Gallia pacata Caesars Krieg und die Romanisierung der Gallier Exempla aus dem Römermuseum Osterburken Mit Beiträgen von: Klaus Kortüm, Jörg Scheuerbrandt, Nicole Scheuerbrandt und Andreas W. Schmitt herausgegeben von Jörg Scheuerbrandt und Andreas W. Schmitt Osterburken 2015 3 Impressum Herausgeber Römermuseum Osterburken Zweigmuseum des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg Römerstraße 4 74706 Osterburken www.roemermuseum-osterburken.de Umschlagbild Mars Exalbióvix, Inschrift auf dem Altar des Q. Melicius Respectus, Osterburken Titelbild Siegesmal (tropaeum) mit gallischen Wafen, darunter zwei besiegte Gallier; Bildunterschrift: CAESAR Rückseite eines Denars, Silber Gestaltung Römermuseum Osterburken Redaktion Susanne Grimm, Nicole Scheuerbrandt Druck lyeralarm GMBH, Würzburg ISBN 978-3-00-048583-1 © Copyright 2015 Römermuseum Osterburken 4 Gallia pacata Inhalt Einleitung 7 I. Gallia Comata Jörg Scheuerbrandt 9 A. Metus Gallicus (9) – B. Caesar in Gallien (10) – C. Gallien und Germanien im Imperium Romanum (14) II. Welt und Herrschaft Andreas W. Schmitt 21 A. Orbis terrarum und Imperium Romanum (21) – B. Das römische Herrschaftsverständnis (24) – C. Die „Barbaren“ im Norden (28) – D. Kopfkult und Menschenopfer (34) III. Römer und Peregrine Nicole Scheuerbrandt 37 A. Bürgerrechtspolitik und Integration (37) – B. Militärdiplome (41) IV. Gallia Romana Jörg Scheuerbrandt 49 A. Caesar und die römische Armee am Limes (49) – B. Die Religion der gallorömischen Bevölkerung (55) – C. Spuren der Kelten (60) V. Die civitas Aurelia G(---) – Eine gallorömische Siedlergemeinschaft hinter dem Limes Klaus Kortüm 65 A. Neuenstadt am Kocher (65) – B. Gallien und seine Bevölkerung (65) – C. Das Limesgebiet und seine Einwohner (67) – D. Die Provinzialisierung des Limesgebietes (67) – E. Die Einrichtung der civitas Aurelia G(---) jenseits des Neckars (71) – F. Was ist eine civitas? (73) – G. Die Institutionen (74) – H. Ausdehnung und Gliederung des Civitasgebietes (82) – I. Das Ende (84) – J. Exkurs: Apollo Grannus (85) Quellen und Literatur 91 5 Abb. 1: Die Bauinschrift des Ostkastells in Neckarburken im Erdgeschoss des Römermuseums Osterburken. 6 Gallia pacata Einleitung Beim Besuch des Römermuseums Osterburken fällt der erste Blick auf eine über 3 m breite Bauinschrift. Sie beginnt mit den Worten IMP(eratori) CAES(ari) und wurde 145 n. Chr. von den Erbauern ihrem Kaiser gesetzt, dem Imperator Caesar Titus Aelius Hadrianus Antoninus Augustus Pius – besser als Antoninus Pius bekannt. Das Cognomen des heute bekanntesten Römers C. Iulius Caesar war in den Namen jedes römischen Kaisers übergegangen. Die durch Caesar in der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. angestoßenen Ereignisse führten nach langen und verlustreichen Bürgerkriegen zum Ende der römischen Republik und zur Alleinherrschaft seines Großnefen, Adoptivsohnes und Erben Octavianus Augustus. Die Worte Imperator, Caesar und Augustus kennzeichneten seitdem zwingend die Titulatur der Herrscher des Imperium Romanum. Der vom Namen Caesar abgeleitete Titel überdauerte bis heute – jeder kennt die Begrife „Kaiser“ und „Zar“. Einen Wendepunkt in der Karriere Caesars bildete seine Statthalterschaft. Nach dem Konsulat 59 v. Chr. verwaltete er Gallien, damals das keltisch besiedelte Gebiet in Oberitalien und die heutige Provence. Ein Jahrzehnt später hatten seine Legionen den Rest – die Gallia Comata – bis zum Atlantik erobert, die neue Grenze der direkten und dauerhaften römischen Kontrolle in Mitteleuropa endete am Rhein. Dieser Krieg verschafte dem Politiker Caesar die zur Durchsetzung seiner Interessen nötigen Machtmittel – Reichtum, Ruhm und eine gewaltige Streitmacht. Als er 49 v. Chr. Gallien verließ, zog er in den Bürgerkrieg. Die Gallia pacata – das nach römischer Terminologie „befriedete“, also unterworfene Gallien stand am Beginn eines neuen Zeitalters. Das Land wurde in den römischen Kosmos eingegliedert, der Prozess der Romanisierung begann. Die Gallier wandelten sich von bedrohlichen Gegnern zu staatstragenden Mitgliedern des römischen Systems. Augustus richtete neue Provinzen ein, auf lokaler Ebene wurden aus den civitates, den „Stämmen“, Verwaltungseinheiten nach römischem Muster. Die alten Eliten bildeten das Rückgrat der Verwaltung in den civitates oder kamen als Kommandeure gallischer Hilfstruppen zu Ansehen und Einluss. Als 150 Jahre später der Limes in Südwestdeutschland errichtet wurde, trennte er das nun wirklich romanisierte Gallien von den neuen Barbaren – den Germanen. Und die römische Armee stützte sich nun auf die Nachfahren jener Gallier, von denen Caesar in seinem Bericht über den Gallischen Krieg als Gegner oder wankelmütige Verbündete berichtet hatte. Beim Gang durch das Römermuseum Osterburken stößt man fast überall auf Caesar und seinen Kriegsbericht. Schon in seinem ersten Satz benennt er die Aquitani als Bewohner eines der drei Teile Galliens – das Kastell Osterburken beherbergte die cohors III Aquitanorum. Sie war im Laufe des 1. Jahrhunderts n. Chr. als gallisches Aufgebot in Südwestfrankreich ausgehoben und schließlich zu einer der zahlreichen Auxiliarkohorten der römischen Armee formiert worden. Dieses Buch will die im Römermuseum Osterburken ausgestellten Objekte in den Kontext dieses von C. Iulius Caesar angestoßenen Prozesses stellen und gallischen Spuren im römischen Material folgen. 7