Maxwellsche Gleichungen James Clerk Maxwell (1831-1879) bisherige Grundgleichungen ... Ladungen erzeugen elektrische Felder: r ρ div E = ε0 Es gibt keine Ladungen, die magnetische Felder erzeugen: r div B = 0 Ströme erzeugen magnetische (Wirbel-)Felder: r r r ∂E rot B = μ 0 j + μ 0ε 0 ∂t Zusätzlicher Term mit enormen Konsequenzen: Maxwellscher Verschiebungsstrom Das statische E-feld wirbelfrei, aber zeitabhängige B-Felder erzeugen ein elektrisches Wirbelfeld: r r ∂B rot E = − ∂t Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Maxwellsche Gleichungen (1873) Verknüpfung von elektrischen Feldern und Ladungsverteilung (1) Das elektrische Feld hat die Ladungsdichte als Quelle magnetischen Feldern und Strömen (4) Quelle der zeitlichen Änderung des elektrischen Feldes und der Wirbelstärke des magnetischen Feldes ist die Stromdichte j. elektrischen und magnetischen Feldern (3) Quelle der zeitlichen Änderung des Magnetfeldes ist die“Wirbelstärke“ des elektrischen Feldes Quellfreiheit von magnetischen Feldern (2) Das Magnetfeld hat keine Quellen r r ρ (1) ∇ ⋅ E = ε0 r r (2) ∇ ⋅ B = 0 r r r ∂B (3) ∇ × E = − ∂t r r r r ∂E (4) ∇ × B = μ 0 j + ε 0 ⋅ μ 0 ⋅ ∂t ⎛ ∂ ⎞ ⎜ ∂x ⎟ ⎜ ⎟ r ⎜ ∂ ⎟ ∇= = Nabla − Operator ⎜ ∂y ⎟ ⎜ ⎟ ⎜⎜ ∂ ⎟⎟ ⎝ ∂z ⎠ Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin James Clerk Maxwell (1831-1879) Einordnung der Maxwelltheorie Ziel moderner Physik: Vereinigung der verschiedenen Theorien Magnetismus Elektrostatik Elektromagnetismus (Maxwelltheorie) Gravitations WW (Einstein-Theorie) schwache WW (Fermitheorie) elektroschwache WW (Glashow-Salam-Weinberg) starke WW (Quanten-Chromo-Dynamik) Große Vereinigung Supergravitation Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Elektromagnetische Wellen Maxwellsche Gleichungen • Annahme: es gibt keine (freien) Ströme und keine (freien) Ladungen (betrachte z.B. Vakuum) • Frage: können dann trotzdem E- und B-Felder existieren? Maxwellgleichungen: ( A) (C ) r r ∇⋅E = 0 r r r& ∇ × E = −B ( B) ( D) r r ∇⋅B = 0 1 r r r& ∇× B = E μ0 ⋅ ε 0 • Antwort: ja, wenn sie erst einmal existieren, können sie sich gegenseitig „am Leben erhalten“. Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Wellengleichung/Quellen des EM Feldes Schritt 1 sich änderndes E-Feld erzeugt B-Feld Schritt 2 Schritt 3 sich änderndes B-Feld erzeugt E-Feld sich änderndes B-Feld erzeugt sich änderndes E-Feld, das wiederum sich änderndes B-Feld erzeugt,... ABER: irgendwann irgendwo müssen zeitlich variierende Ladungen oder Ströme E- und B-Feld erzeugt haben Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Hertzscher Dipol [1] r E • Aufklappen eines r B Schwingkreises bestehend aus Kondensator und Leiterschleife (Spule) • beim Schwingkreis ist E-Feld auf Raum zwischen Kondensatorplatten, B-Feld auf Innenraum der Spule beschränkt • beim linearen Oszillator (d) erstrecken sich E- und B-Feld über den gesamten Raum und sind „untrennbar verbunden“, daher : elektromagnetisches Feld Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Hertzscher Dipol [2] • Hertzscher Oszillator stellt ein schwingungsfähiges System für E- und BFelder dar. • E- und B-Felder können zu Stehwellen angeregt werden. Randbedingung I = 0 an den Enden legt die Form der möglichen Stehwellen fest • Stehwellen für I wie bei Stab mit fest eingespannten Enden Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Hertzscher Dipol [3] 3 1 r E + – + – 4 2 + – Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin – + Hertzscher Dipol [4] E B λ „Fernfeld“ „Nahfeld“ bis r ≈λ • im Fernfeld lösen sich E- und B-Felder vom Dipol • lokal ist das Feld eben, E und B stehen senkrecht aufeinander und senkrecht zur Ausbreitungsrichtung Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Hertzscher Dipol [5] • Abstrahlungscharakteristik (lokale) Energiestromdichte eines EM-Feldes wird beschrieben durch Poyntingvektor: Richtung und Betrag r von S im Fernfeld I r r r 1 r r S = E×H = E×B μ0 Poyntingvektor - maximal in Ebene, die Dipol teilt und senkrecht zum Strom I steht - verschwindet entlang der Achse des Dipols Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Elektromagnetisches Spektrum Licht Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Lichtspektrum Energie [eV]: Frequenz [Hz]: Wellenlänge [nm]: Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Elektromagnetische Wellengleichung Wie erhält man im freien Raum (i.e., keine Ströme oder Ladungen) aus den Maxwellgleichungen eine Wellengleichung ? r r ∂B rot E = − ∂t r r ⎛ ∂B ⎞ rot (rot ( E )) = − rot ⎜⎜ ⎟⎟ ⎝ ∂t ⎠ r r ∂E rot B = μ 0ε 0 ∂t r r 2 ⎛ ∂B ⎞ ∂ E rot ⎜⎜ ⎟⎟ = μ 0ε 0 2 ∂t ⎝ ∂t ⎠ r r ∂ E rot (rot ( E )) = − μ 0ε 0 2 ∂t 2 Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Elektromagnetische Wellengleichung Kombinierte Gleichungen von vorhin Aus der Mathematik r 2 r ∂ E rot (rot ( E )) = − μ 0ε 0 2 ∂t r r r rot (rot ( E )) = − div (grad ( E )) + grad (div ( E )) r ⎛ ∂2 ∂2 ⎞ r ∂2 = ⎜⎜ 2 + 2 + 2 ⎟⎟ E = Δ E ∂z ⎠ ∂y ⎝ ∂x =0 Damit folgt die elektromagnetische Wellengleichung ⎛ ∂2 ∂2 ∂2 ⎞ r r ∂2 r r − ⎜⎜ 2 + 2 + 2 ⎟⎟ E (r , t ) = − μ 0ε 0 2 E (r , t ) ∂y ∂z ⎠ ∂t ⎝ ∂x Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Erinnerung: Wellengl. d. Mechanik Harmonische Wellen in 3D sind Lösungen der Wellengleichung 2 2 2 ⎞ r ⎛ ∂2 r ∂ ∂ ∂ 2 y (r , t ) − c ⎜⎜ 2 + 2 + 2 ⎟⎟ y (r , t ) = 0 2 ∂z ⎠ ∂t ∂y ⎝ ∂x r r = ( x, y , z ) Oder in Kurzschreibweise r r ∂2 r 2 2 y (r , t ) − c ∇ y (r , t ) = 0 2 ∂t r ⎛∂ ∂ ∂⎞ ∇ = ⎜⎜ , , ⎟⎟ ⎝ ∂x ∂y ∂z ⎠ Oder noch kürzer mit dem „Lapace-Operator“ r ∂2 r 2 y (r , t ) − c Δy (r , t ) = 0 2 ∂t Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin ⎛ ∂2 ∂2 ∂2 ⎞ Δ = ⎜⎜ 2 + 2 + 2 ⎟⎟ ∂y ∂z ⎠ ⎝ ∂x Wellengleichungen im Vergleich Wellengleichung der Mechanik („skalar“) 2 2 2 ⎛ ⎞ r ∂2 r ∂ ∂ ∂ 2 y (r , t ) − c ⎜⎜ 2 + 2 + 2 ⎟⎟ y (r , t ) = 0 2 ∂t ∂y ∂z ⎠ ⎝ ∂x Wellengleichung der Elektrodynamik ∂2 r r ∂2 ∂2 ⎞ r r 1 ⎛ ∂2 ⎜⎜ 2 + 2 + 2 ⎟⎟ E (r , t ) = 0 E (r , t ) − 2 ∂t μ 0ε 0 ⎝ ∂x ∂y ∂z ⎠ Vergleich zeigt für die Ausbreitungsgeschwindigkeit (i.e. die Lichtgeschwindigkeit): c = 1 2 μ 0ε 0 c = 1 μ 0ε 0 Für jede Komponente Ex, Ey, Ez des elektrischen Vektorfeldes gilt eine eigene Wellengleichung. Diese sind aber nicht völlig unab-hängig voneinander (wg. der beiden anderen Maxwellgleichungen)! Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Lichtgeschwindigkeit Seit 1983 ist c0 eine definierte Größe … Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Wellengleichung einfacher in 1D: 2 r ∂2 r ∂ 2 E x t − c E ( x, t ) = 0 ( , ) 2 2 ∂t ∂z und noch einfacher in 1D für nur eine E-Feld Komponente: 2 ∂2 ∂ 2 E ( x , t ) − c E y ( x, t ) = 0 y 2 2 ∂t ∂x Vergleich mit Mechanik erlaubt sofort folgende Schlüsse über Eigenschaften EM-Wellen 1. jede Lösung der Wellengleichung lässt sich durch Überlagerung von ebenen Wellen beschreiben r r r r E = E0 ⋅ cos k ⋅ r − ω ⋅ t + ϕ ( Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin ) r r r r E = E0 ⋅ cos k ⋅ r − ω ⋅ t + ϕ ( Wellengleichung 2. Phasengeschwindigkeit („Lichtgeschwindigkeit“) c= 1 μ0 ⋅ ε 0 3. Wellenlänge (räumliche Periodizität): r λ = 2π k 4. Schwingungsdauer/Frequenz T = 2π ω (zeitliche Periodizität) 5. Wellenvektor/Wellenzahl (Ausbreitungsrichtung) 6. EM-Wellen können - interferieren - gebeugt werden - gebrochen werden Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin r r er = k k k ) Wellengleichung/Transversalwellen aus Maxwellgleichungen: E- und B-Feld stehen senkrecht zur r Ausbreitungsrichtung e r , sind also k Transversalwellen - E- und B-Feld stehen senkrecht zueinander rr ek y λ B0z z E0y - - x und sind proportional zueinander: r rr r B = c ⋅ ek × E damit gibt es 2 orthogonale lineare Polarisationen, hier r r E ⊥ ey und r r E ⊥ ex Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Wellengleichung/Energietransport • EM-Wellen können (auch im Vakuum !) Energie transportieren. • Dies wird beschrieben durch den Poyntingvektor, mathematische eine „Energiestromdichte“, der die Intensität angibt: Ebene Welle ( ) r r ⎛ r r 1⎞ r 2⎞ r 1 r r 2 ⎛ S = E × B = c ⋅ ε 0 ⋅ E × ⎜ ekr × E ⋅ ⎟ = ⎜ c ⋅ ε 0 ⋅ E ⎟ ekr ⎝ ⎠ μ0 c⎠ ⎝ ( ) • Die lokale „Energiedichte“ des EM Feldes wird konsistent damit beschrieben durch: Ebene Welle dW dV r 2 1 r 2⎞ r 1⎛ ⎜⎜ ε 0 ⋅ E + B ⎟⎟ = ε 0 ⋅ E = 2⎝ μ0 ⎠ Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin 2 Wellengleichung/Impulsübertragung r r r S = (1 /μ 0 ) E ⋅ B r r r S = (1 /μ 0 ) E × B c Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Ebene Welle Wellengleichung/Impulsübertragung Crooke's Radiometer Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Wellengleichung/Impulsübertragung Nichols Radiometer Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin