Hauptseminar Quantenmechanisches Tunneln WS 2010/2011 Thema: Tunneln durch einfache Potentialbarrieren und Alphazerfall Torben Kloss, Manuel Heinzmann Gliederung ● Was ist tunneln? ● Tunneln durch ein beliebiges Potential ● Tunneln durch ein rechteckiges Potential ● Der Atomkern ● Instabile Kerne ● Zerfallsgesetz allgemein ● α-Zerfall Was ist tunneln? Der Tunneleffekt tritt nur in der QM auf Klassisch kann ein Teilchen mit E < V die Potentialbarriere nicht überwinden. Quantenmechanisch ist dies durch die Wellennatur der Teilchen und der Unbestimmtheit des Ortes möglich. Tunneln durch ein beliebiges Potential Das Maximum des Potentials soll größer als die Energie des Teilchens sein. Man unterteilt in 3 Bereiche: x < -a als Bereiche 1, -a < x < a Bereich 2 und x > a als Bereich 3. In allen 3 Bereichen muss die Schrödingergleichung erfüllt werden: Im Bereich 1 ein findet man mit Daraus folgt im Bereich 3 : : Die Linearkombination der beiden Lösungen liefert dann die Allgemeine Lösung: Daraus kann man die Transformationsmatrix M ableiten: mit Wenn V(x) reell ist, ist, gilt: ist auch eine Lösung der Schrödingergleichung. Dann gilt: Und somit auch Damit ergibt sich M zu: Außerdem gilt: A und B' sind die Koeffizienten der einlaufenden Wellen, also sind A' und B die Koeffizienten der auslaufenden Wellen. Nun stellt man die Matrix auf, mit der sich die Koeffizienten der auslaufenden Wellen aus den einlaufenden Wellen bestimmen lassen. Durch die Transformationsmatrix erhält man: Und somit : Betrachtet man nun eine von links einlaufende Welle, dann ist A=1 und B'=0. Dann ergibt sich ein Transmissionskoeffizient von F hängt von der Energie des Teilchens und dem Potential ab und muss für jedes Potential bestimmt werden. Tunneln durch ein rechteckiges Potential Die Lösungen der Schrödingergleichung für die 3 Bereiche ergeben folgende Wellenfunktionen: Die Transformationsmatrix erhält man nun durch die Stetigkeitsbedinungen: Damit ergibt sich die Transformationsmatrix zu: Damit ergibt sich für den Transmissionskoeffizienten: mit Atomkern ● Atomkern besteht aus Protonen & Neutronen (zusammen Nukleonen) → positiv geladen ● Befindet sich im Zentrum des Atoms ● Besitzt über 99,9% der gesamten Atommasse ● Anzahl der Nukleonen heißt Massenzahl Atomkern ● ● ● ● Atomsorte ist von der Anzahl der Protonen und Neutronen abhängig Ordnungszahl/Kernladungszahl Z ist die Anzahl der Protonen im Kern Atomsorten mit gleichem Z heißen Isotope Schreibweise: X A Z X..Atomsorte, A..Massenzahl,Z..Kernladungszahl Atomkern ● 1 3 Kernradius: R =r ⋅A −15 r =1,3±0,1⋅10 m leichte Kerne: 0 mittelschwer bis schwere Kerne: K 0 −15 0,94⋅10 ● ● m≤r 0 ≤1,25⋅10 −15 m Kerndurchmesser ist 105 mal kleiner als der Atomdurchmesser Kernvolumen ist 1015 mal kleiner als das Atomvolumen Instabile Kerne ● ● Instabile Kerne können unter Aussendung von Strahlung in andere Kerne übergehen Drei Arten von Strahlung: α-/β-/γ-Strahlung Zerfallskriterium: Masse des Mutterkerns muss größer sein, als die Massen der Zerfallsprodukte (notwendig) → ● Instabile Kerne ● Zerfall kann Potentialbarrieren verhindert werden aus G.Gamow : Zur Quantentheorie des Atomkerns 1928 α-Zerfall ● ● Momentan sind über 200 α-aktive Kerne bekannt Haupsächlich schwere Kerne mit A>200 und Z>82 Eigenschaften der α-Strahlung ● Ablenkung in magnetischen und elektrischen Feldern ● Große Ionisierungsfähigkeit ● Kurze Reichweite ● Stellt Strom von Heliumkernen dar ( ● α-Teilchen trägt die Ladung +2e ) Zerfallsgesetz ● Betrachte N Teilchen → Wahrscheinlichkeit, dass ein Teilchen ausgesendet wird ist für alle Teilchen einer Sorte immer gleich groß −d P = dt ● Für die Anzahl der Zerfälle pro Zeiteinheit ergibt sich dN =−⋅N =−At dt ● Integration liefert N t =N 0⋅exp − t Zerfallsgesetz Zahl der instabilen Kerne N(t) über die Zeit t und Aktivität A(t) (aus W.Demtröder, Experimentalphysik 4) Halbwertszeit t 1/ 2=⋅ln 2 1 mit = Zerfallsgesetz Geiger-Nuttal-Regel (1911) (empirisch) → mit der Zerfallskonstanten λ und der Reichweite der α-Teilchen in Luft R 3 2 Mit R ~E folgt → mit a= −A B und b= 1 B Zerfallsgesetz ● ● ● A und B sind für alle Elemente einer Zerfallsreihe gleich Durch Messung der Reichweite fand man heraus, dass die α-Teilchen eine niedrigere Energie besitzen, als sie benötigen würden um das Kernpotential klassisch zu verlassen Erklärung im Gamow-Modell Gamow-Modell ● ● Idee: Im Kern bildet sich spontan ein α-Teilchen Freiwerdende Bindungsenergie regt den Kern an ● Teilchen durchtunnelt die Coulomb-Barriere ● Ansatz zur Berechnung der Zerfallskonstanten = 0⋅T wobei T die Tunnelwahrscheinlichkeit und 0 die reduzierte Zerfallskonstante darstellen Gamow-Modell ● Weiter gilt 0= ⋅S S ist die Rate, mit der das α-Teilchen im Kern auf den Potentialberg stößt. ist die Wahrscheinlichkeit, mit der sich ein α- Teilchen bildet Berechnung der Tunnelwahrscheinlichkeit ● Kastenpotential der Höhe U und Breite d WKB-Näherung: → ● −2d T ≈exp ⋅ 2m U −E ℏ Genauer Potentialverlauf unbekannt → allgemeines Potential ra −2 T ≈exp 2mV r −E dr =exp−G ℏ ∫ r i Exponent heißt Gamow-Faktor Potentialverlauf ● Annahme: Potentialberg hat die Form eines Coulomb-Potentials (verändert aus W.Demtröder, Experimentalphysik 3) Berechnung der Tunnelwahrscheinlichkeit ● Coulomb-Barriere 2 Z Z e V r = 4 0 r ● Analytische Lösung des Integrals 2 ri ri ri 2 2m Z Z e G= ⋅ ⋅arccos − [1− ] ℏ E 4 0 ra ra ra ● Somit folgt für die Geiger-Nuttal-Regel ln =ln 0−G=const 1− const 2 Z E Gamow-Modell Experimentelle Bestätigung des Gamow-Modells (aus W.Demtröder: Experimentalphysik 4) Gamow-Modell Gamow: Geradengleichung ln =Const 1Const 2⋅E Experimenteller Wert: Const 2,exp=1,02⋅10 7 Theoretisch berechneter Wert: Const 2,theor =0,7⋅10 aus G.Gamow : Zur Quantentheorie des Atomkerns 1928 7 Beispiele Beispielwerte für verschiedene Alpha-Strahler (aus W.Demtröder: Experimentalphysik 4) Vielen Dank für die Aufmerksamkeit Quellen ● http://www.fkp.unierlangen.de/mitarbeiter/schneider/ExPhys2_SS08/Kernphysik1.pdf (14.12.2010) ● https://lp.uni-goettingen.de/get/text/4942 (14.12.2010) ● Demtröder, Wolfgang: Experimentalphysik 3, 3. Auflage, Springer Verlag ● Demtröder, Wolfgang: Experimentalphysik 4, 3. Auflage, Springer Verlag ● http://hep.uni-freiburg.de/Lehre/ex5ss07/KernTeilchen.pdf (14.12.2010) ● ● ● http://homepage.univie.ac.at/harry.friedmann/Download/Kernphysik/KP_Kap 10.pdf (14.12.2010) G.Gamow: Zur Quantentheorie des Atomkerns (1928, Göttingen) C. Cohen-Tannoudji, B. Diu, F. Laloe: Quantenmechanik Band 1, 4. Auflage, de Gruyter Verlag