppers Demokratietheorie. Sie liege nicht auf den Hauptlinien
demokratietheoretischer Diskussionen, sei unvollkommen und von beträchtlichen Lücken und
Fehlern belastet. Popper seien die praktischen und theoretischen Probleme, mit denen sich
Demokratie-Theoretiker beschäftigten, gleichgültig. So lehne er das Legitimationsproblem
kategorisch ab, obwohl es als zentrales Problem jeder politischen Problem anerkannt sei.
Popper verwechsle Legitimität; er begreife es nicht, wie es richtig wäre, als Legitimation
staatlicher Autorität, sondern als abstraktes moralisches Prinzip zur Rechtfertigung
unkontrollierter Ausübung von Souveränität.[107][108]
Reaktion auf die Kritik
Die Hauptvertreter des Kritischen Rationalismus haben Kritik nur sehr selten als schlüssig
akzeptiert und sie in den überwiegenden Fällen zurückgewiesen. Popper bemerkte zu dem
Vorwurf, in der Logik der Forschung teilweise einen naiven Falsifikationismus vertreten zu
haben: „Das ist natürlich alles Unsinn“[109] Ausführlich mit allen von Kuhn und Lakatos
vorgebrachten Varianten dieses Vorwurfs hat sich Gunnar Andersson auseinandergesetzt und
sie als Strohmannargumente verworfen.[110] Popper fand dennoch, dass Kuhns Kritik die
interessanteste war, die bis dahin geäußert wurde.[111]
Überaus deutlich distanzierte sich Popper außerdem im Addendum, das in der Offenen
Gesellschaft ab der vierten englischen Auflage enthalten ist, von der oft gemachten Annahme,
beim Kritischen Rationalismus handle es sich um eine Kriterienphilosophie. John Watkins
fasste dies schärfer und deutlicher zusammen:
Kriterien für den wissenschaftlichen Fortschritt? Die Popper-Tradition will nichts von
Kriteriums-Philosophien wissen. Wenn wir mit Kriterien gepanzert aufgetreten wären,
dann hätte man uns sofort gefragt, worin deren Autorität bestehe. Da wir der
Auffassung sind, daß es (abgesehen von der Logik) weder innerhalb noch außerhalb
der Wissenschaft Gewißheit gibt, hätten wir zugeben müssen, daß diese „Kriterien“
fehlbar sind und daß im Falle eines Konflikts zwischen ihnen und der Wissenschaft
vielleicht unsere „Kriterien“ auf dem Holzweg sind … Jawohl, wir haben keine
Kriterien.[112]
(Ob es in der Logik Sicherheit gibt, ist im Kritischen Rationalismus allerdings sehr
kontrovers.)
Hans-Joachim Niemann betonte, dass ein wichtiger Punkt des Kritischen Rationalismus
besonders häufig übersehen werde: Dass Beobachtung, obwohl fehlbar, revidierbar, selektiv
und theoriegeladen, trotzdem unproblematisch ist und Wahrheit liefern kann. Er warnte
außerdem davor, dass die große Masse der Darstellungen und der Kritik entstellend sei und
oft Teile des Kritischen Rationalismus außer acht ließe, die für das Thema wesentlich
seien.[113]
Bartley erklärte die vielen Missverständnisse zum Kritischen Rationalismus mit einer
zentralen, revolutionären Neuerung in Poppers Vernunftdenken, die es so schwer für
vorhandene Denkschemata macht, es richtig nachzuvollziehen:
The main originality of Popper’s position lies in the fact that it is the first non
justificational philosophy of criticism in the history of philosophy.[114]
Auch David Miller machte in sehr vielen Argumenten gegen den Kritischen Rationalismus
diesen zentralen Fehler aus, d. h. dass sie zwar den Fallibilismus berücksichtigten, nicht aber
die Aufgabe positiver, guter Gründe. Bartley vertrat die Auffassung, dass die Neuerungen
Poppers wegen der Missverständnisse nicht die Aufmerksamkeit bekämen, die ihnen objektiv
zustünde:
The gulf between Popper’s way of doing philosophy and that of the bulk of
professional philosophers is as great as that between astronomy and astrology.[115][116]
Anwendungen
Anwendungen des Kritischen Rationalismus:
Hans Albert auf Sozialwissenschaft, Ökonomie, Hermeneutik, Theologiekritik,
Lawrence A. Boland auf die Wirtschaftswissenschaften,
Wolfgang Brezinka auf die Pädagogik,
Gary Cziko auf die Biologie und die Bildung,
Gerard Radnitzky auf die Politik,
Jeremy Shearmur auf die Sozialwissenschaft,
Donald T. Campbell auf die Evolution,
Thomas Szasz auf die Psychiatrie,
Peter Medawar auf die Medizin,
Ernst Gombrich auf die Kunst,
Günter Wächtershäuser auf den Ursprung des Lebens (Eisen-Schwefel-Welt),
Noretta Koertge auf Gesellschaftsprobleme,
Joe Edward Barnhart auf die Religionswissenschaft,
Hans-Joachim Niemann auf die Ethik und
Reinhold Zippelius auf das Recht.
Literatur
Allgemein
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Paul A. Schilpp (Hrsg.): The Philosophy of Karl Popper. In: Library of Living
Philosophers. XIV, Open Court Press, La Salle 1974, ISBN 0-87548-141-8 (Zwei
Bände.).
Hans-Joachim Niemann: Lexikon des Kritischen Rationalismus, Mohr Siebeck,
Tübingen 2004, 423 + XII S., ISBN 3-16-148395-2.
Helmut Seiffert, Gerard Radnitzky (Hrsg.): Handlexikon zur Wissenschaftstheorie, dtv
Wissenschaft, München 1992, ISBN 3-423-04586-8.
Ian Jarvie, Karl Milford, David Miller (Hrsg.): Karl Popper: A Centenary Assessment,
drei Bände, Aldershot; Burlington, VT: Ashgate, 2006, ISBN 0-7546-5387-0.
Zu den Grundlagen
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Hans Albert: Traktat über Kritische Vernunft, 5. Aufl. Tübingen 1991, ISBN 3-16145710-2.
William W. Bartley: Flucht ins Engagement. Mohr Siebeck, 1987, ISBN 3-16945130-8.
Volker Gadenne, Hans Jürgen Wendel: Rationalität und Kritik, Mohr Siebeck,
Tübingen 1996, ISBN 3-16-146658-6.
Hans Albert: Die Idee der kritischen Vernunft. In: Aufklärung und Kritik (2/1994), S.
16 ff., ISSN 0945-6627.
Karl Popper: Objektive Erkenntnis. 2. Auflage. Hamburg 1974, ISBN 3-455-09088-5.
Jan M. Böhm, Heiko Holweg, Claudia Hoock: Karl Poppers kritischer Rationalismus
heute. Mohr Siebeck, Tübingen 2002, ISBN 3-16-147774-X.
Reinhold Zippelius: Grundbegriffe der Rechts- und Staatssoziologie, § 3
(Versuchsweise Weltorientierung), 3. Aufl., Mohr Siebeck, Tübingen 2012. ISBN
978-3-16-151801-0
Zur Gesellschaftstheorie
•
•
Hans Albert: Kritische Vernunft und menschliche Praxis, Reclam, Stuttgart 1977,
ISBN 3-15-009874-2.
Karl Popper, Hubert Kiesewetter (Hrsg.): Die offene Gesellschaft und ihre Feinde I.
Der Zauber Platons. 8. Auflage. Tübingen 2003, ISBN 3-16-148068-6.
•
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Karl Popper, Hubert Kiesewetter (Hrsg.): Die offene Gesellschaft und ihre Feinde II.
Falsche Propheten Hegel, Marx und die Folgen. 8. Auflage. Tübingen 2003, ISBN 316-148069-4.
Kurt Salamun (Hrsg.): Moral und Politik aus der Sicht des Kritischen Rationalismus,
Rodopi, Amsterdam/Atlanta 1991, ISBN 90-5183-203-6.
Ingo Pies/Martin Leschke (Hrsg.): Karl Poppers kritischer Rationalismus, Mohr
Siebeck, Tübingen 1999, ISBN 3-16-147211-X.
Zum Recht
•
Reinhold Zippelius: Die experimentierende Methode im Recht, Akademieabhandlung,
Mainz, 1991, ISBN 3-515-05901-6; (auch in: ders., Recht und Gerechtigkeit in der
offenen Gesellschaft, 2. Auflage, Kap. 1-4, Duncker & Humblot, Berlin, 1996, ISBN
3-428-08661-9).
Zur Wissenschaftstheorie
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David Miller: Critical Rationalism. A restatement and defense. Open Court Publishing
Company, 1994, ISBN 0-8126-9198-9.
David Miller: Out Of Error, Ashgate Publishing, 2006, ISBN 0-7546-5068-5.
Alan Musgrave: Alltagswissen, Wissenschaft und Skeptizismus, Mohr Siebeck/UTB,
Tübingen 1993, ISBN 3-8252-1740-X.
Karl Popper: Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie. Tübingen 1979, ISBN
3-16-838212-4.
Karl Popper: Logik der Forschung. 11. Auflage. Tübingen 2005, ISBN 3-16-148410X.
Hans Günther Ruß: Wissenschaftstheorie, Erkenntnistheorie und die Suche nach der
Wahrheit. Eine Einführung, Kohlhammer, Stuttgart 2004, ISBN 3-17-018190-4.
Gunnar Andersson: Kritik und Wissenschaftsgeschichte. Lakatos’ und Feyerabends
Kritik des Kritischen Rationalismus Mohr Siebeck, Tübingen 1988, ISBN 3-16945308-4.
Zur Ethik
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Hans Albert: Ethik und Meta-Ethik. In: Ders.: Konstruktion und Kritik, 2. Aufl.,
Hoffmann und Campe, Hamburg o.J., S. 127 – 167.
Christoph Lütge: Kritisch-rationalistische Ethik. In: Ethica 10, 4 (2002), S. 377 – 405.
Christoph Lütge: Was leistet die kritisch-rationalistische Ethik? In: Ethica 11, 4
(2003), S. 389 – 409.
Hans-Joachim Niemann: Die Strategie der Vernunft – Problemlösende Vernunft,
rationale Metaphysik und Kritisch-Rationale Ethik, 2. verbesserte und erweiterte
Aufl., Mohr Siebeck, Tübingen 2008, ISBN 978-3-161-49878-7.
Hans-Joachim Niemann: Über die Grenzen der Toleranz und ›objektive Toleranz‹ als
Instrument der Gewaltminimierung. In: Eric Hilgendorf (Hrsg.): Wissenschaft,
Religion und Recht – Hans Albert zum 85. Geburtstag, Berlin (LOGOS) 2006, S. 313
– 338.
Hans-Joachim Niemann: Wie objektiv kann Ethik sein? In: Aufklärung und Kritik 5
(2001), S. 23 – 41.
Weblinks
Wikibooks: Studienführer Hans Albert – Lern- und Lehrmaterialien
Wikibooks: Sei doch vernünftig! – Ein Crash-Kurs – Lern- und Lehrmaterialien
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Webseite zum Kritischen Rationalismus von Hans-Joachim Niemann
John R. Wettersten: Karl Popper: Critical Rationalism in der Internet Encyclopedia of
Philosophy
Critical Rationalism: a personal account
Joachim Stiller
Münster,, 2015
Ende
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