Grundaussagen der Elektrostatik (1) Es gibt zwei Arten von elektrischen Ladungen (bezeichnet als „positiv“ und „negativ“, da sie einander neutralisieren können) (2) Gleichnamige Ladungen stoßen einander ab, ungleichnamige ziehen einander an. (3) Ladung bleibt im abgeschlossenen System erhalten. (4) Ladung ist gequantelt. Dass heißt sie existiert (in der direkt beobachtbaren Natur) nur als ganzzahliges Vielfaches der Elementarladung e = 1.602 176 462(63) · 10-19 C (Coulomb) SI-System: 1 Coulomb = 1 Ampere · 1 Sekunde [Ladung] = [Strom] · [Zeit] Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Grundaussagen der Elektrostatik (5) Die Kraft zwischen zwei Punktladungen q0 und q1 mit Abstand r (5a) wirkt entlang ihrer Verbindungslinie. (5b) ist proportional zum Produkt q0q1 der Ladungen. (5c) ist proportional zu 1/r2 Æ Coulomb - Gesetz q1 q0 r F1 r r r F0 Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin r r 1 q0 q1 F0 = −F1 = rˆ 2 4πε 0 r r r r r = r0 − r1 , r r= r = r r r ˆr = r Coulomb-Gesetz r F1 q1 r r q0 r r r r = r0 − r1 , r F0 Æ Æ r r F0 = −F1 = r r rˆ = , r 1 q0 q1 4πε 0 r 2 rˆ r r= r = r Die Proportionalitätskonstante im Coulomb-Gesetz hängt dabei vom Einheitensystem (Definition der Einheitsladung ...) ab! ε0= 8.8541·10-12 C2/J·m „Dielektrizitätskonstante des Vakuums“ 2 2 N 9 N ⋅m 9 N ⋅m f = = 10 ⋅ c ⋅ 2 = (8.987551787...) ⋅ 10 2 2 ≈ 9 ⋅ 10 4πε 0 A A ⋅s C2 * 1 −7 2 Lichtgeschwindigkeit Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Coulomb-Waage 1785 von C. Coulomb mit Hilfe der vom ihm entworfenen Coulomb-Waage (1777) angewendet (siehe Gravitationswaage) Charles Augustin Coulomb (1736-1806) Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Coulomb-Kraft vs. Gravitationskraft FC = f * ⋅ q1 ⋅ q2 r2 FG = G ⋅ m1 ⋅ m2 r2 Verhältnis der beiden Kräfte zwischen zwei Protonen 2 N ⋅ m2 −19 8.98 ⋅ 10 1.6 10 ⋅ ⋅ C * 2 2 elektrische Kraft f ⋅ e C = = 2 2 Gravitation G ⋅ mp −11 N ⋅ m −27 2 6.67 ⋅ 10 (1.67 1 0 ) ⋅ ⋅ kg kg 2 9 ( ) 1010 ⋅ 10 −38 1 37 ≈ = ⋅ 10 7 ⋅ 10 −11 ⋅ 10 −54 7 ... aber die meisten Ladungen heben sich auf, da ein (makroskopischer) Körper nur einen geringen Teil seiner Ladungen (z.B. Elektronen) abgeben kann. Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Coulomb-Kraft vs. Gravitationskraft Ladungen von jeweils 1 Coulomb in Berlin und Potsdam (r~30km) erzeugen eine Kraft von 10 Newton (entspricht der Gewichtskraft einer Masse von 1 kg) Ein Atom wird durch elektrische Anziehungskräfte zusammengehalten. Es gilt dabei für den Grundzustand des Wasserstoffs ratom 4πε 0 h 2 −10 = ≈ 0 , 529 ⋅ 10 m 2 e me Würde das Atom lediglich durch die Gravitationsanziehung zwischen Proton und Elektron zusammengehalten, dann wäre ~ ratom h2 = ≈ 1.2 ⋅10 29 m ≈ 1.27 ⋅1013 Lichtjahre G (me m p ) me Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Grundaussagen der Elektrostatik (6) Die elektrische Kraft zwischen Elementarteilchen ist um viele Größenordnungen stärker als die Gravitationskraft. Der Faktor beträgt dabei für die Paarungen (6a) Proton – Proton: 1.2 · 1036 (6b) Proton – Elektron: 2.3 · 1039 (6b) Elektron – Elektron: 4.2 · 1042 Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Grundaussagen der Elektrostatik (7) Für Kräfte zwischen Ladungen gilt das Superpositionsprinzip. Welche Kraft wirkt auf eine Probeladung q0, falls mehrere Punktladungen qk {k=1...n} vorhanden sind? Die Abstandsvektoren zwischen q0 und den Ladungen qk sind gegeben durch z r r r rk = r0 − rk , Die resultierende Kraft auf q0 ergibt als Summe über alle Kräfte zwischen q0 und den qk (Superpositionsprinzip): n r qk 1 F0 = q0 ⋅ ⋅ ∑ 2 rˆk 4πε 0 k =1 rk Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin r rk x q y Elektrisches Feld Elektrisches Feld (Vektorfeld !) einer negativen Punktladung: Die Länge der Pfeile gibt die lokale Stärke, die Richtung der Pfeile die lokale Richtung der Kraft an, die auf Probekörper wirkt. z [a.u.] y [a.u.] z=0 x [a.u.] y [a.u.] r von positiven zu negativen E zeigt Ladungen. Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin x [a.u.] Elektrisches Feld Die Formel für die Kraft auf ein Probeteilchen n r qk 1 F0 = q0 ⋅ ⋅ ∑ 2 rˆk 4πε 0 k =1 rk legt es nahe, diese Formel zu zerlegen und eine neue Größe einzuführen: Das elektrische Feld ist definiert durch die Kraftwirkung auf eine (infinitesimal) kleine Punktladung n r r qk 1 E(r0 ) = ⋅ ∑ 2 rˆk 4πε 0 k =1 rk SI-Einheit: [E-Feld] [E-Feld] r r r F0 = q0 ⋅ E(r0 ) r r r rk = r0 − rk , = [Kraft] / [Ladung] = Newton / Coulomb = [Spannung] / [Länge] = Volt / Meter Später ... Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Elektrisches Feld einer Punktladung Probeladung soll sehr klein sein, um Feld nicht zu verändern Feld für einzelne Punktladung mit Ladung q r r E(r ) = 1 ⋅ q 4πε 0 r 2 rˆ Für einzelne Punktladungen verlaufen „Feldlinien“ radial Feldlinien beginnen an positiven Ladungen und enden an negativen Ladungen positive Testladung bewegt sich in in Richtung der Feldlinien Feldlinien kreuzen sich nicht + Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin - Regeln für Feldlinien Feldlinien sollen ein intuitives Bild der Stärke und Richtung eines Feldes im zwei bzw. dreidimensionalen Raum geben. Die Richtung der Tangente an die elektrische Feldlinie in einem Punkt ist identisch zu der Richtung der Kraft, die in diesem Punkt durch das Feld auf eine positive Punktladung ausgeübt wird. Die Intensität der Feldlinien (= Anzahl der Feldlinien pro Fläche dA senkrecht zum Feld) ist proportional zur Stärke der Kraft, die durch das elektrische Feld auf eine Punktladung ausgeübt wird. Im Falle von statischen Ladungen: Elektrische Feldlinien beginnen immer an den positiven Ladungen und enden an den negativen Ladungen. Elektrische Feldlinien kreuzen sich nicht, d.h. das elektrische Feld ist in jedem Punkt des Raums eindeutig, denn gäbe es einen Kreuzungspunkt, so erhielte man zwei unterschiedliche Feldstärken. Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Überlagerung zweier Felder Feldstärken addieren sich vektoriell r r r r r r r Fges F1 + F2 F1 F2 r Eges = = = + = E1 + E2 q q q q + - Richtung der Feldstärke ist Tangente an Feldlinie + - Feld(stärke) nimmt mit Abstand ab Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Überlagerung zweier Felder Feldstärken addieren sich vektoriell r r r r r r r Fges F1 + F2 F1 F2 r Eges = = = + = E1 + E2 q q q q + + Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin + + - Illustration der Feldlinien Grieskörner... Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Illustration der Feldlinien Grieskörner... Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Größenordnung von E-Feldern Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Wirkung von E-Feldern Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Wirkung von E-Feldern / Influenz Für „polarisierbare“ Nichtleiter: Ladungsträgerverteilung kann sich lokal trotzdem ändern! r E extern Elektronenhülle: -Q +Q -Q +Q -Q r d Atomkern: +Q Gesamtladung: 0 positiver und negativer Ladungsschwerpunkt liegen übereinander Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Ladungsschwerpunkte durch elektrisches Feld räumlich getrennt: es entsteht elektrischer Dipol, Atom wird polarisiert Wirkung von E-Feldern / Influenz Atomare Polarisation in Nichtleitern: r E extern Dielektrikum Das externe elektrische Feld erzeugt atomares Dipolmoment und Oberflächenladung schwächt Feld im Inneren des „Dielektrikums“. Geht die Polarisation aus Verschiebung der positiven relativ zu negativen atomaren Ladungen hervor, so spricht man von „Verschiebungspolarisation“ Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Wirkung von E-Feldern / Influenz Für Leiter (z.B. Metalle) gilt: Ladungsträger (Leitungselektronen in Metallen) sind leicht verschiebbar Æ Influenz-Effekte, Abschirmung elektrischer Felder, Ausgleich von Spannungs- und Potentialdifferenzen (später ...) Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Wirkung von E-Feldern / Influenz In der Elektrostatik stehen Feldlinien (=Richtung des Feldes) immer senkrecht auf einem Leiter Was würde geschehen, falls dies nicht so wäre? Zerlege elektrisches Feld in Komponente transversal und parallel zur Oberfläche parallele Komponente wirkt auf Ladungen im Metall Da Ladungen im Metall frei beweglich, fließt ein Strom bis Ladung auf Metall so verteilt ist, dass Feldlinien auf Oberfläche senkrecht enden ⇒ Influenzladungen Feldlinie r F⊥ r F Ladungen im Metall frei beweglich Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Faradayscher Käfig „Wie sieht das Feld innerhalb eines geschlossenen Metallfläche, in der keine Ladung existiert, im statischen Fall aus?“ „Im Innern eines geschlossenen Leiters herrscht kein Feld.“ Falls Feld ungleich 0 ⇒ Ströme bis Gleichgewicht herrscht Ladungen werden so verschoben, dass sich äußeres Feld und das durch die Influenzladung erzeugte Feld im Innern aufheben Faradayscher Käfig: Beispiel: Auto, Flugzeug... Faraday‘scher Käfig Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Elektrostatik Wichtige technische Anwendungen: Faradayscher Käfig Ein Faradayscher Käfig ist nur möglich, weil sowohl positive als auch negative Ladungen existieren, die sich gegenseitig abschirmen können. Es existiert kein Äquivalent für das Gravitationsfeld! Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Faraday-Becher Punktladung vor leitender Wand In der Wand baut sich eine Oberflächenladung auf, die zusammen mit der Ladung +Q ein Feld im Außenraum (rechst) ein Feld erzeugt, das auch die Ladung +Q und die Spiegelladung –Q allein (ohne Wand) erzeugen würden. „Spiegelladung“ -Q Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Ladung +Q Spannungspitzen Entladungen V Entladung an Metallspitze Elektrostatisches Lackieren Auto wird Aufgeladen, damit Farbtröpfchen entlang den Feldlinien auch an unzugängliche Stellen gelangen Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Homogenes elektrisches Feld r Wichtiger Fall: homogenes elektrisches Feld E = konstant Realisation: Plattenkondensator mit positiv und negativ geladenen Platten + + Kraft auf Testladung q: + r r + F = q ⋅ E = konstant + + + Newton: + r r + F = m⋅a + + Gleichsetzen beider Kräfte r r r F q ⋅E q r a= = = ⋅E m m m analoge Bewegungsgleichungen wie im Schwerefeld (z.B. waagrechter Wurf,...) Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Elektronenstrahlröhre - Prinzip Komponenten Elektronenquelle Ablenkung im E-Feld Parabelbahn siehe waagrechter Wurf Leuchtschirm Kathode Anode Elektronenstrahl l Schirm e- ee- r v e- r e- d z E v z Ua Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Up x Elektronenstrahlröhre J. J. Thomson (1897) Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Elektronenstrahlröhre horizontal Kathode Ablenkplatten Strahl wandert langsam von links nach rechts Strahl Zeit „Sägezahn“ Heizung Anode vertikal horizontale Platten Leuchtschirm ( z.B. ZnS ) Anwendungen Oszilloskop (Praktikum) Fernseher Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin Zeit