Der elektrische Strom - Humboldt

Werbung
Der elektrische Strom
Bisher: Ruhende Ladungen
Jetzt: Abweichungen vom elektrostatischen Gleichgewicht
Elektrischer Strom Æ Transport von Ladungsträgern
Damit Ladungen einen Strom bilden, müssen sie „frei“ sein.
Materialen für welche dies möglich ist bezeichnet man als Leiter.
Beispiele
Vakuum: Elektronen in Elektronenröhre
Gasen: Neonröhre
Flüssigkeiten: Ionen in Autobatterie
Festkörper:
Leiter: Elektronen im Metall
Halbleiter: Zahl der Elektronen stark von Temperatur abhängig
Nichtleiter: (fast) keine freien Elektronen
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
Der elektrische Strom / Definitionen
Elektrische Stromstärke
verschobene Ladung
ΔQ
I =
=
Δt
Zeit
Coulomb
[I ] =
= Ampere
Sekunde
Stromdichte
r
I
Strom
j =
=
A
Fläche
r r
I = ∫ j ⋅ dA
Stromrichtung Æ Bewegungsrichtung der positiven Ladungsträger
(Also auch: Bewegung von Elektronen im Leiter entgegengesetzt zur Stromrichtung)
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
Wirkungen des elektrischen Stroms
Magnetische Wirkung
Ein stromdurchflossener Leiter ist von einem Magnetfeld umgeben
(Oerstedt 1820)
Auf stromdurchflossene Leiter wirkt im Magnetfeld eine Kraft
Also zusammen:
Zwischen zwei oder mehr stromdurchflossenen Leitern wirken Kräfte
R
r
dr
r
dA
r
r
B
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
Einschub: Strom als Basiseinheit
Strom ist eine der 7 Basiseinheiten des SI-Systems
d.h. sie muss definiert werden.
(wie z.B. Meter, Kilogramm, und Sekunde)
Eichung über die magnetische Wechselwirkung
I1=I2=1A
André-Marie
Ampère
(1775-1836)
Die Stromstärke I hat den Wert 1 A, wenn
zwei im Abstand d = 1 m angeordnete
parallele, geradlinige und unendliche lange
Leiter mit vernachlässigbaren Querschnitt
von dem gleichen Strom I durchflossen
werden und pro l = 1 m Leiterlänge eine
Kraft F = 2 · 10-7 N aufeinander ausüben.
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
1m
Wirkungen des elektrischen Stroms
Wärmewirkung
In den meisten Leitern (Ausnahme: freie Teilchen im Vakuum) erzeugt
ein Stromfluss Wärme
d.h. es wird Energie umgewandelt ...
Beispiele:
Heizdraht, Glühlampe, ...
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
Wirkungen des elektrischen Stroms
Chemische Wirkung
Anode
Kathode
+ –
I
Elektrolyse
Abscheidung von Substanzen
Quantitative Ausmessung möglich
Faraday 1833: Menge der Zersetzungsprodukte ist proportional zur
durchgeleiteten Elektrizitätsmenge
Die abgeschiedene/erzeugte Substanzmenge im mg/C nennt man das
elektrochemische Äquivalent eines Stoffes
Möglichkeit zu einer alternativen Definition elektrischer Einheiten!
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
Elektrolyse
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
Elektrolyse
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
Das Ohmsche Gesetz
Stromfluss bei Vorhandensein einer Potentialdifferenz (Spannung)
Gesucht wird ein gesetzmäßiger Zusammenhang zwischen Strom
und angelegter Spannung
Beispiel: Entladung eines Plattenkondensators
Kurzschluss mit Leiter Æ schnelle Entladung
„Geschwindigkeit“ der Entladung ist proportional Stromstärke I
Spannung
Beobachtungen:
I nimmt mit der Länge des Leiters ab
I nimmt mit dem Querschnitt des Leiters zu
I ist stoffspezifisch
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
Das Ohmsche Gesetz
Ursache des Elektrischer Strom
bewegte Ladung q
Leiter
− +
Anlegen einer Spannung bewirkt
elektrisches Feld
Coulombkraft beschleunigt Elektronen
r
E
e
v=
⋅E ⋅t
me
–
U
⇒ Geschwindigkeit müsste ständig steigen
Dies wird nicht beobachtet!
Erinnerung: strömende Flüssigkeit:
Strömungswiderstand, Reibungseffekte
Im Metall:
I=U/R
v(t)
vD
Stöße der Elektronen mit Gitteratomen
⇒ Ausbilden einer konstanten
Driftgeschwindigkeit vD
⇒ Konstanter Strom
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
Steigung
a=e·E·/me
Zeit t
Das Ohmsche Gesetz
Beim Stromfluss durch einen Leiter sind Strom I
und Spannung U proportional:
U
U
R=
I
großer
Widerstand
kleiner
Widerstand
I
R wird als Ohmscher Widerstand bezeichnet. Er
ist bei konstanter Temperatur unabhängig von I
Einheit [R ] =
V
= Ω = Ohm
A
Ohmsches Gesetzt gilt z.B. nicht für Glühbirnen, da
Erwärmung bei hohem Strom Widerstand
vergrößert.
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
Georg Simon Ohm
( 1789-1854 )
Das Ohmsche Gesetz
Ohmsches Gesetz gilt zum Beispiel auch für elektrische
Leitung in elektrolytischen Flüssigkeiten
Spannung zwischen Messköpfen des Spannungsmessers ist
proportional zum Strom und zum Abstand zwischen den
Messköpfen
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
Spezifischer Widerstand
Der elektrische Widerstand eines Leiters hängt vom atomaren
Aufbau und von der Geometrie des Leiters ab.
l
l: Länge des Leiters
R = ρ⋅
A: Querschnittsfläche
A
ρ:spezifischer elektrischer Widerstand (unabhängig von Geometrie)
[ρ]=Ω·m
σ=1/ρ: Leitfähigkeit
[σ]=1/(Ω·m)
Material
Eisen
Kupfer
Platin
Germanium
Silizium
dest. Wasser
Glas
Papier
Porzellan
Teflon
Bernstein
ρ [Ωm]
9.81·10-8
1.68·10-8
1.05·10-7
0.5
2·103
2.3·105
1013-1014
1015-1016
1010-1016
1·1017
>1017
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
Leiter: Widerstand steigt
mit Temperatur
Halbleiter: Widerstand
sinkt mit Temperatur
Isolatoren: indifferent
Temperaturabhängigkeit von R
Der elektrische Widerstand eines Leiters ändert sich im
allgemeinen mit der Temperatur. Wie stark und mit welchem
Vorzeichen ist Temperaturabhängig.
Leiter 1. Klasse: Cu, Al, Fe
Æ Widerstand steigt mit steigender Temperatur
Æ „positive Temperature coefficient“, PTC
Leiter 2. Klasse: C, Si, Halbleiter, elektrolytische Leiter
Æ Widerstand fällt mit steigender Temperatur
Æ „negative Temperature coefficient“, PTC
Für den spezifischen Widerstand gilt dabei im Falle kleiner
Temperaturänderung näherungsweise eine lineare Abhängigkeit:
ρT = ρ 0 (1 + αT )
Mit dem „Temperaturkoeffizienten“
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
ρT − ρ 0
α=
Tρ T
Leitfähigkeit
Leitfähigkeit σ
• Metalle: σ nimmt mit
steigendem T ab, da
Beweglichkeit der
Ladungsträger abnimmt.
(PTC-Widerstände, Positive
Temperature Coefficient)
• Halbleiter: σ nimmt mit
steigendem T zu, da
Ladungsträgerdichte zunimmt.
Die Änderung der Beweglichkeit spielt keine Rolle (NTCWiderstände)
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
Beispiele für Ladungstransport
In einem Stromkreis fließt 1 A. Wie viele Elektronen bewegen sich
in 1 s durch den Querschnitt eines Leiters?
ΔQ N ⋅ e
1.6 ⋅ 10 −19 A / s
1
I=
=
=N⋅
= 1A ⇒ N =
≈ 6 ⋅ 1018
−19
Δt
Δt
1s
1.6 ⋅ 10
Zusatzfrage: Wie schnell bewegen sich die Elektronen im Metall?
Zunächst: Elektronendichte ?
im Metall ca. 1 freies Elektron pro Atom
nCu ≈
N
Anzahl der Cu − Atome N
N
= =
= A* ⋅ ρM
Volumen
V M / ρM M
6 ⋅ 1023 ⋅ mol ⋅ 8.9g
=
= 8.4 ⋅ 1022 cm −3
3
mol ⋅ 63.6g ⋅ cm
ρM : Massendichte
N A : Avogadrozahl
M * : molare Masse ( Atomgewicht )
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
Beispiele für Ladungstransport
Mit welcher mittleren Geschwindigkeit vD („Driftgeschwindigkeit“)
bewegen sich die Elektronen falls ein Strom I=1A durch einen
Leiter mit einem Querschnitt von 1mm2 fließt?
Ladung Q durch Fläche A in Zeit Δt: Q= e·ne·dx·A = e·ne·vD· Δt·A
vorher: ne ≈ 8·1022 cm-3 für Kupfer; bewegliche Ladungsdicht ρe= e·ne
r
v
dx
vD
=
Q
I ⋅ Δt
I
=
=
e ⋅ ne ⋅ Δt ⋅ A e ⋅ ne ⋅ Δt ⋅ A e ⋅ ne ⋅ A
C
⋅ 1000mm 3
1A
s
=
=
−19
−3
−19
22
2
1.6 ⋅ 10 C ⋅ 8 ⋅ 10 cm ⋅ 1mm
1.6 ⋅ 10 C ⋅ 8 ⋅ 1022 ⋅ 1mm 2
mm
m
≈ 0.08
≈ 0.3
s
h
1
Weinbergschnecke: maximal 4 m/h
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
r
A
Einfacher Stromkreis
Schaltbild für einfachen Stromkreis
= verlustfrei Leiter (keine Potentialveränderung)
Gleichspannungsquelle: zeitlich konstante Spannung
Ideale Messgeräte für Strom bzw. Spannung: kein Einfluss auf Ströme
und Spannungen im Stromkreis.
Strom
Leiter
Gleichspannungsquelle
+
-
U
Spannung
gleiches Potential
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
R
Messgeräte
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
Kirchhoff‘sche Regeln: Knotenregel
Knotenregel: „Die vorzeichenrichtige Summe
aller Ströme, die in einen Netzwerkknoten
herein- oder herausfließen, ist immer 0A.”
I1
I5
I4
∑I = I
1
I2
Gustav Robert
Kirchhoff
(1824 –1887)
+ I2 + I3 + ... = 0
I3
Die Richtung der Zählpfeile kann beliebig
angenommen werden. Hereinfließend wird dann positiv
gezählt, herausfließend negativ.
I1
Richtung des Stroms zwischen zwei Knoten muss
konsistent sein.
I2
Physikalisches Prinzip: Ladungserhaltung
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
I5
I4
I3
Maschenregel
Maschenregel: „Die vorzeichenrichtige Summe aller Spannungen
entlang einer Masche (Schleife) in einem Netzwerk ist immer
0V.“
U5
U1
U2
∑U
i
= U1 + U2 + U3 + ... = 0
U4
U3
Die Richtung der Zählpfeile kann beliebig angenommen werden. In
Laufrichtung wird dann positiv gezählt, gegen die Laufrichtung negativ.
Physikalisches Prinzip: Energieerhaltung; bei konservativem Feld
verschwindet Potentialdifferenz entlang geschlossener Kurve
„Potentialdifferenz ist unabhängig vom Weg“
Elektrisches Feld und Gravitationsfeld sind konservative Felder
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
Beispiel: Parallelschaltung von R
Parallelschaltung von Ohm‘schen Widerständen
Batteriestrom I0 teilt sich auf Widerstände auf (Knotenregel)
I0
I0 = I1 + I2 + I3
U0
I1
I2
R1
An Widerständen liegt gleiche Spannung an U1=U2=U3=U0
Anwendung des Ohm‘sches Gesetz Ui=Ri·Ii
I0 =
⎛ 1
U1 U2 U3 U0 U0 U0
1
1 ⎞
+
+
=
+
+
= U0 ⋅ ⎜ +
+
⎟
R1 R2 R3 R1 R2 R3
R
R
R
1
2
3 ⎠
⎝144
244
3
1
=
Rges
Bei Parallelschaltung addieren sich Widerstände reziprok
1
1
=∑
Rges
Ri
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
R2
I3
R3
Beispiel: Serienschaltung von R
Serienschaltung von Ohm‘schen Widerständen
U1
I0
−U0 = U1 + U2 + U3
R1
U0
R2
R3
U3
Gleicher Strom fließt durch alle Widerstände I1=I2=I3=I0
Anwendung des Ohm‘sches Gesetz Ui=Ri·Ii
im folgenden nur Beträge
−U0 = I1 ⋅ R1 + I2 ⋅ R2 + I3 ⋅ R3 = I0 ⋅ (R1 + R2 + R3 ) = I0 ⋅ Rges
144244
3
Rges
Bei Serienschaltung addieren sich Widerstände
Rges = ∑ Ri
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
U2
Leistung am Ohmschen Widerstand
• elektrischer Strom verrichtet Arbeit am Ohmschen Widerstand:
an jeder Ladung dq, die durch die
Potentialdifferenz U über dem Widerstand
R fließt, verrichtet das elektrische Feld die
Arbeit:
U
+
I
R
dW
P=
=U⋅I
dt
Es wird also die Leistung
vom Feld und damit von Spannungsquelle
erbracht.
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
Messverfahren
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
Messverfahren
Experimentalphysik für Biologen und Chemiker, O. Benson & A. Peters, Humboldt-Universität zu Berlin
Herunterladen